iber Ber⸗ chen ein⸗ ert: eller chen ſimi que des zur No⸗ eine Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Auzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhebm. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungs blatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XII. 35: 1200 36. Jahrgang Aeber Sonntag 2e: Im Rahmen der Winterhilfsaktion der Keichsſchrift⸗ kumskammer wurden auf einer Morgenfeier 5000 Bücher verteilt. 2: Mit Wirkung ab 20. Januar kritt bei der Deutſchen Keichsbahngeſellſchaft im beſchränkten Umfange eine Er⸗ höhung der Gütertarife um 5 v. 9. in Kraft, wobei wich⸗ tige Lebensmittel von der Tariferhöhung freigelaſſen werden. 2: Der deutſche Geſandte Dr. Eiſenlohr wurde vom griechiſchen König in längerer Abſchiedsaudienz empfangen. : Die Abordnung des greuzers„Emden“ defilierte in re vor dem Nakionalpalaſt und dem Kriegsmini⸗ terium. 2 Der litauiſche Gouverneur des Memelgebietes hat gegen das vom Memelländiſchen Landtag am 20. Dezem⸗ ber 1935 verabſchiedete Geſetz über Maßnahmen zur Ver⸗ hinderung der Folgen bei Jahlungsſchwierigkeiten in der Landwirkſchaft ſein Veto eingelegt. -: Fünf Mitglieder des Kyffhäuſerbundes weilen bei der Orksgruppe Swanſeg des engliſchen Fronkkämpfer⸗ bundes Britiſh Legion. : Die Prager Reiſe des Bundeskanzlers Schuſchnigg ſſt auf den 16. Januar feſtgelegt worden. : Die Rooſevelt⸗Botſchaft und die Neutralitätsvorlage haben in den Vereinigten Staaten geteilke Aufnahme ge⸗ funden. 25: Die ikalieniſche Preſſe äußert ſich ſkeptiſch zur Rooſe⸗ velt⸗Bolſchaft und kritiſierk die Neutralitätsvorlage. 2: Die Italiener bombardierten am Samskag die Rok⸗ Kreuz⸗Ambulanz Nr. 1 bei Dagabur; an der Nordfront würden über der Stadt Amba Aleja, ſüdlich von Makalle, Giftgasbomben abgeworfen. Lebhafte Erkundungstätigkeit Dr. Hhlander über den Bombenabwurf bei Dolo Von der Kampffront in Abeſſinien liegen Meldungen über eine erhöhte Tätigkeit der italieniſchen Fliegerwaffe vor. Der italieniſche Heeresbericht teilt darüber mit: ö „An der Eritreg⸗Front iſt im Tembien⸗Abſchnikk und ſüdlich von Makalle eine lebhafte Erkundungskätigkeit un⸗ ſerer Streifen entfaltet worden. Vor unſeren Linſen wur⸗ den feindliche Gruppen zerſtreut. Bei den verſchiedenen Kampfhandlungen ſind auf unſerer Seite ſechs Mann der Heimarmee und zwei Eritreer gefallen. Die Luftwaffe hal auf zwei Ziele Bomben abgeworfen: an der Karawanen⸗ ſtraße zwiſchen Socota und Seloa auf ſtarke feindliche Grup⸗ pen, die ſich im Anmarſch auf unſere Linien befanden, und in dem Gebiet von Cafta auf ein Zeltlager von abeſſiniſchen Kriegern. Eines unſerer Flugzeuge iſt über Cafta in Brand geraten. Die aus einem Beobachtungsoffizier und einem Flieger⸗Unteroffizier beſtehende Beſatzung iſt kot.“ In Berichten aus Addis Abeba iſt davon die Rede, daß in der letzten Woche bei Makalle andauernd Bomben ab⸗ geworfen worden ſeien. Am 31. Dezember ſeien z. B. aus⸗ ſchließlich Gasbomben verwandt worden.„Die Jiwilbevöl⸗ kerung habe unter dieſen Angriffen ungeheuer zu leiden, während militäriſch abſolut keine Erfolge erzielt würden.“ In ſechs Tagen ſeien mehr als 3000 Bomben abgeworfen worden. Die bisherigen Verluſtziffern werden von abeſſini⸗ ther Seite mit 10 Toten, unter denen ſich zwei Ziviliſten befinden, angegeben. Außerdem ſeien 15 Mann verwundet worden. An der Südfront werde am Nordufer des Webi Schebeli im Gebiet von Danane heftig gekämpft. 5 Dr. Hylander, der Chefarzt der bei Dolo von italieni⸗ ſchen Bomben getroffenen ſchwediſchen Sanitätsabteilung, iſt im Flugzeug in Addis Abeba eingetroffen. Nach einem Bericht Dr. Hylanders, den der Britiſche Preſſefunk ver⸗ breitete, ſollen mindeſtens 20 Bomben abgeworfen worden ſein. Zwei Verwundete, die gerade auf dem Operations⸗ tiſch lagen, ſeien ſofort tot geweſen. Viele von den Ver⸗ wundeten ſeien halb von Erde und Steinen bedeckt geweſen, die durch die Bombenexploſionen hochgeſchleudert wurden. Nach dem Aufhören der Bombenabwürfe ſei das Dröhnen der Flugzeugmotoren noch lauter geworden, und ein Hagel von Maſchinengewehrkugeln ſei durch die Zelte gefegt. 28 Verwundete und etwa 50 Helfer ſeien getötet worden. f Der Britiſche Preſſefunk verzeichnet ferner Preſſemel⸗ dungen aus Addis Abeba, wonach der ſchwediſche Arzt Dr. Lundſtröm, der bei dem Luftangriff eine Kiefer⸗ verletzung erhalten hat, auf dem Wege zu dem adeſſiniſchen Feldlager Nugalli geſtorben ſei. Der Tod Lundſtröms amtlich beſtätigt Stockholm, 6. Januar. Das Präſidium des ſchwediſchen Roten Kreuzes erhielt die Beſtäligung, daß der ſchwediſche Krankenpfleger Gunnar Lundſtröm an ſeinen bei dem Bombardement des ſchwediſchen Rote ⸗Kreuz⸗ Lagers in Abeſſinien erlittenen Verletzungen geſtorben iſt. Ehrung gefallener Italiener In Genua ſind zwei Straßen umgetauft worden. Die eine wurde nach Leutnant Tito Minniti, der von Abeſſi⸗ nien enthauptet worden ſein ſoll, die andere nach dem mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichneten Flieger Birago, der nach italieniſcher Darſtellung durch ein Dum⸗ dum⸗Geſchoß um Leben kam, benannt. Montag, den 6. Januar 1986 Neue abeſſiniſche Beſchwerden Die Tätigkeit der italieniſchen Flieger. Addis Abeba, 5. Januar. Bei den außerordentlich ſtarken italieniſchen Bomben⸗ ungriffen an der Nordfront wurden über der Stadt Amba Aleja ſüdlich Makalle Giftgasbomben abgeworfen. Einige Tote und zahlreiche Verwundete blieben am Platze. Am 2. Januar nachmittags warfen drei italieniſche Flieger Gift⸗ und Brandbomben über Debnat und Debre Tober ab. An der Südfront wurde die Stadt Corem bombardiert und er⸗ neut Dagabur. Beim erſten Bombardement Dagaburs wurde nach den letzten Meldungen die ganze ägyptiſche Ambulanz reſtlos zerſtört, Opfer ſind jedoch keine zu ver⸗ zeichnen. Die abeſſiniſchen Kreiſe erklären, ſie ſeien über die ſtändigen Bombardements von Kotfkreuzſtationen außerſt empört und müßten fragen, was die europäiſchen Großmächte gegen die Verletzung der heiligen internatio⸗ nalen Einrichtungen ſagten. Abeſſinien habe man erſt ver⸗ weigert, in das internationale Rote Kreuz einzutreten, weil dieſe Einrichtung nur ziviliſierten Völkern zugänglich ſei. Die ſtändigen Bombardements von Rotkreuzſtationen durch die Italiener ſchädigten ungeheuer das europäiſche Anſehen. Lr 8 1 Von Hamburg aus iſt eine Abordnung des Finnlän⸗ diſchen Roten Kreuzes nach Abeſſinien abgereiſt. Die Ab⸗ urdnung iſt mit zwei großen Spezialautomobilen und mit ſechs Zelten ausgerüſtet. Außerdem führt ſie die Einrich⸗ tung für eine Lazarettſtation für 50 Betten mit und einen Röntgenapparat ſowie Medikamente. 5 e Engliſche Flugzeuge von Abeſſiniern beſchoſſen In Nairobi(Kenya) iſt ein Bericht eingelaufen, wo⸗ nach am 24. und 26. Dezember britiſche Erkundungsflug⸗ zeuge in der Nähe des Dawa⸗Fluſſes, an der Grenze zwi⸗ ſchen Abeſſinien und Kenya, von abeſſiniſchen Truppen be⸗ ſchoſſen worden ſind. Die britiſchen Behörden haben den abeſſiniſchen Befehlshaber, der ein Grieche ſein ſoll, aufge⸗ fordert, ſeine Leute über den Unterſchied zwiſchen britiſchen und italieniſchen Flugzeugen aufzuklären. Seit dieſen bei⸗ den Zwiſchenfällen ſind keine britiſchen Flugzeuge mehr von Abeſſiniern angegriffen worden. * Neuer Friedensplan Lavals? Nach einem aus Paris datierten Bericht der Londoner Zeitung„News Chronicle“ arbeitet der franzöſiſche Mini⸗ ſterpräſident Laval„auf eigene Fauſt“ und lediglich„zur Rettung der Faſſade“ neue Friedensvorſchläge im Oſtafrika⸗ konflikt aus. Laval, ſo bemerkt das Blatt weiter, ſei ver⸗ zweifelt bemüht, die Anwendung von Oelſühnemaßnahmen gegen Italien zu verhindern. Den neuen Friedensplan werde er am 20. Januar der Völkerbundsratsſitzung vor⸗ legen. Entſchädigung für Jugoflawien Der jugoflawiſche Handelsminiſter gab einem Preſſe⸗ vertreter gegenüber Erklärungen über die Entſchädigungs⸗ verhandlungen, die Jugoflawien mit verſchiedenen Staaten im Zuſammenhang mit den Sühnemaßnahmen führt. Er betonte dabei u. a., daß Jugoflawien durch die Sühne⸗ maßnahmen ſchwer betroffen ſei, weil Italien 20 bis 25 vom Hundert der geſamten Ausfuhr aufgenommen und da⸗ mit jährlich Waren im Betrage von 800 Millionen Dinar ekauft habe. Jugoflawien ſei infolgedeſſen an England, Frankreich und Spanien