3 Ac nt täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage gehnbspreis: Monatlich Mz. 1.40, durch die Poſt Mk 1.60, i del Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mz. 1.20 Aazeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., in Lextteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte 0 8. Anz.⸗Preisliſte Nr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr gunſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt 8 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ole Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. III. 36 1150 — 36. Jahrgang Die Wahlen in Frankreich Ruck nach links und nach rechts.— Auch ein„Erfolg“ des Ruſſenpaktes.— Eine„kommuniſtiſche Sturzwelle“. Paris, 27. April. Das Innenminiſterium hat am Montagnachmittag eine Aufſtellung über den Ausgang des erſten Wahlgangs der Kammerwahlen ausgegeben, die bis auf zwei noch aus⸗ ſtehende Ergebniſſe aus Korſika, wo es Jwiſchenfälle bei der Auszählung gegeben hat, vollſtändig iſt. Es liegen ſomit von 618 Wahlkreiſen 616 Ergebniſſe vor. Davon ſind in 183 Fällen die Entſcheidungen im erſten Wahlgang gefal⸗ en, in 433 Fällen findet Stichwahl ftakt. Die 183 vorliegenden Ergebniſſe ſtellen ſich, auf die Par⸗ teien verteilt, wie folgt: Behauptet Gew. Verl. Kommuniſten 6 3— Sozialiſten 21 2 6 Sozial. Republ. Vereinigung 4 1— Unabhängige Sozialiſten 1— 3 Radikalſozialiſten 23 2 7 Unabhängige Radikale 112 3 Linksrepublikaner 33 5 5 Lolksdemokraten 5 2 Republ. Vereinigung u. Rechtsrepubl. 40 11 2 Konſervative und Unabhängige 4 2—: Ein Ueberblick über die Ergebniſſe und die Stellung der einzelnen Kandidaten bei den Stichwahlen ergibt mit un⸗ zweifelhafter Klarheit die bedeutenden Fortſchritte, die die Kommuniſten nicht nur in Paris ſelbſt und in dem ſoge⸗ nannten roten Gürtel um die Hauptſtadt erzielt haben, wo bisher neun ihrer Kandidaten endgültig gewählt und etwa 30 in ausſichtsreicher Stellung ſtehen, ſondern auch in der Provinz, wo es ihnen gelungen iſt, ihre Stimmenzahl zum Teil zu verdoppeln und die Anhänger der gemäßigten Gruppen in eine oft ſehr heikle Lage zu bringen. Die kommuniſtiſche„Humanite“, das Organ der Dritten Internationale, kann daher auch mit einigem Recht von einem Sieg der Partei ſprechen, wenn auch die von ihr an⸗ gegebene Zahl von weiteren 60 ausſichtsreichen Kandidaten ſtark übertrieben ſein dürfte. Es iſt aber trotzdem bemer⸗ kenswert, daß die Geſamtziffer der erhaltenen Stim⸗ men, die bei den letzten Wahlen im Jahre 1932 noch 700 000 betrug, ſich verdoppelt hat und auf etwa 1,5 Millio⸗ nen geſtiegen iſt. Der endgültige Erfolg der Kommuniſten wird nunmehr davon abhängen, ob die Diſziplin in den Reihen der Volksfront gewahrt wird, d. h. ob die einzel⸗ nen in der Volksfront zuſammengeſchloſſenen Parteien ihre Stimme dem Spitzenkandidaten der Linden geben, der in ſehr vielen Fällen Kommuniſt iſt. In gewiſſen Kreiſen ſcheink man Zweifel hieran zu hegen, weil der unerwartet ſtarke Aufſchwung der Dritten Inkernationale anſcheinend ſelbſt in den Reihen der Volks⸗ ſront unangenehm überraſcht hat. Eine andere Feſtſtellung, die man auf Grund des bis⸗ herigen Wuhlergebniſſes machen kann, iſt der deutliche Ruck nach rechts, der ſich in den gemäßigten und Rechtskreiſen zugunſten der Republikaniſchen Vereinigung vollzogen hat. Die Gruppe Marin iſt bisher überhaupt leſenige, die von allen Gruppen die meiſten neueroberten Sitze aufzuweiſen hat. Beſonders bezeichnend für dieſen Rechtsruck iſt das Wahlergebnis in Lyon, wo der ehemalige Miniſterpräſident Herrfot erſt an zweiter Stelle hinter dem Kandidaten der Republikaniſchen Vereinigung folgt, während er bei dem letzten Wahlergebnis bereits in erſten Wahlgang mit über 2000 Stimmen Mehrheit gegen den gleichen Kandidaten gewählt worden war. Die Sozialiſten, die ſich auf Grund der bisher vor⸗ liegenden Ergebniſſe in einigen Bezirken nicht behaupten eunten dürften im zweiten Wahlgang zugunſten der Kommunjiſten, noch mehr Sitze einbüßen, da zahlreiche ihrer Kandidaten in nicht ſehr günſtiger Stellung ſtehen. Eine ſtichhaltige Vorſchau für das Endergebnis läßt ſich im Augenblick noch nicht machen, da eine unerwar⸗ tet hohe Zahl von Kandidaten in die Stichwahl gekommen it. Es ſcheint ſich aber zu beſtätigen, daß auch die neue Kammer keine erdrückende Mehrheit nach der einen oder anderen Seite hin aufzuweiſen haben wird. Die Verſchie⸗ ungen finden vielmehr innerhalb der rechten und linken Hälfte des Abgeordnetenhaufes ſtatt. 5 Die Pariſer Preſſe ſteht im Zeichen der Kammerwahlen und unterſtreicht einſtimmig den ruhigen Verlauf des erſten ahlſonntags ſowie die große Wahlbeteiligung. Die uner⸗ wartet ſtarke Zunahme der kommuniſtiſchen Stimmen ver⸗ anlaßt die rechtsſtehende Preſſe zu einem letzten Aufruf zür disziplin an die national denkenden Wähler, um em Vormarſch der Volksfront im ganzen Lande den Weg zu verſperren. Der„Ami du peuple“ ſchreibt, Frankreich befinde ſich auf einem abſteigen en 2 fe 1 ſchlimmſten Aben⸗ Hillen, zu jenen ſpaniſchen Meuterejen oder zur Moskauer iktakur führe. Die Volksfront ſtehe am Vorabend eines eindrucsvollen Wahlſteges 8 1 Die kommuniſtiſche„Humanite“ zeigt ſich ſehr befriedigt ürdeh debt, die Kommuniſten der Dritten Internationale 0 ihre Stimmen gegenüber der letzten Wahl ver⸗ 1 5 Eine kommunfſtiſche Sturzwelle gehe chin Nrankreich hinweg. Der kommuniſtiſche Senator Ca⸗ 0 1 darauf hin, daß die Kommuniſten beim zweiten dialftte überau die Wahl jener Radikalſozialiſten und tel en unterſtützen würden, die ſich in ausſichtsreicher ellung befänden. Dienstag, den 28. April 1936 Nr. 99 „Drang nach etwas Neuem“ „Die Kommuniſten im Vorrücken, die Sozialiſten im Rückgang, die Radikalſozialiſten im Zurückweichen und die nationalen Parteien in beſſerer Lage“, ſo kennzeichnet„Paris Midi“ den Ausfall des erſten Wahlgangs. Als beſonders beachtlich hebt das Blatt den Drang nach etwas Neuem hervor, der ſich zum Schaden der alten politi⸗ ſchen Parteien ausgewirkt habe. So verliere vor allem die radikalſozialiſtiſche Partei an Zahl und Güte, denn ſie büße nicht nur Kammerſitze ein, ſondern mehrere hervor⸗ ragende Perſönlichkeiten dieſer Partei ſeien in Wahlſchwie⸗ rigkeiten gekommen. Das Blatt rechnet für den Stich⸗ wahlgang mit einem mehr dynamiſchen als politiſchen Arteil der Wählerſchaft, denn„ſowohl der kommuniſtiſche wie der nationale Flügel werben für Taten“, ſo ſchreibt das Blatt. Flandin zum Ergebnis Außenminiſter Flandin hat dem„Intranſigeant“ zum Ausgang des erſten Wahlgangs Folgendes erklärt:„Es iſt nicht zu leugnen, daß die Wahlen ein ſtarkes Vordringen der Kommuniſten zeigen. Zu beachten iſt aber auch, daß die Politik der Konzentration diejenigen Bewes⸗ ber begünſtigt hat, die ſich bei den gemäßigten Parteien auf ſie berufen. Wenn, wie ich hoffe, das kommuniſtiſche Vordringen als Warnung dient, werden wir bei dem zweiten Wahl⸗ gang den Erfolg der Elemente verzeichnen können, die, wie ich, der Anſicht ſind, daß die republikaniſche Zuſammenfaſ⸗ ſung mehr denn je notwendig iſt.