Rr 1 ——ä— 2. Blatt zu Mr. 301 2 Freitag. 27. Dez. 1935 ö Volkslum im Kampf Die deulſchen Minderheiten im Jahre 1935. Während das Jahr 1935 dem deutſchen Volk im Reiche beiſpielloſe Erfolge in ſeinem Freiheitskampf gebracht hat, hat das Deutſchtum im Auslande, mit dem wir uns unbe⸗ ſchadet der ſelbſtverſtändlichen und immer wieder durch die Tat erhärteten Staatstreue der Grenz⸗ und Auslandsdeut⸗ ſchen durch enge Bande des Blutes unlösbar verbunden füh⸗ len, eine neue Bewährungsprobe in ſeiner harten Geſchichte beſtehen müſſen. Memel iſt deutſch Beſonders ſchwere Prüfungen wurden dem Memel⸗ deutſchtum auferlegt. Das den Memelländern feierlich ver⸗ briefte und durch die Großmächte gerantierte Selbſtverwal⸗ tungsrecht iſt auch im letzten Jahre wieder von den Litauern brutal mit Füßen getreten worden. So hat ſich ſchließlich der Führer in ſeiner Rede an den in Nürnberg verſammelten Reichstag veranlaßt geſehen, die Signatarmächte mit ernſten Worten daran zu erinnern, daß es ihre Pflicht iſt, Litauen mit geeigneten Mitteln zur Reſpektierung der in⸗ ternationalen Vereinbarungen anzuhalten. Einen Sturm der Empörung hat das Bluturteil ausgelöſt, das in Kowno im Prozeß gegen die 126 Memel⸗ länder verhängt worden iſt, obwohl von den Behauptungen der Anklageſchrift, die Memelländer hätten die Loslöſung des Memellandes von Litauen betrieben, in der Verhand⸗ lung nichts bewieſen werden konnte. Ohne Beiſpiel in der Geſchichte iſt weiter die Durchfüh⸗ rung der Neuwahl des Memelländiſchen Landtages am 29. September, für die ſchließlich auch noch der nächſte Tag benutzt werden mußte, weil das eigens für dieſe Wahl kon⸗ ſtruierte Abſtimmungsſyſtem eine Stimmabgabe unter nor⸗ malen Verhältniſſen von vornherein vereitelt hatte. Um ſo ſehrender iſt es für das Memeldeutſchtum, daß es trotz des litauiſchen Terrors und Schikanen aller Art ſich mannhaft zu ſeinem Volkstum bekannt und ſo einen triumphalen Sieg über die ſinnloſe und gehäſſige Zwangspolitik Litauens er⸗ ſtritten hat. Von insgeſamt 29 Mandaten ſind 24 auf die Memelländiſche Einheitsliſte entfallen, die damit angeſichts der ganzen Welt den Beweis erbracht hat, daß das Memel⸗ land in ſeiner Treue und ſeinem deutſchen Volkstum ſelbſt durch Gewaltmaßnahmen ſchlimmſter Art nicht wankend gemacht werden kann. Die Führung des Memeldirektoriums übernahm nunmehr der Wortführer der Einheitsliſte, Bald⸗ ſchus, der inzwiſchen einen Teil der Zwangsmaßnahmen 15 früheren litauiſchen Direktoriums wieder aufgehoben hat. Natipnalſozialiſtiſche Mehrheit in Danzig Einen großen Sieg des Volkstumsgedankens brachten weiter die am 7. April in Danzig durchgeführten Neuwahlen, bei denen die Nationalſozialiſten ſich die abſolute Mehrheit erkämpft haben. Groß waren die wirtſchaftlichen Schwierig⸗ keiten, die Danzig zu überwinden hatte. Aber auch hier ge⸗ lang es der tatkräftigen Führung des Senats, beachtliche Erfolge zu erzielen. Einigung des Gudetendeutſchtums Mit Freude und Stolz erfüllt die Einigung der ſtärkſten auslandsdeutſchen Volksgruppe, des Sudetendeutſchtums, in der von Konxrad Henlein geführten Sudetendeutſchen Hei⸗ matfront. In der Not innerer Zerriſſenheit, et dene einem grauenhaften Wirtſchaftselend, hat das Sudetendeutſch⸗ tum in Konrad Henlein einen Mann an ſeine Spitze berufen, deſſen ſtarke Perſönlichkeit Gewähr bietet für einen weiteren erfolgreichen Kampf. In der Neuwahl am 19. Mai wurde die Sudetendeutſche Heimatfront mit 44 Mandaten zur zweit⸗ ſtärkſten Partei der Tſchechoflowakei. Mehr Achtung vor dem Minderheitenrecht Eine ſchreiende Ungerechtigkeit gegenüber dem Deutſch⸗ tum in Eupen⸗Malmedy bedeutete die Ausbürgerung und Ausweiſung der vier Heimattreuen. Haben dieſe vier Män⸗ ner doch weiter keine Schuld, als daß ſie bei aller loyalen Pflichterfüllung gegenüber dem belgiſchen Staat auch ihrem Volkstum die Treue gehalten haben. Ein Rückblick auf den Kampf der auslandsdeutſchen Volksgruppen, das zeigt dieſe knappe Ueberſicht zur Genüge, kann daher nur mit dem Appell geſchloſſen werden: Mehr Achtung vor dem Minderheitenrecht! Einheitliches Volksſchulleſebuch Einführung im Schuljahr 1935/ö36. Die Vorarbeiten an dem neuen einheitlichen deutſchen Volksſchulleſebuch ſind jetzt ſoweit gediehen, daß der Reichs⸗ erziehungsminiſter bereits den Entſchluß gefaßt hat, zunächſt das Leſebuch für das 5. und 6. Schuljahr einzuführen. Mit dem einheitlichen Volksſchulleſebuch wird ein bedeutſamer Schritt auf dem Wege der Neuregelung des Schulweſens voll⸗ zogen. In dem Amtsblatt des Reichserziehungsminiſters woeiſt W. Thies darauf hin, daß es z. B. allein in Preußen im alten Syſtem weit über 100 verſchiedene Leſebücher gab, deren Einführungsberechtigung am wenigſten aus der land⸗ ſchaftlichen Gebundenheit abgeleitet wurde, ſondern vielmehr dem Wunſch einzelner Intereſſengruppen entſprach. 5 Das neue einheitliche Leſebuch enthalte Stoffe über das Volkstum, die Raſſe und die nationalſozia⸗ liſtiſcche Weltanſchauung, die an die geſamte deut⸗ ſche Jugend herangebracht werden müßten. Das neue Leſe⸗ buch umfaſſe Kern⸗ und Heimakſtoffe. Das Kind finde darin. gleichgültig, ob evangeliſch oder katholiſch, ob im Oſten oder Weſten, Norden oder Süden, im Rahmen der Kernſtoffe das deutſche Kulturgut über Raſſe, Volkstum, na⸗ tionalſozialiſtiſche Weltanſchauung und deutſche Literatur, es finde in den Heimatſtoffen den Niederſchlag der Eigenart der Landſchaft, in der es aufwächſt. Die Geſtaltung des Leſe⸗ buchs ſei in Zuſammenarbeit mit dem NS.⸗Lehrerbund ſtaat⸗ lichen Ausſchüſſen unter Führung hervorragender, bewähr⸗ ter Schulmänner und Nationalſozialiſten übertragen wor⸗ den. Es ſeien 22 Landſchaften gebildet worden, in denen die Ausſchüſſe zunächſt Vorſchläge über den Kernſtoff vorbe⸗ reiteten. Die Arbeiten für die übrigen Schuljahre ſind zum Teil weitgehend gediehen. Der Reichserziehungsminiſter hat die Unterrichtsverwaltungen davon in Kenntnis geſetzt, daß die ae des neuen Leſebuchs im Schuljahr 1935/36 beab⸗ ſichtigt ſei.„VöHCb 8 Sport und Spiel Handball der Gauklaſſe. Spo. Waldhof 1— Ty. 98 Seckenheim 1 Der Kampf um die Führung. 