Neeko Bote Donnerstag, 23. April 1936 . Gleichmäßige Butterverſorgung neue Buttermarktregelung ab 1. Mai.— Ausgleich durch Vorratswirtſchaft. Berlin, 22. April. Bei der Butterknappheit des vergangenen Herbſtes mußten die milchwirtſchaftlichen Zuſammenſchlüſſe Maßnah⸗ men anordnen, nach denen die Molkereien Butter nur an die Abnehmer liefern durften, die ſie im Auguſt 1935 mit Butter verſorgt hatten. Ferner waren die Molkereien nur berechtigt, 80 v. H. der im Auguſt 1935 gelieferten Butter abzugeben. Des weiteren wurde die Schlagſahneherſtellung um 40 v. H. eingeſchränkt, um dadurch mehr Milchfett für die Butterherſtellung zu erhalten. dieſe Anordnungen haben ſich ſehr günſtig ausgewirkt, und nur durch ſie war es möglich, eine gleichmäßige Ber⸗ ſorgung der Bevölkerung durchzuführen. Es war jedoch klar, daß die weitgehende Einſchränkung des freien Butlerver⸗ ſehrs und des Zahneabſatzes nicht eine Dauereinrichkung ſein konnte. Nachdem nun die Bukkerverknappung als be⸗ hoben angeſehen werden kann und mit Beginn der Grün⸗ ütterung große Milchmengen anfallen, werden die Anord⸗ nungen des Spätherbſtes ab 1. Mai 1936 außer Kraft gesetzt. Deutſchland hatte im Jahre 1935 eine molkerei⸗ mäßige Butterproduktion von 3 098 492 Doppel⸗ zentnern. Hierzu kommt die Einfuhr ausländiſcher Hutter. Die geſamte Buttermenge würde ausreichen, den Bedarf des deutſchen Volks annähernd zu decken, wenn der Anfall ſich gleichmäßig auf das ganze Jahr ver⸗ eilen würde. Leider liegt die Produktion verſchieden, ſo daß immer butterreiche Zeiten mit butterknap⸗ pen Zeiten abwechſeln. Um hier einen Ausgleich zu ſchaffen, i i ſind ab 1. Mai 1936 die Molkereien berechtigt, über die Buttermengen frei zu verfügen, die im Durchſchnitt des Jahres 1935 in der Woche erzeugt wurden. Die Buttermengen, die über die freien Abſatzmengen hin⸗ aus von den Molkereien erzeugt werden, müſſen den Milch⸗ wirtſchaftsverbänden angedient werden. Dadurch gelangen in der buttereichen Zeit die entſprechenden Buttermengen für die knappere Zeit zur Einlagerung. Die a Einlagerung der Butter erfolgt durch die Reichsſtelle für Milcherzeugniſſe, Oele und Fette. Mit den Buttermengen, die von den Molkereien den Milchwirtſchaftsverbänden angedient werden müſſen, wird zunächſt die Verſorgung der Verbrauchsgebiete durchgeführt, die das ganze Jahr hindurch auf Butterzufuhr angewieſen 115 5 weiteren Butterüberſchüſſe werden einge⸗ agert. f Dieſe Vorratswirtſchaft ermöglicht es, die Butlerverſor⸗ gung der Verbraucher das ganze Jahr hindurch gleich mäßzig durchzuführen. In der Anordnung, die am 1. Mai in Kraft teftt, ſind noch verſchiedene andere Maßnahmen enthalten, die ebenfalls zur Ordnung des Buttermarkts beitragen, wie z. B. die Aufhebung der Einſchränkung der Sahneherſtellung und des Sahneabſatzes und das Verbot der Erweiterung des Butter poſtverſands über den Umfang des Jahres 1935. Der Sinn der Anordnung iſt nicht eine Schematiſierung des Butterverkehrs. Durch individuelle Behandlung der verschieden gelagerten Fälle wird vielmehr den Anforderun⸗ gen auf eine gute und gerechte Butterverteilung entſprochen. Der Todfeind des Kartoffelbaues Die Kartoffel iſt des Bauers ſicherſte Frucht; ſie wächſt nahezu auf jedem Boden. Mißernten ſind nur in ganz heißen oder ganz verregneten Sommern zu befürchten; Schäd⸗ ünge kannte der Kartoffelbau bis vor kurzer Zeit kaum. Dieſer Idealzuſtand gehört aber nun, ſo bedauerlich es iſt, der Vergangenheit an. So wie der Bauer ſchon längſt ſein Her Weg Tur Jugend O M ο ,,» OO OF HET GOHEBUAEA 38. Zwei Tage darauf fuhr Heinz nach Holſtein. Aenne hatte ihn zum Bahnhof gebracht, nun ſaß ſie im Zimmer der Schwiegermutter. Thereſe entwickelte ihre Pläne.„Ich denke, wir halten nun zuſammen. Aenne. Ich wirtſchafte für uns beide und Alwine hilft wie immer. Du kannſt dann ruhig deine paar Wege abmachen und arbeiten und haſt deine Ordnung. Und wenn du mal kommen und Topfgucken willſt und zuſehen. wie man einen Pudding ankührt,“ ſie lächelte ſchalkhaft,„aber dazu haſt du wohl noch nicht rechte Luſt.“ 3 „»Und vor allen Dingen keine Zeit,“ ſagte die junge Frau.„Du biſt ſehr liebenswürdig, Mutter, aber ich will dieſe vier Wochen noch tüchtig arbeiten. ich werde wohl ſehr oft überhaupt nicht zum Eſſen nach Hauſe kommen. Frau Thereſe machte große Augen.„Ja, wieſo denn, Aenne. Ach. Aenne, du haſt doch Heinz verſprochen, dich für ihn frei zu machen.“ 5 „Und ich werde mein Verſprechen halten, aber dieſe vier Wochen gehören mir. Ich habe auch Tilli verſprochen, verſchiedene Tage bei ihr im Atelier zu helfen.“ hatte ſich abgewandt, während ſie es ſagte. „Aenne, ich verſtehe dich nicht,“ ſtemdet drein,„Aenne du willſt doch ihm am Telephon ſprechen.“ warf den Kopf zurück, der alte Tro 2Heinz ſtöre ich ja nicht damit und Frau und im Augenbli einz ſogar ſeine eliebten Ko Hausmutter und koche de geliebten, Jochen brauche ich für mich. tüben. Aber dieſe vier flenne da war. Sie ging morgens in der Frühe for am meiſt am ſpäten Nachmittag erſt zurück. tretens im Bilde iſt. Aenne Frau Thereſe ſah be⸗ ö nicht etwa wieder für Rolf Gnadauer arbeiten. Ich hörte dich vorhin mit „And wenn ich es wollte, wäre es ja auch noch ſo.“ Sie flammte in ihr auf. ich auch nicht, ich eſſe in der Stadt. Nein, Mutter, was machſt du denn für ein Heſicht?“ Sie ſah das 51777 um den Mund der älteren tat ihr ihre Schroffheit leid. Sie kat auf ſie zu und umſchlang ſie.„Mutter, nun ſorge dich mal nicht. Du ſollſt ſehen, ich werde noch die 1 Es wurden wunderliche Wochen. Kaum einen dag; 10 * Sie ſaß am bend in ihrem Zimmer und zeichnete und entwarf. Ge⸗ Getreide, ſeinen Hopfen, ſein Obſt, der Winzer ſeinen Wein vor den vielzähligen Schädlingen zu ſchützen ſuchen muß, ſo wird es in Zukunft auch hinſichtlich der Kartoffeln geſche⸗ hen müſſen. Denn ein furchtbarer Gegner bedroht die Frucht, die in Deutſchland eine der wichtigſten Grundlagen der Volksernährung bildet, ſowohl unmittelbar als menſchliches Nahrungsmittel, wie als Futter zur Maſt der Schweine. Dieſer Todfeind iſt der Coloradokäfer— der Kartoffelkäfer Coloradokäfer heißt er nach ſeiner Heimat, dem Staate Colorado in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo er den Kartoffelbau bereits völlig vernichtet hat, ſo daß dort die Kartoffel zum teuer bezahlten Einfuhrartikel geworden iſt. Vor Jahrzehnten ſchon iſt er nach Frankreich gekommen und hat, millionenfach vermehrt, gleich einer rieſigen Armee von Weſten nach Oſten vorrückend, das Land erobert. Heute ſtehen die Vorpoſten dieſer gefräßigen Tiere kaum mehr eine Bahnſtunde von der deutſchen Weſtgrenze