17 2 50 a0 . 155 6. g. n W lischen täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage ejugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, iu der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Inzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., In Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliste uu, 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr ſunſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. ages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Bertlladblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhelm. Beilagen: Der Familienfreund, Iluſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 36 1150 96. Jahrgang Montag, den 11. Mai 1936 Viktor Emanuel— Kaiſer von Abeſſinien. Rom. 9. Mai. Der italieniſche Regierungschef hat Samstag abend vom Palazzo Venezia aus dem italieniſchen Polk verkündet, daß der König von Italien den Titel eines Kaiſers von Abeſſinien annimmt und daß ſämkliche Gebiete und Volksſtämme des abeſſiniſchen Kaiſerreiches unter die volle und uneingeſchrüänkte Souveränität Italiens komm Marſchall Badoglio Vizekönig Der Oberbefehlshaber der italieniſchen Truppen in Oſt⸗ afrika, Marſchall Badoglio, iſt zum Generalgouverneur von Abeſſinien mit dem Titel eines Vizekönigs ernannk worden. Die hiſtoriſche Nacht in Rom Die Sitzung des Faſchiſtiſchen Großrates. Bereits kurz nach 9 Uhr abends war die von Schein⸗ werfern hell erleuchtete Piazza Venezia erfüllt von dichten Menſchenmaſſen. Auf den Stufen des Nationaldenkmals hat⸗ ten die in Rom ſtehenden Regimenter aller Waffengattungen Aufſtellung genommen. Am Grabe des Unbekannten Sol⸗ daten ſtand eine verſtärkte Ehrenwache. Auf dem Balkon des Palazzo Venezia war die Parteiſtandarte aufgepflanzt, während von den Häuſern und Paläſten unzählige Trikoloren wehten. Zur hiſtoriſchen Sitzung des Faſchiſtiſchen Großrates waren ſämtliche Mitglieder aus denjenigen Regimentern, die in Oſtafrika Dienſt tun, erſchienen, darunter Marſchall Balbo, der aus Tripolis im Flugzeug eintraf, der italieniſche Bot⸗ ſchafter in London, Grandi, und Miniſter Roſſoni, der ſoeben von ſeiner Deutſchlandreiſe nach Rom zurückkehrte. Die hiſto⸗ kiſchen Entſchlüſſe dieſer Nacht wurden vor Bekanntgabe durch den Duce vom Balkon des Palazzo Venezia aus durch 21 Kanonenſchüſſe angekündigt. Sämtliche Theater unter⸗ brachen ihre Vorſtellungen, um durch Lautſprecher die Rede Muſſolinis zu übertragen. Nach Nachrichten aus Addis Abeba waten auch dort umfangreiche Vorkehrungen für die Ueber⸗ tragung der Beſchlüſſe des Duce getroffen. Muſſolin hat die nichtſanktioniſtiſchen Diplomaten ein⸗ geladen, vom Palazzo Venezia aus die hiſtoriſchen Beſchlüſſe anzuhören. Die Sitzung hat knapp 10 Minuten gedauert, die an⸗ ſchlleßende Sitzung des Miniſterrates nur drei Minuten. Die Rede des Duce Die Proklamation des italieniſchen Kaiſerreichs. Die Rede, mit der Muſſolini vom Balkon des Palazzo Venezia die uneingeſchränkte Souveränität Italiens über Abeſſinien proklamierte, hat folgenden Wortlaut: „Offiziere, Anteroffiziere und Soldaten aller bewaffne⸗ ten Streitkräfte in Afrika und Italien, Schwarzhemden der Revolution, Italiener und Italienerinnen des Vater⸗ lundes und in der Welt, hört mich an! Mit den Entſchiüſſen, die wir in wenigen Minuten kennen werden und die vom Faſchiſtiſchen Rat gebilligt wurden, vollendet ſich ein großes Ereignis. Das Schicksal Abeſſiniens wird heuke am 9. Mai, im 14. Jahre der faſchi⸗ lichen Aera beſiegelt. Alle Knoken wurden von unſerem Schwer zerhauen. der faſchiſtiſche Sieg bleibt in der Geſchichte des Baterſandes erhalten. Italien hal end⸗ lich ſein Zmperium. Und zwar das faſchiſtiſche Im- per iu m. denn es krägt die unkrüglichen Zeichen des Wil⸗ lens des römiſchen Liktorenbündels. Dies war das Ziel, auf das durch 14 Jahre alle Kräfte der italieniſchen Nalion hindrängten und das zu erreichen ſie ſtrebten, ein ga iſe r· teich des Friedens. Denn Italien will den Frieden für ſich und die anderen und greift zum Kriege nur, wenn es von feindlichen Mächten dazu gezwungen wird. Ein Kaiserreich der Ziviliſakion und der Humanitäf für alle Stämme Abeſſiniens. weil das die Miſſion Roms iſt. und weil das der Wille Roms iſt. der die Völker ſeinem Schick ⸗ 05. So gebietet es das Geſetz unſerer Ge⸗ ichte. Vor uns öffnet ſich eine breite Breſche in die Jukunft. rufe es Euch zu: Das Land Abeſſinien und die Stämme beſſinſens ſtehen von heute an unter der unumſchränkten Herrschaft des ſtalieniſchen Reiches. der Titel gaiſer von Abeſſinſen wird nom König von Italien angenommen. Königliche Offiziere und Unteroffiziere in Afrika und Aaljen. Schwarzhemden. Italiener und Italienerinnen! Das italeniſche nolf bat ſich in ſeinem kampf ſein Kaiſer⸗ teich ſelbſt geſchaffen. Es wird es in ſeiner Arbeit erhalten und es wird es gegen jedweden Feind mit den Waffen ver. leidigen. In dieſer Gewirheit erhebt Legionäre Eure Ab⸗ zeichen. Eure Dolche und Eure Herzen, um nach 15 Jahr. derten das Wiedererſcheinen des Kaiſerreiches aus den ügeln Roms zu grüßen. Werdet Ihr ſeiner werl ſein? die menge bricht in ein gewaltiges Ja aus). Dieſer Ruf wie ein heiliger Schwur. der Euch vor Gokt und vor den Menſchen auf Lehen und Tod verpflichtet. Schwarz- hemden, Legionäre! Grüßt den gtönig!“ Der Dank an Muſſolini i Nach der geſchichtlichen Anſprache des Duce vom Bal⸗ kon des 1 Venezig nerkfindele der stellvertretende Parteiſekretär, daß der Faſchiſtſſche Großrat einen Tages⸗ ehl angenommen habe in dem Muſſolini, dem Schöpfer es Zmnerjums, der Dank des Landes zum Ausdruck ge⸗ bracht wird. Nach der Sitzung des Faſchiſtiſchen Großrates hatte der Duce eine längere Unterredung mit dem italieniſchen Bot⸗ ſchafter in London, Grandi Nach der Kundgebung auf dem Piazza Venezia empfing Muſſolini die Botſchafter Deutſch⸗ lands, Braſiliens und Japans, die Geſandten DOeſterreichs und Ungarns, den alboniſchen Geſchäftsträger, die auslän⸗ diſchen Militärattaches und die Spitzen der Regierung, der Partei und der Hochſchulen. Am Sonntag um 10 Uhr grüßte in alten italieniſchen Garniſonen ein Salut von 101 Schuß den erſten Soldaten des Imperiums. Begeiſteruugstaumel Der Jubel, der ganz Italien nach der Bekanntgabe der geſtrigen Beſchlüſſe erfüllte, ließ bis in die frühen Morgen⸗ ſtunden nicht nach. Noch ſtundenlang wogten Menſchenmaſ⸗ ſen durch alle Straßen Roms. Ihr Hauptziel war immer wieder der Quirinals⸗Palaſt, wo dem neuen Kaiſer von Abeſſinien zugejubelt wurde. Nachdem am Sonntag vormittag nach dem Begeiſte⸗ rungstaumel der Nacht in Rom ziemliche Stille herrſchte, iſt in den Nachmittagsſtunden überall wieder ſehr reges Leben. Die Menſchenmaſſen ſtrömen hauptſächlich dem Turnierplatz in der Piazza di Sieng zu, wo zum Abſchluß des diesjährigen römiſchen Springturniers der große Preis des Königs von Italien entſchieden wurde. Als der König die Köniasloge betrat, wurden ihm begeiſterte Kundgebun⸗ gen dargebracht. * Harrar beſetzt Die Agenzia Stefani teilt mit:„Die Truppen des Ge⸗ nerals Graziani ſind in Harrar eingezogen und haben den Plündereien, die dort drei Tage lang andauerten, ein Ende gemacht. Die Truppen beſetzten die öffentlichen Gebäude und ſicherten die Konsulate der fremden Machte. Unſere Abteilungen marſchieren gegen Diredaug.“ Frankreich macht Vorbehalte Paris, 11. Mai. Die franzöſiſche Regierung hal am Samstag abend der italieniſchen Regierung ihre Vorbehalte gegenüber der Einverleibung Abeſſiniens zum Ausdruck grbracht. Der Negus reiſt nach Genf Beſuch der heiligen Stätten in Jeruſalem. Der Negus beſuchte Sonnabend zu früheſter Morgen⸗ ſtunde die heiligen Stätten in Jeruſalem und betete lange in der berühmten Grabeskirche und in dem abeſſiniſchen Kloſter. Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird der Negus in wenigen Tagen direkt nach Genf abreiſen. Wie ein Sonderberichterſtatter des„Daily Expreß“ aus Jeruſalem berichtet, teilte der Kaiſer von Abeſſinien ihm mit, daß er in der Nähe von Magdala eine Gas⸗ vergiftung erlitten habe, unter deren Nachwir⸗ kungen er jetzt noch zu leiden habe. Der Kaiſer habe einen kranken Eindruck gemacht. Vertagung der Abeſſinien⸗Frage? Der politiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ teilt mit, es ſei unwahrſcheinlich, daß der Völkerbundsrat ſeine Einſtellung zu den militäriſchen Erfolgen Italiens in Abeſſinien feſtlegen werde. Eine Ausſprache darüber werde wahrſcheinlich bis Mitte Juni vertagt werden. Das Hauptintereſſe in Genf werde in den privaten Beſprechun⸗ gen liegen, die ſich mit der Zukunft des Völkerbundes be⸗ faſſen. Ein GO ⸗Ruf Herriots In der Pariſer„Ere Nouvelle“ veröffentlicht Herriot einen SOS.