herangetreten, um von dieſen Staaten eine Entſchädigung für ſeine Verluſte auf dem ita⸗ lieniſchen Markt zu erhalten. Appell an die Wähler Botſchaft Rooſevelts an den Bundeskongreß Der Präſident der Vereinigten Staaten, Rooſevelt, ver⸗ las im Repräſentantenhaus in Waſhington ſeine mit gro⸗ ßem Intereſſe erwartete Botſchaft an den Bundeskongreß. Die Rede, die auf rund 600 amerikaniſche Sender übertra⸗ gen wurde, iſt gekennzeichnet durch eine ſcharfe Auseinan⸗ derſetzung mit den innerpolitiſchen Gegnern, die ſeit vielen Monaten einen heftigen Kampf gegen die Politik Rooſe⸗ velts führen, um bei den Neuwahlen im November die jetzige Zweidrittelmehrheit Rooſevelts im Parlament zu be⸗ ſeitigen. Angeſichts dieſer Angriffe richtete Rooſevelt in ſeiner Botſchaft einen dringenden Appell an das Parlament und an die Wählerſchaft, ihn zu unterſtützen. Immer wie⸗ der bemühte er ſich, den von ſeinen Gegnern erhobenen Vor⸗ wurf, er ſei ein„Diktator“, zurückzuweiſen. In dieſem Zu⸗ ſammenhang erging ſich Rooſevelt in teilweiſe ſcharfen Ver⸗ urteilungen„fremder Autokraten“, die ihre Völker„ver⸗ ſklavten“ und die„zum Krieg drängten“, und ſtellte dem gegenüber die Neutralitätspolitik Amerikas. „Die Politik der Vereinigten Staaten“, ſo heißt es in dieſer Botſchaft dann weiter,„iſt klar und folgerichtig. Wir erſtreben eine Begrenzung der Rüſtungen und eine fried⸗ liche Löſung von Streitigkeiten zwiſchen allen Völkern. Wir haben die Periode der Dollar⸗Diplomaktie beendet, und wir verfolgen eine zweifache Neutralitätspolitik, näm⸗ lich erſtens durch ein Verbot der Ausfuhr von Waffen und Munition an Kriegführende, zweitens durch eine Verhinde⸗ rung der Benutzung unſerer Erzeugniſſe durch Kriegfüh⸗ rende über den normalen Friedensbedarf hinaus zur Er⸗ Nr. 4 leichterung ihrer Kriegführung. Wir hoffen, daß wir nicht an der Schwelle eines neuen Weltkrieges ſtehen, aber wenn wir einem Kriege gegenübergeſtellt werden, ſo wird Ame⸗ rika durch eine geordnete Neutralikät und durch eine ange⸗ meſſene Landes verteidigung bemüht ſein, ſich vor der Ver⸗ wicklung in einen neuen Krieg zu bewahren.“ In dem wirtſchaftspolitiſchen Teil ſeiner Ausführungen wandte ſich Rooſevelt gegen die„kleine Schar gewinngie⸗ riger Ausbeuter“, die ſich jetzt wieder vorwagten. Dieſe Egoiſten, ſo erklärte Rooſevelt unter Anſpielung auf ſeinen Amtsvorgänger Hower, der 1931 erklärt hatte,„gute Zei⸗ ten ſtänden unmittelbar hinter der Ecke“, wollten das Land „um die gleiche alte Ecke in die gleiche traurige alte Straße“ zurückführen. Dieſe Autokraten, die wieder die Regierung an ſich reißen wollten, ſtrebten nach Autokratie gegenüber den Arbeitern, Aktionären und Verbrauchern. Ihre Waffe ſei die Erzeugung künſtlicher unberechtigter Furcht. Zum Schluß ſtellte Rooſevelt feſt, daß die Volkswirtſchaft ſich unter ſeiner Regierung erheblich gebeſſert hat und ein Aus⸗ gleich des Staatshaushalts unmittelbar bevorſtehe. Amerika ſchreite vorwärts, und er bitte daher den Kongreß, das Land nicht wieder zurückgleiten zu laſſen. Zuſtimmung und Ablehnung In der amerikaniſchen Preſſe hat insbeſondere die Schärfe der von Rooſevelt gebrauchten Ausdrücke Beachtung gefunden.„New Pork Times“ ſchreibt, die Rede Rooſevelts ſei„ſehr unumwunden“ geweſen und werde denen nicht ge⸗ fallen, die Mitglieder„willkürlicher Regierungen“ ſeien. Viele Erklärungen Rooſevelts bedürften allerdings noch eines Kommentars und würden ſicherlich manchen Rede⸗ kampf herausfordern. Aber die ernſten und ſchwerwiegen⸗ den Worte des Präſidenten bezüglich der internationalen Geſchehniſſe, die der Rede ihre Bedeutung verliehen, wür⸗ den zweifellos ſofort in ihrem Sinn erkannt werden. Die republikaniſche„Herald Tribune“ bezeichnet die Rede als einen einzigen„politiſchen Bombaſt“, der ſich durch „Ueberhitztheit“ und einen„offenen demagogiſchen Aufruf“ auszeichne. Aus der Botſchaft ſpreche eine unbewußte Ironie, die in dem ſcharfen Gegenſatz einer Friedenspredigt für das Ausland zu haßerregenden Worten gegenüber dem eigenen Lande beſtehe. Die ſchwerſte Kritik, die jeder fair denkende Amerikaner an der Botſchaft üben müſſe, ſei die Unmäßigkeit der Sprache. Rooſevelts Behauptung ſei„lä⸗ cherlich“, daß 90 v. H. der Völker pazifiſtiſch, 10 v. H. mar⸗ tialiſch eingeſtellt ſei. Neutralität, ſo ſchreibt die Zeitung, ei unter einer Staatsführung, die die Welt in böſe Angriffs⸗ luſtige und in reine Pazifiſten einteile,„abſoluter Unsinn“. Eine ſolche„phantaſtiſche Analyſe der Weltlage“ ſei nicht realiſtiſch. Die Frage des Oelausfuhrverbots Im Ausland intereſſiert man ſich in der Hauptſache für das neue Neutralitätsgeſetz, das dem Bundes⸗ kongreß vorliegt und einen Verzicht auf eine Politik dar⸗ ſtellt, die Amerika ſeit 140 Jahren verfolgt hat. Mit Rück⸗ ſicht auf die Rückwirkungen, die in dieſem Zuſammenhang ein amerikaniſches Oelausfuhrverbot gegen Italien in Genf hervorrufen könnte, iſt dieſes Intereſſe insbeſondere in Eng⸗ land außerordentlich groß. Der„Daily Telegraph“ hält die Jeſtſtellung für wichtig, daß ein amerikaniſches Ausfuhrverbok von Kriegsmateria⸗ lien nicht nur gegen den„Angreiferſtaat“, ſondern gegen alle kriegführenden Staaten gerichtet 71 würde. Im Falle eines Konflikts zwiſchen England und Italien würde das amerikaniſche Ausfuhrverbot alſo auch auf Großbritannien ausgedehnt werden. Nur durch eine Sondergeſetzgebung könne die amerikaniſche Regierung in die Lage verſetzt wer⸗ den, das Ausfuhrverbot für den einen oder anderen der kriegführenden Skalen aufzuheben. Reuter meldet aus Genf, in Völkerbundskreiſen ſei man der Auffaſſung, daß die Vorſchläge Rooſevelts ein Oelaus⸗ fuhrverbot durch den Völkerbund erleichtern. Auch das Op⸗ poſitionsblatt„Daily Herald“ meint, der Völkerbund könne nicht mehr zögern, wenn die Vereinigten Staaten das Oel⸗ ausfuhrverbot zur Tatſache werden laſſen. Der diplomatiſche Mitarbeiter der ſanktionsfeindlichen „Daily Mail“ hingegen betont, der Zwieſpalt der Meinun⸗ gen in der Frage der Oelſühnemaßnahmen habe ſich derart verſchärft, daß es zweifelhaft ſei, ob dem Völkerbundsrat am 20. Januar überhaupt irgendein Vorſchlag für ein Aus⸗ fuhrverbot vorgelegt werde. Sollte aber ein Plan vorge⸗ bracht werden, ſo halte man es für unwahrſcheinlich, daß er von irgendeiner der wichtigeren Mächte unterſtützt wer⸗ den würde. f Der Präſident von Oſtkarelien ermordet? Die finniſche Zeitung„Uẽſi Suomi“ meldet aus Joen⸗ ſuu in Nordoſt⸗Finnland, daß der frühere Vorſitzende des Räte⸗kareliſchen Volkskommiſſariats, Dr. Edvard Gylling, nach einer aus Sowjetrußland eingegangenen Nachricht er⸗ mordet worden ſein ſoll. Gylling, der ſchwediſcher Abſtammung und Dozent an der Univerſität Helſingfors war, war viele Jahre lang Vor⸗ ſitzender des Vollzugsausſchuſſes der Volkskommiſſare der autonomen Sowjetrepublik Oſtkarelien, wurde aber An⸗ fang November von Moskau abgeſetzt und ausgewieſen, nachdem ihm vorgeworfen worden war, er habe die kare⸗ liſche Bevölkerung im finniſch⸗nationalen Sinne erzogen. Er wurde damals von der Provinzhauptſtadt Petroſkoi in Begleitung einer ſtarken Wachmannſchaft fortgebracht, um anſcheinend im Strafarbeitslager Solovets untergebracht zu werden. Dort ſei er jedoch nicht angekommen; anſcheinend ſei er auf dieſer Fahrt ermordet worden. 