Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Angeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm--Zeile 3 Pfg., um Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verküündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhetm. Tages. und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen⸗ Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. XI. 35: 1200 35. Jahrgang Italien und das Mittelmeer Noch iſt nicht erſichtlich, welche Entwicklung der italie⸗ niſch⸗abeſſiniſche Konflikt nimmt. Wie er aber auch immer jetzt oder ſpäter ausgehen wird, es iſt notwendig, daß die Lage im Mittelmeer beachtet wird, denn auch hier iſt alles in Bewegung geraten und hier bahnt ſich manches an, was ſelbſt noch nicht ſichtbar geworden iſt. Wenn von den Lebensrechten Italiens die Rede iſt, ſo gilt das vor allem auch für das Mittelmeer. Als vor dem Krieg Italien der Weg zum Mittelmeer und Nordafrika durch die engliſch⸗ franzöſiſche Liga verbaut war, als auf dem Berliner Kon⸗ greß nicht Italien, ſondern Frankreich Tunis erhielt, ſchwenkte Italien auf die Seite Deutſchlands und Oeſter⸗ reichs, in der Hoffnung, mit Hilfe des Dreibundes eher ſeine kolonialen Wünſche zu erreichen. Während der Drei⸗ bundzeit vermochte Italien dann auch in Nordafrika Fuß zu faſſen. Sein Ziel Tunis blieb ihm aber verſagt. Sofort ging Italiens Intereſſe am Dreibund wieder ver⸗ loren. Selbſt mit dem Dreibund glaubte Italien keine Aus⸗ ſicht zu haben, gegen die engliſch⸗franzöſiſche Machtſtellung im Mittelmeer erfolgreich operieren zu können. Im Mit⸗ telmeer war die Beute bereits verteilt. Der italieniſche Aktivismus drängte nun, in Erkenntnis ſeiner hoffnungs⸗ doſen maritimen Politik, nach einer Betätigung auf dem Kontinent. Die Propaganda für Korſika und Malta mußte indeſſen einſtweilen zurückgedämmt werden, um nicht England und Frankreich gleich als Gegner für die Linie der Europapolitik zu haben. So drängte die italie⸗ niſche Propaganda auf Südtirol, Trieſt und auf die Küſte der Adria. So iſt ſchließlich die italieniſche Hal⸗ tung im Jahre 1915 zu erklären, wenn auch von uns nicht zu billigen. Italien hat als Kriegserfolg eine Erweiterung ſeiner Macht im Norden heimtragen können. Das iſt aber auch das einzige, was von den italieniſchen Wünſchen in Er⸗ füllung gegangen iſt. Inſofern hat Muſſolini recht. Auf den Siegesfubel des Jahres 1919 folgte ſehr bald eine tiefe Enttäuſchung, denn die Erkenntnis wuchs, daß Italiens Mittelmeerpolitik vor größeren Hinderniſſen ſtand, als ſie je vorher geſtanden hatte. Alle ſeine Pläne wurden eifer⸗ ſüchtig bewacht und iſoliert. Nicht einmal die Adria⸗ frage, die für Italien am nächſten lag, wurde in einem für Italien befriedigenden Sinne gelöſt. Wegen der Adria geriet es mit Jugoſlawien in Streit und Hader. Zwar beherrſcht Italien durch die Beſitzergreifung von Fiume die nördliche Adria, die italieniſchen Anſprüche auf die dalmatiſche Küſte haben ſich aber nicht verwirklichen laſſen, nur die kleine Inſel Saſeno und das Städtchen Zara ſind italieniſch geworden. Der Verſuch der Beſetzung don Korfu und Valona zeigte ſchon, daß Italiens Wünſche im Mittelmeer weiter gingen, zeigte aber auch, daß ſie ſich nicht verwirklichen ließen. Nicht beſſer ſtehen Italiens Chancen im öſtlichen [Nittelmeer und in Kleinaſien. die kleinaſiatiſche Küſte, Anatolien und der Kaukaſus gehören ſeit Anfang des 20. Jahrhunderts zum italieniſchen Intereſſengebiet. Das Küſtengebiet von Adala und ein beträchtlicher Strei⸗ ſſen Hinterland wurde 1915, Smyrna 1917 Italien für ſeine Kriegsteilnahme zuerkannt. Damals verfügten England und Frankreich großzügig über beide Städte, übergaben ſie bei Kriegsſchluß aber nicht Italien, ſondern Griechenland, das ſie ſpäter wieder an die Türken verlor. Wie weit die Anſprüche Italiens gingen, zeigt die Tatſache, daß 1920 in Süditalien ein Heer bereit ſtand, eine Expedition nach Georgien und Anatolien zu unternehmen. Die inneren Verhältniſſe Italiens und der Druck Rußlands zwangen aber, davon Abſtand zu nehmen. Als einziges blieb Italien von alle dieſen politiſch⸗romantiſchen Plänen der Beſitz des Dodekanes, der zwölf griechiſchen Inſeln. Dieſe betrachtet Italien heute als Brücke und militäriſchen Stützpunkt für ſeine Kleinaſienpolitik. Machtpolitiſch hat Italien alſo nicht viel erreichen können, dafür geht es jetzt auf wirtſchaftliche Eroberungen aus. Italieniſche Banken haben große Kapitalien in kleinaſiatiſchen Unternehmun⸗ igen inveſtiert. Es iſt durch die Anerkennung Sowjetruß⸗ lands gelungen, wichtige Konzeſſionen im Erdöl⸗ und Berg⸗ baugebiet dieſer vielumſtrittenen Länder ſicherzuſtellen. So tritt Italien wirtſchaftlich auch hier wieder in einen Ge⸗ genſatz zu England und Frankreich. Im ganzen zeigt dieſer Ueberblick allein ſchon, daß, wie die Dinge liegen, die italieniſchen Hoffnungen und Wün⸗ nien. che im Mittelmeer noch genau dieſelben ſind wie vorher. Sie haben ſich aber nicht verwirklichen laſſen und es be⸗ ſtand auch für die nächſte Zukunft keine Ausſicht, ſie Zu erwirklichen. In dieſem Zuſtand, der für Muſſolini keine ußenpolitiſchen Erfolge bringen konnte, blieb nichts an⸗ deres übrig, als eine Verwirklichung eines anderen gro⸗ ßen Zieles, nämlich der Gewinnung neuer Kolo⸗ So muß der Vorſtoß nach Abeſſinien verſtanden werden Und trotzdem iſt das Mittelmeer auch in dieſem afrika⸗ niſchen Streit weit mehr in den Mittelpunkt gerückt als Abeſſinien. England wußte, warum es den größten Teil feiner mächtigen Flotte im Mittelmeer zuſammenzog. Es fürchtet, wie in feſter und würdiger Form in der Unter⸗ bausausſprache von Regierungsſeite erklärt wurde, eine bewaffnete Auseinanderſetzung mit Italien nicht, möchte aber natürlich vermeiden. Im Oberhaus hat am Don⸗ nerstag Lord Strabolgi als Vertreter der Arbeiteroppoſi⸗ tion geſagt, die angebliche Gefahr für England im Mit⸗ telmeer ſei eine groteske Behauptung der Regierung. Die britiſche Flotte beſtehe aus 15 Ueber⸗Dreadnoughts, beſtückt mit Geſchützen von 15 und 16 Zoll Kaliber, denen die Ita⸗ kener nur vier veraltete Schlachtſchiffe mit Geſchützen von 12 Zoll Kaliber gegenüberſtellen könnten. Ferner habe Eng⸗ Montag, den 23. Dezember 1935 Anbeugſame Entſchloſſenheit Entſchließung des Großen Faſchiſtiſchen Rates Der Große Faſchiſtiſche Rat hielt in Rom eine Sitzung ab, die ſich über drei Stunden erſtreckte, Danach vertagte er ſich auf den 10. Januar. Nach dem über die Sitzung aus⸗ gegebenen Bericht hat der Große Faſchiſtiſche Rat„die po⸗ litiſche Lage geprüft, wie ſie ſich nach der von engliſcher Seite erfolgten Verwerfung der Pariſer Vorſchläge ergibt, die der Initiative Frankreichs zu danken ſind, und die der Große Faſchiſtiſche Rat in ſeiner Sitzung vom 18. Dezember einer eingehenden Prüfung unterzogen hatte.“ Im Verlaufe der Sitzung wurde durch Zuruf folgende Entſchließung ange⸗ nommen: „Der Große Jaſchiſtiſche Rat ſtellt feſt, daß das italie⸗ niſche Volk gegenüber der offenkundigen Desorientierung und den Widerſprüchen in der Halkung der Sankkionsländer in der ſtrengen Verteidigung des eigenen Rechts unerſchük⸗ terlich einmütig bleibt, indem es mit der Goldſpende einen machtvollen Beweis ſeines Widerſtands⸗ und Siegeswillens gibt. Er enkbietet den Soldaten und Schwarzhemden, die in Oſtafrika mutig für die Sache der Ziviliſation und für die höchſten Ziele der Sicherheit und Zukunft der Nation kämpfen, ſeinen Gruß und ſtellt feſt, daß die Aktion des faſchiſtiſchen Italien mit unbeugſamer Entſchloſſenheit für die nötige Erreichung der vom Duce für die Geſchicke des Ba⸗ terlandes vorgezeichneten Ziele fortgeſetzt wird.