U %/ ß d Ar. 112(2. Blatt). Neckar Bote Donnerstag, 14. Mai 1936 ——— Eintritt in die Anterofſiziersſchule Junge Leute, die Luſt und Liebe zum Unteroffiziersberuf Anfanterje) haben und ich hierzu freiwillig melden, können alf einer Heeres⸗Anterofftziers⸗Schule hierfür in zweijäh⸗ ziger Dienſtzeit vorbereitet werden. Sie erhalten neben der militäriſchen Erziehung und Ausbildung allgemeinbilden⸗ den Anterricht. Die Ausbildung beginnt am 20. Oktober 1936; Unterbringung erfolgt in der bisherigen Polizeiſchule in Potsdam⸗Eiche. Gebührenabfindung regelt ſich wie bei der Truppe. 5 Die Anterofftziersſchüler ſind Soldaten im Sinne des Wehrgeſetzes und allen militäriſchen Beſtimmungen und Geſetzen unterworfen. Für die Aufnahme in die Heeres⸗Unteroffiziers⸗Schule gelten folgende Beſtimmungen: 1. Bewerber müſſen vor der Einſtellung ins Heer ihrer Arbeitsdienſtpflicht genügt haben. Für die Ein⸗ ſtellung im Herbſt 1936 kommen mithin nur Bewerber in Betracht, die den Arbeitsdienſt bereits abgeleiſtet haben oder zurzeit ableiſten. 2. Für die Einſtellung kommen nur Wehrpflich⸗ tige in Frage, die am 20. Oktober 1986 das 17. Lebens⸗ jahr vollendet und das 20. Lebensjahr nicht überſchritten haben. 3. Ferner gilt für die Einſtellung als Anteroffiziers⸗ ſchüler als Vorausſetzung, daß der Bewerber a) die deutſche Staatsangehörigkeit(Reichsangehörigkeit) beſitzt, b) wehrwürdig, e) deutſchen oder artverwandten Bluts, d) un⸗ beſcholten, e) unverheiratet, f) tauglich 1 oder 2 für den Wehrdienſt iſt. Mindeſtgröße nicht unter 1,82 Meter. Nolwendige Zahnbehandlung iſt vor der Einſtellung durchzu⸗ führen. 4. Den Anträgen auf Aufnahme iſt beizufügen: a) Der Freiwilligenſchein, deſſen Ausſtellung bei der für den Wohnſitz des Anwärters zuſtändigen polizeilichen Meldebehörde perſönlich zu beantragen iſt(für im Reichs⸗ arbeitsdienſt ſtehende Anwärter wird der Freiwilligenſchein von dem zuſtändigen Meldeamt des Reichsarbeitsdienſtes aus⸗ geſtellt). Bei der Anmeldung bei der polizeilichen Meldebe⸗ hörde iſt eine ſchriftliche, amtlich beglaubigte Einwilli⸗ gungserklärung des geſetzlichen Vertreters zum frei⸗ willgen Eintritt in den aktiven Wehrdienſt vorzulegen. b) Ein ſelbſtgeſchriebener Lebenslauf. Die⸗ ſer muß mindeſtens enthalten: Vor⸗ und Zuname, Geburts⸗ lag und Ort, Angaben über Schulbeſuch, Beruf und Be⸗ ſchäftigung oder Arbeitsloſigkeit nach der Schulentlaſſung, über etwa abgeleiſteten Arbeitsdienſt, ob Freiſchwimmer, ge⸗ naue und deutliche Anſchrift. c) Eine Verpflichtungserklärung zu zwölf⸗ jähriger Dienſtzeit in der Wehrmacht einſchließlich der Dienſtzeit auf der Heeres⸗Anteroffiziers⸗Schule mit ſchrift⸗ licher, amtlich beglaubigter Einwilligungserklärung des ge⸗ etlichen Vertreters. d) Zwei Paßbilder. 5. Die endgültige Entſcheidung über die Auf⸗ nahme trifft das Oberkommando des Heeres(Allgemeines Heeresamt, Inſpektion der Infanterie) als Annahmetruppen⸗ keil, nachdem der Anwärter ſich einer beſonderen Eignungs⸗ prüfung unterzogen hat, die bei einem in der Nähe des Wohnorts des Bewerbers gelegenen Truppenteil abzuleiſten iſt. Aufforderung hierzu ergeht durch die Wehrbezirkskom⸗ mandos. 6. Anträge auf Einſtellung als Anteroffiziersſchüler ind ſpäteſtens bis zum 21. Juni 1936 an die Inſpektion der Infanterie, Berlin W 35, Bendlerſtraße 13, zu richten. Erholungsreiſen für Kriegsbeſchädigte Als zuſätzliche freiwillige Vergünſtigung hat die Natio⸗ nalſozialiſtiſche Kriegsopferverſorgung Erholungsreiſen für Kriegsbeſchädigte organiſiert, und zwar im Zuſammenwirken mit dem Reichsarbeiksminiſterium und anderen Behörden und Parteiſtellen. Es handelt ſich um zehntägige Erho⸗ lungsreiſen in geſundheitlich vorteilhafte Orte und Ge⸗ genden Deutſchlands. Dieſe für die Teilnehmer völlig koſtenloſen Reiſen, die außerhalb der gegenüber anderen Ländern bereits muſtergültigen amtlichen Betreuung der Kriegsopfer erfolgen, ſollen nicht allein die Kameraden mit den Schönheiten des deutſchen Vaterlandes bekannt machen, ſondern auch ihre körperliche und geiſtige Leiſtungsfähigkeit aufftiſchen und ſtählen, was für diele durch ihre Kriegs⸗ beſchädigung im Lebenskampf doppelt belaſtete Kameraden mehr und mehr notwendig wird. Dieſe Zweckbeſtimmung bringt es mit ſich, daß nicht allein bedürftige Kameraden verſchickt werden, ſondern auch ſolche, deren All⸗ gemeinzuſtand eine geſundheitliche Vorſorge erwünſcht macht. Ein Anſpruch kann allerdings nicht gewährleiſtet werden, zu⸗ mal die Aktion immer nur im Rahmen