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Jahrgang Rooſevelt als Erzieher Es iſt eine gute alte Sitte und eine ſelbſtverſtändliche Pflicht der internationalen Höflichkeit, Staatsoberhäupter, wie es der Präſident der Vereinigten Staaten einer iſt, nicht zu kritiſieren. Das bedeutet nun aber nicht, daß man zu allem Ja und Amen ſagt, was der Präſident der Ver⸗ einigten Staaten in politiſchen Manifeſtationen von 11 gibt. Rooſevelt kann für ſich kein Unfehlbarkeitsdogma be⸗ anſpruchen, und wenn er im Kapitol zu Waſhington eine politiſche Rede hält, wird es unter Umſtänden zweckmäßig ſein, dazu einige Anmerkungen zu machen. Wir Deutſchen brauchen uns die Jacke gar nicht anzu⸗ ziehen, wenn Rooſevelt als Erzieher und mit erhobenem Zeigefinger von den böſen„Autokraten und autokratiſch regierten Ländern“ geſprochen hat, die angeblich in Europa den Frieden bedrohen. Wir brauchen das um ſo weniger, als gerade unſer Führerſtaat Deutſchland eine Inſel des Friedens iſt und heute gottlob ſtark genug iſt, um die Neutralität praktiſch durchzuführen, von der in den Ver⸗ einigten Staaten neuerdings ſo viel geſprochen wird. Es ſcheint ſo, als ob Präſident Rooſevelt ſeinen guten Ame⸗ rikanern einmal zeigen wollte, wie gut ſie es haben im Ge⸗ genſatz zu jenen Autokraten des Auslandes,„die ihre Völ⸗ ker verſklaven und zum Kriege drängen, die ihren Mitbür⸗ gern die Segnungen wahrer Demokratie vorenthalten und die von einer Miſſion predigen, die ſie in der Welt zu er⸗ füllen hätten!“ Das ſind wörtlich die Ausführungen, die Rooſevelt machte und die zum Nachdenken und zu Anmer⸗ kungen zwingen. 5 5 Noch einmal: Wir fühlen uns wirklich nicht 1 51 5 um ſo weniger, da wir, hier im Gegenſatz zu Rooſevelt, keineswegs die Neigung haben, als Schulmeiſter der Welt aufzutreten. Von uns aus kann jeder in der Welt politiſch nach ſeiner Faſſon ſelig werden. Wenn die Ruſſen ſich bol⸗ ſchewiſtiſch zugrunde richten wollen, ſo iſt das ihre Sache. Wir wehren uns nur dagegen, wenn ſie ihre Heilslehren auch auf deutſches Land übertragen wollten. Nun aber zu den Segnungen der Demokra⸗ tie, von denen Rooſevelt ſpricht: Viele von uns, die heute in den Reihen der Nationalſozialiſten ſtehen, und viele von uns, die, unabhängig von der Partei, ihr Vaterland lieben und es immer lieben werden, haben einſt mit ganzem Her⸗ zen an die Segnungen der Demokratie geglaubt, weil ſie hofften, daß mit Hilfe dieſer 1 Deutſchland ſich wieder aus dem Zuſammenbruch erheben würde. Sie ha⸗ ben den demokratiſchen Gedanken vertreten, nicht um einen Poſten zu erjagen, ſondern aus innerem Idealismus her⸗ aus— und ſie ſind aufs ſchwerſte enttäuſcht worden, am ſchwerſten von den Demokratien ſelbſt. An den Demokra⸗ tien lag es, ein Beiſpiel zu geben. Dieſes Beiſpiel verkör⸗ perte ſich am deutlichſten an einem der Vorgänger Rooſe⸗ velts, dem Präſidenten Wilſon. Hier war der Künder der demokratiſchen Parolen der Bannerträger der Demo⸗ kratie und in Wirklichkeit war hier das Unzulängliche Er⸗ eignis geworden. Niemals ſtanden bei einem Mann Reden und Taten ſo in Widerſpruch wie bei Wilſon. Dieſes eine demokratiſche Beiſpiel hat bei uns zulande viele Tauſende an der Demokratie irre gemacht. Die anderen Demokratien ſtanden dem Beiſpiel des Präſidenten Wilſon nicht nach. War Frankreichs 1 nektionspolitik vereinbar mit dem demokratiſchen Gedanken der Völkerverſtändigung? Waren Clemenceaus Rachegelüſte demokratiſche Prinzipien? Und konnte der De⸗ mokrat vom reinſten Waſſer, Herr David Lloyd George, zulaſſen, daß deutſches Land 15 Jahre von fremden Truppen beſetzt wurde? Lloyd George hat ſeinen Irrtum von damals wenigſtens eingeſehen, und wir hof⸗ fen, daß er aus dieſem Grunde auch darauf verzichtet, von den demokratiſchen Segnungen des Auslandes für Deutſch⸗ land zu ſprechen. Wir haben auch die Hoffnung, daß es in England noch Männer genug gibt, die die Entwicklung rich⸗ tiger beurteilen, als es der Präſident Rooſevelt in Waſhing⸗ ton, fern von Europa, tat. Da iſt zum Beiſpiel der junge engliſche Kriegsminiſter Duff Cooper, der ein ausge⸗ zeichnetes Buch über Talleyrand geſchrieben hat und der in dieſem Buche mehrfach zum Ausdruck bringt, daß es gut wäre, wenn die Englönder ſich nicht immer ſo aufs hohe moraliſche Pferd ſetzen wollten. Die Entwicklungen in Europa in den letzten 50 Jahren ſind nicht ſo einfach ge⸗ weſen, daß man in Waſhington kurzerhand gute oder ſchlechte Zenſuren auszuſtellen berechtigt iſt. Im übrigen hat der Präſident der Vereinigten Staa⸗ ſten noch immer genug Gelegenheit, imeigenen Lande die demokratiſchen Segnungen zu ſtudieren. Er ſelbſt ſagt ja der Dollardiplomatie den Kampf an, einer Diplomatie, die es in einem demokratiſchen Lande doch nicht geben ſollte. Der Präſident der Vereinigten Staaten kennt auch aufs beſte den aus der amerlkaniſchen Demokratie gebore⸗ nen Ausdruck„Racket“ mit dem alle die dunklen Geſchäfte bezeichnet werden die mit der Politik zuſammenhängen. Er kennt die Wahlmethode von Tammany Hall und alles, was damit zuſammenhängt. Wir brauchen aber gar nicht weit nach Beiſpielen zu ſuchen. Warum iſt der amerikani⸗ ſche Nationalheld, Oberſt Lindbergh, ſamt ſeiner Schwie⸗ germutter nach Europa gefahren? Um der demokratiſchen Segnungen in USA willen? Mit Redensarten kann uns das Ausland heute von den demokratiſchen Segnungen nicht mehr überzeugen. Da muß es ſchon Taten ſprechen laſſen. Am Präſidenten Rooſevelt liegt es, ob er die 14 Punkte Wilſons, die immer noch der Erfüllung harren, verwirklichen will. Rooſevelt als ein ſol⸗ 4 F iſt uns lieber als Rooſevelt als Erzieher. Mittwoch, den 8. Januar 1936 Frankreichs Beitrag im Mittelmeet „Aebungsfahrt“ eines mächtigen franzöſiſchen Geſchwaders. Neuer Floktenſtützpunkt in Algier. London, 7. Januar. Der Floktenkorreſpondent des„Daily Telegraph“ mel⸗ det, daß die ſechswöchige Aebungsfahrt eines mächtigen franzöſiſchen Geſchwaders an der Küſte von Marokko der Beitrag Frankreichs zu den Vorſichtsmaßnahmen ſei, die in Zuſammenhang mit der politiſchen Lage im Mittelmeer ergriffen würden. Das zweite franzöſiſche Geſchwader, das am Dienstag von Breſt auslief, werde niemals weit oon Gibraltar entfernt ſein und könne im Ernſtfall das öftliche Mittelmeer in drei bis vier Tagen erreichen. Eine andere bedeutſame, Maßnahme Frankreichs ſei der mit großer Eile in Angriff genommene Bau eines neuen Flottenſtützpunktes in Mers⸗el⸗Kebir bei Oran in Algerien. Dieſer Flottenſtützpunkt habe den Zweck, den Kriegsſchiffen größeren Schutz gegen Luftangriffe zu ge⸗ währen, als es bei dem großen Flottenſtützpunkt in Giſerta in Tunis möglich ſei, der von Südeuropa mit Flugzeugen leicht zu erreichen ſei. Gegen italiniſchen Angriff gewappnet Amerikaniſche Senſalionsmeldungen über die engliſch⸗ franzöſiſche Zuſammenarbeit. Paris, 8. Januar. Das in Paris und Newyork erſcheinende Blatt„New York Herald“ will über das Ergebnis der in Paris geführ⸗ ten Besprechungen der Militärſachverſtändigen Englands und Frankreichs, die bekanntlich von ſtrengſtem Stillſchwei⸗ gen umgeben waren, nähere Mitteilungen machen können. Da der Bericht dieſes amerikaniſchen Blattes von der fran⸗ zöſiſchen und engliſchen Preſſe bereits aufgegriffen wurde und vermutlich bei der bevorſtehenden Auseinanderſetzung in der Oeffentlichkeit eine gewiſſe Rolle ſpielen dürfte, ſei er hier wiedergegeben. Das Blatt behauptet, daß nunmehr ein endgültiger Pian für die Juſammenarbeit der engliſchen und franzö⸗ ſiſchen Streitkräfte zu Lande, zu Waſſer und in der Luft vorliege. Man nehme an, daß Frankreich und England jetzt gegen jeden italieniſchen Angriff gewappnet ſeien, gleichviel ob er im Mittelmeer gegen die britiſche Flokte oder zu Lande gegen Frankreich an der Alpenfronk erfolge. Der Plan ſoll, wie das Blatt meldet, die ſofortige Mo⸗ bilmachung der Streitkräfte zu Lande, zu Waſſer und in der Luft in beiden Ländern und die Benutzung franzöſi⸗ ſcher Lager, Flugplätze, Flottenſtützpunkte, Arſenale und Docks durch die britiſchen Streitkräfte vorſehen. Großbri⸗ tannien würde den Flottenſchutz der franzöſiſchen Küſten und den Luftſchutz einiger franzöſiſcher Induſtriezentren übernehmen, und, wenn nötig, ſogar engliſche motoriſierte Truppen hinter den Stellungen und Feſtungen der fran⸗ zöſiſchen Südoſtgrenze