gr 56 2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 6. März 1936 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Wie eine unfreiwillige Illuſtration zu der großen wirtſchaftspolitiſchen Rede des Reichspropagandaminiſters Dr. Goebbels in Leipzig wirken die Mitteilungen, die ſoeben aus Am erika bekannt werden. Danach ſtellt ſich heraus, daß die bisher angenommene Zahl von rund neun Millionen Erwerbsloſen in dieſem Lande, das den größten Goldſchatz der Erde in ſeinen Stahlkammern birgt, von der Wirklichkeit noch um mehr als 30 Prozent überboten wird. Die Leitung des amerikaniſchen Gewerkſchaftsbundes errechnet die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten auf nicht weniger als 12 626000! Die ernſten Schwierigkeiten der amerikaniſchen Wirtſchaft ſind ebenſo bekannt wie die unzureichenden Ergebniſſe der Bekämp⸗ fung der Arbeitsloſigkeit. Die genannte Zahl dürfte ſich alſo noch erhöhen. Kann es für wirklich berantwortungsbe⸗ wußte Staatsmänner eine ernſtere Mahnung zur Ein⸗ kehr geben als ſolche Zahlen? 4 Unter der Ueberſchrift„Der falſche Weg“ kommt die Deutſche Diplomatiſch⸗Politiſche Korreſpondenz darauf zu ſprechen, daß der tiefe Eindruck, den die neuen Frle⸗ dens worte des Führers in der franzöſiſchen Oef⸗ fentlichkeit hervorriefen, in gewiſſen Kreiſen offenbar als ſtörend empfunden wurden.„Sonſt hätte man ſich nicht be⸗ eilt, eine Art Störungsfeuer zu geben, deſſen gleichmäßige Tendenz in den Kommentaren der franzöſiſchen Preſſe zu ſpüren iſt. Nach einer eingehenden Widerlegung der fran⸗ zöſiſchen Beanſtandung durch nochmaligen Hinweis auf die von Frankreich verſäumten Gelegenheiten, die vernünftigen deutſchen Vorſchläge in der Zeit der Abrüſtungskonferenz und in der Saarfrage ſowie die 13 Punkte der Mai⸗Rede des Führers gelangt die Deutſche Diplomatiſch⸗Politiſche Korreſpondenz zu folgenden Schlußfolgerungen: Das offi⸗ zielle Frankreich ſucht noch nicht Verſtändigung, ſondern hält, betont der franzöſiſchen Tradition folgend, an ſeiner Bündnispolitik feſt. Früher war es der türkiſche Sultan, der gegen das alte Deutſche Reich, den Kaiſer in Wien, eingeſetzt wurde. Vor dem Kriege ſicherte man ſich Rußland gegen Deutſchland; nach dem Kriege ſuchte man Polen gegen das Nachkriegsdeutſchland zu gewinnen. Jetzt iſt von neuem Sowjfetrußland an die Reihe gekommen. Immer wird dem franzöſiſchen Volk dabei geſagt, dieſe Allianzen machten Frankreich mächtig und ſicherten den Frieden. Aber praktiſch kam es dann immer wieder anders. Nur die Ver⸗ ſtändigungspolitik, nicht die Allianzpolitik kann zu dem Ziele führen, das ſich das franzöſiſche wie das deutſche Volk ge⸗ ſteckt haben: zum Frieden in Ehre und Sicherheit. 6 Es iſt Englands Angelegenheit, wie es ein derart umfangreiches Aufrüſtungsprogramm ſeinen Steuerzahlern mundgerecht machen will, das jetzt durch das ſoeben erſchienene Weißbuch begründet wird. Uns Deut⸗ ſche geht nur die Tatſache an, daß das Weißbuch genau wie ſein Vorgänger vom Frühjahr 1935 ſich auf Deutſchland als einen der bedeutendſten Gründe für die engliſchen Aufrü⸗ ſtungsſorgen bezieht. Nicht weniger bezeichnend iſt ferner der Umſtand, daß in der langen Reihe von Betrachtungen über die Rüſtungen der anderen Länder nicht etwa die Staaten mit den ſtärkſten Ueberrüſtungen, alſo weder Sowjetrußland noch Frankreich, ſondern Deutſchland an erſter Stelle genannt und auf entſprechend breitem Raum behandelt wird, obwohl ſowohl das ſowjetruſſiſche wie das franzöſiſche Heer mit allem Drum