der jeweils bereiten Mittel erfolgt. Die Durchführung der Maßnahmen hat der Reichsarbeitsminiſter dadurch ermöglicht, daß er der NSN OV. ſierfür Spenden vermittelte und ſonſt freie Beträge zufließen ließ. Die zur Verfügung geſtellten Mittel hat der Reichs⸗ ktiegsopferführer ergänzt. Wie muß man auf der Autobahn überholen Auf den dem Verkehr übergebenen Strecken der Auto⸗ bahnen wird noch vielfach falſch überholt. Deshalb ſoll hier noch einmal der Ueberholungsvorgang auf Autobahnen klar erörtert werden: 1. Der Fahrer des überholenden Fahrzeuges muß vor Beginn des Ueberholungsvorganges abſchätzen, ober über⸗ haupt das vor ihm fahrende Fahrzeug überholen kann. 2. Der Fahrer des überholenden Fahrzeuges beginnt in einem Abſtand von 150 bis 250 Meter voß dem vor⸗ deren, d. h. zu überholenden Fahrzeug nach Ausſchwenken ſeines linken Fahrtrichtungsanzeigers(Winkers) von ſeiner rechten Fahrbahnhälfte,„der Fahrſpur“, über den Trennſtrich allmählich auf die linke Fahrbahnhälfte überzu⸗ wechſeln. Durch das Anſteuern des Trennſtriches ſieht jeder folgende Fahrer ſofort, daß der Vordermann auf die Ueber⸗ holſpur fahren will. Dieſe linke Fahrbahnhälfte iſt die „Ueberholſpur“ und darf nur von überholenden Fahr⸗ zeugen(ſchnelleren Fahrzeugen) benützt werden. 3. Auf der Ueberholſpur überholt er das auf der Fahr⸗ ſpur befindliche Fahrzeug und begibt ſich erſt in einem aus⸗ reichenden Abſtand vor dem überholten Fahrzeug allmäh⸗ lich auf die Fahrſpur zurück. i 5 4. Längeres Nebeneinanderfahren zweier Fahrzeuge, das eine auf der Fahr⸗, das andere auf der Ueberholſpur, iſt unzuläſſig und ſtrafbar. Der Fahrer des auf der Fahrſpur verbleibenden Fahrzeuges darf nicht, wenn er überholt werden ſoll, plötzlich beſchleunigen(auf⸗ drehen) und dadurch den Ueberholungsvorgang ſtören oder unmöglich machen. 5. Sollen mehrere hintereinander fahrende Fahrzeuge überholt werden, ſo hat das überholende Fahrzeug ſo lange auf der Ueberholſpur zu bleiben, bis es an der Reihe der auf der Fahrſpur fahrenden Wagen vorbei iſt. Alsdann fährt es in einem ausreichenden Abſtand— wie unter Abſatz 3 geſagt— vor den überholten Fahrzeugen auf ſeine Fahr⸗ ſpur zurück. Die Fahrſicherheit der Autobahnen erfordert, daß dieſe hier beſchriebene Art des Ueberholens allgemein eingehalten wird. Es iſt anzunehmen, daß die Kraftfahrrechtsſprechung dieſe Art des Ueberholens als Norm anerkennt und bei An⸗ fällen infolge Verſtoßes gegen dieſe Ueberholweiſe auf fahr⸗ läſſiges oder ſogar grobfahrläſſiges Verhalten erkennt. Der Ausbau des Feuerlöſchweſens Bis 1940: Alle 15 Kilometer motoriſierte Feuerwehr. In einem Erlaß an die Landesregierungen betont Reichs⸗ innenminiſter Dr. Frick, der weitere Ausbau des Feuerlöſch⸗ weſens und die Finanzlage der Gemeinden erforderten in gleicher Weiſe, daß die für das Feuerlöſchweſen insgeſamt zur Verfügung ſtehenden Mittel möglichſt zweckvoll verwen⸗ det würden. Hierzu gehöre, daß in erſter Linie eine wei⸗ tere Motoriſierung der Feuerſpritzen erfolge und, ſo⸗ lange dieſes Ziel in der einzelnen Gemeinde noch nicht er⸗ reicht ſei, andere Maßnahmen zunächſt zurückgeſtellt würden, es ſei denn, daß ſie beſonders vordringlich ſind, wie z. B. die Waſſerperſorgung. Der Miniſter erſucht die zu⸗ ſtändigen nachgeordneten Behörden, unverzüglich Material als Unterlage für die weitere Motoriſierung der Feuerweh⸗ ren aufzustellen. Sobald die Landesregierungen bezw. Ober⸗ präſidenten die erforderlichen Unterlagen haben, ſollen ſie in Verbindung mit den Feuerſozietäten und Feuerwehren unter Beteiligung der Kommunalaufſichtsbehörden prüfen, wie die weitere Motoriſierung der Feuerwehren insbeſondere auf dem Lande und in kleineren Städten planmäßig durchzufüh⸗ ren ift. Habtubieliſr 1 5 Vos, ĩcc Nu eff eck. 115 „Badiſche Fahnen und Standarten“ Eine Schrift des Armeemuſeums in Karlsruhe. Das Armeemuſeum in Karlsruhe, dem der badiſche Reichsſtatthalter Robert Wagner den Titel„Deutſche Wehr am Oberrhein“ veriehen hat, gab ſoeben eine ausgezeichnete Schrift heraus:„Badiſche Fahnen und Standarten“. Die Fünſtleriſchen Vierfarbendrucke geben eine Ueberſicht über die Fahnen badiſcher Regimenter, um deren Er⸗ haltung ſich das badiſche Armeemuſeum hervorragende Dienſte erworben hat. Von den erſten Fahnen der markgräfliſch⸗badti⸗ ſchen Füſtlierbataillone Durlach und Raſtatt aus den Jah⸗ ren 1781 bis zu den ruhmreichen Fahnen des Weltkrie⸗ ges iſt die intereſſante und dankenswerte Darſtellung ein einziges Hohelied