“ Das Ergebnis im Elſaß franzöſiſche Kammer gewählt worden. Bemerken ſie ſämtlich enktſchie dene Gegner de tes und der marriſtiſchen Volksfront Erfolg verzeichnet vor allem d! 12 partei, die bereits ſechs Mandate erlangen hatte ihre Wahlpropaganda völlig guf das Beelen deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändig ung end auf die Verteidigung der Heimatrechte(Schutz des Volkstum 5 lothringiſche Sonderverwaltung) abgeſtellt. In Lathringen iſt beachtlich, daß im Grenzkreis Forbach der in der Saarkampfzeit als Verteidiger der Pariſer ſtatus⸗quo⸗ Politik bekannt gewordene Abgeordnete Doble ſein Mandat an einen Katholiken verlor, der neben Dobbe auch zwei Linksradikale ſchlagen konnte. mar fehlten dem bisherigen Abgeordneten, dem katholiſchen Autonomiſten Roſſe(Elſäſſiſche Volkspartei) knapp 200 Stimmen, um ſchon im erſten Wahlgang über vier Gegner gewählt zu ſein. Roſſe iſt im Februar in der Pariſer Kam⸗ mer als Wortführer des elſaß⸗lothringiſchen Widerſtandes gegen den franzöſiſch⸗ſowjetiſchen Pakt aufgetreten. Der Sozialiſt Georges Weill, der dagegen bei der Ab⸗ ſtimmung der franzöſiſchen Kammer über den Ruſſenpakt als einziger Vertreter des Elſaß für die Annahme eingetre⸗ ten war, konnte im Kreiſe Straßburg⸗Stadt 1 in aus⸗ ſichtsloſe Stichwahl gedrängt werden. Auch ein anderer Deutſchenfeind, der frühere Anterſtaatsſekretär Ober⸗ kir ch, wird ſeinen Abgeordnetenſitz im Kreiſe Schlettſtadt nicht mehr retten können. Eine bedeutſame Maßnahme Zuſammenfaſſung der Rohſtoff⸗ und Deviſenfragen unter Miniſterpräſident Göring. Berlin, 28. April. Amtlich wird mitgeteilt: Da bei der Bearbeitung der die Rohſtoffe und Deviſen betreffenden Fragen zahlreiche ſtaatliche und partkeiliche Stellen zuſammenwirken müſſen, hat der Führer und Reichskanzler den preußiſchen Miniſterpräſidenten mit der Prüfung und Anordnung aller erforderlichen Maßnahmen beauftragt. Miniſterpräſident Generaloberſt Göring kann hierzu alle ſtaatlichen und parkeilichen Stellen anhören und anweiſen. Er kann ſich von den zuſtändigen Reichsminiſtern unter⸗ ſtützen und nökigenfalls verkreten laſſen. Dank für Geburtstagsglückwünſche Berlin, 28. April. Der Stellvertreter des Führers über⸗ mittelte der Oeffentlichkeit folgende Dankworte:„Allen im Reich und jenſeits der Grenzen, die mir aus Anlaß meines Geburtstages Glückwünſche übermittelten, ſage ich auf die⸗ ſem Wege herzlichen Dank. Rudolf Heß.“ Aeber 1 Million Teilnehmer Der Aufmarſch in Berlin.— 100 km Straßenfläche. 5 Berlin, 28. April. Die Zahl der Berliner, die zur Feier des 1. Mai an den gewaltigen Aufmärſchen teilnehmen werden, dürfte die Million nicht unerheblich überſteigen. Der größte Teil hier⸗ von wird den Aufmarſch in geſchloſſenen Kolonnen mit⸗ machen. Insgeſamt werden in dieſem Jahr r und 100 Em Straßenfläche als Antrittsplätze für die aufmarſchie⸗ renden Kolonnen benötigt, die ſich in 27 Marſchſäulen zur Spalierſtraße, die vom Luſtgarten bis zum Charlottenbur⸗ ger Opernhaus reicht, bewegen werden. Die Marſchkolonnen treten in Reihen zu 12 an. a England und die Mandatsfrage Eine Erklärung Baldwins im Anterhaus. London, 28. April. er konſervative Abgeordnete Herbert Williams fragte am Montag im Unterhaus den Miniſterpräſidenten, ob er nicht, um die Entwicklung einer dem Frieden abträgliche e zu verhindern, eine Erklärung abgeben wolle, daß die britiſche Regierung zu keiner Zeit einer Uebertragung der Mandats e zuſtimmen werde. Miniſterpräſident Bald⸗ win antwortete darauf u. a.: Die Mandatsgebiete wurden bei Ende des Krieges von den hauptſächlichen alliierten und aſſoziierten Mächten ver⸗ teilt. Die ſolchermaßen auserwählten Mandatare nahmen die Mandate vom Völkerbund an und unterwarfen ſich den beſonders in Artikel 22 der Völkerbundsſatzung und in den Mandaten ſelbſt enthaltenen Verpflichtungen. Weder in der Völkerbundsſatzung noch in den Friedensverträgen oder in den Mandaten gibt es Beſtimmungen, die Bezug haben auf die Uebertragung von Mandaten von einer Macht an die andere, und keine derartige Uebertragung hat jemals ſtattgefunden. Man hat mir mitgeteilt, daß es, bevor irgend⸗ eine derartige Uebertragung verwirklicht werden könnte, not⸗ wendig ſein würde, auf jeden Fall die Zuſtimmung der gegenwärtigen Mandatsmachk und der Macht, an die das Gebiet übertragen werden ſoll, und auch die einmütige Zuſtimmung des Völkerbundsrats einzuholen. Was die von der britiſchen Regierung verfolgte Politik angeht, ſo möchte ich auf das beſtimmteſte verſichern, daß wir die Uebertragung irgendwelcher Mandatsgebiete an irgendeine andere Macht nicht erwogen haben und nicht er⸗ wägen. Die Unterhausmftglieder dürfen verſichert ſein, daß die britiſche Regierung keinerlei irgendwie geartete Abſicht hat, die Frage von ſich aus anzuſchneiden. Im Anſchluß an die Erklärung Baldwins fragte der arbeiterparteiliche Abgeordnete Thurtle, ob es nicht eine Tatſache ſei, daß ſeinerzeit, als die fraglichen Mächte die Mandate erhielten, die Bevölkerung dieſer Gebiete reineswegs befragt worden ſei. Baldwin antwortete, er glaube nicht, daß zu jener Zeit irgendjemand gefragt wor⸗ den ſet. f Die Spannung in Oeſterreich Engliſche Stimmen.— Starhemberg gegen Schuſchnigg? London, 27. April. Die Rede des öſterreichiſchen Vizekanzlers Starhem⸗ berg in Horn findet in der engliſchen Preſſe ſtarke Be⸗ achtung. Sie wird als eine offene Herausforderung und Drohung gegen den Bundeskanzler Schuſchnigg und einen Teil ſeiner Anhänger betrachtet. Beſonders wird hervor⸗ gehoben, daß Starhemberg ſich geweigert habe, die Heim⸗ wehr zu entwaffnen. „Daily Telegraph“ berichtet, daß die Rede Starhem⸗ bergs ein Hohn auf den bekannten Wunſch Schuſchniggs zur Entwaffnung der Heimwehr geweſen ſei. Sie habe ferner kaum verhüllte Angriffe gegen alle diejenigen Anhänger Schuſchniggs enthalten, die von der Heimwehr wegen ihrer demokratiſchen Einſtellung und ihres Wunſches, die Sozial⸗ demokraten auszuſöhnen, verdächtigt werden. „Daily Herald“ ſchreibt, die Rede Starhembergs ent⸗ hülle den Kampf um die Macht, der zwiſchen den beiden Seiten der öſterreichiſchen Regierung im Gange ſei. Starhemberg ſei entſchloſſen, ſeine eigene Stellung aufrecht⸗ zuerhalten und zu ſtärken. Viele Heimwehrführer, ſo erklärt das Blatt, ſeien beſchuldigt, in den Finanzſkandal der Phönix⸗ Verſicherung verwickelt zu ſein. Die Liſte der Leute, die Beſtechungsgelder erhalten haben, ſei noch nicht ver⸗ öffentlicht worden. Schuſchnigg habe jedoch mehrere Male mit der Veröffentlichung gedroht. Mit einer Umbildung der öſterreichiſchen Regierung ſei in wenigen Tagen zu rechnen. Jede der beiden Parteien ſei entſchloſſen, bei dieſer Gelegenheit die andere in den Hintergrund zu ſtoßen. Deyiſenkontrolle in Polen. Warſchau, 27. April. Mit dem Montag iſt durch Verordnung des polniſchen Staatspräſidenten und auf Grund einer Ausführungsver⸗ ordnung des Finanzminiſters der freie Verkehr mit aus⸗ ländiſchen Deviſen und Gold verboten worden. In einer Erklörung der Regierung wird hervorgehoben, daß teilweiſe unter dem Einfluß der außenpolitiſchen Vor⸗ gänge und teilweiſe infolge einer unbegründeten Unruhe⸗ ftimmung im Inlande ſich in letzter Zeit ein ſehr umfang⸗ reicher Aufkauf von Gold und ausländiſchen Valuten zu Zwecken der Hortung gezeigt habe. Dadurch wür⸗ den die Reſerven der Notenbank geſchwächt und gleichzeitig dem Wirtſchaftsprozeß Kapital entzogen, was die Verwirk⸗ lichung der Regierungspläne zur Bekämpfung der Arbeits⸗ loſigkeit erſchwere. Die Regierung habe ſich daher verpflich⸗ tet geſehen, eine Kontrolle des Goldverkehrs und des Ver⸗ kehrs mit ausländiſchen Valuten einzuführen. Die Erklärung der Regierung hebt weiter hervor, daß die Deviſenkontrolle den normalen Wirtſchaftsverkehr mit dem Auslande ſowie die Verſorgung mit Rohſtoffen, Maſchinen und Werkzeugen nicht behindern werde. Die polniſchen Verpflichtungen aus dem Außenhandel eben⸗ ſo wie die polniſchen Kreditverpflichtungen werden weiter⸗ hin eingehalten werden. Die Regierung bekont ſchließlich, daß ſie die vorüber⸗ gehende Deviſenkontrolle nur als Schutzmaßnahme gegen die„ und gegen die wirtſchaftliche Miesmacherei einführe. D . N N 15 1 8 4 5 0 9 75 Soziale Ehrengerichtsbarkeit Errichtung des Oberſten Ehren⸗ und Diſziplinarhofs der Deutſchen Arbeitsfront. Berlin, 28. April. In dem mit den Symbolen der DA. und reichem Blu⸗ menflor geſchmückten Feſtſaal des Berſiner Rathauſes fand am Montagnachmittag eine würdige Feier anläßlich der Errichtung des Oberſten Ehren⸗ und Diſziplinarhofes der DAF. ſtatt. Der zum Vorſitzenden des Oberſten Ehren⸗ und Diſzi⸗ plinarhofs berufene Hauptamtsleiter Dr. v. Renteln be⸗ grüßte die Anweſenden und umriß die Aufgaben des Oberſten Ehren⸗ und Difziplinarhofs, der vor allem dazu geſchaffen iſt, die deutſche Arbeitsehre vor jedem Mißbrauch und vor jeder Unbill zu ſchützen. Ehre und Diſziplin, erklärte er, ſind die tragenden Pfeiler des Gemeinſchaftslebens unſeres Volkes. Der Vorſitzende des Oberſten Parteigerichts, Reichs⸗ leiter Buch, ſtellte die großen Leiſtungen des Führers für das geſamte Volk heraus. Wenn die Parteigerichte vom Führer berufen ſind zur Wahrung der Ehre der Partei und des einzelnen Parteigenoſſen, ſo ſind die Ehrendiſziplinar⸗ gerichte der DAF. als Hüter der Ehre der Mitglieder der DAF. berufen. