1 f 10 S. 2 ts gr. 78. Blatt). Neekar Bote Mittwoch, 1. April 1936 Glückhafte Fahrt! euftſchiff„Hindenburg“ auf der erſten Südamerikareiſe. den Rhein enklang über den Kanal und die Biskaya. Noch keine franzöſiſche Aeberfluggenehmigung. Friedrichshafen, 31. März. Das Luftſchiff„Hindenburg“ iſt Dienstag unter Führung pon Kapitän Lehmann zu ſeiner erſten Südamerikafahrt 5 Tonnen Betriebsſtoff, ausreichend für 0 geſtartet. 55 5 111 1 0 120 Flugſtunden, 50 Kilogramm Poſt, 2,5 Tonnen Proviant, 500 Kilogramm Fracht, darunter ein elfenbeinfarbiger Olympia⸗Opelwagen, waren im Laufe des Montag an Bord geſchafft worden. Nach 4 Uhr trafen Beſatzung und Fahr⸗ gäſte in der Haſſe ein. Die Zollbeamten genügten ihrer Pflicht. 36 Fahrgäſte erledigten die notwendigen For⸗ malitäten und beſtiegen das Luftſchiff. Es ſind außer Preſſe⸗ und Regierungsvertretern Angehörige verſchiedener Natio⸗ nen, Braſilianer, Holländer, Franzoſen, Nordamerikaner und Oeſterreicher, an Bord. Profeſſor Dr. Dickmann aus München, der Berater des Luftſchiffbaues Zeppelin in inkpeilangelegenheiten, der ö Direktor Wronſki von Lufthanſa, Gräfin Waldeck, Baronin Leitner, ſommander Peck von der amerikaniſch enn Ma⸗ ine, der ſchon verſchiedene Fahrten im neuen Luftſchiff mitgemacht hat, nahmen an der Fahrt ebenfalls teil. Dr. Gckener macht die Fahrt als Beobachter mit. Nachdem die Fahrgäſte das Luftſchiff beſtiegen hatten, wurde es aus ſeiner Verankerung gelöſt, und die Mann⸗ ſchaften nahmen ihre Plätze an den Tauen ein. Kapitän 9 Lehmann empfing noch die letzten Wettermeldungen und 2 beſtieg darauf die Führergondel. Der Kommandant des „Graf Zeppelin“, Kapitän von Schiller, erſchien ebenfalls um Abſchied zu nehmen und beim Start anweſend zu ſein. Aus den Fenſtern des Fahrgaſtdeckes blickten ver⸗ gnügt die Fahrgäſte und wechſelten letzte Abſchiedsworte mit ihren Angehörigen. 5,20 Uhr gab Kommandant Samt von der Führergondel aus das Kommando zur Abfahrt. Das Luftſchiff verließ am Ankermaſt ſeine Halle durch das öſtliche Tor. Die Scheinwerfer beleuchteten den rieſigen Sil⸗ berleib des Schiffes. Das Schiff wurde in die Windrichtung gedreht und aus der Verankerung am Maſt gelöſt. Nach dem Kommando„Luftſchiff hoch!“ erhob ſich 5,28 Uhr unter Hochrufen und Tücherſchwenken der Luftrieſe. Nach einer Rundfahrt über der Stadt verließ das Luftſchiff in nördlicher Richtung das Gelände und zog ſtolz ſeine Bahn, um überall, wo Menſchen leben, zu künden, daß Deutſch⸗ land lebt und an ſolchen Werken des Friedens ſchafft. Das Luffſchiff„Hindenburg“ nahm den Weg über Hol⸗ land, den Kanal und den Golf von Biskaya, da bisher die franzöſiſche Ueberfluggenehmigung nicht erkeilt wurde. Bericht von Bord inden meldet Von Bord des Luftſchiffes„Hindenburg“ Funkſpruch des Sonderberichterſtatters des DNB.: ein Um 10,30 Uhr haben wir bei Roermond die hollän diſche Grenze überquert, nahmen alſo geraden Kurs auf Den Haag und die Südküſte Englands etwa auf der Höhe Londons. Wir ſchneiden dann die Biscaya und Kap Finiſterre, berühren vielleicht Madeira und ſetzen die Fahrt in ſüdlicher Richtung wie gewöhnlich fort. Die bisherige Reiſe ging bei ſonnigem, windſtil⸗ lem Wetter und ruhigſter Fahrt über Schwaben, am Taunus und Weſter wald entlang nach Köln. Von dork an wurde es dieſig. Die Teilnehmer fühlen ſich auf dem Luftſchiff ſchon voll, kommen zuhauſe. Bisher beſteht noch Rauchverbot, das aber bald aufgehoben werden ſoll. Ueberall wo wir hinkommen — auch in Holland— iſt die Bevölkerung in heller Begei⸗ ſterung über unſer ſtolzes Luftſchiff, das volle Fahrt macht. Kurz nach 12 Uhr haben wir, nachdem Dordrecht, Rot⸗ terdam und Den Haag überflogen wurden, die Nordſee ungefähr beim Modebad Scheveningen erreicht. Das Wetter ſſt leider wenig klar. Der Wind iſt günſtig. Der Küchenchef bringt zum erſten Mittag junge Maſtgans, Suppe und Nachtiſch, was die Stimmung erheblich ſteigert. Aeber der engliſchen Küſte Um 14,30 Uhr kommt Ramsgate in Sicht. Da die Luft ſtark dieſig iſt, erſcheint uns die Küſte wie ein dünner Kreideſtrich. Wir begegnen dem Frachtdampfer„Weſter⸗ land“ aus Hamburg. Um 15,10 Uhr ſichten wir Dover mit ſeinen