öne mg, nung Küche dezimme ieten. cherſtt, g 5 U fing ſzen pile. interte are) ufen. Frey rſtr. 8, feſtskaaf! nkbatt äh⸗ Hine ſeht bl gaufen. nix⸗ iſchinen N 4,6 — af⸗ immer jeu, ech m. Rußb, Komm., f. Spiegel K 80 be, 275.— iſe⸗ imme iche ml Buffet , geſchn. tür, Sil Marmot Auszieht. ſch wet ſt., bl 250.— nheitsfehla Mast in, ES, h. 18 Carlete 2 — gr. 57(2. Blatt). Leekor Bote Samstag, 7. März 1936 ä Das Vermächtnis der Toten Beſitz ſtirbt, Sippen ſterben, Du ſelbſt ſtirbſt wie ſie, J Eines nur iſt, das ewig bleibt, Der Toten Tatenruhm! ö (Edda.) Heldengedenken! In unaufhörlicher Prozeſſion ſteigen zie Gefallenen des Weltkrieges aus ihren Gräbern, end⸗ 308, endlos! Kreuzzug der Millionen. Heilig die Erde, die ihre Gräber trägt, heilig die Saat ihrer Leiber, die in die Nacht der Verweſung ſtiegen, damit uns ein neues Le⸗ ben geſchenkt werde. Sie kämpften und ſtarben für ein ewiges Deutſchland, das ſie erſehnten. Unter der Führung des Frontgeſchlechtes iſt dieſes Deutſchland nun im Wer⸗ den, und in dem gewaltigen Erleben der Gegenwart lernen wir die Größe und Bedeutung des Opfers der zwei Mil⸗ lionen Gefallenen erkennen. Wir erkennen aber auch in dem Millionenopfer, daß der einzelne nichts bedeutet, daß die Nation alles iſt, wir erkennen, daß in dem ewigen Stirb und Werde nur eines Beſtand hat: Die heldiſche Tat. Aus dieſer Erkenntnis heraus werden in unſerem Gedenken nicht nur die Helden des großen Krieges wieder lebendig, wir ſchauen zugleich zurück in die Geſchichte des deutſchen Volkes und erkennen in 1000 Zeugniſſen der Vergangenheit, wie ſich in ihr herrlich das Wort der Edda erfüllt:„Eines nur iſt. das ewig bleibt, der Toten Taten⸗ ruhm! Die namenloſen Helden grauer Vorgeſchichte ſtei⸗ gen aus ihren Hünengräbern, und die großen Führerge⸗ ſtalten unſerer Jahrtauſende alten Geſchichte werden wach. Wir gedenken Hermann des Cheruskers, der mit ſeinen Tapferen in der Schlacht im Teutoburger Walde das ger⸗ maniſche Blut vor der Verwelſchung bewahrte. Die wuch⸗ tige Geſtalt des Sachſenherzogs Widukind erſcheint uns als der große Widerpart des nicht minder großen Kaiſers Karl. Ihr Kampf ergreift uns heute noch, und wir erkennen, daß das Blutopfer der 6000 Sachſen zu Verden an der Aller auch für uns gebracht worden iſt. Herrlich erſteht in unſerem Gedächtnis König Heinrich l., der Nachfahr Wi⸗ dukinds, der des Deutſchen Reiches Krone in die ſtarke Obhut der Sachſen genommen hat. Ja, unter Otto dem Großen, aus gleichem ſächſiſchen Stamme, ſollte den Deut⸗ ſchen ein Kaiſer gegeben werden, der zum erſtenmal alle deutſchen Stämme unter einem Heerbann einigte und in der Schlacht auf dem Lechfelde den Ungarnſturm ab⸗ wehrte, Schützer der Oſtmark wurde. Friedrich Rotbart, ſein gelebr Gegner Heinrich der Löwe und der mächtige Kaiſer Friedrich II. ſind die ſtarken Hütern deutſcher Art. Noch heute begeiſtern wir uns an der herrlichen Erſcheinung Her⸗ mann von Salzas, des Hochmeiſters des Deutſchen Ordens, der die deutſche Sendung im Oſten ankündete. Wohl ſelten in der Welt iſt der kämpferiſche Einſatz der Menſchen von ſo kulturbringender Bedeutung geweſen. wie dieſer Vor⸗ ſtoß gen Oſten. Ein Hutten, ein Luther, ein Wilhelm von Oranien, der Große Kurfürſt, Friedrich der Große, die Helden der Befreiungskriege und die Männer um Bismarck ſind die leuchtenden Führergeſtalten, deren Wirken allen Opfern, die immer und immer wieder der unbekannte deutſche Soldat im Laufe der Geſchichte bringen mußte, ihren hehren Sinn gegeben hat. Die Gefolgſchaft dieſer Führer unſerer Nation iſt ungeheuer und unendlich iſt das Heer der Toten, deren 1 5 das ewige Werden und Wachſen unſeres Volkes be⸗ gleitet. ö Im Weltenringen hat ſich dieſes Opfer nur fortgeſetzt. Auch hier galt der Einſatz unſerer Beſten der deutſchen Sen⸗ dung in der Welt, den Kämpfenden oftmals nur als ein Ahnen bewußt. In dem Chaos der Nachkriegszeit, in der Knechtſchaft der Feinde, in der Ohnmacht unſeres Volkes und in unſerer abgrundtiefen Zerriſſenheit kamen uns Zwei⸗ fel, ob nicht ſchließlich alle Opfer umſonſt geweſen ſeien. Da ſtanden neue Helden auf und ihr Opfer war es, das uns zu neuem Glauben emporriß. Die toten Helden unſerer Geſchichte leben. Sie haben uns ein gewaltiges Vermächtnis hinterlaſſen, das zu erfüllen unſere Pflicht iſt. Wir leben in dem glückhaften Glauben, daß der Aufbau des Dritten Reiches die Vollſtreckung des letzten Willens aller bedeutet, die für Deutſchland geſtorben ſind. Aus dem Gedanken an unſere Helden iſt uns die Kraft zu gleichem Opfer erwachſen und ewig unvergeſſen ſei ihr Vermächtnis, ihre Mahnung, wie ſie der Dichter kündet: „Darum iſt der toten Brüder letztes Gebot: Haltet das Werk am Leben, ſo iſt kein Geopferter tot! Nacht um Nacht ſich in meine Seele brennt Tief der Toten Wille und Teſtament. Wieder hör' ich die Stimme voll dunkler Kraft: Klagt nicht———, ſchafft!“ i Deutſche Jugend, vergiß nie, was dein Va⸗ terland in großer und ſchwerer Zeit geleiſtet hat und eifere denen nach, die freudig ihr Leben im feſten Glauben an Deutſchlands Zukunft hingegeben haben. v. Hindenburg 5. Die Legende von Cangemarck Von Joſef Peter Kiendl. Und Jeſus kam in eine Gegend— oben im Nordland nahe am Meer. Es war eine totenſtille, ſeltſame Land⸗ ſchaft. Ringsum ſpürte man hauchfernen Ruch von Meer, erdnahen von wintertotem— ſonſt fruchtſchwerem Getreide⸗ land. Aber dazwiſchen floß unſichtbar, ſeelenfein ein un⸗ nennbarer Odem von Blut und Schweiß. Der Herr wan⸗ delte über das winterliche Land. Friedhofsſtille Demut lag über ſeinem ernſten Antlitz, friedhofsſtille Demut lag über er Welt ringsum. And da ſtand alſo Jeſus und wandte ſeinen Blick in die Weite. Seine Hände hoben ſich langſam— breiteten ſich in der Stille. wie ſchwebende Adlerfittiche und wieſen ſegnend über das winterſtille Land. Die Augen des Herrn ſahen die Unendlichkeit. Sie ſahen das Vergangene— das Gegenwärtige— das Zukünftige. Ueber all das friedhofsſtille Land floß ein ſeltſamer, gold⸗ 9 85 Schein und der floß im ſeltſamſten Leuchten von old und Blut gemiſcht wunderbar über dieſen heiligen oden. Jeſus ließ ſeine ſegnenden Hände ſinken und ſtand Ver ſah— menſchenerſchüttert und gottwunderbar— das ergangene— das Gegenwärtige— und das Zukünftige. Ei ſah und erſchrak. Reichsmarknoteneinfuhr beachten! Auch bei Rückkehr von Auslandsreiſen. Wp Die Einbringung und Einſendung von Reichs⸗ marknoten aus dem Ausland nach Deutſchland iſt mit Wir⸗ kung vom 6. Dezember 1935 verboten worden. Reichsmark⸗ noten, die von deutſchen Reiſenden bei der Rückkehr von einer Auslandsreiſe nach Deutſchland eingebracht wer⸗ den, unterliegen ausnahmslos der Beſchlagnahme und Einziehung, auch kann gegebenenfalls Beſtrafung erfolgen. Es wird insbeſondere darauf hingewieſen, daß ſich die Ausnahmebeſtimmung, nach der Reiſende Reichsmark⸗ noten bis zum Betrage oon 30 Mark im Reiſever⸗ kehr nach Deutſchland einbringen dürfen, nur auf aus⸗ ländiſche Reiſende bezieht. Inländiſche Reiſende dürfen alſo in keinem Fall Reichsmarknoten aus dem Aus⸗ land nach Deutſchland einbringen. Es wird ferner darauf hingewieſen, daß auch die An⸗ nahme von Reichsmarknoten, die aus dem Ausland eingeſandt oder eingebracht worden ſind, verboten iſt. Ueber die Beſtimmungen im einzelnen erteilen die Deviſen⸗ ſtellen Auskunft. Von Reichsmarknoteneingängen aus dem Ausland iſt der zuſtändigen Deviſenſtelle binnen drei Tagen Mitteilung zu machen. Zuwiderhandlungen werden ſtreng geahndet. Die Beſtimmungen gelten nicht nur für Reichsmarknoten, die zur Bezahlung von Warenforderungen, Frachten uſw. dienen ſollen, ſondern auch für ſolche Reichs⸗ marknoten, die als Geſchenk, als Unterſtützungszahlung oder aus einem anderen Rechsgrund aus dem Ausland ein⸗ gehen. Den inländiſchen Perſonen, die ſolche Geſchenkſendun⸗ den, Unterſtützungszahlungen und dergleichen zu erwarten haben, wird deshalb in ihrem eigenen Intereſſe angeraten, die ausländiſchen Geldgeber zu erſuchen, für die Zahlung keine Reichsmarknoten zu verwenden. Für die deutſchen Exporteure, Spediteure uſw. empfiehlt es ſich, bei Abſchlüſſen mit ausländiſchen Firmen die Zah⸗ lung mit Reichsmarknoten unter Hinweis auf das Reichs⸗ marknoteneinfuhrverbot ausdrücklich auszuſchließen, um jede unliebſame Auseinanderſetzung über die Zahlungsweiſe von vornherein auszuſchalten. Insbeſondere wird jedes Vertrags⸗ angebot, jede Auftragsbeſtätigung und dergleichen einen ent⸗ ſprechenden Vermerk zu tragen haben. ae EETTE*FTRTFRER᷑It! N ND Die Gaukulturwoche der NSDAP, Gau Baden, vom 15. bis 21. März 1936, will Zeugnis ablegen von dem Kulturwillen unſeres alemanniſchen Landes. Schafft Lehrſtellen! Aufruf zur Einſtellung von Lehrlingen. Berlin, 6. März. Getragen von der Erkenntnis der Bedeutung einer ge⸗ regelten Berufsarbeit für die deutſche Jugend, die Oſtern 1936 die Schule verläßt, und erwachſen aus der Sorge für die Sicherſtellung eines ausreichenden und leiſtungsfähigen beruflichen Nachwuchſes für die deutſche Volkswirtſchaft ha⸗ ben die zuſtändigen Reichsminiſterien ſowie der Leiter der Deutſchen Arbeitsfront, der Reichsjugendführer und der Prä⸗ ſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar⸗ beitsloſenverſicherung folgenden Aufruf erlaſſen: „Auch in dieſem Jahre möchten die Oſtern zur Schulent⸗ laſſung kommenden Jugendlichen pünktlich am 1. April ihre berufliche Ausbildung beginnen. Viele wollen ſpäter als tüchtige Facharbeiter, Geſellen oder Meiſter in Handwerk und Induſtrie tätig ſein, viele wollen im Handel und in der Verwaltung von privaten und öffentlichen Betrieben arbeiten, viele auch die Hand an den Pflug legen. Alle wollen ſie einmal als Arbeiter der Stirn oder der Fauſt ihrem Volke dienen Alle wünſchen daher nichts ſehnlicher als Lehrſtellen und Ausbildungsplätze, in denen ſie ſich auf dieſe Arbeit für Staat, Volk und Wirtſchaft vorbereiten können. Soll dieſes geſunde Drängen der deutſchen Jugend nach beruflicher Ausbildung nicht vergeblich ſein, dann iſt es nokwendig, daß Betriebsführer, Lehrmeiſter und die ver⸗ antworklichen Stellen der öffentlichen Verwaltung alle ge eigneten Lehrſtellen und Ausbildungsplätze verfügbar machen und ſie ſchnellſtens den Berufsberakungs⸗ ſtellen der Arbeitsämter melden. Dann iſt zu hoffen, daß jeder Jugendliche den erſehnten Lehrplatz findet und daß für jeden Beruf und jeden Betrieb der notwendige und ge⸗ eignete Nachwuchs ſichergeſtellt wird. 2 r ſah das Land in geiſterbleicher Nebeltiefe— er ſah, und der göttliche Funke aus ſeinen weltweiten Augen durch⸗ drang all die wallenden Winternebel. Und er ſah: herbſt⸗ dürre Hecken und Büſche, herbſtunheimliche Gehöfte und Hütten, herbſtſtarre Pappeln und todbleiche Straßen. Er ſah den Turm eines Gotteshauſes und die Menſchenuhr darauf ſtand ſtill. Die Nebel ſanken und ſtiegen, und Menſchen ſchritten durch jenen Nebel wie Seelen. Und dann zerriß der tod⸗ bleiche Nebel, und der Satan ſtand rieſengroß in dieſer gottesſtillen Natur und ſpielte mit der Zeit ſein teufliſches Spiel. Die Hecken und Büſche, die Gehöfte und Hütten, die Pappeln und Straßengräben ſpien Höllenfeuer. Men⸗ ſchen— erdjung— gottherrlich ſtürmten durch den höllen⸗ gepeitſchten Nebel. Ihre jungen Menſchenaugen zerfraßen in tollkühnem Mut das Land ringsum, ihre erdjungen Menſchenleiber ſchritten lebensſtraff und todentſchloſſen in den mörderiſchen Nebel hinein. Das Höllenfeuer fiel über Menſchen und Land wie eine mähende Sichel— alles ſpie Feuer— Baum und Buſch— Haus und Hof— und die Menſchen ſchritten— ſangen— ſanken.— Auch das Haus ſeines Vaters— inmitten der Land⸗ ſchaft— ſpie das gleiche Höllenfeuer— wie alles rings⸗ um— nur die Uhr am Turm ſtand ſtill. Teufliſche Land⸗ ſchaft verſchlang göttliche Menſchen— Erde ſchlug Erde!— Jeſus ſtand einſam wie eine Pappel und weinte. Die Nebel ringsum waren zerfloſſen— das Blendwerk des Satans war zerſtäubt im Raum der Unendlichkeit. Im Auge des Herrn wandelte ſich gottwunderbar die letzte Träne zu einem goldfeinen Stäubchen gütigen Lächelns. Er ſtand — und ſann— und 35 das Land ſich ringsum wandeln in ernteſchwere Felder. Die Hecken und Büſche grünten. die Pappeln ſchwankten im Odem Gottes— die Straßen ſtaub⸗ ten um wandernde Menſchen und trabende Tiere— Son⸗ nengold floß ringsum— aber die Vögel des Himmels flogen ſcheu über dieſe Erde— denn ſie war heilig! Im Zuſammenwirken der Arbeitsämter mit Eltern, Schule und Arzt, mit Hitlerjugend, Deutſcher Arbeitsfront, mit Vertretern der Berufe und Betriebe iſt durch Monate hin eine gewaltige, vorbereitende Arbeit geleiſtet worden. Trotzdem iſt der Bedarf an Lehrſtellen noch nicht gedeckt. An die geſamte deutſche Wirkſchaft, an die Bauernſchaft und die maßgebenden Behörden wenden wir uns daher mil 5 Aufforderung, auch auf dieſem Gebiete ihre Pflicht zu un. Kulturkreis der GA n Berlin, 7. März. Aus der Erkenntnis heraus, daß nur in einer Zuſammenfaſſung aller geſtaltenden und ſchöpfe⸗ riſchen Kräfte innerhalb der SA ihr Wirken auf einer ge⸗ bundenen Marſchrichtung erfolgreich und über die SA hin⸗ aus fruchtbar werden kann, hat der Stabschef des Führers mit Wirkung vom 19. Februar 1936 den Kulturkreis der SA geſchaffen. In dieſe kulturelle und künſtleriſche Kame⸗ radſchaft wurden berufen Oberführer Franz Moraller⸗Ber⸗ lin, Brigadeführer Joſeph Berchthold-München, Oberſturm⸗ bannführer Gerhard Schumann Stuttgart, Oberſturmfüh⸗ rer Herbert Böhme-München, Oberſcharführer Herybert Menzel⸗Tirſchtiegel, Obertruppführer Lembeck⸗München, Standartenführer Schaudinn⸗Berlin, Sturmbannführer Götz Otto Stoffregen⸗Berlin, SA⸗Mann Dietrich Loder⸗ München, Truppführer Schloderer-München, Pg. Heinrich Anacker-Berlin, Obertruppführer Hans Duffner-Hugſtetten (Breisgau), Obertruppführer Dr. Hans Volz⸗Berlin, Briga⸗ deführer Giesler⸗-Oldenburg, Truppführer Hans Schlenck⸗ München, Oberſcharführer Helmut Hanſen-Berlin. Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe verkehrte weiterhin in ruhiger Hal⸗ tung. Die Ungewißheit über die von Genf zu erwartenden Schritte in der Sanktionsfrage führten zu einem weiteren Einſchrumpfen des Geſchäftes und im Zuſammenhang damit zu abbröckelnden Kurſen. Am Aktienmarkt drückten vor allem Realiſierungen im Hinblick auf enttäuſchende Induſtrie⸗ dividenden. Das galt vor allem für Montanwerte. Für die Großbanken erhielt ſich die Hoffnung, daß die Inſtitute wieder zur Aufnahme der Dividendenzahlung kommen würden. Auch der Rentenmarkt war im allgemeinen etwas ſchwächer. Geldmarkt. Der Ultimobedarf blieb in normalen Gren⸗ zen. Die Reichsbank zeigte eine normale Kreditbeanſpruchung. Die Geſamtausleihungen haben nach dem Reichsbankausweis Ende Februar um 573 Millionen zugenommen, während Ende Januar die Zunahme nur 359 Millionen erreicht hatte. Die Weſentlich ſtärkere Beanſpruchung iſt wohl ein Zeichen dafür, daß die Frühjahrsbelebung in der Wirtſchaft allmählich ſtärker einſetzt. Produktenmarkt. An den Produktenmärkten iſt Weizen immer noch reichlich angeboten, während die Nachfrage ge⸗ ring iſt. Die Beibehaltung der niedrigen Vermahlungsquote von 7 Prozent des Jahreskontingents für März zuſammen mit der Tatſache, daß die Mühlen noch genügend mit Weizen verſehen ſind, dürfte auch für die nächſten Wochen keine weſentliche Steigerung der Nachfrage aufkommen laſſen. Roggen war kaum angeboten, aber auch wenig gefragt. Das Braugerſtengeſchäft nähert ſich ſeinem Ende. Futtergerſte war kaum am Markt. Am Futtermittelmarkt beſtand wei⸗ terhin Nachfrage nach Kleie. Der Mehlmarkt liegt till. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt mit 103,6 unverändert geblieben. Auch die Kennzahlen der Haupt⸗ gruppen zeigen kaum Aenderungen. An den Märkten der induſtriellen Rohſtoffe und Halbwaren haben ſich Blei und Zink und die zugehörigen Halbfabrilate im Preiſe erhöht. Die Steigerung der Kennzahl für Textilien iſt durch Preiser⸗ höhung für Baumwollgarn und Jute bedingt. Auf der anderen Seite ſind verſchiedene pflanzliche Nahrungsmittel in⸗ Preiſe zurückgegangen. An den internationalen Warenmärkten iſt die Preisgeſtaltung uneinheitlich. Die ruhige Entwicklung iſt für die Märkte in dieſer Jahreszeit charakteriſtiſch, da die Frühjahrsſaiſon noch nicht eingeſetzt hat. Die Umſätze gehen über den vorherrſchend kleinen Geſchäftsumfang nicht hinaus Viehmarkt. An den Schlachtviehmärkten fanden die mit Ausnahme der Kälberzufuhren höheren Auftriebe eine im allgemeinen befriedigende Aufnahme. Die Preiſe für Rinder ſind im Durchſchnitt leicht zurückgegangen, während Kälber und Schafe etwas angezogen haben. Auch an den Schweine⸗ märkten hat die Auftriebsſteigerung ihren Fortgang ge⸗ nommen. Das Auge des Herrn ſah erſchüttert das Land, und er ſah das Zeichen ſeines Leidens vertauſendfacht— wie wogende Saaten— er ſah Kreuz an Kreuz, endloſe Rei⸗ hen. Und er wandelte durch jene endloſen Kreuzesreihen und vatergütig ſegneten ſeine bleichen Hände jedes einzelne Kreuz und beim letzten ſtand er ſtill, und ſeine wundmal⸗ geheiligte Hand ſtrich liebevoll über das zeitdunkle Holz je⸗ nes Kreuzes und er ſprach dabei:„Sei geſegnet, du un⸗ bekannter Krieger, denn du biſt mein Bruder, wir ſtarben heide den Opfertod!“ Die Sonne floß wie eine glühende Woge von Gold und Blut um das Kreuz— um die endloſen Kreuzesreihen, um Opfergräber, die alle ſeine wundmalgezeichneten Hände ge⸗ ſegnet hatten. Der Herr ſtand einſam wie ein Kreuzſtamm. Dann wandte er ſeinen Blick gen Oſten, und ſeine zeitfernen Augen ſahen gottwunderbar ein fernes Land. Er ſah jenes in der Herrlichkeit des Werkes ſeines Vaters. Ein fernes Land— und er wußte, es war jenes Land, im Feuerblick ſeiner Göttlichkeit— heiliger Ernſt kam über ihn und er ſprach:„Nun kenne ich dich Land, das ſeine Söhne ge⸗ opfert hat und ich weiß, du warſt es wert. Wahrlich aber ſage ich dir Land, deine Söhne werden auferſtehen und wandeln und ſie werden deine Kraft ſchauen, und ſie wer⸗ den wiſſend werden, daß ſie nicht umſonſt ſtarben. Sie . ſolches wiſſen— denn ihr Tod ward dein Leben — Land!“ 5 Dann ſchied Jeſus aus dieſer Gegend. Die Sonne floß friedvoll um den Turm eines Ortes, den die Menſchenzungen Langemarck nennen. Die Sonne floß um die Kreußreihen— die die Erde eichneten, in der Helden ruhten. Und dieſen winkte der Herr im Scheiden noch einmal zu, und dann wandelte er gen Oſten— langſam, langſam. ü Noch einmal ſtand er ſtill— ſah ſich noch einmal um! Rieſengroß floß ſein Schatten ins Land. Kreuz und Quer Sorgen der Fernſehſprecher.— Das Bett im Ruckſack. — Eine ſchwierige Hoſenfrage.— Wer will Hula⸗Hula tanzen?— Am Freitag, den 13. Fortſchritt— Fortſchritt überall! Am fortſchrittlichſten iſt natürlich alles, was mit dem Verkehr zuſammenhängt. Immer ſchneller brauſen die Züge durch die Lande, die Dampflokomotive iſt in Deutſchland zu neuen Rekordehren gelangt, und hinter den Fortſchritten der Reichsbahn will auch die Poſt nicht zurückſtehen und wird nicht zurückſtehen. Am 1. März, dem Tag der Eröffnung der Leipziger Meſſe, wurde der erſte Fernſehſprechdienſt zwiſchen Berlin und Leipzig eröffnet. Wir wollen hier nicht die techniſchen Pro⸗ bleme erörtern, wir laſſen unſere Phantaſie ſpielen, wir malen uns einmal ihre Folgen für die Zukunft aus. Nicht mehr gleichgültig iſt es, ob man im Bademantel oder im Frack vor dem Telefon ſteht, ob man gewaſchen, raſiert oder gekämmt iſt. Das hört auf. Mit dem Fernſehſprechen werden der Mode neue Probleme geſtellt. Was ziehe ich zum Telefonieren an iſt die Frage der Zukunft. Das paſ⸗ ſende Kleid für das Morgen-, das Tages⸗ und Nacht⸗ geſpräch wird die Sorge der Hausfrauen bilden Großes Intereſſe findet ſtets die ſogenannte Er⸗ findermeſſe in Leipzig, die mehr oder weniger originelle Neuerungen zeigt. So ſind diesmal unter vielen anderen Dingen zu ſehen aufgeblasene Luftmatratzen als Lagerſtätten für Wanderer und Sportler, die zuſammengerollt als kleines handliches Päckchen von nur einem Kilo Gewicht in jedem Rucksack mitgeführt werden können. Beſonderen Anklang dürfte ein neuer praktiſcher Patentſchlüſſelring finden, deſſen Federung das bisherige umſtändliche Hantieren beim Heraus⸗ nehmen oder Einſtecken eines Schlüſſels überflüſſig macht. Auf dem Gebiet der Hauswirtſchaft findet man u. a. einen Kohlenkaſten auf Gummirollen, der in Zukunft ſtatt der ſchwerfälligen Kohlenkäſten in der Küche gute Dienſte leiſten wird. Für die Hundepflege gibt es als Neuheit eine pudernde Hundebürſte, in deren Holz⸗ oder Zelluloidkörper ſich am Boden eines Hohlraumes eine Schiebevorrichtung befindet, durch welche die Borſten der Hundebürſte mit Puder ver⸗ ſehen werden können. Der Spielwarenmarkt wird durch zwei ſeit Jahrzehnten angeſtrebte neue Errungenſchaften be⸗ reichert. Einmal durch einen Kinderkreiſel, der durch ein einfaches Stück Stahldraht aufgezogen werden kann und infolgedeſſen unverwüſtlich zu ſein verſpricht; ſodann durch ein ſogenanntes„mechaniſches Trinkbaby“. Es handelt ſich hier um eine hübſche kleine Puppe, die in der rechten Hand eine Milchflaſche hält, welche durch ein Uhrwerk in regel⸗ mäßigen Zeitabſtänden zum Munde geführt wird. Auch hier kann man ſagen:„Nee, nee, wat et nicht all jibt!“ Kleiderſorgen kann es nicht nur am Fernſehſprechapparat geben, ſie können gelegentlich noch größer ſein als dort, wenn ſie ſich zum Beiſpiel auf einem Dampfer einſtellen. In Lindau kommt es öfter vor, daß Schweizer, die mit Ne⸗ giſtermark über den Bodenſee gekommen ſind, ſich neu ein⸗ kleiden. Da ſie aber wiſſen, daß die ſchweizer Zollbehörden dergleichen nicht gern ſehen, benutzen ſie die abendliche Rückfahrt auf den Bodenſeedampfern dazu, ſich in den ver⸗ ſchwiegenen Oertlichkeiten der Schiffe umzuziehen und ihre alten Anzüge durchs Fenſter in den dunklen See zu werfen. Dieſer Trick gelang nun kürzlich einem Eidgenoſſen, nachdem er den vermeint überflüſſig gewordenen uralten Schweizer Anzug ins Waſſer befördert hatte und nun den deutſchen an⸗ legen wollte, mußte er mit Schrecken gewahren, daß er in der wohl nicht ganz zureichenden Beleuchtung fehl gegriffen und ſich zwar der Schweizer Hoſe entledigt hatte,— zugleich aber auch der deutſchen. So mußte er mit zwei Jacketts, jedoch mit hoſenloſen Beinen, die der Mantel nur dürftig verhüllte, den heimatlichen Boden betreben. Dieſes„Koſtüm“ wäre vielleicht angebracht geweſen für die Aufführung eines Hula⸗Hula. Wer oder was iſt Hula⸗Hula? Vor einiger Zeit hat ein Mann in Newyork eine Tanzſchule eröffnet. Am ſein Inſtitut bekannt zu machen, gab er in mehreren Zeitungen eine Anzeige auf, mit der er auf einen angeblich neuen Modetanz hinwies. Es handelte ſich um einen Nationaltanz der Kanaken, der auch Hula⸗Hula genannt wird. Hula⸗Hula war von den Kolonialbehörden jedoch ſchon vor längerer Zeit verboten worden. Angeblich ſoll er jetzt aber in verbeſſerter Form— geſellſchaftsfähig!— wieder auferſtanden ſein. Was man von dieſer„Geſellſchaftsfähigkeit“ zu halten hat, geht aus den übrigen Anpreiſungen des Inſerats hervor. Der närriſche Tanzmeiſter aus Newyork teilt nämlich mit, daß ſeine Schüler alle auch ein richtiges Koſtüm, aus einem Grasröck⸗ chen und einer Blumenkette beſtehend, erhalten können. Echt Hawai alſo. Uebrigens findet auch Fern⸗Unterricht durch Briefe ſtatt. Ein Glück, daß der Karneval ſchon vorbei iſt der Hula⸗Hula hat uns noch gefehlt! Nach dem Karneval ſind die Geldbeutel leer und immer wieder taucht die Frage auf, wie könnte man zu einer neuen Füllung kommen. In der nächſten Woche beſteht für Viele noch die Möglichkeit. Seit drei Wochen rollen nämlich in dem Gebäude der Preußiſch⸗Süddeutſchen Staatslotterie in Berlin wieder einmal die Los⸗ und Gewinntrommeln. Die Ziehung in der 5. und letzten Klaſſe iſt im Gange. Der 13. März iſt als Schlußtag vorgeſehen. Damit hat die Staatslotterie allen abergläubigen Menſchen ein Schnipp⸗ chen geſchlagen. Ausgerechnet an einem Dreizehnten und noch dazu an einem Freitag wird das große Los gezogen. Am Dreizehnten wird ein glücklicher Losbeſitzer Millionär. Man denke am Freitag, den 13. Nun wiſſen wir auch, warum ſo viele Lotterieſpieler bei dieſer Ziehung das große Los nicht gewinnenl! . 2** Löwenjagd im Rheinland Nicht von Münchhauſen. Die Ausgrabungen im Rheinland, beſonders bei den ſogenannten Mosbacher Sanden, die in der Eiszeit von Rhein und Main in der Nähe von Wiesbaden abgelagert wurden, ermöglichten in ihrer Mannigfaltigkeit zahlreiche Rück⸗ ſchlüſſe auf die zoologiſchen Zuſtände in Deutſchland vor 120 000 Jahren und die Art, wie der damalige Menſch ſich die Natur zunutze machte. Zahlreiche Herden rieſiger Wildbüffel, die eine Höhe von 2,20 Metern hatten, zogen hier rheinaufwärts, wenn der Winter kam, zerſtreuten ſich im Sommer über die unendliche Steppe, die ſich über Rheinheſſen ausbreitete. Den Mittel⸗ punkt dieſer Steppe bildete ein flacher Sumpf, von Schilf umſtanden, zu dem die Tiere zogen, wenn ſie 0b 88 ren. Hirſch und Renntier, Steppenpferd und ⸗eſel, Biber und Wildſchwein, ja, Mammut und Nashorn, bevölkerten das Land und bildeten Jagdwild für Raubtiere und Menſchen. Beide Konkurrenten der Jagd werden untereinander zäh gekömpft haben. Höhlenlöwen und»bären fühlten ſich als Herr der Steppe. Der heutige Löwe Afrikas iſt ein Zwerg gegen den Eiszeitlöwen unſerer Heimat, denn ſein Schädel maß 43 Zentimeter in der Länge, und die Zähne übertrafen die unſerer heutigen Exemplare um das Doppelte an Länge. Der Menſch jener Zeit aber verfügte nur über primitive Waffen, die er aus Feuerſtein oder aus anderen harten Mineralien mühſam zurechtſchlug. Er befeſtigte eine Steinſpitze an ſeinem ſchweren Speer und trat damit furchtlos dem Raubtier gegenüber. Denn es gab in jener Zeit mit ihrer weiten Ebene weder Höhlen noch Bäume, in denen er ſich verſtecken konnte. Hier ſind keine Fallgruben angelegt worden, wie man ſie anderswo finden kann. Der Menſch dieſer Zeit hat hier durch den Verſtand und Mut mit dem Tier fertig werden müſſen. Und er beſiegte es, denn kein Höhlenlöwe hat die Eiszeit überſtanden, wohl aber der Menſch. Nach den Fundſtätten an den Lagerplätzen zu ſchließen, bevorzugte der Menſch das Mark ſeiner Beute, denn alle Röhrenknochen ſind ſorgfältig der Länge nach aufgeſchlagen; er erbeutete mit Vorliebe Wildbüffel und briet ihr Fleiſch am offenen Feuer, oft genug unachtſam, denn zahlreiche Knochen ſind verkohlt. Es müſſen Nomaden geweſen ſein, die Jagdabteilungen hier hinaufſchickten. Denn dauernd haben hier keine Menſchen gewohnt, da ſonſt nicht dermaßen viel Wild ſeinen Standplatz in der Steppe gehabt hätte. Da keine Gelegenheit vorhanden war, das Wild in der Steppe anzupirſchen, werden die Jäger der Eiszeit in Rheinheſſen ihren Aufenthalt im Schilf des Sumpfes gehabt haben und von hier aus den Speer nach der Beute geworfen haben, wenn ſie frühmorgens oder am Abend zur Tränke zog. Der unbekannte Mart Twain Der amerikaniſche Meiſterhumoriſt wurde einmal ge⸗ fer. wie er ſein erſtes Honorar verdient habe.„In un⸗ erer Schule“, erzählte da Mark Twain,„wurde von mor⸗ gens bis abends geprügelt, doch dem Schüler anheimge⸗ ſtellt, ſich mit fünf Dollar für einen wohltätigen Zweck los⸗ zukaufen. Als ich wieder einmal vor der Wahl ſtand, ver⸗ traute ich mich meinem Vater an, und der fand, daß es beſſer ſei, fünf Dollar zu zahlen, und gab mir das Geld. Ich behielt es und— ließ mich verprügeln“. Der einzige Menſch, dem es einmal gelang, Mark Twain auf ſeine eigene Weiſe abzuführen, ſo daß er ihm, was ſonſt nie vorkam, die Antwort ſchuldig bleiben mußte, war Depew, der Freund des Humoriſten. In der Zeit, als Mark Twains„Jeanne d'Arc“ als Roman⸗Feuilleton erſchien, traf Depew einmal bei einem Mittageſſen mit ihm zuſammen. Twain ſagte ſich, es müſſe nicht übel ſein zu hören, was die Leute von ſeiner Arbeit dächten, und ſo fragte er ſeinen Freund:„Du lieſt wohl niemals Romane?“—„O doch, ſogar ſehr gerne.“—„Verfolgſt du vielleicht auch den anonymen Roman, der augenblicklich im„Harpers Magazine“ erſcheint?“—„Ja, gewiß tu ich das, jede Zeile leſe ich.“—„Nun was hältſt du denn da⸗ von, iſt er gut?