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley legte dann in län⸗ geren Ausführungen dar, daß der Klaſſenkampf in Deutſch⸗ land nur dadurch überwunden werden konnte, daß man die Menſchen im Betrieb zuſammenbrachte, daß man Arbeiter und Unternehmer unermüdlich lehrte, daß ihr Schicksal auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden war. Der Begriff„ſoziale Ehre“ iſt bei uns der größte und herrlichſte geworden. Zum erſten Mal in der Geſchichte der Völker kennen wir jetzt die ſoziale Ehrengerichtsbarkeit. Nicht die Tat allein wird beurteilt, ſondern die Geſinnung, aus der eine Tat vollbracht wurde. Der Treuhänder ſoll oberſter ſozialer Richter blei⸗ ben. Aber die Partei und die Arbeitsfront als Inſtrument der Partei wollen das Volk zuſammenführen auf gleicher Ebene. Wir werden eine Gemeinſchaft gründen aus der unterſten Zelle, der Familie, der Gemeinde und des Be⸗ triebs, den drei Wurzeln des Volks. Das Gemeinſchafts⸗ leben muß durchpulſt ſein von dem gemeinſamen Begriff der Ehre und der Leiſtung. „Der Weltbolſchewis mus“ Ein Weißbuch der Anki⸗ Komintern. 2 Berlin, 28. April. Die Anti⸗Komintern, der Geſamtverband deutſcher antikommuniſtiſcher Vereinigungen, veranſtaltete anläßlich der Herausgabe des dokumentariſchen internationalen Ge⸗ meinſchaftswerkes über die Wühlarbeit und die Umſturz⸗ verſuche der Komintern in allen Ländern„Der Weltbolſche⸗ wismus“ einen Preſſeempfang im Haus der Deutſchen Preſſe vor in⸗ und ausländiſchen Journaliſten und promi⸗ nenten Vertretern des politiſchen und geiſtigen Lebens. Dr. Adolf Ehrt, der Leiter der Anti⸗Komintern, ſprach über das neue Werk, das in jahrelanger Gemein⸗ ſchaftsarbeit von rund 50 der hervorragendſten internatio⸗ nalen Sachkenner auf dem Gebiet des antikommuniſtiſchen Kampfes durch die Initiative der Anti⸗Komintern zuſtande⸗ gekommen iſt. Vor drei Jahren übergab die Anti⸗Komin⸗ tern an der gleichen Stelle mit dem Buch„Bewaffne⸗ ter Aufſtand“ die authentiſche Darſtellung der kommu⸗ niſtiſchen Umſturzverſuche innerhalb Deutſch⸗ lands der Oeffentlichkeit. Das jetzt erſcheinende Werk behandelt das umfaſſende Thema des Weltbolſche⸗ wismus. Dr. Ehrt kennzeichnete in ſeiner Rede die welt⸗ politiſche Situation, in der das neue Werk erſcheint. Der Bolſchewismus, führte er aus, bilde heute das ern⸗ ſteſte Problem der internationalen Politik. Während die kommuniſtiſche Internationgle den Umſturz in allen Län⸗ dern vorbereite, rüſte der militante Bolſchewismus hinker den Kuliſſen ſeiner abgeſchmackten Phraſeologie die Rote Armee als Waffe ſeiner weltimperialiſtiſchen und welk⸗ revolutionären Ziele. Kominkern und Sowjetunion ſeien Machkwerkzeuge in der Hand ein und derſelben Clique in⸗ ternationaler Weltverſchwörer mit Stalin an der Spitze. Als Bollwerk gegen dieſe Weltverſchwörung ſei heute aber bereits eine antibolſchewiſtiſche Wellbewegung in Bildung begriffen, als deren erſtes in kameradſchaftſicher Juſammen⸗ arbeit entſtandenes Werk das Buch„Der Weltbolſchewis⸗ mus“ erſcheine. 022 Der Wert der im Jahre 1935 ſonenkraftwagen wird auf 550 gegen 427 Millionen Mark im Millionen Mark im Jahre 1933. hergeſtellten deutſchen Per⸗ Millionen Mark geſchätzt Jahre 1934 und rund 289 Kurzmeldungen Polizeiaktion mit Hämmern. In Belfaſt(Irland) erzwang ſich die Polizei mit Häm⸗ mern den Zutritt zum Klubgebäude der republikaniſchen Armee, in dem ein illegales Kriegsgericht abgehalten wurde. 13 Perſonen, darunter der Anwalt, der Angeklagte und die Zeugen, wurden verhaftet. Ferner beſchlagnahmte die Polizei wichtige Schriftſtücke. Sir Hoare Erſter Lord der Admiralität. Die„Morning Poſt“ meldet, daß in der nächſten Woche mit der Ernennung des früheren Außenminiſters Sir Samuel Hoare zum Erſten Lord der Admiralität anſtelle Lord Monſells, der in den Ruheſtand treten werde, zu rechnen ſei. Nach Mitteilung gutunterrichteter Kreiſe ſei ihm der Poſten bereits angeboten worden, und er habe ihn an⸗ genommen. Hieraus könne man ſchließen, daß die Geſund⸗ heit Sir Samuel Hoares, der nach der Ablehnung des Hoare⸗Lavalſchen Friedensplanes durch die britiſche Oeffent⸗ lichkeit zurückgetreten war, wieder voll hergeſtellt ſei. Der Bürgermeiſter von Athen reiſt nach Deutſchland. Vor Antritt ſeiner Deutſchlandreiſe empfing der Bür⸗ germeiſter von Athen, Konſtantin Kotzias, den Vertreter des Deutſchen Nachrichtenbüros. Bürgermeiſter Kotzias brachte ſeine lebhafte Befriedigung darüber zum Ausdruck, daß nun⸗ mehr endlich ſein Wunſch in Erfüllung gehe, das neue Deutſchland und die großen Errungenſchaften ſeiner natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staatsführung kennenzulernen. Die gewal⸗ tigen Fortſchritte des deutſchen Volkes würden, ſo betonte der Bürgermeiſter, in Griechenland mit leidenſchaftlicher An⸗ teilnahme verfolgt. Aukounglück in Italien.— Vier Kinder getötet. Mailand, 27. April. Ein Kraftwagen, in dem ſich fünf Perſonen befanden, raſte mit voller Geſchwindigkeit in den Ort Caluſco d'Adda in der Nähe von Bergamo und über⸗ ſuhr ein Kind, das ſofort getötet wurde. Durch dieſen Un. fall verlor der Lenker des Wagens die Herrſchaft über das Fahrzeug, das gegen ein Haus geſchleudert wurde, vor dem eine Gruppe von Kindern ſpielte. Drei ſiebenjährige Kin⸗ der waren auf der Stelle tot, die übrigen Kinder und eine Frau erlitten ſchwere Verletzungen. Kopenhagen, 27. April. In der Kirche in Logſtör in Jütland erlitten während der Abendmahlsfeier zahlreiche Beſucher ſchwere Kohlenoxydgasvergiftungen. Als kurz nach Beginn der Abendmahls⸗Austeilung erſt eine ältere Dame und dann mehrere Konfirmanden bewußtlos zuſam⸗ menbrachen, wollte der Geiſtliche die Feier ſchnell beendi⸗ gen. Während des Orgelſpiels verloren dann noch die Or⸗ ganiſtin und zwei Frauen aus dem Kirchenchor das Be⸗ wußtſein. Die Kirchenbeſucher eilten ſchnell ins Freie. In der friſchen Luft erlitten noch weitere Perſonen Ohnmachts⸗ anfälle. Verſchiedene Kirchenbeſucher verſnürten die Folgen der Vergiftungen ſogar erſt in ihren Wohnungen. Auf dem Weg nach Addis Abeba Asmara, 27. April. Ein Funkſpruch des Kriegsberichterſtatters des DRB meldet: Am Sonntag hat eine rieſige aus 3000 Laſtautos be⸗ ſtehende Kolonne, die ſich in den letzten Tagen in Deſſie verſammelte, den Marſch nach Süden angetreten. Die Ko⸗ lonne wird den Eingeborenenabteilungen folgen, die vor einigen Tagen aufgebrochen ſind und verhältnismäßig raſch marſchieren. Die Kraftwagenabteilung iſt mit den modern⸗ ſten lechniſchen Mitteln ausgeſtattet. Auf vielen Laſtwagen ſind kleine Tanks aufmonkiert. Marſchall Badoglio an das Volk Am Montagvormittag von einem italieniſchen Flugzeug über Addis Abeba abgeworfene Flugblätter enthalten einen Aufruf der Oberſten italieniſchen Heeresleitung an die abeſſiniſche Bevölkerung, der von Marſchall Badoglio ge⸗ zeichnet iſt. In dieſem Aufruf heißt es u. a.: „Mit Hilfe Gottes werde ich in Addis Abeba eintreff Der Kaiſer und die Soldaten ſeiner erſten Armee ſind 10 Auch die von ihm an die Front geführten Erſatzarmee 00 vernichtet. Die Städte Gondar, Sokota und Deſſie ſind nd uns eingenommen. Wir ſind Herren von Ogaden und 100 den in einigen Tagen in Harrar ſtehen.“ 9 Wenn Widerſtand, dann Blutbad Dann heißt es in den Schlußſätzen weiter: Ich mi nicht, daß das chriſtliche abeſſiniſche Volk vernichlet 110 Wir bringen Frieden und Ziviliſation.