⸗Ruf für den Völkerbund. Er ſchreibt:„Der Völkerbund wird am Montag in irgendeiner Form vor eine vollendete Tatſache geſtellt werden, nämlich die Ein⸗ verleibung Abeſſiniens in Italien, d. h. die Aufſaugung eines Völkerbundsſtaates durch einen anderen Völker⸗ bundsſtaat. Wir müſſen ohne Umſchweife anerkennen, daß Muſſolini einen vollſtändigen Sieg über alle Kanzleien und über den Völkerbund da⸗ vongetragen hat. Ich wünſche, daß man in Genf dieſen ſehr ernſten Mißerfolg loyal anerkennt. Man muß wieder von vorn anfangen.“ Ganktionen als Tauſchobjekt Der außenpolitiſche Ausſchuß der konſervativen Un⸗ terhausfraktion beſchäftigte ſich dieſer Tage mit dem Sank⸗ tionsproblem. Ueber die Sitzung berichtet der„Mancheſter Guardian“ folgende bemerkenswerte Einzelheiten: An der Sitzung nahmen von insgeſamt 380 konſervativen Unter⸗ hausmitgliedern nur etwa 100 teil, von denen ſich etwa die Hälfte für einen Verzicht auf die Sanktionspolitik aus⸗ ſprach. Mehrere vertraten jedoch den Standpunkt, die Sanktionen noch beizubehalten, um feſtſtellen zu können, ob ſie nicht bei den Verhandlungen mit Muſſolini zu einem Tauſchhandel benutzt werden könnten. Tatſächlich haben ſich alſo nur etwa 40 Abgeordnete für eine ſofor⸗ tige Aufhebung der Sanktionen ausgeſprochen. Wie die engliſche Preſſe offiziös mitteilt, hat zwiſchen London und Rom über die abeſſiniſche Frage kein Mei⸗ Nr. 109 nmungsaustauſch ſtattgefunden; ferner entbehren die Gerüchte von einem britiſchen neuen Friedensplan jeder Grundlage. e 7 7 9*. Die Verwüſtung in Addis Abeba Zahlreiche Deutſche obdachlos. Ueber die durch die plündernden Banden angerichteten Zerſtörungen treffen aus Addis Abeba täglich neue Ein⸗ zelheiten ein. Auch die meiſten Mitglieder der deutſchen Kolonie haben ſchweren Schaden erlitten. Viele von ihnen ſind obdachlos. Sie ſind in einem Saale des deutſchen Geſandtſchaftshauſes notdürftig un⸗ tergebracht. Auch die im ganzen Lande bekannte deutſche Apotheke iſt bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die deutſche Geſandtſchaft hat alle Vorkehrungen getrof⸗ fen, um die Not der deutſchen Staatsangehörigen nach Möglichkeit zu lindern. In abgelegenen Bezirken der Stadt ertönen nachts hin und wieder noch Schüſſe. Der von den Italienern ein⸗ gerichtete Ordnungsdienſt, an dem ſich z. T. auch die in Addis Abeba anſäſſigen Europäer beteiligen, leiſtet ſchnelle Arbeit und macht mit Banditen, die mit der Waffe in der Hand angetroffen werden, kurzen Prozeß. Viele Plünderer harren in den Gefängniſſen ihrer Aburteilung. Noch im⸗ mer werden Leichen gefunden, die zum Teil gräßlich ver⸗ ſtümmelt ſind. Aeberfall auf die Oſchibutibahn Auf den Perſonenzug, der am Freitagabend in Dſchi⸗ buti eintraf, iſt kurz nach Verlaſſen der abeſſiniſchen Haupt⸗ ſtadt von Räubern ein Ueberfall verübt worden, der aber durch die mit dieſem Zuge nach Diredaua zurückkehrenden franzöſiſchen Senegaltruppen raſch abgewehrt wurde. Ita⸗ lieniſche Truppen ſind in einem zweiten Zuge bis Dire⸗ daua gefahren und haben an allen wichtigen Punkten der Eiſenbahnſtrecke ſtarke Beſatzungen zurückgelaſſen. Die Einreiſe nach Abeſſinien mit der Eiſenbahn iſt zur Zeit unterſagt. Nur das Eiſenbahnperſonal darf die Züge, mit einem Sichtvermerk des italteniſchen Konſuls in Dſchibuti verſehen, benutzen. Aus Dſchibuti wird berichtet, daß Tauſende von abef⸗ ſiniſchen Kriegern von der Ogaden⸗Front ſich auf die Linie der Eiſenbahn Addis Abeba— Dſchibuti zu bewegen und beträchtliche Beunruhigung verurſachen, da dieſe Krieger⸗ horden ohne Führer und ohne Anweiſungen ſeien. Zwei Panzerzüge befahren augenblicklich die Strecke, um die Eiſenbahnanlagen vor Plünderern und Aufſtändiſchen zu ſchützen. Grenzſicherung in Britiſch Kenya Nach einer Reuter⸗Meldung aus Nairobi ſind Trup⸗ pen zur Verſtärkung der Grenzen gegen Abeſſinien in Marſch geſetzt worden. Es wird ausdrücklich hinzugefügt, daß dieſe Vorſichtsmaßnahme gegen den möglichen Ein⸗ marſch von Flüchtlingen aus Abeſſinien getroffen wor⸗ den ſei. Engliſche Manöver in Malta Vom Dienstag bis Donnerstag früh werden an allen Küſten Maltas Verteidigungsmanöver großen Stils be⸗ ginnen, an denen die dortigen Landtruppen, die britiſche Flotte und die Luftſtreitkräfte teilnehmen werd⸗ n. Der Regeniſchaftsrat in Kairo Rücktritt des ägyptiſchen Kabinetts. Die ägyptiſche Nationalverſammlung— Kammer und Senat— nahm nach ihrer Konſtituierung nach der Neu⸗ wahl von dem Inhalt des Teſtaments des verſtorbenen Königs Fuad J. Kenntnis und beſtimmten zu Regenten für ſeinen heute 16jährigen Nachfolger Faruk J. den Prinz Mohammed Ali, einen 62 Jahre alten Vetter König Fuads, als Leiter des Regentſchaftsrates. Ferner wurden zu Mit⸗ gliedern des Regentſchaftsrates der frühere Außenmini⸗ ſter Aziz Izzet Paſcha und der frühere erſte ägyptiſche Ge⸗ ſandte in London und ſpätere Unterſtaatsſekretär im Außenminiſterium, Scherif Sabri Paſcha, beſtimmt. Das Teſtament nannte außerdem den früheren Premierminiſter Neſſim Paſcha und Fachri Paſcha, den Schwiegerſohn König Fuads und augenblicklichen Geſandten in Paris, ſowie den ſeit der Teſtamentserrichtung verſtorbenen mehrmaligen Miniſterpräſidenten Adly Paſcha. Nach Ernennung des Regentſchaftsrates hat Miniſter⸗ präſident Ali Maher Paſcha dem König den Rücktritt des Geſamtkabinetts angeboten. Man nimmt an, daß der Führer der Wafd Nahas Paſcha mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt werden wird. Azana Präſident der Republik Madrid, 10. Mai. Der bisherige linksrepublikaniſche Miniſterpräſident Azana iſt von der ſich aus über 300 Landtagsabgeordneten und Vertrauensleuten zuſammenſetzenden Nationalverſammlung mit 754 Stimmen zum Präſidenten der ſpaniſchen Republik ge⸗ wählt worden. 5 Anmittelbar nach der Verkündung des Wahlergebniſſes ſtimmten die Sozialdemokraten und die Kommuniſten mit erhobenen Fäuſten die Internationale an, der das Kommuni⸗ ſtenlied folgte. Die kataloniſchen Abgeordneten ſangen das Separatiſtenlied„Die Schnitter“. Die eigentliche ſpaniſche Nationalhymne wurde nicht geſungen. Rekordflug über den Atlantik Luftſchiff„Hindenburg“ in Lakehurſt gelandet New Pork, 10. Mai. Das deutſche Luftſchiff„Hinden⸗ burg“ iſt am Sonnabendvormittag gegen 11 Uhr MéEz. nach einer Rekordfahrt über den Ozean glatt auf dem amerikaniſchen Marineflughafen Lakehurſt gelandet. Eine nach Tauſenden zählende Menſchenmenge erwartete den deutſchen Luftrieſen und bereitete ihm einen begeiſterten Empfang. Vor der Landung hatte das Luftſchiff noch län⸗ gere Zeit über der Stadt New Pork gekreuzt, wo es trotz der frühen Morgenſtunden ebenfalls von zahlreichen Men⸗ ſchen unter ungeheurem Jubel begrüßt wurde. Das Luftſchiff hat die Strecke Friedrichshafen—-New Pork in der Rekordzeit von 61 Stunden und 39 Minuten zurückgelegt und hat damit die von dem Luftſchiff„Los Angeles“ im Jahre 1924 benötigte Flugzeit um nicht we⸗ niger als 20 Stunden unterboten. Die beſte Dampferzeit von Bremen bis New Vork beträgt 5 Tage und 17 Stun⸗ den. Seit der Abfahrt in Friedrichshafen hat das Luft⸗ ſchiff 3800 Seemeilen, mehr als 7000 Kilometer mit einem Stundendurchſchnitt von 120 Kilometern zurückgelegt. Die Dieſel⸗Rohölmotoren haben ſich wiederum hervorragend bewährt und ihr Penſum, ohne auch nur den kleinſten An⸗ fall einer Störung zu zeigen, tadellos abgeleiſtet. Bei dem relativ günſtigen Wetter war es allerdings auch nicht not⸗ wendig, das letzte aus den Motoren herauszuholen, da die Schiffsleitung ungünſtigerem Wetter rechtzeitig aus dem Wege ging. Triumphfahrt über New Jork Die Fahrt des Luftſchiffs„Hindenburg“ über Stadt und Hafen von New Pork geſtaltete ſich zu einer einzig⸗ artigen Ehrung für die neueſte Schöpfung deutſchen Er⸗ findergeiſtes. Das Luftſchiff, das den regelmäßigen Kurs der Nordatlantik⸗Dampfer vom Nantucket⸗Feuerſchiff zum Ambroſe⸗Feuerſchiff gefolgt war, erſchien noch vor Tages⸗ anbruch, gegen 4 Uhr oſtamerikaniſcher Zeit(9 Uhr MEz.) über der Stadt und ließ ſeine Rieſenſcheinwerfer über dem äuſermeer ſpielen, während die Menſchenmaſſen auf den ächern und in den Straßen begeiſtert winkten und ju⸗ belnd den Sendboten des neuen Deutſchland begrüßten. 