une e n 1 a Fine Tee e ende 7 1 Nr enn 3 N ne 9 6 0 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Augeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feruſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verküündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim ⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XII. 35: 1200 36. Jahrgang Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Die Spannung im Mittelmeer verſchärft ſich. Nunmehr hat auch Frankreich zwei Geſchwader ſeiner At⸗ lantikflotte ins Mittelmeer beordert, zu„Flottenübungen“, wie es offiziell heißt. Gleichzeitig finden neue engliſche Flottenbewegungen ſtatt, die unter anderm die beiden mäch⸗ ztigſten Kriegsſchiffe der Welt in das Mittelländiſche Meer bringen. Hier iſt nun die größte Flotte verſammelt, die man ſeit 1914 geſehen hat. Deutlicher kann man es den Italie⸗ mern wohl nicht klar machen, daß die engliſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit nicht mehr nur auf dem Papier ſteht. Sollte doch noch die Oelſperre beſchloſſen werden— was aber neuerdings in politiſchen Kreiſen ſtark bezweifelt wird — und ſollte Muſſolini darauf mit kriegeriſchen Handlungen antworten, ſo wird er England und Frankreich gewappnet finden. Auch Griechenland, die Türkei und die Kleine En⸗ tente haben auf die britiſche Anfrage über ihre Bereitſchaft zur Waffenhilfe„befriedigend“ geantwortet. Italien ſeiner⸗ ſeits hat ſeine Truppen in Libyen bedeutend verſtärkt; die dort zuſammengezogenen italieniſchen Streitkräfte ſollen zahlenmäßig dreimal ſo ſtark ſein wie die engliſchen in Aegypen. Es iſt ſchon die Vermutung ausgeſprochen wor⸗ den, daß Italien im Ernſtfalle in den Sudan vorſtoßen wollte. So bedenklich ein Gelingen eines ſolchen Unterneh⸗ mens für Aegypten auch wäre, die Entſcheidung in einem Krieg im Mittelmeer würde an anderer Stelle fallen. Hof⸗ fentlich bleibt die Welt jedoch von einer Exploſion der an 115 Mittelmeergeſtaden aufgeſtapelten Pulverfäſſer ver⸗ ſchont. Nicht weniger als 30 000 Mann italieniſcher Kerntrup⸗ pen ſind zuſammen mit den 15 000 Mann, die den Suez⸗ kanal hen dem 24. und 29. Dezember paſſierten, inzwi⸗ ſchen zur Verſtärkung der Truppe des Generals Graziani im Somaliland entſandk worden. Grazianj wird damit über rund 80 000 Mann verfügen, alſo ein Drittel der Streit⸗ kräfte, die die Italiener insgeſamt gegen Abeſſinien anſeken Es ſchelull, als ob man ſich vonn einein Angriff im Hochplateau von Tigre zunächſt nichts mehr verſpräche, außerdem die weißen Diviſionen e und ſie als Drohung gegen England für einen ſofortigen Einmarſch in den britiſchen Sudan mit der Richtung auf die Nilſtadt Kakthum bereithalten wollte. Der Angriff Grazianis hat entweder Addis Abeba direkt zum Ziel, oder zum mindeſten jene fruchtbaren und geſunden Landſchaften ſüdlich von Addis Abeba, deren Höhenklima den Einſatz weißer Divi⸗ ſionen ermöglichen würde. Grazianf ſtehen nicht weniger als zwi abeſſiniſche Armeen gegenüber, die nach abeſſiniſchen Belauptungen gut ausgerüſtet und geführt ſein ſollen. Wein es zutrifft, daß bisher ſchon die Nomadenſtämme des Südens ſich in großer Zahl, nicht zuletzt aus Rache für die unbſchreiblich brutalen und grauſamen Steuereintreibun⸗ gen der Amharas, zur Verfügung ſtellen, könnte Graziani, der rfahrenſte italieniſche Kolonfal⸗Heerführer, unter Um⸗ ſtändn auch mit der Gefolgſchaft der kriegstüchtigen Galla⸗ ſtänmme rechnen. Wenn jetzt allerdings von einer Offenſive die We iſt, wollen wir nicht vergeſſen, wielange es dauern kannn he Graziani wirklich in jene Landſchaften gelangt. Inzwhen haben auch die Abeſſinier wieder im Norden einen rößeren Angriff unternommen. Italien hat eine Al⸗ pendinon nach dieſen Gebieten unterwegs, ſo daß man wohl ch dort mit Ereigniſſen vor Eintritt der Regenzeit rechnekann. 0 Di öſterreichiſche Gondel rüſtet zu einem neuen ifſtieg in die diplomatiſchen Sphären Europas. Hatte Ballon trotz mancher Hinderniſſe bisher mühe⸗ los diellpen in ſüdlicher Richtung überflogen und ſeine Paſſage ſicher auf römiſchem Boden abgeſetzt, ſo hat das Sanktunwetter am Himmel Europas den Wiener Steuernn in neue Flugrichtung gewieſen. Die Reiſe des Bundenzlers Schuſchnigg führt nach Prag. Wennen Beſuche macht, bringt man Geſchenke mit— oder inſerem Fall: man beſeitigt alle Eindrücke, die dem Gaſtgel Gegenſtand von Beanſtandungen ſein könnten. Die öſbichiſche Gondel hat auf dem Fluge nach Prag Ballaſtgeworfen: 19 Mitglieder des ehemaligen ſozial⸗ demokrhen Parteivorſtandes Oeſterreichs ſind amneſtiert und ihzerfahren niedergeſchlagen worden. Aber was wird Ach ſeinem Wiener Gaſt als Gegengabe überrei⸗ chen? gen 19 ſozialdemokratiſche Führer eine Habsbur⸗ ger Krauf? Wird der öſterreichiſche Bundeskanzler eine Anleihitbringen? Wird er ſeine Reiſe in umliegende oder entere europäiſche Hauplſtädte fortſetzen? Wird Herr Semberg, der in Rom nicht dieſelben Wege und Stadtil wie Herr Schuſchnigg beſuchte, auch die Gon⸗ del nacag beſteigen oder in einem eigenen Ballon ſtar⸗ ten? Rind der Fragen und groß die Sorgen, die der Ausflu die abeſſiniſchen Berge den daheimgebliebenen Politian der Donau gebracht hat. * Deßer Dienſt befindliche Flüchtlingskom⸗ miſſer Genfer Liga hatte die Bedeutung des Juden⸗ tums r deutſchen Geſchichte, insbeſondere ſeine Ver⸗ dienſte das Nachkriegsdeutſchland, zu einer dicken Denk⸗ ſchrift beitet und ſeinen Auftraggebern zur Veröffent⸗ lichunrreicht. Hätte der Herr MacDonald die Zeitung geleſem wäre er ſicher nicht auf ſo ſeltſame Theorien, wie ein ſeinem Gutachten über das Emigrantenelend als In angibt, verfallen. Das gewiß nicht deutſch⸗ freun, Echo de Paris“ hätte ihn bei ſeiner Gutachter⸗ kätigk'ſentlich unterſtützen können, wenn es Macdo⸗ Freitag, den 10. Die Abeſſinier melden Vormarſch Trotz der ſtarken Regenfälle.— Die Provinz Tembien wieder ganz zurückerobert? Addis Abeba, 9. Januar. Nach Berichten von abeſſiniſcher Seite haben die Nord⸗ armeen der Abeſſinier, die ſeit einiger Zeit große Angriffs⸗ vorbereitungen krafen, nach ihrem Vorgehen auf das Schire⸗ Gebiet ſeit zwei Tagen den Vormarſch vom Abſchnitt Ma⸗ kalle aus in nördlicher Richtung begonnen. Der Angriff auf die Provinz Tembien ſei, wie in den abeſſiniſchen Mel⸗ dungen geſagt wird, durch vorgeſchobene Abteilungen der Armee Ras Seyoums mit Scharfſchützen vorbereilek wor⸗ den. Am 6. Januar habe dann der allgemeine Angriff be⸗ gonnen, und am 7. Januar abends ſei die Tembien⸗Provinz vollſtändig in Händen der Abeſſinier geweſen. Die Italie⸗ ner, die wegen ſtarker Regenfälle nicht mit einem Vorgehen der abeſſiniſchen Truppen gerechnet hätten, ſeien durch den Angriff überraſcht worden und häkten kaum Widerſtand geleiſtet. Den abeſſiniſchen Truppen ſeien auf der Straße von Caciamo nach Adua ein Tank und ein Kraftwagen in die Hände gefallen. Einzelheiten, insbeſondere über die Ver⸗ luſte, ſtünden noch aus. Die Vorhuten der Abeſſinier be⸗ wegten ſich weiter nach Norden auf der Straße von Cacciamo nach Adua und von Abbi Addi nach Abaro. Gleichzeitig ſeien ſtarke Kräfte auf die Gheralta⸗Pro⸗ vinz in Bewegung geſetzt worden, um die italieniſchen Trup⸗ pen, die zwiſchen Gheralka und Makalle Stellungen bezo⸗ gen hätten, von ihren rückwärtigen Verbindungen abzu⸗ ſchneiden. Von abeſſiniſcher Seite wird ferner gemeldet, daß die italieniſche Fliegertätigkeit an der Südfront ſtark zugenommen habe. Dagegen ſei im Norden die Teilnahme der Flieger an Gefechten infolge der Wetter⸗ verhältniſſe nicht möglich. Der ttalieniſche Heeresbericht Die Amtliche Mitteilung Nr. 92 gibt folgenden italie⸗ niſchen Heeresbericht bekannt: „An der Front im Norden von Makalle ſind mit unſerem Artilleriefeuer große feindliche Verbände zer⸗ 1 worden, die ſich dem Guabat⸗Floß genähert hatten. ie Luftwaffe hat leichte Bombenangriffe auf bewaff⸗ nete Gruppen durchgeführt, die im Norden des Tzellemti⸗ Gebiets in Sicht gekommen waren. Von dem Reſt der Eri⸗ trea⸗ und von der Somalifront iſt nichts Bemerkenswertes zu verzeichnen.