5 — Ein Tag des Opfers und des Dankes Hinterbliebene ſammelten für das Winterhilfswerk. Am erſten Sonntag des neuen Jahres traten die in der NS⸗Kriegsopferverſorgung zuſammengeſchloſſenen faſt ein⸗ einhalb Millionen Frontkämpfer und Kriegshinterblie⸗ benen bei der vierten Reichsſtraßenſammlung des Winter⸗ hilfswerks für eine Sache ein, die wieder dem Ganzen galt. In einer Reihe von Garniſonſtädten beteiligte ſich auch die Wehrmacht durch Trompeterkorps, Geſchwader⸗ flüge und ähnliches werbend an dieſer Hilfsaktion, abge⸗ ſehen von den Platzkonzerten, mit denen ſie zur äußeren Umrahmung weſentlich beitrug. In alter Frontkamerad⸗ ſchaft beteiligten ſich auch die Angehörigen des Reichsver⸗ bandes Deutſcher Offiziere an der Sammlung. Im Gehen oder ſonſt behinderte Frontkämpfer wurden von ihren Ka⸗ meraden abgeholt und ſtändig begleitet. Insgeſamt haben damit in der Zeit von 10 bis 21 Uhr mehr als 1 400 000 Frontkämpfer und Kriegshinterbliebene, darunter 3000 Kriegsblinde, in Stadt und Land vorbild⸗ liche Pflichterfüllung bewieſen und ſind wieder einmal mit beſtem Beiſpiel vorangegangen. In der Reichshauptſtadt waren neben den 45 000 Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen und 2000 ehema⸗ ligen Offizieren auch rund 50000 Amtsträger und Haus⸗ warte des Reichsluftſchutzbundes, meiſt gleichfalls aktive Kriegsteilnehmer, eingeſetzt. Auch die Mitglieder der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener fehlten nicht. Den ganzen Tag über beherrſchten, mit Orden und Ehrenzeichen angetan, die Männer und Frauen in ihrem Ehrendienſt an notleidenden Volksgenoſſen das Straßen⸗ bild, viele Schwerkriegsbeſchädigte auch auf blumenge⸗ ſchmückten Selbſtfahrerwagen, begleitet von der Hitler⸗Ju⸗ gend oder einem Kameraden. Auch die vierte Reichsſtraßenſammlung im Rahmen des Winterhilfswerkes 1935/36 iſt ein Tag vorbildlicher Volksgemeinſchaft, ein Tag des Opfers und des Dankes ge⸗ weſen. Frontkämpfer und Ausleſe der Nation Der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter Dr. Frick veröffentlicht in der Nationalſozialiſtiſchen Beamten⸗Zei⸗ tung eine Betrachtung über die Einheit von Partei und Staat und die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der NSDAP. Das Beiſpiel des Bismarck⸗Reiches zeige, daß ein Reich trotz großer Leiſtungen für das Volk ſchließlich keinen Beſtand haben könne, wenn ſich zwiſchen Führung und Volk Parteien einſchieben, die, geführt von volks⸗ und raſſefremden Elementen, den deutſchen Arbeiter dem Volke entfremden und in Gegenſatz zur Führung bringen. Um dies für alle Zukunft zu verhindern, ſei es nok⸗ wendig, daß die NSDAP. weiter beſtehen bleibe und die Schulung und Erziehung des deutſchen Menſchen, von der Wiege angefangen, bis zum Grabe übernimmt. Sie und ihre Nebenorganiſationen ſeien dazu da, den Deutſchen mit nationalſozialiſtiſcher Weltanſchauung zu durchdringen, bis auch der Letzte Nationalſozialiſt geworden ſei. Das trage dazu bei, das deutſche Volk in ſeiner Einheit zuſammenzu⸗ halten und alle Differenzen und Mißverſtändniſſe zwiſchen Führung und Volk zu beſeitigen. Deshalb könnten nie- mals Partei und Staat in Gegenſatz zueinander ſtehen. Bei einem dampf zwiſchen beiden würde es nur einen Unter⸗ legenen geben: das deutſche Volk. Nach dem Willen des Führers ſei die Partei die Ausleſe der Nation, die zur Führung berufen iſt. Sie bilde nicht eine Kaſte mit Vor⸗ zugsrechten, ſondern jeder Parteigenoſſe nehme in erſter inie höhere Pflichten auf ſich. Jeder Amtswalter der Par; tei und jeder Beamte im Staat müſſe ſich der Pflicht be ⸗ wußzt ſein, das Wohl des ganzen Volkes zu fördern. Tue recht und ſcheue niemand!— das müſſe der Grundſatz für jeden Träger von Hoheitsrechten ſein. Alle innen⸗ und außenpolitiſchen Erfolge des Dritten Reiches, ſo erklärt der Miniſter zum Schluß, ſeien nur mög⸗ lich geworden durch das Band der echten und wahren Volks⸗ a die durch den Erfolg des 15jährigen Kampfes Adolf Hitlers erreicht worden ſeien. Dieſe Volksgemein⸗ ſchaft ſei das koſtbarſte und teuerſte Gut des deutſchen Vol⸗ kes. Sie zu erhalten und zu ſichern, dürfe kein Opfer ge⸗ ſcheut werden. N „Herzens not.“ Von Robert Fuchs⸗Liska. 75 Oberſt Rademar benutzte die Abweſenheit ſeiner Tochter, um einen Brief zu ſchreiben, von dem Adele nichts zu wiſſen brauchte, ſolange die darin behandelte Angelegenheit noch nicht zur Reife gediehen war. Seufzend legte er einen Bogen in Aktenformat zurecht, rückte die Schreibtiſchlampe näher und machte ſich ans Werk. Die alte Lene kam und brachte Tee. „Da hätte man niemand“, ſagte Oberſt Rademar zu der Dienerin,„niemand, mit dem man mal ein bißchen über ſeine Herzensnot reden kann, niemand, wenn du nicht wäreſt, altes gutes Mädchen.“ „Ach, Herr Oberſcht“, tröſtete Lene,„es wird bald beſſer werden. Verlieren Sie nur den Mut nicht. Nu ſehen Sie, heute haben alle Menſchen mehr Hoffnung wie früher und ſtehen einander bei, wo ſie können. Der Herr Oberſcht kommt dann auch wieder mehr mit der Welt in Berührung. Es iſt das erſt ſehr peinlich, denn weil Sie eine Stellung annehmen müſſen..“ 5 i „Was— was iſt das?“ fuhr Rademar mit Donnergetöſe auf. g „Herrjeſes, hab ich mich aber erſchrocken!“ ſagte Lene ſtotternd... Der Oberſt ſchlug mit der Fauſt auf den Schreibtiſch, ſo daß die Teetaſſe klirrte, wobei er brüllte:„Du haſt in meinen Briefſchaften geſchnüffelt!“ f Zunächſt war die Alte ſprachlos, dann aber legte ſie los: „Da ſträuben ſich einen aber doch weeß Knebbchen die Haare! Ich— ſchnüffeln— in Briefen— in geheimnisvollen Ange⸗ legenheiten— in'n Herrn Oberſcht ſeinem Schreibtiſch. Das glauben Sie ja ſelber nicht, nachdem ich bei Ihnen in Dienſt bin ſeit der Zeit, wo der Herr Oberſcht geworden waren.“ „Raus!“ tobte der alte Herr.„Augenblicklich, wenn ich dich nicht'rauswerfen ſoll.“ gerade Hauptmann 2 4* Trauerfeier für Roland Köſter Ueberführung nach Heidelberg. In der deutſchen evangeliſchen Chriſtuskirche in Paris hielt Pfarrer Dahlgrün den Trauergottesdienſt für den ver⸗ ſtorbenen deutſchen Botſchafter Roland Köſter. Die deutſche Kolonie hatte ſich faſt vollzählig um den Sarg geſchart. Nach Schluß des Gottesdienſtes wurde der Sarg zum Oſtbahnhof übergeführt, wo die amtliche Feier ſtattfand. Der Sarg wurde auf einem Katafalk aufgeſtellt, der unter der dem Ehrenhof zugewendeten Halle des Bahnhofs errichtet worden war. Rechts und links von dem Katafalk nahmen die Trauergäſte Aufſtellung, die Familie, die Vertreter des Prä⸗ ſidenten und der franzöſiſchen Regierung, Miniſterialdirek⸗ tor Dieckhoff und Geheimrat Aſchmann vom Auswärtigen Amt, der deutſche Geſchäftsträger und die zahlreichen Freunde des Verſtorbenen. Im Namen der franzöſiſchen Regierung ſprach Kriegsmarineminiſter Pieétry. Im Namen des Diplomatiſchen Korps ſprach der bra⸗ ſilianiſche Botſchafter. Alsdann erwieſen Truppenteile dem verſtorbenen Botſchafter die letzte militäriſche Ehrenbezeu⸗ gung. Der Sarg wurde darauf von der Familie und den Mitgliedern der Botſchaft in den Trauerwagen des Zuges geleitet, der die ſterbliche Hülle des deutſchen Botſchafters nach Heidelberg bringen wird. Einäſcherung des Botſchafters Köſter in Heidelberg. Heidelberg, 6. Januar. Der Sarg mit der Leiche des Botſchafters Dr. Köſter war Sonntagnacht mit dem Schnellzug in Heidelberg ein⸗ getroffen. Vormittags ging um 11 Uhr auf dem berühm⸗ ten Bergfriedhof die Trauerfeier und Einäſcherung vor ſich. In der Halle des Krematoriums war der Sarg auf⸗ gebahrt, über und über bedeckt mit Kränzen, die auch weithin noch an den Säulen Platz gefunden hatten. Jur Trauerfeier verſammelten ſich neben den Fami⸗ lienmitgliedern, unter denen die Gattin des Botſchafters fehlte, weil ſie ſchwerkrank in Paris darniederliegt, zahl⸗ reich die Vertreter von Behörden, Wehrmacht, Polizei und Parteigliederungen. Unter ihnen ſah man auch den badi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Köbler. Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath führte die Mutter des verſtor⸗ benen Botſchafter in die Halle und an den Sarg ihres Sohnes. Nachdem der Muſikvortrag eines Hornquartetts die Feier eingeleitet hatte, hielt Kirchenrat Profeſſor Dr. Otto Frommel die Trauerrede. Er zeichnete das Leben und den Wirkungskreis des Verſtorbenen, der ſchnell in hohe diplomatiſche Stellungen einrückte. Wenn er nun nach kur⸗ zer Krankheit und in verhältnismäßig jungen Jahren ab⸗ berufen wurde, ſo müßten wir an das Bibelwort denken: Es iſt der Herr, er tue, was ihm wohlgefällt. Dann ſpielte ein Streichquartett Beethovenſche Muſik, und unter ſeinen Klängen ſenkte ſich der Sarg mit der ſterblichen Hülle des Botſchafters. Die Beiſetzung im Köſterſchen Familiengrab wird wahrſcheinlich im Laufe der kommenden Woche erfolgen. Deutſch⸗engliſche Frontkameradſchaft Eine Standarte der Gardedragoner wird zurückgegeben. London, 6. Januar. Einer Einladung der Ortsgruppe Swanſega des eng⸗ liſchen Frontkämpferbundes Britiſh Legion folgend, trafen fünf Mitglieder des Kyffhäuſerbundes in Southampton ein. Sie wurden von Angehörigen der Britiſh Legion be⸗ grüßt und begaben ſich anſchließend nach Swanſea, wo ihnen die Standarte des 1. Garde⸗Dragoner⸗Kegimenis überreicht wurde, die