deutſchen Heldenmutes und deutſcher Treue. Wir Deutſche hatten zu allen Zeiten eine beſonders hohe Auffaſſung von der Heiligkeit der Fahne. Zwar hat man unſerem Volk in den troſtloſen Jahren nach dem Krieg die Fahne aus den Händen entwunden. Doch die es taten waren keine Deutſchen, ſie waren nicht Blut von unſerem Blute und Geiſt von unſerem Geiſt. Es war unendlich ſchwer, in einer Zeit, in welcher art⸗ fremde Menſchen die Heiligkeit der Fahne in den Schmutz zogen, das Hohelied der Fahne zu bewahren. Darin liegt das unſterbliche Verdienſt des badiſchen Armeemuſeums. Als am 7. März wieder deutſche Truppen in unſer Grenzland einzogen, erhielten auch die Fahnen der alten Armee wieder ihren Sinn. Die heldenmütigen Fahnenträger, denen die Fahne höher war als ihr Leben, ſind nicht mehr umſonſt gefallen. Sie fielen, weil ſie wußten: Wo die Fahne ſteht, ſtehen auch die Mannen, und wir wollen uns als wür⸗ dige Erben erweiſen, indem wir dem alten Satz neue Gel⸗ tung verſchaffen: Dem Soldaten ſoll ſeine Fahne heilig ſein! Eporinachrichten Einheimiſcher Fußball. 2 Das Ergebnis der Ausloſung zur 3. Hauptrunde um den Deutſchen Vereinspokal hat der Bundesſportwart Dr. Glaſer, Freiburg, wie folgt veröffentlicht: F. K. Pirmaſens— 98 Seckenheim Fo. Saarbrücken Fo. Dieflen Phönix Karlsruhe Sp. Söllingen 1. FC. Pforzheim Union Niederrad Seckenheim muß alſo nach Pirmaſens zum dortigen 1. F. K. Für die Seckenheimer Mannſchaft ſteht alſo ein großer Kampf bevor. Pirmaſens zählt zu den deut⸗ ſchen Spitzenmannſchaften und iſt zu Hauſe ſo gut wie unſchlagbar— auch von großen Mannſchaften. Secken⸗ heim muß mit aller Energie an dieſe ſchwere Aufgabe herangehen. Wegen Fahrtgelegenheit ſiehe Das große Fußballereignis für Ilvesheim. Am kommenden Samstag wird Ilvesheims 1. Mann⸗ ſchaft gegen die ſpielſtarken Weinheimer um 6 Uhr abends ein Privatſpiel in Ilvesheim austragen. Am Sonntag, den 17. ds. Mts., empfängt dann Ilvesheim die bekannte Erſatzliga vom Spy. Waldhof mit den beiden Fürther, Leupold und Schwendner. Maag dürfte ſehr geſpannt ſein auf die heiden Fürther Spieler, da ſie in nächſter Zeit für die 1. Mannſchaft von Walo⸗ hof frei werden. Alle Fußballfreunde werden ſich dieſes Spiel nicht entgehen laſſen wollen, zumal Ilvesheim, das in der Bezirksklaſſe den 3. Tabellenplatz einnimmt, in letzter Zeit eine ſtarke Formverbeſſerung gezeigt hat. Es wird beſtimmt ein ſchönes Spiel geben, zumal ſich Ilvesheims Mannſchaft nicht ſo leicht geſchlagen gibt. Der Ausgang des Spiels iſt daher ganz offen. Ilvesheim wird zu dieſem Spiel mit ſeiner ſtärkſten Mannſchaft wie folgt antreten: Lembach; Sauer, Hennes⸗ thal; Weber, Kraft, Hamann; Schwarz, Weber, Hart⸗ mann Zeh, Weber. heutiges Inſerat. Oer erſte deutſche Sieg gegen Everton Die Engländer in Duisburg 4:1(0:1) geſchlagen. Das zweite Spiel der zu fünf Spielen gegen deutſche Auswahlmannſchaften verpflichteten engliſchen Berufsſpie⸗ lerelf des FC Everton Liverpool endete in Duisburg mit einer Niederlage der Gäſte. Eine mit zwei Ausnahmen rein weſtdeutſche Elf ſiegte vor 25000 Zuſchauern im Wedau⸗ Stadion mit 4:1 Toren, nachdem die Briten bei der Pauſe noch mit 0:1 geführt hatten. Dieſer deutſche Erfolg iſt um ſo bemerkenswerter, als die Engländer in noch ſtärkerer Auf⸗ ſtellung antraten als beim erſten Spiel in Hamburg. In einem Vorſpiel ſchlug eine Duisburg⸗Oberhauſener Stadtmannſchaft eine Elf, deren Spieler weſtdeutſchen Be⸗ zirksklaſſen entnommen waren, 3:1(1: t. — Noch am gleichen Abend ſtartete das Luftſchiff zum erſten nach Südamerika. 1 2——— 55 5 a 155 25 55 Rhein⸗Main. „Graf Zeppelin nach der 9* Male von Frankfurt am Main aus dame (Weltbild(M). Eröffnung der Reichs⸗Autobahn Halle Leipzig. 3 Weltbild(M.) Die Freigabe der Strecke Halle—Leivz ia durch Generalinſpektor Dr. Tod⸗ Inkaſchatz im Eiſenkofſer Ein deutſcher Forſcher erzählt aus ſeinem Leben. Anläßlich ſeines 80. Geburtstages iſt der deutſche For⸗ ſcher, Prof. Dr. Max Uhle, am Ibero⸗Amerikaniſchen In⸗ ſtitut in Berlin mit der Goethe⸗Medaille und von den Regierungen von Peru und Ecuador mit hohen Orden ausgezeichnet worden. Prof. Uhle, der als erſter die Kultur der Inkas aus den alten Trümmerſtätten in Süd⸗ amerika praktiſch erforſcht hat, erzählt hier einiges aus ſeinem Leben. „Im Jahre 1881“, ſo berichtet Profeſſor Uhle, ein ge⸗ bürtiger Sachſe, den man ſeiner geiſtigen Regſamkeit und körperlichen Friſche nach höchſtens für einen rüſtigen Sechziger halten könnte,„begann ich