n t ee u„„ r e n Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr cſernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Dages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkülndblatt für den Stadttetl Mhm.⸗Sechenhelm. Beilagen: Der Familienfreund, glluſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XII. 35: 1200 36. Jahrgang Shziapolih in neuen Jahn Nsg Es iſt heute nicht an der Zeit, von neuen Auf⸗ gaben der Sozialpolitik zu ſprechen. Was in der füngſten Vergangenheit begonnen wurde, iſt fortzuſetzen, jedoch unter noch entſchiedenerer Betonung, daß Sozialpolitik einen Teil der allgemeinen Staatspolitik darſtellt, und daß Sozialrecht als politiſches Recht zu gelten hat, inſofern es auf die Leiſtungsfähigkeit des Einzelnen und den Wert ſeiner Arbeit für die Volksgemeinſchaft Einfluß nimmt. Wie der Urſprung der deutſchen Sozialpolitik in der Wehrhaftmachung des Nachwuchſes liegt. im Schutze der Kinder gegen übermäßige Beanſpruchung durch die Fabrik⸗ arbeit, die nach Auffaſſung eines preußiſchen Königs allzu bedenkliche Folgen für die körperliche Konſtitution der jüngſten Rekrutenjahrgänge aufwies, ſo wird auch im neuen Jahr die Sozialpolitik wiederum auf der Ebene des Wehrwillens und der Leiſtungsſteigerung der geſammel⸗ ten Volkskraft Anerkennung finden müſſen. Kennzeichnend für die bisherigen ſozialpolitiſchen Lei⸗ ſtungen des Nationalſozialismus iſt die Tendenz, die Plan⸗ lofigkeit übernommener Anſätze in den verſchiedenen Zweigen der Sozialpolitik durch eine dauerhafte Grund⸗ legung zu erſetzen, aus der ſich eine ſinnreiche und abſolut erfolgſichere Entwicklung für alle Zukunft ergeben ſoll. Die⸗ ſſer Grundzug der neueren Sozialpolitik iſt bei gleichzeitiger chöchſter Anſpannung aller wirtſchaftlichen Kräfte die Urſache dafür, daß die nationalſozialiſtiſche Sozialpolitik nicht mit billigen Verſprechungen und mate⸗ riellen Beſſerungen größeren Umfanges in die Erſcheinung trat. Lohnerhöhungen, Leiſtungsſteigerungen der Sozia⸗ verſicherung mußten hinter der Aufgabe zurücktreten, zu⸗ mächſt die Arbeit des Volkes ſelbſt und das Recht auf Arbeit zu ſichern, auf der anderen Seite das gewal⸗ tige Verſicherungswerk, das Milliardenwerte des Volksvermögens verwaltet, überhaupt lebensfähig zu erhalten. Die Zahl der Beſchäftigten iſt in der Zeit vom 31. Januar 1933 bis zum 31. Oktober 1935 von 11,49 Mil⸗ lionen um faſt genau 5 Millionen auf rund 16,5 Millionen geſtiegen. Die Grundlagen der Invaliden⸗, Angeſtellten und knappſchaftlichen Penſionsverſicherung, vor der Macht⸗ übernahme durch unerfüllbare Verſprechungen, ſinnloſe Leiſtungsſteigerungen und ſtändig verminderte Einnahmen nahezu vernichtet, ſind noch vor dem grundſätzlichen Neu⸗ aufbau der Sozialverſicherung durch die Anwendung ge⸗ ſunder Verfahren ſolide geſtaltet worden. Was dieſe Arbeit, die in aller Stille geleiſtet und von der Oeffentlichkeit in ihrer Tragbreite vielfach verkannt wird, für die werktätige Bevölkerung bedeutet, iſt allein daran zu ermeſſen, daß rund 20 Millionen Menſchen von der Krankenverſicherung erfaßt und 2,5 Millionen durch die Invalidenverſicherung betreut werden. Hier wie dort wurden die Fundamente für die künftige Entwicklung geſchaffen, hier wie dort Maßnahmen ergrif⸗ fen, die ſich weiteſtgehend im Privatleben des Einzelnen auswirken. Zwiſchen dieſen Gebieten, die gewiſſermaßen die Eckpfeiler der Sozialpolitik darſtellen, liegen die um⸗ fangreichen Maßnahmen auf dem Gebiete des Woh⸗ nungs⸗ und Siedlungsweſens, der Ordnung der nationalen Arbeit und der Reform des geſamten Ar- beitsſchutzes. Für einen Rückblick auf die Arbeiten der Reichsregierung in der Kleinſiedlung, im Eigenheimbau, im Bau von Landarbeiter woh⸗ mungen, in der Förderung des Wohnungsbaues, der Altſtadtſanierung, iſt hier nicht der Raum. Weſentlich iſt die Tatſache, daß nicht nur die Grundlagen ausgebaut und gefeſtigt wurden, ſondern zugleich auch die geſamte Woh⸗ nungsproduktion ebenſo wie der Inveſtitionsaufwand eine erhebliche Steigerung erfuhr, wobei— ein Zeichen wach⸗ ſenden Vertrauens— die Beteiligung öffentlicher Mittel erheblich geſtiegen iſt. Das Ziel, alle Unterkünfte menſchen⸗ würdig zu geſtalten und für alle Volksgenoſſen, die ſied⸗ lungswillig und ſiedlungsfähig ſind, tatſächlich Siedlungs⸗ möglichkeiten zu beſchaffen, iſt durch die neue Ordnung im Wohnungs- und Siedlungsweſen weſentlich nähergerückt. „Das neue Jahr wird für die Ordnung der nationalen Arbeit einen weiteren Gewinn an Vertrauen und gemein⸗ ſamer Schickſalsgeſtaltung innerhalb der Betriebe verzeich⸗ nen müſſen. Die Ueberwindung des Klaſſengegenſatzes und des überſteigerten Kollektivismus iſt von ſo kühnem Wurf, daß die konkrete Einzelverwirklichung erſt in Jahren und Jahrzehnten allgemein fol⸗ gen kann. Noch ſind die Freuden des Treuhänders der Arbeit ſehr ſtark von Enttäuſchungen und Sorgen über⸗ ſchattet, noch bedarf es im urſprünglichen Umfange der ſozialen Ehrengerichtsbarkeit und der überbetrieblichen Regelung der Arbeitsbedingungen. Die deutſche Unternehmerſchaft hat ſich im Jahre 1936 klarer und eindeutiger noch als bisher der Be⸗ wegungsfreiheit und der Führungsrechte würdig zu er⸗ weiſen, die ihr das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit eingeräumt hat. Die Möglichkeiten der privaten Initiative innerhalb der Betriebsordnungen ſind noch wenig erkannt und nur in beſcheidenem Maße ausgebaut worden. Hier iſt der Raum für die Leiſtungsbewertung, die ſich zugunſten der arbeitenden Volksgenoſſen über die Mindeſtregelungen der Tarifordnung erheben ſoll. Das entſcheidende Ereignis wird für die Ordnung der nationalen Arbeit der Erlaß eines 11 50 ſein, das das Recht des Arbeitsverhältniſſes regelt. Nicht geringer a der„Morning Poſt“ meldet, viele an den Sühnemaßnah⸗ men beteiligten Länder hätten feſtgeſtellt, daß dieſe Maß⸗ verkreten ſeien, würden aber gerade aus dieſen Gründen n Bedeutung, grundlegender aber für die Zu⸗ Dienstag, den 7. Januar 1936 kunft wird das Geſetz über die Berufsausbildung und Berufserziehung der deutſchen Jugend ſein, das ebenfalls für 1936 angekündigt wurde. Dieſe Schöp⸗ fung des Nationalſozialismus wird in demſelben Maße wie das im neuen Jahre erwartete Geſetz über die Arbeits⸗ zeit der Kinder und Jugendlichen ſtärkſten Anteil haben an der beruflichen Ertüchtigung des Nach⸗ wuchſes. Mit dieſen fundamentalen Geſetzen bekennt ſich die deutſche Sozialpolitik wieder am eindeutigſten zu ihrem Weſen und Urſprung, zu ihrem ſtaatspolitiſchen Eharakter ſchlechthin. Der Staat folgt mit ihnen dem Weg ſeiner Jugend, die im Reichsberufswettkampf die allſeitige Ertüch⸗ tigung angebahnt hat und mit Recht von Berufsausbil⸗ dungs⸗ und Arbeitszeitgeſetz die geſetzlichen Grundlagen zur weiteren Entfaltung ihres Ertüchtigungswerkes erwar⸗ ten darf. Die neue Regelung der Arbeitszeit für Kinder und Jugendliche wird im neuen Jahr nur den Anfang einer Geſamtreform des deutſchen Arbeitsſchut⸗ zes darſtellen. An die Stelle der in jahrzehntelanger wech⸗ ſelpoller Entwicklung entſtandenen, in Novellen der Ge⸗ werbeordnung, in ſelbſtändigen Geſetzen und Verordnun⸗ gen, reichs⸗ und landesrechtlichen Vorſchriften zerſplitterten Regelung wird eine Zuſammenfaſſung aller Ar⸗ beitsſchutzvorſchriften in einem einheitlichen Geſetzeswerk treten. Die erſten Jahre nationalſozialiſtiſcher Sozialpolitik haben Grundlagen geſchaffen, die über Erfolg und Dauer der künftigen Entwicklung entſcheiden werden. Einer ober⸗ flächlichen Betrachtung möchte ſich die Vielgeſtaltigkeit des ſozialpolitiſchen Geſchehens in eine Unzahl zuſammen⸗ hangloſer Einzelmaßnahmen auflöſen. Das Jahr 1936 wird dagegen im geſamten Volk die Erkenntnis tiefer begründen müſſen, daß die Sozialpolitik in all ihren Zweigen nicht dem armen und ſchwachen In⸗ dividuum an ſich, ſondern der geſunden Volks⸗ kraft ſchlechthin dient. Die Maßnahmen aller Träger der Sozialpolitik aber, vom einzelnen Betriebsführer bis zum Treuhänder der Arbeit, im Siedlungsweſen ebenſo wie in der Sozialverſicherung, werden noch entſcheidender von der Verpflichtung beſtimmt ſein, daß jede ſozialpolitiſche Handlung von politiſcher Bedeutung iſt, und daß es gilt, immer und überall die Belange des Staates wahrzuneh⸗ men, ja, ausſchließlich in der Verantwortung gegenüber dieſem Staat Sozialpolitik zu leiſten. Hans Lufft. Todesſtoß für die Oelſperre? Die Wirkung der Botſchaft Rooſevelts.