“ An die Mahnun kein Blut untereinander zu vergießen, ſchließt ſich die ui fal an 3 e. den Kampf eingl ellen und in die Heimat zurückzukehren. Zu eite es in dem Aufruf: 5 1 5 N bat „Zerſtört keine Straßen und ſetzt meiner Ar f Widerſtand entgegen. Wir wollen weder euer geben ann euer Eigentum. Wenn ihr aber meiner Armee Widerſin leiſten und die Straßen zerſtören ſollket, wird die italienisch Heeresmachk erbarmungslos über euch herfallen. Die 11 zeuge werden ein Blutbad unker euch anrichten und als vernichten.“ Dumdum⸗Geſchoſſe? Italien beſchwert ſich. F555 Rom, 28. April Wie im fltalieniſchen Kolonialminiſterium erkl iſt ein Telegramm von Marſchall Badoglio eingegangen, in dem mitgeteilt werde, daß über 2000 Hülſen von Dum⸗ Dum⸗Geſchoſſen, die von der abeſſiniſchen Armee verwandt worden ſeien, aufgefunden worden ſeien. Es ſei feſtgeſtelt daß faſt ſämtliche abeſſiniſchen Bewaffneten mit Dum⸗Dum⸗ Geſchoſſen verſehen ſeien. ärt wird, In einem Telegramm des Gouverneurs von Somali land heiße es, daß von 160 italieniſchen Verwundeten 120 von ſolchen Geſchoſſen getroffen worden ſejen. Das ent⸗ ſprechende Beweismaterial, ſo erklärt man, werde ge⸗ ——.— 8 meinſam wit den Telegrammen dem beiden Völker bund zug eitet werden. 8 Das„Giornale d'Italia“ knüpft daran einen ſehr ſchar⸗ fen Leitartikel, in dem Abeſſinien der Grauſamkeiten an⸗ geklagt wird; gleichzeitig wird die mehrfach erhobene Be⸗ ſchuldigung wiederholt, daß engliſche Munitionsfahrifen dieſe Dum⸗Dum⸗Geſchoſſe bis in die letzten Monate nach Abeſſipen geliefert hätten f Der Zuſammenbruch der abeſſiniſchen Nordfronk. Seit zwei Tagen kehren Verwundete und kriegsmüde abeſſiniſche Soldaten, die von der Hauptſtadt aus mit den Armeen des Ddedſchasmatſch Makonnen und des Ras Mg⸗ lugeta an die Nordfront gezogen waren, nach Addis Abebg zurück. In Trupps zu ſechs, acht oder zehn Mann, größten⸗ teils verwundet, teils ohne Waffen, teils in völlig erſchöpf⸗ tem Zuſtand denn einige haben einen 700 Kilometer langen Marſch hinter ſich, ziehen ſie ſtill und mit traurigen Geſichtern in ihre Wohnplätze ein. Man ſchätzt die Zahl der Heimkehrer, die meiſtens in Addis Abeba zu Hause find, auf 2000 bis 4000 Mann. Eine Drohrede Woroſchilows Die ſowjetruſſiſch⸗japaniſchen Beziehungen. Moskau, 27. April. Wie die„TAS“ meldet, fand an⸗ läßlich der Abberufung des japaniſchen Militärattaches beim Moskauer japaniſchen Botſchafter ein Empfang ſtatt, dem U. a. auch der Kriegskommiſſar Woroſchilo m beiwohn⸗ te. In einer Anſprache betonte Botſchafter Oh ta, daß die Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern von ſelbſt eine Beſſerung erfahren würden, wenn es gelänge, die wirt ſchaftlichen Fragen einer Löſung zuzuführen. Kriegskommiſſar Woroſchilow pflichtete dieſer Auffaſ⸗ ſung bei, betonte aber, daß die Grenzzwiſchenfälle, deren Zahl ſich ſtändig mehre, ein bedrohliches Moment in den Beziehungen der beiden Länder zueinander ſchafften, Mitglieder der Roten Armee oder Sowjetgrenzbeamte ſeien, wie Woroſchilow behauptete, niemals an der Entſtehung dieſer Zwiſchenfälle ſchuld geweſen. Deshalb habe die Sow⸗ jetregierung das Recht, die Erwartung auszuſprechen, daß Japan endlich alles tun werde, um dieſer unhaltbaren 100 ein Ende zu bereiten. Die„Friedenspolitik und die Na 5 Drei aus dem Bruch Roman von Paul Hain. 45 In dem jungen, feinen Mädchengeſicht war ein Lachen, ſchalkhaft, voll verwirrender Süße. „Va— da haſt du mich geweckt—“ Er ſtand plötzlich verlegen. „Biſt du mir— böfe, Hanni?“ Sie ſchüttelte den Kopf, daß das blonde Haar um ihre Schläfen fiel. „Du biſt wieder da, Detlev diger Erregung. „Seit zwei Tagen, Hanni— „Seit zwei——. Ich hab's gewußt, daß du kommſt, Detlev—“ Sie ſahen einander an. Und es war ihnen beiden ſelt⸗ ſam zumute. Nie, ſolange ſie einander kannten, hatte einer ſo tief in des anderen Auge geſchaut. „Hanni Sie errötete. Fühlte die Armſeligkeit ihrer Kleidung. In ihrer Seele war Verwirrung. „Hanni, kleine, ſüße Hanni——“ Sommer und Sommerduft ringsum. Bienengeſumme und rauſchendes Wipfelwehen. Und zwei junge Herzen voll Sommertrunkenheit. „Detlev— daß du da biſt!“ Hannis Lippen zuckten. In ihren Augen verriet ſich das tiefſte Geheimnis ihrer Seele. Es war einen Augen⸗ blick lang, als wollte ſie auf ihn zuſtürzen, mit weit ausge⸗ breiteten Armen. Aber dann wich ſie zurück— und„Detlev, fang' mich,“ rief ſie mit ſchwingender, leichter Stimme und lief ſchon davon, ſo alle Bedrängnis ihrer Seele, alle Fröhlichkeit ihres Herzens plötzlich verbergend im Spiel. Bloßfüßig, geſchmeidig, ein ausgelaſſenes Kind, ſo lief ſie dahin, und das Haar, das im Nacken mit einem roten Band zuſammengebunden war, umflatterte ihren Kopf. Hell tönte ihr Lachen in der Luft. „Mädel— ich fang' dich!“ Detlev rannte hinter ihr her. ſeinem Blut. —“ rief ſie in leiſer, freu⸗ Der Kuß brannte in Der Falbe blickte mit großen, melancholiſchen Augen hinter ſeinem Herrn her, der ſo verwegen zwiſchen den Kiefern dahinraſte, um das kleine, zierliche, flatternde Etwas zu greifen, das von Baum zu Baum glitt und den Verfolger nicht zu Atem kommen ließ. „Fang' mich, Detlev—“ „Wart“ nur, du Waldkatze—“ „Dauert's noch lange, Detlev?“ Wie ein Kobold entwiſchte ſie wieder ſeinen greifen⸗ den Händen und ihr Kinderlachen läutete vor ihm her. „Jetzt krieg ich dich, Hanni—“ Sie wandte den Kopf zurück. Ihr nackter Fuß ſank tief in das weiche Gras ein. Sie ſtrauchelte— ſchrie kurz auf. Da hatte Detlev ſie erreicht und griff nach ihr, hielt ſie ſchon feſt an der Bruſt, ihrer beider Atem ging heftig vom ſchnellen Lauf. So ſtanden ſie— Auge in Auge— fühlten einer des andern ſtürmiſchen Herzſchlag, lachten verhalten, von hei⸗ ßer Freude und Sehnſucht bedrängt, und dann zog Detler Holtorf ſie ſacht an ſich— „Hanni— liebe, kleine Hanni—“ ö „Lieber Detlev—“ murmelte ſie leiſe— und ihre Lip⸗ pen ſchenkten ſich ihm.— Zweites Kapitel. Im. wurden die Senſen gedengelt— es klang fein und ſilbern durch die Luft, zum Wald hinüber, wo zweie Hand in Hand im Kraut ſaßen. Traum heraus murmelte Hanni: „Daß du wieder da biſt, Detlev—“ Da ſtand die Wirklichkeit wieder um ſie. „Ja— vorgeſtern kam ich, Hanni. Die Holtorfs müſ⸗ ſen doch alle beiſammen ſein, wenn der Aelteſte Verlobung feiert, nicht wahr?“ „Der Friedrich— 2“ „Weißt du das nicht?“ Sie lächelte ſanft. „Wir wohnen im Vorwerk, Detlev. Da erfährt man wenig. Und— die kleine Hanni und Gut Holtorf— es iſt ſchon ein hübſcher Abſtand. Du warſt der einzige, der — 11 nicht vergaß.“ N „Mädel, wie ſollt' ich auch! Warſt immer mein lieb⸗ Und wie aus tiefem ſter. kleiner Kamerad. Und als ich vor drei Jahren nach giebigkeit“ Sowjetrußlands dürften nicht als Schwäche ausgelegt werden. München ging— Redakteur und Journaliſt von Gottes Gnaden— weißt du noch, wie die kleine Hanni Abſchied von mir nahm?“ Sie nickte ſelig. „Ich war ja ein Kind, Detlev—“ „Ein fünfzehnjähriges— ja. Und gabſt mir den erſten, ſchnellen Kuß: ‚Vergiß die Hanni nicht ganz!“ War es nicht ſo?“ Sie lehnte den Kopf an ſeine Schulter. 1 „Und hab' dich nicht vergeſſen, Hanni. And nicht jenen ſcheuen Kuß. Und nicht unſer Bruch, unſer liebes—“ „Weiß es wohl, Detlev. Und dein erſtes Buch, das du mir vor einem Jahr ſchickteſt— ich hab's wohl bald hun⸗ dertmal geleſen— es iſt, als ſchaue man ins Bruch hin⸗ ein— als kenne man alle Menſchen, die du darin be⸗ ſchrieben haſt—“ „Kleine Schmeichlerin! Das nächſte wird bald folgen. Aber ja— wir ſprachen von meinem Bruder, dem Friebe rich. Alſo— er feiert übermorgen Verlobung mit einer ge⸗ wiſſen Dagmar von Liebental—“ „Im— einzige Tochter des Rittergutsbeſitzers Lieben, tal, der weiter oben, dicht am Poſenſchen ſitzt, das einmal deutſch war. Nun ja— Friedrich war immer etwas ga, zügig. Schon, als er noch die Landwirtſchaftliche Hochschule beſuchte, o je. Als Erbe des Bruchhofs konnt er ſich das leiſten“ f 5 i„Da wird er wohl— noch ſtolzer ſein—, ſagte Hann eiſe. Detlev lachte luſtig. ieben „Das gleicht ſich dann mit der Demut unſeres liebe W 8 des 1 Und der Jüngſte— Er zog Hanni an ſich. 1 „Der Jüngſte 1 8 Teufel nach Erbſchaft und 110 155 Verwandt 11 55 8 05 0 en Hanni, u eine große, große Liebe zu euch allen!