5 Die Pflichtſpiele der badiſchen Handballgauklaſſe ſind in der Vorrunde bis auf die Begegnung des Meiſters und des Neulings beendet; beide liegen punktgleich an der Spitze und man ſieht geſpannt dem Treffen entgegen, das kundtun wird, ob es nach Jahren endlich einmal gelingen wird, eine Breche in die Vormachtſtellung des Sportvereins zu ſchlagen. Waldhof, dem es im Kampf um den Handballpokal lediglich mit der Verſtärkung durch Gehr gelang, beſte Vertretungen deutſcher Gaue wie Brandenburg und Hannover aus dem Rennen zu werfen, gilt allgemein als ſicherer Favorit; ſein ſchuß⸗ gewaltiger Sturm, die als Waldhof⸗Syſtem allerſeits bekannte Spielweiſe, ſeine im Laufe von jahrelangen Großkämpfen erzielte Erfahrung und ſein ebenſo genialer wie wurfkräftiger Sturmführer Spengler, der ausſichts⸗ reichſter Olympiakandidat iſt, ſind Faktoren, die für einen ſicheren Sieg zu ſprechen ſcheinen. Man wird allerſeits fragen, kann der Neuling dieſen eben erwähnten Fähigkeiten überhaupt etwas entgegen⸗ ſetzen, um das Spiel ausgeglichen zu gestalten? Hat er vielleicht ſogar noch Ausſichten, um erfolgreich zu be⸗ ſtehen? Dem aufmerkſamen Beobachter und kühl ab⸗ wägenden Fachmann iſt es nicht entgangen, daß auch die Waldhofelf Schwächen aufweiſt, die auszunutzen Auf⸗ gabe des Gegners iſt; die Läuferreihe, Rutſchmann, Kritter und Henninger, mußten ſchon öfters, gerade bei dem Treffen gegen Ketſch, erkennen laſſen, daß ſie bald ins„Schwimmen“ kommen. Es fehlt ſomit die Verbindung von hinten zum Sturm in dem Moment, wo der Gegner mit Ungeſtüm angreift, wofür die ſchwache Leitung des Sturmes beim Entſcheidungstreffen gegen Magdeburg das beſte Schulbeiſpiel war. 5 Wenn man im Lager der Seckenheimer herumhört, muß man feſtſtellen, daß dort ein ausgezeichneter Geiſt herrſcht und man gewillt iſt, mit dem vollen Einſatz aller zur Verfügung ſtehenden Kräfte und dem ganzen Können zu kämpfen. Die Außen werden verſuchen, den Gegner zu treffen, wo er verwundbar iſt; ſie dürfen beim Angriff nicht ihre Läufer mit in die Mitte des Feldes führen, ſo lange ſie nicht ſelbſt im Beſitze des Leders mit den Halbſtürmern ihre Plätze wechseln; der größte Vorteil der Seckenheimer iſt die Kameradſchaft innerhalb ihrer eigenen Reihen, die ſie gegenſeitig zur höchſten Leiſtung verpflichtet. Es wird ſomit das in Waldhof am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr, ſtattfindende Treffen ein Großkampf werden, der erſt entſchieden iſt, wenn die Mannſchaften ſich nach erbittertem Ringen freundſchaft⸗ lich den deutſchen Gruß entbieten. Mannheims und ſeiner näheren Umgebung Sportpublikum wird dem allgemeinen Vernehmen nach einen Rekord an Zuſchauern bei Hand⸗ ballſpielen aufſtellen. Nachſtehend die Tabelle: Spiele gew. unent. verl. Tore Punkte S. V. Waldhof 3 4 1— 58215 9 To. 98 Seckenheim 5 4 1— 41:22 9 Tad. Ketſch 6 3 1 233 62 Weinheim 6 2 1 3 3845 5 T. S. V. Rußloch 6 2 1 3 35 45 5 B. f. RK. Mannheim 6 1 1 4 3862 3 T. V. Ettlingen 6— 2 4 3067 2 Sport an Weihnachten Fußball — Gauſpiele Nordheſſen—Südweſt 3:2(1:1) Niederſachſen Brandenburg 4:1(1:1) Süddeutſchland Freundſchaftsſpiele SV Waldhof— 1. Fc Nürnberg 00 FV Daxlanden— Phönix Karlsruhe 36 VfB Stuttgart— Hamvorn 07 3:2 FV Saarbrücken— Saar 05 Saarbrücken 311 Phönix Ludwigshafen— Hamborn 07 0:2 Ein ſchönes Spiel SV Waldhof— 1. Fc Nürnberg 010. Torerfolge ſind gewöhnlich das A und O eines Fußball⸗ ſpiels, aber daß ein Spiel auch ohne Treffer ſchön und ſpannend ſein kann, das ſah man bei der Weihnachtsbegeg⸗ nung zwiſchen dem SV Waldhof und dem deutſchen Pokal⸗ meiſter 1. FC Nürnberg am erſten Feiertag im Mannheimer Stadion. Die rund 20.000 Beſucher waren ſich darin einig, ſchon lange nicht mehr ein ſo ſchönes und bis zum Schlußpiff aufregendes Fußballſpiel erlebt zu haben. Mirflich, beide Mannſchaften gaben ſich große Mühe, was in Anbetracht der ſchlechten Bodenverhältniſſe(Gefrorenes mit Patſchel) doppelt anerkannt werden muß. Die 22 Spieler lagen dauernd im Kampf mit dem eigenen Körper und mit den Tücken des Bodens, aber ſie legten doch noch ein Spiel hin, das reſtlos begeiſtern konnte. Der SW Waldhof brannte auf eine Vergeltung für die ſeinerzeitige knappe Niederlage im Nürnberger Pokal⸗Vor⸗ ſchlußrundenſpiel, während der Pokalmeiſter ſeinen Nürnber⸗ ger Erfolg unterſtreichen wollte. Nun, beiden iſt ihr Vorhaben nicht ganz geglückt. Zweifellos war diesmal Waldhof die beſſere Elf, aber wenn den Mannheimern letzten Endes der Erfolg verſagt blieb, ſo lag das einmal an ihrem unzu⸗ länglichen Sturmführer und dann an dem glänzenden Tor⸗ hüterſpiel Köhls. Der„Hauptmann“ hielt einige tolle Sachen, wir möchten da nur einen kernigen Fünfmeterſchuß Bielmeiers, einen raffinierten Köpfler Schneiders und wenige Minuten vor Schluß den bombigen Flachſchuß Sifflings erwähnen— Köhl meiſterte alles! Der Nürnberger Oehm war wohl der beſte Spieler auf dem Feld und er zeigte auch zweimal dem im allgemeinen ſchußſchwachen Nürnberger Sturm, wie man ſchießen muß. Auch das hätten bei etwas mehr Glück Tore ſein können, aber die größeren Chancen hatte doch der SB Waldhof, der eine abgerundete gute Ge⸗ ſamtleiſtung bot und in der zweiten Hälfte das Spiel über⸗ legen geſtaltete. Etwas aus dem Rahmen der Mannſchaft fielen lediglich der zu langſame Sturmführer Schneider und der ſchlecht disponierte Rechtsaußen Weidinger. Sehr gut waren die Abwehr leinſchließlich Erſatzhgüter Drays) und die Läuferreihe, während im Sturm der linke Flügel Siffling Günterroth überragte. Eine kleine Enttäuſchung war vielleicht der Nürnberger Sturm, der zwar im Feld wunderſchön ſpielte, im gegneriſchen Strafraum aber den letzten Einſatz vermiſſen ließ. Alles in allem: ein Spiel wie man es immer ſehen möchte. Ihm ſtand der Karlsruher Kell er in gewohnt ſiche⸗ rer Weiſe als Schiedsrichter vor. Verdienter Nordheſſen⸗Sieg Südweſt⸗Fußballer 3:2 geſchlagen. Vor etwa 3000 Zuſchauern kam am zweiten Weih⸗ nachtsfeiertag in Hanau bei recht ſchlechten Wetter- und Platzverhältniſſen ein Fußball⸗Freundſchaftsſpiel zwiſchen den Gauen Südweſt und Nordheſſen zum Austrag, das die