— Wachſende Kritik in Italien? London, 6. Januar. Die Botſchaft Rooſevelts an den Kongreß, die auch am Montag noch im Vordergrund der geſamten Preſſe ſtand, hat eine entſchiedene Spaltung in den Anſichten der füh⸗ renden Blätter veranlaßt. Ein Teil der Preſſe erklärt mit Beſtimmtheit, daß Rooſevelt der geplanten Oel⸗ ſperre den Todesſtoß verſetzt habe, während der andere Teil ebenſo beſtimmt behauptet, daß der Völker⸗ bund nunmehr beruhigt zur Anwendung der Helſühne⸗ maßnahmen ſchreiten könne. Ganz beſondere Beachtung verdient eine Stellungnahme des bekanntlich der Regie⸗ rung naheſtehenden„Daily Telegraph“. Der diploma⸗ tiſch Berichterſtatter dieſes Blattes erklärt: „Der erſte Eindruck der Rooſevelt⸗Rede in London iſt der, daß es jetzt nicht mehr kunlich für den Völkerbund iſt, eine wirkſame Oelſanktion gegen Italien anzuwenden“ Der Berichterſtatter fährt fort, in London ſeien Berichte aus verſchiedenen Quellen eingelaufen, daß die verantwort⸗ lichen Kreiſe der italieniſchen Bevölkerung wachſende Kri⸗ tik am Abeſſinien⸗Feldzug üben. Aus Abeſſinien zurück⸗ kehrende Beobachter berichten ihrerſeits, der Negus ſei durchaus überzeugt, daß er den italieniſchen Angriff zurück⸗ ſchlagen könne. Man ſage, daß die Wirkung der Luftan⸗ griffe auf den Kampfgeiſt der abeſſiniſchen Streitkräfte nicht mehr erheblich ſei. Die fortgeſetzten Nachtüberfälle ſeien überdies eine ſchwere Nervenprobe für die italie⸗ niſchen Truppen. In einem Leitaufſatz ſchreibt das Blatt, das neue ame⸗ rikaniſche Neutralitätsgeſetz ſtelle eine einſchneidende Wendung in der amerikaniſchen Politik dar. Ueber die Auswirkungen der Rooſevelt⸗Botſchaft auf den Völkerbund dürfe man ſich keiner Täuſchung hingeben. Weit entfernt davon, daß ſich Amerika dem Völkerbund annähere, werde es ſich vollſtändig von einer Verbindung und Zuſammen⸗ arbeit mit ihm zurückziehen. Das Neutralitätsgeſetz ſei da⸗ her ein Rückſchritt und kein Fortſchritt. das Blatt tadelt ſchließlich die Vereinigten Staaten, daß ſie anſchei⸗ nend die Rolle eines Einſiedlers in der Welt ſpielen wollten.— Der Genfer Mitarbeiter nahmen eine beinahe unerträgliche Schädigung ihrer Wirt⸗ ſchaft darſtellten. 5 Dieſe Händer, von denen einige im Völkerbundsral die Anwendung ſchärfſter Sühnemaßnahmen fordern in der her meiſt unbeantwortet geblieben, doch ſcheint in dieſem Hoftrung. daß dadurch der ganze Fall ſchnellſtens erledigt werde. 8 8 5 5„ zelner Länder eine „Admiral Graf Spee“ Deukſchlands neueſtes Panzerſchiff in Dienſt geſtellt. Wilhelmshaven, 6. Januar. Auf der Marinewerft in Wilhelmshaven wurde am Montagvormittag das Panzerſchiff„Admiral Graf Spee“ in Dienſt geſtellt. In ſeiner Anſprache bei der feierlichen Flaggenparade wandte ſich der Kommandant des Schiffes, Kapitän zur See Patzig, zunächſt an die Arbeitskameraden der Stirn und der Fauſt, deren Arbeit dieſes Wunderwerk deutſcher Schiffbaukunſt geſchaffen habe. Dann begrüßte er die zu der Feierſtunde erſchienenen überlebenden Zeu⸗ gen des Heldenkampfes von Coronel und Falkland und widmete den 2310 Gefallenen des Kreuzergeſchwa⸗ ders und ihrem ritterlichen Führer, dem Admiral Graf* Spee, Worte ehrenden Gedenkens. Der Kommandant 1 wies auf dieſes hohe Vorbild hin mit den Worten: 1 „So ſteht dieſer deutſche Seeheld vor unſerem geiſtigen 1 Auge als ideale Führerperſönlichkeit, ritterlich, kapfer und 9 kreu und in der bitteren stunde des Todes zu einer Größe emporwachſend, die ihn und ſeine Beſatzungen mil dem Ruhm der Anſterblichkeit verklärt hat. Dieſes hohe Vorbild ſoll uns fortan den Weg weiſen und Kichtſchnur ſein bei unſerem Tun und Handeln für Deutſchlands Größe und Ehre And über dieſem Schiff ſoll wehen des Deutſchen Reiches Freiheitsflagge als Symbol deutſcher Kraft, deut⸗ ſcher Einheit und deutſcher Wehrhaftigkeit!“ Darauf ſtieg langſam und feierlich die Reichskriegs⸗ flagge empor. Nachdem das Deutſchland⸗ und das Horſt⸗ Weſſel⸗Lied verklungen waren, gedachte der Kommandant des Führers, deſſen Wille und Glaube das deutſche Volk aufgerüttelt und wieder emporgeführt habe und rief 5 ſeiner Beſatzung zu:„Wir wollen unſere Pflicht tun 1 wie jene, die für uns ſtarben. Dieſes Gelöbnis laßt uns 17 vor der zum erſten Mal über unſerem Schiff wehenden Flagge durch den Ruf bekräftigen: Unſer Führer Adolf Hitler, unſer Deutſchland Sieg⸗Heil.“ Anläßlich der Indienſtſtellung richtete der Oberbefehls⸗ haber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. c. Raeder, fol⸗ gendes Telegramm an den Kommandanten des Panzer⸗ ſchiffes„Admiral Graf Spee“; „Mit dem Namen„Admiral Graf Spee“ iſt in der Ge⸗ ſchichte des Großen Krieges der Glanz des Tages von Coronel und der Ruhm vom heldenkampf vom Falkland unlösbar verbunden. Ein hervorragender Führer, der mit allen ſeinen Untergebenen durch treue Sorge eng verbun⸗ den war, ein wahrhaft ritterlicher Offizier wird Graf Spee wig als leuchtendes Vorbild vor uns ſtehen, dem nachzu⸗ eifern unſer höchſtes Streben ſei.“ Die„Times“ meinen, daß zwar ein himmelweiter Unterſchied zwiſchen der Rooſeveltſchen Abſonderungspoli⸗ tik beſtehe, daß aber im gegenwärtigen Augenblick das ge⸗ plante Neutralitätsgeſetz den Völkerbundsmächten großen Spielraum bei der Anwendung der wirtſchaftlichen Sühne⸗ maßnahmen gewähre. Bei der Erörterung weiterer Mög⸗ lichkeiten dürfe man aber nicht etwa von der Annahme ausgehen, daß der bereits ausgeübte Druck wirkungslos ſei, denn alle Beweiſe deuteten auf das Gegenteil hin. In einer Zuſchrift an die„Times“ fordert Lord Cecil die Anwendung weiterer Sühnemaßnahmen gegen Italien, da dadurch der Krieg am ſchnellſten zu Ende gebracht würde. Vorläufig nichts Neues aus Genf Keine weiteren Beſchlüſſe vor dem 20. Januar. Genf, 7. Januar. Entgegen den Erwartungen, die man im Dezember in Völkerbundskreiſen allgemein hegte, beſtätigt es ſich, daß vor der am 20. Januar beginnenden ordentlichen Arbeits⸗ tagung keine neue Entwicklung in der Behandlung des italieniſch⸗abeſſiniſchen Streitfalles eintreten wird. Nach der Ratsentſchließung vom 19. Dezember hatte man zunächſt angenommen, daß bereits anfangs Januar entweder der 13er⸗Ausſchuß des Rates zur Fortſetzung der Schlichtungsbemühungen oder der 18er Ausſchuß der Sank⸗ tionskonferenz zur Beſchlußfaſſung über neue Sühnemaß⸗ nahmen zuſammentreten würde. f Die Lage ſcheint aber für die Beſchreitung des einen ſowie des anderen Weges ſo wenig geklärt zu ſein, daß ein Fortſchritt erſt von einer neuen Ausſprache der maß⸗ gebenden Verkreter auf der nächſten Katstagung erwartet wird. Die gegenſeitigen Beſchuldigungen Der Rat wird auch darüber zu entſcheiden haben, was auf die gegenſeitigen italieniſch⸗abeſſiniſchen Beſchuldigun⸗ gen über die Verletzung der Kriegsregeln getan werden ſoll. Bisher hat das Völkerbundsſekretariak für beide Parteien in dieſer Hinſicht nur die Rolle eines Veröffent⸗ lichungsorganes geſpielt. f Die abeſſiniſche Regierung hat jedoch in den letzten Ta⸗ gen auf Grund der von italieniſcher Seite angekündigten Verſchärfung der Kriegsführung den Ankrag auf eine un. kerſuchung durch den Völkerbundsral bzw. durch den 13er Ausſchuß geſtellt. Aehnliche abeſſiniſche Anträge ſind frü⸗ Jalle durch die Erregung der öffentlichen Meinung ein neue ö e eing zu ſein Die neuen Vombenabwürfe Energiſcher Einſpruch Aegypteas gefordert. Die ägyptiſche Preſſe beſchäftigt ſich eingehend mit den Meldungen über Bombenabwürfe auf die ägyptiſche Rote⸗ Kreuz⸗Station bei Dagabur durch italieniſche Flieger und for⸗ dert energiſchen Einſpruch der ägyptiſchen Regierung. Der ägyptiſche Konſul in Addis Abeba beſtätigte auf Anfrage der Regierung die Zeitungsberichte über den Bombenabwurf. Der koptiſche Patriarch und der ägyptiſche Ausſchuß zur Hilfeleiſtung für Abeſſinien proteſtieren ebenfalls und forder⸗ ten die Regierung