“ Weiter nahm der Rat von einer Erklärung Kenntnis, die vom Vorſitzenden des Reichsverbandes der italieniſchen Induſtrie, Graf Volpi, vorgelegt worden war. In dieſer Er⸗ klärung heißt es, daß die faſchiſtiſchen Verbände der In⸗ duſtrie und der Landwirtſchaft ſowie der induſtriellen und der landwirtſchaftlichen Arbeiter am Ende des erſten Monats des„Wirtſchaftskrieges“ erklären, daß der Geiſt der Diſziplin und des Widerſtandswillens der organiſierten Maſſen mit dem Andauern des vergeblichen„Erſtickungsverſuches“ wei⸗ ter zunimmt, daß ferner die italieniſchen Erzeuger unter den gegenwärtigen Umſtänden die Gelegenheit ergreifen, um eine immer größere wirtſchaftliche Unabhängigkeit vom Ausland zu verwirklichen. Neue Truppenentſendungen nach Libyen? Die Londoner Zeitung„Daily Telegraph“ veröffentlicht eine Meldung, nach der Italien die Entſendung einer weite⸗ ren mechaniſierten Diviſion nach Benghaſi an der libyſchen Küſte vorbereitet. Die augenblickliche genaue Stärke der ita⸗ lieniſchen Streitkräfte in Libyen ſei ſchwer zu berechnen. Muſſolini habe zwar vor einigen Wochen ſeine Abſicht mit⸗ geteilt, eine Diviſion aus Libyen zurückzuziehen, und es ſei auch bekannt, daß gewiſſe Einheiten zurückgezogen wurden. Aber ein klarer Beweis, daß die geſamte Diviſion Afrika verlaſſen habe, ſei niemals vorhanden geweſen. Vielmehr wiſſe man, daß mehrere hundert Motorfahr⸗ zeuge verſchiedener Typen in der Zwiſchenzeit von Italien nach Libyen geſandt worden ſeien. Die Hauptmaſſe der ita⸗ lieniſchen Streitkräfte ſei längs der ügyptiſchen Grenze ver⸗ ſammelt, und man ſage, daß ſie ungefähr dreimal ſo ſtark ſei wie die geſamten britiſchen Streitkräfte in Aegypten. Friedensplan nach italieniſcher Anſicht noch gültig? Der Pariſer„Matin“ nimmt Bezug auf eine Unterre⸗ dung, die der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval dieſer Tage mit dem italieniſchen Botſchafter Cerutti gehabt hat. Nach dem„Matin“ hat Botſchafter Cerutti Laval mitgeteilt, daß die italieniſche Regierung die Pariſer Feder ege noch als gültig betrachtet. Laval ſoll nach dem„Oeuvre“ ſeine„außerordentliche Unzufriedenheit“ über die Haltung Italiens zum Ausdruck gebracht und erklärt haben, die Hal⸗ tung Italiens werde„als unter jedem Geſichtswinkel unver⸗ ſtändlich“ angeſehen. „Rückkehr zur Ganktionspolitik“ Außenpolitiſche Rede Neville Chamberlains. Der engliſche Schatzkanzler Neville Chamberlain, der neben Eden als Kandidat für das Amt des Außenminiſters genannt wird, hielt auf ſeiner Weihnachtsreiſe in Bir⸗ mingham eine außenpolitiſche Rede, in der er erklärte, die Pariſer Friedensvorſchläge ſeien„tot und begraben“ und würden nicht mehr zum Leben erweckt werden. „Ich vermute“, ſo fuhr Neville Chamberlain dann fort, „daß für den Augenblick alle Verſuche einer friedlichen Rege · lung als beendigk betrachtet werden müſſen. Wir müſſen da⸗ her zur Sanktionspolifik zurückkehren. Ich verkraue darauf, 15 die Bölkerbundsſtaaten zeigen werden, daß ſie ewillt ind, ſich in Bereitſchaft zu ſetzen, um jedem Angriff Wider⸗ tand zu leiſten, der gegen irgendeinen Völkerbundsſtaat un⸗ ternommen werden könnte.“ 8 land 51 Kreuzer gegen 24 ttalieniſche und ſechs Flugzeug⸗ 5 5 gegen einen italieniſchen Flugzeugträger. Den italieniſchen Zerſtörern habe England 161 Zerſtörer gegen⸗ überzuſtellen. f Die Entwicklung im Mittelmeer iſt nicht zu Ende. Es darf nicht vergeſſen werden, daß durch das Mittelmeer der engliſche Seeweg nach Indien geht. Die Reibungsflächen im Mittelmeer ſind groß. Der Kampf um den Einfluß im Mit⸗ telmeer wird in den nächſten Jahren in ein entſcheidende⸗ Stadium treten. i 5 Die Rede des Schatzkanzlers klang in der Forderung aus, daß England mit Macht aufrüſten müſſe, um ſeine kol⸗ lektiven Sicherheitsverpflichtungen erfüllen zu können. In dieſem Zuſammenhange ſagte er u. a.: Welche Art von Druck auch der Völkerbund in Zukunft auf einen Angreifer ausüben mag— das letzte Hilfsmittel und die Tatſache, die den Ausſchlag gibt, iſt die Tatſache der Gewalt, und nichts anderes. Solange ein Angreifer nicht überzeugt iſt, daß ihm eine Gewalt gegenüberſteht, die zu groß iſt, als daß er ihr Widerſtand leiſten könnte, ſolange wird es niemals irgend⸗ eine Sicherheit geben. Eden Nachfolger Hoares Die Neubeſetzung des engliſchen Außenminiſteriums. London, 23. Dezember. Wie amtlich bekanntgegeben wird, iſt der bisherige Völ⸗ kerbundsminiſter Eden als Nachfolger Sir Samuel Hoares zum Außenminiſter ernannt worden. Der Poſten eines Völkerbundsminiſters wird nicht neu beſetzt werden. Anthony Eden, der am 12. Juni 1897 geboren wurde, ſtudierte in Eton und Oxford, wo er ſeine Schulprüfungen in orientaliſchen Sprachen mit Auszeichnung ablegte. Seine Studienzeit wurde durch den Weltkrieg unterbrochen. Mit 18 Jahren zog er ins Feld und kämpfte in Flandern und an der franzöſiſchen Front mit Auszeichnungen. 1923 wurde Eden als konſervakiver Abgeordneter für Warwick in das Unterhaus gewählt. Seine politiſche Laufbahn begann der neue Außenminiſter im Jahre 1924 als parlamentariſcher Privatſekretär des Unterſtaatsſekretärs im Innenminiſterium. Von 1926 bis 1929 war er parlamentariſcher Privatſekretär des damaligen Außenminiſters Sir Auſten Chamberlain. Der erſten nationalen Konzentrationsregierung, die im Auguſt 1931 gebildet wurde, gehörte er als Unterſtaatsſekretär im Außenamt an. In dieſer Eigenſchaft vertrat er den damaligen Außenminiſter Sir John Simon mehrfach in Genf beim Völkerbund. um ihm die Möglichkeit zu geben, ſeine geſamte Tätigkeit auf Völkerbundsfragen zu konzentrieren, wurde er im Jahre 1934 zum Lordſiegelbewahrer ernannt. Im Juni 1935 erhielt er Kabinettsrang und den Titel eines Völker⸗ bundsminiſters. g Miniſter Eden beſchäftigte ſich beſonders mit Abrü⸗ ſtungsfragen und unternahm im Auftrag der engliſchen Regierung mehrfach Reiſen nach den wichtigſten europäiſchen Hauptſtädten. Im März 1935 beſuchte er gemeinſam mit Simon Berlin. In der letzten Zeit trat Eden beſonders bei den Verhandlungen über den ikalieniſch⸗abeſſiniſchen Kon⸗ 1 und vertrat in Genf die britiſche Völkerbunds⸗ politik. Makalle zurückerobert? Aus abeſſiniſcher Quelle werden Nachrichten über das Jorkſchreiten der Offenſive an der Nordfronk verbreikel. Da⸗ nach ſollen Teile der Heeresgruppe des Ras Seyoum mit größeren Truppenabteilungen die Stadt Makalle und die umliegenden Gebiete zurückerobert haben. Eine Nachprüfung dieſer Meldung geſtaltete ſich überaus ſchwierig. Nach einer Meldung aus Asmara kam es in den letzten Tagen auf der Hochebene von Tembien ſüdlich von Dibbi Addi zu Kämpfen, in deren Verlauf eine Gruppe von Abeſſi⸗ niern ausgehoben und vernichtet wurde. Die Verluſte der Abeſſinier ſind ſehr ſtark. Auf italieniſcher Seite fielen ein Unteroffizier und ein Askari. 15 Soldaten wurden verwun⸗ det. Zur gleichen Zeit wurden am Takazze⸗Fluß abeſſiniſche Reiter von Bombenflugzeugen beſchoſſen. Es ſcheint ſich um verſprengte Reſte abeſſiniſcher Truppen zu handeln. Aus Somali wird die Unterwerfung faſt ſämklicher Häuptlinge Ogadens gemeldet, deren Truppen in die irregu⸗ läre Eingeborenenarmee eingereiht wurden. Die abeſſiniſchen Siegesmeldungen Erbitterte Nahkämpfe bei Enda Silaſi. Addis Abeba, 22. Dezember. Von abeſſiniſcher Seite werden weitere Einzelheilen über den Verlauf der bereits gemeldeten Kämpfe an der Nordfront im Schire⸗Gebiet verbreitet. Danach handelt es ſich um eine Schlacht in der Nähe von Degaſchah und Enda Silaſi, ungefähr 50 Kilometer weſtlich von Akſum. Nach den in Addis Abeba vorliegenden Berichten haben an den Kämpfen zunächſt auch 1 Flieger keilgenommen. Dieſe ſollen jedoch bald nach Beginn des Gefechts nur noch eine beobachtende Rolle geſpielt haben. da ſich die Gefechts ⸗ handlungen zu erbitterten Nahkämpfen entwickelten. Die Abeſſinier berichten, daß es ihnen gelungen ſei, die italieniſchen Stellungen bei Degaſchah zu nehmen. So⸗ dann hätten ſie zu einem zweiten Angriff gegen die ſtark befeſtigten und von den Italienern 5 5 erbittert verteidigten Stellungen. bei Enda Silaſi angeſetzt. Im Verlauf dieſer zweitägigen Kämpfe ſollen ungefähr 150 Mann und einige zwanzig Of⸗ fiziere von den weißen Truppen und über 200 eingeborene Askaris gefallen ſein. Die Abeſſinier behaupten ferner, außer den bereits gemeldeten 10 Tanks und 28 Maſchinen⸗ ewehren noch weitere 17 Tanks und 50 Maſchinengewehre owie eine große Anzahl von Gewehren und einige tauſend Schuß Munition erbeutet zu haben. Nach einer amtlichen Meldung ſoll die Verluſtziffer der abeſſiniſchen Truppen erheblich unter der Zahl der auf italieniſcher Seite Gefallenen liegen. Die Volksweihnachtsfeier Ueber fünf Millionen Kinder im ganzen Reich verſammelt. Berlin, 23. Dezember. Zei der Volksweihnachtsfeier des Winterhilfswerkes am Sonntag wandte ſich Reichsminiſter Dr. Goebbels in einer Rede, die von Berlin aus durch den Rundfunk über⸗ tragen wurde, an die 5 200 000 Kinder, die mit ihren El⸗ tern zu 30 000 Weihnachtsfeiern zuſammengerufen worden waren. Dieſe Stunde ſolle allen deutſchen Kindern, auch den ärmſten und bedürftigſten, ein weihnachtliches und hei⸗ matliches Gefühl geben und ihnen einen Abglanz vermit⸗ teln von dieſem Feſt, das das deutſcheſte unter allen Feſten genannt werden kann. Es ſei ein chriſtliches Feſt; aber da⸗ durch, daß wir ihm einen ſo tiefen und innerlichen Sinn gäben, auch im wahrſten Sinne des Wortes ein national⸗ ſozialiſtiſches Feſt« Den im Hinblick auf den großen Gedan⸗ ken der Gemeinſchaft, der das ganze deutſche Volk ver⸗ binde, habe das Gebot der Nächſtenliebe einen neuen und überraſchenden Inhalt bekommen.