und Dran techniſch aus⸗ geſprochenen Angriffscharakter trägt, während die deutſche Wehrmacht nur auf die Verteidigung abgeſtellt iſt. 0 Die befriſtete Frage des Dreizehner⸗ AuUsſchuſ⸗ ſes von Genf an die kriegführenden Mächte Italien und Abeſſinien würde kaum mehr als eine Verlegenheitsgeſte bedeuten, wenn ihr nicht entſcheidende Verhandlungen hin⸗ ter den Kuliſſen vorausgegangen wären Iſt das der Fall? Die Franzoſen behaupten es. Sie erzählen in Genf, daß ur⸗ ſprünglich eine Formulierung gewählt worden ſei, die den Charakter des Ultimatums unberfälſcht aufwies. In den Veſprechungen zwiſchen Eden und Flandin ſoll man ſich darauf geeinigt haben, daß der Geiſt des Völkerbundes an⸗ gerufen werden ſollte. Alles das iſt in Wegfall gekommen, Der Friedensappell des Dreizehner⸗Ausſchuſſes vermeidet jede Phraſe, ja er iſt beinahe von zweckmäßiger Nüchtern⸗ heit. Seine Faſſung ſoll, immer nach den Mitteilungen der Franzoſen, mit Muſſolinf vereinbart worden ſein. Das Echo aus Rom paßt nun aber ſehr wenig zu dieſen Hoffnungen. In Rom ſtellt man ſich zunächſt entrüſtet. Man ſieht immer noch die ultimative Form des Anrufes, und es iſt bei der ganzen bisherigen Einſtellung Italjens verſtändlich, daß man die amtlich betonte Gleichwertfakeit der beiden kriege führenden Teile ſtörend empfindet. Aber man weiß, daß in Italien ſolche Stimmungsausbrüche nicht die amtliche Poli⸗ lik darſtellen. Man muß ſich ja auch vergegenwärtigen, in welcher Gemütsverfaſſung die Italiener gerade in dieſen Ta⸗ gen leben. Das Volk feiert nach langen Entbehrungen und bangen Erwartungen aus vollem Herzen die militäriſchen Erfolge. Mitten in dieſe e prallt nun die Nach⸗ ölkerbund dem Siegeslauf der kicht bon dem Halt, daß der Italiener zu gebieten ſcheint. Es wäre pfychologiſch alſo durchaus verſtändlich, wenn Italien jetzt für den Hausbedarf eine andere Sprache ſpräche als in der Außenpolitik. * Die Hoffnungen darauf, daß Italien nicht mit einem glatten Nein antworten wird, gründen ſich vor allem dar⸗ auf, daß ein langwieriger Feldzug für Ita lien außerordentlich koſtſpielig werden würde. Die italie⸗ niſche Heeresmacht iſt jetzt auf 300 000 Mann angeſchwol⸗ len. Marſchall Badoglio hat offenbar beſ der Uebernahme des Oberbefehls ſeine beſonderen Bedingungen geſtellt. Jetzt hat er den zuſammengeballten Gegner entſcheidend geſchtagen Ein langwieriger Kleinkrieg würde kaum Raum und Gelegenheit für neue große Waffentaten lehſen, aber die Durchführung einer völligen Eroberung und Befriedung Abeſſiniens wäre eine Aufgabe, die nicht weniger Truppen erfordern, aber beträchtliche Zeit und ungeheure Koſten verurſachen müßte. Was Italien auf einer Friedenskon⸗ ferenz erhalten könnte, wäre unter Umſtänden, wenn auch nicht mehr, ſo doch billiger als das, was ein großer Befrie⸗ Abe erfordern müßte Wenn auch Italien ganz Abeſſinien bezwingt, bei einem Friedensſchluſſe würde es in Genf doch mit den gegebenen Hinderniſſen rechnen müſſen. Arbeit am deutſchen Boden Unſer Reichsarbeitsdienſt macht Bilanz. Berlin, 6. März. Nachdem der organiſatoriſche Umbau zum ſtaatlichen Reichsarbeitsdienſt vollzogen war, wurden im Oktober 1935 zum erſtenmal die Arbeitsdienſtpflichtigen eingerufen. Die Geſamtſtärke des Reichsarbeitsdienſtes belief ſich, wie das Statiſtiſche Reichsamt mitteilt, einſchließlich des Stamm⸗ perſonals von rund 20 000 in am 1. November 1935 auf 182 269 Mann. Das Reichsgebiet gliedert ſich in 30 Ar⸗ beitsga ue. Dem Führer eines Arbeitsgaues unter⸗ ſtehen fünf