weit vorgebauten Wellenbrechern. Ein Schweden⸗ dampfer, der in der gleichen Richtung fährt, wird von uns überholt. Unſere Fahrt geht weiter entlang der engliſchen Südküſte. Dampfer grüßen mit Sirenengeheul. Nach dem Mittageſſen wurde zum erſtenmal die Rauch⸗ labine zur Benutzung freigegeben. Die Aſchenbecher ſind mit Waſſer gefüllt. Außerdem gibt es nur elek⸗ kriſche Anzünder. Das Luftſchiff„Hindenburg“ wurde, nachdem es kurz nach 15 Uhr die engliſche Hafenſtadt Folkeſtone überflo⸗ gen hatte und um 15,15 Uhr von Dover aus geſichtet worden war, um 16,15 Uhr auf der Höhe von Eaſtbourne geſichtet. Schätzungsweiſe befand ſich das Luftſchiff in etwa 300 Meter Höhe. Ueberall eilten die Menſchen zu Plätzen, von denen aus das Luftſchiff gut zu bewundern war. 7* 2 „Hindenburg“ begegnet Köß⸗Dampfer„Oceana“ Nach genau 12ſtündiger Fahrt haben wir zwiſchen der Inſel Wigh⸗ und Bournemouth den Kdß⸗Dampfer„Oceana“ getroffen, der mit 600 Urlaubern von Madeira kommt. Die Begegnung wurde auf beiden Seiten mit großer Begeiſte⸗ zung aufgenommen. Die Kdß⸗Urlauber grüßten uns mit Tächerſchwenken und Dippen der Fahnen, während wir mit Sirenen antworteten. Auf dem Funkwege wurden herzliche Grüße ausgetauſcht, dann kam die„Oceana“ außer Sicht. Holland begrüßt„Hindenburg“ der Annſterdam. 1. April. Die niederländiſche Preſſe widmet er erſten Südamerikareiſe des Luftſchiffes„LZ 129“(„Hin⸗ bens allergrößtes Intereſſe. Ein Teil der Blätter ringt ausführliche Sonderberichte. Beſonders eingehend 5 der Flug über das holländiſche Gebiet geſchildert. In daater dam und im Haag ſahen Zehntauſende das uftſchiff, deſſen Erſcheinen unter der Bevölkerung größten übel auslöſſe. a ä— Die Straßenverkehrsunfälle im Januar Nach den Feſtſtellungen des Badiſchen Statiſtiſchen Landesamtes haben ſich in Baden im Monat Januar ins⸗ geſamt 518 Straßenverkehrsunfälle zugetragen. Gegenüber dem Vormonat Dezember mit 633 Unfällen iſt hiernach ein Rückgang zu verzeichnen. Jedoch iſt die Zahl der Todesopfer mit 17 in beiden Monaten gleich ge⸗ blieben. Von den im Januar durch Verkehrsunfälle ge⸗ töteten 17 Perſonen ſind 15 männlichen Geſchlechts, dar⸗ unter 3 Knaben unter 14 Jahren. Auch bei den ermittelten 300(im Dezember 291) Verletzten überwiegt bei weitem Ie 1 das männliche Geſchlecht, da 240 männliche Perſonen, hier⸗ unter 32 Knaben unter 14 Jahren, dagegen nur 60 weib⸗ liche Perſonen leinſchließlich 9 Mädchen unter 14 Jahren) als verletzt gemeldet wurden. 283 der gemeldeten Fälle erfolgten durch Zuſam⸗ menſtoß von Fahrzeugen, 235 waren Unfälle anderer Art. An den Unfällen war hauptſächlich Kraftfahr⸗ zeuge beteiligt, und zwar 365 Perſonenkraftwagen, 124 Krafträder, 120 Laſtkraftwagen, 8 Kraftdroſchken, 6 Kraft⸗ omnibuſſe und 12 Zugmaſchinen. Außerdem wurden von den Unfällen betroffen 148 Radfahrer, 91 Fußgänger, 35 beſpannte Fuhrwerke, 30 Straßenbahn⸗ und 6 Eiſenbahn⸗ fahrzeuge, 7 andere Fahrzeuge und 9 Tiere. Vier Fünftel aller Unfälle(408) erfolgten innerhalb geſchloſſener Orts⸗ teile, hingegen nur 100 außerhalb ſolcher. 10 Unfälle ereig⸗ neten ſich an Bahnübergängen, wovon die Hälfte ohne Schranke und Warnlicht waren. In abermals vier Fünfteln aller Fälle(407) lag die Unfallsurſache beim Führer des Kraftfahrzeuges oder an techniſchen Mängeln der Fahrzeuge. Im einzelnen wurde als Urſache feſtgeſtellt: In 92 Fällen Nichtachten des Vor⸗ fahrrechtes, in 79 Fällen übermäßige Geſchwin⸗ digkeiten, in 53 falſches Ueberholen, in 39 falſches Einbiegen, in 33 pflichtwidriges Nichtplatzmachen, in 6 mangelndes Abblenden, in je 4 Durchfahren von Bahnſchranken und Nichtbeachten der Warnzeichen an Bahnübergängen, in 17 Fällen ſtand der Fahrer unter Alkoholeinfluß, in 55 war ſonſtwie die Unfallurſache beim Kraftfahrzeugführer zu ſuchen. In 56 Fällen lag die Urſache beim Radfahrer, in 6 bei einem anderen Fahrzeug oder deſſen Führer, in 54 beim Fußgänger. In 84 Fällen wurden andere Ur⸗ ſachen ermittelt; ſo in 39 Glätte oder Schlüpfrigkeit der Fahrbahn, in 8 befand ſich die Fahrbahn in ſchlechtem Zu⸗ ſtand, in 5 herrſchte Nebel, in einem Fall war die Bahn⸗ ſchranke nicht ordnungsgemäß geſchloſſen uſw. Die