„Gewiß,“ ſo meinte der Miniſter,„wir feiern ein deutſches Feſt mit der ganzen Innerlichkeit, deren un⸗ ſere große Volksſeele fähig iſt. Wir beſcheiden uns nicht mit billigen Redensarten und ſentimentalen Gefühlsanwandlun⸗ gen. Wir legen Hand an, lindern Not und helfen Sorgen überwinden im Sinne eines praktiſchen Chriſtentums, das mit dem von uns geprägten Begriff eines Sozialismus der Tat vollkommen übereinſtimmt.“ Die Stunde, die jetzt feſtlich begangen werde, habe gar nichts mehr mit Almoſengeſinnung und Wohltätigkeit zu tun. Sie ſei für die Regierung und die Partei, die das Volk führt, nur die Abſtakkung einer ſelbſtverſtändlichen Dankespflicht. Der Miniſter malte anſchaulich aus, wie nun in ganz Deutſchland die Kinder um den Weihnachtsbaum verſam⸗ melt ſeien. Sie ſäßen in den hellerleuchteten Sälen der Großſtädte, in einſam liegenden Schulräumen und Wirts⸗ lokalen auf frieſiſchen Inſeln, im weiten Maſurenland, in verſchneiten Schwarzwalddörfern oder in bayeriſchen Marktflecken. Ueberall aber ſei es dasſelbe Bild: Mit roten Wangen und glänzenden Augen warteten ſie auf die er⸗ ſehnte Stunde, daß der Weihnachtsmann komme und auch ihnen aus ſeinem vollgefüllten Gabenſchatz ihr Chriſtkind bringe. Die Kinder aber all der vielen Millionen Eltern, denen es die Gunſt des Schickſals geſtatte, ihnen ein per⸗ ſönliches und manchmal auch reiches Weihnachtsfeſt im Kreiſe einer glücklichen Familie zu beſcheren, mögen dabei niemals vergeſſen, daß es in Deutſchland faſt ebenſo viele Millionen Kinder gebe, für die dieſe Weihnachtsſtunde hier die einzige Feſtesfreude ſei. Daß dieſe Kinder darum nicht weniger wert ſeien, ſon⸗ dern daß ſie wie wir alle unſerem deutſchen Volke angehör⸗ ten und wir ſie deshalb mit um ſo größerer Liebe und Fürſorge umgeben müßten, weil das Schickſal es nicht übermäßig gut mit ihnen gemeint habe. In dem Dankgefühl, das alle erfülle, ſo ſchloß der Mi⸗ niſter, ſchwinge die innigſte Bitte an das Schickſal mit, daß es Führer, Volk und Reich weiterhin in ſeine gnädige Ob⸗ hut nehme. Daß es dem deutſchen Volke aber vor allem das köſtlichſte Gut bewahren möge, das dem Menſchen ſchon in der Weihnachtsbotſchaft verkündet wurde, den Frieden auf Erden. 5 Verordnung des Reichsinnenminiſters Die Unkerſtützung der Angehörigen der Wehr⸗ und Arbeits- dienſtpflichtigen. Amtlich wird mitgeteilt: Die bereits angekündigte Ver⸗ ordnung des Reichsminiſters des Innern über die Unter⸗ ſtützung der Angehörigen der zur Erfüllung der aktiven Der ſahte Junker von Rothenburg Roman von Paul Hain. Nachdruck verbeten 53 Sechs unddreißigſtes Kapitel. Sie ritten durchs Rödertor. Dicht drängte ſich die jubelnde Menge der Bürger, die ſchon lange von den Mauern der Stadt aus bemerkt hat⸗ ten, wie der Kampf plötzlich, kaum begonnen, eingeſtellt worden war, und daß etwas Beſonderes vorgefallen ſein mußte. Wie ein Lauffeuer verbreitete ſich die Kunde von des neuen Königs Krönung und von ſeinem Erlaß, von der Flucht Walters von Levetzing, von der Einſetzung Jörgs in ſeine Rechte. 8 Der konnte ſich nur mühſam einen Weg durch die freudig erregte Menge bahnen. Verwundert blickten die Leute auf den Benediktinermönch, der neben ihm ritt. „Er iſt es, der den Junker einſt vom Tode gerettet, der ihn geſundgepflegt hat,“ ging es durch die Reihen. Sim⸗ mern mußte wohl unterwegs ſchon allerlei erzählt haben, und ſchnell war auch die Menge davon unterrichtet. Heute zu dieſer Stunde, da jedes Herz voll war von Fröhlich⸗ keit und jeder Mund leicht überfloß— gab es keine Ge⸗ heimniſſe. In der Ferne ragte die Burg Levetzing auf. Jörgs Blick grüßte den alten Bau von weitem. N 1 5— bald zieh ich in deine Mauern ein,“ dachte er roh. 5 Aber vorerſt ging es zu des Phyſikus Haus, wo Bär⸗ bele ſeiner wartete. s Lachend wandte er ſich an Euſebius. „Gleich ſind wir da, Bruder.“ Dem ſchlug das Herz laut unter der ſtaubigen Kutte. Da tauchte ſchon das Haus am Wall auf. Romantiſch um⸗ ſponnen von wildem Wein und blühenden Kletterroſen. „Davor ſtand der Phyſikus. Und neben ihm Bärbele in ihrem weißen Kleide, das ſie faſt wie ein kleines Mädchen erſcheinen ließ, und auf ihrem Geſicht war der Widerſchein dieſes Abends, ein Abglanz des Himmels, der Glanz ihrer jungen, jubelnden Seele. eit breitete ſie die Arme aus und flog dem Geliebten entgegen. Er hatte kaum noch Zeit, vom Pferde zu. gen und ſie b ee Ganz zart umfaßte er ſie, damit er ſie nicht in ſeiner„eiſernen“ Umarmung zerbreche. Mädel— Herzensmädel—!“ a War ein ſtürmendes Jauchzen in ſeiner Stimme War aller Jubel, alle Seligkeit, alle jauchzende Luſt der Welt in ſeinem Herzen. f f „Vöglein, kleines— aus iſt's mit dem Streit! Der König Ruprecht hat uns geholfen. Uns gehört die Burg Dienſtpflicht einberufenen Wehrpflichtigen und der einberu⸗ fenen Arbeitsdienſtpflichtigen nebſt Durchführungsvorſchrif⸗ ten iſt am 19. Dezember erlaſſen worden. Die Familienunterſtützung hat nicht den Charakter der öffentlichen Fürſorge und iſt daher nicht zurückzuerſtatten. Sie wird von den Stadt- und Landkreiſen auf Koſten des Reiches als ſtaatliche Aufgabe durchgeführt. Anterſtützungs⸗ berechligt ſind die nach bürgerlichem Recht unkerhaltsberech⸗ tigten Angehörigen des Einberufenen(Ehefrau, eheliche und für ehelich erklärte Kinder, Verwandte der aufſteigenden Linie), Stief und Pflegekinder, wenn der Einberufene bis zur Einberufung ganz oder überwiegend der Ernährer ge⸗ weſen iſt, ferner uneheliche Kinder, wenn der Einberufene ſeine Baterſchaft anerkannt hat oder wenn ſeine Ankerhalts⸗ pflicht gerichtlich feſtgeſtellt iſt. Die Unterſtützung wird durch den Stadt⸗ oder Landkreis gezahlt, in deſſen Gebiet der unterſtützungsberechtigte Ange⸗ hörige wohnt oder ſich nicht nur vorübergehend aufhält. Der Antrag kann bei dieſem Stadt⸗ oder Landkreis oder bei dem Bür⸗ germeiſter der Aufenthaltsgemeinde geſtellt werden. Beizu⸗ fügen iſt eine Beſcheinigung des Truppen⸗(Marine⸗)teils oder der Arbeitsdienſtabteilung über die erfolgte Einſtellung, der Mietvertrag und ein Nachweis, daß der Antragſteller zu den genannten Angehörigen des Einberufenen gehört. Die Unterſtützung iſt ſo bemeſſen, daß ſie zur Sicherung des notwendigen Lebensbedarfs ausreicht. Dabei wird auf die bisherigen Lebensverhältniſſe Rückſicht genommen. Neben der richtſatzmäßigen Unterſtützung werden, ſoweit erforder⸗ lich, Mietbeihilfen gewährt. Eigenes Einkommen des Unterſtützungsberechtigten wird grundſätzlich angerechnet. Außer Anſatz bleiben jedoch ein Teil des Arbeitsverdienſtes, heſtimmte Bezüge der Kriegsbeſchädigten, Ehrenſolde und Ehrenunterſtützungen der NSDAP., Leiſtungen der Wochen⸗ hilfe u. a. Die Anterhaltspflicht der Verwandten geht der Fa⸗ milienunterſtützung vor. Von Mitgliedern einer Familien- gemeinſchaft(Haushaltsgemeinſchaft) wird darüber hinaus erwartet, daß ſie das Aufbauwerk des Führers an der Wehr⸗ macht und dem Arbeitsdienſt auch ihrerſeits dadurch för⸗ dern, daß ſie im Rahmen des ihnen Jumutbaren und nach Maßgabe der verfügbaren Mittel und Kräfte die in ihrer Haushaltsgemeinſchaft lebenden Angehörigen der Einberufe⸗ nen unterſtützen. Ein deutſcher Auslandspionier Der älteſte Landesgruppenleiter der N DAP. kehrt in die Heimat zurück. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, hat an den bisherigen Landesgruppenleiter der NSDAP. für die Südafrikaniſche Union, Profeſſor Dr. Her⸗ mann Bohle, der nach faſt vier Jahrzehnten Auslandsaufent⸗ halt endgültig in die Heimat zurückkehrt, folgendes Tele⸗ gramm gerichtet: „Dem älteſten Landesgruppenleiter der NS DAP. zur Rückkehr von ſchwerem Poſten in die deutſche Heimat ein herzliches Willkommen. Heil Hitler! gez. Rudolf Heß.“ Profeſſor Bohle war ſeit 1906 ununterbrochen Profeſſor an der Univerſität Kapſtadt. Beim Ausbruch des Weltkrieges organiſierte er den Deutſchen und Oeſterreichiſchen Hilfs⸗ verein zur Unterſtützung der Frauen und Kinder der deut⸗ ſchen Männer, die interniert wurden. Im April 1932 gründete er den Stützpunkt Kapftadt der NSDAP. Im Juni 1932 wurde er zum Landesgruppenleiter für die Südafrikaniſche Union ernannt und hat dieſes Amt bis zu ſeinem Fortgang vor wenigen Wochen innegehabt. Bei ſeinem Abſchied von Kapſtadt wurde Profeſſor Bohle im Auftrage der deutſchen Geſandtſchaft in Pretoria das Verdienſtkreuz des Ehren⸗ zeichens des Deutſchen Roten Kreuzes überreicht. da oben— und du, Bärbele, Himmelswölklein, wirſt nun meine kleine Burgfrau werden, wie es dir beſtimmt war von Anbeginn an. Deine Roſe hat mir wieder Glück ge⸗ bracht, Mädel. Deine Roſe und dein Abſchiedskuß.