bis zehn Gruppen. Eine Gruppe hat ſechs bis zehn Abteilungen Die Abteilungsſtärke beträgt im Sommer 161, im Winter 143 Mann. Die Untergliede⸗ rung der Abteilung wird durch Züge und Trupps gebildet. Der Reichsarbeitsdienſt iſt faſt ausſchließlich für die Arbejt am deutſchen Boden eingeſetzt. Von den im Sommerhalbjahr 1935 insgeſamt geleiſteten Tagewerken entfielen mehr als die Hälfte, nämlich 53 d. H. auf die Herrichtung von Siedlungs⸗ und Gartenland, der Reſt auf Kataſtrophenſchutz, Lagerbau uſw. Nach den Berechnungen der Reichsleitung des Arbeits⸗ dienſtes iſt⸗ durch den Einſatz des Arbeitsdienſtes eine jähr⸗ liche Erkragsſteigerung des deutſchen Bodens von mehr als 20 Millionen Mark zu erreichen. Der gegenwärtige Freiwillige Frauenarbeits⸗ dienſt umfaßt in etwa 400 Lagern rund 11000 Mädchen im Alter von 17 bis 25 Jal Hauptarbeitsgebiet iſt die Hilfe für die fil u und Mutter. Marktherſchte (Ohne Gewähr) Mannheimer Kleinviehnarkt vom 3. März. Zufuhr: 28 Kälber, 478 Schweine, 300 Ferkel, 570 Läufer. Preise: Ferkel bis ſechs Wochen 14 bis 19, über ſechs Wochen 19 bis 30, Läufer 30 bis 33 Mark.— Marktvotlauf: lebhaft. Mannheimer Wochenmarktpreſſe vom 3. März. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 4.5; Salatkartoffeln 12 bis 13; Wirſing 12 bis 183 Weißkraut 12 bis 15; Rotkraut 12 bis 18; Blumenkohl, Stück 20 bis 60; Roſenkohl 28 bis 35; Gelbe Rüben 7 bis 10; Rote Rüben 12 bis 15; Spinat 12 bis 28; Zwiebeln 12 bis 15; Schwarzwurzeln 15 bis 30; Kopfſalat, Stück 25 bis 30; Endivienſalat, Stück 10 bis 25; Feldſalat 80 bis 100; Lattich 80 bis 100; Tomaten 35 bis 50 Rettich, Stück 5 bis 25; Meerrettich, Stück 10 bis 50; Suppengrünes, Bü⸗ ſchel 5 bis 7; Peterſilie, Büſchel 5 bis 7; Schniktlauch, Bü⸗ ſchel 5 bis 7; Aepfel 15 bis 45; Birnen 25 bis 65; Zitronen, Stück 3 bis 6; Orangen 15 bis 30; Bananen, Stück 8 bis Marken bullen 10 On. 10. Sportnachrichten Handball in der Kreisklaſſe. Sein letztes Spiel auf hieſigem Platz muß der hieſige Tbd.„Jahn“ am Sonntag gegen Germania Frieorichs⸗ feld abſolvieren. Nach ihrer Segesſer e über Nedarau Brühl, Ladenburg werden die T'bündler auch im ſonntäg⸗ ſichen Kampf nicht gewillt ſein, einen oder gar zwe Punkte aus den Händen zu geben und ſo ihre Ausſicht auf die Kreismeiſterſchaft zu gefährden. Trotzdem abe dürfen die Einheimiſchen die Gäſte nicht zu leicht nehme; oder gar unterſchätzen. Denn die Germania ſtellt eine achtbare Mannſchaft ins Feld und hat dem Favoriten Brühl ein ganz achtbares 8:4 abtrotzen können. Wir hoffen aber beſtimmt auf einen Sieg. Zur Orientierung iſt unten die Tabelle angeführf. An erſter Stelle ſteht Tbd.„Jahn“ trotzdem er ein Spiel weniger hat als Brühl. Das Torve hältnis enk⸗ ſcheidet. Die nötige Tordifferenz hierzu holte ſich der Thd. in einem haushohen 28:2 ⸗Seg in Ladenburg. Es ſtehen nun ſtoch zwei Spiele aus und zwar gegen Germanig Friedrichsſeld und gegen Rhe nau, die beide wohl die Seckenheimer gewinnen werden und müſſen um Staffelſieger zu ſein. 5 5 Da der Kreis Mannheim bekanntlich aus zwei Staf⸗ feln beſteht. wird noch ein Kampf um die Kreismeiſte⸗ ſchaft ausgetragen, der den hieſigen Turnerbund mit dem wahrſcheinkichen Meiſter der Skaffel I, Reſchsbahn Tu Sp. zuſammenführen wird. Aufſteigen in die Bezirks⸗ Haſſe werden vorausſichtlich beide. 