auf, Einſpruch gegen die Bombenabwürfe zu erheben. Insgeſamt 50 Todesopfer. Wie der Reuterkorreſpondent aus Addis Abeba berichtet, hat der ſchwediſche Arzt Dr. Svenſon, der in einem Sonder⸗ flugzeug des ſchwediſchen Roten Kreuzes in Addis Abeba ein⸗ getroffen iſt, mitgeteilt, daß inzwiſchen 20 weitere Abeſſi⸗ nier, die bei dem Bombenabwurf der Italiener auf die ſchwe⸗ diſche Note⸗Kreuz⸗Miſſion verletzt wurden, geſtorben ſind. Der Bombenüberfall hat ſomit insgeſamt 50 Todesopfer ge⸗ fordert. Der italieniſche Heeresbericht Die Amtliche Mitteilung Nr. 89 enthält den folgenden ltalieniſchen Heeresbericht: 8 „Im Tembien Gebiet und beim Zuſammenſtoß der Flüſſe Gabat und Gheva ſind in kleinen Zuſammenſtößen von unſeren Streifen feindliche Gruppen zurückgewieſen worden. Auf unſerer Seite ſind zwei Soldaten der Heimat⸗ armee und zwei Askaris gefallen. Ein Offizier und ein Soldat der Heimatarmee, ſowie zwei Askaris wurden verwundet. An der Somalifront haben unſere Dubat⸗Abtei⸗ lungen in den letzten Tagen Amine am Canale Doria in der Gegend von Malca Coto beſetzt. Nach Meldungen über abeſſiniſche Truppenzuſam⸗ menziehungen in Areri auf der rechten Seite des Canale Horia haben unſere Dubat⸗Abteilungen, Unterſtützt von Panzerwagen, am 1. und 2. Januar Areri erreicht und das abeſſiniſche Lager nach erbittertem Kampf erobert und zerſtört. Der Feind ließ über 150 Tote und Verwundete auf dem Gelände. Auf unſerer Seite fielen ein Soldat der Heimatarmee, drei Dubat und ein Askari. 15 Soldaten wurden verwundet. Die Luftwaffe hat auf der ganzen Front eine ſehr rege Tätigkeit entfaltet.“ Was Italien an Verluſten meldet Nach einer amtlichen italieniſchen Statiſtik ſind bei dem italieniſchen Feldzug in Oſtafrika im Dezember 12 Offi⸗ ziere und 63 Unteroffiziere und Soldaten im Gefecht gefallen. Für die Zeit vom 3. Oktober, dem Beginn des Feldzuges, bis zum Jahresende, werden in der amtlichen Statiſtik ins⸗ geſamt 86 Tote und 14 Vermißte angegeben. An Krankheit oder an den Folgen von Unglücksfällen ſtarben im Monat Dezember ſechs Offiziere und 68 Unteroffiziere und Mann⸗ ſchaften. Für das ganze Jahr werden dieſe Todes⸗ fälle auf 390 beziffert. Nach einer zweiten amtlichen Statiſtik befinden ſich zur⸗ zeit in Eritrea und Somali 50 000 italieniſche Arbeiter. Insgeſamt ſind im abgelaufenen Jahr von Italien rund 61000 Arbeiter nach Oſtafrika und zwar zum größten Teil nach Eritrea verſchifft worden. Davon wurden 11338 wegen Ablaufes ihres Vertrages oder aus anderen Gründen wieder in die Heimat zurückbefördert, während insgeſamt 259 in Oſtafrika geſtorben ſind. Engliſche Paſſagierdampfer für Truppenttansporte „Sundy Diſpatch“ meldet, daß der engliſche 20 000 Tonnen⸗Lurxusdampfer„Scythia“ in ein Truppentransport⸗ ſchiff verwandelt worden iſt, um Truppen, Tanks, Geſchütze und andere Waffen nach Alexandria zu befördern. Das Blatt weiſt darauf hin, es ſei dies das erſtemal ſeit dem Weltkriege, daß ein engliſcher Atlantikdampfer vom Kriegsminiſterium für Trupentransporte requiriert worden ſei. Vorausſichtlich würden demnächſt mehrere Paſſagier⸗ dampfer der White Star Line für dieſelben Zwecke ebenfalls vom Kriegsminiſterium beanſprucht werden. „Herzensnot. 5 Von Robert Fuchs⸗Liska. Als Dela mit einem neuen Partner die Tanzfläche be⸗ trat, gewahrte ſie, daß die Baronin draußen geradewegs auf Vehlow zuſchritt, daß er ihr die Hand küßte, und daß die beiden dann die Treppe hinabgingen. Im gleichen Moment erregte eine am Saaleingang er⸗ ſcheinende Dame die allgemeine Aufmerkſamkeit. In einem Kleide, das ausſah, wie aus flimmerndem, ſchmiegſamem Kupfer geſchnitten, ſtand die auffallende Per⸗ ſönlichkeit da und ließ den dunkeln Blick der umſchminkten Augen dreiſt ſuchend über die Menſchen im Saal gleiten. Das raſſige Antlitz war zweifelsohne ſchön, umrahmt von einer Fülle kurz getragener, dabei ſtark gelockerter Haare, über deren tiefem Kaſtanienbraun die Deckenbeleuchtung des Saales goldenen Widerſchein aufzauberte. Auch Delas Tänzer zählte zu den Neugierigen, die der Dame nachſtarrten, als dieſe weiterſchritt.„Da ſieh! mal an“, ſagte er, mehr zu ſich ſelbſt,„dem Kommerzienrat Leuenberg gilt das Stelldichein der Chapiro. Wie ſich die Künſtlerin graziös hindurchſchlängelt.“ g Wirklich hatte Leuenberg ſich von ſeinem einſamen Tiſchchen erhoben und kam der Dame entgegen.— Inzwiſchen war Frau Meebold aus der Vorhalle zurück⸗ gekehrt und kam gerade an den Tiſch, als der Walzer zu Ende war.„Ich hoffe, Sie haben einen guten Tänzer ge⸗ habt“, ſprach ſie zu Dela.„Eben hatte ich eine intereſſante Begegnung. Ich ſprach mit einem Herrn, der einmal bei einem Quadrillereiten mein Partner war— und da ſtellte ſich heraus, daß auch Sie in ähnlicher Weiſe mit ihm be⸗ kannt wurden. Vehlow iſt ein ausgezeichneter Reiter und nebenbei aus beſter Bürgerfamilie. Man braucht ſich des Umgangs mit ihm nicht zu ſchämen. Sehen Sie meine Mah⸗ nung 1285 ſchon gefruchtet. Er ſteht auf dem Sprunge, Sie u holen.“ 8 5 5 5 9 05 näherte ſich Vehlow, kaum daß die Takte eines neuen Walzers aufklangen. „Ich bin kein gewandter Tänzer, gnädiges Fräulein“, bat er um Nachſicht bereits während der erſten Schritte. Dela antwortete nur durch ein liebliches Lächeln und einen Fortſetzung der Flottenkonferenz Keine roſigen Ausſichten. London, 7. Januar. Die Londoner Flottenkonferenz hat nach der Vertagung über Weihnachten und Neujahr am Montag ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Der Konferenz haben bisher zwei Pläne vorgelegen. Der japaniſche Vorſchlag, der Mitte v. Mts. zuerſt be⸗ handelt worden iſt, ſieht eine gemeinſame obere Flotten⸗ rüſtungsgrenze vor, innerhalb deren die am Vertrag zu beteiligenden Staaten nach Maßgabe ihrer beſonderen Be⸗ dürfniſſe bauen dürfen. Die Vertreter der beiden angel⸗ ſächſiſchen Mächte ſehen in dieſem Vorſchlag zum minde⸗ ſten grundſätzlich eine Forderung der Japaner auf Flottengleichheit. Der zweite Vorſchlag iſt kurz vor der Vertagung von der britiſchen Abordnung vorgebracht worden. Er er⸗ kennt das gemeinſame Recht der Vertragsſtaaten auf eine Sicherheit an, die ſich auf die MWindeſtbedürfniſſe der einzelnen Mächte ſtützt und ſchlägt vor, daß jeder Un⸗ terzeichnerſtaat für eine Reihe von Jahren im voraus ſeine Neubaupläne ſowohl hinſichtlich der Geſamttonnage ats auch der verſchiedenen Schiffsklaſſen bekanntgeben ſoll. Angeſichts der ſchwerwiegenden Meinungsverſchieden⸗ heiten in grundlegenden polikiſchen Fragen werden die Ausſichten der Konferenz in Londan Leineswegs als roſig angeſehen. 5 Kurzmeldungen Metzgerläden wegen Preiswuchers geſchloſſen. Die Regierungspreſſeſtelle Düſſeldorf teilt mit:„Der Regierungspräſident hat verſchiedene Metzgerejen in Düſ⸗ ſeldorf wegen der durch das Preisgebaren ihrer Inhaber bewieſenen Unzuverläſſigkeit vorübergehend polizeilich ſchließen laſſen. Die Beweismittel wurden durch Haus⸗ frauen beſchafft, welche im Auftrage der Preisüberwa⸗ chungsſtelle Fleiſch⸗ und Fetteinkäufe tätigten, Derartige Einkäufe werden weiter fortgeſetzt.“ Zehn Jahre Lufthanſa Glückwunſch des Reichsluftfahrtminiſters. Berlin, 6. Jan. Der Reichsminiſter der Luftfahrt, Ge⸗ neral der Flieger, Göring, hat der Deutſchen Lufthanſa zu ihrem zehnjährigen Jubiläum folgendes Glückwunſchtele⸗ gramm geſandt: „Am Tag ihres zehnjährigen Beſtehens gedenke ich der Deutſchen Lufthanſa mit beſonderer Herzlichkeit. Sie war in den Jahren des Niedergangs Träger beſten Fliegergeiſtes und wahrer Kameradſchaft. Durch zielbewußte Arbeit wurde die Lufthanſa zum Kernſtück unſerer neugeſchaffenen deuk⸗ ſchen Luftfahrt. Für die großen Aufgaben, die die Handels⸗ luftfahrt auch weiterhin im Dienſt von Volk und Staat zu erfüllen hat, wünſche ich der Deutſchen vollen Erfola.