“—„Hm“, antwortete Depew, der ohne, daß Twain eine Ahnung davon hatte, ſehr wohl wußte, wer der Verfaſſer war,„ich meine eigentlich, gerade mich dürfteſt du danach nicht fragen, denn ich habe dieſen ent⸗ ſetzlichen Schund nämlich ſelbſt verbrochen und möchte um alles in der Welt nicht, daß es herauskäme.“ 827 Kriege in 1000 Jahren Der amerikaniſche Hiſtoriker Pitrim A. Sorokin und ſein Landsmann, General Golovin, haben ausgerechnet, daß in den letzten 1000 Jahren von europäiſchen Nationen 827 Kriege geführt worden ſind. Wenn auch Europa in dieſem Jahrtauſend kein feſt umriſſener Begriff geweſen iſt, und wenn auch einige ſeiner großen Völker erſt neuerdings zu einer nationalpolitiſchen Einheit gelangt ſind, ſo bleibt doch die Statiſtik aufſchlußreich genug und bietet ein erſchrecken⸗ des Bild der mit Blut geſchriebenen Weltgeſchichte. Nicht ohne Reiz iſt es, aus dieſer Statiſtik den verhältnismäßigen Anteil der europäiſchen Nationen an dieſen Kriegen feſtzu⸗ ſtellen. Dieſer Aufſtellung gemäß hat Frankreich in dieſem Jahrtauſend 185 Kriege geführt, England 176, Rußland 151, Oeſterreich 131, Spanien 75, Italien 32, Deutſchland 23 und Holland 22 Kriege. Deutlicher als mit dieſen Zahlen kann wohl kaum bewieſen werden, wie friedliebend das deutſche Volk auch in der Vergangenheit immer geweſen iſt. Der Reiſende wider Willen. Däniſche Zeitungen berich⸗ ten über einen ſeltſamen Reiſenden, der kürzlich mit dem norwegiſchen Dampfer„Topoka“ in Aalborg angekommen iſt. Es handelt ſich um einen politiſchen Flüchtling, der aus Sowjetrußland entflohen iſt. Es war ihm geglückt, zu Schiff nach Gdingen zu kommen, wo er das Schiff heimlich verließ und ſich auf dem norwegiſchen Dampfer„Topoka“ verſteckte. Während der Fahrt fand man ſein Verſteck, und als das Schiff ſeinen Beſtimmungshafen erreichte, wurde der blinde Paſſagier der Hafenbehörde übergeben, doch dieſe verweigerte ſeine„Annahme“ denn was ſollte ſie mit dem Flüchtling beginnen? Er mußte daher wieder an Bord genommen werden Auch bei den nächſten Häfen, die angelaufen wur⸗ den, ging es dem ſeltſamen Reiſenden nicht beſſer. So ge⸗ langte das Schiff endlich nach Aalborg. Aber die däniſchen Behörden verhielten ſich ebenſo ablehnend wie die vorigen. Er wurde nun von einem anderen Dampfer der gleichen Linie, der dort ſeine Ladung löſchte,. übernommen und wird auf dieſem ſeine weiteren Fahrten unternehmen. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummerg: 6 Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert J; 7 Ftüh⸗ nachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsnel⸗ dungen; 8.05 Bauernfunk, Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 1045 Sendepauſe; 12 Mittagskonzert l; 13 Zeit, Nachrichten Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei biz drei; 18 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Na richten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 8. März(Heldengedenktag): 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtikz 325 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Kath. Morgenfeier, 9.30 Sendepauſe; 10 Heldiſche Feier, Heldengedenkfeſerſtunde 10.30 Muſik für Viola d'amore und Cembalo; 11 Wir reiten durch das Feindesland..., Hörfolge; 11.45 Heldengedenktag Staatsakt in der Staatsoper Unter den Linden; 14 Kinder. ſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Muſizierſtunde 16 Nachmittagskonzert; 18 Schwäbiſch⸗alemanniſches Heldeg⸗ gedenken; 18.30 Als wir hinauszogen..., Lieder, Märſche und Bilder; 19.40 Turnen und Sport— haben das Wort 20 Die Treue, Funkballade; 20.55 Schaltpauſe; 21 Meiſter⸗ konzert; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Sinfonie Konzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 9. März: 8.30 Froher Klang zur Arbeitspauſe; 9.30 Wenn die Töchter groß werden; 9.45 Sendepauſe; 10.15 Die ſtolze Föhre, Märchen; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sendepaufe 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Das kurze Gedächtnis, hei terer Funkkalender; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten— ft dich; 20.10 Liebe und Fröhlichkeit, Melodien aus Operetten 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 10. März: 8.30 Anterhaltungskonzert; 9 Sendepauſe; 10.15 Fran⸗ zöſiſch; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Klein⸗ gärtner— Kleinſiedler; 19.45 Bengt Berg ſpricht; 2040 Kundgebung des ſchwäbiſchen Schrifttums; 22.30 Anterhal⸗ tungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 11. März: 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Dichtung und Muſik, Hörſzenen; 11.30 Für dich, Bauer; 15 Sendepause; 15.30 Jungmädel in den Bergen, Höͤrſzene; 16 Bunte Muſik am Nachmittag; 17.45 Ein deutſcher Lands knecht am Silberſtrom; 19.45 Die Frau im Pfahlbaudorf; Hörbild; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Aus einer alten Truhe; 21 Untorhaltungskonzert; 22.30 200 Jahre lklaſſiſche Tanzmuſik; 23 Wir bitten zum Tanz. Neichsſender Frankfurt. Sonntag, 8. März(Seldengedenktag): 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter. und Schneehericht; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Ich hatt' einen Kameraden, Hörfolge; 8.45 Orgelchoräle; 9 Rundfunkmorgen⸗ feier; 9.45 Bekennkniſſe zur Zeit; 10 Heldiſche Feier, Hel⸗ dengedenk⸗Feierſtunde; 10.30 Chorgeſang; 11.30 Trauerode; 12 Staatsakt, anläßlich des Heldengedenktages; 13.15 Mit⸗ ſagskonzert; 14 Kinderfunk; 14.45 Herr Ober, bitte ein Stück Torte mit..., eine Szene, die alle angeht; 15 Deutſche Scholle; 16 Nette Sachen aus Köln; 18 Das Erbe, Hör⸗ folge; 18.30 Unterhaltungsmuſik; 19.15 Auch du haſt dieſen ſchweren Krieg geſchlagen, Funkfolge; 19.50 Sport; 20 Zum Heldengedenktag, vier Heldengeſtalten, anſchließend: Frühlingsſchlacht, Schauſpiel; und: Finale aus der 5. Sinfonie von Beethoven; 22 Zeit, Nachrichlen; 22.15 Wetter, lokale Nachrichten, Sport⸗ und Schneebericht; 22.25 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Nachtmuſik; 24 Nachtkonzert. Montag, 9. März: 10.15 Schulfunk; 10.45 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Volk muſt⸗ ziert; 16.30 Jugendfunk; 17 Lieder und Klaviermuſik; 17.30 Jugendfunk; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Im Krug zum grünen Kranze..., aus dem Volk— für das Volk; 22.30 Muſſk zur guten Nacht. Dienstag, 10. März: 10.15 Schulfunk; 11 Sendepauſe; 11.30 Bauernfunkz 15.15 Die deutſche Frau; 16 Muſik für Flöte und Klavier 16.30 Wer kennt die Meiſter deutſcher Erzählkunſt?, literari⸗ ſches Preisrätſel; 16.45 In froher Laune; 17.30 Rat und Hilfe für das ſchaffende Volk, Hörbild; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Zar und Zimmermann, komiſche Oper von Lortzing⸗ 22.30 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 11. März: 10.15 Schulfunk; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Sende⸗ pauſe, 15.15 Hans Ludwig Linkenbach, zu ſeinem 60. Ge⸗ burtstag, 15,30 Bücherfunk; 15.50 Ein Fabrikarbeiter ſtu⸗ diert: 16 Klaviermuſik; 16.30 Mein Freund Joke; 1645 Unterhaltungsmuſik, 17.30 Die Dorfgemeinſchaft, Funkbogen; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.15 Stunde der jungen Nation, 20.45 Singſang, Klingklang, trallalla, bunter Abend; 22.30 Das Wirtshaus im Speſſart; 23 Nachtmuſik und Tanz. Erſte Fahrt des „8 29 Das neue 1 überfliegt au bſten Werſtatenfahrt Friedrichshafen. Weltbild(W. dotf; einer ſahte kter⸗ inen gen⸗ Hel⸗ ode; Mit⸗ ein ilſche Hör⸗ ieſen 20 end: fonte okale iegel hör muſt⸗ 7.30 Unen uſtt funk; vier rari⸗ und egel; zing⸗ nde⸗ Ge⸗ ſtu⸗ 6.45 gen, tion 2.30 Vom leben gemeisferf Von Maria Ibele. 31 Und ſonderbar, ſte hat mit ihren belaſtenden Reden und Tatſachen unbewußt, ungewollt das Gegenteil be⸗ wirkt. Ein allgemeiner abſtoßender Ekel vor dieſem ge ſcwätzigen Weibe entſteht. e Hochbefriedigt aufatmend, mit einem geringſchätzigen Blick zur Anklagebank rauſcht die Kommandeuſe auf ihren Stuhl zurück, begleitet von einer Parfümwolke. Siegesſtolz wirft ſie ihren Kopf in den Nacken. Lo wird eine Erwiderung, eine Einwendung geſtattet. Sie lehnt aber ab— ſolch niedrigen Anſchuldigungen iſt ſie nicht gewachſen. ö 8 Eine weitere Zeugin wird vorgerufen. Langſam, ergriffen, einfach vornehm gekleidet, er ſcheint is mitleidig ſtreifen ihre Augen die An⸗ geklagte. 15 5 8.. Der Vorſitzende bittet galant Frau Oberregierungs⸗ rat Bohner, den Eid nachzuſprechen. Zum erſtenmal während der Verhandlung hebt Lo den Kopf.„Ich habe alſo nicht falſch gehört— Jula, meine Jula, tritt als geachtete, legitime Frau auf, als geugin für mich... Keine Kindsmörderin!“ Lo meint zu verſinken. Leiſe, heimlich leiſe ſchluchzt ſie vor ſich hin. f Mit flackernder Stimme verteidigt Jula ihre geliebte Freundin. Mit warmen, prächtigen Worten, heiß, in⸗ brünſtig ſpricht ſie zur Geſchworenenbank. Manche Träne zittert verſtohlen auf der Wange. Lo weint laut. Ihr Körper ſtößt nur ſo vor innerer Erregung. Kindlich dankbar empfindet ſie Julas über⸗ große, reife Neigung. Glücklich rauſcht die entlaſtende Ausſage über Pro⸗ feſſor Weſer hinweg. f In leuchtenden Farben ſchildert Jula ihre Lo als ein herrliches, tief veranlagtes Weſen, ein weltfremdes, gläubiges Kind mit Träumen und Idealen, als ein Kloſtermädel, das man unerfahren ins ſchwanke, nie gekannte Leben geſtoßen. Erſchüttert erzählt ſie von Lo's trauriger, liebloſer Jugend, wo andere jauchzend ein liebender Mutterarm umſchloß. Die Kommandeuſe rauſcht aufgeregt hin und her. Jula ſchüttelt alles von ihrer Seele herunter. Der Gedanke, daß es ſich jetzt um die Rettung eines ſchuld⸗ loſen Menſchen handelt, ihres liebſten Menſchen nach Robert, verleiht ihr übermenſchliche Kräfte, klaren, logiſchen Geiſt. Erſchöpft, heiſer beendet ſie ihren Vortrag. Weinend ſteht ſie vor den Richtern, bebend und fröſtelnd— ob ſie wohl genügend eingetreten ſei für Lo? Eine wunderſame Stimmung überflutet den Raum. Viele Herzen ſchlagen laut. Viele Geſichter ſind wäch⸗ ſern. Das menſchliche Empfinden ſchwingt den Taktſtock und beherrſcht alle anderen Gefühle. Die wirbelnden Worte der beiden entgegengeſetzten Ausſagen kämpfen wütend in der Luft. Die Reinheit triumphiert aber ſchließlich über den wilden Haß. Jula wankt auf eine Bank. Mitleidsvoll verfolgt ſie jede Bewegung Lo's. An⸗ dächtig faltet ſie die Hände und fleht den Himmel um Erbarmen, um Hilfe an. Betrübt betrachtet ſie das trennende Gitter, den Schutzmann. Ach, was gäbe ſie dafür, Lo jetzt einen lindernden, gläubigen Troſt zu⸗ flüſtern zu können, ihr krankes Köpfchen an ſich zu ſchmiegen und die rotgeweinten Lider zu küſſen! „„Die Armſte, welch qualvolle Monate hat ſie wohl in Seeleneinſamkeit durchlebt? Was erleidet ſie in dieſen Stunden! Wie wird wohl das Urteil lauten? Freiſpruch oder Schuld?“ Jula ſchwindelt. Nun erhebt ſich Dr. Weſer und beginnt, ſcheinbar gewohnheitsmäßig, dem hohen Gerichtshofe ſeine Be⸗ obachtungen und Auseinanderſetzungen mit der An⸗ geklagten vorzutragen, männlich entſchloſſen. Tief inner⸗ lich aber flehen und betteln die Gefühle um Erbarmen. Eine laſtende Angſt, wie ſie der Junge vor dem Schul⸗ examen empfindet, legt ſich ſchwer auf ſeine Bruſt, gleich einer eiſernen Platte, und drückt ihm faſt den Atem nieder. Seit dem Verhandlungsbeginn ſpricht er ſich in eine heilige, überzeugende Begeiſterung hinein, um dieſem verträumten, unverſtandenen Sonderweſen menſch⸗ liche Auffaſſung zu geben. Groß, breitſchulterig wendet er ſich zu den Ge⸗ ſchworencn. Fröhliche Sonnenkinder umtanzen die düſtere An⸗ klagebank. Lo ſitzt gebannt, ſeelenlos. Unverwandt betrachtet Jula Profeſſor Weſer. Ach, wie fürchtet ſie die kalte, nüchterne Ausſage eines Sach⸗ verſtändigen! „In kurzen, aber ſchnittigen, farbenreichen Bildern ſchldert dieſer Lo's holperigen Schickſalsweg, die lücken⸗ zoſen Enttäuſchungen, die ſchließlich ſo ein armes, ein⸗ james Menſchenkind um ihr Ich, um allen Glauben, um alles Vertrauen bringen können. Die Rede gleicht einem hauchenden. blünenden Früblinosreigen und nitamt, mit ihrem Singen und Klingen alle Herzen gefangen. Höherks⸗ voll ſchallt ſein ſympathiſches Organ durch die erſtarrte Stille, als ſpräche es mit jedem Einzelnen, als wollte 55 jeden Einzelnen rütteln, endlich einmal mit offenen Augen, vorurteilsfrei die Menſchen zu ſezieren, in ihre Seelen higeinzuhorchen, nicht nur zu verwerfen. Scharf kritiſiert Profeſſor Weſer den kindlich dummen Eigen⸗ dünkel. Niemand weiß, wie lange er ſich treu zu bleiben vermag, ob ſchließlich die Schickſalsſchere nicht plötzlich zuzuſtutzen beginnt... und erſtaunt ſehen mir dann, was für eine Mißgeſtalt erſtanden, wo wir Glück und Schönheit pro“ eiten. i Schuld iſt wie eine Schmarotzerranke. Sie wagt ſich gerne an den beſten Menſchen heran, hält ihn um⸗ ſchlungen, leieht und lieblich— am Ende hängt ſie ſich kallend um ihn. Er vermag ſich nimmer zu befreien dünmächtig, willenlos wird er ihr Opfer. Niemand letet dann rettende Hilfe. Mit halbgeſchloſſenen, blin, linden Augen, die Naſe lächerlich erhoben, ſteigen die ieben Mitmenſchen über die armen Schuldigen hinweg. Nihnd was iſt„Schuld“ doch in den meiſten Fällen 11 als ein häßlicher, giftiger Trieb eines gar trau⸗ digen Keimes. des Leides. eines lauernden Keimes, 10 jeden Menſchen überfallen kann. Nur wenige Kräf⸗ ige vermögen ihn im Aufſchießen zu erſticken. dee wundert verfolgen alle Profeſſor Weſers ernſte 5 e. Geſchickt flicht er das tragiſche Schickſal Lois ein 8 1 5 Auseinanderſetzungen. Hell glänzend beleuchtet as düſtere Geheimnis dieſer Tat. N Erregt, atemlos lauſcht alles. Das menſchliche Mit⸗ leid beginnt zu verſöhnen. „Sonderbar, wir feſten, ſchickſalsſicheren Menſchen ſehen in unſerem blinden Übermut einzig nur immer die Schuld an unſerem Nächſten, die zu ſühnen iſt, zweifeln gerne an ſeinen Ausſagen, ſuchen Verwick⸗ lungen, anſtatt ſich hineinzudenken, hineinzuleben, kör⸗ perlich und ſeeliſch, in ihre Umgebung, in ihren Wir⸗ kungskreis— wie anders würden wir dann oft urteilen müſſen, wie gnädiglich verzeihen! Wie rauh mag wohl die Lebenspeitſche über die jugendliche Angeklagte gepfiffen haben, ſo daß Ver⸗ zweiflung und Mutloſigkeit ſich aufeinander türmten und ihr den klaren Blick raubten und die Nerven zer⸗ rütteten! Meine Herren Geſchworenen, die Angeklagte iſt eine vom Schickſal zertretene, vom Leben gemeiſterte, gequälte Frau, der man bereits in den Jahren die Daſeinsfreude und Hoffnung nahm, in denen den an⸗ deren das Leben jauchzend, ſchillernd, mit Flitter und Gold entgegenreitet. Das gewalttätige Leben über⸗ rumpelte die Angeklagte. Die Kette der endloſen Sorgen raſſelte unaufhörlich. Verzagt bangt ſie der nebelumhüllten Zukunft ihres Kindes entgegen. Wie leicht kann da in ihrem liebenden Mutterherzen der Entſchluß gereift ſein, ſich und ihr Kind, mit dem ſie im Leben eins geweſen, zu töten, um ſich und ihrem Kind das weitere Umhergehetztwerden in der Welt zu erſparen!