Nr. 90(2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 17. April 1936 —— Von Woche zu Woche politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. err Laval, der frühere Außenminiſter der franzöſi⸗ ſchen Republik, hat ſich in ſeinem Wahlkreiſe zum deutſch⸗franzöſiſchen Verhältnis geäußert. Das iſt deshalb bemerkenswert, weil ſich Laval ſeit länge⸗ rer Zeit politiſch zurückgehalten hat. Seine jetzigen Aus⸗ führungen vermeiden es ſorgfältig, in die Aufgaben der in Paris regierenden Männer einzugreifen, verdienen aber volle Beachtung. Dabei hat Laval nicht einmal viel Neues eſagt. Erfreulich iſt aber der Nachdruck, den er immer wieder auf die Notwendigkeit legt, daß zwiſchen Deutſch⸗ land und Frankreich ein beſſeres Verhältnis hergeſtellt wird. Wichtig iſt dabei die Betonung, daß die innerſtaat⸗ ichen Einrichtungen der beteiligten Länder außerhalb der internationalen Erörterung ſtehen müſſen. Der frühere Außenminiſter beruft ſich darauf, in 15 Monaten ſeiner amtlichen Tätigkeit ſich ſtets für eine Verſtändigung mit Deutſchland ausgeſprochen zu haben. Das mag alles richtig ſein— aber an Taten hat es gefehlt. Umſo nachdrücklicher iſt ſeine heutige Forderung, ſchnell zu handeln und ſich nicht an Formeln zu ſtoßen, um ein Ergebnis zu erreichen. * In Genf iſt der Dreizehner⸗Ausſchuß zuſammenge⸗ treten, der die Aufgabe der Friedensvermittlung zwiſchen Italien und Abeſſin ien verſuchen ſoll. Der eng⸗ iche und der franzöſiſche Außenminiſter ſind dazu eigens nach Genf gereiſt. In politiſchen Kreiſen Frankreichs iſt man nach wie vor ſehr ſkeptiſch in der Beurteilung der bevorſtehenden Verhandlungen. Man erwartet, daß die Be⸗ ratungen des Dreizehner⸗Ausſchuſſes im Zeichen ſcharfer Gegenſätze zwiſchen der abeſſiniſchen und der italieniſchen Auffaſſung ſtehen werden. Dem Präſidenten des Dreizeh⸗ ner⸗Ausſchuſſes werde wahrſcheinlich nichts anderes übrig bleiben, als dem Ausſchuß mitzuteilen, daß es ihm unmög⸗ lich geweſen ſei, eine Annäherung zwiſchen dem italieni⸗ ſchen und dem abeſſiniſchen Standpunkt herbeizuführen. England, ſo meint man in franzöſiſchen politiſchen Kreiſen, könne nicht im Unklaren darüber ſein, daß eine Verſchär⸗ fung der Sühnemaßnahmen und insbeſondere die Verhän⸗ gung eines Ausfuhrverbotes für Petroleum unwirkſam wäre, Italien habe umfaſſende Vorräte an Brennſtoffen anlegen können, die beſonders im Hinblick darauf ausrei⸗ chend ſeien, daß die italieniſchen Streitkräfte bereits Deſſie beſetzt hätten und ſich nicht mehr weit von Addis Abeba befänden. Lediglich militäriſche Maßnahmen könnten Abeſ⸗ ſinien noch eine wirkſame Hilfe bringen. Aber man könne ſich nicht vorſtellen, daß England einen derartig gewagten Schritt vorhabe, der den afrikaniſchen Krieg auf Europa übertragen würde. Am gleichen Tage, an dem in Genf der Verſuch gemacht wurde, unter der Aegide des Völkerbundes einen Ausgleich zwiſchen Italien und Abeſſinien herzuſtellen, iſt die Nach⸗ richt in die Welt gelangt, daß italieniſche Truppen ihre Zeltlager am Tanaſee aufgeſchlagen haben. Dieſe Nach⸗ richt war zu erwarten, nachdem die Italiener die Stadt Gondar im abeſſiniſchen Hochland beſetzen konnten Trotz⸗ dem hat das Erſcheinen der italieniſchen Vorpoſten an dem bielbeſprochenen See in England große Bewegung hervor⸗ gerufen. Man weiß, daß Muſſolini an ſeinen Zielen feſt⸗ halten wird und ſich nichts abhandeln läßt. Daher hat man auch in London nur geringe Hoffnungen für den Erfolg der Genfer Bemühungen, aber umſo größere Sorgen um die Entwicklung der Machtverhältniſſe im Mit⸗ telmeer. Ikalien