einſetzen. Was England dazu ſagt Reuter berichtet aus Paris, daß in franzöſiſchen amt⸗ lichen Kreiſen die ſenſationellen Berichte amerikaniſcher Zei⸗ tungen über die Ergebniſſe der Beſprechungen zwiſchen dem britiſchen und franzöſiſchen Flotten⸗ und Militärſachver⸗ ſtändigen als„phantaſtiſch“ bezeichnet werden. Dieſe Be⸗ zeichnung werde beſonders auf die Behauptung angewandt daß der in Paris ausgearbeitete Plan für den Fall eines italieniſchen Angriffes die Entſendung britiſcher mechani⸗ ſierter Truppen nach Frankreich vorſehe. Tatſache ſei, daß alle Einzelheiten der Beſprechungen zwiſchen Mitgliedern der franzöſiſchen und britiſchen Stäbe ſtreng geheim gehal⸗ ten worden ſeien. Die in der Preſſe veröffentlichten Berichte ſtellten ein manchmal mehr und manchmal weniger intel⸗ ligentes Rätſelraten dar. Bekannt ſei ſo berichtet Reuter Eine ſehr ſcharfe Ablehnung hat Rooſevelts Kritik an den„diktatoriſchen Regierungen“ in Italien gefunden. Das halbamtliche„Giornale d'Italia“ ſchrelbt, daß ſich Rooſevelt mit ſeinen Ausführungen offenkundig an Italien, Deutſchland und Japan wende. Die italieniſche Antwort darauf ſei klar und gehe dahin, daß Italien die Vermen⸗ gung der angeblichen Autokratie des Faſchismus mit dem Willen zur Friedensbedrohung nicht zulaſſe. Es ſei ſeltſam, daß ein demokratiſches Regime wie das Rooſevelts, das ſich die Haltung eines Apoſtels aller Freiheiten heraus⸗ nehme, anderen Nationen die Anwendung ihrer Freiheiten verweigere. Alle Völker hätten das Recht, die Regierungs⸗ form zu wählen, die ihnen paſſe, und niemand könne ſich in ihre Angelegenheiten einmiſchen. Dieſe Art von Demo⸗ kratie werde zu unduldſamem und ſtreitſüchtigem Sektierer⸗ tum. Noch willkürlicher ſei, wie„Giornale d'Italia“ weiter ausführt, das Urteil Rooſevelts über den nationalen Geiſt Italiens und die Nichtübereinſtimmung zwiſchen Regieren⸗ den und Regierten. Es gehe nicht an, daß ſich Rooſevelt Machtvollkommenheiten zuſchreibe, die ihm nicht zuſtehen. und die in Bezug auf Nordamerika anzuwenden ſich der Faſchismus nicht herausnehmen würde. Das große und reiche Nordamerika brauche nicht mit dem Pfennig zu rech⸗ nen und mache ſich mit der Haltung des Monopoliſten über den Reichtümern der Erde breit. Neben England verfüge Nordamerika über den Löwenanteil dieſer Reichtümer, zu denen die Vereinigten Staaten, wie das Blatt hinzuſetze mit Eroberungskriegen gelangte, bei denen die farbigen Ein⸗ geborenenraſſen ausgerottet wurden. f Nr. 6 * — weiter, daß die bei den Militärbeſprechungen in Paris und bei den Flottenbeſprechungen in London erzielten Ergeb⸗ niſſe von beiden Regierungen als befriedigend angeſehen werden. Ein Geheimdokument Zu dieſem Pariſer Bericht veröffenklicht Reuter einen Londoner Kommentar, in dem es heißt, daß in London na⸗ kürlich nichts über die kechniſchen Vereinbarungen gegenſei⸗ tiger Unterſtützung mitgeteilt werde. Dieſe Vereinbarungen ſtellen ein Geheimdokumenk dar, das zu veröffenklichen nicht im Intereſſe der beiden Länder liege. Amtliche Be⸗ richte, ſo ſchließt Reuter, betonen ſedoch ausdrücklich, daß die Vereinbarungen für eine gegenſekige Unkerſtützung lediglich ad hoc getroffen würden und ſich einzig und allein zauf die gegenwärkige Kriſe beziehen. 8 Oelſperre ab 1. Februar? Der engliſche Generalſtab drängk auf ſchnelle Beendigung des Krieges.— Die Gefahr für das britiſche Kolonialreich. Das„Oeuvre“ befaßt ſich mit der Frage, warum der engliſche Generalſtab unter allen Umſtänden ſo ſchnell wie möglich dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Krieg ein Ende ſetzen wolle. Die Lage habe ſich durch die italieniſchen Luftangriffe auf das Rote Kreuz ſehr erſchwert. Die Leidenſchaft, mit der man dieſe füngſten Ereigniſſe in Genf verfolge, ſei außerordentlich groß. Der Fall Italien ſei moraliſch und ſachlich ſo ſchwierig geworden, daß ſelbſt italienfreundliche Mitglieder der franzöſiſchen Regierung der Ueberzeugung ſeien, daß Italien verloren ſei. Wenn Italien ſich nicht ſelbſt in eine derartige Rolle hineingebracht hätte, ſo hätte ſich ein großer Teil des Kabinetts auf Seiten La⸗ vals geſtellt, um die Anwendung weiterer Sühnemaßnah⸗ men, beſonders aber eine Oelſperre, zu verhindern. In London, wo man damit einverſtanden zu ſein ſchien, daß ſich Italien in Abeſſinien„totlaufe“, habe der Generalſtab jedoch eine entgegengeſetzte Meinung ge⸗ habt, und Eden habe nicht umhin gekonnt, dieſe Anſichten zu berückſichtigen. Ver engliſche Generalſtab wünſche nämlich eine ſofor⸗ tige Beendigung des afrikaniſchen Krieges. Denn falls der Krieg fortgeſetzt werde, würden die Italiener zu offenſicht⸗ lich geſchlagen werden und ein Sieg von Farbigen über Weiße in Afrika würde ein ſchlechtes Beiſpiel zum Schaden der Kolonialmächte darſtellen. England befürchte als Folge einen noch heftigeren Wi⸗ derſtand in Aegypten, neue Forderungen in Paläſtina und ſchließlich größere Auflehnungen in Indien. Ferner wolle der engliſche Generalſtab aus Gründen des europäi⸗ ſchen Gleichgewichts verhindern, daß die italieni⸗ ſche Militärkraft in Europa allzu ſehr geſchwächt werde. Da es ſchließlich England ſein werde, das zugunſten der italieniſchen Wirtſchaft eine Anleihe werde gewähren 9 0 wünſche man nicht, daß dieſe Anleihe zu groß werde. Aus dieſen Gründen ſei der engliſche Generalſtab ent⸗ ſchloſſen, die Sühnemaßnahmen auf das Oel auszudehnen, da dies allein wirkſam ſein werde. In London, Paris und Genf ſei man der Anſicht, daß der Bölkerbundsrat, der am 20. Januar zuſammentritt, die Oelſperre gegen Italien für den 1. Februar anordnen werde. Die Aufklärung der Bombenwürfe Noch kein Bericht Grazianis eingetroffen. Rom, 8. Januar. Der ſchwediſche Geſandte wurde Dienstagmittag von neuem von Staatsſekretär Suvich empfangen. 5 Wie man hört, iſt der vom Oberbefehlshaber der So⸗ malifront, General Graziani, angeforderte Bericht über den Bombenabwurf bei dem ſchwediſchen Feldlazarett noch nicht in Rom eingetroffen, weshalb die letzte Aufklärung des Vorfalles ſich noch verzögert. Manöver an der Alpengrenze Beſichtigungsreife des franzöſiſchen Generaliſſimus, Der franzöſiſche Generaliſſimus, Gamelin, wohnte in Nizza einer Gefechtsübung des 22. Alpenjägerbataillons bei, die in Gegenwart des Befehlshabers des 15. Armee⸗ korps und der Generäle des Feſtungsſektors der Südoſt⸗ grenze ſtattfand. 8 Am Mittwoch wird General Gamelin mit dem Befehls⸗ haber des Armeekorps eine Beſichtigungsreiſe in das fran⸗ zöſiſch⸗ikalieniſche Grenzgebiek unkernehmen. Anſchließend wird er auch die Truppen des Standortes Marſeille be⸗ ſuchen. b Verſchiffung einer Alpendiviſion Während die Verſchiffung der für die Somalifront be⸗ ſtimmten Schwarzhemdendiviſion„Tevere“ nunmehr als beendet angeſehen werden kann, berichten die Zeitungen jetzt über die Ausreiſe der erſten großen Verbände der nach dem Puſtertal benannten Alpendiviſion„Val Puſteria“. Dienstagabend ging bereits der zweite Schub von Neapel mit dem Dampfer„Conte Roſſo“ in See. Der Re⸗ neralſtab der Diviſion verließ mit dem erſten Schub am Montagabend auf dem„Conte Grande“ Neapel. Die aus e e gebildete Diviſion zählt über 12 000 ann. 5 5 Gerüchte über angeblich bevorſtehende Verſchiffungen weiterer Diviſionen und über die Einziehung neuer Trup⸗ e e e er Stelle weder beteten noch be⸗ „„ Finanzen und Wehrmacht Die finanz- und ſteuerpolitiſchen Aufgaben. Berlin, 8. Januar. Der Staatsſekretär des Reichsfinanzminiſteriums, Fritz Reinhardt, gibt in ſeiner„Deutſchen Steuerzeitung“ einen Ueberblick über die finanz⸗ und ſteuerpolitiſchen Auf⸗ gaben der Gegenwart: Verminderung der ſozialen, wirt⸗ ſchaftlichen und finanziellen Not durch Verminderung der Arbeitsloſigkeit, Gewährung von Steuervergünſtigungen, Darlehen und Zuſchüſſen bringe eine Erhöhung der Um⸗ ſätze der Einkommen und des Verbrauchs und demgemäß des Steueraufkommens. Weiter ſei die Anpoſiben., der Steuern an die bevölkerungspolitiſchen Sgand⸗ ſätze des Nationalſozialismus notwendig, ſoweit di n Rahmen der allgemeinen Finanzlage bereits möglich Neben der beſſeren Ausbildung der Beamten käme der Ausbau der Betriebsprüfungen und der ge⸗ ſetzgeberiſchen Maßnahmen zur Sicherung der Steuer⸗ ehrlichkeit und Steuerpünktlichkeit in Frage. Das Aufkommen an Steuern des Reichs ſei im Rechnungsjahr 1934 