5 Vereine 5 Sp. gew. unent. verl. Tore Punßte Tbd. Jahn“ Seckenheim 10 9 0 2338 T. V. Brühl 125 9 0 2 102 40 18 T. V. Rheinau 8 4 0 4 62 44 8 V. f. L. Reckarau 9 4 0 5 49 64 8 F. C. Friedrichsfeld 10 3 0 7 43.64 6 T. V. Reckarhauſen 10 3 0 3 53 6 T. u. Spg. Ladenburg 10 14 5 Zweite Fahrt des LZ 129 Die abſokute Luffktüchktigkeit bewieſen. L 129 iſt Donnerstag um 8.53 Uhr zu ſeiner zweiken Fahrt aufgeſtiegen. Die Führung hakte wiederum Dr. Ecke⸗ ner. An Bord befanden ſich einſchließlich des Führer ⸗, In⸗ genieur⸗ und Fahrperſonals 90 Perſonen, darunker Com⸗ mander Jeck von der amerikaniſchen Marine. Das Luftſchiff LZ 129 benutzte ſeine erſte größere Fahrt dazu, der Hauptſtadt der Bewegung einen Beſuch abzuſtatten. Es erſchien um 12,25 Uhr bei bedecktem Himmel über München und kreuzte in etwa 150 Meter Höhe langſam über der Stadt, die gerade um dieſe Zeit beim Schul⸗ und Geſchäftsſchluß außerordentlich ſtark belebt war. Ueberall bildeten ſich an den Straß d Plätzen Menſchenanſamm⸗ lungen, die die p fahrt des überraſchend einge⸗ troffenen Luftrief iſterung verfolgten. Beſon⸗ ders fiel das g räuſch allgemein auf. Mit ſeine igen Fahrt hal das neue Luftſchiff S3 ang ſeine abſolute Lufk⸗ füchtigkeit bewieſen. Nachdem das Schiff nach ſeiner gegen 15 Uhr erfolg⸗ ten Rückkehr nach Friedrichshafen noch eine Stunde über dem Bodenſee ge f eſchien es um 16,20 Uhr üver dem Werftgelände, eits die Haltemannſchaften ange 5 wurde um teten waren. Nach kurzem Manöori 16,40 Uhr die alatte Landung vollzogen Engliſche Anerkennung Der neue deutſche Zeppelin beſchäftigt die Aufmerkſam⸗ keit der engliſchen Oeffentlichkeit außerordentlich. Die Blätter beingen lange Berichte über den erſten Verſuchsflug. „Daily Telegraph“ ſchreibt in einem Leitauffſatz, der deut⸗ ſche Glaube an den verkehrstechniſchen Wert des Luftſchiffes ſej durch kein Unglück erſchüttert worden. Aller⸗ dings glaube man nicht mehr an den militäri⸗ chen Wert der Zeppeline. Die Ueberzeugung, daß das Luftſchiff einen regelmäßigen Poſtverkehr über den Nord⸗ atlantik durchführen könne, ſtütze ſich auf die bemerkens⸗ werten Leiſtungen des„Graf Zeppelin“, der den Atlantik mehr als hundertmal ohne ernſt ichen Unfall überquert und annähernd 12000 Fahrgäfte befördert habe. 5 f Es ſei etwas Großartiges um die Zähigkeit, mit der die deukſchen Konſtrukkeure an dem Gedanken feſthielten daß das lenkbare Luftſchiff zu einem brauchbaren Paſſa⸗ gier⸗ und Frachktrüger über lange Strecken gemacht wer⸗ den könne. Die Konſtrukteure häkten die Richtigkeit ihrer Ueberzeugung bewieſen, und man werde dem größten aller Luftſchiffe mit ſeiner friedlichen Aufgabe nur gute Wün. ſche entgegenbringen. 8 News Chronicle“ ſchreibt, daß, nachdem kein Zep⸗ pelin jemals wieder für die Kriegsführung he⸗ nutzt werde, ſedermann Deutſchland zu ſeinem ſieghaften Ex⸗ folg mit dem neuen Luftſchiff beglückwünſchen könne. „ Dass neue Luftſchiff„5. 129“ 4 in der großen Luftſchiffhalle in Frieorichshafen. „„ Weltbild(MWM „ Sapitän dehmann. der Konnandant des neuen Luſtſchilfs 2 „Hurra, ich bin da!“ Fröhliche Gymnaſtik bei„Kraft durch Freude“. Wenn eine Frau im Alter von 38 Jahren, Mutter von drei Kindern und— da ihr Mann verſtorben iſt— alleinige Ernährerin der Familie, plötzlich aufſpringt, mit den Armen durch die Luft ſegelt und ruft:„Hurra, ichbin da!“— dann hat das etwas zu bedeuten. Und wenn ungefähr dreißig andere Frauen dieſem ſeltſamen Gefühlsausbruch ihrer Ka⸗ meradin nicht mit verſtändnisloſem Kopfſchütteln begegnen, ſondern von der Begeiſterung angeſteckt werden und gleich⸗ falls„Hurra!