“ 5 Sein lig liebkoſte ihr blondes Haar und ging dann über das weite, flache Land. hr Es war eine Weile ſtill zwiſchen ihnen. Erſt dann fu Detlev fort: let „Ja— da wird übermorgen alſo eine große Fefe in Liebental ſtattfinden. Vater war ja wohl nicht ganz 5 dieſer Verbindung einverſtanden, wie du dir denken kan e A r r e — S e 2 en Die Ferienordnung in zeichserziehu liniſter gib bekannt. Danach ſind für ſetzt: Pfingſten: 30. Mai 1 2. September, Herbſt: ber, Dezember bis 6. ug entgleiſt.) Beim Staats⸗ infolge falſcher Wei⸗ dere nende Güterzug 8004. inander geſchoben und völlig zertrüm⸗ Sachſck iſt erheblich. Perſonen wurden nicht Ein Hilfszug aus Heidelberg traf alsbald an der ſtelle ein und beſorgte die Aufräumungsarbeiten. ( Varnhalt(Amt Bühl).(Auch kleine Wun⸗ den beachten!) Welch ſchwere Folgen die Nichtbeach⸗ lung ſelbſt einer kleinen Verletzung haben kann, zeigt der 0 56 Jahre alten Hermann Oſer von hier. Oſer hatte ſich eine ne Verletzung an der linken Hand zugezogen, aus der ſich eine Blutvergiftung entwickelte. Obwohl ihm im Krankenhaus der verletzte Finger abgenommen wurde, trat leine Beſſerung ein. Die Vergiftung griff auf die inneren Organe über und führte den Tod des Mannes herbei. Großfeuer im Schwarzwald Vier Doppel⸗ und vier Einzelhäuſer eingeäſch ert. Schönau im Wieſental, 27. April. In der etwa eine halbe Stunde von Schönau entfernt liegenden kleinen Ort⸗ ſhaft Tunau brach am Sonntag nachmittag gegen 1 Ahr en Großfeuer aus, dem innerhalb kurzer Zeit vier Doppel⸗ und bier Einzelhäuſer zum Opfer fielen, darunter das Wirts⸗ baus„zur Kanne“ und das Schulhaus. Zu dem Brand werden noch folgende Einzelheiten be⸗ kannt: Der Brand nahm ſeinen Ausgang in dem in der Orts⸗ mitte der nur zwölf Häuſer großen Gemeinde gelegenen Doppechaus der Landwirte Reinhard Ruch und Eugen Strohmeier. Obwohl die einzelnen Häuſer des Ortes ziemlich zerſtreut liegen, dehnte ſich das Feuer, begünſtigt durch den ſtarken Oſtwind, über die weiteren ſieben talwärts lie⸗ genden Bauernhäuser ſowie das Wirtshaus„zur Kanne“ und das Schulhaus aus. Bei den in Schutt und Aſche gelegten Bauernhöfen han⸗ delt es ſich durchwegs um alte, ſchöne Schwarzwald⸗ häuſer. Zwölf Familien und der Lehrer der Gemeinde ſind obdachlos, insgeſamt über 80 Perſonen. Von den Fahr⸗ der von n wurden des De ſuſſen und den Hauseinrichtungen konnte ſo gut wie fichts gerettet werden. Dagegen gelang es, ſämtliches Großvieh in Sicherheit zu bringen. Verbrannt ſind einige Schweine, ein Kalb, viel Federvieh und zahlreiche Bienenvölker. Die aus Schönau herbeigerufene Feuerwehr war gegenüber dem raſen⸗ den Element machtlos. Sie mußte ſich darauf beſchränken, die gefährdeten übrigen vier Häuſer der Gemeinde zu ſchützen. 200 000 Mark Brandſchaden Die Kataſtrophe brach ſo überraſchend und ſchwer über die Gemeinde herein, daß es geradezu als ein Wunder zu be⸗ keichnen iſt, daß es den Bauern noch möglich war, beſon⸗ ders das Groß in Sicherheit zu bringen. Das Dorf legt in 700 Meter Höhe, ganz verborgen in einem kleinen Seitentale am Fuße des etwa 1200 Meter hohen Stalden⸗ kopfes. Durchweg ſind die Häuſer noch mit Stroh und Schindel gedeckt. Dadurch erklärt ſich, daß das gefräßige Element ſich mit ſo großer Geſchwindigkeit ausdehnen konnte. Von den 14 Ge⸗ häuden wurden 8 ein Raub der Flammen. Seinen Ausgang nahm der Brand von der Scheune des Eugen Strohmeier. Bevor noch die Löſchmannſchaften in Tätigkeit treten konnten, war auch ſchon das ganze Wohn⸗ haus vom Feuer ergriffen worden. Auch das Schulhaus wurde erfaßt und es war kaum mehr möglich, auch nur das Geringſte an Fahrniſſen in Sicherheit zu bringen. Der dort wohnende Lehrer Dilger hatte ſich auf einer Wanderung befunden. Der ſtarke Wind von Nordoſten trieb die Glut weiter talabwärts und bei dem Flugfeuer gingen alle dokt liegenden Höfe nach und nach rettungslos in Flammen auf. Eine ungeheuere Hitze breitete ſich aus, ſo daß die Löſchmannſchaften faſt tatenlos dem verheerenden Unglück zu⸗ ſehen mußten. Die von der Gendarmerie alarmierte Schö⸗ nauer Feuerwehr war innerhalb kurzer Zeit mit der Motor⸗ ſpritze und einem weiteren Löſchzug eingetroffen. Doch auch ſie konnte nur ihr Augenmerk darauf richten, daß die letzten was will er machen. Er iſt cht bald einen neuen Herrn d— wie lange bleibſt du, Detlev?“ 5 ie Woche noch— länger hab' ich keinen Urlaub. guch verteufelt zu tun.“ „Eine Woche „u kurz, Hanni? Ach— du, erſt jetzt a 5 gefunden habe, iſt mir richtig wohl in der Heimat Jetzt weiß ich erſt, warum ich dieſe beiden letzten Tage ſo voll heimlicher Unruhe war, und was ich hier zu finden ge⸗ hofft hatte. Dich, Hanni! And nun ich dich wiedergefun⸗ den habe, bin ich ganz froh.“ Er nahm ihr Geſicht in beide Hände. „Hanni— wie deine Augen glänzen! So hell und klar wie das Waſſer der Warthe da hinten zwiſchen den Fel⸗ dern Hanni— ſag', daß du mich lieb haſt— Leiſe ſagte ſie: „Ich hab' dich ſchon immer geliebt, Detlev. Schon, als ich noch ein Kind war. And all die drei Jahre, die du ort warſt, waren meine Gedanken nur bei dir, Sommer und Winter, Winter und Sommer. And ich hab' gedacht, ob er wohl einmal an mich denken wird.“ Wiebe, liebe Hanni—“ Ihre Lippen fanden von neuem einander. „Mußt mich nicht vergeſſen, Detlev— 1 10 0 Hanni— du biſt ja das Bruch, biſt meine Oei⸗ It geworden. Der Hof da ich dich hier Detlev— nun bin ich ſo reich, da du mich liebſt. Nun will ich gerne— arm ſein— n f 5 5 etlev Holtorf hielt ſie feſt an ſich gepreßt. „Meine 95 5 199 1 ein Lied, ein Lied von denen die ihr abends ſingt, wenn es im Vorwerk ruhig iſt und die Grillen am Wegrain zirpen. Weißt du— wie u früher tateſt, wenn wir irgendwo im Bruch lagen und aus den Feldern tönten die Senſen und die Kühe blökten auf den Weiden, und aus den Molken kollerten die Kiebitze Aab, Ferade ſo wie heute. Fang nur an, du weißt mehr 1. n vier Häuſer, im oberen Wohnhaus des Bürger⸗ Die erſte H ilfe achlos e 1 Do rfbewohner wurde Unterkunftsſtätten zu Bürgermeiſter unter⸗ hat man ohne weiteres Vorſorglich hat man von Tunau noch ein ick Vieh, die noch zur rechten Zeit aus den Ställen herausgeholt werden konnten, ſind einſtweilen in der Nachbarſchaft untergebracht. Nach den vorläufigen Schätzungen beträgt der Ge⸗ bäudeſchaden allein über 200 000 Mark. Die Brandgeſchä⸗ digten ſind nur teilweiſe verſichert. Es beſteht der Verdacht der Brandſtiftung. Noch am gleichen Abend wurd je Beſitz zu Brand ergriffenen Doppe than der Gendarmerie wegen ſofort 1 ſchaffen. gebracht. die Bre in der 24 Scheune Notlager eingerich 1 Aus den Nachbarländern () Ottenheim(Amt Lahr).(Lebensmüde Frauen.) Zwei Frauen, von denen eine hoch in den 60er Jahren ſtehen dürfte, ſprangen in unmittelbarer Nähe der Ottenheimer Rheinbrücke in den Rhein und ertranken. Die bisherigen Ermittlungen zur Feſtſtellung der Perſonalien der beiden lebensmüden Frauen haben noch keine ſicheren Anhaltspunkte ergeben. Wie man hört, ſoll“ es ſich um zwei Frauen aus Freiburg handeln. () Waldshut.(Den Stiefvater erſtochen.) Das Sezwurgericht verurteilte den Alois Aſal aus Sonnematt bei Häg, Bezirk Schopfheim, wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode zu zwei Jahren Gefängnis. Der Ange⸗ klagte war in der Nacht auf 23. Dezember 1935, wie ſchon ſo oft, mit ſeinem Stiefvater in Streit geraten, in deſſen Verlauf Aſal zu Boden geſchlagen und gewürgt wurde. Er ſetzte ſich mit dem Taſchenmeſſer zur Wehr und ſtach blindlings zu. Der Stiefvater erlag am 29. Dezember den ſchweren Verletzungen. Der noch nicht vorbeſtrafte Angeklagte genießt einen guten Ruf, während ſein Stiefvater ein Trinker und ſtreitſüchtiger Menſch geweſen ſein ſolll. *. „Graf Jeppelins“ zweite Südamerikafahrkt 1936. Friedrichshafen, 28. April. Das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ iſt am Montag um 19.25 Uhr zu ſeiner zweiten dies⸗ jährigen Südamerikafahrt bei regneriſchem Wetter geſtar⸗ tet. Die Führung hat ſein Kommandant, Kapitän v. Schil⸗ ler, übernommen. An Bord befinden ſich 20 Fahr⸗ gäſt e, außer Deutſchen Engländer, Auſtralier, Braſilianer, Argentinier und Franzoſen. Das Luftſchiff wird wiederum die nördliche Route über Holland einſchlagen. An Bord werden 400 kg Fracht befördert. Der Mutter den Hals durchſchnitten Hannover, 27. April. In dem Vorort Wülfel ereignete ſich eine blutige Familientragödie. Der etwa 28 jährige Sille drang nach einem Streit mit ſeiner Mutter und ſei⸗ ner Frau mit einem großen Meſſer auf ſeine Mutter ein und durchſchnitt ihr den Hals. Dann verſuchte er ſeine Frau zu ermorden und tötete ſich ſelbſt durch einen Schnitt in ben Hals. Die beiden Frauen wurden ins Krankenhaus ge⸗ bracht, wo die Mutter unmittelbar nach der Einlieferung zan ihren ſchrecklichen Wunden ſtarb. Andernach.