18 Minuten lang kreuzte das ſtolze Schiff, den Bug dip⸗ pend, über dem Finanzdiſtrikt, dem Broadway und dem Central⸗Park bis zur 110. Straße, die den Nordrand des Central⸗Parks bildet. Dort bog das„L 3.⸗Hindenburg“, das in dem nunmehr einſetzenden Morgengrauen einen zauberhaften Anblick bot, in ſüdweſtlicher Richtung ab und näherte ſich, die Stadtteile Queens und Brooklyn über⸗ querend, dem ſüdlichen Teil von Manhattan. Tauſendſtimmiges Sirenengeheul aller im Hafen lie⸗ genden Fahrzeuge ſowie der Lärm unzähliger Auto⸗ hupen wecken die Bevölkerung, die zu den Fenſtern eilt, um das Luftſchiff zu ſehen. Ein rieſiger Güterbahnhof am Hudſon ſteuert den Schrei ſeiner vielen Lokomotiven bei. Von der ſoeben ein⸗ getroffenen„Bremen“ ſtößt der feine Scheinwerfer⸗ ſtrahl, der ihre Fahrt kennzeichnet, hinauf zu dem Luft⸗ ſchiff. Außerdem aber winkt und blinkt ein zweiter Strahl herüber: die rieſige grellweiße Leuchte der Freiheitsſtatue. In dem ohrenbetäubenden Lärm, von dem die Atmoſphäre ſchwingt und zittert, miſcht ſich, alle anderen übertreffend, der tiefe Brummton der großen„Bremen“-Sirene. Weiter geht dann der Weg des Luftſchiffes in ſüdlicher Richtung den Hudſon⸗Fluß entlang bis zur Battery an der Süd⸗ ſpitze Manhattans, wo über 2000 Menſchen dem Luftſchiff zujubeln. Bald iſt„L Z.⸗Hindenburg“ den Blicken der New Morter entſchwunden, um an der Küſte von New Jerſey entlang ſeinem Ziele Lakehurſt zuzuſtreben. Das Landungsmanöver Gegen 10.45 Uhr MEZ. wurde das Luftſchiff, von ſechs Flugzeugen begleitet, in etwa 300 Meter Höhe über dem Flughafen von Lakehurſt geſichtet. Es war ein über⸗ wältigender Anblick, als das Luftſchiff„Hindenburg“, deſ⸗ ſen rieſiger Leib in der aufgehenden Morgenſonne ſilbern glänzte, nach mehreren Schleifen über dem Flughafen von Lakehurſt langſam niederging und unweit des amerikani⸗ ſchen Luftſchiffs„Los Angeles“, das bekanntlich ebenfalls in Deutſchland erbaut wurde, am Landungsmaſt feſtge⸗ macht wurde. Eine rieſige Menſchenmenge, die bereits vor Morgen⸗ grauen von allen Seiten herbeigeſtrömt war und die den Flugplatz im weiten Umkreis umlagerte, brach in ſtürmi⸗ ſchen Jubel aus und konnte nur mit Mühe von den ab⸗ ſperrenden Marineſoldaten zurückgehalten werden. Hun⸗ derte von Preſſevertretern und Bildberichterſtattern, die Spitzen der örtlichen Behörden und zahlreiche Marineoffi⸗ ziere umgaben die Führergondel des Luftſchiffes, das ſo⸗ fort von den Einwanderungsbeamten beſtiegen wurde. Nach Erledigung der Paßkontrolle ſtiegen die Fahrgäſte aus und wurden mit Autobuſſen in die etwa 700 Meter vom Ankermaſt entfernte Halle gefahren, wo die Zollkon⸗ trolle ſtattfand. Bewundernswerte Leiſtung Als die Schiffsführung lange vor der Paſſagierabfer⸗ tigung durch die Paß⸗ und Zollbehörden von der Führer⸗ gondel aus das Luftſchiff verläßt, ſind als erſte die Preſſe⸗ leute zur Stelle und der Vertreter des Rundfunks, der an langem Kabel ein Handmikrophon ſchwenkt. Bereitwilligſt gibt die Schiffsführung das erbetene Interview und we⸗ nige Minuten nach der Ankunft vernehmen Millionen ame⸗ rikaniſcher Rundfunkhörer die gewaltige Leiſtung des deut⸗ ſchen Luftſchiffes, das von Küſte zu Küſte 52 Stunden tat⸗ ſächliche Flugzeit, von Friedrichshafen bis nach Lakehurſt genau 59 Stunden gebraucht hat. Kommandant Lehmann und Dr. Eckener erklärten allerdings, daß diesmal die Wetter bedingungen beſonders günſtig waren, die es dem Luftſchiff erlaubt hätten, faſt haargenau der Schiffahrtsſtraße zu folgen. Ehe die offiziellen Ver⸗ treter die Schiffsführung begrüßen konnten, hatten Rund⸗ funk und Preſſe ſchon das Leitwort aufgegriffen, unter dem dieſe Fahrt, die erſte Ozeanüberquerung unſeres herr⸗ lichen Luftſchiffes„L Z.⸗Hindenburg“ ſteht: Der Förderung und Vertiefung der freundſchaftlichen Beziehungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Amerika zu dienen! Hamburgs Glückwunſch Reichsſtatthalter und Regierender Bürgermeiſter ha⸗ ben an das Luftſchiff„Hindenburg“ folgendes Telegramm gerichtet:„Der Führung und Beſatzung des Luftſchiffes „Hindenburg“ übermitteln zur glücklichen erſten Ueberque⸗ rung des Ozeans Reichsſtatthalter und Senat die herz⸗ lichſten Glückwünſche der Freien und Hanſeſtadt Hambura.“ Der Wiederaufbau im Buchhandel Miniſter Dr. Goebbels vor den Vertretern des Deutſchen Buchhandels. Leipzig, 11. Mai. Die Kantate⸗Veranſtaltungen der deutſchen Buchhänd⸗ ler erreichten mit einer vom Börſenverein der Deutſchen Buchhändler und dem Bund Reichsdeutſcher Buchhändler gemeinſam veranſtalteten großen Kundgebung des deutſchen Buchhandels ihren Höhepunkt. Reichsminiſter Dr. Goebbels hatte die Anſprache übernommen und damit bekundet, welche Bedeutung dem deutſchen Buch im nationalſozialiſtiſchen Staat von der Staatsführung beigemeſſen wird. Reichsminiſter Dr. Goebbels ſetzte auseinander, daß es der nationalſozialiſtiſche Umbruch angeſichts der Tota⸗ lität der ihm zu Grunde liegenden Idee nicht bei einem Wechſel der Perſonen habe bewenden laſſen können, ſondern auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens die Dinge an ſich von Grund auf umgeſtalten mußte. So ſei auch das Arbeitsgebiet der Buchhändler voll und ganz von dieſer Umformung erfaßt worden. Zur Kennzeichnung der Erfolge des Wiederaufbaues im Buchhandel führte der Miniſter eine Reihe von Zahlen an. Es ſei gelungen, die Buchproduktion von 1934 bis 1935 um 11,3 v. H. zu ſteigern, den Amſatz um etwa 15 bis 20 v. H. zu erhöhen— wobei allein die ſchöne Lite⸗ ratur eine Zunahme von 17,2 v. H. erfahren habe, und den Preis des Buches von 4 Mark bis 5,50 Mark im Durch⸗ ſchnitt auf 3,30 Mark zu ſenken. Das aber, ſo betonte der Miniſter, iſt nicht etwa zu⸗ fällig, das iſt das Ergebnis einer planvollen Arbeit, bei der es nicht auf täuſchende Augenblickserfolge, ſondern auf die durchgreifende innere Geſundung ankam, deren oberſtes Ge⸗ ſetz es war, dem Buch den Weg ins Volk zu bahnen. Waren bis zur nationalſozialiſtiſchen Revolution Verleger und Händler ein Stand unter vielen, der um die Hilfe des Staates betteln mußte, deſſen ſich der Stagt nur ganz ſelten annahm, ſo hat das nationalſozialiſtiſche Regime das Verhältnis zwiſchen Buch und Nation auf eine ganz neue Baſis geſtellt. Als eine weſentliche Vor⸗ ausſetzung dafür nannte der Miniſter im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen die Reinigung des Buchhändlerſtandes ſelbſt von ungeeigneten Elementen. Der nationalſozialiſtiſche Staat hat im Gegenſatz zum liberalen Obrigkeitsſtaat ein Schmutz- und Schundgeſetz nicht nötig; läßt er doch das deutſche Buchgewerbe nur von Menſchen betreiben, die erhaben ſind über den Verdacht, dem Volk ſtatt guter Literatur Schmutz und Schund anzubieten. Anſchwellen der ſchönen Literatur, in dem ſich die Sehnſucht unſeres Volkes nach dem Schönen deutlich wider⸗ ſpiegele, der guten Unterhaltungsliteratur, die in dem ſchwe⸗ ren Daſeinskampf den berechtigten Anſpruch auf Entſpannung und Erholung, auf„Kraft durch Freude“ entgegenkomme. „Ich muß mich aber“, ſo erklärte er unter lebhafteſtem Beifall,„dagegen verwahren, daß Freude gleichbedeutend wäre mit geiſtloſem Kitſch. Wir haben die Nation davor bewahrt, daß ſie durch das üble Treiben von Konjunktur⸗ hyänen diskreditiert wurde.“ Dr. Goebbels wies weiter nach, daß es gelungen ſei, den deutſchen Buchhandel und dem deutſchen Buchſchaffen auch auf wirtſchaftlichem Gebiet neue Impulſe zu geben. Nicht zuletzt ſei das ermöglicht worden durch eine planmäßige Herabſetzung des Buchpreiſes und den dadurch erhöhten Abſatz. „Indem wir Unterhaltung und Entſpannung, Freude und Kultur mitten ins Volk trugen, haben wir nicht, wie man zunächſt befürchten zu müſſen glaubte, diejenigen Schich⸗ ten, die ſich koſtſpieligere geiſtige Genüſſe leiſten konnten, die⸗ ſen Dingen abſpenſtig gemacht, wir haben vielmehr diejenigen, die bis dahin von allen Kulturgütern noch faſt vollkommen ausgeſchloſſen waren, überhaupt erſt an ſie herangebracht!