im Kriege von dem englischen In⸗ fanterie⸗Regiment Shropfhire erbeutet worden war. Die deutſchen Beſucher ſind ſämtlich Mitglieber des Alten Kameradenverbandes des 1. Garde⸗Dragoner⸗Re⸗ giments. In Swanſea veranſtaltete die Britiſh Legion für die Deutſchen ein Kameradſchaftseſſen, an dem ſich auch Berrreter des franzöſiſchen Frontkämpferbundes beteiligten. Nach Blättermeldungen wird die engliſche Frontkämpfergruppe Pembroke Dock der deutſchen Ab⸗ ordnung eine Flagge zurückgeben, die auf einem der bei Scapa Flow verſenkten deutſchen Kriegsſchiffe geweht hatte. i Kurzmeldungen Dankerlaß des Stabschefs der 5A. Der Stabschef der SA., Viktor Lutze, gibt bekannt: Anläßlich meines Geburts⸗ tages und zum Jahreswechſel ſind mir aus allen Gauen Deutſchlands ſo vien Glückwünſche zugegangen, daß es mir leider nicht möglich iſt, dieſe einzeln zu beantworten. Ich bitte daher alle diejenigen, die meiner ſo freundlich gedacht haben, auf dieſem Wege meinen beſten Dank entgegenneh⸗ men zu wollen. Weitere Ausweifungen von Polen aus dem Teſchener Gebiet. Nach Meldungen der polniſchen Preſſe wird von den tſchechoſlowakiſchen Behörden die Ausweiſung polniſcher Staatsbürger aus dem Teſchener Grenzgebiet fortgeſetzt. In den letzten Tagen ſeien wiederum einige Polen ausge- wieſen worden, die ſeit Jahrzehnten im Teſchener Gebiet lebten. Veto des litauiſchen Gouverneurs Behinderung der Geſetzesarbeit des Memellandtages. Memel, 6. Januar. Der litauiſche Gouverneur des Memelgebietes hat gegen das vom memelländiſchen Land⸗ tag verabſchiedete Geſetz über Maßnahmen zur Verhin⸗ derung der Folgen bei Zahlungsſchwierigkeiten in der Landwirtſchaft ſein Veto eingelegt mit der Begründung, daß die Regelung dieſer Frage nicht zum Zuſtändigkeits⸗ bereich des Landtages gehöre und doß die berührte An⸗ gelegenheit durch ein im Jahre 1934 erlaſſenes Geſetz der Kownoer Zentralregierung geregelt wäre. Damit iſt eine der wichtigſten Maßnahmen des neuen Landtages hinfällig geworden. Das erwähnte litauiſche Geſetz iſt lediglich auf die großlitauiſchen Verhältniſſe zugeſchnitten. Die übrigen fünf wirtſchaftlichen Geſetze des memellän⸗ diſchen Landestages ſind durch den Gouverneur unter⸗ zeichnet worden. Appell an die alte Waffenbrüderſchaft Paris, 6. Januar. Auf einem Pariſer Friedhof fand die übliche Erinne⸗ rungsfeier an die Kämpfe der italieniſchen Garibaldiner in den Argonnen ſtatt, wo im Dezember 1914 rund 50 ita⸗ lieniſche Freiwillige gefallen ſind. Außer dem Vertreter der italieniſchen Botſchaft und mehreren franzöſiſchen Ao⸗ geordneten wohnte auch eine Abordnung des National⸗ verbandes der franzöſiſchen Frontkämpfer der Feier bei. Der Vorſitzende des Verbandes der Garibaldiner feierte in einer Anſprache die franzöſiſch⸗italienſſche Waffenbrüder⸗ ſchaft. Er erklärte, daß die zwiſchen Muſſolini und Laval abgeſchloſſenen Verträge als eine lebendige Wirklichkeit zu betrachten ſeien. Mit den Rufen: Es lebe Italien! Es lebe Frankreich! trennten ſich die Teilnehmer der Veranſtaltung. Die Hochwaſſernot in Frankreich Weiteres bedrohliches Anſteigen der Flüſſe. Paris, 6. Januar. Infolge der anhaltenden Niederſchläge ſind die Flüſſe in faſt ganz Frankreich auch weiterhin geſtiegen. Skellen⸗ weiſe ſind nicht nur die Skraßen, ſondern auch die Eiſen⸗ bahnlinien unkerbrochen, ſo in Poitiers. Man befürchtet, daß die Loire und Seine bis zum Dienstag einen Höhepunkt erreicht haben werden, wie er ſeit 1910 nicht mehr gemeſſen worden iſt. In Angers mußte die Stadtverwaltung in zahlreichen Straßen Notbrücken errichten laſſen und einen i Bootsdienſt durch Pioniere ö einrichten. Die Vorſtädte von Nantes ſind zum größten Teil überſchwemmt. Ein kleiner Fiſcherhafen vor Nantes iſt vollkommen abgeſchnitten und kann nur noch mit Boo⸗ ten erreicht werden. Im Departement Calvados richtete ein ſchwerer Skurm große Schäden an. Ueber 2000 Apfelbäume wurden enk⸗ wurzel. Man ſchätzt dort den Sachſchaden auf etwa eine Million Francs. Avignon iſt durch Anſteigen der Rhone erneut bedroht. Ein Erdrukſch hat die Eiſenbahnſtrecke Paris⸗Modane verſchüttet, ſo daß der Perſonenverkehr umgeleitet werden muß. d Als die Alte verſchwunden war, ging Oberſt Rademar ſchnaufend und durch den Schnurrbart puſtend im Zimmer auf und ab.— Er ſuchte in ſeiner Erinnerung nach einem Verſehen: vor drei Tagen war der Brief von der Firma ge⸗ kommen— ſorgſam blieb er im Schreibtiſch verſchloſſen, da⸗ mit die Zuſchrift nicht in Delas Hände fiele; das arme Mädel ſollte ſich keine Sorgen machen, daß der Vater nun ſchon nach einem geldeinbringenden Poſten ſuchen mußte die Schlüſſel hatte er nicht liegen, die Schubladen nicht offenſtehen laſſen. Bis hierhin gab es demnach keine Mög⸗ lichkeit für ein Kramen in den Briefſchaften. Der alte Soldat ſchüttelte ſeinen von Sorgen und Küm⸗ merniſſen und Nöten gebleichten Kopf: daß die alte, treue, ſeit einem halben Menſchenalter über alles bewährte Dienerin mit einem Nachſchlüſſel oder mindeſtens mit einem zufällig paſſenden Schlüſſel ſich an dem Schreibtiſch verging... nein, nein ſo unrecht durfte man von Lene doch nicht denken — auf keinen Fall— das alte gute Mädchen. Als Oberſt Rademar die Ruhe wiedergewonnen hatte, öffnete er die Tür und rief in den dunklen Flur:„Lene, ſofort antreten!“ Dann nahm er im Schreibtiſchſtuhl Platz und kramte den Brief hervor, mit hungrigen Augen die Zeilen überfliegend Sie lauteten ja ſo vielverſprechend. Die alte Dienerin kam und guckte traurig aus dick ver⸗ heulten Augen. g f Sie tat ihm herzlich leid und ſo bat er:„Nun ſei nicht lange bös, Alte. Ich nehme die Kränkung zurück. Es iſt vielleicht beſſer, wenn ich über die Sache wenigſtens mit einem Menſchen ſpreche. Sie laſtet auf mir ſeit drei Tagen. Das mit der Stellungſuche iſt nämlich wahr, Lene.“ „Herr Oberſcht!“ ſtammelte die Alte entgeiſtert und er⸗ freut zugleich. „Alſo hör mal den Brief“, unterbrach der alte Herr und las vor: „Hochgeehrter Herr Oberſt! Von den unzähligen, auf unſer Inſerat eingelaufenen Offerten gefällt uns Ihr Angebot am beſten. Wir be⸗ kennen uns daher mit dem verbindlichen Ausdruck beſon⸗ derer Freude zum Empfang Ihrer geſchätzten Zeilen. Was wir hauptſächlich benötigen, das iſt eine geſetzte, werden ſchon ſehen, Herr Oberſcht.“ „Nu, ich gehe ſchon alleine“, ſagte Lene,„aber Sie würdevolle Perſönlichteit, die ein neues und nicht billiges Erzeugnis unſerer Firma bei gutſituierten Familien vor⸗ nehm zu propagteren verſteht. Die gutbezahlte Stellung erfordert daher nichts weiter als geſellſchaftliche, über⸗ zeugte Umgangsformen, Takt, einen Namen oder einen Titel, deren Träger niemand abzuweiſen wagt, wenn der Hausfrau oder dem Hausherrn die Beſuchskarte über⸗ geben wird. Die Wahrung eines Inkognito wäre alſo von vornweg auszuſchließen. Es iſt dann weiter nichts zu tun, als geſchmackvolle Geſchäftsproſpekte auszuhändigen. Wir bitten Sie, uns zwecks einer Ausſprache mit Ihrem Beſuche zu beehren und zeichnen— „Na, und ſo weiter“, brach Oberſt Rademar mit dem Vorleſen ab. Lene faltete mit einem tiefen Aufatmen die hartgearbei⸗ teten müden Hände. „Herr Oberſcht“, rief die Alte mit glückleuchtenden Augen, „nu, da werden Sie doch hingehen. Tun Sie's, Herr Oberſcht. Ich weiß, es wird Ihnen hart ankommen, aber der Mann ſchreibt ja ſo liebenswürdig. Tun Sie's unſerm Delachen zuliebe Was ſoll aus dem Mädchen werden, wenn Sie mal ſterben!“ „Ich hoffe noch recht lang am Leben zu bleiben“, ſagte der Oberſt erſchrocken. Er deutete erſt auf ſeinen leeren das Bildnis ſeiner toten Frau:; werde ich auch noch mehr über⸗ ſtehen. Um Delas willen. Jetzt raus, Lene“, befahl den linken Aermel, dann auf „Habe ich ſoviel überſtanden, alte Herr vergnügt.„Ich will den Antwortbrief ſchreiben, den ich nachher in den Kaſten werfe, wenn ich meine Tochter am Parkhotel abhole.“ „Schreiben Sie nur recht liebenswürdig, Herr Oberſcht“, ermahnte die treuherzige Alte.„Herr Sberſcht können manch⸗ mal ſo fürchterlich grob ſein.“ Oberſt Rademar konnte lachen. ſeit langen Monaten. 8 5 i Lachen iſt geſund Aus einem Roman. 