n R. g = 9 2 ä — ——— 2—— .—————— 8 — N 2. Blatt zu Mr. 3 Sdmstag, E. Jan. 1936 Die Lohnſteuerbelege für 1935 Wichtig für Arbeitgeber und Arbeitnehmer! Der Reichsminiſter der Finanzen hat durch Verordnung vom 13. Dezember 1935 Beſtimmungen über die Einſen⸗ dung der Lohnſteuerbelege für das Kalenderjahr 1935 er⸗ laſſen. Das Verfahren ſei im folgenden kurz erläutert: Der Arbeitgeber hat in den Lohnſteuerbelegen die ge⸗ forderten Angaben für alle Arbeitnehmer zu machen, für die er im Kalenderjahr 1935 ein Lohnkonto zu führen hatte. Daher ſind dieſe Angaben, und zwar für die ganze Dauer der Beſchäftigung im Kalenderſahr 1935, ſtets zu machen, wenn in dieſer Zeit Lohnſteuer einbehalten worden iſt oder wenn der Arbeitslohn während der ganzen Dauer der Beſchäftigung oder eines Teils derſelben den Betrag von 18 Mark wöchentlich(78 Mark monatlich) überſtiegen hat. Lohnſteuerbelege ſind alſo auch dann aus⸗ zuſchreiben, wenn der Arbeitslohn wöchentlich zwar mehr als 18 Mark(monatlich mehr als 78 M.) betragen hat, aber Lohnſteuer tatſächlich nicht einbehalten worden iſt. Den Eintragungen in die Lohnſteuerbelege ſind alle Lohnzah⸗ lungszeiträume(3. B. Gehaltsmonate, Lohnwochen) zu⸗ grunde zu legen, die im Kalenderjahr 1935 geendet haben. Es ſind mithin ohne Rückſicht darauf, ob die Lohnzahlung nachträglich oder im voraus erfolgt iſt, auch zu berückſich⸗ tigen l a) zu Beginn des Kalenderjahres 1935: die Lohn⸗ ahlungszeiträume, die im Dezember 1934 begonnen und im anuar 1935 geendet haben, auch wenn nur ein Tag die⸗ ſes Zeitraums in das Kalenderjahr 1935 fällt; b) am Schluſſe des Kalenderjahres 1935: die Lohn⸗ zahlungszeiträume, die im Dezember 1935 geendet haben. Dagegen ſind nicht zu berückſichtigen die Lohnzahlungszeit⸗ räume, die Ende Dezember 1935 begonnen und erſt An⸗ fang Januar 1936 geendet haben. Der Arbeitgeber iſt verpflichtet, für Arbeitnehmer, deren Dienſtverhältnis vor dem 31. Dezember 1935 ge⸗ endet hat, eine Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte dem Vordruck entſprechend ſchon bei Beendigung des Dienſtverhältniſſes auszuſchrei⸗ ben, wobei der Vordruck für die Merkmale der Steuer⸗ karte 1936 ſelbſtverſtändlich unausgefüllt bleibt. Wenn der Arbeitgeber dieſer Verpflichtung im Kalenderjahr 1935 laufend nachgekommen iſt, dann hat er regelmäßig nur noch eine Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1935 für diejenigen ſeiner Arbeitnehmer aus⸗ zuſchreiben, deren Steuerkarte 1935 ihm am 31. Dezember 1935 vorliegt, die alſo an dieſem Tage bei ihm in einem Dienſtverhältnis ſtehen. Bei Arbeitnehmern, für die ein LZohnkonto nicht eführt zu werden braucht, weil keine Lohnſteuer einzu⸗ haken war und der Arbeitslohn während der ganzen Dauer der Beſchäftigung im Kalenderjahr 1935 nicht mehr als 18 Mark wöchentlich(78 Mark monatlich) betragen hat, hat der Arbeitgeber die Spalten 3 und 4 in der Lohnſteuer⸗ beſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1935 durch ſchräge Striche auszufüllen. Am Schluß der Lohn⸗ ſteuerbeſcheinigung hat der Arbeitgeber dem Vordruck ent⸗ ſprechend die Merkmale der Steuerkarte 1936 einzutragen und die Steuerkarte 1935 bis zum 15. Februar 1936 an das Finanzamt einzuſenden, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1936 ausgeſchrieben worden iſt. Dieſe Merkmale wird der Arbeitgeber dann nicht angeben können, wenn ihm die Steuerkarte 1936 nicht vorgelegen hat, weil z. B. das Dienſtperhältnis bei ihm am 31. Dezember 1935 endet und die Steuerkarte 1936 daher ſchon dem neuen Arbeitgeber vorgelegt worden iſt. In dieſem Fall iſt die mit der Lohn⸗ ſteuerbeſcheinigung verſehene Steuerkarte 1935 ohne Ein⸗ tragung der Merkmale der Steuerkarte 1936 an das Fi⸗ nanzamt einzuſenden, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1935 ausgeſchrieben worden iſt. Arbeitnehmer, die am 31. Dezember 1935 in kei⸗ nem Dienſtverhältnis ſtehen und ſich daher im Be⸗ ſitz ihrer Steuerkarte 1935 befinden, haben dieſe unter ge⸗ nauer Angabe der Wohnung, die ſie am 10. Oktober 1935 innehatten, bis zum 15. Februar 1936 dem Finanzamt ein⸗ zuſenden, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1935 ihren Wohnſitz hatten. Sie haben dabei auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1935 am Schluß die Nummer der Steuerkarte 1936 und die Behörde, die dieſe Steuerkarte ausgeſchrieben hat, anzugeben. i Nur ausnahmsweiſe hat der Arbeitgeber Lohn⸗ ſteuer⸗Ueberweiſungsblätter auszuſchreiben, nämlich nur dann, wenn er eine Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1935 deshalb nicht ausſchreiben kann, weil ihm die Steuerkarte des Arbeit⸗ nehmers für das Kalenderjahr 1935 nicht vorgelegen hat. Dies trifft zu bei denjenigen Arbeitnehmern, die es unter⸗ laſſen haben, ihre Steuerkorte dem Arbeitgeber auszuhän⸗ digen. Hierher gehören auch die Fälle, in denen der Ar⸗ beitgeber für einen vor dem 31. Dezember 1935 ausge⸗ ſchiedenen Arbeitnehmer die Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1935 etwa verſehentlich nicht 518 haben ſollte. Der Arbeitgeber hat des⸗ halb die Ueberweiſungsblätter an das Finanzamt der Be⸗ triebsſtätte einzuſenden. Für Arbeitnehmer, für die kein Lohnkonto geführt zu werden braucht, ſind keine Lohn⸗ ſteuer⸗Uleberweiſungsblätter auszuſchreiben. Außer den Lohnſteuerbelegen hat der Arbeitgeber ohne beſondere Aufforderung für diejenigen ſeiner Arbeitneh⸗ mer, deren Arbeitslohn im Kalenderjahr 1935 den Betrag von 8400 Mark überſtiegen hat, beſondere Lohn⸗ zettel guszuſchreiben und bis zum 31. Januar 1936 an das für den Arbeitnehmer nach ſeinem Wohnſitz(Aufent⸗ halt) zuſtändige Finanzamt einzuſenden. Die Lohnſteuer⸗ belege ſind dem Finanzamt gemeindeweiſe nach Buchſtaben geordnet einzuſenden. „Die Vordrucke für die Lohnſteuer⸗Ueberweiſungs⸗ blätter und für die Lohnzettel werden etwa von Mitte Ja⸗ nuar ab von den Finanzämtern unentgeltlich abgegeben. Aus der Arbeit des Winterhilfswerks Ein Rundfunkvortrag des Hauptamtsleiters Hilgenfeldk. Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk, Haupt⸗ amtsleiter Hilgenfeldt, machte im Zeitfunk des Reichs⸗ ſenders Berlin Ausführungen über Organiſation und Lei⸗ ſtungen des WH W. Er teilte u. a. mit, daß 1933 zur Vor⸗ bereitung der ganzen Aktion nur 14 Tage zur Verfügung ſtanden. Am 16. September begann er die Arbeit mit 36 Mitarbeitern und am 1. Oktober ſtand bereits das WHW. Aus den angegebenen Zahlen ergibt ſich, daß 16 v. 9. der geſamten deutſchen Hausbrandverſorgung auf die Kohlenverſorgung durch das WHW entfallen. Im Reichsdurchſchnitt macht die Spende in einem Haushalt bis zu zwei Kindern acht Zentner aus. Bei Familien mit höhe⸗ rer Kinderzahl werden ſo viel Kohlen geliefert, daß zwei Feuerſtellen unterhalten werden können. Familien mit feuchten oder ſchlechten Wohnungen oder Schwerkranke werden entſprechend höher helleſert, Statt ſieben Serien Kohlen wie im Vorjahr werden diesmal acht Serien ver⸗ teilt. Die Stoffe, die zur Herſtellung von Bekleidungsſtücken gebraucht werden, könnten eine Strecke von 7000 Kilome⸗ ter, alſo die Länge der geplanten Reichsautobahnen, bedek⸗ ken. Die Schuhe, die das WHW eim letzten Winter lieferte, hätten ausgereicht, um die geſamte Bevölkerung Badens vom Säugling bis zum Greis und darüber hinaus noch die Bevölkerung dreier Kreiſe Württembergs zu verſorgen. 15 Millionen Zentner Kartoffeln, das ſind 60 000 Waggons zu je 250 Zentner, wurden im Laufe des vorigen Winterhilfswerkes ausgegeben. In die⸗ ſem Winter ſind bereits 12 Millionen Zentner aufgebracht worden. Im Reichsdurchſchnitt wird auf den Kopf der Be⸗ völkerung ein Zentner Kartoffeln gerechnet, im Gau Groß⸗ Berlin erhält eine Familie von vier erwachſenen Perſo⸗ nen acht Zentner. Bayern wird dagegen mit mehr Mehl verſorgt. Der Werk der Abzeichenaufträge ö betrug im letzten WHW faſt vier Millionen Reichsmark, in dieſem Winter werden es faſt fünf Millionen ſein. Im erſten Winterhilfswerk wurden rund 17 Millionen Volks⸗ genoſſen betreut, 1934⸗35 nicht ganz 14 Millionen und in dieſem Halbjahr ſind es rund 12,5 Millionen Menſchen. Hilgenfeldt teilte weiter mit, daß im letzten Jahr 69 336 Ausländer, die alſo nicht die deutſche Staatsangehörigkeit beſaßen, vom WHW des deutſchen Volkes betreut worden ſeien, ferner 29 108 Juden. Aus grundſätzlichen Erwägun⸗ gen heraus ſei eine organiſatoriſche Aenderung der Juden⸗ betreuung vorgenommen und den jüdiſchen Wohlfahrtslei⸗ tungen zugewieſen worden, ſie ſtehe jedoch unter ſeiner Ueberwachung. Der Säule der Betreuten ſtehe die Säule der 1,25 Millionen freiwilligen Helfern gegenüber. Die Mitgliederſperre der ND Ap Keine Lockerung in abſehbarer Zeit. NS Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP gibt über die beſtehende Mitgliederſperre der NSDAP die folgende Bekanntmachung heraus: Aus gegebener Veranlaſſung wird bezüglich der zurzeit beſtehenden allgemeinen Sperre hinſichtlich der Aufnahme von Mitgliedern in die NSDAP folgendes bekanntgegeben: Die unter dem 19. April 1933 ergangene Verfügung über eine allgemeine Mitgliederſperre und die hierzu er⸗ gangenen Ergänzungsverfügungen beſtehen nach wie vor Zu Recht. Ausnahmen von dieſer allgemeinen Auf⸗ nahmeſperre beſtehen nur inſoweit, als ſie von dem Reichs⸗ ſchatzmeiſter im Einvernehmen mit dem Führer ver⸗ fügt worden ſind. 5 Die zurzeit in Kraft befindlichen Aus⸗ n 1 von der allgemeinen Aufnahmeſperre ſind fol⸗ gende: 1. Meine Anordnung 25/35 vom 25. 10. 1935, betref⸗ fend die Aufnahme von Angehörigen der Hitler⸗Ju⸗ gend und des Bundes Deutſcher Mädel in die NSDAP. Frontſoldaten ſtehen wieder in vorderſter Linie! Der Frontgeiſt hat ſie wieder erfaßt; denn das Reich hat gerufen. ks gilt für die fumeraden, für Frau und find! Hebt den alten Frontſoldaten, die als Stoßtrupps des Winterhilfswerkes 1935/35 eingeſeift ſind. 6 ebt. opfert! Das Beſicht des Welt- krieges ſieht kuch an. Was iſt Dein friedliches Opfer gegen das Opfer der alten Frontſoldaten? Seid alſe Frontſoſdoten des Winterhilfswerkes, ſtene jeder nier in vorderster Linie! K — zu decken. f 2. Meine Anordnung vom 15. 11. 1935, betreffend die Aufnahme von Mitgliedern des aufgelöſten Nationalſozia⸗ liſtiſchen Deutſchen Frontkämpferbundes(Stahlhelm) in die NSDAP. Andere Ausnahmen der allgemeinen Aufnahme⸗ ſperre als die beiden vorgenannten beſtehen nicht. Ich habe bereits in meiner Anordnung vom 3. 7. 1933, betreffend Mitgliederaufnahme, alle diejenigen Volksgenoſ⸗ ſen, die bei einer künftigen Lockerung der Mitglieder⸗ ſperre in erſter Linie zu berückſichtigen ſind, im einzelnen aufgeführt. Ich betone jedoch nachdrücklich, daß bisher eine Lockerung der Aufnahmeſperre nach meiner Anordnung vom 3. 7. 1935 nicht verfügt worden iſt, und daß auch mit einer Lockerung der Mitgliederſperre für abſehbare Zeit nicht gerechnet werden kann. Die ver⸗ waltungstechniſchen Schwierigkeiten, die einer Lockerung der Mitgliederſperre entgegenſtehen, beſtehen nach wie vor fort und zwar ſo lange, als nicht der Umzug der zuſtändi⸗ gen Dienſtſtellen der Reichsleitung der NSDAp in das neue Verwaltungsgebäude der NSDAP erfolgen kann. Ich erſuche alle Volksgenoſſen, von der Einrei⸗ chung von Aufnahmegeſuchen, ſolange nicht eine Lockerung der allgemeinen Mitgliederſperre verfügt iſt, Abſtand zu nehmen. Sämtliche Anträge auf Aufnahme in die NSDAP nach einer Lockerung der Mitgliederſperre ſind ausſchließlich an die zuſtändi⸗ gen Ortsgruppen oder Stützpunkte der NSDAP zu richten. Die Einreichung von Aufnahmeanträgen unmittel⸗ bar bei der Reichsleitung der NSDAP ſiſt zwecklos, verurſacht der Reichsleitung eine völlig unproduktive Ar⸗ beit und verzögert die Erledigung der Geſuche. Die Volksgenoſſen, welche Aufſchluß über die einſchlä⸗ gigen Beſtimmungen der Reichsleitung der RSDAp wün⸗ ſchen, werden gebeten, ſich mit den zuſtändigen Ortsgrup⸗ pen oder Stützpunkten der NSDAp ins Benehmen zu ſetzen. Die Ortsgruppen und Stützpunkte ſind angewieſen, die notwendigen Auskünfte an die anfragenden Volksge⸗ noſſen zu erteilen. gez.: Schwarz. Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchan Börſe. Zum Jahreswechſel zeigte die Börſe ziemliche Widerſtandskraft. Das Geſchäft war zwar ſehr gering, aber die Notierungen durchweg gehalten. Nach Schätzungen in Großbankkreiſen war das Publikumsgeſchäft in den letzten Tagen im Durchſchnitt etwa um 25 Prozent höher als in den Wochen vor Weihnachten. Im Verlauf ſchritt die Kuliſſe teilweiſe zu Realiſationen, ſo daß die höchſten Kurſe am Aktienmarkt ſich nicht ganz hielten. Am Rentenmarkt liegt die Haltung gut behauptet. Geldmarkt. Von größter Wichtigkeit iſt die vom Reichs⸗ kabinett beſchloſſene Verlängerung des Moratoriums für die langfriſtigen Kredite der vergangenen Wirtſchaftsepoche um weitere drei Jahre, wobei die Auflockerung dieſer„Still⸗ haltung“ planmäßig fortgeſetzt wird. Die Begründung für dieſe Maßnahme hat der Reichsfinanzminiſter gegeben durch den Hinweis, daß der Kapitalmarkt noch auf Jahre hinaus durch die öffentliche Hand ſtark beanſprucht werden müßte und für die Erfüllung von Lieblingswünſchen daher keine Möglichkeit beſtehe. Wenn damit das Hypothekenproblem auch noch keineswegs gelöſt iſt, ſo iſt doch für geraume Zeit wieder Beruhigung geſchaffen und der Weg für eine end⸗ gültige Bereinigung geebnet. Da auch die Neuordnung des Sparkaſſenweſens im letzten Jahr nicht mehr beendet wer⸗ den konnte, ſo wurde die Ermächtigung der Länder auf die⸗ ſem Gebiet gleichfalls verlängert. Produktenmarkt. Nach dem Abſchluß des Weihnachts⸗ geſchäfts hat die Nachfrage an den Getreidemärkten erheb⸗ lich nachgelaſſen. Die Mühlen beſitzen aus den Käufen der letzten Wochen zumeiſt noch genügend eigene Vorräte. Bei Weizen iſt auch das Angebot kleiner geworden. Roggen wurde kaum umgeſetzt. Braugerſte blieb weiter feſt bei knappſtem ſüddeutſchen Angebot. Der Mehlmarkt war ruhig. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer blieb mit 103.3 unverändert. An den induſtriellen Märkten ſind für Kupfer und Blei nebſt den zugehörigen Halbfabrikaten, des für Zinn Preisſenkungen eingetreten. Auch für Rohſeide und. Jute gigen die Preiſe zurück, für Rindhäute haben fa ſich erhöht. Von den Düngemitteln hat Kali im Preiſe ſaiſon⸗ mäßig angezogen. Die Weltwarenmärkte ſtehen im Zeichen großer Unſicherheit. Die Unſicherheit in der Weltpolitik, die Silberbaiſſe und Glattſtellungen zum Jahresende hemmtenm den Anſtieg. Viehmarkt. An den Schlachtviehmärkten hat ſich die Zunahme der Schweineauftriebe verſtärkt. Wie das Inſtitut für Konjunkturforſchung mitteilt, macht der Wiederaufbau des Schweinebeſtandes allgemein gute Fortſchritte. Nach der Anſicht des Inſtituts dürfte im März 1936 wieder der Normalbeſtand im weſentlichen erreicht werden. Dagegen wird hinſichtlich der Verſorgung mit Rind⸗ und Kalbfleiſch noch für längere Zeit mit einem geringeren Anfall zu rechnen ſein. Die fehlenden Mengen ſind, ſo ſtellt das Institut weiter feſt, zum großen Teil heute ſchon durch Verträge über eine geſteigerte Einfuhr gedeckt. Wiederaufbau des Schweinebeſtandes Geringer Minderbeſtand, Zunühme der Ferkel. Die vorläufigen Zuſammenſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes zeigen als Ergebnis der weinezählung vom 3. Dezember 1935 einen Geſamtſchweinebeſtand von 22,73 Millionen gegen 23,17 Millionen im Dezember 1934. Der erwartete Wiederaufbau der deutſchen Schweine⸗ haltung hat ſeit der letzten Zählung inſofern Forkſchritle 14 1 5 als der Minderbeſtand a dem des Vor- jahres, der im Juni 1935 noch 10.4 vom Hunderk betrug, ſich im Dezember 1935 auf 1,9 vom Hundert ermäßigte. Die⸗ ſer Wiederaufbau drückt ſich vor allem in zunehmendem Beſtand an Ferkeln(5,2 v. H.) und in der Junahme des Beſtandes an trächtigen Sauen(11,8 v. 5.) dus. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem dieſer Nachwuchs ſchlachtreif wird, kommt es darauf an, die gegenwärtig noch kleineren Beſtände an Jungſchweinen auf ein hohes Schlachtgewicht zu bringen, um den Bedarf an Schweine fleiſch und fett ſoweit wie möglich aus eigener Erzeugu g Kreuz und Quer Nach den Feiertagen.— Eine Roßkur.— Brillanten auf Goldzähnen.— Die dankbaren Taſchendiebe.— Der ſieg⸗ reiche Stier.— Kampf mit Affen um Kokosnüſſe. Die Feiertage ſind vorbei, hoffentlich ſind alle unſere Leſer gut ins neue Jahr herübergekommen, und nun hat der Alltag wieder ſeine Herrſchaft angetreten. Neben den ſchönen Erinnerungen an das Weihnachtsfeſt und die fol⸗ gende Woche hat wohl mancher auch unliebſame und ſehr fühlbare Erinnerungen in Form eines verkorkſten Magens noch in ſich zu tragen, bei anderen wieder hat der Genuß von vielen Süßigkeiten dazu geführt, daß ein längſt ſchad⸗ hafter Zahn plötzlich mit ſeinem Nerv ſich meldete. Wir wünſchen, daß auch dieſe Ueberbleibſel bald vorübergehen, den verdorbenen Magen heilt Pfefferminztee oder ſchlimm⸗ ſtenfalls der Arzt, und kranke Zähne werden ja von den vielen geſchickten Männern des„Jahnrädchens“ bald kuriert. Nicht empfehlen möchten wir den Betroffenen jedoch die Roßkur, die ſich der Krugwirt eines kleinen Dorfes bei Inſterburg in Oſtpreußen geleiſtet hat. Einem Zahnarzt, der in das Dorf zur Jagd gekommen war, klagte der Krug⸗ wirt, daß er bereits ſeit Tagen an Zahnſchwerzen leide. Der Zahnarzt, der himmelhoch gebeten wurde, doch den böſen kranken Zahn zu entfernen, war wohl mit ſeiner Jagd⸗ flinte, nicht aber mit ſeiner beruflichen Zahnzange bewaff⸗ net. Der ſchmerzgeplagte Wirt aber eilte zum Schmied, in der Hoffnung, in der reichen Auswahl an Zangen auch ein für dieſen Zweck paſſendes Gerät zu finden, und brachte dem Zahnarzt eine— Hufzange mit. Und nun geſchah es: ohne Betäubung und ohne langwierige Vorbereitungen ſetzte der Zahnarzt die Hufzange an den kranken Zahn und riß den Quälgeiſt heraus! Und es ſpricht für die kräftige Konſtitution des Krugwirtes, daß er dieſe Kur a la Doktor Eiſenbart aus⸗ gezeichnet beſtand. Es iſt nicht zu befürchten, daß dieſe Methode des Zahn⸗ ziehens Anklang und Nachahmung finden wird. Wenn's zwar die Amerikaner erfahren.... wer weiß! Dort findet ja alles Neue, und ſei's noch ſo verrückt, immer raſend ſchnell Nachahmer. So macht ſich jetzt drüben überm großen Teich eine neue Mode breit, nämlich Brillanten an Goldzähnen zu tragen! Die Nachfrage bei den Juwelieren nach diaman⸗ tenem oder anderem Zahnſchmuck ſoll namentlich zum Weih⸗ nachtsfeſt außerordentlich groß geweſen ſein. Aus begreif⸗ lichen Gründen unterſtützen die Juweliere die neue Mode⸗ bewegung, und zwar vor allem mit dem Argument, daß der Goldkrone ja nicht nur eine nützliche, ſondern auch eine dekorative Wirkung zukomme, die man ruhig durch einen oder mehrere Edelſteine erhöhen kann. Einen ähnlichen Un⸗ fug gab es unſeres Wiſſens ſchon einmal in den Vereinigten Staaten, doch kam man damals ſehr bald wieder von dieſer Verirrung ab. Erwähnt ſei in dieſem Zuſammenhang, daß die Goldkrone an ſich aus Amerika ſtammt und zunächſt vielleicht wirklich auch der dekorativen Wirkung wegen ver⸗ wendet wurde f Einen Vorzug hat nun freilich das Tragen von Bril⸗ lanten an Goldzähnen gegenüber Brillantringen, Brillant⸗ broſchen,⸗Anhängern und dergleichen: ſie ſind vor Taſchen⸗ dieben ziemlich geſchützt. Oder ſollte es ſo geſchickte Ver⸗ treter dieſer geräuſchloſen Zunft geben, die ſelbſt...? Wenn man das Geſchichtchen lieſt, das aus England erzählt wird, könnte man's faſt glauben:* 5 Ein höherer engliſcher Beamter befand ſich unlängſt auf einer Autofahrt in einer der ſüdlichen Grafſchaften, als zwei Fußgänger ihm an einem Kreuzungspunkt ein Zeichen gaben, ſie mitzunehmen. Da Engländer ſolche Bitten gewöhnlich er⸗ füllen, hielt der Beamte an, wobei er ſeine Paſſagiere fragte, woher ſie kämen und wohin ſie wollten. Die Antwort lautete nicht beſonders ermutigend. Denn die beiden Männer ſtellten ſich als gerade aus dem Gefängnis entlaſſene Taſchendiebe heraus.„Aber, Euer Exzellenz“, fügten ſie hinzu,„von uns haben Sie nichts zu befürchten.“ Der Beamte ließ es deshalb auf das Riſiko ankommen und bequemte ſich, ſeinen Gäſten zuliebe, ſogar noch zu einem Amwege. Da er infolgedeſſen mit einer Verſpätung zu rechnen hakte, beſchleunigte er ſein Tempo, mit dem Ergebnis, daß er beim Durchfahren eines Dorfes von der Polizei angehalten und wegen Ueberſchrei⸗ tung der Geſchwindigkeitsgrenze notiert wurde. Der Beamte war wütend. Seit Jahren war er Auto gefahren, ohne fe⸗ mals einen Strafbefehl erhalten zu haben, der ihm jetzt dank ſeiner Menſchenliebe drohte. Dies gab er auch ſeinen Paſſa⸗ gieren, mit denen er die Reiſe fortſetzte, zu verſtehen. Aber hierfür hatten die Taſchendiebe nur ein überlegenes Lächeln übrig:„Es wird nichts geſchehen, Erzellenz“.„Wieſo? Ich bin doch aufgeſchrieben“.„Tut nichts, Euer Exzellenz“. Zum Beweis hierfür zog der eine der beiden Taſchendiebe aus ſeinem Rock das Polizeibuch hervor, in dem das Vergehen des Beamten verzeichnet war. And warf es in weitem Bogen in den Straßengraben. i 5 Dankbarkeit iſt halt ſchön. Ob freilich jener Stier die Dankbarkeit und Anerkennung zu würdigen verſteht, die ihm das Publikum eines Stierkampfes in einer kleinen mexi⸗ kaniſchen Stadt erweſen hat, ist fraglich. Einen unerwarteten Ausgang nahm nämlich dieſer Stierkampf, zu dem man ſechs Stiere auf das Programm geſetzt hatte. Der erſte von ihnen jedoch erwies ſich als derartig geſchickt, daß er nicht weniger als fünf Stierkämpfer außer Gefecht ſetzte. Als man den ſechſten Matador in die Arenz ſchicken wollte, erhob das Publikum Einſpruch, der Stier wurde begnadigt, mit Blumen bekränzt und für immer ſeiner Koppel zurückgegeben. Die übrigen fünf Stiere durften ihn begleiten, da es inzwiſchen zu ſpät und zu dunkel geworden war, um das Schaugefecht fortzuführen. 5. Nicht ganz ſo ſiegreich wie dieſer Stier war eine Horde Affen im Hafen von Trinkomali auf der indiſchen Inſel Ceylon. Dort ſtürzte beim Transport einer Ladung von Kokosnüſſen eine Kiſte mit Nüſſen zu Boden, zerbrach und ſtreute ihren Inhall aus. Im Nu waren ſchon mehrere Dutzend e zur Stelle, die verſuchten, ſich der umher⸗ kollernden Nüſſe zu bemächtigen. Dagegen aber wehrten ſich die Hafenarbeiter, wehrten die Affen ab und erhielten die Nüſſe von den geſchickten Vierhändern an den Kopf geworfen. Eine Schlacht entſpann ſich, bei der die Affen zwar unter⸗ lagen, aber auch einige Arbeiter übel zugerichtet wurden. Die Mehrzahl der Nüſſe ſchwamm, als der Streit ausgetragen war, im Waſſer. FCFFFFFUEFFUCUCCCCCVTTTTTTTTT—— Heute und morgen Haus⸗ und Straßenſammlung des WSW Die Frontſoldaten des Weltkrieges bitten um Deine Opfergabe. Gemeſſen an den Opfern, die ſie brachten, muß Dir ſelbſt eine größere Geldſpende klein und erkräglich er ſcheinen. Voll Arbeitsplatz zum M Dreyſe Erſatzreſerviſt von heute. „S' gibt kein ſchöners Leben“— ja, als Soldatenle⸗ ben— aber wie ſieht das Soldatenleben heute aus?! Wie leben die, die wieder den feldgrauen Rock tragen dürfen, wie geht es zu in den Kaſernenſtuben, auf den Kaſernen⸗ höfen, auf dem Exerzierplatz, beim Marſch und im Ge⸗ lände. Die Alten, die in Friedenszeiten noch gedient haben, wir, die wir im Kriege Soldat geworden ſind und die Jüngeren, für die lange ſchlimme Jahre kein Platz in den Reihen war, die nun aber vielleicht doch noch einmal heran dürfen, wir alle ne wir alle möchten etwas wiſſen. Da gibt dann gerade zur rechten Zeit ein Buch Antwort und Aufſchluß.„Vom Arbeitsplatz zum MG. Dreyſe“ heißt es. es iſt im Otto⸗Stolberg⸗Verlag, Berlin, erſchienen, und einer, der ſeine Acht⸗Wochen⸗Uebung hinter ſich hat, hat es geſchrieben, Alfred⸗Ingemar⸗ Berndt, Hauptſchriftleiter im Deutſchen Nachrichtenbüro, zuſammen mit K. Kränzlein, Preſſechef des Reichsmini⸗ ſters Kerrl. Ein Geleitwort des Oberbefehlshabers des Heeres, General der Artillerie Freiherr von Fritſch, lautet „Das neue Heer iſt die ſoldatiſche Erziehungsſchule des deutſchen Mannes. Härte und Kameradſchaft, Einſatzbe⸗ reitſchaft und Opfermut ſind die Ziele dieſer Erziehung.“ Aus eigenem Erleben heraus iſt dieſes Buch geſchrieben, voll Freude für die Aufgaben und Pflichten, die dem deut⸗ ſchen Soldaten von heute geſtellt ſind. Ein Buch für die Zwiſchengeneration, die ihre Jünglingszeit um ihre Wehr⸗ macht betrogen ſah und die ſich heute wieder mit Kraft und Freudigkeit in Reih und Glied einſtellen darf. Mit Erlaubnis der Verfaſſer bringen wir aus dem Buch nachſtehendes Kapitel: a Alarm Am Tage vorher hatte man hier und da gemunkelt, daß uns ein Nachtalarm bevorſtehe. Wir alle, die wir die Romantik lieben, insbeſondere aber die Romantik des Soldatſeins, wir haben uns ehrlich auf dieſen Nachtalarm. gefreut. Und das, zumal wundervolles Wetter war und wolkenloſer Himmel. Aber am Nachmittag wurde Eſſig; in unſerem Wein gegoſſen. Denn mit ernſteſter Miene ver⸗ ſicherten, vollkommen überzeugend, unſer Spieß, Feldwebel und Unteroffizier, daß an Nachtalarm gar nicht zu denken; ſei, zumal am nächſten Tage doch eine Vorbeſichtigung be⸗ vorſtände. f Dieſes Argument ſaß. Und ſo haben wir dann in Ruhe bis lange nach Mitternacht den Geburtstag eines Kamera⸗ den gehörig gefeiert. Aber als wir, da die Glocke eins ſchlug, die Kaſerne wieder betraten, fiel uns dies und jenes! auf. Denn auf dem Hofe ſtand ſchon der Munitionswagen, eine Feldküche war herausgefahren, alles Vorbereitungen, die einen„alten“ Soldaten ſofort mißtrauiſch machen. Wie Spürhunde ſind wir dann herumgeſchlichen und haben uns ſchließlich als vorſichtige Männer mit Sachen ins Bett ge⸗ legt, das MG. wunderſchön zurechtgeſtellt und auch ſonſt alles getan, um uns vor Ueberraſchungen zu ſichern. Wir hatten recht. Um 3 Uhr morgens— draußen herrſchte noch Dämmer— wurde plötzlich die Tür aufge⸗ riſſen, und der Unteroffizier vom Dienſt weckte mit ſo zarter Stimme, daß der Kalk von den Wänden fiel. Als wir vier Minuten ſpäter auf dem Kaſernenhof als erſte Gruppe fix und fertig antraten und auf allen anderen Stuben noch der Kampf mit Schnürſenkeln und Hoſenträgern aus⸗ gefochten wurde, da ernteten wir ein beſonderes Lob vom Major:„Fabelhaft, ganz ausgezeichnet! Vier Minuten nach Alarm die erſte Gruppe marſchfertig, ſo was gibt es bei einer aktiven Truppe überhaupt nicht!“ Uns allen ein Zei⸗ chen dafür, daß man nur den richtigen Riecher haben muß. „Des Morgens zwiſchen drei'n und vieren a Da müſſen die Soldaten marſchieren Mit Sack und Pack ſtehn ſchmuck die Leute, Ei, da geht es mit Geſang in die Weite. Friſch vorwärts, Mann für Mann, Die Trommeln ziehn voran.“ Wer weiß etwas um die Schönheit des Marſches in den frühen Morgenſtunden. Da ſind alle Sinne wach. Da blähen ſich die Lungen und ſtraffen ſich die Glieder, und ein unbeſchreibliches Gefühl junger Kraft iſt in uns. Trapp, trapp, trapp, trapp, ſchlagen die Genagelten auf das Pfla⸗ ſter. Das iſt wie aus einem Guß. Das iſt ein Körper. Du und ich Kamerad! Der Torniſter drückt. Wir ſpüren es nicht. Das MG. iſt ſchwer. Wir denken nicht daran. Wir fühlen nur die Kraft und die Gemeinſchaft und die Kameradſchaft, die uns Männer unter dem Stahlhelm jetzt zuſammenſchweißt. Poran reitet unſer Hauptmann. Der iſt uns ein wah⸗ rer Führer, ein Kamerad, deſſen Herzenswärme jeder ſpürt, der ihn einmal ſieht und einmal ſprechen hört. Ein Mann, hinter dem wir junge Mannſchaft der Nation, die 15 Jahre bitteren Kampf um Deutſchland ſah, gerne marſchiert und mit Begeiſterung. Von vorn klingen Trommeln und Flöten: Trumm, trumm, trumm. So müſſen die alten Landsknechte mar⸗ ſchiert ſein. Auch ihrem wuchtigen Tritt gab die Trommel dumpfe Untermalung. Hell und friſch brauſen dann unſere Lieder in den jungen Morgen. Sie künden von Liebe und Wein, von Kampf und Streit, von Sieg und Tod. Sie künden das, was den Soldaten bewegt. Bis dann das Ziel in nächſter Nähe iſt und das Kom⸗ mando„Exerzierordnung“ Ruhe heiſcht und unſeren Tritt noch geſchloſſener macht. Wir ſind am Ziel! Vermiſchtes Ein 2000 Jahre alter Einbaum. In Oakmere(„Eichen⸗ ſumpf“) in der engliſchen Grafſchaft Cheſhire fand man bei Trockenlegungsarbeiten einen ſehr gut erhaltenen Einbaum in einem Sumpf⸗ und Moorgelände, das früher einmal ein See geweſen iſt. Nach dem Urteil von Sachverſtändigen iſt das primitive Schiff, das aus einem Eichenbaum mit Stein⸗ inſtrumenten mühſam herausgeſchnitten und ⸗geſchnitzt iſt, mindeſtens 2000 Jahre alt und gehört zu den älteſten Fun⸗ den dieſer Art. Intereſſant iſt, daß man außerdem an den Wänden des Schiffes Verletzungsſpuren und Löcher gefun⸗ den hat, die offenſichtlich von Speerwürfen und Pfeiltref⸗ fern herrühren. 