“ Kein Rückzug, keine Bomben, kein Gas Italien gegen abeſſiniſche Meldungen. Rom, 10. Januar. „Von berufener italieniſcher Seite werden die abeſſini⸗ ſchen Meldungen über die Zurückeroberung der Landſchaft Tembien als vollkommen falſch bezeichnet. Ebenſo wer⸗ den die abeſſiniſchen Nachrichten, wonach in Dagabur ein ägyptiſches Feldlazarett von italieniſchen Flugzeugen mit Bomben belegt worden ſei, auf Grund einer beim Hauptquartier der Somalifront eingeholten Auskunft als gegenſtandslos zurückgewieſen. Die fragliche Aktion habe, wie aufs beſtimmteſte erklärt wird, überhaupt nicht ſtattge⸗ funden. Hingegen wird von italieniſcher Seite erklärt, daß der Mißbrauch des Roten Kreuz⸗ Zeichens durch die Abeſſinler immer größeren Umfang annehme. Schließ⸗ lich werden auch alle Nachrichten, wonach italieniſche Trup⸗ pen den Gaskrieg begonnen hätten, entſchieden beſtritten. Die Abreiſe der Alpint Stefani gegen Reuter. Die Agenzia Stefani richtet folgenden ſcharfen Angri gegen das Reuterbüro:„Das Algen da die 201 ſche Agentur Reuter geſchaffen hat, wird immer bedauerns⸗ werter. Die Reuternachrichten über die Abreiſe der Alpini aus Meran ſind völlig Phantaſie. Die Alpini⸗Abteilungen ſind in ta delloſer Or dnun g. abgefahren, inmitten der Begeiſterung der Bevölkerung, wie Tau⸗ ſende von Zeugen beſtätigen können. Durch die dauernde Veröffentlichung von Lügen entehrt ſich die engliſche Agen⸗ tur. Dieſes Verfahren iſt auch nicht geeignet, die Stimmung zwiſchen den Völkern zu verbeſſern.“ nald geleſen hätte. Dieſes Pariſer Generalſtabsblatt hatte es ſich nicht nehmen laſſen, vor einigen Wochen einen Mon⸗ ſieur Raymond Cartier auf die Spur der nach Paläſtina emigrierten Juden zu ſetzen, damit er eine groß aufgemachte Reportage über ihre Gefühle in der neuen und angeſtamm⸗ ten Heimat verzapfe. Cartier hat ausführlich berichtet und dabei maßgebende Paläſtinenſer ſprechen laſſen. Durchweg hat er zur Antwort erhalten:„Die deutſchen Juden ſind drauf und dran, uns ernſte Schwierigkeiten zu ſchaffen, die die Homogenität unſerer Bevölkerung in Frage ſtellen. Sie haben eine allzu ausgeſprochene Tendenz, geſchloſſen unter ſich zu leben.“ Der rückſichtsloſe Zuſtrom eines ſtar⸗ ken jüdiſch⸗deutſchen Elements, ſo berichtet Cartier weiter, bringt„tatſächlich die Gefahr mit ſich, das paläſtinenſiſche Nationalheim ernſthaft zu ſtören“. Selbſt die Ureinwohner des gelobten Landes klagen bitter:„Außerdem machen ſich viele dieſer deutſchen Juden ſchlechthin unleidlich durch ihren Januar 1936 Verzicht auf die Oelſperre? Der Meinung der„Morning Poſt“ ſteht die der Außen⸗ politikerin des franzöſiſchen Blattes„Oeuvre“ gerade gegen⸗ über. Dieſe ſpricht den franzöſiſchen Flottenübungen jede politiſche Bedeutung in Zuſammenhang mit dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Krieg ab. Auch die engliſchen Flot⸗ tenverſchiebungen im Mittelmeer hätten lediglich den Zweck einer Auswechſlung der Einheiten, wobei ſogar zu berück⸗ ſichtigen ſei, daß die neuen Einheiten weniger ſtark ſeien als die alten. Die Erklärung der engliſchen Preſſe, daß es ſich bei den franzöſiſchen Manövern um die erſten Auswir⸗ kungen der franzöſiſch-engliſchen Zuſammenarbeit handle, ſeien aus der Luft gegriffen, denn leider be⸗ ſchränke ſich dieſe Zuſammenarbeit in Wirklichkeit auf recht wenig. Es ſcheine ſogar im Gegenteil, als ob man ſetzt auch auf engliſcher Seite von der Ausdehnung der Sühnemaßnah⸗ men auf Erdöl Abſtand genommen habe, und es ſei äußerſt wahrſcheinlich, daß man in Genf am 20. Januar dieſe Frage noch einmal verkagen werde unter dem Vorwand, daß der amerikaniſche Kongreß noch nicht den endgültigen Worklaut verabſchiedet habe. Auf engliſcher und auf franzöſiſcher Seife ſehe man andererſeits aber auch die ſchwerwiegenden Fol⸗ den, die ein Ausfuhrverbok für Erdöl nach ſich ziehen könnte. Mißlungene italieniſche Beſtechung? Man ſei auf der einen Seite davon überzeugt, daß ſich Italien inzwiſchen für mehrere Monate mit Erdöleingedeckt habe. Außerdem befürchte man, daß die Ausdehnung der Sühnemaßnahmen den Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen nach ſich zie⸗ hen könne und man dadurch Gefahr laufe, dem Duce nicht mehr die Ratſchläge erteilen zu können, die ihm augenblick⸗ lich von einigen friedliebenden europäiſchen Staaten ge⸗ geben würden. Man befürchtet aber ganz beſonders, daß ein Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen notgedrungen zu einer Annäherung Italiens an Japan, Deutſchland und Ungarn führen werde. In Paris und London ſei man ſich jetzt auch darüber klar, daß Muſſolini es heute lebhaft bedauere, die Pariſer Einigungsvorſchläge abgelehnt zu haben. Man glaube zu wiſſen, daß Italien dieſe Haltung deshalb eingenommen hobe, weil es angenommen habe, einflußreiche abeſſiniſche Fürſten mit Hilfe von etwa 125 Millionen Franes für ſich gewonnen zu haben und Abeſſinien in einigen Wochen ohne die Einmiſchung des Völkerbundes erobern zu können. Dieſe Rechnung ſei ſedoch falſch geweſen. Die„Frühjahrsübungen“ „Die größte Flottenzuſammenziehung ſeit dem Weltkriege“, Die neuen britiſchen Flottenbewegungen bedeuten eine beträchtliche Verſtärkung der britiſchen Flottenſtreitkräfte in der Nähe von Gibraltar. Die Einheiten der Heimatflotte, die ſich an den Frühjahrsübungen beteiligen, werden ihre Manöver vorausſichtlich wie in den beiden vorhergehenden Jahren ſüdweſtlich von Gibraltar durchführen. Wie der Flottenkorreſpondent des„Daily Telegraph“ meldet, werden ſich auch die zurzeit in Gibraltar liegenden Kriegsſchiffe der Heimatflotte, die vorübergehend nach England zurückkehren, ebenfalls an den Frühjahrsübungen in der Nähe von Gi⸗ braltar beteiligen. Ihre Rückfahrt nach England habe ledig⸗ lich den Zweck, den Schiffsbeſatzungen ihren überfälligen Weihnachtsurlaub zukommen zu laſſen. Der dipiomakiſche Korreſpondent des„Daily Herald“ weiſt in einer großaufgemachten Meldung darauf hin, daß infolge dieſer brikiſchen Maßnahmen und der franzöſiſchen Floktenbewegungen die größte Floktenzuſammenziehung ſeit dem Weltkriege im Mittelmeer und auf der Höhe von Gibraltar erfolgt ſein werde, wenn der Völkerbundsrat am 20. Januar zuſammenkrete. Talſache ſei, daß die Völker⸗ bundsſtaaten nunmehr alle wichtigen Vorſichksmaßnahmen für ein gemeinſames Vorgehen im Falle eines italieniſchen Angriffs im Mittelmeer ergriffen hätten. Der diplomatiſche Korreſpondent der„Morning Poſt“ meldet, daß die Mitteilung von den franzöſkſchen Flottenbewegungen in Londön als außeror⸗ dentlich bedeutungsvoll angeſehen werde. Man ſei der Anſicht, daß ſie als ein ee der neuen engliſch⸗ franzöſiſchen Zuſammenarbeit aufgefaßt werden könnten. Der Korreſpondent zieht aus den franzöſtſchen Flottenmaßnah⸗ men den Schluß, daß Frankreich jetzt die Sühnepolitik gün⸗ ſtiger beurteile. 5 Es ſei katſächlich ſehr wohl möglich, daß Laval einer Oelſperre nicht widerſprechen würde, wenn ſie vom iser⸗ Ausſchuß empfohlen würde. Andererſeits würde es auch für die britiſche Regierung ſehr ſchwierig ſein, nicht für die Sperre zu ſtimmen, nachdem der Mangel an Unterſtützung im Mittelmeer beſeitigt ſei. Das franzöſiſche Marineminiſterium hat bekanntgege⸗ ben, daß das zweite Geſchwader eine für mehrere Wochen vorgeſehene Uebungsfahrt an die Weſtküſte Afrikas unter⸗ nehmen werde. Von Caſablanca aus ſollen die Schiffsein⸗ heiten weiter Kurs auf Dakkar nehmen und vom 26. Ja⸗ nuar bis 6. Februar in Dakkar liegen, wo die Flottille Emile Bertin, die ſich auf der Heimfahrt von den Antillen befindet, zu ihnen ſtoßen ſoll Am 26. Februar wird das zweite Geſchwader wieder in Breſt einlaufen, nachdem es vom 11. bis 17. Februar erneut Aufenthalt in Caſablanca U Anſpruch auf eine Ueberlegenheit“. genommen hat. Die Soldatenſtadt Einweihung der Poksdamer Kriegsſchule. Am Donnerstag wurde in Potsdam⸗Bornſtedt die auf Grund des Neuaufbaues der deutſchen Wehrmacht wieder⸗ erſtandene Kriegsſchule Potsdam mit einer kurzen milikäri⸗ ſchen Feier ihrer Beſtimmung übergeben. Die neue Kriegs⸗ ſchule, die in 18 Monaten erbaut wurde, beſteht aus 22 Ge⸗ bäuden, die in drei Gruppen(Fähnrichunterkünfte, Lehr⸗ ſaalgebäude und Mannſchaftshäuſer) in zweckentſprechender Planung gegliedert ſind. Auf dem großen Hof der Kriegsſchule waren die Lehr⸗ gänge mit dem Ausbildungsperſonal in einem offenen Rechteck angetreten. Der Oberbefehlshaber des Heeres, Ge⸗ neral der Artillerie Frhr. v. Fritſch, wandte ſich an die Fahnenjunker Er ermahnte ſie, mit offenen Augen die Tra⸗ dittonen aufzunehmen, denen ſie in der Soldatenſtadt auf Schritt und Tritt begegnen und die in den ſoldatiſchen Tu⸗ genden der Treue, Pflichterfüllung, des Gehorſams, der Opferbereitſchaft und der Kameradſchaft verkörpert ſind. Der Oberbefehlshaber verwies dann auf die lebendigen Zu⸗ ſammenhänge zwiſchen dem Einſt und Jetzt, die unvergäng⸗ lichen Werte dieſer alten Soldatenſtadt und den ſtarken Pulsſchlag, in dem das durch den Führer