meine wiſſenſchaft⸗ liche Laufbahn am Völkerkundemuſeum in Dresden. Spä⸗ ter ſiedelte ich dann nach Berlin über. Die Völkerkunde war damals noch ein wiſſenſchaftlich kaum erſchloſſenes Gebiet. Man begnügte ſich damit, in den Muſeen eine Anzahl Paradeſtücke als nichtsſagendes Anſchauungsma⸗ terial aufzuſtellen, wollte jedoch von Ausgrabungen, um zu einem inneren Verſtändnis untergegangener Kulturen zu gelangen, noch nichts wiſſen. Unter dieſen Umſtänden war es immerhin ſchon ein Fortſchritt, daß man mich im Jahre 1892 zum Studium der Eroberungswege der In⸗ kas nach Südamerika hinüberſchickte. Man gab mir jedoch die ſtrenge Weiſung mit, ja nicht in der Erde nach Alter⸗ tümern herumzubuddeln, ſondern nach der„altbewährten Methode“ wirklichkeitsfremder Theoretik den Kontinent zu durchforſchen. Da dieſe Vorſchrift gar nicht nach meinem Geſchmack war, ging ich im Jahre 1895 zur Univerſität Pennſylvania über, die damals gerade damit begonnen hatte, nach ſchwediſchem Vorbild praktiſche Archäologie durch Ausgrabungen zu betreiben. Schon auf einer mei⸗ ner erſten Forſchungsexpeditionen im weſtlichen Argenti⸗ nien verirrte ich mich nordweſtlich von Cordoba ſamt meinem Maultiertreiber in einem rieſigen Salzſumpf und mußte viele Tage meinen Trinkwaſſerbedarf aus durch Rindvieh verſchmutzten Straßenpfützen decken—.“ „Ausgerechnet in den Karnevalstagen des Jahres 1896“, fährt der Gelehrte fort,„gelang es mir, in der Gegend von Lima umfangreiche Gräberfelder verſchie⸗ dener Perioden aus der Zeit von 8001500 nach Chriſtus aufzudecken. Und bei Trufillo ſtießen wir gar in ſieben Meter Tiefe auf Häuptlingsgräber, die goldene Gefäße, Symbolzeichen und Schmuckſtücke enthielten. Allerdings! war nur noch ein Teil der urſprünglich den Toten bei⸗ gegebenen Inkaſchätze vorhanden, da, wie verſchiedene; Anzeichen erkennen ließen, die Gräber ſchon bald nach der Beſtattung von anderen Goldliebhabern heimgeſucht wor⸗ den waren. Ein großer Eiſenkoffer nahm die koſtbaren; Funde auf. Ich erhielt zu dieſer Zeit zufällig den Beſuch der Mutter des heutigen Zeitungskönigs Hearſt, die nichts! Eiligeres zu tun hatte, als der amerikaniſchen Geſellſchaft, für die ich damals tätig war, umgehend von meinen Er⸗ folgen als Schatzgräber zu berichten. Worauf dieſe ſich ſo⸗ fort mit einer Rückfrage an mich wandte, was das viele Gold in meinem Koffer zu ſuchen habe und warum es nicht ſchon längſt abgeſchickt ſei.— Dieſes Mißtrauen hat mir damals die ganze Schatzgräberei verleidet.“ Auf dieſe Weiſe hat der deutſche Archäologe im Ver⸗ laufe von vier Jahrzehnten ganz Peru, Ecuador, Argen⸗ tinien, Chile und Bolivien durchforſcht und hierbei bis zum Jahre 1933 nicht weniger als weit über 25 000 Alter⸗ tümer, darunter viele Koſtbarkeiten aus purem Golde, der Erde entriſſen, worin ſie Jahrhunderte wohlverwahrt ge⸗ ruht hatten. In Philadelphia, Berkeley in Kalifornien, Lima, Santiago de Chile und Quito entſtanden eigene Muſeen, deren ganzer Inhalt auf dem Lebenswerk des deutſchen Forſchers aufgebaut iſt. So erhielten Berkeley und Philadelphia allein je achttauſend Fundſtücke. Deutſch⸗ land, die Heimat des Forſchers, aber mußte ſich mit gan⸗ zen— zweitauſend Altertümern zufrieden geben. So hat ſich ein wiſſenſchaftlicher Bürokratismus gerächt, der Aus⸗ Drei aus dem Bruch Roman von Paul Hain. 14. Z3Zwölftes Kapitel. Detlev ſtand in Trina Schäfers Stube. Er hatte lange am Waldzipfel gewartet. Hanni war nicht gekommen. And ſie mußte doch wiſſen, daß er auf ſie wartete. Warum kam ſie nicht? Da war er in die Vorwerksgaſſe gegangen. Trina hatte den Kopf bei ſeinem Eintritt erhoben. Sie war kaum verwundert. „Herr Holtorf?“ 63885 Er ſah ſich um. „Wo iſt Hanni, Mutter Trina?“ 2 „Fort, Herr Holtorf— weit fort, glaube ich b „Mutter Tring— Ihr ſprecht ſo ſeltſam. Wo iſt Hanni? Ihr müßt es doch wiſſen.“ „Ich— weiß ſelbſt nicht, wo ſie iſt. 5 — entfloh ſie. Ließ nur einen Zettel zurück. ſtand—“ „Mutter Trina!“ a Sie neſtelte an der Taſche ihrer Schürze und holte den Zettel hervor. Ihre Hand zitterte. „Da— leſen Sie ſelbſt—“ Detlev las:„Hab' keine Sorge um mich, Mutter. Ich ehe. Es iſt beſſer ſo. Ich will alles vergeſſen. Vielleicht komme ich einmal wieder.“ Das war alles. Detlev ließ den Zettel ſinken. Starrte Trina Schäfer groß an. „Was— bedeutet— das?“ Trina nickte kaum merklich. Ihre Augen hatten allen Spott verloren. „Ich habe Schuld,“ ſagte ſie langſam.