Nordheſſen, die eine recht ſpielſtarke, meiſt aus Hanauer Spielern zuſammengeſetzte Elf zur Stelle hatten, knapp mit 3:2(1:1) zu ihren Gunſten entſchieden. Der Gau Süd ⸗ we ſt dagegen hatte nicht die beſte Mannſchaft aufge⸗ ſtellt, ſo fehlten u. a. die Nationalſpieler Tie fel, Gra m⸗ lich und Fath. Aus dieſem Grunde können auch im Hin⸗ blick auf das bevorſtehende Bundespokalſpiel gegen Bayern in Augsburg aus dieſem Treffen keine Schlüſſe gezogen werden. Spieleriſch waren die Südweſtdeutſchen, beſonders n der erſten Hälfte, ihrem Gegner voraus, aber nach der Pauſe hatten ſie dem großen Kampfeswillen der Nordheſſen nichts entgegenzuſtellen. i Schiedsrichter des Treffens war Wurzſchmidt⸗Würz⸗ burg, dem ſich die Mannſchaften wie folgt ſtellten: Nordheſſen: Sonmrein(Hanau 93); Eufinger (Hanau 93), Lippert(Gießen 1900); Reinhardt, Weißen⸗ born, Klingler(alle Hanau 93); Röll(Boruſſia Fulda), Meiſel(Germania Fulda), Roskony(Hanau 93) bzw. Schultheiß(Wachenbuchen), Eckert(Hanau 93), Kleim Kaſſel 03). Südweſt: Ittel(Kickers Frankenthal); Zache(Saar Saarbrücken), Welſch(Boruſſia Neunkirchen); Müller (Sportfreunde Saarbrücken), Dietſch(Sportfreunde Frank⸗ furt), Theobald(Boruſſia Neunkirchen); Parker(I. FC Kaiſerslautern), Pflug(Union Niederrad), Eckert(Wor⸗ matia Worms), Lindemann, Simon(beide Kickers Offen⸗ Hach). Bis zur Pauſe lieferten ſich die beiden Mannſchaften ein wechſelvolles Spiel. Schon in der vierten Spielminute ging der Gau Südweſt durch den Offenbacher Linde⸗ mann nach einem Strafſtoß von Dietſch in Führung. In der 18. Minute fiel der Ausgleich. Bei einer von Keim hereingegebenen Ecke behinderten ſich Dietſch und Ittel, ſo daß Meiſel leicht zum 1:1 einſenden konnte. Reinhardt, der vorher wegen einer Verletzung ausgeſchieden war, kam wieder, dafür wurde aber in der 40. Minute Roskony durch Schultheiß erſetzt.— Nach der Pauſe ſpielten die Nord⸗ heſſen mit Meiſel als Linksinnen und Eckert als Halbrech⸗ ter. Der Sturm gewann dadurch mehr an Zug. Schon nach 5 Minuten hieß es durch Lindemann für den Gau Südweſt 2:1. Nach zehn weiteren Minuten ſtellte R6II für Nordheſſen den Ausgleich her und in der 27. Minute ſchoß Kleim den Siegestreffer. Bei Südweſt gefielen Ittel, Theobald und Lin⸗ demann. Die übrigen Spieler, beſonders die Verteidi⸗ gung und Mittelläufer Dietſch, waren bis zur Pauſe gut und ließen dann ſtark nach. Nordheſſens beſter Mann⸗ ſchaftsteil war die Abwehr mit Sonnrein, Eufinger und Lippert. Alles in allem hatten die Nordheſſen in ihrer Elf kaum einen ſchwachen Punkt. Die Toten des Jahres 1935. Oben von links nach rechts Miniſterialra Otto Laubinger; Ge⸗ heimrat Carl Duisberg; der bekannte Münchener Verleger Julius Fried⸗ rich Lehmann; Frar Eliſabeth Förſter⸗ Nietzſche. Unten von links nach rechts: Der bayeriſche Kultusmini⸗ fſter und Gauleiter der bayeriſchen Oſtmark Hans Schemm; Reichs ſtatthalter und Gaulei⸗ ter Wilhelm Friedrich Loeper; Generaloberſi von Linſingen; SS. Sturmführer Axel Holſt Weltbild(N= Die letzten Tage des Jahres Noch zwei Tagel Noch zwei dünne Blättchen auf meinem Abreißkalender. Mor⸗ gen früh werde ich eines davon in den Papierkorb werfen, und morgen Abend folgt das letzte, und der Kalender dazu, auf dem das ganze Jahr hindurch ein blondes Kind mir eine Roſe entgegen⸗ t und darunter war der Kopf eines Clowns, der eine lange kaſe machte. Es iſt vielleicht ein bißchen naiv, daß ich die letzten zwei Blättchen nicht gleichzeitig in den Papierkorb werfe, aber ich will keine leere Stelle an der Wand vor mir und auch keine Lücken in meinen Tagen. Das ganze Jahr hindurch habe ich jeden Tag ein Blättchen vom Kalender genommen und in den Papierkorb geworfen. Morgen wandert das ganze Jahr hinein; 365 Tage meines Lebens liegen dann bei altem nutzloſen Papier. Es iſt ſonderbar! Und wenn der Tag kommt, daß ich das Blättchen Papier nicht mehr in den Papierkorb werfen kann, dann wird die Zeit ſelbſt mich beiſeite ſchieben. Es iſt ein Kampf zwiſchen ihr und mir. Jeder Menſch iſt ja ſo ein Kalenderblättchen aus dem ewigen Almanach! Noch zwei Tage! Merkt ihr auch, daß die Tage zwſichen Weihnachten und Neu⸗ hr viel ſchneller vergehen als die andern? Sie ſind eine kurze Brücke, auf der es eben ſchneit, friert, taut, kaum ſind die Weih⸗ nachtsglocken verklungen und die Neufahrsglocken ertönen ſchon. Der Tannenbaum iſt ſtehen geblieben: das alte und das neue Jahr ſollen ſich unter ihm begrüßen. Dann iſt das erſtere gleich tot und wird begraben unter dem Karton meines Abreißkalenders im Papierkorb; und der zweite wird erscheinen mit einer dicken Trommel, dicht vor mir an der Wand wird er hängen, an demſelben Nagel wie der erſte und auf derſelben Stelle Fühlt ihr den grellen Symbolismus davon? Ich beſitze noch keinen neuen Kalender. Aber er wird kommen, er iſt noch jedes Jahr gelommen. Was wird er für ein Bild haben, der neue? Wieder ein blondes Kind mit einer Roſe und einem Clownkopf darunter? Oder vielleicht nur den letzteren mit einer langen Naſe nach all meinen Plänen, Idealen, Erwartungen, Träumen, Hoffen, Illuſionen, Verſprechen, die ſich vielleicht wiederum nicht erfüllen werden im Jahre 1936.. ſo wie das noch jedes Jahr war und die auch begraben liegen im Papierkorb meiner Ermattung, bei den verſchliſſenen 365 Tagen von 1935 und allen Tagen vorher? Aber zwei Tage lang weiß ich beſtimmt, daß das blonde Kind mir noch Roſen entgegenſtreckt... noch zwei ganz Tage beſtimmt! 2— „Menſch, ärgere dich nicht!“ Vermutlich ärgern ſich die Menſchen, ſolange die Welt beſteht. Die Welt gab ihnen auch ſicher genügend Anlaß dafür. Vielleicht aber hat die Welt das gar nicht getan. Sondern die Menſchen ärgern ſich nur gegenſeitig. Iſt es da ein Wunder, daß ich mich ärgere? Es wäre viel wunderbarer, wenn ich mich nicht ärgerte. Doch dafür ſorgt ja der beſorgte Mitmenſch ſchon, daß der Aerger nie abreißt. Sie fragen, über was ich mich ärgere? Fragen Sie lieber, über was ich mich nicht ärgere! Denn die Urſachen, ſich zu ärgern, ſind viel zahlreicher, als die Gelegenheiten, wo ich hierzu keine Urſache habe. Im Grunde genommen iſt es ja auch gleich, über was man ſich ärgert. Wenn man ſich nur ärgert.