Ar. 99(2. Blatt). Neckar Bote Dienstag, 28. April 1936 — Die Kreisleiter Asg Wenn die Arbeit auf den nationalſozialiſtiſchen Ordensburgen mit einer großen Tagung ſämtlicher Kreis⸗ ſeiter der Partei auf Burg Cröſſinſee eingeleitet worden war, ſo weiſt allein ſchon dieſe Tatſache auf die Bedeutung hin, die die Partei dieſer Gruppe der nationalſozialiſtiſchen Führerſchaft beimißt. Die 800 Kreisleiter der NSDAP aus allen Teilen des Reiches waren auf einer Burg vereinigt, um hier aus dem Munde hoher Führer der Partei und des Staates ein Bild von den Aufgaben und Forderungen von Gegenwart und Zukunft gezeichnet zu erhalten, das vielleicht noch bei keiner Gelegenheit ſo umfaſſend und gründlich gegeben worden iſt wie hier— als Inhalt eines zehntägigen gemeinſamen Zu⸗ ſammenlebens derer, die Adolf Hitlers Kreisleiter ſind. Jeder dieſer Männer hat in der Kampfzeit der Bewe⸗ gung ſeinen Mann geſtanden, jeder war einſt Pionier der Partei in ſeinem Heimatkreis, jeder aber hat auch manche Bewährungsprobe zu beſtehen gehabt, um ſein Amt als Kreisleiter ſich in der Aufbauarbeit des nationalſozialiſti⸗ ſchen Reiches hart zu verdienen. Denn der Kreisleiter ge⸗ hört durch die Wichtigkeit der Funktionen, die er auszu⸗ üben hat, zu den Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens, deren Arbeit wohl am unmittelbarſten den einzelnen Volks⸗ genoſſen berührt. Ebenſo wie der Gauleiter der Statthalter des Führers im Lande iſt, ſo ſtehen unter ihm die Kreisleiter als Repräſentanten der Partei mitten in der tauſendfältigen Kleinarbeit, die die NSDAP und alle ihre Gliederungen für die Betreuung der Natton zu leiſten haben. Der Kreisleiter iſt der Mann, zu dem der Volksge⸗ noſſe Vertrauen haben muß, zu dem er hingeht, mit ſeinen Sorgen und Nöten, ſoweit ſie für die Bevölkerung des Kreiſes von Bedeutung ſind. Aus dieſer Aufgabe heraus hat ſich heute bereits ein beſonderer Typ der Kreisleiterperſönlich⸗ keit herausgebildet— der Typ einer Perſönlichkeit, der nichts ferner liegt als leerer Formalismus und die nichts mehr erſtrebt, als wahre Führerperſönlichkeit zu ſein. Der Kreisleiter iſt nicht etwa nur Sachbearbeiter für die tauſenderlei Fragen, die heute in einer Kreisleitung bearbeitet werden, er iſt der Mann, der ſeinen Mitarbei⸗ tern mit dem Inſtinkt und dem Blick für das Weſent⸗ liche, der das Kennzeichen alles Führertums iſt, die Richtung angibt und aus den zahlloſen Steinen einzelner kleiner Arbeitserfolge das Moſaikbild einer tatkräftigen und klugen Führung alles öffentlichen Wirkens im Kreisgebiet zuſammenſetzt. Der Kreisleiter iſt auch nicht etwa der Nachfahre der einſtigen kleinen Potentaten, die ſich in eine Wolke fürſt⸗ licher Unnahbarkeit hüllten, er iſt ein Mann des Vol⸗ kes, der in ſeiner raſtloſen Tätigkeit täglich nicht nur für das Volk arbeitet, ſondern auch mit ihm ſpricht, mit ihm lebt und ſo eine wirkliche Führung der Menſchen in die Tat umſetzt. Wie die Partei im Mittelpunkt des Lebens der Nation, ſo ſteht der Kreisleiter im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens ſeines Kreiſes und drückt ihm den Stempel natio⸗ nalſozialiſtiſcher Haltung auf. Aus unzähligen Berufen ſind die achthundert Män⸗ ner mit der goldenen Gardelitze auf dunkelbraunem Spiegel gekommen— in einer Berufung haben ſie ſich gefunden. In der Berufung: in das kleine Leben des Alltags eines Volkes täglich die Größe der Zeit, die Würde der Nation zu tragen. Es iſt eine ſtolze Aufgabe, der ſie dienen, und jeder, der ſelbſt einmal dieſen Wirkungskreis kennenlernen durfte, weiß es: es iſt eine der ſchwerſten, aber deshalb auch der ſchönſten, die die Partei an ihre Führerſchaft vergibt. Und der, der in dieſen Tagen die eindrucksvollen Stun⸗ den, die die Kreisleiter auf Cröſſinſee miteinander verbrach⸗ ten, miterlebte, der weiß, daß dieſe Männer von der Größe und der Verantwortung ihrer Aufgabe bis ins Innerſte erfüllt ſind. Sie ſprechen untereinander von nichts ande⸗ rem, als von dieſer Aufgabe, ſie kennen kein anderes Thema 5 den Gedanken des Nationalſozialismus in die Tat um⸗ zuſetzen. Es iſt das Ergebnis der Führungsprinzipien der Partei, die für jedes Gebiet einen verantwortlichen Führer be⸗ ſtimmt, daß ſie hier im Laufe langer Jahre tatſächlich die Männer ausgeſiebt hat, die für dieſe Aufgabe