“ Lufthanſa Rettungstat eines deutſchen Dampfers. Hamburg, 7. Januar. Der Dampfer„Caſtellon“ der Hamburger Reederei Robert M. Sloman jr. vollbrachte in den ſpaniſchen Gewäſſern eine hervorragende Rettungs⸗ tat. Er rettete, wie die Reederei mitteilt, bei Finiſterre zehn Mann des ſinkenden ſpaniſchen Dampfers„Biscaya 5 Wahrſcheinlich handelt es ſich bei den Geretteten um die ge⸗ ſamte Beſatzung des Dampfers. Der Sloman⸗Dampfer befindet ſich auf der Heimreiſe von Spanien. Vom Führer begnadigt Berlin, 6. Januar. Das Schwurgericht in Tilſit hat am 7. Juni 1935 die 47jährige Florentine Habe⸗ dank aus Rucken wegen Mordes zum Tode verurteilt. Sie hatte am 11. September 1932 aus Eiferſucht und Er⸗ bitterung über grauſame Mißhandlungen ihren Ehemann Fritz Habedank erſchoſſen. Der Führer und Reichskanzler hat im Gnadenweg die Todesſtrafe in lebenslange Zucht⸗ hausſtrafe umgewandelt. ihr— das Wie war nebenſächlich. Redliche Augen hat er, dachte ſie, und ein gutes Geſicht, wenn er auch kein ſchöner Mann iſt, für einen Berufsreiter ſogar zu groß und zu ſchwer. Dann gab ſie ſich dem Genuſſe hin, wie er ſie mit zielſicheren Bewegungen, den rechten Arm feſt um ihre Mitte gelegt, durch die drängenden Paare auf der übervollen Tanzfläche hindurch ſteuerte, ſorgſam vorbeugend, daß ſie nicht geſtoßen wurde. Plötzlich flammten zwei ſchwarze Augen in Delas Blick, als hätten ſie abſichtlich dieſes Ziel geſucht. So ſtechend war dies dreiſte Anſtarren, daß das junge Mädchen den Kopf abwenden mußte. Dennoch gewahrte Adele, wie die von Kommerzienrat Leuenberg geführte Dame die Hand hob und Vehlows Schulter leicht anpuffte. „Tag, Egolf“, ſcholl ihre Stimme ſchrill und hoch.„Be⸗ gegnungen laſſen ſich nun mal nicht vermeiden. Hoffentlich amüſierſt du dich trotzdem.“ Und mit einem Blick in das Geſicht der vollkommen verblüfften Dela fügte ſie hinzu: „Niedlich— in bißchen zu jung— ſonſt kann man ſchon gratulieren.“ Während er Dela zum Tiſch zurück geleitete, ſagte er mit ſonderbar bebender Stimme:„Gnädiges Fräulein, ich bitte tauſend“ Verzeihung, wenn die ein wenig freie Be⸗ grüßung der Dame vorhin Sie unangenehm berühren mußte. Sie war leider unvermeidlich, denn ich ſah die Dame wirk⸗ lich erſt in dem Augenblick, als ſie mich anredete. Sonſt hätte ich dem aus dem Wege zu gehen gewußt.“ Er machte einen ſo erregten und verzweifelten Eindruck, daß er ihr leid tat. i „Ich habe nichts zu verzeihen“, verſicherte ſie mit einem Aufblick zu ſeinen 1 J Augen, indem ſie tröſtend die Hand auf ſeinen Arm legte. „Sie ſind ſo— ſo— gütig“, murmelte er und berührte ſacht ihre Finger: doch gleich darauf, wie erſchreckend über eine Ungehörigkeit, zog er ſeine Hand zurück.„Wenn ich Vehlow hatte ſich nur eine Sekunde nach der Sprecherin hinter ſeinem Rücken umgeſehen. Er erwiderte mit keiner Silbe auf die Vertraulichkeiten. Ein heimliches, ſtaunendes Aufſchauen zu ſeinem Geſicht belegte Dela, daß ſeine Züge ſich bis zur Leichenoläſte verfärbt hatten. Er tanzte trotz⸗ dem gewiſſenhaft unte es aber ſo einzurichten, daß er und Dela ſtets der Künſtlerin und dem Kommerzienrat fern blieben. Es kam wie ein befreites Aufſeufzen von ſeinen flüchtigen Blick innerlichen Zufriedenſeins. Er tanzte mit Lippen, als die Muſik endlich ſchwieg. Rückgabe einer deutſchen Fahne London, 6. Jan. Beim deutſch⸗engliſch⸗franzöſiſchen Frontkämpfertreffen in Swanſea iſt den deutſchen Beſuchern eine deutſche Fahne überreicht worden, die im Weltkriege von den Engländern erbeutet worden war und die bereits den Feldzug von 1870 mitgemacht haben ſoll. Die Fahne war nach dem Weltkrieg der Britiſh Legion von einem Wali⸗ ſer Offizier der Shropſhire Infanteriebrigade übergeben worden. Das Hochwaſſer in Frankreich Es nimmt immer ernſtere Ausmaße an. Paris, 6. Januar. Die Ueberſchwemmungen nehmen in ganz Frankreich von Tag zu Tag ernſtere Ausmaße an. Aus allen Pro- vinzen werden ungeheure Sachſchäden gemeldet, und es beſteht vorläufig noch keine Ausſicht, daß die Waſſermaſ⸗ ſen zurückgehen. In Chateaubourg in der Nähe von Rennes wurde ein kleines Mädchen von den Fluten fortgeſchwemmt und ertrank. Ueberall iſt zahlreiches Vieh umgekommen. In verſchiedenen Gegenden ſteht das Waſſer bis zum er⸗ ſten Stockwerk der Häuſer. Viele Dörfer ragen wie einſame Inſeln aus den Fluten hervor und ſind von der Außenwelt vollkommen abgeſchnitten. Beſonders gefährlich iſt die Lage in Oſt⸗ und Süd⸗ oſtfrankreich. Der Waſſerſtand der Loire hat bei Nantes 8,5 Meter überſchritten. Sämtliche Fabriken der Umgebung werden ihre Tore ſchließen müſſen. In der Gegend von Rochefort⸗ſur⸗Mer haben die Staudämme dem Druck des Waſſers nachgegeben, ſo daß weite Strecken überſchwemt ſind. Die Bewohner zahlreicher Ortſchaften mußten miklen in der Nacht aus den Wohnungen fliehen und konnken nur mit Mühe und Not das nackte Leben retten. Seit 1910 har man ein derartiges Unglück nicht mehr erlebt. Der Sachſchaden geht in die Millionen. Auch aus der Normandie lauten die Berichte ſehr troſtlos. In der Gegend von Orbee mußten ſämtliche Fabriken wegen Ueberſchwemmung der Kraft⸗ und Licht⸗ zentralen ihren Betrieb ſtillegen. Bei Pontaudemer ſind ſämtliche Zufahrtſtraßen überſchwemmt. Der Fluß Risle, der ein unwichtiger kleiner Waſſerarm iſt, hat ſich in einen reißenden Strom verwandelt, der Hunderte von Wein⸗ tonnen und totes Vieh ins Meer wälzt. Aus Lyon lauten die Nachrichten etwas zuverſicht⸗ licher. Die Rhone hat ihren Höchſtſtand erreicht und iſt im Sinken begriffen. Die Seine ſteigt dagegen immer weiter und Paris iſt bereits im Alarmzuſtand. Varſchau. Unter Hinweis auf die Moskauer Abſicht, den Streit mit Uruguay vor den Völkerbund zu bringen, betont„Expreß Poranny“, daß die Frage der Aufrecht⸗ 9 1 Beziehungen eine Frage der Sou⸗ deränität jedes einzelnen Staats ſei und nicht dem Spru des Völkerbunds unterliege. 5 3 Warſchau. In Wilna fand eine große Kundgebung der polniſchen Frontkämpferverbände und 101 5 e tionen gegen die Uebergriffe der Litauer gegenüber der polniſchen Minderheit in Litauen ſtatt. London. Der Leiter der evangeliſchen Freikirchen Englands teilte mit, daß die römiſch⸗katholiſche Nice ic geweigert habe, an dem Friedensaufruf der proteſtantiſchen Erzbiſchöfe teilzunehmen. Der Papfſt habe abgelehnt und erklärt, daß er ſeine Stellungnahme bereits genügend klar⸗ gelegt habe. 5 Gowjetpropaganda in Oſtaſien Zwölf Rundfunkſender an der mandſchuriſchen Grenze. Tokio, 6. Januar. Nach hier vorliegenden meldungen hat die Sowjetunion an der nördlichen und öſtlichen Grenze Mandſchukuos zwölf Rundfunkſender eingerichtet, die planmäßig bolſche⸗ wiſtiſche Propaganda in chineſiſcher, ſapaniſcher und man⸗ dſchuriſcher Sprache betreiben. Auch in Nordching iſt eine verſtärkte Propaganda der Sowjets feſtzuſtellen, die geför⸗ dert wird aus den Mikteln einer neugebildeten Sowſek⸗ finanzaeſellſchaft in Tienkſin. Sie aber nun um keinen Tanz mehr bitte, ſo iſt das nur eine Rückſichtnahme. Ich möchte nicht, daß dieſe Frau in Ihrem Beiſein abermals das Wort an mich richtet. Bitte, halten Sie mich nicht für feige, aber ich habe leider keine Macht, der Dame das Anſprechen zu verbieten.“ „Es macht nichts, wirklich nicht“, gab ſie ihm mit ſüßem Tröſten zurück.„Ich hätte ohnedies gleich gehen müſſen, denn mein Vater liebt die Pünktlichkeit Er will um elf Uhr am Hotel ſein, mich heimzuholen. Sagen wir einander alſo gleich gute. Er wußte nicht, wie feſt er die kleine kühle Mädchenhand drückte, als er ſich verabſchiedete und ſeinen Gruß hinzu⸗ fügte:„Und denken die nicht über dieſen unſchönen Ab⸗ ſchluß des Abends nach. Man büßt oft bitter für einen Irr⸗ tum. Vielleicht finde ich den Mut zu einer Erklärung, wenn wir morgen Nachmittag zuſammen reiten Sie kommen doch?“ „Ganz beſtimmt“, verſprach Dela.„Allerdings nur unter der Bedingung, daß Sie mir keinerlei Erklärungen zu geben ſuchen für den Vorfall, der mich zwar überraſchte, doch nicht im mindeſten aus dem Gleichgewicht brachte.“ So ſchieden ſie als gute Freunde. Mittlerweile war auch Leuenberg mit ſeiner Gefährtin an ſein Tiſchchen zurückgelangt. Die Chapiro ſtürzte ein Glas Sekt in die Kehle. „Sie tanzen zum Erbarmen, Verehrteſter“, zankte ſie. „So gut wie ich kann“, meinte der Kommerzienrat achſel⸗ zuckend„Es lag an Ihnen ſelbſt, meine Gnädigſte. Was gucken Sie ſich immerzu nach anderen Menſchen um? Da⸗ durch bin ich aus dem Takt gekommen. Und— ſoll mir das ſympathiſch ſein, wenn Sie einen Bekannten von mir in den Rücken vuffen und ihn duzen.