enlge⸗ er für auch her, 15 utel, tifte ahl. 1. Mul ermielen, b. ⸗.. 1 — 7 Rr. 69(2. Blatt). Neckar Bote Sams tag, 21. März 1936 Hand im Recht! Von David Lloyd George, früheren engliſchen Miniſterpräſidenten. Ich begrüße es, daß Botſchafter von Ribbentrop die deutſche Regierung auf der Tagung in London vertritt, denn er genießt das Vertrauen des Reichskanzlers Hitler. Der Fehler, an dem die internationalen Tagungen bis⸗ her krankten, war der, daß die konferierenden Mächte über alles zu ſprechen bereit waren, nur nicht über die allein wichtige Frage, wie der Frieden ſichergeſtellt werden kann. Dabei iſt gerade dies der Punkt, der allen Menſchen in allen Ländern am meiſten am Herzen liegt. Niemand intereſſiert ſich dafür, wie die oder jene obſkure Klauſel in Pak⸗ ten und Verträgen auszulegen ſei, kein Menſch will den Krieg, höchſtens der franzöſiſche Generalſtab, der an einen leichten Sieg glaubt, wenn Frankreich jetzt die Gelegenheit benutzt, um das mangelhaft gerüſtete Deutſch⸗ land anzugreifen. Frankreichs Staatsmänner aber— deſſen bin ich ſicher— ſcheuen vor Kriegsmaßnahmen zurück. Der franzöſiſche Bauer wird ſelbſtverſtändlich marſchie⸗ ren, wenn ihm der Befehl dazu gegeben wird, aber er hat beſtimmt keine Luſt, dem Tod ins Angeſicht zu ſchauen, wenn ſein Vaterland nicht einmal angegriffen worden iſt. Zweifellos würde ganz Frankreich ſich freuen, wenn Deutſchland Sanktionen auferlegt würden. Aber außer Frankreich hat kein einziges Land Verlangen nach Sanktio⸗ nen mit Ausnahme Sowjetrußlands, deſſen Regierung ſich ſagt, daß angeſichts eines halbverhungerten Deutſchland und wirtſchaftlichen Wirrwarr allerorten der Kommunismus die größten Chancen hätte. Britannien iſt in dem vorliegenden Falle gegen Sanktionen. Kein Menſch hier denkt daran, das Ein⸗ rücken von einer oder zwei Diviſionen deutſcher Truppen in deutſches Gebiet als einen„flagranten Angriff“ zu wer⸗ ten. Der Vorfall iſt in keiner Weiſe mit dem Einfall von 300000 italieniſchen Soldaten in abeſſiniſches Gebiet und mit der Bombardierung äthiopiſcher Dörfer und Lazarette zu vergleichen Auch die ſkandinaviſchen Länder wollen nichts von Sanktionen wiſſen. Ohne Britan⸗ nien, Schweden, Holland und Dänemark aber wären Sank⸗ tionen illuſoriſch. Warum dann alſo nicht gleich auf die Kernfrage ein⸗ gehen und über den Frieden verhandeln? Es hat doch wirklich keinen Zweck, über kollektive Sicherheit hin und her zu reden, wenn die Führer der großen Nationen nicht ein bißchen mehr Gefühl für die Gemeinſamkeit des europäi⸗ ſchen Schickſals an den Tag legen. Es wird behauptet, daß ein revidierter Friedensvertrag ſolange wertlos bliebe, als man Deutſchland nicht jetzt durch Strafſmaßnahmen klarmache, daß in Zukunft die vertrag⸗ brechende Partei in jedem Fall durch gemeinſames Vor⸗ gehen der übrigen Vertragspartner beſtraft werden wird, ſo⸗ hald eine mutwillige und einſeitige Verletzung irgendeines Vertragsparagraphen erwieſen iſt. Das wäre alles ganz ſcön und vernünftig, wenn Deutſchland der Schul⸗ dige wäre. Aber der eigentlich vertragsbrü⸗ chige Teil ſind diejenigen geweſen, die jetzt am lauteſten vor„gerechter“ Entrüſtung ſchreien. Wie war es denn mit der Klauſel, in der der Verſailler Vertrag die allgemeine Abrüſtung vorſah, wenn ich fragen darf? Ich bin einer der vier Männer, denen die un⸗ angenehme Aufgabe oblag, die Verträge von 1919 aufzuſet⸗ zen. So mancher, der inzwiſchen zu der Anſicht gekommen iſt, dieſe Verträge ſeien ungebührlich hart geweſen, hat ſie damals nicht genug kritiſieren können mit der Begründung, ſie ſeien zu milde! Die Friedensbedingungen, die Deutſch⸗ land mit dieſen Verträgen auferlegt wurden, ſind bis zur Grenze des für Deutſchland Erträglichen und Tragba⸗ ren unbarmherzig durchgeführt worden, Deutſchland hat zwei Milliarden Reparationen gezahlt. Wir Engländer ſahen uns ſchon vor beinahe unüberwindlichen Schwierigkeiten, als es ſich darum handelte, eine einzige Milliarde an Amerika abzuführen— und dabei iſt unſer Land bedeutend reicher als Deutſchland. Wir entblößten. Deutſchland von ſeinem geſamten Kolonialbeſitz und beſchlagnahmten gleichzeitig Deutſchlands Eigentum dort. Wir nahmen ihm einen Teil des Mutterlan⸗ des— zum Teil handelte es ſich um Gebiete, die über 200 Jahre in Deutſchlands Beſitz geweſen waren. Wir haben Deutſchland ſeine ſtolze Flotte fortgenommen, ha⸗ ben ſein Millionenheer auf 100 000 Mann verringert. Wir haben ſeine Feſtungen zeſchleift und es ſeiner Geſchütze, ſeiner Tanks und Flugzeuge beraubt. Zu allem Ueberfluß haben doir Deutſchland techniſch jede Möglichkeit zur Wiederaufrüſtung genommen. In eben demſelben Vertrag aber hatten ſich die Sie⸗ Ae anke n verpflichtet, dem Beiſpiel, zu dem ſie Deutſch⸗ 910 ſolchermaßen zwangen, zu folgen und gleichfalls ih re Uſtungen auf das für die Landesſicherheit unbedingt Hlorderliche Maß herabzumindern. Jahrelang hat eutſchland die Siegerſtaaten an das gegebene Verſprechen erer Deutſchland war von Nationen mit Rieſen⸗ deren umgeben, deren Offiziere und Mannſchaften aufs beſte geſchult und auf das modernſte ausgerüſtet wa⸗ ſün Dieſe Armeen waren mit Reſerven im ganzen etwa 0 Millionen Mann ſtark. Deutſchland war alſo in mili⸗ äriſcher Hinſicht dem kleinſten ſeiner Nachbarſtaaten auf 5 A und Ungnade ausgeliefert. Wie ſtand 0 emnach mit dem feierlichen Verſprechen? Ueberall wurde 1 als beſchäftige man ſich eifrig mit der Frage der lbrüſtung. Kommiſſionen, Comitees, Konferenzen und Ver⸗ 0 tagten in Genf. Aber alles, was bei dem Hin 5 Her der Reden und Gegenreden herauskam, war eine rſtärkte Aufrüſtung allerſeits und der Anführer der„Ver⸗ ailliſten“, der alles finanzierte, war Frankreich. 90 Es iſt der Lauf der Welt, daß Gemeinweſen, ilch man den Rechtsſchutz aus irgendwelchen eigen ⸗ üchtigen und gewiſſenloſen Gründen heraus ent⸗ fun ſich auf eigene Fauſt Recht zu ſchaffen Geſbte n. Aber die eigentlichen Uebertreter des eſetzes ſind in ſolchen Fällen immer dieſenigen, die ihre etre Stärke und die damit zuſammenhängende Macht es Einfluſſes zuerſt zur Vergewaltigung des Geſetzes im öheren Sinne des Wortes mißbraucht und dadurch den Nechtsbruch auf der anderen Seite herausgefordert haben. Frankreich hat moraliſch nicht das Recht, Deutſchland des Bertragsbruchs(Berſailles und Locarno) anzu⸗ klagen. Frankreich kann ſich nicht hinſtellen und ſagen:„Wie ſoll man künftighin zu Deutſchlands Verſprechungen Vertrauen haben können?“ Die Deutſchen haben eine unwiderlegbare Antwort darauf:„Und wie ſteht es mit dem, was Iher ge⸗ lobt habt? Habt Ihr etwa Eure Verſprechen gehalten?“ Es liegt eine derartig greifbare Berechtigung in die⸗ ſer Entgegnung, daß Männer, die Reſpekt vor Vertre zen haben und ſie in Ehren zu halten gewillt ſind, zu dem Schluß kommen müſſen, daß in dieſem Fall kein Grund zu irgendwelchen Strafmaßnahmen vorliegt. Die militä⸗ riſche Beſetzung des Rheinlandes bietet wirklich keinen An⸗ laß zu Sanktionen. Darum wird auch von allen Seiten das Verlangen nach einer Neuregelung laut. Es gibt eine ganze Menge Menſchen in Britannien, denen das dauernde Hin und Her ſo gründlich über iſt, daß ſie weit lieber dem Bei⸗ ſpiel Amerikas folgen und ſich von allen fremden Vermikk⸗ lungen fernhalten würden. Wieder andere ſind für eine Re⸗ viſion der beſtehenden Verträge. Aber ich habe keine ſechs Menſchen getroffen, die dafür wären, daß wir mit dem Einſatz unſerer Flotte, unſeres Landheeres oder unſerer Luftſtreitkräfte Deutſchland zur Zurückziehung ſeiner Truppen aus der Rheinlandzone zwingen wollten. Ich habe auch kaum einen Menſchen ge⸗ troffen, der mit Deutſchland wegen der Beſetzung ſeines eigenen Gebiets einen Wirtſchaftskrieg zu führen wünſcht. 5 So wollen wir uns doch von aller Kleinlichkeit freimachen und uns ehrlich bemühen, den Frieden in Europa zu Bedingungen ſicherzuſtellen, die von allen intereſ⸗ ſierten Mächten als anſtändig und gerecht empfunden wer⸗ den müſſen, und infolgedeſſen einmütig angenommen wer⸗ den können. „Anterm Hammer“ Noch iſt es nicht ſo lange her, da las man Tag für Tag von Zwangsverſteigerungen. Zuerſt waren es kleinere Gegenſtände des Hausbedarfes, dann kamen Möbelſtücke an die Reihe und ſchließlich wurde der ganze Hof zwangs⸗ verſteigert. Dagegen halfen alle Empfehlungen kluger Agrarpolitiker“ nichts, die dem Bauern anrieten, wie er ſich umzuſtellen, ſeinen Betrieb zu„intenſivieren“ habe. Die niedrigen Getreidepreiſe warfen jede Kalkulation über den Haufen, die unzulänglichen Abſatzverhältniſſe und die hemmungsloſe Einfuhr landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe machten jede betriebswirtſchaftliche Berechnung hinfällig. Es lag auch gar nicht im Sinne der damaligen Macht⸗ haber, der deutſchen Landwirtſchaft irgendwie zu helfen, denn zur gleichen Zeit, als der Verfall des deutſchen Bau⸗ erntums immer weiter fortſchritt, rechnete der im demo⸗ kratiſchen Deutſchland als landwirtſchaftlicher Fachmann herausgeſtellte Profeſſor Deſſauer aus, daß die deutſche Landwirtſchaft dem Volke jährlich 3 Milliarden RM an Zu⸗ ſchüſſen uſw. koſte! Deſſauer behauptete, daß es möglich ſei, dieſe 3 Milliarden zu ſparen, wenn wir alle Lebensmittel vom Auslande kauften. Auch von anderer maßgeblicher Seite wurde in jenen Jahren immer wieder behauptet, daß wir induſtriell billiger produzieren könnten und mehr Aus⸗ ſicht auf den Abſatz unſerer Waren im Auslande hätten. wenn wir nicht auf unſere Landwirtſchaft Rückſicht nehmen müßten. Und die Folgen dieſer Einſtellung erſieht man aus den nüchternen Zahlen über das Anwachſen der Zwangsverſteigerung land- und forſtwirtſchaftlicher Grund⸗ ſtücke. Während es in den Jahren 1924/26 4282 Betriebe waren, die unter den Hammer kamen, wuchs dieſe Zahl in den Jahren 1930/32 auf 17157 an. Die verſteigerte Fläche betrug in den gleichen Jahren 37 754 Hektar und 1930/32 462 485 Hektar. Das Reichserbhofgeſetz des nationalſozialiſtiſchen Deutſchlands hat das deutſche Bauerntum von dieſem Ge⸗ ſpenſt der dauernden Zwangsverſteigerung befreit und den Grund und Boden wieder der bäuerlichen Familie erbalten. Wiſſe 97 382 N 20 5 iſſen wir eigentlich noch WPD..... daß es vor der Machtübernahme 17 deut⸗ ſche Einzelſtaaten in Deutſchen Reich gegeben hat, die alle ihre eigenen„Belange“ vor die Intereſſen des Volks⸗ ganzen, insbeſondere nach außen hin, zu ſtellen hatten, daß vor der Machtübernahme nicht weniger als 32 Parteien im Deutſchen Reichstag einander gegenüber⸗ ſaßen und im heftigſten Kampf miteinander ſtanden, daß der Bauer gegen den Städter, daß der Arbeit⸗ geber gegen den Arbeitnehmer, daß der Verbraucher gegen den Erzeuger, der Demokrat gegen den Deutſchnationalen, der Bayer gegen den„Saupreuß“ ſtand, daß es vor der Machtübernahme 36 Arbeiterge⸗ werkſchaften, ſechs Angeſtelltenverbände, 200 Indu⸗ ſtriellenverbände, 48 Handelsvereinigungen gab, die in ſich wiederum in zahlloſe kleine und kleinſte Intereſſentengrup⸗ pen zerſplittert waren, und die ebenfalls im erbitterten Kampf aller gegen alle ſtanden, und daß ſeit dem 30. Januar 1933 das alles in ein machtvolles neues Deutſchland, in eins machtvolle Volks⸗ vertretung, in eine Arbeitsfront, in einen Reichsnähr⸗ ſtand neu gegoſſen worden iſt? Dieſe gewaltige Leiſtung iſt von einem einzigen beſchei⸗ denen Manne vollbracht worden, dem bei der Wahl daher jeder Deutſche ſeine Stimme geben muß und wird. ** Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundechau Börſe. Die Börſe bewahrte in dieſer Woche mit Rück⸗ ſicht auf die außenpolitiſchen Auseinanderſetzungen große Zurückhaltung. Das Glattſtellungsbedürfnis war aber nicht bedeutend, ein Zeichen dafür, daß die nicht zur dauernden Anlage beſtimmten Engagements, wie ſchon ſeit langem, ohne weſentlichen Belang ſind. Wenn die Privatkundſchaft der Banken nur in verhältnismäßig geringem Umfang abwickelte, ſo beſtätigt auch das, daß von einer Nervoſität nichts zu bemerken war. Das zeigte ſich beſonders am Markte der deutſchen Renten, die meiſt unverändert, zum Teil etwas feſter lagen. Die Aktienwerte lagen im großen und ganzen uneinheitlich. Verſchiedene Werte unterlagen Kursſchwankun⸗ gen. Günſtige Berichte aus der Induſtrie und das Außen⸗ handelsergebnis des März kamen aber der Widerſtandskraft der Geſamtbörſe zugute. Geldmarkt. Ueber den Mebio iſt am Geldmarkt eine merkliche Verſteifung eingetreten. Die Verknappung war außer auf die Frühjahrsanſprüche auch auf Steuerzahlungen zurück⸗ zuführen. Inzwiſchen iſt aber wieder eine Erleichterung ein⸗ getreten. Tagesgeld war für erſte Adreſſen auf 2.75 bis 3 Prozent ermäßigt. In Wechſeln und Schatzanweiſungen ſcheint die Lage ausgeglichen. Am Deviſenmarkt ließ ſich eine Beruhigung der europäiſchen Valuten erkennen. Produktenmarkt. An den Produktenmärkten iſt das Roggengeſchäft lebhafter geworden. Die Nachfrage hat zu⸗ genommen. Verſorgungsſchwierigkeiten ergaben ſich nicht, da die Reichsgetreideſtelle mit eigenen Abgaben auftrat. Die Nachfrage nach Weizen war nicht ſehr umfangreich. Es wur⸗ den meiſt nur ſolche Weizenſorten zum Feſtpreis gekauft, die bis vor kurzem noch eine erhöhte Handelsſpanne erfordert hatten. Für Braugerſte hat die Nachfrage vollkommen auf⸗ gehört. Auch das Angebot iſt bedeutungslos geworden. Das Mehlgeſchäft iſt ziemlich ſchleppend geworden. Am Futter⸗ mittelmarkt war die Nachfrage weiter gering. Nur bei Heu und Stroh iſt eine gewiſſe Belebung feſtzuſtellen. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 103.6 gegenüber der Vorwoche(103.5) wenig verändert. Mit guten Aufträgen und frohen Geſichtern ſind die meiſten Ausſteller von der Leipziger Meſſe zurückgekehrt, die man geradezu als eine Rekordmeſſe bezeichnen kann, namentlich für die Produk⸗ tionsmittel⸗Induſtrien. Die Bedarfsgüterinduſtrien hinken ja immer nach, wenn die Konjunktur ſich aufwärts entwickelt. Viehmarkt. An den Schweinemärkten hat ſich die Auf⸗ triebsentwicklung weiter fortgeſetzt, dagegen haben die Rin⸗ derauftriebe eine Einſchränkung erfahren. Die Verkäufe gin⸗ 175 ziemlich glatt vonſtatten, die Preiſe waren durchweg ge⸗ halten. Aus früheren Zeiten. Ein Dampfſchiff beſucht erſtmals Mannheim. Der 18. September 1825 bedeutete für Mannheim einen geſchichtlichen Tag, wurde doch erſtmals der Beſuch eines Dampfſchiffes erwartet. Entſprechend der Bedeutung dieſes Ereigniſſes waren große Vorbereitungen bei der Rheinſchanze getroffen worden, aber das rauchende Un⸗ getüm ließ lange auf ſich warten. Das Schiff hatte unterhalb Mannheim zahlreiche Paſſagiere aufgenommen und war mit dieſen eine größere Strecke zurückgefahren, ſodaß die eigentliche Ankunft erſt im Abenddunkel er⸗ folgte. Der Empfang in Mannheim verlief daher nicht ganz programmgemäß. Es handelte ſich um einen Rad⸗ dampfer mit einem Schlot und einem Maſt, der en noch recht primitives Steuerruder hatte, Es war„Der Rhein“, der ſpäter in„Dietrich Wilhelm“ umgetauft wurde und für den Verkehr zwiſchen Köln und Rotterdam beſtimmt war. Er hatte auf ſeiner Reiſe die Aufgabe, die Strom⸗ verhältniſſe von Köln bis Straßburg zu unterſuchen. Er beſaß eine Länge von 152 Fuß, eine Breite von 52 Fuß und entwickelte eine Stärke von 60 PS. Er hatte einen Tiefgang— unbeladen— von 4 Fuß 2 Zoll. Für die Strecke Koblenz Köln benötigte er eine Fahrt⸗ zeit von 5 Stunden. An dieſer Fahrt nahm auch der König von Preußen mit ſeiner Tochter und deren Gemahl teil. Am 16. September, abends, gelangte das Schiff nach Caub, nachdem es nachts bei dem Schloß Rheineck durch Feſtfahren am Ufer eine halbe Stunde benötigte, um wieder flott zu kommen. 20 Schiffszieher zogen es an einem Seil über die Felſen des Binger Loches, und erreichte dann gegen 2 Uhr mittags Mainz. Für die Strecke Koblenz Mainz benötigte es rund 14 Stunden. Am Morgen des 19. September fuhr der Dampfer von Mainz ab und erreicht nach einer 11 einhalb⸗ſtün⸗ digen Fahrt abends Mannheim. Am 20. früh fuhr es mit mehreren Mannheimer Paſſagieren von Mannheim ab. Im Hafen von Schröck(jetzt Leopoldshafen bei Karls⸗ ruhe) beſichtigte Großherzog Leopold das Schiff. Von Rnheim nach Kehl wurden 3 Tage(bei zweimaliger Nachtpauſe) benötigt. a 115 Die Rückfahrt ging naturgemäß viel raſcher: das Schiff legte die Strecke Kehl Köln in einer reinen Fahrtzeit von 27 Stunden zurück. Damit war für die Schiffahrt auch auf dem Rhein eine neue Zeit angebrochen, und im Sommer 1827 eröffnete der Dampfer„Ludwig“ regelmäßige Fahrten zwiſchen Mannheim und Mainz. Es war Güter⸗ und Perſonenbeförderung vorgeſehen. Gebieteriſch verlangte Mannheim ſein Recht, und am J. September 1828 wurde Mannheim ein Freihafen bewilligt. Anfang 1834 wurde mit dem Bau des Rheinhafens begonnen, zur feierlichen Grundſteinlegung am 11. September des gleichen Jahres war Großherzog Leopold mit Familie anweſend. Die Einweihung erfolgte im Beiſein des Großherzogs am 17. Oktober 1840. 1 D. Brandenburgiſches„Kolleklen⸗Patent“ für die flüchtigen Heidelberger 1693. Im Mai 1693 wurde Heidelberg und mit dieſer Stadt noch viele andere Ortſchaften der Pfalz ein Opfer franzöſiſcher Zerſtörungswut. Die ſo ihrer Heimat be⸗ raubten Einwohner wandten ſich nach Norden, nach Frank⸗ furt, Hanau, und vor allem nach Brandenburg. Hier wurden ſie von dem Kurfürſten von Brandenburg, Fried⸗ rich, dem nachmaligen erſten König von Preußen, nach Möglichkeit unterſtützt. Vor allem handelte es ſich her um Bewohner aus Heidelberg, aber auch ſolche aus Mannheim, Frankenthal und anderen Orten ſchloſſen ſich an. Der Kurfürſt, durch die Greueltaten der Franzosen aufs äußerſte aufgebracht, war allerdings von 1 5 nicht in der Lage, den Franzoſen mit bewaffneter Macht entgegenzutreten, wies jedoch den Flüchtlingen in Magde⸗ burg, Halle uſw. Aſyle an. Er erließ eine Aufforderung zur Sammlung von Unterſtützungsgaben für„die armen Exekutanten“, das als gedrucktes Plakat in allen Orten ſeines Landes angeſchlagen wurde. Es wurde Kollekten⸗ Patent genannt. Die Bezeichnungen, die in dieſer Auf⸗ forderung die Franzoſen erhielten, waren ſtets alles als ſchmeichelhaft. Er forderte ſeine Unterthanen auf, für die„ſo grauſam vertriebenen Mitchriſten Herzen und Hände aufzutun und jeder nach ſeinem Vermögen beizuſteuern“. Von Haus zu Haus, bei jeder Famile, ſollte durch gewiſſe dazu erwählte Perſonen geſammelt und die Ergebniſſe in ein Buch eingeſchrieben werden. Auf dem Lande wurden Becken vor die Kirchentüre geſetzt und die geſammelten Gelder für die Flüchtlinge verwendet. So wurde wenigſtens der größten Not durch das kräftige Eingreifen dieſes Fürſten geſteuert, Der Meg ⁊uy Juqend O οον DHE GSOFEBLEA 111 Ein paar Minuten ſpäter kam die ganze Geſellſchaft vom Garten her in den Salon, glücklich, ſchwatzend, rot⸗ gebrannt, windverweht, ſelbſt Fräulein Marta flogen die fonſt ſo glattgekämmten Haare um die Stirn, aber Fräu⸗ lein Marta ſchien das durchaus nicht zu ſtören. Schon von der Tür klang ihre Stimme.„Ach Reſe, war das herrlich! Aber draußen auf dem See pfiff der Wind, das wär nichts geweſen für dein Reißen.“ „Jetzt hört endlich von meinem Reißen auf.“ heftig klang Thereſe Hewalds Stimme. „And keine Spur von Angſt hat Tante Marta ge⸗ habt,“ erzählte Aenne. „Herr Profeſſor fährt ja auch ſo gut.“ „Bitte, ich auch,“ rief Heinz dazwiſchen,„aber mit mir haſt du niemals hinaus gewollt.“ „Waghalſige Jugend und würdiges Alter ſind zweier⸗ lei,“ klang des Profeſſors tiefe Stimme. „Würdiges Alter, och, Onkel Arno, du und würdiges Alter.“ Aenne jauchzte. „Naſeweis,“ Frau Agathe gab ihr einen Klaps,„willſt du ihm die Würde abſprechen?“ „Nein, aber das Alter.“ Es war ein Necken hin und her. Thereſe Hewald ſaß dazwiſchen, ſtumm und ein biß⸗ chen ſteif dazu. Dieſer Ton hier, alles ſo gelöſt, ſo frei, ſo voll ſtiller Harmonie, ſo lebensfroh! Sie dachte an die paar Kaffeegeſellſchaften, die ſie mitunter mit ihren Kar⸗ tenfreundinnen vereinten, andere Formen, andere Men⸗ ſchen, überhar tige? Empfand es ſo auch übrigen bewegte, als gehörte er ſchon jahrelang zu ihnen? „So in Gedanken, meine liebe Frau Hewald?“ Eine Männerſtimme riß ſie aus ihren Träumen. Arno Fabricius ließ ſich neben ih ſſel gleiten.„Eigentlich 83 Beinah 8 war es! t dabei ſein konnten. Wir ſind ein fahren, wunderſchön, aber allerdings ſehr 1 man Rheumatismus hat.“ ten Rheumatismus. Ewig 8. be mich vor fünf Jahren mal harten inter damals, und nun barmt Gelegenheit um meinen Rheumatismus. erkaltet Heinz bei Ich will keinen i. „Das iſt das beſte Mittel, um eine Krankheit los zu werden.“ Er lachte, er hatte ſo ein geſundes Lachen, und ſeine großen grauen jugendfröhen Augen lachten mit. Er ſagte:„Ja, wir ſind nach Nedlitz gefahren, immer lockt es mich dahin zur alten geheimnisvollen Römerſchanze. Heinz erzählt mir, daß Ihr Herr Gemahl auch einmal nach alten Töpfen gegraben hat. Er war alſo auch Archäologe, ſozu⸗ ſagen Berufskollege, das habe ich gar nicht gewußt.“ „Ach, Herr Profeſſor, Berufskollege,“ nun lachte auch ſie.„Das iſt nun aber wirklich zuviel geſagt. Ja, er liebte die Vorgeſchichte, ſie war ſein Steckenpferd, Erholung neben dem Dienſt, er arbeitete auch im Muſeumsverein mit, wir ſind als junges Ehepaar noch manchmal mitge⸗ fahren zum— Buddeln.“ „Ausgezeichnet!“ ſagte der Profeſſor. druck kennen Sie alſo auch?“ „Aber natürlich.“ Ihr ganzes Geſicht belebte ſich plötz⸗ lich.„Ja einmal fuhren wir nach dem Kreis Lebus, da ſuchten ſie ein Gräberfeld und fanden ſogar noch die Uſtrina, die Stelle, wo die Toten verbrannt wurden. Und dann waren wir bei Potsdam, machten eine Frühlings⸗ wanderung.„Heut führe ich dich zehntauſend Jahre zu⸗ rück,“ ſagte Achim, und das hat er denn auch wirklich ge⸗ ſtan und mir ganz alte Siedlungsſtellen gezeigt und auf einem Acker habe ich ſogar noch ſelber einen Spinnwirtel gefunden.“ „Alſo, zum Wohl— Frau Kollegin,“ er nahm dem Mädchen, das Portwein herumreichte, ein Glas ab und hielt es ihr entgegen. Sie nahm es und ſtieß mit ihn an. Ihre hübſchen braunen Augen leuchteten. Sie war aus aller Gegenwart fort und in glücklichen Zeiten Sie ſprach wieder, wie ſie einſt mit dem jungen Gatten geſprochen, ne — „Den Fachaus⸗ ſtie lachte:„Nun auch noch Kollegin— Aber wir haben damals in der Tat zuſammengearbeitet. Wir wollten auch am Pichelswerder graben, da gibt es alte Herdſtellen, aber dazu iſt es dann nicht mehr gekommen. Ich— habe ihn ſelber begraben müſſen.“ Der Glanz in ihren Augen erloſch. feſte Männerhand ſchloß ſich um die ihre: „Sie haben viel Leid getragen“, ſagte die weiche Stimme neben ihr—„Heinz hat es mir ſchon auf Weſterland er⸗ zählt. Aber in ihm haben Sie Ihren Toten wieder, „Ja“— ſagte die Frau und dann noch einmal, aber ſehr leiſe,„ja, mein Heinz, mein Junge, bloß Sohn iſt nicht Mann— nein, nichts mehr davon.“ Was wollte ſie denn da hinausſchreien? Was kam denn ſo plötzlich über ſie? Sie raffte ſich jäh auf, ſie ſagte:„Mein Mann hat damals auch allerhand Aufzeichnungen gemacht, über alte Sagen und Geſchichten, die über ſolche Stätten im Volk umhergehen, es ſollte ein Werk werden.“ „Und die haben Sie noch? Oh, meine liebe Frau He⸗ wald, wenn ich die einmal durchſehen könnte.“ »Aber gewiß, Herr Profeſſor, ſehr gern, ich werde ſie hervorſuchen, es ſind auch noch einige alte Urnen da, und ein paar Bronzeſachen. Es liegt alles auf dem Boden ver⸗ packt.“ „Alſo wieder mal in Staub und Aſche.“ Er lächelte liebenswürdig.„Hat Heinz ſich denn niemals um dies Vermächtnis ſeines Vaters gekümmert?“ „Ach, Heinz! Heinz hat ſeine Gärten und Parks im Kopf. Heinz will ſäen und pflanzen und bauen für— morgen. Was oben wächſt, nicht was— unten liegt geht mich an— ja, das hat er mir einmal geantwortet.“ „Junges Volk.“ Er nickte vor ſich hin.„Immer nur der Tag, nie das Geſtern, und doch kam aus dem Geſtern erſt das Heut. Iſt es auch bei Ihnen das Beherrſchende gewor⸗ den?“ Er ſah ſie prüfend an. Sie antwortete nicht gleich, ſie ſpielte mit ihrer Lorgnonkette, dann hob ſie den Kopf: „Es hat es werden müſſen,“ ſagte ſie leiſe,„es hieß ſich einrichten mit der kleinen Penſion. Wir hatten vermietet, ich mußte ſorgen. Es fehlte auch die Anregung. Mit wem ſollte ich reden? Der Junge war klein. Manchmal habe ich noch Bücher geleſen und geſammelt, was in Zeitungen ſtand. Aber der Tag iſt darüber hingegangen,“ ſie ſeufzte und fuhr dann wieder lebhaft fort:„Ich habe es oft genug bedauert, es iſt etwas Wunderbares, ſo mit einem Male aus der Erde die älteſte Menſchengeſchichte wieder hervor⸗ ſteigen zu ſehen. Sie ſind zu beneiden! Unſere armen Ur⸗ nen und Töpfe hier— was finden Sie nur erſt!“ Er ſah ſie lange an. Er ſagte ernſt:„Nichts iſt arm, was erzählt vom Geſtern. auch nicht dieſe arme Mark. auch aus ihr ſpricht Menſchengeſchichte, und Fäden gehen auch aus ihren elendeſten Topfſcherben mitunter hinunter bis zu Priams alter Stadt.“ Sie nickte.„Ja, das hat Achim auch oft geſagt.