Nr. 111(2. Blatt). koa Bote Mittwoch, 13. Mai 1936 —— Gteuern und Ausgaben Große Einnahmen ohne neue Belaſtung. 1 wameradſc zabend der in Eiſenach zu Tagung verſammelten 1200 Steuerbeamten legte Staatssekretär Reinhardt die Richtlinien der Steuer⸗ politik dar Wir hatten bereits im Jahre 1934, ſo ſagte der Staatsſekrerär uu. a., ein überaus gutes Steueraufkommen zu verzeichnen. das um rund 12 Milliarden RM größer 3. Das Mehraufkommen im war als dasjenige von 1933. Rechnungsjahr 1935 gegenüber 1933 belief ſich auf 14452 Millionen RM. Das Mehraufkommen hat trotz gewaltig erhöhten Finanzbedarfes vor allem durch den Auf⸗ bau der deutſchen Wehrmacht das am 31. März abgelaufe⸗ F 1935 ohne Schwierigkeiten überſtehen aſſen. Das Mehraufkommen übertrifft alle Erwartungen. Es it jedoch noch nicht groß genug, um die Mehrausgaben, die en der Neugeſtaltung der Dinge ergeben, reſtlos zu decken. 5 Eine geſunde Finanzpolitik gebietet einerſeits, die not⸗ wendigen Finanzierungen 5 ſichern und andererſeits der Zunahme der öffentlichen Verſchuldu ng entgegenzu⸗ wirken Dieſer Grundſatz bedingt zweierlei: i Erſtens, daß die Reichsfinanzverwaltung alles nur Denkbare aufbietet, um die Beträge, die dem Reich auf⸗ grund der beſtehenden Steuergeſetze zuſtehen, reſtlos zu erfaſſen. Zweitens, daß verſucht wird, im Rahmen des erzielten Steueraufkommens durch entſprechende Geſtaltung der ge⸗ ſamten Ausgabenwirtſchaft immer größere Mittel zur Er⸗ füllung der ganz großen nationalen Aufgaben freizumachen. Es iſt dringend erforderlich, ſo fuhr Skaatsſekretär Reinhardt fort, daß im Rechnungsjahr 1936 eine weitere steigerung des Steueraufkommens erzielt wird. Wir müſ⸗ ſen ein mehr gegenüber 1935 von mindeſtens einer Mil⸗ liarde Km erzielen. Wenn wir das Aprilergebnis mik 12 mulkiplizieren, ſo iſt uns die Milliarde Mehrkoſten im Jah⸗ te 1936 gegenüber 1935 ſicher. Je größer das Mehr, umſo größer der Betrag, der zur weiteren Geſundung unſerer öffenklichen Finanzen und zur Sicherung der maleriellen Vorausſetzungen zum Aufbau der deukſchen Wehrmacht zur Verftegung ſteht und umſo kleiner insbeſondere der Bekrag, üſſen wir die Schulden des Reiches etwa werden erhöhen müſſen. Die Erzeugungsſchlacht 1936 Der Präſident der Reichsanſtalt hat in einem umfang⸗ keichen Exlaß an die Landesarbeitsämter und Arbeitsämter Maßnahmen getroffen, um den notwendigen Bedarf an Ar⸗ beitskräften in der Landwirtſchaft für die Durchführung der Erzeugungsſchlacht 1936 zu ſichern. Für den Arbeitsein⸗ ſatz in der deutſchen Landwirtſchaft kommen danach in erſter Linie die bei den Arbeitsämtern noch gemeldeten land⸗ wirtſchaftlichen Arbeitskräfte in Betracht. Keine mit Landwirtſchaftsarbeiten vertraute ledige Arbeitskraft dürfe mehr arbeitslos bleiben, wenn nicht beſondere in der Perſon des Arbeitsloſen liegende Gründe den Arbeitseinſatz in der Landwirtſchaft unmöglich machen. Da die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Kräfte den Bedarf der Landwirtſchaft noch nicht in vol⸗ lem Umfang decken wird, ſollen der Landwirtſchaft darüber hinaus in gewiſſem Ausmaße berufsfremde, körper⸗ lich und geiſtig geeignete Jugendliche zugewieſen werden. Den Arbeitsämtern wird zur Pflicht gemacht, bei der Auswahl der Jugendlichen beſonders ſorgfältig vorzu⸗ gehen. Jeder Jugendliche iſt vorher auf ſeine