am Tana⸗See, das bedeutet für Eng⸗ land, daß die wirtſchaftliche Entwicklung des Sudans und die Baumwollinduſtrie von Aegypten von dem Wohlwollen der italjieniſchen Herren in Abeſſinien abhängig werde. Muſſolini beruft ſich auf ſeine Erklärung, daß er an den Waſſerverhältniſſen des Tana⸗Sees, der das große Reſer⸗ voir für den Blauen Nil darſtellt, nichts ändern will. Er hat ſogar für die engliſchen Intereſſen einen Straßenhau von der Sudangrenze bis zum Tanag⸗See in Ausſicht ge⸗ ſtellt. Rom läßt aber keinen Zweifel darüber, daß von einer Abtretung dieſes Gebietes an England oder ſeine Kolonien nicht gedacht werden kann. Die theoretiſchen Er⸗ örterungen über die Bedrohung Aegyptens oder über die Herrſchaft am Mittelmeer, die ſo lange die Spalten aller Zeitungen der Welt füllten, werden nun zur machtpoliti⸗ ſchen Kraftprobe werden Die Türkei hat ihre Forderung auf Wiederbe⸗ feſtigung der Dardanellen offiziell in Genf an⸗ gemeldet. Zu der Dardanellenzone gehören die Halbinſel Galipoli, das gegenüberliegende kleinaſiatiſche Feſtland in einer Tiefe von ungefähr 30 km und ſchließlich einige In⸗ ſeln vor dem Eingange der Meerſtraße und in dem an⸗ ſchließenden Marmare Weer. Noch den Berichten enaliſcher Blätter hat die Türkei durch Bau ſtrategiſcher Straßen und Eisenbahnen die Verteidigungsfähigkeit dieſer ent⸗ militariſierten Zone an einer„Hochſtraße“ des Seeverkehrs wenigſtens behelfsmäßig in einem gewiſſen Umfange ſicher⸗ zuſtellen verſucht. Nun verlangt aber die Türkei die volle Befeſtigung durch Errichtung ſtändiger Werke und ihre Ausſtattung mit der entſprechenden Menge und den ent⸗ ſprechenden Kalibern von Artillerie und anderen Vertei⸗ digungswaffen. Die engliſche Preſſe nimmt die türkiſche Forderung mit Gelaſſenheit auf. Vor einem Jahr wurden ähnliche Anſprüche noch unwilliger behandelt. So hat die Türkei mit ihrer jetzigen Forderung auf Wiederbefeſtigung der Dardanellen nur eine wichtigſte Folgerung aus ihrer Nationalen Revolution gezogen. 5 Kriegsſchiffe und Arbeiterſchiffe Begegnung auf hoher See. An Bord der„St. Louis“, 16. April. Was die Kdß⸗ Urlauber der zweiten Madeira⸗Fahrt von Anbeginn her⸗ beiſehnten, wurde am Donnerstag, dem letzten Reiſetag, Wirklichkeit: eine Begegnung mit deutſchen Kriegsſchiffen auf hoher See. Um 8 Uhr morgens paſſierten die Kreu⸗ zer„Nürnberg“,„Leipzig“ und„Köln“ auf ihrer Aklantikfahrt in der weſtlichen Nordſee bei bewölk⸗ tem Himmel und ruhiger See das Flaggſchiff der Kdßỹ⸗ Flotte„St. Louis“. Die Urlauber, die dieſem Ereignis mit großer Span⸗ nung entgegengeſehen hatten, verſammelten ſich auf allen Decks auf der Backbordſeite, um von hier aus an dieſem Ereignis kurz vor Beendigung der herrlichen Fahrt teil⸗ zunehmen. Die drei Kriegsſchiffe fuhren langſam in Kiel⸗ linie am KdF⸗Schiff in 100 Meter Entfernung vorbei. Ihre Beſatzungen ſtanden in Paradeaufſtellung auf der Backbordſeite. Donnernde Heilrufe gingen über die Nordſee. Mit nichkendenwollender Begeiſterung wurde das Sieg⸗Heil auf den Führer von Schiff zu Schiff getragen. Das Deutſch⸗ land. und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied wurden wohl ſelten ſo inbrünſtig geſungen wie in dieſem Augenblick, da deutſche Arbeiter mit ihren Kameraden von der Kriegsmarine zu⸗ ſammentrafen, da Kriegsſchiffe und Arbeiterſchiff, dieſe ſtolzen Künder des neuen Deutſchland— beide zuſammen ſymboliſch die wahrſte Verkörperung von Kraft und Freude — aneinander vorbeizogen. Während der Begegnung ſtand die Ft⸗Station der„St. Louis“ dauernd in Verbindung mit den Kriegsſchiffen. Alle