entfernt. Der Einbruch des Kartoffelkäfers nach Deutſchland im nächſten Jahre iſt als betrübliche Ausſicht zu erwarten, wenn es nicht gelingt, ihm den Weg zu verſperren oder ihn dort ſofort zu vernichten, wo er ſich trotz aller Ahwehr⸗ maßnahmen auf deutſchem Boden anſiedeln ſollte. Es leuch⸗ tet naturgemäß ein, daß hier nur radikale Mittel zum Ziele führen können, wenn man ſich vor Augen hält, daß ein einziges Käferpaar unter günſtigen Bedingungen im Jahr bis zu 31 Millionen Nachkommen erzeugt. Dauert doch die Entwicklung des Kartoffelkäfers vom Ei über die Larve zur Puppe zur fortpflanzungsfähigen nächſten Generation kaum ſieben Wochen. In einem Jahr können ſomit drei Generationen Käfer ins Daſein treten, wobei zu beachten iſt, daß jedes Weibchen nicht weniger als taufend Eier ablegt. Bei 5185 ungeheuren Vermehrungskraft des Käfers hilft mur die rückſichtsloſe Ausrottung und Vernichtung eines befallenen Kartoffelſtandes mitſamt den daran haftenden Schädlingen durch Desinfektion des Bodens mit Rohbenzol. Dieſes Verfahren läßt ſich nur dort durchführen, wo es ſich um verhältnismäßig kleine Befallſtellen handelt. Sollte ſich der Käfer erſt weiter ausgebreitet haben, muß man ihm, allerdings ſchon weniger wirkſam, mit Arſenbeſpritzung der Pflanzen zu Leibe rücken. Dieſe Belämpfungsart verteuert jedoch die Erzeugungskoſten wegen ihrer Koſtſpieligkeit. Beſſer als alle Bekämpfungsmittel iſt aber das Vorbeugen. Der Kartoffelkäfer darf gar nicht erſt Zeit haben, ſich auf deutſchem Boden häuslich einzurichten. Das iſt auch die Anſicht der Führung des deutſchen Bauerntums und der zuſtändigen Regierungsſtellen. Man hat deshalb einen Ab⸗ wehrdienſt eingerichtet, der in dieſem Frühjahr in Kraft tritt. Es wird eine etwa 100 km breite Schutzzone entlang dem Rheine gebildet, in der ein wohlorganiſiertes Netz von Aeberwachungs⸗ und Abwehrſtellen eingerichtet wird. An zentralen Punkten werden Depots angelegt, in denen alle Geräte, Chemikalien uſw., die zur ſofortigen Bekämpfung einer gemeldeten Befallsſtelle notwendig ſind, bereitliegen. Die Organiſation des Abwehrdienſtes liegt in der Hand eines mit größten Vollmachten ausgeſtatte⸗ ten Beauftragten. Die Abwehrorganiſation, ſo ſorgfältig ſie auch aufgezogen ſein mag, kann aber nur dann reſtlos wirk⸗ ſam werden, wenn ſie von der geſamten Bevölkerung unter⸗ ſtützt wird. Darum wird jeder Bauer, jeder Grundſtücksbeſitzer im Reich verpflichtet werden, durch ſtändige Nachſchau auf ſeinen Kartoffelfeldern(auch Tomatenbeſtände werden befallen) auf etwaiges Auftreten des Kartoffelkäfers zu achten. Ein großzügig durchgeführter Aufklärungsfeldzug trägt dafür Sorge, daß jeder in Frage kommende Volksgenoſſe über das Ausſehen des Kartoffelkäfers in ſeinen verſchiedenen Entwicklungsſtufen und über verdächtige Anzeichen ſeines Auf⸗ uf bieſem Wege, jo barf man zuverfichtlich hoffen, wird eißel der Landwirtſchaft von den deutſchen der Direktor der Deutſchen Reichsbahn Dr. ing. e. h. Leib⸗ zurück. Dementſprechend ſanken die Betriebseinnahmen von 5,35 Milliarden Mark auf 2,89 Milliarden. Die traurige Folge war die Verringerung der Belegſchaft von 713 000 auf 600 000 Köpfe. In den drei Jahren des Aufbaues, die bisher vergangen ſind, war es zwar nicht möglich, die tiefgreifenden Schäden vieler Jahre plötzlich zum Verſchwinden zu bringen. Die Zahlen von 1935 zeigen aber die ungeheueren Aufbau⸗ leiſtungen dieſer letzten Zeit. An Perſonenkilometern wurden bereits wieder 40 Milliarden, an Tonnenkilometern bereits wieder 64 Milliarden geleiſtet, ſo daß bei den Perſonenkilo⸗ metern ſchon 9 Milliarden, bei den Tonnenkilometern 23 Milliarden aufgeholt werden konnten. Dementſprechend ſtie⸗ gen die Einnahmen ſchon wieder auf 3,59 Milliarden Mark, die Belegſchaft auf 656 000 Köpfe. Was die Aufgaben der Reichsbahn anlangt, ſo geht Hand in Hand mit der Geſchwindigkeitsſteigerung die Verdichtung des Reiſezugfahrplans durch Einſatz kleiner Dampfzüge oder Triebwagen. Heute ſchon leiſten die Reichsbahntriebwagen mit eigener Kraftquelle mehr Zugs⸗ kilometer als alle Reiſezüge der Schweiz zuſammen. Die Spitzenleiſtungen der Reichsbahn ſind nicht beſtimmt für einen engen Kreis beſonders zahlungskräftiger Kunden. Technik und Organiſation geſtatten vielmehr, die Leiſtungen zu einem Preiſe anzubieten, daß ſie allen Volksgenoſſen zugängig ſind. Elektrifizierung und Motoriſierung der Reichsbahn ſtehen erſt am Anfang. Zwar werden ſchon 1923 km Fernſtreckem und 302 km Stadk⸗ und Vorortsſtrecken elektriſch betrieben. Das Netz umfaßt aber im ganzen 54 241 km. Die Zahl der Triebwagen mit eigener Kraftquelle iſt auf 502 geſtiegen; in den Reiſezügen aber rollen rund 60 000 Perſonenwagen. So bleibt, wie der Referent ſchließt, noch ſehr viel zu tun, bis die weitausſchauenden Pläne zur Umſtellung auf einen noch ſchnelleren, dichteren, billigeren und ſicheren Reiſe⸗ und Güterverkehr Wirklichkeit werden. Entlaſtung der öffentlichen Fürſorge Am Ende des erſten Vierteljahres 1933, kurz nach der Uebernahme der Macht durch die nationalſozialiſtiſche Re⸗ gierung, waren im Deutſchen Neich insgeſamt rund 4.7 Mil⸗ lionen Parteien(mit ihren Angehörigen) laufend bar in offener Fürſorge von den Fürſorgeverbänden zu unterſtützen, darunter rund 3.1 Millionen Arbeitsloſe. Am Ende des zweiten Jahres eines ununterbrochenen Fortſchreitens der Wiedergeneſung der deutſchen Wirtſchaft, nach Durchführung; der Arbeitsbeſchaffung und ſonſtiger wirtſchaftlicher und ſo⸗ zialer Fürſorgemaßnahmen, war das Heer der Hilfsbedürfti⸗ gen bedeutend kleiner geworden; Ende Dezember 1935 waren nach der neueſten Veröffentlichung des Statiſtiſchen Reichs⸗ amtes in„Wirtſchaft und Statiſtik“ nur etwa 2.6 Millionen Haushaltungen als hilfsbedürftig zu unterſtützen, darunter nur noch rund 954 000 Arbeitsloſe. Die Geſamtaufwendungen der offenen Fürſorge erforderten im erſten Vierteljahr 1933 noch 572 Millionen Mark, dagegen im 4. Vierteljahr 1935 nicht ganz 270 Millionen Mark. Die Verminderung der Laſt der offenen Fürforge beträgt demnach gegenüber dem erſten Vierteljahr 1933 etwa 53 v. H.; die laufenden Barunterſtützungen nur für die Arbeitsloſen ermäßigten ſich von 322 auf 71 Millionen Mark oder um faſt 80 v. H. rade, als ob ſie fich ſchon den ganzen Tag gearbeitet hätte. Sie war liebenswürdig und freundlich, wenn ſie daheim war. Oft ſchien es ſogar, uls läge ein heimliches Lachen über ihrem Geſicht, ein Lachen, hinter dem ſich etwas verbarg. Was verbarg ſich dahinter? Thereſe He⸗ wald grübelte. Sie hatte dieſe fremde Schwiegertochter ein⸗ mal mit tiefſter Abneigung kommen ſehen, ſie hatte ſich von ihr gewinnen laſſen und ſie ſchließlich ſelbſt an ihr Herz genommen. Sie hatte geglaubt, daß die letzte Schranke zwiſchen ihnen gefallen wäre und mußte nun ſehen, daß die Junge ſich ihr doch nicht ganz erſchloß. Aenne war ſonſt mitteilſam geweſen. Sie wußte es. Mit ſprühender Lebendigkeit hatte ſie immer von allem er⸗ zählt, was ihr der Tag gebracht. Jetzt ſchwieg ſte. Briefe kamen von Heinz. Er berichtete von ſeinem Werk, das viel größer war, als er gedacht. Im Sommer, wenn alles grünte und blühte, mußten ſie mal zuſammen hinfahren und ſich gemeinſam darüber freuen. Auch Baron Grove bat darum. Wenn ſolche Briefe kamen, fanden die beiden Frauen ſich wieder zuſammen. Und Thereſe fühlte, mit welchem Stolz und welcher Liebe Aenne an ihrem Gatten hing. Aber als Aenne ſte bat,„ſchreibe ihm nichts davon, daß ich ſoviel und ſo lange ſort bin,“ ſchüttelte ſie den Kopf. Geheimniſſe Aenne?