10 000 Kanadier pilgern nach Flandern. Die Pilger⸗ fahrten von Ueberſee zu den Schlachtfeldern des Weltkrieges werden im kommenden Jahre ihre Krönung durch eine Maſ⸗ ſenreiſe nach Flandern finden. Mehr als 5000 kanadiſche Frontkämpfer werden in Begleitung ihrer Frauen über den Atlantik kommen, um die flandriſchen Schlachtfelder zu be⸗ ſuchen, auf denen ſie im großen Kriege tapfer gekämpft haben. Die rund 10 000 Kanadier werden vier Tage lang vor allem die Plätze aufſuchen, an denen ihre Formationen aktiv in das Geſchehen einzugreifen hatten. Die kanadiſche und die britiſche Frontkämpfer⸗Organiſation, die die große Fahrt fördern, haben ihre Hilfe auch zu dem gleichzeitig zur Verwirklichung vorgeſehenen Plan gewährt, einen Ge⸗ denkſtein zu Ehren der kanadiſchen Frontkämpfer auf dem Höhenrücken von Vimy zu errichten. Denkmal für einen Kochkünſtler. Unter dem Vorſitz des Präfekten Mouchier des Departements Seealpen hat ſich ein Ausſchuß gebildet, der die Vorarbeiten zur Errichtung eines Denkmals für Auguſte Escoffier, den„Koch der Könige und den König der Köche“, in ſeinem Geburtsort Villeneuve⸗ Loubet in die Hand nehmen will. Schöpfer des Denkmals wird der Bildhauer Maubert ſein, von deſſen Hand die Sta⸗ tuen Gambettas und der engliſchen Königin Victoria in Nizza ſtammen. Mit der für das Frühjahr des nächſten Jahres vorgeſehenen Einweihung der Skulptur ſoll eine gaſtronomiſche Ausſtellung Hand in Hand gehen. RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert[; 7 Früh⸗ nachrichten; anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtands⸗ meldungen; 8.05 Bauernfunk; Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 10.45 Sendepauſe; 12 Mittagskonzert l; 13 Zeit, Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Sonntag, 5. Januar: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Sendepauſe; 9 Evangeliſche Morgen⸗ feier; 9.30 Orgelkonzert; 10 Dein Lied will ich dir ſingen, Deutſchland; 10.30 Konzert; 11 Wir wandern alle weit zer⸗ ſtreut Heimweh deutſcher Dichter im Ausland; 11.30 Mei⸗ ſterwerke deutſcher Rokokomuſik; 12 Vor den vierten olym⸗ piſchen Winterſpielen, Rückblick und Ausblick auf Garmiſch⸗ Partenkirchen; 12.45 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderfunk; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Chorgeſang; 15.30 Zeitgenöſſiſche Hausmuſik; 16 Nette Sachen aus Köln; 18 Urzeiten, heimatliche Sende⸗ folge; 18.30 Gezupft und geſungen; 19.20 Das kurze Ge⸗ dächtnis, fröhlicher Funkkalender; 19.40 Funkbericht von den Schwarzwaldſkimeiſterſchaften; 20 Es klingt ein Lied, bunte Stunde; 21 Meiſterkonzert; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Bunte Muſik zur ſpäten Nacht; 24 Die Waffen der Frauen, Operette von Paul Lincke. Montag, 6. Januar: 8.30 Unterhaltungskonzert; 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.45 Die Führerinnenſchule in Waldſee, Geſpräch; 10.10 Sendepauſe; 11 Lob der deutſchen Familie; 12 Schloßkon⸗ zert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Schloßkonzert; 15 Sendepauſe; 16 Muſik am Nachmittag; 17.30 Das Tripty⸗ chon von den heiligen drei Königen; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten für dich; 20.10 Tumult im Gehirn, unglaubliche bunte Stunde; 21.10 Konzert; 22.30 Lawinentod am Krn, die größte Lawinen⸗ kataſtrophe des Weltkriegs; 23 Muſik zur guten Nacht; 24 Die Regimentstochter, komiſche Oper von Donizetti. Dienstag, 7. Januar: 8.30 Unterhaltungsmuſik; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Un⸗ vergeſſenes Deutſchland in Ueberſee; 11.30 Für dich Bauer; 15 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 16 Muſil am Nachmittag; 17.45 Sprechſtunde, Kurzhörſpiel; 19.45 Schaltpauſe; 19.50 Die olympiſchen Winterdiſziplinen und ihre Wertung; 20.10 Luſtſpiele der Weltliteratur; 21.10 Schöne badiſche Heimat, bunte Stunde; 22.30 Muſik zur ſpäten Nacht. Mittwoch, 8. Januar: 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 Von der Müt⸗ terlichkeit der Frau; 9.45 Sendepauſe; 10.15 Vom Wer⸗ den nordiſcher Muſik; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sende⸗ pauſe; 15.30 Pimpf, hör zu; 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Die Hochſchule für Lehrerbildung in Eßlingen; 19.45 Funkbericht von der Landesſternwarte auf dem Königs⸗ ſtuhl bei Heidelberg; 20.15 Wege übers Meer, Schickſal einer Siedlerfamilie; 20.45 Abgeblitzt, ländliche Geſchichtez 21 Unterhaltungskonzert; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 5. Januar: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter⸗ und Schneebericht; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchoräle; 9 Katholiſche Morgenfeier; 9.45 Alte Turm⸗ muſiken; 10 Dein Lied will ich dir ſingen, Deutſchlandz 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dichter im dritten Reich; 11.30 Bachkantate; 12 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Nette Sachen aus Köln; 18 Jugendfunk; 18.30 Jedes Tierchen hat ſein Pläſierchen, heitere Begebenheit; 19.45 Sport; 20 Viertes Sonntagskonzert der Muſeumsgeſellſchaft; 22 Zeit, Nach⸗ richten; 22.15 Wetter, lokale Nachrichten, Sport, Schnee⸗ bericht; 22.25 Sportſpiegel des Sonntags mit Funkbericht von den Schwarzwald⸗Skimeiſterſchaften; 23 Bunte Muſik zur ſpäten Nacht; 24 Nachtkonzert. Montag, 6. Januar: 10.45 Hausfrau, hör zu; 11 Sendepauſe; 11.30 Bauern⸗ funk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Konzert; 17.30 Jugendfunk; 18 Fröhlicher Alltag; 20.10 Bauernköpfe, aus der Chronik bäuerlichen Lebens; 20.40 Heiteres und Beſinnliches aus des Volkes Mund, bunte Volksmuſik; 22.30 Muſik zur guken Nacht; 24 Die Regimentstochter, komiſche Oper von Donizetti. Dienstag, 7. Januar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Sendepause; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Die Kapelle Lutter ſpielt; 16 Konzert; 17.30 Arbeit und Brot, drei Jahre Wirtſchaft im dritten Reich; 18 Muſil zum Feierabend; 20.10 Der Freiſchütz, romantiſche Oper von C. M. von Weber; in der erſten Pauſe: etwa 21: Ueber das Schickſal der erſten Aufführung des Frei⸗ ſchütz in Paris, in der zweiten Pauſe, etwa 22.05: Nach⸗ richten; 23.10 Volksmuſik. Mittwoch, 8. Januar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Hausfrau, hör zu; 11.30 Sende⸗ pauſe: 15.15 Befehl des Blutes, Tiergeſchichten; 15.25 Bücher⸗ 9215 35 923 Meter unter dem Meeresſpiegel, Zwie⸗ eſpräch; Wege; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.15 Stunde der Nation; 22.30 Nachtmuſik. i 16 Konzert; 17.30 Geſchichte und Landſchafk am 2 T „Herzensnot.“ Von Robert Fuchs⸗Liska. 6. Frau Eliſabeth von Meebold— von beſonders guten Freunden ließ ſie ſich Frau Li nennen— verfügte über die große Kunſt, alles vom Leben zu genießen, ohne über die Mittel zu verfügen, durch die man ſich Genüſſe verſchafft. Was ſie noch ein kleines Vermögen hatte nennen können, das hatte ſich in den Tagen des Währungsverfalles mit fabel⸗ hafter Schnelligkeit verflüchtigt. Aber Frau Li war ſo klug geweſen, lieber zu hungern und ſich ſonſtwie durchzuſchlagen, als daß ſie auch nur ein einziges Stück ihrer ſchönen Juwelen veräußert hätte. Frau Li trug Kleider, die in ihrer vornehmen Einfachheit auf eine geradezs vorbildlich geſchmackvolle Schneiderin hin⸗ deuteten. Nie aber verriet Frau Li die Adreſſe dieſer Schneiderin, denn—— ſie hätte ihren eigenen Namen nennen müſſen. Dieſe Kunſtwerke entſtanden in dem billigen „möblierten“ Zimmer, das Frau Li im Obergeſchoß einer vornehmen Villa auf dem Weißen Hirſch bewohnte. Bei geſellſchaftlichen Veranſtaltungen war Frau Li jeder⸗ zeit willkommen, wurde ſogar überſchüttet mit Einladungen. Nur deshalb, weil ſie die ungewöhnliche Begabung beſaß, einen Kreis ſelbſt langweiliger Leute in Stimmung zu bringen. Sie entſchädigte durch ihre Perſönlichkeit reichlich für die gebotene Gaſtfreundſchaft— und ſie borgte niemals die Gaſtfreundo on Solch ein Menſchenkind war Frau von Meebold, von der Adele Rademar zu einem Beſuch des Tanzabends im Park⸗ hotel eingeladen war. Frau Li, ſehr gut erhalten, brauchte ein junges Mädchen als Geſellſchaft nicht zu fürchten, namentlich nicht die Geſellſchaft Delas. Denn die liebreizende und feine Erſcheinung der Tochter des Oberſts wurde von Frau Li benützt als Zeugnis der eigenen Vornehmheit. „Wie peinlich, daß ich verſprach, Sie mit einem Auto abzuholen, Kleine“, klagte ſie im Arbeitszimmer des alten Herrn, das als Empfangsraum diente.„Es tut mir ja ſo leid, Herr Oberſt, daß Dela den Weg mit mir nun zu Fuß machen muß. Aber gerade heute Abend hielt kein einziger Wagen am Parkhotel.“ „Meine Tochter hat ſich das Gehen angewöhnen müſſen, Frau Baronin“, beruhigte Oberſt Rademar.„Von hier bis zur Mordgrundbrücke ſind es nur ein paar Minuten. Von da aus kant man die Elektriſche benützen.“ „Das wäre Verſchwendung“, belehrte Frau Li.„Wenn wir ſchon ein Stück zu Fuß laufen müſſen, dann können wir auch den abkürzenden Weg über den Lahmannring bis zum Parkhotel gehen. Damit iſt ſchon das Geld für die Garde⸗ robeaufbewahrung erübrigt.“ „Ich marſchiere gern ein Stück durch den milden Abend“, bverſicherte Adele, die entzückend ausſah in ihrem einfachen kornblumenblauen Kleidchen— alte ſchwere Seide eines Ballgewandes der verſtorbenen Mutter. Dich.„ Häuschen brüllte mehrmals die Autohube. Frau Li horchte auf.„Sollte der Portier des Parkhotels mir einen Wagen nachgeſchickt haben?“ ſchwindelte ſie, denn ſie wußte, dies könne nicht der Fall ſein, da ſie gar nicht nach einer Kraftdroſchke Umſchau gehalten hatte. „Nein, dieſe vertrackte Hupe kenne ich zur Genüge“, be⸗ hauptete der Oberſt grimmig.„Das Geplärre hat mich ſchon zu oft geärgert Der Kraftwagenführer meines Nachbars meldet, daß das Auto zur Stelle iſt.“ „Richtig, Kommerzienrat Leuenberg“, erinnerte ſich Frau Di. Plötzlich hatte ſie es eilig:„Raſch, Kleine, machen Sie ſich wegbereit. Wir müſſen ein bißchen früh kommen, damit wir einen Vordertiſch erwiſchen, wenn wir das neue Tanz⸗ paar gut ſehen wollen.“ Der Oberſt hing ritterlich ſeiner Tochter einen altmodiſchen großen Seidenſchal um und verabſchiedete Dela mit einem Kuß. „Ich werde punkt Elf am Parkhotel ſein“, verkündete er. „Dann begleiten wir erſt die Frau Baronin heim und pilgern nachher unſeren vier Wänden zu. Wenigſtens einen Dank müſſen Sie doch haben, Frau Baronin, für die liebens⸗ würdige und koſtſpielige Einladung.“ Dann gingen die Damen. Die abſchüſſige, ſonſt finſtere Straße war grell beleuchtet durch die mächtigen Schein⸗ werfer des Leuenberg'ſchen Kraftwagens. Doch anſtatt ſich bergauf zu wenden, ſteuerte Frau Li abwärts und auf das Auto zu. „Ich denke, wir wollten nicht nach der Mordgrundbrücke hinab“, erinnerte Adele. „Ich will nur den Chauffeur etwas fragen, ſagte Frau Li. „Guten Abend“, grüßte ſie mit wohlklingender Stimme freundlich den Mann am Steuer.„Sind Sie frei, Chauffeur?“ „Privatauto, meine Dame“, antwortete Eiſenlohr. „Ach, wie ſchrecklich— welche Verlegenheit“, ſtöhnte die Baronin zur Verwunderung Delas.„Ich hatte die Hoff⸗ nung, Sie könnten uns nach dem Parkhotel fahren.“ „Dahin fahre ich allerdings den Herrn Kommerzienrat“, belehrte Eiſenlohr. 5 „Ich kenne ihn leider nicht perſönlich. Aber ſicherlich hätte er nichts dagegen, wenn Sie ſich ein Trinkgeld ver⸗ dienen, indem Sie zwei ſchutzloſe Damen hinbefördern.“ So plauderte Frau Li, zugleich entſchloſſen, mit einer Ausrede umzuſchwenken, wenn der Mann zuſagen ſollte. Denn ſie ſelbſt hätte ein Trinkgeld nicht geben können, und von Dela ſetzte ſie voraus, daß das Mädchen wahrſcheinlich keinen Pfennig in der Taſche hatte. »Ich bedauere wirklich, meine Gnädige“, lehnte Eiſenlohr bieder ab.„Ich darf hier nicht weg, denn der Herr Kom⸗ merzienrat kann jeden Augenblick kommen. Wenn man da nicht zur Stelle iſt, wird er fuchsteufelswild. Es könnte mich den Dienſt koſten.“ „Das wollen wir natürlich nicht“, verſicherte Frau Li überaus liebenswürdig. „Kommen Sie doch, Frau Baronin“, bat Adele, wobei ſie in höchſter Angſt war, der Vater könne zufällig das Fenſter öffnen und ſie bei dem Auto des ihm verhaßten Mannes ſtehen ſehen. Doch Frau Li ließ ſich nicht beirren. Sie tauſchte immer wieder belangloſe Bemerkungen mit dem Chauffeur. Adele ahnte nicht, daß die liſtige Frau das nur tat, um das Ge⸗ ſpräch hinauszuziehen, bis der Eigentümer des Wagens käme. Und Frau Li erreichte ihren Zweck. Klirrend öffnete ſich die Pforte in der hochgetürmten Mauer des Leuenberg'ſchen Gartens. Der Kommerzienrat erſchien. Er verhielt den Schritt, als er ſeinen Eiſenlohr im Geſpräch mit einer Dame fand. Dann grüßte er und trat an den Wagenſchlag. Jetzt erkannte er im Licht der Schein⸗ werfer die ein wenig abſeits ſtehende Adele Rademar. Ver⸗ blüfft ſtarrte er das junge Mädchen an. Blitzſchnell entſann er ſich des Ratſchlages, den Juſtizrat Fleiſchmann ihm am Morgen gegeben hatte:„Heiraten Sie Adele Rademar und Sie erheiraten damit das Häuschen.“ „Kann ich den Damen irgendwie dienen?“ fragte er, nach⸗ dem er ſich ein Herz gefaßt hatte. „Verzeihung— nein, nein“, nahm Frau von Meebold das Wort.„Ich glaubte, hier hielte eine Kraftdroſchke, und ich wollte den Führer beſtimmen, uns nach dem Parkhotel zu bringen.“ „Das kann gern geſchehen“, anerbot Leuenberg gefällig. „Bitte, ſteigen die Damen nur ein.“ „Heißen Dank, Herr Kommerzienrat“, ſagte Frau Li in bezauberndem Tonfall und ſchlüpfte ſchon in das Innere der Limouſine.„Kommen Sie, Dela.“ Adele ſtand ſprachlos da. Sie— im Auto des vom Vater ſo verabſcheuten Nachbars— undenkbar! „Aber kommen Sie doch nur, Kleine“, lockte die Baronin. „Ich verantworte das ſchon.“ Dela ſagte ſich ſeinſuhlig, ſie müſſe nun wohl oder übel einſteigen, um der peinlichen Sachlage ein Ende zu machen. Es war doch einfach unmöglich, Frau Li in Gegenwart des Kommerzienrates die Erklärung für eine Weigerung zu geben. Zögernd trat ſie näher. Leuenberg erriet die Verlegenheit, in der ſich das junge Mädchen befand. Er ſuchte nach Worten der Beruhigung. Dann gab ihm ein glücklicher Takt das richtige ein. „Fahren Sie voraus, Eiſenlohr“, wandte er ſich an den Führer.„Ich gehe einſtweilen zu Fuß, und Sie können mir mit dem Wagen entgegen kommen, nachdem Sie die Damen hingebracht haben.“ Als das Auto ſich in Bewegung ſetzte, ſagte Adele vor Erregung zitternd:„Sie haben mich in die ſchrecklichſte Lage meines Lebens gebracht, Frau Baronin. Dieſe Fahrt im Wagen ſeines Feindes wird mir mein Vater nicht ſobald verzeihen.“ „Aber, dummes Kleinchen“, riet Frau Li mit ſilbernem Auflachen.„Sie müſſen das einfach dem alten Herrn ver⸗ ſchweigen.“ Dela fand keine Entgegnung. Das Weinen war ihr nahe. „Nun ſeien Sie doch nicht ſo unglücklich, Kind“, tröſtete die Baronin.„Man kann nie wiſſen, was das Bekannt⸗ werden mit einem einflußreichen und wohlhabenden Manne für Zinſen trägt.“ 5 zungsfrei dahin eilenden Wagens. Frau Li war ſehr zufrieden, daß ihr nach manchem Fehlſchlag gelungen war, mit dem reichen Junggeſellen Leuenberg an⸗ zuknüpfen. 8*.* N. Der kleine Sal des Parkhotels war angefüllt mit dem eigenartigen Hell der kunſtvoll angeordneten Deckenbeleuch⸗ tung, die ein ſonniges Tageslicht vortäuſchte. Die in nicht ſehr großer Anzahl vorhandenen Tiſche waren ſämtlich durch Vorausbeſtellung in Anſpruch genommen. Dennoch hatte Frau Li für ſich und Dela zwei Plätze aus⸗ findig gemacht, von denen aus ſich genügend freier Blick auf die Tanzfläche bot. Eine Weile ſpäter tauchte auch Kommerzienrat Leuenberg auf. Sein umherſuchender Blick verriet, daß er nach den beiden Damen Ausſchau hielt. „Er wird ſich doch nicht an unſeren Tiſch wagen“, flüſterte Dela voll Entſetzen.„Ich dürfte das meinem Vater nicht antun, ich müßte ſofort aufſtehen.“ „Nur ruhig, Kleines“, belehrte die Baronin.„Er bewies vorhin Takt, als er uns allein fahren ließ, und er wird wohl wiſſen, daß die erwieſene Gefälligkeit ihm noch kein Recht gibt, bei uns Unterkunft zu ſuchen. Da, ſehen Sie— ſchon erledigt!“ Der Kellner hatte Leuenberg nach einem kleinen, im Hintergrund ſtehenden Tiſch geleitet. „Aha, er erwartet Geſellſchaft“, urteilte Frau Li.„Offen⸗ bar nur einen einzigen Jemand, denn bei der bereits ein⸗ gekühlten Sektflaſche ſtehen bloß zwei Champagnerkelche.“ „Ich werde lieber nicht tanzen“, ſagte Dela unvermittelt. „Aber warum denn nicht? Sie ſind doch zum Tanzen hier, nicht zum Zugucken.“ „Wenn es ihm einfiele, mich aufzufordern“, klagte das Mädchen. „Wer— ach ſo, Leuenberg“, erinnerte ſich die Meebold. „Nun, falls er überhaupt tanzt, muß er mich als die Aeltere zuerſt holen. Ich werde ihm dann gelinde zu verſtehen geben, daß Sie ihn abweiſen müßten.“ „Ich wollte, ich wäre lieber zu Hauſe geblieben“, ſeufzte Dela.