(ebrigens weiß jeder, daß aus kleinſten Urſachen oft der größte Aerger entſteht. Ja, 1 klein kann keine Urſache ſein, daß ſie nicht Aerger verurſachen önnte! Der Aerger der Menſchen 00 ſo verſchieden, wie die Menſchen ſelbſt. Der Aerger des Herrn A. ſieht ganz anders aus, als etwa der des Herrn B. Und nun gar der des Herrn C.! Verſchieden wie die Menſchen ſind, werden ſie auch ganz ver⸗ ſchiedenartig mit ihrem Aerger fertig. Die bequemſte Art iſt die, einen Aerger auf irgendeinen Mitmenſchen abzuladen. Viele beſitzen arin eine große Geſchicklichkeit. Der Aerger wirkt wie eine Brille, durch die wir die Welt verzerrt ſehen. Er vermag ſelbſt die hübſcheſten Dinge zu entſtellen. Manche tragen ihren Aerger tagelang mit ſich herum. Am beſten macht man um ſolche Menſchen einen weiten Bogen. Andere ſuchen ihren Aerger zu betäuben. Das iſt oft mehr oder minder koſtſpielig, je nach Art des Betäubungsmittels. Oft wird auch der Aerger ertränkt. Aber nur ſelten in Waſſe r. Hat man an einen verärgerten Menſchen ein Anliegen, ſo bringt man es beſſer erſt gar nicht vor. Sondern wartet, bis der Menſch ſich abgeärgert hat! Wie manches böſe Wort, im Aerger geſagt, 5 uns ſpäter ſchwer geärgert! Viele halten die Familie für den geeigneten Ort, um ihren Aerger los zu werden. Keinesfalls aber wird dadurch das Familienleben reizvoller. Am ſchlimmſten ſind die Menſchen, die keinen Aerger von außen haben. Und die ſich doch ärgern wollen. Denn die ärgern ſich über alles und jedes. Bekannklich ſogar über die harmloſe Fliege an der Wand. Willſt du gerne wiſſen, wie es ſich mit einem Menſchen leben läßt, ſo brauchſt du ihn nur zu ärgern. Wie er ſich dann benimmt, iſt äußerſt aufſchlußreich für ſeinen Charakter. Die Frau hat eine gewiſſe Virtuoſität im Aergern. Einen Menſchen, mit dem man verheiratet iſt, kann man viel leichter ärgern, als einen mit dem man das nicht iſt. In manchen Ehen ſcheint der Aerger gewiſſermaßen in der Luft zu liegen. Es gibt ein probates Mittel gegen den Aerger. Sozusagen das Ei des Kolumbus. Man biete dem Aerger einfach keine 0 fläche. Man reagiere nicht darauf. Kurz— man ärgere ſich nicht! 9 5 wird uns der Aerger ſchon von ſelbſt ärgerlich den Rücken ehren. Mag er ruhig einen anderen ärgern— wenn wir es nur nicht ſind! Jo. Adams Zwiſchen Hell und Dunkel Das iſt ein Stündchen, das man et entlich nur im Winter ſo recht kennen lernt. das Dämmerſtündchen Beſonders geeignet zum Plaudern Dabei braucht man ſich ja nicht ſo genau anzu⸗ ſchauen Anders aber liegt die Sache, wenn man in der Dämme⸗ rung ſeine Augen noch anſtrengt Nichts greift bekanntlich das wertvolle Augenlicht ſo an wie gerade Leſen, Schreiben oder Hand⸗ arbenten ber ungenügender Beleuchtung Die meiſten aber nehmen es leider damit nicht ſo genau Hier fündigt ſehr oft auch die Jugend Denn die hat noch ſo gute Augen daß ſie an den Schaden nicht denk! Es wird auch hier vielfach am falſchen Platze geſpart. Das Augenlicht iſt entſchieden wertvoller als die paar Pfennige, die die Beleuchtung koſtet Aber wozu 15 man denn in der Dämmerſtunde das Radio? Da wirken ein bißchen Muſik oder ein ſchöner Vortrag doppelt gut Vielleicht erzählt auch Mutter etwas oder läßt ſich von den Kindern erzählen. Denn das iſt ſa das Schöne eine Mutter weiß immer etwas zu erzählen und einer Mutter hat man auch immer etwas zu berichten! Achtet jeden⸗ falls auf Eure Augen! Ihr braucht ſie ſo notwendig und ſo Gott will, noch ſo lange! Winterurlaub Winterurlaub? Vor einem Jahrzehnt wußte man wohl noch nicht, was mit ihm anzufangen iſt und wer wäre nicht todunglücklich geweſen, wenn er zur ſchönen Sommerzeit erfahren mußte, daß der Urlaub erſt im Winter gewährt werden kann. Und heute? Ein freiwilliger Verzicht auf den Sommerurlaub zugunſten des Winterurlaubs iſt keine Seltenheit mehr. Iſt doch der Winter⸗ urlaub genau ſo leicht zu nehmen, wie der im Sommer. Dem Glauben, daß der Winterurlaub nur für Winterſporttreibende von Bedeutung iſt, muß widerſprochen werden, denn heute iſt es jedem möglich, ſich zur Winterszeit im Freien zu bewegen. Leider denkt man bei dem Wort„Winterurlaub“ meiſt nur an die neuzeit⸗ lichen Beſtrebungen auf dem Gebiete des Winterſportes, an Rodeln und u dber auch del altleſte und noch immer das Schlittſchuhlaufen, nicht Es iſt aber durchaus nicht mehr er⸗ erurlauber mit Sportgerät auszieht, denn iger kann ſich heute auf den Gebirgs⸗ aßen unbehindert bewegen, weil auf dieſen der Kraftwagenver⸗ r in viel größerem Umfange mit ſeinen Motorſchneepflügen Straßen verkehrsſicherer hält, als sies früher der Fall war der Fußwanderung iſt es aber auch möglich, ſich an beteiligen. Und auch hier iſt die Gefahr der er geworden, eben weil die Straßen verkehrs⸗ ſicherer geworden ſind. An Abwechſlung wird es dem Winter⸗ urlauber, der ohne Sportgerät auszieht, beſtimmt nicht mangeln. Die meiſten Orte der Gebirgsgegenden, und dieſe kommen für den Winterurlaub wohl nur in Frage, find heute auf den Frem⸗ denverkehr ſo eingeſtellt, daß ſie auch im Winter allerhand Ab⸗ wechſlungen bieten, indem ſie ſportliche Veranſtaltungen abhalten, gemeinſame Schlittenfahrten unternehmen und ähnliches mehr. Daß aber auch dem Eislauf nachgegangen werden kann, beweiſen die vielen Anlagen, die in faſt allen Winterſportorten vorhanden ſind. Ganze Sportmannſchaften können hier ihre ſportlichen Ver⸗ anſtaltungen austragen. Soweit für den Winterurlauber der Beſuch eines Mittelgebirges in Frage kommt, oo iſt die geeignetſte Zeit Mitte Januar bis Februar, während dieſer Zeit iſt die Witterung am beſtändigſten und meiſtens Schnee garantiert. Auch haben die Tage bereits ſoviel zugenommen, daß größere Wanderungen unternommen werden können, ohne Gefahr zu laufen, zu zeitig in die Finſternis zu geraten. Die ſonnigen Februartage geſtatten ſo⸗ gar ein Sonnenbad und bräunen den Körper ſchon ganz gewaltig. Zuſammengefaßt ſteht der Winterurlaue dem Sommerurlaub in keiner Hinſicht nach. Geſundheitlich kann er ſogar von größerem Werte ſein. A. E. n Vergeſſ forderlich, daß de auch