“ ſchreien— dann iſt etwas Beſonderes los. Ein„Kraft⸗durch⸗Freude“⸗Gymnaſtik⸗ kurſus iſt auch etwas Beſonderes. Daran gibt es nichts zu drehen und zu deuteln! Wieviel Frauen und Mädchen, die Tag für Tag ihre Arbeit im Haushalt, in Fabriken und Büroräumen, als Verkäuferinnen und Kellnerinnen uſw. verrichten müſſen, haben hier ſchon die erſehnte Erholung und Entſpannung gefunden! Und wieviel Frauen und Mädchen ſind hier vielleicht zum erſten Male in ihrem Leben bewußt geworden, daß ſie Menſchen mit geſunden Gliedern ſind, daß ſie von Herzen fröhlich und vergnügt ſein können, und daß es auch noch eine Möglichkeit gibt, Arme und Beine um Vergnügen, zur eigenen Freude und nicht allein bei der Arbeit zu bewegen! „Hurra, ich bin da!“ rief die Mutter, als hätte ſie etwas Wunderbares entdeckt. Und— in der Tat!— es iſt ſchon etwas Wunderbares, wenn man plötzlich fühlt:„Ich bin da!“ „Schaut her, was ich für ein Kerl bin, wie ich mit dem Medizinball werfen und ihn fangen kann, wie ich Purzel⸗ bäume ſchießen, radſchlagen, ſpringen kann!“ Oder:„Wie ſpüre ich meine Knochen, wie bin ich in Schweiß geraten, wie habe ich mich geſchunden und ange⸗ ſtrengt— zu meinem höchſtperſönlichen Vergnügen!“ Oder:„Guckt mich an! Ich laß mich nicht unterkriegen von einer Gymnaſtikſtunde! Geſtern Muskelkater und heute — auf ein Neues!“ Mit einem Wort: Das Körpergefühl iſt geweckt worden, die Gewißheit, daß man auf dieſer Welt noch nicht abge⸗ meldet iſt, das kräftige und geſunde Selbſtbewußtſein, das ſchöne Wiſſen:„Mir kann keiner!“ Das iſt der Sinn dieſes frohen Rufes:„Hurra, ich bin dal“ Es gibt noch eine große Anzahl von ſchaffenden Frauen und Mädchen, die ſo gern mitmachen möchten bei der fröh⸗ lichen„Kraft⸗durch⸗Freude“⸗Gymnaſtik, die aber ihre Hem⸗ mungen noch nicht überwunden haben. Sie ſagen:„Ich weiß nicht recht, eigne ich mich eigentlich dazu? Ich bin es ſo gar nicht gewöhnt!“ Oder:„Im letzten Jahr habe ich den erſten leichten Matronenſpeck angeſetzl. Alle werden mich von der Seite angucken, und das kann ich nicht vertragen! Wenn ich da im Badeanzug oder im Turntrikot herumtoben ſoll— nein, nein, da geniere ich mich!“ Oder:„Die jungen Dinger aus der Konfektion machen ſich doch nur über eine erwachſene Frau luſtig. Ich habe keine Luſt.“ Oder:„Ja, wenn i erſt mal ein paar Stunden allein haben könnte, damit ich im Kurſus nicht auffalle, dann würde ich es ſchließlich verſuchen!“ Frauen und Mädel, nun hört doch mit dieſen lä cher ⸗ lichen Ausreden aufl Ihr wißt ja gar nicht, wie harm⸗ los ihr ſeid, und wieviel harmloſer die anderen ſind, wenn ihr mit ihnen in der Gymnaſtikſtunde durch den Saal oder über den Raſen tobt! Kein Menſch denkt an die bekannte „Dickte“ Und da jede Frau, ſelbſt die ſchlankſte, ſich für viel zu dick hält, iſt doch eine gleiche Vorausſetzung für alle ſchon gegeben. Außerdem:„Die jungen Dinger aus der Konfek⸗ tion“ ſind genau ſo gute Kameradinnen wie jedes andere vernünftige Mädel aus einem anderen Beruf. Und ſchließ⸗ lich, Kunſtleiſtungen werden überhaupt nicht verlangt. Es 1950 ja keine Akrobaten ausgebildet werden, die einen drei⸗ fachen Salto unter der Zirkuskuppel aus dem Handgelenk vollführen können, ſondern alle wollen nichts anderes, als ſich geſunde und kräftigende Bewegung ver⸗ chaffen. Und das unter der Leitung einer Gymnaſtiklehrerin, ie von der Sache etwas verſteht und die dafür ſorgt, daß die Stunden auch durch planmäßigen Aufbau zu einer wirk⸗ lichen Kräftigung des Körpers führen! Alſo, keine Ausreden, nicht länger gezögert, ſondern hinein in die„Kraft⸗durch⸗Freude“⸗Güymnaſtikkurſe! ebgaben der Hausangeſtellten Die