“ „Ah, Geheimniſſe,“ Aenne wandte ſich ab,„warum denn ſo große Worte. Er würde ſich beunruhigen und den⸗ ken, ich ſtrenge mich an.“ 55 „Du ſiehſt aber auch wirklich angegriffen aus, Aenne, du ſollteſt ruhen und dich ein bißchen verhätſcheln und pflegen laſſen. Ich würde es gern tun.“ Es war gut. müt⸗ terlich geſagt. Aber Aenne richtete ſich auf und ſchrie: „Nein, ich will nicht ruhen. Ich will dieſe Zeit für mich haben.“ Und dann wieder einlenkend:„Ach, laß doch, Mutter. Meine Nerven gehen mit mir durch!“ Aufſchluch⸗ zend lief ſie hinaus. i Was war mit ihr. Was ſtand dahinter, wer? War es ein Wer? Ein Name ſtieg in Thereſe Hewald auf: Rolf Gna⸗ dauer. Machte ſie doch die Theaterarbeit? Kam ſie mit dem unverſchämten Patron zuſammen? Hatte er„ſeine Aenne“ zurückgewonnen. Wie kam er überhaupt dazu, ſie ſeine Aenne zu nennen. Nun, in acht Tagen kam Heinz zu⸗ rück und dann würde ſich alles klären. Aber wie würde es ſich klären? Ihre Augen ſuchten den Himmel, der früh⸗ lingsblau über dem Garten lag. Nicht zum Böſen, lieber Herrgott, nein, nicht zum Böſen! Der Junge bräche zu⸗ ſammen darunter und leiſer fügte ſie es hinzu— ich auch! Mich in dem Mädel doch noch getäuſcht zu haben, ich er⸗ trüge es nicht! In dieſem Augenblick wußte ſie, daß, und wie ſehr, ſie jetzt Aenne liebte, mit echter, rechter Mutter⸗ liebe liebte. Das Telephon ſchlug an,„Ach, Sie ſind es, Mutter Thereſe,“ erklang Tilli Raſchkes Stimme.„Iſt denn Aenne nicht da?“ Was? Bei mir ſoll ſie ſein? Keine Idee. Ich will eben fragen, was denn eigentlich los iſt und wo ſie ſteckt. Ich hab ſie ſeit dem Sonntag hei Ihnen draußen überhaupt nicht mehr geſehen. Ich wollte mal hören, ob ſie morgen ins Eſplanade geht. Gnadauer gibt ein Abſchiedseſſen. Er überſiedelt doch nach Paris. Wo iſt Aenne hingegangen, wiſſen Sie's?“ „Ich glaube, ſie wollte heute noch mit zu Ihnen heran⸗ gehen,“ antwortete Thereſe Hewald. Wie blechern meine Stimme klingt, dachte ſie bei ſich.„Vielleicht wird ſie noch kommen.— Ja, es geht ihr ſonſt ganz gut.— Danke, — ich werde ſie grüßen.“ Sie hängte den Hörer an. And taſtete ſich nach einem Stuhl und ſank in ſich zuſammen. Alſo gar nicht bei Tilli geweſen. Die ganzen vier Wo⸗ chen nicht einmal. Die ganzen vier Wochen hinter einer Lüge gelebt. Was lag hinter dieſer Lüge?— Es war ſpät am Abend, als Aenne heimkam. Sie war offenbar ſehr freudig geſtimmt. Sie ſummte ein Lied vor ſich hin, als ſie durch den Garten ging. Irgend einen Schlager. Natürlich einen Schlager, was denn ſonſt? Sie wollte nach ihrer Wohnung hinauf, glaubte wohl, die Mutter ſchliefe ſchon, weil das Parterre im Dunkel lag. Aber Frau Thereſe riß die Tür auf.„Aenne!“ „Ach, Mutter, du biſt noch wach, und ſo im Finſtern?“ „Im Finſtern ſitzt es ſich manchmal ganz gut. Ich wollte dir noch etwas ſagen.“ „Am Gottes willen, was iſt denn, es iſt doch nichts mit Heinz,“ Angſt bebte in ihrer Stimme Thereſe hörte ſie wohl heraus, jäh flammte es in ihr eint„ſie liebt ihn alſo doch.“ Aber dann ſagte ſie kühl:„Tilli hat angeläu⸗ tet.“ Sie hatte im gleichen Augenblick das Licht ange⸗ dreht groß und klar ſuchte ihr Auge das der jungen Frau. „Ach—“ Aenne erbleichte. i K dTilli will wiſſen, wo du eigentlich ſteckſt. Seit vier Wochen biſt du nicht mehr bei ihr geweſen. Aenne, du 1 du haſt mich alſo belogen!“ i 6 5 8 ge 2 9 Der Soldatenfreun Wie Friedrich der Große für die Verwundeten ſorgke, Wir reden viel von Friedrich des Großen Schlachten und ſeinen Siegen, aber von ſeiner Fürſorge für den ein⸗ fachen Soldaten, der ſeine geſunden Gliedmaßen an ſolchen Tagen eingebüßt hatte, iſt wenig die Rede. Von ſeiner Mutter hatte Friedrich den menſchenfreundlichen Sinn und die Mildtätigkeit geerbt, die immer beſtrebt war, Armut und Elend zu lindern; von ſeinem Vater jedoch das Inter⸗ eſſe, das er ſtets der Geſundheit ſeiner Soldaten entgegen⸗ brachte. Es iſt bekannt, daß Friedrich Wilhelm ebenſo wie ſein Freund, der Alte Deſſauer, nicht viel von gelehrten Leuten hielten. Ueber die Mediziner hatte der Soldatenkönig eine etwas beſſere Meinung. Dieſe Wandlung ſeiner Geſin⸗ nung den Medizinern gegenüber iſt einer Fußerkrankung zuzuſchreiben, von der er in den erſten Regierungsjahren befallen wurde. Er ließ eine Anzahl Aerzte kommen, die ſich dahin ausſprachen, daß durch Salben und Mixturen der kranke Fuß zu heilen wäre, während der Feldſcher Brandhorſt von ſeinem Leibregiment der Anſicht war, daß der Fuß ohne Operation nicht wiederhergeſtellt werden könnte. Es verblieb zunächſt bei den Salben, aber die Schmerzen nahmen zu, ſo daß ſich der König doch entſchloß, Brandhorſt noch einmal rufen zu laſſen. Dieſer erklärte nun, daß, wenn es die anderen Aerzte ſo weiter mit dem König trieben, er mit dem Verluſt ſeines Fußes rechnen müſſe, ja, daß ſogar Lebensgefahr für ihn beſtände. Darauf war der König bereit, ſich von Brandhorſt operieren zu laſ⸗ ſen, er machte ihn aber darauf aufmerkſam, daß er mit ſeinem Kopf dafür büßen müſſe, falls die Operation un⸗ günſtig verliefe. Brandhorſt, ſeiner Sache ſicher, machte ſich ans Werk, und in kurzer Zeit war der König vollkom⸗ men wiederhergeſtellt. Um ſeinem Feldſcher ſeine Dankbar⸗ keit zu zeigen, ließ der König die ganze Generalität und ſämtliche in Potsdam und Berlin wohnenden Doktoren der Medizin zuſammenkommen. Als Brandhorſt den Saal be⸗ trat, führte ihn der König in den Kreis, den die gelehrten Männer gebildet hatten, dann befahl er dieſen, niederzu⸗ knien. Hierauf nahm der Monarch ſeinen Hut ab, rühmte die Verdienſte Brandhorſts und ſetzte ihm ſeine Kopfbe⸗ deckung mit den Worten auf:„Hiermit kröne ich Euch zum Doktor, Ihr ſeid der wahre Doktor, und Ihr(zu den übri⸗ gen anweſenden Medizinern, die ihm den Rat gegeben hat⸗ ten, ſich mit Salben und Mixturen behandeln zu laſſen, ſich wendend) ſeid wahre Scheier! Schert Euch nach Hauſe!