meiſten Straßenverkehrsunfälle kamen wiederum in den größeren Städten vor, und zwar in Mannheim 106, in Freiburg 45, in Karlsruhe 39, in Heidelberg 33, in Pforzheim 25, in Baden⸗Baden 14. Zu beklagen waren in Mannheim 4 Tote, 59 Verletzte, in Karlsruhe 5 Tote, 25 Verletzte, in Freiburg ein Toter, 25 Verletzte uſw. Engliſche Anerkennung Große Anerkennung zollt die„Birmingham Boſt“ am Dienstag anläßlich der erſten Atlantikfahrt des„LZ Hin⸗ denburg“ dem deutſchen Luftſchiffbau. In ſeinem Leitartikel ſchreibt das Blatt, eine Nation nach der anderen habe den Bau von ſtarren Luftſchiffen aufgegeben. Deutſchland allein habe niemals geſchwankt; und es ſei hierzu auch be⸗ rechtigt,. Denn mit ſeiner einem Uhrwerk vergleichbaren Regelmäßigkeit ſei Jahr für Jahr der„Graf Zeppelin“ ge⸗ flogen, und die Regelmäßigkeit ſeiner Leiſtung bedeute einen wirklichen Erfolg. Deutſchland unerreicht Franzöſiſche Reſignation über den Südamerikaflug. Parise, 31. März. Der Start des neuen Luftſchiffs„Hin⸗ denburg“ nach Südamerika veranlaßt den„Paris Midi“ zu der reſignierten Feſtſtellung, daß Deutſchland in dem glei⸗ chen Augenblick, wo die franzöſiſche Südamerikapoſt an Bord eines Poſtſchiffes über den Atlantik ſchwimme, weil die franzöſiſchen Linien nicht über das nötige Material verfügen— die neuen franzöſiſchen viermotorigen Flug⸗ boote mußten wegen techniſcher Fehler im Hafen zurückgehalten werden— ſein neues Rieſenluftſchiff nach Braſilien ſchicke „Nach dem„Graf Zeppelin“, der während der letzten Jahre ohne große Zwiſchenfälle den Südaklankik überflo⸗ gen hat, führt der„Hindenburg“ nun eine Propaganda⸗ arbeit weiter, in der wir— die Franzoſen— uns unſerem et Konkurrenten unterlegen zeigen. Erinnerung(L/ 127) (an den 4. September 1929).“) Was läuft das Volk, was rennt es ſo— Was mag denn dort nur ſteh'n—— En Sonderblatt mit Zeichen groß Kann ich von weitem ſeh'n. Und immer größer wird die Zahl, Die um den Platz ſich ſchart. Jetzt leſe ich die Schriftung ſelbſt: „Von Zepp'lins Weltrundfahrt. „In Friedrichshafen kam er an, „Heut! morgen gegen neun, „Und alles ging beim Landen glatt.“ Wie konnt' es anders ſein! Als iſt geleſen den Bericht, Entferne ich mich gleich; 5 Von Rührung übermannt es mich: Ich weine, freudenreich. Es iſt zu viel für's kleine Herz, Wenn Weltgeſchichte ſpricht Ich ſchaue dankbar himmelwärts: Ja, Gott verläßt uns nicht! Wir tragen würdig heil'gen Stolz, So will's Germanenſinn O, guter Gott, ich danke dir, Daß ich ein Deutſcher bin!— ) Die Zeilen wurden ſeinerzeit zur Veröffentlichung irgendwo eingeſandt, aber dankend abgelehnt. H. Schmitz. . ͤ ͤ—— ͤ————— Die Tätigkeit der motoriſierten Straßenpolizei. Die motoriſierte Straßenpolizei in Baden iſt im Laufe des Monats Februar 1936 insgeſamt in 1106 Fällen wegen Zuwiderhandlung gegen die Verkehrsvorſchriften eingeſchritten. Folgende Straf⸗ und Verwaltungsmaßnahmen ſind dabei ergriffen worden: Gebührenpflichtige Verwarnungen in 529 Fällen, gebührenfreie Verwarnungen in 148 Fällen, Strafan⸗ zeigen in 189 Fällen, Vorfahrtſcheine in 209 Fällen, Son⸗ ſtige Maßnahmen in 31 Fällen. Die genannten Straf⸗ und Verwaltungsmaßnahmen entſtanden aus nachſtehend aufge⸗ führten Beanſtandungen:. 15 Beanſtandungen wegen Fah⸗ rens ohne Führerſchein, 116 Beanſtandungen wegen Fahrens ohne bezw. nicht genügender Beleuchtung, 37 Beanſtandungen wegen Fahrens ohne Rückſtrahler, 83 Beanſtandungen wegen Fahrens mit nicht abgeblendeten Fahrzeugen, 105 Beanſtan⸗ dungen wegen Fahrens mit nicht verkehrsſicheren Fahr⸗ zeugen, 38 Beanſtandungen wegen Gefährdung des Ver⸗ kehrs durch Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern, 605 Be⸗ anſtandungen wegen ſonſtiger Mängel. Drei Jahre Einzelhandelsſchutz Amſatzſteigerung um 4,2 Milliarden. Mit 844 000 Betrieben und faſt zwei Millionen be⸗ ſchäftigten Volksgenoſſen ſtellt der Einzelhandel einen be⸗ achtlichen Faktor innerhalb der Geſamtwirtſchaft dar; ſind doch etwa ein Viertel aller gewerblichen Betriebe in Deutſch⸗ land Einzelhandelsbetriebe. Auch der Einzelhandel hatte an dem allgemeinen Wirk⸗ ſchaftsaufſchwung der letzten drei Jahre ſeinen Anteil, und zwar kommt die Beſſerung der Wirtſchaftsverhältniſſe im Einzelhandel ſowohl in ſeinem ſtrukturellen Aufbau wie auch in ſeiner konjunkturellen Entwicklung zum Ausdruck. Das Nd Z. erfährt darüber, daß die Umſätze des Einzelhandels in der Kriſe um nicht weniger als 15 Milliarden Mark geſun⸗ ken waren, von ihrem höchſten Stand mit 36,6 Milliarden im Jahre 1929 gingen ſie um rund 40 Prozent zurück. Von 1933 bis 1935 iſt der Jahresumſatz des Einzelhandels be⸗ reits wieder von 21 auf 25,2 Milliarden geſtiegen. Die Ent⸗ wicklung der Einzelhandelsumſätze läuft ungefähr parallel zur Entwicklung des Volkseinkommens. 