“ Er hob ſie heftig in ſeine Arme, daß ſie nun wirklich wie ein Wölklein zu ſchweben vermeinte. „Jörg— du Wilder— du—Starker—“ Er lachte laut. „Für dich heb' ich die Welt aus den Angeln, Herzens⸗ mädel, liebes! Wie dein Geſicht leuchtet, wie deine Augen ſtrahlen— und dein Mund iſt ſo rot wie der Klatſchmohn am Wege! Wo kommſt du her, Mädel— aus dem Him⸗ mel? Aus den Roſenblüten? Aus dem Traumland?“ „Jörg— du ſprichſt ja wie ein Dichter! Jörg— du machſt mich ganz toll mit deinen Worten. Laß mich her⸗ unter, du—“ Der Helm war ihm vom Kopfe gefallen. Sie zauſte mit ihren kleinen, ſchwachen, zärtlichen Händen in ſeinem ar. 5„Wilder Bär— lieber Bär— liebſter, allerliebſter ar— Da ſtellte er ſie ſacht auf die Füße. Euſebius war zurückgetreten— mit glühenden Augen ſah er auf das holde Mädchenbild, und das Blut ſtrömte ihm heiß zu Herzen. Mit ungeheurer Kraft mußte er ſich zurückhalten, um nicht auf ſie zuzuſtürzen und ſie in die Arme zu reißen—„Kind, mein Kind— mein wieder gefundenes Bärbele! Schauſt aus wie die Mutter, da einen a lang mir das Glück blühte, das mir verboten war!“ Da bemerkte ſie ihn. Tiefe Glut überzog ihr Geſicht. Ein Mönch!— Ein gütiges Lächeln ſpielte über ſein Antlitz. Jörg rief t be J 8 iſt der Bruder Euſebius— Bärbele. Mein Ret⸗ ter. Ich erzählte dir von ihm. Sehnſucht, Angſt um unſer Wohlergehen hat ihn aus ſeiner ſtillen Klauſe hierherge⸗ trieben— der liebe Menſch!“ Bärbele trat raſch auf ihn zu. „Verzeiht, frommer Bruder, daß ich Euch nicht grüßte — ich dank' Euch ja ſo viel—“ Lachend ſagte Jörg: 5 „Bei der allerheiligſten Jungfrau— jetzt hab' ich zum erſtenmal ein Verſprechen nicht gehalten. Euſebius— Ihr ſollet den erſten Kuß erhalten— Ihr habt ihn wahrlich verdient— und nun— müßt Ihr Euch mit dem zweiten begnügen— ö g 5 Euſehius lachte— und ſeine Stimme zitterte ein wenig: „Es iſt leider auch nicht der zweite. So etwa der drei⸗ ßigſte 1 85 es ſein—“ N 1 Habt Ihr ſo gut aufgepaßt?“ N N 8 Da hatte Bärbele ſchon, ehe es ſich au ie verſah, die Arme leicht auf ſeine Schultern gelegt und ihm auf die Lippen gehaucht. einen Kuß Die Ausweiſung der Heimattreuen Empfang in Aachen. Die vier aus Belgien ausgewieſenen Heimattreuen aus Eupen⸗Malmedy— Joſef Dehottay, Peter Dehottay, Hein⸗ rich Dehottay und Paul Foxius— ſind jetzt von der bel⸗ giſchen Gendarmerie über die deutſche Grenze gebracht wor⸗ den, und zwar entgegen ihrem Wunſch, an der Grenzüber⸗ gangsſtelle Koepfchen über die Grenze gebracht zu werden, an vier räumlich weit auseinanderliegenden Punkten. Nach dem Grenzübertritt ſetzten ſich die Ausgewieſenen mit der Aachener Regierung in Verbindung und wurden darauf mit Kraftwagen nach Aachen geholt, wo ſie von den Behörden empfangen wurden. Dem Empfang wohnte als Vertreter des in Berlin weilenden Regierungspräſidenten Reeder Ge⸗ heimrat von Einern bei. Die Beamten begrüßten die Aus⸗ gewieſenen auf deutſchem Boden und nahmen in zwangloſer Unterhaltung einen Bericht über die Ausweiſung entgegen. Die altbelgiſche Preſſe ſchweigt ſich über die durch die Ausweiſung geſchaffene Lage aus. Ueber die Erregung, die in Deutſchland wegen dieſes, die deutſch⸗belgiſchen Beziehun⸗ gen ſchwer berührenden Schlages gegen die heimattreue Be⸗ völkerung hervorgerufen worden iſt, erfährt die belgiſche Oef⸗ fentlichkeit ebenſowenig etwas wie über den Proteſt, den die Reichsregierung in Brüſſel eingelegt hat. Bemerkenswert iſt dagegen die Haltung der heimattreuen Preſſe. So wid⸗ met die„Eupener Zeitung“ den Ausgewieſenen herzliche Worte des Abſchieds und äußert ſich anerkennend über die Opfer, die ſie der Heimat gebracht haben. Bedauerlicherweiſe trage gerade die katholiſche Partei, alſo die Glaubensgefähr⸗ ten der Ausgewieſenen, die Verantwortung für die ſchmerz⸗ lichen Ereigniſſe. Das Blatt ſchreibt dann noch:„Für die vier Vertriebenen iſt der Malmedyer Boden die Stätte, an der ſie geboren wurden, wo ſie aufwuchſen; dort liegen ihre Lieben begraben, an deren Gräbern ſie für die Folge nicht einmal mehr beten können; tauſendfache Bande verknüpfen ſie mit dieſer Erde, mit einem Wort, ſie werden losgeriſſen von ihrer Heimat, mit der ſie mit allen Faſern des Herzens verbunden ſind. Die ganze heimattreue Bevölkerung fühlt jedenfalls mit ihnen und empfindet ihr Geſchick als das eigene.“ Kurzmeldungen Vor kurzem fand in Erlangen die Gründungsverſamm⸗ lung der Deutſchen Geſellſchaft für Raſſenhygiene ſtatt. Uni⸗ verſitätsprofeſſor Dr. Pratje wertete die hohe Bedeutung der Nürnberger Geſetze und betonte, daß die Säuberung und Reinigung des deutſchen Volkes, wie ihn die Raſſenhygiene anſtrebe, noch in den Anfängen ſtehe. Das Prager Abgeordnetenhaus hat einſtimmig ein Ge⸗ ſetz verabſchiedet, das die Ueberlaſſung des Schloſſes Lany an den erſten Präſidenten Maſaryk und die Weiterzahlung des Präſidentengehaltes vorſieht. Der italieniſche Propagandaminiſter Graf Ciano, der Schwiegerſohn Muſſolinis, der als Fliegeroffizier an der Eritrea⸗Front weilte und ſich jetzt auf der Rückreiſe nach Italien befindet, iſt zum Mitglied des Großen Faſchiſtiſchen Rates ernannt worden. 0 Ambildung der jugoſlawiſchen Reglerung Belgrad, 23. Dez. Das Kabinett Stojadinowilſch wurde umgebildel. In der Nacht auf Sonntag waren die Miniſter für öffentliche Arbeiten Popitſch und der Miniſter für So⸗ zialpolitik und Sport Komnenowitſch zurückgetreten. An ihrer Stelle wurden die früheren Miniſter Zwetkowitſch und Koſchultſch ernannt. Die kKabinektsumbildung wurde durch einen Vorſtoß des Hauptausſchuſſes der ſerbiſch⸗radi⸗ kalen Partei veranlaßt. Die Radikalen waren ſeit längerer Zeit mii der Politil des Miniſtervrüſidenten unzufrſeden. Die partelmäßige Grundlage der Regierung iſt damit ver⸗ ſchmälert. „Gott wird's Euch nicht zur Sünde anrechnen, Br nicht wahr?“ Ein verklärter Schimmer überzog ſein Geſicht. „Ich glaube nein,“ lächelte er beglückt. Sie blickte ihm tief in die Augen. And leiſe flüſterte ſie: „Ihr blickt ſo gut— ſo muß wohl der Herrgott im F auf die Welt herunterſchauen, wenn alles fried⸗ ich iſt!“— „Nun aber hinein ins Haus,“ ſagte Jörg.— An dieſem Tag war Rothenburg bis tief in die Nacht hinein auf den Beinen. In den Wirtshäuſern, auf den Straßen, vor den Mauern— überall herrſchte Luſt, Freude, Sommerſeligkeit. Einſam ragte nur die Levetzingburg in den ſternenklaren Himmel— aller Troß, alles Geſinde da⸗ rin hatte die Burg verlaſſen, als die Flucht Graf Walters 1 wurde. Hatte ſo mancher etwas auf dem Ge⸗ wiſſen.— In dem kleinen Garten hinter des Phyſikus Haus ſaßen Jörg und Bärbele Hand in Hand. Verſunken in ihr Glück, in die tiefe Feierlichkeit dieſer Stunde. Und die Roſen dufteten und dufteten, und war ein Segen über der ganzen Welt. „Morgen wird uns Bruder Euſebius trauen,“ flüſterte Jörg.„Die Stadt weiß es ſchon. Nicht einen Tag wart' ich länger.“ Still lehnte Bärbele an ſeiner Schulter. „Ich muß an dem frommen Bruder denken, Jörg. Er kommt von weit her. Er geht ſo ſtill umher.“ g „Er muß viel Leid getragen haben. Ich hab' ihn nie gefragt. Wo iſt er jetzt?“ „Der Phyſikus hat ihm das kleine Zimmer neben dem meinen gegeben. Wird wohl ſchon zur Ruhe gegangen ſein. Ich, Jörg— mir iſt ſo wohl zumute— als hätt' ich Flügel — ſo leicht. Morgen, Jörg— morgen—“ „Der ſchönſte Tag deines Lebens— meines Lebens, Bärbele! Und dann hinauf zu unſerer Burg. Der alte Simmern ſoll unſer Burgvogt werden, und die alte Schaff⸗ nerin wird wieder hinaufkommen. Und du wirſt die lie⸗ ben, alten Räume haben, die einſt meine Mutter bewohnte. So bekommt die Kemenate endlich ihre neue Herrin— keine beſſere hätte ich mir wünſchen können.“ Eng ſchmiegte ſie ſich in ſeine Arme. 1— Friede wird ſein,“ flüſterte ſie innig. „Bärbele—“ Und die Roſen dufteten und dufteten, und war ein Segen in der ganzen Welt.