körperliche Eig⸗ fung zu unterſuchen. Er und ſeine Eltern ſind über die von ihm in der Landwirtſchaft zu verrichtenden Arbeiten und die zu erwartenden Lebensbedingungen genau zu unterrichten. Ebenſo ſind die landwirtſchaftlichen Arbeitskräfte vor der Vermittlung auf ihre Eignung zu überprüfen. Die Ausſtellung eines Landhelferbriefs erfolgt künftig nicht mehr. Jedoch kann berufsfremden Arbeitskräften, die ſich freiwillig mindeſtens 12 Monate für den Arbeitseinſatz in der Land⸗ wirtſchaft zur Verfügung geſtellt haben, auf ihren Wunſch vom Arbeitsamt eine Beſcheinigung darüber ausgeſtellt werden. Die Förderung der Einzellandhelfer wird 1936 nicht mehr gewährt. Dagegen wird der Einſatz von Gru p⸗ penlandhelfern fortgeführt. Im Einvernehmen mit dem Reichsnährſtand iſt dafür ein Höchſtkontingent von 5000 feſt⸗ gesetzt worden. Auch die Gewährung einer monatlichen Bei⸗ hilfe von 20 Mark bei Mehreinſtellung einer Landarbeiter⸗ familſe wird weitergeführt. Für die Förderung iſt hier eine Höchſtzahl von 9500 vorgeſehen. Die bisherigen Beſtimmungen über landwirtſchaftliche Umſchulungslager für weibliche Arbeits⸗ räfte gelten weiter. Auch nichtunterſtützte weibliche Ar⸗ beitsloſe werden dafür künftig zugelaſſen. Abſchließend ſtellt der Präſident der Reichsanſtalt feſt, daß die Verſorgung der deutſchen Landwirtſchaft mit ausreichenden Arbeitskräften hicht allein durch geſetzliche Maßnahmen erreicht werden kann, ſondern daß eine endgültige organiſche Löſung der Land⸗ arbeiterfrage darch die Bauern und Landwirte ſelbſt herbeige⸗ führt werden muß. Rund um die Die Nauſtoffhetr; be: Blüten⸗ keit birgt dieſer ge⸗ e Schätze über, Zwiſchen ere erheben ſich mehre und ſegnete La ſondern auch ſolche Heidelberg Berge, die zum a zorphyrblöcke anzuſehen ſind. Sie ſind, wie ihre Brüder bei Weinheim, Zeugen einſtiger mächtiger volkaniſcher Tätigkeit. Bereits gegen Ende des vorigen Jahrhunderts entwickelte ſich hier eine blühende Steininduſtrie. Zwar wird Porphyr weniger als Werkſtein verwendet, deſto lebhafter war aber von jeher die Nachfrage nach Porphyr⸗Schotter, der ſich wegen ſeiner Härte und Feſtigkeit ganz vorzüglich für den Straßen⸗ und Eiſenbahnbahn eignet. Viele tauſend Kilometer Eiſenbahn und Straßen ſind aus Doſſenheimer, Schriesheimer und Weinheimer Material gebaut oder er⸗ neuert worden. Während der Wirtſchaftskriſe drohte auch die Steinbruchinduſtrie zu erliegen. Der Befehl Adolf Hitlers „Fanget an!“, mit dem der Führer den Bau der Reichs⸗ autobahnen einleitete, bedeutet auch für die Steinbrüche an der Bergſtraße Wiedergeburt und Aufſtieg zugleich. Von Handſchuhsheim, der nördlichen Vorſtadt Hei⸗ delbergs, befördert uns das„Bimmelbähnchen“, wie das etwas altertümliche Beförderungsmittel hier heißt, hinaus in das blühende Land. Gelegentlich entdeckt unſer Auge eine ſchwarze Linie, die über die Baumpracht der Bergſtraße führt und ſich im Gebirge verliert. Es ſind Drahtſeilbahnen, welche das Steinmaterial von den Brüchen talabwärts be⸗ fördern. Die Anlage der Porphyrwerke iſt verſchieden. Als Norm kann gelten, daß die Aufbereitung des Ma⸗ terials und die Zerkleinerung unten in der Nähe von Bahn und Landſtraße erfolgt. Doch beſteht auch eine An⸗ lage, bei der ſich der ganze Arbeitsprozeß im Steinbruch ſelbſt vollzieht. Ihre Erwähnung geſchieht keineswegs