“ war mit einem Male mit ihm zuſammen wieder weit ab von allen Sorgen des Tages. „Ich halte im Winter an der Volkshochſchule Vorträge über dieſes Thema. Wollen Sie hinkommen?“ „Ob ich kommen will.“ Ihre Wangen glühten. Es war ihr, als fiele plötzlich eine Mauer und längſt Vergangenes knüpfte ſich an ein Neues an. „Alſo ich ſchicke Ihnen Karten, ſchöner noch wär' es, Sie könnten ſelbſt einmal da ſtehen, wo die Stätten frühe⸗ rer Geſchlechter aus dem Staub der Wüſte ſteigen ſollen. Jetzt aber denke ich, auch wir laſſen geſtern geſtern ſein und verfügen uns in das Heut. Hören Sie, wie ſie da nebenan lachen und lärmen. Ich wette, ſie ſind bei der Hochzeit und Tilli iſt gekommen.“ Sie Tilli war in der Tat gekommen. Bei der Hochzeit, die ſchon längſt auf einen der erſten Oktobertage feſtgeſetzt war, war man auch. War es nun der Nachklang der gan⸗ zen letzten hellen halben Stunde, Thereſe fand ein war⸗ mes Wort gegenüber der Freundin, die ihres Sohnes Braut bisher ein ſo freundliches Heim geboten. Sie ſetzte ſich zu Aenne und ſagte:„Wir haben das Wort Hochzeit gehört.“ „Habt ihr es gehört? Ihr habt richtig gehört.“ Das Mädchen nickte ihr zu.—„Und die große Frage iſt: wo feiern? Heinz iſt für ſchlichte Trauung und einfaches Frühſtück und Abreiſe, ich ſage Hotel Eſplanade oder we⸗ nigſtens ſo etwas Aehnliches und großes Eſſen, und Tante Agathe gibt mir recht. Was ſaaſt du Onkel Arno?“ UR ASwWecNSLUNG: Neolladte l tale Geſtrickte Wäſche? Aber ja, denn ſie trägt ſich ſchön, ſie iſt haltbar und vor allem warm. Wir machen zwei Vorſchläge für ein ſehr hübſches Hemd und eine praktiſche Hemdhoſe. Die Hemdhoſe iſt genau nach der Abbildung zu ſtricken. Vorder⸗ und Rückenteil werden geſondert gear⸗ beitet. Sie ſind in den Maßen vollſtändig gleich, nur der Zwickel iſt am Rückenteil länger als am Vorderteil. Als Material nehmen wir ein gutes Wäſchegarn, Strick⸗ nadeln Nr. 3. Man beginnt bei den oberen Spitzen mit 4 Maſchen. Am Anfang jeder Nadel wird eine Maſche zu⸗ enommen, bis man 58 Maſchen auf der Nadel hat. Dann eginnt man mit der zweiten Spitze und vereinigt ſchließ⸗ lich beide auf einer Nadel. Es wird bis zur Taille im gleichen Muſter geſtrickt. Vor Beginn des Gürtels nimmt man auf der letzten Nadel 16 Maſchen ab und ſtrickt dann den Gürtel im unten beſchriebenen Muſter.(Man kann ſich genau nach den Maßen auf der Abbildung richten.) Nach Beendigung des Gürtels werden die abgenommenen Maſchen wieder zugenommen, und man ſtrickt im Anfangs⸗ muſter noch zirka 28 Zentimeter weiter. Nun kettet man am Anfang jeder Nadel 6 Maſchen ab bis noch zirka 20 bis 24 Maſchen auf der Nadel ſind, die man als Zwickel in angegebener Länge zu Ende ſtrickt. Der Zwickel des Rük⸗ kenteiles iſt 7 Zentimeter, der des Vorderteiles 3 Zenti⸗ meter lang. Vorder⸗ und Rückteil näht man an den Sei⸗ ten zuſammen, verſieht den Zwickel mit Knöpfchen und Oeſen und näht an die Spitzen Achſelbänder an. Das Grundmuſter beſteht aus verſetzten Lochreihen, die immer 6 Maſchen voneinander entfernt gearbeitet werden. Die nächſte verſetzte Lochreihe entſteht immer auf der fünf⸗ ten Reihe. Das Loch wird wie folgt gearbeitet: 1 Um⸗ ſchlag, 1 Maſche abheben, 1 Maſche abſtricken die abge⸗ hobene über die geſtrickte ziehen. Der Umſchlag wird auf der Rückreihe als Maſche abgeſtrickt. Das Gürtelmuſter: 1 Umſchlag, 1 Maſche abheben, 2 Maſchen rechts ſtricken, die abgehobene über die beiden geſtrickten ziehen. Auch dieſes Muſter wird verſetzt geſtrickt. f 8 Das Hemd beginnt man am unteren Rande und ſtrickt ebenfalls Vorder⸗ und Rückenteil geſondert. Man kann aber auch auf der Rundnadel ſtricken. Als Material verwenden wir wieder zirka 100 Gramm gutes Wäſche⸗ gern und beginnen mit einem Maſchenanſchlag von 110 Maſchen auf Nadel Nr. 3. Es wird im Muſter bis zum Gürtel geſtrickt, wo man wieder einige Maſchen abnimmt und nach Beendigung des Gürtels wieder zunimmt. Dann ſtrickt man im Muſter in die Höhe und beendet das Ober⸗ teil mit einem doppelten Lochmuſterrand. Die Länge vom Gürtel bis zum unteren Rand beträgt zirka 35 Zentimeter, der Gürtel iſt zirka 3 Zentimeter breit und das Oberteil zirka 17 Zentimeter hoch. Das Grundmuſter beſteht aus Lochzickzackreihen. Die ſenkrechten Zacken haben 9 Löcher, die waagerechten 4 Lö⸗ cher. Eine ſenkrechte Zacke beſteht alſo ſtets aus zwei nebeneinanderliegenden und neun untereinander⸗ liegenden Löchern. Die beiden Lochreihen ſind immer durch eine rechte Maſche getrennt. Dieſes Zickzackmuſter kann man je nach.. Geſchmack und Belieben um⸗ bauen und aus⸗ geſtalten. Solch ein Muſter ent⸗ ſteht ja eigent⸗ lich von allein, und jeder wird beim Stricken merken, wie leicht es iſt. Das Gürtelmuſter beſteht aus 3 rechts, 3 links und wieder 3 rechts erſchei⸗ nenden Reihen. Man kann ihn beliebig breit arbeiten. Auch iſt es zu emp⸗ fehlen, dieſen Gürtel mit Na⸗ deln Nr. 2 zu arbeiten. Die beiden Teile werden 1 mengenäht und mit Achſelbän⸗ dern 8 Arſu Das Strickmuſter einer Hemdho a Scherz. Aufnahme: U. 8 2 „Ich muß erſt das Für und Wider hören.“ bin für Wider,“ ſagte Thereſe.„Eſplanade un zellsdiner, ja was koſtet denn das?“ Ihre kleine 15 as Groſchenrechnen gewöhnte Aengſtlichkeit regte 0 bieder. 0 „Darauf kommt es in dieſem Fall nicht an!« „Sooo?“ „Aenne, ſo ein großer Zauber. Aenne, das geht doch nicht!“ Auch Heinz ſtreckte die Hände nach ihr aus g war etwas Neues, das da zu ihm heran wollte Elna das er bisher nicht gekannt.. „Es muß gehen, es geht!“ rief Aenne.„Wenn Hein Hewald heiratet, geht er ins Eſplanade. Jawohl 9 Gartendirektor in ſpe Er geht dahin. Und Aennekind die die Repuen des Großen Theaters koſtümiert, d leichen Und große Trauung und große Feier, Filmſtar und Opernſänger, Photographen und Bilder in den jlluſtr ten Blättern. Das biſt du dir, das bin auch ſchlie mir ſchuldig. Du willſt doch vorwärts kommen. Da ge hört doch ſo etwas einfach dazu.“ 3 — 5 „Bravo!“ ſagte Frau Agathe. „Alſo da hörſt du es.“ Aennes Augen glühten. „Aber das Geld!“ Heinz und ſeine Mutter riefen 5 beinahe gleichzeitig. „Geht auf Geſchäftsunkoſten!,“ ſagte das Mädchen „Reklame, wer vorwärts will, braucht ſie. Wir müſſen zie Koſten dranwenden“ 5 „Ich werde ſie übernehmen,“ ſagte kurz und trocken Ar nold Fabricius. „Onkel Arno, du biſt ein Engel,“ Aenne Uumſchlang ihn,„im übrigen habe ich aber auch gar nichts andere von dir erwartet.“ Und nun lachten alle. „Alſo große Hochzeit und fabelhafte Toiletten. Alle Zeitungen müſſen berichten.“ Aenne war in ihrem(le ment.„Tilli, du bekommſt zu tun, ruf deine beſten Kräfte zuſammen. Mein Brautkleid entwerfe ich natürlich ſelher, Tante Gathe, du haſt dein Blauſeidenes.“ „Wenn Heinz Hewald und Aenne Lind Hochzeit machen, werde ich mir wohl auch was Apartes bauen daß ſen müſſen.“ Agathe Fabricius ſah zu Tilli Raſchke hin über.„Morgen vormittag Konferenz?“ Tilli nickte. Aenne ſah im Kreiſe umher:„Und Sie, Figl Mutter?“ Sie muſterte Thereſe mit einem langen forſthenden Blick, jetzt nicht Schwiegertochter, jetzt ganz Künſtlerin, Sie ſagte: „Weiche Seide, ganz ſanft fließend, fliederfarben, kle⸗ ner Ausſchnitt mit alten Spitzen, ganz wenig aber goldge⸗ tönt. Und ein paar Roſen, altroſa, etwas ins Blaue pie⸗ lend, ja. ſo machen wir's. Sie werden prachtvoll ausſehen! „Aenne. du biſt einfach verdreht, ich bin doch eine glte Frau.“ Sie ſtreckte abwehrend die Hände aus. „Alt iſt heute keine Frau mehr!“ rief Frau Agathe „Dann tiefe Wellen im Haar, nicht dieſe hohe Friſur. Alle ſchlicht zurückgeſtrichen und im Nacken nur ei einfacher Knoten,“ ſagte das Mädchen.„Kein Schmuck, nur eine Perlenkette. die braucht heut nicht mehr echt zu ſein. „Aenne, was denkſt du dir denn eigentlich?“ „Jedenfalls konſtatiere ich,“ ſagte Heinz,„daß du end⸗ lich zu Aenne du geſagt haſt.“ „Schöne Seelen finden ſich!“ rief der Profeſſor.„Wenn es um die Kleider geht, ſind alle gleich auf du und du!“ »Alſo. Wohlſein, Mutter!“ Aenne jubelte und hielt ihr das Glas hin.„Uebermorgen bei Tilli Beratung. Morgen hat Tante Gathe ſchon belegt. Komm am Nach mittag, da haben wir mehr Zeit.“ „Aenne, du biſt wirklich verdreht,“ ſagte ſie zum zwei tenmal, aber es lag in der lachenden Entrüſtung ſchon ein ſtilles Gewähren. „And ich?“ fragte plötzlich eine beſcheidene Stimme da⸗ zwiſchen. „Ach, Tante Marta, Tante Martchen, beſte aller Tan⸗ ten, natürlich muß ſie auch angezogen werden. Aenne, was ſoll ſie tragen?“ Sie ſprachen alle durcheinander. „Das werden wir übermorgen überlegen. Ich erwarte euch alle zuſammen, Kinder,“ ſagte Aenne.„Aber ich meine heute ſchon. wir nehmen ſchwarze Spitzen.“ Die Hexe von Novibazar In den abgelegenen, einſamen bulgariſchen Grenzbe⸗ 1 wo der Aberglaube noch nicht ganz ausgerottet wer⸗ en konnte, ſtand eine 67jährige, zahnloſe„Hexe“ vor dem Richter. Sie war des ſechsfachen Mordes angeklagt, und der Prozeß enthüllte ein eindrucksvolles Bild von der gei⸗ ſtigen Verwirrung, die ſich in der einſamen Wildnis ſelbſt in Europa gelegentlich noch der Menſchen bemächtigt. Die alte Tiza Lublimetſch wurde von einem Teil der Bevölke⸗ rung nicht anders als„Hexe von Novibazar“ genannt, wo⸗ bei ein Unterton der Furcht wie der Bewunderung mit⸗ klang, denn die Alte wußte alles und konnte alles. Eine vor Gericht auftretende Zeugin z. B. ſagte aus, ſie habe ſelbſt geſehen, wie Tiza ſich in eine Katze verwandelte. Andere Zeugen hatten ſo ſtarke Angſt vor den magiſchen Künſten der Angeklagten, daß ſie ſich weigerten, überhaupt auszu⸗ ſagen. Immerhin ergab ſich in dem Verfahren, daß die runzlige, verkrüppelte Tiza im Januar 1935 die Bevölke- rung von Novibazar davon zu überzeugen wußte, daß ihr perſönlicher Feind, ein Mann namens Stojawitſch, einen 1 mit dem Teufel geſchloſſen und dabei übernatürliche räfte erhalten habe, die er nun benutze, um das Wetter zu verhexen und ſo die Landbevölkerung durch Zerſtörung ihrer Ernte ſchwer 90 ſchädigen. Unter Anführung der „Hexe“ holten einige Landleute den bedauernswerten Mann aus ſeinem Hauſe, banden ihn an einen Baum und prügel⸗ ten zunächſt den Teufel aus ihm heraus. Zum Schluß er⸗ mordete die Alte ihn mit einem Dolchſtich. Den Mund des toten Mannes füllte ſie mit Glasſplittern, was ſie als not; wendig bezeichnete, um den Leichnam zu verhindern, mit dem Teufel in Verbindung zu treten. Schließlich wurde der Leichnam auf einem Felde verſcharrt, wo ihn die Pol, zei auffand. Die Nachforſchungen ergaben außerdem, da⸗ die Alte noch weitere fünf Giftmorde auf dem Gewiſſen hatte. Sie wurde zum Tode verurteilt, während einige ihrer meiſt unfreiwilligen Komplicen mit ſchweren Zucht hausſtrafen davonkamen Die Hausfrau rät der Hausfrau. i Packpapier kann man leicht waſſerdicht machen. Eine Miſchung von ſechs Teilen Alaun, einem Teil weißer Seife, vier Teilen Wachs und dreißig Teilen Waſſer, gut aufge⸗ kocht, wird darüber geſtrichen Zum Trocknen wird die Pa- pierbahn aufgehängt. 5 10 Angelaufene Türſchilder ſehen ſcheußlich aus. Vie Putzen hilft aber nicht gegen das Blindwerden. Aber wenn man das Schild nach dem Polieren mit einer dünnen Schi Schellack überzieht, bleibt das Schild immer blitzblank⸗ 2— .... ̃⅛ ———— ů——ů—ů—̃.——̃ ̃ ͤ——— cee.* Wenn . hielt tung. Nach⸗ zwei⸗ n ein le da⸗ Tafi⸗ Was warte r ich Heute ſpricht der Führer... München wartet!— Was Münchener ſagen! er Sonderberichterſtatter Hans Heinz Sadila⸗Mantau befindet ſich auf einer Reiſe kreuz 14 März. Keine Angſt! 5 Es gibt keine Muſeums⸗ oder Ausſtel⸗ kungsberichte. Ich habe mir den Münche⸗ ner, überhaupt München von einer anderen Seite vorgenommen. Ich habe ſozuſagen den Puls ſeiner politiſchen Meinung gefühlt, ahne eine Uhr zu benbtigen.. f Heute ſpricht der Führer! Das merkte man an allen Ecken und Enden, in jeder Sekunde. Ganz gleich, ob auf den Bahn⸗ höfen, auf den großen Plätzen, in den Hotels, in den Gaſthäuſern, in allen Straßen oder in den Betrieben und Werk⸗ ſtätten. f „Gehſt auch! ö 5 wir ſehen uns ja heut' auf der hin?“ fragt da einer,„Na, Thereſien⸗ Feſtung aufs Dach fällt, is natürlich hin.“ Hinter mir ein herzliches, ſchallendes Gelächter! „Bravo, KXaverl, kommſt zur Artillerie als Bombenſchmeißer!“, ertönt es aus dem Kreiſe beluſtigter Zuhörer, die ſich in⸗ zwiſchen angeſanmelt hatten. Raver iſt aber ſchon wieder ernſt worden und beſchäftigt ſich mit Apfeln und Tüten ge⸗ ſeinen Ein Spielzug der Münchener Truppe gibt ein Platzkonzert. Zu Ehren der Zehn⸗ tauſende, die heute mit Sonderzügen zur Führerrede nach München kommen. Ge⸗ ſchloſſene Formationen, Abordnungen aus „Drei Tage lang waren wir heiſer, ſo haben wir geſchrien, als die Soldaten bei uns einrückten.