um rund 1,1 Milliarden Mark grö⸗ ßer geweſen als 1933; es werde 1935 um mindeſtens 252 Milliarden Mark größer werden als im Rechnungsjahr 1934, und es werde im Rechnungsjahr 1936 dasjenige von 1935 erheblich überſteigen. Dazu komm⸗ die Verbeſſerung der Haushalte der Länder und Gemeinden aus eigenen Steuern. Von der Summe der Verbeſſerungen müſſe zu⸗ mächſt die Summe der Fehlbeträge abgezogen werden, mit denen die Haushaltsrechnungen für 1933 abſchloſſen. Der danach verbleibende Betrag ſtehe zur Abdeckung der kurzfriſtigen Vorbelaſtungen und zur Finanzſerung des Ausbaus der deutſchen Wehrmacht zur Verfügung. Jede Maßnahme dieſer Art ſei Mittel im Kampf um die Siche⸗ rung des Lebensrechts der Nation. Denn der Ausbau der Wehrmacht ſei die elemenkarſte Vorausſetzung zur Siche⸗ rung des Hebensrechts, und das Lebensrecht der Nation wieder ſei Borausſeßung für eine gedeihliche Enkwicklung auch der deulſchen Wirlſchaft. Eine„unvorſtellbare Entwicklung“ Ungariſches Urteil über Deutſchlands Auffſtieg. Der bekannte ungariſche Reichstagsabgeordnete Dr. Franz Rajnniß gibt unter dem Titel„Das deutſche Frei⸗ heitsjahr“ im nationalvölkiſchen„Uj Magyarſag“ eine zu⸗ ſammenfaſſende Darſtellung der Entwicklung und der Lei⸗ ſtungen des neuen Deutſchlands im Jahre 1935. Dr. Rajnniß betont zunächſt, das Deutſche Reich erlebe heute ein Zeit⸗ alter der Wunder und einer bisher unvorſtellbaren Entwicklung. Die liberale Gegenpropaganda ſei ſeit dem Siege Hitlers nur ein Ausdruck ohnmächtiger Wut. Das heutige Deutſchland zeige das Ziel eines unaufhaltſamen Aufbaues auf allen Gebieten. Das deutſche Volk ſei ein⸗ heitlicher, die nationale Kräfteentfaltung geſchloſſener denn e zuvor Deutſchland habe weltpolitiſch in dem letzten Jahr in außerordentlichem Maße an Gewicht und Bedeutung zugenommen Gemeinſames Intereſſe der Freunde und der Gegner Deutſchlands ſei es die gegebenen Tatſachen rich⸗ tig zu erkennen Wer nicht ausgeſprochen jfüdiſche Po⸗ lütfk verfolge, habe die Pflicht die Entwicklung des neuen Deutſchſand unvoreingenommen den Tatſachen entſprechend zu beurteilen. Die außenpolitiſchen Erfolge Bei der Darſtellung der außenpolitiſchen Erfolge Deutſchlands im Jahre 1935 weiſt Dr. Rajnniß darauf hin, daß Deutſchland im vergangenen Jahr die politiſche Schlacht des Saargebietes trotz der Gegnerſchaft von Paris und Moskau gewonnen habe. Das gewaltige Ergebnis der Abſtimmung habe eine entſcheidende Wirkung auf die ganze Welt ausgeübt. In dem deutſch⸗engliſchen Flottenabkommen habe ſich der mächtige Unter⸗ zeichnerſtaat des Verſailler Vertrages eindeutig gegen die Unantaſtbarkeit dieſes Vertrages ausgeſprochen. Nur ſchwer könne ſich die Nervoſität der übrigen Siegerſtaaten und der Kleinen Entente über dieſen offenſichtlichen Erfolg der deutſchen Außenpolitik beruhigen. Die deutſch⸗pol⸗ niſche Freundſchaft ſei jetzt zur Tradition geworden. Der Berliner Beſuch des Miniſterpräſidenten Gömbös habe fer⸗ ner die alten guten e Deutſchlands und Un⸗ garns geſtärkt. ie Memeſwahlen ſeien ein gewal⸗ tiger Sieg Deutſchlands geweſen. „Herzensnot.“ Von Robert Fuchs⸗Liska. Oberſt Rademar verließ um drei Uhr mit Adele zuſammen das Haus. Bis zur Mordgrundbrücke gingen ſie mitein⸗ ander. Hier wartete das Mädchen auf die Elektriſche, um nach dem Stall im„Weißen Adler“ hinauf zu fahren, wäh⸗ rend der Oberſt den ſtadtwärts beſtimmten Autobus gerade noch erwiſchte. „Drücke die Daumen, Dela“, rief er, während er einſtieg. „Ich habe einen wichtigen Weg vor.“ 5 Der Autobus brummte von dannen. Dela winkte dem Vater nach. Sie war zufrieden, daß noch keine Straßenbahn in Sicht kam. So konnte ſie, was der Vater nicht zu wiſſen brauchte, die Viertelſtunde bis zum Stall zu Fuß gehen und das Fahrgeld ſparen. Zwanzig Minuten ſpäter ſtieg der alte Herr auf dem Alt⸗ markt aus und betrat auf der rechten Seite des Platzes ein Gebäude. In dem weiten ſtillen Hausflur unterrichtete er ſich durch die Firmentafel, nach welchem Stockwerk er hinauf mußte. Wenig ſpäter ſah Oberſt Rademar ſich einem kleinen Männchen gegenüber, der ſich als Doktor Benthin vorſtellte. „Mein Teilhaber läßt ſich entſchuldigen wegen einer un⸗ aufſchiebbaren Beſprechung“, begann dieſer die Unterredung. „Er hat alles in meine Hände gelegt und es iſt ſo gut, als wäre er dabei geweſen, wenn Sie und ich einig werden. Alſo wir— in dieſem Falle die Firma gemeint— ſind uns im klaren, daß wir Sie anſtellen wollen, Herr Oberſt.“ „Ich bin ſelbſtverſtändlich bereit, die geſtellten Bedin⸗ gungen zu erfüllen“, bekundete der Oberſt.„Ich tu's für mein einziges Kind.“ 5 5 „Ihr Töchterchen— ich verſtehe“, meinte Benthin, den 5 bedrückt und gebeugt ausſehenden alten Soldaten mitleidig betrachtend 0 i „Sie wiſſen...“ fuhr der Oberſt auf. 5 Doktor Benthin ſah plötzlich ſehr verlegen aus, als hätte Der in dieſem Jahr endgültig gewordene Auskrikt Deukſchlands aus dem Völkerbund war, wie Dr. Kajnniß ſchreibt, der genialſte außenpolikiſche Schritt Hitlers. Die für die Dauer des abeſſiniſchen Krieges geſicherte Neutrali⸗ kät bedeute für das Dritte Reich mehr als alle mit diplo⸗ makiſcher Geſchicklichkeit etwa zu erkämpfenden Vorteile im Völkerbundspalaſt. Innerhalb eines kurzen Jahres ſei Deutſchland auf dem Wege der europäiſchen Außenpolitik einen gewaltigen Schritt vorwärts gekommen. Morgan und Amerikas Kriegseintritt Handelsintereſſe, nicht der U⸗Bookkrieg. Der Ausſchuß des Senats zur Rüſtungsunterſuchung iſt wieder zuſammengetreten. In ſeiner Sitzung ſollen. Morgan ſowie ſeine Teilhaber Thomas Lamont und George Whitney über die Rolle der Firma Mor⸗ gan bei dem Eintritt Amerikas in den Weltkrieg Ausſa⸗ gen machen. Der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Senator Nve, hofft auf Grund der zu erwartenden Enthüllungen, den Senat zu noch ſchärferer Neutralitätsgeſetzgebung veran⸗ laſſen zu können. In einer Vorerklärung behauptete Morgan, daß der Unterſeebootskrieg allein Schuld an dem Eintritt Amerikas in den Krieg geweſen ſei. Senator Nye erklärke demgegenüber in einer Rund- funkübertragung vor dem eigenklichen Verhör, wer be haupte, der deutſche Unkerſeebookskrieg und nicht die Han⸗ delsintereſſen hätten letzten Endes Amerikas„aktive eilige Teilnahme“ herbeigeführt, der ſollte lieber Romane ſchrei⸗ ben, denn er verkenne vollkommen die Tatſachen und ſei blind gegenüber dem einwandfreien Boweismakerial. Der Senatsausſchuß hat durch ſeine Beamten die ge⸗ ſamten Archive der Firma Morgan acht Monate hin⸗ durch genau unterſuchen laſſen. Kurzmeldungen 3,5 Milliarden für die Sozialver ſicherung Nach ſtatiſtiſchen Feſtſtellungen betrugen die Ausgaben des deutſchen Volkes für die Sozialverſicherung im Jahre 1934 faſt 3,33 Milliarden Mark. Hiervon wurden in Form von Beiträgen 1,5 Milliarden von den Verſicherten, 1783 Milliarden von den Betriebsführern und 540 Millionen Mark vom Reich aufgebracht. Dieſem Verſicherungsauf⸗ wand ſtanden an Verſicherungsleiſtungen für Krankenhilfe, Sozialrenten uſw. 3,02 Milliarden Mark gegenüber. Dem Vermögen der deutſchen Sozialverſicherung, das Ende 1933 4,8 Millarden Mark betrug, konnten im Berichtsjahr aus Zinſen und ſonſtigen Einnahmen 432 Millionen Mack zugeführt werden. Todesurteile gegen Sübtiroler Bozen, 7. Jan. Der Kaſſationshof in Rom hat die Berufung der vom Bozener Schwurgericht ſeinerzeit we⸗ gen der Ermordung von mehreren italieniſchen Finanzſol⸗ daten auf der Planhütte in den Paſſauer Bergen verurteil⸗ ten Südtiroler abgewieſen, wobei zwei Todesurteile rechts⸗ kräftig geworden ſind. Es wurden damals die beiden Süd⸗ tiroler Johann Gufler und Paul Hofer zum Tode verur⸗ teilt und zwei andere, Gottfried Reich und Rudolf Schwei⸗ gen, zu je acht Jahren ſchweren Kerkers. Wenn nicht im ketzten Augenblick eine Begnadigung eintritt, ſo ſteht die Hinrichtung der beiden Südtiroler unmittelbar bevor. Engliſcher Bürgermeiſter empfängt deutſche Frontkämpfer. Die deutſchen und franzöſiſchen Frontkämpfer, die ſich als Gäſte der Britiſh⸗Legion in Swanſea aufhalten, wurden vom Bürgermeiſter der Stadt in der Guild⸗Hall bewirtet. Der Bürgermeiſter betonte in ſeiner Begrüßungsanſprache U. a., daß Beſucher dieſer Art nützlicher für den Weltfrieden ſeien als manche Völkerbundsverſammlung. Generalmajor von Müller ſprach im Namen der deutſchen Abordnung dem Bür⸗ germeiſter, der Bürgerſchaft und der Britiſh⸗Legion ſeinen Dank aus. Luxuskabinen und dritte Klaſſe. In der braſilianiſchen Preſſe erregt die Tatſache großes Aufſehen, daß der aus Uruguay ausgewieſene Geſandte der Sowjetunion auf der„Maſſilia“ eine Flucht von Luxus⸗ kabinen bewohnt, während er für das Perſonal der Ge⸗ ſandtſchaft größtenteils nur Plätze dritter Klaſſe belegt hat. „Oh“, machte er eilig.