geſchaffen ind und in ihr völlig aufgehen. Adolf Hitlers großer Führungskunſt iſt es gelungen, Männern, die 5 85 129 Panzer 905 verſchiedenſten Berufe das Zeug zur Führernatur in ſich tragen, eine Miſſion zu geben, die ihre wirklichen Kräfte lebendig werden läßt, und die dem Volk Männer gibt, zu denen es unmittelbar ſpre⸗ chen kann, und die dadurch Sprecher ſeiner Wünſche und Gedanken werden. Es iſt ein Beruf, der Männer erfordert, und es ſind Banner, die hier einen großen Beitrag leiſten zur inneren Stärke unſerer Nation. — Die Betreuer des Waldes Die Forſtbeamten und Waldarbeiter des Gaues Baden in Karlsruhe. () Karlsruhe, 27. April. Die Forſtbeamten, Forſtangeſtellten und Waldarbeiter fanden ſich zu einer Kundgebung ihrer Arbeitsgemeinſchaft und Volksverbundenheit in Karlsruhe ein. Den erſten Tag beſchloß ein großer Kameradſchaftsabend ſämtlicher Tagungs⸗ teilnehmer mit Familienangehörigen und eingeladenen Gäſten in der Feſthalle. Trommler und Waldhornbläſer der Forſtſchule Karls⸗ ruhe und der Forſtbeamten des Kreiſes Heidelberg leiteten den Sonntag mit Wecken ein. Regem Intereſſe begegneten die forſtliche Werkzeugſchau im unteren Saale des Hauſes „Nowack“. Die Großkundgebung der Forſt⸗ und Holzwirtſchaft war von über 3000 Perſonen beſucht. Hauptſtellenleiter der NSDAP., Amt für Beamte, Pg. En 8, kennzeichnete den Sinn der Kundgebung als den lebendigen Ausdruck des Zuſammengehörigkeitsgefühls und der kameradſchaftlichen Ver⸗ bundenheit. Der badiſche Landesforſtmeiſter, Pg. Hug, überbrachte die Grüße des Miniſterpräſidenten und umriß den organiſa⸗ toriſchen Aufbau des badiſchen Forſtweſens und die Auf⸗ gaben und Ziele der Forſtverwaltung im heutigen Staat. Die Bedeutung der badiſchen Waldwirtſchaft läßt ſich daraus erkennen, daß von 1500 Gemeinden des Landes 1400 Wald⸗ beſitzer ſind, wozu noch Hunderte von Privatwaldbeſitzern kommen. Der Redner ſchloß mit einem Blick auf die ſchon über 100 Jahre alte badiſche Forſtgeſetzgebung. Miniſterialrat Pg. Parchmann, Abteilungsleiter im Reichsforſtamt und Leiter des forſtpolitiſchen Apparates der NSDAP., ſprach über: Aufſtieg in der Forſt⸗ und Holz⸗ wirtſchaft durch Ueberwindung des Kapitalismus. Hauptabteilungsleiter im Reichsnährſtand, Pg. Roth⸗ Liedolsheim, hob die weltanſchaulichen Geſichtspunkte hervor. Die Förderung von Kleinſiedlungen neue Beſtimmungen.— Weſenkliche Erleichterungen. Im Deutſchen Reichsanzeiger vom Montag werden die neuen Beſtimmungen des Reichsarbeitsminiſters über die Förderung von Kleinſiedlungen vom 21. April 1936 ver⸗ öffentlicht. Durch die neuen Beſtimmungen werden die für die Kleinſiedlung geltenden Verwaltungsvorſchriften zuſam⸗ mengefaßt, dabei ſtark gekürzt, Degen und ſo geändert, daß die Durchführung der Kleinſiedlung weſentlich erleich⸗ tert wird. So ſind die Reichsdarlehen erheblich erhöht worden, die Landbeſchaffung iſt erleich⸗ tert, die Begrenzung der Baukoſten iſt aufgelockert, be⸗ ſonders auch für den Fall, daß den Siedlern erhebliche Bar⸗ mittel oder unverzinsliche Wertdarlehen zur Verfügung ſſtehen. Kinderreichen Siedlern kann unter be⸗ ſtimmten Vorausſetzungen bis zu fünf Jahren ein erheb⸗ licher Zinsnachlaß auch für Reichsdarlehen zugeſtan⸗ den werden. Das Verfahren iſt vereinfacht, Entſcheidung und Verantwortung in ſtärkerem Maße in die ausführen⸗ den Stellen verlegt. Solchen Siedlern, die bereits geeignete Siedlungsgrundſtücke beſitzen, ſind weſentliche Verfahrens⸗ erleichterungen zugebilligt worden. Die Reichsregierung hofft, auf dieſe Weiſe die Hem⸗ mungen, die ſich bisher der Durchführung der Kleinſiedlung mitunter entgegenſtellten, im weſentlichen beſeitigt zu haben, ſo daß alſo dieſe Maßnahmen nunmehr mit ver⸗ ſtärkter Tatkraft zum Beſten der ſchaffenden Volksgenoſſen fortgeführt werden können. Getreide und Kartoffeln Vorrats- und Verſorgungslage befriedigend. Nach den Ermiktlungen des Reichsnährſtandes über die Enkwicklung der Vorräte von Getreide und Kartoffeln hat ſich eine im ganzen befriedigende Vorraks⸗ und Verſor gungslage ergeben. Obwohl in dieſem Jahre insbeſondere Roggen ſtärker für die Verfütterung mit herangezogen wurde, war doch ein Beſtand von annähernd 2,5 Millionen Tonnen Roggen Ende März dieſes Jahres gegenüber 2,9 Millionen Tonnen am gleichen Zeitpunkt des