Rr. 60(2. Blatt). Mittwoch, 11. März 1936 Eröffnung des Wahlkampfes Dr. Goebbels ſpricht in der Deutſchlandhalle. Berlin, 11. März. Mit einem machtvollen Auftakt eröffnete Reichspropa⸗ gandaminiſter Dr. Goebbels am Dienskag abend den drit⸗ fen Wahlkampf ſeit der Machtergreifung mit einer mehr. ſtündigen Rede im größten Hallenbau Europas, der Deutſch. landhalle. Der Rieſenbau ſchien ſchon eine Stunde vor Beginn bis unter das Dach beſetzt. Aber immer noch ſtrömten neue Maſſen hinzu und fanden Unterſchlupf. Um den Rang zogen ſich Spruchbänder, die verkündeten, daß die Garniſonen Deutſchlands Garniſonen des Friedens ſind, daß Deutſch⸗ lands Dank für die ihm durch den Führer geſchenkte Frei⸗ heit das„Ja“ für den Führer und die Ehre des deutſchen Mannes„Treue dem Führer“ iſt. Den Angehörigen der gefallenen Freiheitskämpfer der Bewegung und der Gauſchule des Arbeitsdienſtes waren die erſten Sitzreihen im Saal vorbehalten. Auf dem Podium hatten die Formationsführer der Gliederungen der Bewe⸗ gung und die Vertreter der Wehrmacht Platz genommen. Beſonders großes Intereſſe zeigte neben der deutſchen auch die ausländiſche Preſſe, vornehmlich Frankreich. Punkt 20 Uhr betrat, von koſenden Heilrufem empfangen, der Berli⸗ ner Gauleiter Dr. Goebbels den Saal. Nach dem Ein⸗ marſch der Standarten und Fahnen der Formationen er⸗ öffnete der ſtellvertretende Gauleiter Görlitzer die Kundgebung. Dabei begrüßte er auch die Teilnehmer an den 200 Parallelveranſtaltungen und das ge⸗ ſamte deutſche Volk, das am Rundfunk dieſer größten po⸗ litiſchen Kundgebung in geſchloſſenem Raum, die Deutſch⸗ land jemals geſehen hat, beiwohnte. Dann gab er dem Reichspropagandaleiter Reichsmini⸗ ſter Dr. Goebbels das Wort, der erneut von minutenlan⸗ gem Jubelſturm empfangen wurde. In ſeiner großangelegten Rede hob Reichsminiſter Dr. Goebbels einleitend hervor, daß die großen Erfolge des dreijährigen nationalſozialiſtiſchen Aufbaues nur errungen werden konnten, weil Deutſchland den Parlamenta⸗ rismus weſtlicher Prägung abgeſchafft hat. Es unterliege keinem Zweifel, ſo rief Dr. Goebbels unter leb⸗ hafteſter Zuſtimmung aus, daß ſich die ſogenannten weſt⸗ lichen Demokratien in Bezug auf Volksverbundenheit an der Regierungsform in Deutſchland ein Beiſpiel nehmen könnten. „Es gibt heute in Europa keine Regierung“— erneute ſtürmiſche Beifallskundgebungen unkerſtrichen dieſe Feſt⸗ ſtellung—,„die ſo volksverbunden wäre wie die unſere. In keinem anderen Land dürfte die Regierung das Volk ſo oft auffordern, an die Wahlurne zu kreten.“ Wenn der Führer nun das deutſche Volk erneut zu einer Wahl aufrufe, ſo tue er es in der Ueberzeugung, daß er ein wahrhaft gutes Gewiſſen vor ſei⸗ nem Volk haben kann. Und wenn die Emigranten in an⸗ deren Ländern immer noch den Eindruck zu erwecken ſuchen, als ſei das nationalſozialiſtiſche Regime nicht im Lande ver⸗ wurzelt, ſo werden wir ihnen erneut beweiſen, daß das Ge⸗ genteil der Fall iſt. „Wir werden ihnen zeigen, daß die eine Partei, die wir heute ſtatt der Dutzende vergangener Parteien be⸗ ſitzen, um ſo enger und verantworkungsvoller mit dem Volk verbunden iſt. Denn jenen Parteien weint das deutſche Volk keine Träne nach. Es iſt ja trotzdem an der Geſtaltung ſeines Schickſals aufs engſte beteiligt, indem es eine ſtarke Führung mit der Geſtaltung dieſes Schickſals beauftragt, die Mut und Vertrauen genug beſitzt, dem Volk immer wieder Gelegen⸗ heit zur Abgabe eines Urteils zu geben. Im übrigen kommen wir ja nicht nur in Wahlzeiten zum Volk. Ununterbrochen haben wir in dieſen drei Jahren mit⸗ ten im Volk geſtanden, haben auch unpopuläre Entſchlüſſe als notwendig klarzumachen verſucht, haben Rechenſchaft abgelegt und auf den Ernſt der Lage verwieſen. So man⸗ ches Opfer konnten wir fordern in dem Bewußtſein, die notwendige Gefolgſchaft zu finden. So kann es nicht aus⸗ bleiben, daß tatſächlich der Wille des Volkes in der Füh⸗ rung ſeinen plaſtiſchen Ausdruck findet.