aus Chroniſtenpflicht, ſondern deshalb, weil hier der Fort⸗ ſchritt der Technik beſonders augenfällig in Erſcheinung tritt. Mußte man früher das geſamte Brennmaterial zum Be⸗ trieb der Dampfmaſchinen mittels Seilbahn nach oben brin⸗ gen, ſo führen heute drei dünne Drähte die notwendige elektriſche Energie dem inzwiſchen elektriſierten Betrieb zu, und man hat zugleich den Vorteil, daß die immerhin nicht unbeträchtliche Staubentwicklung ſich abſeits menſchlicher Wohnſtätten vollzieht. In einem anderen Bruch ſieht man hoch oben an der Felswand, wie ein Schwalbenneſt hingeklebt, ein Umſpannhäuschen für den elektriſchen Strom, der 5 dem modernen Steinbruchbetrieb nicht mehr wegzudenken iſt. Schon von weitem hört man das Rattern der Ge⸗ ſteinsbohrmaſchinen, welches, wenigſtens dem Rhythmus nach, dem Feuer eines Maſchinengewehres ähnelt. Der Schall lenkt den Blick auf die Männer, die an den ſenkrechten Steinbruch⸗ wänden mit dieſen Maſchinen arbeiten und Sprenglöcher bis zu vier Meter Tiefe bohren. Der Abbau geſchieht häufig in Stockwerken, von denen jedes bis zu 60 Meter hoch iſt. Selbſtverſtändlich beſtehen bei dem Geſtein gütemäßige Unterſchiede. Der Fach⸗ mann ſchätzt das bläuliche Material beſonders hoch⸗ Ein Zufall will es, daß die Bergkuppe, in Doſſenheim, auf welcher die Ruine Schauenburg ſteht, aus beſonders gutem Geſtein beſteht. Man iſt ihr darum ſo nahe als mög⸗ lich auf den Leib gerückt, hat aber dann den Abbau doch eingeſtellt, um die Ruine zu erhalten. An einer anderen Stelle arbeitet ein Bagger, der die Erdſchicht über dem Ge⸗ ſtein abräumt, um dieſes freizulegen. Vieder an anderer Stelle muß ein Wouldweg verlegt werden, weil er über beſonders abbauwurviges Geſtein führt. Ueber einen tiefen, ſchluchtenartigen Einſchnitt wird eine Brücke gebaut, eine unangenehme Spitzkurve mit großem Umweg wird dadurch vermieden und eine direkte Feldbahnverbindung zwiſchen zwei Abbauſtätten geſchaffen. Es iſt eine Freude zu ſehen, wie heute überall gehämmert, gemauert, betoniert, erneuert und erweitert wird im Vergleich zu dem Zuſtand vor der Machtübernahme, als nur an wenigen Tagen in der Woche die Felswände den Hall der Geſteinsbohrer zurückwarfen. Der Abbau des Geſteins geſchieht ausſchließlich durch Sprengung. Die losgelöſten Blöcke haben oft ein außer⸗ gewöhnliches Gewicht, nämlich bis zu 450 Tonnen. Auch die Zerkleinerung der Blöcke erfolgt durch das Sprengverfah⸗ ren. „Es wird gepappt“, lautet der Fachausdruck. Der Sprengmeiſter legt mit ſach⸗ kundigem Blick eine Sprengpatrone mit Zi nur auf die richtige Stelle, ein Arbeiter brei t eine oder zwei Schaufeln Sand darüber aus. Die Wirkung dieſer nur auf der Ober⸗ fläche angebrachten Sprengladung iſt verblüffend, ebenſo die wunderbare Präziſion, mit der die Zündſchnüre arbeiten Man kann an deren Längen den Zeitpunkt der Zündung auf die Sekunde genau beſtimmen. Geſprengt wird in den Veſperpauſen oder nach Feier⸗ abend. Das Material wird in maſchinell angetriebenen Bre⸗ chern zerkleinert, ein Arbeitsprozeß, der ſich außen nur durch einen ungeheuren Lärm bemerkbar macht. Zerkleinert wird von den bekannten Größen des Schottergeſteins bis her⸗ unter zu dem feinen Splitt, mit dem Gehwege uſw. belegt werden. D Sortieren geſchieht durch Siebetrommeln oder durch Schüttelſiebe, das ſind mechaniſch