„Sie— floh vor mir. Und— vielleicht— vor einer Liebe, die ſinnlos war. Ich— hatte ſie davor bewahren wollen. Aber Kinder 95 0 wohl ihren eigenen Weg gehen. Das iſt ſo in der Welt.“ Detlev faßte es nicht. „Hanni! Warum—2“ Ein kurzes Lächeln ſchwebte um Trinas dünne Lippen. C6 Vor fünf Tagen Darauf „Herr Holtorf— Sie— müßten es ahnen. Sie— haben 5 doch geliebt—“ 5 Er fuhr auf. 8 Haß ſprang in ſeine Augen. 5 „Mutter Trina— Ihr habt ſie vertrieben! Ihr habt ihr den Kopf heiß gemacht. Habt ſie gequält. Oh— ich ahne! Da wußte 10 am Ende nicht mehr ein und aus und lief davon. Iſt's ſo? Trina— iſt es ſo? Redet!“ Die Röte war ihm ins Geſicht geſtiegen. Beobachtungen mitteilen, grabungen ablehnte und dafür die graue Theorie uralter Wälzer höher einſchätzte als lebendiges Wiſſen! Natürlich iſt Profeſſor Uhle bei ſeinen Streifzügen kreuz und quer durch Südamerika mehr als einmal in Ge⸗ fahr gekommen, Leben und Eigentum zu verlieren.„Ein⸗ mal“, erzählt der greiſe Forſcher,„hatte ich mich mit meinen eingeborenen Dienern auf dem Heimweg vom Ti⸗ ticaca⸗See nach La Paz ſtark verſpätet, wurde von der hereinbrechenden Dunkelheit überraſcht und mußte daher mit meinen Tieren in einer leerſtehenden Indianerhütte übernachten. Deren Bewohner waren zu dieſer Zeit ge⸗ rade in einem benachbarten Dorf bei einem Feſtgelage und kamen erſt gegen vier Uhr morgens ſinnlos betrunken nach Hauſe. Kaum hatten ſie die unwillkommene Einquar⸗ tierung erblickt, als ſie mich auch ſchon mit gezückten Meſ⸗ ſern umringten, wie beſeſſen von einem Fuß auf den an⸗ deren tanzten und mir unter mörderiſchem Geſchrei den Garaus zu machen verſuchten. Es ging damals tatſächlich für mich um Kopf und Kragen.— Den ſchußbereiten Re⸗ volver in der Hand, zog ich mich an die Hüttenwand zu⸗ rück, um wenigſtens im Rücken Deckung zu haben, und er⸗ reichte endlich nach ſtundenlangen Verhandlungen, daß mau mich nach reichlicher Bezahlung des von mir„requi⸗ rterten“ Pferdefutters in Frieden ziehen ließ. Die Sache hätte jedoch auch anders ausgehen können, denn damals pflegten die halbwilden Indios noch mit Vorliebe die Pflanzer auf ihren Gütern nächtlicherweiſe zu überfallen, ganze Familien zu ermorden und aus den abgeſchlagenen ſkalpierten Schädeln der Todesopfer deren Blut zu trinken.“ Doch nicht nur durch die Eingeborenen, ſondern auch durch die Regierungen der ſüdamerikaniſchen Länder wur⸗ den Profeſſor Uhle bei ſeiner Forſchungsarbeit manche Hinderniſſe in den Weg gelegt. So mußte er, als er mit Ausgrabungen in Tohuanaco, einer alten Inkaburg, be⸗ ginnen wollte, die Feſtſtellung machen, daß Offiziere die prächtigen alten Steinfiguren als— Zielſcheiben für ihre Schießübungen benutzten, während Kinder ſich damit ver⸗ gnügten, die koſtbaren Reliefs des alten Sonnentores zu zerklopfen. Auch zu Straßen⸗ und Gefängnisbauten muß⸗ ten die unerſetzlichen Kunſtdenkmäler längſt verſunkener Kulturen das Material liefern. Noch im Jahre 1905 wurde der Eiſenbahndamm zum Titicaca⸗See aus Ge⸗ ſteinsquadern errichtet, die man aus alten Inkabauten mit Dynamit herausgeſprengt hatte. Auf dieſe Weiſe fanden die wertvollſten Bildwerke, Tempelſäulen und Kultſtätten ein unrühmliches Ende. Als Profeſſor Uhle dagegen bei der Regierung Beſchwerde einlegte und ſchließlich eine Preſſepolemik gegen die unhaltbaren Zuſtände entfeſſelte, wurde ihm die Fortſetzung ſeiner Ausgrabungen einfach kurzerhand— verboten. Um ſo höher iſt es einzuſchätzen, daß man nunmehr auch in Südamerika die Kulturarbeit des deutſchen Forſchers zu würdigen weiß, was in der Verleihung der beiden hohen Auszeichnungen zum Aus⸗ druck kommt. Das Tempo als Erbteil. Der Berliner Vererbungs⸗ forſcher und Eugeniker Prof. Eugen Fiſcher konnte einige die er zuſammen mit ſeiner Schülerin, Frau Friſcheiſen⸗Köhler, in mühevoller For⸗ ſchungsarbeit gemacht hat. Es handelt ſich um die wich⸗ tige Tatſache, daß das Tempo eines Menſchen, eines der charakteriſtiſchen Kennzeichen für ſeine Wirkung als Per⸗ ſönlichkeit und für die Eigenart ſeiner Erſcheinung, mit Sicherheit als ererbt anzuſehen iſt. Das Tempo einer Verſuchsperſon kann man z. B. feſtſtellen, indem man ſie mit dem Finger klopfen läßt und die Geſchwindigkeit mißt. Man erhält dabei das überraſchende Ergebnis, daß die gleiche Verſuchsperſon tatſächlich mit ganz kleinen Ausſchlägen immer wieder das gleiche Tempo zeigt. Man hat die Verſuche an einer Perſon nach den verſchieden⸗ artigſten Zuſtänden gegliedert, in denen ſie ſich befand, ob ſie alſo etwa unter dem Einfluß von Alkohol ſtand oder Kaffee getrunken hatte, ob ſie von ſchwerer Arbeit oder vom Vergnügen kan Ihr Blick war plötzlich klug und mütterlich. Kein Menſch ahnte, wieviel Güte und Weisheit in Trina Schäfers Her⸗ zen aufgeſpeichert war, wieviel Menſchenwiſſen ſich unter ihrem rauhen, ungemütlichen Aeußern verbarg. 