Mannſchaftsräume und Decks der Kriegsſchiffe waren mit Lautſprechern an dieſe Verbindung angeſchloſſen. Die beiden anderen KdF⸗Schiffe,„Der Deutſche“ und „Sierra Cordoba“, begegneten den drei Kriegsſchiffen ge⸗ gen 14 Uhr. Die„St. Louis“ trifft Freitag früh wieder in ihrem Heimathafen Hamburg ein,„Der Deutſche“ und die „Sierra Cordoba“ kommen im Laufe desſelben Tages in Bremerhaven an. Die Wohnungsverhältniſſe auf dem Land Eigenheime für ländliche Handwerker und Arbeiter. Der Reichs⸗ und preußiſche Arbeitsminiſter hat ſoeben weitere Anweiſungen über Förderung des Baues von Eigenheimen für ländliche Handwerker und Arbeiter ſowie von Heuerlingswohnungen durch Reichsdarlehen herausgegeben. Für den genannten Zweck werden 12 Millionen RM ebereitgeſtellt. Die Vorausſetzungen, unter denen die Darlehen ge⸗ währt werden können, ſind in den früher bekanntgegebe⸗ nen Beſtimmungen vom 22. November vorigen Jahres feſt⸗ gelegt. Die ſtaatlichen Kreisoehörden(in Preußen die Landräte, in den außerpreußiſchen Ländern die entſpre⸗ chenden Dienſtſtellen) haben die Erfüllung der Vorbedin⸗ gungen nachzuprüfen; die Freisbehörden ziehen die zur Beurteilung der einzelnen Anträge notwendigen Stellen (Partei, Arbeitsamt, Kreis und Landesbauernſchaften) zur Mitarbeit heran. Die Antragſteller haben ſich alſo zunächſt an die Kreisbehörden zu wenden; die Fragebogen ſind für Eigenheime bei den Kreisbehörden, für Heuerlingsſtellen bei den Kreisbauernſchaften zu erhalten. Nach den Berichten der Bewilligungsbehörden liegen bereits zahlreiche Anträge auf Gewährung von Darlehen vor. Mit ihrer Bearbeitung wird nunmehr be⸗ gonnen werden können. Wenn dieſe Maßnahme allein das Wohnungselend auf dem Lande auch nicht endgültig beſei⸗ tigen kann, ſo iſt doch ein entſcheidender Schritt zur Beſſerung der Verhältniſſe getan. Durch die Reichsdar⸗ lehen wird es möglich ſein, 1 manchem in unwürdigen Wohnverhältniſſen lebenden ländlichen Handwerker und Arbeiter zu einem Eigenheim zu verhelfen. Wie Gebrauchshunde abgerichtet werden Kaum daß die Vorfrühlingsſonne die letzten Schneereſte hinweggetaut und das Erdreich etwas aufgetrocknet hat, ſieht man auf den Plätzen oder Wieſen auch ſchon die Hunde⸗ beſitzer mit ihren Tieren an der Arbeit. In manchen Orten kann man an den Dreſſurtagen ein ganzes Aufgebot an Hundeführern mit ihren Rieſenſchnauzern, Boxern, Rottwei⸗ lern, Dobermännern, Airedale⸗Terriers und Schäferhunden bei Gehorſamkeitsübungen, bei der Fährten⸗ und Mann⸗ arbeit beobachten. Der aufmerkſame Beobachter vermag da⸗ bei einen intereſſanten Einblick in das Seelenleben des Hundes zu gewinnen, zumal die moderne Dreſſurmethode ganz auf die Pſychologie des Hundes abgeſtellt iſt. Da ſieht man z. B. einen Hundebeſitzer, der ſeinem Rottweiler das Sitzen beibringt. Man bemerkt, wie er durch Niederdrücken des Tieres mit der Hand zunächſt— wie es im Fachausdruck heißt— urſprünglich auf den Hund einwirkt und durch das Rufen des Lautzeichens„Sitz!“ gleichzeitig auch die ſogenannte ſtellver⸗ tretende Einwirkung anwendet. So lange übt er nun dieſe beiden Sinnesreize auf ſeinen Rottweiler aus, bis das Tier ſchließlich allein auf das Rufzeichen„Sitz!