(Alte Wegkreuze und Steine.) Wie das Stadtarchiv mitteilt, wurden in der hieſigen Ge⸗ gend Wegkreuze und Grabſteine aus dem 15. 16., 17. und 18. Jahrhundert aufgefunden, deren Inſchriften wertvolle Aufſchlüſſe zur Familienforſchung geben. So wurden bei Arbeiten in der Pfarrkirche in Nickenich ſolche Steine ausgegraben, die als Treppenſtufen dienten und die nun für den Zweck der Familienforſchung ſichergeſtellt wurden. Bei Arbeiten in Andernach förderte man einen Stein zu⸗ tage, der die Inſchrift eines mittelalterlichen Andernacher Bürgermeiſters trägt. Adenau.(Jagd auf Schwarzwild.) Infolge der mehrtägigen Schneelage in der Eifel, die auch jetzt in den Höhenlagen von 500 bis 600 Metern feſtzuſtellen iſt, konnte den Schwarzkitteln nochmals erfolgreich zu Leibe gerückt werden. Wiederholt gelang es, ſtarke Saurotten einzukreiſen und zu jagen, wobei zahlreiche Keiler auf die Schwarte gelegt wurden. Hanni blickte ihn ernſt und liebevoll an. „Aber nur für dich ſing ich's, Detlev. Ein Lied— nur für dich. Weiß nicht, woher ich's hab!— aber ſo lang ich dich kenn', mein ich, hat's wohl in meiner Seele ge⸗ ſchlummert.“ ö „Sing— mein Vöglein—“ f Und mit leiſer Stimme ſang ſie, den Kopf in ſeinen Arm geſchmiegt, und war ein feines Zittern, eine Süße in ihrer Stimme, die Detley erſchütterte. ö „Als ich dich kaum geſehn, Mußt es mein Herz geſtehn. Ich könnt' dir nimmermehr Vorübergehn. Fällt nun der Sternenſchein Nachts in mein Kämmerlein, Lieg' ich und ſchlafe nicht Und denke dein. Iſt doch die Seele mein So ganz geworden dein, Zittert in deiner Hand, Tu ihr kein Leid!“ Ganz leiſe flüsterte ſie es noch. Dann barg ſie den Kopf an feiner Bruſt und in ſeinem Herzen rief es laut und innig und wie ein Echo: Tu ihr kein Leid!— Stil ſaßen ſie, in dem großen, andächtigen Gefühl ihrer Liebe verſunken. Leiſe rauſchten die Wipfel der Kiefern im lauen Wind, der flußher wehte. Der große, ſtille Segen des Abends be⸗ gann ſich auszubreiten. Detlev ſchrak zuſammen. Etwas Kaltes berührte ſeine Wange. Er blickte zur Seite. Minka ſtand hinter ihm und ſchob den Kopf zwi⸗ ſchen die beiden, als wollte ſie ſagen: Es iſt Zeit aufzubre⸗ chen. In Holtorf wird der Tiſch ſchon zum Abendeſſen ge⸗ deckt. Und der Herr Vater liebt leine Anpünktlichkeit. Heiterer Abend. Nazi Eiſele, der bekannte und beliebte bayriſche Humoriſt, der in ſeinem Heimatort Garmiſch⸗Partenkirchen vor vielen Tauſenden Gelegenheit hatte, ſeine Arwüchſigkeit und ſein Volkstum zum Aus⸗ zu bringen, feierte in dieſer Zeit wahre Triumphe. Prominente Perſönlichkeiten, die ſeinen Vorſtellungeg beiwohnten, u. a. höhere Reichsmitglieder, haben ſich außerordentlich lobend über ſeine Darbietungen aus⸗ geſprochen. Trotz vieler Angebote, hat ſich Nazi Eiſele wiederum verpflichtet, unſeren Volksgenoſſen einige Stun⸗ den der Freude und Heiterkeit zu widmen und wir freuen uns, ihn in unſeren Mauern begrüßen zu können. Sein Programm iſt ſo treffſicher zuſammengeſtellt, daß jedermann auf ſeine Koſten kommen muß, der Anſpruch macht auf heitere ſeriöſe Darbietungen, die wahres und Unverfälſchtes Volkstum darſtellt. Näheres iſt aus dem Inſerat in der heutigen Ausgabe zu erſehen. U Nationaltheater Mannheim. Der Vorverkauf für den heiteren Ludwig⸗Thoma⸗Abend, am Samstag, den 2. Mai, im Nationaltheater hat begonnen. Er umfaßt die bekannten Einakter„Lottchens Geburkstag“,„Die kleinen Verwandten“ und„Erſter Klaſſe“. Regie: Friedrich Hölzlin.— Ebenſo begann der Vorverkauf für die Aufführung von Schillers „Wilhelm Tell“ zum Gedächtnis ſeines Todestages(9. Mai) am Montag, den 4. Mai. Inſzenierung: Brandenburg. Tell: Finohr. Geßler: Birgel. U Folgenſchwerer Verkehrsunfall. Durch Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechtes ſtieß auf der Breiteſtraße ein Per⸗ ſonenkraftwagen mit einem Straßenbahnzug zuſammen. Hier⸗ bei wurde das Kraftfahrzeug auf den Gehweg vor A ge⸗ ſchleudert, wo es ſtark beſchädigt liegen blieb. De Führer erlitt durch die in Bruch gegangene Windſchutzſcheibe ſehr erhebliche Schnittverletzungen. Ui Zunahme der Verkehrsunfälle. Die Zahl der Ver⸗ kehrsunfälle hat ſich in der vergangenen Woche von 29 der Vorwoche auf 37 erhöht. Hierbei wurden 20 Perſonen 8. verletzt und 28 Kraftfahrzeuge ſowie 5 Fahrräder beſchädigt. * * „Freut euch des Lebens!“ Das deutſche Volk feiert den 1. Mai. U Meannyeim. In wenigen Tagen feiert das deutſche Volk wieder ſeinen 1. Mai. Die Angehörigen aller Stände, Betriebsführer wie Gefolgſchaften, marſchieren gemeinſam hinaus auf die Maifelder, um das Feſt des ſchaffenden Deut⸗ ſchen in aller Fröhlichkeit zu begehen. Die Durchführung des 1. Mai erfolgt in dieſem Jahre genau wie im Vorjahre. Der Tag wird um 6 Uhr morgens mit einem großen Wecken eingeleitet. Dann folgen in den erſten Vormittagsſtunden die Aufmärſche der einzelnen Ortsgruppen zu ihren Ver⸗ ſammlungsplätzen, um den Worten des Führers und ſeiner Mitarbeiter zu lauſchen. Der Nachmittag ſteht daher ganz im Zeichen fröhlicher Unterhaltung. Es wird ein Feſt für die ganze Volksgemeinſchaft werden, das wieder Kraft ſchöp⸗ fen läßt für die Arbeit im kommenden Jahre. Am Vortage treffen nachmittags gegen 3 Uhr die Mai⸗ bäume, von Schriesheim kommend, zehn Stück an der Zahl, im Vorort Feudenheim ein. Von hier aus werden ſie in feſtlichem Zug, nachdem die Forſtbeamten die Bäume mit einer kurzen Feier übergeben haben, durch die Jugend in die einzelnen Ortsgruppen gebracht. Hier wird die Jugend gegen 7 Uhr abends die Bäume den Zimmerern übergeben, die ſie mit den Maikränzen und dem Inftungsſymbol verſieht. Der 1. Mai wird für alle ſchaffenden deutſchen Volks⸗ genoſſen der Stirn und der Fauſt ein tiefes Erlebnis werden. Am 2. bezw. 3. Mai folgen Kameradſchaftsausflüge ſeitens der Betriebe. — Die Schaufenſter im Zeichen des 1. Mai. Die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel hat Richtlinien für den Schau⸗ fenſterſchmuck zum 1. Mai herausgegeben, wonach mit der Ausſchmückung, wenn es aus techniſchen Gründen erforder⸗ lich iſt, ſchon am 28. April begonnen werden kann. Für die Außenfronten ſei friſcher Grünſchmuck beſonders geeignet, ber aber nicht vor dem 30. April abends anzubringen iſt. Geflaggt ſoll nur am l. Maf werden. Die Ausſchmückungen find am 2. Mai wieder zu entfernen. Die Schaufenſterdeko⸗ ration ſoll unter dem Zeichen der Verbundenheit aller Werk⸗ tätigen ſtehen. In geſchmackvoller Form können dabei die Erzeugniſſe deutſchen Fleißes ihre Würdigung finden. * — Zur Reichstagung des deutſchen Bäckerhandwerks. Vom 9. dis 18. Mai ſteht Mannheim im Zeichen der Reichs⸗ tagung des deutſchen Bäckerhandwerks. Am recht vielen Bäf⸗ kern und ihren Angehörigen die Teilnahme an dieſer Veran⸗ ſtaltung zu erleichtern, geben alle Bahnhöfe in einem Umkreis von 150 km um Mannheim ſowie Trier Hbf. Sonnkags⸗ karten aus. Die Karten gelten für die Hin⸗ und Rückfahrt 3 Tage. Die Rückfahrt muß jeweils am 3. Geltungstage ſpä⸗ teſtens um 24 Uhr angetreten werden; bei den am 17. und 18. Mai gelöſten Karten iſt der ſpäteſte Zeitpunkt für den Antritt der Rückfahrt Monte(8. Mai, 24 Uhr. der Rück⸗ fahrt gelten die Karten nur dann, wenn ſie uf der Rück⸗ ſeite den Stempel der Ausſtellung agen.. Maunheimer Theaterſchan Im Nationaltheater: Dienstag, 28. April, 15 Uhr: Schülermiete A: Mar der Veteranen. Schauſpiel von Friedrich Bethge. Mittwoch, 29. April, 20 Uhr: Miete M 23 und Son⸗ dermiete M 12: Eine Frau ohne Bedeutung. Schauſpiel von Oscar Wilde. Donnerstag, 30. April, 18 Uhr: Außer Miete: Göt⸗ terdämmerung, von Richard Wagner.