“ wieſe“, meint ein anderer.„Da müßt ihr aber ſchon vier Augen haben, wenn ihr euch da finden wollt“, ruft ein dritter dazwiſchen. So fing's am frühen Morgen an, bis ſchließlich in den Nachmittagsſtunden Mün⸗ chen natürlich außer Rand und Band iſt. Fernſprechzentraliſtin eines großen Münchener Hotels. Sie iſt eine Akrobatin im Stöpſeln. Immer wieder leuchten die Lämpchen au: Hof bitte ſehr. verbinde einen Augenblick, bitte nein, bedauere, nicht im Hauſe.“ Sie verliert nicht einen Augenblick die Ruhe.„Karten für die heu⸗ tige Maſſenkundgebung? Lei⸗ der keine mehr zu haben, wir bemühten uns vergeblich.“ Zu mir gewendet:„Alle paar Minuten wird von außerhalb im Hotel nach Karten gefragt. Stammgäſte des Hauſes, darunter auch viele Fremde.“ 95 Wieder flammen die Lämpchen auf.„Bedauere mirgends mehr Karten zu haben. ausverkauft Hotel... Hof.. ja, bitte leider keine mehr zu haben Hotel.. Hof. leider“ *. Kurze Raſt an einem Obſtwagen. Schnell ein paar Apfel zur Stärkung. Die Händler ſprechen über die hohe Politik, beſonders über das Tagesereignis der Führerrede in München. Zwiſchendurch fällt hin und wieder ein echt Münchener Kraftausdruck über die Betrieben, Mädel vom Bꝰ/DM., Hitler⸗ Jugend und Pimpfe, nicht zu vergeſſen die vielen tauſend Einzelreiſenden. Der Muſikzug iſt mit einem Wall von fröhlichen Menſchen umgeben. Die Ge⸗ ſpräche in den Pauſen.. ausſchließlich die Führerrede von heute abend. zbroßlopfacn“ im Ausland, die dem Führer jedes Wort um Munde umdrehen.„Na, heut abend wird Hitler ja wieder einmal beweiſen, daß wir uns den Teufel darum kümmern, was uns die alle anhängen wollen!“ Jetzt miſche ich mich ein und verlange meine Apfel:„Iſt das Ihre Frau?“ frage ich den kampfbereiten Apfelmann. „Der Xaver.. natürlich iſt er der e fällt die Frau ein.„Und mit den 9 roßkopferten hat er recht. Was geht denn 51 da draußen unſere Sachen an. Vielleicht 5 n wir auch die Franzoſen noch fragn, ob und was für Apfel wir verkaufn dürfn!“ Abel ünlich, natürlich müſſen wir fragn, due ſind ja rund, und wir könnten ja 1 übern Rhein ſchmeißn] Und enn ſo ein großer Apfel einer franzöſiſchen „Ihr wollt für Hitler ſein und ſeid dabei net amol im Jungvolk!“ Stichprobe. Eine Gruppe SA.⸗Männer: „Schneidig ſpielen die Jungens! Jetzt haben ſie bei mir zu Hauſe im Rheinland auch wieder ſolche Platzkonzerte. Ich habe am 7. März zum erſtenmal in meinem Leben deutſche Soldaten geſehen! Das im Kino zählt ja nicht. Im Jahre 1918 war ich erſt vier Jahre alt.“.. „Drei Tage lang waren wir heiſer, ſo haben wir geſchrien, als die Soldaten bei uns einrückten“, ſagt ein anderer rheiniſcher SA.⸗Mann. „Menſch“, fängt der erſte wieder an,„die Franzoſen werden ſich doch nicht auch vor den Konzerten fürchten, die unſere rheini⸗ ſchen Truppen jetz abhalten! Unſere Bo⸗ und quer durch Deutſchland. Ein Bildberichterſtatter begleitet ihn. Aus mittendrin im Erleben des Alltags. Sadila⸗Mantau ſteht ſchreibt er die dieſem Erleben heraus Aufſatzreihe: ſaunen ſind doch mindeſtens ebenſo laut wie die von Jericho. Wie leicht können da bei den Franzoſen die Mauern ein⸗ fallen!“ *. Reger Betrieb auf dem Viktualienmarkt. Hausfrauen bei ihren Einkäufen. Heute aber wollen die Marktfrauen früher Schluß machen, um nicht in den Haupttrubel und rieſigen Aufmarſchverkehr mit ihren Karren und Wägelchen hineinzugeraten. Trotz des früheren„Geſchäftsſchluſſes“ war das Ge⸗ ſchäft nicht ſchlecht. Wir überraſchen an einer abgelegenen Stelle des Marktes um einen Holztiſch ein Idyll. Die„Buttermarie“ macht Kaſſe. Sie iſt nicht allein. Fünf Standnachbarinnen, die ſchon fertig ſind, ſcherzen gutgelaunt mit ihr. „Das ſteckſt du wohl alles in den Spar⸗ ſtrumpf, Marie?“ „Sparſtrumpf?.. nee, aber an die Heute ſpricht der Führer! Das merkt man an allen Ecken und Enden. Sparkaſſe kann man jetzt wieder langſam denken. Da haſt du recht. Jetzt, wo der Führer für Ordnung geſorgt hat, iſt uns das Geld auf der Sparkaſſe ja ſicher. Aber in den Strumpf.. c nee, den brauch ich zum Anziehen!“ * Sitzt da ein Pimpf mit ſeinem Freunde auf einem Steinpfeiler und hält Vortrag. Zuhörer ſind zwei„Ziviliſten“, keiner iſt älter als elf Jahre. Unſer Pimpf iſt ganz große Klaſſe! Was er ſagt, kann man nur bayeriſch wiedergeben:„Mit eng kann i eigentli überhaupts net redn. Wenn i ſo Jett, wo der Jührer für Ordnung gefortt hat, in uns — ̃ ̃—— ausſchaun würde wie ihr, dann tät i mi z'erſcht a mal ſchamen und net in Zivül um⸗ ananderſtehn, wo der Führer kommen tut. Ihr wollt für Hitler ſein und ſeid dabei net amol im Jungvolk!“ „Daß i net lach!“, geht der eine„Ziviliſt“ hoch,„i ſoll net für Hitler ſein, wo der Vater jetzt wieder Arbeit hat! Und im Jungvolk bin i auch! Und d' Uniform krieg ich vom Vater bei der nächſten Lohnaus⸗ zahlung.“ In unſer Händeklatſchen fallen auch die Erwachſenen ein, die mit uns zugehört hatten. Und eins zwei drei hatte der Pimpf in Zivil ein paar Mark⸗ ſtücke und Fünfziger in der Hand, ohne daß er wußte, woher ſie gekommen waren.„Da⸗ mit nicht der ganze Lohn vom Vater für d' Uniform draufgeht“, meinte einer der Spender. Der wird den 14. März 1936 auch ſo bald nicht vergeſſen, der Pimpf, der„Ziviliſt“! Irgendwo draußen am Rande der Stadt. Tankſtelle und Reparaturwerkſtätte. Wir tanken. Vor der Werkſtatt ein junger Motorradfahrer, der bekümmert einen Scha⸗ den an ſeiner Maſchine er⸗ wieder nach Augsburg kemma tua, des woaß i net!“ Der Meiſter rät, die Ma⸗ ſchine ruhig bei ihm zu laſſen, er werde ſie bis Mitternacht in Ordnung bringen.„Vor halbzwei Uhr morgens mach es ſind ſo viel Autos von außerhalb in München heute, daß es noch ein gutes Ge⸗ ſchäft geben wird mit'm Tan⸗ ken. Und vor 11 Uhr iſt die Streifzug durch München der Kundgebung ferngeblieben. Da... ſauſt plötzlich ein Wachtmann auf ſeinem Rad Zentrale der Wach⸗ und Schließgeſellſchaft!“ ruft er zurück. Schnell in ein Auto raum ſitzen ungefähr dreißig Wachtmänner an Tiſchen. Sie lauſchen aufmerkſam den Berichten der Rundfunkſprecher über den Aufmarſch.„Wenn wir dabei ſein könnten!“, ſagt einer zu ſeinen Kameraden.„Aber Dienſt iſt Dienft, und Sicherheit geht vor!“ „Jawohl“, miſcht ſich ein anderer ein, klärt.„Reinkommen bin i, Karten i a für heut abend zum Führer, aber ob i mit meiner Bruchmühle ich heut nicht Schluß, denn Verſammlung nicht aus.“ So was war noch nicht da! * Wir ſind bei unſerem vorbei.„Wohin?“—„Zur und nach! Im Bereitſchafts⸗ beginnenden „Sicherheit geht vor, aber auch für Deutſch⸗ land! Und am 29. März werden wir Wacht⸗ männer für dieſe Sicherheit bei der Wahl⸗ urne auch mit dem Stimmzettel eintreten!“ Hans Heinz Sadila⸗Mantau. Photos(h Mäſchke— M. 5 Der neue Hut: Das erſte Zeichen der winkenden Freiheit. Konfirmation und Schulentlaſſung! Dieſe beiden Tage, die nahe beieinanderliegen und von den jungen Menſchen herbeigeſehnt worden ſind, ſeitdem ſie zur Schule gehen, von denen ſie ſich eine Wende ihres Lebens dahin verſpre⸗ chen, daß der mehr oder weniger läſtige Zwang fortfällt und die goldene Freiheit beginnt, ſtehen bevor. Sie be⸗ deuten eine entſcheidende Etappe; aber anders, als ſie es ſich träumen laſſen. Wie bald werden dieſe jungen Men⸗ ſchen enttäuſcht ſein, wie hart wird der Zwang empfunde werden, den das Leben ihnen auferlegt, wie leicht werden ſie dann die Hand der Eltern und der Lehrer empfinden, nun, wo die härteren Hände des Lebens zu formen begin⸗ nen. Heute wiſſen ſie davon noch nichts, jetzt haben ſie mit den Eltern die Geſchäfte aufgeſucht und durften ſich An⸗ zug, Hut und Schuhe wählen, ſo wie ſie von Erwachſenen getragen werden. Und ſie kommen ſich nun erwachſen vor. Die Konfirmation iſt entweder ſchon vorüber oder ſoll in den nächſten Wochen vor ſich gehen. Dann folgt der Tag der Schulentlaſſung. Die Tore öffnen ſich weit, ſie glau⸗ ben, daß draußen die goldene Freiheit winkt. Laſſen wir den jungen Menſchen ihren Glauben, denn das Leben wird noch hart genug mit ihnen umgehen. Die naheliegende Frage iſt: Was wird mit dieſer Ju⸗ gend. Mehr als eine Million junger Menſchen verläßt dieſen Oſtern wieder die Schule, das heißt, daß mehr als eine Million ſich einfügen wollen in die Berufsausbildung und in den Arbeitsprozeß. Viele Wünſche ſind ſchon laut geworden, ſie wechſelten oft, waren nicht immer beſtändig, nicht immer zielbewußt, entſtanden durch Stimmungen und raſch aufbrauſende Gefühle. Wie viele Jungen und Mädel wußten genau. was ſie werden wollten, und zwar ohne jede Beeinfluſſung durch Erwachſene oder Freunde, und wie viele blieben bei ihren erſten Wünſchen? Trotzdem: Unter Mit⸗ hilfe der Eltern haben ſie ſich zu einem Beruf entſchloſſen, ſie wiſſen, was ſie werden wollen, und viele haben ſich ſchon um eine Lehrſtelle bemüht. Vielleicht war ihnen ſogar das Glück hold, ein Lehrmeiſter iſt gefunden! Sie ſehen beſonders erwartungsvoll der Schulentlaſfung entgegen, und freuen ſich auf das Leben, das nun kommen wird. Andere wieder— es ſind nicht wenige— haben den richtigen Entſchluß noch nicht gefunden. Wieder andere möchten verzweifeln, weil ihre Wünſche noch keine Erfül⸗ lung fanden, aber zur Verzweiflung iſt gar kein Grund. Es müſſen ſich ja nicht unbedingt die Wünſche erfüllen, denn wer ſagt, daß ſie dem Können und der Veranlagung des jungen Menſchen wirklich entſprechen. Zudem warten noch viele Lehrſtellen auf Beſetzung. Alſo: nur etwas Geduld. Die Sorge wird freilich bei den Eltern größer ſein als 555 158 Jugend. die zuerſt einmal an die Schulentlaſſung enkt. Im allgemeinen findet man bei der Großſtadtjugend weniger klare Ziele, weil ihr die Möglichkeit fehlt, mit den einzelnen Berufen und Verrichtungen in nähere Berührung zu kommen und ſich mit den Anfor⸗ derungen vertraut zu machen. Näher ſind ſchon die Beziehungen der Jugend mit den Berufen und Werkſtätten in der kleineren Stadt, und hier findet man im allgemeinen mehr Zielſtrebigkeit. Da⸗ gegen zeigt die Jugend auf dem Lande, die von Anfang an nahe Berührung mit den am nächſten liegenden Berufen hat, daß ſie ſich für ihre Zukunft bereits feſte Ziele geſetzt hat. Bei der Groß⸗ ſtadtjugend konzentrieren ſich ſo die Wünſche häufig um die ſogenannten Modeberufe(Metallgewerbe, und hier beſonders alle mit dem Kraftwagen in Berührung kommende Zweige), bei der Jugend der Kleinſtadt und auf dem Lande iſt der Sinn auf die Zweck⸗ mäßigkeit ausgerichtet. Immerhin iſt es bemerkenswert, daß die Großſtadt⸗ jugend dank der Aufklärung des na⸗ tionalſozialiſtiſchen Staates heute auch die landwirtſchaftlichen Berufe zu er⸗ greifen wünſcht, und zwar nicht an letz⸗ ter Stelle, ſondern, wie eine Statiſtik aus dem Jahre 1935 ergibt, hinter dem Metallgewerbe und dem Nahrungsmit⸗ telgewerbe an dritter Stelle! Nicht alle Wünſche gehen in Er⸗ füllung. Es gibt auch heute noch Be⸗ rufe, in die viel mehr Lehrlinge eintre⸗ ten möchten, als Lehrſtellen vorhan⸗ den ſind; dazu gehören die Modeberufe rund um das Auto und die Elektrotech⸗ nik. Aber es ſind auch wieder andere Berufe, in denen im vergangenen Jahre mehr Lehrſtellen zur Verfügung ſtan⸗ Heinz hat ſchon Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Bezirksklaſſen⸗Fußball. Der vergangene Sonntag brachte keine Verbands⸗ ſpielbegegnungen, da die zweite Pokalrunde fällig war Von den beteiligten Bezirksklaſſenvereinen der Gruppe Weſt, die gegen die gleichen Klaſſenpartner der Gruppe Oſt anzutreten hatten, blieben alle Vereine der„Stadt⸗ gruppe“ ſiegreich mit Ausnahme von Heddesheim und Phönir Mannheim. Wieder eit Beweis dafür, daß die Gruppe Weſt eine der ſpielſtärkſten des Gaues Baden iſt. Morgen nehmen die Verbandsſpiele ihren Fortgang. Es treffen ſich: 08 Mannheim— Rheinau Phönir Sandhofen Friedrichsfeld— Hockenheim Feudenheim— Neulußheim Käfertal.— Ilvesheim Seckenheim iſt alſo ſpielfrei und benützt dieſe Ge⸗ legenheit zu einem kleinen Abſtecher in den Bezirk Mittelbaden. In Bruchſal wird man ſich dem dortigen VfB. zu einem Privpatſpiel gegenüber ſtellen. Es iſt dies eine angenehme Abwechflung inmitten der harten und ſchweren Verbandskämpfe. Daß man die Gelegenheit wahrnimmt, die Tour zu einem kleinen Ausflug zu be⸗ nützen, iſt faſt eine Selbſtverſtändlichkeit. Schönes Wetter und gute Fahrt. Glück auf! ch 3 Handball in der Kreisklaſſe. 5 Tbd.„Jahn“ kämpft um die Kreismeiſterſchaft. Reichsbahn Tu. Spgd. 1— Tbd.