1934 lagen die Einzel⸗ handelsumſätze etwa 11 und das Volkseinkommen etwa 12 Prozent über dem Stand von 1933. Die Entwicklung in den einzelnen Fachzweigen des Einzelhandels war verſchieden. Eine Reihe von Fachzweigen hatte eine ſtarke Son⸗ derbelebung beiſpielsweiſe durch die Gewährung der Ehe⸗ ſtandsdarlehen, die Belebung der Bautätigkeit, die Förderung der Kraftverkehrswirtſchaft uſw. aufzuweiſen. Von beſonderer Bedeutung für den Einzelhandel war auch eine gewiſſe Ver⸗ lagerung der Umſätze von den Waren häuſern zum Fachhandel. Am ſtärkſten ſind bei den Warenhäuſern die Lebensmittelumſätze zurückgegangen, nämlich um 35 Pro⸗ zent. Darüber hinaus hat der Einzelhandel dem national⸗ ſozialiſtiſchen Staat in ſeiner ſtrukturellen Entwicklung eine ſtarke Förderung zu verdanken. Dem Zuſtand, daß der Einzelhandel als Zufluchts⸗ ſtätte für viele geſcheiterte Exiſtenzen und Berufsfremde diente, wurde durch das Einzelhandelsſchutzgeſetz ein Ende bereitet. Geſchäftseröffnung und übernahme ſind jetzt vom Nachweis der Sachkunde und Zuverläſſigkeit abhängig. Welche Gefahren dadurch vom Facheinzelhandel abgewendet wurden, zeigt die Entwicklung der Zulaſſungsverfahren bei den Han⸗ delskammern, wo in der Regel die Hälfte bis zwei Drittel der Antragſteller zurückgewieſen werden mußten, weil ihnen auch das Mindeſtmaß des zur Führung eines Einzelhandelsgeſchäfts nötigen Wiſſens fehlte. Weitere für den Einzelhandel wichtige Schutzmaß⸗ nahmen waren das Verbot der Gründung neuer Einheits⸗ preisgeſchäfte, die Schließung der handwerklichen Nebenbe⸗ triebe in den Warenhäuſern, das Rabattgeſetz, die Zugabe⸗ verordnung und die Neuregelung des Ausverkaufsweſens. Bodenſtändige Holzbauweiſe Wektbewerbe im ganzen Reichsgebiet. Zur Hebung der ländlichen Baukultur und insbeſondere zur Wiedererweckung einer bodenſtändigen Holzbauweiſe hatte der Reichsforſtmeiſter in Gemeinſchaft mit dem preu⸗ ßiſchen Finanzminiſter die Veranſtaltung von Wettbewer⸗ ben für Forſtbauten in bodenſtändiger Holzbauweiſe ange⸗ ordnet. Da es nicht möglich war, für das ganze Reichsgebiet einen einheitlichen Wettbewerb auszuſchreiben, wurden Einzelwettbewerbe für beſtimmte Gaue notwendig. Zunächſt wurden drei Wettbewerbe für Niederſachſen, Oſtpreußen und Pommern⸗Vrandenburg ausgeſchrieben, von denen der für Niederſachſen bereits entſchieden iſt. Es iſt beabſichtigt, auf dieſe Weiſe im Laufe einiger Jahre die Kenntnis aller wichtigen baulichen Ueberlieferungen des deutſchen Holz⸗ baues wiederzugewinnen.. Die Forſtbauwettbewerbe ſollen die baulichen Leiſtun⸗ gen auf dem Lande allgemein wieder heben und entſpre⸗ chenden Einfluß auch auf die Landwirtſchaft nehmen. Der Reichs⸗ und preußiſche Landesforſtmeiſter hat allen Jorſt⸗ beamten⸗ und Behörden in einem Erlaß dies zur Kenntnis gebracht und ſie um ihre Mitarbeit erſucht. Bei allen Neu⸗ oder Umbauten ſoll künftig nach den neuen Grundſätzen verfahren werden. In dem Erlaß wird gleichzeitig mitgeteilt, daß die deut⸗ ſche Forſchungsgemeinſchaft vom Jahre 1936 an in allen deutſchen Gauen eine Nachforſchung nach den noch vorhan⸗ denen Gebäuden alter ſandſchafts⸗ und volksverbundener Bauart durchführen wird. f Die Leherwindung der Arbeitsloſigkeit Der Skaatsſekretär im Reichsfmanzminiſterium Fritz Reinhardt betont bei einer ausführlichen Darlegung des Sozialismus der Tat, wie ihn die Politik des Führers be⸗ kundet, es ſei ſicher, daß im Hochſommer 1936 die Jahl der Arbeitsloſen um eine weitere Million kleiner und die Jahl der Beſchäftigten um mehr als eine Million größer ſein werde als heule. Auch der Reſt der Arbeitsloſigkeit werde im Zuge der volkswirtiſchaftlichen Enkwicklung der nächſter, Jahre überwunden werden. s Die Arbeitsloſigkeit, ſo ſagt der Staatsſekretär in der „Deutſchen Steuerzeitung“, iſt bereits heute viel kleiner als in der Zahl zum Ausdruck kommt, die ſich bei den Ar⸗ beitsämtern ergibt, denn in dieſer Zahl ſind einige hun. derttauſend Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen enthalten, die wegen Ueberalterung oder aus ſonſtigen Gründen als arbeitseinſatzunfähig und demnach als echte Arbeitsloſe nicht mehr in Betracht kommen.