Vorjahres vorhanden. Damit iſt der Bedarf für den reſtlichen Teil des Wirtſchaftsjahres geſichert, und es kann auch im normalen Umfang die Verfütterung weiter fortgeführt werden. Beim Weizen ergab ſich ein noch verfügbarer Vorrat von etwa 2 Millio- nen Tonnen, der völlig ausreicht, um den Bedarf ſicherzu⸗ ſtellen und normale Vorräte in das neue Wirtſchaftsjahr hinüberzunehmen. Die Kartoffelbeſtände ſtellten ſich bei dieſer jüngſten Erfaſſung auf rund 12,1 Millionen Tonnen und waren damit(hauptſächlich wegen der gleich⸗ falls erfolgten ſtärkeren Heranziehung zu Fütterungszwek⸗ ken) um annähernd 2,7 Millionen Tonnen kleiner als im Vorjahr, das allerdings auch eine weſentlich größere Ernte gebracht hatte. Auch hier iſt die Verſorgung geſichert. Sporinachrichten Frankfurter Eröffnungsrennen Glänzender Start auf der Niederräder Bahn. Ein wunderbares Bild bot ſich auf der Niederräder Bahn den 7000 Zuſchauerh die ſich zu den Eröffnungsrennen des neugegründeten Frankfurter Rennvereins eingefunden hat⸗ ten und damit den erſten diesjährigen Galopprennen in der alten Kaiſerſtadt zu einem vollen Erfolg verhalfen. 1. Preis von Heſſen⸗Naſſau— 500 Mark— 1400 m: 1. Stahleck(A. Kuntz), 2. Amethyſt, 3. Hillebille; ferner Marmolata, Galleria Reale, Maraviglia, Käthe. 2. Begrüßungs⸗Flachrennen— 1600 Mark— 1800 m: 1. Sarro, 2. Goliath, 3. Winterfreude; ferner Bambus, Tortoiſe Shell, Adelbert. 3. Preis vom Sportfeld Frankfurt a. M.— 1000 Mark— 2800 m: 1. Stahleck(W. Kaupert), 2. Ilmenau, 3. Stober; ferner Lauderis, Peladoros, Egon. 4. Preis vom Flughafen Rhein⸗Main— 1800 Mark — 1400 m: 1. Edina(L. Haut), 2. Kohinor, 3. Fanal; ferner Aviſo, Paramour, Berna, Kätherl 4, Royal Pan⸗ talion. 5. Preis vom Luiſenhof— 2050 Mark— 3200 m: 1. Skapaflow(Bradel), 2. Dalfin, 3. Lockvogel; ferner Lordmajor, Comödiant, Mika.. ö 6. Frankenſtein⸗Jagdrennen— 2050 Mark— 3000 m: 1. Ingemaus(W. Kaupert), 2. Traumulus, 3. Gnade, 4. Roſaly-Alcanda; ferner Barcelona, Aſſagai, Feuerheld, Oron⸗ tes, Musca, Vendla, Tholey. 7. Preis vom Main— 1600 Mark— 1800 m: 1. Aicha(Heßler), 2. Oſterluzei, 3. Stobno, 4. Luftklappe, fer⸗ ner Treuer Huſar, Centurio, Perugia, Laus, Na⸗Na, Stora, Spanga, Grenzesluſt.. Großer Preis von Barcelona Geiß(DK W.) ſiegte.— Stanley Woods Schnellſter. Ueber 40000 Menſchen hatten ſich im Monkjuichpark zu Barcelona eingefunden, wo der Motorclub von Katalonien zum vierten Male den Großen Preis von Barcelona für Motorräder austragen ließ. 56 Fahrer aus acht Nationen hatten ſich am Start eingefunden, darunter auch einige der beſten deutſchen Fahrer. Den Großen Preis und den Stadt⸗ Pokal gewann der Irländer Stanley Woods auf Velocettbe mit 101,497 km⸗Std. als Sieger der Halbliterklaſſe. In der Klaſſe nicht über 250 cem ſiegte der Deutſche Arthur Geiß auf DKW. mit 94,942 km⸗Std. und trat damit das Erbe von Hans Winkler an, der— wie im Vorjahre— auch jetzt wieder ſtürzte, das Rennen aber fortſetzte und noch Zweiter werden konnte. In der Halbliterklaſſe ſchied er dann ſpäter aus. * Das Davispokalſpiel Deutſchland— Spanien in Bar⸗ celona iſt nach dem zweiten Spieltage bereits zugunſten Deutſchlands entſchieden. Die Deutſchen gewannen mit v. Cramm⸗Lund das Doppel mit 6:3, 6:8, 927 über Majer⸗ Blanc und führen damit bereits mit 3:0. * Juan Zabala, der argentiniſche Marathon⸗Olympiaſie⸗ ger von Los Angeles, gewann am Sonntag in Nürnberg ein 25⸗km⸗Straßenlaufen in 1:26:54 vor dem Berliner Sie⸗ gers, dem Stuttgarter Bertſch, dem Berliner Bräſicke und Helber⸗Stuttgart. * Der Hockey⸗Eichenſchild, das für die deutſchen Hockey⸗ ſpielerinnen geſchaffene Gegenſtück zum„Silberſchild“, wurde am Sonntag vom Gau Nordmark erſtmals gewonnen. Die Norddeutſchen ſiegten in Hamburg über Brandenburg mit 6:3(3:1) Toren. * Ein Golfländerkampf zwiſchen den Berufsſpielern(Golf⸗ lehrern) von Deutſchland und Italien fand am Sonntag in Frankfurt a. M. ſtatt. Die Italiener gewannen den Kampf mit 3,5:2,5. 2 Wachenburg⸗ Bergrennen in Weinheim a. d. B. Zahlreicher Nennungseingang! Der Verſand der Ausſchreibungen durch den DDs. hat bereits einen ſtattlichen Einzug von Nennungen für das 3. Wachenburg⸗Bergrennen bei Weinheim a. d. B. am 10. Mai d. J. gebracht.