“ Allſeits erbleichen die Geſichter. die Wahrheit. Lo weint erſchüttert.„Wie tief verſteht er die Menſchenſeele! Wie echt empfindet er mein Leid, mein Handeln, daß er meine geheimſten Gedanken, faſt meine eigenen Worte auszuſprechen vermag!“ Jula entſchwebt zu einem Dämmern, ſelig verklärt. Ernſt, gütig fragt der Vorſitzende Lo nach ihrem Selbſtmordentſchluß. Und nun geſteht ſie ſchluchzend ihren fürchterlichen Plan— das Verſagen ihrer Kräfte— ſchlicht, über⸗ zeugend. Scharf und doch vorſichtig entlädt ſich des Staats⸗ anwalts Gewitter über den Raum. Der Verteidiger ſpricht kurz und eindringlich. Ruhig ziehen ſich die Geſchworenen zurück. Troſtlos harrt Lo ihrem Urteil entgegen. tit feuchten Augen, feſtgewurzelt wartet das Audi⸗ torium. Eine nervenkitzelnde Spannung herrſcht ſelbſt unter den Gewohnheitszuhörern. Endlich nach einer Stunde nimmt wieder alles Platz. Der Obmann der Geſchworenen verlieſt den— Frei⸗ ſpruch. 5 Erleichtert erhebt ſich alles. Eilig verlaſſen die Zu⸗ hörer die Bänke, um aus den ſchaurig hohen Wänden ins geräuſchvolle, lockende Großſtadtleben zu ſchlüpfen. Lo aber weint verzweifelt und ſtöhnt:„Freigeſprochen, alſo wieder hinaus ins graue Daſein, zu den kalten Menſchen!“ Profeſſor Weſer gratuliert innig.„Jetzt müſſen Sie aber tapfer und aufrecht ſein— niemand darf Sie mehr beſchuldigen!“ Dankbar blickt Lo zu ihm auf und fragt verſchüchtert: „Aber was nun anfangen?“ „Vor dem Tore unten erwartet uns der Wagen. Ich bringe Sie ſelbſt mit dem Diener in mein Sana⸗ torium. Sie bleiben bis zur Geneſung bei mir.“ Stumm, gerührt, reicht ſie ihm die matte, blaſſe Hand. Eine düſtere Kutſche entflieht dem toſenden Getriebe. Gläubig dämmert *. ae* Die Felder dampfen. Die Bäume des Parks ſtehen feucht und atmend. Mit leeren Augen, müde träumt Lo zur Landſchaft hinaus, die das Sanatorium umſchließt. Langſam wendet ſie ihren ſteifen Körper. Ein ſchmerzliches Zucken jagt durch Rücken und Bruſt, ſo daß ſie oftmals ängſtlich den Atem anhält. Wehmütig lächelnd betrachtet ſie die riegelloſen Fenſter. „Alſo du, freundliches Stübchen, nimmſt eine Elende unter dein Dach, gnädig verſchwiegen!“ Quälende Sehn⸗ ſucht nach Klein⸗Lo erwacht, beißende Selbſtvorwürfe. Mit feſtem, ſicherem Schritt tritt Profeſſor Weſer über die Schwelle. Errötend ſenkt Lo den Kopf. „Willkommen, Lo, in meinem Hauſe! Mögen Sie ſich recht wohl fühlen!“ Strahlend ſchallt ſeine helle Stimme. „Herr Profeſſor!“ Mehr vermag Lo nicht zu ſagen. Aber der Tonfall, der mitzittert, plaudert die ganze ſeeliſche Erregung aus, die in ihr kämpft. Lächelnd ergreift Weſer ihre Hände. Ein ſchatten⸗ haftes Huſchen überfließt ſein Geſicht bet dem traurigen Gedanken:„Armſte, nur noch einige Wochen— dann erlöſt dich ein barmherziger Tod von deinem heim⸗ tückiſchen Leiden.“ „Das Gericht und die Menſchen haben Sie frei⸗ geſprochen, Lo; aber— ich kenne Sie zu gut— trotzdem mangelt Ihnen der Mut zum Weiterleben. Sie haben Angſt vor dem Weiterleben. Nach langen Überlegungen enthüllte ſich ein prächtiger Gedanke. Beſuchen Sie zur Ausbildung als Krankenſchweſter die Kurſe meiner Pflegerinnen. Dann wollen wir treu, Seite an Seite, den Kranken unſer Daſein weihen, ihnen lindernde Hilfe und wohltuenden Troſt ſchenken! Nie mehr laſſe ich Sie zurück zu den Alltagsmenſchen, die Sie lächer⸗ lich mißverſtehen oder gar rauh zurückſtoßen.“ Be egungslos, verklärt hört Lo den herrlichen Vor⸗ ſchlag. Das glücklich zufriedene Antlitz der Schweſter vom Krankenhaus, die ſie damals ſo grenzenlos be⸗ neidete, erſteht im Geiſte vor ihr. Kindlich gläubig erwacht ein grüßendes Licht in ihren Augen. „Wie herrlich, Herr Profeſſor, wie leicht und wohlig wird es mir! Es iſt, als fiele in meiner Bruſt ein läſtiger Klumpen.. ich fühle ein eigenartiges Auf⸗ atmen wie ſeit langem nimmer. Befreit iſt mein Herz von all' den grauſamen Sorgen und Ahnungen. Mein Körper ſcheint zu geſunden. Herr Profeſſor, Sie ſollen noch viel Freude an mir erleben, Sie Guter, der ſo ſtark, ſo unerſchütterlich an mich geglaubt hat.“ Dank⸗ bar, reſtlos dankbar fällt ſie vor ihm nieder und küßt ſeine Hände. Liebevoll neigt ſich Weſer zu ihr, um ſie aufzuheben. Da, ein leiſer, glücklicher Seufzer— ein ſanfter Tod umfaßt gelinde den kranken Körper und trägt die arme, zerriſſene Seele hinauf zu den leuchtenden Wolken. Faſſungslos legt Profeſſor Weſer die Tote auf das kleine Sofa und drückt den erſten Kuß brennend heiß auf das lächelnde Kindergeſicht:„Arme, arme Lo, was haben die Menſchen aus dir gemacht!“——— Jubelnd, mit einem mächtigen Bündel dunkelroter Roſen beſucht Jula ihre Freundin, um ihr die Lebens⸗ freude und den Glauben an Menſchen wiederzubringen. Erſtarrt hemmt ſie aber unter der Türe den Schritt. Schweigſam ſtreut ſie die Blumen über die Leiche. In verzweifelndem Schluchzen wirft ſie ſich über ihre ge⸗ liebte Lo. Und das Mondlicht ſpielt dazu in breiten Streifen verſöhnend in's Zimmer und kettet drei prächtige Menſchen aneinander.— Ende. W Alen dle lese eh lund WIR STARKE NH BEINME UNO FUSS GELENK E Eine der bekannteſten Ermüdungs⸗ und Abſpannungs⸗ erſcheinungen der Hausfrauen ſind ſchmerzende Füße am Abend oder nach ſtärkerer Arbeitsbelaſtung. Sie ſind ſehr ſtörend und außerordentlich nervenaufreibend, dieſe Schmer⸗ zen. Vor allem aber können ſie ſich verſtärken und immer häufiger auftreten, bis man faſt von einem chroniſchen Fuß⸗ leiden ſprechen kann. Dem wollen wir vorbeugen, indem wir der Morgengymmaſtik einige Uebungen angliedern, die ganz beſonders der Stärkung der Beine und der Fußgelenke dienen. Es ſind einige Uebungen dabei, die man auch zwi⸗ ſchendurch am Tage ruhig bekleidet ein paarmal durchfüh⸗ ren kann und ſoll. Es handelt ſich wirklich um etwas Wich⸗ tiges: Befreiung von quälenden Schmerzen. Wir beginnen mit Fußwippen und richten den Körper ſchön gerade auf. Dann heben wir uns auf die Ballen, trecken die 5 ſo gerade hoch als möglich, ſenken uns auf en Abſatz, gehen wieder auf den Ballen und ſo fort. Die Uebung wird ganz langſam begonnen, bis die Bewegung vollkommen richtig erfaßt und ſo gründlich ausgeführt wird, daß man die Muskel⸗ und Sehnenbeanſpruchung ſpürt. Dann wird das Tempo beſchleu⸗ nigt, bis die Be⸗ wegung einem uf⸗die⸗Fuß⸗ ſpitzen⸗Schnellen e gleicht. Wir nehmen dabei die Arme zu Hilfe. Sie gehen in Schulterhöhe und beſchrei⸗ ben dort im Takt der Fuß⸗ übung gleichmäßige, große Rückwärtskreiſe. Nach jeder Bein⸗ und Fußübung müſſen Unterſchen⸗ kel und Füße entſpannt und vom Knie aus gut ausgeſchüt⸗ telt werden. Dann verſuchen wir uns mit dem Hüpfen auf der Erde, dem Froſch⸗Hüpfen. Wir laſſen uns in die tiefe Kniebeuge herunter, legen die Handflachen auf den Bode; und richten den Kopf auf. Indes die Hände um einen Schritt vorgreifen, werden die Füße— auf den Ballen ſtehend— mit einem Sprung nachgezogen. Dabei iſt dar⸗ auf zu achten, daß ſowohl Knie⸗ als auch Fußgelenke gut 1 Wir üben das einmal, indem die Hände zwiſchen ie Knie greifen— alſo mit geöffneten Beinen— nach einer Pauſe dann mit geſchloſſenen Beinen, indes die Hände links und rechts neben den Knien den Boden berühren. Nach der üblichen Entſpannungsübung ſtützen wir die Arme in die Hüften, verlegen das Körpergewicht auf das linke Bein und winkeln das rechte im Kniegelenk hoch. Oberſchenkel im rech⸗ ten Winkel zum Körper. Dann üben wir gleichmäßige, gut ausgeführte Fußkreiſe im Fußgelenk— links her⸗ um und recht herum. Richtig aus⸗ geführt, iſt dieſe Uebung ſehr an⸗ ſtrengend. Dann wechſeln wir und führen die Fußkreiſe mit dem linken Bein aus. Eine Uebung, die Beine und Füße gleichmäßig ſtärkt und durch⸗ arbeitet, kann ſich nun anſchließen. Auf der Stelle hüpfen, und zwar ſo, daß gleichzeitig der linke Fuß vor und der rechte zurückgehen während des Sprunges. Die Sprünge, bei gut aufgerichtetem Körper, können zu⸗ nächſt klein ſein, doch ſoll man dar⸗ auf achten, daß das Tempo der Be⸗ 5 wegung gleichmäßig durchgehalten wird. Dann beginn man, die Sprünge zu vergrößern, bis gute, weitausholende Spreizſprünge entſtehen, die ein vorzügliches Training allen Beinmuskeln und Gelenke darſtellen, wenn die Fußgelenk und die Knie ſtets elaſtiſch federnd bleiben. Um die Beine und Füße nach den Uebungen im Stand zu entlaſten, legen wir uns jetzt in Rückenlage auf den Boden. Die Hände liegen zwanglos ſeitlich neben dem Körper oder werden ausgebreitet. Wir heben die Beine im rechten Winkel zum Oberkörper, winkeln dann ein Knie abwechſelnd mit dem andern an und ſtrecken kräftig durch, Die Bewegung ſoll fließend ſein und dem„Radeln“ ähneln. Iſt die Uebung gut und gleichmäßig durchgeführt, dann beginnen wir ſie nach einer Erholungspauſe von neuem indem wir jetzt an Stelle der entſpannten Füße mit ge⸗ ſpanntem Fußgelenk arbeiten. Zu dieſem Zweck wird die Fußſpitze ſo weit als möglich nach vorn gekehrt, der Abſatz in die Höhe geſtreckt. Man muß das Gefühl haben, daß während der Uebung der höchſte Punkt des Körpers die Ferſe iſt. Mit ſo angeſpanntem Fußgelenk wird das „Radeln“ fortgeſetzt. Dieſe Uebung iſt vor allem für Frauen günſtig, weil ſie, der hohen oder niedrigeren Schuhabſätze wegen, häufig kaum noch im⸗ ſtande ſind, das Fußgelenk zu bewegen und die Ferſe tief zu ſetzen.— Als leichte Abſchluß⸗ übung zur Entſpannung Bein⸗ ſchlenkern vorwärts, rückwärts. ſeitwärts bei gutem Gleichgewicht. Dabei iſt 5 achten, daß die Beine o hoch wie möglich liegen. i ö Text und Zeichnungen(3): E. Schauwecker— M. — Sperrt und Spiel Bezirksklaſſen⸗Fußball. Nach der am vergangenn Sonntag durch die Ver⸗ bandspokalſpiele eingelegten Zwangspauſe gehen morgen die üblichen Verbandsſpiele weiter. Allmählich geht man dem Ende der Saiſon entgegen, ſodaß die Spiele teilweiſe ſchon an ihrer gewohnten Zugkraft eingebüßt haben. Morgen treffen ſich im Bezirk Unterbaden Gruppe⸗Weſt: 08 Mannheim Friedrichsfeld Sandhofen— Ilvesheim Neulußheim Hockenheim Phönix Rheinau Feudenheim Käfertal Seckenheim— Heddesheim Seckenheim empfängt Heddesheim und ſteht damit vor einer ſehr ſchweren Aufgabe. Beide Mannſchaften ſind mit den gleichen Sorgen behaftet. Abſtieg, das iſt für beide Beteiligten ein Wort von weſentlicher Be⸗ deutung. Wohl ſind die Seckenheimer momentan recht gut im Zug, aber ein Gegner, wie ihn Heddesheim abgibt, iſt nicht ſo leicht abzuſchütteln. Die Gäſte ſind ausgeſprochene Kampfnaturen, die erſt beim Schlußpfiff das Spiel als beendet anſehen. Die Seckenheimer Mann⸗ ſchaft muß kämpfen und nochmals kämpfen, wenn der Ausgang ein guter ſein ſoll. Jedenfalls iſt ein recht n und ſpannendes Spiel zu erwarten. Glück auf! Auswärtiger Sport Das Sportprogramm des zweiten März⸗Wochenendes iſt wohl umfangreich, läßt aber dagegen, was die ereignisreichen Veranſtaltungen betrifft, etwas zu wünſchen übrig. Im Fuß⸗ ball werden die Meiſterſchaftsſpiele fortgeſetzt, im ſüddeutſchen Handball tritt eine kleine Ruhepauſe ein und im Winterſport wird es von nun ab immer ruhiger. Die Ringer haben für das Wochenende Großkampftage angeſagt und im Radſport werden auch diesmal gut beſetzte Rennen durchgeführt. Im ſüddeutſchen Fußball konnte früher als erwartet in den Stuttgarter Kickers der erſte Gaumeiſter ermittelt werden. Am kommenden Sonntag beſteht die Möglichkeit, auch den zweiten Meiſter nennen zu können, und zwar dann, wenn der 1. FC. Nürnberg in München gegen 1860 gewinnt und Bayern München gleich⸗ zeitig in Fürth ohne Sieg bleibt. Auch im Gau Ba den darf man den Sieger aus der Begegnung SV Waldhof— 1. Fe Pforzheim, die im Mannheimer Stadion Maſſen⸗ beſuch nach ſich ziehen wird, als künftigen Gaumeiſter be⸗ . Das Programm im einzelnen hat folgendes Aus⸗ ehen: Gau Südweſt: Fa Pirmaſens— Wormatia Worms. Gau Baden: S Waldhof— 1. Fe Pforzheim, Freiburger F— VfR Mannheim, VfB Mühlburg— Germania Brötzingen. Gau Württemberg: Fe Zuffenhauſen— Ulmer FV ga, Sp⸗Vgg Cannſtatt— Sc Stuttgart, SV Feuerbach — Sportfreunde Eßlingen, Sportfreunde Stuttgart— 1. SSV Ulm. Gau Bayern: 1860 München— 1. FC Nürnberg, Spogg Fürth— Bayern München, AS Nürnberg— FC München. Neben dieſen zum Teil wichtigen Punktekämpfen werden in den ſüddeutſchen Gauen zahlreiche Freundſchafts⸗ ſpiele ausgetragen. Die wichtigſten ſejen hier angeführt: FSV Frankfurt— Stuttgarter Kickers, Kickers Offenbach Karlsruher FV, Dresdner Sc— Eintracht Frankfurt und SC Metz— VfB Stuttgart(in Metz).— Die Aufſtiegs⸗ ſpiele zur Gauliga nehmen mit dem württembergiſchen Treffen FV Nürtingen— Union Böckingen ihren Beginn. Einen Länderkampf haben Frankreich und Bel⸗ gien nach Paris vereinbart. Der bekannte Kölner Schieds⸗ richter Dr. Bauwens wird dieſem Spiel als Schiedsrichter vorſtehen und damit das nicht alltägliche Jubiläum feiern, den 50. Länderkampf zu leiten. Im Handball tragen die Gaue Württemberg und Baden in Heil⸗ bronn mit ihren Gaumannſchaften ein Spiel aus, das recht intereſſant zu werden verſpricht. Bei den Badenern können leider die Olympiakandidaten nicht mitwirken, eine Tatſache, die um ſo bedauerlicher iſt, wenn man bedenkt, daß Baden dieſes Spiel in Heilbronn als Generalprobe für den Pokal⸗ kampf gegen Südweſt betrachtet.— Auch die Südweſt⸗Gauelf iſt nicht untätig. Sie trägt im Hinblick auf die Pokalvor⸗ ſchlußrunde am 22. März in Mannheim gegen Baden am Sonntag in Pfungſtadt ein Probeſpiel gegen eine main⸗ heſſiſche Auswahl aus.