— Es war ſpät, als ſie ſich trennten. Jörg ſchlief am Spi⸗ taltor, in der alten Wachſtube. Am nächſten Morgen woll⸗ ten Ulrich Wozzek und Simmern mit einem großen 9 von Knechten und Mägden auf die Burg reiten und dem Rechten ſehen. Bärbele begab ſich leiſe in ihre Stube. Ihr Ge träumtheit. Morgen! uder, ſicht war noch immer voll holder, ſeliger Ver⸗ wo! Bel fin bür We Ger Zu Ste trei Sol Rei We And Stu bun här vert daß Pol gliel des tätig Glie Dop alſo Ante 192 und merc Abze durch ſchleie „ allangen, scheiterten. 7. eee 85 Der, Soldatenbund“ des neuen Heeres Bundesführer General a. D. Frhr. Seutter von Lötzen. Berlin, 23. Dezember. Mit Einverſtändnis des Führers und Reichskanzlers hat der Reichskriegsminiſter den Oberbefehlshaber des Heeres beauftragt, einen„Soldatenbund“ des neuen Heeres zu bilden. In dieſem Bunde ſollen alle ſeit dem 1. Januar 1921 aus dem Reichsheer oder neuen Heer allsgeſchiedenen und die in Zukunft ausſcheidenden Soldaten, die ſich ihm frei⸗ willig anſchließen wollen, zuſammengefaßt werden. Damit iſt neben dem NS Deutſchen Marinebund, in deſſen Kameradſchaften die aus der Kriegsmarine entlaſſenen Soldaten auch weiterhin ihren Zuſammenſchluß finden, und neben die Luftwaffen⸗Reſerve, in die die aus der Luftwaffe ausſcheidenden Soldaten überführt werden, die entſprechende, bisher noch fehlende Organiſation für das Heer getreten. Zugleich iſt durch Schließung dieſer Lücke auch die im Intereſſe reibungsloſer Zuſammenarbeit liegende klare Abgrenzung der Arbeitsgebiete feſtgelegt worden: Im neuen„Soldatenbund“ werden in Zukunft die Belange der Reſerviſten des neuen Heeres ihre Vertretung finden, im„Kyffhäuſerbund“ und den übrigen Soldaten⸗ bünden diejenigen der ehemaligen Angehörigen der alten Wehrmacht. Zum Bundesführer hat der Reichskriegsminiſter den General der Infanterie a. D. Freiherr Seutter von Obtzen, zu deſſen Stellvertreter den Gauleiter, Oberpräſidenten und Staatsrat Schwede⸗Koburg, Bundespräſidenten des„Reichs⸗ treubundes“, ernannt. Zweck des„Soldatenbundes“ iſt es, an den entlaſſenen Soldaten die Aufgabe fortzuführen, die der Führer und Neichskanzler im Herbſt ds. Is. in Nürnberg der aktiven Wehrmacht geſtellt hat:„Ihre Angehörigen zu zuverläſſigen und anſtändigen Volksgenoſſen zu erziehen, die ſich in der Stunde der Not und Gefahr in Treue mit der Nation ver⸗ bunden fühlen, und die, wenn je das Schickſal ſie vor die härteſte Probe ſtellen ſollte, tapfer die Freiheit ihres Volkes verteidigen.“ Daneben will der„Soldatenbund“ ſeine Mit⸗ glieder in lebendiger Kameradſchaft mit der aktiven Truppe halten. Er will ferner ſeinen Mitgliedern praktiſche Hilfe angedeihen laſſen, indem er die nach ehrenvoller Dienſtzeit ausſcheidenden Soldaten, insbeſondere die Verſorgungsan⸗ wärter, beim Uebergang in einen bürgerlichen Beruf unter⸗ ſtützt. Zu dieſem Zweck wird der„Reichstreubund“ in den„Soldatenbund“ ein gegliedert. Wie das Heer und die übrigen Wehrmachtsteile, ſo ſteht auch der„Soldatenbund“ auf dem Boden nationalſozialiſti⸗ ſcher Weltanſchauung. Treue zum Führer, dem Schöpfer und Oberſten Befehlshaber der neuen Wehrmacht, und ſoldatiſcher Gehorſam beſtimmen ſeine Grundhaltung. Seinem Weſen und Zweck entſprechend und dem Willen des Führers fol⸗ gend, iſt der„Soldatenbund“ eine u npolitiſche Ver⸗ einigung. Daher gilt für die Betätigung der Mitglieder im Bunde der gleiche Grundſatz wie im Heer: daß der Soldat ſeinem Vaterland zu dienen, aber keine Politik zu treiben hat. Außerhalb des Bundes iſt jedes Mit⸗ glied in ſeiner ſtaatsbürgerlichen Betätigung frei. Mitglieder des Bundes, die ſich aktiv politiſch oder weltanſchaulich be⸗ tätigen wollen, können und ſollten daher außerdem den Gliederungen der Partei, z. B. SA oder SS, beitreten. Doppelmitgliedſchaft zu ihnen und dem„Soldatenbund“ iſt alſo zuläſſig.. Mitglied des Bundes kann jeder Soldat(Offizier, Anteroffizier oder Mann) werden, der ſeit dem 1. Januar 1921 im Reichsheer oder neuen Heer gedient oder geübt hat und in Ehren ausgeſchieden iſt. Die Mitglieder des„Soldatenbundes“ werden in„Ka⸗ meradſchaften“ zuſammengefaßt. Sie erhalten ein beſonderes Abzeichen. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt 0.50 Mark. Abtretung eines Waffenwerkes Die e ene Suhl werden eine gemeinnützige tiftung. Die im Waffenzentrum Deutſchlands gelegenen„Berlin⸗ Suhler Waffen⸗ und Fahrzeugwerke“, bisher„Simſon und Co.“, Suhl in Thüringen, eine der wichtigſten und größten Anternehmungen dieſer Art, ſind bis zur endgültigen Durch⸗ führung der geplanten Maßnahmen durch notariellen Ver⸗ trag von dem Gauleiter und Reichsſtatthalter von Thüringen, Sauckel, übernommen worden. Es iſt vorgeſehen, daß die Werke im Rahmen einer gemeinnützigen Stiftung fortgeführt werden. Dieſe Stiftung wird der Reichsſtatthalter gemeinſam mit dem Reichskriegsminiſter dem Führer und Reichskanzler zur Verfügung ſtellen. Der Führer und Reichskanzler hat dieſen Plan bereits grundſätzlich genehmigt und den Gau⸗ 1 und Reichsſtatthalter mit deſſen Ausarbeitung beauf⸗ ragt. Die Inhaber der früheren Firma, Simſon und Co., waren die der internationalen Hochfinanz angehörige jüdiſche Familie Simſon. Sie konnten, wie das Deutſche Nachrichten⸗ büro ſchreibt, während der Syſtemzeit in geradezu unfaß⸗ barer Weiſe Rieſengewinne auf Koſten der Steuerzahler mühelos erzielen, nachdem ſie durch die Entente auf Grund des Verſailler Diktats einen Monopolvertrag für gewiſſe Reichsaufträge erhalten hatten. Sie haben dieſes Monopol in rückſichtsloſer Weiſe ausgenutzt. Staatliche Prüfungsstellen und insbeſondere die vom Wirt⸗ ſchaftsbeauftragten des Führers, Keppler, eingeſetzte Deutſche Reviſions⸗ und Treuhand⸗Acd haben vertragswidrige Ueber⸗ gewinne von vielen Millionen feſtgeſtellt, obwohl man ver⸗ ſucht hatte, dieſe durch eine undurchſichtige Buchführung und durch die Vernichtung von Kalkulationsunterlagen zu ver⸗ ſchleiern. Obwohl auf der einen Seite unzuläſſige Ueber⸗ gewinne erzielt waren, wurden auf der anderen Seite bei der früheren Firma Simſon und Co. die niedrigſten Löhne gezahlt. Auch war für die primitioſten ſanitären Einrich⸗ tungen und für eigentlich ſelbſtverſtändliche ſoziale Zwecke nie Geld vorhanden. Bereits Anfang 1934 hatte die Familie Simſon in Erkenntnis der Unmöglichkeit, den Betrieb in der bisherigen Weiſe fortzuführen, ſich entſchloſſen, die Werksleitung einem nationalſozialiſtiſchen Treuhänder, Dr. Herbert Hoffmann, durch notariellen Vertrag zu übertragen. Spätere Verſuche der Familie Simſon, den verloren e Einfluß auf die rksleitung mit allen möglichen Mitteln wieder zu 102. Geburtstag. Der Wendt e Miniſterpräſident hat der Witwe Frau Juſtine Ellendt, geb. Reich, in Paters⸗ walde, Kreis Wehlau, Regierungsbezirk Königsberg i. Pr., n ihres 102. Geburtstages am 22. Dezember 1935 55 Glückwunſchſchreiben und ein Geldgeſchen! überreichen gons beſchäftigt, als eine rechtzeitig ſignaliſierte Lokomotive laſſen, als Keck plötzlich zu einer Tür herauskam und auf Aus dem lladiscen Caud U Tauberbiſchofsheim.(Die meiſten Erbhöfe Ba⸗ dens.) Wie der Vorſitzende des Anerbengerichts bekannt gibt, umfaßt der Bezirk Tauberbiſchofsheim rund 500 Erb⸗ höfe. Damit iſt er der erbhofreichſte Bezirk Badens. Dieſe Feſtſtellung iſt umſo bemerkenswerter, als bei Anlegung der Erbhofrolle mehrere hundert Bauernhöfe abgelehnt werden mußten, die urſprünglich als Erbhöfe vorgeſehen waren. ) Antergrombach.(Arbeitsbeſchaffung.) Auf Anregung des Bürgermeiſters Dr. Friederich ſoll das ſonnige Gelände am Michaelsberg für Reben⸗, Obſt⸗ und Beeren⸗ kulturen erſchloſſen werden. Für die Feldweganlage, die man als Notſtandsarbeiten in Angriff nehmen will, wer⸗ den 4000 Tagewerke benötigt. 35 Arbeitsloſe können dadurch Beſchäftigung finden. Freiburg.