„Es war ja ſo rieſig nett, daß Sie mich einluden, Frau Baronin, aber dennoch—“ „Nun ſeien Sie mal bloß keine Spielverderberin, Kleine“, ermahnte Frau Li ein wenig ärgerlich.„Zum Trübſalblaſen habe ich Sie wirklich nicht hierher geführt. Warten Sie erſt den Verlauf des Abends ab. Ich glaube, wir werden uns noch glänzend unterhalten.“ Das kleine Orcheſter in der Saalecke ſpielte nun einen Walzer Neben Dela tauchte ein junger Herr auf und ver⸗ neigte ſich; auch gegen Frau von Meebold machte er eine um Zuſtimmung heiſchende Verbeugung. Dela erhob ſich. Da der junge Menſch ausgezeichnet führte, ſehr gewählt und ruhig tanzte, fand ſie ſich endlich in eine freiere Stimmung. „Alſo das hätten Sie ſehen müſſen, Kleines“, hob Frau Li an, nachdem Dela ihren Platz wieder eingenommen hatte. „Unbezahlbar! Der Kommerzienrat ließ kein Auge von Ihnen. Er blickte Ihnen ſtändig nach, als hätte er noch niemals ein Menſchenkind tanzen geſehen. Sie machen aber auch eine wirklich hübſche Figur und ſind ſehr anmutig in Ihren Bewegungen.“ Als einmal eine tanzende Gruppe ſich in der Nähe des Saaleingangs zuſammendrängte, wodurch ein kleiner Aufent⸗ halt entſtand, entdeckte Dela ihren Stallmeiſter unter den in der Tür ſtehenden Herren. Sie errötete heiß, weil ein eigenartig frohes Gefühl ſie durchzuckte. Wie ſtattlich und vornehm er ausſah im ſchwarzen Abendanzug, weit vor⸗ nehmer als im Reitdreß. Doch es kam wieder Bewegung in die Tanzenden, und ſo verlor ſie ihn aus den Augen. Es war faſt ſo, als hätte Vehlow ſich zurückgezogen, nachdem er ſie geſehen hatte. Endlich kam das angekündigte neue Tanzpaar mit längeren Darbietungen. Dela bezeigte wenig Teilnahme und blickte oft nach der Tür, aber auch jetzt war Vehlow nicht zu ſehen. „Sie ſind ja ſo nachdenklich und zerſtreut, Kleine“, tönte die klare Stimme der Frau von Meebold plötzlich.„Ich habe ſchon zweimal vergeblich eine Frage an Sie gerichtet.“ Dela nahm ſich zuſammen, indem ſie mit ſich ſelbſt ſchalt, daß der Stallmeiſter ihr ſo wichtig dünkte. Als der Beifall für das Tanzpaar verklungen war, er⸗ ſchien Vehlow wieder auf der Bildfläche. Er ſah aufmerkſam nach dem Tiſch herüber. Doch als er ſich nicht näherte, über⸗ ließ Dela ſich dem jungen Herrn, der ſie zu Beginn des Abends zum Tanz aufgefordert hatte. Kaum hatte ſie ſich mit ihm entfernt, als ſie zu ihrem Staunen Vehlow herzu⸗ eilen und ſich vor Frau Li verneigen ſah. Nun ärgerte ſie ſich über ſein ſonderbares Verhalten. 5 Vehlow hatte die Baronin erſt ein paar Tanzſchritte ge⸗ führt, als er ſchon begann:„Verzeihen Sie, gnädige Frau, aber ich habe einen zwingenden Grund zur Frage, ob Sie mich wiedererkennen. Ich hatte vor Jahresfriſt die Ehre, Ihnen vorgeſtellt zu werden bei einem Muſikreiten in der Dresdner Reitſchule.“ „Ich wüßte nicht“, gab Frau Li verwundert zurück. „Das iſt ein Vorzug und ein Unglück zugleich, gnädige Frau. Darf ich Ihnen ſagen, wer ich bin?“ „Ohne Bedenken.“ „Kaufmann Vehlow“, ſtellte er ſich vor, ohne den Tanz zu unterbrechen. „Ah, ich erinnere mich— Herr Egolf Vehlow, nicht wahr?“ Frau Li war angenehm überraſcht. Der Mann gilt für ſchwerreich, dachte ſie und war vergnügt über die engere Erneuerung einer unzweifelhaft nützlichen Bekanntſchaft. „Erſt als ich Ihre junge Gefährtin heute Abend hier ent⸗ deckte“, fuhr Vehlow haſtig fort,„erſt da kam mir zu Be⸗ wußtſein, daß ich eine ſpaßhafte Verwechſlung doch zu weit gediehen ließ. Ihre Freundin hält mich für einen Stall⸗ meiſter.“ „Das iſt drollig.“ „Gewiß, aber es kann peinlich werden, da ich das Miß⸗ verſtändnis mindeſtens ein paar Tage aufrecht erhalten muß, um eine möglichſt glückliche Gelegenheit zur Aufklärung ab⸗ zuwarten. Gnädige Frau, hätte ich geahnt, daß Sie mich nicht mehr kannten, ſo hätte ich gewiß beſſer geſchwiegen.“ „Nein, das wäre keineswegs richtiger geweſen“, urteilte Frau Li.„Sie hätten öfter mit Fräulein Rademar getanzt — ich konnte von anderer Seite erfahren, wer Sie ſind, konnte Dela das ſagen— und das bis jetzt ſcheinbar noch drollige Mißverſtändnis hätte dadurch den Charakter einer abſichtlichen Täuſchung angenommen. Es iſt ſchon beſſer, daß Sie mich anſprachen, Herr Vehlow.“ „Es handelt ſich um eine vollkommen ehrenwerte Ange⸗ legenheit ohne jeden häßlichen Hintergrund, Frau Baronin.“ „Das muß ich doch wohl als ſelbſtverſtändlich vorausſetzen.“ „Und ich darf Ihres Schweigens einſtweilen ſicher ſein, gnädige Frau?“ „Mein Wort.“ Er drückte ein wenig ihre Hand, die er im Tanze feſt⸗ hielt und ſagte ehrlich:„Innigen Dank, Frau Baronin.“ „Und die mir zukommende Aufklärung?“ forſchte ſie.„Die können Sie mir nicht ſchuldig bleiben, wenn ich Ihnen Ver⸗ trauen beweiſe.“ „Selbſtverſtändlich nicht. Aber die Sache liegt nicht ſo einfach, daß ich während des Tanzes alles erklären könnte.“ Neugierig gemacht, verſprach Frau von Meebold:„Ich werde in die Vorhalle kommen, ſobald Fräulein Rademan von jemand zum Tanze geholt wird.“ . 5. J 5. li. cle alis rat: Hammelfleiſch auf verſchiedene Art Hammelkeule wie Wild zu bereiten. Man häutet die Keule ganz vom äußeren Fett, klopft ſie mürbe, und ſpickt ſie mit Speck und Sardellen oder Hering. Dann beſtreut man ſie mit grobgeſtoßenem Pfeffer und engliſchem Gewürz, belegt ſie mit Lorbeerblättern, Baſilikum, einigen Wacholder⸗ beeren und dämpft ſie mit etwas Waſſer und ſcharfem Eſſig, bis ſie weich iſt und nichts als das Fett zurückbleibt, in dem man ſie vollends braun werden läßt. Will man Soße haben, ſo läßt man die Brühe nicht ganz verbraten. Der Bratenſatz wird alsdann entfettet, mit Rotwein oder Waſſer von der Pfanne losgemacht, durch ein Sieb gegoſſen und mit wenig aufgelöſtem Kartoffelmehl ſämig aufgekocht. Hammelfleiſchragout. Man verwendet zu Hammelfleiſch⸗ ragout jedes Stück vom Hammel, nur nicht Keule. Das in kleine viereckige Stücke geſchnittene Fleiſch wird in ſo viel kochendes Waſſer gelegt, daß es gerade davon bedeckt iſt, ſofort geſalzen und ſpäter ausgeſchäumt und halb weich ge⸗ kocht. Dann ſchüttet man die Brühe durch ein Sieb, ſchwitzt Mehl in Butter braun, gibt die entfettete Brühe dazu und kocht eine ſämige Soße davon, die man mit einigen Zitronen⸗ ſcheiben ohne Kerne, einigen Perlzwiebeln und einigen Schei⸗ ben eingemachter Gurken würzt. Dann gibt man das Fleiſch hinein und kocht es vollends gar. Hammelgulaſch mit Reis. Man ſchneide zwei Pfund Hammelfleiſch in Würfel, brühe es mit kochendem Waſſer ab, laſſe das Waſſer abtropfen und halte es bereit. Nun röſtet man ein halbes Pfund in kleine Würfel geſchnittene Zwiebeln in einem kleinen Löffel Schmalz und einer Meſſer⸗ ſpitze Roſenpaprika braun und weich, gebe das Hammelfleiſch dazu, rühre alles gut durch und laſſe es zugedeckt, aber unter öfterem Umrühren 15 Minuten dünſten. Dann gieße man von Zeit zu Zeit ein wenig kochendes Waſſer nach und laſſe das ganze noch 15 Minuten zugedeckt dünſten. Dann gebe man 4 Pfund Reis, welcher vorher mit Waſſer abgeſpült wurde dazu, und gieße ſoviel Waſſer darauf, bis das ganze bedeckt iſt. Sobald der Reis weich gekocht iſt, iſt auch das Gulaſch fertig. Falls das Fleiſch allerdings von einem alten Hammel herrührt, muß es länger kochen. 5 Warum nicht auch einmal Hirſe! Ach, Hirſe ſchmeckt immer ſo bitter— bei uns will ſie niemand eſſen! Stimmt das? Nur dann, wenn man alte, abgelagerte Hirſe bekommt, die nur als Futtermittel verwen⸗ det werden ſollte. Friſche Hirſe ſchmeckt wohl kernig und herzhaft, aber nicht bitter, wenn ſie richtig gebrüht wird. Zum Hirſebrei brüht man 250 Gramm Hirſe mit kochendem Waſſer, läßt ſie ein Weilchen ſieden und gießt das Waſſer ab. Dies wiederholt man einige Male bis das Waſ⸗ ſer klar wird. Dann kocht man die Hirſe in Waſſer mit zwei Eßlöffeln Butter und Salz gar und richtet ſie dick zum Fleiſch an. Man kann die Hirſe auch mit kaltem Waſſer ohne Butter anſetzen, nachdem ſie gebrüht iſt, gibt dann aber nach und nach einen halben Liter Milch dazu, bis die Hirſe gar und ein feſter Brei iſt. Beim Anrichten übergießt man ſie mit brauner Butter und ſtreut Zucker und Zimt darüber. Als Beilage gibt man rohen Schinken, Spickgans oder Brat⸗ wurſt. 5 Wenig bekannt ſind Hirſekoteletts, ſchmecken aber recht gut. 250 Gramm Hirſe läßt man mit d Waſſer, einem Stückchen Butter und etwas Salz möglich 5 ſteif ausquellen und erkalten, nachdem man noch zwei Eier dazwiſchen gerührt hat. Dann fen man kotelettähnliche Scheiben aus der Hirſe, wendet ſie in geſchlagenem Ei und geriebener Semmel und bratet ſie wie Koteletts. Man kann ſie als Beilage zu Spinat oder Blumenkohl reichen und ſie als Mehlſpeiſe mit Zucker und Zimt beſtreut oder mit Frucht⸗ ſoße auftragen. i i ö Einheimiſcher Sport. Fußball Mit dem morgigen Sonntag beginnt in der Bezirks⸗ klaſſe Gruppe Weſt und Oſt des Bezirkes Nordbaden die Rückrunde. Waren ſchon die Spiele der Vorrunde manches Mal mit allzuviel„Energie“ geladen, ſo wird man in der Rückrunde mit noch härteren Kämpfen rechnen müſſen. Wegen des im Stadion ſtattfindenden Spiels Waldhof — VfR. ſteigt nur ein verkürztes Programm. Es ſind folgende Spiele angeſetzt: Heddesheim— Hockenheim Hockenheim— Friedrichsfeld Rheinau— Sandhofen Feudenheim— Seckenheim Heddesheim wird ſich gewaltig ſtrecken müſſen um gegen die ſieggewohnte Elf aus Hockenheim beſtehen zu können. Allerdings kann durch eine Energieleiſtung man⸗ cher Sieg errungen werden. Der Ausgang iſt daher ganz offen. f In Neulußheim wird man auf Revanche ſinnen. Friedrichsfeld war die Mannſchaft, die den Neulußheimern die erſte Niederlage beigebracht hat. Man wird mit einem klaren Sieg der Platzherren rechnen müſſen. Anders wird der Ausgang des Spiels in Rheinau ſein. Sandhofen hat ſich mächtig herausgemacht und wird ſich von dem errungenen, günſtigen Tabellenplatz nicht verdrängen laſſen. Man hat noch„Meiſterſchafts⸗ ausſichten“. Das Endreſultat in Rheinau wird daher nur auf Sieg lauten. Seckenheim muß nach Feudenheim. Die erſte Mann⸗ ſchaft der Seckenheimer Fußballoereinigung iſt wieder ſpielberechtigt. Dazu kommt noch, daß Gropp wieder mit⸗ wirkt und Pfliegensdörfer als Urlauber einſpringt. Man hat alſo eine recht ſpieltüchtige Mannſchaft zur Stelle, die erſt geſchlagen ſein will. Hoffen wir alſo bas Beſte. Glück auf. P. S. An dieſer Stelle werden die Mitglieder noch⸗ mals auf die morgen abend im Vereinslokal ſtattfindende Winterfeier aufmerkſam gemacht und herzl. eingeladen. Auswärtiger Sport. Der 5. Januar als erſter Sonntag des neuen Jahres bringt einen recht vielverſprechenden Auftakt. Im Fußball nehmen zweifellos die Punktekämpfe, die immer mehr der Entſcheidung zuſteuern, das Hauptintereſſe für ſich in An⸗ ſpruch. In Süddeutſchland wird das Programm durch die Bun despokalſpiele etwas beeinträchtigt, immerhin befinden ſich 18 Mannſchaften im Kampf um die Punkte, und zwar: Südweſt: FSW Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen, Opel Rüſſelsheim— Phönix Ludwigshafen. Baden: Frei⸗ burger F— 1. FC Pforzheim, SV Waldhof— VfR Mannheim, Karlsruher FV— Phönix Karlsruhe. Würt⸗ temberg: Sportfreunde Stuttgart— Spielvereinigung Cannſtatt, VfB Stuttgart— 1. SSV Ulm, Ulmer F 94 — SW Feuerbach. Bayern: AS Nürnberg— Spiel⸗ vereinigung Fürth. Die bedeutendſten Spiele des Sonntags ſind: FSV Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen, Freiburger F— 1. FC Pforzheim und ASV Nürnberg— Spielvereinigung Fürth, ſtehen doch hier die Tabellenführer der Gaue Süd⸗ weſt, Baden und Bayern vor ſchweren Aufgaben.— Die beiden Vorſchlußrundenſpiele um den Pokal des Deutſchen Fußball⸗Bundes gehen in Augsburg und Chemnitz vor ſich. In Augsburg kämpfen die Gaumannſchaften von Bayern und Südweſt und in Chemnitz die Vertretungen von Sachſen und Brandenburg um den Eintritt ins Endſpiel. Schließ⸗ uc) werden noch zwei intereſſante Geſellſchaftsſpiele durchge⸗ führt. In Köln tritt die ungariſche Berufsſpielerelf von Ferencparos Budapeſt gegen eine Städtemannſchaft an und in Leipzig gaſtiert beim VfB Bocskay Debreczin. Im Handball ſtehen den Tabellenführern der beiden ſüddeutſchen Gaue Baden und Südweſt am Sonntag recht ſchwere Spiele bevor. So muß beiſpielsweiſe Polizei Darmſtadt, der Titelanwärter des Gaues Südweſt, zum SV Wiesbaden und in Baden wird der SV Waldhof mit dem TS Nußloch große Mühe haben, um die beiden Punkte für ſich zu halten. Das Pro⸗ gramm ſieht im übrigen folgende Spiele vor: Süd weſt: Ingobertia St. Ingbert— FS Frankfurt, SV 98 Darmſtadt— BfR Kaiſerslautern, SV Wiesbaden— Polizei Darmſtadt. Baden: SV Waldhof— TSV Nuß⸗ loch, TB Ettlingen— Tgd Ketſch. Im Schwimmen iſt für die Olympia⸗Kernmannſchaften eine große Kraftprobe vorgeſehen, die in Chemnitz vor ſich gehen wird. Das Turnier, das unter der Leitung des Reichswaſſerballwarts Nolte ſteht, wird ſich vorausſichtlich wieder zu einem Duell Niederſachſen— Niederrhein geſtalten. Das Programm der Boxer iſt recht klein. In Mannheim tragen am Samstag die Gaue Baden und Südweſt einen Gaukampf aus, der für die Badener recht ſchwer iſt. Württembergiſche Amateur⸗ boxer tragen auf einer Frankreichreiſe in Beziers den erſten Kampf aus. Im RNadſport herrſcht lebhafter Betrieb. In Antwerpen ſteigt ein Länder⸗ kampf Frankreich— Belgien. Die deutſchen Nationalmannſchaf⸗ ten der Bahn⸗ und Straßenfahrer gehen in der Dortmunder Weſtfalenhalle an den Start, während die Kölner Rhein⸗ landhalle mit einem Länderkampf Deutſchland Frankreich der Dauerfahrer aufwartet. Ein intereſſantes Programm, in deſſen Mittelpunkt zwei Mannſchaftsrennen ſtehen, wird auch in der Berliner Deutſchlandhalle abgewickelt werden. Verſchiedenes. Die Leichtathletik bringt ſich durch zwei Hallenſport⸗ feſte in Kiel und Mannheim in Erinnerung. Die Hallen⸗ ſaiſon im Tennis wird in Hamburg fortgeſetzt.— Im Rugby gilt das Länderſpiel zwiſchen England und Neuſeeland in Twickenham als Hauptereignis.— Im Ringen wurden die „„ der füddeutſchen Mannſchaften fortge⸗ etzt. Baden gegen Südweſt Gaukampf der Amateurborer in Mannheim. Die beſten Amateurboxer der Gaue Baden und Süd⸗ weſt werden am Samstagabend im Mannheimer„Kaſino“ durch die Seile klettern. Der Kampf verſpricht ein großes Ereignis zu werden, eben deshalb, weil man ſich beiderſeits bemüht hat, die beſten Kräfte aufzubieten. Die Gaumeiſter Bamberger(Ludwigshafen), Schöneberger(Frankfurt), Ims (Frankfurt), Stiegler(Ludwigshafen) und Joſt(Frankfurt) ſind weit über den Rahmen ihres Gaues hinaus bekannte Boxer, die auch ſchon größeren Aufgaben gerecht wurden. Auch die badiſche Mannſchaft beſteht durchweg aus er⸗ probten Kämpen. Im vorigen Winter ſtanden ſich die beiden Gaumannſchaften in Worms gegenüber und damals ſiegte der Südweſten eindeutig mit 11:5 Punkten. Nach den letzten guten Kämpfen der badiſchen Borer zu ſchließen, kann man diesmal mit härteren Kämpfen rechnen. Vorläufig hat die ſtarke Südweſt⸗Staffel als Favorit zu gelten; an den badiſchen Vertretern liegt es, den Südweſtern einen Strich durch die Rechnung zu machen.