der einfache 5 Unglücke weit geri! Wohnungshygiene im Winter Der Menſch muß ſeinen Körper immer auf einer beſtimmten Temperatur halten, unabhängig von der Temperatur der Außen⸗ luft. Genau ſo wie feuchte Wärme es verhindert, überflüſſige Wärme abzugeben, genau ſo zwingt kalte Feuchtigkeit den Körper dazu, zu viel Wärme abzugeben. Durch Feuchtigkeit werden die Temperaturunterſchiede verſtärkt, die Gelegenheit zu Erkältungen vom Schnupfen bis zur Tuberkuloſe und zum chroniſchen Rheuma⸗ tismus gegeben. Es muß darauf hingewieſen werden, daß der Menſch die Feuchtigkeit, die in der kalten Jahreszeit von außen in die Wohnung eindringt, ſehr oft unnötig vermehrt. So z. B. wenn das Waſchhaus nicht zum Waſchen benutzt, ſondern, was im Winter beſonders häufig geſchieht, in der Küche große Wäſche ver⸗ anſtaltet wird, oder wenn unter dem Ausgußbecken nicht aufge⸗ wiſcht wird, oder wenn beim Aufwiſchen der Fußböden wahre Sturzbüche umherfließen. Im Wohnraum kann man eine feuchte Atmoſphäre vermeiden, wenn feuchte Ueberkleider im Vorraum gelaſſen werden. Gänzlich iſt die Bildung von 7 euchtigkeit in der Wohnung nicht zu vermeiden, aber man muß dafür ſorgen, daß ſie wieder hinaus gelangt, und zwar durch genügendes Lüften. e,, 22 r „iin e nut, Im Winter eptl. auch einen kurzen ſcharfen Durchzug. Auch die Betten ace im Winter ganz beſonders gelüftet werden und das Fenſter nicht erſt geöffnet, wenn ſie wieder eingelegt werden. Es geht auch durch das Lüften nicht zu viel Wärme verloren, beſon⸗ ders da ſa im Winter kurzes Lüften genügt und die Zimmer⸗ temperatur nicht mehr als 17 bis ls Grad Celſius betragen ſoll. Wer ſich an mehr Wärme gewöhnt, kann ſicher ſein, beim erſten Hinaustreten in die kalte Luft eine Erkältung zu bekommen. Genau dasſelbe gilt auch— beiläufig— von den dicken Federbetten, man ichwitzt unnötig darunter, legt ſich im Halbſchlaf bloß und verſchwitzt im 1 ten Raume. Wer wundert ſich da über einen Schnupfen oder Katarrh? Bezüglich der Zimmerhetzung im Winter ſei geſagt, daß jede Ofenheizung zwei große Fehler hat: erſtens, daß ſie viele ſchwere und mutzige Arbeit verlangt, 1 daß ſchädliche Gaſe durch den Verbrennun sprozeß in ie Wohnung treten können. Das gefährlichſte dieſer Gaſe iſt das Kohlenoxyd, weil es weder riecht noch ſonſt ſpürbar iſt. Es ent⸗ ſteyt wenn dem Ofen durch ſchlecht gereinigten Schornſtein oder falſch geſchloſſene Klappe der Zug 55 ber wer ſeinen Ofen zu behandeln weiß braucht das nicht zu befürchten. Von der entralheizung wird ſtets geſagt, ſie mache die Luft trocken, das ſtimmt nicht Das unangenehme trockene Gefühl entſteht durch Ver⸗ brennung von Staub auf zu dünnen Heizkörpern. Das kann aber enau ſo bei Einzelheizung mit eiſernen Oefen der Fall ſein, wenn dieſe nicht peinlic) ſauber gehalten werden. Das Aufſtellen von elt egen nichts helfen. Viel mehr brenzlichen Staub aber als die Heizung bringt die liebe Gewohnheit des Rau⸗ chens in den Raum. Staubwiſchen und Fegen hat nur Zweck be offenem Fenſter, ſonſt wirbelt man den Staub nur in die Luft aus der alles, was nicht eingeatmet wird. wieder niederfällt. Beſſer iſt ſeuchtes Aufwiſchen Man muß immer bedeuten, daß im Staude auch Lebeweſen enthalten ſind, die Bazillen, die von Kranken her⸗ rühren und die Krankheiten übertragen können. Die Sonne mit ihrem Reichtum an ultravioletten Strahlen iſt ihr mächtigſter Gegner. Darum Fenſter auf, laßt Sonne herein, auch im Winterl Verdampfſchalen kann da 5 Die praktiſche Hausfrau Kleine Ratſchläge von Erika Thomy Kerne haben, die in den Kuchenteig hineinkommen. Das iſt wohl Oh nein! iffi ſie dann zwiſchen Daumen und Zeigefinger. Du ſollſt mal ſehen, wie flink und wie übermütig die Kerne herausſpringen. Ohne Keller geht es nicht aber es darf kein feuchter Keller ſein. Das iſt wohl ſchneller gewünſcht wie erfüllt. Oh nein Sei klug und ſtelle Schalen mit Chlorcalcium im Keller auf, wenn er feucht iſt. Chlorcalium entzieht dem Keller alle Feuchtigkeit, zudem kannſt du es, wenn es Feuchtigkeit genug gezogen hat, auf der Herdplatte trocknen und wieder neu verwenden. kommt wohl ohne Meſſer aus, aber das Meſſer muß gebr fähig ſein. Das iſt wohl immer ſo, wie es ſein ſoll. Oh nein! Sei geſcheit und ſchau dies Meſſer an, es iſt in zwei Hälften, muß zuſammengekittet werden, und zwar mit einem Kikt, den du dir aus einem Teil Kreide und der doppelten Menge pulveri⸗ ſiertem Kolophonium herſtellſt. Mit dieſem Kitt fülle das Heft erhitze die Klinge und ſchiebe ſie in das Heft hinein. Eine Waſchfrau kann nicht genommen werden, aber die Hände möchte ſich die Hausfrau nicht durchwaſchen. Das iſt wohl ein ver⸗ ſtändlicher, doch ausſichtsloſer Wunſch. Oh nein! Sei auf der Höhe und reibe einen Tag vor der großen Wäſche deine Hände mit einer ſchwachen Löſung von Schellack und Spiritus ein. Angebranntes Emaillegeſchirr darf nicht abgekratzt wer⸗ den. Man füllt Sodawaſſer oder Aſche hinein und läßt es aufkochen, dann löſt ſich der Anſatz von ſelbſt. Neues Emaillegeſchirr ſoll vor dem erſten Gebrauch ausgekocht werden, es hält dann beſſer. Holzgeſchirr wird mit Sand und Seife gereinigt und an der Luft, möglichſt in der Sonne, getrocknet. Niemals darf es auf dem warmen Herd ſtehen, weil es dann ſpringt und reißt. Löcher in Holzgefäßen füllt man mit Glaſerkitt aus und beſtreicht ſie nach dem völligen Austrocknen(mehrere Tage) mit Spirituslack. Roſtflecken auf Nickelgeräten entfernt man mit Alkohol, dem ein Tropfen Schwefelſäure zugeſetzt wurde. Nichtgebrauchtes Eiſengeſchirr muß eingefettet fortge⸗ ſtellt werden. Tontöpfe, die vom Eiereinlegen einen weißen Rand haben, reinigt man mit einer Löſung von benzoeſauerem Natron und ſpült ſehr gründlich nach, dann kann man ſie wieder für alles andere gebrauchen. Hefenteig ſollte nur in Steingut⸗ oder Tonſchalen an⸗ geſetzt werden. Zerbrechliches Waſſerh wird ſehr geſchont, wenn man das Anſatzrohr des Waſſerhahnes, an dem man viel Geſchirr anſchlägt, mit einem Gummiſchlauchſtück verlängert und umkleidet. Schmutzige Flaſchen werden ſauber, wenn man ſie mit Kohlenſtaub reinigt. Erſt werden die Flaſchen gründlich geſpült, dann halb mit Waſſer vollgefüllt. Dann kommt eine Hand voll Kohlenſtaub hinein, und nun wird kräftig geſchüttelt. Gut nachgeſpült iſt dann die Flaſche ſauber und geruchfrei. 