“, alſo die ſtell⸗ vertretende Einwirkung, reagiert und ſich auf den Hinter⸗ pfoten niederläßt. Wie jedoch oftmals ohne Zwang eine menſchliche Er⸗ ziehung undenkbar iſt, geht auch eine hundliche Abrichtung nicht immer ganz ohne Zwangsmaßnahmen ab. Man greift nun aber nicht gleich zur Gerte, ſondern verſucht es zunächſt mit einem mahnenden Wort oder einem kurzen Reißen am Halsband. Hat indeſſen der Hund ſeine Sache gut gemacht, ſo wird er durch Streicheln oder durch einen Brocken belohnt. Nach der modernen pſychologiſchen Abrichtungsmethode wer⸗ den auch die Dienſthunde der Behörden dreſſiert, und zwar immer von dem Hundeführer und deſſen Stellvertreter, denen er einſt Beſchützer und Gehilfe ſein ſoll. Um den Hund auch an ablenkbare Einwirkungen wie ſtarken Verkehr und der⸗ gleichen zu gewöhnen, wird er während ſeiner Abrichtung ſpäterhin in dieſe Umwelt hineingeſtellt. Etwa nach ein⸗ vierteljähriger Dreſſur iſt der Dienſthund der Behörden ſo weit, daß er als Meldehund nach Ortsgedächtnis einen Meldegang zwiſchen ſeinem Führer und deſſen Stellver⸗ treter machen kann, als Fährtenhund eine künſtlich gelegte Spur bis zu 5 Kilometer im Galopp verfolgt und als Be⸗ gleithund durch die Mannarbeit einen Angreifer auf ein Rufzeichen hin niederwirft. Große Bedeutung kommt auch der Abrichtung von Liebhaberhunden zu. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreide⸗ Großmarkt vom 16. April. Rauh⸗ futter: Wieſenheu, loſes, neues 7.50, Luzernekleeheu 7.75; Stroh, gepreßt(Roggen, Weizen, Hafer und Gerſte) 3.50 bis 3.75, Stroh, gebündelt 3.25; alle anderen Preiſe unver⸗ ändert. ö Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 16. April. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 5 bis 6; Salatkartoffeln 13 bis 15; Weißkrgut 20 bis 22; Rotkraut 18 bis 25; Blumenkohl, Stück 20 bis 65; Gelbe Rüben 7 bis 10, Rote Rüben 12 bis 15; Spinat 6 bis 20; Mangold 12 bis 20; Zwiebeln 13 bis 14; Schwarz⸗ wurzeln 15 bis 35; Kopfſalat, Stück 15 bis 30, Feldſalat 40 bis 100; Lattich 40 bis 60; Tomaten 50 bis 60; Radies⸗ chen, Büſchel 10 bis 12; Rettich, Stück 20 bis 30, Meer⸗ rettich, Stück 10 bis 50; Schlangengurken, groß, Stück 30 bis 75; Suppengrünes, Büſchel 4 bis 5; Peterſilie, Büſchel 4 bis 5; Schnittlauch, Büſchel 4 bis 5; Aepfel 15 bis 453 Zitronen, Stück 3 bis 5; Orangen 17 bis 30; Bananen, Stück 5 bis 10; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142; Wei⸗ ßer Käſe 25 bis 30; Eier, Stück 8.5 bis 11. Karlsruher Schlachtvlehmarkt. Auftrieb: 2 Bullen, 14 Kühe, 309 Kälber, 2 Schafe, 29 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Bullen a) 44, Kühe a) 40 bis 42, b) 35 bis 38, c) 33, Kälber a) 71 bis 75, b) 65 bis 70, c) 59 bis 64, d) 45 bis 58, Schafe 50, Schweine a) 57, b1) 56, b2) 55, c) 53, d) 51 Mark.— Marktverlauf: Rinder und Schweine zugeteilt; Kälber mittel⸗ mäßig, geräumt. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 16. April. Auftrieb: 43 Rinder, darunter 6 Ochſen, 2 Bullen, 31 Kühe, 4 Färſen, ferner 758 Kälber, 41 Schafe, 1070 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Kälber a) 73 bis 76, b) 66 bis 72, c) 57 bis 65, d) 45 bis 56, Hämmel bz) 47 bis 48, Schweine al) 57, a2) 57, b!) 56, b2) 55, c) 53, d) 51, g1) 53 Mark.— Marktverlauf: Großvieh zugeteilt; Kälber mittelmäßig, ausverkauft; Schafe ruhig, ausverkauft; Schweine zugeteilt. Praſidentenwechſel in Lettland. and Miniſterpräſident Ulmanis und der Kriegsminiſter General Balodis. Weltbild(M). Der bisherige Staatspräſident Albert Kvieſts übergab dem Miniſterpräſidenten f und e Dr. Harl Ulmanis das Amt des Staatspräſidenten. Von links: Der biaherige Staatspräſident Kvieſis, der Vizepremierminiſter Skujenieks, Staats⸗ die am 24. Apri Der Heide rſte Reichsgarlenſchau Dresden, 99 I eröffnen wird A 5 zum Oktober dauert. Garten mit ſeiner charakteriſtiſchen Flora. 