„Man hat ſich natürlich über Sie unterrichtet, Herr Oberſt Mein Teilhaber und ich ſchätzen Ihre Mitarbeit für unſere Zwecke auf einen Wert von monatlich dreihundert Mark Anfangsgehalt, bei Erfolgen ſteigend und bei gut einlauſenden Beſtellungen ſich durch Proviſion ganz von ſelbſt fördernd.“ „Dreihundert Mark?“ brachte Oberſt Rademar nach einem geradezu erſchrockenen Staunen endlich hervor. „Iſt's zu wenig?“ fragte Benthin, etwas kühler als noch eben ausſehend. „Zuviel, viel zu viel“, rief der Oberſt.„Das überſteigt ja alle meine Erwartungen. Dreihundert Mark im Monat!“ 5: Der Doktor lächelte verbindlich und verriet:„Es iſt allerdings ein Ausnahmegehalt, Herr Oberſt. Die perſön⸗ lichen Wünſche meines Teilhabers waren entſcheidend. Er iſt— Menſchenfreund.“ „Wie ſchade, daß er nicht zugegen iſt. Sehen Sie, werter Herr Doktor, dies Einkommen bedeutet für mich ein Ver⸗ mögen, frei ſein von den Sorgen, unter denen ich noch am meiſten litt, wenn ich mein Kind anſah. Begreifen Sie nur: als der Zuſammenbruch da war, der Umſturz kam, und als man mich Krüppel, der ich immer noch Heimatdienſt ver⸗ ſehen hatte, heim ſchickte, da ließ ich wie viele andere mich abfinden, um mit der ganzen Geſchichte nichts mehr zu tun zu haben. Die Inflation kam— was ich beſaß, zerſtob wie eine Seifenblaſe.“ Dr. Benthin fiel raſch ein:„Es iſt das alte Lied von Tauſenden, über die dieſe bittere Zeit hinweg ſtampfte, ohne zu fragen: Was warſt du einſt?— Na, Herr Oberſt, wir ſind doch daran, unſer Vaterland neu aufzubauen und da wollen wir alle zuſammenhelfen. Wenn Sie in unſere Dienſte treten, alſo unſer Mitarbeiter werden, ſo haben Sie ja das Dunkelſte hinter ſich und treten in einen Lichtſchimmer, der Ihnen einen neuen Weg erhellt. Sie übernehmen eine ehrenhafte Pflicht. Sie beſuchen gutgeſtellte Familien, laſſen ſich empfangen, ſprechen ein paar verbindliche Worte und hinterlegen unſere Werbeſchriften, die ſo künſtleriſch ausge⸗ ſtattet find, daß Sie ſich ihrer nicht zu ſchämen haben. Sie ſenden uns täglich eine Liſte der beſuchten Anſchriften ein. Das iſt übrigens eine nun mal notwendige, ſelbſt bei einem Exploſion im Perſii⸗ ert Arbeiter durch Verbrennungen verletzt. Düſſeldorf, 8. Januar. Bei den Perſil⸗Werken Henkel und Cie. in Düſſeldorf⸗ Reisholz ereignete ſich am Dienstag nachmittag eine fol⸗ genſchwere Exploſion. Aus bisher unbekannter Urſache explodierte ein Waſſerglasofen, wobei eine ganze Anzahl von Arbeitern durch Verbrennungen verletzt wurde. Acht der Verletzten, von denen einer in Lebensgefahr ſchwebt, wurden ſofort ins Krankenhaus geſchafft. Die übrigen Ver⸗ letzten konnten nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen entlaſſen werden. i Parlamentsauflöſung in Spanien. Der ſpaniſche Miniſterrat hat beſchloſſen, von ſeinem Landtagsauflöſungsrecht Gebrauch zu machen und hat das Parlament mit ſofortiger Wirkung aufgelöſt. Der Grund hierfür liegt darin, daß die Mehrheit des Ständigen Par⸗ lamentsausſchuſſes beſchloſſen hatte, die von der Rechten ein⸗ gebrachte Anklage gegen die Regierung vor das Parlament zu bringen, das bis zum 31. Januar beurlaubt iſt und infolgedeſſen zu dieſem Zweck beſonders hätte einberufen wer⸗ den müſſen. Die Regierung hat beſchloſſen, den erſten Wahl⸗ gang der Parlamentswahlen am 16. Februar und den zweiten Wahlgang am 1. März abzuhalten.: Barkaſſe gerammt Schweres Unglück im Hamburger Hafen. Hamburg, 7. Januar. Im Hamburger Hafen ereignete ſich am Dienskagmor⸗ gen ein verhängnisvoller Schiffszuſammenſtoß, dem vier Menſchenleben zum Opfer fielen. Eine Barkaſſe, auf der ſich außer dem Fahrzeugführer noch acht Arbeiter befanden, wurde von einem Schlepper gerammt und zum Sinken ge⸗ bracht. Bier von den Arbeikern, die ſich in der vorderen Kajüte befanden, konnten nur als Leichen geborgen wer. den. Die übrigen Inſaſſen wurden gerettet. Taucher ſind damit beſchäftigt, die geſunkene Barkaſſe zu heben. Eine eingehende Unterſuchung des Unglücksfalles ſſt ſofort eingeleitet worden. N Zu dem ſchweren Schiffsunglück im Hamburger Hafen werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Die Motorbar⸗ kaſſe„Marga“, die vom„Kehrwieder“ abgelegt hatte, um neun Arbeiter nach dem Reiherſtiegbetrieb der Deutſchen Werft zu bringen, geriet vor den Bug des Schleppdampfers „DW 17%¼ der vom Baumwall in der Richtung nach dem Segelſchiffhafen fuhr. Die Barkaſſe wurde von dem Schlepp⸗ dampfer gerammt und ſank ſofort. Die vier in der Ka⸗ jüte ſich aufhaltenden Arbeiter gingen mit der Barkaſſe unter. Der Fahrer der Motorbarkaſſe, ein 60jähriger Mann, der 5 vielen Jahren ſeinen Beruf ausübt, iſt gerettet worden. ö Nantes unter Waſſer Der Stand von 1910 faſt erreicht. 5 Paris, 8. Januar. Beſonders beunruhigende Ausmaße nimmt das Stei⸗ gen der Loire für die Stadt Nantes an. Hier hat das Waſ⸗ ſer beinahe den Stand vom Jahre 1910 erreicht. Damals wurden 9,10 Meter und damit das höchſte Hochwaſſer ge⸗ meſſen. Am Dienstag zeigte der Pegel einen Stand von 9,02 Meter. Die überſchwemmten Skadtviertel, in denen die Fabriken geſchloſſen werden mußten, ſind vom Straßen⸗ bahnverkehr abgeſchnitten. Die Haupiverkehrsſtraße Nantes. Bordeaux ſteht bei Nantes einen Meter hoch unter Waſſer. Der ganze Verkehr iſt geſperrt. Die Bevölkerung befürchtet ein weiteres Stkei⸗ gen des Waſſers infolge der Hochflut von der Küſte her. Sechs Dörfer im Loiretal wurden bereits von ihren Be⸗ wohnern wegen der Hochwaſſergefahr geräumt. Bugſierdampfer gekentert Acht Todesopfer. Helſingfors, 8. Jan. In den finnländiſchen Schä⸗ ren zwiſchen Ruſſarb und Hangö kenterte ein Bugſierdamp⸗ fer, der der finnländiſchen Küſtenartillerie gehört. Sechs Militärperſonen, eine Frau und ein Kind fanden den Tod in den Wellen. Acht weitere Soldaten wurden von einem zu Hilfe geeilten Motorboot und einem Lotſenkutter ge⸗ rettet. ö wird. Na, und—— ja, das wäre eigentlich alles. Sie brauchen nur im nötigſten Fall im Kontor zu erſcheinen, denn den Bedarf an Werbeſchriften ſenden wir Ihnen auf Wunſch ins Haus, ebenſo wie Sie auch pünktlich vor Monats⸗ erſten Ihr Gehalt durch die Poſt empfangen. So, Herr Oberſt, dieſe Beſtimmungen hat ſämtlich mein Teilhaber ausgearbeitet und ich habe nichts einzuwenden.“ g Der Oberſt dachte ein paar Minuten nach, während Doktor Benthin zwei Papierblätter vor ſich hinlegte, deren ſchrift⸗ lichen Inhalt er mit lautlos ſich bewegenden Lippen im ſtillen überprüfte. Dann ſchob er ſeinem Beſucher die Bögen zu „Wollen Sie, bitte, unterzeichnen, Herr Oberſt. Meiner⸗ ſeits iſt es ſchon geſchehen. Es iſt der Vertrag. Nur zwei Paragraphen. Einer nennt Ihre Pflichten, der andere die Gegenpflichten der Firma. Leſen Sie den Wortlaut durch, obwohl er nichts anderes enthält, als was unſer Brief von neulich und was ich ſelbſt Ihnen heute erhellte.“ 8 Oberſt Rademar überflog die Maſchinenſchrift und griff dann nach der ihm von Dr. Benthin bereitgelegten Feder. Mit feſter Hand ſetzte er in ſchweren ſteilen Schriftzügen ſeinen Namen auf die Blätter. 3 „Falls Sie Wünſche haben hinſichtlich einer Vorſchuß⸗ den alten Herrn nicht zu deſchämen. 1 „Danke, nein“, lehnte Rademar ab.„Erſt will ich mich der Firma nützlich erweiſen und mein Gehalt verdienen.— Aber, Herr Doktor, ich bin ganz gewaltig überraſcht von all dem Entgegenkommen, das ich in der Sache finde.“ Dr. Benthin lächelte ein wenig gezwungen und meinte „Tja, Herr Oberſt— es gibt mehr als genug Leute, die den wahren Wert der Volksgemeinſchaft in ſich aufgenomme haben; jeder hat die Pflicht, nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch der Allgemeinheit zu dienen. Und dann, vergeſſen Sie nicht..., Sie wollen doch auch Ihrer Tochter, Ihrem ein⸗ zigen Kinde, die Jugend erhalten.