angetriebene, ſchräg liegende B die mit immer größer wer⸗ denden Löchern verſehen f i in den ſich drehenden Zylinder eingebracht, wodurch die Sie⸗ bung vorgenommen wird. Das im Steinbruch ſich häufende Abfallmaterial, um das, nebenbei bemerkt, manche Gemeinde froh wäre, wenn ſich der Transport lohnen würde, wird auf die Steinhalden hinausgefahren, die zu immer höher werdenden Bergen an⸗ wachſen. In Doſſenheim, wo die Steinbrüche verhältnismäßig nieder liegen, hat man mit beſtem Erfolg auf dieſen Schutt⸗ bergen Kirſchbäume gepflanzt, ja ſogar Reben. Wer die Wagen der Seilbahnen ſieht, macht ſich ſchwer⸗ lich einen Begriff von der Menge Material, das von dieſen klein ausſehenden Wagen befördert wird. Jeder einzelne faßt bis zu einer Tonne. Sie fahren in einem ſtändigen Kreislauf, z. B. Porphyrwerk im Steinbruch, Lagerplatz in der Ebene und wieder zurück. Die Seile werden durch Ge⸗ wichte geſpannt. Wir beſtaunen zwar ihre Größe, hätten aber doch nicht 840 Zentner für das dickere Seil für die Talfahrt und 450 Zentner für das dünnere Seil für die gfahrt geſchätzt. Der Antrieb geſchieht durch ein beſonderes Zugſeil, mit dem die Wagen an der gewünſchten Stelle äutomatiſch ge⸗ und entkuppelt werden. Der Kraftbedarf iſt gering. Bei einer Anlage mit ſtarkem Gefälle iſt überhaupt keine Antriebsmaſchine notwendig. Die zu Tal fahrenden beladenen Wagen ziehen die leeren nicht nur bergauf, ſondern ſie liefern noch Kraft zum Antrieb einer Maſchine, eine Tatſache, die den beſinnlichen Men⸗ ſchen zum Nachdenken ſtimmt. Handelt es ſich doch hier um die Ur⸗Energie der Erde, die hier ausgenutzt wird, die vor Jahrmillionen in einer Zeit geologiſchen Großgeſchehens ge⸗ waltſam durchbrach und das Porphyrgeſtein als feuerflüſſige Erdgußmaſſe herausſchleuderte und zu jenen Bergen auftürmte und damit Material und Energie gleichzeitig aufſpeicherte. Das heute erſtarrte Geſtein wandert in alle Welt hinaus, denn auch das Ausland, vor allem Holland, iſt Abnehmer. Rund 3000 Tonnen dürften zurzeit in den Werken an der Bergſtraße arbeitstäglich gewonnen werden. Die größten Verbraucher ſind die Reichsbahn, die Städte und ſelbſtverſtändlich die Reichsautobahn. 30000 Tonnen Schotter und Betonmaterialien, die während der Winter⸗ monate zur Beſchäftigung der Doſſenheimer Arbeitskame⸗ raden aufbereitet worden ſind, lagern auf den Verſandplät⸗ zen zum Verladen bereit. Das ſchöne deutſche Dorf Ein Muſterdorf in jedem Gau. Der Gedanke der Dorfverſchönerungsaktion, der das 25 495 1. A 1 1 35 Ziel verfolgt,„das ſchöne deutſche Dorf“ zu ſchaffen, wird nunmehr, wie die amtliche Korreſpondenz der DA berichtet, in den meiſten Gauen mit größtem Eifer in die Tat umge⸗ ſetzt, ſo daß zu hoffen iſt, daß die diesjährige Aktion noch vor Beginn des Weltkongreſſes für Freizeit und Erhloung ſowie der Olympiade zum Abſchluß kommt. N Zweck und Ziel der Dorfverſchönerungsaktion iſt zunächſt, in jedem Gau ein Muſterdorſ zu ſchaffen, das heißt, ein Dorf, das ſich nach nationalſozialiſtiſcher Auffaſſung von der Schön⸗ heit des Dorfbildes und der Schönheit des Arbeitsplatzes in einem unwürdigen und unſchönen Zuſtand befindet, ohne finanzielle Bezuſchuſſung, durch Gemein⸗ ſchaftsarbeit von Partei, Arbeitsfront, Reichsnährſtand und Behörden ſo ſchön und ſauber herzurichten, daß es den übrigen