8 1 Als ſie dies geſagt hatte drückte er ſie feſt an ſich und flüſterte ihr in das entzückende, roſige Ohr:. . f(Fortſetzung folgt. Nachdruck verboten. Ein befreiendes Lachen Aus dlem ladischen laud Dank der badiſchen Staatsregierung. () Karlsruhe, 4. Jan. Den Mitgliedern der badiſchen Regierung ſind zum Jahreswechſel ſo zahlreiche Glückwünſche zugegangen, daß es nicht möglich iſt, alle einzeln zu beant⸗ worfen. Sie danken daher auf dieſem Wege für die Wünſche und erwiderten ſie herzlichſt. Heidelberg.(Faſchingsauftakt um e ine Wo⸗ che verſchoben.) Die als Karnevalsauftakt für den 83 Januar vorgeſehene Einholung des weltberühmten Hofnarrs und Kellermeiſters Perkeo iſt, wie das Verkehrsamt der Stadt Heidelberg mitteilt, um eine Woche berſchoben worden und findet nuͤnmehr Sonntag, den 12. Januar, nachmittags 3 Ahr ſtatt. Glimpflich abgelaufener Zuſammenſtoß. [I heidelberg. Ein Verkehrsunfall, der wie durch ein Wunder keine Opfer an Menſchenleben forderte, ſondern lediglich ſchweren Sachſchaden anrichtete, ereignete ſich am Sonntagmittag gegen 1 Uhr in der Nähe des Blockhauſes auf der Fahrſtraße nach Dreieichen. Dort ſtießen zwei Per⸗ ſonenkraftwagen mit ſolcher Wucht zuſammen, daß der eine Wagen hart an der Straßenböſchung umſchlug. Die beiden Lenker als einzige Inſaſſen der Wagen blieben un⸗ verſehrt. 5 Opfer des Sonntagsverkehrs. heidelberg. Leider forderte der lebhafte Sonntags⸗ verkehr in den Abendſtunden ein Opfer. In der Haupt⸗ ſtraße wurde ein Mann beim Ueberqueren des Fahr⸗ dammes von einem Kraftwagen erfaßt und überfahren. Er wurde ins Krankenhaus geſchafft. f 2 Donaueſchingen.(Hochwaſſer der Donau.) Brigach und Breg bringen durch die Schneeſchmelze und den Regen reichliche Waſſermaſſen mit. Die Flüſſe ſind in ſtetem Steigen begriffen. Die Donau iſt bereits über die Ufer getreten und hat da und dort weite Wieſenflächen über⸗ ſchwemmt. St. Georgen(Schwarzw.).(Zwei Todesfälle durch Blutvergiftung.) Von einem tragiſchen Todes⸗ fall durch Blutvergiftung wurde hier die Familie Hug heimgeſucht. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen erkrankte ein 22jähriger Sohn an einer anſcheinend geringfügigen Geſchwulſt am Hals. In kurzer Zeit entſtand eine Blutver⸗ giftung, die am Silveſtermorgen den plötzlichen Tod des fungen Mannes herbeiführte. Der Fall iſt umſo trauriger, Als der junge Mann der einzige Ernährer der Familie war. — Nicht minder tragiſch iſt der Tod der Frau Anna Ketterer im benachbarten Neuhauſen. Die 40jährige Frau hatte eine kleine Wunde an der Oberlippe, die nach nur dreitägiger Krankheit zum Tode führte. Sie hinterläßt außer dem Gatten fünf kleine Kinder. (—) Säckingen.(Seltener Fang.) Ein Fiſcher aus dem gegenüberliegenden aarg. Siſſeln konnte im Rhein einen Lachs im Gewicht von ſieben Pfund fangen. Leider iſt ja die Lachsfiſcherei am Oberrhein nahezu ganz einge⸗ gangen, ſo daß ein ſolcher Fang ſchon faſt eine Seltenheit Neworden iſt. (-) Grießen(Amt Waldshut).(Verkauf des Wild⸗ parks Rohrhof.) Der bekannte Wildpark Rohrhof iſt zum Preiſe von 140000 Mark an die Firma Villiger Söhne übergegangen. Der neue Beſitzer will den Wildbeſtand auf die Hälfte vermindern und das zur Landwirtſchaft geeignete Gelände ſoll wieder wie früher bewirtſchaftet werden. Fuchsplage im Hochſchwarzwald und badiſchen Oberland. Immer mehr häufen ſich die Fälle, daß Rehe von Füch⸗ en zerriſſen aufgefunden werden. Das Raubzeug hat ſich in letzter Zeit ſehr ſtark vermehrt. Die Bemühungen der Jäger, der Plage Herr zu werden, hatten bis jetzt keinen durchgreifenden Erfolg. Man befürchtet in Jägerkreiſen, daß der Rehbeſtand größtenteils vernichtet wird, wenn es ſo weitergeht und beſonders auch, wenn weiterhin hoher Schnee die Jagd erſchwert. Leider kann das fetzt vorgeſchriebene JFangeiſen„Schwanenhals“, das das gefangene Tier ſofort kötekt, in Gegenden mit Winterſport nur ſehr beſchcränkt werwendet werden, da es auch für den Menſchen nicht un⸗ gefährlich iſt. In Jägerkreiſen wird daher in gewiſſen Ge⸗ bieten für die Wiederverwendung des Tellereiſens unter be⸗ ſtimmten Vorausſetzungen eingetreten. U Badiſches Sondergericht. Zwei Mädchen aus Bruchſal, die 23 Jahre alte Eugenie Schneider und die 18 Jahre alte Paula Schlichting, etwas lockere Mädchen, ließen ſich auf der Straße photographieren und zwar in Spielmanns⸗ uniformen, die die erſtere von ihren beiden Brüdern be⸗ ſchafft hatte. Ein Jude wollte der Schn. noch eine Zigarette in den Mund ſtecken. Die Bilder konnten noch rechtzeitig beſchlagnahmt werden. Necht ſaure Geſichter machten die beiden Damen, nach deren Meinung es ſich um einen Scherz handelte, als das Urteil verkündet wurde. Das Gericht er⸗ kannte gegen die Schneider auf ſechs Wochen, gegen die Schlichting auf vier Wochen Gefängnis. i Weltbild(M, 8 Zum Jubiläum der Deutſchen Luft Hanſa. Anläßlich des 10jährigen Beſtehens der Luft Hanſa iſt em Sonderpoſtwertzeichen, das ein neuzeitliches Flugzeun zeigt, herausgegeben worden. Die Marke darf auch im Verkehr 8 5 mit dem Auslande benutzt werden. 5 Aus Stadt und Land Verhängnisvolle Schwarzfahrt. Der Lehrling Wilhelm Stimpel in Eſſen hatte den Auftrag, einen Perſonenkraft⸗ wagen, der ſich in Reparatur befand, dem Eigentümer ab⸗ zuliefern. Der Lehrling führte den Auftrag jedoch nicht aus, ſondern unternahm mit dem Wagen eine Schwarzfahrt, an der noch zwei ſeiner Arbeitskameraden teilnahmen. Der Kraftwagen geriet plötzlich ins Schleudern, fuhr gegen einen Bordſtein und überſchlug ſich. Ein 15 Jahre alter Lehr⸗ ling wurde aus dem Wagen geſchleudert und erlitt einen Genickbruch, der den ſofortigen Tod zur Folge hatte. Ein zweiter Lehrling kam mit Kopf⸗ und Handverletzungen da⸗ von. Stimpel erlitt Schnittwunden an den Händen. * Saarbrücken.(Von einem 1200 Kilogramm ſchweren Rohr erſchlagen.) Auf der Halberger⸗ hütte in Brebach iſt der 22jährige Arbeiter Johann J. aus Schaidt tödlich verunglückt. J. war mit dem Verladen von Eiſenrohren beſchäftigt. Infolge der Näſſe löſte ſich ein Ha⸗ ken des elektriſchen Krans, an dem ein 1200 Kilogramm ſchweres Rohr hing, das ſich löſte und ihn erſchlug. Hinſicht⸗ lich der Schuldfrage ſchweben noch Ermittlungen. Niainz.(Auf der Hochzeitsreiſe zwei Men⸗ ſchen totgefahren.) Ein jungverheiratetes Paar aus Luxemburg machte ſeine Hochzeitsreiſe im eigenen ſchweren Fordwagen an den Rhein. Bei Finthen überholte die junge Frau, die am Steuer ſaß, nicht nur einen Laſtkraftwagen, ſondern kreuzte ſich auch mit einem entgegenkommenden Perſonenauto, ſo daß für ein hinter dieſem Auto hervor- kommendes Motorrad keine Durchfahrt mehr blieb. Das Motorrad prallte gegen den Luxemburger Wagen, der Fahrer und ſeine Begleiterin fanden dabei den Tod. Die 25jährige Fahrerin aus Luxemburg, die den Tod der bei⸗ den verſchuldet und das Vorfahrtrecht der entgegenkom⸗ menden Fahrzeuge nicht beachtet hatte, wurde von der Großen Strafkammer zu vier Monaten Gefängnis verur- teilt und in Haft genommen. Potfsdam, 6. Januar. Etwa 500 Meter von dem Bahn⸗ hof Wildpark entfernt wurden die zerſtückelten Leichen eines Mannes und eines Mädchens auf den Gleiſen aufgefunden. Es handelt ſich um den 23jährigen Förſter Werner Jähnig aus Bärenklau bei Guben und ſeine Geliebte, die etwa 20jährige Liſa Berker aus Guben. Beide waren ſeit drei Tagen in ihrem Heimatsort als vermißt gemeldet. Das Liebespaar, deſſen ehelicher Verbindung ſich offenbar Schwie⸗ rigkeiten entgegenſtellten, hatte ſich vor einen Zug Magde⸗ burg Berlin geworfen. Aus hinterlaſſenen Briefen geht die Abſicht, aus dem Leben zu ſcheiden, eindeutig hervor. Deutſchlandbeſuch argentiniſcher Akademiker. An Bord des Hamburg⸗Süd⸗Motorſchiffes„Monte Olivio“ traf eine argentiniſche Reiſegeſellſchaft zu einem Deutſchlandbeſuch in Hamburg ein. Es handelt ſich um zwanzia Akademiker— Aerzte, Rechtsanwälte, Chemiker, Architekten und Leh⸗ rerinnen— die das neue Deutſchland aus eigener An⸗ ſchauung kennenlernen wollen. Die Gäſte werden nach Be⸗ ſichtigung der Hamburger Sehenswürdigkeiten und des Ha⸗ fens am Sonntag zunächſt nach Berlin weiterfahren. Engliſcher Dampfer verſchollen. Der britiſche Dampfer „Kentbrook“, der eine Beſatzung von ſieben Mann hatte, iſt jetzt ſeit über einer Woche überfällig. Das Schiff hat Plymouth am 27. Dezember mit Portsmouth als Beſtim⸗ mungsort verlaſſen. In London wird daher befürchtet, daß das Schiff verlorengegeben werden muß. 30 Kinder durch