3 Reinigung von Rohrgeflecht. Rohrgeflecht wird mit Seifenwaſſer und Bürſte gereinigt. In noch feuchtem Zu⸗ ſtande beſtreut man es dann mit Schwefelpulver. Man braucht nicht ängſtlich zu ſein, wenn das Rohr dabei kraus wird, denn wenn es wieder trocken iſt, wird es dann um ſo ſtraffer ſein. Später entfernt man den Schwefel an den nicht zugänglichen Stellen mit einer Bürſte. Für die Küche Zur e in den Wintermonaten gehört neben Pfannkuchen, Karpfen und anderen leckeren Sachen auch ein Punſch. Dieſen ſelbſt herzuſtellen, iſt dann unbedenklich wenn man die Gewähr hat, gute und einwandfreie Zutaten zu erhalten, die mit kochendem Waſſer beliebig verlängert werden Die Beſtandteile eines guten Punſches ſollen nach alter Regel Alkohol, eine Säure, eine Süßigkeit und ein Gewürz ſein. Waſſer kann beliebig zugeſetzt werden. Da iſt zum Beiſpiel der Etierpunſch, den man aus 200 Gramm Zucker, 7 Liter Wein, dem Saft einer Zitrone, drei ganzen Eiern und einem Likörglas Arrak bereitet. Die Zutaten werden auf dem Feuer ſchaumig geſchlagen und vor dem Anrichten der Arrak untergezogen. in anderer wird ſich vielleicht für den e e entſchließen, zu dem 9 Apfelſinen ge⸗ hören. Zunächſt werden die Schalen von 3 Apfelſinen auf einem Stück Zucker abgerieben und in die Terrine gelegt, ſowie dann der Saft von den 9 Apfelſinen und 2 Zitronen Geleit an Nebenher werden 500 Gramm Zucker, eine Flaſche Weißwein und ein Liter Waſſer gekocht, in die Terrine gegoſſen und ein Schuß Arrak hinzugefügt. Zum Arrakpunſch ſcheibelt man ſechs ungeſchälte Zitronen, entfernt die Kerne und übergießt ſie in einer Ter⸗ rine mit einem Liter Arrak. Sie 1 ſechs Stunden zie⸗ hen und werden dann, ohne ſie auszudrücken, herausgenom⸗ men. Währenddeſſen hat man in kochendem Waſſer leinein⸗ halb bis zwei Liter) ein Pfund Zucker aufgelöſt. Das Zucker⸗ waſſer wird heiß zum Arrak gegoſſen und der fertige Punſch ſofort aufgetragen. 5 Zum Rotwein oder Burgunderpunſch löſt man dreiviertel Pfund Zucker in einem halben bis dreiviertel Liter kochendem Waſſer, gibt die dünnabgeſchälte, äußere Haut von zwei Orangen und deren gusgepreßten Saft dazu, ſeiht das Ganze durch, gießt dann eine Flaſche Rotwein und einviertel Liter Arrak dazu und verdünnt mit heißem Tee nach Belieben. r Kuchen oder Torte nicht fehlen Daß zu Punſch 0 darf, braucht nicht beſonders begründet zu werden. Weih⸗ nachtsſtollen iſt dazu am beſten geeignet. —————— 1935 Nr. 52 Attmöglich gewordene Ferien al neiler Züführ han Lebets⸗ die aer ene N. hes und Saen n e ee. 951d zee neee buen wuenoplegun dugcpl eig legs Aedel suv ug! ue u— ezuuoz uejanl znvatea i 40 on avm elnvc ne jvuuse 1 om een nb zuuu Sole u! :unz nd vl ug se don una vg savas— egg uduumolne gzpne 1c) un zuzel ùnv zeunzva usgupgz ue ub Sula ze hquehim on ue eie— nent! etpltlajach iu opojch eig eg Inv zeslusds ur cp ie— soo eie i el Bungie zn d e dn Hufe 8e ei„o Sand ou A e eee e cee een eee eg e „ge zeig age giog gzich 20 reg uebuvbeß uebzoſeg sass z Ap fg gpu 11. ae enen ne uz een— obüung“ Souebenecß sv % Boi uebunbeqtegz ue ug uh enen une 010 5 un ie apug naſps ufe zva Los opeullg 515 „abc noch uren— 45 aud A a“ e eg de e ec de bene en eon Bicpilzogz An zd uefhvu eee enen cue usbogeß 25010 0 uh bos brust use aan baequsdloſ e onvuz nag 108 * Jon; elo; Ido aufe qun— ini nu bunubobogz eic e Bfolze zom Bnudd bupioaun uo eignu usgezled age il 0 dim Sbm eino uecppu Snlegz neige udg uenlcppuzeqn uv 20 5718 ca jbuuse mou ae Gvackl ov uenppü Uli uso! 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Fern 8 2 Jr An jenem Tiſch dort in der Ecke hatte er immer ſeine Schularbeiten gemacht. Am liebſten wäre er hingegangen, nur um einmal über die Platte zu ſtreichen. Hier hatte er von Glück und Reichtum geträumt. Nun trug er Tauſende in der Taſche— aber das Glück blieb aus. Er ſchüttelte ſein gelocktes Haar, als ob er alle dieſe Gedanken wieder verſcheuchen wollte. Die Tante ſchaute 0 prüfend und fragend an. Endlich ſchüttelte ſte den Nopf. „Junge, Junge— was machſt du nur für Geſchichten?“ Er horchte auf. Forſchend blickte er ihr ins Geſicht. Wußte ſie etwas? „Wie meinſt du das?“ fragte er zögernd,„was für Geſchichten?“ „Ja;: was für Geſchichten! Was weiß ich!— Komm, ſetz dich! Ich habe noch etwas Kaffee da. Auch Kuchen kann ich dir geben. Wir haben doch geſtern meinen Ge⸗ burtstag gefeiert. Du haſt wohl nicht mehr daran gedacht. Sonſt haſt du wenigſtens immer eine Karte geſchrieben.“ „Ja ich— mein Gott——, ſtotterte Richard,„ich habe wirklich nicht mehr daran gedacht. Sei mir nicht böſe, Tante— ich bin ein wenig nervös.“ 5„Ja. Das merke ich. Wirſt ja auch Grund dazu ha⸗ en. Wieder ſo eine Anſpielung! Wieder ſein ſcheuer, lau⸗ ernder Seitenblick. „Alſo komm— nun trink ſchon!“ „Sie goß ihm ein, ſtellte ihm einen Teller mit Kuchen hin. Er griff zögernd zu. Es war ihm auf einmal nicht mehr geheuer hier. Als die Uhr ſchlug, ſchrak er zuſammen. Die Tante ſetzte ſich neben ihn. „Nun— haſt du nichts zu erzählen? Biſt wohl auf Urlaub, was?“ Er fühlte den Blick ihrer forſchenden Augen, vermied es aber, ſie anzuſehen. Irgend etwas würgte ihn plötzlich, er hätte aufſchreien, ſich ihr weinend an den Hals werfen mögen. Es dämmerte in ihm auf: ja, ſie wußte etwas! Seine Hände begannen zu zittern. Er ſchob die Taſſe nervös hin und her. „Urlaub gerade nicht,“ erwiderte er,„ich habe die Stellung aufgegeben, will mich verändern.“ „Ach ſo. Da biſt du zunächſt einmal hierher nach Ber⸗ lin gekommen?“ Er trommelte mit den Fingern.„Es lag doch nahe, euch zu beſuchen.“ Sie ſchaute ihn unentwegt an, als ob ſie mit ihren Blicken etwas aus ihm herauslocken wollte. Er trank ſei⸗ nen Kaffee aus und ſtand auf. Dann ging er zum Erker, taſtete über den kleinen Tiſch. „Weißt du noch—? Hier habe ich immer geſeſſen.“ „Ja. Da warſt du noch ſo ein friſcher Junge. Heute ge⸗ fällſt du mir nicht. Es iſt, als ob du etwas auf dem Ge⸗ wiſſen hätteſt.