5 „Herr Holtorf— nun hat ſie den Schmerz hinter ſich. Seien Sie ehrlich— dieſe Liebe wäre doch einmal eine Enttäuſchung geweſen!“ „Nein!“ „Ich ltebe ſie— ich werde ſie tmmer lieben! And ſie hatte den Glauben an mich, den Ihr von ihr genommen habt! Wer gab Euch den Mut, Schickſal ſpielen zu wollen?“ Sie richtete ſich auf. „Die Mutterliebe, Herr Holtorf!“ Ihre Stimme ſchwankte. 5 8 Er ſchwieg ob dieſer Antwort. Erriet, was Trina Schäfer gewollt hatte. Und begriff es nicht. „Trina—“ 5 „Die Hanni wird's verwinden, da draußen. als hier, Herr Holtorf—“ Da ballte er die Fäuſte. „Sie ſoll nicht— ſoll nicht! Suchen will ich ſte! Ich liebe Hanni aus vollem, reinem Herzen— da iſt nichts, was ihr Leid zugefügt hätte. Und wenn der Detlev Holtorf einem Mädchen ſagt: Mein biſt du, mein wirſt du— dann lügt er nicht! Ihr hättet die Menſchen vom Bruchhof beſſer kennen müſſen, Mutter Trina. Gerade Ihr! Nun bleibt mir nichts anderes übrig als zu hoffen, daß ſie mich nicht vergißt, und Euch zu bitten, mir gleich Nachricht zu geben, wenn Ihr etwas von Hanni hört. Wollt Ihr mir das ver⸗ ſprechen?“ 5 Mit blitzenden Augen ſtand er vor der Alten. Faſt ſcheu blickte ſie zu ihm auf. „Herr Holtorf— da kann ich wohl nicht anders als ſelber hoffen, Hanni käme bald zurück.“ Sie ſeufzte leiſe. Detlev reichte ihr die Hand. 5 „Ich fahre morgen, Mutter Trina. Vergeßt nichts. And gebe Gott, daß Ihr einſt nichts zu bereuen habt.“ Er wandte ſich und ging hinaus.——— Am dieſe Zeit wanderte Jörg Kunkel den Wall am Flußufer entlang. Er paffte die Pfeife mit dem teufliſchen Knaſter, den man am liebſten nur im Freien rauchte, und dachte bei ſich:„Man ſieht dieſem Wall wahrhaftig nicht an, was hier vor ein paar Tagen paſſiert iſt. Das flötet und lärmt in der Luft und im Buſchwerk, und das Waſſer iſt muckſtill!“ Da ſtutzte er. 5 5 Machte einige Schritte die Böſchung hinab. Bückte ſich. Eine feine, ſchwarzlederne Damenhandtaſche lag da im Kraut. Wenn die Sonne nicht auf das ſilberne Schloß ge⸗ ſchienen hätte, daß es nur ſo funkelte, er wäre gewiß vor⸗ übergegangen.. r hantierte am Schloß— es ſchnappte auf. Ein feiner Leichter eine Dame von Welt verriet. 0 alles aus feinſter, origineller Silber⸗ Duft entſtrömte dem Inhalt. der als Beſitzerin dieſer Taſche .— RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Mummerz; 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Eymnaſtik; 8.30 Muſik am Morgen; 10.30 Sendepauſe; 11.15 P dungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 13 Zeit, Nachrichten, anſchl.: lokale Nachrichten, Mittagskonzert II; 14 Zei Schallplattenkonzert; 16 Nachmittagskonzert; ſpiegel; 19.55 Wetter, So Frühkorzert; 7 8.05 Wetter; 10 Schulfunk. rogrammanſage; Wirtſchaftsmel. 12 Mittagskonzert. Wetter; 13.15 t, Nachrichten, Wetter; 14.10 19.45 Tage nderwetterdienſt für die Aud wirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Nachrichten; 22.15 Lokale Nach⸗ Donnerstag, 14. Mai: 9.30 Muſik am Morgen Bauernfunk; 15 Volk und 17.30 Bauten des Dritten 9 Das aktuelle Buch; 18 Konzert; 19 Frühling vergeßt eure Sorgen; 11.0 Wirtſchaft, 15.15 Kinderfunk. ſeiches in Berlin, Bericht; 1745 im Bergland: zwiſchen Eder und Diemel; 19.30 Kleine Konzertſuite; 20.10 Falſtaff, lyriſche Komödie Freitag 8.30 Mit Johann Victor Scheffel durch das bunte Folge, anſchl.: Süddeutſche Volksmuſik; 11 hör zu; 11.30 Bauernfunk; Dokumente der Großſtadt; raſchung, kleines Funkbild; Muſik für Anfänger— abe von Verdi; „15. Mai: 23 Tanzmufik. Oberland, 11 Hausfrau, 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 17.30 Die Geburtstagsüber⸗ 18 Muſik zum Feierabend; 19 r gut geſpielt; 20.10 Rund um den Stefansturm, bunter Abend; 22.20 Funkbericht von der internationalen Luftfahrtausſtellung in der Woche; 22.45 Anterhaltungskonzert; 24 Coſi Sportſchau fan Tutte, komiſche Oper Samstag 8.30 Sendepauſe; 8.45 Stockholm; 22330 von Mozart. „16. Mai: Auf zum Staatsjugendtag; 9 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Jugendfunk; 16 Ach tung!, hier iſt der Hilfsſender Kükenbüttel, froher Funk für Alt und Jung; 18 Blas⸗ muſik; 19.30 Wochenſchau; Großes Konzert; 22.20 S morgen iſt Sonntag. 