“——-. Mit unſäglich leichtem Herzen fuhr der alte Herr heim⸗ wärts Er überſann die Worte ſeines Brotgebers und gab dem Dr. Benthin recht: ehrenvoll war es geweſen, im Sold des Königs zu ſtehen— man konnte ein ehrenwerter Man ſein auch im Dienſt für die Allgemeinheit. i er ſich verplappert. Ehrenmanne wie Sie wichtige Kontrolle, daß gearbeitet *„* zahlung?“ bemerkte der Doktor währenddem vorſichtig, um 2 D * 1 2 3 2 1 * Aus dem badischen Land 400 000 Plaketten ver fauft Die Winterhilfsſammlung der nationalſozialiſtiſchen Kriegs⸗ i opferverſorgung. () Karlsruhe, 7. Jan. Die Sammlung mit den Friedericus⸗Rex⸗Abzeichen hat im Lande Baden ein über⸗ aus erfolgreiches Ergebnis gezeitigt. Die vom WW aus⸗ gegebenen 400 000 Plaketten ſind reſtlos abgeſetzt. Der Nor⸗ mal⸗Erlös von 80 000 Mart iſt weit überſchritten und be⸗ trägt nahezu 100 000 Mark. Dieſes Ergebnis iſt einesteils auf die vorbildliche Ein⸗ ſatzbereitſchaft der kriegsbeſchädigten Frontkämpfer und Kriegerhinterbliebenen zurückzuführen, die mit wirklicher Be⸗ geiſterung die Sammlung durchgeführt haben und damit aufs neue bewieſen haben, daß ſie auf den Ruf des Führers jederzeit bereit ſind, die ihnen verbliebenen Kräfte für Volk und Vaterland einzuſetzen. Ihnen allen hierfür zu danken iſt mir ein wahres Herzensbedürfnis. Dieſes Ergebnis iſt zum andern aber nur möglich ge⸗ worden durch die freudige Opferbereitſchaft der badi⸗ ſchen Bevölkerung, die unſeren Mitgliedern in anerkennens⸗ werter Weiſe durch ihre Opferwilligkeit entgegengekommen iſt. Dies wiegt für uns umſo mehr, als wir es als ein Zei⸗ chen deuten dürfen für die Anerkennung des Kriegsopfers ſeitens aller Schichten unſerer Bevölkerung. Den Gebern ſelber aber ſei die Gewißheit, den Aermſten unſeres Volkes durch ihre Spende geholfen zu haben, der beſte Dank. „Das Gaſtmahl des Plato“ Feuerbachs Gemälde im Feſtſaal der Reichskanzlei. (9 Karlsruhe, 7. Jan. Das in der Badiſchen Kunſthalle befindliche Gemälde„Das Gaſtmahl des Plato“ von Anſelm Feuerbach iſt, wie von zuſtändiger Stelle verlautet, dazu auserwählt worden, an beſonders bevorzugter Stelle, nämlich in dem neuerbauten Feſtſaal der Reichskanzlei in Berlin, der zur Abhaltung repräſentativer Veranſtaltungen des Führers und Reichskanzlers beſtimmt iſt, von der Leiſtung der deutſchen Monumentalmalerei des 19. Jahrhunderts Zeugnis abzulegen. Das Bild verbleibt im Eigentum des Dandes Baden, ſeine Ueberlaſſung erfolgt in Form der Leih⸗ gabe Der Badiſchen Kunſthalle iſt für die Dauer der Ab⸗ weſenheit des Bildes die Zuweiſung hochwertigen Erſatzes zugeſichert worden. * 2 * Anſelm Feuerbach hat das Großgemälde„Das SGaſt⸗ mahl des Plato“, eines der wertvollſten Stücke der Karls⸗ ruher„Gemäldegalerie“, wie die Kunſthalle hier kurzweg genannt wird, in Rom 1868 gemalt. Es war damals, wie auch in den Briefen Feuerbachs an Viktor von Scheffel zu leſen iſt, ſein ſehnlichſter Wunſch, mit einer bedeutenden Ar⸗ beit in Karlsruhe vertreten zu ſein. Der damals vielum⸗ ſtrittene Künſtler, der zu ſeinen Lebzeiten eigentlich nie die Anerkennung fand, wie ſie ihm erſt Jahre nach ſeinem Tode zuteil wurde, legte eine Skizze ſeines Monumentalgemäldes in Karlsruhe vor. Dieſe fand jedoch keinen Gefallen, das fertiggeſtellte Bild wurde in München ausgeſtellt und von einer Kunſtfreundin in Hannover erworben. Etwa zehn Jahre ſpäter wurde„Das Gaſtmahl des Plato“ zurückgekauft und gehört ſeit jener Zeit zu den Hauptzierden, und neben den Grünewalds und dem Thoma⸗Muſeum zu den Glanzſtücken der Badiſchen Kunſthalle. Außer dem Karlsruher Beſitz zählt zu den wertvollſten Schöpfungen Feuerbachs ſeine allbekannte „Iphigenie“, die in der Stuttgarter Gemäldeſammlung hängt, ferner ſeine„Medea“ und ſeine„Waſſerträgerin“. Feuer⸗ bach, 1829 als Sohn eines Altertumsforſchers geboren, hatte ſchon in Kindheitstagen den antiken Geiſt in ſich aufgenom⸗ men, der in den genannten Gemälden in formvollendeter Geſtaltungskraft zum Ausdruck kommt. 1880 iſt Feuerbach in Wien geſtorben. 5 () Bühl.(Der Obſtverſand im Bühler Be⸗ zirk.) Ende vergangener Woche fand im Rathausſaale unter Vorſitz von Bürgermeiſter Ewald eine wichtige Be⸗ sprechung zwiſchen den Intereſſenten des Bühler Obſtbau⸗ gebietes und der Reichsbahn ſtatt, in der die mit dem Obſt⸗ verſand zuſammenhängenden Fragen eingehend behandelt wurden. Nachdem Bürgermeiſter Ewald die Wichtigkeit der den Obſtverſand betreffenden Fragen unterſtrichen hatte, an deren richtiger Behandlung die mittelbadiſche Wirtſchaft ſehr ſtark intereſſiert ſei, ſprach in längeren Ausführungen Reichs⸗ bahnoberrat Chriſtian⸗Karlsruhe zu den zur Behandlung ſtehenden Fragen und gab zahlenmäßige Aufſtellungen dar⸗ über, welch rieſige Anforderungen die Rekordernte 1935 an die Reichsbahn ſtellte. Im ganzen wurden gegenüber 1934 2584 Wagen und 8536 Tonnen Obſt und Gemüſe mehr ver⸗ ſandt. Reichsbahnoberrat Chriſtian brachte verſchiedene be⸗ abſichtigte Neueinrichtungen zur Kenntnis, die für genügende Kühlung ſorgen und damit die Erhaltung des empfindlichen Obſtes unbedingt ſicherſtellen. Hauſen i. W.(Der Tod hält Ernte.) Der Tod hat hier unter der Zwölferſchar der„Alte Manne“, die beim letzten Hebelfeſt Ehrengäſte waren, eine ſchmerzliche Lücke geriſſen. Dieſer Tage iſt der dritte der Ehrengäſte beim Hebelmähli zur letzten Ruhe beſtattet wor⸗ den. Es iſt der Veteran Ludwig Hörr, der im 83. Lebens⸗ jahr ſtand. Zuſammen mit ſeinem Altersgenoſſen Eduard Philipp, der auch vor nicht langer Zeit verſtorben iſt und 81 Jahre zählte, dienten ſie bei den Dragonern und zwar tand Philipp bei einem badiſchen Kavallerie⸗Regiment, während Hörr in Lüneburg in Garniſon ſtand. Dieſe beiden nunmehr verſtorbenen Dragoner konnten ſich rühmen, neben Generalfeldmarſchall von Mackenſen zu den älteſten Kavpalleri⸗ ſten Deutſchlands zu zählen. Für das nächſte Hebelfeſt am 10. Mai 1936 müſſen daher die dem Alter nach drei nächſten männlichen Einwohner von Hauſen in den Kreis der„Alte Manne“ treten. O Titiſee.(Starker Ausländer verkehr.) Einen lebhaften Fremdenverkehr konnte der Kurort Titiſee über die Weihnachts⸗ und Neufahrszeit verzeichnen. Die Hotels und Gaſthöfe und eine Reihe von Penſionen waren voll beſetzt. Bemerkenswert war der Anteil der Gäſte, die aus dem Ausland kamen; annähernd die Hälfte der Wintergäſte waren Ausländer. Aus Straßburg und Paris waren ganze Reiſegeſellſchaften über die Feiertage in Tiliſee. a( Ueberlingen.(Tragiſcher Anglücks fall.) In der Nacht iſt der 32 Jahre alte Zimmermeiſter Martin Re⸗ genſcheit auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommen. Er be⸗ fand ſich mit ſeiner Frau in einem Zbweiſitzer⸗Kraftwagen. In dem Augenblick, als der Wagen auf der äußerſten rech⸗ ten Straßenſeite fuhr, ſtreckte Regenſcheit den Kopf zum Fen⸗ ſter hinaus. Mit großer Wucht ſchlug er dabei gegen eine Telegraphenſtange, ſo daß die Schädeldecke geſpalten wurde. Der Anglüͤckliche war ſofort tot. i f Aus den Nachbarländern Das gerichtliche Nachſpiel einer Kirchweihfeier. ** Darmſtadt. Am letzten Kirchweihtag ſaßen in einer Wirtſchaft in Rüſſelsheim mehrere junge Leute, die, als der Gendarm Feierabend geboten hatte, ſich aufmachten, um in einer anderen Wirtſchaft den allerletzten Schoppen zu trinken. In der Wirtſchaft ſaß ein junger Mann namens Auguſt Hahn, dem die jungen Leute verdächtig vorkamen, und der auch den Gendarmen auf die Geſellſchaft aufmerk⸗ ſam machte. Er ſelbſt ging nach Hauſe, um ſeinen Revol⸗ ver zu holen. Er ging dann den jungen Leuten nach, um ie zu beobachten. Einem von ihnen fiel die Beſpitzelung auf und er ſtellte Hahn zur Rede. Hahn bekam es mit der Angſt zu kun und ſchoß drei⸗ mal, wie er behauptet, in die Luft. Er kraf jedoch einen der ſungen Männer in die Bruſt, der dann mehrere Wo- chen lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus lag. Hahn hatte ſich jetzt vor dem Bezirksſchöffengericht Darmſtadt zu verantworten, das ihm weitgehend mildernde Umſtände zubilligte und ihm ſeine von Jugend auf be⸗ kannte Aengſtlichkeit und Nervoſität zugute hielt. Da er jedoch ein Menſchenleben in Gefahr gebracht hatte und den Revolver ohne Waffenſchein führte, wurde er zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Hirſchhorn.