“ Maud Chapiro lachte in ihrer ungenierten Art meinte:„Soll ich vielleicht Sie ſagen zu meinem Mann?“ „Zu wem?“ dehnte Leuenberg mit weit aufgeriſſenen Augen. 8 „Zu meinem Mann“, wiederholte die Tänzerin lauter. „Sie ſind Frau Vehlow?“ vergewiſſerte er ſich entgeiſtert. „Ich dachte, das wüßten Sie.“ 0 „Keine Ahnung“, verſicherte der Kommerzienrat. b ſtehe zwar zu Herrn Vehlow in geſchäftlichen Beziehungen, aber ich hätte mir nicht träumen laſſen, in der Künſtlerin Chapiro die Frau meines Geſchäftsfreundes zu inden Die Chapiro ſeufzte und berichtete:„Mein Herr Gemahl hat für meine Kunſt keinen Sinn, geſchweige denn Geld dafür übrig. Und außerdem— wir haben uns entzweit leben getrennt.“ und e Komödienſchreiber, von dem Studenten Karl Aus dem bhadlscllen laud () Viehzucht in Baden. Die bisher in Baden be⸗ ſtehenden Fleckviehzuchtgenoſſenſchaften und Wälderzuchtge⸗ knoſſenſchaften wurden jetzt zum Landesverband badiſcher Rin⸗ derzüchter zuſammengeſchloſſen. UI Heidelberg.(Mangelhafte Fahrzeugbeherr⸗ ſchung verurſacht tödlichen Ausgang.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich der 22jährige B. Blumhofer aus Forſt bei Bruchſal wegen fahrläſſiger Tötung zu verant⸗ Worten, weil er am 2. Juni 1935 bei der Abfahrt vom Ehrenfriedhof einen 45jährigen Mann anfuhr und ſo ſchwer verletzte, daß dieſer nach drei Tagen im Krankenhaus ſtarb. Bei der Abfahrt hatte dem Angeklagten zuerſt die Fuß⸗ bremſe des Autos verſagt und nach kurzer Zeit auch die Handbremſe, ſo daß der Wagen„in Schuß“ kam. In einer Kurve hatte er dann den tödlich Verunglückten erfaßt. Nach dem Gutachten des Sachverſtändigen trifft den Angeklagten eine Schuld an dem Unfall, weil er nach Verſagen der einen Bremſe nicht auf den kleineren Gaug umſchaltete. Während des Unfalles war die Handlungsweiſe des Angeklagten völlig einwandfrei. Das Gericht ſtützte ſich auf das Sachverſtän⸗ digengutachten und verurteilte den Angeklagten zu zweieic⸗ halb Monaten Gefängnis, die in 400 Mark Geldſtrafe um⸗ gewandelt wurden. Schwetzingen.(Vie Frau niedergeſtochen.) Der von ſeiner Frau geſchie dene Erich Peterk hat ſeine am Schloßplatz wohnende frühere Frau zufgeſucht und ihr, als ſie die Tür öffnete, durch vier gefährliche Meſſerſtiche in Bruſt und Rücken ſchwer verletzt. Auf die Hilferufe eilten Nachbarn herbei und veranlaßten die Ueberführung der Schwerverletzten ins Krankenhaus. Peterk, der ſich ſelbſt meh⸗ rere Stichwunden beibrachte, wurde feſtgenommen. () Bruchſal.(Der 100. Wagen badiſchen Erd⸗ 518.) Von der Bohrgeſellſchaft Itag, die ſeit einem Jahre bei Forſt und Ubſtadt Erdöl in mehreren Bohrtürmen för⸗ dert, wurde in Anweſenheit des Kreisleiters Epp, des Bür⸗ germeiſters Dr. Fees und mehrerer Bürgermeiſter benach⸗ harter Gemeinden der 100. Keſſelwagen Erdöl bahnamtlich abgefertigt. Dieſes Ereignis wurde in einer ſchlichten Feier auf dem Bahnhof der Nebenbahn Ubſtadt⸗Oſt gewürdigt. () Pforzheim.(Tödlicher Verkehrsunfall.) Hier iſt der 21 Jahre alte Mechaniker Hermann Boſſert mit ſeinem Kraftrad in ein Fuhrwerk gefahren. Bei dem An⸗ prall gegen die Deichſel wurde B. anſcheinend die Hals⸗ ſchlagader aufgeriſſen, ſo daß er auf der Stelle verblutete. Man führt das Unglück auf die infolge Regens unſichtige Witterung zurück. () Pforzheim(Die Polizei nimmt einen Ein⸗ brecher feſt.) Mitte November 1935 wurde in einen Lebensmittelladen in der Wertweinſtraße eingebrochen. Ne⸗ ben 23 Mark Bargeld wurden 49 Gasmarken, mehrere Pak⸗ kungen Zigaretten und verſchiedene Tafeln Schokolade ent⸗ wendet. Ferner wurde in der Nacht zum 31. Dezember 1935 in ein Lebensmittelgeſchäft in der Eutingerſtraße eingebrochen. 96 Mark Bargeld, eine Korbflaſche Wermut, eine Flaſche Schaumwein, mehrere Tafeln Schokolade und verſchiedene Packungen Zigaretten wurden in dieſem Falle geſtohlen. Als Täter in beiden Fällen konnte ein 27 Jahre alter ver⸗ heirateter Mann von hier ermittelt und feſtgenommen wer⸗ den. In ſeiner Wohnung wurde ein großer Teil des vom letzten Diebſtahl herrührenden Geldes und Waren, die noch auf weitere Diebſtähle hinweiſen, gefunden. Auch die Ehe⸗ frau des Diebes mußte wegen dringenden Verdachts der Hehlerei feſtgenommen und ins Bezirksgefängnis eingeliefert werden. () Baden⸗Baden.(108000 Fremde in 1935.) Anſere Bäderſtadt hat im Fremdenverkehr des Jahres 1935 die Rekordzahl von 107779 Beſuchern aufzuweiſen. 1934 waren es 96 959 Fremde. Die Zunahme der Beſucherziffer beträgt alſo 10 820 Perſonen oder 11.2 Prozent. Auf das Deutſche Reich entfallen 82 881 Fremde(im Vorjahre 72478), auf das Ausland 24 898(24 481). An der Spitze der aus⸗ ländiſchen Beſucher ſteht Frankreich mit 5110, dann folgen Holland mit 4828, England mit 4271, die Schweiz mit 3343, Nordamerika mit 2169 und Belgien mit 1229 Beſuchern. Die Bedeutung des diesjährigen Fremdenverkehrs tritt umſo mehr in Erſcheinung, wenn man die Ziffern früherer Jahre gegenüberſtellt. 1932 zählte man 58 033 Fremde, 1933: 52 258. Die Zunahme beträgt ſomit 49 746 Aus den Nachbarländern Alzey(Rhh.).(Todesſturz in der Scheune.) Auf dem Weiherhof bei Biebelsheim ereignete ſich dieſer Tage ein tragiſcher Unglücksfall, der ein junges Menſchenleben auslöſchte. Um ein Zwerghuhn, das er von ſeinem Onkel geſchenkt erhalten hatte, einzufangen, beſtieg der 14jährige Schüler Otto Dieffenthäler den Scheunenboden. Im Eifer überſah der Junge das Garbenloch, ſtürzte hindurch und blieb tot auf der Tenne liegen. Der Verunglückte war das einzige Kind ſeiner Eltern. Er beſuchte die Donnersberger Real⸗ anſtalt. Kaiſerslautern.(Minderwertiges Geſindel.) Die 22 bezw. 25 Jahre alten Brüder Friedrich und Auguſt Lorſch aus Kaiſerslautern, die wegen ihrer Exzeſſe ſtadt⸗ bekannt ſind, waren zur Verhütung von Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung nebſt anderen Radauburſchen bis 2. Januar in vorbeugende Polizeihaft genommen worden. Trotzdem haben ſie ſich noch am Tage ihrer Entlaſſung an einem Zechgelage in einer hieſigen Wirtſchaft beteiligt. In deſſen Verlauf kam es zu wüſten Ausſchreitungen von Zech⸗ genoſſen, die daraufhin von der Polizei feſtgenommen und dem Richter wegen Widerſtandes gegen die Staatsgewalt, vorſätzlicher Sachbeſchädigung und Beamtenbeleidigung vor⸗ geführt wurden. Einer der Verhafteten, der 1900 geborene und am Enkenbacherweg wohnhafte Ludwig Volz, ein viel⸗ fach vorbeſtrafter aſozialer Menſch, wird nach der gericht⸗ lichen Aburteilung auf die Dauer von zwei Jahren in ein Arbeitshaus geſchafft werden. Die beiden Brüder Lorſch haben ſich zurzeit durch Flucht der polizeilichen Feſtnahme entzogen. — Ottenhauſen, OA. Neuenbürg.(uuf der Treib⸗ jagd angeſchoſſen.) Bei einer Treibjagd im hieſigen Gemeindewald wurde der Treiber Ernſt Kinzinger ſo un⸗ glücklich von einer Kugel in den Leib getroffen, daß er mit einer nicht ungefährlichen Wunde nach Hauſe gebracht wer⸗ den mußte. Kraſtwagen vom Zuge erfaßt Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Bad Wildungen, 6. Jan. Gegen 19 Uhr wurde am Bahnübergang am Biedenſteg ein Kraftwagen von der Loko⸗ motive eines aus Bad Wildungen ausfahrededen Perſonen⸗ zuges erfaßt und über 100 Meter weit mitgeſchleift. Einer der Inſaſſen wurde aus dem Kraftwagen geſchleudert und war auf der Stelle tot. Eine Frau erlitt ſchwere Verletzun⸗ gen, ein dritter Inſaſſe des Kraftwagens wurde ebenfalls ver⸗ letzt. Der Kraftwagen ſelbſt wurde völlig zertrümmert. Induͤſtrieunternehmen eingeäſchert Unangenehme Folgen für das Weſterwälder Notſtandsgebiet. Büdingen⸗Erbach, 6. Jan. Das ehemalige, den Erben Thielmann in Dietz gehörende Sägewerk Heinrich in Bü⸗ dingen⸗Erbach wurde durch ein Großfeuer, das auf der Weſt⸗ ſeite des umfangreichen Gebäudekomplexes in einem Seiten⸗ raum ausbrach, vollkommen eingeäſchert. Der leichte Morgenwind fachte das nur ſchwelende Feuer zu einem hellauflodernden Flammenmeer an, das das große, jetzt von der Württ. Metallwarenfabrik Albert Lange ge⸗ pachtete Fabrikgebäude, an dem dieſe Firma am 3. Januar die Fabrikation von Beſtecken, Meſſern uſw. aufnehmen wollte, in Aſche