Dörfern des Gaues beiſpielgebend iſt. Dabei handelt es ſich nicht nur um Verbeſſerungen der Aufenthalts⸗ räume, Arbeitsplätze und Landarbeiterwohnungen, ſondern überhaupt um eine Umgeſtaltung von Grund auf nach den Forderungen von Sauberkeit und Schönheit. Künftig ſoll das von einem Dorf zum anderen weitergetragen werden. Dabei ſoll auch eine neue Wohn⸗ und Innenkul⸗ tur erreicht und der Boden vorbereitet werden für die Aus⸗ richtung eigener bäuerlicher Kultur. Alle Aemter von„Kraft durch Freude“ ſtellen ſich in den Dienſt der Sache. Das Amt„Schönheit der Arbeit“ wird ſeine teilweiſe bereits in Angriff genommenen Arbeiten der „Schönheit auf dem Lande“ auf die Muſterdörfer richten. Das Amt„Reiſen, Wandern und Arlaub“ plant Fahrten der einzelnen Gaue zu den Muſterdörfern und wird Kdß⸗ Urlauber dort unterbringen. Dazu wird die NS⸗Frauen⸗ ſchaft ſich beſonders der hauswirtſchaftlichen Schule der dorti⸗ gen Landfrauen annehmen. Das Sportamt wird Kurſe ein⸗ richten für die körperliche Ertüchtigung der Bewohner, das Amt für Volksgeſundheit der DAF. die geſundheitliche Ueber⸗ wachung in die Hand nehmen und das Amt„Feierabend“ den Dorfgemeinſchaftsabenden der Muſterdörfer beſonderes In⸗ tereſſe zuwenden. Vom Weltkongreß für Freizeit und Erholung wer⸗ den ausländiſche Studienkommiſſionen die Muſterdörfer be⸗ ſuchen. BdM, HJ und SA helfen bei der Aktion mit, von deren günſtigem Ausgang auch weſentliche Einwirkun⸗ gen gegen die Landflucht erwartet werden. aS — i 8 Die Feſtſpielmarke, l die der Marienburg⸗Bund aus Anlaß der a end ge Feſiſpiele während der Pfingſttage herausgibt, un 5 auf die Aufführung des„Götz von Berlichingen hinweiſt. 8 Begeiſterung in Rom. Links: Muſſolini auf dem Balkon des Pa⸗ lazzo Venezia nach der Proklamierung des italieniſchen Kaiſer⸗ reiches Abeſſinien. Rechts: Die begeiſterte Menge während der Rede Muſſolinis. Weltbild(M). 2 509 Rekord— Rekord! Heute aufgeſtellt— morgen überboten! Ein Rekord jagt den anderen! Ehrgeiz und Energie formen Leiſtungen, reißen den Körper vorwärts, laſſen das Unmögliche möglich werden! Es gibt Menſchen, die geraten beim Miterleben einer Rekordleiſtung in einen Zuſtand der Begeiſterung, der faſt ſchon an Raſerei grenzt— und es gibt Menſchen, die ziehen verächtlich die Mundwinkel herab, wenden ſich achſelzuckend ab und können es nicht begreifen, wozu die ganze An⸗ ſtrengung. Iſt es wirklich ſo wichtig, ob einer 100 Meter in 10,5 oder 10,4 Sekunden läuft? Hängt wirklich das Heil der Menſchheit davon ab, ob ein Auto mit 100 oder 300 Kilometer Geſchwindigkeit dahinraſt? Das ſind die Menſchen, die den Sinn des Rekords nie erfaßt haben und auch wohl nie erfaſſen werden. Aber bei allen Veranſtaltungen, bei denen die Rekorde purzeln, gibt es eine— der Ausdruck ſei einmal erlaubt— Kategorie von Menſchen, die begreift, die erfaßt, die ver⸗ ſteht, um was es hier geht: Die Jugend! 