“ Die Zuſtände vor 1933 Dr. Goebbels zeigte dann in eindrucksvollen, mit be⸗ weiskräftigen Zahlen belegten Worten, wie der Führer im Januar 1933 Deutſchland vorfand und wie ſich dieſe Lage heute grundlegend geändert und gebeſſert hat. Wie grundlegend ſie ſich gebeſſert habe, könne man daraus erſehen, daß das deutſche Volk heute kaum noch wiſſe, wie Deutſchland einmal ausgeſehen habe. Als der Führer an die Macht gerufen wurde, ſtand das Reich im wahrſten Sinne des Worles vor dem Ruin. Wir hatten ſieben Millionen gezählte Arbeitsloſe. Handel und andel waren bis auf ein Minimum zuſammenge⸗ ſchrumpft. Die fürchterlichſten ſozialen Notſtände herrſchken in den breiten Maſſen und die Regierung ſtand dem taten⸗ los und energielos gegenüber. Man wußte gar nicht mehr, wer regierte. Die Regierungen wechſelten jeden Mo⸗ nat. Die Finanzen des Reichs, der Länder und Gemeinden befanden ſich in einem verzweifelten Zuſtand. Ein Drittel des Bauerntums ſtand vor der wirtſchaftlichen Kakaſtrophe. Der ganze deutſche Land und Grundbeſitz ging in die ände des internationalen wurzelloſen Leihkapitals über. Die Jugend der Nation ſtand verzweifelt bor den Arbeitsämtern und war eine billige Veute des Verbrechens und des internationalen Kommu⸗ nismus. Die deutſche Kultur befand ſich in einem fürchterlichen Zuſtand. In Berlin ſpielten nur noch drei Theater“ Unſere deutſche Kultur, Preſſe, Film, Theater, 1 1 85 faſt ausſchließlich von internationalen Juden reprä⸗ ert. ſenti Wenn eine Regierung nur den leiſeſten Verſuch machte, egen die inkernationalen Tributdiktate tellung zu nehmen, mußte ſie gewärtigen, von der Preſſe an das Ausland denunziert zu werden. Die Regierungen machten überhaupt keine Pläne mehr, weil ſie wußten, daß die Pläne doch nicht durchgeführt werden konnten. Die Parteien ſahen nicht auf das große Ganze, ſondern lebten von der Not des Landes Der inkernation ale olſche wis mus ſchnellte bis auf weit über 100 Reichskagsmandate hinauf, ſo daß ſich am Ende die große volitiſche Auseinanderſetzung in Deutſchland nur Bote noch zwiſchen Nationalſozialismus und Volſchewismüs ab⸗ ſpielte. Das Reich ſelbſt ſtand vor dem innerpolitiſchen Zer⸗ fall. Das Ausland baute ſeine Pläne auf die inner politiſche Schwäche des Reiches auf. Wir waren im Völker⸗ bund nur geduldet. Jedes Diktat mußte angenommen wer⸗ den. Wenn eine Regierung nur den geringſten Widerſtand wagte, fielen ihr entweder die Länder oder die Parteien in den Rücken. Landesverrat war nicht nur in der Preſſe, ſondern auch im Parlament und in den Kabinetten der einzelnen Länder zuhauſe. Wir waren weder Herr über unſere Wehrhoheit noch über unſere Souveränität und unſer Reichsgebiet. Die Grenzen ſelbſt waren nach allen Richtungen hin offen. Erdrückende Reparations⸗ laſten lagen auf der Nation. Sie wurden dadurch bezahlt, daß wir Kredite in anderen Ländern aufnahmen. Man täuſchte für kurze Zeit ein Leben in Schönheit und Würde vor, und als die geborgten Gelder verbraucht waren, kam der graue Aſchermittwoch der Erkenntnis. „Wir haben,“ ſo erklärte Dr. Goebbels unter ſtarkem Beifall,„gegen dieſe Zuſtände 14 Jahre lang gekämpft. Wir haben in breiter Front den Angriff vorgetragen und ſind nicht müde geworden, das Volk aufzurufen. Nach einem 14jährigen Kampf gelang es uns, die Macht an uns zu reißen.“ Was der Führer aus Deutſchland machte Dieſem Bild des völligen inner⸗ und außenpolitiſchen Zerfalls, wie es der Führer am 30. Januar 1933 in Deutſchland vorfand, ſtellte Dr. Goebbels nun in einem eindrucksvollen und durch umfangreiches Zahlenmaterial belegten Vergleich die Leiſtungen des Nationalſozialismus gegenüber. „Wir haben uns nicht mit der Arbeitsloſenzahl von ſie⸗ ben Millionen abgefunden,“ ſo rief er aus,„ſondern haben ſie durch großzügige Aufbauprojekte bezwungen. Aus ſie⸗ ben Millionen Arbeitsloſen im Jahre 1932 wurden 2,5 zu Beginn des Jahres 1936. Die Steigerung der Umſätze im Hand.⸗ werk von 10,9 Milliarden Mark im Jahre 1932 auf 14,5 Milliarden Mark im Jahre 1935 iſt ein Beweis dafür, daß die neu in den Arbeitsprozeß eingeſchalteten Volksgefoſ⸗ ſen ihre Lebenshaltung verbeſſern konnten. Die indu⸗ ſtrielle Erzeugung iſt von 34,8 Milliarden im Jahre 1932 auf 58,5 Milliarden im Jahre 1935 geſtiegen. Von Reichsbahn und Binnenſchiffahrt wur⸗ den 1932 täglich 1,07 Millionen Tonnen befördert und 1935 1,48 Millionen Tonnen. Aus der Erhöhung der Spareinlagen in den deutſchen Sparkaſſen von 9,9 Milliarden Mark Ende 1932 auf 13,4 Milliarden Mark Ende 1935 geht hervor, daß die weniger bemittelten Volksſchichten die Hauptnutz⸗ nießer dieſer Steigerung der Umſätze ſind Denn die Erhö⸗ hung der Spareinlagen iſt das Ergebnis eines zielbewuß'⸗ ten, alle Stände und Berufe umfaſſenden nationalen Auf⸗ bauprogramms, das aber keineswegs auf Koſten der all gemeinen Wohlfahrt ging. So ſtellte der jüngſte Bericht der 19. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz 1935 über den bezahlten Urlaub. feſt, daß von den rund 19 Millionen Arbeitern in Europa, die Anſpruch auf bezahlten Urlaub haben, rund 12 Millio- nen auf Deutſchland entfallen. In der Steigerung des Volkseinkommens von 45 Milliarden im Jahre 1932 auf 56 Milliarden im Jahre 1935 ſind die Lohnſummen enthalten, die jene fünf Millionen Volksgenoſſen bekommen, die wir in unſerem Generalaufbauplan wieder in die Fabriken und Werkſtätten geführt haben. Sie ſind wieder arbeitende Glieder unſerer Volksgemeinſchaft geworden und brauchen ſich in unſerem Staat nicht verlaſſen zu fühlen.(Starker Beifall.) Ein wei⸗ terer Beweis dafür, wie die nationalſozialiſtiſche Führung es berſtanden hat, nur ſolche Projekte zu entwerfen, die wirklich von Erfolg begleitet ſind, iſt der Rückgang der Geſchäftszuſammenbrüche von 70 000 in den Jahren 1930 bis 1932 auf 23 000 in der gleich langen Zeit von 1933 bis 1935.“ Unter ſtärkſtem Beifall der Zuhörer gab Dr. Goebbels ſodann die Zahlen über das gewaltige Werk der Reichs outobahßen bekannt. Neben dieſen materiellen Erfolgen aber ſtehen ebenſo große ideelle Erfolge. Millionen Menſchen glaub⸗ ten früher, daß die Arbeit nur ein Fluch und eine Schande ſei. Wir aber haben der Arbeit ihre Ehre wieder zurück⸗ gegeben und unter der Porole „Ehret den Arbeiter und achtet die Arbeit“ die deutſche Arbeiterſchaft am 1. Mai 1933 zum erſtenmal zu einem großen, alle umfaſſenden nationalen Arbeiter⸗ feiertag aufgerufen. Arbeiter und Unternehmer marſchieren jetzt wisder Hand in Hand! Die deutſche Automobilinduſtrie liefert ein plaſtiſches Beiſpiel dafür, wie wir die Produktion wieder angekurbelt haben. 1932 wurden 104 600 Kraft⸗ fahrzeuge in Deutſchland hergeſtellt, 1935 dagegen 353 000. 1932 waren 33 000 Arbeiter in der Automobilinduſtrie be⸗ ſchäftigt, 1935 über 100 000. Der Geſamtumſatz der deutſchen Automobilinduſtrie ſtieg von 295 Millionen Mark im Jahre 1932 auf rund 1,150 Milliarden Mark 1935. Ueber 250 000 arbeitsloſe Volksgenoſſen wurden ſeit An⸗ fang 1933 in der Autoinduſtrie und deren Lieferinduſtries neueingeſtellt. Wir mußten natürlich zur Ankurbelung der Wirtſchaft mehr Rohſtoffe einführen und damit mit den Debviſen haushalten. Wir ſind knapp an Deviſen, das geben wir zu, aber— und lauter Beifall unterſtrich dieſe Worte—„wir ſind bis jetzt noch ausgekommen. Im Jahre 1932 haben wir für 4,5 Milliarden Lebensmittel ein⸗ geführt, im Jahre 1935 brauchten wir dafür nur noch 0,9 Milliarden auszugeben. Wir haben für die erſparten De⸗ viſen ſolche Dinge eingeführt, die der Arbeitsbeſchaffung zugute kommen.“ Wie viel beſſer ſich heute unſer Volk fühlt, das ergibt ſich am beſten aus unſerer Bevölkerungsbe⸗ wegung. Von den vielen Kindern, die mehr geboren worden ſind, kann man mit autem Recht ſagen: Das ſind die Kinder des naftonalſogalſſnſchen deutſch. and. Wo der Einzelne nicht in der Lage iſt, des Hungers und fen Kälte Herr zu werden, da ſetzt das von uns geſchaf⸗ ene große Werk der Winterhilfe ein. Allein die Karkoffeln, die von der Winkerhilfe den bedürftigen Volksgenoſſen geliefert worden ſind, wür⸗ den einen Eiſenbahnzug füllen, der von Berlin bis Addis Abeba reicht. Eine ähnlich gigantiſche Jahl ergibt ſich auch für die Kohlenlieferungen. „Kraft durch Freude“ Darüber hinaus haben wir den werktätigen Volksgenoſ⸗ ſen auch etwas für die Seele gegeben durch die Organiſa⸗ tion„Kraft durch Freude“. Dieſe Organiſation verfügt über ſechs Urlauberſchiffe mit 80000 Bruttoregiſterton⸗ nen, die im Jahre 1935 107 Hochſeefahrten mit 150 000 Paſſagieren durchgeführt haben. Zwei Schiffsneu⸗ bauten von je 25 000 Brutooregiſtertonnen ſind in Bau. Für den Seeurlaub in großem Stil iſt mit dem Bau des Seebads an der Oſtſee begonnen worden.(Leb⸗ hafter Beifall bezeugt den Dank der Maſſen für dieſe ge⸗ waltigen ſozialen Maßnahmen.) In vier bis fünf Jahren werden die meiſten deutſchen Arbeiter ihren Urlaub im bayeriſchen Hochgebirge, an der See oder auf Schiffen in fernen Ländern verbringen können Das iſt die Verwir des marxiſtiſchen Verſpre⸗ chens, daß die Arbeiter einmal auf eigenen Schiffen die Wellen des Weltmeeres durchkreuzen werden. Die anderen haben es verſprochen und wir haben es gehalten.