“ Brandhorſt wurde zum Leibchirurgen und Hofrat er⸗ nannt und erhielt einen Doktorring mit der lateiniſchen De⸗ viſe:„Dem gelehrteſten und berühmteſten Doktor unſerer Zeit“. So wurde Brandhorſt der erſte Generalchirurgus der preußiſchen Armee. Als nun Friedrich zur Regierung gelangt war, war vor allem ſein Hauptbeſtreben auch darauf gerichtet, tüch⸗ tige Militärärzte zu gewinnen. Er ſchickte Feldſchere nach Paris, deſſen Univerſität über die beſte mediziniſche Fa⸗ kultät verfügte, um dort ihre chirurgiſche Ausbildung zu vervollkommnen. Auch baute er das im Jahre 1724 be⸗ gründete mediziniſche Kollegium weiter aus. Auch eng⸗ liſche Aerzte zog er in ſeinen Dienſt, und der General Graf Rothenburg, den wir von dem Menzelſchen Bild der„Ta⸗ felrunde in Sansſouci“ her kennen, mußte als Außeror⸗ dentlicher Geſandter in Paris zwölf franzöſiſche Wundärzte verpflichten. Schon am 7. September 1759 hatte Friedrich mit Frankreich einen Vertrag abgeſchloſſen, durch welchen ſich beide Staaten verpflichteten, das Schickſal der Verwundeten nach beſten Kräften zu erleichtern. Die Koſten, die durch ihre Behandlung entſtanden, ſollte die eine Kriegsmacht bei der anderen liquidieren. Auch ſollte es geſtattet ſein, den in die Hände des Feindes gefallenen Verwundeten Aerzte und Diener zu ſchicken. Allen Verwundeten, die nicht mehr feldverwendungsfähig waren, erhielten freies Geleit zur Rückkehr, die übrigen wurden gleichfalls nach ihrer Her⸗ ſtellung wieder entlaſſen, durften jedoch nicht früher zu den Waffen greifen, bevor eine entſprechende Anzahl von Wie⸗ derhergeſtellten auch von dem anderen Staate ausgewech⸗ ſelt worden war. Feldprieſter, Aerzte, Apotheker, Kran⸗ kenwärter und Kriegskommiſſare durften nicht zu Gefange⸗ nen gemacht werden. War der König Herr des Schlacht⸗ feldes geblieben, ſo hatten ſeine Aerzte den ausdrücklichen Befehl, ſich um alle Verwundeten zu kümmern, ganz gleich. ob es Freund oder Feind war. So geſchah es auch bei dem Siege bei Torgau, wo ſchon Friedrich um 4 Uhr auf dem Schlachtfelde erſchien und den Feldſcheren die entſpre⸗ chenden Anweiſungen gab. Am Abend der Schlacht hatte man den König beim Prediger in Elsnig unterbringen wollen; als er aber hörte, daß die Pfarrwohnung mit Ver⸗ wundeten belegt wäre, zu deren Entfernung man ſchon Anſtalten gemacht hatte, verbot er dies mit den Worten, es würde ſich ſchon noch ein anderes Plätzchen für ihn fin⸗ den. Er ließ ſich die Kirche öffnen und verbrachte hier die Nacht auf den Stufen des Altars, nachdem er ſich von ei⸗ nem Feldſcher ſeine durch Streifſchüſſe verurſachten, ſehr ſchmerzhaften Wunden hatte verbinden laſſen. Friedrich der Große hat alſo zu ſeiner Zeit ſchon etwas angeordnet, was erſt viel ſpäter durch die ſogenannte Gen⸗ fer Konvention international verbindlich wurde. „Keine Masken und Puppen“ Eine inkereſſante Amfrage im Kinopublikum.—„Frieſen⸗ nok“ an der Spitze der Bewunderung.— Der Geſchmack iſt wieder geſund geworden. Die im Gau Saarpfalz erſcheinende NS.⸗Tageszeitung „NS.3.⸗Rheinfront“ hatte ſich an die Leſer mit einer Rund⸗ frage nach dem ſchönſten Film gewandt unter gleichzeitiger Frage, welcher Film in dieſem Jahre nach dem privaten ÜUr⸗ teil den Staatspreis verdienen würde. Das Ergebnis wurde nunmehr bekanntgegeben. Als Anwärter für den Staats⸗ preis wurden mit folgenden Stimmzahlen vorgeſchlagen: „Frieſennot“ mit 432 Stimmen,„Henker, Frauen und Sol⸗ daten“ mit 131,„Der alte und der junge König“ mit 100, „Der höhere Befehl“ mit 72,„Schwarze Roſen“ mit 41 und „Der Tag der Freiheit“(Wehrmacht) mit 32 Stimmen. Die Frage nach dem ſchönſten Film des Jahres endete mit fol⸗ genden Ziffern:„Frieſennot“ 318 Stimmen,„Henker, Frauen und Soldaten“ 178,„Der alte und der junge König“ 168, „Mazurka“ 151,„Liſelotte von der Pfalz“ 133 Stimmen. Das Ergebnis des Preisausſchreibens ſpricht ein deut⸗ liches Wort von der nationalſozialiſtiſchen Erziehungsarbeit. Man hat bei manchen Stellen gefürchtet, daß der alte, durch unzählige Judenfilme verdorbene Filmgeſchmack wieder durchbrechen könnte, wenn eine derartige Umfrage geſtellt wird. Aber der Glaube an das deutſche Kinopublitum hat ſich beſtätigt. Alles Unechte wird in den Zuſchriften ver⸗ dammt. Wir wollen dieſe phantaſievollen Filme, wir wol⸗ len die Filme, die in Paläſten, Bars und Spielſälen ſpielen, nicht mehr, wir pfeifen auf die falſche Rührſeligkeit, wo der Herr Baron ein einfaches Mädchen liebt und es dann heim⸗ führt in ſein Schloß oder ſeine Stadtvilla. Solche Filme för⸗ dern nur den Klaſſenhaß, und ſie ſind unwahr. Die Briefe bieten manche Ueberraſchung für die Indu⸗ ſtrie. Wir wollen keine Masken und Puppen, wir wollen das einfache, natürliche Geſicht ſehen, ſchreibt ein Arbeiter. Die Sympathie gehört dem„einfach ſpielenden“ Künſtler, der„echt und natürlich“ wirkt. Die erſte Preisträgerin for⸗ muliert das ſo:„Ich möchte Frauen im Film ſehen, von denen man ſich vorſtellen kann, daß ſie Lebensgefährtinnen und Mütter voll Zuverläſſigkeit ſind und keine Geliebten oder Luxuspflanzen ohne Verantwortungsgefühl, keine Pup⸗ pen, die man in die Rumpelkammer wirft, wenn die Farbe ab iſt. Männer möchte ich ſehen, die ſich die männlichen Ur⸗ eigenſchaften unverkümmert bewahrt haben(wenn auch dar⸗ aus ihre Konflikte entſtehen), Männer möchte ich öfter ſehen bei der Arbeit und nicht nur ſolche, die in eleganten Maß⸗ anzügen in Autos ſpazierenfahren“.— Jeder formuliert es wieder etwas anders, aber der Ruf nach dem einfachen, un⸗ gekünſtelten Menſchen kehrt immer wieder. Wir wollen keine Revolverhelden und Salonlöwen, das iſt die ſtetig wieder⸗ kehrende Anſicht. ö Die Frage nach dem Staatspreis brachte dem Film„Frie⸗ ſennot“ eine überwältigende Mehrheit. Auch die Liſte der „ſchönſten Filme“ gibt einen überzeugenden Beweis von dem ausgezeichneten Geſchmack der Kinobeſucher von heute. Daß ein ſtaatspolitiſch und künſtleriſch ſo wertvoller Film wie „Frieſennot“ auch hier mit gewaltigem Abſtand an der Spitze marſchiert, freut uns für dieſen erſten nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaftsfilm ganz beſonders. Hier konnte ſogar ein ſo ernſthafter Film wie„Der alte und der junge König“ den Albers⸗Film„Henker, Frauen und Soldaten“ noch über⸗ trumpfen. f Die Echoböller vom Kynaſt 1 Oder der Leutnankskrieg in Schleſien. Von Dr. Martin Lezius. 