— Einige Punkteſpiele vervollſtändigen das ſüddeutſche Handballprogramm. Im Schwimmen intereſſieren uns die verſchiedenen Starts der däniſchen Schwimmerinnen in Weſten. Mit der Weltrekordſchwimmerin Ragnhild Hveger an der Spitze ſtarten die Däninnen am Samstag in Duisburg und am Sonntag in Düſſel⸗ dorf, nachdem ſie ſchon vorher in Krefeld und Obechauſen ihr großes Können gezeigt hatten.— Die ſchwediſche Waſſerballmannſchaft Kappſimningsklub Stockholm, die ſich ſeit dem Poſeidon⸗Schwimmfeſt in Berlin immer noch in Deutſchland aufhält, wurde zu zwei Trainingsſpielen nach Hannover verpflichtet. Der Winterſport läßt ſchon den Rückgang der„Hochkonjunktur“ erkennen. Große internationale Veranſtaltungen ſind für das kommende Wo⸗ chenende kaum noch vorgeſehen. In den deutſchen Gebirgen wird zudem der Schnee immer ſchlechter, und bald wird es ſoweit ſein, daß die Freunde des Skiſports ihre Bretter bis zum nächſten Jahr in die Ecke ſtellen müſſen. Die Münch⸗ ner Skiwettläufe, die am letzten Sonntag ihren An⸗ fang nahmen, werden am Sonntag mit dem Staſſeuauf lot geſetzt. In Schreiberhau wird der große ſchleſiſche gh, Marathon veranſtaltet, in Königsbronn fühten Schwaben ihren Marathonlauf durch und in Johann george, ſtadt meſſen ſich die ſächſiſchen Dauerläufer. Das am eit Sonntag wegen ungenügender Schneeverhältniſſe abgeſagz Gauſpringen in Mühlleiten wird am Sonntag nachgeholt, In der Leichtathletik verdient das Frankfurter Hallenſportfeſt ger nung. Dieſes Hallenſportfeſt verſpricht zu einem ſportl Ereignis zu werden. Im Mittelpunkt ſtehen natürlich Hier ſtarten neben Borchmeyer und Leichum noch Hornber Welſcher, Metzner und der deutſche Meiſter Neckermann. 90 Auf der Matte Die Ringer haben— was die ſüddeutſchen Gaue betrifft— f dieſes Wochenende Großkampftage angeſagt. Nicht alle, daß im Gau Südweſt die Kämpfe um die Gaumannſchaftz Meiſterſchaft mit den Begegnungen Thaleiſchweiler gehe Siegfried Ludwigshafen, VfK Schifferſtadt gegen Mailz z und Großzimmern gegen Saarbrücken⸗Weſt ihren Anfang nehmen, vielmehr auch durch die Olympia⸗Gauturniere i Baden und Südweſt. Der Gau Baden verſammelt eie Bantam⸗, Leicht⸗ und Schwergewichtler in Mannheiß, ſeine Welter⸗ und Halbſchwergewichtler in Wieſenkhaf und ſeine Feder⸗ und Mittelgewichtler in Freiburg. Ju Gau Südweſt wird nur ein Turnier veranſtaltet, und zun in Frieſenheim meſſen ſich die beſten Halbſchwerge wicht des Gaues. Badens Endrundenkeilnehmer ſtehen feſt. Im Gau Baden ſtehen jetzt die vier Teilnehmer ah der Endrunde um die Mannſchafts⸗Meiſterſchaft feſt. der VfK 86 Mannheim gewann auch den Rückkampf gegen den mittelbadiſchen Meiſter Germania Bruchſal, wen auch mit 10:8 weniger überlegen als im Vorkampf. Mann heim 86 nimmt nun zuſammen mit dem Titelverteidigt Eiche Sandhofen und den Vertretern der Gruppe Sih, Rheinſtrom Konſtanz und SW Haslach, an den jetzt be ginnenden Endkämpfen teil. Im Boxen geht es immer mehr auf die Gaumeiſterſchaften und die delt ſchen Titelkämpfe hin. Vorerft müſſen in den einzelnen Be⸗ zirken noch die an den Gautitelkämpfen teilnahmeberechtigten Boxer ermittelt werden. Dieſer Ausleſe gelten auch die au Samstag in Frankfurt zum Austrag kommenden Am teurkämpfe, die die Meiſter des Bezirks Main⸗Heſſer ermitteln. Anter„Verſchiedenes“ ſind vor allem die beiden Kunſtturnveranſtaltun⸗ gen in Berlin und Heidelberg zu erwähnen. In det Reichshauptſtadt treffen ſich bereits zum 31. Male Berli, Hamburg und Leipzig zum Dreiſtädtekampf, während ig Heidelberg der dortige TV 1846 ſeine Kräfte in einen Mannſchaftskampf mit dem TV Kornweſtheim mißt. e, FahrEAd? WIRO DAS STAHL ROSS Richi GEPFLEGT TS 3 5 Heutzutage iſt das Fahrrad für viele ein Gegenſtand des täglichen Gebrauchs geworden. Es iſt daher von Wich⸗ tigkeit, darauf zu achten, daß das Fahrrad ſtets ordentlich und ſauber und ſomit immer gebrauchsfähig gehalten wird. Der größte Feind von Stahl und Eiſen iſt bekanntlich der Roſt. Bei der Fahrradpflege ſollte man daher in erſter Linie auf ſeine reſtloſe Beſeitigung Wert legen. Beſſer noch iſt es, von vornherein jeglichen Roſtanſatz zu verhüten, in⸗ dem man nach der gründlichen naſſen Reinigung des Rah⸗ mens und der Räder ſowie der Speichen, der Fel en, der Lenkſtange und des Sattelſtützungsrohrs alle dieſe Teile ſorgfältig überwiſcht, und zwar mit einem weichen Flanell⸗ lappen, 1 55 mit einer reinen, ſäurefreien Vaſeline vorher gut eingefettet wurde. Beſonders zwiſchen den Speichen muß die Radnabe gut gereinigt und eingefettet werden, da ſich an dieſer Stelle ſonſt ſehr leicht Roſt anſetzt. Bequemer iſt die Nebelwäſche, die man mit einem Oelzerſtäuber auf⸗ ſpritzt. Von Zeit zu Zeit öle man auch die Lager mit gutem, äurefreiem Maſchinenöl, was am beſten mit einer kleinen Oelkanne vorgenommen wird. Ganz Menden Wert lege man auf die Pflege der Beleuchtungseinrichtungen, wozu nicht nur die Fahrrad⸗ lampe, fanden; nach den neuen polizeilichen Vorſchriften, auch das Schlußlicht, Katzenauge genannt, gehört. Elek⸗ Der beſchädigte Schlauch muß vor dem Kleben mit Schmirgelpapier ab- gerieben werden. mit Batterieſtrom betriebenen Lampen ſollte von Zeit zu Zeit die Batterie geprüft werden. Zweckmäßig müßte man eine Reſerve⸗Batterie haben. Karbidgaslaternen ſind nach Ge⸗ brauch ſtets ſofort gut zu ſäubern und trocken zu halten, damit ſie nicht roſtig werden. Der Waſſerbehälter iſt auf Dichtheit und vor Antritt jeder Fahrt auf ſeinen Inhalt zu prüfen. Oellampen müſſen ſtets von Ruß und Schmutz gut gereinigt werden. Dem Lampendocht iſt beſondere Auf⸗ merkſamkeit zu ſchenken. Der Inhalt des Oelbehälters iſt immer rechtzeitig zu ergänzen, damit man nie vom leeren Oelbehälter überraſcht wird. Das Schlußlicht, das Katzen⸗ auge, muß ſtets von Staub und Schmutz befreit werden, da⸗ mit es ſeinen Zweck als Rückſtrahler voll erfüllt. Es iſt immer darauf zu achten, daß es in richtiger Höhe auf dem richtigen Platze angebracht iſt. Manches Strafmandat kann durch Beachtung dieſer Hinweiſe vermieden werden! Vor Antritt einer jeden Fahrt ſollte man das Katzenauge mit einem ſauberen Lappen gut abwiſchen. Auch die Luftreifen werden leider oft genug vernach⸗ läſſigt. Schmale Hochdruckreifen enthalten oft ſo wenig Luft, daß ſie als Niederdruckreifen wirken. Durch dieſe falſche Be⸗ handlung verſchleißen ſie überraſchend ſchnell, und auch die Felgenräder erhalten bei heftigen Stößen Unebenheiten. Hochdruckreifen pumpe man beſonders am Hinterrad recht ſtramm auf, am Vorderrad dagegen nur ſo, daß Federung vorhanden iſt. Iſt ein Nagel in die Gummibereifung eingedrungen, ſo wird die ſchadhafte Stelle vor dem Ausbeſſern mit Schmir⸗ gelpapier gut abgerieben, damit der eee Gummifleck gut haftet. m das läſtige Undichtwerden des [Ventilgummis zu vermeiden, bediene man ſich ſtets der für wenig Geld er⸗ hältlichen Ventileinſätze. Die Ballon⸗ reifen bedürfen einer genauen Ueber⸗ wachung ihrer Luftfüllung. Je beſſer dieſe vorgenommen wird, um ſo län⸗ ger ihre Lebensdauer. Man pumpe ſie nur ſo auf, daß ſie ſich bei Fingerdruck⸗ probe leicht eindrücken laſſen und im belaſteten Zuſtande leichte Abplattung zeigen. Das richtige Spuren der Räder iſt auch ſehr wichtig. Durch eine ge⸗ ſpannte Schnur, die man an die Felgen⸗ ränder anlegen muß, kann man die richtige Spur beobachten. Von ge⸗ nauer Spureinſtellung hängen ver⸗ minderte Rutſchmöglichkeit und Halt⸗ barkeit der Reifen ab. Die Kette ſollte von Zeit zu Zeit mittels einer Bürſte mit Petroleum gereinigt und danach mit Kettenfett eingefettet werden. Verroſtete Felgen reinigt man mit Schmirgelleinen und — Jede Speiche und beſonders der Speichenkranz auf den Naben muß ſauber ſein. Aufnahmen(2): Schoepke— M tragen nicht gerade zur Zierde des Rades bei. Hier ſollt man ſofort Erſatz ſchaffen. Auf angebrochene Sattelfedern iſt zu ach ten. Nach längerem Gebrauch können ſie einmal zerbre 10 was während der Fahrt ſehr unangenehm ſein kann. 5 man ein waſſerdichtes Sattelleder Haben, ſo kann man e⸗ mehrmals mit farbloſem Zaponlack überziehen. Auch 1 Erſatz zerkrümelter Lenkſtangengriffe und verroſteter Mu tern iſt zu empfehlen. Man verſäume nicht, ſein Rad von Zeit zu Zeit von einem Fachmann genau durchſehen zu laſſen. Nur ſo ist!“ möglich, alle Fehler rechtzeitig zu erkennen, ſo daß man as ſeinem Fahrrad ſtets Freude und Nutzen hat. Von Wich tigkeit iſt auch der Aufbewahrungsort des Fahrrades.. ſtelle das Rad niemals in einen feuchten, muſſigen 50 Hierdurch wird nicht allein die Roſtbildung gefördert an die Gummi⸗ und Lederteile des Rades werden in Mitten ſchaft gezogen. Als Aufbewahrungsort für das Fahl eignet ſich ein heller, luftiger, völlig trockener Raum n bellen Wer ſein Fahrrad liebhat, kaſſe es beſonders au a ichen leichtathletiſchen Wettkämpfe, von denen der Sprinter, kampf natürlich das größte Intereſſe in Anſpruch nimm 1 der Straße nicht lange unbewacht ſtehen, ſondern wähle 9 ſeiner Sicherung eine gute, anſchließbare Vorrichtung.. der großen Beliebthei! des Rades finden ſich leicht haber— denn Gelegenheit macht Diebe ill Heim. triſche Beleuchtung bedarf nur geringer Pflege. Die Dyna⸗ a f f l mos verſieht man in größeren n mit einem] man nicht, auf etwa vorſtehende Speichenenden. die die Tropfen Oel an den dafür vorgeſehenen Stellen. Auch ihre Köpfe der Nippel überragen, zu achten. Sie werden mit Lager laufen auf Kugeln und ſind von der Fabrik mit Fett der Feile bearbeitet, bis ſie glatt mit der Mittelfläche ab⸗ eindeſekt ſo daß dieſe Fettreſerve lange Zeit vorreicht. Bei] ſchneiden. Auch die Schutzbleche verbeult und verbogen. ſtreicht ſie mit Aſphaltlack mehrere Male. Auch verſäume 7 100 bot e Gh f die orgeg, lebte geſage hal ich de terte Bimmt. berge, „ — fle alleiz, ſchaftz⸗ gegen inz d Anfang ere ij b fee heiß, hal g. In d zwar wichtke ner ap „ Det gegen wenn Mann⸗ eidiget Si, etzt be⸗ 'e deut en Be⸗ chtigten die am Am eſſer Itun⸗ In der erlin, end in einem F den M. r ſolle zu ach brechen 1. Wil man 1 U el h eit von o iſt e⸗ man al 1 Wich⸗ . Man Kelle rt, auch etdes!? ſahrrad um am ers uf jähle zu 19— u Lies Helm. „ent ich alles überblicke, was ich in dieſem Kriege ze erleben dürfen, ſo freue ich mich unſäglich darüber. und ſo freue ich mich auch ſchon der Zukunft, was ſie auch Herbes bringen möge. Sollte ich dieſen Krieg überleben oder nicht, ich habe auf jeden Fall Grund, mich zu freuen. Es kann mir nichts geſchehen, als was Gott hat erſehen. Ich freue mich über den Krieg, freue mich der Erinnerungen der letzten 17 Monate, der Gegenwart, die ich erleben darf, der Zukunft, die mir bevorſteht. Ja, der Krieg freut mich als perſönliches großes Erlebnis, als entſcheidendes, geſchicht⸗ liches Erlebnis für unſer Volk. Muß doch unſer Volk das alles leiden, um zu erfüllen, was ihm beſchieden iſt! Ich wollte dieſen Krieg nicht mehr ungeſchehen machen. Gewiß iſt der Krieg nicht mit der. Deutung des reinigenden Ge⸗ witters abzumachen; er iſt und bleibt etwas Gräßliches. Nur ſub ſpecie geternitatis läßt er ſich ſeines Schreckgewandes entkleiden. Das meine ich eben mit meiner f„Wenn Ihr wüßtet, was er mir war! Die Freund⸗ ſchaft im Kriege iſt viel tiefer als unter friedlichen Ver⸗ hältniſſen. Er war erſt 18 Jahre, der einzige Sohn ſeiner Eltern, deren Stolz und Freude, voll glühender Vaterlands⸗ begeiſterung, von einer tiefen Gemütsart, wie ich ſie in ſolchen Jahren nur ſelten fand. Geſtern vor acht Tagen ſaßen wir zuſammen unter dem Kruzifix auf der Höhe bei St. Erme und ſahen nieder auf eine ſelten ſchöne Früh⸗ lingslandſchaft im Abendſonnenſchein. Wie oft fanden ſich unſere Augen im gegenſeitigen Verſtändnis und in der leichen Begeiſterung für ideale Ziele. Wenn Eltern in ihrem Schmerz um den im Felde gefallenen Sohn etwas tröſten kann, ſo iſt es dies, daß er bis zum letzten Atem⸗ zuge treu ſeine Pflicht tat und ſein Leben freudig hingab für die große, heilige Sache unſeres geliebten Vaterlandes. Das iſt das Größte und Schönſte, was einem Menſchen be⸗ ſchieden ſein kann. Dazu der Glaube, daß Gottes Gedanken ſo viel höher ſind, denn unſere Gedanken, als der Himmel über der Erde iſt. In dieſem Glauben allein können wir, wenn auch nicht die Löſung all dieſer ſchweren Schickſals⸗ fragça, ſo doch ihre innerliche Ueberwindung erleben. Der Krieg verſchlingt die Beſten, warum wohl? Weil immer die Beſten und Tüchtigſten es ſind, die nach Taten drängen, die ungeachtet der eigenen Sicherheit ihre Pflicht tun und ihr Leben einſetzen.“ „Warum ich mich als Kriegsfreiwilliger gemeldet habe? Natürlich nicht aus allgemeiner Begeiſterung für den Krieg, auch nicht, weil ich es für eine besonders große Tat halte, ſehr viele Menſchen totzuſchießen oder ſich ſonſt im Kriege auszuzeichnen. Im Gegenteil, ich finde den Krieg etwas ſehr. ſehr Schlimmes. Aber jetzt, wo er erklärt iſt, finde ich es einfach ſelbſtverſtändlich, daß man ſich Freude über den Krieg auch als ein Er⸗ lebnis für unſer Volk. Ich glaube ſchon, der Gedanke Krieg wäre mir unerträglich, wenn es nicht einen gäbe, der allen Jammer ſtil⸗ len und alle Tränen trocknen kann, der all das von Menſchen an Böſem Erdachte in Gutes verwandelt.“ „Wunderbarerweiſe war die Stim⸗ mung auch bei ſtarkem Feuer und wo es Verluſte gab, durchaus ſicher und getroſt. Das iſt für Euch daheim ein tiefer Grund der herzlichen Dankbarkeit nicht gegen uns — wir tun unſere Pflicht und machen un⸗ ſere Stimmung nicht ſelber— aber gegen Gott. Ihr wißt, daß die nächſte Zeit von uns Ströme von Blut fordern wird, for⸗ dern muß. Wer um ſo Hohes ſtreitet, der muß alles daräanſetzen. Wer weiß, wie bald auch uns ſelber oder einem Lieben die letzte Stunde ſchlägt. Was dann? Ich bitte Euch herzlich um das eine: ſorgt Euch nicht um mich. In uns iſt das Lebensgefühl nie ſo ſtark geweſen wie jetzt. Und wenn ein⸗ mal von uns das letzte Opfer gefordert wird, dann laſſet alles unnötige Klagen und Zuſammenbrechen, denn der Krieg iſt gerade für uns in ſolchen Augenblicken eine laubensprobe. Traurig ſein, ja, das kön⸗ nen wir nicht anders machen, aber zweier⸗ lei können wir: für uns aus dem Schmerz einen Segen machen und— anderen ein Vorbild ſein.