— Schon im vergangenen Jahre war erkennbar, daß dieſes junge Rennen auch in den Kreiſen namhafter Fahrer Anſehen genießt. Die bis jetzt eingegangenen Nennungen laſſen darauf ſchließen daß die diesjährige Veranſtaltung einem noch beträchtlich größeren Rahmen bekommt und daß auch eine noch größere Zahl der beſten deutſchen Rennfahrer am Start erſcheinen wird. Aber auch die Ausweisfahrer laſſen es ſich, wie aus dem Nennungseingang erſichtlich iſt, nicht nehmen, ihr Können zu zeigen. Es kann heute ſchon mit großer Befriedigung feſt⸗ geſtellt werden, daß der deutſche Motorſport am 10. Mat d. J. in Weinheim a. d. B. einen großen Tag haben wird. „Ireutl Euch des Lebens Einholung des Maibau⸗ mes von der Saar für den Nationalen Feiertag des deutſchen Volkes im Berliner Luſtgarten. Eröffnung der Reichsgutobahn Halle Leipzig. . im Hintergrund die 27 Kilometer lange Strecke Halle Leipzig als erſter Abſchnitt der Linie Weltbild(M). N Im Vordergrund die noch im Bau befindliche Strecke Berlin 5 e— Miünchen. Weltbund(M). Lotſen durch das Luftmeer 25 Jahre deutſcher Flugwetterdienſt. Der langjährige Leiter des Obſervatoriums Lindenberg bei Berlin, Richard Aßmann, hatte ſchon ſeit dem Jahre 1908 immer wieder nachweiſen können, daß ſich bei ordnungs⸗ mäßiger meteorologiſcher Beratung eine Reihe von Flug⸗ unfällen hätte vermeiden laſſen. Im Frühjahr 1911 endlich gelang es ihm, den„Luftfahrer⸗Nachrichtendienſt“ ins Leben zu rufen, der ſeine Notwendigkeit gleich im April, als die erſten Frühlingsgewitter auftraten, bewies. Dieſer deutſche Luftfahrer⸗Nachrichtendienſt, ſpäter„Flugwetterdienſt“ ge⸗ nannt, iſt im Laufe der nunmehr 25 Jahre ſeines Beſtehens zu einer für alle Länder vorbildlichen Organiſation gewor⸗ den. Er hat ein Hauptverdienſt daran, daß die Verkehrs⸗ luftfahrt heute zu den zunerläſſigſten Einrichtungen gehört. Bei allen techniſchen Fortſchritten des Flugzeugbaues machte es erſt die zuverläſſige Wetterberatung möglich, ein engmaſchiges Netz von Fluglinien nach einem Flugplan zeit⸗ lich genau und mit größter Sicherheit für die Paſſagiere zu befliegen. Der Flugwetterdienſt iſt ein Pionier der Ver⸗ kehrsluftfahrt, weil er das Flugzeug durch die„Uneben⸗ heiten“ der Atmoſphäre lenkt und wie ein Lotſe an den Störungen des Luftmeeres vorbeiführt. Der Vorarbeit des Flugwetterdienſtes iſt es zu danken, daß der Pilot eines Flugzeuges ſchon beim Start über jedes Fleckchen am Him⸗ mel auf ſeiner Fahrtroute Beſcheid weiß und ſich darauf einrichten kann. Wetterüberraſchungen während des Fluges ſind faſt ausgeſchloſſen, und bei plötzlichen Wetterſtürzen wird der Pilot in der Luft durch Funk ſogleich über die neu geſchaffene Lage unterrichtet. Schwieriger iſt ſchon die Beratung von Luftfahrzeugen über hoher See, da es hier an Einzelbeobachtungen mangelt, wie ſie auf dem Feſtlande durch die vielen Stationen ermög⸗ licht werden. Die Seewetterlage iſt nur mittels der einzel⸗ nen Beobachtungen von Schiffen erkennbar, und von großen Gebieten des Meeres fehlen überhaupt genaue Einzelheiten. Wie weit aber auch hier ſchon die Organiſation des Flug⸗ wetterdienſtes gekommen iſt, zeigt die vorzügliche Beratung, die der Zeppelindienſt bisher auf der Südamerika⸗Route er⸗ fahren hat. Da leiſtet die Deutſche Seewarte hervorragende Arbeit. Kompliziert wird die Beratung werden, wenn das neue Luftſchiff„Hindenburg“ die Fahrten nach den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika beginnt, die direkt über den Nordatlantik führen. Der Nordatlantik iſt doch der berüch⸗ tigſte Unwetterherd der Erde, und hier iſt natürlich genaueſte Beratung erforderlich. Der Flugwetterdienſt arbeitet mit den Wetterflugſtellen, die Wetterflüge ausführen, und den Flugwetterwarten, die zuſätzliche Beobachtungen, z. B. Höhenwindmeſſungen, mit Pilotballonen machen. An den Flugwetterwarten werden nach dem Material, das die Wetterflieger liefern, die Wetter⸗ karten gezeichnet. Außerdem gibt es noch die geronautiſchen Stationen Lindenberg und Friedrichshafen, wo Drachen⸗ bzw. Feſſelballonaufſtiege unternommen werden. In Deutſchland gibt es acht Wetterflugſtellen, und zwar in Hamburg, Berlin, Königsberg, Breslau, München, Frank⸗ furt a. M., Köln und Norderney. Dazu kommen Linden⸗ berg und Friedrichshafen mit Spezialaufſtiegen. Alle Auf⸗ ſtiege finden zweimal täglich ſtatt, und zwar um 8 Uhr mor⸗ gens und um 5 