„ 2 ö—— Frühlingslied. Es jauchzt und es jubelt Die Vorfrühlingswelt Und ſüdliche Bläue Am himmliſchen Zelt Die lachenden Auen Der Vöglein Geſang: O, alles verſpürt Den belebenden Drang. Ein wonniger Jubel In ſchwellender Bruſt: O ſelige Freude, O heilige Luſt! Wie ſingt und wie klingt es In Flur und in Hain: Kommt alle und ſtimmt In den Jubel mit ein! 2 2 Schmitz. „Secret Service“ Der Verfaſſer Sir George Aſton iſt vor und während des Weltkrieges im engliſchen Nachrichten⸗ und Spionage⸗ abwehrdienſt verwendet geweſen. Er legt in einem Buch von etwa 300 Seiten ſeine Erinnerungen und Erfahrungen nieder. Er zeigt insbeſondere an einer Reihe von Beiſpieſen, wie das Gelingen oder Miß⸗ lingen größerer Unternehmungen im Weltkriege vielfach davon abhing, ob die Geheimhaltung der eigenen Abſichten und damit die Ueberraſchung des Geg⸗ ners gelang. Nachſtehend ſind einige ganz intereſſante Einzelheiten herausge⸗ nommen: „Im Kriegsminiſterium zählte die kleine Abteilung für Nachrichtenweſen, die mit der Entdeckung von Spionen beauftragt war, im Frieden 14 Köpfe. Bis Ende 1918 wuchs ſie auf etwa 800 an. Von Kriegsbeginn an war ferner beim Reichsverteidigungsrat eine Telegrammzenſur eingerichtet. Ein gewal⸗ tiger Sonderſtab, deſſen Zahl im Kriege 4000 erreichte, wurde daneben für die Poſt⸗ zenſur verwendet. Man benötigte Chemiker, um die unſichtbaren Schriften zu Tage zu fördern, ferner geübte Leute zur Entziffe⸗ rung der umſtändlichſten Geheimſchriftver⸗ fahren. 8 Brieftauben können im geheimen Nachrichtendienſt von beſonderem Wert ſein. Die„Goeben“ wäre im Weltkriege nicht nach der Türkei entkommen, wenn ein briti⸗ ſcher Agent in der Nähe von Meſſina über die Bewegungen dieſes Schiffes mit Hilfe von Brieftauben hätte raſch melden können. * 1914 ſollte bei dem Gegner der Eindruck erweckt werden, daß umfangreiche ruſſiſche Truppentransporte nach Oſtende unterwegs wären Der Verfaſſer teilte dieſe Nachricht möglichſt vielen Leuten unter dem ſtrengſten Siegel der Verſchwiegenheit mit. „Dies iſt das beſte Mittel, um etwas mit Sicherheit zur allgemeinen Kennt⸗ nis zu bringen.“ * An der Paläſtinafront wurden dem Feind einmal Papiere mit irreführenden Angaben in die Hände geſpielt. Um den Gegner zu täuſchen, wurde ein Patrouil⸗ lenritt in Szene geſetzt, bei dem die Pa⸗ piere auf glaubwürdige Weiſe verlorenge⸗ hen konnten. Mit beſonderer Sorgfalt wa⸗ ren rührende Familienbriefe angefertigt worden, um die Täuſchung, daß es ſich um echte Briefſchaften handle, zu vervollſtändi⸗ gen. Der Zweck wurge erreicht. Die Mutter eines Anfang 1918 im Bereich der engliſchen 5. Armee abgeſchoſſenen deut⸗ ſchen Fliegeroffiziers veröffentlichte ein Beileidsſchreiben des Armeeführers, General von Hutier, in einem Provinzblatt. Es war dies die erſte Nachricht, die der eng⸗ liſchen 5, Armee vom Erſcheinen dieſes deut⸗ ſchen Führers an ihrer Front zuging. Es ließen ſich daraus Schlüſſe für die erwartete deutſche Offenſive ziehen. Jeder, der ſich an die Langeweile des Stellungskrieges erinnert, wird wiſſen, daß man ſich nie darauf verlaſſen darf, daß alle Leute ihren perſönlichen Schrifk⸗ wechſel im Ruhequartier laſſen, wenn ſie eingeſetzt werden. Verſchiedene perſönliche Briefe waren zu koſtbar, um zurückgelaſſen 1 werden. Vermutlich haben auch die Deut⸗ 5 5 viele wertvolle Nachrichten auf dieſelbe eiſe erhalten. Schriftſtücke, die deutſchen Gefangenen damals(Sommer 1918) abge⸗ nommen wurden, zeigten, daß nicht nur die Stimmung der Heimat nachgelaſſen hatte. Die Briefe von zu Hauſe waren voller Kla⸗ en über Nahrungsmittelknappheit und ſchwier ge Lebensbedingungen.