“ Anſchließend kam der Miniſter auf die weitere, für ein inniges Verhältnis zwiſchen Buch und Volk geradezu unerläßliche Vorausſetzung zu ſprechen, daß der Dichter aus dem Volksempfinden heraus ſchaffen müſſe. Der Dichter ſei geiſtig das Produkt des Volkstums und gebe als ſolcher ſeinem Volke nur wieder, was er an geiſtigen und ſeeliſchen Kräften von ihm empfangen habe. „Buch und Volk müſſen zuſammengehen! Findet aber das Buch dieſen Weg zum Volk, ſo findet es damit auch ſeine ſtabilſte Lebensgrundlage.“ Vorübergehende Rückſchläge und Kriſen, die mit jedem großen Aufbauwerk und jedem großen Einſatz verbunden ſind, dürfen und werden auch den Buchhandel nicht entmutigen; werden dieſe Kriſen überwunden, ſo führen ſie nur zu grö⸗ ßerem Nutzen. „Ich verſichere Sie“, ſo ſchloß der Miniſter,„daß das deutſche Volk Ihnen ſeinen Dank dafür abſtatten wird; denn es iſt erfüllt von der Sehnſucht nach einem Buch, in dem es den Fürſprecher der Zeit ſieht. Ich möchte deshalb über die diesjährige Buchhändlertagung in erweitertem Sinne das Wort ſchreiben, das das Motto der letzten deutſchen Buchwoche geweſen iſt: Das Buch ein Schwert des Geiſtes in der Hand des Volkes!“ Kurzmeldungen 705 „Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk, ilgenfeldt, hat dem Deutſchen Schützenverband in einem chreiben für die Mitarbeit am WH W. gedankt. Frau Scholtz⸗Klink tritt in den Ehrenführerring des R. d. K. ein. Frau Gertrud Scholtz⸗Klink iſt anläßlich des Muttertages in den Ehrenführerring des Reichsbundes der Kinderreichen eingetreten. Dem Ehrenführerring des R. d. K. gehörten bisher nur führende Männer aus Par⸗ tei und Staat an, darunter ſechs Reichsminiſter. Die Be⸗ rufung der Reichsfrauenführerin, die ſelbſt Mutter von vier Kindern iſt, ſoll die Achtung und Verehrung zum Ausdruck bringen, die die Frau und Mutter im national⸗ ſozialiſtiſchen Deutſchland genießt. 8 S Das franzöſiſche Blatt„Journal“ kündigt die Schaf⸗ fung von zwei ſogenannten Fallſchirmjäger⸗Kompagnien nach ruſſiſchem Vorbild an. Die britiſchen Poſtdampfer ſollen in Zukunft auf Koſten der Admiralität mit mehreren Schnellfeuerge⸗ ſchützen beſtückt werden. In der japaniſchen Botſchaft in Berlin fand die Ver⸗ leihung des Ordens der aufgehenden Sonne J. Klaſſe an den Vorſitzenden der Deutſch⸗Japaniſchen Geſellſchaft, Admiral a. D. Behncke; ſtatt. Nofſonis Deutſchlandbeſuch beendet er Deutſchlandbeſuch des italieniſchen Miniſters N ſoni fand mit einem kurzen Aufenthalt in München ſeinen Abſchluß. Nach einer Kranzniederlegung am Mahnmal be⸗ ſichtigte der Miniſter das Braune Haus und ſtgttete dem Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß einen Beſuch ab. Anſchließend fuhr Rudolf Heß den italie⸗ niſchen Gaſt hinaus auf die Reichsautobahn München Landesgrenze. Nach einem Abſchiedseſſen in München trat Miniſter Roſſoni, für deſſen Beſuch in München zunächſt drei Tage in Ausſicht genommen waren, noch am Freitag abend die Heimreiſe nach Rom an, um an dem großen Staatsakt am Sonnabend teilzunehmen, i Otto⸗von⸗Guericke⸗Ausſtellung Magdeburg, 11. Mai. Im Kaiſer⸗Friedrich⸗Muſeum wurde eine Otto won⸗Guericke⸗Gedächtnisausſtellung er⸗ öffnet. In erſter Linie dürften die Urkunden und Hand⸗ ſchriſten, die über das Leben Guerickes berichten, inter⸗ eſſieren, darunter eigenhändige Schreiben aus dem Jahre 1632, in denen ſich Guericke als ſchwediſcher und kurſäch⸗ ſiſcher Ingenieur bezeichnet und von ſeiner Tätigkeit als ſolcher berichtet. Ueber Guerickes wiſſenſchaftliche Tätig⸗ keit als Erfinder und Forſcher geben ſeine eigenhändigen Zeichnungen über die Luftpumpe, die Halbkugeln, das Ba⸗ rometer uſw. Aufſchluß. Aus aller Welt Erftes deutſches Forſtmuſeum in Goslar. Die Forſt⸗ abteilr des Goslarer Heimatmuſeums wurde jetzt der Oeffentlichkeit übergeben. Es wurde damit eine Neu⸗ ſchöpfung der Allgemeinheit zugänglich gemacht, wie ſie bisher in Deutſchland einzig und ohne Vorbild iſt. Wik haben in Deutſchland bisher nur im Deutſchen Muſeum in München einen Verſuch, im Rahmen der für Meiſter⸗ werke der Naturwiſſenſchaft und Technik beſtimmten Mu⸗ ſeumsausſtellung auch den deutſchen Wald zu erwähnen, Das geſchieht aber nur in kleiner Form, während in der Forſtabteilung des Goslarer Heimatmuſeums, am wohl⸗ berechtigten Platz innerhalb deutſchen Waldgebietes, eine forſtgeſchichtliche und forſtwirtſchaftliche Zuſammenſtellung und Ueberſicht geſchaffen worden iſt. Neuer Finanzſkandal in Wien. In der Wohnung des durch Selbſtmord geendeten jüdiſchen Herausgebers der „Sonn- und Montagszeitung“, Regierungsrats Klebinder, fand eine Pfändung für Steuerrückſtände in Höhe von 700 000 Schilling ſtatt, die ergebnislos verlief. Die „Reichspoſt“ wirft in dieſem Zuſammenhang die Frage auf, wieſo es möglich geworden iſt, daß Klebinder unge⸗ hindert Steuerrückſtände in ſolcher Höhe auftürmen konnte. Zu den Steuern kommen noch Schulden an die Druckerei, an die Angeſtellten und an zahlreiche andere Gläubiger, ſo daß der Fall Klebinder geradezu ein neuer Finanzſkan⸗ dal geworden iſt. England—Europa⸗Kabel außer Betrieb. Ein wichtiger Kabelſtrang, der England mit Zentral- und Nordeuropa verbindet, iſt beſchädigt und außer Betrieb geſetzt worden. Es konnte nun feſtgeſtellt werden, daß der beſchädigte Teil des Kabels etwa drei Meilen von der St. Margareths⸗ Bucht in der Nähe von Dover liegt; die Urſache der Stö⸗ rung konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Engliſche Flugzeugarbeiter ſtreiken. In den Flug⸗ zeugwerken der Firma Handley Page in Cricklewood ift wegen Lohnfragen ein Streik ausgebrochen, der auch auf andere Niederlaſſungen der Firma überzugreifen droht, Zur Zeit haben insgeſamt 1800 Arbeiter und Angeſtellt die Arbeit niedergelegt. Der Streik betrifft die Werk; im Augenblick um ſo mehr, als gerade jetzt mit der Aus⸗ führung einiger großer Regierungsaufträge begonnen werden ſollte. 572 1 2 5 5 Ernſte Folgen des Sowjetpaktes Franzöſiſche Reſerviſten verweigern den Gehorſam. Während der parlamentariſchen Erledigung des Sowjetpaktes hat die franzöſiſche Regierung die Bedenken der Rechten immer wieder mit dem Hinweis zu zerſtreuen verſucht, daß der Paktabſchluß mit Sowjetrußland jede Einmiſchung in die franzöſiſche Innenpolitik und beſon⸗ ders in die Heeresangelegenheiten ausſchließe. Die Be⸗ fürchtungen der franzöſiſchen Rechtskreiſe waren aber nur zu berechtigt. Wie verhängnisvoll ſich die Verbrüderung mit Moskau auswirkt, hat die Verſechsfachung der kom⸗ muniſtiſchen Stimmen bei den Kammerwahlen bereits zur Genüge gezeigt. Und jetzt wird mit erſchreckender Deut⸗ lichkeit klar, daß auch die kommuniſtiſche Zerſetzung des Heeres ebenfalls ſehr weit gediehen iſt. Der„Matin“ berichtet über— wie das Blatt ſich ſelbſt ausdrückt— ſchwere Zwiſchenfälle, die franzöſiſche Reſer⸗ viſten unter dem Geſang der Internationale in einem Bahnhof in der Bretagne hervorgerufen haben. Etwa 100 Reſerviſten aus Paris, die nach dem Trup⸗ penübungsplatz Coetquidam befördert wurden, hatten ſich ſchon in Rennes Mut angetrunken, ſo daß bei der Abfahrt des Zuges eine Meldung über die Stimmung dieſer Re⸗ ſerviſten an die folgenden Bahnhöfe telephoniert wurde, Auf dem Bahnhof von Meſſac waren deshalb Gendarme⸗ rieſtreitkräfte und eine Abteilung des 11. Kolonial⸗Artille⸗ rieregiments aus Lorient zuſammengezogen worden. Beim Halten des Zuges ſtiegen die Pariſer Reſerviſten unter dem Geſang der Internationale aus, und mehrere von ihnen(im„Matin“ heißt es:„die Nervößſeſten der Bande“) ſtellten Unteroffiziere des Kolonial⸗Artillerie⸗ regiments zur Rede und beleidigten ſie. Mit erhobener geballter Fauſt, dem Zeichen der Volksfront, riefen ſie „Hoch lebe die Volksfront! Wir wollen überall Sowjets! Ein Unteroffizier des Kolonial-⸗Artillerieregiments wollte die Leute zur Ruhe bringen und ſtieg auf das Tritt brett eines Eiſenbahnwagens, worauf es zu einem Zu⸗ ſammenſtoß kam. Zwei der gewalttätigſten Unruheſtifter wurden darauf feſtgenommen und unter militäriſcher Be⸗ wachung in ein