Uhr abends. Alle die regelmäßigen Meſſun⸗ gen ergeben zuſammen ein gutes Bild des Luftraumes über Deutſchland und Mitteleuropa. Zu den Aufſtiegen werden zweiſitzige Sportmaſchinen benutzt, die gut und ſchnell ſteigen und jedem Wetter ge⸗ 1 ſind. Um alle Meſſungen miteinander vergleichen zu können, müſſen die Aufſtiege ſtets zur gleichen Zeit und regelmäßig bis zur ſelben Höhe— durchſchnittlich 5000 bis 6000 Meter— erfolgen. Die große Schwierigkeit liegt hier im Wetter ſelbſt: Nebel und Sturm, Gewitterböen und Regengüſſe gefährden wie jede Fliegerei in erhöhtem Maße den Wetterflieger. Er iſt kein Schönwetterflieger, ſondern muß bei jedem Wetter aufſteigen, muß ſich durch Wolken und Sturm e Oft reichen die Wolkenmaſſen bis zur„Gipfelhöhe“ des Aufſtiegs, und der Flugzeugführer, rings vom dickſten, undurchdringlichſten Nebel umgeben, iſt lediglich auf die Angaben ſeiner Inſtrumente angewieſen, nach denen er fliegen muß. Nur ein Helfer ſteht ihm noch zur Verfügung, wenn er ſich in ſolcher Lage nicht nach der Erde orientieren kann: Die Funkpeilung des Flughafens, die ihm Kurs und Entfernung vom Flughafen hinauffunkt. Iſt inzwiſchen auch noch an der Erde ein Nebeleinbruch erfolgt, dann muß die Funkpeilſtelle des Flughafens das Wetter⸗ flugzeug regelrecht zum Hafen lotſen, um dem Piloten, der bei Nebel völlig blind iſt, die Landung zu ermöglichen. Der zweite Inſaſſe, der Beobachter, ſteht dabei mit Hilfe eines Kurzwellenfunkgerätes in ftändiger Verbindung mit der Funkſtelle des Flughafens. Trotz aller dieſer Gefahren werden regelmäßig im Deut⸗ ſchen Flugwetterdienſt die täglichen Aufftiege ausgeführt: Beim Morgengrauen ſtartet die Maſchine mit einem Flug⸗ zeugführer und einem Beobachter, beide in dicke Pelze ver⸗ mummt, denn„oben“ iſt es empfindlich kalt. An der Trag⸗ fläche iſt der„Meteorograph“ befeſtigt, der ſelbſttätig auf einer berußten Rolle Temperatur, Luftdruck und Feuchtig⸗ keit in den jeweiligen Höhen aufzeichnet. Der Beobachter hat die Aufgabe, die 195 10 Mächtigkeit und Höhe der einzelnen Wolkenſchichten feſtzuſtellen und alle beſonderen ſichtbaren Erſcheinungen, die nicht ſelbſttätig regiſtriert werden, aufzu⸗ eichnen. Die genaue Kenntnis von Wolkenhöhe und Mäch⸗ ug die von der Erde nicht feſtzuſtellen ſind, iſt für die Flugberatung von großer Wichtigkeit, um der betreffenden Maſchine den beſten Weg durch die Luft angeben zu können. Einmal geht es durch dickſte„Waſchküche“, durch Wolken⸗ nebel, der ſo dicht iſt, daß man kaum das Ende der Trag⸗ fläche ſehen kann. Dann ſchießt die Maſchine wieder in ſchönſtem Sonnenſchein durch wolkenfreien Raum. Aber trotz aller auftretenden Ueberraſchungen, die mitunter von majeſtätiſcher Schönheit ſind, muß der Wetterflieger mit kri⸗ tiſchem Auge ſtändig beobachten und notieren. In ungefähr einer halben Stunde hat die Maſchine die erforderliche Höhe von 5000 Meter erreicht, die Temperatur iſt ſtark gefallen, oft bis zu 30 Grad Kälte. Auch der Luftdruck iſt gefallen; er beträgt hier oben nur knapp die Hälfte von dem auf der Erde. Die dünne Luft und die tiefe Temperatur können ſich für den Menſchen bereits unangenehm durch leichten Schwindel und durch Mattigkeit bemerkbar machen. Aber trotzdem kommt man ohne künſtliche Atmung aus, ein Be⸗ weis für die Anpaſſungsfähigkeit des Menſchen. Iſt die Gipfelhöhe erreicht, ſo geht es im Sturzfluge wieder zur Erde— in wenigen Minuten iſt die Wetterflug⸗ ſtelle des Flughafens erreicht. Nun heißt es, ſchnell die ſelbſttätigen Aufzeichnungen des Meteorographen auszu⸗ werten und möglichſt bald dem Wetterdienſt zugehen zu laſſen. Aus den Kurven der berußten Rolle werden die Zahlen abgegriffen, mit deren Hilfe man die mannigfachſten Rechnungen durchführt, um Hebungen und Senkungen oder andere Aenderungen der Luftmaſſen in den einzelnen Schich⸗ ten gegenüber dem letzten Aufſtieg feſtzuſtellen. Außerdem kann man z. B. die Möglichkeit von Wolkenbildung in be⸗ ſtimmten Höhen und Niederſchlägen berechnen. Dann wer⸗ den die Ergebniſſe zu einem verſchlüſſelten Telegramm zu⸗ ſammengeſtellt, durch Fernſchreiber und drahtloſe Tele⸗ graphie an alle Flugwetterwarten weitergegeben und zu be⸗ ſonderen Flugwetterkarten ausgewertet, die den Piloten der Flugzeuge mit auf den Weg gegeben werden. An der Schwelle des