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). . 1. Mai: Geſchloſſen. amstag, 2. Mai, 20 Uhr: Miete A 22: Ludwig⸗ Thoma⸗Abend: In neuer Inſzenierung: Lottchens Geburtstag, in neuer Inszenierung: Die kleinen Verwandten, zum erſten Male: Erſter Klaſſe. Sonntag, 3. Mai, 14.30 Uhr: Eintrittspreiſe 0,30 bis 3 Rm.: Der Bettelſtudent. Operette von Carl Millöcker.— 20 Uhr: Miete E 21, Sondermiete E11: Diener zweier Herren. Oper von A. Kuſterer. Montag, 4. Mai, 19.30 Uhr: Miete G 20, Sondermiete G 11: Zu Schiller's Todestag(9. Mai): Wilhelm Tell— mit Willy Birgel als„Geßler“— Schau- ſpiel von Schiller. Aus vergangener Zeit. Vom Eichwald. i An der alten„Speyrer Straße“ entlang bis an die Schwetzinger Grenze zieht der Bannwald, auch Fron⸗ holz, genannt, der auf dem Schwemmlöß des Neckars und nicht auf den Dünen ſteht.(Siehe Rudolf.) Zur Römerzeit war Hier wahrſcheinlich ein Guts⸗ hof geſtanden. Bis in die Neuzeit hinein ſtand hier Wald. Die Namen Bannwald und Fronholz zeigen an, daß der Kurfürſt von der Pfalz Recht auf den Wald hatte. So hatte er das Recht auf die Jagd. Sein amtlicher Ober⸗ förſter wohnt in Plankſtadt und führt die Aufſicht über den Wald. „Der Waidgang, Waldeynung und Eckern iſt der Gemein Seckenheim gehörig.“— 1848/9 hat die Ge⸗ meinde den Wald gerodet und Feld gemacht.(Hecker⸗ brunnen, Hackerſtücke, Revolutionsſtücke) Im Jahre 1933 ſollte hier eine große Arbeiterſiedlung erſtehen.— Als die obrigkeitlichen Rechte verloren gingen, da gingen auch die Namen Fronholz und Bannwald verloren, der Name Eichwald betonte Seckenheimer Eigentum. Auf der Karte von Denis finden wir noch die alte Zeit und die neue Zeit nebeneinander. 8 Von der Mallau. Zur Römerzeit floß der Neckar bei Altrip in den Rhein. Im Brückenwörth⸗ und Sporwörthgießen bildete eine Inſel, die Mallau. Sie war alſo wie Neckarau eine Inſel in dem Neckar. Der Lehmboden iſt dort vom Neckar angeſchwemmt, wenn auch gelegentlich Rheinhoch⸗ waſſer das Land überſchwemmten und die gelbe Erde grauer färbte. Dadurch wurde das Mallaufeld„zum beſten Feld der Gemarkung“. „1758 iſt der Rhein ſo Damm am Sporwörth durchbrochen und das Waſſer bis in den Waſen an den Brunnen(Kloppenheimer Brunnen) gegangen.“ Im Mittelalter waren hier aus⸗ gedehnte Waldungen. Vogt Körner hat hier eine vor⸗ bildliche Flurbereinigung vorgenommen. Heute iſt es durchweg Ackerfeld. Im Lorſcher Codex iſt Mallau ſchon genannt und berechtigt die Frage zu ſtellen: War hier ein Dorf? Auch die Erklärung des Namens iſt umſtritten. Viele Sagen erzählen von dem Feldſtück. Landhunger des Bauern. Die Werkſtatt des Bauern iſt das Feld. Mehrer des Reiches zu ſein, iſt Aufgabe des Bauern. Sein Kampf um den Ackerboden bringt immer neue Formen. Wir haben den Kampf um die Gemarkungsgrenze aaf⸗ gezeigt. Nun ſoll der Kampf um den Gemarkungsboden ſelbſt gezeigt werden. Als Widder lebte, gehörte ein Drittel(über 10 qkm) Land dem Adel und der Geiſtlichkeit, die dazu ſteuer⸗ freies Land hatten. An Freigüter werden aufgezählt: Das große Herrengut 112 Morgen, Schönauer Gut 223, St. Nikolai Pfründgut 17, Das Heiligengut 99, Pfarr⸗ gut 62, Frühmeßgut 27, Stift Neuburg 121, Hirſch⸗ hornſ'che Gut 32, Kronberg'ſche Gut 104, Stengel'ſche Gut 250 Morgen. Dazu kamen die Frondienſte der Bauern. Die franzöſiſche Revolution brachte auch für Deutſchland Reformen. Und viel Land kam wieder in die Hand der Bauern. Aber im Laufe des 19. Jahrhunderts zerſplitterte im Erbgang das Bauernfeld und ſchuf eine Menge Kleinbetriebe. Die Mittelbetriebe ſchrumpften immer mehr ein. Das Erbhofgeſetz hat eingegriffen, um den Bauernſtand zu erhalten. Die Herrengüter ſind faſt alle vergangen, aber Flur⸗ namen leben noch mündig fort, wer kann ſolche wieder zurückgeben? Menſchen der Landſtraße Herberge zur Heimat— ein Streifen der Abendſonne fällt durch das Fenſter und ſpielt um ein paar Menſchen, die im Hintergrunde bei einem harmloſen Ge⸗ ſellſchaftsſpiele ſitzen. Ein weißhaariger Mann ſtreckt wan⸗ dermüde die Beine unter den Tiſch und ſtopft ſich ſein Pfeifchen, während am Nebentiſch ein Grüpplein Wander⸗ erinnerungen austauſcht. Städtenamen aus allen deutſchen Gauen klingen herüber. Sie ſind in ihrem Leben viel herumgekommen, die Männer der Landſtraße. Sie ſind auch heute noch nicht ausgeſtorben, jene Menſchen, die beim erſten Frühlings⸗ ſonnenſchein nicht mehr zu halten ſind und die ſichere Stel⸗ lung aufgeben, um ihrem Wandertrieb zu folgen. Und doch iſt eine ſtarke Siebung bei ihnen eingetreten: Der Bettler und Vagabund, der eine Zeitlang die Landſtraße beherrſch⸗ te, verſchwindet mehr und mehr. Er fühlt ſich im neuen Reiche nicht mehr ſicher. Und dann iſt ja auch, Gott ſei Dank, die Zeit vorüber, da die Erwerbsloſigkeit ſo manchen auf die Landſtraße trieb und dort— zerbrach. Der Her⸗ bergsvater erzählt von erſchütternden Begegnungen, die er in den Jahren der furchtbaren Arbeitsloſigkeit in der Her⸗ berge hatte: Kaufleute, Akademiker, Männer aus allen Be⸗ rufen und Schichten kamen, um bei ihm ein Obdach für eine Nacht, ein Abendeſſen zu finden. Aber der Herbergs⸗ vater weiß, daß ſeinen Gäſten nicht nur der Magen knurrt. Darum nimmt er ſich grundſätzlich jeden einmal unter vier Augen vor und ſtößt faſt immer auf heimliche Wunden. groß geweſen, daß der Seltſame Menſchenſchickſale lernt der Herbergsvater ſo kennen: Söhne ehrbarer Eltern, die an einer Frau ſchei⸗ terten, kleine ſolide Exiſtenzen, die aus Scham über ein oft nur belangloſes Vergehen untertauchten im großen Heere der Landſtraße, Männer, die um einer zerrütteten Ehe willen die Brücke hinter ſich abbrachen, Trinker, die den Halt verloren. Da war ein junger Menſch, der keine Unterſtützung annahm und ſich rechtſchaffen mit einem kleinen Gewerbe durchs Leben ſchlug, der einzige Sohn einer Witwe, die ein kleines Gut bewirtſchaftete und flehentlich bat, den Sohn doch zur Uebernahme des Gutes heimzuſchicken. Er ging nicht, aber nie hat man aus ihm herausbringen können, was ihn abhielt. Einer kommt im⸗ mer wieder, ein ehemaliger Student. Er war ſchon vor dem Kriege der Landſtraße verfallen. Im Felde hat er ehrlich ſeinen Mann geſtanden und iſt kriegsbeſchädigt. Er bettelt nicht. Er lebt von ſeinen Verſorgungsgebühr⸗ niſſen. Aber er kommt nie wieder von der Landſtraße los. Auch Dichter gibt es unter den Männern der Landſtraße, Romantiker, Erfinder, die mitunter auch Erfolg haben und mit einem Schlage dann in ein ganz anderes Leben geſtellt werden. Die Abendglocke klingt von draußen. Ein ſtiller Frieden liegt über dem Raum, liegt über dieſen ſeltſamen Menſchen — der Heimat der Heimatloſen. Bei den Kleinſten im Lande Streife durch deutſche Zwergſtädtchen. Von Karl Lütge. Im Badiſchen, wo das große Knie des Rheins ſich um den Schwarzwald beugt, liegt Deutſchlands kleinſte Stadt. Wenn man mit der Eiſenbahn Baſel— Waldshut Schaff⸗ hauſen fährt und der Schaffner den Männernamen„Albert Hauenſtein“ ausruft— was manchen Fremden im Zug zur Verwunderung nötigt— iſt es Zeit, das Abteil zu verlaſſen. Denn Hauenſtein, der Nachbarort von Albert, mit dem es den Bahnhof gemeinſam hat, iſt dieſe kleinſte Stadt. Sie hat 24 Häuſer mit Einſchluß des kleinen, einſtöckigen„Rath⸗ Hauſes“. Sie ſind an der einzigen Straße, die ſich den Rhein entlangzieht, ſo erbaut, daß die 209 Hauenſteiner, die die Stadt bevölkern, kein Gegenüber haben. Sie können ſich daher nicht gegenſeitig in die Stuben ſehen. Das Kirchlein und die Ruine des Schloſſes der Hauenſteiner Grafen er⸗ heben ſich über dieſer Zwergſtadt, die einſt ſogar Hauptſtadt des Hauenſteiner Landes geweſen iſt. Das war ein ausge⸗ dehnter Waldbauern⸗Freiſtaat mit eigener Verfaſſung, der unter„Einungsmeiſtern“ ſtand und bis zum Jahre 