“ ** „Es iſt nicht wahr, daß der Krieg ver⸗ rohend auf die Menſchen wirkt. Wer ver⸗ roht zurückkommt, war vorher ſchon roh. Der Krieg wirkt vielmehr läuternd und ver⸗ tiefend. Für jeden Tag, den man erleben darf, dankt man Gott. Sollte ich nach Got⸗ tes unermeßlicher Gnade lebendig aus die⸗ ſem Kriege herauskommen, ſo will ich mich — ſo ſchlecht und ungenügend es mir auch gelingen wird— dieſer Gnade würdig zu erweiſen verſuchen. Im Kriege iſt keiner Herr über ſein Geſchick. Man kann nur ſagen:„Herr Dein Wille geſchehe!“ Ich be⸗ mühe mich, jederzeit ſo zu ſein, daß ich, wenn mich ein Einſchläger oder eine Kugel trifft, nicht mit unnützen Gedanken im Kopfe verſcheide. Behaltet mich ſo im Ge⸗ Feutente wie ich in meinen beſten Stun⸗ war.“ „Der Tod iſt das Härteſte nicht, wa einen treffen kann. All deſſen bewußt ſein und dennoch— nicht dem Muß ſich fü⸗ gend— ſondern bereitwillig und gerne hin⸗ ausgehen, das iſt nicht leicht. Mit Rauſchgefühlen ſich 0. über hinwegzutäuſchen, halte ich für unwürdig, nur rechte Selbſtbeſinnung hilft mir. Ich weiß, daß mir ein holdes Ge⸗ ſchick vergönnt hat, an dem klaren Brunnen deutſchen Volks⸗ tums Mut des reinen Lebens zu trinken. Auf wundervollen Wanderſahrten haben meine Augen die Schönheit deutſchen Landes getrunken, und ich hab' eine Heimat, die ich lieb⸗ haben kann. Da weiß ich auch, wo ich hingehöre, ſolange es gilt, das zu verteidigen. Das war meine Ueberzeugung, als ich das erſtemal hinauszog, das iſt ſie auch heute.— Ein neuer Lebensabſchnitt beginnt. Ich muß aufs neue lernen, auch ans Ende ruhig zu denken. Es bleibt nicht aus, daß man ſich da über Gehalt und Wert der verfloſſenen Zeit Rechenſchaft ablegt.“ Aufnahme: Atlantic— M. So ſchlichte Kreuze ſtehn in langen Reih'n. Die Schilder nennen Kompanie und Namen. Hieb legten in die Erde ſie hinein, Die von der Mutter zu den Fahnen kamen. Sie waren alle Kind noch und doch Mann. Sie liefen Sturm in ihrer Feinde Scharen. Des Nachts, da klingt's im dunklen Totentann In Winden wie Trompeten und Fanfaren. H. J. Chriſtians f.. (Aus„Kriegsgräberfürſorge“, Heft 11/1935.) ſo weit als Glied des Volksganzen fühlt, um ſein Schickſal möglichſt eng mit dem Ganzen zu verbinden. Und auch, wenn ich überzeugt bin, daß ich im Frieden für das Vaterland und das Volk mehr tun kann als im Krieg, ſo finde ich es ebenſo verkehrt und unmöglich, ſolche abwägenden Be⸗ trachtungen jetzt anzuſtellen. Denn das Entſcheidende iſt doch immer die Opfer⸗ bereitſchaft, nicht das, wofür das Opfer gebracht wird.“ *. „Meine Mutter hat ein Geſuch an das Kriegsminiſterium gerichtet, die Sache mit meinen beiden Brüdern(die beide in Frank⸗ reich gefallen) dargelegt und gebeten, man möge mich aus der Front zurücknehmen, damit ihr wenigſtens der dritte Sohn er⸗ halten bliebe(Das tat ſie ohne mein Wiſſen und Willen). Das Kriegsminiſterium hat das Geſuch ſofort genehmigt und dem Re⸗ Nn telegraphiſch dies mitgeteilt. Das egiment ſchlug mir Verſetzung in ein Re⸗ krutendepot oder ſonſt eine Erſatzforma⸗ tion, eventuell in die Heimat vor. Ich habe jedoch eine Verſetzung aus der Front glatt abgelehnt. Für einen jungen Offizier iſt es Ehrenſache, in der Front zu bleiben, ſo⸗ lange es überhaupt möglich iſt. Es iſt keine Liebloſigkeit gegen meine Mutter, wenn ich das ſage, ſondern lediglich die Feſtſtellung, daß die Pflicht gegen die All⸗ gemeinheit die höhere iſt.“ a„Heute war ich an meines Bruders Grab... Hier, im dauernden Donner der 1 Schlachten, iſt es ein leiſer Troſt, ihn drau⸗ ßen zu wiſſen, wo keine Granate mehr tört, denn unaufhörlich geht das Morden weiter. Wohl ihm, daß er die letzte Kon⸗ ſequenz, dem Vaterland alles zu opfern, ſchon zog! Denn der Wert der Opfer bürgt für die Kraft des Erfolges. Hier draußen, wo Leben und Tod eine enge Gemeinſchaft bilden, wird keine trennende Schranke mehr empfunden. Wenn Ihr ſehen würdet, was da für Reihen von Gräbern ausge⸗ hoben werden, was an Menſchen da täg⸗ lich hinzugelegt wird, ſo würdet Ihr in vollſtem Maße empfinden: Es geht nicht um Einzelſchickſale, es geht ums ganze Volk, und zwar um deſſen Exiſtenz. Denn ehe ein Volk in ſolchen Maſſen ſeine Söhne opfert, ſeit zwei Jahren mit unerhörter Freigebigkeit opfert, muß ihm wohl die Fauſt an der Kehle Nein Dieſe Myriaden von Kreuzen im Feindesland ſind es, welche das Fundament bilden für Frieden und Zukunft unſeres Volkes Hier im Felde, an der Somme, iſt Tod und Trauer etwas ganz anderes. Da weiß jeder: Es ſterben in jedem Augenblick die Kameraden, die Fahnenträger: Aber die Idee, die Fahne lebt, wird hochgehalten. Und das iſt das weſentliche. Die ihr Leben für uns ließen, ſind die, welche uns und unſerem Volke das Leben gaben. Sie ſind das Fundament der Zukunft. Darum iſt der Tod fürs Vater⸗ land höchſte Lebenserfüllung; das ſei der Stolz der Trauernden.“ (Aus„Kriegsbriefen gefallener Studenten“. Verlag Georg Müller/ Langen, München.) f Aus Liebe zum Baker and 0 4 Erzählung von Hans Bethge. Ein ſchöner, klarer, goldgelber Oktobermorgen flutete milde durch den Park von Schönbrunn, es war im Jahre 1809. Vor dem Schloß begann ſich ein glänzendes Bild zu entfalten. Napoleons Garde marſchierte auf mit Muſik und in großer Uniform. Der Kaiſer, der im Schloſſe wohnte, hatte Parade befohlen. Die Truppen in ihren ſchönen, blinkenden Uniformen ordneten ſich zu einem rieſigen Rechteck. Es war ein Strah⸗ len und Fluten in der Sonne: goldene Treſſen, Degenknäufe, friſch geputzte Flinten, ſchimmernde Helme. Offiziere zu Pferde ſprengten hin und her, bunte Schabracken an den Flanken der Gäule. Dann nahmen auch ſie ihre Plätze ein. Eine wogende Volksmenge drängte ſich in geringem Abſtand um die Truppen her und ſchaute zu. Der ganze Park, den man freigegeben hatte, war durchſtrömt von Neugierigen. Nicht weit von jener Stelle, wo die Generale verſammelt waren, nahe beim Schloß ſtand ein Jüngling unter der Menge, in deſſen Augen es ſonderbar leuchtete. Er ſtand ohne Anhang da, ſchweigend, mit aufs äußerſte ge⸗ ſpannten Mienen, durch die zuweilen ein leichtes nervöſes Zucken lief. Er war ſchlank und hielt ſich aufrecht. Sein ſchmales, von blonden Locken umfluͤtetes Geſicht war blaß, und wer ihn näher angeſehen hätte, der hätte mit Schrecken ein ernſtes, trotziges, wildes Aufbegehren darin erkannt. Aber niemand ſah ihn näher an, niemand kannte ihn, und niemand kümmerte ſich um ihn. Die Schloßtür öffnete ſich. Die Muſik begann ſchmet⸗ ternd die Marſeillaiſe, keine Wimper rührte ſich mehr. De Kaiſer er⸗ 35 5 ſchien auf der f 5 i f Terraſſe, ne⸗ ben ihm Ge⸗ neral Rapp, hinter ihm die ſtrahlende Es⸗ korte. Unter der Tür hielt der Kaiſer einen Augen⸗ blick inne und ließ die Au⸗ gen ſchweifen, kühl, ſcharf, ſachlich. Er ſprach ein flüchtiges Wort zu Rapp, der ſich verneigte. Dann ſchritt er langſam die Treppe hinab, an de⸗ ren Fuß ſein „% Schimmel wartete, von Zeichnung: Grunwald— M. einem rieſi⸗ Ein ſtolzes Lächeln flog über das Geſicht gen Grena⸗ des Studenten.„Niemals!“ ſagte er. dier gehalten. Ehe er zu Pferd ſtieg, hatte er noch eine kurze Unterhaltung mit Ge⸗ neral Junot. Während dieſer Unterredung geſchah etwas Peinliches. Jener blonde Jüngling mit dem fanatiſchen Geſicht durchbrach blitzſchnell die Kette der abſperrenden Truppen. Ehe ihn jemand hindern konnte, ſtürzte er auf die Stelle zu, wo der Kaiſer ſtand. Er ſchwang eine Bitt⸗ ſchrift in der erhobenen Linken, die Rechte ballte er feſt in der Taſche. Natürlich drang er nicht bis zum Kaiſer vor, einige breitſchultrige Gardiſten packten ihn. Man riß ihm die Hand aus der Taſche, ſie hielt einen Dolch umklammert, den man ſchnell zu Boden ſchlug. Ein Offizier trat herzu. „Seid Ihr wahnſinnig?!“ fragte er mit gedämpfter Stimme. Der Blonde ſchwieg, ſein Atem jagte, er biß die Lippen zzuſammen, aus denen alles Blut gewichen war. ⸗Feſſelt ihn!“ ſagte der Offizier energiſch und gereizt. Dem Kaiſer war der kleine Auflauf nicht entgangen. „Was war das?“ fragte er. „Offenbar ein Verrückter,“ entgegnete Rapp. Der Kaiſer ſah noch einmal mit knappem, ſtechendem Blick dorthin, wo man den Jüngling wegführte. „Ich wünſche Bericht“, ſagte er ruhig. Dann ritt er auf ſeinem Schimmel mit der feuerroten Schabracke die Front ab. Am Nachmittag kam Rapp zur Audienz. Nach Erledi⸗ gung des Dienſtlichen legte er dem Kaiſer den Dolch auf den Tiſch, dazu das Schriftſtück, das man dem Jüngling abgenommen hatte. Der General machte kurz die nötigen Erklärungen. Der Kaiſer ſchüttelte verwundert den Kopf, dann verſenkte er ſich in das Schriftſtück. Es war eine Flug⸗ ſchrift„An die deutſchen Völker“, das ſogenannte Gentzſche Manifeſt, daß von Schmähungen gegen den Imperator ſtrotzte und alle guten Deutſchen mit bewegten Worten auf⸗ rief, ſich gegen die Tyrannei Napoleons zu erheben. „Ein gefährliches Dokument!“, ſagte der Kaiſer ge⸗ ärgert und erhob ſich. Er trat an das Fenſter, ſah eine Weile in den rotgelben Park, wo dunkle Vögel über die Taxushecken flogen, und ſagte dann über die Schulter hin⸗ weg zu Rapp: „Ich will mit dem Vurſchen reden.“ Der General gab ſofort Befehl zur Schloßwache hinab, wo ſich der Gefeſſelte in Gewahrſam befand. Als dieſer hörte, er ſei zum Kaiſer befohlen, geriet er auf einen Augen⸗ blick in Verwirrung. Er hatte eher erwartet, daß man ihn zur Füſilierung auf einen Kaſernenhof ſchaffen würde. Und nun zum Kaiſer? wei Garden führten ihn hinauf. Napoleon ſchritt ernſt im Zimmer auf und ab, die Arme auf der Bruſt verſchränkt. Er warf einen flüchtigen Blick auf den ſchmalen Lockenkopf, der ihm nicht ſchlecht gefiel, und fragte, während er ſeine Wanderung fortſetzte: „Wie heißt Ihr, woher ſtammt Ihr?“ „Ich bin Deutſcher,“ erwiderte der Gefragte mit feſter Stimme,„ich heiße Friedrich Staps und bin Student, meine Vaterſtadt iſt Naumburg.“ 8 „Warum wolltet Ihr mich töten?“ „Um meinem Vaterland zu dienen, Sire. Jeder gute Deutſche, der mit dem Schickſal feines Landes fühlt. muß brennend wünſchen, daß Ihr aus dieſer Welt verſchwindet. Ihr habt Vaſallen aus uns gemacht, wir atmen in Deutſch⸗ land die Luft des Kerkers.“ „Ihr ſeht den Tyrannen in mir, weil Ihr meine Ab⸗ ſichten mißverſteht. Ich will die Einheit und den Frieden Europas.“ „Und Ihr ſchufet die Knechtung Deutſchland.“ entgeg⸗ nete der Student mit aller Klarheit. „Ihr ſeid ein Kind, kurzblickend, verſtändnislos. Ich ſpüre kein Bedürfnis, mich in Diskuſſionen mit Eurer Un⸗ vernunft einzulaſſen. Ihr habt Euer Leben verwirkt.“ „Ich weiß es,“ entgegnete der Student. „Ihr ſeid irregeleitet, verblendet durch ſo alberne Schrif⸗ ten wie dieſe, die Ihr mir entgegengeſchwenkt habt. Ich will Euch laufen laſſen, wenn Ihr Eure Tat bereut. Ihr ſeid jung und ſeht ſo aus, als hättet Ihr das Zeug, ein brauchbarer Menſch zu werden. Verſprecht Ihr, daß Ihr in Zukunft dieſe Dummheiten laſſen wollt?“ Ein ſtolzes Lächeln flog über das Geſicht des Studenten. „Niemals!“, ſagte er. A* 75 Der Gatte meiner Freundin Caterine Bell, gleichzeitig der Vater von Bibi und Tom, gehört jener Gattung Men⸗ ſchen an, von deren Vorhandenſein man zwar unterrichtet iſt, die aber in näherer Bekanntſchaft dennoch überraſchen. Oskar Bell iſt achtunddreißig Jahre alt, hat ein helles, ſaftiges Geſicht mit einem flinken Mund, der nie in Ver⸗ legenheit gerät. Er iſt klein und rundlich. Caterine gegen⸗ über, für die er der ſchönſte Mann iſt, bedeutet er der beſte Gatte, den ſich eine Frau nur vom Himmel wünſchen kann. Bibi und Tom klebt er aus Modellierbogen Dome. Als Caterine heiratete, geſtand ſie mir halblaut, er ſei ein ſo guter Menſch. Dann leiſer: er ſei ja nun zwar kein Künſtler, wie man ſich das ja wohl als Backfiſch geträumt hätte— und ſchließlich kaum hörbar: er ſei Friſeur. Worauf ich übergangslos und aus purer Kinderſtube den Friſeur⸗ beruf zu preiſen begann. Dann kam ihre Straßenbahn. „Tuberoſengaſſe ſechs, komm doch mal rum!“ rief ſie mir noch im Aufſpringen zu und entſchwand. Welch ſchlanke, mädchenhafte Frau! Als Friſeur habe ich Herrn Bell nie geſehen. Acht Wochen ſpäter aber ſtieß ich wieder mit Ca⸗ terine zuſammen, die einen kleinlauten, zerknautſchten Wachstuchzylinder vorjähriger Mode auf dem Kopfe trug und etwas grau unter den Augen war. Mit einer gewiſſen verlegenen Forſche ſchlug ſie mir auf die Schulter und ſagte: „Denk mal,— Bell hat umgeſattelt. Wir haben am Stadt⸗ park hinten die Schnellſchuhſohlerei von Fink übernommen. Fritz Fink—— wie, nie gehört? Na, weißt du——!l“ Diesmal kam meine Straßenbahn. Eines Tages im März lag eine Karte da, die mich in pompöſer ſchwarzroter Schrift und in wohlgeſetzten Worten um Beſuch eines neueröffneten Feinkoſtgeſchäfts bat, das auch den verwöhnteſten Anforderungen und den kühnſten Erwartungen gerecht werden würde. Unterſchrift Oskar Bell. Darunter in Caterinens rührender Kleinmädchen⸗ ſchrift: Vielleicht Donnerstag nachmittag? Deine C. Diesmal machte ich mich unter Aufbietung aller Wil⸗ lenskraft auf den Weg. Der Laden, klein, weiß und adrett, jedoch bei weitem nicht der pompöſen Karte entſprechend. war leer. Ich trat ein. Dann kugelte— ich ſah ihn jetzt zum er⸗ ſtenmal— Oskar herein. Er trug einen blauſeidenen Schlips und eine ſchneeweiße Schürze. Seine Augen hüpften blau und lebensvoll auf und ab an mir. Da kam auch Cate⸗ rine. Sie trug eine helle Taftbluſe und ebenfalls die obli⸗ gate Feinkoſtſchürze. Diesmal war ſie ganz ohne Verle⸗ genheit. Mit der Sicherheit derjeni⸗ gen, die es zu et⸗ was gebracht haben, rief ſie:„Nee, ſo was— alſo doch!“ Ihr Mann, der ſchon im Bediene⸗ eifer ein Käſemeſſer aufs Geratewohl er⸗ griffen hatte, ließ ſich mit mir be⸗ kannt machen. Eine Kundin wäre ihm lieber geweſen. Ich ſprach ihm ſcherzend meine Vermutung aus.„Tja— Ge⸗ ſchäft iſt Geſchäft, liebes Fräulein“, ſagte er in ſcham⸗ laſer Freundlichkeit. Wir gingen in den halbdunklen Abſtellraum hin⸗ term Laden Kaffee trinken.„Sehn Sie, Fräulein—“, ſagte Herr Bell,„Haupt⸗ „Tja— Geſchäft 15 Geſchäft, liebes ſache iſt Beweg⸗ Fräulein.“ lichkeit. Grips iſt alles— Geiſt und Bildung iſt Luxus,— Sonntagsnachmittagsangelegenheit, liebes Fräulein, glauben Sie mir— man verdient nicht die Butter aufs Brot damit.