(Umgehungsſtraße bei Hirſch⸗ horn.) Seit Neujahr iſt die neue Umgehungsſtraße dem Verkehr übergeben und wird bereits ſtark befahren. Die Straße führt unmittelbar am Neckarufer entlang und be⸗ deutet nicht nur eine weſentliche Entlaſtung der überaus engen Durchfahrt durch das Städtchen, ſie gibt auch den Blick auf den Fluß einerſeits und die Burg andererſeits frei. Die Eröffnung der ſchönen und breiten Straße er⸗ folgte ohne beſondere Feier. Hauenſtein. L wwWenn Kinder mit der Schere spielen.) Die Kinder von Otto Rohner ſpielten mit der Schere. Das Kleinſte traf durch Werfen das Aelteſte ſo unglücklich in die Schläfe, daß die Schere ſtecken blieb. Das Kind mußte ſofort ins Krankenhaus verbracht werden. Sein Zuſtand iſt bedenklich. — Glatten, OA. Freudenſtadt.(Tödlicher Sturz aus dem Fenſter.) Hier iſt bei Nacht der 22 Jahre alte Emil Genkinger, anſcheinend in ſchlafwandleriſchem Zuſtand, aus dem Fenſter geſtürzt und hat tödliche Verletzungen er⸗ litten. Der Verunglückte war in Friedrichshafen beſchäftigt und weilte über Neujahr bei ſeinen Eltern auf Beſuch. — Biſſingen a. Enz.(Fiſchotter in der Reuſe) Von dem Fiſchereipächter, der das obere Enzwaſſer hier gepachtet hat, konnte in einer bei der Sägmühle in der Enz liegenden Reuſe ein 1.10 Meter langer und 16 Pfund ſchwerer Fiſchotter gefangen werden, der nach den geſetzlichen Be⸗ „ dem zuſtändigen Jagdpächter ausgefolgt werden mußte. 8 e Angeſühnter Mord. Vor zehn Jahren wurde in einer Waldung bei Niedertaufkirchen(Oberbayern) die Leiche der Dienſtmagd Kaltenhauſer aufgefunden. Das Mädchen war einem Morde zum Opfer gefallen, der trotz aller Nach⸗ forſchungen bis zum heutigen Tage noch nicht aufgeklärt werden konnte. Offenbach.(Das Bügeleiſen vergeſſen auszuſchalten!) In einer Offenbacher Lederhandlung brach dadurch ein Feuer aus, daß man in fahrläſſiger Weiſe vergeſſen hatte, während der Mittagszeit ein elek⸗ triſches Bügeleiſen auszuſchalten. Dank dem raſchen Ein⸗ greifen der Feuerwehr und des Luftſchutzes konnte ein noch größerer Sachſchaden verhütet werden. Bei Eintreffen der Feuerwehr waren die Räumlichkeiten in dicke Rauchwolken gehüllt, ſo daß man nur mittels Gasmasken an den eigent⸗ lichen Brandherd herankommen konnte. Die Büroeinrich⸗ tungen ſowie mehrere Ballen Leder waren vollkommen verkohlt. Hanau.(Reh verurſacht ſchweren Mo⸗ torradunfall.) Auf der Landſtraße Hanau— Nie⸗ derrodenbach ereignete ſich ein ſchwerer Motorradunfall, den ein über die Straße ſpringendes Reh veranlaßte. Das Tier rannte direkt in ein Motorrad hinein, deſſen Führer und Beifahrerin ſchwer zu Fall kamen. Während der Fah⸗ rer beim Sturz ohne Verletzungen davonkam, zog ſich 80 Beifahrerin einen ſchweren Schädelbruch zu. In beſorg⸗ niserregendem Zuſtand mußte das Mädchen ins Kranken⸗ haus gebracht werden. Bei den Verunglückten handelt es ſich um einen jungen Mann aus Enkheim und ſeine Braut. * Diez.(Rieſenhecht in der Lahn gefan⸗ gen.) Die Lahn verfügt über einen recht anſehnlichen Fiſchreichtum, wenn auch in den Fiſcharten nach der Kang⸗ liſierung eine merkbare Veränderung eingetreten iſt. Zu ihren mertvollſten Fiſchen zählt der Hecht. Auf einen einige Pfund ſchweren Hecht iſt jeder Fiſcher ſchon ſtolz. Bei dem Hochwaſſer der letzten Tage aber ging einem Die⸗ zer Fiſcher bei Balduinſtein ein kapitaler Burſche ins Garn. Er hatte eine Länge von über einem Meter und wog 21.4 Pfund. Solche Rieſen ſind hierzulande ſelten und nur in Abſtänden von mehreren Jahren gelingt es einmal, einen von ihnen zu fangen. Wertvolle Handͤſchriſt angekauft Von öſterreichiſchem Kloſter für München erworben. München, 8. Januar. Der deutſche Geſandte in Wien, don Papen, überbrachte am Dienstag dem Führer und Reichskanzler die aus dem Skift Kremsmünſter in Oberöſterreich angekaufte berühmte W des 14. Jahrhunderts des Heinrich von Mün⸗ en. 6 Die ausgezeichnet erhaltene Handſchrift iſt eine Rei m⸗ chronik der Weltgeſchichte von der Schöpfung bis in die Zeit Kaiſer Ludwig des Bayern. Sie iſt verſehen mit höchſt wertvollen und einzigartigen Handzeichnungen. Zum Erwerb dieſer koſtbaren Handſchrift, die nunmehr Eigentum der Bayeriſchen Staatsbibliothek geworden iſt, hat der Führer einen weſentlichen Beitrag geſtiftet, den Reſt ſteuerte der bayeriſche Staat und die Bayeriſche Staatsbibliothek bei. Damit iſt ein wertvolles Kulturdokument der großen deutſchen Geſchichte der näheren Forſchung erſchloſſen wor⸗ den. Dem Skift ee gebührt beſonders Dank, das es dieſes die gemeinamſe deulſche Geſchichte betref⸗ fende Dokument nicht ausländiſchen Händen übergab, ſon⸗ dern dazu beitrug, die enge Verbundenheit der deutſchen Kulturbeziehungen über die Grenzen hinweg zu bekunden. Im Anſchluß an die Uebergabe der 1520 beſich⸗ tigte der Führer die Bayeriſche Staatsbibliothek mit schrift reichen Schatz wertvollſter kulturhiſtoriſcher Hand⸗ riften. 5. 5 Lolcale uud cliaũ Der Faſching ſteht vor der Tür! Nach altem Brauch tritt nach Dreikönig Prinz Karneval ſein Amt an. Zunächſt klimpert er nur ganz leiſe mit ſeinen Glöckchen, bald aber wird ſein Schellengeläute lauter und ſteigert ſich immer mehr zu ungebundenem Frohſinn. Wenn der Faſching des Jahres 1936 zum Tanze auf⸗ fordert, ſo werden wir ihm kein grämliches Geſicht ſchneiden. Gerade weil Beruf und Pflichtenkreis unſere volle Hingabe erfordern, brauchen wir auch ein Reſervoir, aus dem wir immer wieder neue Kräfte ſchöpfen können, brauchen wir Entſpannung, Freude und Frohſinn. Hält ſich der Faſching in ehrbaren Grenzen, ſo kann niemand gegen ihn etwas einzuwenden haben. Wollen griesgrämige Philiſter behaup⸗ ten, der Faſching ſei nur etwas für Nichtstuer und Narren, ſo ſteht dem die Tatſache gegenüber, daß der Faſching ſeit Jahrhunderten Volksbrauch iſt nach dem uralten Geſetz, das auf den Werktag einen Sonntag fällen läßt. Auch wirt⸗ ſchaftlich iſt der Faſching nicht zu verachten, denn Tauſende von Volksgenoſſen haben von ihm Nutzen. Groaßer's Zauberbühne bei„Kraft durch Freude“. Wie bereits bekanntgegeben, veranſtaltet die NS. „Kraft durch Freude“ am Sonntag, den 12. Januar 1936 abends 8 Uhr im Schloßſaale einen heiteren, bunten Abend, der allerdings von den ſonſt üblichen bunten Abenden ſtark abweicht. Wohl wird dem Geſang, Tanz und der Artiſtik genügend Raum gelaſſen, doch regiert die Macht des Zauberſtabes längere Zeit. 1000 Rätſel werden dem Beſucher aufgetragen, die es ihm ſchwer machen werden, eine Löſung zu finden. Groaßer, der uns in das Reich der 1000 Wunder führen wird, iſt ein Meiſter ſeines Faches. Ueberall, wo er mit ſemer deutſchen Variete⸗Bühne gaſtierte, erfreute er ſich ſtärklſten Zu⸗ ſpruches und reihte Erfolg an Erfolg. Verſäume daher Niemand, dieſen Abend zu beſuchen, denn er wird un⸗ vergeßlich ſein. Es wird ſein ein Abend des Frohſinns und der Freude, aber auch des Staunens! 8 Nationaltheater Mannheim. Hans Becker inſzeniert Walter W. Goetzes erfolgreiche neue Operette„Schach dem König“, die am Samstag, den 11. Januar, zum erſten Male im Nationaltheater erſcheint. Muſikaliſche Leitung Karl Klauß. Der Komponiſt ſteht hier ſeit ſeinem„Goldenen Pierot“ in beſter Erinnerung. Motorradfahrer verunglückt. Auf der Renzſtraße am ſtadtſeitigen Aufgang zur Adolf Hitler⸗Brücke verun⸗ glückte ein Motorradfahrer, der aus bisher unbekannter Ur⸗ ſache mit einem Straßenbahnzug zuſammenſtieß. Die Ver⸗ letzungen ſollen ernſter Natur ſein. Der Verletzte fand Auf⸗ nahme im Thereſienkrankenhaus. 