befonderes Abteil gebracht. Als der Zug von Meſſae weiterfahren ſollte, verlangten die Reſerviſten lärmend, daß ihre beiden feſtgenommenen Kameraden wie; der zu ihnen kommen ſollten, und weigerten ſich, den Zug zu beſteigen. Der Zug fuhr ſchließlich trotzdem mit ihnen ab, aber ſie zogen ſofort die Notbremſe und brachten ihn ſo wieder zum Halten. Die Offiziere verhandelten darauf mit den Leuten und erklärten ſich ſchließlich dazu bereit, daß die beiden Feſtgenommenen wieder ihren alten Platz unter ihren Kameraden einnehmen! Als der Zug dann 1 abfuhr, zogen die Reſerviſten 50 Meter weiter nochmal die Notbremſe und fangen wieder die Internationale. Schließlich lonnte der Zug ohne weiteren Zwiſchenfall ſeine Fahrt fortſetzen. D oſ⸗ 2 91 2 ſc gl 5 10 S De — 2— 2—— 80 Aus Baden und Nachbarländern. Garniſontag in Karlsruhe Feſttage in der alten Garniſonsſtadt Karlsruhe. Karlsruhe, 9. Mai. Die Sonderzüge brachten Tauſende von Kameraden nach der Landeshauptſtadt. Leibgrenadiere, Leibdragoner, Artilleriſten und wie die Truppenteile und Erſatzformationen alle heißen mögen. Mit ganz beſonderer Freude konnten wir den zweitälteſten Leibgrenadier, den jährigen Kameraden Aßmann aus Lichtenau bei Kehl begrüßen. Als willkommener Gaſt iſt auch die Trachten⸗ kapelle aus Gutmadingen bei Donaueſchingen erſchienen, deren Dirigent und mehrere Mitglieder ſeinerzeit bei den beibgrenadieren gedient haben. In den von hohen Flag⸗ genmaſten umſäumten Hauptverkehrsſtraßen wogen dichte Nenſchenmaſſen auf und ab. Ein beſonders eindrucksvolles Bild bieten die im reichen Schmuck von Fahnen und Gir⸗ unden prangenden öffentlichen Plätze, vor allem der Adolf⸗ Hiller⸗Platz und der Loretto⸗Platz. Bald hat ſich unter ſteudiger Anteilnahme der ganzen Bevölkerung ein recht munteres Leben und Treiben entwickelt. Wenn Regiments⸗ und Kriegskameraden zuſammenkommen, ſo empfinden ſie es als erſte und heilige Pflicht in Stunden ernſten Geden⸗ tens die Erinnerung an das große Geſchehen von 1914 bis 1018 wachzurufen und die für das Vaterland Gefallenen zu ehren. Die Stadtverwaltung hat ſich in dieſe ſchöne Ge⸗ pflogenheit würdig eingereiht, indem ſie die Umbenennung des Karlsplatzes in Langemarckplatz vollzog. I Heidelberg.(Ein Opfer des Alkohols.) Die derbliche Wirkung des übermäßigen Alkoholgenuſſes ei dem 39 jährigen Leonhard Herzog aus Sand⸗ er nun vor der Strafkammer. Der mediziniſche Sachverſtän⸗ dige begutachtete ihn als ſchweren Alkoholiker, deſſen zuneh⸗ mender geiſtiger Abbau und charakterliche Veränderung un⸗ gefähr 1931 ſtark in Erſcheinung trat und der aus dieſem Grunde auch unfruchtbar gemacht wurde. Das Gericht ver⸗ urleilte den Angeklagten wegen einer leichten und einer ſchwe⸗ ten Amtsunterſchlagung ſowie wegen Betrugs zu acht Mona⸗ ten Gefängnis. Weinheim.(Verſuchsweinberg an der Bergſtraße.) Hier iſt man zurzeit damit beſchäftigt, auf dem Gelände der Gräflich v. Berckheimſchen Verwaltung im Gewann Kießlich den größten Verſuchsweinberg in Baden anzulegen. Es handelt ſich um eine Fläche von einem Hektar, die mit verſchiedenen Sorten bepflanzt wird, von denen man feſtſtellen will, wie weit ihre Verbreitung an der Bergſtraße Möglich In einer Gegend, wie die Bergſtraße, die zu den li günſtigſten Deutſchlands gehört, muß es mög⸗ lich ſein, Tafeltrauben von ſolcher Güte hervorzubringen, daß ſie neben den ausländiſchen Trauben beſtehen können. Das genannte Gelände, ei Beinbergslage, gehört zu den beſten an der Bergſtraße. Die Bewirtſchaftung des Ver⸗ ſuchsweinbergs obliegt der Berckhe 1 Verwaltung unter ing der Obſtbau⸗Inſpektion bei der Landwirtſchaftsſchule umfangreichen not⸗ für den Kreis Mannheim. Die q wendigen Bodenverbeſſerungen w als Notſtandsarbeiten ig und des Arbeitsamtes unter Mitwirkung der Kreisverwal Weinheim durchgeführt. () Säckingen.(Wie tief iſt der Hochrhein.) Auf der Strecke zwiſchen Murg und der Gettnau finden ge⸗ genwärtig für den Säckinger Kraftwerksbau intereſſante Tiefenmeſſungen im Rheinbett ſtatt. Dieſe Meſſungen werden derart vorgenommen, daß mit einem großen Waid⸗ ling ein Drahtſeil über den Rhein gebracht wird das drü⸗ ben befeſtigt wird. Von zwei anderen Waidlingen, die ein Fahrgeſtell tragen und am Drahtſeil befeſtigt ſind, wird ein ſchwerer Eiſenpegel in den Strom hinabgelaſſen. Alle 100 Meter wurde der Strom genau vermeſſen. Die Normal⸗ waſſertiefe betrug in der Regel zwiſchen 5 und 6 Meter. Hinter der Säckinger Rheinbrücke, deren enge Joche als Stauwehr wirken, beträgt die Waſſertiefe ſtellenweiſe nur 1½ bis 3 Meter. Die Vermeſſungsarbeiten werden gegen Ende der Woche beendet ſein und der Strom iſt auf dieſem Abſchnitt für die Schiffahrt wieder frei. ( Mundelfingen(ber Donaueſchingen).(Ueberreſte einer Burg.) Im ſogenannten„Herrengarten“ beim Orts⸗ ausgang nach der Bruderhalde iſt man bei Waldabtra⸗ gungsarbeiten auf Mauerwerk von mehreren Metern Aus⸗ dehnung geſtoßen. Auch eine Speerſpitze wurde gefunden. Bei dem Bauwerk handelt es ſich um Reſte einer Burg aus dem 14. Jahrhundert, die dem berüchtigten Raubritter Hardegg gehörle. 1 Auto gegen Baum Ein Toker, zwei Schwerverletzte. 8 Kaiſerslaukern, 10. Mai. Auf der Kaiſerſtraße. zwischen Einſiedlerhof und Vogelweh bei saiſerslautern. ereignete ſich am Sonntag ein Autounglück, bei dem eine Perſon tödlich, zwei Perſonen ſchwer und eine Perſon leicht verletzt wurde. 8. Das Fahrzeug rannte infolge eines Reifenſchadens mit großer Geſchwindigkeit gegen einen Straßenbaum. Der Wagenlenker, der 30 Jahre alte Mathias Kohlborn, erlitt chwere innere Verletzungen, denen er bald erlag. Der etwa gleichaltrige Erich Nietſche trug ſchwere Quetſchungen und rellungen davon. Von den zwei mitfahrenden Damen wurde die etwa 20 Jahre alte Erna Kutſcher ſchwer verletzt. A Molkorrad gegen Fernlaſtzug. In Lenzried bei Kempten bog der Bauer Anton Hobel aus dem Hof des Kloſters mit ſeinem Motorrad auf die Staatsſtraße ein und fuhr dabei einem Fernlaſtzug direkt gegen die Front. Seine auf dem Sozius ſitzende Ehefrau kam ſo unglücklich zu Fall, daß ihr eine unter dem Wagen befindliche Stange die Schädeldecke durchbohrte. Der Tod trat nach wenigen inuten ein. Höbel ſelbſt erlitt eine Oberſchenkelverletzung. A Vom einſtürzenden Hausgiebel erſchlagen. Als in Gnöheim(aper) das Schmidt⸗Anweſen abgebrochen wurde, ſtürzte plötzlich der Hausgiebel ein. Er erſchlug abel den Maurergeſellen Kieſel aus Bullenheim, der ſo⸗ fort tot war. 5 A Schwarzfahrt auf dem Anhänger. Zwei junge Frauen in Eſchſtat, Age ohne Wiſſen des Wagen⸗ enkers den Anhänger eines Laſtkraftwagens zum Mit⸗ ahren. Als ſie an einer Kurve abſprangen, geriet eine Frau unter das Vorderrad des Anhängers, das über ſie hinwegfuhr. Sie mußte ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Lalcale uud ocliau Der zweite Maienſonntag war ein gewitterſchwüler Tag. Schon in früher Morgen⸗ ſtunde gingen Gewitter am laufenden Band nieder. Unſere Gegend wurde jedoch nur von den Ausläufern berührt, während im Neckartal, Bauland und Taubertal ſchwere Unwetter niedergegangen ſind, die beträchtlichen Schaden anrichteten. Die ſchmutzgelben Waſſermaſſen, die heute früh der Neckar führt, zeugt von den wolkenbruch⸗ artigen Niederſchlägen. 5 Im Vordergrund ſtand am geſtrigen Sonntag das Gedenken der Mutter. Der Muttertag, der erſt vor einigen Jahren eingeführt wurde, iſt nun zum Gemeingut des ganzen deutſchen Volkes geworden. Die Gärtner hatten auf dieſen Tag alle Hände voll zu tun, denn Blumen, das war das meiſtbegehrte Geſchenk am Ehrentag der Mutter. In der evang. Kinderſchule findet eine Handarbeits⸗ ausſtellung ſtatt. Ueberaus zahlreich ſind dieſes Jahr die ausgeſtellten Arbeiten, die auch bei den vielen Be⸗ ſuchern reges Intereſſe und Anerkennung fanden. Heute Montag nachmittag wird die Ausſtellung ihren Fortgang nehmen und es ſollte ſich keine Mutter und Tochter dieſe Schau ſelbſtverfertigter Arbeiten entgehen laſſen. Während im allgemeinen der Sonntag hier ruhig verlaufen iſt, fanden im Stadtgebiet zahlreiche Ver⸗ anſtaltungen ſtatt. Die Reichsausſtellung des Bäckerhand⸗ werkes hatte geſtern nicht weniger als 20 000 Beſuch er zu verzeichnen. Auch der letzte Renntag war trotz der ungewiſſen Wetterlage überaus gut beſucht. Die einzelnen Rennen brachten teilweiſe große Ueberraſchungen, Auch auf der Maimeſſe war ein enormer Beſuch zu verzeichnen. In den ſpäten Abendſtunden iſt es erſt merklich zu einer Abkühlung gekommen. Ob es erneut zu ſchweren Unwettern kam, oder ob die Eisheiligen ihren Einzug halten, läßt ſich zur Stunde noch nicht feſtſtellen. * Konzert der Handharmonika⸗Klubs. Wieder einmal trat der Handharmonikaklub Ilvesheim⸗Seckenheim im Turnerheim an die breite Oeffentlichkeit. Dieſes Konzert erfreute ſich eines außerordentlich regen Beſuches, ſodaß lange vor Beginn der Veranſtaltung der Saal überfüllt war. Die Darbietungen des Abends waren für alle Anweſenden ein muſikaliſcher Genuß, erwies ſich doch Dipl.