5 Sie verfolgt den Kampf mit leuchtenden Augen, mit fiebernden Sinnen.. ſie ſpornt an, ſie ſchreit, ſie tobt, ſie jubelt, wenn die Leiſtung vollbracht iſt! Nicht der Rekord iſt es, worauf es ankommt. Sondern der Wille, der den Rekord formt! Der Wille, der ſich nie mit dem Erreichten zufrieden gibt, der immer höher hinaufſtrebt, der keinen Stillſtand kennen und anerkennen will! Ich will— und darum ſchaffe ich's! Es gibt nichts, das ich nicht vollende, wenn ein ganzer Kerl dahinterſteht! Der da eben einen Rekord aufſtellt, einen anderen hin⸗ wegfegt— ein Vorbild iſt er, zuzupacken, es zu wagen, wenn's auch unmöglich erſcheint.. ſich nicht entmutigen, ſich nicht unterkriegen laſſen! Vorbild zur Nacheiferung! Und wird's kein Rekord, ſo iſt es doch vielleicht eine gute Schule zum Lebenskampf! Die Schwierigkeiten meiſtern... es immer wieder ver⸗ ſuchen, nicht nachlaſſen, immer ſtreben, immer kämpfen nur in unabläſſigem Kampf wächſt die Fähigkeit zum Sieg im Sport und im Leben! Auf's Kämpfen kommt's an nur auf's Kämpfen! Der Läufer von Bei Marathon war's Darios, der Perſer, war mit einem gewaltigen Heere gegen die Griechen zu Feld gezogen. Hellas wollte er er⸗ obern... einziehen als Sieger in Athen. Miltiades aber, der Feldherr der Griechen, hatte ſich todesmutig mit ſeiner Streitmacht dem zahlenmäßig weit überlegenen Perſerkönig entgegengeſtellt. Und ſchlug die Perſer Pankratios, der Olympiaſieger, war es, der die Kunde nach Athen bringen ſollte. „Du ſollſt es ſein, der den Athenern Kunde von unſerem Siege bringt“ ſagte Miltiades.„Trag dieſen Siegeszweig auf ſchnellen Füßen nach Athen, entbiete dem Rate meinen Gruß und ſag ihnen: Nenikekamen, wir haben geſiegt!“ Pankratios verneigte ſich, nahm den Zweig aus den Händen des Feldherrn, drückte die Binde feſter an die Wunde an der Stirn, die er in der Schlacht davongetragen hatte, entledigte ſich der Waffen und eilte davon. Zweihundert Stadien, über vierzig Kilometer, war die Stadt vom Schlachtfeld entfernt Pankratios jagte in ſchnellem Lauf vorwärts. Es gab kein Hindernis für ihn! Ueber Gräben ſprang er, über Berg und Tal trugen ihn die flüchtigen Füße. Seine Hand hielt den Siegeszweig. Glühend ſtrahlte die Sonne vom blauen helleniſchen Himmel. Aus der Wunde an der Stirn rann in feinem Rieſeln das Blut und vermiſchte ſich mit dem Schweiß. Pankratios ſpürte die Hitze nicht und ſpürte nicht die Schwäche, die ſeine Verletzung erzeugte. Vor ihm leuchtete wie ein erhabenes Ziel Athens Burg, die Akropolis. in ihm war nichts als die heilige Auf⸗ gabe, die ihm der Feldherr ſtellte: Siegeskünder zu ſein! Was war er? Ein Nichts, den die Götter heraushoben aus der Alltäglichkeit des Geſchehens.. dem ſie Unſterb⸗ lichkeit verhießen, wenn er ſeine Miſſion erfüllte! Er kannte keine Müdigkeit. Der vom langen Kampf gegen die Perſer ermattete Körper war nichts weiter als ein gehorſames Werkzeug des Willens, der alles überwindet. Raſch ging ſein Atem. Die Wunde an der Stirn ſchmerzte. Die Füße brannten vom ſchnellen Lauf. Fern noch war Athen 5 Aufnahme: Schirner—(M). . Hans Braun(rechts) im 400⸗Meter-Cauf. 8 Es kam ein Augenblick, in dem es aufwuchs in Pan⸗ kratios wie ein drohendes Etwas, das ihm ein verlockendes Lager vorgaukelte in dem weichen Gras zu ſeinen Füßen. Nur niederfallen zu laſſen brauchte er ſich. Eine Minute nur der Ruhe... dann konnte er wieder aufſpringen und weitereilen. Kam es wirklich ſo darauf an? Erfuhren die Athener nicht immer noch früh genug von dem Siege und der Ret⸗ tung des Vaterlandes? Nein! Alles in ihm ſchrie dieſes Nein der Schwäche entgegen, die ihn überwältigen wollte. i 0 Vorwärts.. vorwärts! Da.. fern leuchtete die Akropolis! Kaum trugen ihn die Beine noch. Blut aus der Wunde. Aber immer näher rückten die Häuſer der Stadt. Und dort.. die erſten Menſchen! Angſtvoll harrende Frauen, Kinder, die die Straße hinabſchauten, als wüßten Heißer rann das ſie, daß von dort die Kunde kommen müßte: Sieg oder Un⸗ tergang! n Pankratios ſtürmte mit ermatteten Kräften an den Weibern vorbei... ſein Arm ſchwang den Siegeszweig. Seine Lippen formten mit letzter Anſtrengung das Wort auf das die Wartenden hofften: g „Nenikekamen! Wir haben geſiegt!