“ . An anderer Stelle:„Das Ergebnis dieſer Stoßtruppunternehmungen zeigte ſich ſofort. Innerhalb weniger Stunden konnte ich die genaue Zahl der feindlichen Diviſio⸗ nen in der Front und in Reſerve angeben. Vollſtändigen Aufſchluß darüber gaben die Brieſe und Schriftſtücke von Ge⸗ fangenen, aus durchſtöberten Unterſtänden und von Gefallenen. Die meiſten Deutſchen hatten die Gewohnheit, Tagebücher zu füh⸗ ren. Sie hatten auch eine beſondere Vor⸗ liebe, Lichtbilder in Uniform aufnehmen zu laſſen. Die Tagebücher gaben eine Menge von Nachrichten. Die Zenſur der Feldpoſt⸗ karten ſchien zu dieſer Zeit auf deutſcher Seite erſtaunlich ſchlaff gehandhabt zu wer⸗ den.“ Veſuch im Landhaus e. N YU Von Eva Weidemann. Durch einen Zufall— denn die beiden Da⸗ men, bei denen ich zu Gaſt war, hatte ein dringendes Telegramm plötzlich abberufen— befand ich mich eines Tages allein in dem Häuschen mitten im Walde, mit drei Hunden, fünf Katzen, an 50 Hühnern und zwei gelblich⸗ 0 weißen Saanenziegen. In aller Eile hatte man mich über Haus⸗, Hof⸗ und Stallfragen unterrichtet. Man gab zwar über meine Talente zur Landwirtſchaft keinen Illuſionen hin, vertraute jedoch auf meine große Tier⸗ liebe. Und ich hatte verſprochen, alles zu tun, daß meine Gaſtgeberinnen ihre Schütz linge lebendig und behalten wiederfinden ſollten. Voll Eifer ging ich ſollte ſtaunen über meine T igkeit. Das Inſtandhalten der kle ft nahm den ganzen T in ich, wie jeder me mangelnde chkennt⸗ eit zu erſetzen ſue Ich f idlich 5 an, kochte Katzen⸗ hackte Holz, zündete brei und Hunde f Kleie und Brok⸗ reſte ein, 3 Körner ab, fütterte zur vorge⸗ ſchriebenen Zeit. Alles ging glatt, nichts be⸗ reitete mir Schwierigkeiten, bis auf das Mel⸗ ken. Doch auch das gelang ſchließlich. Nur, daß die beiden Ziegen mich dabei ſo ſpöttiſch anmeckerten, ärgerte mich, weils es klang, als lachten ſie mich aus. Schon am zweiten Tage ereignete ſich je⸗ doch etwas, worauf ich nicht vorbereitet war. Als ich in den Keller ging, um Kartoffeln zu holen, hörte ich ein merkwürdige 5 es Geräuſch. Ich erſchrak heftig, denn wer es noch nicht gewohnt iſt, allein im Wald leben, denkt krotz aller wachſamen Hund rſt an Ein⸗ brecher. Ich leuchtete und ſpähte in jeden Winkel, konnte aber nichts Verdächtiges enk⸗ decken. Da— wieder das ſonderbar klatſch de Geräuſch, diesmal ganz deutlich und nah. Ich fuhr zuſammen, als ich merkte, daß dicht vor mir im Musfaß ſich etwas bewegte. Mäuse im Pflaumenfaß? Oder die Katze? Nein, es war ein Vogel, ein großer Vogel, ein Hahn! Der arme Kerl mußte ſchon einen verzweifelten Kampf gegen den kückiſchen Pflaumenmus⸗Sumpf ausgefochten haben, er hatte alles umher beſchmutzt und zerwühlt und war durch ſein Zappeln bis über die Bruſt eingeſunken. Er blickte mich ängſtlich an, gak⸗ kerte matt, und hob mit großer Anſtrengung die weitgebreiteten Flügel. Er ſaß feſt. Ich wollte ihn herausheben, ſah aber ſofort ein, daß das nicht ſo ohne weiteres möglich war, denn das Mus war zäh. Um ſein Gefieder nicht zu verletzen und ihm nicht weh zu tun, grub ich ihn wie eine Pflanze mit Wur⸗ zeln rund herum aus dem Mus heraus. Schnell trug ich ihn in die geheizte Küche. Da ſaß er nun, ein Musklumpen mit Kopf und Flügeln, anzuſehen wie ein kleines vor⸗ ſintflutliches Fabeltier. Ich konnte das Mus nicht anders entfernen, als daß ich es vorſichtig mit warmem Waſſer abwuſch. Wie aber ſah das arme Hähnchen nachher aus! Faſt alle Federn von Bruſt und Rumpf und viele Flügelfedern waren ihm ausgegangen. Ueberall durch ſein ſtruppiges Gefieder ſchimmerte armſelig die nackte Haut. Ich fettete ihn leicht mit flüſſiggemachter Va⸗ ſeline ein. Er lag matt in dem Neſt von Watte und Streu, das ich zurechtgemacht hat⸗ te, wollte weder eſſen noch krinken und zitterte 3 e 3¹ L 31 1 lle erbärmlich. Ich glaubte nicht, daß ich ihn durch⸗ bringen würde. Am Abend, als das Feuer ausgegangen war, ſetzte ich ihn mit ſeinem Neſt in die Ofenröhre. Als ich am nächſten Morgen in die Küche trat, kam er mir ganz fröhlich und zutrau⸗ lich entgegengegackert. Die Wärme des Ofen⸗ rohrs