(Im Dienſt verunglückt.) An der Poſtpaket⸗Verladeſtelle des Freiburger Hauptbahnhofes er⸗ eignete ſich ein ſchwerer Unfall, der ein Todesopfer for⸗ derte. Die Beamten waren mit dem Ausladen eines Wag⸗ einen weiteren paketbeladenen Waggon heranſchob. Trotz ſtarken Bremſens fuhr die Lokomotive auf den noch ſtehen⸗ den Waggon auf, wobei die zum Ausladen benützte ſogen. Laderolle zur Seite geſchoben wurde. Hierbei wurde der Poſtſchaffner Duffner zwiſchen dem Steinpfeiler der Tür und der Laderolle eingeklemmt. Er erlitt ſchwere innere Verletzungen, an deren Folgen er in der Klinik ſtarb. Ein zweiter 2 Beamter kam mit unerheblichen Verletzungen davon. Reicher Gchnee im Schwarzwald Zugverſpätungen und Störungen des Telefonnetzes. Freiburg, 21. Dez. Die vergangene Nacht hat den ſüdlichen Schwarzwald wieder mit reichem Schneefall be⸗ dacht. Die Neuſchneedecke beträgt durchſchnittlich 30 Zenti⸗ meter. Die Schneefälle haben ſich auf den Telefon⸗ und Bahn⸗ verkehr nachteilig ausgewirkt. Im Hochſchwarzwald ſind die Telefonleitungen nach St. Blaſien, Todtnau und Todtmoos vollſtändig unterbrochen. Der Feldberg kann nur auf Umwegen erreicht werden. Die Leitung nach St. Blaſien war erſt nach einer Reparatur wieder hergeſtellt worden. Auch die Züge aus dem Schwarzwald hatten infolge der Schnee⸗ verwehungen bis zu 45 Minuten Verſpätung. Am Freitag⸗ vormittag war es nicht einmal mit den Schlitten möglich, zum Feldberg zu gelangen. Die Höllentalſtraße war eben⸗ falls nicht befahrbar. Erſt durch das Einſetzen zahlreicher Bahnſchlitten wurde ſie für den Verkehr wieder freigemacht. Befahrbarkeit der Straßen im Schwarzwald. N Freiburg, 21. Dez. Ueber die gegenwärtigen Fahr⸗ barkeitszuſtände der Schwarzwaldſtraßen teilt uns der DDA folgendes mit: Durch den Schneefall der letzten Tage ſind die Verkehrsverhältniſſe im Schwarzwald ſchwierig gewor⸗ den. Die Hauptverbindungsſtraßen ſind mit Kraftfahrzeugen zwar gut paſſierbar, jedoch iſt die Mitnahme von Schnee⸗ ketten wegen des vereiſten Schneebelages notwendig. Die Schwarzwaldhochſtraße iſt bebahnt bis Anterſt⸗ matt, kann aber nur von Baden⸗Baden oder Bühler⸗ tal aus befahren werden. Die Feldbergſtraße iſt ver⸗ weht und momentan für Kraftfahrzeuge unbefahrbar. Der Schauinsland kann nur über Kirchzarten bezw. Todtnau erreicht werden. Bei weiteren Schyeefällen werden die Verhältniſſe noch ungünſtiger. Mordverſuch am Gläubiger 1 2 Kehl, 21. Dez. In Freiſtett wollte der Schuh⸗ händler Karl Hollenſteiner bei dem Ludwig Keck eine längſt fällige Forderung für gelieferte Schuhe kaſſieren. Er traf dort aber niemand an als zwei Kinder und war bereits wie⸗ der im Begriff, die Wohnung unverrichteter Dinge zu ver⸗ Hollenſteiner mit einem Schemel losſchlug. Mit knapper Not konnte H. den Angreifer abwehren und das Haus ver⸗ laſſen. Ungefähr 50 Meter vom Haus weg wurde er plötz⸗ lich nichtsahnend von Keck überfallen und mit einem Prügel niedergeſchlagen. Der Schlag traf ihn auf den Hinterkopf, und Hollenſteiner ſtürzte blutüberſtrömt zuſammen. Ein zwei⸗ ter Schlag traf ihn auf die Schulter, der— wenn er den Kopf getroffen hätte— unbedingt tödlich geweſen wäre. i Der Angreifer, der ſchon eine Zeitlang in einer Heil⸗ anſtalt. untergebracht war, hat die Tat vermutlich in einer Art Geiſtesgeſtörtheit ausgeführt. Die Verletzungen Hollen⸗ ſteiners ſind ernſtlicher Natur. 5 Die Feuerwehr alarmiert i O Todtnau. Die Störungen an den Licht⸗ und Telefon⸗ leitungen durch die ſtarken Schneefälle waren in Todtnau ſo groß, daß es einige Zeit dauern wird, bis alle Störungen wieder behoben ſind. Todtnau ſelbſt war ohne Licht und die Bewohner mußten wieder zur Petro leumlampe und zur Kerzenbeleuchtung greifen. Beſonders gelitten hat die Lichtleitung von Utzenfeld nach Todtnau, wo faſt ſämt⸗ liche Leitungsmaſten umlagen. Andauernd gab es Kurz⸗ chluß, verurſacht durch die zuſammenfallenden Leitungs⸗ rähte. Es mußte daher nachts die Feuerwehr alarmiert werden, die mit Pechfackeln unterwegs war, um evtl. Feuer⸗ ausbrüche ſofort zu bekämpfen. i Lörrach.(Ein Schädling des Handels be⸗ rufe s.) Der vor dem Richter ſtehende Angeklagte Wilhelm Rieflin aus Amriswil(Schweiz) hatte ſi als Reiſender einer Futtermittelfirma umfangreiche Betrügereien und An⸗ terſchlagungen zuſchulden kommen laſſen. In vielen Fällen betrog er ſeine Logierleute, machte große Fahrten mit einem Taxi, ohne einen Pfennig Geld in der Taſche zu haben, kaſſierte an anderen Orten Geldbeträge unter unwahren An⸗ gaben ein und verbrauchte dieſe für ſich. Das Feld ſeiner Tätigkeit waren Ortſchaften im Markgräflerland, ferner das Wieſental und die Stühlingergegend. Rieflin wurde zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Angeſichts der Tat⸗ ſache, daß er ſich auch bei der Hauptverhandlung durch alle möglichen lügneriſchen Angaben aus der Schlinge ziehen wollte, wurde ihm die dreimonatige Anterſuchungshaft nicht angerechnet. N (— Lellwangen bei Ueberlingen.(90. Geburtstag eines Altveteranen.) In verhältnismäßig guter kör⸗ perlicher und geiſtiger Rüſtigkeit kann hier Gahelmacher Thomas Rinkenburger ſeinen 90. Geburtstag begehen. Im g 187071 machte er die Belagerung von 8 98 und die Gefechte bei Münchhauſen, Epivale, Dijon, Prenvis, Anton, Chateaumont, Veſone, Villerſerel und Belfort mit Auszeichnung mit. Vom 18. bis 29. April 1876 wurde er noch zu einer I2tägigen Uebung mit dez er 1 ein⸗ Af Jubilar noch außer⸗ — tlich ſtolz. Aus den Nachbarländern Arbeitsführer Siepermann nach Karlsruhe verſetzt. — Göppingen, 21. Dez. Der Führer der Reichsarbeits⸗ dienſtgruppe 265, Arbeitsführer Siepermann, wird mit dem Ende des Jahres von ſeinem ſeitherigen Wirkungsbereich ſchei⸗ den, um eine noch größere Aufgabe zu übernehmen. Er wird als Dienſtleiter und ſtellvertretender Arbeitsgauführer in den Arbeitsgau 27(Baden), Sitz Karlsruhe, verſetzt, und zwar wird er Göppingen ſchon in den erflen Tagen des Monats Januar verlaſſen. Sein Nachfolger wird Arbeits- führer Fiſcher vom Gau 21(Düſſeldorf). Arbeitsführer Sie⸗ permann hat den Weltkrieg von 1914 bis 1918 mitgemacht. Er war Batterieführer und wurde mehrfach verwundet. Er iſt Mitbegründer des Arbeitsdienſtes im bayeriſchen Hoch⸗ land. Im Arbeitsdienſt fand er Verwendung in verſchiedenen höheren Führerſtellen. Nach Göppingen kam er im No⸗ vember 1934. — RNangendingen(Hohenz.).(Schwerer Autoun⸗ fall.) Auf der Straße zwiſchen Stein und Rangendingen wurde abends ein ſtark beſchädigter Kraftwagen aufgefunden. Bei dem Fahrzeug befand ſich ſchwerverletzt der 37 Jahre alte Verbandsgeſchäftsführer Eduard Hechner aus Stuttgart⸗ Degerloch. Er hatte ſchwere Schnittwunden am Kopf und an den Händen, Quetſchungen an der Bruſt; auch ſein linkes Bein iſt verletzt. Der Hergang des Unglücksfalles iſt noch nicht bekannt. Der Verunglückte wurde in die Klinik nach Tübingen eingeliefert. — Waldſee.(Der See zugefroren.) Die anhal⸗ tende Kälte ließ den Stadtſee zugefrieren. Die Eisdecke iſt aber noch zu dünn, um darauf Eisſport treiben zu können. Kelſterbach.(Perſonenwagen auf einen Laſt⸗ zug aufgefahren.) Auf der Straße Kelſterbach Raunheim fuhr ein mit vier Perſonen beſetzter Kraftwa⸗ gen auf einen auf der Straße haltenden Fernlaſtzug auf. Dabei wurden zwei Inſaſſen ſo ſchwer verletzt, daß ſie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Auf der gleichen Straße ereignete ſich ein zweiter Unfall, indem ein ins Schleudern geratener Perſonenwagen gegen einen Baum ſtieß. Eine Frau erlitt eine Gehirnerſchütterung und mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. Auch der Fahrer wurde erheblich verletzt. Marburg.(Dem Gegner das Brillenglas ins Auge geſchlagen.) Gelegentlich eines im vergange⸗ nen Sommer im Schloßparktheater abgehaltenen Feſtes kam es in vorgerückter Stunde zu einer Auseinanderſetzung zwi⸗ ſchen angeheiterten Feſtgäſten, in deren Verlauf der Einwoh⸗ ner Georg Lind aus Marburg einem jungen Studenten derart mit der Fauſt ins Geſicht ſchlug, daß dieſem das Brillenglas zerſplitterte. Glassplitter drangen dem fungen Mann ins linke Auge, ſo daß er ſofort in der Augenklinik operiert werden mußte und noch heute an den Folgen der Verletzung leidet. Die Sehkraft ſeines verletzten Auges iſt erheblich beeinträchtigt. Lind wurde vom Einzelrichter wegen Körperverletzung zu ſechs Wochen Gefängnis verurteilt. Ehemalige Schutzhäftlinge bei Streicher Nürnberg, 23. Dez. Gauleiter Streicher hatte 15 auf ſeinen Wunſch aus dem Konzentrationslager in Dachau entlaſſene politiſche Gegner mit ihren Angehörigen als ſeine Gäſte zu einem beſcheidenen Mittageſſen gebeten. Er legte den Entlaſſenen dar, warum er gewünſcht habe, in dieſer Weiſe mit ihnen zuſammenzukommen. Er wiſſe ge⸗ nau zu unterſcheiden zwiſchen ſolchen Gegnern, die ehrliche Kämpfer waren, und zwiſchen ſolchen, die um des materiel⸗ len Vorteils willen ſich politiſch betätigten. Er ermahnte die Entlaſſenen, ſich jeder Betätigung gegen den heutigen Staat, der doch eigentlich für alle Volksgenoſſen das Beſte wolle, zu enthalten. Er ließ ſich von jedem der Entlaſſenen über die perſönlichen Verhältniſſe unterrichten. Nach dem Eſſen erhielt jeder von der NS, die die Entlaſſenen auch vorerſt betreuen wird, ein Weihnachtspaaket und ein kleines Handgeld. Ein General a. D. tödlich verunglückt. Beim Ausſteigen aus der Straßenbahn wurde der in Potsdam wohnhafte be⸗ tagte General a. D. Graf Matuſchka von einem durch die Glätte ins Schleudern geratenen Auto überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Wege ins Krankenhaus ſtarb. „Graf Jeppelin“ wird überholt. In dieſen Tagen wurde mit der Winterüberholung des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ begonnen. Ein Teil der Hülle längs des Kiels des Tragkörpers iſt bereits abgenommen. Inzwiſchen war man in der Waſſerſtoff⸗Gasfabrik auf dem Zeppelingelände wäh⸗ rend der letzten Tage mit der Fabrikation des Waſſerſtoff⸗ gaſes als Traggas für das neue Luftſchiff„Li 129“ tätig. Der große Gaskeſſel mit 20 000 Kubikmetern iſt gefüllt, und auch in der ee ſind 20 000 Kubikmeter Waſſer⸗ ſtoffgas für„LZ 129“ aufgeſpeichert, alſo insgeſamt 40 000 Kubikmeter Waſſerſtoffgas. 