Sommers 300 000 Rettungsſchwimmer. Wenn die Sonne lacht, laden die filbernen Fluten zum Bade ein. Aber noch iſt es nicht ſo weit. Es dauert noch einige Zeit, bis wieder alt und jung mit der Baderolle un⸗ term Arm zur nächſten Schwimm- und Luftbadegelegenheit ziehen. Man kann es kaum noch erwarten, wenn man an dieſe Tage denkt, und hört förmlich ſchon das Waſſer plät⸗ ſchern, nach dem man ſich ſehnt. Aber im Waſſer, wo Lebensluſt und Uebermut ſich aus⸗ tollen können, ſind auch Gefahren vorhanden. Leichtſinn, vor allem aber die Unkenntnis des Schwimmens, fordern NAH Bahr für Jahr in Deutſchland zahlreiche Menſchenleben. In den letzten Vorkriegsjahren betrug die Zahl der Ertrunkenen in Deutſchland jährlich rund 5000 bis 6000. Dieſe erſchrek⸗ kend hohe Ziffer ift in den letzten Jahren beträchtlich ge⸗ ſunken, aber noch immer erleiden jährlich etwa 2800 bis 3000 Volksgenoſſen, darunter viele Kinder, den Tod im Waſſer. Der größte Teil dieſer Menſchenleben wäre nicht ausgelöſcht worden, wenn die Kenntnis des Schwimmens Allgemeingut des Volkes wäre. Daher gilt es, alle Volks⸗ genoſſen für den Gedanken zu gewinnen: lernt ſchwimmen und retten. Die Deutſche Lebensrettungsgeſellſchaft hat auf dieſem Gebiet bisher gewaltige Arbeit geleiſtet. In den letzten zehn Jahren haben faſt 300 000 Perſonen aus allen Volkskreiſen ihre Prüfung als Rettungsſchwimmer beſtan⸗ den. Dieſe Retter, die ihr Leben in den Dienſt der Nächſten⸗ liebe ſtellen und oft unter eigener Lebensgefahr Männer, Frauen und Kinder dem naſſen Element entreißen, haben in einem Zeitraum von fünf Jahren über 17000 Menſchen vor dem Tod durch Ertrinken gerettet. Dieſe Zahl ſpricht für ſich und ſtellt den hohen Wert der Arbeit der Lebensret⸗ tungsgeſellſchaft unter Beweis. Diaurch Bildung neuer Ortsgruppen vor allem auf dem Lande, will die Deutſche Lebensrettungsgeſellſchaft immer weitere Kreiſe zur Mitarbeit im Kampf gegen den naſſen Tod heranbilden. Niemand ſoll mehr abſeits ſtehen, wenn gellende Hilferufe vom Waſſer erſchallen, immer ſoll jemand daſein, der nicht nur ſchwimmen, ſondern auch retten kann. Unglücksfälle im Waſſer, die ſelbſt dem beſten Schwimmer zuſtoßen können, werden freilich nach wie vor ihre Opfer for⸗ dern; aber es gilt ja in erſter Linie, die Unkundigen und Leichtſinnigen vor dem Tode zu bewahren. Wie oft wurden ihm zunächſt erfolglos blieb und ſchließlich feſtgeſtellt werden die Sommerfreuden bitter getrübt, wenn ein froher, geſun⸗ der Menſch abends nicht wiederkam, wenn alles Suchen nach mußte, daß er ertrunken war. Der Kampf gegen den naſſen Tod wird nur dann zu einem vollen Erfolg führen können, wenn mehr als bisher deutſche Volksgenoſſen ſich in dieſen Kampf einſchalten und an der Wacht für den deutſchen Mit⸗ menſchen teilnehmen. 5 — Zurück zum Holz! Wenn der deutſche Menſch durch den Wald ſchreitet, kommt ihm meiſt kaum zum Bewußtſein, was dieſer Wald für unſer Volk bedeutet. Der Wald liefert unſerer Volks⸗ wirtſchaft einen der wichtigſten Werkſtoffe, das Holz. Freilich, bis noch vor kurzer Zeit war das Holz durch das ungeſtüme Vordringen anderer Werkſtoffe faſt in Vergeſ⸗ ſenheit geraten. Da war es kein Wunder, wenn auch der Holzgefäßbau gegen Vorurteile zu kämpfen hatte. Heute wiſſen wir, daß ſie auf der Unkenntnis der wert⸗ vollen Eigenſchaften des Holzes beruhen. Das Holgzgefäß, eine Vielheit von Dauben oder Stäben mit feſten Reifen zu einem Ganzen zuſammengefügt, diente von altersher dem Menſchen in mannigfaltiger Art. Wir denken hier nur an den Bottich in der Induſtrie, an das Packfaß, das Bier⸗ faß und Weinfaß, an das Waſchgefäß für die Hausfrau und an vielerlei Holzgefäße in der Landwirtſchaft. Bei aller Verſchiedenheit der Zweckbeſtimmung iſt vor allem eine Eigenſchaft, die das Holzgefäß auszeichnet: Die Erhal⸗ tung der Werte! Die werteerhaltenden Eigenſchaften des organiſchen Werkſtoffes Holz im Gefäßbau bilden die feſten Grundlagen für den uralten Beruf der Gefäßbauer, der Böttcher, Küfer, Schäffler, Büttner und Kübler; bilden den Grund dafür, daß ſich das Holzgefäß gegen Gefäße aus anderen Werkſtoffen ſtets behauptete. Die vorwärtshaſtende Zeit macht nicht vor alten Ueber⸗ lieferungen Halt. Was nicht gut iſt, wird überrannt. Wenn das Holzgefäß„unzeitgemäß“ und„unmodern“ wäre, dann hätte