“— Er legte wie zur Bekräftigung dieſer inhaltsſchweren Worte ein Stück Schinken aus em nagelneuen 1 auf ſein Brötchen und lächelte Caterine zu, die wegſah. Als ich ging, kaufte ich, um Bell mal ganz in ſeinem Element zu ſehen, zwei Oldenburger Landeier, ein viertel Pfund Butter und einen Bückling. Bell machte einen herablaſſenden Scherz, der ungefähr der beſcheidenen . von achtzig Pfennigen entſprach. Ich ſchüttelte beiden übertrieben herzlich die Hand. Caterine war immer ſo ein nettes Mädchen geweſen, arme Caterine! Die nächſte Ueberraſchung bereitete Bell mir um die Weihnachtszeit. Als ich mit Paketchen beladen, mißmutig und mit ſteifgefrorenen Fingern, die Augen voller Schnee⸗ geſtöber, in ein größeres Kaffee eintrat, ruderte ſeitlich mit flügelnden Armen ein kleiner, devoter Mann im Cut auf mich zu. Wir erkannten uns mühelos. Ohne Verlegenheit „Wie?“ fragte der Kaiſer entſetzt,„Ihr bereut nicht?“ „Nein, Sire, ich bereue nur, daß ich nicht klug genug vorging. Soll ich Euch belügen? Das nächſte Mal ſoll e beſſer gelingen— falls Ihr mich freilaßt.“ 5 „Ihr ſeid wahnſinnig,“ ſagte der Kaiſer und ſtampfte erregt mit dem Fuß.„Ich habe Euch heraufkommen laſſen weil ich die Abſicht hatte, Euch zu begnadigen, wenn Ihr Vernunft annehmt. Ihr ſeid ein Wirrkopf, ein Verrücgtter Leute wie Ihr ſind äußerſt gefährlich. Ich will Euch gehen was Ihr verdient. Ihr zwingt mich dazu.“ a Er winkte ab, und man führte den Deutſchen hinaus. Der Kaiſer trat noch einmal für kurze Zeit ans Fenſter, ge dankenvoll, die Hände auf dem Rücken, bequem an den Schreibtiſch. 8 „Rapp,“ ſagte er,„wenn es viele von dieſer Art gibt, bin ich verloren. Er hatte ſchöne Augen und ein ſo offenes Geſicht. Schade um ihn.“ Dann ſprach man wieder von Geſchäften. In der Frühe des nächſten Morgens hörten die Leute draußen in der Au eine knatternde Salve aus der Gegend der Schießgräben herüberſchallen. Sie ahnten nicht, daß ſie auf das Herz eines jungen deutſchen Patrioten gerichtet war, begrüßte mich dieſer muntere Mann mit einem Anflug von familiärer Herzlichkeit. Unterbrach ich nur, um Hinaus gehende, Neueintretende nachdrücklich zu begrüßen, indem er wohl infolge eines erheiternden Organismus in ſeinem Innern lautlos zuſammenklappte, um ſich gleich darauf wie⸗ der fröhlich und ungeſchädigt zu ſtraffen. „Faule Sache, mit dieſer Feinkoſt, Fräulein— ich fag ja, Luxus bringt nichts ein, ob das nun Kunſt iſt oder Feinkoſt. Sonntagsnachmittagsangelegenheit, ſag ich Ihnen — bringt nicht die Butter aufs Brot.“ Da wurde er zum Glück abberufen. Ich begann, mich mit dieſem Menſchen zu beſchäftigen, der es fertigbrachte, innerhalb einer bürgerlich geordneten Ich ſtand wie ein Waiſenkind zu Fuß am Rinnſtein und ließ mir von den letzten Jahren erzählen. Zeichnungen(2): Grunwald— M. Sphäre, voll bürgerlicher Ideale dennoch das Leben eines Seiltänzers zu führen, eines Schauſpielers, der zwiſchen ſiebzehn und zwanzig einen Beruf ergreift und ihn wie einen alten Rock mit ſechzig auszieht. i Jahrelang begegnete ich Bell nicht mehr. Dann, in einer weſtdeutſchen Stadt, nickte er mir plötzlich überraſcht, ja mit einer gewiſſen Heftigkeit aus einer ſtattlichen, blanken Li⸗ mouſine heraus zu. Ich ſtand wie ein Waiſenkind zu Fuß am Rinnſtein und ließ mir von den letzten Jahren erzählen. Natürlich lag zwiſchen Geſchäftsführercut und Führerſchein manches— aber jetzt war er Fabrikant von Stiefelwichſe, die zudem ſeine Erfindung war. Dann lud er mich zum Abendbrot ein. Jeczt wohnten Bells in einer grünen Villengegend, und ein Mädchen in weißem Häubchen öffnete. Caterine freute ſich mit dünnem Lächeln. Sie war dürr und nörgelig ge⸗ worden und hatte inzwiſchen einen dicken weinerlichen Jun⸗ gen namens Tom bekommen. Tom—— 2 Caterine darauf etwas haſtig: Man hätte nicht umhinkönnen— Tom hieße der engliſche e von Bell. Sie ſah müde und ge⸗ hetzt aus, die arme Caterine. Die Wohnung war groß, kahl und konfus angeordnet. Gleichſam proviſoriſch, wie es das ganze Leben dieſes Oskar Bell war.„Was hilft es ſchließ⸗ lich, eine geniale Maſchine zu erfinden oder eine neue Phi⸗ loſophie? Nicht mal die Butter aufs Brot bringt das ein, liebes Fräulein— und da hab ich mir geſagt, erfinde was innerhalb der bürgerlichen Bedürfniswelt, das gibt Ge⸗ währ!“— Wie gut er ſprach— bürgerliche Bedürfniswelt, triumphierend ſah Caterine mich von der Seite an. de weniger ſie wurde, deſto größer wurde ihre 5 31 Bell. Roſig ſpiegelte ſein Geſicht ſich in nagelneuer Wäſche. In Garmiſch kreuzten Bells wieder meinen Weg. Ein kleines, lebhaftes Mädchen war hinzugekommen, das Bibi hieß. Caterine freute ſich aufrichtig. Ste war zu einem ſeh⸗ nigen Strich zuſammengeſchmolzen und hatte ſcheue Augen bekommen. Beluſtigt erfuhr ich, daß Bell Beſitzer zweier Lichtſpieltheater geworden war und nebenher noch eine gut⸗ gehende Pfeifenvertretung übernommen habe. Doch— fi⸗ nanziell könne ſie nicht klagen. Oskar ſei auch hier— ſie huſtete und zog ihre koſtbare Pelzſtola feſter. Dann kam mit flügelnden Armen und einem Lodenhütchen Bell. Er hatte prachtvolle neue Zähne, der kleine Bell, und am kleinen Finger einen ſchillernden Brillanten. Wir blieben einen Abend zuſammen und ſprachen über Filmſtars und Pfeifen. Auch das neue Fieber hatte ihn völlig im Bann. Oskar ſprach endlich ein fehlerfreies Deutſch. „Sprich doch etwas leiſer, Bell—“, bat ſeine Frau und fror wieder. Ich trennte mich ſpät von Bells. Erheitert und traurig zugleich. Als was würde man Bell das nächſte Mal wiederſehen? Als ich andern Tags ins Allgäi⸗ e ſtand Bell korrekt mit Blumen am Bahnhof. Seine Frau ließe herzlich grüßen. Aber ſie ſei leidend und müſſe lange ſchlafen— viel Ruhe nämlich hätte der Arzt verordnet— viel Ruhe! Sie war ein ſe hübpſches Mädchen gewefen— arme, arme Caterine. i dann ſetzte er ſich ö 9 ſag oder ihnen zum igen, neten eines iſchen einen einer u mit n Li⸗ Fuß ihlen. ſchein ichſe, zum „und reute J ge: Jun⸗ arauf hieße d ge⸗ kahl das hließ⸗ Phi⸗ ein, was Ge⸗ welt, Je ig zu 9 Ein Bibi ſeh⸗ ugen veier Ut⸗ 5 fi⸗ ſie mit hatte inen inen ifen. skar und und Mal Fuhr, Frau unge t— me. nem Gewiſſen nicht vereinbaren. a e aus unſerem O AN V. MA ATA V N (Copyright 1936 by Unwerſitas⸗Verlag, Berlin.) Schon wieder eine Schwebung zu tief.. Großer Himmel— hat denn dieſes Unglückswurm keine Ohren im Kopf? Und ausgerechnet die ſchwierige Arie aus der Zau⸗ berflöte muß ſie heute zum Vortrag bringen Eine Inſtinktloſigkeit ohnegleichen, in Anbetracht der Gewitter⸗ ſtimmung, die bei uns herrſcht Vater hat ſchon recht— zum Künſtler muß man ge⸗ horen ſein. Da gibt es ein Etwas, das nicht erlernt wer⸗ den kann. Man hat es, oder man hat es nicht Aengſtlich horche ich hinüber in das anſtoßende Zim⸗ mer. Gleich wird das Donnerwetter losbrechen... Tap „ tap tap.. tönt Vaters gereiztes Auf⸗ und Ab⸗ gehen durch die geſchloſſene Tür. Ich ſehe ihn vor mir, wie er verdrießlich an der Unterlippe nagt, wie er die un⸗ entwegte Mozartſängerin mit geringſchätzigen Blicken BBR ichts macht ihn ſo unduldſam wie Unmuſikalität in allen ihren Erſcheinungsformen.„Bei Krulls“— erzählt man ſich am Künſtlerſtammtiſch—„haben alle ſo feine Ohren, daß ſogar die alte Joſefin draußen in der Küche bei einem falſchen Ton den Teller aus der Hand fallen läßt..“ Wenn er nur ſchon losbrüllen wollte! Dieſe Ruhe iſt unheilverkündend und ſcheint auf einen bereits gefaß⸗ ten Entſchluß hinzuweiſen. Er wird doch nicht am Ende dieſer letzten gutzahlenden Schülerin auch noch den Stuhl vor die Tür ſetzen? Es wäre nicht zum erſtenmal, daß er mit der kühlen Begründung die Stunde abbricht:„Das kann ich mit mei⸗ Gehen Sie nach Hauſe, Kind, und lernen Sie kochen! Eine tüchtige Köchin iſt mehr wert als eine ſchlechte Sängerin.“ Sie wird gehen— und die Konkurrenz wird ſie mit offenen Armen aufnehmen. Nicht alle ſind ſo fanatiſch ehr⸗ lich wie Vater. Und in gewiſſem Sinne iſt das auch ver⸗ zeihlich... Welcher Geſangslehrer der Welt könnte nur von ſeinen begabten Schülern leben? Wenn ſie alſo ihr Geld ſchon durchaus loswerden will, dann wäre es ja auch bei uns ganz gut aufgehoben. Unſere Einkünfte werden ohnehin von Monat zu Monat ſchlechter Vater bekümmert das nicht. Künſtleriſche Perſönlich⸗ keiten ſcheinen der Anſicht zu ſein, daß man von der Luft leben könne. Aber einer muß doch ſchließlich der materiel⸗ len Seite des Lebens Rechnung tragen? Der Haushalt iſt ſchon nach Möglichkeit eingeſchränkt, das Perſonal, bis auf die alte Finerl, entlaſſen. Trotzdem weiß ich nicht, wie wir auf die Dauer die teure Wohnung im alten Weſten halten ſollen. Dabei iſt es gerade für Vaters Beruf ſo wichtig, nach außen hin den Schein zu wahren Wenn ich auch überall ſelbſt zupacke, Vaters Korre⸗ ſpondenz erledige die Rechnungsbücher führe, mit den Schülern verhandle. das alles bedeutet beſtenfalls ein Verhüten unnötiger Ausgaben, aber keine Vermehrung un⸗ ſeres Einkommens. Es wäre für uns alle ein ſchwerer Schlag, dieſes ſchöne, behagliche Heim verlaſſen zu müſſen. Ich liebe dieſe hohen Räume mit den altehrwürdigen Möbeln, dieſe großen, of⸗ fenen Kamine, darin das Holz ſo luſtig kniſtert und praſ⸗ elt, die breiten Blätterkronen der Linden vor unſeren Fen⸗ ſtern, die in heißen Sommernächten ſo betäubend duften Jetzt freilich ſtehen ſie kahl und entlaubt. Eben haben ſich die letzten ſchrägen Strahlen der kärglichen November⸗ ſonne verflüchtigt; obwohl es kurz nach Mittag iſt, liegt ſchon Dämmerung über dem Zimmer. „Ich entzünde die rotbeſchirmte Lampe auf dem runden Tiſch. Sie wirft ihr mildes Licht auf die begonnene Go⸗ helindecke in meinen Händen, die ich mit Geſtalten und Landſchaften meiner Phantaſie beſticke. Eines meiner klei⸗ nen, unausgegorenen Talente, das bei gründlicher Ausbil⸗ dung ſich wohl hätte auswerten laſſen. Aber wie ſollte mir Zeit verbeilben, einem Beruf nachzugehen? 0 So verkürzt es mir wenigſtens die Stunden, wenn ich, wie ſtets am Monatsbeginn, das aufgeſchlagene Konto⸗ buch vor mir, auf das Abliefern der Schülerhonorare warte Ich lege die Arbeit aus der Hand und hefte den Blick auf die ſpärliche Ziffernreihe der Eingangsrubrik. Es geht abwärts mit uns.. Vater hat den Fehler begangen, wegen einer Meinungsdifferenz ſeine Stellung am Konſervatorium aufzugeben. Das muß ſeinem Anſehen geſchadet haben. Ach was— e klappe ich das Buch zu.. Ich bin doch ſonſt die letzte, die Unabänderlichem nachtrauert. Man ſoll ſich nichts vormachen.. Ich gebe es auf, mich weiter künſtlich ablenken zu wollen von dem, was mich mit derſelben nervöſen Spannung erfüllt, wie ſie heute auf un⸗ ſerem ganzen Hauſe laſtet. Nebenan wird noch einmal mit der unſeligen Arie be⸗ gonnen. Ich ſtelle mit einiger Beruhigung feſt, daß die egleitung diesmal die Singſtimme mitſpielt, um weiteren Enkgleiſungen möglichſt vorzubeugen. Der gute Lutz... In den zehn Jahren, die er bei Vater als Korrepetitor tätig iſt, hat er es erlernt, im Intereſſe des Friedens ſeinem muſikaliſchem Gewiſſen hin und wieder einen Stoß zu verſetzen. Ueberhaupt Lutz— 5 könnte ihn einfach nicht mehr eben. Ganz abgeſehen davon, ß er Vaters unerſetzlicher Mitarbeiter iſt... wie 5 ſich meine, durch die beſonderen Umſtände unſeres Daſeins oft einſame Jugend geſtaltet, ohne dieſen ſtets bereiten Spielgefährten und verſtändnisvollen Kameraden? Wenn ich zurückblicke auf die Jahre, wo ſich alles, was Namen und Anſehen hatte, bei uns zuſammenfand, wo Künſtler und insbeſondere Künſtlerinnen ſich um meinen ſchönen Roter ſcharten und das i Mädchen von ihnen einigen konventionellen reundlichkeiten abgetan wurde, mas hätte ich 18 ohne Lutz und ſeine Fa⸗ mille, in der ich ſtets offene Arme und offene Herzen fand. Ju einer Axt van Heimat ist ße mit aemarben wn heute noch vergeht ſelten ein Tag, ohne daß ich im Hauſe Frobel zumindeſt einmal ſchnell vorſpreche. Dieſes„Haus Frobel“ umfaßt in ſeiner Geſamtheit außer Lutz noch einen rauhbeinigen Stiefbruder Kurt, mit einem herrlichen, treffſicheren Mundwerk und weiterhin— als ganz beſondere Köſtlichkeit— eine Mutti! Eine richtige mütterliche Mutti, nicht nur für die eigenen Kinder, ſondern für jeden, der ſchutz» und ratbedürftig zu ihr kommt. Das mag auf viele Glückliche, denen Muttis alltägliche Erſchei⸗ nungen ſind, wenig Eindruck machen. Nur mir bedeutet es etwas ſo Außergewöhnliches, wie alles, was man ſchmerz⸗ lich entbehrt und brennend erſehnt. Was ich auf dieſem Gebiete aufzuweiſen habe, iſt beſtenfalls eine Mama, eine berühmte, ſchöne, gefeierte Mama, die ich einmal im Jahre zu ſehen bekomme. Aber auch dann gehört ſie nicht mir allein, denn die ganze Welt teilt ſich in ihren Beſitz. Wie alljährlich zu Beginn des November ſteht auch diesmal ihr Gaſtſpiel unmittelbar bevor, und allenthalben verkünden Anſchlagſäulen mit leuchtenden Lettern, daß Sybil Caspary morgen abend in der Staatsoper als But⸗ terfly zu hören ſein wird. Wie alljährlich, bedeutet dieſes Auftreten ein Ereignis für die muſikaliſche Welt Berlins und dunkle, erregende, zwieſpältige Tage für Vater, mich und die alte Joſefin. Und deshalb iſt die Luft heute bei uns ſo geladen mit Elektrizität, deshalb läuft Vater nebenan wie beſeſſen hin und her, und merkt anſcheinend gar nicht, wie peinlich oft ſeine Schülerin danebenſingt, und aus dieſem Grunde wird ihr vielleicht diesmal der Hinauswurf erſpart bleiben und in meinem Kontobuch ein anſehnlicher Poſten zur Eintra⸗ gung gelangen. Zeichnung: Drewitz(M). „Hab dich nei ſo, Gundel.. kräht ſie mit ihrer riſſigen Altweiberſtimme. Von alledem hat Ludwig, genannt Lutz, nicht die ge⸗ ringſte Ahnung, ebenſowenig Mutti und Kurt und noch we⸗ niger die übrige Welt. Selbſt ich bin über das Wie und Warum der Begdkeit⸗ umſtände, welche zur Trennung der Ehe meiner Eltern führten, nur lückenhaft unterrichtet. Mein Wiſſen— aus ge⸗ legentlichen Aeußerungen der alten Joſefin und eigenen verſchwommenen Kindheitserinnerungen zuſammenge⸗ reimt— beſchränkt ſich auf die Tatſache, daß Mama— gegen Vaters Willen einem lockenden Angebot an eine amerikaniſche Opernbühne Folge leiſtend— Mann und Kind kurzerhand verließ und wieder ihren Mädchennamen annahm. Der Schauplatz dieſer Ereigniſſe war München, wo Vater, bevor er ſich hier als Pädagoge einen Ruf erwarb, viele Jahre noch als unbekannter Geſangslehrer wirkte.