“ Jubel umbrauſte ihn. Freudenſchreie begleiteten ſeinen Weg und beflügelten ſeine Füße zu letzter Zuſammenballung des Willens. Er taumelte. vor ſeinen Augen flimmerte es 5 es ſchien faſt, als würde er ſein Ziel nicht mehr erreichen. Er bog auf den Marktplatz ein, wo die Stadtväter verſammelt waren und in banger Sorge die Götter um den Sieg anflehten. Als der Bote auftauchte, erhob ſich alles, Fragen klangen ihm entgegen. „Haben wir geſiegt?“ Pankratios taumelte die Stufen des Tempels hinauf und ſtand mit keuchender Bruſt vor den Prieſtern. Sie ſahen den Siegeszweig in ſeiner Hand. Hörten ſein atemlos hervorgeſtoßenes„Nenikekamenl“ — und hoben dankerfüllt die Hände zum Zeus empor Die Menge lief zuſammen.. Jubel und Freude füllte den weiten Platz Pankratios ſtand noch zwei, drei Sekunden lang. ein Leuchten des Glückes zuckte über ſein ſchweiß⸗ und blut bedecktes Geſicht Dann wankte er plötzlich. Schnell ſprangen einige Män⸗ ner hinzu.. er glitt ihnen unter den Händen weg. Lag da.. mit einem Lächeln um den jungen Mund. Das Lächeln des Siegers Sein Wille hatte ihn vorwärtsgetragen.. ſein Wille bezwang Schwäche und Müdigkeit, erlahmte nicht eher, als bis er das Ziel erreichte. Dann brach er zuſammen. Männer trugen den Toten in den Tempel, betteten ihn auf lorbeerumkränzten Lager. Sein Leben hatte er dem Vaterland geopfert. Und das Vaterland dankte ihm mit dem höchſten Lohn des Helden: mit dem Lohn der Unſterblichkeit! Der Läufer von Marathon Ueber die Jahrtauſende hinweg ſtrahlt ſein Name bis in unſere Tage und wird weiterleuchten über kommende Jahrhunderte hinweg— Vorbild allen, die wie er bereit ſind, ihr Leben einzuſetzen für die Gemeinſchaft Vorbild einer Jugend, die den Willen hat zum Sieg und— wenn es ſein muß— den Willen zum Sterben für ein hohes, ein heiliges Ziel! 5 Hans Braun wird engliſcher Meiſter Wenn in Deutſchland die Rede iſt von Rekorden auf dem Gebiete der Leichtathletik, dann ſteigt als leuchtendes 2 8955 der Name Hans Braun aus der Zeit vor dem Kriege auf. i Hans Braun, der im vollſten Sinne des Wortes das war, was man in England drüben einen„ſelfmademan“ nennt. Er ſtand ganz allein, hatte keinen Lehrer, hatte ſelbſt niemand, den er ſich als Vorbild nehmen konnte und er⸗ reichte doch Leiſtungen wie keiner vor ihm! Was ihn antrieb, war der unerbittliche Wille, der Erſte zu ſein. war der Wille, über ſich ſelbſt hinauszuwach⸗ ſen.. 1909, 1911 und 1912 gewann er die engliſche Mei⸗ ſterſchaft über 800 Meter! 