121005 betragen aber nur ein Fünftel der Gasmenge, die das Luftſchiff benötigt. Noch iſt das neue Schiff nicht fertig; mit der Füllung der Gaszellen kann vor drei Wochen nicht begonnen werden. Schiffszuſammenſtoß auf der Unterelbe. Auf der Unter⸗ elbe bei Pagenſand ſtieß der engliſche 5300⸗Tonnen⸗Dampfer „Harmonides“ mit dem kleinen engliſchen Dampfer„Ouſe“, der zwiſchen Hamburg und Goole verkehrt, zuſammen. Der Dampfer„Ouſe“, der 500 Tonnen groß iſt, konnte im Sin⸗ ken bei Tonne 6 auf Strand geſetzt werden. Feſtnahme eines gefährlichen Kirchenräubers. In Wilms⸗ dorf bei Siegen wurde ein 19 jähriger Mann aus Bonn verhaftet, der etwa 100 n Gewiſf im Rheinland, in Heſſen und in der Pfalz auf dem Gewiſſen hat. Sein Spezialgebiet waren Kirchen⸗ und gie ba Erbrech⸗ Von München aus wurde er ſteckbrieflich en Er war bereits vor einiger Zeit mit mehreren Komplicen feſtgenommen worden, auf dem Sammeltransport aber entwichen. In Wilmsdorf konnte er durch die Aufmerkſamkeit von. die ihn beim Einbruch in das Pfarrhaus beobachtet hatten. er⸗ neut feſtgenommen werden. Z3boei deutſche Dampfer vor Gdingen zuſammengeſto en. 90 der Nacht ſtieß auf der Reede des polniſchen Hafens Gdingen der deutſche Dampfer„Karſten Millers“, r in. Gdingen Baumwolle gelöſcht hatte und ſich auf dem Wie 5 nach eden befand, mit dem e Dampfer„Otto Alfred Müller“, der nach Gdingen einfahren wollte, zuſam⸗ men. Der Dampfer„Otto Alfred Müller“ ſoll durch den 111 ſammenſtoß Beſchädigungen davongetragen haben. Ein Teil 5 der Beſatzung hat das Schiff verlaſſen. Nur der Kapitän und die Offiziere ſind an Bord geblieben. Zwei Danziger Ber⸗ gungsdampfer ſind zur Hilfe ausgefahren. 25.. eſchenk gezogen. Auf ſeine Kriegserlebniſſe iſt der ili 5 ö Der geſtrige goldene Sonntag ſtand im Zeichen der Winterſonnenwende. Er war auch ein richtiger Wintertag; rauh und kalt und verſchneit die Fluren. In den höheren Lagen ſtand der Winterſport in voller Blüte, während in der Ebene die Jugend ſich beim Rodeln und Schlittſchuhlaufen tummelte. Anſcheinend wird das Winterwetter auch über die Weihnachten halten da geſtern aus ganz Frankreich ſtrenger Froſt bis 18 Grad unter Null gemeldet wird. 8 Für die Geſchäftswelt war geſtern der Haupttag. Das kalte Wetter hat beſonders geſtern dazu beigetragen, daß Winterartikel begehrenswert waren. Auch die ein⸗ heimiſche Geſchäftswelt ſchloß geſtern gut ab, hielt doch das Winterwetter manchen von dem Gang nach der Stadt ab. Am Abend fand in der hieſigen Schulturnhalle die Volks⸗ Weihnachtsfeier ſtatt, wobei eine große Anzahl Kinder vom Winterhilfswerk beſchert wurden. Nach der Uebertragung der Rede des Reichsminiſters Dr. Goebbels gaben Sprechchöre und Weihnachtslieder dem Beſcherungs⸗ akt ein feſtliches Gepräge. 8 In der evang. Kirche wurde von der evang. Be⸗ meindejugend das Herrenhuter Krippenſpiel zur Auf⸗ führung gebracht. Der Beſuch war ein guter und das Spiel hinterlies einen tiefen Eindruck. 8 Hohes Alter. Am heutigen Tage kann unſer lieber Mitbürger Jakob Pfliegen sdörfer in noch körper⸗ licher und geiſtiger Friſche ſeinen 75. Geburtstag feiern Unſere Glückwünſche. 4 Hellmuth Möſſinger. Im Alter von 63 Jahren iſt Herr Möſſinger, Rechtsanwalt a. D., an einem Herz⸗ ſchlag erlegen. Er war der Sohn des Pfarrers Karl Möſſinger und ſeiner Gemahlin Margarethe geb. Sa ttz. In den Jahren 1932/5 beſchäftigte er ſich beſonders mit der Ausarbeitung der Seckenheimer Familienchronik. Seine letzte Arbeit, eine Ahnentafel der Seitz, die er als Weihnachtsgeſchenk einer hieſigen Familie überreichen wollte, ſollte er nicht mehr vollenden. Die Beiſetzung der ſterblichen Hülle findet morgen früh 10 Uhr auf dem Mannheimer Friedhof ſtatt, U Verkehrswidriges Verhalten der Radfahrer. Immer wieder kann wahrgenommen werden, daß Radfahrer an Halteſtellen der Straßenbahn dieſe überholen, obwohl noch Fahrgäſte ein⸗ und ausſteigen. So fuhr ein Radfahrer an der Halteſtelle E 1 eine im Einſteigen begriffene Frau an, wodurch dieſe ſtürzte und eine Platzwunde am Hinterkopfe erlitt. Der Radfahrer, welcher zunächſt abgeſtiegen war, fuhr gleich darnach unerkannt davon.— Ebenfalls eine Kopf⸗ verletzung erlitt eine Radfahrerin, die auf dem Radfahrweg der Feudenheimer Allee von einem aus entgegengeſetzter Nichtung kommenden Radfahrer angefahren wurde und ſtürzte. Mangelnde Verkehrsdiſziplin. Wie mangelhaft die Verkehrsdiſziplin iſt, beweiſen die täglich ſich immer noch ergebenden zahlreichen Beanſtandungen. So wurden in den beiden letzten Tagen wiederum 56 Fahrer gebührenpflichtig verwarnt und 45 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener tech⸗ niſcher Mängel beanſtandet. Die Neuregelung der evangeliſch⸗kirchlichen Frauen⸗ arbeit. Die Kirchenamtliche Preſſeſtelle der Deutſchen Evan⸗ geliſchen Kirche teilt mit: Der Reichskirchenausſchuß und der Altpreußiſche Landeskirchenausſchuß haben ſchon ſeit einigen Wochen die Verbindung mit dem Evangeliſchen Frauenwerk einſchließlich der Evangeliſchen Frauenhilfe aufgenommen, um eine Ordnung zu ſchaffen, der der evangeliſchen Frauen⸗ arbeit eine klare Stellung im Aufbau von Kirche und Ge⸗ meinde und ein vertrauensvolles Verhältnis zum deutſchen Frauenwerk ſichern ſoll. Bis zur Heeſtellung dieſer Ordnung bleibt der derzeitige Aufbau der kirchlichen Frauenarbeit beſtehen. Der Reichskirchenausſchuß beruft demnächſt eine ammer für die Frauenarbeit der Deutſchen Evangeliſchen 80 mit dem Auftrag, die kommende Regelung vorzube⸗ reiten. Akten und Urkunden nicht ohne Prüfung vernichten! Seit dem Jahre 1933 ſtehen alle nicht von ſtaatlichen oder ſtädtiſchen Archiven erfaßten Urkunden, die ſich noch in den Händen von Vereinen, Innungen uſw. befinden, unter Schutz⸗ und Aufbewahrungspflicht, ſoweit ſie geſchichtlich irgendwie von Wichtigkeit ſind. Ihre Inhaber können alſo nicht beliebig darüber verfügen. Bei ungerechtfertigter Ver⸗ nichtung von Beſtänden, die unter Schutporſchriſt fallen, beſteht für die Verantwortlichen die Gefahr, zur Rechen⸗ ſchaft gezogen zu werden. Vereinen, Verbänden, Innungen und ahnlichen Stellen wird daher dringend empfohlen, wenn ſie ältere Beſtände nicht mehr aufbewahren wollen oder ſich über die Notwendigkeit der Aufbewahrung nicht im klaren ſind, das Stadtarchiv zur Begutachtung heranzuzie⸗ hen. Sonſt kann es vorkommen, daß wichtige Schriftſtücke Die Zahl der Verkehrsunfälle hat ſich in der ver⸗ gangenen Woche von 22 der Vorwoche auf 30 erhöht. Hier⸗ bei wurden 13 Perſonen verletzt und 34 Fahrzeuge be⸗ ſchädigt. Zwei der Verkehrsunfälle waren auf Trunkenheit der Fahrer zurückzuführen. Lohnausgleichskaſſe in der Zigarrenherſtellung. Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter eine 15. Verordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit erlaſſen. Die Verordnung beſtimmt, daß die von der Arbeitsfront zu errichtende Einſtufungsſtelle für die deutſche Zigarrenherſtel⸗ lung alle in Deutſchland hergeſtellten Zigarren, Zigarillos und Stumpen unter die Entgeltsbeſtimmungen der Reichs⸗ tarifordnung für die Zigarrenherſtellung einzuſtufen hat. Weiter ſchreibt die Verordnung die Errichtung einer Lohn⸗ ausgleichskaſſe vor. Sie ſoll es ermöglichen, den in der Zigarrenherſtellung beſchäftigten Familienvätern vom 1. Ja⸗ nuar 1936 ab eine Familienzulage zu gewähren. i Rauchverbot für Handwerkslehrlinge. Aus Kreiſen des Handwerks wird neuerdings darüber geklagt, daß das Zigarettenrauchen der Lehrlinge ſtark überhandgenommen habe und daß auch die Vorhaltungen des Meiſters häufig fruchtlos ſind. Der Reichsſtand des deutſchen Handwerks hat ſich in einem Schreiben an die Kreishandwerksmeiſter zu dieſer Frage geäußert, in dem es heißt, daß unter einem ſolchen Verhalten die Unterordnung in der Werkſtätte lei⸗ den müſſe und daß der Lehrling ſelbſt nicht nur einen ge⸗ ſundheitlichen Schaden, ſondern auch finanziellen Nachteil von dieſer Leidenſchaft habe. Die Kreishandwerksmeiſter ſollen allgemein darauf hinweiſen, daß das Rauchen wäh⸗ rend der Arbeit unbedingt zu unterbleiben hat. Weihnachtliches Zwiegeſpräch. von Felix Riemkaſten Berlin ⸗ Zehlendorf, Ithweg. „Laß mich bloß mit Weihnachten in Ruhe“, ſagte Ottchen Neumann zu ſeinem Schwager.