geeinte deutſche Volk wieder emporſteige. Die Größe Deutſchlands beruhe auf den ſoldatiſchen Tugenden, die in ſeiner Armee verkör⸗ pert geweſen ſeien. Nicht durch Worte, ſondern durch Geſin⸗ nung und Leiſtung werde ſie geſchaffen. Geſtürzte jüdiſche„Größe“ Großer Aufwand mit anderer Leute Geld. Frankfurt a. M., 10. Januar. Der finanzielle Zuſammenbruch und die Verhaftung des früheren Konfuls und Rennſtallbeſitzers Moritz J. Op⸗ penhei mer, der einſt eine große Rolle ſpielte, hatte im September 1933 beträchtliches Aufſehen erregt. Höchſte Ent⸗ rüſtung rief die Entlarvung dieſes jüdiſchen Vampirs her⸗ vor, der auf anderer Leute Koſten auf großem Fuße gelebt hat. Nun ſtand ſein Sohn, der 31jährige Dr. jur. Walter Oppenheimer, wegen Betrugs vor Gericht. Der Konſul war mit einem Studienrat befreundet, der mittlerweile geſtorben iſt, dem ein großes Vermögen in Amerika 1931 freigegeben wurde. Im Verlauf von etwa 21 Monaten ſtellte der Studienrat dem Konſul 1 746 000 Mark Kapital für die Fabrik zur Verfügung. Dem Konſul iſt ſpä⸗ ter zum Vorwurf gemacht worden, daß er das Geld von dem Studienrat unter falſchen Angaben erhalten habe, daß er in noch weiteren Fällen ſich des Betruges ſchuldig gemacht, und daß er ſich gegen das Konkursgeſetz vergan⸗ gen habe, weil er zum Nachteil der Gläubiger einen übermäßigen Aufwand getrieben habe. Es kam zu einer Anklage gegen den Konſul wegen Bankrotts und Betrugs in mehreren Fällen, aber eine gegen den Ange⸗ elagten anberaumte Verhandlung mußte abgebrochen wer⸗ dn, weil der leidende Angeklagte verha ndlungsun⸗ fähig war. s Der angeklagte Sohn erklärte in der Verhandlung, er habe keinen Einblick in die Geſchäfte gehabt und von dieſen Fällen nichts gewußt. Das Gericht ſprach den Angeklagten in dem einen Falle mangeels Beweiſes frei Im zweiten Fall der Anklage hielt das Gericht den Sachverhalt für nicht völlig geklärt und es hätte noch einer Verneh⸗ mung des Vaters des Angeklagten bedurft, der aber krank iſt. Es käme hier nur Betrugsverſuch in Betracht und der unter dem Einfluß ſeines Vaters geſtandene Angeklagte hätte eine höhere Strafe als ſechs Monate Gefängnis nicht zu erwarten gehabt. Das Verfahren wurde deshalb auf Grund der Amneſtieverordnung eingeſtellt. Kurzmeldungen Paris. Nach einem Bericht des„Jour“ ſoll die geplante 800⸗Millionen⸗Franes⸗Anleihe an Sowjetrußland doch noch zuſtandekommen, da die franzöſiſche Regierung die Garan⸗ tie übernommen habe. Warſchau. In Wilna begann ein Prozeß gegen 12 Stu⸗ denten und Aſſiſtenten der Wilnaer Univerſität wegen kom⸗ muniſtiſcher Betätigung. 5 Stockholm. Prinz Guſtav Adolf, der älteſte Sohn des Kronprinzen, wird ſich in ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzen⸗ der des ſchwediſchen Olympiagausſchuſſes am 8. Februar nach Garmiſch⸗Partenkirſchen begeben, um dort den Winterſpie⸗ len beizuwohnen. „Herzens not.“ Von Robert Fuchs⸗Liska. 11 Am Abend arbeitete Oberſt Rademar an ſeinem Schreib⸗ tiſch. Er ſtellte die Liſte der tagsüber gemachten Werbe⸗ beſuche auf. Dela ſaß auf dem altertümlichen, neben dem Schreibtiſch ſtehenden Ripsſofa, mit einer Näherei beſchäftigt. Zufrieden aufſeufzend, lehnte der alte Soldat ſich in ſeinen Stuhl zurück und rieb mit der einzig ihm verbliebenen Hand die Stirn. Dann ließ er ſie im Schoße ruhen. „Achtzehn Familien habe ich heute abgekloppt“, rechnete er.„Dabei ſieben Beſtellungen erzielt. Das macht in den zwölf Tagen meiner Tätigkeit nun ſchon einundvierzig Be⸗ ſtellungen. Ich denke, mein Brotherr wird mit mir zu⸗ frieden ſein. Denn wahrſcheinlich ſind doch auch ein paar ſchriftliche Beſtellungen aus meinem Arbeitsgebiet einge⸗ laufen.“ „Strengt dich denn das viele Gehen nicht an, Vater?“ erkundigte ſich Dela beſorgt. „Im Gegenteil“, lobte er.„Das Marſchieren bekommt mir glänzend. Ich fühlte mich als ein ganz anderer Menſch, ſeit⸗ dem ich nicht mehr im Hauſe ſitze und über traurige Erinne⸗ rungen Appell abhalte, um dann Trübſal zu blaſen.— Es geht nichts über Bewegung in freier Luft“, trug er nach. „Ich werde nun ein paar Tage nicht reiten können“, er⸗ innerte ſie ſich dadurch.„Herr Vehlow verreiſt.“ 5 Ein paar„ ſaß der Oberſt nachdenklich da. Er kaute auf ſeinem Schnurrbart und warf ab und zu einen Blick nach ſeinem Kinde, als beſinne er ſich, um etwas Un⸗ erfreuliches möglichſt mundgerecht vorbringen zu können. Endlich nahm er das Wort: „Du könnteſt dieſe Gelegenheit eigentlich benützen, um von jetzt an Verzicht zu leiſten auf die Gefälligkeit dieſes Herrn Vehlow. Sieh mal, Kind, der Beſitzer der Gäule könnte doch davon erfahren. Wer weiß, was für Unannehm⸗ lichkeiten der Stallmeiſter dann hat. Vor allem aber, daß wir dann in die Lage kommen, uns bei jemand bedanken zu müſſen, dem gegenüber uns ſolch eine Pflicht gar nicht an⸗ „Triumph des Willens“ in Amſterdam. In zwei überfüllten Vorſtellungen wurde von der Reichs⸗ deutſchen Gemeinſchaft in Amſterdam der Film des Reichs⸗ parteitages 1934„Triumph des Willens“ gezeigt. Auch aus anderen Städten, ſo aus Haarlem und Utrecht, waren die Reichsdeutſchen in großen Autobuſſen erſchienen. Sechs Italiener aus Malta ausgewieſen. Wie aus Malta gemeldet wird, hat dort die britiſche Polizei in den Häuſern von 14 Perſonen, von denen die meiſten Italiener ſind, Hausſuchungen vorgenommen. Alle 14 Perſonen wurden feſtgenommen, und ſechs von ihnen, ſämt⸗ lich Italiener, wurden ausgewieſen. Es handelt ſich um einen italieniſchen Profeſſor, einen faſchiſtiſchen Leutnant, einen Konſulatsbeamten und drei Kaufleute. Regierungsgegner überfallen Rundfunkſtation in Peru. 20 bewaffnete und maskierte Männer überfielen in der Nacht die Rundfunkſtation in Lima(Peru). Es gelang ihnen nach Ueberwältigung der ſich ihnen entgegenſtellenden An⸗ geſtellten und Künſtler das Gebäude zu beſetzen und in den Senderaum vorzudringen. Dort hielten ſie etwa 10 Minuten lang regierungsfeindliche Rundfunkanſprachen und verſchwan⸗ den dann. Ifaac Libenſon— ein Hetzer in Argentinien. Der Generalſtreik in Buenos Aires dauerte bis Mitt⸗ woch abend 6 Uhr, doch wird die Beendigung des Streiks ſich erſt am heutigen Donnerstag früh tatſächlich auswirken. Neue Gewalttaten wurden hauptſächlich im Stadtteil Villa Pevoto verübt, wo Fuhrwerke verbrannt und ſtellenweiſe Bahnſchienen zerſtört wurden. Aus der Provinz Santa Fe wird von Umtrieben unter den Landarbeitern berichtet. Dort wurden kommuniſtiſche Agitatoren unter der Führung eines gewiſſen Iſaac Libenſon feſtgeſtellt. N 2** Der größte Weltkriegsgewinnler Morgans Ariegsgeſchäfte. Waſhington, 10. Januar. Die Verhandlungen des Unterſuchungsausſchuſſes des Senates ergaben, daß die Geſellſchaften, an denen J. P. Morgan und Co. beteiligt war, den Alliierten vor Ameri⸗ kas Kriegseintritt Kriegsmaterial, Nahrungsmittel und ſon⸗ ſtige Waren im Werte von 363 Millionen Dollar verkauft hatten. Das Bankhaus Morgan war Einkaufsagent für ins⸗ geſamt drei Milliarden Dollar. Morgans Teilhaber Lamont wiederholte die von J. P. Morgan aufgeſtellte Behauptung, daß„deutſche Hand⸗ lungen“, nicht die internationale Finanz Amerika in den Krieg gezogen hätten. Der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Nye, erklärte daraufhin: Ehe wir verſuchen, zu ſagen, ob Ankerſeeboote oder In⸗ duſtrie und Geſchäft uns in den Krieg hineinbrachten, wer⸗ den wir den Tatbeſtand aufnehmen, und dann werden wir entſcheiden, was uns in den Krieg hineinzog. Zuſammenbruch der Flottenkonferenz? Ein Ultimatum und unnachgiebige Haltung Japans. London, 10. Januar. „Die Ausſichken der Floktenkonferenz werden von den Blättern außerordenklich peſſimiſtiſch beurteilt, nachdem die japaniſche Abordnung die Erörterungen der britiſchen, fran⸗ zöſiſchen und italieniſchen Vorſchläge für einen Nachrichten⸗ ausfauſch über die Flottenbauprogramme abgelehnt hal. Die Japaner haben ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß zuerſt eine Vereinbarung über die Frage. de eumä⸗ ßigen Begrenzung erzielt werden müſſe. Mehrere Blätter glauben jetzt ſogar mit einem baldigen Zuſammenbruch der Konferenz rechnen zu müſſen. Der Flottenberichterſtatter des„Daily Telegraph“ mer⸗ det, die japaniſche Abordnung habe auf der letzten Sitzung ein Ultimatum geſtellt, daß ſie kein neues Begrenzungsab⸗ kommen weder mengen⸗ noch wertmäßiger Art erwägen wolle, bevor Japan eine vollſtändige Flotten ⸗ gleichheit mit dem Britiſchen Reich und den Vereinig⸗ ten Staaten erreicht habe. Man befürchtet, daß die Konfe⸗ renz in naher