Gas vergiftet. In dem oberitalieniſchen Ort Caſale wurden Schüler durch Heizgaſe vergiftet. Die Rettungsgeſellſchaft mußte 30 Kindern Hilfe leiſten. Einige Schüler wurden ſofort ins Krankenhaus geſchafft. Lebens⸗ gefahr beſteht jedoch in keinem Falle. Man vermutet, daß das Ausſtrömen des Gaſes auf die Witterungsverhältniſſe zurückzuführen iſt. Auch in einer anderen Schule und fünf Privathäuſern wurden Gaſe bemerkt. Mord an einem ſchwediſchen Geſandtſchaftsbeamten in Chile. Aus Santiago de Chile wird gemeldet, daß der Kanzler der ſchwediſchen Geſandtſchaft, Holmgren, von einem Landsmann ermordet worden ſei. Der Mörder habe nach der Tat Selbſtmord begangen. Die„Emden“ in Guatemala. Der deutſche Kreuzer „Emden“ ging in San Joſe, dem an der pazifiſchen Küſte gelegenen Hafen Guatemalas, vor Anker. Eine Abordnung der Beſatzung in der Stärke von 130 Mann reiſte nach der Hauptſtadt des Landes. Sie wurde zum größten Teil bei deutſchen Familien untergebracht. Eiſenbahnbrücke eingeſtürzt Gewaltige Hochwaſſerſchäden in Frankreich. Die ſintflutartigen Wolkenbrüche, die Frankreich ſeit Ta⸗ gen heimſuchen, haben in allen Teilen des Landes zu neuen Verheerungen geführt. Allerorts ſind die Flüſſe aus ihren Üfern getreten. Weite Gebiete Frankreichs ſind über⸗ ſchwemmt. In vielen niedrig gelegenen Dörfern und Stadt⸗ teilen reicht das Hochwaſſer faſt bis an die Decke der Erd⸗ geſchoſſe. Die Schäden auf den Feldern und in den Ort⸗ ſchaften ſind ſehr groß. Die Seine iſt bereits ſo ſehr ge⸗ ſtiegen, daß die Uferkais überſchwemmt ſind, doch iſt die Lage in der franzöſiſchen Hauptſtadt einſtweilen noch nicht bedrohlich. Im Departement Indreek⸗Loire iſt eine Eiſenbahnbrücke, deren Fundamente unterſpült waren, in dem Augenblick zu⸗ ſammengeſtürzt, als ein Zug über die Brücke fuhr. Die Lokomokive legte ſich auf die Seite, und der letzte Wagen entgleiſte. Die Reiſenden kamen mit dem Schrecken davon, doch iſt der Sachſchaden beträchtlich. In der Gegend von tiort in Weſtfrankreich mußten mit Hilfe von Gendarmerie und Militär in aller Eile zahlreiche häuſer von ihren Be⸗ wohnern geräumt werden. Man fürchtet, daß zwei Per⸗ ſonen, die vermißt werden, in den Ueberſchwemmungsfluten erkrunken ſind. 2 5 In Poitier iſt den Bewohnern empfohlen worden, ſämtliche Erdgeſchoſſe zu räumen. Bei Tonnerre(Mit⸗ telfrankreich) ſind gewaltige Felsmaſſen unterſpült und ab⸗ geſtürzt, wobei Werkſtätten und Häuſer begraben wurden. Glücklicherweiſe iſt kein Menſchenleben zu beklagen. Eine gewaltige Lawine von Schnee und Steinen hat die Bahn⸗ ſtrecke zwiſchen Chamonix und Le Fayet verſchüttet. Vereiſung der überfluteten Straßen. Die überſchwemmten Gebiete in England werden von einer neuen Gefahr bedroht. Es iſt erheblich kälter gewor⸗ den, und die Wettervorherſage für die nächſten Tage lautet auf ſcharfen Froſt und Nebel. In verſchiedenen Teilen des Landes iſt nachts Froſt eingetreten, und die überfluteten Straßen ſind zu Eisflächen geworden. Der Regen hat 0 gehört, und die Ueberſchwemmung ging allmählich zurü 9 doch war der Waſſerſtand der Themſe an der Brücke in Windſor der höchſte in den letzten ſechs Jahren; er betrug 135 Zentimeter über normal. i 5 8 Lolcale ſeuud cla Wenn die Tage länger werden Das Chriſtfeſt war uns ein Verſprechen, daß von nun an die Tage wieder länger werden ſollten, daß wir wieder im Lichte leben könnten. Nun iſt in unſeren Breiten um die Zeit der Jahreswende das Wetter freilich meiſtens ſo, daß wir ſo ohne weiteres noch nichts von dem länger ge⸗ wordenen Tag merken. Unſere Sehnſucht nach der Sonne erſtickt immer noch in den Wolken, die grau und grämlich vor der Sonne hängen. i Und doch kann ſich jeder auf dem Kalender wenigſtens davon überzeugen, daß die Tage bereits rund 10 Minuten länger geworden ſind. Iſt der Januar vorüber, dann läßt ſich das Längerwerden des Tages auch ohne Kalender feſt⸗ ſtellen. Der Menſch kann alſo nun mit neuer Hoffnung der Entwicklung der Dinge in der Natur entgegenſehen. Vom Frühling allerdings ſind wir noch weit entfernt. Der Win⸗ ter hat ſich im großen und ganzen nur in den Bergen feſt⸗ geſetzt. Nach einer alten Bauernregel dürfte aber noch mit ſtrenger Kälte zu rechnen ſein, wenn es zutrifft, was dar⸗ über über die Zeit um den Tag der Heiligen Drei Könige geſagt wird: Heilige Drei Könige mild und lind, Kommt ſtarker Froſt darauf geſchwind. Im allgemeinen ſind die jetzigen Wetteranzeichen des Ja⸗ nuar nicht allzu verheißungsvoll für die Wettergeſtaltung im kommenden Frühjahr. Denn„Nebel im Januar macht ein naſſt Frühjahr.“ Da aber nicht alles zutrifft, was Wetter⸗ propheten und Kalendermann ſagen, ſo können wir nur unter Feſtſtellung der Tatſache des Längerwerdens der Tage hoffen, daß es nun langſam wieder aufwärts geht und daß uns die Sonne bald wieder gut Freund ſein wird. Der erſte Januar⸗Sonntag brachte bei ſtrahlender Sonne regelrechtes Märzwetter und lud zu Spaziergängen in Gottes freier Natur ein. Das neue Jahr hat witterungsmäßig recht eigenartig begonnen. Ueber der ſpaniſchen Halbinſel, Frankreich und und einem Teile Großbritaniens kam es am Wochenende erneut zu gewittrigen Störungen und eine Warmluft⸗ front folgt der andern. Da jetzt ein plötzlicher Witterungs⸗ umſchlag in den Winter für ausgeſchloſſen erscheint, wird auch für dieſe Woche das frühlingshafte Wetter an⸗ halten. Wir erleben nun in dieſen Tagen ſeit der Jahr⸗ hundertwende den mildeſten Wintermonat. In den Morgenſtunden wurde auch hier mit Erfolg die Reichsſtraßenſammlung durch die in der NS⸗Kriegs⸗ opferverſorgung zuſammengeſchloſſenen Frontkämpfer und Kriegshinterbliebenen zugunſten des Winterhilfswerks durchgeführt. 5 Am Nachmittag wurde hier Frau Hettinger und Herr Jakob Sponagel unter: einer ſtattlichen Trauer⸗ gemeinde zu Grabe getragen. Unſere Fußballanhänger pilgerten zu hunderten nach Feudenheim, um einen ſpannenden Fußballkampf mit⸗ zuerleben. Der Abend klang mit einer Winterfeier im Vereinslokal aus. Die kath. Kirchengemeinde brachte am Abend im „Schloß“ das„Ueberlinger Münſterſpiel“ zur Auffüh⸗ rung. Ueber 1000 Perſonen waren des grandioſen und wuchtigen Werkes Augenzeuge. Die Schule beginnt wieder. Die Weihnachtsferien ſind zu Ende. Morgen Dienstag früh wird zur ſtundenplan⸗ mäßigen Zeit die Schule ihre Pforten wieder öffnen. Flucht aus dem Leben. Am Samstag nachmittag gegen 4 Uhr ſprang unweit des Seckenheimer Bahnhofes(Station) eine 24 jährige getrennt lebende Frau von auswärts in ſelbſtmörderiſcher Abſicht vor einen fahrenden Zug. Sie wurde von der Lokomotive erfaßt zur Seite geſchleudert und war ſofort tot. Der Grund zur Tat iſt unbekannt, dürfte jedoch in geiſtiger Umnachtung zu ſuchen ſein. Der Kameradſchaftsabend ehemaliger Goldaten am Samstag hatte ſich eines guten Beſuches zu erfreuen. Punkt 8 Uhr begrüßte nach einem ſchneidigen Marſch Kameradſchaftsführer Treiber die Erſchienenen. Er führte in ſeiner kernigen Anſprache u. a. aus, daß an Stelle der traditionsmäßigen Weihnachtsfeier der Kameradſchafts⸗ abend getreten ſei. Er erinnerte die Kameraden an die Zeit des großen Krieges, wo ſie fern von der Heimat jeder an ſeinem Platze an der Front Weil nachten feiern mußten und bittet um eine Minute ſtlllen Gedenbens der Kameraden, die draußen geblieben ſind. Die Weiſen vom guten Kameraden klangen feierlich durch den Raum. Er erinnerte weiter an den Krieg in Not und Sorge da⸗ heim. Dem Führer ſei Dank, der uns die Wehrmacht wieder geſchenkt hat, daß die Söhne das Ehrenkleid der alten Armee wieder tragen dürfen, dem wir ſeien uns bewußt, daß niemals ein Reich beſtehen kann ohne die Wehrhaftigkeit eines Volkes. Die alten Soldaten ſind gehorſam gewohnt. Sie halten die Treue dem Führer und dem geliebten deutſchen Vaterland. Das Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗Lied ſchloß die mit Beifall aufgen om⸗ mene Anſprache. 5 Nun ging es mit einem Potpourri alter Soldaten⸗ lieder, die kräftig mitgeſungen wurden, zum gemütlichen Teil über, den die Große und die klaane Elſe(Elſe Ette mit ee e und Frl. Elſe Zettler, die ſich als echte„Pälzer Grott“ entpuppte mit Vorträgen in Pfälzer Mundart) teilten. 