das Maſchinenzeitalter, das Zeitalter des Stahles und Zementes, ſchon längſt damit aufgeräumt. Doch nicht nur große, ſcharf rechnende Induſtriebetriebe der chemi⸗ ſchen, keramiſchen der Textil⸗ und Papierinduſtrie, ſowie Brauereien und Brennereien greifen immer wieder zum Holzbottich, zum Holzfaß, zurück, ſondern auch bei der großen Maſſe der Hausfrauen in Stadt und in der Landwirtſchaft iſt ein langſames Zurück⸗ finden zum Holzgefäß zu beobachten. Dieſer Vorgang iſt nicht etwa auf eine plötzliche Bevorzugung des heimiſchen Werkſtoffes Holz gegenüber anderen— beſonders den metalliſchen Werkſtoffen— zurückzuführen, ſondern allein auf die Erkenntnis der wirtſchaftlichen Vor⸗ teile, die ein modern gearbeitetes Holzgefäß ſeinen Be⸗ nutzern gibt. Denn der Gefäßbau hat ſich mit Hilfe der Wiſſenſchaft im Laufe der letzten Jahre vervollkommnet und moderniſiert. Sei es die ſorgfältige Vorbehandlung des Holzes nach neuen Geſichtspunkten oder die Bearbei⸗ tung und Herſtellung der Gefäße nach neueſten techniſchen Erfahrungen und Erfindungen, wodurch weſentliche Feh⸗ lerquellen ausgeſchaltet werden, ſei es die neue handwerk⸗ liche Geſetzgebung, die alle Nichtskönner von vornherein ausſchließt, alle dieſe Maßnahmen. Erkenntniſſe und Er⸗ rungenſchaften verfolgen nur ein Ziel: hochwertige, hand⸗ werkliche Wertarbeit zu ſchaffen. In vergangenen Jahrhunderten dienten die Holzgefäße ihren Benutzern in erſtaunlich langer Lebensdauer. War⸗ um ſollten wir dies angeſichts unſerer Wirtſchaftslage, die uns zu haushälteriſcher Ausnutzung der heimiſchen Roh⸗ ſtoffquellen zwingt, heute nicht mit beſonderem Vorteil für unſere Geſamtwirtſchaft ausnutzen? Freuen wir uns, daß uns der heimiſche Wald durch unerſchöpfliche Lieferung des Rohſtoffes im Gefäßbau vom Ausland unabhängig macht. Walpur* ber Alpurgiszaubetr Wenn die Hexen auf den Blocksberg reiten. Walpurgisnacht. Wir hören die Windsbraut um den Blocksberg raſen. Ein hölliſches Furioſo umtönt die un, heimlichen Höhen; aus Niederdeutſchlands Heiden und Fel⸗ dern kommen die Unholdinnen auf Ziegenböcken, mit Zacken und Gabeln, angeritten. Es iſt die erſte Nacht des wer⸗ denden, brauſenden Frühlings, die alle wilden Kräfte des Blutes, alle tollen Geiſter entfeſſelt. Mit dem alten germa⸗ niſchen Frühlingsfeſt fiel in chriſtlicher Zeit der Namenstag der heiligen Walpurga zuſammen, die nach der Sage eine engliſche Königstochter war und Aebtiſſin des Kloſters, die 778 geſtorben iſt. Im Uebergang des germaniſchen Volkes vom alten Götterglauben zum neuen Chriſtusglauben wur⸗ den die Götter zu Geiſtern, zu böſen Geiſtern und die Hol⸗ den zu Unholden. Aus dem Frühlingsfeſt wurde der Hexenſabbath, und das eigentümliche dabei iſt, daß eine Heilige dem Tag— oder vielmehr der Nacht— des Hexen⸗ und Teufelstreibens den Namen gegeben hat. Der Brocken im Harz gilt als hauptſächlichſte Stätte des Hexentreibens in der Walpurgisnacht. Das wird ſeinen Grund darin haben, daß der Brocken, die beherrſchende Höhe im niederdeutſchen Gebiet bis nach Schweden und Dänemark hin und im Nordſeegebiet eine alte Kultſtätte war. In Mittel⸗ und Süddeutſchland werden noch andere Stellen als Hexentanzplätze genannt, hohe Schwarzwald, berge, Stellen im Odenwald, der Staffelſtein und der Krei⸗ denberg im Frankenland, der Zobten in Schleſien, der Fich⸗ telberg, der Hug bei Halberſtadt, verſchiedene Höhen im Rieſengebirge. Am bekannteſten aber iſt der Brocken. Für die Dauer der Walpurgisnacht ſchloſſen in Nieder⸗ deutſchland die Bauern ſorgſam die Stall⸗ und Haustüren und malten Kreidekreuze an Türen und Schlagläden; ur⸗ ſprünglich ſollten ſie wohl als Zeichen für Donars Hammer gelten. Man mußte ſich ja auch vorſehen, daß die Hexen beim Heimritt vor Morgengrauen nicht durch einen falſchen Schornſtein hinabfahren konnten. Wer die Hexen erblicken wollte, mußte in der Walpurgisnacht mit einem Paar ge: erbter Eggen einen Kreis um das Dorf ziehen, dann an einem Kreuzwege die Eggen kreuzweiſe gegeneinander auf ſtellen, ſich darunterſetzen und durch die Eggenzähne hin⸗ durchſehen. Am Sonntag nach dem 1. Mai mußten nach allgemeiner Annahme die Hexen zur Kirche gehen. Wer nun vor Sonnenaufgang ein ſchwarzes Huhn ſchlachtete, ihm das Ei nahm und damit zur Kirche ging, konnte die Hexen ſehen; und zwar