(Ju⸗ belnde Juſtimmung.) Drei Jahre Außenpolitik ſozialiſtiſchen Regierung auf dem Gebiet der Außenpolitik: ſozialiſtiſchen Kegierung tuf dem Gebiet der Außenpolitik: „Im Januar 1933 war Deutſchland ein Spielball in den Händen der Weltmächte. Es blieb nichts anderes übrig, als den Völkerbund, der uns die Gleichberechtigung verſagte, zu verlaſſen. Der Füh ver, der dieſen ſchweren Entſchluß erſt faßte, als es keine andere Möglichkeit mehr gab, Deutſchlands Ehre und Gleichberechtigung zu erkämp⸗ fen, erhielt dafür das Ja-Wort des ganzen deutſchen Volkes. Dann wurde die deutſche Wehrmacht wiederaufge⸗ baut, da die anderen Mächte das Abrüſtungsverſprechen nicht eingehalten hatten. Wenn wir jetzt die Remilitariſierung des Rheinlands durchgeführt haben, ſo ſoll das keine Drohung gegen Frank⸗ reich ſein. Wir wollen nicht die Brücken zu Frankreich ab⸗ rechen, im Gegenteil, wir wünſchten, daß dies der erſte Schritt zu einer wirklichen Neuordnung in Europa ſein möge, um mit den anderen großen Mächten in Europa zu einem langjährigen Vertrag, zum Frieden und zur Wohl- fahrt der Völker zu gelangen. Man kann ſehr wohl Verträge mit Deutſchland abſchlie⸗ ßen. Wie wir unſere Verträge halten, kann man an dem deutſch⸗polniſchen Abkommen ſehen. Dieſen Vertrag halten wir, weil er der Vernunft entſpricht. Des Führes großes Angebot Dr. Goebbels ging nun auf die große hiſtoriſche Tat Adolf Hitlers vom 7. März ein und erläuterte noch einmal das außenpolitiſche Angebot des Führers in allen Einzel⸗ heiten, wobei faſt jeder Satz von ſtärkſtem und langanhal⸗ tendem Beifall begleitet wurde. Deutſchland hat jeßt wie⸗ der wie jeder andere Staat das Recht, für die Sicherheit ſeiner Grenzen ſelbſt zu ſorgen, und auch die Möglichkeit, ſeine Grenzen zu beſchützen. „Der Führer hat eine ganze Reihe von konſtruktiven Friedensvorſchlägen gemachk. Er hat Frankreich und Bel⸗ gien für 25 Jahre einen Nichkangriffspakt angebolen. Er hat den Weſtmächten einen Schutzpakt angeboken. Er hat ſich bereit erklärt, mit allen Kandſtaaten einſchließlich Li⸗ kauen einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Er hal ſich ferner bereit erklärt, auf der Grundlage der Gegenſeitig⸗ keit im ſelben Amfange wie Frankreich eine enkmilitari⸗ ſierte Zone zu ſchaffen. Es muß endlich einmal eine dauer⸗ hafte Friedensgrundlage geſchaffen werden. Wit wollen jetzt einen Verkrag abſchließen, den man halten kann. And das iſt nur möglich, wenn er die Gleichberechligung jedes Berkragsparkners zur Grundlage hat! Dazu hakt der Führer ſeinen hiſtoriſchen Akt vollzogen, und dazu ſoll ſich nun am 29, März das deutſche Volk be⸗ kennen.(Durch ſtürmiſchen Beifall geben die Maſſen ihrem Bekenntnis ſchon hier überzeugenden Ausdruck) Ihr, meine Volksgenoſſen, habt dem Führer immer zur Seite geſtanden. Ihr habt ihm immer gezeigt, deßz Ihr bei ihm ſteht, mit ihm fühlt und mit ihm denkt. Die Welt muß einſehen, daß es keine andere Löſung der großen internationalen Probleme gibt als die, die der Führer aufgezeigt hat. Die Welt kann jetzt nicht mehr ſagen, daß der Führer keine präziſen Vorſchläge mache. Er hat ſie gemacht und es ſind die einzigen Vorſchläge, die den politiſchen und wirkſchaftlichen Wiederaufſtieg Europas in die Wege leiten können. Drei Jahre hat der Führer gearbeitet als verantwort⸗ licher Leiter der Politik unſeres nationalſozialiſtiſchen Staa⸗ tes. Er hat in dieſen drei Jahren nur die Sorge um ſein Volk gekannt, er hat Tag und Nacht geſchafft und keine Verantwortung geſcheut, hat auf ſein Privatleben verzich⸗ tet und ſein einziges Glück in der Sorge um ſein Volk ge⸗ ehen. Der Himmel hat ſeine Arbeit und ſeine Verantwor⸗ tungsfreude mit Erfolgen in überreichem Maße belohnt. Wir haben Erfolge gehabt, die wir 1933 in unſeren kühn⸗ ſten Träumen uns nicht vorzuſtellen gewagt hätten. Auf dieſe Erfolge nun ſoll unſer Volk ein neues nationales Le⸗ hen aufbauen. Ich möchke in dieſer Skunde, da wir einen kurzen, aber harken und arbeitsreichen Wahlkampf eröffnen, Ihnen allen und den Hunderktauſenden und Millionen, die über die Aekherwellen hinweg mit uns im Geiſte verbunden ſind, zurufen:. 5 a Erhebe Dich, Du deutſches Volk und kue Deine Pflicht! keiner wird fehlen wollen, wenn es um Leben und Zukunft des deulſchen Volkes geht!