„Jahn“ Seckenheim 1 früherer Verlautbarungen rücken die beiden. nicht unmittelbar auf, ſondern zunächſt nur der Kreis⸗ meiſter, während dem unterlegenen Staffelſieger einer Troſtrunde nochmals Gelegenheit gegeben wird, mit weiteren 4 Mannſchaften(2 abſteigenden und 2 Staffel⸗ zweiten) um den Aufſtieg zu kämpfen. Um ſich dieſe weiteren ewonnenen Kampfe entſcheidet hier die Tordifferenz. ſeshalb heißt es für die Blauweißen am Sonntag den, als Schleifer, uſw. Es iſt Sache der Schule und vor allem der Berufshe. ratung, die Wünſche der jungen Menſchen zu leiten. dl wird um ſo leichter fallen, als, wie geſagt, die Eignun vielen Fällen ſich mit den Wünſchen gar nicht vereinb läßt. Nicht darauf kommt es an, wohin das Herz jungen Menſchen zieht, ſolange er die Schattenſeiten Ideals gar nicht kennt, ſondern ob ſeine körper liche und geiſtige Eignung gerade für dieſen Beruf 10 ſteht. Das zu beſtimmen, ſind nicht einmal die Et in der Lage, viel weniger Freunde und Paten und am wenigſten die Jugend, die den erwünſchten Beruf richtig kennt. Nur wo die Eignung vorhanden iſt, iſt z erſte und wichtigſte Vorausſetzungen ſowohl für die Freie am Beruf als auch für das Fortkommen gegeben. darauf kommt es ja in erſter Linie an, nicht aber, ch jetzt mehr oder weniger Jungen oder Mädel eine Ei täuſchung erleben. Deshalb ſoll die Suche nach einer Lehr ſtelle nicht überſtürzt werden. Lehrlinge ſich gemeldet hatten, wie Ga Kupferſchmiede, Glase e 5 Lackierer. Gießer, Form er de 5 einen Lehrherrn gefunden. Der Meiſter ſchreibt den behr⸗ vertrag. Aufnahmen(2): Schrammen⸗Maurittus— M ſich mächtig ins Zeug legen und alles daranſetzen, das Spiel zu ihren Gunſten zu entſcheiden. Die die Mann⸗ ſchaft begleitenden Handballfreunde werden deshalb ſicher einen ſpannenden, intereſſanten Kampf ſehen, der für beide Mannſchaften von wichtiger und entſcheidender Be⸗ deutung iſt.— Morgens geht die 2. Mannſchaft nach Käfertal und wird dieſen Kampf ſicher für ſich ent⸗ ſcheiden können. 1 Der Aermſte in Deutſchland kann alles werden, wenn er etwas leiſtet e Frauen haben ſich den Sportplatz erobert. Auch ihre Aebungsgeräte tragen ſie ſelbſt. (Nach der neueſten Beſtandserhebung des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen zählt dieſer Bund 772 882 weibliche Mitglieder.) Hausfrau und die Wahl Wenn jemand weiß, welches Maß an Elend und hoff nungsloſigkeit die Zeit vor der Machtergreifung durch den Führer bedeutet, dann iſt es die Frau, die jahrelang daz Grauen der Arbeitsloſigkeit mit ihrem Mann tragen mußte, die mit Verzweiflung die Zerſetzungserſcheinungen beobach⸗ ten mußte, welche durch die Zielloſigkeit ſolchen Lebens an den von ihr geliebten Menſchen zutage traten. Sie ſah ihre Kinder den übelſten Einflüfſen der Gaſſe ausgeſetzt, und wenn ſie es wagte, an die Zukunft zu denken, dann offen⸗ barte ſich ihren Augen nur noch Schlimmeres. Wie ſollten ihre Kinder ordentliche und pflichttreue Men⸗ ſchen werden, nützliche Mitglieder der Nation, wenn es weder Ordnung noch Pflicht mehr gab, wenn die Nation und ihre Gemeinſchaft geleugnet wurde, wenn jeder nur auf ſich ge⸗ ſtellt war, einer der Teufel des anderen? Rotten verkom⸗ mender Jugendlicher ſah ſie auf der Straße, denen niemand Weg und Richtung gab, um aus dieſem Zuſtand herauszü, kommen, der ihnen ſelbſt entſetzlich war. Hilfloſigkeit überall Nur eine Hoffnung: Der Zuſammenſchluß unter einem Mann, der ſich, entgegen allen Anfeindungen, Ver⸗ leumdungen, Verhöhnungen, an die Spitze einer Gruppe zu ſtellen wagte, und ſich vorgenommen hatte, Ordnung in daz Chaos des Nachkriegs⸗Deutſchlands zu bringen. Dieſer Mann, Adolf Hitler, ſtand wie ein Fels in einem an⸗ ſcheinend übermächtig gegen ihn tobenden Meer. Aber keſ⸗ ner der Angriffe konnte ihm etwas anhaben, ſtetig wuchs ſeine Macht, riß die Maſſe hin, daß ſie ein Volk wurde, rich tete Ziele auf und legte die Wege dar, auf denen dieſe Ziele zu erreichen waren. Das Jahr der Machtergreifung kam, und die Stimme des von ihm erweckten Volkes rief den Füh⸗ rer an die Spitze. Drei Jahre vergingen. 5 In einem kleinen Siedlungshäuschen lebt heute die Frau, deren Lebensmut faſt vernichtet ſchien. Mit Freude und Liebe zur Arbeit tut ihr Mann ſeinen Dienſt in det Fabrik, umgeben von Kameraden, die gleich ihm in ihren Tagewerk nicht mehr die Fron ſehen, ſich nicht mehr ausge nutzt von einem gleichgültigen und artfremden Herrn ſehel. Lachen liegt auf den Geſichtern ihrer Kinder, denen das Le⸗ ben eine große Hoffnung und Erwartung bedeutet, an be. ren innerer Vorbereitung zum nützlichen Mitglied der Na tion die Jugendorganiſation des Führers arbeitet. Sie neh⸗ men dies neue Leben als ſelbſtverſtändlich hin, es kann ja gar nicht anders ſein und nichts Beſſeres iſt zu wünſchen. 2 Die Frau und Mutter aber, die ſchaudernd die e rung an die Zeit des Grauens bewahrt, die weiß, welch Vernichtungen das bolſchewiſtiſche Geſpenſt drüben an del Grenze plant, ſie iſt ſich bewußt, welchen Dank ſie dem Manne zu zeigen hat, der die Erlöſung brachte. Sie weiß, daß ſie zu ihm zu ſtehen hat, ſich für ihn ahn wird, um ihm ein wenig zu danken für das, was er an feinem Vater⸗ land, an ihrem Mann, an der Zukunft ihrer Kinder wirkt. Wenn nun der Ruf ſie zur Wahlurne befiehlt, gibt ſie ihre Stimme mit aller Inbrunſt der Dankbarkeit dem Führer des deutſchen Volkes— Adolf Hitler. — a e ee ccc. i ö die Freule e ber, 0 e Ef r Lehf⸗ P. d. 8 Hoff⸗ h den g das nußte, obach⸗ ns an h ihte und offen⸗ Men- weder d ihre ch ge⸗ rkom⸗ mand mszu⸗ eralll Unter Ver⸗ pe z n das Dieſer 8 9 8 — Beilage zum„Neckar⸗Bote“. Aber nicht etwa, Es iſt wahr, er beſaß eine Flöte. weil die anderen Hütejungens ebenfalls eine hatten, oder weil ihm der Tag viel freie Zeit ließ, ſondern er blies dieſe Flöte, weil es eine beſondere Bewandtnis mit ihr hatte. Jeder Kuhhirte ſchnitzelt ſich einmal eine Flöte. Fiete beſaß auch drei oder vier dieſer ſelbſtgefertigten Röhren. Aber ſie bedeuteten nichts gegen das vom Vater ererbte Inſtrument. Und der war auch nicht einfach ſo mit Taſchen⸗ meſſer und gewöhnlichem Stück Holz dazu gekommen, o nein! Bei einem Sturm wurde ihm plötzlich aus heiterem Himmel ein merkwürdig geformtes Aſtſtück vor die Füße geſchleudert, wiewohl weit und breit kein Baum zu ſehen war. Und das Holz war mit dem Meſſer überall unnach⸗ giebig anzufühlen, nur ein kurzes, gerades Stück war weich, eben ſo lang, daß eine Flöte daraus zu machen war. Der Vater hielt dieſe Flöte ſehr in Ehren und blies wunderſchön auf ihr. Fiete durfte niemals bei ſeinen Leb⸗ zeiten die Lippen an das Mundſtück ſetzen. Erſt, als der Vater ein halbes Jahr ſchon unter der Erde war, zog die Großmutter feierlich die Schublade auf und reichte dem Enkel das Erbſtück. Dabei hatte ſie geſagt, er ſolle ſich immer nach der reinen Stimme des Inſtrumentes richten, und wenn es einmal keinen Klang hergeben wolle, dann ſei er gewißlich auf unrechten Pfaden, und der Teufel we⸗ delte dann wohl ſchon hinter der nächſten Strohmiete mit dem Schwanz! Fiete hütete ſeine Schwarzbunten und ſah niemals einen Teufelsſchwanz. Den Kopf etwas ſchräg geneigt, hatte er den halben Tag lang den Mund über der quergehaltenen Flöte, und der Wind der über den Kleeſchlag daherkam, ſtellte ihm ſeine gelben Haarſträhnen ſo ſteil auf den Schä⸗ del, daß es ausſah, als wäre er direkt von der Schalmeien⸗ Wieſe aus dem Himmel gefallen und hätte noch den Luft⸗ zug von der ſenkrechten Reiſe um ſich ſtehen. Fiete hatte nicht viele Spielgefährten, denn die ſeines Alters waren, taten noch keine Arbeit und balgten ſich mit ihresgleichen und den Dummerhaftigkeiten, die ſie ſelber ausheckten, den lieben langen Tag herum. Einmal aber kam doch Tönnjes zu Fiete heraus auf den Dreeſch. Er ſteckte beide Hände in die Taſchen, ſo daß es recht zur Geltung kam, wie groß und breit er war, und ſpuckte erſt mal aus. Fiete ſah beſinnlich hinter dem gut⸗ geſchoſſenen Bogen her und entgegnete nichts auf dieſe Anrede. ö „Haſt du Luſt, ein Ding zu drehen?“ fragte Tönnjes. „Tüdellüt“, blies Fiete, denn er wollte ſich Zeit laſſen, um dieſen Satz zu begreifen. f Laß das Piepen nach und hör' zu“, herrſchte Tönnjes. Als Fiete gehorſam die Flöte abſetzte, kam der andere etwas näher, und weil er dabei die Hände aus den Taſchen zog 15 ſich ein klein wenig vornüber neigte, ſah das ſehr leut⸗ g aus. 8 „Sag' mal, du weißt wohl gar nicht, daß die Aeppel letzt reif ſind?“ i Doch, Fiete wußte es. Aber bloß vom Anſehen. Denn außer zwei unreifen Knorpeln, die über den Zaun gefallen waren, hatte er in dieſem Jahr noch keine zwiſchen die Zähne gekriegt. „Na alſo! Und findeſt du es in der Ordnung, daß Bauer Maß zehn Bäume voll hat, und wir gar nichts?“ Fiete ſperrte den Mund auf.„Aber ſie gehören ihm doch. Und uns nicht.“ „Döskopp, das läßt ſich abändern.“ Fiete wurde rot vor Erſtaunen. Dieſe neue Anſicht, ſchlug ſo in ihn ein, daß es ihm heiß durch die Glieder rann. Haſt du denn ſo viel Geld, daß du die Bäume kaufen kannst?“ flüſterte er heiſer. 55 Jetzt lachte Tönnjes laut und männlich. Und Fiete ſchämte ſich. Nun war es mal wieder ſo weit, daß ſie ihn en mußten, weil er ſich zu döſig anſtellte zum Be⸗ Er ſtrengte ſich an, legte den Kopf auf die Seite und blies hilfeſuchend eine ſpringende Reihe von Tönen auf ſeiner Flöte. 5 Nun aber wurde es Tönnjes zu dumm. Er nahm den deinen Fiete am Aermel und erklärte ihm, um was es Eure Und der Hütejunge mußte es ſich wohl zur hohen Ehre anrechnen, daß gerade er von dem ſtarken Tönnjes au war, und daß er außerdem noch ein Viertel des 1 abbekommen ſollte. Er bedachte es nicht, daß 1 8 Garten genau an den Dreeſch angrenzte, auf dem 1098 Herde weidete, und daß die große Strohmiete dicht 85 ei war. Ihm rann plötzlich die heiße Luſt des Verbo⸗ tenen durch das Hirn, und er nickte emſig zu den geflüſterten fehlen des älteren Kameraden. Ba Am Nachmittag alſo ſollte es ſein. Tönnjes wußte, daß 0 ner Maß mit ſeinem Weizen zur Mühle fahren wollte. Die Jungens laſen ſich einen herrenloſen Sack auf, der bei der Scheune lag, und dann bummelten ſie beide wie aus 5 Kameradſchaft und Langeweile auf den Dreeſch hin⸗ ſchn hinter Fietes gemächlichen Kühen her. Tönnſes ver⸗ ſchwand bald hinter der Strohmiete und kroch von da bäuch⸗ 1 J uhu ieee ene ſhen unmimum int lings an die Hecke von Maßens Garten heran. Fiete ſah ihm mit klopfendem Herzen nach. Als auch die dicken Stiefel⸗ ſohlen von Tönnſes in dem Loch verſchwunden waren ſchlich ſich Fiete ebenfalls hinter die Strohmiete und kroch zu der Hecke heran. Er legte ſich platt hin und ſah in des Bauern Obſtgarten hinein. Tönnjes ſaß wirklich ſchon oben im Baum, und die Früchte polterten dumpf auf die Erde. Fiete traten die Tränen in die Augen, ſo ſtark drängte ihm das Blut zum Kopf. Neben ihm lag die Flöte an der Erde, braun und wie ein Wurm zwiſchen all dem kriechenden Getier. Ihr Herr hatte ſie vergeſſen. Plötzlich aber beſann er ſich ihrer mit einem heißen Schreck!“ Denn durch das Strauchwerk des Zaunes ſah er, wie der Bauer von ſeinem Hauſe herkam. Wahrhaftig, der Bauer, der jetzt doch mit ſeinem Weizen auf der Landſtraße entlangſtuckeln ſollte! Er ging recht behäbig, aber ſein Kopf war aufmerkſam zu ſeinem Obſtgarten hingewandt. Tönn⸗ jes konnte ihn noch nicht bemerken, für ihn war der Bauer noch hinter der dichten Wand der rotköpfigen Dahlien. Haſtig griff Fiete nach ſeiner Flöte, ſprang einige Schritte zurück, ſtellte ſich möglichſt harmlos, mit dem Rücken zum Garten, in den Klee und ſetzte die Flöte zum verabredeten Warnſignal an. Er blies. Er blies noch einmal, aber kein Ton kam heraus. Ein unheimliches Grunzen und Stöhnen ließ ſich aus dem braunen Holz vernehmen. Entſetzt ſtreckte Fiete mit beiden Händen das Inſtrument weit von ſich und be⸗ trachtete es aus weit aufgeriſſenen Augen. Nichts hatte ſich geändert. Noch einmal überwand er ſich, die plötzlich ſo fremd gewordene Flöte an die Lippen zu führen, er holte alle Luft Der gute Bruder Fes 1 She Aufnahme: Eliſabeth Haſe— M. f 7.— nini fe uli zuſammen und ſtieß mit dem Mut der Verzweiflung in das Mundſtück. Aber da klang es wahrhaftig wie das Röcheln eines Mannes— in der Sterbeſtunde des Vaters hatte er dieſe Laute gehört. 