1875 eine gewiſſe Selbſtändigkeit bewahren konnte. Wenig größer nur iſt Zavelſtein, die zweitkleinſte unter den deutſchen Städten. Sie hat es nach den neueſten Zäh⸗ lungen bereits auf 284 Einwohner gebracht. Im nördlichen Schwarzwald, nahe der Mündung der Teinach in die Na⸗ gold, erhöht über dem kleinen Mineralbad Teinach, erheben ſich die rund drei Dutzend Häuſer von Zavelſtein auf ſchma⸗ ler, ſteil abfallender Höhe. Vom 27 Meter hohen Bergfried der maleriſchen Ruine der Burg Zavelſtein überſieht man weit den württembergiſchen Schwarzwald; bis zur Schwäbi⸗ ſchen Alb gleitet der Blick. Als drittkleinſte Stadt finden wir, wieder im Badiſchen, Fürſtenberg. Dieſer Name hat guten Klang. Ein altes ſchwäbiſches Dynaſtengeſchlecht übertrug ihn einem Gemein⸗ weſen, und auch das berühmte Fürſtenberger Bier half ihn in der Welt verbreiten. Die Stadt, die 363 Einwohner zählt, finden wir fünf Kilometer entfernt von Donaueſchingen in leichter Senkung. Die große Straße zieht abſeits vorüber zur nahen Schweizer Grenze. Nach Fürſtenberg führt nur ein einziges, winziges Sträßchen. Auch hier überragt eine Burgruine den Ort, von der man weit über die Baar und das Gewirr der Schwarzwaldberge blickt. Wiederum in Baden ſtoßen wir auf Rotenberg, das im badiſchen Unterland im Amt Wiesloch liegt und 383 Ein⸗ wohner hat. Es iſt ein Zwergſtädtchen wie auch das eben⸗ falls badiſche Blumenfeld, das ſich unweit des Hohenſtoffeln zwiſchen den ſonderbar geformten Kegelbergen des Hegaus in das Auf und Ab der Hügel ſchmiegt. Ein packendes mittelalterliches Stadtbild bietet das bayeriſche Rothenfels, ein Städtchen von 485 Einwohnern, das am Main und Speſſarthang inmitten einer Flucht kleiner altfränkiſcher Gemeinden liegt. Urſprünglich war dieſe Stadt weit großer; aver die Entwicklung ging hier den umgekehr⸗ ten Weg. Während anderswo die Städte durch Eingemein⸗ dungen wuchſen, haben ſich hier einſtige Vorſtädte verſelb⸗ ſtändigt. Damit iſt die Reihe der„Kleinſten im Lande“ noch nicht erſchöpft. Wer mit offenen Augen durch die Heimat wan⸗ dert, wird hier und da noch andere Gemeinweſen finden, die ſich ſtolz„Stadt“ nennen, obwohl ihre Einwohnerzahl von oielen Dörfern übertroffen wird. In Heſſen findet man in Lißberg ein Städtchen von 440 Einwohnern, Berneck in Württemberg zählt gar nur 407, und im Weſtfäliſchen, im Regierungsbezirk Osnabrück, ſtößt man auf einen Ort Witt⸗ lage, der knapp 400 Einwohner zählt. Er iſt zwar keine Stadt, birgt aber in ſeinen Mauern die Behörden einer Kreisſtadt. Von den 250 000 Betrieben des Gaſtſtättengewerbes ſind nur 444 Großbetriebe mit 44 000 Beſchäftigten, während die Kleinbetriebe, die einſchließlich Betriebsinhaber und Familien⸗ angehörigen nicht mehr als fünf Perſonen beſchäftigen, 230 800 mit 544 000 Beſchäftigten ausmachen. Mie der Meihotbailer mit der eit ging „Und ich bleibe dabei, Aigner,“ ſagte der Agent Maſchinenfabrik,„es iſt eine Schande, daß auf deinem 90 noch ein Pferdegöpel ſteht. Du als der älteſte und größte Bauer in der ganzen Gegend müßteſt dich längſt auf i elektriſchen Betrieb umgeſtellt haben!“ f „Gib dir keine Mühe— ich kaufe nichts mehr,“ be⸗ harrte der Freihofbauer.„Du haſt mir in dieſem Jahr 1 Drillmaſchine, einen Futterſchneider und eine Schrotmühle verkauft— das genügt. Wenn du willſt, kannſt du aher die Teilzahlung, die nächſte Woche fällig iſt, mitnehmen Du erſparſt mir damit den Weg zur Poſt.“ 0 Aigner öffnete eine alte Truhe, entnahm ihr ein Bün⸗ del Banknoten und zählte den Betrag ab, den er allmonat lich für ſeine Maſchinen zu zahlen hatte. „Sag einmal, Aigner,“ meinte der Agent nachdenklich „haſt du dein ganzes Geld in der Truhe?“ 5 „Freilich— wo denn ſonſt?“ „Na, auf der Bank!“ „Wenn ich mein Geld auf der Bank hätte, dann hätte ich keines im Hauſe, um dich zu bezahlen.— Alſo ſei zu⸗ frieden und laß mich mit der Bank in Ruhe!“ Aber der Agent gab nicht nach.„Du könnteſt trotzdem bezahlen: mit einem Scheck!“ „Scheck— was iſt das?“ „Hör zu, Aigner,“ ſagte der Agent,„ich glaube, ich kann dir einen Rat geben, der dir jedes Jahr eine ſchöne Summe Geld einbringt.— Kaufſt du mir, wenn ich recht hab', den Motor ab?“ „Wenn dein Rat mir ſo viel einbringt, als der Motor koſtet— ja!“ Nun begann der Agent, der in Aigners Truhe eine Menge alter Wertpapiere, Loſe und Silbermünzen geſehen hatte, dem Bauern die Tätigkeiten der Bank zu ſchildern. Er erklärte ihm, daß der Bank anvertraute Gel⸗ der Zinſen trügen, daß die Bank für ihn alle Zahlungen erledige und darüber wache, daß ſeine Wertpapiere nicht entwertet und etwaige Losgewinne nicht überſehe wük⸗ den, kurz, daß die Bank für ihn alle Geldgeſchäfte, von welchen er ja doch nicht viel verſtünde, verläßlich und billig erledige. Der Aigner ſog nachdenklich an ſeiner Pfeife, blies eine dichte Rauchwolke vor ſich hin und ſah durch dieſen Nebel blinzelnd zu dem Agenten hinüber.„Das ſoll ich dir alles glauben?“ „Fahr in die Stadt, geh' zur Bank und überzeug' dich!“ „Und du glaubſt, die Bank kann mir ſo großen Nutzen bringen, daß mich der elektriſche Motor nichts koſtet?“ „Das hängt davon ab, wieviel Geld du haſt. Aber ich denke, daß es dir wenigſtens die erſte Teilzahlung für den Motor einbringt, wenn du dein Geld für ein Jahr der Bank anvertrauſt!“ „Gut, dann komm in einem Jahr wieder!“ Der Agent ſchlug in die dargebotene Hand des Bauern ein und ließ ſich ein Jahr auf dem Freihof nicht mehr ſehen, Der Aigner aber ſtattete ſchon am nächſten Tage nach dieſer Unterredung mit dem Agenten der kleinen Bankfili⸗ ale auf dem Marktplatz des nahen Kreisſtädtchens einen Beſuch ab. Ein freundlicher Mann empfing ihn dort lie⸗ benswürdig und zuvorkommend, hörte teilnahmsvoll die Erzählung Aigners an, der ihm von ſeinem Geſpräch mit dem Agenten berichtete, und ſagte dann, daß es mit dem Geld, das die Bank ihren Einlegern einbringe, ſchon ſeine Richtigkeit habe. Für jeden Tauſendmarkſchein, den ſie der Bank zur Aufbewahrung gäben, bekämen ſie nach einem Jahr 35 Mark; für zehntauſend alſo einen Zinſenbetrag von 350.— Mark. Darüber hinaus erledige die Bank für ihre Kunden alle Geldgeſchäfte und ſtehe ihnen nach beſtem Können und Wiſſen mit Rat und Tat zur Seite.— Det Aigner ließ ſich alles genau erklären, was der Beamte auch bereitwilligſt tat, und am nächſten Tage ſchon brachte der Bauer den Inhalt ſeiner Truhe zur Bank, die von nun an ſein beſter Freund wurde. 5 Als nach einem Jahr der Agent der Maſchinenfabrit wieder bei Aigner erſchien und ihn fragte, wie er mit ſeinem Rat zufrieden geweſen wäre, ſagte Aigner:„Nimm dein eee ſchreib den Motor auf. Gezahlt wird mit⸗ C Ä Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 27. April. Zum Groß⸗ viehmarkt waren aufgetrieben: 59 Bullen, 42 Ochſen, 63 Rinder und 188 Kühe, insgeſamt 352 Stück, d. ſ. 115 Stück über dem Auftrieb der Vorwoche. Trotz dieſes Mehr⸗ angebots verlief das Geſchäft bei ſtärkſter Nachfrage ſehr lebhaft, ſo daß Tiere der A- und B⸗Klaſſe zugeteilt werden mußten. Die Höchſtnotiz betrug für Bullen 43, Ochſen 45, Rinder 44 und Kühe 42 Pfg.— Am Kälbermarkt war das Angebot von 824 Tieren reichlich. Bei langſamem Markk⸗ verlauf ſchwächten ſich die Preiſe im Durchſchnitt um 5—5 Pfg. gegenüber der Vorwoche ab; Höchſtnotiz 71 bis 75 Pfg.— Der Schweinemarkt geſtaltete ſich bei einem Ange⸗ bot von 2191 Tieren mittelmäßig. Die Zuteilung erfolgte im Rahmen der Kontingente zum Höchſtpreis von 57 Pfg. Am Schluß verblieb ein Ueberſtand von 88 Stück. g Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 27. April: Bier⸗ treber 14; Malzkeime 13,40, beides Ausgl. plus 30 Pfg⸗, Höchſtpreiſe ab Fabrik. Alle anderen Preiſe unverändert. Männergeſangverein 1861. Heute abend 8.30 Uhr im Lokal„Zum Löwen“ Feſtausſchutzſitzung. To. 1898. Beſonderer Amſtände wegen kann die Uebungs⸗ ſtunde der Turnerinnen erſt am Donnerstag ſtatt⸗ finden. Landjugend Abteilung I D. Heute abend 8 Uhr Verſammlung im„Deutſchen Hof“. 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