0 — Poſtaliſche Irrläufer zurück zur Poſt. Bei dem Aus⸗ händigen von Poſtſendungen, beſonders bei gewöhnlichen Briefen, Poſtkarten und Druckſachen können trotz aller Vor⸗ ſicht der Deutſchen Reichspoſt Irrtümer vorkommen, deren Urſachen recht vielfältig ſind und nicht immer in der An⸗ aufmerkſamkeit der Zuſteller oder Poſtausgabeſtellen liegen. Was macht nun der Empfänger mit Poſtſendungen, die nicht für ihn beſtimmt ſind? Solche Sendungen gibt er nicht un⸗ mittelbar an den richtigen Empfänger weiter, ſondern ohne ſie zu öffnen möglichſt ſogleich der Poſt zurück, damit dieſe die richtige Aushändigung veranlaßt. Dadurch erhält die Poſt auch von dem Sachverhalt Kenntnis und kann für die Folge etwaige Mängel abſtellen. Hat ein Empfänger irr⸗ tümlich einen für ihn nicht beſtimmten Brief geöffnet, ſo Rare er dies mit Namensunterſchrift auf der Rückſeite ver⸗ merken. Totale Mondſinſternis am 8. Januar Die einzige Mondfinſternis des Jahres wird am heutigen Mittwoch ſtaktfinden. Ueber 20 Minuten wird der Mond im Erdſchatten verweilen. Am 17.28 Uhr beginnt ſich der Kernſchatten des Erdkörpers auf der Mondſcheibe bemerkbar zu machen; um 18.58 Uhr iſt die Totalität der Finſternis er⸗ reicht; dann verläßt der wandernde Mond den Schatten unſeres Planeten wieder, und um 20.51 Uhr iſt die Fin⸗ ſternis zu Ende. Eine Mondfinſternis entſteht, wenn die Erde ſich ſo zu Sonne und Mond ſtellt, daß der Schatten der Erde auf den Mond fällt. Die Finſternis kann nur zur Zeit des Voll⸗ monds eintreten, wenn Sonne, Erde und Mond ungefähr in einer geraden Linie liegen. Das Schauſpiel zu beobachten, das ſich am Himmel abſpielt, iſt immer wieder intereſſant. In allen Gebieten, wo man den Mond ſehen kann, wird er zur gleichen Zeit und auf die gleiche Weiſe verfinſtert. Bei Beginn der Verfinſterung zeigt ſich zunächſt eine leichte Ver⸗ ſchleierung, weil zuerſt der Halbſchatten der Erde die Mond⸗ fläche ſtreift Wenn dann der Kernſchatten den Mond be⸗ deckt, treten nach und nach die verſchiedenartigſten Farb⸗ tönungen auf: von rot, violett, blau, grau bis braun. In den 20 Minuten der Verfinſterung nimmt der Mond eine kupferartige Färbung an, verſchwindet jedoch nie vollſtändig, weil er von der erleuchteten Erde erhellt bleibt. Eine wirk⸗ liche totale Mondverfinſterung, wobei der Mond völlig un⸗ ſichtbar bleibt, iſt ſehr ſelten; nur in den Jahren 1606 und 1860 konnte man eine vollſtändige Verfinſterung des Mon⸗ des, der alſo überhaupt nicht mehr zu ſehen war, feſt⸗ ſtellen. 5 * Herabgeſetztie Fahrpreiſe für die Reichs autobahn Frankfurt a. M. Vom 10. Januar 1936 an werden, wie wir hören, die Fahrpreiſe für die Reichsbahn⸗Auto⸗ busſtrecken Frankfurt— Darmſtadt, Frankfurt— Heidel⸗ berg und Mannheim und Mannheim— Heidelberg herab⸗ geſetzt. In Zukunft können Reiſende mit Reichsbahn⸗ Fahrausweiſen zum normalen Fahrpreis für Verbindun⸗ gen, in denen Fahrſcheine für Reichsbahn⸗Autobuſſe aus⸗ gegeben werden,— 5 im Reichsbahndurchgangsver⸗ kehr— wahlweiſe die Reichsbahn oder die Reichsbahn⸗ Autobuſſe benutzen. Ein beſonderer Zuſchlag iſt nur zu JFahrausweiſen 3. Klaſſe für Perſonenzüge zu zahlen. Die Reichsbahnfahrausweiſe 3. Klaſſe für Schnell⸗ und Eilzüge und für die 1. und 2. Klaſſe der Schnell-, Eil⸗ und Perſo⸗ nenzüge gelten ohne weitere und ohne Fahrgeldausgleich als Fahrausweis für die Beförderung im Reichsbahn⸗ Autobus. Rückerſtattung von Fahrgeld in den Fällen, in denen der Eiſenbahnfahrpreis höher iſt als der Autobus⸗ fahrpreis, findet nicht ſtatt. Reiſende mit Urlaubskarten und Ausländerfahrſcheinheften 3. Klaſſe zahlen den gleichen Zuſchlag. Reiſende mit ſolchen Fahrausweiſen 1. und 2. Klaſſe werden ohne Zuſchlag befördert. RNundfunk⸗ Programme g Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert I; 7 Früh⸗ nachrichten; anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtands⸗ meldungen; 8.05 Bauernfunk; Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 10.45 Sendepauſe; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 9. Januar: 8.30 Für die Arbeitskameraden in den Betrieben; 9.30 Unſere Wintergemüſe; 9.45 Sendepauſe; 10.15 Volkslied⸗ ſingen; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sendepauſe; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Hörbericht aus dem Hauſe des ſchwäbiſchen Frauenvereins in Stuttgart; 17.45 Gottfried Keller, der Dichter hellen und tapferen Lebensſinnes; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.10 Mozart⸗Zyklus; 21 Durch Akuſtik entlarvt, okkulter Scherz; 22.30 Tanzmuſik. Freitag, 10. Januar: 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Habt ihr euch ſchon gemeldet?, Appell zum Reichsberufs⸗ wettkampf; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sendepauſe; 15.30 Kinderfunk; 16 Unterhaltungskonzert; 17.45 Spiralbohrer, Hörbild; 19.30 Erſtes offenes Liederſingen 1936; 20.10 Aus Operetten und neuen Tonfilmen; 22.30 Anterhaltungs⸗ Tonzert. Samstag, 11. Januar: 8.30 Unterhaltungsmuſik; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Mei⸗ lenſteine am deutſchen Wege, Hörſpiel; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Jugendfunk; 16 Der frohe Samstagnachmittag; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Unterhaltungs⸗ und Tanz⸗ muſik; 20.10 Bunter Abend; 21.15 Nix wie Zauberei, Hör⸗ ſpiel; 22.30 Und morgen iſt Sonntag; 24 Clivia, Operette von Doſtal. a Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Zeit, Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Sendepause; 11.15 Programmanſage, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittags⸗ konzert; 13 Zeit, Nachrichten, anſchließend Lokale Nach⸗ richten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Zeit, Nachrichten, Wetter; 14.10 Allerlei zwiſchen zwei und drei; 15 Zeit, Wirtſchafts⸗ meldungen, Wirtſchaftsbericht, Stellengeſuche der DA; 18 Nachmittagskonzert; 18.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft; Wirtſchaftsmeldungen, Programmände⸗ rungen, Zeit; 19.50 Tagesſpiegel; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport, Donnerstag, 9. Jauuar: 10.15 Schulfunk; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunk; 16 Konzert; 17.30 Launiger Leitfaden für Sprachfreunde; 17.45 Das aktuelle Buch; 20.10 Mozart⸗Zyklus; 21 Un⸗ ſterbliche Geſtalten, Funkſpiel; 21.40 Konzert; 22.30 Unter⸗ haltungsmuſik; 23 Tanzmuſik. Freitag, 10. Januar: i 10.15 Schulfunk; 10.45 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauern⸗ funk; 15.15 Aus dem Buche der Landſchaft; 16 Kammer⸗ muſik; 17.30 Stammbaum oder Ahnentafel?, Zwiegeſpräch; 17.45 Schlechtes Wekter— ſchlechte Laune; 20.10 Unterhal⸗ tungskonzert; 20.45 Die Treue, Funkballade; 21.30 Kammer⸗ muſik, 22.20 Sportſchau der Woche; 22.45 Unterhaltungs⸗ konzert. 5 g Samstag, 11. Januar: 8.45 BdM⸗Sport; 9 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.45 Sendepauſe; 11.30 Sendepauſe; 15.15 Jugendfunkz; 16 Der frohe Samstagnachmiktag; 18 Die Schaffenden müſſen hart werden, Funkſpiel; 18.20 Stegreifſendung; 18.30 Wir ſchalten ein, das Mikrophon unterwegs; 18.40 Wochen⸗ ſchau des Zeitfunks; 19 Militärkonzert; 19.55 Ruf der Ju⸗ gend; 20.10 Der arme Jonathan, Operette von Millöcker; 22.15 Ausſchnitte aus dem großen Reichswehrkonzert zu Gun⸗ ſten des Winterhilfswerkes; 23 Wir bitten zum Tan⸗ Brauchtum unter den olympiſchen Ringen Tanz, Maskenkreiben und Faſchingskrubel im Werdenfelſer Land. Ueber dem Werdenfelſer Land weht die Flagge mit den olympiſchen Ringen. Alles ſteht im Zeichen der Vorberei⸗ tungen für das 4. Winter⸗Olympia. Aber dennoch vergißt kein alteingeſeſſener Garmiſch⸗Partenkirchener, was er der „Brauchzeit“ ſchuldig iſt. Sie dauert vom Advent bis zur Auskehr des Winters und gibt den künſtleriſch veranlagten Gebirglern mancherlei willkommene Gelegenheit, Talente zu zeigen. Sie ſingen und tanzen, ſie muſizieren und ſchnitzen, ſie ſpielen Theater mit einer Echtheit, die ſtaunenerre⸗ gend iſt. Wie war es ſchön, als in der Adventszeit die Kinder der Partenkirchener Singſchule ihre alten Krippenlieder ſangen! Wie ſtimmungsvoll, wenn in dem verſchneiten Ort, in den die hohen Berge hineinſchauen, Hirtenſpiele aufgeführt wur⸗ den und die Klänge der Hirtengeſänge aus den Häuſern auf die winterlich glitzernde Gaſſe drangen! Und dann wieder ban das feierlich von den Bergen wider⸗ allt: Im Namen des Herrn fangen wir an! Wir wünſchen euch ein neues Jahr, Daß es euch gut geh' immerdar!! Ein neues Jahr, eine frohe Zeit, Wie's uns Gott vom Himmel geit. Inzwiſchen wird, ſobald der Winter eingekehrt iſt, flei⸗ ßig getanzt. Denn im Tanz findet der Gebirgler einen ſtar⸗ ken Ausdruck ſeiner Lebenskraft. Der Schuhplattler, der klatſchend auf die Schenkel und Fußſohlen kracht, wird auch hier getanzt, doch das Werdenfelſer Land mit ſeiner ſehr alten und durch die Handelsbeziehungen mit Venedig ge⸗ ſchliffenen Kultur bevorzugt eine entzückende Abart. Es iſt der„Alte Tanz“, ein bäuerliches Menuett, das prächtig aus⸗ ſieht, wenn es an hohen Feſttagen von den Frauen mit der altertümlichen Otterfellmütze und den Männern in der ſchö⸗ nen Werdenfelſer Tracht getanzt wird. Iſt Weihnachten vorbei und kommt der Dreikönigstag, dann ſchwenkt der Hausvater ein Räucherfaß und ſchreibt über jede Tür des Anweſens, an Stall und Scheune und Stadeltor, fein fäuberlich die Namen der ſchützenden Pa⸗ trone Kaſpar, Melchior und Balthaſar. Damit beginnt der Faſching! Faſching! Das iſt etwas für die Leute im Werdenfelſer Land! Ihre ganze Phantaſie laſſen ſie da ſchwelgen in ſelt⸗ ſamen und luftigen Dingen. Sie tollt ſich vor allem in der Kunſt der Maske aus, in der die Garmiſcher und Parten⸗ kirchener ähnlich wie ihre Mittenwalder Nachbarn Meiſter ſind. Da gibt es Zwerge und alte Weiber, die im Huckel⸗ korb einen Mann auf dem Rücken ſchleppen, da wird der „Jackel geſchutzt“, eine Strohpuppe, die vier Männer in die Luft werfen, und mit ſchrecklichem Lärm treibt man den gefeſſelten„Hirſchenen“ durch die Gaſſen. Dieſer„Hirſchene“ iſt beſonders intereſſant. Sein ganzer Körper, auch das Ge⸗ ſicht, iſt eingebunden, und oben auf dem Kopf ragt ein rie⸗ ſiges Hirſchgeweih. Vorgeſchichtsforſcher behaupten, daß dieſe Maske auf einen beſtimmten keltiſchen Gott zurück⸗ gehe, den das Volk mit einem Hirſchgeweih dargeſtellt habe. Prachtvoll ſind die Holzmasken, die im Werdenfelſer Land beim Faſchingstreiben getragen werden. Die alten, eingeſeſſenen Geſchlechter haben ihre beſtimmten Haus⸗ masken— greuliche Dämonen, grinſende Teufel mit ſpitzen Hörnern, ſchreckliche Tiergeſichter. Sie ſind ein Stück wert⸗ vollſter Volkskunſt; heute noch werden in Partenkirchen ſolche Masken geſchnitzt. Da man aber weiß, welche Masken zu dem oder jenem Haus gehören, ſo wird in der Faſchingszeit eifrig getauſcht; ſo geht in jedem Jahr von neuem ein gro⸗ ßes Rätſelraten los, wer wohl hinter den grinſenden Mas⸗ ken verborgen ſein möge. In allen altüberkommenen Faſchingsbräuchen der Hoch⸗ täler ſteckt der gemeinſame Sinn: Der Kampf des Frühlings gegen den Winter, der mit ſehr viel Geſchrei und Lärm ge⸗ führt wird. Ein ſolch uralter, typiſcher Brauch dieſes Kamp⸗ fes iſt das„Schellenrühren“ in Garmiſch. Es iſt wohl einer der ſeltſamſten Faſchingsbräuche, die erhalten geblieben ſind. Der„Schellenrührer“ trägt einen Gurt um den Leib, an dem rieſige Kuhglocken von mindeſtens einem halben Zent⸗ ner Gewicht hängen! Dieſe Kuhglocken hat der Burſche, der meiſt der kräftigſte aus dem ganzen Werdenfelſer Land iſt, durch Tanzen rythmiſch in Schwung zu halten, während ein Partner mit einer Gerte, der„Lebensrute“, vor ihm hertanzt. Große Begeiſterung gehört dazu, Schellenrührer zu ſein. Denn es erfordert viel Kraft, mit den ſchweren Glocken ſtundenlang durch die Gaſſen zu tanzen und ſie im⸗ mer ertönen zu laſſen. Es hat in jeder Generation berühmte Schellenrührer in Garmiſch und Partenkirchen gegeben. Auf dieſes gewiſ⸗ ſermaßen geheiligte Schellenrühreramt hat man ſogar beim Militär Bedacht genommen und dem Schellenrührer, ſofern er gerade diente, Urlaub gegeben. Früher, als das noch nicht der Fall war, iſt einmal ein Schellenrührer, der gerade. in München Soldat war, einfach durchgebrannt. Eine Eiſen⸗ bahn gab es damals noch nicht; der Burſche legte die 100 Kilometer von München nach Partenkirchen laufend in der Nacht zurück. Er kam pünktlich an, legte ſeinen Kuhglocken⸗ gurt um und ging den ganzen Tag durch die Gaſſen des Ortes. In der Nacht aber lief er abermals die 100 Kilo⸗ meter nach München zurück. Der Mann ſollte beſtraft wer⸗ den wegen„unbefugten Verlaſſens der Kaſerne“. Aber der König ließ Gnade vor Recht ergehen. Denn, ſagte er, wer eine Schilderung„Männer im Eis“ ſo treu zu ſeinen alten Bräuchen ſteht, der iſt auch ein treuer Sohn ſeines Vaterlandes. Seither ſind die Schellenrührer beſonders ſtolz und läuten mit ihren ſchweren Kuhglocken noch viel ſtärker als in früherer Zeit. Sophie Rützou⸗ München. Gedenktage 7 9. Januar 1853 Der Admiral Henning von Holtzendorf, Admiralſtabes, in Berlin geboren. 1873 Napoleon III. in Chislehuͤrſt geſtorben. 1908 Der Maler und Dichter Wilhelm Buſch in Mechts⸗ hauſen am Harz geſtorben. 5 1909 Shackletons Südpolarexpedition erreicht 88 Grad 237 ſüdl. Breite. 1924 Der Führer der Pfälzer Separatiſten Heinz Orbis in Speyer erſchoſſen. i 1927 Der Schriftſteller Houſton Stewart Chamberlain in Bayreuth geſtorben. 8 Chef des 1 8 Mannheimer Theater ſchau 5 Im Nationaltheater. 8 2 Mittwoch, 8. Januar: Miete M 11: Die einſame Tat. Schauſpiel von Sigmund Graff. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Donnerstag, 9. Januar: Miete D 12, Sondermiete DE und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 111: Hänſel und Gretel. Muſikmärchen von E. SBumperdinck; hierauf: Coppelia. Ballett von Leo Delibes. Anfang 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr. Freitag, 10. Januar: Miete A 12: Einmaliges Gaſt⸗ f ſpiel Adele Kern, Staatsoper Berlin: Ariadne auf ö Naxos. Oper von Richard Strauß. Eintrittspreiſe 0.50 bis 6.50 Mark.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Anfang 20, Ende etwa 22.15 Uhr. Samstag, 11. Januar: Nachmittags⸗Vorſtellung: Prin⸗ zeſſin Allerliebſt. Märchen von W. Burggraf. Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete G 11. Zum erſten Male: Schach dem König. Operette 1 5 Walter W. Goetze. Anfang 20, Ende etwa 22.30 hr. Zeitſchriften und Bücher. „Die Weſtmark“,Dezemberheft. „ Chriſtentum und Nationalſozialismus, die Weltanſchauung, fällige Fragen, Weſentliches iſt er⸗ reicht, doch noch Größeres liegt vor uns. Wohl iſt für jeden deutſchen Menſchen die einzig gültige Weſtanſchau⸗ ung der Nationalſozialismus, doch auf kirchlichem und religidſem Gebiet iſt noch manche Frage zu klären, ehe auch hier ein einheitlich deutſcher Geiſt das Ganze durch⸗ dringt. Michael Müller ſtellt dieſen Fragenkreis in den Mittelpunkt des vorliegenden Heftes. Die Auffätze von Sepp Keller zund Helmuth Gauweiler, die ſich mit dem deutſchen Sozialismus befaſſen, betonen dieſe Weltanſchau⸗ ung nach der praktiſchen Seite hin; das Bekenntnis zum Sozialismus iſt das Bekenntnis zu Deutſchland. Unter den übrigen Aufſätzen ſei neben dem Beitrag von H. Burte„Dichtung und Kunſt in Alemannen“ vor allem auf Jörg Lampes Aufſatz„Die neue Welt der Frau“ hingewieſen, da die Frage der Gleichberechtigung der Ringen un Frau im neuen Deutſchland praktiſcher und poſitiver 51 1 als durch das Frauenrechtlertum der Nach⸗ riegszeit. Im Weihnachtserlebnis kommt der Wille zum Opfer und zur Hilfsbereitſchaft beſonders ſtark zum Ausdruck: Hauptmann Haid ſchildert die Wehrmacht des deutſchen Soldaten, verſchiedene andere Erzählungen und Gedichte des Heftes behandeln das Erlebnis des Winters und der Weihnacht. In dem erzählenden Teil finden wir unter anderem von dem älzer Otto Huber, der das Erbe unſeres Kurt Faber a ten zu haben ſcheint, ein Spiel„Die Mütler“ von Kurt Kölſch, eine Schilderung„Weihnachten in Sibirien“ des ſaarländiſchen Schriftſtellers Walter Michel, der durch ſein Buch„Nitſchevo“ bekannt wurde, eine eindrucksvolle Szene zu eigem Hörſpiel„Der König“ von Karl Heinz Linz, eine Szene aus einem Filmmanuſkript von Roberk Oberhauſer, ſowie eine Erzählung„Der alte Steinhofer“ von Klaus Schmauch. Weiterhin finden wir Aufſätze über den alemanniſchen Kulturkreis, über die Kunſt der Märchenzeichnerin Sula⸗ mith Wülfings, einen Aufſatz über den 1921 geſtorbenen ſaarländiſchen Zeichner Fritz Arnold, der ſich als Auto⸗ didakt vom einfachen Kumpel zum Propheten feiner Zeit aufgeſchwungen hat, eine Würdigung der Dichterin Anna Croiſſant⸗Ruſt, die in dieſen Tagen ihren 75. Geburtstag feierte, einen Aufſatz über den jungen ſaar⸗ ländiſchen Dichter Rolf Werbelow, über die„Deutſche Kulturbuchreihe“, über neue Versdichtung, ſowie über das Bach⸗Händel⸗Schütz⸗Jahr. a 10 1 9 15 ſind den 19 A Winter und Zeihnachtsopfer entmnommen. Die zwei Zeichnungen von Fritz Arnold fallen beſonders auf. 5 Ein Notenblatt„Abendgebet“ bringt einen ſchlicht⸗ eindrucksvollen Text von Friedrich Lienhard und ſeine 1 5 des ſaarländiſchen Komponiſten Eduard Born⸗ ein. f 7 A 8 VBerſammlungs⸗ Kalender. Tv. 1898. Heute Abend punkt halb 9 Uhr Turnſtunde der Frauenabteilung. Sammel ⸗Anzeiger kur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verzonſsgenoſſenſchaf. f Schweinemaſtverträge betreff.: 5 a e e von. ö ekannten B fungen müſſen in 2 Tagen beim Ortsbauetnführer e 12 Beſtellungen auf Thomasmehl und Torf werden im Lager entgegengenommen. Nadfahrergeſellſchaft und Landjugend. Morgen Donnerstag abend 8 Uhr. Verſammlung im„Bad. Hof“. 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