5 Hinter ſich hörte er ſchon Stimmen und das Angſt⸗ geſchrei des ertappten Tönnjes. Im ſelben Augenblick aber ſah Fiete hinter der Strohmiete eine Schwanzquaſte hervor⸗ pendeln— gemächlich, ſiegesgewiß und hämiſch! Ach, der Teufel ließ ſich Zeit, er wußte ganz genau, wann ihm ein Opfer ſicher war! Aufheulend brach der Hütejunge in die Knie und ſchlug die Hände vor das Geſicht. Und wie es denn immer ſo geht mit Menſchen, denen ein Wunder zuteil wird— ſie haben das Maß für die wirkliche Welt und deren Vernunft ver⸗ loren! So wurde auch noch der regloſe Hütejunge ein Objekt für den Knüppel des erzürnten Bauern. Fiete ſpürte die Stockſchläge kaum. Und er ſah auch nicht, wie ſeine Lieblingskuh Malwine ſachte hinter der Strohmiete hervorkam und ſich das Schauſpiel nachdenklich betrachtete, während ſie ſich die Schwanzquaſte mit Gemäch⸗ lichkeit um die Keulen ſchlug. Hiernach wurde Fiete fromm. Die Prügel von Tönnjes nahm er als eine gerechte Strafe hin und freute ſich ſogar im geheimen darüber, weil er meinte, ein Teilchen ſeiner Schuld vor einem anderen Richterſtuhl abgebüßt zu haben. Die Zauberflöte ſeines Vaters trug er behutſam nach Hauſe. Er fühlte ſich nicht mehr würdig, ſie zu blaſen. Beim Großreinemachen im Frühjahr fand die Großmutter das Inſtrument in der Schublade, und da ſie eine gründliche Frau war, entfernte ſie mit einer Federpoſe die Ueberreſte eines vertrockneten Miſtkäfers aus der Holzröhre, die dem wißbegierigen Tier zum Sarge geworden war. 5 Weit beugt ſich Ned über de lauſcht mit angehal dem Toten nach ſtill. Nur die Hund Ned ſich endlich erhebt und zu dem Müde und ſchwerfällig wie ein alter Mann. Der große, ſtarke Ned! Aus halbgeſchloſſenen Augen blinzeln ihm die Hunde ent⸗ gegen. Ned tritt zwiſchen ſie und ruft ſie einzeln bei Na⸗ men.„He, he“, ſagt er leiſe und zärtlich, wie er es immer tut, wenn ſie vor dem Schlitten über die weißen Schnee⸗ felder jagen.„He, he! in das Futteral zurück gern die Zugleinen in „Schätze, daß ſich entſchuldigend.„Hätt len, der Junge. Iſt Er ſchiebt den kalten Revolver d bringt mit halberſtarrten Fin⸗ nung. nicht halten ließ“, murmelt er ir nichts von dem Golde ſagen ſol⸗ nicht Sitte hier oben.“ Dann unterſucht Ned das Gepäck des Toten und nimmt, was er davon gebrauchen kann. Zuerſt das Säckchen mit den Nuggets. Schöne große Goldkörner ſind dabei, bei⸗ nahe von Nußgröße. Ned wiegt ſie in der Hand. Er nimmt die Felle des anderen auf ſeinen Schlitten, nimmt noch etwas von den Lebensmitteln und wirft den Reſt in die Schlucht Erledigt! Woher ſollte Ned wiſſen, was aus dem Digger Cob geworden iſt? Niemals hat Ned etwas von dem Manne gehört. Was es der, der ſeinen nicht ſchnell genug aus der Taſche bekam. Er ſchwunden?— So, ſo. gend. Viel Geſindel treibt ſich hier herum. War es der, der ſeinen Revolver nicht ſchnell genug aus der Taſche bekam? Er iſt verſchwunden? hier tut? Ho boys, Ned kommt von den Kleinen Quel⸗ len herunter, wo er einen guten Claim hat. Einen aus⸗ gezeichneten Claim. Gold in Maſſen. Große dicke Kör⸗ ner— beinahe von Nußgröße! Hat Glück gehabt mit ſeinem Claim— der Digger Ned. Und nun fagt er auf ſeinem Schlitten nach Redpoint. „He, he“, ſchreit er, und die Hunde laufen. Sieben große kräftige Alaskahunde.„He. hee, heee!“ Es iſt ſpät in der Nacht, als Ned vom Spieltiſch auf⸗ ſteht.„Ich denke, du haſt Glück gehabt, Cheſter“ ſagt er. „Ich habe nun nichts mehr zu verlieren.“ Der Mann vom Sunſet⸗Ranch lacht laut und ſchallend, „Tut mir leid, Ned. Ho, ho! Weiß Gott, tut mir wirk⸗ lich leid, daß ich dich arm gemacht habe. Gold, Felle, Pro⸗ viant, die Hunde— alles zum Teufel, wie? Aber du haſt noch einen Revolver! Ich gebe dir eine Chance. Komm, ich halte 5 Dollar gegen deinen Revolver. Ein anſtandiger Preis, kalkuliere ich. Was, Ned? Hältſt du mit? 5 Dollar gegen einen Revolver, das iſt eine gute Chance. Meint ihr nicht auch, Boys?“ Dig und der Diſtrikthändler biegen ſich vor Lachen. Da zieht Ned die Waffe aus dem Futteral, dieſelbe Waffe, mit der er den Digger Cob erſchoß, und richtet ſie lang⸗ ſam gegen Cheſters Bruſt. „Keine Sache für mich, Cheſter. Könnte ſpäter ein paar Leute von deiner Sorte treffen oben an den Kleinen Quellen oder vielleicht auch ſchon etwas früher. Da hat man ſchon beſſer ſo ein Ding bei ſich. Aber falls du Ver⸗ wendung für den Inhalt haſt...“ Leicht berührt Neds Finger den Drücker der Waffe. Es iſt totenſtill. Cheſter iſt leichenblaß geworden und taſtet langſam mit der Rechten in die Hüftgegend nach ſeinem Colt. Für Sekunden ſteht der Tod im Raum. Dann ſchiebt Ned die Waffe in das Futteral zurück, dreht ſich zur Tür und geht hinaus. Ned geht zu den Hunden hinüber. Die liegen wie dunkle Knäule gegen den weißen Schnee und winſeln freu⸗ dig.„He, he“, ſagt Ned leiſe und zärtlich und läßt ſich neben ihnen auf dem Schlitten nieder. Er legt ſeine Hand auf den dicken Kopf des Leithundes und ſtreichelt das Tier„Ho, Snoddy, ſchätze, daß ich hier nichts mehr zu ſuchen habe. Werde mal nach den Kleinen Quellen hin⸗ aufgehen und ſehen, ob ich nicht den Claim von dem Jun⸗ gen Cob finde. Oder, was meinſt du?“ So iſt Ned. Da ſitzt er nun und ſtreichelt ſeine Hunde und iſt gut zu ihnen. Und ſie winſeln dankbar und lecken ſeine Hände. Dieſelben Hände, mit denen er den erſchoſſe⸗ nen Digger Cob in die Schlucht warf. Der liegt nun auf den kalten Steinen und ſieht mit blaſſem, totem Geſicht hinunf zu dem Mond, der aus den weißen Schneefeldern an der Dunkelheit hinaufklettert. Auch Ned blickt zu dem Mond hin und wundert ſich ein wenig über ihn. Bald ſieht er aus wie ein grinſen⸗ der Totenſchädel, bald hat er ein freundliches, offenes Jun⸗ gengeſicht Sinnend ſieht er dem freundlichen Geſicht nach, wie es ſo über den Wäldern ſchwimmt.„Hallo. Cob“, ſagt er, „biſt du mir böſe Cob? Hätteſt mir nichts von dem Golde ſagen ſollen, alter Junge. Ich kann das Wort Gold nicht vertragen, verſtehſt du? War Digger, als du noch in der Wiege lagſt, ſchätze ich. Aus dir wäre nie ein guter Dig⸗ ganz Revolver iſt ver⸗ Das kommt vor in hieſiger Ge⸗ Und was Ned 2 2 11 t du tot. Und wenn es )aß ich dich umgebracht habe, würden Als ob ich N. 0 ſchuld an der Sache wäre. 2 zt es freilich, daß das Gold daran ſchuld war. Aber i deren würden mir nicht glauben. Das Gold Könnteſt mir eigentlich mal deinen Claim verraten, mein Bunge. Und das freundliche Geſicht beugt ſich zu Ned herunter und ſagt:„Wir haben denſelben Weg, Ned...“ Da ſteht Ned auf, nimmt ſeine Decke und das Bündel mit den Lebensmitteln vom Schlitten und geht langſam, ohne ſich umzuſehen, den Wäldern entgegen. Die Hunde heulen wild auf und zerren an den Leinen. Es tut Ned weh, aber das ſind nun Cheſters Hunde. Und Ned geht ſchneller. Es iſt eine klare, froſtige Nacht, der verharſchte Schnee knirſcht hart unter ſeinen ſchweren Stiefeln. Immer weiter bleiben die Lichter zurück. Die Wälder rings ſin⸗ gen, und vor Ned ſchwebt der Mond Cob in der Dunkel⸗ heit den Bergen zu. „Wir haben denſelben Weg, Ned. Als der Mond hoch über den ſchwarzen Zedern ſteht, heſter aus der Kneipe und torkelt zu den Hunden hini Große, ſtarke Tiere ſind das mit langem, zotti⸗ gem Fell und kleinen, böſen Triefaugen. Cheſter bleibt in einiger Entfernung von ihnen ſtehen und betrachtet ſie. Was ſoll Cheſter auf dem Ranch mit Hunden anfangen. Er weiß es noch nicht ſo recht. Vorläufig geht er einmal ein bißchen näher heran, und dann, als ſie ganz ruhig liegenbleiben und ihm erwartungsvoll entgegenſehen, tritt er zu ihnen und ſtreichelt ſie.„Ho, ihr Bieſter, was ſagt ihr denn zu eurem neuen Herrn? Mögt ihr den? He?“ Er beklopft ſie und löſt die Leinen.„Sollt nicht dauernd angebunden liegen— ſpringt mal ein bißchen herum...“ Langſam und ſchwer ſteht Snod, der Leithund, auf, träge folgen die anderen ſeinem Beiſpiel. Sie machen ein paar Schritte und ſehen Cheſter an.„Springt nur!“ ſagt der gutgelaunt und torkelt lachend zurück ins Haus. Da taucht Snod ſeine Naſe tief in Neds Spur und jagt den Wäldern entgegen. Und die anderen bleiben hin⸗ ter ihm. Sieben ſtarke, weiße Alaskahunde fliegen über die Ebene. Kaum berühren ihre Pfoten den Boden. Und kleiner, immer kleiner wird die Entfernung zwiſchen ihnen und Ned. Da, wo die jäh anſteigenden Felſen die Ebene ab⸗ grenzen, bleibt Ned ſtehen. Heulte da nicht eben ein Hund? Er wendet ſich um und läßt ſeinen Blick über die Ebene ſchweifen. tritt r oder: Die Tragbahre La Von Hans Riebau. Dieſe Geſchichte hat ſich vor kurzem in Holland zuge⸗ tragen. Der alte Baron von Töl, Oberhaupt einer weit⸗ verzweigten Familie, war erkrankt, und es ſchien, als ob es diesmal Ernſt würde. Mehr als zwanzig Verwandte hatten ſich bereits eingefunden. Dr. Klauſen, der alte Freund des Barons, war ſchon ſeit vier Stunden am Krankenbett, und ſchließlich wurde beſchloſſen, einen Spezialiſten hinzuziehen. Man telephonierte nach dem Haag. Profeſſor van Deuben war nicht abkömmlich. Aber er verſprach Geheimrat Baals zu ſchicken. „Baals“, flüſterte der Kranke, als der Arzt den Na⸗ men nannte,„hat nicht ein Baals mit uns in Groningen ſtudiert?“ * Geheimrat Baals fuhr wenige Stunden ſpäter in einem Wagen vor, der ſeinem langen weißen Bart und ſeiner vorbildlichen geheimrätlichen Würde angemeſſen war. Ruhigen Schrittes begab er ſich in das Krankenzimmer, bat alle Verwandten, den Raum ſofort zu verlaſſen und breitete alsdann die Armee aus, um den Baron und den Arzt an die Bruſt zu drücken.„Jungens“, rief er,„welch ein ſeltſames Zuſammentreffen! Wie lange haben wir uns nicht geſehen? Zwanzig Jahre? Dreißig Jahre?“ „Dreißig Jahre“, lächelte Dr. Klauſen,„und ich hätte gar nicht gedacht, daß mein berühmter Kollege ſich ſeiner Studienfreunde überhaupt noch erinnern würde.“ Nun, der Ge⸗ heimrat beugte ſich zunächſt einmal über das Bett, ſtellte feſt, daß der Baron lediglich von einer loka⸗ len Muskelläh⸗ mung— und nicht etwa von einem Schlag⸗ anfall— befal⸗ len war, behob die Lähmung innerhalb we⸗ niger Minuten durch eine Ein⸗ ſpritzung, und dann fing man an— indes die Verwandten mit bleichen Geſichtern im roten Salon warteten— alte Erinnerun⸗ gen aufzufri⸗ friſchen. der Baron war— angeſichts ſei⸗ ner ſo plötzli⸗ chen Geneſung, Zeichnung: Grunwald— M. Wenig ſpäter trugen zwei Männer mit hochgeſchlagenen Mantelkragen die Laſt in den großen Wagen des Ge⸗ heimrats. 8 ——— Ton im glerben 0 Da huſchen die Schatten im Vammerlicht heran. Wolfe Ned reißt den Revolver von der Hüfte und feuert ein par Schuß ab. Die Tiere bleiben ſtehen, ſetzen ſich in dg Schnee und warten. Ned kann ſie genau unterſcheiden es ſind ſieben ſtarke Wölfe. Haſtig wendet Ned ſich u zurückſieht, ſind die Wölfe noch näher herangekommen Ganz dicht ſind ſie ſchon und verſchwimmen grau mit den Felſen. Wieder reißt Ned den Revolver hoch und f Vann knackt es, die Trommel iſt leer „Verdammt!“ ziſcht Ned durch die Zähne und beginnt weiterzuklettern. Er ſtarrt mit aufgeriſſenen Augen nag der Höhe“ Der kalte Schweiß ſteht ihm auf der ſeine Kiefer hängen ſchlaff und kraftlos herab. Ueber den Rand der Schlucht blickt der Mond Cob.„Laſſen Sie uns gute Freunde ſein, Ned — wir haben doch denſelben Weg..“ „Cob!“ ſchreit Ned.„Cob, die Wölfe!“ Hinter ſich hört er den heißen Atem der Tiere Nut noch Meter hinter ſich. 5 Ned ſtürzt— rafft ſich kreiſchend wieder auf, rennt und ſtürzt wieder.„Warte doch, Cob, ich komme jal Mir haben doch denſelben Weg, Cob! Warte doch, laß mich nich allein.“ Langſam taucht der Mond Cob hinter die Schluchl Er lächelt tra Da tritt Ned iz Leere. Dumpf ſchlägt ſein Körper von S dein zu Stein— dann iſt es ſtill. kelheit trotten Neds Hunde und hocken am Rande der Schlucht nie⸗ der. ſich die Spur dez großen Mannes Ned verloren, Langſam hebt der Leithund Snod den Kopf gegen den Morgen, der im Oſten über die Wipfel der ſchwarzen Zedern kriecht, und heult mit wehen Lauten ſein Leid über die Wälder, und it⸗ gendwo, weit hin; ter tönt die Antwort ſeiner wilden Ark genoſſen. Er ſtarrk mit aufgeriſſenen Augen nach der höhe Zeichnungen(2): Grunwald— M. vergnügt wie ſeit vielen Jahren nicht. Man ſchlug ſich auß die Schulter, man lachte, der Baron wußte ſogar einen hun⸗ und ausgelaſſen geworden, daß der Geheimrat Speer und Schwert einer Ritterrüſtung entnahm, die im Zimmer auf geſtellt war, und ſeine Freunde damit bedrohte.„Wartke nur!“ lachte der alte Baron, ſprang aus dem Bett, nahm den zu der Rüſtung gehörenden Helm und ſtülpte ihn Baals mit gewaltigen Ruck auf den Kopf.