75 Von tauſend und aber tauſend deutſchen Volksgenoſſen wird, ſei es, daß ſie allein und auf eigene Fauſt ihre Reiſe antreten oder ſich den„Kraft⸗durch⸗Freude“⸗Urlaubsreiſen anſchließen, alljährlich das ſchöne Rieſengebirge beſucht. Aber nur wenige, die dort Erholung ſuchten und fanden, werden ſich bewußt geweſen ſein, wenn ſie von hoher Bergeswarte oder von der alten romantiſchen Burg Kynaſt herabblicken und die dort aufgeſtellten Echoböller bewunderten, daß hier einmal vor mehr als 125 Jahren ein erbitterter Kampf ähn⸗ lich wie im Rhein⸗Ruhr⸗Gebiet nach der Beſetzung durch die Franzoſen tobte. Bei Jena und Auerſtedt hatte das preußiſche Heer eine ſchwere Niederlage erlitten. Starke Feſtungen kapitulierten oft vor einer Handvoll Reitern; was nicht tot, verwundet oder in Gefangenſchaft geraten war, ſuchte, ſich über die Oder nach Oſtpreußen oder Schleſien in Sicherheit zu bringen. Da dieſe Provinz den weiteren Vormarſch Napoleons auf War⸗ ſchau in der rechten Flanke bedrohte, ſo blieb es nicht aus, daß ſich unter dem Grafen Goetzen, den der König mit dem Oberbefehl in Schleſien betraut hatte, ein Krieg mit eigen⸗ artiger Prägung entwickelte, der bezeichnenderweiſe von den Truppen Napoleons der„Leutnantskrieg“ genannt wurde. An erſter Stelle muß hier die Frau des früheren Ritt⸗ meiſters von Bonin genannt werden. Auf den Etappen⸗ linien des Feindes führte ſie, ſtets hoch zu Roß und den Säbel an der Seite, einen friſch⸗fröhlichen Krieg. 70 Hu⸗⸗ ſaren unter den Leutnants Fiſcher und Schrader waren ihr vom Grafen 3 75 zugeteilt worden. Staatliche Kaſſen wurden in Sicherheit gebracht, die unter franzöſiſcher Auf⸗ ſicht ſtehenden Steuerämter überfallen und Transporte des Feindes weggenommen. Auch Leutnant Fiſcher war bald in Schleſien eine volkstümliche Perſönlichkeit, 1813 kämpfte er als Rittmeiſter beim Lützowſchen Freikorps. Eine der abenteuerlichſten Perſönlichkeiten war jedoch der Leutnant Negro. Mit ſeinen Parteigängern durch⸗ ſchwärmte er die ganze Gegend vom waldenburgiſchen Ge⸗ birge bis zur ſächſiſchen Grenze hinter Greifenberg. Un⸗ aufhörlich war er in Bewegung; bald wurde hier ein feind⸗ licher Transport überfallen und Waffen und Munition er⸗ beutet, bald dort Kaſſen und Depots in Sicherheit gebracht. Er ſelbſt warf ſich zum Herrſcher in Rübezahls Reich auf. Mit ſeinem Adjutanten hauſte er an einer ſchwer zugäng⸗ lichen Stelle in der Umgebung des Kochelfalls; unter ſeinem Befehl ſtand das Schreiberhauer Lager, das in der Nähe der alten Schleſiſchen Baude errichtet worden war, in welchem Mannſchaften geſammelt, ausgebildet und bewaffnet wur⸗ den. Armiert wurde es mit zwei Böllern vom Kynaſt, die Negro dort requiriert hatte. Zeitweilig war, wenn gerade wieder ein Transport an Goetzen abgegangen war, das Lager nur von 40 bis 50 Mann beſetzt. Aber mit den zwei Böllern wurde dann, falls in der Umgebung eine feindliche Abteilung gemeldet war, eine ſolche Kanonade vollführt, daß ſelbſt ſtarke Kräfte des Gegners niemals wagten, das Lager ernſtlich anzugreifen. Die Bevölkerung jedoch empfand mit⸗ unter die Anweſenheit Negros als läſtig, man war auf ihn und die Seinen ſchlecht zu ſprechen. Die Bürgerſchaft mußte Erſatz leiſten, wenn der mit allen Schlupfwinkeln vertraute Negro eine Kaſſe, die nach Glogau abgeliefert werden mußte, abgefangen oder der Poſt die an die Franzoſen gerichteten Geldſendungen und Briefe weggenommen hatte. Auch ver⸗ dienten die Fabrikanten und die ſchleſiſchen Weber gut durch die Aufträge, die ſie für die Gee Armee des Kaiſers zu er⸗ ledigen hatten, ſo daß alſo eſchäftsſinn und Patriotismus in einen bedauerlichen Konflikt gerieten. Das Auftreten Negros und ſeiner Leute war, was ſelbſtverſtändlich natür⸗ lich iſt, hin und wieder auch nicht mit den Regeln des Kom⸗ plimentierbuches in Einklang zu bringen, denn es gab ſchon damals ſo etwas wie den„rauhen, aber herzlichen Krieger⸗ ton“, der nicht erſt ein Kind des Weltkrieges iſt, ein Grund mehr zur Verſtimmung. Man lebte in Warmbrunn, wenn der Dienſt es geſtattete, einen luſtigen und vergnügten Tag auf Regimentsunkoſten und kümmerte ſich wenig darum, daß die Badegäſte ein böſes Geſicht ſchnitten, die Koffer pack⸗ ten und darauf unwillig das Feld räumten. Schließlich aber gelang es doch den Truppen Napoleons, des Leutnants Negro habhaft zu werden. Bei einem Vorſtoß gegen das Schreiherhauer Lager kamen die Truppen über den Kynaſt nach Warmbrunn ſpätabends nach Agnetendorf. In einer Mühle am Fuße der Großen Sturmhaube ſuchten ſie nach dem preußiſchen Major von Putlitz, der dort verſteckt gewe⸗ ſen war, ſich aber rechtzeitig nach Schreiberhau hatte in Sicherheit bringen können. Hier fiel der als Bauer ver⸗ kleidete Leutnant Negro den Bayern in die Hände. Er ſollte als Spion gehängt werden, doch gelang es dem Ein⸗ ſpruch des Grafen Goetzen, ihn vor dem Strang zu bewahren. Das iſt es, was die Echoböller vom Kynaſt zu erzählen baben. man muß ihre Sprache nur verſtehen. Aufſchlußreich ſind vor allem die Wünſche für die tun mende Produktion. Man will hiſtoriſche Filme ſehen Finn von auslandsdeutſchem Schickſal, Auswandererfilme. lie rhei 5„Vume vom ge ben des Arbeiters, des Bergmanns, des Bauern. Danehen a a 77. den gu⸗ ten Spielfilm, aber nicht die gefühlvolle, kitſchige oder weh Europas Nachwuchs ſorgen Seit Jahren beobachten die europäiſchen Bevölkerun 85 politiker mit Sorgen den Geburtenrückgang in Europa. Nur wenige Staaten machen dabei eine Ausnahme. Die höchſte Geburtenſteigerung zeigt Deutſchland, dann folgen Portugal die Schweiz und Rumänien. Nach den Angaben des Statfſt ſchen Reichsamtes ſind bei dem erſten Halbjahr 1935 bie Tſchechoſlowaken vom Geburtenrückgang beſonders getroffen denn es wurden 5,5 Prozent Kinder weniger geboren als im erſten Halbjahr 1934, dann folgen die Franzoſen mit 5, Pro⸗ zent, Litauen mit 4,9 Prozent, Italien mit 2,6 Prozent. Bei Großbritannien und Irland, Spanien, Bulgarien und Nor⸗ wegen iſt der Rückgang der Geburten geringer, aber ſelbſ Polen, das früher zu den geburtenreichſten Ländern gehötte zeigt eine wenn auch nur geringe Abnahme des Kinderſe⸗ gens. Sogar in Sowjetrußland läßt ſich ein Rückgang der Geburten nicht länger verheimlichen, wenn auch dort die Ye⸗ pölkerungsvermehrung immer noch bedeutend iſt. So erfreulich es iſt, daß in Deutſchland dank der weit⸗ ſichtigen Maßnahmen des Nationalſozialismus die Zahl der Geburten von 975 000 im Jahre 1932 auf 1 265 000 Kinder im Jahre 1935 geſtiegen iſt, ſo ſind wir damit noch keines, wegs über den Berg. Es gilt, den Aufſtieg zu einem dauern⸗ den zu machen, denn jetzt kommen die geburtenſchwachen Jahrgänge ins Heiratsalter, und erſt wenn in jeder Familie drei Kinder heranwachſen, iſt die Fortdauer des Geſchlechts geſichert. Auch in den