“ 5 5 Unterhalt Soldaten Der Kampf iſt ſchwer, der Kampf iſt hart Nun zeige dich als Mann. Als Mann ſo wie dein Vordermann, Als Mann ſo wie dein Nebenmann, Soldat, der Kampf iſt hart. Und wird der Himmel rok wie Blut, Und greift der Feind uns an. Alsdann ſo wie dein Vordermann, Alsdann ſo wie dein Nebenmann, Voran und kämpfe gut! Der Kampf iſt ſchwer, der Kampf iſt hart, Und packt der Tod dich an, Alsdann ſo wie dein Vordermann. Alsdann ſo wie den Nebenmann, Wirſt du ins Grab geſcharrk. Drauf wachſen Blumen blau und rok, Und du ſchläfſt gut und ſüß Alsdann ſo wie dein Vordermann, Alsdann ſo wie dein Nebenmann. Der Kamerad dir hieß. Herbert Menzel. FfPPVV'o ꝓꝓ]]]AA Die Galionsfigur Von Carl Heinz de Venza. Es war nicht leicht, an das Segelſchiff her⸗ anzukommen. Der Hafen, die Nacht war in Aufruhr. Aber endlich hatten die Männer das Boot längsſeit. Er wartete in der Kajüte des Kapitäns. Die gediegene Wohnlichkeit verwirrte den Flie⸗ ger. Der Geiſt kühner Seefahrer war hier le⸗ bendig, der Wille von Männern, die den Menſchen die Meere erobert hatten. Jeder Gegenſtand legte Zeugnis ab. Selbſt der ſtarre Albatros an der Wand, das goldene Budohabild auf dem Sims, die ſchwebende hölzerne Weibsfigur, die einem Bugſpriet gleich das Zimmer durchſtach, alles ſchien eine Stimme zu haben, die eindringlich war wie der Atem des Meeres. Er hatte in über⸗ mütiger Laune den grauen Windjammer be⸗ ſtiegen, um dem Freund gute RNeiſe zu wün⸗ ſchen. Jetzt bedrängte ihn hier eine Welt, der er mit allen Gedanken gehorchen mußte.— Plötzuch ſtand der Kapitän in der Tür: „Ich denke, du biſt nach England geflogen!“ „Startverbot“, ſagte der Flieger.„Bei ſol⸗ chem Wetter.. „Ich gehe noch dieſe Nacht ankerauf. Mit vollen Segeln nach Auſtralien!“ „Und biſt in 90 Tagen glücklich am Ziel!“ Es klang gereizt.„Geſchwindigkeit, mein Lie⸗ ber, Geſchwindigkeit iſt heute Trumpf! Wit fliegen in zehn Tagen nach Auſtralien!“ „Mit Sicherheit erſt dann, wenn Ihr die Luft erobert habt... Ein Glas Moſel ge⸗ fällig?“ Sie tranken. Das Waſſer gurgelte unter dem Schiff wie ein verärgertes Seeungeheuer. Der Flieger ſtarrte das ſchwebende Bild an. Das phantaſtiſche Weib ſchien ihm ins Ge⸗ ſicht zu lächeln. „Es iſt eine alte Galionsfigur“, ſchmun⸗ zelte der Kapitän.„Sie hat den ſtolzeſten Klippern der Segelſchiffszeiten vorange⸗ ſchwebt.“ „Das 1 ihr den Buſen zu ſchwellen. Sie lächelt mich hochmütig an.“ „Vielleicht lächelt ſie über dein ſtolzes Wort vom Trumpf der Geſchwindigkeit. Sie kennt dieſe menſchliche Leidenſchaft. Sie hat ihr ge⸗ dient, hat vielen ehrgeizigen Schiffern Glück gebracht. Die brauſende Fahrt eines Seglers erſcheinr ihrem alten Herzen wahrſcheinlich ku⸗ gendhafter als der Flug einer Luftmaſchine. Sie weiß, wie mühſelig es war, mit Wind und Segeln das Meer zu bezwingen. Vielleicht lächelte ſie über die Menſchen, die das lo ſchnell vergeſſen, da ſie ſich nun die Lüfte erobern wollen.“ „Abergläubiſcher“, lachte der Flieger.„Stur leib ihr Leute der See, inverbeſſerlich!“ „Sie hat die Zeiten erlebt, da der Menſch das Seeſahren zu meiſtern begann, die Träg⸗ hein entwaffnete und dazu begabt wurde, mein Lieber, dereinſt auch fliegen zu können!“ „Da zierte ſie alſo das erſte Schiff, das mit der Zeit um die Wette lief?“ 5 „Das erſte wellenſchneidende Segelſchiff, ja! Statt mit ſchwerem Bug war es mit ſcharfem Steven bewehrt, der die Flut zerritzte und zur Seite warf. Dieſe Klipper brachten Be⸗ ie nutzbare Schnelligkeit in die Schiff⸗ fahrt. „Geſchwindiglkeit, fe du!“ Der Flieger triumphierte.„Jetzt kommt mir dein hölzernes Weib ſchon ſympathiſcher vor!“ „Du wirſt es noch lieben lernen!“ Als ab er die ſtürmende Welt von heute zu Danke verpflichten müſſe, ſprach der Segelſchiffsmann vom Geiſt der genialen Männer, die die ſeetüchtigen 1 erfunden, von den kühnen Schiffern, die ſie erprobt hatten. Hinter den leuchtenden Bildern fel Erzählungen ſtanden chattenhaft die Riſſe plumper Getreideſchiffe r Römerzeſt, dickbauchiger Koggen des Mik⸗ telalters, ſtumpfer Fregatten, die nachts ihre Anker auswarfen und Jahre. einer Indien⸗ fahrt brauchten. Da kamen dem Flieger die rauſchenden Klipper, die das vorige Jahr⸗ hn rt mit ihren neunzigtägigen Reiſen nach ma begeiſterten, wie Stratoſphärenflug⸗ teuge vor, die plößzlich alle Rekorde brachen. Er hörte den Aufruhr der Parlamente, die das heikle Problem der Schnelligkeit in der Schiffahrt umſtritten. Er ſah den heimlichen Kampf von Marineminiſtern, die einander die Formen und Maße der Neubauten ſtahlen, wenn ſie ein Meiſterſchiff in den Docks über⸗ raſchen konnten. Der Wetteifer der Völker zur See hatle begonnen, und für den See⸗ mann die kühne romantiſche Segelſchiffsfahr⸗ zeit. „Proſt!