⸗Handharmonika⸗Lehrer Diehl mit der Leitung als Herr der Situation; er war ein umſichtiger und fein⸗ ſinniger Geſtalter. Leicht und munter dahinplätſchernd wie ein Bergbach war die Einleitung des Kluborcheſters. Herzliche Begrüßungsworte fand Herr Hamann⸗Ilves⸗ heim. In der weiteren Vortragsfolge traten die Schüler und Anfänger auf. Ihre Darbietungen waren ſehr klar und rein mit anmutigem und klangvollem Anſchlag und beſeelter Schmiegſamkeit. Herzlicher und reich geſpendeter Beifall wurde jeweils dem Geſangstrio zuteil. Auch der Solovortrag von E. Raufelder feſſelte die Beſucher. Und als am Schluß das Geſamtorcheſter auftrat, klangen die Töne mit majeſtätiſcher Wucht ans Ohr. Die Beſucher folgten den Darbietungen des Abends mit regem Intereſſe und dankten den Ausführenden mit reichem Beifall. 2 Luftſchiffbeſuch. Heute früh halb 9 Uhr erſchien ganz unerwartet das Luftſchiff LZ 127. Es fuhr ganz nieder, der Autobahn folgend, in Richtung Mannheim, freudig begrüßt von der Schuljugend, die für dieſes kurze Schauſpiel freigelaſſen wurde. — Meilitäriſche Uebunen und Ausbildungsdienſt. Im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzminiſter beſtimmt der Reichsinnenminiſter, daß auf jedes Jahr der Ausbildungs⸗ und Probedienſtzeit von der durch die Ableiſtung von Uebun⸗ gen in der Wehrmacht verbrachten Zeit mindeſtens zwei, höchſtens aber acht Wochen anzurechnen ſind. DDr Das„Erbgut“ des Zigeuners Ein Nachſpiel zum Frankfurter Zigeunerprozeß. Frankfurt a. M., 9. Mai. Das Frankfurter Schöffengericht verhandelte gegen den 34jährigen Pferdehändler Oskar Korpatſch, einen Sohn des Zigeunerprimas Korpatſch, der, wie der Vater, in der großen Deviſenſache in Unterſuchungshaft ſitzt. Als damals die Affäre aufgedeckt und in den Zeitungen darüber berichlet wurde, über welche Schätze die Zigeuner verfügten, las man das auch in Eltville und entſann ſich, daß Oskar Korpatſch die Hilfe des dortigen Wohlfahrtsamtes in Anſpruch genommen hatte, wobei völlige Mittelloſigkeit angegeben worden war. Oskar Korpatſch war mit ſeiner Familie, vier Pferden und ſeinem Wohnwagen von Saar⸗ brücken Anfang Dezember nach Eltville gekommen, wo man der Familie geſtattete, am Rheinufer auf einem Lagerplatz zu raſten, da die Ehefrau ſich in hochſchwangerem Zuſtand befand. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht und von dort die Bürgermeiſterei um Sicherung der Kranken⸗ hauskoſten erſucht. Der Bürgermeiſter ließ eines der Pferde beſchlagnahmen und ſicherſtellen. Bald darauf erſchien der Vater des Angeklagten und erkundigte ſich nach den Koſten, die er in Höhe von 34 Mark bezahlte. Nun gab man das Pferd wieder frei. Die vier Pferde wurden von den Zigeu⸗ nern dann nach Biebrich gebracht und daſelbſt untergeſtellt. Bei der Bürgermeiſterei in Eltville fanden ſich nach und nach die Familienmitglieder ein und baten unter Ver⸗ ſicherung, mittellos zu ſein, um Anterſtützung. Die Frau des Angeklagten verließ nach der Geburt aus eigenem Antrieb das Krankenhaus, bekam aber im Wohnwagen Wochenbett⸗ fieber. Die Familie wurde nun von der Stadt unterſtützt, aber man verlangte, daß ein Unterſtützungsantrag ordnungs⸗ mäßig unterzeichnet und ausgefüllt wurde. Darauf erſchien Oskar Korpatſch mit ſeinen beiden Schweſtern. Auf die Frage, ob ſie Vermögen hätten, wurde die Antwort ge⸗ geben:„Wir ſind ja arme Leute“. Nachdem ſich nun durch die in Frankfurt erfolgten Feſt⸗ nahmen anläßlich der Zigeunerſchlacht im Frankfurter Oſtend herausgeſtellt hatte, daß Oskar Korpatſch etwa 700 Mark beſaß und der unterhaltspflichtige Vater über gemünztes Gold und Schmucksachen im Werte von 6000 Mark ver⸗ fügte, ſtellte man in Eltville feſt, daß hier ein Betrug be⸗ gangen worden war. Nachträglich wurde von den Kor⸗ patſchs die Unterſtützung zurückbezahlt und auch die Arzt⸗ rechnung beglichen. Der Angeklagte betrachtete ſein Ver⸗ mögen als„unantaſtbares Erbgut“; er behauptete aber, verſprochen zu haben, die Anterſtützung zurückzuzahlen. Der Angeklagte wurde wegen Betrugs zu vier Mon a⸗ ten Gefängnis verurteilt. Die Reichsausſtellung der Bäcker Die Eröffnung durch den Reichsinnungsmeiſter. Die Reichsfach⸗Ausſtellung des Bäckerhandwerks wurde am Samstag durch einen feierlichen Akt eröffnet. Nach der vom Kergl⸗Quartett und vom Silcherbund(dem Chor der Bäcker) beſtrittenen muſikaliſchen Einleitung hielt Mini⸗ ſterpräſident Köhler eine Anſprache. Er erinnerte an die Verhandlungen, die vor einem Jahr über dieſe Aus⸗ ſtellung gepflogen wurden; damals ſei beſonders darauf hingewieſen worden, daß Mannheim in der neutralen Zone liege.„Wer von uns“, ſo rief er dann aus,„hätte gedacht, daß bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Tagung ſtattfinden würde, dieſes Land nicht mehr neutrale Zone ſei, ſondern frei!“ Begeiſterte Zuſtimmung unterſtrich dieſe Worte. Der Redner wies dann auf die engen Bezie⸗ hungen hin, die zwiſchen Mannheim und dem Bäckerhand⸗ werk allein ſchon dadurch beſtünden, daß Mannheim der größte Mühlenplatz Deutſchlands ſei. Mann⸗ heim und Baden haben eine alte handwerkliche Tradition. Er als Wirtſchaftsminiſter habe ſich immer bemüht, dem Handwerk ſo entgegenzukommen, wie dieſer wichtige und bedeutungsvolle Stand es verdiene. Die Anforderungen und auch die Opfer, die der Nationalſozialismus oft an den Einzelnen ſtellen muß, wären unmöglich geweſen, wenn das Handwerk und ſeine Organiſation nicht ſo klar ausgerichtet und aufgebaut worden wären. Schließlich wies der Herr Miniſterpräſident noch auf die landwirtſchaftlichen Schönheiten Badens hin ſowie auf die bewegte geſchicht⸗ liche Vergangenheit, die dieſer heiß umkämpfte Boden am Rhein habe. Die Nachkommen jener Vorfahren ſeien genau ſo willig und bereit, ihre Pflicht für das Vaterland auf ſich zu nehmen. Oberbürgermeiſter Renninger ſprach die Begrüßung namens der Stadt Mannheim aus. Die Gäſte, ſo ſagte er, würden feſtſtellen können, daß die maßgebenden Männer in dieſer Ausſtellung etwas Rechtes geleiſtet haben. Sie könnten aber auch die Hochſtimmung empfinden, die in Mannheim herrſche, weil ſich dieſes Gebiet wieder frei und glücklich fühle. Der Soldat, das letzte Glied der Volks⸗ gemeinſchaft, ſei nun wieder am Rhein angetreten. Die Reichsautobahn, die ja gerade neben der Ausſtellungshalle vorbeiführe, lege Zeugnis ab von dem Aufbauwillen im Zeichen der Idee unſeres Führers. Bezirksinnungsmeiſter Pfliegensdör fer, Wein⸗ heim, und Obermeiſter Bickel, Mannheim, entboten die Grüße ihrer Organtſationen. In ſeiner Eröfnungsanſprache dankte Reichs⸗ innungsmeiſter Grüßer dem badiſchen Miniſterprä⸗ ſidenten und dem Oberbürgermeiſter Mannheims für ihr Entgegenkommen bei der Vorbereitung der Ausſtellung. Dieſe ſelbſt werde jedem Einzelnen ſicher reiche Früchte bringen, nicht nur materiell, ſondern auch ideell; jeder könne daraus erſehen, daß es vorwärts gehe. Der Redner wies dann auf einige beſondere Zwecke der Ausſtellung hin, die in ihrer kulturhiſtoriſchen Abteilung eine ſehr ſehenswerte Zuſammen⸗ ſtellung der geſchichtlichen Entwicklung des Bäckerhandwerks und der Zünfte bietet. Der Bäcker ſei nicht nur ein fleißiger Menſch, ſondern auch ein für die Volksgemeinſchaft wertvol⸗ ler Menſch, denn er bringe das Brot. Zum Schluß gedachte der Redner noch des Mannes, dem wir es zu verdanken haben, daß der Rheinſtrom jetzt wieder durch ein Land fließt, das frei iſt und in dem wieder glückliche Menſchen wohnen. Sodann erklärte der Reichsinnungsmeiſter die Reichs⸗ fachausſtellung des Bäckerhandwerks 1936 für eröffnet. — Bad. Evang. Kirchendienſtnachrichten. Ernannt wur⸗ den: Pfarrverwalter Otto Braun in Reilingen zum Pfarrer daſelbſt, Vikar Chriſtian Funk in Staufen⸗Krozingen zum Pfarrer in Bad Krozingen, Pfarrverwalter Hermann Höckh in Philippsburg zum Pfarrer daſelbſt.