erkannte er ſie an einem Bienen⸗ korb oder an einem breiten Siebrand, die er auf ihrem Kopf erblickte. Der Hexenſeher mußte aber vor Schluß des Gottesdienſtes die Kirche verlaſſen und eilen, daß er die Grenze des Pfarrdorfes erreichte, ehe der Pfarrer den Se⸗ gen ſprach; ſonſt ſpielten ihm die Hexen übel mit. In der Altmark wußte man ebenfalls von Reigen an dieſem Tage, und beſonders in der voraufgegehenden Nacht. Da die Mark im Luftbereich des Brockens liegt, ſpielte ſich hier ebenfalls der Durchzug der luftigen Hexenjagd ab. Deshalb auch der märkiſche Brauch, die Türen und Stall⸗ pforten vor dem Zauber der Walpurgisnacht durch Kerzen zu ſchützen. Alte Leute wollen auch das Brauſen in der Luft vernommen haben, das die Unholden auf Beſenſtielen, Heugabeln, Miſtforken und Ziegenböcken verurſachten. Die Muſik beſorgte nach märkiſchem Glauben die Heiſter(Elſter), auf deren Rückkehr man beſonders achtete, da ſie eigentlich erſt gegen Abend des 1. Mai ſich wieder in ihrem Revier einfinden darf. Kommt ſie jedoch früher an, ſo hat ſie als Strafe für ihre Unwürdigkeit die ganze Reiſe nicht mit⸗ machen dürfen. Wenn irgend tunlich, wurden auf dieſem Tage die Kühe auf die Weide getrieben. Damit das ſtärkſte Tier Sieger blieb, wurde es„bezaubert“. Zu dieſem Zwecke mußte es ſich gefallen laſſen, daß ihm der Kopf zwi⸗ ſchen den Hörnern mit Teer, Zwiebeln und Teufelsdreck tüchtig eingerieben wurde. Ein anderer Brauch iſt der des Walpurgisfeuers, das an die heidniſchen Opfer in der Vor⸗Mainacht erinnert. Da⸗ bei wurden ſtrohumwickelte Stangen brennend durch Woh⸗ nung und Stall getragen, um dieſe vor dem Einfluß der Unholde zu ſchützen. Der Dichter und Paſtor Flemming berichtet, daß man dem Vieh Knoblauch, Dill und Honig gab, um es durch dieſe Kur gegen verſchiedene Krankheiten zu ſchützen. a Daß auch die jahrhundertalten Wetterregeln Walpurgis zum Lostag erhoben, iſt nicht verwunderlich. Daher auch die Bauernregeln:„Regen auf Walpurgisnacht, hat nie ein gutes Jahr gebracht!“— und—„Regen in der Wal purgisnacht, hat ſtets Tenn und Keller voll gemacht!“ Daß der Walpurgistag auch in den märkiſchen Landen in alter Zeit eine gewiſſe Bedeutung hatte, geht daraus hervor, daß er zu den Termintagen gehörte. So beſtimmten u. g. 1547, 1556 und 1563 Edikte, daß jeder, der die ſtaatlichen Heiden und Holzgerechtſame gebraucht, die Hunde von Wal⸗ purgis bis auf Jakobi, es ſei Hirt oder Bauer, auf der Heiden leiten und führen, nicht frei herumlaufen laſſen ſoll Dem Morgentau des Walpurgistages ſchreiht man mannigfache Wirkungen zu: Man kann damit Sommer ſpoſſen und Leberflecke vertreiben, die Kühe tragend und nach Belieben Butter machen. i Wie die Poſtlaxte entſtand In der Poſtwertzeichenabteilung des Reichspoſtmuſeums in Berlin wird in einer Sonderſchau gezeigt, wie die Post karte entſtanden iſt. Früher mußten ſchriftliche Mitteilungen in verſchloſſenen Umſchlägen und Druckſachen unter Kreuz band verſchickt werden. Durch eine Verordnung vom 30. Mai 1865 ließ das Generalpoſtamt die Verſendung von gedruck⸗ ten Anzeigen in Kartenform ohne Kreuzband zu. Der da⸗ malige Geheime Poſtrat Stephan hatte angeregt, auch ſchrift⸗ liche Mitteilungen auf offenen Karten zuzulaſſen, war aber mit ſeinen Vorſchlägen nicht durchgedrungen. Bald nach ſeiner Ernennung zum Generalpoſtdirektor ordnete Stephan die Einführung von„Correſpondenz⸗Karten“ an. Dieſe Kar⸗ ten trugen keinen Wertſtempel und mußten mit einer Frei⸗ marke beklebt werden; am Fuße enthielten ſie eine ausführ⸗ liche Gebrauchsanweifung. Die älteſte derartige Karte iſt am. 18. 6. 70 abgeſtempelt. Im Kriege 1870⸗71 wurde dann von„Feldpoſt⸗Correſpondenz⸗Karten“ ausgedehnter Ge: brauch gemacht. Die Scheu vor der offenen Verſendung 2 ſchriftlichen Mitteilungen war ſchnell gewichen. Die Herab' ſetzung der Gebühren ab 1. Juli 1872 krug zur weiteren Ver, breitung der Poſtkarte bei. Die„Gebrauchsanweiſung konnte ab Oktober 1872 als überflüſſig weggelaſſen werden Vom 1. Januar 1873 ab gab es dann Poſtkarten mit einge; drucktem Wertſtempel. N In dieſem Sommer ſind es 100 Jahre her, daß Auſtra⸗ lien, der kleinſte der Erdteile, von den Engländern als Krönkolonie dem britiſchen Weltreich einverleibt wurde; vol her hatten die Holländer Auſtralien im Beſitz. S S M 7%FFFͥᷓ] Tc