1 13 Ddieſen Mit „Der Frühli Dichterworten iſt d kennzeichnet, die 0 Frühl pflegt. Es iſt der durch die Annäherung Sol bedingte Kampf der wärmeren Luftſtrömun mit den polaren Kaltluftmaſſen, der ſchließlich immer it dem Siege des werdenden Frühlings endigt. Unabhän⸗ dieſem Wettſtreit der Temperatur rüſtet ſich aber di zur neuen speriode. Die Knoſp Schneeglöcke 0 ſſe lugen ſchon vo Der Volksmund pflegt zu ſagen, daß der men und Sträuchern emporſteigt und Zeit für Schwerkranke, namentlich ke iſt. Die Hausfrau beeilt ſich mit der große ihrswäſche, weil die Frühlingsluft beſonders gut und bleicht, was ſich durch die vorerwähn gen erklärt. In den Frühlingswochen n e auch in unſerem Wohlbefinden allerlei Störungen be⸗ merkbar, beſonders leidet man an Kopfſchmerzen und an der bekannten Frühlingsmüdigkeit. Sehr häufig treten Pickel und Puſteln auf der Haut auf. Für alle dieſe Ver⸗ änderungen in unſerem Organismus im Frühjahr hat man noch keine ausreichenden Erklärungen, es ſind gewiſſer⸗ maßen die Geheimniſſe des Frühlings. Man hat feſtgeſtellt, daß in dieſer Jahreszeit die Drüſentätigkeit in unſerem Körper geſteigert iſt und daß dieſe lebhaftere Drüſenabſonderung das Blut ſtark be⸗ einflußt. Das Blut enthält unter anderem auch Säuren und Baſen(alkaliſche Stoffe) in genau zueinander abge⸗ ſtimmtem Verhältnis. And man nimmt an, daß dieſes Abſtimmungsverhältnis der beiden Stoffe durch die Ein⸗ wirkung der Drüſenſäfte geſtört wird und daß dieſe Störun⸗ gen für alle Krankheitserſcheinungen verantwortlich ſind. Eine andere wiſſenſchaftliche Erklärung führt die krank⸗ haften Frühjahrserſcheinungen darauf zurück, daß wir im Winter zu vjitaminarm leben und daß hierdurch ein Vitaminmangel im Körper entſteht, der Frühlingsträgheit uſw. veranlaßt. Bei allen unangenehmen Frühjahrs⸗ erſcheinungen macht ſich auch immer eine leichte Reizbar⸗ keit der Nerven bemerkbar. Wir ſind über vieles leicht verſtimmt und ſchlecht gelaunt. Aber dieſer Zuſtand dauert nur kurze Zeit und macht dann einem frohen Gefühl der Luſtigkeit und der Lebensfreude Platz. Es wird auch behauptet und läßt ſich ſchwer wider⸗ legen, daß dieſe kritiſche Frühlingszeit die Periode der körperlichen Verjüngung darſtellt. Wie dem aber auch ſei, auf alle Fälle ſollte man im Frühjahr bemüht ſein, dieſe Lenzesſchwierigkeiten ſo ſchnell als möglich zu überwinden. Das iſt ſehr leicht möglich. Zunächſt bevorzugen wir bei unſerer Ernährung vitaminreiche Koſt, eſſen alſo täglich Salate, entweder Kopfſalat, Kreſſe oder Feldſalat mit Zitronenſaft bereitet; außerdem Gemüſe und Obſt. Außer⸗ dem vernachläſſigen wir unſere tägliche Gymnaſtik nicht und verbinden dieſe Uebungen bei einigermaßen gutem Wetter mit etwas Tiefatmen am offenen Fenſter. Hier⸗ durch wird das Blut mit Sauerſtoff angereichert und die Lungenſpitzen zur Tätigkeit angeregt. Sehr wichtig iſt aus dieſen Gründen auch recht viel Bewegung in friſcher Luft. Fleißig wandern und marſchieren der etwas Gar⸗ tenarbeit iſt geſund. Das wichtigſte Ausſcheidungsorgan unſeres Körpers iſt die Haut, wir erleichtern ihr gerade im Frühjahr ihre wichtige Arbeit, wenn wir recht oft baden oder Abreibungen des Körpers mit lauwarmem Waſſer vornehmen. Gegen Frühjahrskopfſchmerzen wirkt oft ein ableiten⸗ des Fußbad recht günſtig. Hausgehilfinnen und Hausfrau Von Erika Thomy Manche Haushaltsgehilfinnen tun viel, doch ſind ſie nie mit ihren täglichen Leiſtungen zufrieden, andere ſind von ihren Leiſtungen ganz durchdrungen, dennoch laſſen dieſe viel zu wünſchen übrig. Immer wird die Hausfrau die größte Mühe des Haus⸗ halts ſelbſt auf ſich nehmen müſſen trotz aller Haushalts⸗ gehilfinnen. Keine Haushaltsgehilfin ſollte das ſie ſchirmende Dach des Haushalts in dem ſie tätig, ſchmähen. Eine Haushaltsgehilfin ſoll und muß das Recht der Hausfrau ſtets anerkennen, aber die Hausfrau darf nicht immer Recht behalten wollen. Es iſt eine bedauerliche, aber wahre Tatſache, daß ſehr oft die Haushaltsgehilfin erſt das Nörgeln von der Haus⸗ frau lernt. Stets ſollte eine menſchenwürdige Beziehung zwiſchen Hausfrau und Haushaltsgehilfin ſein. Eine aufmerkſame Haushaltsgehilfin wird nie in einem Haushalt verſagen. Mit einer guten Portion Humor kann jede Hausfrau die ſchwierigſten Situationen im Haushalt beherrſchen und auch ihre Haushaltsgehilfin Vergeſſe niemals, däß deine Haushaltsgehilfin ihre eigenen Erlebniſſe und Schmerzen, Sorgen und Nöte, und Gedanken und Gefühle hat, und daß ſie darum auch ihre eigenen Freuden haben möchte und haben muß. Die ethiſche Pflicht der Achtung vor der Hausfrauen⸗ würde darf keiner Haushaltsgehilfin, namentlich keiner deutſchen, fehlen. Merkt es euch, Mütter! Daumenlutſcher werden Mundalmer! Häufig ſieht man Kinder, bei denen die Schneidezähne im Oberkiefer nach außen getrieben ſind. In den meiſten Fäl⸗ len iſt dieſe unregelmäßige Zahnſtellung darauf zurückzufüh⸗ ren, daß die Mutter der Kleinen nicht aufgepaßt hat, ſei es aus Unkenntnis oder aus Nachläſſigkeit, und die Kinder an ihrem Däumchen lutſchen ließ. Es iſt ſchon ſchlimm genug, daß die vorſtehenden Zähne das Geſicht entſtellen, und allein dieſe Tatſache ſollte dazu führen, das Kind ſo frühzeitig wie möglich zum Zahnarzt zu bringen, dem es immer möglich ſein wird, durch geeignete Maßnahmen— ohne chirurgiſchen Eingriff— die Zähne wieder in Reih und Glied zu rücken. Doch mit der falſchen Gebißſtellung iſt ja nicht nur ein Schönheitsfehler, ſondern ſind noch viel ſchwerer wiegende Schädigungen verknüpft, z. B. was leicht einzuſehen iſt, ein ſchlechtes Arbeiten des iſſes, ein ungenügendes und er⸗ ſchwertes Kauen, da die Zähne zu ihren Mitarbeitern haben. Noch eine Gefahr, die viele nicht kennen, birgt ebenfalls mit dieſe falſche Gebißſtellung in ſich, die Kinder atmen nicht mehr durch die Naſe, ſondern durch den Mund. Das hygie⸗ niſche Inſtitut der Univerſität Münſter hat vor kurzem in einer Reihe von Verſuchen zeigen können, daß bei Mund⸗ atmung die der Krankheitserreger, die ſonſt in der Naſe abgefangen unſchädlich gemacht werden, ſich in der 5 r Stunden verdoppeln. Mund⸗ ja nicht die richtige Stellung Mund atmer erhöhten Anſteckungsgefahr au leicht zu Erkältungskrank⸗ heite dern des Daumenlutſchens; 5 he Stellung der Vorder⸗ n iſt, gehört das Kind unbe⸗ ch in Behandlung. Von Erika Thomy Gib dir einen Ruck, halt' dich grade, wenn das All⸗ tagsleben dich beugen will, ſo wie du dir als Kind einen Ruck gabſt, wenn du die Mahnung hörteſt: Halt' dich grade. Damals war es der im Wachstum befindliche Körper allein, dem es ſo ſchwer fiel, ſich grade zu halten, heute iſt es oft beides: Körper und Seele. Mißmut und Verzagtheit dürfen dich nicht zuſammen⸗ ſinken laſſen, dir deine Gradheit und grade Haltung nehmen. Bedenke: Weszn du mit geſenktem Haupte gehſt, kannſt du nur den Staub und die Steine auf deinem Wege ſehen und nicht den Himmel und die Sonne und alle Schönheiten der Erde. Nimm deine ganze Energie, wenn der Lebensſturm dich umtobt, laß dich nicht davon beugen oder gar um⸗ werfen, ſag' zu dir ſelbſt:„Kopf hoch!