— Pfarrer Heinrich Sauerhöfer in Karlsruhe(Nordpfarrei der Chriſtuskirche) wurde auf 15. 5. 1936 auf Anſuchen aus dem Dienſt der Bad. Landeskirche entlaſſen.— Der Zentralausſchuß für Innere Miſſion hat Pfarrer Wilhelm Bornhäuſer in Frei⸗ durg zu ſeinem 25jährigen Jubiläum als Inſpektor der Stiftsanſtalten in Freiburg die Wichern⸗Plakette zum Zei⸗ chen äußerer Anerkennung verliehen. Zur Schulſammlung des VDA. Die kleänſte ſudetendeutſche Sprachinſel. Wie ſchwer es die Deutſchen jenſeits der Reichs⸗ grenzen oft in ihrem nackten Daſeinskampf haben, zeigt etwa das Beiſpiel der kleinſten ſudetendeutſchen Sprachinſel. die ſich im öſtlichen Mittelböhmen inmitten einer rein tſchechiſchen Umgebung befindet. Es iſt die Gemeinde Liebingsdorf, deren Entſtehen bis in das Jahr 1800 zurückreicht. Damals ſiedelte der Kreishauptmann von Tſchaslau namens Liebing, ein gebürtigter Leitmeritzer, auf einem kaiſerlichen Gutshof zwanzig deutſche Familien aus dem Elttal an. Die deutſche Bevölkerung war noch im Jahre 1921 mit 58 9% in der Mehrheit. Wie gründ⸗ lich die Tſchechiſierung dieſer kleinſten ſudetendeutſchen Sprachinſel in dem erſten Jahrzehnt des Beſtandes der neuen tſchechoſlowakiſchen Republik betrieben wurde, be⸗ weiſt die Tatſache, daß bei der Volkszählung im Jahre 1930 bereits eine tſchechiſche Mehrheit vorhanden war. Die von den Deutſchen ſchon im Jahre 1852 erbaute Schule wurde im Jahre 1934 amtlich geſperrt und die Eltern gezwungen, ihre Kinder in die neueingerichtete Schule zu ſchicken, da die nächſte deutſche Schule, die ſich in der Iglauer Sprachinſel befindet, 30 km entfernt iſt. Wer nicht will, daß die deutſchen Schulen unſerer Volksgruppen im Ausland wie die von Linbingsdorf verloren gehen— und der eine Fall iſt bezeichnend für viele hundert andere— der hilft mit, die kulturellen Einrichtungen unſerer deutſchen Brüder jenſeits der Grenzen aufrecht zu erhalten, der belohnt die Opfer, mit denen das Deutſchtum oft erkauft werden muß, mit dem eigenen Opfer. Der Volksbund für das Deutſch⸗ tum im Ausland ſammelt vom 4. bis 15. Mai durch die Schüler der reichsdeutſchen Schulen für die Schulen. des Auslandsdeutſchtums. Jeder von uns danke deutſcher Dulder⸗ und Kämpfertreue durch ſein eigenes Opfer und ſei es auch noch ſo klein. Wochenbilanz der Verkehrsunfälle. Im Laufe der vergangenen Woche ereigneten ſich hier insgeſamt 31 Ver⸗ kehrsunfälle gegenüber 25 der Vorwoche. Hierbei wurde eine Perſon getötet, 16 verletzt und 32 Fahrzeuge aller Art beſchädigt. Beim Einſchlagen eines Feuermelders erwiſcht. In der Nacht wurde ein auswärtiger Schiffer in der Hafenſtraße von einer Polizeiſtreife dabei betroffen, als er mutwilliger⸗ weiſe die Scheibe eines Feuermelders einſchlug. Das Nätſel der Eisheiligen Was die Welteislehre ſagt. Die Tage vom 11. bis 13. Mai ſind die Namenstage der drei Heiligen Mamertus, Pankratius und Servatius. Wegen der häufigen Kälterückfälle, die an dieſen Tagen zu beobachten ſind, haben die drei Heiligen den Namen „Eisheilige“ erhalten. In Süddeutſchland gehört Mamer⸗ tus nicht zu den Eisheiligen; an ſeine Stelle tritt Bonifa⸗ tius, deſſen Tag der 14. Mai iſt, und mancherorts als „Kalte Sophie“ auch noch die heilige Sophia. Der nach⸗ ſtehende Artikel verſucht zu erklären, durch welche Natur⸗ . die Heiligen zu ihrem ſchlimmen Ruf gekommen Ind. Wir ſtehen im Zeichen jener Tage, die, im Volksmund unter dem Namen der„Eisheiligen“ bekannt, in ſchroffem Gegenſatz zu dem im allgemeinen milden Maiwetter einen Kälterückfall, verbunden mit Nachtfröſten zu bringen pfle⸗ gen. Es iſt eigentlich auffallend. daß es der Wiſſenſchaft trotz allen Forſchens bisher nicht geglückt iſt, eine lückenloſe, voll befriedigende Erklärung der Urſachen dieſer ſeltſamen Naturerſcheinung zu finden. Vielleicht ergibt ſich aber doch eine Löſung des Rätſels, wenn man nicht nur in dieſem Falle, ſondern für die Betrachtung der großen Naturphä⸗ nomene überhaupt von anderen Vorausſetzungen ausgeht, als es die Wetterkunde bisher getan hat. Die auf mathematiſch⸗philoſophiſchen Spekulationen beruhende Lehre vom Kosmos behauptet, daß, um bei un⸗ ſerem Sonnenſyſtem zu bleiben, die Planeten Abſchleude⸗ rungsprodukte des Zentralgeſtirns ſeien, aus faſt den glei⸗ chen Stoffen wie die Erde beſtünden und je nach ihrer Größe ſich in gasförmig glühendem, feuerflüſſigem oder, wie z. B. unſer Mond, ſchon erkaltetem Zuſtande im Raume bewegten, teils von einer ähnlichen Atmoſphäre wie die Erde umgeben, teils ohne eine ſolche. Aehnliches gelte für die übrigen Himmelskörper. Nach dieſer Theorie würde allerdings jeder Weltkörper, alſo auch die Erde, ein in ſich abgeſchloſſenes Leben führen, nur beeinflußt durch die ihm nächſten Nachbarn(Monde) und ſein Zentralgeſtirn(Sonne). Die meteorologiſchen Er⸗ ſcheinungen auf ihm müßten entweder aus der Einwirkung dieſer Kräfte oder aus Veränderungen der Atmoſphäre er⸗ klärt werden, die ihrerſeits in ihren letzten Urſachen un⸗ erforſcht blieben. Zu ſolchen Rätſeln gehörten auch die„Eis⸗ heiligen“, die in auffallender Regelmäßigkeit alljährlich wie⸗ derkehren. Nun iſt ſeit 20 Jahren eine neue Lehre an die Oeffent⸗ lichkeit getreten, die von grundſätzlich anderen Vorausſetzun⸗ gen ausgeht und in ganz überraſchender Weiſe Erklärungen über Naturereigniſſe der verſchiedenſten Art zu geben ver⸗ ſucht, z. B. das Weſen der Kometenſchweife oder— für irdiſche Verhältniſſe— die Entſtehung des Hagels, des Aprilwetters und auch der„Eisheiligen“. Dieſe Lehre, die ſogenannte„Glazialkosmogonie“(Welteislehre) behauptet, daß der am meiſten im Weltall vorkommende Stoff Eis ſei. Nicht nur die Oberfläche unſeres Mondes, ſondern aller Planeten(allein die durch ihre kosmiſche Lage beſonders begünſtigte Erde ſei ausgenommen) beſtünde aus viele Kilo⸗ meter dickem Eiſe, und unſere Milchſtraße ſei ein aus Mil⸗ lionen von Eiskörpern und Eisſtaubwolken beſtehendes Ge⸗ bilde, das im reflektierten Sonnen⸗ und Fixſternlicht leuchte. Für die Entſtehung des Eiſes im Weltraum wird eine phyſi⸗ kaliſch begründete Erklärung gegeben, die im weſentlichen folgendes beſagt: Das innerhalb unſeres Sonnenſyſtems in Form von Feineisſtaub oder größeren Körpern vorhandene Eis ſtrebt in ununterbrochenem Zuge nach der Sonne. Es ſtürzt ent⸗ weder direkt in ſie hinein, erzeugt, ſofern es ſich um große Körper handelt, die bekannten Sonnenflecken, die nichts anderes als Einſturztrichter darſtellen, und die Protuberan⸗ zen, oder wird von den Planeten geſtört und von dieſen gleich zum Einſturz gebracht bezw. zu Monden gemacht. Für unſere Erde kommen in der Regel nur die kleinen Körper als die Urſache der Hagelſchläge und anderer Wet⸗ terſtürze, z. B. Tornados in den Tropen, in Betracht; ſo⸗ lange jene ſich noch außerhalb der irdiſchen Lufthülle be⸗ finden, können ſie uns als Sternſchnuppen erſcheinen, deren reflekliertes Licht in dem Augenblick erliſcht, in dem ſie in den Erdſchatten eintreten. Dieſe Eiskörper ſchießen auf Grund der Fallgeſetze am häufigſten in Aequatornähe ein; wir erleben in unſeren Breiten nur die letzten Ausläufer der von ihnen erzeuaten Luftwirbel. Jenen zur Sonne gerichteten Eisſtrom durchfahren nun die Planeten. Je nachdem unſere Erde in eine eisarme oder eisreiche Gegend gelangt, ändert ſich bei uns das Wet⸗ ter. So haben wir Ende Juni gewöhnlich einzelne unerfreu⸗ liche Tage, im Juli vielfach kalte und regneriſche, in den Gebirgen ſogar mit Schneefällen verbundene Witterung, alles Wirkungen herausgefangener Eiskörper. Dagegen verweilt die Erde von September bis Mitte Oktober in einem ziemlich eisfreien Raum ihrer Bahn. Dafür ſpricht auch die plötzliche Abnahme der Sternſchnuppenfälle. Das Aprilwetter iſt wieder verurſacht durch die Nähe eines mit vielen kleinen Eiskörpern beſetzten Punktes der Erdbahn, und während des Monats Mai muß die Erde neben den Eiskörpern herlaufen, die ſich infolge ihrer Größe am läng⸗ ſten dem Eisregen in die Ekliptik entziehen konnten. Ihr Einfang kann ſich bei der ſchon hoch erwärmten Atmoſphäre nur durch plötzliche Kälteeindrücke äußern, und dieſe treten als die ſogenannten„Eisheiligen“(11., 12. und 13. Mai) in Geſtalt der noch Ende Mai nicht ſeltenen Nachtfröſte in Erſcheiung. Maikäfer, flieg'! Erinnerung im Kinderlied. Kein Käfer iſt uns, nicht nur den Kindern, ſo ver⸗ traut wie der Maikäfer, keiner wird von den Kindern ſo beſungen.