Zukunft, möglicherweiſe ſchon in dieſer Woche, vertagt werde. Wackere deutſche Seemannstat Eine Schiffstragödie in den ſpaniſchen Gewäſſern. Hamburg, 9. Januar. Der Dampfer„Caſtellon“ der Reederei Robert M. Sloman jun., Hamburg, kehrte mit den zehn geretteten Be⸗ ſatzungsmitgliedern des am 5. Januar bei Kap Finiſterre untergegangenen ſpaniſchen Dampfers„Vizcaya“ an Bord in den Heimathafen zurück. Kapitän Nielſen ſchilderte einem Vertreter des DNB, der in Brunsbüttelkoog an Bord ge⸗ gangen war, die Rettungstat ſeiner Beſatzung. Wie ein Mann, ſo ſagte der Kapitän, habe ſich die ganze Schiffsbeſatzung freiwillig zur Teilnahme an der Ret⸗ kungsaktion gemeldet. Die„Caſtellon“, die ſich mit einer Fruchtladung an Bord auf der Heimfahrt von Cartagena befand, ſichtete gegen zehn Uhr etwa zehn Meilen ſüdweſtlich von Kap Finiſterre den Dampfer„Vizcaya, der ſehr ſtarke Schlagſeite hatte. Flaggenſignale gaben bekannt, daß ſich das Schiff in hö ch⸗ ſter Seenot befand. Der deutſche Dampfer drehte darauf ſofort bei. Wie die Geretteten ſpäter berichteten, hatte die„Vizcaya“ bereits ſechs Stunden bei Süd⸗ weſtſturm im Kampf mit den Wellen geſtanden und be⸗ gann zu ſinken. Die Beſatzung hatte ſchon Schwimmweſten angelegt und verſuchte, ein Rettungsboot auszuſetzen, was jedoch bei den hochgehenden Wellen und der ſtarken Nei⸗ gung des Schiffes bis zu 40 Grad nicht gelang. Kapitän Nielſen ließ nun ein Rettungsboot klarmachen, das nur unter großen Schwierigkeiten zu Waſſer debracht werden konnte. Trotz aller Bemühungen gelang es der ſechsköpfi⸗ gen Beſatzung des Rettungsbootes nicht, längsſeits der „Vizcaya“ zu gehen, da fortgeſetzt neue Böen in Windſtärke acht bis zehn auftraten. Die Beſatzung des Rettungsbootes gab ſchließlich den ſpaniſchen Seeleuten zu verſtehen, über Bord zu ſpringen, um ſo ihre Bergung zu ermöglichen. Es war die einzige Möglichkeit zur Rettung, da das Boot der„Caſtellone“ dauernd in Gefahr ſchwebte, beim Sinken der„Vizcaya“ vom Strudel mit in die Tiefe geriſſen zu werden. Nach und nach konnten ſo ſechs Mann von dem Rettungs- boot aufgenommen werden. Es begann nun die Rückfahrt zur„Caſtellone“, die inzwiſchen fortgeſetzt Oel auf die hochgehenden Wellen pumpke. Nachdem das Rettungsboot die ſechs völlig erſchöpften Spa⸗ nier auf dem Dampfer abgeſetzt hatte, ſtieß es wieder ab, und es gelang, bei der zweiten Bergungsfahrt weiter e drei Spanier zu retten. Großes Glück hatte ein Beſat⸗ zungsmitglied der„Vizcaya“, das gleich zu Beginn des Ret⸗ tungswerkes von der„Caſtellone“ ſelbſt aus der tobenden Flut geborgen werden konnte. Die Zahl der von dem deut⸗ ſchen Dampfer Geretteten beträgt ſomit zehn. Inzwiſchen waren auch der eſtländiſche Dampfer „Minna“ und der engliſche Dampfer„Almazora“ an der Unfallſtelle angelangt. Nach dreiſtündigen Bemühungen ging die„Vizcaya“ unter. Dem eſtländiſchen Dampfer ge⸗ lang es, aus den Trümmern noch weitere fünf Beſatzungs⸗ mitglieder zu bergen. Zwei Mann jedoch, darunter der Kapitän, wurden mit in die Tiefe geriſſen. Die„Caſtellone“ kreiſte nach dem Untergang des Schiffes noch eine halbe Stunde, um die Verunglückten mögliche“ weiſe noch her gon dun kün non Die Suche hieb igoach nislos. Nach Ausſagen eine Maisladung an Bord und war von Bilbao nach Palma de Mallorca unterwegs. Man vermutet, daß ſich die La⸗ dung des Schiffes infolge des ſtürmiſchen Seeganges ver⸗ lagert hat und dadurch die ſtarke Schlagſeite herbeiführte. 3. Einen Verunglückten beſtohlen. Der verheiratete H. Schuſter von Schney(Bayern) wurde in Erlangen verhaf⸗ tet. Er hatte in Lichtenfels einem Hausbewohner namens Dehler, der durch einen Verkehrsunfall ſchwer verletzt wor⸗ den war und im Krankenhaus Lichtenfels Aufnahme je⸗ funden hatte, aus ſeiner Wohnung das Sparbuch mit 100 Mark Einlage und 300 Mark Silbergeld geſtohlen. Inzvi⸗ ſchen iſt Dehler ſeinen Verletzungen erlegen und nach ſeiem Tode kam der Diebſtahl auf. A Spende des Führers für den Vater der Vierlige. Der Führer und Reichskanzler hat dem Schreinermſter Ewald Zimmerlein aus Kueps(Franken), deſſen Ehefra am Jahresende Vierlingen das Leben ſchenkte, eine Geldſende überweiſen laſſen. genehm wäre. Es iſt eigentlich merkwürdig, daß ich erſt heute an dieſe mögliche Unbequemlichkeit denke. Ich hätte dir die Ritte ſchon längſt verbieten ſollen.“ Dela errötete über und über. Richtig: daß der Beſitzer mit den Ritten einverſtanden wäre, das hatte ſie dem Vater noch nicht zu beichten gewagt. Sie nahm ſich vor, dieſe Sachlage noch heute einzugeſtehen. Inzwiſchen ſprach der Oberſt weiter:„Ich meine damit nicht, du ſorlteſt auf das Reiten verzichten. Eine Reitkarte im Monat kann ich dir ſchon ſtiften, ſo wie wir jetzt da⸗ ſtehen. Freilich, ein abgeklepperter Leihgaul wird dir nicht zuſagen nach dem flotten Lanzo. Na, wir wollen's uns überlegen.— Wenn der Vehlow zurück iſt, muß ich übrigens doch mal nach dem Stall hinauf gehen und dem Mann auch meinen ſchuldigen Dank abſtatten. Bei dieſer Gelegenheit kann ich ihm ja meine— das heißt: unſere Meinung dar⸗ legen. Iſt er wirklich ein ſo tadelloſer Menſch, wie du immer erzählſt? Oder entſtammt deine Begeiſterung für ihn viel⸗ mehr der Tatſache, daß er dir Reiterfreuden ermöglichte?“ „Er iſt ein Mann, Vater. Im vornehmſten Sinne des Wortes. Man muß ihn liebhaben.“ Viele Pulsſchläge lang las der alte Herr in dem heißen Antlitz, das ſich tiefer über die Näharbeit geneigt hatte. Es war ſeltſam ſtill in der Stube. „Höre, Dela.. ich will doch nicht hoffen“ Die Worte kamen langſam und ſchwer über die Lippen des Oberſt Rademar. Er verſtummte, als er ſein Mädchen zittern ſah. Dann erhob er ſich brüsk und ſchritt eine Weile ſchweigend auf und ab. Die alte Dielen unter dem ver⸗ ſchoſſenen und abgetretenen Teppich knarrten. Die Uhr an der Wand tickte ſchwer, wie ein mühſam ſchlagendes Herz. Aus dem Elbtal herauf zogen Windſtöße, Vorboten eines Gewitters, die mit den teilweiſe zerfallenen und gelockerten Dachziegeln des alten Häuschens klapperten. Endlich blieb der Oberſt vor Adele ſtehen. „Du liebſt dieſen Vehlow?“ fragte er hart. Ruhig geſtand ſie:„Ich habe es heute plötzlich erkannt, als er mir ſagte, wir würden ein paar Tage einander nicht ſehen, nicht zuſammen reiten.“ „Ich lobe dich, daß du nicht nach Ausflüchten ſuchſt“, an⸗ 8 über den beſten Kern verfügen. Aber wir wiſſen nit das geringſte über ihn. Bevor du die Sache ſo ernſt nimn, daß es zu ſpät wird, muß ich dir unterſagen—“ Sie erhob ſich mit einer abwehrenden Geſte:„Est be⸗ reits zu ſpät, Vater. Ich habe mich heute verraten. „Dann bewahre der Himmel dich vor Herzensnot mur⸗ melte der Oberſt und verließ mit harten Schritten diftube. Das drohende Gewitter draußen war näher gezog Die Natur rüſtete ſich zum Aufruhr. Der heulende Stu raſte um den Giebel des alten Häuschens. Er polterte mit talen Fäuſten an dem ſchadhaften Dach, als packe ihn Ver⸗ nichtungswut angeſichts dieſes kränkelnden Zeugen geiner Vergangenheit, die war und nie mehr ſein konnte. In gedrückter Stimmung begann Oberſt Rademardern⸗ tags ſeine Beſuchstour. Eben ſtand er vor einschilla. Ein geſchmackvolles Namensſchild am Eingang fiel auf: M. Chapiro. Es war ihm, als hätte er dieſen Nn in irgend einem auffälligen Zuſammenhang ſchon ein ver⸗ nommen, ihn geleſen, ihn rühmen hören. Na, erlei, dachte er, verſuchen kannſt du's ja mal. Er drückte den weißen Knopf der Klingel. „Iſt die Dame des Hauſes zugegen, mein Kindrkun⸗ digte er ſich freundlich, als das Dienſtmädchen öff! „Gewiß, die Gnädige iſt zuhauſe“, lautete die vort. Das Mädchen öffnete die Tür zu einem niedlich eingſeten Empfangsraum. Als Oberſt Rademar in die L des kleinen Gemaches trat, ſtutzte er: die ihm gegenübeind⸗ liche Wand war bedeckt mit Lichtbildern Amen einer wunderſchön gewachſenen Frau in verſchiedenanz⸗ ſtellungen. Es gab gar keinen Zweifel, das war Nus⸗ herrin ſelbſt f In der Betrachtung der Bilder wurde er durch Lin⸗ tritt der Dame des Hauſes unterbrochen. Der Oberfdte ſich raſch um und brachte verlegen hervor:„Veing, meine Gnädige,— ich muß meinen Irrtum bekenn ich — eh— ich dachte“ a N Die Chapiro ergötzte ſich:„Sie ſtaunen ü'eine Bilder, Herr Oberſt. Nun, es iſt mein Beruf, im be⸗ wundern zu laſſen. Ich bin Revue⸗Tänzerin, rin, und hatte guten Grund zu der Annahme, Sie werkauß erkannte der Oberſt.„Aber ich wundere mich doch. Vehlow mag ein ehrenwerter und untadeliger Menſch ſein, er mag vorbereitet. Ich wüßte ſonſt nicht, wie ich mir In ſuch erklären ſoll.