„Knacks“, machte das Viſier und verdeckte das Geſicht des Geheimrats dergeſtal, daß nur noch der untere Teil des langen ſchneeweißen Bartes zu ſehen war. * Die Verwandtſchaft indeſſen ſaß noch immer im roten Salon und wartete. Eine Stunde war vergangen. Der Diener kam.„Die Aerzte laſſen um eine Tragbahre bil ten“, flüſterte er. „Wie bitte?“ fragte Tante Oridella. „Eine Tragbahre“, wiederholte der Diener. Die Ge⸗ ſichter der Verwandten wurden noch um einen Schein erf⸗ ſter. Die Tragbahre wurde beſchafft. Wenig ſpäter tr gen zwei Männer mit hochgeſchlagenen Mantelkragen die ſchwere Laſt in den großen Wagen des Geheimrats. 8 Die Verwandtſchaft ſchritt die Treppe hinunter. Sie wollte wiſſen, was denn geſchehen und was nunmehr ge⸗ plant ſei. Aber der Wagen— ſo eilig hatte es der Ge heimrat— fuhr wie der Blitz davon. Tante Oridella wandte ſich an den Diener. haben Sie nicht bei dem Transport geholfen?“ „Ich durfte es nicht“, ſtotterte der Diener,„Dr. Klauſen war völlig verzweifelt.“ „Warum * Am nächſten Tag ſchon war Baron von Töl zurüc „Alles in beſter Ordnung“, ſagte er,„der Geheimrat it ein außerordentlich tüchtiger Arzt.“ 5 Die Verwandtſchaft gratulierte und verkrümelte f. Tante Oridella aber ſchnupperte im Hauſe herum. Sie hatte einen Verdacht. Irgend etwas Merkwürdiges mußle geſchehen ſein. Schließlich hatte ſie es: Der Helm auf der Ritterrüſtung im Schlafzimmer des Barons fehlte. Baron Töl kratzte ſich verlegen den Kopf, als die Tante ihn fragte. „Ich will Dir alles beichten“, ſagte er ſchließlich,„wenn Du mir verſprichſt, nicht mit den Kindern und den Ver wandten darüber zu ſprechen.“ 8: Tante Oridella nickte, und der Baron erzählte, wie Baals ihn geſund gemacht, wie man das Wiederſehen 1 feiert und wie er ſchließlich dem Geheimrat im Ueberm den Ritterhelm aufgeſtülpt habe.„Das Viſier fiel her, unter“ flüſterte er,„die Scharniere verklemmten ſich mi Baals langem Bart. Wir konnten es nicht wieder 0 5 Jeden Augenblick mußten wir damit rechnen, daß ihr, di einundzwanzig lieben Verwandten, ins Zimmer kommen und nach dem Ergebnis der ärztlichen Unterſuchung fra, gen würdet——— es war eine furchtbare Lage 5 „Ja— und?“ fragte die Tante. und ihre Stimm zitterte vor Empörung. 1 „Da haben wir eine Tragbahre beſtellt“, fuhr der 1 110„und den Geheimrat darauf gelegt, und ein Kun chloſſer im Haag hat ihn dann ſchließlich erlöſt. 1 Tante Oridella rieb ſich die Schläfen mit Lavendel ſer ein.„Und wer—“ ächzte ſie. und wer hat die Bahr r are oc aron von Töl— ſiebzig Jahre alt und geſtern n wie es ſchien, todkrank— ſenkte beſchämt den Kopf. 15 Klauſen“, ſagte er. und— ich.“ feuert. Stirn, freundlich lächelnd Aus der Dun Im Nichts hab den Bergen, dertjährigen Genever zu beſchaffen, und ſchließlich waren ſie in der Rückſchau auf ihre ſtudentiſche Jugend ſo luſig 5 f m., und. beginnt den ſchmalen Pfad zu erklimmen. Als er wied Volen 1 paar. u dn en N. und Wieder t impf ein Stein dann Dun 'tten e und Rande t nie ts hal Ur des ines hren, bt der Snod gegen n, der über J der Zedern heult Lauten her die nd ir⸗ it hin; zergeg, ntwort n Ark⸗ ich auf n hun⸗ waren luſtig er und er auff Warte nahm Baals te das geſtalt, veißen kolben re bit⸗ ie Ge- n ern⸗ T tru⸗ en die . Sie hr ge⸗ r Ge⸗ Zarum lauſen zurüc, rat it e ſich. Sie Der ON AN V. MAZ/ A N bleibt mir doch vom Leibe mit dieſer Art des Eiſtenzkampfes (Copyright 1836 öh Uuwperittas⸗Verlag. Berlun., 2 Fortſetzung.) Zs vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: ihm— wie er erzählte— aufmunternd zugenickt hat, end ſie noch ohne ein Lebenszeichen geblieben iſt. Gundel lichtet in die Küche zum Finerl. Auch dort findet ſie wenig Trost, denn kaum iſt ein Geſpräch begonnen, als das Mädchen einen Zettel zum Vorſchein bringt, eine Eintrittskarte für die Vorſtellung der Caspary, der Mutter. „Nicht um die Welt... dann bleibe ich zu Haus“, er⸗ küre ich großartig.„Außerdem iſt es längſt ausverkauft“, füge ich etwas kleinlauter hinzu. Unſer Geſprächsſtoff iſt erſchöpft. Ich ſtiere ſchweigend vor mich hin, indes Finerl geſchirrklappernd ihren Obliegen⸗ heiten nachgeht. * „Ach was.. ich will doch noch zu Mutti... Ich melde mich vorher telephoniſch an, von wegen des bereits geſchloſſe⸗ nen Haustores. Als ich fünf Minuten ſpäter ankomme, ſteht Kurt ſchon wartend davor. „Du biſt wohl ganz von Gott verlaſſen.. Warum machſt du dich denn plötzlich ſo rar?“ empfängt er mich in ſeiner bekannten ſchnoddrigen Art. „Was macht Mutti?“ „Sitzt oben, trinkt Kaffee und hört Radio.“ Wir landen mit dem Fahrſtuhl im vierten Stock und betreten die kleine Atelierwohnung. Sofort umfängt uns eine Atmoſphäre ſtimmungsvollen Behagens. Da— eine Plauderecke von gedämpftem Licht übergoſſen— dort Blu⸗ men, Blattpflanzen, wie zufällig hingeſtreute Kiſſen; aus einer entfernten Ecke tönt leiſe Radiomuſik; es duftet nach Kaffee und feinem Zigarettenrauch.. Die Frau mit dem ſchmalen, raſſigen Kopf, das dunkle Haar glatt aus der Stirn geſtrichen, die etwas füllige, aber doch jugendlich ſtraffe Geſtalt in weiche, ſchwarze Seide ge⸗ hüllt— das iſt Mutti am Abend. Tagsüber iſt ſie eine ganz andere, da ſchuftet ſie im Haushalt und ſorgt für ihre beiden Männer. Kurt iſt Muttis richtiger Sohn; den be⸗ deutend älteren Lutz hat ihr verſtorbener Mann ſchon in die Ehe mitgebracht. Kurt beſucht die ſtädtiſche Kunſtgewerbeſchule, um ſeine eigenartige karikaturiſtiſche Begabung auszubilden. Er iſt typiſcher Repräſentant unſerer jungen männlichen Genera⸗ tion, erſtaunlich reif für ſeine zwanzig Jahre von urwüch⸗ ſigem geraden Weſen; ſeine knappe, humorige Art, ſich auszu⸗ drücken, trifft zumeiſt den Nagel auf den Kopf. Mutti be⸗ handelt er wie ein Baby. Er hat für ſie den komiſchen Koſe⸗ namen„Pietzchen“, und ſie nennt ihn gleichfalls ſo. Dieſe beiden Pietzchens muten oft an wie ein drolliges Liebespaar, deſſen weiblicher Part— alſo Mutti— nicht wenig unter dem Pantoffel ſteht. Mutti iſt ſo wohltuend verſtändnisvoll und quält einen nie mit Fragen.„Laß ſie doch...“ verweiſt ſie denn auch Kurt, der nicht aufhört, mich über den Grund meines langen Fernbleibens auszuholen. „Ach Pietzchen wann wirſt du dir endlich deinen ſoge⸗ nannten„Takt“ abgewöhnen? Das iſt auch noch ſo ein Teil von dem alten Plunder, den du aus deiner früheren„feinen Geſellſchaft“ in unſere Zeit hinübergerettet haſt.. Wenn ich dieſe mollige Blondine(mollig iſt eine Frechheit!) von ange⸗ nehmen Aeußeren hier ein wenig interviewe, ſo iſt das nur ein Zeichen, daß ich ihrer unbedeutenden Perſon ein höchſt ſchmeichelhaftes Intereſſe entgegenbringe. Sonſt würde ich N Gottlob, daß dieſe dofe Ziege wegbleibt. Ka⸗ piert?“ Mutti ſieht ſich erſt etwas hilflos um, dann bricht ſie in ein ſchallendes Lachen aus. Muttis Lachen hat etwas köſtlich Befreiendes; wie ſtets, wenn ſie ſich in die Enge ge⸗ trieben fühlt, ſucht ſie darin ihre Zuflucht. Kurt nickt zufrieden:„Na alſo— mit der Zeit wirſt du noch eine ganz vernünftige Frau werden. Man hat es nicht leicht mit euch Kindern älteren Datums... Immerzu erleidet ihr Rückfälle.“ Und dann zu mir gewendet:„Jetzt heraus mit der Sprache. Wenn du ſchweigſt, verheimlichſt 8 1 und Freunde mit Vorbehalt können mir geſtohlen erden.“. Natürlich hat Kurt recht. Aber kann ich denn ehrlich ſein? Ich rette mich in den burſchikoſeſten Ton, der mir zur Verfügung ſteht „Menſch“— ſage ich—„darauf verfällſt du in deinem gegen Wind und Wetter geſchützten Gedankengang natürlich nicht, daß einer auch mal ſozuſagen den Kopf voll haben kann? Du gehſt in deine Schule und malſt dort deine Männ⸗ chen aber ſtelle dir mal gefälligſt einen Piloten vor der ein Flugzeug ſteuern ſoll und plötzlich merkt, daß ſein Ben⸗ zinvorrat nicht reicht...“. „das ſoll wohl, in die Sprache einfacher Sterblicher überſetzt, heißen, daß euch der Zaſter ausgeht?“ a „Aber Pietzchen...“ wendet Mutti etwas geniert ein. „Aha— ſie iſt ſchon wieder taktvoll“.. Ja zum Don⸗ e 1 über ſo etwas erſt dann ſprechen, einem der Stuhl unterm Hin. i Wu ſchwankt zwiſchen Lachen und Ent⸗ ng. „wenn einem der Stuhl unter einem Körperteil, oon deſſen Vorhandenſein ein zartbeſaiteter Menſch nichts ahnt, rtgepfändet wird? Was mich anbelangt, ſo bin ich dafür, n Stier bei den Hörnern zu packen. Früher, wenn das elterliche Schiff auf Klippen lief, ging ſo eine Haustochter und ſchloß eine„Vernunftheirat. Heute ſteht es ihr ei, den Exiſtenzkampf ſelbſt e 75 1 Etwa indem ſie ſich in ein Büro ſetzt... Damit wäre n Gundulas Fall wohl ſehr gedient? Und zu ch, geht inzwiſchen erſt recht alles aus den Fugen„ unſerer Mädchen... Nichts als eine ungeſunde Zeiter⸗ icheinung iſt dieſes gewaltſame Eindringen in das Gebiet der Männer. Das Mädchen von morgen und übermorgen hat andere Aufgaben.“ „Wieder im Glaskaſten ſitzen wie ihr und auf den zu⸗ künftigen Gatten warten?“ wirft Kurt ſpottend ein. „Unſinn— das iſt vorbei“, wehrt Mutti ärgerlich ab. „Ich kann mir keine ſchönere Miſſion für das Mädchen der kommenden Tage denken, als— um deine Worte zu ge⸗ brauchen, Kurt— dieſes ſchwankende elterliche Schiff mit ihrer jungen unverbrauchten Kraft in richtige Bahnen zu ſteuern, mit ihrem ſicheren, ſcharfen Blick verborgene Schä⸗ den aufzuſpüren, Menſchen und Umſtände im Intereſſe der Ihren ſich dienſtbar zu machen und ſo auch für die eigene Zu⸗ kunft eine geſunde Baſis zu ſchaffen.“ Mutti verſtummt und ſtreift mich mit einem vielſagen⸗ den Blick. Trotz der Allgemeingeltung, die ſie ihren Worten gab, fühle ich, daß ſie ſpeziell auf mich gemünzt waren. Das iſt ſo echt Muttis unaufdringliche Art, ihre Meinung und ihren Rat zu äußern. Längſt hat wohl ihr feiner fraulicher Inſtinkt das Morſche und Brüchige in unſerem Leben emp⸗ funden „Na Pietzchen— was deinen Redeſtrom betrifft—, ſo iſt da von Müdigkeit nicht viel zu merken“, konſtatiert Kurt mit ſpöttiſcher Bewunderung. „Laß gut ſein...“, ſagt Mutti gar nicht ſcherzhaft, „im Grunde haben wir Menſchen von früher alle einen Knacks weg. Als wir ganz jung waren, dominierte der Walzer. Harmlos war er, heiter, zuweilen auch ſentimental und paßte zu uns. Dann kam das Schieben und der Tango. Ihr tanzt auch Walzer, aber der iſt himmelweit entfernt von dem Walzer unſerer Tage; er iſt— wenn man ſo ſagen darf— mit Erfahrung gedüngt... Ihr habt gelernt an unſeren Entgleiſungen...“ SDR. 4 1* 1 7 0 110 7 7 1 7 1 57 8 N Zeichnung: Drewitz. Mama erſcheint vor der Rampe; mit jubelndem Beifall wird ſie überſchüftet. Das Geräuſch des öffnenden Schlüſſels an der Eingangs⸗ tür läßt uns erſchreckt auf die Uhr blicken. Sollte das wirk⸗ lich ſchon Lutz ſein? 5 „Haſt du etwas zu eſſen, böſe Stiefmutter?“ ertönt be⸗ reits ſeine vergnügte Stimme von der Diele her.„Nanu Gundel? Du noch hier zu mitternächtiger Stunde... „Ja, es iſt ſpät geworden. Nun iſt es aber höchſte Zeit für mich. Bringſt du mich ein Stückchen, Kurt?“ „Ich werde dich begleiten. Gundel.., kommt Lutz Kurts Antwort zuvor. „Wenn du nicht zu müde biſt „Fahr wohl, blondes Kriemhildenkind“, ruft Kurt mir verabſchiedend zu,„und ſei deiner hohen Sendung ein⸗ Sen! 5„Was für einer Sendung?“— fragt Lutz, ſchon im Be⸗ griff, den Fahrſtuhl aufzuſchließen. „Sie wird ein Mädchen von übermorgen „Wie nett“, ſagt Lutz,„und was iſt das?“ a „Das mußt du dir von Mutti erklären laſſen“, ſtichelt Kurt „Alſo wie wird man ein Mädchen von übermorgen?“ wendet ſich Lutz nun an ſie. a Mutti ſteht da und lächelt:„Das kann man nicht werden, das muß man ſein.“ 5 Kurt will mich noch raſch ein wenig hänſeln:„Demnach biſt du alſo „Ach, laß mich in Ruh Komm, Lutz Draußen fällt ein feiner Regen. Untergehakt legen wir den kurzen Weg zurück. Das Licht der Bogenlampen wirft ſeinen Schein auf die Plakate der 8„Gaſt⸗ piel Sybil Casparys“. ſpringt es mir da und dort ins 25 Sue Nacht, Gundel“, ſagt Lutz, und ich fühle ſeinen warmen, zuverläſſigen Händedruck. Ich bin zu Hauſe. Wenn Vater morgens ihſth raſiert und gebadet, vor Gepflegtheit duftend am 1 erſcheint, bringt er fl immer gute Laune mit. Dieſe frühe Stunde iſt für ihn beſte des Tages. eute macht er allerdings einen abgeſpannten Eindruck. ühe mich, ein Geſpräch in Gang zu bringen, indes 800 Len ich mit Herzklopfen auf das Eintreffen der Poſt warte. 