“ Kein Sturm dauert ewig, alſo auch nicht der Lebens⸗ ſturm, bald wird dir die Sonne wieder ſcheinen. Und was um dich zuſammenſtürzt, ſtand auf keinem feſten Grunde, du ſelbſt mußt umſo feſter ſtehen und ganz grade. Zeige, daß auch du das deutſche Rückgrat haſt, grad⸗ halten in jeder Lebenslage dein oberſter Grundſatz iſt. Denn aus der Gradheit und dem Gradhalten jedes einzelnen heraus blüht die große Volksgemeinſchaft. „„ arri 2————— N 42 80*. 285 dandſtickerei am Sommerkleid Handſtickerei an den Sommerkleidern iſt in dieſem Jahre außerordentlich modern. Sie bildet, ſparſam ange⸗ wandt, einen ſehr aparten Schmuck. Auch die Damen, die der Handſtickerei bisher'twas ablehnend gegenüberſtan⸗ den, beginnen ſich wieder dafür zu intereſſieren. Neben den ſehr beliebten Kreuzſtichmotiven wird man aber auch Muſter in Flach⸗ und Stilſtich ſehen. Vor allen Dingen kommt es auf die geſchmackvolle Anwendung an. Schmale Borten eignen ſich für ſportlich gehaltene Kleider. Ihre etwas ſtrenge Linienführung paßt ſich hier gut an. Für elegan⸗ tere Kleider wählt man lieber Blütenmotive, die über den Stoff hübſch verteilt werden. Wir geben Ihnen heute einige Anregungen, die zum Nacharbeiten anregen. Fig 1 iſt ein altroſa Leinenkleid. Die Kreuzitichſtickerei iſt in braun und rot gehalten. Die Bordüre läuft unter dem Gürtel durch und wiederholt ſich am Aermel. Fig. 2 zeigt ein Nachmittagskleid aus maisgelber Baſtſeide. Der Hals⸗ ausſchnitt und die Aermel werden von einer breiten Pliſ⸗ ſeerüſche begrenzt Die Stickerei iſt in Flach⸗ und Stilſtich ausgeführt. Die Farben ſind in Segen und blau gehalten. Fig. 3 iſt eins der beliebten Bolerokleider aus hellblauem Kunſtſeidenleinen. Das Bolero wird vorn mit einer Kordel mit Zuaſten zuſammen gehalten Die Aermel ſind dreiviertellang. Die ſehr wirkungsvolle Stickerei in Flach⸗ und Kettenſtickerei iſt in rot und dunkelblau aus⸗ geführt. Vor allen Dingen aber heißt es, früh beginnen damit alles zur Zeit fertig iſt. Die Temperatur unſerer Nahrung Die Temperatur unſerer Speiſen und Getränke übt einen großen Einfluß auf unſere Zähne und den Zuſtand unſerer Mund⸗ und Kehlhöhle, ſowie auf den Magen aus Wieviel Magenleiden und wie manch ſchlechter Zahn, ſind die Folgen von fortwährendem Gebrauch von zu warmen Speiſen und Getränken. 5 Auch vielerlei Störungen im Nervenſyſtem und 955 Geſundheitszuſtandes im allgemeinen können daraus ont ſtehen. Man ſoll die Speiſen und Getränke gebrauchen in der Temperatur, die ſich nur wenig von unſerer Blut 1 tord A1 8 * S 5 1 und Körperr unte det. 5 ent⸗ Ge ge! ſündigt, be oder Tee. Dieſe Getränke werden möglichſt heiß in die Taſſe gegoſſen, das bißchen kalte Milch(beim Kaffee iſt es meist noch heiße Milch) kühlt die Getränke nicht genügend ab damit es ſofort ohne Schaden genoſſen werden kann. 5 J wird in vielen Haushalt 5 ird telen Haushaltungen e lrch das Trinken von heißem Kaffee Die wahren Liebhaber dieſer heißen Getränke warten auch nicht ſo lange, bis dieſelben abgekühlt ſind ſondern trinken ſie ſofort. Die verwöhnte Zunge, die Zähne und der Gaumen empfangen den heißen Trunk ſcheinbar mit Genuß. Durch die hohe Temperatur werden jedoch die kleinen Geſchmacksdrüſen der Zunge abgeſtumpft, und was man glaubt zu ſchmecken, iſt nur ein heißes Gefühl, das die Geſchmacksnerven von Mund und Gaumen wahrnehmen, Wenn man jemandem. der gewohnt iſt heiß zu trin⸗ ken, eine Taſſe Tee oder Kaffee von gewöhnlicher Körper⸗ temperatur reicht, dann wird er kaum ſchmecken, was er trinkt, weil die Schleimhaut von Mundhöhle und Gaumen zuviel gelitten hat, und die Geſchmacksnerven abge⸗ ſtumpft ſind. 2 Mit anderen Getränken, Punſch, Glühwein, Kalkas uſw., geht es ebenſo. Mit der Suppe, die als Uebergang