“ a„ erger der Geretteten hatte die„Vizeaya“ nene Aus dlem badischen Caud Heidelberg.(Schwerer Verkehrsunfall.) Ver⸗ mutlich infolge Verſagens der Steuerung geriet auf der Wieblinger Landſtraße ein Lieferauto auf den Gehweg und züberſchlug ſich. Der Führer des Wagens, oer dabei in ſeinem Fahrzeug eingeklemmt wurde, mußte durch hilfsbereite Per⸗ ſonen aus ſeiner gefährlichen Lage befreit und in die Klinik überführt werden, wo erhebliche Quetſchungen feſtgeſtellt wurden. Heidelberg.(Scheffelpreis 1935 verteilt.) Der vom Deutſchen Scheffel⸗Bund der Univerſität Heidel⸗ berg geſtiftete Scheffelpreis, der alljährlich bei der Grün⸗ dungsfeier der Aniverſität für ausgezeichnete Leiſtungen in⸗ nerhalb des Deutſchen Seminars verliehen wird, wurde im Jahre 1935 Dr Siegfried Hardung zuerkannt. Der Preis⸗ träger wurde 1909 in Durlach geboren, beſuchte dort die Volksſchule und das Gymnaſium, ſtudierte dann in Heidel⸗ berg und Königsberg Deutſchkunde und Geſchichte der Volks⸗ kunde. Daneben betrieb er religiös⸗wiſſenſchafkliche und rechts⸗ geſchichtliche Studien. In Heidelberg promovierte er mit einer Arbeit auf dem Gebiet der rechtlichen und religfjöſen Volks⸗ kunde. Seine bisherigen Arbeiten galten Fragen der ge⸗ ſamten deutſchen Volkskunde, kleinere Arbeiten gehen von der oberrheiniſchen Landſchaft und den volkstum⸗politiſchen Fra⸗ gen der deutſchen Südweſt⸗ und Weſtmark aus. Hardung iſt zurzeit Aſſiſtent bei Profeſſor Dr. Eugen Fehrle an der Lehrſtätte für deutſche Volkskunde der Univerſität Heidelberg und Geſchäftsführer des Badiſchen Flurnamenausſchuſſes. Schwetzingen.(Neuer Schloßverwalter.) Bau⸗ aſſiſtent Hintermeyer von Karlsruhe wurde nach Schwet⸗ zingen verſetzt und mit der Verſehung des Dienſtes als Schloßverwalter betraut. Wertheim.(Vermißt.) Der verheiratete Hans Adelmann von hier wird ſeit einigen Tagen vermißt. Er litt ſeit einiger Zeit an Kopfgrippe und entfernte ſich aus ſeiner Wohnung, mit Hausſchuhen bekleidet. Man vermutet, daß der Kranke im Fieberzuſtand den Tod im Main geſucht hat. Sachdienliche Mitteilungen ſind an die Gendarmerie Wertheim erbeten Gchweres Eisunglück Drei Knaben eingebrochen und ertrunken. Villingen, 9. Januar. Am Nachmittag gegen 3 Uhr ereignete ſich in der im Weſten der Stadt gelegenen Siedlung Walkenbuck ein ſchreckliches Unglück. Drei Knaben hatten ſich auf den nur mit einer dünnen Eisſchicht bedeckten Brandweiher begeben, wo ſie plötzlich einbrachen und ſofort verſanken. Ein am Rande des Brand- weihers ſtehendes Mädchen blieb bei dem Rettungswerk mit ſeinen Kleidern an einem Pfahl hängen und ſchrie um Hilfe, ebenſo einige Kinder, die vom Ufer aus die Tragödie mit anſehen mußken. Raſch waren einige Männer und die Eltern der verunglückten Knaben zur Stelle. Sie konnten auch alsbald zwei der eingebrochenen Kinder ans Land zie⸗ hen; das dritte Kind konnte erſt nach einer Vierkelſtunde geborgen werden. Der Arzt machte bei den drei Knaben Wiederbelebungsverſuche, die jedoch zu keinem Ergebnis führten. Die Kinder wurden deshalb raſch ins Krankenhaus gebracht, aber auch dort waren alle Verſuche vergebens, die Erkrunkenen wieder ins Leben zurückzurufen. a Die Kinder ſtanden im Alter von ſieben und ſechs Jah⸗ ren. Zwei der Knaben waren aus einer Familie. 2 Steinen i. W.(100 jähriges Jubiläum) Wie⸗ der kann eine bedeutende Tertilfirma des Wieſentals auf ein 100jähriges Beſtehen zurückblicken. Es iſt dies die Spin⸗ nerei und Weberei Steinen AG in Steinen. Das Werk wurde durch den ſchweizeriſchen Oberſt Wilhelm Geigg um die Jah⸗ reswende 1835⸗36 gegründet. Das Unternehmen nahm eine raſche aufſteigende Entwicklung, Hand in Hand damit auch die Gemeinde Steinen, die ihre Einwohnerzahl ſeit der Gründung bis heute mehr als verdoppeln konnte. Im Jahre 1844 wurde die Filiale in Maulburg errichtet. Die Umwandlung in eine Akkiengeſellſchaft erfolgte 1885. Villingen.(400 Jahre alte Skadttür me!) Auf ein Alter von 400 Jahren können die altehrwürdigen Stadttürme von Villingen, ſo, wie ſie jetzt noch ſtehen, zurück⸗ blicken. Ihre Vorgänger, die ebenfalls bereits 500 Jahre alt geweſen ſein ſollen, wurden im Jahre 1535 abgebrochen und an ihrer Stelle alsbald die jetzigen Türme erſtellt. Nur der im Jahre 1372 erbaute Kaiſerturm iſt noch in ſeinem ursprünglichen Beſtand erhalten, zählt ſomit 564 Jahre. OLörrach.(Guter Fang.) Hier wurde durch die Gendarmerie ein mehrfach vorbeſtrafter 27 Jahre alter Mann aus Freiburg i. Br. feſtgenommen, der eine ganze Reihe von Diebſtählen in der Gegend von Müllheim, Stau⸗ fen und Lörrach auf dem Gewiſſen hat. Aus den Nachbarländern Speyer.(Eine Frau tot aufgefunden.) In Heiligenſtein wurde die 39 Jahre alte Ehefrau des Bäckers und Wirts Neufeld in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Todesurſache iſt bis fetzt noch ungeklärt. Die Leiche wurde beſchlagnahmt. Kalſerslautern.(Schmuggler nach Dachau verbracht.) Die als Schmuggler bekannten Brüder Heinrich Graf, 36 Jahre alt, und Walter Graf, 23 Jahre alt, beide hier wohnhaft, wurden vor einigen Tagen beim Schmuggel an der Grenze erneut feſtgenommen. Um ihr gemeinſchädliches Treiben für einige Zeit zu unterbinden, wurden ſie auf Anordnung der bayeriſchen politiſchen Po⸗ lizei in München in das Konzentrationslager Dachau ein⸗ geliefert. Oberweiler-Tiefenbach.(Unglücklicher Schütze.) Der Sohn des Landwirts Mai ſchoß dem 20 Jahre alten Dienſtknecht Karl Emrich mit einem Pfeil, an dem ein Na⸗ gel befeſtigt war, in das Auge, ſo daß dieſes in der Klinik entfernt werden mußte. e Frankfurt a. M.(Die tobende Ella.) Eine Frau mit dem Vornamen Ella hatte in einer Altſtadtwirt⸗ ſchaft mit ihrem Karl Streit bekommen. Als Karl der Ella eine herunterlangte, ergriff ſie ein Bterglas und warf nach ihm. Nun ſollte Ella an die friſche Luft geſetzt werden, aber ſie hielt ſich am Büfett feſt und ergriff Biergläſer, die ſie nach dem Wirt warf, der blutüberſtrömt zuſammenbrach. Deſſen Frau wurde durch einen Glasſplitter am Auge ſo verletzt, daß der Sehnerv litt. Schließlich riß die tobende Ella noch eine Türklinke ab und ſchlug eine Erkerſcheibe ein. Das Gericht verurteilte die Frau wegen Körperverletzung und Sachbeſchädigung zu vier Monaten und einer Woche Gefängnis. ** Rüdesheim.(Großfeuer in Hattenheim.) Im Anweſen der Winzer und Landwirte Geſchwiſter Köh⸗ ler in Hattenheim brach Feuer aus, das in kurzer Zeit das große Wohnhaus und die angrenzende Scheune vernichtete. Die Hattenheimer Feuerwehr und die Wehren von Eltville und Oeſtrich beſchränkten den Brand auf ſeinen Herd und verhüteten das Uebergreifen des Feuers auf die Nachbar⸗ gebäude, die ſtark bedroht waren. Knabe überfahren und getötet. Worms. Hier hatte ſich in der Speyererſtraße ein Schüler, der 10 Jahre alte Hindenlang, an den Anhänger eines Laſtzuges gehängt, war dabei unter die Räder ge⸗ kommen und durch Ueberfahren ſchwer verletzt worden. Im Stadtkrankenhaus iſt er alsbald an den Unfallfolgen ge. ſtorben. Zwei junge Menſchenleben vernichtet — Vom Härtsfeld, 9. Jan. Der Bauer Johann Oexler in Schretzheim fand ſeinen 13jährigen Sohn Theodor ſchwer verletzt im Stadel liegend auf. Man vermutete, daß der Junge ſich die Verletzungen durch einen Sturz von der Tenne zugezogen habe. Die ärztliche Unterſuchung ergab, daß die Verletzung am Kopf von einem Schuß herrührte. Der Knabe iſt kurze Zeit darauf geſtorben. Der dunkle Fall iſt noch nicht aufgeklärt.— In Dattenhauſen vergnügte ſich der 10 Jahre alte Landwirtsſohn Karl Hitzler mit mehreren gleichaltrigen Schulkameraden beim Schießen mit einem Flobertſtutzen auf eine Scheibe. Dabei entſtanden Meinungsverſchiedenheiten unter den Buben über die Reihen⸗ folge des Schießens. Einige verſuchten, ihrem Kameraden Georg Hailer, der die Waffe gerade in der Hand hatte, dieſe zu entreißen. Der Stutzen entlud ſich dabei und traf den kleinen Hitzler in die Leber. Der friſche, kräftige Junge erlag noch in derſelben Stunde der ſchweren Verletzung. Das Gewehr hatten die Buben entlehnt. Früh übt ſich — Heilbronn, 9. Jan. In der Nacht zum letzten Sonn⸗ tag gegen 1 Uhr wurden am Bahnhof Sülmertor drei 15⸗ bis 16jährige Lehrlinge aus Neckargartach von einer Streife der Bahnpolizei überraſcht, als ſie im Begriff waren, in das Verkaufshäuschen der Firma Handelshaus für Reiſe und Verkehr einzubrechen, angeblich um Romanhefte zu ſtehlen. Die Jungen wurden feſtgenommen. Bei der kriminalpolizei⸗ lichen Nachprüfung der Festgenommenen konnte dieſen eine Reihe weiterer Diebſtähle, unter anderen auch ſolche aus parkenden Kraftwagen, die ſie in Heilhronn und Neckar⸗ gartach verübt hatten, nachgewieſen werden. Zwei weitere gleichaltrige junge Leute, die bei den Raubzügen mitgewirkt hatten, wurden ebenfalls ermittelt und feſtgenommen. Koblenz.