— Im einzelnen lauten die Kampfpaarungen wie folgt: Seltſames aus aller Welt Das Glashaus auf dem Meeresgrund. Es war dem amerikaniſchen Tiefſeeforſcher Dr. Rouxy gelungen, für das Unternehmen, das er beabſichtigte, 300 000 Dollar aufzutreiben und ſich davon ein Glashaus zu bauen, deſſen Wände aus 10 Zentimeter dickem Glas beſtanden. Der Innenraum beſaß eine Länge von 8 und eine Breite von 5 Metern, bot alſo genügend Platz für alles, was Dr. Rouxy für ſeinen Aufenthalt im Meere brauchte. Er verſah ſich mit einer Sauerſtoffmenge, die für einen Monat ge⸗ reicht hätte, dazu reichlich Lebensmitteln, Schlafſack und. außerdem mit Scheinwerfern, die 40 000 Kerzen ſtark waren. Mit dem Schiff, das das Glashaus hinaus aufs Meer brachte, war der Forſcher durch Telephon verbunden. Wurde auch alles berückſichtigt, um jede Lebensgefahr auszuſchalten, ſo war das Unternehmen gleichwohl ſehr kühn zu nennen. An der Küſte von Honolulu wurde das Glashaus mit, feinem Bewohner 16 i in die Tiefe verſenkt. Bald war Dr. Rouxy von einer Finſternis umgeben, wie er ſie vorher nicht gekannt hatte. Bei 400 Metern erreichte der rieſige Glaskaſten den Meeresboden. Als der Forſcher ſeine Schein⸗ werfer ſpielen ließ, erſchrak er über die Bilder, die ſich ihm nun boten und über die Wirkung des Lichts auf die Fiſche. Während gewiſſe Arten überhaupt keine Notiz vom Licht der Scheinwerfer nahmen, vielleicht, weil ſie keine Sehnerven beſaßen und brauchten, 1 0 5 ſich andere in höchſter Erre⸗ gung gegen das Glas, Dr. 1 8 0 zuweilen meinte, es könnte zerbrechen. Er zeichnete die Lebe zu ihm hereinglotzten und zuweilen ſchreckenerregend genu ausſahen und war zunächſt überglücklich über die Verwirk⸗ lichung eue Wunſche 8, das Tiefſeeleben in aller Gründ lichkeit ſtudieren zu können. Es war ausgemacht, daß er nach acht Tagen wieder mit ſeinem Glashaus heraufgeholt Viereinhalb Millionen Menſchen haben im Weltkrieg neben den Gefallenen ihr Blut für das Vaterland vergoſ⸗ ſen; Hunderktaufende von ſhnen haben ihre gefunden Glie⸗ der eingebüßt. Dankt dies, wenn am 4. und 5. Januar die Frontſoldaten der Nationalſozialiſtiſchen Kriegsopfer ⸗ verſorgung für das Wi W ſammeln. weſen, die Ae i 9 werden ſollte, aber es kam anders.— Je länger ſich der Amerikaner mit der fremden unheimlichen Welt befaßte, deſto grauenhafter erſchien ſie ihm, und dieſes Grauen wurde ſchließlich ſo ſtark, daß er am fünften Tage ſtürmiſch forderte, heraufgezogen zu werden, er hielt es da unten 0 mehr aus. Nach drei Stunden erſchien der Glaskaſten über der Meeresfläche. Sorgfältig öffnete man die Tür und fand den Forſcher in tiefer Ohnmacht auf dem Boden liegend.— Man ſchaffte ihn in ein Sanatorium, doch ſteht ſoviel feſt. es wird Monate dauern, bis Dr. Rouxy ſein ſeeliſches, Gleichgewicht wiedergefunden haben wird. Betrachtet man die Bilder, die er da unten gezeichnet hat, ſo kann man das. verſtehen. b 100 000 Mark für einen Fußballſpieler. In England iſt die Unſitte verbreitet, Fußballſpieler zu „verkaufen“. Fehlt einem Verein ein guter Mittelſtürmer oder Verteidiger, ſo wendet er ſich an einen anderen, der vielleicht mehrere gute Spieler dieſer Art hat, und kauft ihm einen ab. In den Nachkriegsjahren ſind für gute Spieler zuweilen Rieſenſummen gezahlt worden, von denen der Spieler ſelbſt nichts erhält; das ganze Geld ſteckt vielmehr, der Verein in die Taſche, der meiſt eine Aktiengeſellſchaft iſt oder doch einer ſolchen„gehört“. Für die Vereine iſt der Kauf und Verkauf von Spielern zu einer Art ſpekulativen Geſchäfts geworden wie etwa für einen Rennſtall der An⸗ oder Verkauf eines Rennpferdes. i Für Jugendliche werden meiſt erheblich kleinere Sum⸗ men gezahlt als für ältere Spieler, weil man ja niemals weiß, wie ein noch junger Spieler ſich entwickeln wird(junge Rennpferde ſind ja auch billiger als ältere). Jetzt iſt aber doch von einem Klub, dem Everton Football Club, eine Re⸗ kordſumme für einen Spieler angelegt worden, der erſt acht⸗ gehn 999 5 alt iſt. Der Verein 190505 ihn die Kleinigkeit von 8000 Pfund, alſo mehr als Mark. Daß ſo jur Spieler ſo hoch im Kurs ſtehen, ift vor allem dg zuführen, daß der gute Nachwuchs an Fußballſpielern in Großbritannien ſehr knapp iſt, während die Vereine ſchließ⸗ lich zungen ſind, ihre Reihen ab und zu mit jungen Spiele ufüllen. N Der Umſatz an Fußballſpielern hat ſeit dem 1. Oktober ne ſchätzungsweiſe eine Höhe von einer bis 1,2 Mil⸗ lionen Mark erreicht. Der„Handel“ iſt aber noch ſehr leb⸗ haft im Gange, und man wird während des Winters zwei⸗ 8 ate Fliegengewicht: Bamberger(Ludwigshafen— Stetter (Mannheim). Bantamgewicht: Bitz(Mainz)— Baiker (Mannheim). Federgewicht: Schöneberger(Frankfurt)— Hoffmann(Mannheim). Leichtgewicht: Daub(Ludwigshafen) oder Belz(Frankfurt)— Köhler(Mannheim. Welterge⸗ wicht: Ims(Frankfurt)— Stolz(Mannheim). Mittelge⸗ wicht: Stiegler(Ludwigshafen)— Mayer(Mannheim). Halbſchwergewicht: Hachenberger(Wiesbaden)— Keller (Mannheim). Schwergewicht: Joſt(Frankfurt)— Thieß (Mannheim).. 5— 22. Der Wintersport nimmt eigentlich im Sonntagsprogramm den breiteſten Raum ein, obwohl es ſehr fraglich iſt, ob die Anhänger des weißen Sports befriedigt werden können, da das Tauwetter ſchon auf die höheren Berglagen übergegriffen hat. Die bedeutendſte Veranſtaltung iſt wohl die Meiſterſchaft des Skiklubs Schwarzwald in Neuſtadt, an denen ſich auch unſere Olym⸗ pia⸗Kandidaten beteiligen. Neben dieſer Veranſtaltung ſeien noch der Harzer Staffellauf, der Menſelauf bei Reinerz und der ſchwäbiſche Skitag für die Jugend erwähnt.— Für die Eisläufer ſind die Ausſichten etwas günſtiger. Sonja Henie ſtellt ſich in München vor. In Mittenwald werden die deutſchen Eisſchießmeiſterſchaften entſchieden, während die nor⸗ wegiſchen Schnellaufmeiſterſchaften in Oslo durchgeführt wer⸗ den. Von den Schwarzwaldſkimeiſterſchaften N Neuſtadt i. Schw., 2. Jan. Die Beſetzung des 35 Kilometer Dauerlaufes am 2. Januar 1936— Start und Ziel Schauinsland— wies eine Stärke auf, wie ſie bisher noch bei keiner derartigen Veranſtaltung erreicht wurde. Die deutſche Olympiamannſchaft trat mit neun Mann and Bogner, Freyſe, Gaiſer, Lenze, Loeſch, Marx, Ponn, Riecke und Wörndle. Außer dieſen Läufern ſind noch folgende Meldungen anzuführen: Guſtl Müller und Stütz⸗Bayriſch⸗ Zell, Reinecke⸗Harzer Skiverband, Madriziani⸗Frankfurt am Mann, Dr. Stamm und Fritz Fleiſch⸗Villingen, Burger⸗ Schönwald und Burgbacher⸗St. Georgen i. Schw. Damit erhöhte ſich bei Meldeſchluß die Zahl der Teilnehmer am 35 km Dauerlauf auf 36. Daraus iſt zu erſehen, welch große e man in Sportskreiſen dieſen Meiſterſchaftskämpfen eimißt. Auch die übrigen Wettkämpfe, der 18 km Langlauf — Start und Ziel in Neuſtadt— am 4. Januar, die Spezialſprungläufe an der Hochfirſtſchanze in Neuſtadt am 4. Januar, ſowie die Kombinationsſprungläufe am Sonn⸗ tag, den 5. Januar, um 11 Uhr an der Mar⸗Egon⸗ 101 auf dem Feldberg weiſen eine zahlreiche Beſetzung auf. Die Schneelage in den Kampfgebieten des Hoch⸗ firſt, Feldberg und Schauinsland iſt trotz der eingetretenen Föhnwitterung infolge der Mächtigkeit der Schneedecke noch ſo, daß immer noch eine geſchloſſene Schneedecke von minde⸗ tens 30 bis 70 Zentimeter vorhanden iſt, die eine glatte Durchführung der Schwarzwald⸗Skimeiſterſchaft ermöglicht. Olympia⸗Klaſſe am Jeldberg. Die Schwarzwald ⸗Skimeiſterſchaften begannen am Don⸗ nerstag in Neuſtadt mit dem Dauerlauf über 35 Kilome⸗ ter. Dürch die Teilnahme von neun Mitgliedern der Olym⸗ pia⸗Kernmannſchaft wurde das Rennen zu einem beſonders wertvollen Ereignis. Bei ausgezeichneten Schneeverhält⸗ niſſen gingen 33 Läufer auf die lange Reiſe, von denen erwartungsgemäß die Olympig⸗Kandidaten am beſten ab⸗ ſchnitten. Sieger wurde Mathias Wörndle in 3:01.58 Stunden vor Willi Bogner 3:07:58, Erich Marx 3:09:54, Steckbacher 3:09:59 und Lenze 3:19:22 Stunden. In der Klaſſe 2 war Leo Rees(Freiburg) in 3:37:46 Stunden erfolgreich und in der Altersklaſſe 1 ſiegte Altmeiſter Guſti Müller in der vorzüglichen Zeit von 313:23 Stunden, die ihn in der Hauptklaſſe noch vor Altmeiſter Lenze auf den fünften Platz gebracht hätte. 5 rn ſellos noch auf ein paar Millionen Mark kommen. Zahl⸗ reiche Clubs ſenden zur Zeit erfahrene Agenten durchs Land. die die Aufgabe haben, ſich vor allem die kleinen Vereine anzuſehen und nach Möglichkeit unbekannte Talente zu ent⸗ decken, die natürlich billig zu haben ſind. Daß der„ange⸗ kaufte“ Spieler in der Stadt ſeines neuen Clubs eine gute Stellung erhält, verſteht ſich von ſelbſt; jeder Club hat ge⸗ nügend Fußballenthuſiaſten an der Hand, die ſofort bereit ſind, einen neuen Spieler unterzubringen. Gewöhnlich machen ſich die großen Summen, die die Vereine für gute Fußballſpieler anlegen, 15 ſchnell bezahlt, da ein neuer Mann zu einer Mannſchaft, namentlich nach ſeinem erſten Sieg, 5 die Zuſchauermaſſen eine große Anziehungskraft ausübt, ſo daß ſich die Kaſſen des Clubs ſchnell wieder füllen. N 5 8 i Wieder einmal f Obwohl von zahlreichen Fachkreiſen die Möglichkeit der Herſtellung künſtlichen Goldes für unmöglich erklärt wird, bemüht ſich dennoch eine ganze Reihe namhafter Perſönlich⸗ keiten in aller Stille und unter Ausſchluß einer neugierigen Welt um die Enträtſelung jenes Weges, der nach den letzten N über die Atomzerſplitterung zum Erfolg führen könnte. 5 Es verlautet, daß in der Nähe von London ein engliſcher Forſcher im Verlauf umſtändlicher Experimente kleinſte Goldmengen auf rein künſtlichem Wege herzuſtellen ver⸗ mochte. Jedoch ſollen nur einige britiſche Staatsſtellen von dem Fortgang der Experimente in Kenntnis geſetzt worden ſein. Vorerſt aber iſt dieſes ſtaatliche Intereſſe rein plato⸗ miſcher Natur, da im Augenblick die Experimente und die Wege zur Erzeugung dieſer Goldmengen teurer ſind als das erzeugte Gold. Der Nobelpreisträger Dr. F. W. Aſton, eine Autorität auf dem phyſikaliſchen Gebiet, iſt der Auffaſſung, daß viel⸗ leicht eines Tages ganz unvermittelt der Weg vom Queck⸗ ſilber zum Gold gefunden wird, wobei es möglich ſei, daß das Experiment an ſich abſolut unkontrollierbar bleibe. Aſton wird auch zu der Regierungskommiſſion gehören, die die Experimente jenes Engländers nachprüfen ſoll, der im Augenblick noch in ſeinem Laboratorium arbeitet. Sein Name darf aus. Rückſichten bis auf weiteres weder in der Preſſe noch in wiſſenſchaftlichen Arbeiten er⸗ wähnt werden. Man glaubt alſo offenbar zum wenigſten an die Möglichkeit einer künſtlichen Goldgewinnung. 8 „Die Nacht bricht herein.“ Dieſes Wortbild ſtammt . aus ſüdlicheren Zonen, die das ſanfte Verdämmern des Tages nicht kennen. Ewige Tropenglut und andauernde Regenzeit, das ſind die Jahreszeiten tropiſcher Gebiete, ſo wie Tag und Nacht die ſchroffen Gegenſätze in der Tages⸗ zeit bilden. Wie ſich bei uns aber der Frühling und Herbſt: zwiſchen Sommer und Winter einſchaltet, ſo iſt die Morgen⸗ dämmeruyg der Frühling und die Abenddämmerung das, herbſtliche Abklingen des Tages. Die Menſchen in den! Städten freilich wiſſen herzlich wenig um den Zauber der Morgendämmerung und des Sonnenaufganges. Wenn je! Muſik zum bildhaften Mittler unſeres Empfindens wurde, ſo ſcheint das Heraufdämmern eines ſonnenfrohen Tages Edvard Grieg in der„Morgenſtimmung“ aus der„Peer⸗ Gynt⸗Suite“ am treffendſten in Töne überſetzt zu haben. Wie aber der Herbſt in ſeiner Weiſe die Farben des Früh⸗ lings noch einmal aufleben läßt, ſo iſt die Abenddämmerung! die ſinnvolle Umkehr der anſteigenden Melodie des Mor- gens. Dieſen abendlichen Abgeſang nennen wir Dämmer⸗ ſtunde. Dämmerſtunde, das klingt wie herzinnige Beſinn⸗ lichkeit, wie behagliches Ausruhen, wie das Einläuten des Feierabends. Sage mir, was dir die Dämmerſtunde und der Feierabend bedeuten, und ich will dir ſagen, ob du ein Lebenskünſtler biſt! ö 8 5 „Mutter, woran liegt es eigentlich, daß du am Feier⸗ abend immer ſo friſch biſt, wo du doch den ganzen Tag fo; ſchwer arbeiten mußt?“ Der älteſte von fünf Jungen, der ſchon ernſter über das Leben nachzudenken beginnt, ſtellt plötzlich dieſe Frage. Ein feines Lächeln huſcht über das Antlitz der Mutter:„Weißt du, mein Junge, nicht immer! habe ich dieſe Kunſt verſtanden, und meine Erklärung fängt; recht nüchtern an. Das Bild der geplagten Mutter, die keine Raſt noch Ruhe findet, die von Sorgen und Arbeit gehetzt wird, brauchte— auch wenn fünf ſo wilde Buben wie ihr! im Hauſe ſind— nicht ſo düſter auszuſehen, wenn es die Frauen verſtünden, ihre Zeit richtig einzuteilen. Um ſechs Uhr morgens ſtehe ich auf, da beginnt mein Werktag, und wenn die Männer gewöhnlich nur acht Stunden arbeiten müſſen, werden es bei mir zehn oder auch elf. Da gibt es kein Bummeln, kein Schwatzen mit der Nachbarin. Das geht nach einem genauen Plan wie am Schnürchen, als ob ein unſichtbarer Chef hinter mir ſtünde. Dieſen Chef habe ich auch. Er heißt Seine Majeſtät der Feierabend! Und nun wird die Sache poetiſch. Wenn es ſo ſchum⸗ mert über der Welt, wenn die Dämmerſchatten fühlbar wer⸗ den, legt eure Mutter die Hände in den Schoß. Ihr wißt, das iſt die Stunde, in der ihr mucksmäuschenſtill in eurem Zimmer ſpielen müßt. Dann ſitze ich in jenem Seſſel dort am Fenſter, ganz meinen Gedanken hingegeben, da gehöre ich nur mir. Das iſt meine Dämmerſtunde— ſelige Stunde der Entſpannung und Ruhe. Es iſt, als ob die Seele ſich für den Feierabend ſchmücke. Und iſt es ganz dunkel, iſt es Feierabend, dann 885 ich ein gutes Kleid an, mache mich ſchön für euch alle. Vater kommt heim. Alles blinkt und glänzt. Nichts von der harten Tagesfron der Hausfrau iſt mehr zu ſpüren, und wir ſitzen wie jetzt am Tiſch, als habe uns der Herrgott einen Rieſenbatzen Gen geſchenkt, aus dem wir nun mit den Kräften unſeres Gemütes einen rechten häuslichen Feierabend formen.“ Das klang alles ſehr einfach, wie es die Mutter erzählte, aber dennoch ſchauten Vater und Kinder dankbar zu ihr auf. Es war, als ob ein lichter Schein über ihrem blonden Haupte ſchwebe. Sie alle ſpürten, das Glück ihres häuslichen Feier⸗ abends ging von der Mutter aus, der großen Feierabend⸗ geſtalterin der Familie. Die Sonne iſt hinter dem Wald verſchwunden, ein letztes tiefrotes Glühen flammt zwiſchen den Bäumen auf. Der Pflug macht die letzte Kehre:„Hüh, hüh“, mahnt der Bauer. zum letztenmal. Am Feldrain hält er an und ſchirrt den Pflug aus. Der Bauer zieht ſeine Pfeife aus der Taſche, klopft ſie ſorgſam auf dem Sterz des Pfluges aus, ſtopft ſie bedächtig, ſetzt ſie in Brand. Dann ſchwingt er ſich aufs Sattelpferd. Langſam geht es dorfwärts. Das Ortſcheit klappert auf dem ſteinigen Weg. Hell leuchtet der Abend⸗ ſtern, und leiſe wird ein Licht nach dem anderen am Him⸗ melsbogen angezündet. Ob der Bauer das Verklingen des Tages ſo klar emp⸗ e wir wiſſen es nicht. Er macht keine Worte um dieſe Dinge. So ſind unzählige Bauerngeſchlechter vor ihm vom Felde heimgekehrt, wenn ſich die Dämmerung in Nacht ver⸗ wandelt. Geruhſam führt er die Pferde in den Stall und ſchüttet ihnen das 1 5 Futter auf. Noch ſieht er nach, ob. auch die Knechte und Mägde ihr Tagewerk erfüllt haben. Dann knirſcht der Bodenſchlüſſel: Feierabend, und es knarrt die Tür zum Kartoffelkeller. Aus den Ställen klingt das behagliche 7 Grunzen und Brummen. dale Ad in tiefem Baß das Hoftor:„Feierabend, Feier⸗ abend!