legte. Auf das durch den aus Richtung Limburg kommenden Güterzug durch andauerndes Läuten und Pfeifen gegebene erſte Feuerſignal hin eilten die Feuerwehren von Erbach und Büdingen zur Brandſtelle, doch waren die Wehren, denen ſich noch die von Unnau, Altenrod und Enſpel ſowie eine Ab⸗ teilung des Arbeitsdienſtes von Marienberg anſchloſſen, dem entfeſſelten Element gegenüber machtlos, da die enorme Hitze eine Brandbekämpfung aus nächſter Nähe nicht zuließ. Zu⸗ dem ſtellten die großen freiſtehenden Träger und fortwährend explodierende Benzinfäſſer eine andauernde große Gefahr für die Löſchmannſchaften dar. Die geſamte Fabrikeinrichtung, zahlreiche Maſchinen und Werkzeuge ſowie ein wertvoller Naſh⸗Wagen wurden ein Raub der Flammen. Außer dem großen materiellen Verluſt, den das Großfeuer verurſachte, iſt als weitere Folge zu be⸗ klagen, daß ein umfangreicher Induſtriezweig, der im Not⸗ ſtandsgebiet des Weſterwaldes neu eingeführt werden ſollte, vorläufig nicht zur Entfaltung gelangen kann. „Die einſame Tat“ Erſtaufführung im Mannheimer Nationaltheater. Am 23. März 1819 wurde in Mannheim der ruſſiſche Staatsrat Auguſt von Kotzebeu, ein Verächter des Deutſchtums und ein zyniſcher, zu ſeiner Zeit. ud wig Sand aus Wunſiedel, einem idealiſtiſchen deutſchen Jüngling und Burſchenſchafter, erſtochen. Sand richtete dann den Dolch gegen ſich ſelbſt und verletzte ſich ſo ſchwer, daß ſeine Wiederherſtellung über ein Jahr dauerte. Am 20. Mai 1820 wurde er auf der Kuhweide vor dem Heidelberger Tor in Mannheim hingerichtet. Das iſt der geſchichtliche Tatbeſtand. Er vollzog ſich vor dem Hiter⸗ grund beſchämender Zuſtände in Deutſchland: ein klein⸗ liches, in allen Nichtigkeiten des täglichen Lebens voll auf⸗ gehendes, ſelbſtgenügſames, geiſtig anſpruchloſes Bürger⸗ tum, eine Schicht mehr oder weniger charakterloſer Intel⸗ lektuellen, eine Verpönung und Verhöhnung des deutſchen Gedankens, der deutſchen Art, eine ſtrenge polizeiliche Un⸗ terdrückung aller freiheitlichen und gut deutſchen Regun⸗ gen. In jener Zeit waren es die Burſchenſchaften, die ne⸗ ben den Turnern allein für eine Erneuerung des deut⸗ ſchen Volkes kämpften und litten. Ihrem Kampf jedoch fehlte die große Tat, ſie erſchöpften ſich in begeiſterten Worten und verzettelten ſich in kleinen Aktionen, die in der Oeffentlichkeit meiſt für nicht mehr als einen Studen⸗ tenulk gehalten wurden. Nur einer hatte damals den Mut, eine Tat zu vollbringen, von der er geglaubt hatte, ſie würde ein Signal für die Deutſchen und vor allem für Deutſchlands Jugend Karl Ludwig Sand, ein ſtiller, al⸗ lem Lärm abholder Theologe, zunächſt verkannt von ſeinen eigenen Bundesbrüdern, weil er die nutzloſen Demon⸗ ſtrationen nicht mitmachte. Mit unheimlicher Folgerichtig⸗ keit und Entſchloſſenheit hat er jedoch den Gedanken, dem Volke durch die Beſeitigung eines der größten und ein⸗ flußreichſten Schädlinge, Kotzebues, ein Zeichen zu geben, in die Tat umgeſetzt. Es war eine einſame Tat, ſie blieb ohne Widerhall, ſtatt der Begeiſterung und der Er⸗ hebung iſt Mitleid mit Sand die einzige, ſchwächliche Ge⸗ fühlserregung geworden, derer die Deutlchen damals fähig waren. 5 Für die Bühne iſt Sands Tat ein dramatiſcher Stoff erſten Ranges, und man konnte von Sigmund Graff, der ſich in der„Endlofen Straße“ und in der„Heimkehr des Mathias Bruck“ als einen hervorragenden Dramatiker und Dichter erwieſen hat, etwas Großes erwarten. Man wurde etwas enttäuſcht, wenn auch das Stück ſeiner Hal⸗ tung und ſeines Stoffes wegen zu feſſeln vermochte. Aber ſtatt einem ſtraffen, geladenen Drama iſt ein ziemlich lober Bilderbogen daraus geworden, der in 10 Bildern die Entſtehung des Gedankens in Sand und die Entwicklung bis zur Tat und ihrer Sühne ſchildert. Erſt im letzten Bild, das im Mannheimer Zuchthaus am Tage vor der Hinrichtung Sands ſpielt, erkennen wir den ſtarken Kön⸗ ner und Dichter Graff wieder, und man könnte faſt mei⸗ nen, er habe die übrigen neun Bilder nur davor geſetzt, um dieſe Szenen umſo ſtärker wirken zu laſſen. Das Stück wurde bereits im Jahre 1931 geſchrieben; es beweiſt zwar die ſeiner Zeit vorauseilende Erfaſſung eines volks⸗ nahen Stoffes, nötigt aber in Erinnerung an die oben erwähnten Meiſterwerke Graffs zu der Ueberzeugung, daß er auch dieſen Stoff heute anders verarbeiten würde. Mit dieſen Feſtſtellungen ſoll nun aber keineswegs geſagt ſein, daß„Die einſame Tat“ ein Fehlgriff wäre. Dazu hat das Stück denn doch zu hohes Niveau und zu viele feine, dich⸗ teriſche Einzelheiten. Wenn irgendwo, dann iſt natürlich Mannheim die Stadt, in der es aufgeführt zu werden ver⸗ dient, ſpielt es doch zur Hälfte hier. Die Aufführung ſelbſt ließ unter der Regie des Inten⸗ danten Brandenburg kaum etwas zu wünſchen üb⸗ rig. In Schmiedel als Sand und Birgel als Kotze⸗ bue ſtanden ſich die beiden Hauptperſonen gegenüber Schmiedel vielleicht doch etwas zu weichlich— einen Menſchen, der dieſe Tat mit ſolcher Entſchloſſenheit voll⸗ bringt, ſtellt man ſich trotz ruhiger Weſensart doch etwas anders vor— Birgel mit der ihm gerade für ſolche Rollen gegebenen beſonderen Eignung, ein Kotzebue, wie man ihn glaubhafter überhaupt nicht geben kann. Finohr und Linder als Führer der Jenenſer Burſchenſchaft mach⸗ ten aus dieſen ziemlich farbloſen Rollen etwas, Heini Handſchuhmacher lernten wir von einer neuen, ſehr ſympathiſchen Seite kennen. Klaus W. Krauſe als Scharfrichter Wittm ann bot eine kurze, aber ſehr eindring⸗ liche Leiſtung. Alle übrigen Mitwirkenden fügten ſich vor⸗ trefflich in das Ganze ein.(Nebenbei bemerkt: Der Schrei⸗ ber Fritz Walters war ein kleines Kabinettſtückchen). Man darf dem Stück, das ſeden Deutſchen ergreift und zum Nachdenken zwingt, viele Aufführungen wünſchen. Sonnenaufg. 8.09 Lolłale uud oscliau Bauernſpruch im Januar Für den Januar hat ſich der Volksmund viele Wetter⸗ ſprüchlein zurechtgelegt, denen ſamt und ſonders zu entnehmen iſt, daß der Bauer den Januar ſchneereich haben will. Er ſoll ein richtiger ſtrenger Wintermonat ſein. Die bekannteſten der Bauernregeln für Januar ſind folgende: Januar warm, daß Gott erbarm'.— Iſt der Januar hell und weiß, wird der Sommer ſicher heiß.— Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken.— Nebel im Ja⸗ nuar macht ein naſſes Frühfahr.— Januar muß vor Kälte knacken, wenn die Ernte ſoll gut ſacken.— Januar Schnee zu Hauf', Bauer halt den Sack auf.— Iſt der Januar naß, bleibt leer das Faß.— Eiszapfen im Januar groß und dicht, dies eine gute Ernte verſpricht.— Knarrt im Januar unterm Fuß der Schnee, beſcherts dem Bauern Korn und Klee.— Wenn im Januar der Winter nicht kommen will, dann kommt er im März oder im April.— Wächſt das Korn im Januar, wird es auf dem Markte rar.— Im 9 5 recht hohen Schnee, heißt für den Sommer hohen ee. Nicht gerne ſieht es der Bauer, wenn im Januar Regen fällt. Der ſchwäbiſch⸗fränkiſche Volksmund ſagt darum: Ein naſſer Januar, ein ſchlechtes Jahr.— Wenn naß der Ja⸗ nuar, verdirbt er wohl das ganze Jahr.— Januar Regen gibt ein Jahr ohne Segen.— Mehr Regen als Schnee im Januar, ſpürt Berg und Tal das ganze Jahr.— Jänner⸗ Tropfen tun den Heuſtock zopfen.