“ rief der Kapitän. Immer ranker würden die Schiffe. Die Maſten wuchſen in den Himmel. Was brauchte man Nutzraum! Das Volumen des Opiums war klein wie das des erhandelten Silbers. Rauſchenden Vögeln gleich zogen die Schmugglerſchiffe nach Aſien. Fiſcher, verkappte Piraten erwarteten ſie. Ihre Zampans fielen zu r das wehrloſe Schiff her, U war in den heimlichen Buch⸗ Dſchunken und Hunderten übe wenn es windſti ten. Und als man das Segelvermögen der Klipper erhöht, die Wendigkeit aufgeführt hatte, da fehlte es wieder an Seefeſtigkeit. Manch tüchtiges Schiff, manches Menſchen⸗ leben verſcholl, als die unheimliche Jagd nach dem Gold Kaliforniens die Menſchen über die Meere trieb. Der Weg ins irdiſche Glück führte um eine der windigſten Ecken der Welt, führte„rund ums Cap Horn“. Der Schiffbauer mußte von neuem erfinden, der Seemann von neuem die Keckheit bezäh⸗ men. Was nutzte es dem übermütigen Schif⸗ fer, wenn er im Sturm an dem verzagten Rivalen vorbeifuhr, ihn ſpöttiſch mit nack⸗ tem Kiel umkreiſte, um ſelbſt dabei über Kopf zu gehen? Man lernte, die wendigen Schiffe ſeetüchtig machen. Dann ging es mit geſpreizten Segeln wie⸗ der nach Oſten. Die Teefahrten hatten begon⸗ nen. Hohe Fracht, eitler Seemannsruhm wink⸗ ten dem Kapitän, der die Ernte in raſcheſter Fahrt an die Märkte Europas brachte. Man ſetzte aufs ſchnellſte Schiff. Der mächtigſte Gouverneur wie der ärmſte Kuli verwetteten ihren Lohn. Der langſamſte Windjammer trat gegen den ſchnittigſten Klipper auf. Was ſcherte es den verſchlagenen Klipper, wenn er fämtliche Wetter der Welt verlor! Er hatte die Frachtrate liſtig hinaufgezwungen und ver⸗ diente ein rundes Vermögen daran. In Rudeln zu fünfen verließen die Wett⸗ fahrer die fernen Häfen. Todesmutige Schif⸗ fer führten ſie an. Die derben Alten, die alle Winde und Wege der öſtlichen Inſelwelt in den Seebeinen hatten, verſuchten es noch mit Liſt. „Das Schiff dieſer alten Galion“, ſchloß der Kapitän,„ſiegke mit zwanzig Minuten!“ Ein heftiger Windſtoß fuhr gegen die Bord⸗ wand. Das hölzerne Weib erzitterte. Sein Lächeln dünkte dem Flieger freundlich. „So wurde der Menſch zum Herrn in der blauen Welt“, ſagte er langſam.„So hat er ſich ſtählerne Nerven erfunden, um das Wag⸗ nis des Fliegens zu meiſtern, die Kunſt der höchſten Geſchwindigkeit.“ Der Seemann füllte die Gläſer und ſtieß mit dem Freund an. Im Geiſte ſah er den edlen Klipper, der das Mutterſchiff aller deutſchen Segler geweſen war. Der ſeinige war ſozuſagen ſein würdigſtes Kind. „Und du biſt das Kind ſeiner einſtigen Führer“, ergänzte der Flieger.„Ich würde an deiner Stelle zur Olympiade das Rennen für Deutſchland fahren! Von Amerika nach Cap Lizard!“ „Mit pfeifenden Segeln und krachenden Stangen, mein Lieber! Die Galionsfigur hoch im Top!“ „Und der Sieg wäre unſer!“ Auf Leben und od Von N. von Gagern. Aus dem berühmten Schlittengefolge Maria Thereſias war ein Schlitten auf meine Vor⸗ fahren überlommen; lange in Ehren und Ge⸗ brauch geſtanden, dürfte er heute dem Fraße der Holzwürmer anheimgefallen ſein. Eine längliche, wohlgeformte Muſchel, von ge⸗ ſchnitzten Rokokoſchnörkeln eingefaßt, ruhte auf pier geſchweiften Stützen, die ſich in die brei⸗ ten, ſchrägen Kufen ſtemmten, und dieſe ſtiegen ſteil vorne auf, um ſich in einer zierlichen Schnecke zu vereinigen. Dort pendelte ein wohl⸗ geſtimmtes Dreiglöckengeläute. Aus dem Rück⸗ teil der lederausgepolſterten Muſchel— die nur eine Perſon faßte— ragte ein biskuit⸗ förmiger Lederſeſſel für den Roſſelenker; der ſogenannte„Löffel“. Unſere Juchtenſtiefel und modernen Jagd⸗ waffen paßten wenig zu dieſem Schäferſtil. Gedacht war das Bild ganz anders: In der Muſche. ſaß ein zierliches Rokokopüppchen mit gepudertem Geſicht, ein ſchwarzes Pfläſter⸗ chen auf der Wange, ein Muff über die Händ⸗ chen, und die Beinchen ſtaken unter einer aus Füchſen geſtückelten Decke; die weißendigen Ruten wedelten luſtig im Flockentreiben durch die friſche Winterluft. Auf dem Löffel aber ſaß der Kavalier, die Zügel rechts und links der Zarten ergreifend und dieſe ſymboliſch umſpannend. Wenn dann die Fahrt nach be⸗ quemem„Ohrengeflüſter“ ohne Unfall beendet war, ſo trat das„Schlittenrecht“ in Kraft; der Kavalier durfte vor dem Abſteigen der Schönen einen Kuß geben. Heute— es ſind ſeitdem auch 40 Jahre her— ſaß keine kleine Pompadour in der Muſchel, ſondern mein ſtahlharter Freund Moritz; ein rothaariger, ſommerſproſſiger jun⸗ ger Mann aus altem Seldengeſchlecht, mit ſtechenden Augen, weißlichen Brauen, ſcharf⸗ geſchnittenem Profil und markanter Naſe und