19.55 Ruf der Jugend; 20.0 tegreifſendung; 22.30, und Neichsſend Donnersta er Frankfurt. g, 14. Mai: 30 Wir nehmen ein Mädel an Kindesſtatt an; 9.45 Sende⸗ pauſe; 10 Volksliedſingen; 11 Buntes Schallplattenkonzert; 15.30 Aus der Arbeit einer Bildhauerin; Zwiſchenſpiel; 17.40 Stätten 17.30 Muſikaliſches der Dichtung in Schwaben; 18 8 Konzert, 19 Das kurze Gedächtnis, fröhlicher Funkkalender; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.10 Unterhaltungs⸗ und Tanz⸗ muſik, 21.30 Zauber der Melodien; 22.30 Tanzmuſik. Freitag, 15. Mai: 10 Deutſche Seefahrt in aller Zeit; 11 Buntes Schall⸗ plattenkonzert; 15.30 Herzm Deutſche Schickſale in Auſtralien, Reiſeberichte; 18.30 7. Offenes Liederſingen 1936; 19 Der terhaltung; Leipziger Pfeiferſtuhl; 19.30 uſcheln; Märchenhörſpiel; 1745 18 Zur Un⸗ Vom Baltenland zum Schwar⸗ zen Meer; 20.10 Rund um den Stefansturm, bunter Abend; 22.30 Funkbericht von der internationalen Luftfahrtausſtel⸗ kung; 22.30 Anterhaltungskonzert. Samstag, 16. Mai: 10 Aus germaniſcher Frühzeit, Hörſzenen; 11 Buntes Schallplattenkonzert; 15 Die Kraft der Gemeinſchaft, anſchl.: Nuf der Jugend; 16 Achtung!, Hier iſt der Hilfsſender Kükenbüttel; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Friſche Briſe; 19 Der tönende Diskus; 20 10 Wie es euch gefällt, buntes Konzert; 22.30... und morgen iſt Sonntag. Nagelneceſſaire Puderbüchſe, Parfümflacon, arbeit, mit dem Monogramm„D. v. L.“ in kunſtvoll ver⸗ ſchlungenen Linien. Da ſtieß Jörg Kunkel einen Laut der Befriedigung aus. Dieſe Taſche— natürlich— konnte nur der Braut von Friedrich Holtorf gehören. Hier ungefähr war ja wohl die Stelle, wo die beiden aus dem Wagen ſprangen. Ah— das gab eine Belohnung, wenn er die Taſche ablieferte. Vergnügt pfiff e r vor ſich hin und ſtöberte nun eifrig noch weiter in dem Inhalt herum. 1 Ein Fläſchchen mit rotem Etikett? Totenkopf darauf. Jörg hielt es dicht vor die Naſe. Die lateiniſche Schrift konnte er nicht entziffern und ſo blieb es ihm unbekannt, daß er— Morphium in der Hand hielt. Aber den Namen Dagmars konnte er noch mühſam entziffern und erriet, daß der Inhalt jedenfalls ein Gift zu ſein ſchien. Om— Gifte, das war etwas Wertvolles, Beſonderes! Wenn man's auch nicht gebrauchen konnte— immerhin, man konnte es doch behalten. Mal eine Katze davon koſten laſſen oder ſo! So ſteckte es Jörg Kunkel in die Taſche und die Hand⸗ taſche trug er nun behutſam am Bügel in der Hand, um ſie dem neuen Herrn auf dem Hof abzuliefern. Ein paar Zigarren— eine Silbermark oder auch mehr würde es ſchon geben. Er irrte ſich auch nicht. Der Großknecht wunderte ſich zwar ſehr, als Jörg Kun⸗ kel mit dem Herrn ſprechen wollte, und wies ihn zurecht. Friedrich Holtorf ſaß auf der Veranda des Gutshauſes, die neuen Bauzeichnungen vor ſich auf dem Tiſch. Als Jörg Kunkel vor ihm ſtand, runzelte er die Brauen. „Wer hat Ihnen erlaubt—“ 85 Seine Stimme klang befehlsgewohnt. Das Geſinde auf dem Bruchhof kannte dieſe nüge.. neue Stimme bereits zur Ge⸗ „Ich wollte nur etwas abgeben, gnädiger Herr, etwas — hm— was der gnädigen Er legte die Handtaſche Baroneſſe gehört—“ auf den Tiſch. Ich fand ſie am Fluß—“ Friedrich kannte ſie ſofort wieder. Sind ja ein Mordskerl. Wie heißen Sie doch gleich?“ „Ah— allerdings. Famos! Nun, da wird ſich ja meine Brau „Jörg Kunkel— vom Vorwerk—“ „Richtig— tja! freuen.“ Er lächelte. Er zog ſein Zigarrenetui hervor. Jörg Kunkel grinſte. „So— nehmen Sie ſich eine Handvoll. Ehrlicher Fin⸗ derlohn. And trinken Sie im Krüg ein paar Clas mar Er warf nachläſſig einige Geldſtiicke auf den Tiſch. Wa im Augenblick wieder der Herr. erledigt. 0 Jörg machte eine ungeſch von. Die Angelegenheit war ickte Verbeugung und ſchob 55 . a „Alpl sun ne pyckog) 408 4e gg uollpjuvaea ann ecaem pe gahvch chu ueppunnb aegelm zzungz usſeig ueg az dic heaupgeß neu uda gte neaun zh gun ueboe ob sun ne cpu aun uollusgz aufe uf eg gg geqz pnane pujquebnzz usgel suesdiaqn ug anon p: zg Jpils nz ul eic an svane uo uud ujeut gg gogo egnv id 68 usulſſeugeqn nd ufzenej begehrt aeg ufaenlpplheloch zone Uezloct ud zeqen uefgelckute usugg eganm S“ ezufeu ih uus egen uelleggea ole deen Ino dgelg auezon „Ada cpi gog ue nd bunufezcg 400 ueſcpl valegegz nag Imnpazjobne ſciu inuebie ung an eng enz ⸗uvhch jeia o ul eu jugganea gup bee plea suaulun puer m megncpled euoc sega sijo eil ahh a euere nogae zun udn ue bezlckkequg sio usagog aea ne geen dufte go uegog nd ſwpqufenda zqpiu Sasanagz sea ogg zd u pin ue e uobgun ue) ueſlqen uv unu og