Vereinigten Staaten iſt eine bedenkliche Ab⸗ nahme der Geburtenzahl bei den Weißen feſtzuſtellen, wäh⸗ rend ſich die Neger in USA ſehr ſtark vermehren. Noch ſiit⸗ ker iſt die Bevölkerungszunahme bei den Völkern Oſtaſtens. Den Völkern mit großem Kinderreichtum gehört die Zukunft, Und keine politiſchen Maßnahmen kinderarmer Staaten da⸗ gegen können daran etwas ändern, höchſtens die natürliche Entwicklung etwas verzögern. Den größten Geburtenrück⸗ gang in Europa von allen Staaten hat Oeſterreich zu ver⸗ zeichnen. Dort kommen auf 1000 Einwohner 13,5 Geburten, und da die Sterbeziffer 12,7 beträgt, macht der Geburten. überſchuß nur 0,8 aus. Buntes Allerlei Radium„billiger“ geworden. Wie aus Fachkreisen mit⸗ geteilt wird, haben die in Kanada erzeugten großen Radium⸗ mengen den Preis dieſes ſeltenen Metalls von 14000 auf 8000 Pfund Sterling(etwa 120000 Mark) herabgedrück. Die radiumhaltigen Erze werden in der Gegend des Großen Bärenſees, einige Kilometer ſüdlich des Polarkreiſes, geför⸗ dert und im Flugzeug nach Port Hope gebracht, wo ſie in der dortigen Radiumraffinerie weiterbearbeitet werden. Das Radium gelangt in Mengen von je 100 Milligramm in doppelwandige Glasröhren, die in 5.5 Zentimeter Dicke mit Bleiröhren umſchloſſen werden. Bis zur Aufteilung der in London greifbaren Radiummengen werden ſie in Bleiſafes von zwei Tonnen Gewicht verſchloſſen. Während der Auf⸗ arbeitung wird das Radium in 15 Zentimeter dicken Meſſing⸗ zylindern gehalten zum Schutze der Hände der Chemiker. Zum Zweck der Krebsbehandlung werden die Radiummengen in Iridio⸗Platinnadeln eingefaßt. * Ein normaler Spielfilm mit einer durchſchnittlichen Länge von 2000 bis 2500 Meter beſteht aus rund 125 000 Bildern; auf einen Meter entfallen etwa 50 Bilder. * Außerhalb des deutſchen Reichsgebiets werden kund 1700 Zeitungen in deutſcher Sprache herausgegeben; an der Spitze ſteht die Schweiz mit 444 deutſchſprachigen Zeitungen, es folgt die Tſchechoflowakei mit 244 und Oeſterreich mit 236 Tageszeitungen, die USA zählen 174, Frankreich 78, Ni⸗ mänien 77, Polen und Braſilien je 57, die Räterepubliken 40 und Argentinien 32 deutſchſprachige Blätter. rr!......' Weltbild(M) Ein Gedenkſtein für die Röntgenopfer der Well. Der Gedenkſtein vor dem Röntgenhauſe des Krankenhauses St. Georg in Hamburg. Etwa 150 Namen von een Phyſikern, Chemikern, Technikern, Laboranten und 5 kenſchweſtern, die ihr Leben im Kampf gegen die 1 heiten ihrer Mitmenſchen opferten, ſind in der Säule a Oberkirchener Sandſtein eingezeichnet. N e e eee. . sabi dat udo sig vue inwu eigne 15 e einne„og „ago iu gehn bu neo eis“ Je leg ul gjog unu uvu go ci enbigu nge alleaejug soch quebaf uv jag ueilie und eibles dba duje een 21 Aeiel(pi seule ab uegeles zoand ezu pou svc aun obng loagt enabie eg lg! siv ganlog) sv epeippa zig dee 100 ud Sem szbucpou eil 4e sijo pg pla ae Bpleß jea ne jgoa aan ue eg den oed „Imenlebaca szc qu Lud gits Gil eis usqog vüvosic ed An ene e ue een d n de ee bun Hoazedunar pu nee e een ee“ bunu 4 jeg„usgeb ing ec ee u bee em bee ue ne obe Un iin uit un blog avuncg sva inv pil eitel oheheuuz uebelngesno gun usbaoleg a ne nog u zn en en che e en cee ee e i aeg 1„udbaog nein)“ gun 12 eignag„uebaozcſ uenng) usbnebzegn nd obng aach Lfesgeid uebhav ⸗uoble uleg uda e o uche een e een eepnagnezun Icpiu og de dung pu uebupn ueuze aso Udaapzlnduv usch pech sBidananaeuu sog iun gaben zdequebosze ing nd Ula abc cpi) abquuszaeaun dom eupg zulsmeb nog zeg up) piu 0a an gog gun vj ava 218 igessnoung e eig Inv gun usguvneß obnohngz uud aug eſehe uu zemun oi zpnageg duc obunl ed e qub Jon aegyu ulegec dle: sog inv gun eilckojz anz ed uv unu ola sI apc usgungaea Suunegec) upeguebar r auiqog sn acbollvcz ushpnqlem meg hu gpg el dog ur neten od ant se gun eng zaequpes eilduſgaß) sog anu nv saeihoich elehheuuz ue gig un pi ee ehe een Sbeeun obo ela uch uvun muegcpvu dun ueſejezuv usbunznutgegz Uszluegeſch! 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Die Einfahrt iſt herrlich, wirklich wahr. Und ſogar ein wenig aufregend. Die Flußmündung iſt nämlich ſo verſan⸗ det, daß für die Schiffe nur eine ganz ſchmale Barre bleibt. Ja, aber Sie brauchen ſich nicht zu ängſtigen. Um dieſe Jahreszeit paſſiert nie etwas. Im Winter natürlich, wenn die ſchweren Stürme kein Ende nehmen wollen, iſt die Geſchichte ſchon gefährlicher. Sie waren noch nicht in Por⸗ tugal?“ „Nein.“ „Schönes Land, Fräulein Pichler... Früchte, Wein, Delſardinen.. herrlich, ſage ich Ihnen!“ Er lachte und ſah ihr voll ins Geſicht, um einen Reflex ſeiner Heiterkeit auf ihrem Geſicht zu entdecken. Sie ſah um kein Deut fröh⸗ licher aus, aber der Ausdruck ihrer Augen war entſchieden lebhafter geworden. „Sie kommen oft nach Portugal?“ wollte ſie wiſſen. „Jeden Monat einmal. Die„Tenerife“ macht ja immer die gleiche Reiſe. Portugal, Marokko, Kanariſche Inſeln. Von dort gondeln wir dann mit Bananen und Tomaten, je nach der Jahreszeit, wieder nach Hamburg. Tja.“ Als ſie ſchwieg, erinnerte er ſich ihrer Frage. „Nach Liſſabon... hm.. kommt drauf an, Fräu⸗ lein Pichler, wann wir in Oporto fertig werden. Sie wiſ⸗ ſen ja, die Tenerife' iſt kein Paſſagierdampfer. Bei uns kommt zuerſt die Fracht. Im allgemeinen dauert's aber in Oporto nie länger als höchſtens drei Tage. Nachmittags fahren wir dann wieder ab und ſind am nächſten Morgen zeitig in Liſſabon. Wenn Sie es eilig haben, könnten Sie freilich von Oporto aus mit der Bahn weiterfahren.. der Schnellzug macht das wohl in fünf Stunden.“ „Nein, nein,“ murmelte ſie, und der Steward war faſ⸗ ſungslos über den Ausdruck von Schmerz und Pein, der ſich jäh über ihre Züge breitete. Ungewollt hatte er ſcheinbar eine Stelle berührt, die ihren Kummer mit einem Schlage neu erweckt hatte. Er verſuchte, den Fehler wieder gut zu machen, aber Annelieſe Pichler nahm von ſeiner Gegenwart keine Notiz mehr. Geiſtesabweſend ſtarrte ſie vor ſich hin, und ſo ſaß ſie noch, als er leiſe die Kabine verließ. Merkwürdige Geſchichte. merkwürdiges Mädel Die übrigen Paſſagiere hatten längſt ihre„Theorie“. Becks Meinung ging dahin, daß eine Liebesgeſchichte dahinterſtecke.„Ich bitte Sie,“ pflegte er auszurufen, ſo bald das Geſpräch auf die Inſaſſin der Kabine 4 kam.„Eine junge Dame jung blond, hübſch.. Hund trotzdem ſo, wie ſoll ich ſagen, ſo... ſo gebrochen... da kann ja nur eine Liebesgeſchichte dahinterſtecken!“ Beck war Reiſender. Einmal jährlich fuhr er nach Ma⸗ rokko, um für ſein Berliner Haus Blumen und Kleider zu verkaufen. Er trug ſtets ein Monokel. Die Herren Tetzlaff und Schröder, die ſich ſo lebhaft auf dem Schachbrett bekriegten, waren anderer Meinung. „Familienzerwürfniſſe,“ tipte Tetzlaff. „Gemütskrank!