“. i Aber der Bauer denkt: Nur langſam! Erſt müſſen die großen Stiefel runter und der Schweiß und Ackerſchmutz vom Leib. Und wenn das alles in Ordnung iſt, wenn in der warmen Stube auf dem Tiſch eine große Schüſſel Pellkar⸗ toffeln dampft und der ledige Knecht mit Behagen feſtgeſtellt hat, daß es eine fette Speckſoße dazu gibt, dann ſpricht der Bauer ſein Tiſchgebet. Kaum ein Wort wird geſprochen: „Wieviel Milch hat die Lieſe heute gegeben?— Morgen müſſen wir Hafer quetſchen!“ ſo ſpukt das Tagewerk noch in den Abend hinein. Wenn aber die Schüſſeln abgeräumt ſind und jeder ſich behaglich ein Plätzchen geſucht hat, dann greift der Knecht zu ſeinem Schifferklavier, ſpielt alte Volkslieder, und alle lauſchen, als ſäßen ſie in einem Sinfoniekonzert. Feierabend auf dem Lande! 5 Nicht immer trägt der Feierabend ein ſchlichtes häus⸗ liches Gewand in Stadt und Land. Es kommen Tage, da nehmen wir uns etwas Beſonderes vor. Theater, Konzert, Lichtſpiel, Vorträge, Tanz und Spiel, tauſend Dinge locken, um den Menſchen Abwechſelung zu bieten. Die holde Kunſt iſt bereit, uns einmal in eine ganz andere Welt zu führen. Wir ziehen den Alltagsrock aus und ziehen ein feſtliches Gewand an. Wohl dem, der es verſteht, damit auch den ee ie ſchön iſt es, in einen großen Saal zu treten, in dem eine feſtlich geſtimmte Menge wahrhaft innerlich bereit iſt, ſich von der Kunſt einen Feierabend ſchenken zu laſſen. Iſt es nicht ſchon ein frohes, erwartungsvolles Erlebnis, wenn vor dem Beginn eines Konzertes das Stimmen der Inſtru⸗ mente laut wird, jener charakteriſtiſche Auftakt, der gleich⸗ ſam auch unſere Empfangsbereitſchaft mit abſtimmt. Die feſten hellen Quinten der Geigen, die ſonoren Klänge der Cellis, der tiefe Brummton der Bäſſe, dazwiſchen das„Didu⸗ deldijöh“ einer Klarinette, das Gluckſen eines Fagotts! Das alles entführt uns bereits dem Alltag. Der Stock des Diri⸗ genten klopft an das Pult. Die letzten Geräuſche verſtum⸗ men. Plötzlich brauſen die Töne des Orcheſters auf. Das Werk eines großen Meiſters erhebt unſere Seele und läßt uns den Saum der Ewigkeit berühren. Nicht an⸗ ders ſtimmt es unſere Seele, wenn in einem Theater die Lichter im Zuſchauerraum verlöſchen, wenn ſich mit dem letzten Gongſchlag der Vorhang hebt und wir uns in die Welt des Dichters entführen laſſen. Feierabend im Feſt⸗ gewand, ſchönſtes Geſchenk deutſcher Kultur, ein Geſchenk, das allen gehört, die bereit ſind, es zu nehmen. 5 5 8 Dämmerſchoppen! Vier alte Herren ſitzen um den Stammtiſch. Vor ihnen leuchtet aus den Römern deutſcher Dämmerſtunde am Kamin Aufnahme: Saebens⸗Worpswede(M.) Wein. Sie ſchlürfen ihn mit wohligem Behagen. Es wetzt oft der Witz ſeinen loſen Schnabel an den Stammtiſchrunden. Vielleicht gehört zu einem echten Dämmerſchoppen die größte Lebenskunſt. Die„einen heben“ gehen, die„einen ſchmet⸗ tern“, ſind beſtimmt nicht die Meiſter des Dämmerſchoppens. Es gibt ein köſtliches Wort„zechen“, das, recht verſtanden, eine hohe Kunſt iſt.„Uns aber laßt zechen und krönen mit Laubgewind die Stirnen, die noch dem Schönen ergeben ſind“, ruft uns der Dichter zu. Er gibt uns damit das Stich⸗ wort für jede wahre Feierabendgeſtaltung. Es gilt, Diener des Schönen zu ſein, dann ſteigen aus der Blume des Weines Weisheit und edle Wahrheit! E Bilder aus der Welt des Feierabends haben wir ge⸗ boten und uns mehr an der Feierabende liebliche Beſinnlich⸗ keit gehalten. Aber es gibt auch den Feierabend herzer⸗ quickenden Lachens ausgelaſſener Fröhlichkeit, das Geſchenk der heiteren Muſen, das unſer Daſein würzt. Die Vielge⸗ ſtaltigkeit des Feierabends, der täglich ſein Antlitz wandelt, iſt unerſchöpflich. Feierabend beim Sport, Feierabend beim Spiel, Feierabend allein, Feierabend in Geſellſchaft, Feier⸗ abend in der Familie, Feierabend im bunten Weltgetriebe. So viel Worte, ſo viel neue Bilder. Die Jugend genießt ihren Feierabend anders als das Alter. Bald gehört der Feierabend uns ſelbſt, bald gehört er der Gemeinſchaft. In der Feierabendgeſtaltung offenbart ſich der Kultur⸗ wille eines Volkes. Während früher die breiten Maſſen des Volkes an den abendlich erleuchteten Tempeln der Muſen wie an einer ihnen nicht gehörenden Welt vorübergingen, gehört heute die Feierabendgeſtaltung des deutſchen Arbei⸗ ters mit zu der größten und ſchönſten ſozialen Aufgabe der Gegenwart. Der Feierabend des deutſchen Arbeiters ver⸗ ſinkt nicht fene im Tabaksqualm und in der Stickluft des Ausgeſchloſſenſeins. ie anders ſieht ein Feierabend in dieſen Wintertagen aus als im Sommer. Wo wir unſeren Feierabend ſuchen, iſt letzten Endes gleich, aber daß wir ihn zu geſtalten ver⸗ ſtehen, iſt wahre Lebenskunſt. Die den Feierabend immer nur als ein todmüdes Umfallen von der Laſt des Tages ken⸗ nen, ſind ebenſo weit von ihm entfernt wie jene, denen er ein Rauſch ewiger Vergnügungen iſt. Immer ſoll er etwas von der Beſinnlichkeit in ſich tragen, wie ſie uns die Däm⸗ merſtunde ſchenkt, denn der Feierabend iſt der Quell, aus dem wir die Kraft für den neuen Werktag ſchöpfen 15 15 eulior. —— r——-— 2——— Er lehnte an einer der kühlen Marmorſäulen, die den Saal umgaben, und ſah in das Gewimmel. Es war ein Wirrſal ohnegleichen. Flutende Gewänder in Seide und Lameé, Perlen und blitzende Steine, Blumen, köſtliche Blu⸗ men an reizenden Schultern und ſchön gewelltes Frauen⸗ haar Und dann die wangengeröteten Geſichter. Die einen mit dem holden Glanz der Jugend, andere, wenn auch noch junge, mit den Mienen der Menſchen von Welt, die ihre Erfahrungen hatten, und dann ältere, die ſo gern hätten jung ſcheinen mögen, die aber die Spuren des Daſeins unverlöſch⸗ lich in ihren Zügen trugen. Endlich müde, abgebrauchte, die gar nicht mehr Luſt hatten, anders zu erſcheinen, als ſie. waren. Auf dem Ganzen lag der helle Schimmer einer Fülle elektriſcher Lampen. Das eintönige Stimmengeſurr, bis⸗ weilen durch ein Lachen oder einen Zuruf unterbrochen, wurde von den Klängen eines Orcheſters übertönt, zu denen ſich die Paare mit ſchnellem Atem drehten. Er haßte im Grunde dieſe glänzenden Feſte, dieſe Maſ⸗ ſenvergnügungen, wo man nicht zu ſich ſelber kommt, an⸗ einander vorüberhaſtet, von einem zum anderen ſchwärmt, ein paar nichtsſagende Worte redet, nur um überhaupt etwas zu ſprechen. Wie er das alles verachtete! Er tanzte ungern, obwohl er ein vortrefflicher Tänzer war. Wo er ſich wohlfühlen ſollte, mußte es anders hergehen. Wenige, die ſich verſtan⸗ den, in behaglicher Stube, in der das praſſelnde Feuer aus dem Kamin rote Streiflichter über den Teppich warf. Dazu eine ungezwungene Unterhaltung. Wenn er dann erzählte, lauſchten ihm alle Anweſenden mit Vergnügen. Er verſtand, ausgezeichnet zu erzählen. Die Das Mädchen ging am Arm ſeines Tänzers langſam durch 5 den Saal. ſchlichteſten Geſchichten umkleideten ſich in ſeinem Munde mit einem warmen Glanz von Poeſie. Aber was wollte er hier? Er fühlte ſich befangen. In dieſes Getriebe paßte er nicht. 1 Seine Augen gingen ſchon eine Weile ſuchend durch den Saal. Jetzt ſchienen ſie gefunden zu haben, wonach ſie ver⸗ langten. Sie wurden ein wenig größer und nahmen ein lebhafteres Leuchten an i N Das Mädchen, auf dem ſein Auge lag, ging am Arm ſeines Tänzers langſam durch den Saal und fächelte ſich Kühlung zu. Es trug ein Kleid aus himbeerfarbener Seide, das Hals und Nacken offen ließ, Die Haut ſchien zart wie; Samt und war ſo blendend weiß wie die Narziſſenblüten, die duftend auf ihrer Bruſt lagen. Auch die Stirn war bleich. Nur in den Wangen war eine ſanfte Röte, ſo ſanft und. heimlich, wie ſie aus jungen Apfelblüten glänzt. b a Sie ſprach wenig, und ſchien nie zu fragen. Jetzt legte ſie ihren Arm auf die Schulter des Mannes neben dem ſie ſchritt, um den Tanz wiederaufzunehmen— da ſetzte die Muſik das Spiel gerade ab. Er ſagte ihr Worte des Be⸗ dauerns und führte ſie auf ihren Platz, wo ſie ſich mit einem leichten Gruß von ihm trennte Die Augen des Mannes an der Marmorſäule ruhten, noch immer auf ihr Da ſetzte die Muſik wieder ein mit einem prickelnden Walzer von Strauß. Er zupfte flüchtig an ſeiner Weſte, trat aus dem Schat⸗ ten hervor und durchquerte das Parkett. Nun bemerkte ſie ihn. Sie fuhr leiſe zuſammen, und ihre Bruſt hob und ſenkte ſich ſchneller ſo daß die Narziſſen in ein leiſes Zittern kamen Er drang noch rechtzeitig zu ihr, ehe ein anderer kam. Sie erhob ſich Er fragte: „Aber Sie ſind wohl ſchon verpflichtet?“ Sie entgegnete nichts. Sie nahm ſeinen Arm, und nun tanzten ſie Es tanzte kein anderes Paar gleich ihnen. Viele 1 richteten ſich mit Wohlgefallen. manche mit Neid auf ſie Sie ſprachen kein Wort Sie fühlten ſich, ſie ſpürten ihre Nähe— und ſchwiegen. Er merkte, wie ſie zuweilen bebte und hätte ihr am liebſten ins Ohr geflüſtert:„Ich habe dich lieb“ und auch ihr war ſo als müßte ſie es tun. Aber ſie unterließen es beide Es war ihnen ſchon oft ſo ergan⸗ gen Sie wußten, ſie liebten ſich, und wenn ſie ſich fern waren, ſo waren ſie voll Sehnſucht nacheinander. Aber die erlöſenden Worte fanden ſie nicht Es waren zwei wunder- liche Menſchen Sie ſchämten ſich, ihre Regungen laut wer⸗ den zu laſſen Sie empfanden ſo ſtark— aber ſie waren zu verſtockt, ihre Empfindungen in Worte zu kleiden Ihr war als müßte ſie weinen. Warum waren ſie ſich gegenüber auch in Worten ſo ungeſchickt? Er war es doch ſonſt nicht. Als die Inſtrumente verſtummten, hatten ſie noch kein Wort weiter gewechſelt Aber er hatte einen Entſchluß ge⸗ faßt: es ſollte ein Ende werden Waren ſie denn törichte Kinder? Wollten ſie ſich denn durchaus hinquälen, bis es zu ſpät wurde? Bis ſie ſich verloren hatten? Er fragte ſie, als er ſich verabſchiedete:„Darf ich morgen kommen, Sie zum Reiten abholen?“ „Ja— bitte.“ „Um welche Zeit?“ 5 „Nun— nachmittags— um vier.“. Sie gaben ſich die Hand, dann ſchieden ſie. Er ſchritt zur Garderobe, ließ ſich den Pelz reichen und ging in die ſchneehelle Winternacht hinaus. 1. * Nachmittags Punkt vier Uhr ritt er bei ihr vor. Es war eine klingende Kälte. Der friſch gefallene Schnee knirſchte unter den Hufen des Gauls, über deſſen Fell ſich eine Reif⸗ kruſte gezogen hatte. Ihr Pferd, ein Rappe, wurde ſchon von einem Reit⸗ knecht auf und ab geführt. Er ſprang aus dem Sattel und übergab die Zügel dem Knecht. Da trat ſie aus der Tür. Die Augen brannten rot unter dem Hut hervor. Sie ſah bleich aus Ihre Züge wa⸗ ren marmorn⸗ſtill, wie immer, wenn ſie ihm gegenüberſtand. Er zog den Hut, und ſie reichte ihm die Hand. Er half ihr auf den Rücken ihres Tieres, dann ſaß er ſelbſt auf. Nun ritten ſie nebeneinander davon. Sie ſprachen blutwenig und das Gleichgültigſte von der Welt. Wohin ſie zu reiten be⸗ fehle? Sie nannte ein Wäldchen, das etwa eine halbe Stunde vor der Stadt lag, dann waren ſie wieder ſtill, Als ſie durch das Stadttor geritten waren, lag eine weite, ſchnur⸗ gerade Landſtraße vor ihnen. Sie war mit alten Pappeln beſtanden, die kahl in die Dezemberluft ragten. Die Reitenden hatten einen kurzen Galopp angeſchlagen, den ſie bis zu dem Wäldchen beibehielten, das nun mit ſei⸗ nen ſchneebehangenen Tannen, auf denen das Mondlicht wie im Märchen ſchimmerte, dicht vor ihnen lag. Die Landſtraße durchſchnitt es. Sie machten kehrt. Es wurde Zeit, daß ſie an den Heimweg dachten. Und ſie ſchwiegen... nur das Schnauben und Ge⸗ trappel der Pferde und manchmal der Ruf einer Krähe zo⸗ gen durch die Winterluft— kein Laut einer menſchlichen Stimme. In ſeiner Bruſt tobte es. Er hatte ſich geſtern abend geſchworen, heute ein Ende zu machen.— Nun? Er ſah erregt geradeaus. Da bemerkte er, wie ſich die Lichter der nebelumhüllten Stadt langſam aus der Dämme⸗ rung löſten— immer mehr und mehr— immer heller und heller. Es ſtieg ihm ſiedend heiß den Rücken hinauf. Wenn Der Optimiſt Von Ralph Urban. Mißmutig ſchlenderte der junge Photograph der Vor⸗ ſtadt zu und ſpähte umher, ob ſich vielleicht doch endlich ein⸗ mal die Gelegenheit zu einer originellen Aufnahme biete. Er ging weiter und weiter. Schließlich gelangte er an einen Rummelplatz, auf dem Karuſſells und Schaubuden aufge⸗ ſtellt waren.„Nicht ſchlecht“, dachte der junge Mann,„diel⸗ leicht bietet ſich hier Gelegenheit für eine intereſſante Auf⸗ nahme“ Denn der junge Mann war Optimiſt. Präſident Buſch, der große Bankmann, ließ ſeinen Wa⸗ gen halten, befahl dem Chauffeur zu warten und entfernte ſich. Seitdem ihm der Arzt mehr Bewegung verordnet hatte. erſetzte er den Mittagsſchlaf durch einen Spaziergang. In tiefe Gedanken verſunken, nahm der Präſident unwillkürlich die Richtung, aus der ihm im wüſten Durcheinander die Töne entgegenquollen. So kam es daß der große Bank⸗ mann plötzlich mitten im Getriebe des Rummelplatzes ſtand. Präſident Buſch betrachtete das kreiſende Karuſſell und vergaß auf einmal ſämtliche Transaktionen, Dividenden und Börſenkurſe. Verklärt blickte er in das fröhliche Treiben, denn Bilder aus längſt entſchwundener Zeit wurden wieder in ihm lebendig Da ſtand er als armer kleiner Junge vor einem ſolchen Karuſſell. Sein heißer Wunſch war es damals geweſen, nur ein einziges Mal mit dieſem herrlichen Ringel⸗ ſpiel fahren zu können. Aber es koſtete einen Groſchen, ei⸗ nen ganzen Groſchen, ein ungeheures Vermögen für den. der keinen hat. Ein brennender Wunſch regte ſich in der Bruſt des reichen Mannes. Warum ſollte er jetzt nicht nach⸗ holen, was ihm vor vierzig Jahren verſagt geblieben? Vor⸗ ſichtig ſah er ſich um Niemand kannte ihn. Die Glocke ſchrillte dröhnend begann das Orcheſtrion. Da ſprang der Präſident auf das 5 Karuſſell, und ſchon ging es los. Der Finanzmann ritt auf einem hölzernen Schwein ſeine Kreiſe Das Karuſſell hielt Ein blondes junges Mädel ſtieg vom hohen Roß, wurde ſchwindlig und fiel ausgerechnet in die Arme des Präſidenten, der strahlend auf ſei⸗ nem Schwein ſaß. Vergnügt hielt er die Kleine etwas länger als nötig. In dieſem Augen⸗ blick hörte er ne⸗ hen ſich ein nur ganz kurzes Ge⸗ räuſch, aber es genügte, daß ihm das Blut in den Adern erſtarrte. Es war das Knip⸗ ſen eines Photo⸗ apparates. Der Zeichnung: Grunwald(M). Optimiſt hatte et⸗ In dieſem Augenblick hörke er was Lebendiges neben ſich ein nur ganz kurzes gefunden. Geräuſch. ſes heute nicht geſchah, geſchah es niemals. Und die Stadt war ſchon ſo nahe. ö Und dann, nach der langen Stille, ſprach er die Worte, über die, als ſie über ſeine Lippen kamen, er ſelbſt erſchrak: „Sie waren ſo ſchön geſtern abend, Anni; ich hätte Sie zin die Arme nehmen und küſſen mögen.“ i„Warum haben Sie's N Da bereute ſie es ſchon wieder, noch ehe ſie es ausge⸗ ſprochen hatte.„Warum haben Sie's denn nicht getan?“ wollte ſie ſagen. Sie biß die Lippen zuſammen, ſtieß dem Pferde die Sporen in die Weichen und ſah nach rechts, ihm abgewandt, zu Boden. Dort flogen ihre Schatten über das bläulich glänzende Schneefeld, geſpenſtiſch groß und ſcharf: umriſſen: zwei ſchlanke Tiere, und darauf zwei jugendliche Menſchenleiber. Sie etwas vor ihm und höher als er. Ihr Schleier hing ihr waagerecht im Winde. 