— So viel Regentropfen im Januar, ſoviel Eiszapfert im Mai. e ö Eine erſchreckende Jahresbilanz 30 Tote und 834 Verletzte. Mannheim, 4. Jan. Es handelt ſich hier nicht etwa um einen Heeresbericht oder eine Naturkataſtrophe, ſondern um die traurigen Folgen der 1514 Verkehrsunfälle, die ſich im Jahre 1935 in der Stadt Mannheim ereigneten. Unter den Toten befanden ſich 26 Erwachſene und 4 Kinder. Von den Verletzten ſind zwar viele ohne größere Geſundheitsſchädigungen davongekommen, doch iſt die Zahl derjenigen, die längere Zeit, wenn nicht gar ihr ganzes Leben an den Folgen zu leiden haben werden, ganz be⸗ deutend. Daß auch der Sachſchaden Hunderttauſende beträgt, geht daraus hervor, daß 1015 Kraftfahrzeuge, 343 Fahr⸗ räder, 58 Straßenbahnwagen und 23 Fuhrwerke beſchäodigt wurden. Wenn feſtgeſtellt wurde, daß 32 dieſer Verkehrs⸗ unfälle auf Trunkenheit zurückzuführen ſind, ſo iſt damit noch lange nicht geſagt, daß kein weiterer Fahrer unter Alkoholeinwirkung geſtanden hat. Zur Frage der Urſache der großen Zahl der Verkehrs⸗ unfälle ſei ganz allgemein geſagt, daß ſich die allermeiſten bei einiger Vorſicht hätten vermeiden laſſen. Rücksichtnahme auf Leben und Geſundheit ſeiner Mitmenſchen ſollte man eigentlich von jedem Straßenbenützer erwarten können. Hier⸗ zu gehört auch das überall wahrnehmbare zu ſchnelle Fahren innerhalb der geſchloſſenen Ortsteile, ganz beſonders aber die Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften, die nunmehr jeder Fahrer und Fußgänger kennen dürfte. An die geſamte Mannheimer Einwohnerſchaft ergeht die dringende Bitte, im neuen Jahr eine beſſere Verkehrs⸗ disziplin zu zeigen, damit Mannheim nicht immer an der Spitze der Verkehrsunfälle in Baden ſteht. Auf dieſen Re⸗ kord wollen wir gerne verzichten. — Parkplätze für Fahrräder. Der Deutſche Gemeinde⸗ tag hat in einem Rundſchreiben ſeine Mitglieder aufgefor⸗ dert, in vermehrtem Umfange für Anterſtellmöglichkeiten von Fahrrädern zu ſorgen. Er iſt damit einer Bitte des Deutſchen Radfahrerverbandes nachgekommen, der auf den Mangel an Parkplätzen und Fahrradunterſtänden an Stra⸗ ßenkreuzungen und Plätzen, öffentlichen Gebäuden uſw. hinge⸗ wieſen hat. Die geringen geldlichen Aufwendungen würden durch eine merkbare Entlaſtung des Straßenverkehrs vom Radfahrerverkehr wieder ausgeglichen. Gleichzeitig werde auch dem Fahrraddiebſtahl dadurch weitgehend vorgebeugt— Heeres. und Quartierverpflegung. Auf Grund der neuen Beköſtigungsgeldbeträge nach der letzten Vergebung der Lebensmittel für die Wehrmachtsküchen tritt, wie der Reichskriegsminiſter in einem Erlaß mitteilt, vom 1. Januar ab eine leichte Erhöhung ſowohl des Reichsbeſoldungsab⸗ zuges für die Heeresverpflegung als auch der Vergütung für die auf Grund des Naturalleiſtungsgeſetzes angeforderte Quartierverpflegung ein. Der Beſoldungsabzug für die Hee⸗ resverpflegung beträgt künftig 1,25 Mark für den Tag, die Vergütung für Quarkierverpflegung 1,40 Mark. — Die Zimmerküftung im Winter. Wie ſoll man die Zimmer lüften, um den ſchlechten Geruch, beſonders nach Mahlzeiten, aus dem Zimmer zu entfernen, ohne die Räume im Winter allzuſehr abzukühlen? Dazu iſt zu ſagen, daß es völlig verkehrt iſt, die Fenſter allzu lange zu öffnen, um die gute Luft hereinzulaſſen. Die Verdrängung der verbrauchten Luft durch friſche Luft dauert ſehr lange, die Wände werden kalt und ein großer Teil der Ofenwärme wird nutzlos verbraucht. Die beſte Lüftung iſt die Zugluft. Man öffnet die Fenſter und Türen Dadurch entſteht eine ſchnelle Bewegung der Luft, die in zwei bis drei Minuten das Zimmer von der alten Luft ſäubert. Man fürchte nicht, ſich durch den Luftzug zu erkälten, da ein kurzer Aufenthalt in bewegter Luft ebenſowenig ſchadet wie ein Spaziergang bei windigem Wetter. Aehnlich iſt es wenn man die Luft vom Eſſensgeruch befreien will. Eine kurze Erzeugung von Zugluft genügt, um alle Dünſte aus dem Zimmer zu ver⸗ treiben. 5 1 SGedenktage — 5 7. Januar 4* a 1308 Bund der drei Schweizer Urkantone: Uri, Schwyz und Unterwalden. 5 1529 Der Erzbildner Peter Viſcher in Nürnberg geſtorben. 1831 Reichspoſtminiſter Heinrich von Stephan. Gründer des Weltpoſtvereins, in Stolp in Pommern geboren. ä 1845 Der ehemalige König Ludwig III. von Bayern in München geboren. 1„„ 1881 Der e Kurt Hielſcher in Striegau (Schleſien) geboren., Mondaufg. 14.0 Neues aus aller Welt Ab Von ſchwerem Verdacht befreit. Die im Sommer vergangenen Jahres wegen Mordverdachtes in Sandizell (Bayern) verhafteten Adam Wiedenhöfer aus Klingsmoos, Johann Schmiedl und Anna May aus Forſtpriel ſind nun wieder auf freien Fuß geſetzt worden. Sie ſtanden im Ver⸗ dacht, vor fünf Jahren den Wagner May von Klingsmoß, den Mann der verhafteten Anna May, gewaltſam beſeitigt zu haben. Der Wagner May war ſeinerzeit eines Mor⸗ gens in einem Moosgraben neben einer Brücke ertrunken aufgefunden worden. a Von einem Laſtauto erdrückt. Der 60 Jahre alte Kraftwagenbeſitzer Hof aus Bieber bei Gelnhauſen geriet in Alzenau(Mainfranken) auf einem Holzſtapelplatz zwi⸗ ſchen einen Laſtwagen und eine Holzwand und wurde dabei ſo ſchwer verletzt, daß der Tod alsbald eintrat. Der Laſtwagen war von dem Sohn des Verunglückten geſteu⸗ ert worden. a Gegen ein Seil gefahren. Auf der Bahnhofsbrücke in dem Kreisort Seifen(Weſterwald) hatten Arbeiter wegen Ausbeſſerungsarbeiten die Durchfahrt mit einem Seil ge⸗ ſperrt und die Sperrung vorſchriftsmäßig geſichert. Trotzdem wurde die Brücke vom Lenker eines Motorrades befahren. Er ſtieß gegen das Seil und ſtürzte, ohne dabei ſchwere Ver⸗ letzungen zu erleiden. Sein Mitfahrer kam jedoch ſo unglücklich zu Fall, daß er bald darauf ſtarb. Gießen.(Zweijähriges Kind verbrüht.) In einem unbewachten Augenblick verbrühte ſich das zwei Jahre alte Töchterchen des Arbeiters Heidrich mit heißer Suppe. Das Kind zog ſich ſchwere Verbrühungen am Kopf, Hals und an den Armen zu und mußte ſofort in die Chirurgiſche Klinik gebracht werden. Koblenz.(Zwiſchenfall während einer Be⸗ er digung.) Auf dem hieſigen Friedhof ereignete ſich ein Zwiſchenfall. Als ein Sarg auf den Brettern über dem Grabe ſtand, gab plötzlich das Erdreich nach und die vier Leichenträger ſtürzten mitſamt dem Sarg in das Grab. Die Urſache des Unfalles, bei dem niemand verletzt wurde, dürfte darin zu ſuchen ſein, daß ſich durch das Froſtwetter und den darauffolgenden Regen das Erdreich gelockert hatte. Neuwied.(Vom Schiff gefallen und ertrun⸗ ken.) Durch einen Unglücksfall kam ein Schiffer auf einem auf dem Rhein fahrenden Laſtkahn zu Tode. Der Laſtkahn befand ſich in der Höhe von Bad Hönningen, als der Schiffer auf dem vom Regen naſſen Laufbord aus⸗ rutſchte und in den Rhein ſtürzte. Trotz der Hilfeleiſtung seiner Kameraden ertrank der Verunglückte. Heringsſchwärme bei Helgoland Helgoland, 7. Januar. Schon ſeit Jahren waren die Sprotten⸗ und Heringsſchwärme in der Deutſchen Bucht völlig ausgeblieben. Jetzt ſind plötzlich bei Helgoland rie⸗ ſige Heringsſchwärme aufgetreten. Die Finkenwärder Hochſeekutter, die mit dem Heringsfang bei Helgoland be⸗ ſchäftigt ſind, haben bereits reiche Fänge gemacht. Stellenweiſe ſind die Schwärme ſo dicht, daß die Netze ſchon kurz nach dem Auswerfen wieder gefüllt an die Oberfläche treiben. Da die Heringe ſich zum Teil in flachem Waſſer zwiſchen Düne und Klippen aufhalten, geſtaltet ſich der Fang oft recht ſchwierig. Sprottenſchwärme haben ſich auch diesmal in der Deutſchen Bucht nicht gezeigt. Das Wildſchwein auf der Kühlerhaube. Blankenheim(Eifel). Ein nicht gerade alltägliches Erlebnis hatten letzter Tage auf einer Waldſtraße in der Nähe Blankenheims die Inſaſſen eines Düſſeldorfer Kraft⸗ wagens. Eine Wildſau, die ſich gerade auf der Straße be⸗ fand, ſah nicht die Notwendigkeit ein, dem herankommen⸗ den Auto auszuweichen und ſprang ſchließlich— jedenfalls wohl mehr aus Schreck als aus Wut— auf die Kühler⸗ haube des Wagens. Die ſtille Erwartung des überraſchten Fahrers, den Schwarzkittel bei lebendigem Leib ſeine erſte Autofahrt erleben zu laſſen, ſollte ſich allerdings nicht er⸗ füllen, denn das Borſtentier ſtrebte ebenſo ſchleunigſt wie⸗ der von ſeinem Sitz herab wie es heraufgekommen war, um ſodann ſchleunigſt im Walde zu verſchwinden. Die ſchönſte Strecke der Reichsautobahn Der Führer auf dem Abſchnitt München—Noſenheim. München, 7. Januar. Der Führer machte in Begleitung des Generalinſpek⸗ tors für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, die erſte Fahrt über den nunmehr fertiggeſtellten Abſchnitt Roſen⸗ heim München im Zuge der Reichsautobahn München— Landesgrenze. Dieſer Abſchnitt der Reichsautobahn iſt mit dem Uebergang über den Irſchenberg und ſeinem einzigartigen Gebirgsblick, ſowie der in dieſen Tagen fertig gewordenen gewaltigen Mangfallbrücke ein Meiſterwerk deutſcher Baukunſt, wohl der landſchaftlich ſchönſte und ſehenswer⸗ teſte Teil unſerer Reichsaukobahnen. Der Abſchnitt von Holzkirchen bis zur Abzweigung nach Schlierſee wird in den nächſten Tagen für den allgemei⸗ nen Verkehr freigegeben. Leiche im Bücherſchrank