“ der andere. Die beiden Damen, zu deren Ritter Beck ſich aufgewor⸗ fen hatte, waren jedoch geneigt, dem Motiv„Liebesge⸗ ſchichte“ zuzuſtimmen. Fräulein Lohmann, eine kleine leb⸗ hafte Perſon mit dunklen Augen und waſſerſtoffblonden Haaren, kaum über zwanzig, zierlich und mit einem Stups⸗ näschen im friſchen Geſicht, Fräulein Lohmann alſo zog nicht nur die Perſönlichkeit der rätſelhaften Paſſagierin, ſondern auch die des dunkelgekleideten Herrn mit in das Bereich ihrer Kombinationen, in deſſen Begleitung Anne⸗ lieſe Pichler an den Pier gekommen war. Der Mann hatte auf ſie einen eigentümlichen Eindruck gemacht. Sein blaſſes Geſicht mit dem kleinen Schnurrbart unter der ſchmalen Naſe hatte ſie noch deutlich in der Er⸗ innerung. Der Mann war erregt geweſen. Sie erinnerte ſich genau ſeiner kurzen, haſtigen Schritte, ſeiner ſchmalen, feſt zuſammengepreßten Lippen, des merkwürdig ſtarren Aus⸗ drucks ſeiner Augen. Seltſam, das Mädchen hatte ſich nicht nach ihm umgewendet und trotzdem war er erſt fortgegan⸗ gen, als ſich das Schiff in Bewegung ſetzte. Wer war die⸗ ſer Menſch geweſen? Und in welchem Verhältnis mochte er zu der kleinen Pichler ſtehen? „Vielleicht ihr Verlobter?“ mutmaßte Frau Bayer und blintzelte geheimnisvoll. Frau Bayer war die zwette der Damen, in deren Geſellſchaft Beck den größten Teil des Tages verbrachte. Sie hatte wohl die Dreißig ſchon über⸗ ſchritten, wirkte aber durch ihre Schlankheit und die Leb⸗ haftigkeit ihrer Bewegungen bedeutend jünger. Im übri⸗ gen war ſie die einzige an Bord, die ſich auf einer Vergnü⸗ gungsreiſe befand. Vor drei Jahren war ihr Mann geſtor⸗ ben. Sie war frei, unabhängig und fraglos vermögend. Um einmal aus dem Alltagstrott herauszukommen, machte ſie dieſe Fahrt als Rundreiſe mit, wohingegen Fräulein Loh⸗ mann zu ihren Verwandten nach Santa Cruz wollte, um dort auf einige Zeit den Haushalt zu führen. Tetzlaff reiſte nur bis Liſſabon, wo er geſchäftlich zu tun hatte, und Schrö⸗ ders Ziel war Caſablanca. Er war Ingenieur und als ſolcher bei einer deutſchen Firma in Marokko ſeit Jahren tätig. Er hatte ſeine zwei Urlaubsmonate in Deutſchland verbracht und kehrte nun an die Stätte ſeines Wirkens zu⸗ rück. Im übrigen waren er und Beck ſich ſchon einigemale in Caſablanca begegnet, weshalb zwiſchen ihnen ein faſt freundſchaftliches Verhältnis herrſchte. „Ihr Verlobter?“ Fräulein Lohmann ſchüttelte ungläu⸗ big den Kopf.„Halte ich für ausgeſchloſſen. Haben Sie be⸗ merkt, daß ſich die beiden nicht einmal die Hand gegeben haben?“ „Allerdings...“ „Na alſo!“ „Vielleicht haben ſie ſich verkracht!“ „Möglich, aber ich glaube es nicht.“ Das Intereſſe an Bord wuchs mit jedem Tage, anſtatt nachzulaſſen. Dabei hätten alle, die ſich da ſo eifrig den Kopf zerbrachen, einige Aufklärung von dem ſiebenten und letzten Paſſagier der„Tenerife“ bekommen können, Wenn Nummer Sieben wurde aber ſozuſagen nicht für voll genommen. Nummer Sieben war ein junger, unſcheinbarer Menſch von achtzehn Jahren, ſommerſproſſig, mit ſemmel⸗ blonden Haaren und etwas farbloſen Augen, reichlich un⸗ gelenk und in Geſellſchaft befangen. Er hieß Robert Schmidt, ſtammte aus Schleſien, hatte aber die letzten zehn Jahre in Berlin verbracht. Meiſtens hockte er den ganzen Tag auf der Brücke. Man ſah ihn nie ohne eine portugie⸗ ſiſche Grammatik. Bei den Mahlzeiten beteiligte er ſich we⸗ nig an der Unterhaltung. Im großen und ganzen machte er den Eindruck eines jungen Menſchen, der zum erſten Mal in ſeinem Leben einen Schritt in die Welt tat und nun, ein wenig erſchrocken über die eigene Kühnheit, be⸗ fangen und bedrückt den kommenden Ereigniſſen entge⸗ genſah. Er hatte offene, ehrliche Züge. Als Fräulein Pich⸗ ler an Bord kam, ſtand er in der Nähe der Lotſenkabine, konnte ſie alſo deutlich genug ſehen. Anfänglich glaubte er, ſich getäuſcht zu haben, aber dann, als er den Mann gewahrte, der nervös die Abfahrt des Dampfers erwartete, konnte es natürlich keine Zweifel geben. Sie war es wirk⸗ lich... Annelieſe Pichler aus Berlin! Seine Freude war groß geweſen. Herrlich, ein Menſch an Bord, den er kannte. ja, mehr.. den er ſeit lan⸗ gem heimlich verehrte... aber dann war ſeine Enttäu⸗ ſchung um ſo größer, als ſie nicht wieder zum Vorſchein kam und hartnäckig in der Kabine verblieb. Durch den Steward erfuhr er ihr Reiſeziel, das mit dem ſeinen übereinſtimmte. Liſſabon! Er war begeiſtert. Dann freilich machte ihm ihr merkwürdiges Verhal⸗ ten Kummer. Was war geſchehen? Wie bleich ſie geweſen war, als ſie an Bord kam! Er hatte ſie ganz anders in Erinnerung— ſtrahlend— mit blitzenden blauen Augen — die verkörperte Lebensluſt— wie ſeltſam nun dieſe Veränderung! Robert Schmidt dachte an einen Brief, den er ihr durch den Steward ſenden wollte. So etwa:„Hochverehrtes Fräulein Pichler! Raten Sie einmal, wer noch an Bord iſt? Nein, Sie können das nicht erraten. Robert iſt hier— Robert aus dem Weinertſchen Laden— erinnern Sie ſich? Ich freue mich ſehr, denn ich fahre auch nach Liſſabon, zu meinem Onkel, der dort ſeit vielen Jahren ein Geſchäft betreibt...“ Er wälzte die Worte des Briefes unaufhör⸗ lich in ſeinem Hirn, ja, ſchrieb ſie ſogar fein ſäuberlich nie⸗ der, ſchämte ſich aber dann ſeines ſchlechten Stils und der noch ſchlechteren Handſchrift, ſah von einem ſchriftlichen Le⸗ benszeichen ab und grübelte über eine andere Annäherungs⸗ möglichkeit nach, ohne daß ſie ihm bisher eingefallen wäre. (Fortſetzung folgt.) Die Stunde der Läuterung V on Guſt av Schrammel 5 Wohl niemand ſonſt auf der Welt, als die wenigen ein⸗ heimiſchen Seelen, der Herr Pfarrer aus dem nahen Wapp⸗ litz und die Bauern aus den umliegenden Dörfern kennen Luttken, jenes recht beſcheidene Dörfchen im Oſtpreußiſchen. In der Kreisſtadt iſt ſein Name außer den Finanzbehör⸗ den nurmehr noch den Herren Juriſten und Rechtsanwäl⸗ ten wohlbekannt, warum werden wir bald hören. 