1 8 V Nicht lange blick⸗ 3 0 te ſie ſo Sie fühlte plötzlich, wie ſich ein Arm um ihre Hüfte legte. Und ſie war gar nicht entrüſtet darüber, ſie zuckte nicht ein⸗ mal zuſammen, es ſchien ihr ganz in der Ordnung ſo. Sie lächelte und ſtreckte nun auch den Arm nach ihm aus, ſo daß er ihre Rechte in der ſei⸗ nen preſſen konnte. Worte kamen nicht von ihren Lippen. Das verſtanden ſie nun einmal nicht. Aber dieſe Lippen ſuchten einander — und fanden ſich. Der Schatten auf. dem Schneefeld hatte ſich verän⸗ dert. Ein Mon⸗ ſtrum mit acht Beinen und zwei Köpfen lief jetzt dort. Auf ſeinem Rücken ſaß ein ſelt⸗ ſam verſchlunge⸗ nes Menſchenpaar. 1 5 Sie fühlte plötzlich, wie ſich ein Arm um ihre Hüfte legte. Zeichnungen(2): Grunwald(M). „Junger Mann“, ſprach gleich darauf der Präſident,„ich möchte die Platte kaufen. Wie hoch iſt der Preis?“ Der junge Mann ſchüttelte den Kopf. Er hoffte, für die Aufnahme ein Honorar von zehn Mark zu erzielen. So viel gab ihm der alte Herr ſicher nicht. „Was wollen Sie mit dem Bild anfangen?“, fragte mißtrauiſch der Finanzmann. „Es wird in einer großen Zeitſchrift erſcheinen!“ Der Präſident ſchwitzte Blut. Er, deſſen Bild erſt kürz⸗ lich anläſſig der Wirtſchaftskonferenz in allen Blättern ver⸗ öffentlicht wurde, war nun als lächerliche Figur, auf einem Schwein reitend, gebrandmarkt, noch dazu mit einem Mäd⸗ chen in den Armen! „Lieber Freund!“, ſagte der große Mann,„ich biete Ihnen hundert Mark für die Platte!“ „Was fällt Ihnen ein?“—„Zweihundert!“—„Aber nein!“, ſtammelte der junge Mann. f „Fünfhundert!“ bot der Präſident, denn er mißverſtand den andern, und ſchon zückte er die Brieftaſche, zählte fünf; Banknoten heraus und drückte ſie dem erſtarrten fungen Mann in die Hand. Als Lohner das viele Geld ſpürte, wurde er lebendig, brachte raſch die Kaſſette zum Vorſchein und überreichte ſie dem Präſidenten mit einer ehrerbietigen Ver⸗ beugung. Der ſteckte ſie in die Taſche und ging davon. Als der Präſident wieder in ſeinem Wagen ſaß, öffnete er die Kaſſette, um die kompromittierende Platte durch die Lichteinwirkung zu vernichten Die Kaſſette war leer „Die Welt beſteht aus lauter Gaunern!“, brummte der große Finanzmann und begann, über Börſengeſchäfte nach⸗ zudenken. Am nächſten Tag wurde dem Präſidenten ein junger Mann gemeldet, der zu Unrecht erworbenes Geld zurück⸗ erſtatten wollte. Erſtaunt ließ er ſich den ſonderbaren Be⸗ ſucher vorführen. Es war der Photograph. „Als ich nach Ihrem Weggehen in die Taſche griff“. erklärte der junge Mann,„fand ich dort noch eine Kaſſette und erkannte an deren Gewicht, daß ich mich geirrt und mit der anderen Kaſſette, die keine Platte enthielt, das Karuſſell geknipſt hatte. Ich lief Ihnen nach, ſah aber nur mehr die Nummer Ihres Autos dank der ich erfuhr wer Sie ſind. Es war alſo keine Aufnahme vorhanden, und das Geld, das Sie mir gaben, ſteht mir nicht zu“ Damit legte der funge Mann die Banknoten auf den Tiſch. Der Präſident war geradezu erſchüttert über dieſes Ausmaß von Ehrlichkeit, zumal es dem jungen Mann ſicht⸗ lich nicht gut zu gehen ſchien. Er ſagte dann: „Behalten Sie das Geld! Wenn Sie wollen, können Sie morgen in mein Bankhaus eintreten. Ich brauche Leute, die geſchäftstüchtig und vor allem ehrlich ſind!“ Der junge Mann trat in die Bank ein und ſetzte ſich durch, denn er hatte das rückhaltloſe Vertrauen ſeines Chefs für ſich. Nach fünf Jahren führte er die Tochter des Präſi⸗ denten zum Altar. Im Laufe der Hochzeitsfeier als man ſchon lange zum Sekt übergegangen war ſchlug der Präſi⸗ dent ſeinem Schwiegerſohn auf die Schulter und ſprach: „Junge, du biſt wirklich ein Optimiſt! Was hätteſt du damals gemacht, wenn ich die fünfhundert Mark einfach ein⸗ geſteckt und dich fortgeſchickt hätte?“ 5 Der funge Mann lächelte: „Dann wäre dich die Sache auf fünftauſend Mark zu ſtehen gekommen, lieber Papa. Ich vermutete nämlich, daß jemand der freiwillig fünfhundert Mark für eine Platte bes⸗ zahlt, auch gerne mehr gibt. Die Aufnahme hatte ich natür⸗ lich mit einer vollen Kaſſette gemacht, dir aber die leere ges- geben Als ich dann 1 wer du biſt, dachte ich, eine be⸗ zahlte Lebensſtellung iſt auch nicht ſchlecht. Andernfalls hätteſt du für die wertvolle Platte ſchwer bezahlen müſen. Bin ich da wirklich ein Optimiſt?“ 13 „Du biſt ein Gauner!“, ſeufzte der Präſident und leerte⸗ ſein Sektglas.— Copyright 1934 by Verlag Knorr& Hirth G. m. b. H., München.) (13. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapital wurde erzählt: Schmitthenner macht Oſſy den Vorſchlag, die Bretter zu neh⸗ men und das Hotel zu verlaſſen. Er will, um den unangenehmen Begegnungen zu entgehen, auf das Tennerlehen überſiedeln, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß er an dem Rennen nicht teilnimmt. Oſſy lehnt das ab. Auf der Uebungswieſe vor dem Hotel macht die Familie Laure die erſten Verſuche. Die Baronin erſcheint und hat mit ihrer Schweſter eine heftige Ausſprache. Sie fürchtet, daß die ſchweſterliche Familie ſie bloßſtellt und möchte, daß ſie das Hotel verläßt. Die Schweſter dagegen iſt entſchloſſen zu bleiben, ſie glaubt, daß ſie die Angelegenheit zwiſchen der Baronin und Schmitthenner arrangieren und dabei verdienen kann. „Gibt es überhaupt eine Sache für dich?“ fragte ſie giftig.„Hat es je eine ſolche Sache gegeben? Und gerade ich muß ſo etwas zum Mann haben! Immer muß ich an⸗ packen, wenn der Wagen nicht vorwärts will. Ohne mich könnten wir längſt mit dem Bettelſtab herumlaufen.“ Er zuckte die Achſeln.„Als wir heirateten, habe ich ſehr auskömmliche Renten gehabt.“ „Und wo ſind ſie geblieben? Willſt du vielleicht ſagen, Daß ich ſie vertan habe?“ „Jedenfalls ſind ſie fort“, erklärte der Gatte geduldig. „Aber davon wollen wir jetzt nicht ſprechen. Was willſt du tun? Nimm dich in acht! Mit den Leuten hier iſt nicht Zu ſpaßen. Warum nehmen wir eigentlich nicht Pponnes Scheck und fahren zurück nach Locarno? Er reicht, um die dringendſten Schulden zu decken.“ „Nein“, widerſprach ſie wütend,„er reicht nicht. Und mun frage nicht mehr. Zur rechten Zeit werde ich ſchon einen Einfall haben!“ „Weiber! Weiber!“ ſagte Herr Edmund Laure, warf einen liſtigen Blick empor zum Himmel und ſeufzte. Frau Adrienne blickte hinunter zum Platt und zurück zum Hotel.„Ich habe das Gefühl“, erklärte ſie,„als ob wir hier nicht gerade die beſte Figur machten. Du kannſt ga noch draußen bleiben mit Marcel. Ich kehre um.“ XXIX. Für den Goldenen Ski hatten 122 Läufer aus elf Na⸗ tionen genannt. Die Fahnenmaſten konnten die vielen Far⸗ ben und Wimpel kaum tragen. Es waren vertreten alle Deutſchen Gaue, Oeſterreich, die Schweiz, Norwegen, Polen, Italien, Frankreich, England, Ungarn, die Tſchechoflowakei und Holland. Holland hatte allerdings nur einen einzigen Vertreter entſandt, emen Studenten, der in Zürich ſtudierte. Aus der Schweiz waren Zogg Furrer und Prager erſchie⸗ nen. Aus Oeſterreich mit dem Rekordinhaber Fritz Huber zwei Gebrüder Lantſchner. Gaſperl, Lackner und die weib⸗ liche Skikanone Frau Lisbeth Polland. Aus Ungarn waren die gräflichen Geſchwiſter Szapary gekommen, die auf allen Skirennplätzen zu ſehen waren. Für Frankreich hatten Baron Haſſenpflug und der kleine Alpenjägerleutnant Du⸗ pont Nennungen abgegeben. Norwegen war durch Sören⸗ ſen, Soenblom, Kielland und Gottormſen vertreten. Die Rennteilnehmer ſollten in Abſtänden von einer Minute vom Schneefernerkopf ſtarten, das Ziel war die Knorrhütte. Der Startplatz lag auf 2875 Meter Höhe, das Ziel auf 2051 Meter. Die Rennſtrecke war viereinhalb Kilo⸗ meter lang und hatte ein Gefälle von achthundert Metern. Die Beſtzeit, die je auf dieſer Strecke gelaufen wurde, be⸗ trug fünf Minuten zwei Sekunden, was der mittleren Ge⸗ ſchwindigkeit eines Schnellzugs entſprach. a Vom frühen Morgen an war die Skihalle überlaufen, ſo groß war der Andrang der Rennteilnehmer und Schlach⸗ tenbummler. Um acht Uhr morgens wurden die Start⸗ nummern ausgeloſt. Die Rennteilnehmer bekamen ihre Startnummern, ein Herr der Rennleitung hielt eine kurze Anſprache, und die Oberländlerkapelle, die für dieſen Tag aus Garmiſch⸗Partenkirchen heraufgekommen war, ſpielte flotte Märſche Der Himmel war wolkenlos blau und der Schnee führig wie noch nie in den letzten Tagen. Die Rennſtrecke war noch bei Tagesgrauen abgeſteckt worden. Die Zeitnehmer eilten ſchon an ihre Plätze, die Hotelterraſſen und unten das Platt waren ſchwarz von Menſchen. Es war ein Angriff auf die Beſtzeit zu erwarten, und die Vierminutengrenze ſollte erreicht werden. Punkt neun Uhr blies die Kapelle einen Tuſch, und die Läufer— ſie hatten die Startnummern umgebunden und die Skier geſchultert— machten ſich in langer Schlangen⸗ linie auf den Weg zum Schneefernerkopf. Es war eine Spur ausgetreten, ſo daß die Strecke ohne Skier und ohne Felle zu gehen war. Alles was auf Skiern ſtehen konnte, drängte ſich hinunter zum Platt, um ſich die beſten Aus⸗ ſichtsplätze zu ſichern. Einige Rudel fuhren auch voraus zur Knorrhütte, um das Einkommen ins Ziel zu beobachten. Es war Vorforge getroffen, daß die gelaufenen Zeiten ſofort gemeldet werden konnten. Fajür den Nachmittag waren auch noch ein Slalomwett⸗ bewerb und ein Mannſchaftsſtaffellauf vorgeſehn, aber dieſe Veranſtaltungen begegneten geringerer Aufmerkſamkeit. Das Hauptintereſſe richtete ſich auf den Abfahrtslauf vom Schnee⸗ fernerkopf zur Knorrhütte. Von der Zeit, die Schmitthenner vorgeſtern gelaufen, war auch bei den Uneingeweihten etwas Durchgeſickert. Man zeigte ſich ihn als ausgeſprochenen Fa⸗ voriten. Wer etwas von ihm wußte und damit nicht zurück⸗ hielt, fand ſofort einen Kreis dankbarer Zuhörer. 5 Die Eingeweihten waren in ihrer Vorherſage nicht ſo ſicher. Die internationale Konkurrenz war zu ſtark. Da⸗ heim in ſeinen Schweizer Bergen war eigentlich gegen Zogg im Abfahrtslauf nicht anzukommen. Er fuhr alles in Grund und Boden. Und er war begleitet von Leuten wie Prager und Furrer. In letzter Minute hatten die Oeſterreicher noch Verſtärkung durch Seelos aus Seefeld bekommen, einen Meiſter von beſtechender Fahrtechnik. und 5 2 9 8 N 2 ä N nun, vereint als Mannſchaft mit Fritz Huber, Gaſperl und Guzzi Lantſchner, waren ſie eigentlich nicht zu ſchlagen. Schmitthenner hatte die Startnummer zweiunddreißig bekommen. Er war zufrieden damit. Die Vordermänner würden die Rennſtrecke gut ausbügeln, aber es waren doch nicht genug, daß ſie das Gelände verſauen konnten. Bei dem Tempo, das erforderlich war, mußte jeder Sturz ein Schneeloch aufmachen, das dem Nachfolgenden zum Ver⸗ hängnis werden konnte. Noch am Vortage hatte er Oſſi einen guten Platz für Aufnahmen ausgeſucht. Sie hatte ihn ſchon früh am Tage mit Sack und Pack bezogen. Damit ihn ihr niemand weg⸗ nehmen konnte. Er lag aber abſeits vom Weg zum Start⸗ platz. Das kleine Fräulein von Grimme konnte alſo Schmitt⸗ henner nur aus der Ferne zuwinken. Sie tat es mit Be⸗ geiſterung. Erſt oben auf dem Schneefernerkopf, als ſich die erſten Gruppen zum Start ordneten, bemerkte Schmitthenner, daß ihm das Los Baron Haſſenpflug als Vordermann beſtimmt hatte. Schmitthenner betrachtete ihn von der Seite her. Er hatte wirklich ein Profil wie ein junger ben Gott. Auch der Hinterkopf entſprach genau der edlen Form, wie ſie an alten Bildwerken des Apoll zu bewundern iſt. Schmitthenner kannte keinen anderen Mann, der ſo außer⸗ ordentlich einnehmend ausſah. Als Haſſenpflug Schmitthenners Blick fühlte, 1 er mit einer unnachahmlich jungenhaften Bewegung den Kopf zurück und kam näher.„Nummer einunddreißig und zwei⸗ unddreißig, das Los hat uns alſo wieder zuſammengebracht.“ „Hals⸗ und Beinbruch, Baron“, ſagte Schmitthenner. Zeichnung: Drewitz. Schmikthenner reichte ihm worklos die Hand hinüber. „Sehen Sie ſich meine Skier an“, meinte Haſſenpflug, „es ſind die längſten und ſchwerſten Exemplare, die ich auf⸗ treiben konnte. Meſſingkanten in einem Stück, das Holz ben Hickory. Ich will Ihnen Konkurrenz machen, Schmitt⸗ enner.“ „Dazu ſind wir alle heraufgekommen“, verſetzte Schmitt⸗ henner,„hundertzweiundzwanzig Mann hoch. Aber ich hätte an Ihrer Stelle die neue Federnbindung genommen. Wer bei dem Tempo ſtürzt und nicht gleich frei kommt von den Brettln, der hat nichts zu lachen.“ „Ich denke gar nicht daran zu ſtürzen!“ „Alſo Ski Heil!“ wünſchte Schmitthenner höflich.„Noch zehn Mann vor uns.“ Haſſenpflug holte ſich eine Zigarette heraus und zün⸗ dete ſie an. „Sie rauchen?“ fragte Schmitthenner erſtaunt. „Warum nicht? Es beruhigt. Hören Sie, Schmitt⸗ henner, ich möchte Ihnen noch etwas ſagen. Ich mag Sie ſehr gerne leiden. Wir wollen einmal ſo tun, als gäbe es weder Frauen noch Mädchen auf der Welt. Geben wir uns die Hand.“ „Wenn Ihnen daran liegt...?“ „Ich ſetze Kopf und Kragen ein für dieſe fünf oder vier Minuten. Ich werde alles Nera was ich kann, um Sie zu ſchlagen. Aber ich möchte Ihnen noch einmal die Hand geben. N Schmitthenner reichte ihm wortlos die Hand hinüber. Er mußte. den Fäuſtling ausziehen. Es ſchien zwar die Sonne, aber es blies ordentlich hier oben. Haſſenpflug hatte einen Lederhandſchuh an mit Pelzfütterung. Seine Hand fuhr warm und nervös heraus und legte ſich in die ruhige Rechte Schmitthenners. „Startfieber?“ fragte Schmitthenner, leicht lächelnd. „Noch fünf Vordermänner.“ Haſſenpflug beugte ſich etwas zu ihm hinüber.„Viel⸗ leicht geben wir uns nie wieder die Hand, trotzdem Sie mich von der Watzmann⸗Oſtwand heruntergeholt haben. Es ſollte keine Frauen und Mädchen geben auf der Welt, dann wäre unſer Leben einfacher.“ 1 6 vier Mann, Haſſenpflug. Treten Sie in die eihe.“ Haſſenpflug nahm einen letzten Zug aus der Zigarette warf den Reſt in den Schnee. Es war die dritte, die SON Ie 5 „Und noch etwas: Und nehmen er in der kurzen Zeit angeraucht hatte. Hüten Sie ſich vor Madame la Baronne. Sie meine Warnung nicht leicht.“ „Noch drei Mann vor Ihnen!“ Haſſenpflug ging mit den Händen in die Stockſchlaufen und wetzte ſeine Brettel verſuchend im Schnee. Kein Stäub⸗ chen klebte daran. Sie waren poliert und gewachſt, wie er noch nie Brettel unter den Sohlen gehabt hatte. „Neunundzwanzig, dreißig, einunddreißig.“ Der Mann mit der Stoppuhr hob die rote Fahne und zählte. Dann riß er das rote Tuch nach unten.„Ski Heil!“ rief er dem Abfahrenden nach. Haſſenpflug kam gut ab. Er ſchoß wie ein Pfeil den Steilhang hinab. Seinen Vordermann, der unten in den Schnee gegangen war, überholte er noch in Sehweite. „Toni Schmitthenner“, las der Starter von der Liſte. „Nummer zweiunddreißig! Ah, der Toni! Der Franzos hat da eine ſaubere Spur hingelegt. Halt dich dran, Toni.“ Der Mann mit der Startuhr fing an zu zählen. Der rote Wimpel fuhr herunter.„Los! Und Ski Heil, Toni!