“ Er trat einen Schritt zurück. Dieſe milden, leidenden Augen— er konnte den Blick nicht ertragen. Alles Weiche in ihm ſchrie auf; alles Verſtockte wich. „Tante—— du weißt etwas!“ ſtammelte er und ſtützte ſich auf den Tiſch. Sie ließ ſich in einen Seſſel glei⸗ ten. Ich nehme an, daß du gekommen biſt, um dich auszu⸗ ſprechen und dir das Herz zu erleichtern. Du weißt ja, mein Junge, ich habe wie meine Schweſter, deine ſelige ene für dich gefühlt. Haſt du denn kein Vertrauen mehr?“ „Tante,“ ſagte er aufgeregt,„verrate mir erſt: wer iſt hinter mir her? Woher weißt du—— 2“ Sie faltete ergeben die Hände zuſammen.„Ein Herr war hier,“ erwiderte ſie,„und bat uns, ſofort zu melden, wenn du dich bei uns blicken ließeſt.“ „Ein Herr— von der Polizei?“ „Ja, mein Junge.“ Er ſtand mit keuchendem Atem, plötzlich geſtrafft, fluchtbereit. „And—— du wirſt es tun?“ fragte er unſicher. Tante Amalie ſtrich einige Male langſam über die Lehne des Seſſels, in dem ſie ſaß. „Es braucht ja niemand zu wiſſen—,“ erwiderte ſie und ſenkte den grauen Kopf. Richard kniete vor ihr und barg ſeinen Kopf in den abgearbeiteten Händen. Sie ſtrich ihm langſam das Lockenhaar.„Junge, Junge!“ ſagte ſie 8 2 2 SP S S AS S S S 2 52 S= 8 5855 S A SS SSA O bloß, kaum vernehmbar. Abet es drang ihm durch's Herz wie ein Schmerzensſchrei. „Und Onkel— denkt Onkel auch ſo?“ fragte er haſtig und hob mit flackerndem Blick den Kopf. „Dafür kann ich nicht einſtehen, Junge. Es iſt wohl beſſer, du gehſt, bevor er zurückkommt.“ Aber da ging ſchon die Tür im Flur. Richard machte eine Bewegung, als ob er davonſtürzen wollte. Aber was half das noch? Onkel Max trat ſchon ein. Seine Stirn um⸗ wölkte ſich, als er den Jungen ſah.„Ah!“ ſagte er bloß, „da biſt du!“ Als ob er Richard erwartet hätte. Der junge Mann trat auf ihn zu. Oberſteuerſekretär Stolzenberg überſah die ihm darge⸗ botene Hand. „Wo kommſt du her?“ fragte er ſtreng. „Ich— ich bin zu Beſuch hier,“ antwortete Richard, „Onkel, du wirſt doch nicht——“ Die gedrungene Geſtalt Stolzenbergs ſchien ſich zu ver⸗ breitern.„Setz dich!“ befahl er und, zu Frau Amalie ge⸗ wendet:„Du wollteſt doch telefonieren gehen!“— Bei dieſen Worten wechſelte er mit ihr einen Blick—„geh nur ruhig— jetzt bin ich ja da!“ Richard ſtand mit bebenden Gliedern vor ihm. Er wußte, was dies bedeutete. Mit ſchwankender Stimme ſagte er: „Onkel Max—— laß dir doch bitte erklären—— du urteilſt vielleicht zu ſtreng!“ Der Oberſteuerſekretär trat an die Tür, wie um dieſe zu decken. Es zuckte in ſeiner Hand. Um ſeinen Mund lag ein Zug ſtrenger Entſchloſſenheit. „Urteilen?“ wiederholte er,„urteilen will ich ja gar⸗ nicht. Das muß man ſchon dem Gericht überlaſſen.“ Das Wort Gericht traf den jungen Mann wie ein Blitz⸗ ſtrahl. Er ſackte zuſammen. „Nun geh ſchon!“ herrſchte Stolzenberg ſeine Frau an und gab ihr die Tür frei,„willſt du dich etwa auch ſtraf⸗ bar machen?“ „Max!“ flehte ſie mit verweinter Stimme,„laß doch den Jungen! Ich bitte dich!“ „Nein!“ donnerte er,„geh— oder ich ziehe andere Saiten auf!“ Wankend ſtolperte ſie hinaus. Dreiviertelſtunden ſpäter wurde Richard verhaftet * „Hier Beobachtungsinſtitut Luz!“ f 5 „Sie werden aus Stettin verlangt!— Bitte, Stettin!“ „Hier Willi Seidler! Wer iſt dort am Apparat?“ . 0 „Ah— Herr Settegaſt! Rufen Sie doch bitte mal mei⸗ nen Schwager. Dringend. Er iſt doch da?“ „Sie haben Glück— einen Moment, Herr Seidler!“ „Eine Sekunde ſpäter meldete ſich Doktor Rettig.„Ja, Willi? Gut, daß du anrufſt. Wo ſteckſt du denn?“ „In Stettin. Habe bis hierher der Spur von Frau Reichenbach folgen können. War übrigens gar nicht ſo ſchwierig— als ob ſie's einem beſonders leicht gemacht hätte. Hier löſte ſie eine Fahrkarte zweiter nach Danzig. Auch das habe ich feſtſtellen können. Nun frage ich dich, was ich machen ſoll.“ Rettig räuſperte ſich. Dann erwiderte er:„Möglich, daß ſie uns abſichtlich auf eine falſche Fährte lockt. Fahre zunächſt mal nach Swinemünde zurück. Ich rufe dich mor⸗ gen früh aus Berlin an.“ „Was— aus Berlin?“ „Ja. Eben iſt nämlich ein Telegramm gekommen, daß man Stolz dort verhaftet hat. Möglich, daß wir dadurch eine beſſere Fährte des Grauen finden.“ „Stolz iſt verhaftet? Wie geht das zu?“ „O— ganz einfach. Ich hatte doch die Adreſſe von ſeiner Tante herausbekommen. Dort iſt er nun in die Falle gegangen.“ „Du rufſt mich alſo morgen früh an!“ i „Ja. Halte dich nur bereit. Es könnte auch etwas ſpä⸗ ter werden.“ 90 Das macht nichts. Alſo bis morgen! Auf Wieder⸗ ören!“ „Mach's gut, Willi!— Schluß!“ (Fortſetzung folgt.) ten Die Kaſſenreviſion S 8 128 5 8.— 2 Skizze von Herbert Steinmann. Herr William Joyce, der langjährige Oberkaſſierer der Chicagoer Bankfirma Powell u. Co., ſaß hinter einer gro⸗ ßen Zeitung verborgen an einem kleinen Tiſch ſeines Ar⸗ beitsraumes und las mit anſcheinend ſehr ſtarkem Inter⸗ eſſe einen längeren Bericht, der ſich mit der Flucht und den Unterſchlagungen eines Kaſſierers einer Konkurrenzfirma beſchäftigte. Dabei warf er ab und zu einen ruhigen gelaſ⸗ ſenen Blick zu ſeinem Chef, Herrn Arthur Powell hinüber, der in Gemeinſchaft mit einem hageren, ſpitznaſigen Herrn eine unvermutet gekommene Reviſion der Kaſſe und der Bücher vornahm. Aber der Seelenzuſtand des Herrn Joyce war nicht ganz ſo unbewegt als es ſchien. Zum Donnerwetter dachte er jetzt gerade, was haben die beiden da drüben nur immer zu flüstern? Sollte mein Chef doch endlich einmal dahinter gekommen ſein, daß ich ihn ſeit zehn Jahren betrüge und daß ich mir meinen kleinen oder vielmehr großen„Ge⸗ ſchäftsanteil“ allmonatlich aneigne, ohne daß er es weiß? Unmöglich faſt, mein Fälſchungs⸗ und Verſchleierungs⸗ ſyſtem iſt ſo raffiniert, daß es niemand merken kann. Mit einem Seufzer der Erleichterung wandte ſich Joyce dem Teil des Berichts zu, der von der Aufdeckung der Un⸗ terſchlagungen des flüchtigen Kollegen der Konkurrenzfirma handelte. Einer der beſten Bücherreviſoren, eine Spürnaſe von Ruf, Tobias Flynn, hatte die einein See entdeckt— vor Schreck hätte Herr Joyce in ſeinem Seſſel faſt einen Luftſprung gemacht. Der neue Reviſor da drüben war ihm ja durch den Chef als„Mr. Flynn“ vorgeſtellt worden. Und jetzt entſann ſich der Kaſſierer auch mit wachſender Angſt des merkwürdigen Lächelns, mit dem der Chef dieſe Vorſtellung begleitet hatte. Wieder glitt der Blick des Kaſſierers zu den beiden Männern am Schreibtiſch hinüber, die jetzt tuſchelnd die Köpfe zuſammenſteckten. Hatten ſie die Fälſchungen ſchon entdeckt? Vorſichtig taſteten die Finger des Kaſſierers nach dem kühlen Metallgriff der kleinen Browningpiſtole, die er in der Bruſttaſche trug. Das war der allerletzte Ausweg.