„Ein tiefer Sinn liegt oft im kindlichen Spiele“, hat Schiller einmal geſagt.— Heute wiſſen wir, daß im Gedächtnis und im ſo ernſt genommenen Spiel unſerer Kinder am meiſten noch die Erinnerung an das Brauch⸗ tum der alten Germanen ſich lebendig erhalten hat. Der Sinn, wie es von den Kindern noch geübt wird, iſt zwar oft verworren und erſcheint dadurch„kindiſch“— aber ſpürt man nur ein wenig nach, ſo enthüllt manches dunkle Geheimnis köſtliches Glaubensgut unſerer Ahnen. Altvertraut iſt einem jeden in Mitteldeutſchland das Kinderlied vom Maikäfer, deſſen Vater im Kriege und deſſen Mutter in Pommerland ſei, das abgebrannt wäre. Wer hat ſich nicht ſchon gewundert, was Pommern mit dem Maikäfer und überhaupt mit ſolchem Kinderlied zu tun haben ſoll, wo doch ſonſt Pommern im deutſchen Volksmunde und Volksliede nie genannt wird im Gegen⸗ ſatz zu anderen deutſchen Gegenden? Pommern hat eben nichts zu tun mit dem Maikäferlied. Es iſt aber auch nicht ſo, wie jetzt zu leſen iſt, daß in dem Liede eigent⸗ lich„Pomelland“ ſtehen müßte, das abgeleitet von dem lateiniſchen Worte pomus(d. h. Frucht, beſſer Apfelfrucht) ſei und Obſtgarten bedeute, Obſtgarten aber unſeren ger⸗ maniſchen Vorfahren der Aufenthaltsort der Seelen und der Engel geweſen ſei. Dieſe Deutung, die übrigens nur als ſeine„vielleicht Beifall findende“ Erklärung der ſonſt tüchtige volkskund⸗ liche Forſcher Dr. Saubert in ſeinem Buche über germa⸗ niſche Weltanſchauung vorſichtig geäußert hat, erſcheint zu konſtruiert, iſt auch gar nicht nötig. Wir haben eine einfachere, lebensvollere. In manchen deutſchen Gegen⸗ den heißt es nicht nur in dem Mailäferliede, ſondern auch in anderen Liedern ſinngemäßer ſtatt„Pommerland“: „Engelland“. Zum Engelland iſt das Seelenland unter dem Einfluß des Chriſtentums geworden. Nicht einfach als Schädling ſehen unſere Vorfahren den Maikäfer an, ſondern in ihrem naturverbundenen frommen Denken und Leben als ein ſeltſames, verehrungswürdiges Tier, da es zur Sonne fliegen und doch auch in die Erde kriechen kann und mit dem Monat des vollen Frühlings aus der Erde neu hervorkommt. Er erſchien ihnen wie ein Führer in das Seelenreich, war ihnen ein Bote des Lichtgottes ebenſo wie der Erdgöttin, Vermittler daher zwiſchen dem Reich der Seelen der im Kampf Gefallenen und oben in Wal⸗ hall Weiterlebenden und dem Reich der Seelen der durch Krankheit Geſtorbenen und in Helas unterirdiſchem See⸗ lenreich(dem Roſengarten, nicht etwa einem fahlen Schat⸗ tenreich) Weiterlebenden. Wenn mit dem Kommen des Mais nur noch der letzte Kampf des ſieghaften Frühlings nötig iſt, kämpft in den Reihen der guten Geiſter auch dieſer heilig erſcheinende Käfer mit, durch ſein Summen böſe Geiſter verſcheuchend. So kann das Lied von ihm ſagen, daß ſein Vater im Kriege iſt, ſeine Mutter im Engellande, im Seelenreiche, das abgebrannt iſt, denn wenn Wotan gegen die böſen Nachtgeiſter auszieht, ſteht der Himmel ob der unterae⸗ henden Sonne wie in Flammen, alſo dort, wo man ff. das Seelenreich dachte. ſich So tief wühlte das Innere unſerer Vorfahren der alljährliche Kampf zwiſchen Winter und Sommer 1 15 ſchen Tod der Natur und Auferſtehung des Lebens 15 der Saat und der Ernte, auf, daß ihnen ſelbſt das kleine Getier teilzunehmen ſchien an dem gewaltigen Kampfe in der Natur neben den Lichtgöttern gegen die Wintel⸗ rieſen und Nachtgeiſter. 5 — Vom Frühaufſtehen. Die Tage ſind wieder lang und das helle Morgenlicht lädt zum Aufſtehen zu einer Tageszeit ein, zu der man im Winter noch nicht gewohnt Nat das warme Lager zu verlaſſen. Ausſchlafen muß der Menſch auf alle Fälle. Aber ein Morgenſpaziergang iſt ein Genuß. Man fühlt die würzige Friſche und Reinheit der Morgenluft. Frühaufſtehen iſt zu dieſer Jahreszeit ein Gewinn für Körper und Geiſt. Lieber lege man ſich abends etwas eher zur Ruhe, um dem Körper den nötigen Schlaf zu ſichern. Es iſt natürlich nicht nötig, daß man ſogleich zwei Stunden früher aufſteht als gewöhnlich, aber man kann ſich allmählich an das Frühaufſtehen gewöhnen. Jedenfalls wird es niemand be⸗ reuen, denn das uralte Sprichwort hat Recht:„Morgenſtunde hat Gold im Munde“. SS Fs 4 2 Nd e 8 N N 3 W. 55 , Zu dem gleichnamigen Wehrmacht“ Film: der heute im Palaſt gezeigt wird, in Verbindung mit dem ſtaatspolitiſch wertvollen Film:„Der höhere Befehl“. „Unſere Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 11. Mai, 15 Uhr: Schülermiete B: Marſch der Veteranen, Schauſpie von Friedrich Bethge. — 20 Uhr: Miete H 22, Sondermiete H 12: Fra Dia⸗ vol, komiſche Oper von D. F. E. Auber. Dienstag, 12. Mai, 19.30 Uhr: Für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim Abt. 1, 3, 130 bis 132, 160, 260 bis 268, 324 bis 326, 336 bis 338, 351 bis 353, 510 519 bis 536, 549 bis 550, 559, 569 bis 570, 602 bis 607, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 301 bis 600: Aida, Oper von Verdi. Mittwoch, 13. Mai, 15 Uhr: Schülermiete C: Marſch der Veteranen. Schauſpiel von Friedrich Bethge. 20 Uhr: Miete E 22: Ludwig⸗Thoma⸗ Abend: Lottchens Geburtstag, Die kleinen Verwandten, Erſter Glaſſo 5 Donnerstag, 14. Mai, 19.30 Uhr: Miete D 25 und 5 die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 367 bis 369: Don Giovanni. Oper von W. A. Mozart. Im Neuen Theater(Roſengarten): Montag, 14. Mai, 20 Uhr: Freier Verkauf(Eintritts⸗ preiſe 0,50 bis 3 Rm.): Cbarleys Tante. Schwank von Brandon Thomas. Maurermeister nach langer Krankheit in die Ewigkeit abzurufen. 8 N Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Elisabeth Keller Wtw. Mannheim-Seckenheim, 11. Mai 1936. Beerdigung: heute Montag Nachm. 4 Uhr vom Trauerhause, Rheinfelderstr. 13 aus 7 Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben Mann, unsern guten Vater, Herrn Ignaz Keller zu verkaufen. Kloppenheimerstr. 13. Zwangsverſteigerung. Dienstag, 12. Mai 1936, vormittags 11 Ahr eee General- Vertretel Achtung! Zuſammenkunft der Rekruten. werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gegen bare Ware elfen ren! Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern; W D 2 Büfetts, 1 Kredenz. 0 Für den Mannheim, den 9. Mai 1936. Wasch- und Putztag Spreng, Gerichtsvollzieher.— Heute Abend 8 Ahr f Wasobbürsten Stück ab 12 Schrubber Stück ab 22 Scheuertlener Stück ab 20 Kokosbesen, Handfeger Stragenbesen, Slaudtücher, Fensterleder, Stärke, Soda in der„Kapelle“ Nich Jufabt Bodenwachs 5 ö Allen Freundinnen und Bekannten 500 gr-Dose ab 8 heim bei meiner Abreise nach Nordamerika ein Bodenbeize ace. 24 1 500 Sr-Dose ab 44 mia Pate Herzliches Lebewohl! 5 8 ——. kaschinen 5 Kernseife 15, 13, 12 08 Modell 1936 Liesel Ruf. Schmierseife, gelb u. welß e offen und in Paketen Kameradſchaft ehemaliger Soldaten. Unſer Kamerad Ignaz Keller iſt geſtorben. Beerdigung heute Montag Nachmittag 75 Uhr. Antreten um ½4 Uhr bei Kamerad Zürn(„Zum Bad. Hof!) Der Kameradſchaftsführer. müſſen in unſerem Lager unter Angabe der Gewann und Arzahl des Grundſtücks gemacht werden. Gammel⸗Anzeiger Hur für Mitalieder der Landw. Ein- n. Verkanfsgenoſſenſchaſt Anmeldungen zur Benützung der Hedderichſpritze Morgen Dienstag früh Schlachtfest. Trauef-Bildohen 295 üfeiſch ab ellfleiſch. . als Andenken Hierzu ladet freundlichſt ein für die Verstorbenen Otto Zürn. llefert Druckerei des Gummistempel „Neckar-Bote“. in jeder Größe zu haben in der Neckar-Bote- Druckerei. Wirtschaft 0b. Hof“, ———— Kernseife, gelb, Frisch- gewicht 500 fr. 3 teil. 20 Boden!— Leinöl— Lerpentind Sämtliche Henkel. und Sunlicht- Fabrikate 3% Röbatt mil Aüsdahme Veniger Aft Taboppagle ür Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Neckar- Bote⸗ pruckerei· kel. einweichlauge von ſtärkſter ſchmutzlöſender Wirkung! 2340/58