hakte ihm ſichtlich gutgetan. Er ſah wieder ein wenig anſehnlicher aus, ſein Ge⸗ fieder war trocken und aufgepluſtert, und die kahlen Stellen traten weniger hervor. Er ſchien mir munter und geſund zu ſein. Ich ging hinaus auf den Hof, um die Hüh⸗ ner zu füttern, die ſich inzwiſchen ſchon war⸗ tend und gackernd vor der Küchentüre verſam⸗ melt hatten. Mein kleiner Gockel wollte wie ſonſt mittun, wurde aber, geſchwächt wie er noch war, von den ſtarken, geſunden Hühnern unbarmherzig zurückgedrängt. Und als ſie erſt heraus hatten, wie unſicher er noch auf den Beinen war, hackten ſie ſo grauſam auf ihn ein, daß ich ſie verjagen mußte Ich nahm nun meinen armen Gockel mit hinein. Er ſollte in der Küche bleiben, bis er ſtark genug ſein würde, ſie wieder unter ſei⸗ nesgleichen behaupten zu können. Ich fütterte ihn beſonders gut, und er erholte ſich raſch. Die Federn wuchſen ihm zuſehens, und von Tag zu Tag wurde er ſtattlicher und größer. Bald lief er mir nach wie ein Hündchen. Fröhlich krähte er durchs ganze Haus. Des Mittags ſtand er mit Hun⸗ den und Katzen um mich herum, um einen Extrabrocken zu erwiſchen und wenn der große Wolfshund Luk ihn zu aufdringlich beſchnup⸗ pern wollte, flog er auf meine Schulter. And er gedieh in meiner Privatpflege zu einem Pracht⸗Exemplar, dem alle Hühner ehrerbie⸗ tig auswichen, wenn er hocherhobenen Haup⸗ tes über den Hühnerhof ſtolzierte. Als nach zwei Wochen meine Gaſtgeberinnen nach Hauſe kamen, war ich froh, daß ich ihnen ihre kleine Landwirtſchaft mit allem lebenden und toten Inventar unverſehrt zu⸗ rückgeben konnte. Sie wollten natürlich alles genau wiſſen, was ſich in Haus und Hof zugetragen hatte, und ich erzählte ihnen aus⸗ führlich von Gockels Abenteuer. Da haben ſie mich gründlich ausgelacht, und ſie waren bon meiner Unſchuld nicht zu überzeugen. Da⸗ bei konnte ich doch wirklich nichts dazu, daß der kleine Hahn durch ein geöffnetes Keller⸗ fenſter in das Musfaß geflogen war. Zauberkaffee Von Mario Heil de Brentani. In der Anlage am Main bildeten drei lange, grün geſtrichene Bänke ein offenes Viereck, mitten darin war ein kleiner Raſen⸗ fleck hingekleckſt— eine„Sandakut“ wäre geſcheiter geweſen! So meinte Viola und warf — wie immer, wenn ſie energiſch auftreten wollte,— mit kurzem Schwung die feſten klei⸗ nen Zöpfe über die Schultern. Viola lang⸗ weilte ſich heute, und ich tat es ihr nach. Die Bänke waren beſetzt wie immer, wenn wir in die kleine Anlage kamen. Alte Damen in ſchwarzen Mänteln, über denen Kapotthüt⸗ chen, ſpitze Naſen und ſchmale Stahlbrillen hervorlugten, beugten ſich über Strickarbei⸗ ten; ein gebrechlicher Herr ſtützte ſich auf ſei⸗ nen Stock und blies mit kurzem Atem kleine, ſcharfriechende Tabakswolken vor ſich hin; ein Kinderfräulein wiegte ein heiſeres Kind auf den Armen— das war an jedem Tage das⸗ ſelbe. „Gehen wir wieder weg!“ ſchlug Viola vor. Aber da erhob ſich gerade der kleine Herr mit der Stummelpfeife, ſagte einmal lang und ſchmerzhaft:„Ach!“ und dann gleich hin⸗ terher zweimal gedehnt und in ſein Schicksal ergeben:„Aeh, äh!“ und humpelte davon, — wir hatten einen Sitzplatz. Ich langte eine Roßkaſtanie aus dem Sande und holte das Taſchenmeſſer heraus. „Hö“ machte Viola kurz. Das hieß ſoviel wie:„Nun, was gedenkſt du mit dieſer hüb⸗ ſchen, netten, runden Roßkaſtanie anzufan⸗ gen? „Pfeife!“ erklärte ich ebenſo kurz. „Aeh!“ ſagle Viola verächtlich, und das hieß ungefähr:„Menſch, dir fällt auch immer nur dasſelbe ein!“ Da warf ich die Kaſtanie wie⸗ der in den Sand. Jetzt ließ ſich die dicke Dame mit dem Strickſtrumpf vernehmen. Sie hatte bereits Zwei Ozeanrieſen begrüßen ſich. 5 Weltbild(M) Der neue engliſche Rieſendampfer„Jueen Mary“(im Vordergrund) begegnete auf ſeiner erſten Fahrt nach Southampton unſerer„Bremen“(im Hintergrund rechts). Die Schiffe begrüßten ſich mit Sirenengeheu. 3 ————— fand Wissen. einige Male den Kopf zu uns gedreht: ſollteſt das nicht einfach ſo wegwetfe Junge!“ 2 „Warum denn net?“ fragte Viola, und die Zöpfe flogen. 5 „Ihr wißt wohl nicht, daß ſeit einem Jahr Krieg iſt, he?“ fragte die Dicke zurück. d erzählte ſie uns anſchaulich, daß es bald nichts mehr zu eſſen gäbe, wenn ſich die Leute nicht einrichten wollten.