„Bei mir geht es mit Weihnachten diesmal verquer.“ „„Wieſo?“ fragte der Schwager.„Iſt ein Unglück paſſiert bei euch?“ „Ich will es dir erzählen,“ entſchloß ſich Ottchen. „Du biſt ein verheirateter Mann wie ich, und es geht dir um kein Haar anders. Du weißt, wie das iſt, wenn Frauen ſich etwas wünſchen.“ „Ja, das allerdings. Was will ſie denn diesmal?“ erkundigte er ſich nun und hatte eine Stimme voll Mit⸗ gefühl. Ottchen war ſein Schwager, und ſeinen Schwager verläßt man nicht.„Iſt es etwas gar zu Anvernünftiges und Teures?“ „Nein, das nicht. Es iſt nicht teuer und es iſt nicht unvernünftig. Es iſt ſogar die allergrößte Vernunft 15 jeweils in der Welt zu Weihnachten dageweſen iſt, aber „Da bin ich neugierig. Was könnte das ſein? Alſo was will ſie von Dir?“ „Du wirſt ſtaunen,“ ſagte Ottchen.„Sie wünſcht ſich die Küche geſtrichen und das eine Zimmer tapeziert. Das wünſcht ſie ſich.“ „Na, zum Donnerwetter, dann erfüll' ihr doch den Wunſch!“ „Du haſt gut reden,“ ſagte Ottchen.„Du mußt dir das richtig überlegen. Da iſt nun Weihnachten, da brennt der Baum, na.... alſo alles iſt ſo, wie es ſein muß, und jeder ſchenkt ſeine Geſchenke, nicht wahr?“ „Ja. Und weiter?“ „Und weiter? Dann iſt weiter nichts, als daß ich dann mit leeren Händen dabeiſtehe, denn ich kann doch nicht in der halben Stunde unter dem Baum die Küche ſtreichen und das Zimmer tapezieren. Verſtehſt dumich? Solche Wünſche ſind die allervernünftigſten, und bei einer Hausfrau ſind es wahrſcheinlich ſogar die ſehn⸗ ſüchtigſten Wünſche, aber es ſind keine Weihnachtswünſche, Willi! Sie gehen nicht unter den Baum zu legen, ſie wirken nicht. Verſtehſt du mich? Ein kleines Marzipan⸗ ſchweinchen kannſt du unter den Baum legen; eine lederne Taſche zum Ausgehen, oder ein Buch oder hundert Zi⸗ garren, das paßt alles noch unter den Baum, das iſt — wie ſoll ich ſagen— lichtbar iſt das...“ „Aber Menſchenskind, du regſt dich ja auf um dieſe Sache!“ „Ja, oder ſoll ich mich da nicht aufregen? Wenn ich nämlich das bezahle, was dieſe Arbeiten koſten, dann bin ich blank, verſtehſt du? Und dann hat Minchen ihre Wünſche erfüllt, aber ich habe meine Kaſſe geleert, und zu Weihnachten unter dem Baum liegt dann nichts.“ „Aber wieſo liegt nichts da? Da liegt doch dann ſehr ſchön der Gutſchein über Handwerksleiſtung. Den legſt du unter den Baum, ſtellſt ein Schweinchen aus Marzipan, und „Was, was? Was für Gutſcheine?“ „Und das weißt du nicht?“ fragte ſein Schwager. „Das weiß doch Jeder. Das iſt das Neue, was ſich das Handwerk für dieſes Weihnachtsfeſt ausgedacht hat. Du kaufſt dir für 15 Pfg. ſo einen Weihnachtsgutſchein für Handwerksarbeit. und den kannſt du dann ausfüllen und ihn deiner Frau auf den Weihnachtstiſch legen. In deinem Fall würdeſt du z. B. hinſchreiben:„Otto Neu⸗ mann ſchenkt ſeiner lieben Frau folgende Leiſtung des Handwerks: Streichen der Küche.“ Und auf der Rück⸗ ſeite des Scheins kannſt du deiner Frau dann noch mit⸗ teilen, was du nun im einzelnen mit dem Meiſter ab⸗ gemacht haſt. Und dann legſt du ihr einen zweiten Gut⸗ ſchein über das Tapezieren des Zimmers hin. Oder meinetwegen kann es auch ein Gutſchein für ein neues Kleid ſein, das deine Frau ſich nach Belieben machen laſſen kann. Verſtehſt du? Man ſchenkt keine Sachen mehr, ſondern Leiſtungen. Und man ſchleppt keine Pakete mehr und zergrübelt ſi chnicht den Kopf ob alles am Heiligen Abend auch heil und pünktlich zur Beſcherung ankommt, ſondern man hat den Gutſchein.“ „Alſo ganz neu iſt mir das!“ „Es iſt eigentlich ſchon ganz alt, Ottchen. Du kennst doch dieſe Glückwunſchtelegramme von der Reichs poſt? Genau ſo macht es das Handwerk mit den Gutſcheinen. Du kriegſt einen hübſchen Schein mit einem ſchönen Bild drauf. And das legt der zeitgemäße Menſch von heute ſauber und ſimpel unter den Weihnachtsbaum. Das ſieht anſtändig aus, und das verbleibt für die Jahrhunderte denn ſo ein Gutſchein mit deiner Anterſchrift, mein Lieber. der liegt auf Jahrhunderte als Beweis da, daß du an der und der Weihnachten mal ſo und ſo nobel warſt und haſt das und des ausgegeben. Und das macht einen guten Eindruck!“ „Und ſolche Gutſcheine....“ „Bekommſt du im Papiergeſchäft und auch bei Hand⸗ werksmeiſtern. Damit kannſt du ſchriftlich deinem Jungen in der fremden Stadt einen Anzug machen laſſen. „Menſch, wenn das ſo wäre, dann ſchleppte ja der Weihnachtsmann heute gar keine Pakete mehr?“ „Nein, das hat er auch nicht mehr nötig. Er iſt modern geworden und legt fein unauffällig nur ſo einen Gutſchein hin. Gutſchein für zehnmal Haarſchneiden, Gut⸗ ſchein für Küchenſtreichen, einen Gutſchein für den Tiſchler.“ „Alſo Gutſcheine überall?“ „Ja, es fehlt nur noch ein Gutſchein, auf dem geſchrieben ſteht: Gut für 10 Tage Weihnachtsurlaub; aber ſo einen Gutſchein kann es natürlich nicht geben, denn es ſollen ja Gutſcheine ſein auf Leiſt ungen und nicht auf Faulenzen. Aber das mit der Küche und dem Tapezieren bei euch, das mache nur. Sage zu Minchen, es ginge nicht, und du könnteſt es nicht, und lege ihr dann zu Weihnachten ſchön den Gutſchein hin.“ „Und für dich,“ ſagte Ottchen dankbar,„für dich lege ich einen Gutſchein hin auf zehn Zigarren für deinen guten Rat, oder vielmehr: die kriegſt du ſo, ohne Gut⸗ ſchein, denn ich weiß ja, was du gerne rauchſt.“ Die Hitlerjugend ſammelt. Vom 18. 22. 12. lief die Aktion der Hitlerjugend. Trotz Wind und Wetter, Schnee und Kälte waren Buben und Mädels unermüdlich bei der Arbeit, ihr Weihnachtsreiterlein zu verkaufen. Der Einſatz der Jugend hat zu einem großen Erfolg geführt. Reſtlos ſind die Reiterlein abgeſetzt worden und haben dazu beigetragen, Not zu lindern, Freude zu ſpenden. Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim Oeffentliche Mahnung. ur Zahlung an die Stadtkaſſe Mannheim waren fällig ſpäteſtens am: 16 Dezember 1935: die Hundeſteuer, 4. Viertel 1935. 20. Dezember 1935: die von den Arbeitgebern an den Hur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkaufsgenoſſenſchaft Morgen früh ab 8 Uhr gelangt auf Bahnhof Friedrichsfeld⸗Nord ein Waggon 400 iges Kali zur A gabe. Hiervon wird auch an Nichtbeſteller abgegeben. Gammel ⸗Anzeiger Us⸗ Lohn⸗ und Gehaltszahlungen in der Zeit vom 1. bis 15. 12. 1985 einbehaltene Bürgerſteuer, ſoweit die abzuliefernde Summe den 5 Betrag von 200. RM. überſteigt. 20. Dezember 1935: die Gemeindebierſteuer für Ro⸗ vember 1935. 20. Dezember 1935: die Gemeindegetränkeſteuer für Rovember 1935. Zu Weihnachten empfehle: Pfälzer Weißwein der Lier von b0 U 1934er Dürkheimer Rotwein steter 70 von 85 Pfg. an Flaschenweine in allen Preislagen. Wei handlung a0. L. Hi ler. r.—————̃.C—.ͤ.. 0 55 ür die feiertaagf — Pfima flaschenw eine; Literflasche ohne Glas J von 80 Pfg. an. Edenkobener Weißwein f offen, Liter 60 Pfg. Freinsheimer Rotwein offen, Liter 50 Pfg. Malaga, rotgolden ſuelß⸗ ung Rol weine ane 14 15 1 lbstgekeltert. i l 1930 ef Dürkheimer Rotwein ger Leer 500 Damen⸗ 5 Vergnügungsſteuer. 3 5 5 in ane s, f, ge Flasch enweine in allen Preislagen. 3 a 5 ahin g gewordenen 5 a ö ee Wilh. Spoenagel amen, :. 5 K Wird eine Steuerzahlung nicht rechtzeitig entrichtet Küferei und Weinhandlung. e 47. ſo iſt nach den Vorſchriften des Steuerſäumnisgeſetzes Zuſcheg 1 1 ſchlag in Ui in n CCC i uſchlag(Säumniszuſchlag) in Höhe von 2 v. H. des— 5 kückſtändigen Steuerbetrages verwirkt. 8 752 8 1 Berücksichtigt lr Schuldner hat 9 18 5 die mit hohen Koſten 0 John⸗ elle für Bauhandwerker nach vor- een 5 an 5 1 ö geschriebenem städtisch. Muster unsefe edes einzelnen Säu 0 N e n acht 1 5 f Stadrkaſſe zu haben in der Neckarbote-Druckerei. Inserenten! 8 von 1.20 Mk. an Wermutwein Flasche von 95 Pfg. an Weinbrand, echter ½ Flasche v. 1.80 Mk. an 22 ½ Flasche v. 3.23 Mk. 1 Steinhäger, Underberg, Magenblitter, Liköre Sekt in großer Auswahl echtes Schwarzwälder Kirschwasser. 1 Jakob Würthwein Lebensmittel— Feinkost. n eee llefert Neckarbote- Druckerei