Hausfrau muß nicht nur in der Küche und Kin⸗ 5h genau Beſcheid wiſſen, ſondern ſie muß auch mit verſchiedenen geſetzlichen Beſtimmungen vertraut ſein. So iſt es Pflicht, Hausangeſtellte ſpäteſtens drei Tage nach Antrittsbeginn bei der zuſtändigen Krankenkaſſe an⸗ zumelden. Ferner iſt 1 zehn Tage nach Ablauf des Monats ſpäteſtens die anfä igen Invalidenmarken ge⸗ klebt zu aben, da es anderenfalls bei Verſäumnis un⸗ liebſame Auseinanderſetzungen mit der zuſtändigen Be⸗ hörde geben kann. uf ſorgfältiges Aufbewahren der Steuerkarte iſt ebenfalls zu achten. Hausangeſtellte ſind bis zu einem Arbeitseinkommen von RM 80,08 monatlich lohnſteuerfrei. Dieſes Einkom⸗ men ſetzt ſich zuſammen aus dem gezahlten Barlohn und dem Wert der vollen freien Station bzw. der Teilver⸗ pflegung bei Tagesmädchen. Die hierauf anfallende Summe iſt in den einzelnen Gebieten und Bezirken verſchieden bzw. richtet ſich nach den von der betreffenden Krankenkaſſe feſt⸗ ge 1. 10 ur Arbeitsloſenhilfe iſt die Hausangeſtellte bereits ſeit dem 1. Juli 1933 beſteil 9 5 5 Dagegen ſind alle Hausangeſtellten, die am 10. Ok⸗ tober 1935 achtzehn Jahre alt waren, bürgerſteuerpflichtig. Hierfür kommt meiſtens der niedri ſte Satz in Betracht, je nach Einkommen, doch haben ſte dieſen etrag en zu tragen, im Gegenſatz zur Krankenkaſſe und Invalidenver⸗ icherung, wo/ auf den Arbeitgeber entfällt, ſowie ein ettrag zur Arbeitsloſenverſicherung. Des weiteren iſt die rf Bürgerſteuer aus der Steuerkarte ohne weiteres er 5 Der Hausfrau obliegt aber die nd ob alle erforderlichen Marken geklebt ſind und die erpflichtung, die de und etwaige Aenderungen hinſichtlich Lohn, Krankheitsfall, Perſonalwechſel uſw. pünktlich und vor⸗ e g an die zuſtändigen Kaſſen zu überweiſen bzw. Nund ums hauswirtſchaftliche Anlernjahr Pflicht der deutſchen Hausfrau iſt es, für ein haus⸗ wirtſchaftliches Jahr gerne bereit zu ſein, und Pflicht jedes deutſchen ſchulentlaſſenen Mädels iſt es, freudig hinein⸗ zugehen in dieſes hauswirtſchaftliche Anlernjahr. Der deutſchen Hausfrau muß es eine Ehrenaufgabe ſein, eine junge Schulentlaſſene in ihrem Haushalt aufzu⸗ nehmen, ſo daß dieſe jungen Schulentlaſſenen Luſt und Liebe zur Hauswirtſchaft bekommen in gemeinſamer Arbeit. Lange genug iſt die Hauswirtſchaft als Stiefkind be⸗ handelt worden. Das iſt jetzt endgültig vorbei! Das hauswirtſchaftliche Jahr gibt der häuslichen Arbeit ihre hohe ſittliche und ſoziale Bedeutung, ſie gibt die Gewähr der Rückkehr zu einem Familienleben, das alle e zu einer wahren Hausgemeinſchaft zuſammen⸗ führt. Wir Deutſche gebrauchen häusliche und gewiſſenhafte Frauen und keine tändelnden, unberechenbaren, oberflächli⸗ chen weiblichen Weſen. So, wie jede deutſche Hausfrau wiſſen muß, daß ihre Haushaltsführung nie und nimmermehr ihre Privat⸗ angelegenheit iſt, ſondern daß ihre Hauswirtſchaft mit der Volkswirtſchaft eng verbunden, ſo muß jedes deutſche Mädel wiſſen, daß der Hausfrauenberuf nur mit aller Gründlich⸗ keit und hohem Pflichtbewußtſein auszufüllen iſt. Und daß es zu einer vielgeſtaltigen Aufgabe erzogen werden ſoll im hauswirtſchaftlichen Anlernjahr. Zu der ureigentlich⸗ ſten Aufgabe der Frau und Mutter. Jedes deutſche Mädel, deutſche Hausfrau, das ein haus⸗ wirtſchaftliches Anlernjahr bei dir antreten kann, wird ſpäter ſelbſt als Hausfrau dem deutſchen Vaterlande wert⸗ volle Dienſte leiſten, da ihr das deutſche Volksvermögen durch die Hände geht. Einfaches Kochen und Backen, Waſchen und Bügeln, Stopfen und