(In⸗ folge einer im Kriege erlittenen Verſchüttung konnten 9 5 geſchwächten Nerven den Anforderungen einer eigenen Sän⸗ gertätigkeit nicht mehr ſtandhalten.) Seine begabteſte Schüle⸗ rin, deren Ausbildung er ſich mit ganz beſonderer Hingabe widmete, war die eigene junge Frau. Als es dann ſchließlich zu der Kataſtrophe kam, bra er alle Brücken hinter ſich ab und überſiedelte mit mir un dem alten Finerl— die er nach dem Zuſammenbruch ſei⸗ nes väterlichen Anweſens bei ſich aufgenommen hatte— nach Berlin. Und die Münchener Vergangenheit verſank, als wäre ſie nie geweſen Erſt lange nachher, als die berühmt gewordene Sybil Caspary als gaſtierender Star Europas Bühnen beſuchte, entſann ſie ſich ihres Kindes, und ſeitdem gibt es alljährlich ein flüchtiges Wiederſehen zwiſchen Mutter und Tochter. Niemals jedoch erfolgte eine Annäherung zwiſchen Mann und Frau. Niemals wurde in Vaters Gegenwart von Mama geſprochen. Wie durch ſtillſchweigendes Ueberein⸗ kommen ergab es ſich, daß es in Gegenwart anderer erſt recht nicht geſchah. ö Es iſt mein perſönliches Pech, auf dieſe Weiſe zu ewigen Heimlichkeiten verurteilt zu ſein, ich, die ich Offenheit und klare Verhältniſſe über alles liebe Nichts erſcheint mir ſchmählicher als die Selbſtverſtändlichkeit, mit der man ſich gegenſeitig belügt, ohne daß ein zwingender Grund 9 5 vorliegt. Lüge iſt nur dann entſchuldbar, wenn durch die unnötige Kränkung eines Menſchen verhütet wird. Da— die lärmende Mahnung des Telephons ſchreckt Wich aus meinen Gedanken auf f Das wird er ſein— der Ruf Mamas, dem ich ſchon den ganzen Tag in fieberhafter Erregung entgegenbange. Ich möchte aufſpringen, hinſtürzen an den Apparat. Und doch rühre ich mich nicht. Wie Lähmung liegt es mir in den Gliedern. Hart und dröhnend ſchlägt mein Herz Schlürfende Schritte nahen ſich von draußen. Finerls runzliges Geſicht zeigt ſich im Türrahmen Die gute Seele... Sie ſteht unter dem gleichen Druck wie ich. Dieſelbe zitternde Erwartung beunruhigt den alten Körper, die wie Ameiſenkribbeln in meinem jungen Leib rumort. Ein vorbereitendes Schütteln des Kopfes, ehe ſie zu ſprechen beginnt, und die Spannung in mir weicht einer ſcha⸗ len Leere. „'s is halt nur der Herbert...“ Ich brauche Sekunden, um zu begreifen... Natürlich— einen Herbert gibt es auch... Iſt es denkbar. daß ich ihn ſtundenlang vergeſſen konnte.. Aber eine Enttäuſchung iſt es doch...„Herr Lukas wenn ich bitten darf...“, verweiſe ich Finerl gereizt. „Hab dich net ſo, Gundel...“, kräht ſie mit ihrer riſſi⸗ en Altweiberſtimme;„von mir aus der Herr Lukas ch hab nur g'meint, es war Ich lege mahnend den Finger an den Mund. Aengſt⸗ lich blicke ich nach der Tür, die zu Vater führt. „Aber was will er denn, der Herbert? Von Rechts wegen müßte er doch jetzt hier ſein...“ Ich überzeuge mich durch einen raſchen Blick auf den Stundenplan..„Freilich — da ſteht es ja... Lukas von fünf bis ſechs...“ „Warum laßt ihn denn eine halbe Stund' am Tele⸗ phon warten?“ „Ach ſo.. ich bin ſchon ganz kopflos. ich hinaus in den Korridor. „Hör mal, Gundelchen“, empfängt mich Herberts ver⸗ traute Stimme am Apparat,„ich kann heute nicht zur Stunde kommen. Ich ſpreche aus dem Theater. Heute früh wurde ich plötzlich zur Probe geholt. Weil die anderen Tenöre hei⸗ ſer ſind, entſann man ſich gütigſt meiner. Nun ſoll ich mor⸗ gen ſingen. Ich kann nichts tun dagegen.... Schließlich bin ich engagiert...“ Nichts tun dagegen... Großartig... Statt bis an die Decke zu ſpringen.. Dabei weiß ich am beſten, wie ſehr er unter der bisherigen Beſchäftigungsloſigkeit litt...„Aber Herbert, das iſt ja wie ein Haupttreffer... Bedenke, daß du mehr oder weniger ein Anfänger biſt... Iſt es denn eine richtige große Partie?“ „Na ja doch— der Linkerton in der Butterfly... Im⸗ merhin eine Chance für einen jungen Sänger, beſonders da das Auftreten mit dem Gaſtſpiel der Caſpary zuſammen⸗ fällt... Ganz großer Abend, die Preſſe anweſend..“ Jetzt erſt durchfährt mich blitzartig die Erleuchtung: Er wird morgen Mamas Partner ſein. Es brauſt mir in den Ohren... Kaum verſtehe ich, was er noch ſagt „Ich möchte jetzt noch ein wenig ruhen. Bis nach vier hat die Probe gedauert; ich bin wie gerädert. Alſo— du ſagſt Vater Beſcheid— ja?.. Wenn ich vielleicht abends kommen könnte... Ginge das?“ „Frag nicht ſo dumm“, entgegne ich haſtig;„natürlich geht es...“ Ich zögere... ich kann das Geſpräch noch nicht beenden... Er hat Mama geſehen.. geſprochen.. Ich muß etwas über ſie hören...„Wie war es denn auf der Probe...?“ Ganz heiſer klingt meine Stimme vor Befan⸗ genheit. „Herrlich war es. Caspary. „Alſo um halb acht“, ſage ich; meine Hand zittert, als ich den Hörer auflege. Seltſam das.. meine Mutter und mein heimlich Ge⸗ liebter... Beide von Vater ausgebildet. Sie— ſeine große Enttäuſchung, er— ſeine große Hoffnung. Jetzt erſt merke ich, daß Finerl die ganze Zeit neben mir ſtand und alles mit anhörte. Ich blicke ſie kopfſchüttelnd an:„Na— iſt das nun eine Art?“ Sie ſchert ſich den Teufel um meinen Tadel. „Hat er was g'ſagt von ihr?“ fragt ſie dringlich. Da iſt es plötzlich aus mit meiner Beherrſchung. Un⸗ geſtüm falle ich der Alten um den Hals: „Daß ſie eine bezaubernde Frau iſt, hat er geſagt..“ Und wie auf ein Stichwort heulen wir los, von hilfloſer Sehnſucht überwältigt. Wir ſind ja beide ſo ſchrecklich ver⸗ liebt in dieſe treuloſe, ſchöne Sybil Aber Rührungsſzenen ſind nicht mein Fall.„Was weinſt du denn, alte Urſchel?“ ſage ich ſo forſch, wie ich es nur vermag. Auch Finerl ſchneuzt ſich die Ergriffenheit weg...„Es iſt halt nur, weil mir unſer Herr ſo leid tut... Hörſt denn nit, was der ſchon wieder angibt?“ Das drohende Gewitter ſcheint nun doch zur Entladung gekommen zu ſein. Zornige und anklagende Stimmen drin⸗ gen durch die Tür des Muſikzimmers, dazwiſchen ertönt begütigend Lutz' tiefes Jungmännerorgan. Da haben wir alſo den Salat Heftig wird die Tür von innen aufgeſtoßen; ein bone Mädchen, das Taſchentuch an den Mund preſſend, kommt herausgeſtürzt... Hinterher— ungeſchickt ſtolpernd— o Hai gnädiges Fräulein.. Ihre Noten⸗ taſche“ Faſſungslos ſchluchzend, reißt ſie Mantel und Hut vom Kleiderſtock Lutz möchte vermitteln.„Der Herr Profeſſor meint es ja nicht böſe Nun richtet be ſich aber zu ihrer ganzen ſtattlichen Höhe auf„Bemühen Sie ſich nicht... Es gibt ja— Gott⸗ lob— noch andere Lehrer.“ Krachend fällt die Flurtür hin⸗ ter ihr ins Schloß. 2 „Da geht ſie hin und lehr nicht mehr“ ſagt Lutz und ſtarrt betrübt auf die zurückgelaſſene Notentaſche. „Singen wird ſie ſchon— aber nicht mehr bei uns antworte ich reſigniert. f (Fortletzung folat.) .. Verwirrt laufe Eine bezaubernde Frau. dieſe 5 Wieviel Würfel ſind auf vorſtehendem Bilde zu ſehen? A wird ſagen: 6, B wird ſagen: 7 Würfel. Wer hat nun recht? Rätſel. Ein Fiſch iſt's, doch von edler Art, Der größten einer und doch zart, Von Wohlgeſchmack und ſchön zu ſchaun, Wenn auch nicht immer zu verdaun. Graziös in allem ſeinen Tun, Mag er ſich regen oder ruhn; Auch ſieht ihn jeder mit Vergnügen In ſeinem Element ſich wiegen. Doch ſelten zeigt jemand Verlangen Ihn zu verzehren, ihn zu fangen. 5 Busgſebig, zahnpfte gend, nachhaltig erfrischen Silben⸗Rätſel. dith e el er fund im ke ker lac land lef nu po ra rum ſis ſpel the tri vail wi wis ze. Aus vorſtehenden 31 Silben ſind 11 Wörter mit fol⸗ 5 55 Bedeutung zu bilden: 1. Metall, 2. Weiblicher Per⸗ onenname, 3. Franzöſiſcher Königsmörder, 4. Lebkuchenart, Männlicher Perſonenname, 6. Stadt in Armenien, 7. fenſtadt am Adriatiſchen Meer, 8. Kriegsſteuer, 9. Ehe⸗ maliges Getreidemaß, 10. Verkaufsſtelle von Heilmitteln, 11. Britiſche Inſel in Nordamerika. Die Wörter müſſen in hren Anfangsbuchſtaben von vorn nach hinten und End⸗ Puchſtaben von hinten nach vorn ein Sprichwort ergeben, Bilder ⸗Rätſel. a brin but di li ma mut neu 5 9 34572 6 5 8 2 N 2 Steigerungs⸗Rätſel. 1. Des Morgens werde ich gebracht zum Kaffee liebſt du mich; Geſteigert jage ich zur Zeit ſtets aus dem Bette dich. Wär' nicht vorhanden ich, ſo würde nichts gedeihn; Geſteigert bringe Waren ich bei Schiffen aus und ein. Du ſiehſt, wenn's lang geregnet, oft auf der Straße mich; Ein treuer Freund in Haus und Hof bin dann geſteigert ich. Schach⸗Aufgabe. 0 8 „ 0 a 8 U d 2 1 EA. e , e e 4 b 0 d 8 1 g 55 Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. Silben-Anfügung. Sicht Satz Terne Art Bauer Wurz Nuß Land Sein Kurz Bier Ralle Ras Stich Zelle. Den vorſtehenden 15 Hauptwörtern ſoll je eine der nach⸗ folgenden Silben vorn angefügt worden, ſo daß neue Wör⸗ ter, und zwar wiederum Hauptwörter entſtehen, die in ihren Anfangsbuchſtaben, verbindet man dieſe miteinander, einen nationalen Erinnerungstag ergeben. an da denk eng er er ex ga ge hin ko la nies nu ty. ec, Y Katotog ber Zauber- groge Janos Bari Namburg 36130 Stottern Prospekt A kostenlos DIR. WARNECARE Berlin SW 99 5 Se-elstess Fragen Sie hren Friseur, er Ist Hadrpfleger en aus letzter Nummer. Auflöſung Kreuzwort Ratſe gerecht: 1. Kabul. 2. Ire, 3. Rot, 4. Oder, 5. Aloe, 6. Rama. 7. Narr, 8. Oran, 9. Laas, 10. Nixe, 11. Imſt, 12. Oer, 13. Toa, 14. Lager.— Senk⸗ recht: 1. Krem, 2. Ida, 4. Orion, 9. Lite, 15. Aerg. 16. Uran, 17. Lola, 18. Tor, 19. Ernſt, 20. Rio, 21. Nera, 22. Amor, 23. Aſa. Auslaſſungs⸗Aufgabe:(Wpohlau, Meli) er. Aln)den, Kurlt), Hole)rde Beryiſe, For( t, S(p)aß,(O) heim. Schlr)anze, Scholt)te.— Winterſport. Rätſel: Otto. Bilder ⸗Rätſel: Entwickelung. Silben⸗Rätſel: 1. Iſis, 2. Narew, 3. Iſa, 4. Herwegh. 5. Reuter, 6. Emme, 7. Marlow, 8. Hitſche, 9. Elli, 10. Iſtib, 11. Muſik, 12. Jo, 13. Schneiſe, 14. Ter⸗ min, 15. Jockei, 16. Erding, 17. Dougi, 18. Elmen.— In ihrem Heim iſt jedes wahre Weib Koenigin. Dreiſilbige Scharade: Leibgericht. Kamm⸗Rätſel: n i Echte Bildung 2E D f n 2— 2 2 1 u d E Anekdoten Von Menſch zu Menſch. Ernſt von Poſſart war ſchon ein ſehr gefeierter Schau⸗ ſpieler, als er zum Generalintendanten der Münchener Hof⸗ thegter ernannt wurde. Er beſaß eine Anzahl von Ehren⸗ titeln, auf die er ſehr ſtolz war. Einmal ſtellte ſich ihm eine blutjunge Schauſpielerin vor. In völliger Verwirrung wußte das ſchüchterne Ding nicht, wie man den berühmten Mann anreden ſollte, und ſtotterte nur:„Meiſter— Meiſter...“ Da beugte Poſſart ſich freundlich zu ihr herab, gab ihr die Hand und ſagte gütig:„O meine Beſte, ſprechen Sie doch zu mir ganz einfach und ſchlicht wie Menſch zu Menſch und nennen Sie mich nur: Herr Generalintendant Exzellenz Pro⸗ feſſor Doktor von Poſſart..“ Ein galanter König. Die Marquiſe von Pompadour traf eines Tages mit Ludwig XV. vor der Tür eines Salons zuſammen. Sich verneigend trat ſie zurück, um dem König den Vortritt zu laſſen. Allein der galante Herrſcher Frankreichs lehnte dies mit den Worten ab:„Gehen Sie voran, Madame, Die Schönheit hat auf Erden früher regiert als die Könige.“ 4 ö Was wird in Geſellſchaften geſprochen? Dieſe Frage beantwortet Mark Twain ſo:„Einer er⸗ zählt eine Sache, die er weiß, einem anderen, der die Sache auch ſchon weiß; ein dritter hört zu, der die Sache ſchon längſt weiß, und erzählt dann einem vierten, von dem er weiß, daß er das Ding auch ſchon lange weiß, daß dort was die ganze Welt weiß.“ etwas erzählt wird, rn* Zeichnung: Holſtein— M. Stolz. „Heute können Sie mich im Rundfunk hören „Ach— als was denn?“ „Ich mache Wind.“ * Heinrich Müller iſt mit Paul Schulze und einem an⸗ deren Bekannten verabredet. Schulze iſt pünktlich. Der an⸗ dere Bekannte iſt unpünktlich. Als er endlich kommt, wun⸗ dert er ſich, daß Paul Schulze verärgert dreinſchaut. „Ja“, meint Heinrich Müller. Zuerſt hat er ſich über Sie geärgert, weil Sie ſo ſpät kommen. Dann hat er ſich über mich geärgert, weil ich mich nicht über Sie geärgert habe. Und jetzt ärgert er ſich über ſich ſelbſt, weil ich mich geärgert habe, daß: ſich über Sie geärgert hat...!“ Er weiß Beſcheid „Was meinſt du! War nun Napoleon ein größerer Stratege oder Bonaparte?“ „Na, du Trottel, die ſind doch beide identiſch.“ „Zugegeben! Aber Napoleon war doch viel identiſcher!“ * Eines Tages bemerkte der König einen Huſar aus dem Zietenſchen Regiment. deſſen Geſicht über und über mit Narben bedeckt war. Friedrich winkte ihn herbei und zog ihn folgendermaßen auf:„Na, in welcher Schenke hat Er denn die Hiebe ab⸗ bekommen?“ Aber der Huſar war nicht auf den Mund gefallen.„Bei Hochkirch!“ erwiderte er.„Und Euer Majeſtät haben die Zeche ſelbſt bezahlt!“ 3 Profeſſor der Medizin(zum Kandidaten):„Was halten Sie für das beſte Schlafmittel?“ Kandidat:„Das Bett“. iſt harmoniſche Das geht nicht. Paſtor(zum Brautpaar) dene Pflichten auf, meine Lieben. beſchützen; das Weib ſoll dem Mann überall hin folgen“ Braut:„Herr Paſtor, lett ſick dat Min Peter wardt Landbreefdräger.“ „Geehrter Herr, ich liebe Ihre Tochter Gerda— 00 werden jetzt wiſſen, wo ich hinaus will.“ 5 „Das kann ich nicht ſo genau wiſſen, Ihnen drei Türen zur Verfügung.“ Käufer:„Iſt das Pferd auch fromm?“— „Geradezu bijott, wiſſen Sie!“ Das Andenken. „Von wem haſt du dieſen wunderbaren Ring?“ „Ich weiß nicht mehr, von wem ich ihn zum Andenle bekommen habe.“ „Der Eheſtand legt versch. Der Mann ſoll die Fra gar nich ännenz denn hier ſteheg Händle; fn dlie aul Ares Vidles., diese milde Seiſe, dis Sie fur Ihren Teint benutgend Die mit O/ſꝛen und Palmenòlen hergestellte Palmoline-geiſe dringt tief in de Poren ein, reinigt sie gründlich und belebt die Haut, ohne sie im gering- sten anzugreifen. 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Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitu die Schriftleitung Kurt Wintler, für N tagsblatt Deutſcher Provins⸗Verleget, ſämtlich in Berlin Wiz, Mauerſtr. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden ng nicht zuſtändig. Verantwortlich für ngeigenteil Car! Görg. Verlag Sonn- 10 erſcheinen als Beilage. Seren e