energiſchem Kinn. Sein rechtes Bein war von früher Jugend in eine Maſchine gebettet; denn man hatte dem kaum Zwölfjährigen die Hüftgelenkskugel herausgeſägt. Ein unerwarteter Einfall nordiſcher Gäſte, vornehmlich Gänſe, lockte uns Nimrode in ein Sumpfgebiet zwiſchen toten Flußarmen. Ich ſaß nun hinten als„Kavalier“, hatte meine Elfer in langen Halinas ſtecken und kutſchierte meine„Pompadour“. Nach einem Kuſſe gelüſtete es mich nicht. Etwa fünf Gänſe und zehn Enten waren auf der alten Waſchbärendecke verſtaut wor⸗ den, und ſo ſauſten wir mit den flotten Lipiz⸗ zanern auf jungfräulich reiner Bahn durch dreiviertelmelerhohen Pulverſchnee einem wohl⸗ verdienten, dampfenden Tee zu. Plötzlich macht die Straße eine ſcharfe Kurve, gerade dort, wo ſie links ſteil zum Fluſſe abfällt und rechts ein verlaſſener Steinbruch jäh aufſteigt. Ich muß das ſcharfe Handpferd mit dem Zügel abbremſen. Ratſch, reißt mir das Leitſeil ab, und da ich ſtark im Zügel hing, purzelte ich ſeitwärts in den hohen Schnee. Als ich mich erhob, war das Gefährt längſt um die Kurve geſauſt, und im Geiſte ſah ich Freund Motz, die Lipizzaner, itten ſamt Gewehren und Gänſen im Treibeiſe verſinken. Was ich konnte, ſchnaufte ich der Spur nach, Kaum um die Ecke, mußte ich feſtſtellen, daß meinen Blicken alles verſchleiert war. Nur die Decke mit den Gäuſen lag fünfzig Schritt weiter mitten auf der Straße. Die Spuren des Schlittens führten nirgends vom Straßen⸗ damme weg. Gottlob! Aber. wo werden ſie anrennen? Er iſt ja hilflos! And als ich die zweite Kurve umſchlug, da ſtand das Gefährt mitten auf dem Fahr⸗ damm; Freund Motz vor den Röſſern; dieſe an den Köpfen haltend und ſtreichelnd. Ich atmete auf. „Biſt du auch ſchon da? Biſt weich gefal⸗ len?“ ſpotlete er. „Ich ſchon“, ſagte ich kleinlaut.„Aber ſag mal, wie iſt denn das möglich geweſen?“ Motz ſchob ſeine Kurze in den anderen Mundwinkel, als wäre nichts geſchehen:„Sehr einfach! Ich kletterte aus dem Schlitten, er⸗ reichte die Deichſel und ſchlich mich auf dieſer ſo weit vor, daß ich die Zügelkreuzungen er⸗ greifen konnte, und, auf der Stange reitend, brachte ich die Beſtien zum Stehen. Es war weiter nichts dahinter, nur das Herauskommen war etwas ſchwierig mit meinem ſteifen Bein.“ Mir ſchien es wie ein Traum— eine Unmöglichkeit! Denn ich ſah immer noch alles im Treibeiſe verſinken. Dann aber ſuchte mein Spürſinn nach den verräteriſchen Kennzeichen. Die abgeſchürfte Deichſel, die unterwegs ge⸗ fundene Decke, die Spuren im Schnee alles ſprach für die Wahrheit der Darſtellung. Ueberhaupt: Motz war kein Aufſchneider. An⸗ ders konnte es ja auch nicht gut ſein. And nun kam ein Jäger des Wegs, und ſagte, er ſei gerade oberhalb des verlaſſenen Steinbruchs eſtanden und ſei Zeuge des grauſigen Schau⸗ ſpiels geweſen. Er nannte es eine Zirkus⸗ leiſtung. Als wir den Schlitten verließen, gab ich der „ſommerſproſſigen Pompadour“ dennoch einen 15 Männerkuß:„Motz, ich danke dir! Du biſt ein ganzer Kerl!“ eltſamer Warteſaal Schon bevor er ſelbſt ſichtbar iſt, künden ihn Menſchengruppen an, die auf den unwiſ⸗ ſenden Paſſanten fragwürdig wirken. Leute ſtehen auf der Straße herum, hutlos, an Hauswände gelehnt, ſchweigend ſich gegenſeitig beſtarrend oder auch verſtrickt in hitzige Debat⸗ ten, die begleitet werden vom Gebärdenſpiel der Fanatiker. Fahrräder, eine ganze Kolonne Fahrräder, ſind am Trottoir aufgeſtellt, die verwitterten Nickelteile glänzen ſilbern in der Nachmittagsſonne. Tagesziel vieler Menſchen, oft auch ihre einzige Exiſtenz— ein Haſard⸗ leben— iſt er, der ſeltſame Warteſaal: ein kleiner Ladenraum, halbdunkel, dürftig, ein⸗ gerichtet, Mobiliar und Tapete altersgrau. Immer iſt der Raum voller Menſchen. Nie reichen die Stühle, kleine, niedrige, unbe⸗ queme Hocker. Aber die meiſten der Beſucher ſtehen viel lieber. Da ſie hier nichts zu kun haben, als zu warten, womit ſie eine der ſchwerſten Beſchäftigungen vollbringen, ent⸗ ſtehen hier oft langwierige, ernſte Anterhaltun⸗ gen zwiſchen Unbekannten, die ſich drei Stun⸗ den ſpäter gewiß wieder ebenſo fremd ſind wie vorher. Die Urſache, weshalb dieſe Menſchen hier⸗ herkommen, miteinander reden, ſtundenlang warten, iſt eines der herrlichſten Schauſpiele, die dem menſchlichen Auge geboten werden können. Weit entfernt, oft ungeheuer weit entfernt— ein Meer ſtrömt manchmal da⸗ zwiſchen— Tauſende von Kilometer entfernt rennen Pferde. Wunderbar gewachſene, bra⸗ vourös geſchulte