—— „Miſter Joyce!“ Das war die Stimme des Chefs. Mit einem Schwäche⸗ efühl in den Knien erhob ſich der Kaſſierer matt. Herr owell ſchritt ihm entgegen und legte ihm die Hand auf die Schulter: „Es iſt alles in beſter Ordnung, lieber Joyce,— wie immer. Ich muß die Sorgfältigkeit Ihrer Buchungen lo⸗ ben. Nicht wahr, Miſter Flynn?“ wandte er ſich an den ge⸗ fürchteten Reviſor, der immer noch am Schreibtiſch ſaß und mit einem langen Bleiſtift noch einmal in ſeinen Notizen herumrechnete. Miſter Flynn, der Schrecken aller ungetreuen Kaſſie⸗ rer und Buchhalter nickte zerſtreut. 5 „Ja— es ſtimmt,“ ſagte er dann im gedehntem nachläſ⸗ igen Tone und erhob ſich. Joyce ſtammelte ein paar Phra⸗ en von bewieſenem Vertrauen und dergleichen. Der Chef ſchritt mit Flynn zur Tür. Auf der Schwelle wandte er ſich noch einmal um: „Uebrigens, lieber Joyce,“ ſagte er in beſtimmten Tone, „hoffe ich, Sie heute auf meinem Empfangsabend zu ſehen. Ich rechne auf Sie. Es wird wieder ganz nett werden. Miſter Flynn wird auch da ſein und noch ein paar neue Leute: ein bekannter Filmſtar und der berühmte Detektiv⸗ Capitain Me. Gallin, übrigens eine beſondere Berühmt⸗ heit für uns, Sie wiſſen, jener Me. Gallin, der erſt kürz⸗ lich hierher verſetzt wurde und der ein Schrecken aller Bank⸗ räuber iſt—— na, Sie werden ihn ja kennen lernen. Alſo bis dahin— lieber Joyce.“ Die Tür ſchloß ſich hinter dem Chef und dem Reviſor. Miſter Joyce war allein. Mit müden, ſchleppenden Schrit⸗ ten ging der Kaſſierer auf ſeinen Schreibtiſch zu und ſank in den davor ſtehenden Seſſel. In ſeinen Schläfen hämmerte es. Lange ſann er vor ſich hin. Was hatte dies alles nur zu bedeuten? War dieſe Herzlichkeit des Chefs nur gemacht? War dieſe anerken⸗ nende Bemerkung über die„ſorgfältigen Buchungen“ nur verſteckter Hohn? War alles zu Ende? Immer mehr und mehr überkam den Kaſſierer die Ge⸗ wißheit, daß ſeine langjährigen Schwindeleien und Unter⸗ ſchlagungen entdeckt worden waren. Dieſe nachläſſige, faſt unhöfliche Art des Miſter Flynn beim Abſchied! So ſprach man nur zu einem Verdächtigen, dem man aus irgend⸗ welchen Gründen noch eine kurze Friſt gewähren will, bis man ihn entlarvt. Natürlich, dieſe Einladung heute Abend! Selbſtverſtänd⸗ lich, das war des Pudels Kern! Herr Flynn würde da ſein und dann dieſer neue Detektiv⸗Captain, dieſe große Num⸗ mer in Bankſachen. Hahaha, das wird ja reizend. Herr Joyce wird in verfängliche Geſpräche verwickelt, er muß ſich ſelbſt verraten und dann kommt ein Haftbefehl zum Vorſchein—— ein Paar ſchmale Eiſenbänder— eine Zelle mit Gittern— aus. Wieder taſtete die Hand des Kaſſierers nach der Piſtole. Noch einmal ſiegte der Lebenswille.„Ich werde hingehen,“ flüſterte er,„aber die Armbänder legen ſie mir nicht um.“ Und Kaſſierer Joyce ging zum Abendempfang ſeines Chefs. Herr Powell begrüßte ihn ſehr freundlich und eilte weiter, um den eben eintretenden berühmten Filmſchauſpie⸗ ler die Hand zu drücken. Miſter Joyce nahm auf einem ſchmalen Sofa Platz und begann die Tatſache zu verwün⸗ ſchen, daß er ſich in dieſe„Löwenhöhle“ gewagt hatte. Nervös zündete er ſich eine Zigarette an, um ſeine wach⸗ ſende Unruhe zu bekämpfen. Da 5 ſein Blick auf einen breitſchulterigen Herrn mit energiſchen Geſichtszügen, der 1 175 Raum betrat. Joyce beobachtete den Fremden ge⸗ pannt. a Jetzt ſchlenderte der Ankömmling gelaſſen auf das Sofa zu, auf dem der Kaſſierer ſaß. Hier und da wechſelte der Breitſchulterige ein paar flüchtige Worte mit dieſem oder jenem der Gäſte. Nun trat er vor den 16 Miſter Powell. 1 Dauert das Geſpräch etwas länger. Sprachen ſie von oyce? N Der Kaſſierer konnte den Gedanken nicht zu Ende den⸗ ken, denn ſchon ſtand der Fremde vor ihm. Seine breite Hand gitt in das Innere ſeines Rockes und ſeine energiſche Stimme ſagte:„Mein Name iſt Me. Gallin, Detektiv⸗Cap⸗ tain. Darf ich Sie höflichſt erſuchen—— Weiter kam er nicht. Miſter Joyce hatte ſich ſchnell er⸗ hoben, ſtammelte ein paar Entſchuldigungsworte und ging mit ſchwankenden Schritten aus dem Saal. Gleich darauf fiel ein Schuß. Man fand den Oberkaſſterer William Joyce mit durchſchoſſener Schläfe in einem Nebenraum. Das Rätſel dieſes Selbſtmordes iſt nie gelöſt worden. Eine nochmalige ſehr eingehende Reviſion der ücher und Kaſſenbeſtände des Toten ergab keinerlei Unregelmäßig⸗ keiten. Detektiv⸗Captain Me. Gallin hat die dramatiſche Szene auf jenem Empfangsabend im Hauſe Powell ſpäter noch oft erzählt. und jedesmal ſchloß er: 5 5 „Stellen Sie ſich vor, meine Herren,— ich ſchreite auf den Gentleman los, von dem ich noch nicht einmal wußte, daß er der Kaſſierer Joye war, ſtelle mich vor, will mein Zigarettenetuie ziehen und um Feuer bitten—— da rennt der Mann hinaus und—— na, Sie wiſſen ja. Ueberar⸗ beitung, Nervenüberreizung, anders kann ich mir's nicht erklären.“. Und doch war William Joyce ein Schuldi er Seine falſchen Buchungen waren„tadellos“— im ver⸗ brecheriſchen ſclech und nicht zu entdecken, aber ſein Ge⸗ wiſſen war echt. Sein Gewi 55 und eine Kette von Zufällen hatten den Oberkaſſierer William Joyce gerichtet. 72.— * Vom Kraftwerk der Seele Von Ellinor Wildau, Wir Menſchen arbeiten meiſt wie die Maſchinen. Der Tag beginnt früh— es geht in der Hetze in die Fabrik, oder ins Büro, oder an die Nähmaſchine— oder wie uns eben ſonſt der Beruf einſpannt. Aber die Maſchinen wer⸗ den von Zeit zu Zeit„überholt“; man erſetzt geſchwächte Teile und ſieht nach, ob ſonſt noch alles in Ordnung iſt. Beim 1 erſcheint das weniger notwendig; manche glauben durch Zähigkeit das zu erſeßen, was ihnen durch