(3Zweiſtädtiſche Beamte verhaftet.) Nach einer Mitteilung des ſtädtiſchen Preſſeamtes ſind zwei ſtädtiſche mittlere Beamte wegen des dringenden Verdachtes, ſich im Verkehr mit Steuerpflichtigen gröblicher Pflichtver⸗ letzungen ſchuldig gemacht zu haben, verhaftet worden. Im Hans Thoma⸗Dorf Bernau Dort, wo gen Süden hin das Feldbergmaſſiv zum Her⸗ zogenhorn, zum Spießhorn und Blößling verläuft, dort, wo ſich mit einer mächtigen Talſenke das obere Albtal bildet, dort liegt eines der ſchönſten Gebirgsdörfer des Hoch⸗ ſchwarzwaldes, Bernau, der reizvolle Geburtsort unſeres Meiſters Hans Thoma. Windbuchen und mächtige Fichten ſtehen an den ſteilen Berghängen, die zu kuppigen Weid⸗ bergen gerodet ſind. Sommers erfüllt Herdengeläute und das Klepfen der Hirtenbuben die weite Landſchaft. Im Winter hüllt meterhoher Schnee Berge und Talgrund ein. Weithin verſtreut im Tale liegen die vielen Weiler, die das Dorf Bernau ausmachen: Bernau⸗Hof, Bernau⸗ Dorf, Rickenbach, Inner⸗, Ober⸗ und Außerlehen. In allen dieſen Weilern und Zinken finden ſich uralte, verwetterte Schwarzwaldhöfe, deren wuchtige Schindeldächer beinahe zum Erdboden reichen und die ſo vor Sonne und Schnee ſchützen. Der Bernauer Menſchenſchlag iſt von beſonderer Eigenart. Es ſind Hochalemannen von urwüchſiger und offener Art. Es ſind Bauern und Holzhauer von altem Schrot und Korn, und ſo erſcheint das Leben in Bernau etwa noch ſo zu verlaufen, wie es der Schweizer Jeremia Gotthelf in ſeinem Buche„Uli, der Knecht und Pächter von den alemanniſchen Stammesgenoſſen jenſeiks der Grenze geſchildert hat. Der Bernauer iſt ſchaffig. Dazu hat ihn die Hochlage ſeines Dorfes mit 915 Meter ü. d. M. erzogen. Die Landwirtſchaft iſt klein und wird durch Weidwirtſchaft und Waldarbeit ausgeglichen. Der Bernauer weiß ſeine Holzhauer⸗ zart zu ſchwingen, aber auch ſeine Feſte zu feiern. Er lebt volkhaft und hat ſein altes Brauchtum bis auf den heutigen Tag un verfälſcht erhalten. Im Winter werden die Bernauer zu Schneflern, die alle möglichen Arten von Holzwaren herſtellen. Um dieſe Zeit be⸗ ginnt in allen Bauernſtuben ein emſiges Schaffen. Nahezu in jedem Hauſe ſind dann die Mannsleute mit dem Schnefler⸗ meſſer am Werkbock über der Arbeit. In zünftiger Hand⸗ arbeit entſtehen Kochlöffel, Holzkübel, Spätzle⸗ und Früh⸗ ſtücksbretter, Spanſchachteln, Holztruhen und dergleichen. Auch Kunſtgewerbe finden wir dort, Keramiker, Holzſchnitzer und Drechſler. Vor dem Kriege gingen zwei Drittel der Bernauer Holzwaren weit in die Welt hinaus, nach der Schweiz und nach dem Elſaß. Heute kommt nur noch der Inlandsmarkt in Frage. Dieſe Umſtellung und die Anpaſſung an die modernen Wirtſchaftsverhältniſſe iſt den Bernauern infolge ihrer Abgeſchloſſenheit ſchwer gefallen. Es bedarf hier drin⸗ gend organiſatoriſcher Maßnahmen, damit ſich die Bernauer Holzwaren, die heute erſt recht zu den beſten handwerklichen Leistungen zählen, wieder den Markt erobern können. Jeden⸗ falls gibt es kein Schwarzwalddorf, das ob ſeiner Eigenart mit Bernau zu vergleichen wäre. Bernau zählt auch eine Reihe alter und heimeliger Gaſtſtätten bäuerlicher Art, in denen man das hotel⸗ mäßig Geſchäftige gerne vermißt. Es iſt für den Städter überaus beruhigend, einmal ferne allem Betrieb in dieſen heimeligen Bauernſtuben mit den Holzdecken und der warmen Schwarzwälder„Kunſt“ zu ſitzen und darüber nachzudenken, ob die Haſt und die Unruhe unſerer Großſtädte überhaupt lebenswert iſt. Es iſt wie ein ſchöner Traum, an einem unluſtigen Win⸗ tertag in einer warmen Bauernſtube zu ſitzen, die durch eine mächtige„Kunſt“ mit alten feinen Kacheln, mit Ofenbank und Schwarzwälder Uhr geziert iſt. Oft findet ſich ein alter, ſchön bemalter Bauernſchrank, ein holzgeſchnitztes Bildwerk oder eine bemalte Bauerntruhe. Immer wieder ruft der Kuckuck die Stunde aus und ſo vergeht mählich der Tag im Hans Thoma⸗Dorf. Wer unſere Hochalemannen und Bernau einmal kennengelernt hat, wundert ſich nimmer, daß gerade Hans Thoma, der Bernauer, zum echteſten Künder der Innigkeit der deutſchen Seele geworden iſt. Sprachlehr⸗ und Unterhaltungsblatt.— V Fußnoten. Der Leſeſtoff iſt vie geſchmückt. Lalaale NuesdohEƷ Die Landjugend verſammelt ſich. Kommenden Sams⸗ tag, den 11. Januar, findet im„Deutſchen Hof“ eine Zuſammenkunft der geſamten Jugend Seckenheims ſtatt. Es wird insbeſondere darauf aufmerkſam gemacht, daß neben HJ, BdM und Landjugend auch Landhelfer und ſonſtige bei Landwirten Beſchäftigte die Verſammlung beſuchen, denn in einem friedlichen Wettſtreit will ſich auch in dieſem Jahre wieder die Landjugend beim 3. Reichsberufswettkampf meſſen. J Nationalthegter Mannheim. Heute Freitag findet im Nationaltheater ein einmaliges Gaſtſpiel von Adele Kern, der bekannten Koloraturſängerin der Staatsopern in Berlin und Wien, ſtatt. Die Künſtlerin ſingt die Zerbinetta in Ri⸗ chard Strauß' Oper„Ariadne auf Naxos“.— Samstag, 15 Ahr: Prinzeſſin Allerliebſt, das erfolgreiche Kindermärchen. 20 Uhr: Erſtaufführung der Operette„Schach dem König“ von Walter W. Götze, dem Komponiſten des„Goldenen Pierot“. Verantwoktungsloſe Menſchen. Zu dieſer Menſchen⸗ gattung gehören alle diejenigen, die infolge übermäßigen Alkoholgenuſſes zur Führung eines Kraftfahrzeuges nicht mehr fähig ſind und trotzdem ein ſolches lenken, wobei ſie Leben und Geſundheit ihrer Mitmenſchen in erhöhtem Maße gefährden. So fuhr auch wieder ein betrunkener Kraftwagen⸗ führer aus Eßlingen im Zick⸗Zack durch die Breiteſtraße, wobei er einen 14 Jahre alten Radfahrer anfuhr. Der Junge, der ernſtliche Verletzungen erlitt, wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus ge⸗ bracht. Wie in all dieſen Fällen, ſo wurde auch hier der Fahrer feſtgenommen. Er hat ſtrenge Beſtrafung und Ent⸗ ziehung des Führerſcheines zu gewärtigen.— Kurz darnach fuhr in Sandhofen ein ebenfalls betrunkener Kraftfahrer aus Karlsruhe mit ſeinem Perſonenauto eine Böſchung hin⸗ unter. Perſonen wurden in dieſem Falle nicht verletzt. Das Fahrzeug mußte abgeſchleppt werden und wurde ſichergeſtellt. — Größerer Sachſchaden entſtand bei einem Zuſammenſtoß, der ſich auf der Käfertalerſtraße zwiſchen zwei Perſonenkraft⸗ wagen ereignete. In dieſem Falle war die Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechtes die Urſache des Zuſammenſtoßes. * () Der„Tag der Briefmarke“. Das Andenken des Generalpoſtmeiſters von Stephan wurde am 7. Januar durch den„Tag der Briefmarke“ in ſinnvoller Weiſe gefeiert. Die während vier Tagen geöffnete„Nationale Briefmarken⸗ ſchau“ in der Landeshauptſtadt hatte einen vollen Erfolg. Die beiden Karlsruher Sammelvereine, die ihr ideales Streben immer in freundnachbarlicher Zuſammenarbeit pflegten und förderten, hielten nun im vollbeſetzten Saale der Schrempp'⸗ ſchen Gaſtſtätten eine gemeinſame Feſtſitzung ab, in der in wirkſamer Weiſe die Bedeutung dieſes Sammelſports nach den verſchiedenen Richtungen hin unterſtrichen wurde. Gedenktage 11. Januar 1 1798 Der Maler Karl Rottmann in Handſchuhsheim ge⸗ boren. 1860 Der Nationalökonom Guſtav Ruhland in Heſſenthal, Speſſart, geboren. 1871 Der Koloniſator und Verlagsbuchhändler Hermann Meyer in Hildburghauſen geboren. 5 1879 Der Zeichner Honore Daumier in Valmandois ge⸗ ſtorben. 1882 Der Naturforſcher Theodor Schwann, Begründer der Zellenlehre, in Köln geſtorben. 1919 Einverleibung Siebenbürgens in Rumänien. 1923 Einbruch der Franzoſen und Belgier ins Ruhrgebiet. Sonnenaufgang 8.07 Sonnenuntergang 16.08 Mondaufgang 19.33 Monduntergang 9.08 Mannheimer Theater ſchau Im Nationaltheater. Freitag, 10. Januar: Miete A 12: Einmaliges Gaſt⸗ ſpiel Adele Kern, Staatsoper Berlin: Ariadne auf Naxos, Oper von Richard Strauß. Eintrittspreiſe 0.50 bis 6.50 Mark.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben), Anfang 20, Ende etwa 22.15 Uhr. Samstag, 11. Januar: Nachmittags⸗Vorſtellung: Prin⸗ zeſſin Allerliebſt. Märchen von W. Burggraf. Anfang 15, Ende 17 Ahr.— Abends: Miete G 11. Zum erſten Male: Schach dem König. Operette von Walter W. Goetze. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Sonntag, 12. Januar: Nachmittags⸗Vorſtellung: Prin⸗ zeſſin Allerliebſt. Märchen von W. Burggraf. Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete C 12: Tannhäuſer von Richard Wagner.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Anfang 19, Ende 22.45 Uhr. Montag, 13. Januar: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 2, 159, 261 bis 263, 291 bis 293, 324 bis 335, 360, 391 bis 393, 524 bis 527, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 301 bis 600: Wilhelm Tell von Schiller. Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. Mittwoch, 15. Januar: Für die NS⸗Kulturgemeinde Lud⸗ wigshafen, Abt. 46 bis 49, 405 bis 409, 416 bis 418, 432 bis 434, 451 bis 452, 521 bis 525, Gruppe F Nr. 815 bis 817 und Gruppe B: Tannhäuſer von Richard Wagner. Anfang 19, Ende 22.45 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 12. Januar: Krach im Hinterhaus. Ko⸗ mödie nach Maximilian Böttcher. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Zeitſchriften und Bücher. Le Traducteur, franzöſiſch⸗ deutſches, i erlag in L. Chaux⸗de⸗Fonds(Schweiz).— Dieſe Monatsſchrift för⸗ dert in abwechſlungsvoller, anregender Zuſammenſtellung das Erlernen der franzöſi Sprache und iſt ein vor⸗ zügliches Mittel, ſich die gebräuchlichſten Wörter anzu⸗ eignen oder ſchon vorhandene Kenfitniſſe aufzufrischen und zu erweitern. Durch Gegenüberſtel ung beider Spra⸗ chen iſt das läſtige Aufſuchen in Nachſchlagewerken über⸗ flüſſig, denn der„Traducteur“ gibt zu jedem fran⸗ zöſiſchen Ausdruck die deutſche Ueberſetzung oder erklärende 5 Probeheft umſonſt „Traductur“, im La Ehen be lſeitig und mit Bildern 3 den 0 onds(Schwei 0„ Wir erkämpfen den Volksfunk Als der Führer am 30. 1. 33 die Macht in Deutſchland ergriff, da nahm der Nationalſozialismus auch Beſitz vom Rundfunk und ſtellte ihn mitten hinein in das große Werden der Nation. In der Nacht dieſes 30. Januar erlebten Mil⸗ lionen deutſcher Volksgenoſſen die ſpontanen Kundgebungen vor der Reichskanzlei, den Aufbruch Deutſchlands. Dieſes Erlebnis war möglich, weil der Rundfunk zum erſten Male dem ganzen deutſchen Volke gehörte. Damit begann die nationalſozialiſtiſche Entwicklung dieſes techniſchen Wunders. Von Stund an arbeitete der Rundfunk im Dienſte des er⸗ wachten deutſchen Volkes. Seitdem lebt er im Volk und mit dem Volk. Er iſt nicht mehr für die dekadenten Genießer einer liberaliſtiſchen Zeit beſtimmt. Er iſt geworden, wozu er eigentlich von Anbeginn an berufen geweſen wäre: Zum Herold, zum Rufer für die Volksgemeinſchaft, zum Vermittler der kulturellen Güter dieſes Volkes an alle Glieder. Er iſt nicht mehr Luxusfunk, er iſt Volks funk im wahrſten Sinne des Wortes. Heute kann das nationalſozialiſtiſche Deutſchland mit Stolz feſtſtellen, daß ſeine Rundfunkhörerzahl, der kulturellen Bedeutung einer Großmacht entſprechend, ſtändig im Steigen begriffen iſt, daß es ſeit dem 1. Januar 1933 ſeine Hörerzahl faſt verdoppelte. Arbeiten wir daran, daß die Erkenntnis von der Bedeutung des Rundfunks, von ſeiner Notwendig⸗ keit, immer ſtärker durchdringt. Jeder deutſche Volksgenoſſe muß Rundfunkhörer werden! gez.: Schmid, Gaupropaganda⸗ und Landesſtellenleiter des Landes Baden. Erlauſchtes aus der Sendeſtelle ..„aber meine Herren, Sie ſind doch ein kulturelles Inſtitut. Sie ſollten mehr Beethoven⸗Sinfonien in Ihr Pro⸗ gramm aufnehmen. Man kann doch als muſikaliſch ge⸗ bildeter Menſch verlangen, daß man am Abend zur Ent⸗ ſpannung eine Muſik hört, die einem im tiefſten Inneren packt, ſo daß man den Alltag darüber vergißt“. „Jawohl, Sie haben durchaus recht, Sie überſehen aber...— Rrrrr(Telefon)—„Hier Sendeleitung Ba⸗ den.. wie bitte... Sie beklagen ſich über das letzte Mei⸗ ſterkonzert.. zu ſchwer?.. keine Opus⸗Muſik mehr— aber ich bitte Sie, leichtere Sachen.. Unterhaltung am Abend.. mehr heitere Sendungen... Volksmuſik. jawohl, Herr Müller, wir wollen Ihre Wünſche nach leich⸗ terer Muſik gerne berückſichtigen..“ „Sie hören, gnädige Frau, daß dieſer Hörer gerade das Gegenteil von Ihnen will. Aber nicht nur dieſer Hörer. Sehen Sie ſich einmal die Zuſchriften an. Hier wünſcht einer mehr geſprochenes Wort, mehr Hörſpiele, ein ande⸗ rer ſchreibt uns ganz energiſch, wir verbitten uns das ewige literariſche Zeug, wir wollen mehr Muſik. Wieder ein anderer beklagt ſich, wo bleibt der nationalſozialiſtiſche Rund⸗ funk, wozu bezahle ich meine Rundfunkgebühren, wenn ich trotzdem noch in Verſammlungen laufen muß. Ein anderer klagt über die endloſen Nachrichten, wieder ein anderer ſagt uns, nun habe ich extra meine Zeitung abbeſtellt und mir einen Radio gekauft, ich muß nun aber auch ver⸗ langen, daß ich jetzt ausführlicher mit Tages⸗ und Sport⸗ nachrichten bedient werde.“—„Was würden Sie nun an unſerer Stelle tun.“ Antwort: Verlegenes Schweigen. Liebe Höret, wir machen es Euch ja ſo leicht und brin⸗ gen Euch ein buntes Programm teils ernſter, teils leichterer Art. Wir würden ja gerne noch weiter gehen und auch für kleinſte Empfangsgeräte gleichzeitig von mehreren Sen⸗ dern verſchiedene Programme zur Auswahl bringen. Auch dieſem Bedürfnis wird die Reichspoſt im Laufe der Zeit enk⸗ ſprechen. Solange wir auf unſer gegenwärtiges Sendernetz be⸗ ſchränkt ſind, bitten wir Euch, auch einmal darüber nach⸗ zudenken, was denn eigentlich Zweck und Aufgabe des Rundfunks iſt. Zunächſt der Rundfunk iſt kein Konzertſaal⸗ oder Theater⸗ erſatz, ſeine Aufgabe beſteht nicht darin, Konzerte oder Thea⸗ terſtücke zu übertragen und damit den Hörern die Bequem⸗ lichkeit zu ſchaffen, daß ſie beim Klang der Meiſterſinger ihr Abendbrot verzehren oder jeweils auf den Paulenſchlag der Haydn⸗Sinfonie beim Skatſpiel den höchſten Trumpf auf den Tiſch klopfen können. Sinfoniſche und anſpruchsvol⸗ lere Kammermuſik verlangt eine Konzentration des Hörers, eine feierliche Stimmung und eine feſtliche Raumgeſtaltung. Sie erfordert ein gewiſſes Fluidum, wie es nur der Konzert⸗ oder Theaterſaal vermitteln kann. Der Rundfunk hat im weſentlichen die Aufgabe, ſolide Hausmannskoſt zu liefern, das heißt, eine edle Anterhaltung zu pflegen, die dem Hörer insbeſondere am Feierabend gute, aber leicht eingängige Muſik⸗ oder Wortſendungen ins Heim bringen ſoll, um allen Hörern nach des Tages Mühen. Entſpannung bieten. Neben Meiſterkonzerten und Funkdramen ſtehen deshalb volkhafte Heimatſendungen, in denen auch der Humor gepflegt wird. Ausſchnitte aus dem Kultur⸗ kreis unſerer verſchiedenſten deutſchen Volksſtämme, die deren beſondere Eigenart betonen, werden von den verſchiedenen Sendern ausgetauſcht und verbinden ſo die Menſchen aus Nord und Oſt mit denen im Süden und Weſten des Reiches. So iſt gerade der Rundfunk dazu berufen, eine Brücke über weiteſte Entfernungen zu ſchlagen und eine wahre Volks⸗ gemeinſchaft aller Deutſchen im gemeinſamen Exlebnis der mannigfaltigen und unendlich reichen deutſchen Kulturgüter zu fördern. Rundfunk iſt keine Luzusangelegenheit bevorzug⸗ ter Kreiſe. Der Rundfunk ſoll Freude in jedes deutſche Haus tragen. Damit wird Rundfunkhören aber auch zur nationalen Pflicht eines jeden, der ſich als Glied der großen deutſchen Volksgemeinſchaft fühlt. Das höchſte und letzte Ziel des Rundfunks iſt erſt dann erreicht, wenn der Führer die Gewißheit hat, Ohr und Herz eines jeden Volksgenoſſen am Mikrophon zu erreichen. Aus der Erbhof⸗Nechtſprechung ZdR. Ein Landwirt kämpfte um die Anerkennung ſeiner Beſitzung als Erbhof, was ihm von den Anerben⸗ behörden jedoch wegen mangelnder Bauernfähig⸗ keit verſagt wurde. Er war Anfang 1930 als Rechner einer Spar⸗ und Darlehenskaſſe angeſtellt worden und hat in dieſer Eigenſchaft ohne zwingende Not zum Nachteil vieler kleiner Leute erhebliche Beträge unterſchlagen und verun⸗ treut, was ihm durch Urteil vom Oktober 1933 eine Ge⸗ fängnisſtrafe von 1 Jahr und 6 Monaten einbrachte. Ob⸗ gleich der Landwirt ſich bemüht hatte, den Schaden wieder gutzumachen und ſich ſtets für die nationale Erhebung ein⸗ geſetzt hatte, ſah das Reichserbhofgericht bei der Schwere der Verfehlungen die Vorausſetzungen der Bauernfähigkeit für nicht gegeben an(Beſchl. v. 16. 10. 1935, RdRN Nr. 638). In einem andern Falle hatte ſich das Erbhofgericht Roſtock mit der Frage zu befaſſen, ob die zweifellos vor⸗ handene ſchlechte Wirtſchaftslage eines Hofes auf die Anfähigkeit des Eigentümers zur ordnungs⸗ mäßigen Bewirtſchaftung zurückzuführen war. Die Urteile der Sachverſtändigen und die Ausſagen der Zeugen gingen auseinander, ſo daß die Anerbenbehörden nicht in der Lage waren, eine Schuld des Eigentümers einwandfrei feſtzuſtellen. Deshalb mußte davon abgeſehen werden, die Wirtſchafts⸗ fähigkeit abzuerkennen. Ferner war die Ehrbarkeit des Land⸗ wirts aus dem Grunde angezweifelt worden, weil auf ihm der Verdacht einer Brandſtiftung ruhte. Das Erbhofgericht ſtellte feſt, daß der bloße Verdacht einer ſtraf⸗ baren Handlung, die nicht nachgewieſen werden konnte, nicht ausreicht, um die Bauernfähigkeit abzuerkennen(Beſchl. v. 28. 