zur feſten Nahrung betrachtet werden kann, iſt es das⸗ elbe, ſie wird meiſtens zu warm genoſſen. Wenn die Suppen gebunden und fett ſind, bleiben ſie von ſelbſt länger warm. Kochend wird die Suppe in die Terrine getan dann der Deckel darauf, und ſo auf den Tiſch gebracht, Und möglichſt heiß wird ſie dann auch gegeſſen. Vor zu heißem Eſſen und Trinken kann nicht genug gewarnt werden—, es iſt dies ein Ruinieren von Gaumen, Magen und Eingeweiden. Zw. Rund um den Mittagstiſch Daß Hunger der beſte Koch iſt, wiſſen viele, doch daß gute Laune das beſte Gewürz jeder Mahlzeit iſt, wiſſen nur wenige. Mißſtimmung vermag das leckerſte Gericht unſchmack⸗ haft zu machen. Freude läßt die werden. g Wenig appetitanregend für den heimkehrenden Mann iſt es, wenn ihm die Frau gleichzeitig mit den Speiſen auch ihre Hausfrauenſorgen auftiſcht. Aber es kann auch der Frau der Appetit vergehen, wenn der Mann ſich mit verärgertem Geſicht an den Mit⸗ tagstiſch ſetzt und vollſtändig abweſend und wortlos ſpeiſt. Sehr zu verſtehen iſt es, wenn unmanierlich eſſende Kinder den Vater hochfahren laſſen, als hätte ihn eine Tarantel geſtochen. Der Mann, der das Eſſen in Gegenwart ſeiner Kinder bemängelt, iſt kein Pädagoge. Manierlich eſſen bedeutet nicht nur, daß man die Handhabung des Eßbeſtecks verſteht, ſondern auch das, daß man die richtige Einſtellung zum Eſſen hat. Nörgler ſind gewiß nirgends beliebt, am Mittagstisch aber am wenigſten, denn dort werden ſie geradezu zum Störenfried. Mutter. gib acht, daß keines deiner Kinder ſo ein Störenfried iſt noch wird Noch bevor Kinder das ABC kennen, müſſen ſie wiſſen, daß ſie am Mittagstiſch ſittſam und beſcheiden ſein ſollen und alles beſondere Wählen und Wünſchen und Wollen vollkommen dabei ausgeſchaltet werden muß. So, wie überall ein gutes Vorbild am wirkſamſten iſt, ſo auch am Mittagstiſch. Wohl heißt es: Die Liebe des Mannes geht durch den Magen! Aber die Frau darf nimmermehr vergeſſen, daß der Mann auch Augen hat. Alſo auch Augen für einen gut gedeckten Tiſch. i Sparſam ſein zu Ungunſten des Mittagstiſches räch ſich mit der ſchlechten Laune des Mannes Leckere Sachen Gemiſchter Fruchtſalat. 2—3 Aepfel werden ſauber ab⸗ gerieben, das Kernhaus entfernt und ungeſchält gehobelt. Zwei Bananen werden in Scheiben geſchnitten, ebenſo vier Apfelſinen. Alles zuſammen wird mit einer Taſſe vorgeweich⸗ ter Sultaninen, zwei Eßlöffel Nußkernen und vier Eßlöffeln leicht geſchlagener ſüßer Sahne vermiſcht. Etwas Zitronen- ſaft nach Bedarf. Man richtet die Speiſe, mit einem finger dicken Kränzchen von Weizenflocken umgeben, recht kalt an, Bananenſchüſſelſpeiſe. In einer Glasſchüſſel werden m abwechſelnden Lagen in dünne Scheiben geſchnittene Ba⸗ nanen und altbackenes Biskuit, in haſelnußgroße Würfel geſchnitten, gelegt, langſam mit einer Taſſe Fruchtſaft be⸗ goſſen und mit geſchlagener Sahne oder geſüßtem Eiweiß 8 8 den man mit einem Eßlöffel Zitronenſaft geſchlagen at, bedeckt und kalt geſtellt. Beim Anrichten kann man 5 mit Bananenſcheiben oder halben Bananen garnieren. die in Zitronenſaft getaucht wurden. Apfel⸗Bananen-Weinbeer⸗ Salat. Vier feine Aepfel, drei Bananen, 250 Gramm grüne oder blaue Weintrauben einige Mandeln, einige Piſtazien.— Die Aepfel werden ge⸗ ſchält, zwei davon in Viertel, und dieſe in dünne Scheiben geſchnitten, mit zwei in Scheiben geſchnittenen Bananen einem Teil der Weinbeeren und etwas Zuckerlöſung i miſcht. Man laſſe den Salat kalt geſtellt durchziehen, dami die Aepfel mürbe werden.— einfachſte Mahlzeit zum Feſteſſen e e 2 7 ——— .......