5 Sonſt verbinden Luttken mit der großen Welt ſo gar keine Fäden. Sind alles alteingeſeſſene Leute dort, und die Söhne bleiben immer auf dem heimiſchen Boden. So ha⸗ ben ſie es auch gehalten in jenen Jahren der Landflucht, die zu den trübſten der überwundenen Vergangenheit gehören. „Fernab jeder Bahnſtation, am Rande eines klarblauen Sees, bettet ſich Luttken mit ſeinen altehrwürdigen Häus⸗ chen, die mit ihren Strohdächern und den zernagten Bal⸗ ken einen patriarchaliſchen Charakter haben Ein von Wa⸗ genſpuren durchfurchter Sandweg ſchlängelt ſich wie ein mehliges Band durchs Dörfchen, ſteigt unmittelbar am letz⸗ ten Haus ſanft einen mäßigen Berg hinan und läuft durch den Wald hin bis zu der Chauſſee, die nach der Kleinſtadt führt. In halber Höhe des Weges gähnt zur Linken ſteil ein Abhang; drunten lauert tiefgründiger Moraſt So friedlich dieſes Dorf Luttken auch in der oſtpreußi⸗ ſchen Landſchaft liegt, ſo barg es doch bis in die jüngſten Tage hinein in ſeinen wenigen Häuſern eine erbitterte Feindſchaft. Der Ochſenbauer und der alte Knuth konnten ſich nämlich nicht„beſehen“. Ein unſchuldiger Wieſenzipfel hatte die Feindſchaft heraufbeſchworen, die Jahr und Tag in ihren Herzen fraß und dafür ſorgte, daß das ſauer erarbeitete Geld aus den Käſten der Bauern in die Kaſſen der Herren Rechtsanwälte hinüberwechſelte. Das Schickſal hatte es gefügt, daß die Felder und Wie⸗ ſen der beiden Bauern aneinander grenzten. In den erſten Jahren hatten ſich die beiden auch recht gut verſtanden Sie tauſchten gegenſeitig ihre Erfahrungen aus, bezogen ge⸗ meinſam alljährlich das Saatgetreide, um einen beſcheidenen Preisnachlaß zu erzielen, und ſaßen an den Sonnabend⸗ abenden gemeinſam im Dorfkruge. Und dann kamen die Jahre des Haſſes, in denen ſie vor einander ausſpien, wenn auch nur in Gedanken, in denen ſie ſich die Maul⸗ und Klauenſeuche ins Haus wünſchten. Die Wieſen breiten ſich unten am Geſtade des Sees aus. Ein kleiner Zipfel wächſt förmlich in den See hinein. Sumpfiges, kaum genießbares Gras ſproßt dort unge⸗ wöhnlich hoch. Enten haben im Schutz dieſer Wildnis ihre Brutſtätten aufgeſchlagen. Weder dem Ochſenbauern noch dem alten Knuth war es je in den Sinn gekommen, das Gras auf jenem Wieſenzipfel zu mähen, das Vieh fraß es nur mit Widerwillen, und zum andern wollte keiner von beiden den Enten ihre Brutſtätten nehmen. Und doch gedieh auf jenem Wieſenzipfel eines Tages der Same des Un⸗ friedens, der ſich im Laufe der Jahre zu einer unüberwind⸗ lichen Hecke auswachſen ſollte. 5 In einem Sommer jener trüben Jahre, die nun wie ein Albdruck hinter uns liegen, gab es eine Mißernte, wie man ſie ſeit langem nicht erlebt. Mörderiſche Sonnenglut hatte wochenlang über den Feldern gebrütet und dem Boden jegliche Feuchtigkeit entzogen; die Pflanzen verdorrten, und das Gras war gelblich⸗rot gebrannt. An einem dieſer Tage war der Ochſenbauer aus dem Hauſe geſchritten, mit der Senſe über den Schultern und hatte das Gras auf je⸗ nem Wieſenzipfel gemäht. Andern Tags in der Frühe, er⸗ ſchien der alte Knuth auf der Wieſe, um ſelbſt das Gras dort zu mähen! Und da ſah er es bereits in langen Schwa⸗ den liegen. Wie er ging und ſtand, war er zu ſeinem Nach⸗ bar geeilt. Ein Wort hatte das andere gegeben, und in Un⸗ frieden waren ſie voneinander geſchieden. Der oſtpreußiſche Dickſchädel des alten Knuth fand keine Ruhe. Er brachte fertig, was niemand aus dem Dorf für möglich gehalten hätte, und ſtrengte gegen den Ochſenbau⸗ ern einen Prozeß wegen Aneignung fremden Eigentums an. Nach langem Hin und Her kam es endlich zum Lokal⸗ termin. Die Herren Juriſten bemühten ſich auf die Wie⸗ ſen, nahmen die Grenzen in Augenſchein und wiegten be⸗ dächtig mit den Köpfen. Das war eine ganz dumme, ver⸗ zwickte Sache mit dem Wieſenzipfel! Recht geſehen gehörte er eigentlich keinem der beiden feindlichen Nachbarn; dem See war er verwachſen, gleichſam von der Mutter Natur den Enten als Brutſtätte geſchaffen Wem ſollte der Wieſenzipfel nach Recht und Gerechtig⸗ keit zugeſprochen werden? Beide erhoben ſeit dem damali⸗ gen verhängnisvollen Abend Anſpruch darauf. Endlich, als einer der Juriſten den Prozeßgegnern vor Augen hielt, daß, wenn der Streit um den bedeutungsloſen Wieſenzipfel bis in die letzte Inſtanz durchgefochten würde, die Koſten des Prozeſſes für beide Teile untragbar anſchwellen würden, kam eine Einigung zuſtande. Das Ei des Kolumbus: Man ging einander die Verpflichtung ein, jenen Wieſenzipfel un⸗ genutzt zu laſſen, ſo, wie man es früher gehalten. Daran haben ſich der Ochſenbauer und der alte Knuth auch immer gehalten, der gegenſeitige Haß aber iſt nicht erloſchen, ſon⸗ dern eher noch geſtiegen. Die Dorfbewohner legten 1 im⸗ mer wieder ins Mittel, ſuchten 85 beſchwichtigen und die Flammen des Haſſes zu löſchen. Vergebens— die fromme Schafbäuerin hatte ſchon oft mit bedenklichem Kopfſchüt⸗ teln geſagt, daß allein der Herrgott an dieſen beiden Starr⸗ köpfen ein Wunder tun könne. Ueber Nacht ſollte ſich die Wahrheit dieſer Worte beſtätigen. i Stockdunkel laſtet die Nacht über dem Weg, der nach Luttken führt. Dicke Wolkenberge hängen tief am Himmel, kein Stern blinkt und auch den Mond haben die Wolken unſichtbar getarnt. Ein Wagen kommt den Weg entlang. Drinnen ſitzt der Ochſenbauer, vor Uebermüdung eingeſchla⸗ fen. Die klugen Pferde gehen ihren Weg allein. Da, ein ſchwarzes Etwas huſcht über den Weg, ein langgeſtreckter Körper ſpringt in den Buſch, und knackend bricht morſches Geäſt unter enteilenden Schritten. Die Pferde bäumen hoch auf, die Flanken zittern, und weitausgreifend raſen die erſchreckten Tiere. Eine kurze, ſcharfe Wegbiegung, der Abgrund gähnt ein Fehltritt, Holz ſplittert und kracht; die Deichſel iſt mit⸗ ten entzwei gebrochen. Ein Pferdeleib windet ſich in den Sielen, und das Tier ſtürzt den ſteilen Abhang hinunter. Oben ſteht zitternd das andere Tier; der Wagen hält wenige Zentimeter vor dem Abgrund. Und unter den Rä⸗ dern liegt bewußtlos der Ochſenbauer. Wieder naht ein Wagen. Der alte Knuth ſitzt auf dem Bocke und lenkt die Roſſe mit ſicherer Hand. Die Laterne vorn am Wagen wirft ihre Lichtbüſchel über den Weg. Da hemmen die Pferde jäh den Schritt. Die Urſache des hart am Abgrunde ſtehenden Wagens zeichnen ſich geſpenſtiſch vom Wege ab. Der alte Knuth ſpricht beruhigende Worte, zieht die Leine ſtraff an, ſteigt vom Wagen und begibt ſich nach vorn, um zu ſehen, vas dort geſchehen ſei. Da gibt es für ihn kein Beſinnen, raſche Hilfe tut not! Es haͤt ihm viel Schweiß und Mühe gekoſtet, den Wagen ſicher aus der Gefahrenzone zu bringen. Erſt, als das geſchehen iſt und er den Bewußloſen ſicher auf Stroh gebetket hat, leuchtet er ihm ins Geſicht: er will doch ſehen, wen er eigentlich ge⸗ rettet hat. Merkwürdig ſtill iſt er geworden, als er den Ochſen⸗ bauern erkannt hat, dann hat er ihn auf ſein Gehöft ge⸗ bracht. Die Ochſenbäuerin hat verwunderte Augen gemacht, als der alte Knuth mit ihrem Manne auf den Hof gefahren kam Ein paar Tage ſpäter iſt der Ochſenbauer in der Abend⸗ ſtunde zu ſeinem Feinde und Retter gekommen, hat ihm die ſchwielige Hand hingehalten. Wortlos. Und der hat dreingeſchlagen. Seit jenem Tage ſind die beiden, der alte Knuth und der Ochſenbauer, wieder gute Nachbarn ge⸗ worden. 3