8. 1934, RdRN Nr. 639). Anders erging es einem Bauern, der früher— etwa bis 1933— ein verhältnismäßig ordentlicher Landwirt ge⸗ weſen iſt, aber ſeitdem ſeine Wirtſchaft ſtark ver⸗ nachläſſigt hat. Hinzu kamen noch ſehr unerquickliche Familienverhältniſſe: der Bauer mißhandelte ſeine Frau, drohte ihr mit Erſchießen, drangſalierte ſeine ſieben Kinder und ſprach offen darüber, daß er ſeinen Hof zur Verſteigerung bringen wolle, um ſeine Kinder zu zwingen, als Arbeiter ihr Brot zu verdienen. Frau und Kinder ſahen ſchließlich keinen anderen Ausweg, als den Antrag auf Ab⸗ meierung zu ſtellen. Das Landeserbhofgericht Celle hat die⸗ ſem Antrage ſtattgegeben(Beſchl. v. 26. 9. 1934, RdRN Nr. 640). Auch einem 80jährigen Bauern wurde die Verwaltung und Nutznießung ſeines Hofes entzogen, weil er nicht mehr fähig war, die zur Gewährleiſtung einer ge⸗ regelten Wirtſchaftsführung erforderlichen Anordnungen und Maßnahmen zu treffen. Eine bedeutende Rolle ſpielte der Umſtand, daß der alte Bauer, wie die Verhandlungen ergaben, ein völlig urteilsloſes Werkzeug in der Hand ſeiner Frau und Tochter geworden war, die mit allen Mitteln verſuchten, den Hof unter Amgehung des Anerben, eines Sohnes, an ſich zu bringen. Der Bauer war nicht mehr im Stande, dieſe Ränke zu durchſchauen und die Eigenſchaf⸗ ten ſeines Sohnes als Bauer und Landwirt unvoreinge⸗ nommen und gerecht zu beurteilen. Nicht zuletzt das führte zu ſeiner Abmeierung(Beſchl. des Erbhofgerichts Dresden v. 28. 9. 1935, RdRN Nr. 641). In einem Beſchluß vom 15. 10. 1935(RdRN Nr. 643) ſtellte das e feſt, daß leichtſinniger Lebenswandel, angel an Schollenverbundenheit, bäuerlicher Geſinnung und Charakterbeſchaffenheit ſowie un⸗ gebührliches Verhalten des Anerben gegen den Bauern es rechtfertigen können, daß der Bauer unter Uebergehung des Anerben den Hof einer ſeiner Töchter übergibt. 3 5 Aus der Welt des Wiſſens In Deutſchland gibt es heute etwa 600 Naturſchutz⸗ gebiete. Die letzte Zählung hat ergeben, daß allein in der chineſiſchen Hauptſtadt Peking 700 000 Rauſchgiftſüchtige leben. In Deutſchland gibt es etwa 8500 Betriebe, die Mi⸗ neralwaſſer herſtellen; ihr Jahresumſatz beträgt rund 70 Mil⸗ lionen Mark. Baldurs Roß Das Pferd in den Mythen der ariſchen Völker. Durch die Winternächte zur Weihnachtszeit geiſtert der „Schimmelreiter“. Daß ſich hinter ihm Wotan verbirgt, iſt ſicher. Sein weißes achtfüßiges Roß Sleipner iſt das Gei⸗ ſterroß ſchlechthin, über dem die anderen Götterroſſe leicht vergeſſen werden; ſo auch das des germaniſchen Lichtgottes Baldur. Auch es iſt ein Schimmel, und wohin es trat, brachte es Segen. Darum ließ man bei der Ernte einen Aehrenbüſchel ſtehen zum Futter für Baldurs Roß und ſo fürs nächſte Jahr den Feldern die Fruchtbarkeit zu ſichern. Fruchtbarkeit ſpenden auch die Roſſe der Walküren. Denn der Schaum ihrer nachtfarbenen Pferde wandelt ſich, auf die Erde herabfließend, zum Nachttau. So heißt es denn auch in der Edda: „Drei Reihen Mädchen, Doch ritt voraus Unterm Helm die eine licht. Die Mähnen ſchüttelten ſich, Aus den Mähnen troff Tau in tiefe Täler, Hagel in hohe Bäume, Das macht die Felder fruchtbar.“ Daß aber die Walküren perſonifizierte Nebelgebilde waren, geht aus dem Namen einer von ihnen hervor; ſie hieß Miſt, d. i. Nebel; noch heute bedeutet im Engliſchen Miſt einen dichten, brauenden und feuchten Nebel. Unter den Hufſchlägen von Baldurs Roß aber entſprangen Quel⸗ len und Bäche. Die ſo oft auftretenden Namen Roßbach, Roßbrunnen, Roßquelle ſind darauf zurückzuführen. Hier zeigt ſich die Verwandtſchaft der nordiſchen Mythe mit der griechiſchen: Unter dem Hufſchlag des Flügel⸗ pferdes Pegaſus entſprang die„Hippokrene“, die Roßquelle, deren Trunk zum Dichter machte! Freilich ſpielt das Roß bei den Griechen nicht die Rolle wie bei den Germanen. Immerhin, der griechiſche Baldur, Apollon, fährt auf einem Wagen, den vier feurige Roſſe ziehen; den Wagen der „roſenfingrigen“ Eos, der Göttin der Morgenröte, ziehen die Roſſe Phaeton und Lampos. Seine Beziehung zu den Göttern macht das Pferd auch tauglich, die Zukunft zu künden. Nicht nur bei den alten Germanen, auch bei den ja ebenfalls ariſchen Perſern, die 95 ritterliches Reitervolk waren, diente ihr Wiehern als rakel. Und auch die Pferde der Helden bewähren zauberiſche Eigenſchaft. Karls des Großen Pferd trat die Quelle bei Glishorn aus dem Boden und die Heilquelle zu Aachen. Seines Gegners Widukind Pferd aber ließ unter ſeinem Huf die Quelle bei Bergkirchen erſtehen, als der Sachſen⸗ herzog ausrief:„Sowenig wie mein Roß eine Quelle aus dem Boden ſtampfen kann, ſowenig iſt der Chriſtenglaube der wahre!“ Der Zug, daß Pferde auf eine ſolche Anrufung antworten, kehrt auch ſonſt wieder. Als in der Schlacht bei Bornhöved der Herzog von Holſtein, am Sieg verzwei⸗ felnd, rief:„Sowenig mein Pferd ſeine Spur in den Stein drücken kann, ſowenig werden wir ſiegen!“, da trat das Roß in den Stein, und die Dänen wandten ſich zur Flucht. Am bekannteſten wohl von den Pferdeſagen dieſer Art iſt die vom Schimmelpaare des Kölner Patriziers von Aducht, das die Treppe zum Speicher hinaufſtieg, um zu bezeugen, daß die totgeglaubte Gattin wieder lebendig ge⸗ worden ſei und an des Hauſes Pforte poche. Aber auch dämoniſche Züge zeigt das Pferd. Den Knecht, der ſeinen Herrn ermordete, ſchleuderte das Roß des Getöteten, als er es kaum beſtiegen hat, in den Strom, der ihn verſchlingt. Und der Hofaſtrolog Friedrichs II. von Hohenſtaufen, Michgel Scotus, hatte ein Pferd, bei deſſen Aufſtampfen in Paris die Glocken läuteten und die Häuſer⸗ wankten. Der Teufel ſelbſt fährt bisweilen in das Pferd. Der Ritter Rochus Merz von Staffelfelden auf der Nippenburg im Schwarzwald, der ein laſterhaftes Leben führte, erblickte einſt bei einem ſchweren Gewitter einen Schimmel, den er begehrlich beſtieg. Unter Blitz und Donner entführte das Geiſterroß ihn in den Abgrund. Den ebenſo verworfenen Grafen von Mascon in der Bourgogne rief nächtens ein fremder Ritter vors Tor, zwang ihn neben ſich auf ein zweites Roß und fuhr mit ihm durch die Lüfte davon. Dasſelbe Motiv hat Uhland in der Ballade vom Junker Rechberger verwertet. Pferd und Tod, auch ſie gehören zuſammen, und wie die alten Germanen ihre Könige mit ihren Pferden begru⸗ ben, ſo taten es auch die Skythen. Sonntag, den 12. Januar Erſter Einkopf⸗Sonntag des neuen, hoffnungsreichen Jahres! zur deutſchen Tiſchgemeinſchaft gehört unſere Spende. Unſer aller Bekenntnis an dieſem Tage iſt das, und dem Winterhilfswerk Verſammlungs⸗ Kalender. N Fußballvereinigung. Heute abend Training für alle Mannſchaften; anſchließend Spielerverſammlung. Morgen Samstag abend 8 Uhr im„Deutſchen Hof“ Verſammlung der HJ. Bd M, Landjugend und Landhelfer. Ortsjugendwaltung. Turnerbund„Jahn“, C. B., Mhm.⸗Seckenheim. Am Samstag, den 11. Januar 1936, abends 8 Uhr findet unſere 8 Hauupiversammlung im„Kaiſerhof“ ſtatt. Tagesordnung: Berichte, Neuwahl, Verſchiedenes. Unſere Ehrenmitglieder, aktive und paſſive Mix⸗ glieder ſind hierzu freundlich eingeladen. Der Vereinsführer. N. B. Sämtliches in Privatbeſitz befindliche Vereins⸗ Inventar iſt 1 im„Kaiſerhof“ abzuliefern cks Aufnahme. Bilder für die Reichsbundpäſſe ſind in der Verſammlung abzugeben. Stelle gedreht. und Strom Ab heute Freitag Außenaufnahmen wurden in Afrika an Ort und Tausende von Einge⸗ borenen sind die Dar- steller, Urwald, Dschungel sind die Kulissen dieses Films. Palast-Theater. 5. Weg hierzu iſt das V Taglohn- Zoftel 5(nach bis Sonntag vorgeschrieb. der neue große N Sensations-Film aus 1 dem afrikanischen Bänihand were Busch: zu haben in der Bosambe 8 Druckerei bietet dem Winterſportler Zu⸗ gaga W. les deren Gren neh ee aber beim Sport n nach Edgar Wallace. Agekar-Bote,„Kaiſer s Bruſt⸗Coramellen⸗“ Sämtliche 3 in der Taſche mitzuführen. Sie ſchützen damit die Schleim⸗ häute Ihrer Atmungsor⸗ gane vor Erkältungen. Maisers Bruſt caramellen mit den 5 Tannen Zu haben bei: Apotheke Seckenheim Germ.⸗Orog. Fr. Wagner Nachf. W. Höllſtin, Neckar⸗Orogerie W. Hornung, Gg. 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