1909 ſchlug er im 1000⸗Meter⸗Lauf in Berlin in un⸗ erhörter Energie den mehrmaligen Olympiaſiger Lightbody! Im 800⸗Meter⸗Lauf ſchlug er Lightbodys Nachfolger, den Olympiaſieger Meredith. a Wo er an 95 Start ging, gab es ein ſpannendes, auf⸗ regendes Rennen, gab es Kampf bis zum letzten! Am 9. Oktober 1918, einen Monat vor Kriegsende, ſtarb er den Heldentod als Fliegerleutnant 1. Am 3. Juli 1909 war's. 800⸗Meter⸗Lauf um die engli⸗ ſche Meiſterſchaft! Tauſende von Zuſchauern um⸗ rahmten die Aſchenbahn, Tau⸗ ſende von Zuſchauern waren ge⸗ kommen, um einen der Ihren ſie⸗ gen zu ſehen. Da war unter den Teilnehmern einer, von dem man nichts weiter wußte, als daß er ein fabelhafter Läufer ſein ſollte: Ein Deutſcher... Hans Braun war ſein Name. In den Vorläufen hatte es zwi⸗ ſchen ihm und ſeinen Konkurren⸗ ten ſchon harten Kampf gegeben. Nun, im Endlauf, ſtand er ge⸗ gen Englands beſte Läufer, gegen Aſtley und Fairbairn⸗Crawford! Gegen ſie würde ſich der Deut⸗ ſche ſchwer durchſetzen können. Sie hatten in hundert Kämpfen be⸗ wieſen, daß ſie zähe, verbiſſene Burſchen waren, die dem Gegner das letzte abverlangten! Am Start Ruffel, ſchlank, kräftig Aſtley, eine wundervolle Ath⸗ letenfigur Fairbairn⸗Crawford, ſtämmig, muskulös, unterſetzt. was es geht Hans Braun, überſchlank, faſt hager wirkend... Und dann die anderen, alles Sportsleute. denen man es anſieht, daß ſie bereit ſind, den Kampf ihres Lebens zu liefern Weltruhm lockt Das iſt 1909 eine Stufe, die nur wenige erklimmen, ein Rang, mit dem Weltruhm verbunden iſt! Der Startſchuß fällt Die Läufer ſchießen davon l Ruffel übernimmt ſofort die Führung, jagt in einem Tempo davon, das er nie und nimmer durchhalten kann. Ein ſolches Tempo läuft man, wenn es gilt, 100 oder 200 Meter zu laufen Hans Braun liegt an fünfter Stelle Er läuft in fabelhaftem Stil, weit ausgreifend ſauſt er dahin.. leichtfüßig, geſchmeidig, wie nur einer läuſt, deſſen Können ausgereift iſt. Langſam ſchiebt er ſich heran an die andern 5 Und ſchon merkt man, daß ihn dieſe andern fürchten. Sie verſuchen, ihn einzuſchließen, ihm ſo die Möglichkeit zu nehmen vorbeizukommen. Aber Hans Braun ſtoppt kurzentſchloſſen ab und geht an der Kurve nach außen und hat freie Bahn. Im Nu ſchiebt er ſich auf den dritten Platz. f 3 vorauszuſehen war, iſt eingetreten: Ruffel fällt Ruffel hat ſich ausgegeben! Vor Hans Braun liegen nur noch Aſtley und Fairbairn⸗ Crawford. Zwiſchen dieſen dreien wickelt ſich nun der wel⸗ tere Kampf ab. Faſt die Hälfte der Strecke liegt hinter ihnen, da kommt ein kritiſcher Moment, der die Herzen der wenigen Deut⸗ ſchen, die ſich unter den 25 000 Zuſchauern befinden, bang ſchlagen läßt.. Hans Braun wird langſamer. ſeine Hand greift in die Seite. Irgend etwas ſcheint nicht in Ordnung zu gen bei ihm... Iſt es das Herz, das ihm Schwierigkeiten macht? Hat er plötzlich irgendwelche Schmerzen? Später erſt erfährt man: Stiche in der Seite beeinfluſſen für zwei, drei Sekunden ſeine Leiſtung. 5 Aber ſchon iſt der kritiſche Augenblick überwunden. Hans Braun beißt die Zähne zuſammen. Er weiß, um er weiß. Millionen Deutſche ſchauen in dieſen Minuten auf ihn, verfolgen im Geiſte ſeinen Lauf Weiter greifen feine Beine aus in beſtechender Form holt er auf, liegt nun in der Kurve dicht hinter den beiden Engländern 350 Meter ſind noch zu laufen.„ Hans Braun hält ſeine 85 für gekommen. 9 Alle Kräfte ballt er in ſich zuſammen (Sortſezung julat) zurü Poſtſcheck: WoW ͤ des deutſchen Volkes, Gauführung Karlsruhe Nr. 360. Bankkonten: WSW des dercn Volkes. Gauführung; Städt. Sparkaſſe, Karlsruhe 91 3599; Bank der deutſchen Arbeit, Karlsruhe Nr. 61 Badiſche Bank, Karlsruhe Reg. Nr. 6268. ————— e er r 9— T... TTT