i Ein furchtbares Verbrechen aufgedeckt. Berlin, 7. Jan. Der Kriminalpolizei gelang es in Ad⸗ lershof ein furchtberes Verbrechen aufzudecken, das bereits am zweiten Pfingſtfeiertag 1935 begangen worden iſt. Der damals in Adlershof, Glienickerweg 152a, bei einer 48jährigen geſchiedenen Frau Ahl wohnende 40jährige Richard Wegner, der bereits mehrfach vorbeſtraft iſt, hatte ſich in letzter Zeit mehrfach dadurch verdächtig gemacht, daß er Ein⸗ richtungsgegenſtände der Frau Ahl verkaufte. Wegner be⸗ hauptete, er habe von Frau Ahl, die ſich auf Reiſen befände, die Vollmacht erhalten, ihren Hausſtand aufzulöſen. Da der Verdacht gegen Wegner ſich immer mehr verdichtete, daß er die Möbelſtücke ohne Einwilligung der Frau verkauft hat, hat⸗ ten Beamte der Kriminalpolizei am Montag den Auftrag erhalten, in der Wohnung bei Frau Ahl perſönlich Nach⸗ frage zu halten. Die Beamten begaben ſich in Begleitung von Wegner, der inzwiſchen eine andere Unterkunft bezogen hatte, in die Wohnung und ſtellten dort feſt, daß ſämtliche Räume völlig leer waren bis auf einen Bücherſchrank. Da Wegner ſich weigerte, dieſen verſchloſſenen Schrank zu öffnen, ſagten die Beamten ihm auf den Kopf zu, daß er die Frau ermordet und ihre Leiche in dem Schrank ver⸗ borgen habe. Wegner geſtand den Mord ein. Als die Beamten den Schrank öffneten, machten ſie die ſchaurige Entdeckung, daß, in Lumpen verpackt und mit Chlorkalk beſtreut; die zer⸗ ſtückelten Leichenteile der Frau Ahl in den einzelnen Fächern lagen. Im Laufe der Vernehmung geſtand Wegner, daß er 105 Tat bereits am zweiten Pfingſtfeiertag v. Is. begangen habe. Aeberfall auf Autobuſſe in Mexiko Mexiko-Stadt, 7. Januar. Banditen überfielen zwi⸗ ſchen Guanajuato und Dolores Hidalgo fünf Omnibuſſe. Bei dem Feuer, das die Banditen auf die Wagen abgaben, wurden ein Soldat und ein Ziviliſt getötet. Zwei Frauen wurden verwundet. Die Banditen gaben vor, zwei Abge⸗ ordnete zu ſuchen, die ſich mit dem Plan trügen, eine ſozia⸗ liſtiſche Propagandatätigkeit im Staate Guanajuato en entfalten. Da die Banditen dieſe beiden Abgeozdneten,! ſie in den Omnibuſſen als Fahrgäſte vermuteten, nich. vorfanden, ließen ſie die Ueberfallenen wieder frei. Kommuniſtiſche„Andacht“ in einer Kirche! Ein ſonderbares Ereignis wird aus Sheffield berichtet. In einer Kapelle der Kirche von England fand eine Be⸗ gräbnisfeier für ein 13jähriges Mädchen ſtatt, das der kommuniſtiſchen Jugendorganiſation angehört hatte. Plötz⸗ lich drang ein Kommuniſtenführer mit mehreren Anhän⸗ gern, die kommuniſtiſche Fahnen und Parteiabzeichen tru⸗ gen, in die Kirche ein und erklärte, daß er einen„kommu⸗ niſtiſchen Gottesdienſt“ halten wolle. Der Pfarrer rief die Polizei herbei. Nach langen Streitigkeiten zwiſchen dem Pfarrer, der Polizei, dem Kommuniſtenführer und dem Vater des kommuniſtiſchen Mädchens erhielt der Kommu⸗ niſtenführer die Erlaubnis, ſowohl in der Kapelle wie am Grabe des Mädchens eine kommuniſtiſche„Andacht“ zu veranſtalten. Das Bauſparen wird gefördert! „Die Neubildung von Sparkapital iſt unerläßlich und muß mit allen Mitteln gefördert werden.“ Alle ver⸗ antwortlichen Stellen haben dies ſchon oft erklärt. Reichs⸗ bankpräſident Dr. Schacht hat vor kurzem in dieſem Zuſammenhang ſogar geſagt, daß nur wer ſpart und durch ſeine Erſparniſſe zum Aufbau des deutſchen Volkes beiträgt, ein moraliſches Recht darauf hat, an dem wach⸗ ſenden allgemeinen Wohlſtand unſeres Volkes teil⸗ zunehmen. 8 n Eine aus vielen Gründen fördernswerte Sparart iſt das Bauſparen. Ueber 730 Millionen Reichsmark haben die Bauſparkaſſen in der kurzen Zeit ihrer Tätig⸗ keit ſchon der Bauwirtſchaft zugeführt, rund 80000 Bau⸗ ſparerfamilien haben ſie geholfen. Die Bauſparkaſſen haben dimat einen äußerſt be⸗ achtenswerten Beitrag geleiſtet zur Wiederverwurzelung des deutſchen Menſchen mit dem Heimatboden und die Regierung fördert daher auch ihre Arbeit weitgehend, indem ſie bei der Neuregelung des Einkommenſteuer⸗ geſetzes im Herbſt 1934 die Beiträge an Bauſparkaſſen ſteuerlich begünſtigte. Staatsſekretär Reinhardt vom Reichsfinanzminiſterium ſagte hierzu in der„Deutſchen Steuerzeitung“ 1935(S. 631) ausdrücklich:„Der Steuer⸗ pflichtige ſoll angeregt werden, je nach Lage ſeiner Ver⸗ hältniſſe einer Bauſparkaſſe beizutreten und auf dieſe Weiſe um die Vorausſetzungen für die Erſtellung eines, Eigenheims für ſeine Familie beſorgt zu ſein. Wiſſen Sie das? Bei normalem Barometerſtand laſtet in Seehöhe auf jedem Quudratkilometer ein Luftdruck von 1.033 Kilogramm. Im vergangenen Jahr betrug das deutſche Volksein⸗ kommen rund 52.5 Milliarden Mark; das ſind etwa 6 Mil⸗ liarden mehr als 1933. Vor 100 Jahren wurden in Deutſchland im Jahres⸗ durchſchnitt für 16—18 Millionen Mark Bücher umgeſetzt. Heute beträgt der Umſatz rund 500 Millionen Mark. Die erſte Motorradfahrt fand vor 50 Jahren ſtatt; damals fuhr der älteſte Sohn Gottlieb Daimlers auf einem ſolchen Rad, der Erfindung ſeines Vaters. Der Leuchtturm auf der Inſel Pharos in der Bucht von, Alexandria, der vor 2000 Jahren errichtet wurde, ge⸗ hört zu den ſieben Weltwundern; das Licht, das durch rieſige Feuer erzeugt wurde, war 60 Kilometer weit auf See ſichtbar. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater. Dienstag, 7. Januar: Miete E 11, Sondermiete E 6. und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 491 bis 492: Oberon. Romantiſche Dper von C. M. von Weber. Anfang 20, Ende nach 22.30 Uhr. Mittwoch, 8. Januar: Miete M 11: Die einſame Tat. Schauſpiel von Sigmund Graff. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Donnerstag, 9. Januar: Miete D 12, Sondermiete D6 und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 111: Hänſel und Gretel. Muſikmärchen von E. Humperdinck; hierauf: Coppelia. Ballett von Leo Delibes. Anfang 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Dienstag, 7. Januar: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 145 bis 147, 227 bis 232, 301 bis 308, 339 bis 347, 359, 518 bis 523, 528 bis 530, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 1 bis 700: Der Sprung aus dem Alltag. Komödie von Heinrich Zerkaulen. Anfang 20, Ende nach 22 Uhr. Sonntag, 12. Januar: Krach im Hinterhaus. Ko⸗ mödie nach Maximilian Böttcher. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Aus parteiamtlichen Bekanntmachungen entnommen B 20 Uhr Scharabend(Probe für den Eltern⸗ abend. i —... 0 5 0 Danksagung. Magdalene für ihre liebevolle Pflege. — Mannheim-Seckenheim, 6. Januar 1936. — N 2 Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang unseres lieben Entschlafenen sagen wir hiermit unsern innigsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Fichtl für seine tröstenden Worte und der Krankenschwester Familien Müller-Münzer. ————...—., ‚—————— 8———— SBS S ä—— ——ä—— S BBB :.— —B..—— N .—̃— Verſammlungs⸗ Kalender. Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Fuß ballvereinigung. Ab dieſer Woche finden die Trainings⸗ ſtunden wieder wie folgt ſtatt: Dienstags: Schüler⸗ und anſchl. Jugendtraining mit nachfolgender Be⸗ ſprechung. Freitags: Schüler⸗ und anſchl. Senioren⸗ training mit nachfolgender Spielerverſammlung. Sammel, Anzeiger Iur für Mitalieder der Landw. Ein u. Berkanfsgenoſſenſchaf. Beſtellungen auf Thomasmehl und Torf werden im Lager entgegengenommen. 5 N für Bauhandwerker nach vor- 35 unn! geschriebenem städtisch. Muster zu haben in der Neckarbote- Druckerei. * — Abbruchmaterial Todes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel Herr Ernst Grube im Alter von 54 Jahren nach langem, schweren Leiden sanft entschlafen ist. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Eva Grube Wtw. Mannheim-Seckenheim, 7. Januar 1936. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Villingerstraße 13 aus statt. 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Es iſt Pflicht aller Aktiven, dem toten Freund die letzte Ehre zu erweiſen. Mannheim, Mitgründer und Ehrenmitglied E 3, 9. Druck- arbeiten werden schnellstens angefertigt in der Meckarboke-“ noker Der Bereinsführer. Zuſammenkunft um ½3 Uhr im Lohal.