5 Inm Verlauf des Abends erſchien auch noch freudig begrüßt der Unterverhandsführer Dr. Hieke mit ſeinem Adjudanten Voigt. Dr. Hieke dankte zunächſt für die freundliche Begrüßung auch von ſeiten des Führers der Kameradſchaft. Er ſagte Dank bei dieſer Gelegenheit auch dem früheren Vorſtand des ehem. Kriegerbundes, Herrn Roſer, der lange Jahre den Kriegerbund ge⸗ leitet und über manche Fährniſſe hinweggebracht hat; ſein Dank gilt weiter dem neuen Führer der Kamerad⸗ ſchaft ehem. Soldaten und dem Führerring. Er apellierte 8 an Alle, der Fahne treu zu bleiben und als alte Soldaten zu marſchieren. Ein Z faches Hurrah galt der Kamerad⸗ Männergeſangvereins aufgenommen, die mit friſchen Sol⸗ datenliedern und zwei ſtimmungsvollen Chören unter ſchaft.. Reecht dankbar wurden auch die Darbietungen des Am die Erzeugungsſchlacht. Am 2. Januar lud die hieſige Ortsbauernſchaft zu einer Verſammlung ein, die ſehr gut beſucht war, waren doch als Redner Landesökonomierat Dr. Krumm und Kreisbauernführer Treiber gewonnen. Der Er⸗ zeugungsſchlacht galt es. Ein Lichtbildervortrag des Herrn Geber von der Anilinfabrik zeigte zunächſt, wie man das ſo notwendige Eiweiß in der Viehhaltung aus eigenem Betrieb erzeugen kann. Er zeigte, wie es im heutigen Deutſchland ſo notwendig iſt, die Oelpflanzen Raps und Rüpfen anzubauen, um die ſo knapp vorhandenen Deviſen für andere Zwecke zu erſparen. Eine weitere Aufgabe des Bauern ſei der ſo reichliche Zwiſchenfruchtbau. Hier kann das ſo wichtige Eiweißfutter auf billige Art ge⸗ wonnen werden. Als nächſter Redner erhielt Herr Krumm das Wort. An Hand von Lichtbildern zeigte er das neue Ver⸗ fahren des Einſäuerns von Kartoffeln. In klaren Worten schilderte er den ungeheuren Vorteil, den dieſes Verfahren zeigt. Verſuche haben ergeben, daß mindeſtens 30 Proz. der im Keller aufbewahrten Kartoffeln bis zum Frühjahr in Fäulnis übergehen, welches beim Einſäuern gänzlich vermieden wird. Er betonte, daß dieſe Methode be⸗ ſonders bei der Bauersfrau beſten Anklang gefunden hat und zeiterſparend wirke. Als letzter Redner ſprach dann Kreisbauernführer Treiber. Er dankte den Bauern für ihre im ver⸗ gangenen Jahre verrichtete Arbeit und betonte, daß die letztſährige Erzeugungsſchlacht erfolgreich geſchlagen wor⸗ den iſt und forderte die Bauern auf, auch dieſes Jahr ihr Teil dazu beizutragen. damit die diesjährige Er⸗ zeugungsſchlacht wieder erfolgreich geſchlagen wird. Rei⸗ cher Beifall belohnte auch dieſe Ausführungen. Mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer und Reichsbauern⸗ führer nahm die ſo lehrreiche Verſammlung ihr Ende. ch Winterfeier bei der Fußballvereinigung. Ein wirklich ſchön aufgezogenes Anterhaltungs⸗ programm rollte ſich in bunter Reihenfolge ab. Mit geſanglichen Darbietungen wußte ein gut zuſammengeſtell⸗ Quartett zu imponieren. Die Geſangsvorträge zeugten von guter Schulung und waren eine recht willkommene Ab⸗ wechſlung in dem ſonſt üblichen Rahmen. 5 a Für die richtige Ingangſetzung der Lachmuskeln ſorgten einige Soldatenſchwänke, Duetts und Coupletts. Die„Rollenträger“ fanden ſich ausnahmslos in ihrem neuen Aufgabengebiet zurecht. Mit Luſt und Liebe wurden die einzelnen Stücke zum Vortrag gebracht. So war auch der gezollte Beifall ſtürmiſch und vollauf verdient. Neben dem unterhaltenden Teil kam noch der Glück⸗ bringer in Form eines reichhaltigen Gabentempels. Alles in allem, es war ein ſchöner und unterhaltungs⸗ reicher Abend. Daß die in großer Anzahl gekommenen Fußballfreunde befriedigt nach Hauſe gingen, dafür ſorg⸗ ten die Mitwirkenden, Sänger und Theaterſpieler wofür ihnen Dank gebührt. » Maßnahmen zur Reblausbekämpfung. Der Reichser⸗ nährungsminiſter hat Verordnungen zur 1 des Geſetzes über die Bekämpfung der Reblaus in den Wein⸗ baugebieten und außerhalb dieser Gebiete erlaſſen. Zur Durchführung der Reblausbekämpfung werden hauptamtlich tätige Oberleiter beſtellt, die ihre Aufſichtsbezirke regelmäßig begehen müſſen. Zu ihrer Unterſtützung können nach Be⸗ darf Unterſuchungsabteilungen gebildet werden Als vor⸗ beugende Bekämpfungsmaßnahme wird eine Melde- und Anzeigepflicht für Rebſchulen, Neupflanzungen und Nach⸗ pflanzungen eingeführt. Der Anbau aller nicht zu den Euro⸗ päerreben zählenden Rebarten wird verboten. Die Verord⸗ nung tritt am 15. Januar in Kraft. N Perſonalveränderungen und Ernennungen Im Bereich des Arbeitsgaues 27 des Reichsarbeitsdienſtes. Der Arbeitsgauführer Eduard Helff wurde zum Oberſt⸗ arbeitsführer ernannt! Im Stabe der Arbeitsgauleitung wur⸗ den befördert: Zu Oberarbeitsführern: die Arbeitsführer Fritz Allmendinger, Franz Thiele, Hermann Krapp. Zum Oberarbeitsarzt der Arbeitsgauarzt Dr. Erasmus Vogel, zum Oberſtfeldmeiſter der Oberfeldmeiſter Rudolf Schlen⸗ nert, zum Stabsamtswalter der Oberſtfeldmeiſter Erich Großmann. Als Hauptamtswalter wurde der Reichsarbeits⸗ dienſtoberinſpektor Richard Schmidt in den Reichsarbeitsdienſt übernommen. In den Gruppenſtäben wurden befördert: Zum Ober⸗ arbeitsführer: Arbeitsführer Paul Seiler, Gruppe 273, Bo⸗ denſee, in Ueberlingen, zu Arbeitsführern: die Oberſtfeld⸗ meiſter: Erwin Golditz, Gruppe 271, Mittelbaden, in Baden⸗ Baden, Georg Groß, Gruppe 270, Nordbaden, in Heidel⸗ berg, Otto Scheurlen, Gruppe 272, Schwarzwald, in Frei⸗ burg, zu Oberſeldmeiſtern: die Oberfeldmeiſter: Karl Mall, Gruppe 272, Schwarzwald, in Freiburg, Karl Laſch, Gruppe 273, Bodenſee, in Ueberlingen, Dr. Ludwig Schneider, Gruppe 271, Mittelbaden, in Baden⸗Baden. Der ſeitherige Dienſtleiter und Stellvertreter des Ar⸗ beitsgauführers, Oberarbeitsführer Allmendinger, wurde mit Wirkung vom 1. 1. 1936 zum Arbeitsgau 15 verſetzt. Als Nachfolger iſt Oberarbeitsführer Siepermann vom Arbeits⸗ gau 26 beſtimmt worden. Mindeſtens die Hälfte allen Krüppeltums vermeidbar Die Reichsarbeitsgemeinſchaft zur Bekämpfung des Krüppeltums richtet in Gemeinſchaft mit dem Reichsgeſund⸗ heitsamt und dem Hauptamt für Volkswohlfahrt in einem Merkblatt den Appell zum Kampf gegen das Krüppeltum an die deutſchen Volksgenoſſen. Von den rund 400 000 Kör⸗ perbehinderten(einſchließlich Kriegsbeſchädigten), die bei der letzten Reichsgebrechlichenzählung erfaßt wurden, haben mehr als 100 000 das Gebrechen ſeit Geburt, Kindheit oder Jugend gehabt, und mehr als 55 000 ſind zur Zeit der Zählung unter 20 Jahre alt geweſen. Mindeſtens die Hälfte allen Krüppel⸗ tums iſt durch Vorbeugung, frühzeitige Erkennung und ſach⸗ gemäße Behandlung vermeidbar. Die Bevölkerung wird da⸗ her aufgefordert, beſonders innerhalb der Familien Form, Haltung und Bewegung des Körpers der Kinder zu beob⸗ achten und den Arzt um Rat zu fragen, wenn Verbiegungen, Verkrümmungen, Verunſtaltungen, Hinken oder Lahmen oder andere Haltungs⸗ und Bewegungsſtörungen des Rump⸗ fes und der Gliedmnaßen bemerkt werden. Das Merkblatt verweiſt ſchließlich u. a. auf den Reichsbund der Körperbe⸗ hinderten, der unter Aufſicht des Hauptamtes für Volkswohl⸗ fahrt bei der Reichsleitung der NSDAP. ſteht und dem alle körperbehinderten deutſchen Volksgenoſſen als Mitglied an⸗ gehören ſollten. N 5— Die letzten Erdbeben Der Herd im nördlichen Schwarzwald.