Tiere mit klingenden phan⸗ taſtiſchen Namen. Sie ſpringen, raſen, hüp⸗ ſen, känzeln über das leuchtende Gras, über die tückiſchen Hürden, Hals, Bein, Kopf, jeder Teil des nahezu fliegenden Tieres iſt berük⸗ kend im kraftvollen Ausdruck der Bewegung. Auf den Tribünen ſitzen die Zuſchauer. Die Große Welt. Parade der teuerſten Koſtüme, Hüte und Anzüge, letztes Modell. Was die Pferde nicht alles in Bewegung bringen! Ihren eigenen Körper, Jockeis, Manager und Vissen. ſogar die„große Welt“, die ſich doch gig gerne in Bewegung bringen läßt. Das Schal ſpiel, das die Pferde bieten, iſt gllerdm eines, das würdig iſt der vornehmſten 95 ſchauer. Aber die Wirkung der rengende Pferde geht weit hinaus über die Bahn, Ihe die Zuſchauer, über die Stadt, über gaz Land, ja ſogar über Erdteile. 5 Dieſe Leute, die hier in der Wartehalle zen, im Wetlbüro, im anderen Land, dene kaum noch daran, daß es Pferde ſind, diet ihren ſchlanken, raſſigen Beinen über die gaz nen Bahnen ſtürmen. Es ſind dieſelben Leite die überall ſind, wo es Geld zu gewinge gibt. Für ſie iſt das alles gleich. Ein Pfah. das ſo ſchön ſein kann, daß man ſtumm og ihm wird, oder eine Spielkarte, ſchmutzig i150 abgegriffen von tauſend gierigen Händen ode ein Automat, der Groſchen ſpringen laß Pferd, Automat, alles gleich, wenn man i gewinnt. Die Pferde ſauſen in Berlin, Londoß Paris, Runde um Runde durch die Baß hier ſchleichen die Minuten träge dahin. de Augen der Zuſchauer leuchten beim Anhlt! ihrer Lieblinge, hier hat auch jeder der War tenden ſeinen Favoriten, aber hier iſt da Favorit kein ſtolzes Pferd mehr, ſonden nichts anderes als eine„Quote“. Das ig das Groteske ſein, daß irgendwo ſich eh Schauſpiel in Glanz und Schönheit vollzieht das Tauſende von Zuſchauern zu Jubel uch Begeiſterung hinreißt und daß zur gleiche Zeit, zur gleichen Minute dieſes Schauſpae hier nicht anders erlebt wird, denn als ei kleines, niedriges Rechenexempel. Hier ſiſ ſie, die Wartenden, farbige Zeitungen in dei Hand, Blick und Zeigefinger an den ausge hängten Tabellen. Schaum der Anſtrengung vorm Maul, af Ziel angelangt, beginnen Radio, Telefon und Telegraf mit Blitzesſchnelle die Reſultate i alle Welt zu verbreiten, und wenn die J ſchauer in London, Berlin oder Paris d Rennbahn verlaſſen, ſo wiſſen auch die Lee in den fernen Warteſälen, was ſie an„ihre Gäulen“ verdient oder verloren haben. Damit die Wetter nicht ganz vergeſſen, daß es Pferde ſind, von denen ſie ihre Verdiene erwarten, hat man einige billige Farbendruct an die Wände des Warteſaales gehängt, die aber neben der Wichtigkeit der Tabellen und Startplätze kaum zur Beachtung gelangeg, Aber auch die Behörde hat ein kleines Schilde Kaum ſind die Pferde chen an die Wand geheftet: Unterſtüßung empfängern, die bei einer Razzia in Wel, ſälen angetroffen werden, wird die Unter ſtützung ſofort entzogen. Dieſes Schildchen wird ganz gewiß beachtet. die luſtige le „Kaum zu glauben“, ſagt Lilli ſanft,„daß es erſt fünf Jahre her ſind, ſeit wir uns zu letzt geſehen haben. Ich hätte dich kaun wiedererkannt!“ f „Ja, mir ging es genau ſo“, ſeufzt Eil „wäre mir nicht dein alter Mantel noch p gut in Erinnerung geblieben, hätte ich il geahnt, daß du das biſt 3 „Herr Ober“, fragte das Mädchen, das ſpät zum Rendevous kam,„erinnern Sie ſich daß hier um fünf Uhr ein Herr nach eie Dame in blauem Koſtüm fragte?“ „Ja, das tat er“, berichtete der Kelle „Und als er bis gegen ſieben Uhr gewart atte, ging er weg— zuſammen mit einen ame im braunen Koſtüſm * Eine amerikaniſche Reiſegeſellſchaft ſteh am Krater des Veſuys. „Na“, ſagt der Führer,„ſowas haben 8 wohl nicht in Amerika?“ „No. Aber bei uns haben wir ein' Waſſel fall, das würde auslöſchen das hier— in zehn Minuten.“ „Na, haben die Pillen dem kleinen Haß gut getan?“ fragte der Arzt. „O ſal, erwiderte die Mutter glüchleh „Er ſpielt den ganzen Tag damit.“ Rätſel⸗-Elke Bilder⸗Nätſel. Synonym. An Stelle eines jeden der nachstehende“ Wörter ſetze man ein ſynonymes, ſinnverwa tes Wort. Die Anfangsbuchſtaben dieſer en geben alsdann, miteinander verbunden, e Erinnerungsfeier für die im Weltkrieg geblt⸗ benen Opfer. 1. edelmütig, 2. unkadelig witzig, 4. ſpaßig, 5. mäßig, 6. zierlich, 7 hel einſtimmend, 8. bezaubert, 9. haltbar 10. ka dig, 11. wertlos, 12. 992 18. handgreiſh 14. durchtrieben, 15. paſſend.. Auflöſungen aus voriger Nummer: Rätſel:— Erbe— Elbe—(Mul ſpricht von lachenden Erben). Scharade; Augenblick, 1