„Und Kaffe gibts ſchon ganz bald nicht mehr“, stöhnte ſe mit tränenerſtickter Stimme,„und darum muß man die Roßkaſtanien und die Eicheln nit vegwerfen, ſondern man muß ſie röͤſten und mahlen, jawohl, durch die Kaffeemühle len; und dann gibt es noch ein Mittel z Erhöhung des Wohlgeſchmacks.“ 8 orie!“ piepſte die dürre Nachb Die Dicke ſchüttelte den Kopf: Nein, Jic ſei falſch.„Natron!“ ſchlug eine andere hf, her es ſtimmte wieder nicht; überhaupt e ſe doch gerade am Reden, meinte gereizt de Dicke, man ſolle ſie doch ausſprechen laſſen, „Zitronenſaft!“ rief wieder die Dürre. daz nimmt die Schärfe!“ Und nun zankten iich die beiden, und Viola und ich erfuhren ne mals, wie der Zuſatz hieß. Aber das war ja gewiß nicht ſchlimm; wit hatten eine Beſchäftigung gefunden und melten auf den Wegen und auf dem R klecks ſchöne, dicke, runde Roßkaſtanien. Nah einer halben Stunde war Violas Schürze z Ueberlaufen voll, und meine Taſchen heulen ſich zu grotesken Klumpen. „Und jetzt mache mer den Kaffeel“ ftoh⸗ lockte Viola. „Ja, aber bei uns dahaam, Violall zie lehnte ab. Sie ſei ja ſchließlich dausfrau, und Männer verſtünden nicht Kochen, und ganz kleine Männer mit kutz Hoſen ſchon gar nichts! Und darum werde der Kaffee bei ihr gemacht. Mutter Meyer machte runde Augen, Viola ihre Küche beſchlagnahmte, aber in Hinblick auf die Auswirkungen der englische Blockade verließ ſie das Feld ihrer Ta und Viola klemmte mir die Kaffeemühle zu ſchen die Knie. Aber halt! Erſt die eſſerſe Pfanne her— und ordentlich Koks in des Herd geſtopft! Dann zerſchnitt Viola die Ka⸗ 1 in viele kleine Würfel, warf ſie in die q Pfanne und riß vor Spannung di Augen weit auf. Lotrecht und leiſe zitternd hingen die Zöpfe—— Es dauerte nicht lange, und Mutter Meyer kam ſchnuppernd in die Küche:„Kinder, daz riecht ja wie wirklicher Kaffee!“ Richtig, der Duft geröſteter Kaffeebohſen rang uns perheißungsvoll in die Naſen, und ſchnitt und röſtete, daß die Rauch⸗ den ſie wie die ſelige Pythia einhüllten, Dann trat die kleine Kaffeeorgel in Tällg⸗ keit. Ich ließ den altmodiſchen braunen Ka⸗ ſten nicht eher aus den Knien, als bis Mut ter Meyers japaniſche Kaffeedoſe bis obenhit gefüllt war. Dann ſank ich mit puterroten Geſicht und lahmen Armen in die Sofgeſ der„guten Stube“ und wartete auf den Ka fee. Nach zehn Minuten kam Viola freudeſtrah⸗ lend ins Zimmer und mit ihr die dickbauchige Rieſenkaffeekanne Mutter Meyers. 5 Es war ein feierlicher Augenblick, als Violg die brodelnden Strahlen in die Taſſen fallen ließ. Erſt als alle drei Taſſen gefüllt waren, durften wir den Zauberkaffel koſten, den die weiſe dicke Dame mit der Stahlbrille und dem Kapotthütchen auf der Anlagenbank er⸗ ſonnen hatte. And wir dachten voll Ehrfurcht Gelobt ſei die dicke Dame!. Wie auf Kommando ſetzten wir die Ta ſen an den Mund. i Und dann ſetzten wir ſie ebenſo raſch wf der auf den Tiſch. „Pfu——1“ ſagte Mutter Meyer, abet ſie ſagte es nicht zu Ende, ſie ſah Viola mit den Tränen kämpfen und fühlte den ſchmäh, lichen Sturz, den in dieſem Augenblick he Kinderherzen von der heldiſchen Größe des Sieges über die Hungerblockade zur Lächer⸗ lichkeit taten. U 5 9 Rätſel⸗Eike Auslaſſungs⸗Aufgabe. Aus den nachstehenden 13 Wörtern: Sent Ocker Thor Huerde Gloſſe Kontor Miele Sklave Silber Graus Staat Leiter Knalf ſoll durch Auslaſſung je eines Buchſtabel ein neues Wort gebildet werden, während die ausgeſtoßenen Buchſtaben, zu einem Wolt verbunden, uns ſagen, wie wir unſere Ligb⸗ linge, die zum erſten Male zur Schule gehen, zu bezeichnen pflegen. 3 Auflöſungen. Bilder⸗Rätſel: Wahre Freunde ek kennt man in der Not. Sy io n h m: T. 5 ehrenhafß 3. launig, 4. drollig, 5. enthaltſam, 6. lied lich, 7. gleichlautend, 8. entzückt, 9. dauerhaft 10. erfahren, 11. nichtig, 12. knickerig, 18. tät 50 abgefeimt, 15. geeignet.— Heldenge⸗ uktag. 1 Bilder⸗Rätſe!: Ein feſter Wille über⸗ windel alles. 5 e Silben⸗Anfügungsauf gabe; Fee tiſch, Reform, Unheil, Eifack, Hering, Lon⸗ don, Import, Najade, Gamaſche, Salbei Be⸗ griff, Einbaum, Galeere, Inſekt, Nomade Nauheim— Fruehlingsbegifn. . 1