“ Schmitthenner fühlte, wie ſich ihm die Luft brauſend entgegenſtemmte. Man mußte ſich wie von einem Haus⸗ dach herunter nach vorne werfen. Alles kam darauf an. unten, wo die Bahn wechſelte, zur rechten Zeit das Ge⸗ wicht zu verlegen. Den Körper im vollem Schwung rück⸗ wärts zu reißen und dann ſofort wieder nach vorne. Und gerade an dieſer kritiſchen Stelle war die Bahn voll tiefer Löcher. Durch! Geglückt! Jetzt kam die Stelle, wo Oſſi mit dem Apparat wartete. Vorbei! Und gleich darauf hatte er auch ſchon das Schneefernerhaus im Rücken. Alles an⸗ dere war Spiel. Schuß und Sprung. Es war eine Freude zu leben. An kritiſchen Stellen der Bahn war das Ge⸗ lände ſchwarz von Schlachtenbummlern. Einmal war es ihm, als ſei eine Menſchengruppe in aufgeregter Bewegung, aber er konnte nichts deutlich erkennen. Schuß. Sprung. Und da tauchte ſchon die Fahne der Knorrhütte auf. Gleich darauf ſchoß er durch das Zielband, ſchwang ab, daß der Schnee in ganzen Wolken hochging. Und als er zu ſich kam und das Taſchentuch zog, um ſich den Schweiß aus den Augenwinkeln und vom Nacken zu wiſchen, ſah er ſich von tobenden Menſchen umgeben! „Toni! Schmitthenner! Vier Minuten zwanzig! Das hat noch keiner geſchafft heute, und Zogg iſt auch ſchon durch.“ „Menſch, Toni, das iſt fabelhaft!“ „Rekord, Herr Leutnant!“ „Ski Heil! Ski Heil! Ski Heil!“ Schmitthenner bahnte ſich einen Weg durch den Tru⸗ bel.„Wo iſt der Einunddreißiger?“ „Nummer einunddreißig? Noch nicht durchgekommen.“ „Aber da kommt doch ſchon der Sechsunddreißiger durch das Ziel!“ Schweigen, Achſelzucken. Niemand wußte Beſcheid. Startnummer einunddreißig, Baron Haſſenpflug, ging nicht durch das Ziel. Heute nicht. Nie mehr. Er war geſtürzt und hatte ſich den rechten Unterſchenkel zweimal gebrochen. XXX. Es war eine ſtreng ſportliche Veranſtaltung geweſen. Zwar hatte die Hotelleitung für den Abend einen Ball vorbereitet, aber damit hatte der größte Teil der Renn⸗ teilnehmer nichts zu tun. Die meiſten von ihnen mußten morgen in der Frühe wieder zur Arbeit antreten, darum drängte ſich am Nachmittag alles in der Halle zuſammen, um die letzten Züge unten in Garmiſch⸗Partenkirchen ſicher zu erreichen. Ein kleines Podium, mit Tannengrün und Fahnen ausgeſchmückt, diente zur Preisverteilung. Die Herren von der Rennleitung hatten raſend gearbeitet, um die Ergebniſſe ſicherzuſtellen. Wer einen Preis gewonnen hatte. wollte auch die Trophäe mit nach Hauſe nehmen. Der Wunſch war verſtändlich, und die Rennleitung hatte ihm Rechnung getragen. Die Halle war ſchon für den Bauernball hergerichtet, der hier ſtattfinden ſollte, wenn der Trubel vorbei war. Für den großen Saal war ein Bal paré vorgeſehen, in der Bar 11 eine Stimmungskapelle Einzug gehalten. Wer aber ſein ehrliches Skigewand bei keiner dieſer Veranſtal⸗ tungen zeigen wollte, dem blieb die Touriſtenſtube als letzte Zuflucht vorbehalten. Die Herren von der Rennleitung ließen von der Länd⸗ lerkapelle ſo lange Tuſch blaſen, bis der Lärm in der Halle verſtummt war. Der Vorſitzende der Skilaufvereinigung Werdenfelſer Land, ein alter Kämpe, im Zivilberuf Arzt, nahm das Wort zu einer kurzen Anſprache. „Skikameraden! Leider ſind wir jetzt, nach dem Ab⸗ ſchluß unſeres Wettbewerbes, nicht ſo vollzählig verſammelt, wie wir ausgezogen ſind. Bei dem Schneid, mit dem heute W wurde hat es leider einige Brüche gegeben. Wir bedauern am meiſten den Unfall unſeres Skikameraden, des Barons Haſſenpflug, der für ſein Vaterland Frankreich ge⸗ nannt hatte und der ein ausſichtsreicher Bewerber um den Goldenen Ski geweſen iſt, wie alle wiſſen, die ſeinen Start beobachten konnten. Ein dreifaches Ski Heil' unſerem durch Unfall e Kameraden! Und nun die Ergebniſſe. Wir alle haben geahnt, daß es einen Rekord geben werde. Aber keiner von uns hat wohl gewagt zu vermuten, daß dieſer Rekord ſo ausfallen würde, wie er katſächlich ausgefallen iſt. Es ſind von vielen ganz fabelhafte Zeiten gelaufen worden, daß aber eine Beſt⸗ zeit von vier Minuten ene Sekunden erreicht werden würde, das hätte ich alter Skihaſe geſtern noch energiſch abgeſtritten. Dieſe Tagesbeſtzeit, die ſchnellſte Zeit auf Skiern, von der die Geſchichte des Skilaufs auf der Zug⸗ ſpitze weiß, wurde r i von unſerem Skikameraden Toni Schmitthenner, der für unſeren Gau genannt hatte. Ich habe hiermit die Ehre, ihm den erſten Preis, den Gol⸗ denen Ski, zu überreichen.“ s 5 23353 Silben ⸗Kreuzwori⸗Batſel. 7 3 7 7 75 8 9 4 7. 2 7³ 745 75 7⁰ 775 7 7 20 fe, 22 23 7288 2 27 25 28 30 37 Waagerecht: 1. Tochterſprache des Sanskrits, 3. wohlriechende Blume, 5. Halbaffe, 7. Abendſtändchen, 9. kaufmänniſches Hilfsbuch, 11. Verdoppelung des Ein⸗ ſatzes beim Spiel, 13. Arbeiter in den halleſchen Salinen, 15. Hafenſtadt in Iſtrien, 16. griechiſcher Gott, 17. Raub⸗ tier, 18. anderes Wort für Schenke, 20. weiblicher Perſo⸗ nenname, 24. afrikaniſcher Volksſtamm, 27. anderes Wort für Kronleuchter, 29. Vorort von München, 30. Singſtimme, 31. männlicher Perſonenname— Senkrecht: 1. Stadt in Pommern, 2. italieniſche Münze(Mehrzahl), 3. münd⸗ licher Vortrag, 4. Brettſpiel. 5. wie 5. waagerecht, 6. Brücke in Venedig, 8. Stadt in Texas(USA.), 10. Ort in Spanien, 11. Ort in Italien, 12. Schlinggewächs, 13. wie 13. waage⸗ recht, 14. Teil des Auges, 19. Bad in Italien, 21. franzö⸗ ſiſches Departement, 22. Kriegsflotte Philipps II. von Spa⸗ nien, 23. männlicher Perſonenname, 25. Induſtrieſtadt in Böhmen, 26. Stadt und Fluß in Pommern, 27. Schweizer Bezirk, 28. Aufbewahrungsort von Waren. Scherz⸗Aufgabe. . 1 Wie kann jemand, der in Frankreich lebt, aus„ſix“ und„trois“„huit“ machen? Silben⸗Ergänzungs⸗Rätſel. ſan pig ten tew ſel häu ta Vorſtehende Silben ſind rechts und links durch eine der nachfolgenden zu dreiſilbigen Wörtern umzugeſtalten, die in ihren Anfangs⸗ und Endbuchſtaben, beidemal von oben nach unten geleſen, ein winterliches Vergnügen ergeben. brief cham hir in ka li ment ne non reich ſer ſu tann trak. Verſchmelzungs⸗Aufgabe. Aus nachſtehend aufgeführten je zwei Wörtern ſoll Umſtellen der Buchſtaben je ein neues Wort gebildet rden, deren Anfangsbuchſtaben, aneinandergereiht, eine Jahreseinteilung nennen. Klee Mai Zierpflanze. Ale Glorie Sinnbildliche Darſtellung. Ili Pult= Märchenland. Binſe Nahe Verkehrsmittel. 5 Neſſel Ob= Vornehmes Benehmen. Ami Tand= Edelſtein. Erie Feld Weiblicher Perſonenname. Rot Teer= Deſtilliergefäß. Magiſches Doppel⸗Quadrat. 5 2 2— 7 2 3 2 r F N 2 2 1 Die 31 Buchſtaben: 4a, 1d, Se, 1f, 6g, 1h, Zi, 11, An, At, lu ſind in die Felder obiger Figur einzuſtellen. Die, 1 65 ergebenden Wörter ſind waagerecht wie ſenkrecht gende: 1. Holländiſche Regierungshauptſtadt, 2. Teil des fes, 3. Börſenausdruck, 4. männlicher Perſonenname 8 40. Theaterplatz, 4. durchlaufend bis 7. Erd⸗ e 5. altnordiſcher Gott, 6. gefährlicher 7. Schwimmvogel. 8 f Sud. del sches wend. ade reel n, Geschmack Ur de grosse ſube Dreiſilbige Scharade. Was man dem, der fragt, Oft als Antwort ſagt; Was als kurze Friſt Schnell verflogen iſt; Was vielleicht dein Feld Tauſendfach enthält: Wer die drei gefunden Und in eins verbunden, Der hat eine Zeit, Wo es friert und ſchneit. Auflöſungen aus letzter Nummer. Neujſahrs⸗ Problem: Nach dem im Mittelten befindlichen Muſter werden die Buchſtabenfelder zuſammen⸗ geſtellt. Das ergibt dann: Im Morgenglanz ſchaut neu erwacht Ein Jahr zur Erde nieder, Und wie ſein Strahl ihr freundlich lacht, Grüßt froh die Welt es wieder. Synonym: 1. Gatte, 2. Langmut, 3. Ukas, 4. Er⸗ werb, 5. Charakter, 6. Krempe, 7. Abſicht, 8. Unwohlſein, 9. Förde.— Glueck auf. Silben⸗Wechſel⸗Rätſel: Satin Inſel Laute Vortrag Effekt Segen Type Erbſe Rentei Pilot Uſus Nachen Saphir China Herder.— Silveſterpunſch. Briefkarten⸗Rätſel: Proſit Neujahr Leſern. Synonym: 1. pimpeln, 2. fechten, 3. anſtehen, 4. nachdenken, 5. necken, 6 können, 7. unterliegen, 8. cedieren, 9. helfen, 10. erfaſſen, 11. nachholen.— Pfannkuchen. Bilder ⸗Rätſel: Schaff' ohne Raſt, doch ohne Haſt. Anagramm Chineſe, Hanſe, Rauch, Inſerat, Se⸗ lam, Turf, Bart, Atlas, Urahn, Mole.— Chriſtbaum.— Sprichwort⸗Rätſel: Wer zu viel fragt, wird nicht weiſe. Namen⸗Umbildungs⸗ Aufgabe: Alexanldra Gahbriele Baldulin Ge)org Benjalmin Nahtalie Agalthe Kla)ra Kalto Nihkolaus. Scharade: Jungfrau. —— Anekdoten Eeinträgliche Aufmerkſamkeit. Prinz L. von Preußen verbrachte einige Zeit in Paris und beſuchte natürlich auch die Theater. Das Spiel der Primadonna des G.⸗Theaters gefiel ihm ſehr, und ſo ſandte er ihr eines Tages durch ſeinen Diener einen Blumenſtrauß. Einige Wochen darauf wurde ihm eines Vormittags eine Dame gemeldet. Als er ſein Empfongszimmer betrat, fand er eine hübſche, junge Dame, die ihn mit folgenden Worten anredete: Hoheit ſcheinen mich nicht zu erkennen? Ich bin die Sängerin Mariquita und wollte Ihnen für die vielen gütigen Beweiſe Ihrer Aufmerkſamkeit danken.“ „Ich erkenne Sie jetzt, Madame“, entgegnete der Prinz, „aber ich glaube, Sie täuſchen ſich. Ich habe Ihnen nur ein⸗ mal einen Blumenſtrauß geſandt“ „Aber Ihr Diener brachte mir doch ſeit Wochen jeden Morgen einen“ war die Antwort der verdutzten Künſtlerin, Der erſtaunte Prinz ließ den Diener kommen, und die Sache fand nun eine unerwartete Löſung, denn der Diener geſtand:„Als ich der Dame das erſte Bukett brachte, gab ſie mir ein Trinkgeld von fünf Franken, und da das Bukett nur drei koſtete, hatte ich noch zwei Franken darüber. Daher 2 ich die Spenden, und zwar ſtets mit demſelben rfolg.“ Leider hörte von nun an dieſe ergiebige Einnahmequelle für den Diener auf zu fließen. * Der Diener des Geſandten. Der däniſche Geſandte Graf L. in Stockholm nahm kurz nach ſeiner Ankunft einen neuen Burſchen in ſeine Dienſte. Man bürgte für ſeine Treue, aber nicht für ſeinen Verſtand. „Treue, das iſt die Hauptſache!“ meinte der Graf.„Was das übrige betrifft, ſo werde ich ihn ſchon zuſtutzen.“ Bald darauf fuhr der Geſandte aus, um ſeine Antritts⸗ beſuche abzuſtatten. Beim Einſteigen in den Wagen bemerkte er, daß er ſeine Viſitenkarten auf dem Kamin habe liegen laſſen.„Johann“, rief er dem Bedienten zu,„ich habe meine Karten vergeſſen, hole ſie und ſtecke ſie zu dir!“ ö Johann tat, was ihm geheißen, kommt wieder herab und ſtellt ſich hinten auf den Wagen. Die Beſuche wurden ge⸗ macht. In jedem Hauſe, wo die Herrſchaft abweſend war, ließ der Graf eine oder zwei Karten abgeben. Am letzten Haus, wo man anhielt, ſagte der Geſandte:„Johann, hier gibſt du drei Karten ab.“ ö „Das iſt unmöglich, gnädiger Herr.“ „Warum denn?“ ö „Weil ich nur noch zwei übrig habe, das Treff⸗As und 1 die Schellen⸗Sieben.“ Der Brave hatte ein Päckchen Spielkarten erwiſcht, ſie überall verteilt, und der Graf mußte die Beſuche wieder von vorn anfangen. * Ein 2500 Jahre alter Schuldſchein. Daß man in 1 einſt vor alten h das Leder als Schreibmaterial benützte, beſonders für Urkunden, deren Dauerhaftigkeit dadurch geſichert werden ſollte, beweiſen verſchiedene erhalten gebliebene wertvolle Dokumente, die auf Tierhaut verzeichnet waren. „Ich, Argon, Sohn des Laize, habe von dir, Stoiamalt, in ziemlich ſchwerem Kleingelde, Goldſtücke 11, ſage elf, und nicht mehr erhalten, und werde dir dieſe zurückgeben, wenn du es begehrſt.“ Dieſer Schuldſchein auf Gazellenleder ſoll aus dem Volksſtamme der Blemezer herſtammen. Nie haglwuchsfsrdernden Eigenschaften des NHMec- Hilo LomfacRSFztexperfferteffnaehgewſeser ah tt Haarwaschmittel von 1 5 8 Lon RA d. is bis 1.5⁰ Haarwuchamittel von RM 1.— bis 7.50 allen 0 — J ö Der Zeichnung: Werner(N.) Hoppla! Jetzt kommt... Er! * Der neue Stallburſche verſuchte, das ſtörriſche Tier aus der Boxe zu locken.„Komm, komm, Pferd!“ rief er un⸗ aufhörlich. „Aber das iſt doch ein Mauleſel!“ ſagte ſchließlich einer der Zuſchauer. „Menſch, halt doch s Maul!“ fuhr der Stallburſche da wütend herum,„merkſt du denn nicht, daß ich ihm ſchmeichle dl!“ * „Darf ich Ihnen eine Taſſe Tee anbieten, Herr Huber?“ „Danke ſehr, ich trinke keinen Tee!“ „Oder etwas Kaffee?“ „Ich trinke prinzipiell keinen Kaffee!“ „Vielleicht einen Kognak mit Soda?“ „Ich trinke kein Soda!“ „Ich kann Ihnen die Blumen, die ich gekauft habe, aber; erſt morgen bezahlen, ſind Sie damit einverſtanden?“ „Na, ſchön, aber dann nehmen Sie hier dieſe paar Ver⸗ gißmeinnicht noch mit.“. * „Sagen Sie mal, was koſten denn die beiden Flaſchen von dem Haarwaſſer?“ „Sechs Mark, mein Herr!“ „Gut, was koſtet eine Flaſche allein?“ „Vier Mark, darf ich Ihnen eine geben?“ „Jawohl, geben Sie mir die zu zwei Mark!“ * .„Einen ſeltſamen Namen haben Sie. fach Topf?“ „Ja, und meine Frau iſt eine geborene Henkel!“ * Topf, ganz ein⸗ Paul und Pauline ſitzen im Konzert. Paul flüſtert: „Jetzt kommt die„Eroica“!“ Dreht ſich Pauline um:„Wo?“ Schluß des redaktionellen Teils.— Geſchäftliches. Nath Serenipſimi Negenſis gnädigsſem Sefehſe Seltſame Brandbekämpfung vor 190 Jahren. Jeder weiß, was ein Teller iſt und wozu man einen Teller ze verwenden pflegt. Aber daß man Teller auch zum Feuerlöſchen enützen ſoll?. Ja, das iſt noch gar nicht ſo lange her, daß nach Sereniſſimi Regentis, des Herrn Ernſt Auguſt, Herzog von Sachßen usque Weſtphalen, gnädigſtem Befehle in allen Städten und Dörfern des Herzogtums Sachſen⸗Weimar Teller parat ſein mußten— zur Feuerbekämpfung Das erſte Promemoria ſtammt vom 13. No⸗ vember 1742, und am 24 Dezember 1742 kam noch einmal eine ganz ausführliche Verfügung darüber heraus. Natürlich waren es ganz beſondere Teller. Zum erſten muß⸗ ten ſie aus Holz beſtehen. zum zweiten mußte darauf gegeſſen ſein. zum dritten mußten ſie mit friſcher Tinte und neuen Federn des Freitags bei abnehmendem Monde, mittags zwiſchen 11 und 12 Uhr, mit einer Figur und einer Inſchrift verſehen werden, die auf der Verfügung genau abgebildet waren. Damit waren aber die Vorbereitungen ſchon zu Ende, und die Gebrauchsanweiſung war auch recht einfach:„Wann nun, da Gott füre ſeye, ein Un⸗ glück entſtehen ſollte, ſo wird der beſchriebene Teller, mit den Worten— In Gottes Nahmen, ins Feuer geworfen, und ſoll, wann das Feuer dennoch weiter um ſich fräße, dreymal wiederhohlet werden, da dann ohnfehlbar die Gluth gedämpfet werden wird. Mit dieſer„Ohnfehlbarkeit“ ſcheint man jedoch keine guten Erfahrungen gemacht zu haben, denn bereits am 24. Januar 1743 wurde die Verordnung zurückgenommen. Seit mehr als 100 Jahren haben wir eine wirkungsvollere Ergänzung zum Waſſerſtrahl der Feuerwehr als beſchriebene höl⸗ zerne Teller: Ein Papier, das etwa folgende Inſchrift trägt: Die; N Feuerverſicherung Acc gewährt Herrn K. Verſicherungsſchutz gegen Feuerſchaden— alſo die Police der privaten Feuerverſiche⸗ rung. Dieſe Police vermag zwar nicht. die Glut„ohnfehlbar zu dämpfen“ aber dafür noch viel mehr: Sie gibt dem Verſicherten die Möglichkeit, ſich wieder zu beſchaffen, was ihm die Glut ge⸗ raubt. Denn wer dieſen Verſicherungsſchein erwirbt, der iſt ein⸗ gereiht in die große Gefahrengemeinſchaft der deutſchen Privat⸗ verſicherung, in der durch die kleinen Beiträge vieler denen gehol⸗ fen wird, die vom Unglück betroffen werden. Frau ERNAKG NIGHT Bestrahlungsinstitut 1 f BERLIN W 35, Potsdamer Straße 103 a ESSEN. Zweigertstraße 21 fel. Essen 42949 Erfolgreiche Behandlung N chronischer Krankheiten Adressen vieler geheiſter Patienten stehen kostenlos zur Verfügung 8 „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreib Nr. 1 erſcheinen als Beilage. 5. A. 4. VI. 85: 646 073. Pl.⸗Nr. 7. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonn⸗ nagsblatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtlich in Berlin WZ, Mauerſtr. S9.