Flicken, Scheuern und Putzen, Einkaufen und Buchführen, dies alles kann die deutſche Hausfrau in aller Mütterlichkeit dem deutſchen Mädel lehren, und auch Er⸗ fahrungen kann ſie ihm mit auf den Lebensweg geben. Die Probezeit des Anlernjahres iſt ſechs Wochen. Deutſche Hausfrau, wenn du zum Wohle deines Vater⸗ landes Lehrfrau werden möchteſt, teile bitte deine Abſicht dem zuſtändigen Arbeitsamt jetzt mit, oder der NSF. Du wirſt dann für das haus wirtſchaftliche Anlernjahr ein deutſches Mädel zugewieſen bekommen. Nimmermehr darf Mangel an Lehrfrauen— Mangel an Anlernhaus⸗ halten ſein. Dank dem Dritten Reiche wird dem Hausfrauentum wieder Anerkennung gezollt. Und noch mehr als das! Hochachtung. Erika Thomy Eine praktiſche Mode! 5 Welche Frau liebt nicht die Bluſe, die ſo viel Ver⸗ wandlungs möglichkeiten gibt und dabei in der Herſtellung ſo anſpruchslos iſt. Mit einem einfachen blauen Wollrock oder, wer es liebt, einem Trägerrock kann man ſich, dank der Blufe, jedesmal einen anderen Eindruck ſchaffen. Ka⸗ rierter Taft iſt ein beliebtes Material für den Nachmittag. Kunſtſeidenen Taft gibt es in ſo entzückenden Farbſtellun⸗ gen, daß die Wahl ſchwer fällt. Aber auch gemuſterte Seide iſt ſehr beliebt. Abb. 2 zeigt eine reizende Bluſe aus gemuſterter Kunſtſeide, welche auch von etwas molligen Damen 1 getragen wird, weil das weichfallende Jabot 1 r kleidſam 5 Die geſmokte Garnitur iſt ſehr modern. er auch für den ſportlichen Geſchmack iſt genügend Aus⸗ 2 7 1 vorhanden. Sehr beliebt iſt die Weſtenform wie ſie Abb. 3 zeigt. Die Bluſe iſt aus grünem Wollſtoff, hat relche 1 und wird mit hübſchen Holzknöpfen geſchloſſen. Die Auswahl iſt groß, denn wer Vieles bringt, wird Allen etwas bringen, kann man auch hier mit Recht TCT ———— Die Frau und ihre Welt Leſen wir zu viel? Es wird geleſen, viel geleſen, aber lelder immer ij Haſt. And auch leider mehr Zeitungen und Zeitſchriſten als Bücher. Namentlich der Mann findet Genüge gn 30 tungen und Zeitſchriften. Die Zeit um ein Buch zu leſeg ſagt er, hat er nicht. nicht voller Ruhe und Andacht über ein Buch gebeugtſtteg, Das gilt natürlich nur für Kaufleute und für all zie Herren, die andere Weisheit höher 1 und wichtige halten, als die Weisheit eines guten Buches. Helehr ſind mit den Büchern ſozuſagen verwachſen. Ob ſie es aber wirklich aus einem tiefinnerlichen ber langenden Gefühl ſind, oder nur darum, weil es ihr Bere! ſo mit ſich bringt?— Die Frage muß man offen laſlen. Anders, ganz anders iſt die Frau zum Buch eingeſtell, Sie betrachtet es als ihren guten Freund und Tröſter e hilft ihr über traurige und ſchwere Stunden fort. findet darin ihre Ideale, die ſie im Leben nicht fand. ſagt ihr alles, was ihr ſo leicht ein anderer nicht gage kann. Es belehrt ſie, ohne daß ſie es als Belehrung empfindet. Es läßt ſie Länder und Meere ſchauen, obgleich ſie daheim ſitzt. Es lehrt ſie Charaktere kennen und menſchliche Sünden und Schwächen und Größen. Und eie große Zahl Frauen verzichten wohl lieber auf Kino⸗ und Theaterbeſuch, als daß ſie auf ein gutes Buch verzichten ſollten. Aber es gibt auch Frauen, die für alles Zeit und Geld haben, nur nicht für ein gutes Buch. Bei dieſen Frauen iſt Geld da für Süßigkeiten und die neueſten Modeſchöpfungen und wer weiß noch was, aber nicht fit den Kauf eines guten Buches. Allenfalls langt es noch für eine Leihgebühr, aber fü einen Kauf nimmermehr. Und doch ſollte jede Frau auch einen Etat für Bücher in ihrem Anſchreibebuch haben, und ſie ſollte danach trah⸗ ten, nicht nur ein gutes Buch zu leſen, einmal flüchtig zu 2 S leſen, ſondern es— ſo es ihr zugeſagt— kaufen und i den Bücherſchrank ſtellen und wie ein Heiligtum halten, Natürlich kann man nicht alle Bücher kaufen, die einem gefallen, und auch nicht alles leſen, was einem gefallen 1 aber man kann mit Bedacht das Beſte vom Beſten wahlen. Verſteht man es nicht ſelbſt, ſo findet man wohl leicht Berater. Entweder in der einen oder anderen Buch; handlung, oder der Rat wird einem, wenn man die neueſten Rezenſionen mit Intereſſe verfolgt. Gewiß iſt nicht immer eine Rezenſion für unſeren Ge⸗ ſchmack maßgebend, aber einen kleinen Anhaltspunkt be⸗ kommt man doch dadurch. Es würde zu wünſchen ſein, daß ſich die Frauen zu den Feſttagen öfter als Geſchenk ein gutes Buch erbäten, Und daß ſie ſich auch gegenſeitig mit einem Buch beſcherten. Aber niemals ſoll ſich eine Frau von einem lockenden Einband und einem verheißungsvollen Titel blenden laſſen. Tut ſie das, ſo ſoll ſie lieber etwas anderes ſchenken. Meinetwegen einen Karton Pralinen oder Blumen. Nur nicht ein Buch. Erika Thomy Geſunde Füße! Gut gepflegte Füße ſind nicht nur eine hygienische For derung, ſondern auch eine äſthetiſche! 0 Man kann Strümpfe nicht oft genug wechſeln, das it nicht nur für die Füße gut, ſondern auch für die Strümpfe, die dadurch geſchont werden! Fußſchweiß bekämpfen iſt weniger eine Frage des Geldbeutels, als der perſönlichen Sauberkeit! Tranſpiration iſt immer ein unangenehmes Kapitel, doch Fußſchweiß iſt noch beſonders unangenehm, weil ſo empfindlich auch für unſere Mitmenſchen! Daß Frauen es nun einmal nicht einſehen wollen, daß Abſätze dafür da ſind, den Füßen einen Halt zu geben und nicht der Eitelkeit zu dienen! Jede Abweichung vom normalen Fuß, wie etwa Senk⸗, Blatt- oder Spreizfuß, ſollte rechtzeitig erkannt wer⸗ den und dieſem Leiden(denn es ſind wirklich Leiden! durch richtig gearbeitete, orthopädiſche Einlagen und Schuhe Abhilfe geſchafft werden! Allerlei weibliche Fußleiden rühren oft genug von det Tatſache her, daß Frauen in reiferen Jahren zu ſtark wer⸗ den, wodurch dem Fußgewölbe übermäßige Laſt aufge⸗ bürdet wird— deshalb ſorgt dafür, daß Euer Gewicht nicht größer werde, als Eure Füße zu tragen vermögen. J. A. Für die Küche Reue Hülſengerichte Erbſenſchnitze!l mit Bratkartoffeln und Kompott. 250 Gramm eingequollene gelbe Erbſen wie üblich in Salzwaſſer weichkochen, gründlich abgießen und durch ein Drahtſieb preſſen 1 Ei, 1 geriebene Zwiebel und drei große, gekochte und geriebene Karloffeln zuſetzen und mit 12—15 Tropfen Würze, Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Hiervon mit Hilfe von geriebener Semmel Schnitzel for men, in Butter beiderſeits ausbraten, mit dem Saft be⸗ gießen und mit den angegebenen Beilagen auftragen. Bohnenſuppe. Weiße Bohnen, einige kleingeſchnittene Karotten, kleine Zwiebeln werden weich gekocht und durch⸗ geſchlagen Das Ganze nochmals mit gehacktem Sauer⸗ ampfer aufkochen laſſen und mit Rahm und gequirlten Ei⸗ dottern abrühren. Würzen mit Salz und Pfeffer. Erbſenpudding. Einhalb Pfund wie üblich gekochte Erbſen werden durch ein Sieb getrieben und tüchtig ge⸗ rührt. Man fügt 2 Eidotter, etwa 50 Gramm geſchälte und geriebene Mandeln. 1 Eßlöffel Rum, 70 Gramm Zucker, das Abgeriebene einer Zitrone und zuletzt den Eiſchnee dazu und kocht den Pudding in einer gut gebutterten und „„ beſtreuten Form im Waſſerbad etwa unde. 8 And hätte er ſie, würde er auch naß SF 2 en —— — 2985 — 2 26082 7777S ˙. ᷣͤ.„