2— Da zeigt ſich auch ſczon Finert mu den zäglich einnaufen⸗ den Bündel Briefe. Meiſt alles für Vater; ſeiten, daß elwas für mich dabei iſt. Bedeutungsvoll legt ſie diesmal ein Kuvert aus lila Büttenpapier vor mich hin. Mein Blick fällt auf die hohen, künſtlich nach links fallenden Buchſtaben, und die Teekanne in meiner Hand kommt bedenklich ins Wanken. Ich fühle, wie mir das Blut in die Wangen ſchießt 5 Vater iſt gefliſſentlich mit der Durchſicht ſeiner Poſt be⸗ ſchäftigt. Warum ſpielen wir uns dieſe Komödie vor? Na⸗ türlich hat er Mamas Handſchrift ſofort erkannt Ich ärgere mich über Finerl. Konnte ſie mir den Brief nicht unter vier Augen übergeben? Jetzt ſteht ſie da, fie⸗ bernd vor Neugierde und wartet der Dinge, die kommen werden. Nun öffne ich gerade nicht „Moch etwas gefällig?“ kann ich mich nicht enthalten, kühl ironiſch zu fragen. Sie murmelt etwas Reſpektloſes und wendet ſich zum Gehen. Ich glaube, ſie hat„dumme Gans“ geſagt Vater hat es plötzlich ſehr eilig, in ſein Zimmer zu kommen. Ich bin allein und greife haſtig nach dem übergroßen Umſchlag. Da mich niemand ſehen kann, preſſe ich ihn für einen Moment gegen mein heißes Geſicht; ich atme den her⸗ ben Parfümduft, der ihm entſtrömt. Dann reiße ich das Kuvert auf. Ein Theaterbillet— Parkett 2. Reihe— flattert heraus. Auf dem großen Brief⸗ bogen nur wenige, flüchtig hingeworfene Zeilen: „Morgen nachmittag erwarte ich mein kleines Mädchen (Hotel Briſtol, punkt vier Uhr). Anbei Karte für heute. In großer Eile Mama Alles verſinkt... Vergeſſen das zermürbende War⸗ ten... Nur jubelndes Glücksgefühl iſt in mir Ein klein wenig ſchlechtes Gewiſſen— Vaters wegen. Iſt es denn eine Sünde, nach ſeiner Mutter zu ver⸗ langen? Sie haben mich ja ſchließlich beide in die Welt geſetzt Laßt mich doch auch einmal fühlen, daß ich das Kind einer Mutter bin * „Törichter Wahn iſt's Daß Liebe uns tötet Lieb' iſt Leben..“ Voll beglückender Leichtigkeit ſchwingt die begnadete Tenorſtimme höher und höher, umrankt von dem glitzern⸗ den Band des Soprans von berückender SüBe Strahlender Höhepunkt des Butterflyfinales, befehlen⸗ des Werben, demütiges Gewähren, Fanal der Liebe! Klang, Klang, Glück.. filbernes, klares, klingendes Glück Unwillkürlich ſchweift mein Blick durch das feſtlich ge⸗ füllte Haus. Wie gebannt und hingegeben alles lauſcht Unbeachtet ſitze ich auf meinem Parkettplatz und fühle die geheimen Fäden, die von der Bühne herab zu mir hin⸗ führen. Und keiner der Beteiligten da oben vermag das kunſt⸗ volle Gefüge der Zuſammenhänge zu überſehen Mama iſt eine Butterfly, wie man ſie ſich rührender und lieblicher nicht denken kann. Zweifellos hat ihre Lei⸗ ſtung das Format einer Künſtlerin von Weltruf. Aber dieſe Feſtſtellung erfüllt mich nicht mit Befrie⸗ digung. Der Preis, um den dieſer Ruhm erkauft wurde, e mir zu hoch. War es nötig, uns alle zu opfern? Hätte ſie nicht auch hier im Lande groß werden können? Lockte die Ferne ſo mächtig, daß ſtärkſte und heiligſte Bande geſprengt wer⸗ den mußten? Wie iſt es möglich, daß Menſchen, die jahre⸗ lang in engſter Gemeinſchaft Toſendes Händeklatſchen ſchreckt mich aus meinen Ge⸗ danken auf. Der Akt iſt zu Ende. Mama erſcheint vor der Rampe: mit ſubelndem Bel⸗ fall wird ſie überſchüttet. Jetzt kann ich ſie erſt ſo richtig betrachten. Wie jung ſie ausſieht... Wie geſchmeidig die Geſtalt, wie überaus reizvoll dies Geſicht mit den leuchtenden grauen Augen und der kapriziöſen Andeutung eines Stumpfnäschens. Lachend winkt ſie in die Kuliſſe. Herbert tritt neben 5 und verbeugt ſich mit einer Sicherheit, als wäre er es eit Jahren nicht anders gewöhnt. Ich merke, wie ſie beim Abgehen ihren Arm vertraulich unter den ſeinen ſchiebt. Ein hübſches Paar... Ach was — Unſinn. ſie könnte doch faſt ſeine Mutter ſein. Jeden⸗ falls ſcheinen ſie ſich gut miteinander zu ſtehen, ein Um⸗ ſtand, der mir nur lieb ſein kann Alles flutet hinaus in das Foyer. Ein Glas Limo⸗ nade wäre erfriſchend Ich ſtehe auf und bahne mir einen Weg. Knapp bevor ich das Büfett erreiche, fühle ich mich am Arm feſtgehalten. Gerade jetzt muß mir mein böſer Stern dieſen Dr. Koch zuführen, wo ich am liebſten allein ſein möchte mit meinen Gedanken. Und ſpeziell nach ſeiner Geſellſchaft verlangt es mich ſo gar nicht; ſeine dreiſte Art, einen den Hof zu machen, wirkt eher verletzend als ſchmeichelhaft. Er ift Muſikreferent einer vielgeleſenen Tageszeitung. 85 11 7 5 ihn durch Vater, der große Stücke auf ſein Ur⸗ eil gibt. Da an ein Entkommen nicht mehr zu denken iſt, wäre es immerhin nicht von der Hand zu weiſen, die Meinung der Preſſe ſchon heute 980 ihn zu erfahren. „Sie ſollten immer Schwarz tragen“, ſa eines Grußes.„Es kontraſtiert ſo wunder weizenblonden Haar.“ Ein wahrhaft albernes Anſinnen in Anbetracht meiner neu n Jahre 1 5(Fortſetzung folat.] t er an Stelle r mit ihrem 2 Bilder Knoten Ra 0 eichnung geſetzlich geſchützt!) . In jedem Knoten befindet ſich ein Wort, das aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten iſt. Die durch Verkno⸗ tung verdeckten Buchſtaben der einzelnen Knoten ergeben, richtig geordnet, Wörter, die gen angedeutet ſind. Denkſport⸗Aufgabe. ebenfalls durch die Darſtellun⸗ mild. leich- schdumend. wundervoll um Geschmack die grosse ube Ein Hund verfolgt einen Haſen, der 30 Sekunden Vor⸗ ſprung hat. Der Haſe ſpringt in der Minute 95mal je ½ Meter, der Hund 70mal je 60 Zentimeter. Wann und wo holt der Hund den Haſen ein?(Vom Ausgangspunkt des Hundes gerechnet.) Buchſtaben⸗Rätſel. 0 2 0 0 Unter Benutzung der Bu chſtaben: 2a, 7e, 1f, 1) 11, Lr. 39, 2. 2u ſind die 21 Felder vorſtehender Figur auszu⸗ olgender Bedeutung ergeben: 1. Kleines Raubtier, 2. Stadt 1 Es müſſen die Längsreihen alsdann Wörter mit Lettland, 3. Oelbaumgewächs, 4. Tafelfiſch, 5. Vergel⸗ tung im böſen Sinne. 6. Laubbaum, 7. Geſetzesordnung. Wurden die Wörter richtig gebildet, bezeichnet die erſte⸗ Querreihe den Reichskanzler mit einem anderen Wort. Wort-Rätſel. Jeder Zoologe kennt, Was das Wort— verbunden— nennt Auch iſt manch ſolch Tier Dir bekannt und mir. Iſt uns hohe Luſt vergönnt, Schwelgen wir— das Wort getrennt, Statt im lieben Bier; Ja, ſo leben wir. Mut Eanal! 54 Opfere für das Winter- eder. hilfs⸗ Ihre Hände sprechen Jon Ihren Händen geht der erste Eindruck Ihrer Persönlichkeit aus. Lassen Sie nicht zu, dab sie ihre natürliche Anmutver- Dieren und rauh und reiz. dos werden. Kaloderma- Gelee, das Spezialmittel zur Pflege der Hände, ver- hindert mit Sicherheit je- des Rot- und Rauhwer- den, ganz gleich wie schr Ihre Hände angreifender Tätigkeit in Haus und Beruf oder un- günstiger Witterung ausgesetzt waren. Es erhält die Hände zart und jung und macht auch bereits angegriffene, rauhe und rote Haut über Nacht wieder weich und geschmeidig. X Machen Sie ein- mal diesen einfachen Versuch: Verrei- ben Sie ein wenig Kaloderma- Gelee auf Handrücken, Gelenk und Fingern. F WOIL FF& S0 H Massieren und kneten Sie tüchtig eine Minute lang. Sie werden bemerken, daß bereits in dieser kuizen Zeit die Haut das Gelee vollständig in sich aulgesaugt hat und merklich glatter und elastischer geworden ist. Lassen Sie Kaloderma-Gelee über Nacht wir- ken und beobachten Sie den Erfolg! NB. Raloderma- Gelee ſetteſ nicht und tt daher besonders angenehm im Gebrauch. Es ist jetlem Hausmittel eit uberlegon. KALO DE, bas SPEZZIALuIT TEU zun Prise bER HAN DE In Tuben zu RM 30, 50 und 1.— N. KAR LS RUHE Kunst 5 Jenos Bart. Wer Hamburg 36130 1 Rätſel. Ich mache einen Jüngling aus dem Greis; Ich ſtei Es hat ge oft dem jungen Mann zu Kopf; mich mancher, ohne daß man's weiß. Dies eine bitt' ich: Nimm mich nicht beim Schopf. Schach-Aufgabe. 2.— eh,. 2 5 ß, Weiß und Schwarz im Einverſtändnis ſollen ſo in der üblichen Re und Spring ihenfolge der Züge ſpielen, daß die Könige er die Plätze tauſchen; dabei darf jedoch nie ein König in ein Schach geſtellt werden.— Weiß zieht an. Die Be dern al bis Illuſt wegung der Figuren darf nur auf den 16 Fel⸗ d4 erfolgen! Auflöſungen aus letzter Nummer. riertes Kreuzworträtſel: Waage⸗ recht: Kreta, Netz, Ahle, Hunde; ſenkrecht: Kohle, Gewehr, Kanone, Katze. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter ein⸗ zuſtellen. Zweiſilbige Scharade: Marketender. Silbe 3. Lichtung, nrätſel: 1. Intermezzo, 2. Mahagoni, 4. Element, 5. Bariton, 6. Eveline, 7. Nekrolog, 8. Geranium, 9. Iſerlohn, 10. Liane, 11. Titus, 12. Diskont, 13. Esra.— Im Leben gilt der Staerke Recht Bilderrätſel: Nimm froh, was dir der Tag be⸗ ſchert. Namen⸗Anagramme: Urban. Konrad, Olga, Klaus, Sara. Remus.— Krokus. Magiſches Figurenrätſel: Toledo, Bolero. Verſteck⸗Rätſel: Der Bratapfel. Röſſelſprung: Woran dein Herz im ſtillen hängt, Laß es nur niemand hören; Du ſprichſt es aus, und alles drängt, Dein Glück dir zu zerſtören.(Roquette.) r 1——T——— Anbeteiligt. „Nu, wat ſagen Sie zu das Jewitter heit' nacht, Frau Nachbarin?“ Hof. „Ick hab' niſcht jeheert, ick wohne Hinterhaus, dritten 2 Zeichnung: Geröb— M. „Mein Liebes, der Schupo grient dich ſo an!“ „Ah, ſei nichk immer eiferſüchtig!“ * Richter:„Der Zeuge hat Ihnen eine Geige zur Auf⸗ bewahrung übergeben; wie kamen Sie dazu, ſie zu ver⸗ kaufen?“ Angeklagter:„Meine beiden Töchter fingen bereits an, auf dem Inſtrument zu ſpielen.“ Frau:„ Mann: Maß!“ Was fünf Maß haſt du ſchon? Aber Mann, fetzt denke doch endlich an deine ſechs Kinder!“. „Da haſt du recht. Alte— Kellerin, noch a Lehrer(wütend):„Schulze, Sie ſollten ſich Ihr Schul⸗ geld wiedergeben laſſen!“ 0 Schulze(in freudiger Erregung):„Ja, geht denn das?“ Th n-Werke G. m. b Dusseldoff beseit den gröbsten Schmutz! 8 22 Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriſſeodd her N 1 i gibt mehr Dinge zwiſchen Erd und Himmel, al ilweisheit ſich träumen läßt.“ Wer mit wachen Augen d ig der letzten Jahre und Jahrzehnte überſchaut, de g gleich bereit ſein, die Möglichkeit„übernatürliche abzuſtreiten. Was alles hat der Menſchengeiſt möglich gem 0 vor kurzer Zeit noch wären die als Phantaſten verlach das Fliegen für möglich erklärten, die eine drahtlo tragung des Schalles, eine Bildübermittlung auf drahtlo vorausgeſagt hätten. Man ſoll alſo nicht ohne weiteres lächeln, wenn bon hellſeheriſchen Leiſtungen die Rede iſt. Natürlich ſind die 6 bigkeit und die Wunderſucht von ſchlauen Betrügern wei genutzt worden. Aber es hat ſchon manchen Fall gegeben,. genaueſter wiſſenſchaftlicher Unterſuchung ſtandhielt— d her unerklärlich blieb. 1 Neuerdings werden verſchiedentlich Verſuche gemacht, die e wiſſenſchaftliche Klärung ſolcher Phänomene bringen sollen Damit ſoll natürlich nicht jeder Kritikloſigkeit das P. redet werden. Im Gegenteil: Jeder Aberglaube, der wah der annimmt, wo gar keine ſind, iſt zu bekämpfen. liebe täglichen Leben gibt es ſolchen Aberglauben. Zum Beispiel es immer noch Leute, die meinen, wer Bankgeſchäfte machen we müſſe mindeſtens ein Hellſeher ſein. Sie meinen, weil nichts verſtehen, müſſe es nicht mit„rechten Dingen“; Selbſtverſtändlich gehört auch zum Bankweſen das, 4 Fingerſpitzengefühl nennt; aber daneben kommt es eben auf und Erfahrung an, die natürlich dem Nichtfachmann fehlen eben deshalb ſollten ſich gerade die, denen die richtige Anlage! Spargelder Kopfzerbrechen macht, und ebenſo alle diejenigen w. zur ordnungsgemäßen Betriebsführung Kapital brauchen, e jahre⸗ und jahrzehntelange Erfahrung zunutze machen. Jed ſuchende wird im Bankfachmann einen zuvorkommenden 9 finden, und er wird bald erkennen, daß Fachkenntnis l Hexerei iſt. 188 Ene — inigungsseife, sondern auch ein bewährtes Schönheits- für die Teintpflege. Das ist es, was Palimoline-Feiſe eine 0 grole Zahl von Verbrauchern erworben hat. Und dabei ist die Palmnoline- Fehbnbeitpſlege so einfach. Massieren Sie täglich zwei- mal zwei Minuten lang Gesicht, Hals und Schultern mit dem cremigen Schaum dieser Schön- heitsseife und spülen ihn danach erst mit warmem und dann mit kaltem Wasser ab. Der milde Schaum dieser Seife, die mit Oliven, und Palimenòlon herge- stellt ist, dringt tief in die Poren der Haut ein, reinigt und be- lebt sie, gibt ihr Jugendfrische und Reinheit und ein zart-⸗ schimmerndes Aussehen. Sehr einfach. ch pfſege Geſſcht U. Nönde tägl. mor. gens und abends mit Eukutol 6. Da bleibt die Haut art u. geſchmei. dig, Köſte und Naſſe konnen mir nichts anhaben. Dose zu 15, 30 v0 Pfg. Riesente be RA 1.33 e f eg Zum Wochenende und Zum Zeitvertreib Nr. 12 erſcheinen gase Fa ea Ii 8s: gas oa. Ml. r. 7. Für die auf dleſer Feite erſcac Aesccen is der Verlag der vorl Jettung nich guſtändie Verageg ei he icniltlelng Kurt Winuer für Anzeigenteil Car! Görg deſtcollla agsblatt Deutſcher Proving⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SW6s, Lindenſt —,. C