— Intereſſante Vergleiche. Der Leiter des Württ. Erdbebendienſtes, Regierungsrat Dr. Hiller, teilt mit: Ueber die beiden Erdbeben, die am 30. Dezember 1935 in ganz Südweſtdeutſchland, in der Pfalz, in Elſaß⸗Lothringen und im nördlichen Teil der Schweiz wahrgenommen wurden, laſſen ſich jetzt einige nähere An⸗ gaben machen. Nach den Aufzeichnungen an den württembergiſchen Erd⸗ bebenwarten Stuttgart, Ravensburg und Meßſtetten ſind beide Beben vom gleichen Herd ausgegangen. Ab⸗ geſehen von der Größe der Ausſchläge ſind die Regiſtrierun⸗ gen beider Beben einander ſo ähnlich, daß man daraus ſchließen kann, daß auch der mechaniſche Vorgang im Herd bei beiden Beben ſehr wahrſcheinlich derſelbe war. Die ganz genaue Beſtimmung der Herdlage war bis jetzt noch nicht möglich, da noch nicht alle Regiſtrierungen der umliegenden Erdbebenwarten zur Ver⸗ fügung ſtehen. In Stuttgart und Meßſtetten kamen die einzelnen Wellen faſt genau gleichzeitig an. Das Epi⸗ zentrum(der Punkt an der Erdoberfläche ſenkrecht über dem Herd) muß alſo auf dem Mittellot der Verbindungslinie Stuttgart- Meßſtetten liegen. Aehnlich iſt es in Ra vens⸗ burg und Zürich. Vergleicht man die Straßburger Zeit⸗ angaben mit denen von Stuttgart, ſo ergibt ſich, daß Straßburg etwa 35 Kilometer näher am Epizentrum liegen muß als Stuttgart. Ebenſo ergibt ſich, daß Ravensburg etwa 70 Kilometer weiter weg liegt als Stuttgart und Meß⸗ ſtetten. Nach dieſen vorläufigen Anhaltspunkten liegt der Herd im nördlichen Schwarzwald, weſtlich des Murgtales zwiſchen Baden⸗Baden und der Hornisgrinde.. Als Herdtiefe ergab die Berechnung nach verſchie⸗ denen Methoden übereinſtimmend einen Herd von 30 bis 40 Kilometern. Die Herdtiefe war demnach etwa die⸗ ſelbe wie bei dem Raſtatter Beben am 8. Februar 1933 und bei dem oberſchwäbiſchen Beben am 27. Juni 1935. Nach den bisherigen Erfahrungen gehen die ſtarken Beben bei uns überhaupt alle etwa von dieſer Herdtiefe aus. Dieſe große Herdtiefe bedingt auch die große Reich⸗ weite der Erſchütterungen. Dieſe betrug bei dem zweiten ſtärkeren Schwarzwald⸗Beben für die durch den Menſchen noch wahrneymbaren Erſchütterungen mindeſtens 170 bis 180 Kilometer. Die erſte Bodenbewegung war in Stuttgart vom Herd weg gerichtet, alſo eine Stoßbewegung, während ſie in Meßſtetten nach dem Herd hin gerichtet, alſo eine Zugbewegung war. Schon das Auftreten von dieſen einander entgegengeſetzten Bewegungen läßt uns den Schluß ziehen, daß bei beiden Beben ein ſogen. Scherungs⸗ bruch im Herd ſtattfand, den wir uns im einfachſten Fall als Verſchiebung von zwei Schollen gegeneinander vorſtellen können. Beide Beben ſind demnach tektoniſcher Art und ſtehen 5 mit dem Rheintal⸗ Grabenbruch in engſtem Zuſammen⸗ Bana. Bei dem zweiten Beben um 4 Uhr 36 Minuten war in Stuttgart bei der erſten Welle die Bodenbewegung etwa Amal ſo groß wie beim erſten um 4 Uhr 8 Minuten. Ein ähnlicher Vergleich beider Beben mit dem Raſtatter Beben und dem oberſchwäbiſchen Beben zur Beurteilung der Beben⸗ ſtärke iſt nach den Stuttgarter Regiſtrierungen beſonders einfach und zuverläſſig durchzuführen, da alle drei Erdbeben⸗ herde von Stuttgart etwa gleich weit(70—80 Kilometer) entfernt ſind und auch etwa dieſelbe Tiefe haben. Darnach war in Stuttgart der erſte Ausſchlag beim erſten Beben 4 Uhr 8 Minuten etwa von derſelben Größe wie beim Raſtatter Beben, beim zweiten(4 Uhr 36 Minuten) aber etwa Amal ſo groß. Beim oberſchwäbiſchen Beben dagegen war der erſte Ausſchlag etwa 2—3mal ſo groß wie bei dem zweiten(ſtärkeren) Schwarzwald⸗ er 7 beben. Die bei dem oberſchwäbiſchen Erdbeben im vergangenen Sommer im Herd zur Entfaltung gekommene Energie über⸗ trifft alſo die des Raſtatter Bebens und auch die der beiden letzten Schwarzwaldbeben weitaus. Nach dieſem Vergleich der Bebenſtärken verſteht man nun im erſten Augenblick nicht recht, weshalb beim Ra⸗ ſtatter Beben ſo großer Schaden(Mauerriſſe, Dek⸗ keneinſtürze, zahlreiche Kamineinſtürze uſw.) entſtand, bet den beiden Schwarzwaldbeben dagegen faſt gar keiner. Die Haupturſache für dieſen Unterſchied müſſen wir in dem un⸗ mittelbaren Baugrund ſuchen. Dieſer beſteht in Ra⸗ ſtatt in der Hauptſache aus Schwemmland geringer Mäch⸗ tigkeit, das bei Erdbeben beſonders gefährlich iſt. Außer⸗ halb dieſes Schwemmlandgebietes entſtanden damals auch beim Raſtatter Beben keine Schäden mehr, vielmehr nahm die Bebenſtärke an dieſer Grenze auffallend raſch ab. Bei den beiden Beben am 30. Dezember, deren Herd unter dem Maſſiv des nördlichen Schwarzwalds liegt, iſt der Baugrund im unmittelbaren Herdgebiet viel günſtiger. Er beſteht zu. einem großen Teil aus feſtem Grundgebirge, das den bei Erdbeben ſicherſten Baugrund darſtellt. Dieſer Vergleich des Raſtatter Bebens mit den beiden Schwarzwaldbeben gibt für Deutſchland wohl eines der beſten Beiſpiele für die Wirkung des Baugrundes, die ſich für die letzten Jahrzehnte überhaupt anführen laſſen. Wäre bei dem ſtärkeren Schwarzwaldbeben der Untergrund im Herdgebiet ein ähnlicher geweſen wie in Raſtatt oder in vielen anderen breiten Talniederungen, ſo wäre zweifellos ein ſehr großer Schaden entſtanden. Auch dieſer Fall zeigt uns wieder deutlich, daß wir in Süddeutſchland jederzeit mit Bebenſtärken, die unter Am⸗ ſtänden Schaden bringen können, rechnen müſſen und daß daher bei der Auswahl des Baugrundes für größere Bauten eine gewiſſe Vorſicht angebracht iſt. Willi Bogner Schwarzwald meiſter Birger Ruud Sieger im Sprunglauf. g Dem letzten Tag der Schwarzwald⸗Skimeiſterſchaften 1936, an dem der Meiſterſchafts⸗ und der Spezialſprung⸗ lauf ausgetragen wurde, war nach dem langen Tauwetter noch ein recht winterliches Wetter beſchieden. Das war natürlich für die große ſkiſportliche Veranſtaltung ein ſchöner Abſchluß. Der Meiſterſchafts⸗ und Spezialſprung⸗ lauf wies mit 60 Nennungen eine noch beſſere Beſetzung; auf als das Wanderpreisſpringen des Vortages auf der Hochfirſt⸗Schanze. Durch den Neuſchnee wurden die Sprungverhältniſſe etwas verbeſſert. Wie nach ſeinem hervorragenden Abſchneiden im Langlauf kaum anders zu erwarten war, errang Willi Bogner(Traunſtein) den Titel eines Schwarzwaldmeiſters mit der Note 436,3 zund Sprüngen von 43 und 45 vor A. Hechenberger(Bay⸗ riſch⸗Zell) mit der Note 415,7. Während die Kombinations⸗ ſpringer mehr auf Sicherheit Wert legten und damit mit den Weiten etwas zurückhiekten, gingen die Spezial⸗ Sprungläufer ganz aus ſich heraus. In dieſem Lauf be⸗ legte Birger Ruud mit zwei vorbildlichen 48 und 51 Meter⸗Sprüngen und Note 2282 den erſten Platz. Birger Rund wenig nach ſtand Max Meinel(Aſchberg) mit Wei⸗ ten von 49 und 50,5 Meter und Note 222,8. Bei den Jung⸗ mannen wurde der Sieger von Paul Krauß(Johannge⸗ orgenſtadt) von der Olympia⸗Mannſchaft mit zwei ſchönen Sprüngen von 42 und 48 Meter und Note 210,1 geſtellt. Zweiter wurde der 17 Jahre alte Karg(Oberſtdorf) von der Olympia⸗Mannſchaft, der Weiten von 40 und 44,5 Meter in ſchöner Haltung ſtand. Nach dem Sprunglauf auf der Mar⸗Egon⸗Schanze be⸗ gaben ſich die Teilnehmer zum Standquartier in Neuſtadt, wo die Preisverteilung durch Gaufachamtsleiter Ries (Mannheim) vorgenommen wurde. ede ole 3/0 eee Dienstag, den 7. Januar 1936, werden im Schul⸗ haus Zimmer 13 an die WHW⸗ Betreuten ausgegeben: Kohlenſcheine, Fiſchfiletſcheine und Konſerven und zwar nur an die Familien bezw. Perſonen, die ihren Antrag bis 20. 12. 35 abgegeben hatten. Die Aus⸗ gabe erfolgt für Gruppe A u. B von 10—11 Uhr vorm. Gruppe C von 11—12 Uhr vorm. Gruppe D von 2— 3.30 Uhr nachm. Gruppe E von 3.30— 4.15 Uhr nachm. Gruppe F von 4.15—5 Uhr nachm. Die angegebenen Zeiten ſind genau einzuhalten. Ausweiſe, die zu einer anderen Zeit vorgezeigt werden, finden keine Berückſichtigung. Die Fiſchfilet ſind ſof ort nach Erhalt der Scheine bei Herrn Jakob Würthwein, Hermsheimerſtraße, ab⸗ zuholen. 4 Tabalpfanzerſachſchaft Nühm⸗Sedenheim. Heute abend 8 uhr 186 Zuſammenkunft in der„Roſe“. Tagesordnung: Einteilung der Pflanzer zur Verwiegung. Der Heimabend der Ortsbauernfrauen findet nicht wie bereits angegeben am 3. Montag im Januar ſondern a i morgen Dienstag, den 7. Januar 1936, abends 8 Ahr . im Gaſthaus„Zum Löwen“ 5 ſtatt, wobei Hauswirtſchaftslehrerin Frl. v. Voß, Reichs⸗ nährſtand Karlsruhe, über verſchiedenartige Verwendung und Friſchhaltung von Fleiſch und Wurſt bei Haus⸗ ſchlachtungen ſpricht. Die Ortsabteilungsleiterin: i i E. Hörner. Diejenigen Frauen der NS⸗Frauenſchaft, die ſich flür die Sache intereſſieren, ſind ebenfalls eingeladen. Achtung! Achtung! an Morgen Dienstag, 7. Januar, abends 7 Ahr 2 Timmer im Lokal„Zur Roſe“ in Ilvesheim und Küche auf 1 od. 15. März v. einzelner Perſon geſucht. Zähringerſtr. 27. Berücksichtigt unsere Inserenten! Anfängerkurs flir Hundhar monika- Spieler. Rähere Auskunft erteilt Oskar Hammann, Ilvesheim, Ningſtraße 198. Hohner Handharmonika⸗Klub Ilvesheim-Seckenheim. Bitte vergessen Sie nicht heute Abend 8 Uhr zum letzten Mal den neuen musikalischen Ufa-Grohßfilm Könisswalzer palast-rheater. Näheres Lohnſteuer⸗ Tabellen für Wochenlohn N zu haben in der 3 Neckar⸗Bote⸗Oruckerei. AAaadenddaddendmandendeenddenddndenddadendandcemzddgd 0 f 2 Wir dlrucken Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ 5 der Ausſtatiung. 5 Neckar- Bote- Druckerei I ¹ Wa 10 auch abgeholzt, wird angekauft. Angebote mit Angabe von Größe, Gewann und Kreis unter Rr. 1457 an die Geſchä tsſt. ds. Bl. erbeten.