oleeuuz ſcpou sog no 01775 „ udouugz uscppu Fungeflaog; due uoavg dpi eig go cpu gie p fueugacufe spogsnoc uequleal seuse ono uegle meg cuggck unu il uehoch ee uebunbrezg usa anu jockt siq gnal uoa eig'nvag obbupgqvun jgel sig guss ei eipogzeqn ind nd zn epos uguse i ei useqog ze udn u ehe dag gun jnzch usage seuzeig ine jputluse ig usagc“ „teen“ „Susutheu eqn uscplejbgeg zegdod unegese ned siv uonlogz ueuse n aq ec ushogß“ pnane negbulpggeg ousgogebuv dag un je basegegz nvag„ungz uegeguv uleg ens unu gun“ Aaoccppfuſe quejnogeg on zezun uenvag usfbigene obig epos uewumog e n gozychl Brus use ile uojſig ng uepoch usngt gugojeb oho n ahpg sc usqog end uebungge suspapzcs uebunl seg uenva ⸗nogß sog gun zcpvaqeh ci behui eguebesebuz eos dee ue ne nene ee en ele gung ut dic uehvleb o“ bene nba oe„%% use“ usage ueegbnpne ue i uünzogß uaeq zo o pepe ae ol avm seh uegungnegn sog oleeuuz „uupluse gemun gusbng aeufeut u! aun quiz sebreuse une zaum apm e aeg une een aach svauſe nut sch gancklaea szoqnagz souſse sgeig eig eu oog“ zneuig en sigel inbeh ai sojsbunugo baleaegz nvag api„use une en nu ach“ „ſopppg jchiu geanag ueufseu p une ol aecnag ue Ipanzvu ei ebf„amo“ bean uzeppg secppanch! ue zoo] ecppaq el o uuns cpi eillva eſeheuurz (Cuejoqdea ꝓnagpozgz) „Huleuleb nb anu se jpg 15)“ awoch oquoig sog ach queloz ac end vez nvas„Ipo iu eg deu 12015“ Inv en eo; aeg; ui epo Inv ci aupzaea a0 1a— dign szcpiu en meg uda geicpigeduv mobünpag usb szqpiu usul act Indes geg uud aufe jezupwuanckhing, uecpiupuloag ue ui ei ae oog Ao jpuuufe unu de em Jeupfeq ade ue une gaga eig Aenne eueut ne dpi r usgencpſed cpu ehe h goleg a nag uehoangor use an cpo en sog uso gel usabq usckchg dag Ickoß usecpseig ue eiue eſeneuunz ocobljb sog om og? 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Hleſem gutgemeinten Vorſchlag widerſetzte ſich Anne⸗ lieſe energiſch. Sie wollte fremden Leuten nicht zur Laſt fallen. b Aber Frau Pereira ſchien ſich in den Kopf geſetzt zu haben daß Annelieſe hierher überſiedelte. „Ich bitte Sie darum,“ ſagte ſie,„und Sie werden mir dieſe Bitte gewiß nicht abſchlagen. Was glauben Sie wohl, wie ſchön es für mich iſt, wieder einmal deutſch zu ſprechen!“ „Gewiß, die Mutterſprache...“ „Die Mutterſprache? Ah,“ Frau Dora lachte,„Sie hal⸗ ten mich für eine Deutſche?“ „Ich habe lediglich den größten Teil meines Lebens in Deutſch verbracht,“ ſtellte ſie den Irrtum richtig. „Meine Wiege ſtand in Prag und meine Eltern leben heute noch dort.“ Das Erſcheinen Joſé Lopez Pereiras machte ihrer Un⸗ terhaltung ein Ende. Annelieſe wär überraſcht, als ſie ihn erblickte. Ein größerer Kontraſt als der, der zwiſchen ihm und ſeiner Gattin herrſchte, war kaum denkbar. Er war mittelgroß, trug die Schultern leicht nach vornüber geneigt und hatte müde Bewegungen. Sein glattraſiertes Geſicht war das eines Fünfzigjährigen, durch ſein ſchwarzes, vol⸗ les Haar zog ſich eine breite weiße Strähne, von den Na⸗ ſenflügeln bis hinab zu den ſchlaffen, farbloſen Lippen lie⸗ fen zu beiden Seiten tiefe Falten. Es war das Antlitz eines alternden Mannes, das lediglich durch den Ausdruck der ſcharfblickenden dunklen Augen eine verjüngende Note erhielt. Dieſe Augen waren entſchieden das anziehendſte in dieſem Geſicht. Sie ſchienen alles und jedes bis auf den Grund durchbohren zu wollen und entbehrten doch nicht eines freundlichen, faft gütigen Schimmers. Alles in allem genommen wirkte er ſympathiſch, wenn das harte, etwas vorgeſchobene Kinn auch verſuchte, dieſen günſtigen Eindruck etwas abzuſchwächen. Annelieſe hatte das Empfinden, daß dieſes Geſicht nicht zu lächeln vermochte, aber ſie irrte ſich, denn als Frau Dora die Vorſtellung übernahm, verzogen ſich ſeine Mund⸗ winkel, und allein dieſe kleine Bewegung veränderte das Geſicht vollkommen. Es verlor alle Müdigkeit und ſah plötzlich um einige Jahre jünger aus. Trotzdem mußte er um wenigſtens fünfundzwanzig Jahre älter ſein als ſeine Frau, die neben ihm wie eine Tochter wirkte. Er beherrſchte die deutſche Sprache ausgezeichnet, wenn er ſie auch mit dem typiſchen Akzent der lateiniſchen Raſſe zum Ausdruck brachte. Die ſchlichte Erſcheinung Annelieſes beeindruckte ihn ſichtlich. Er küßte ihre Hand und behan⸗ delte ſie im übrigen ebenſo wie eine alte Bekannte, wie es zuvor Dora getan hatte. Seine Stimme war wohlklingend und von ſeltſamer dunkler Tönung. „Fräulein Pichler wird auf einige Tage zu uns ziehen,“ eröffnete Pereira ihrem Gatten,„und ich glaube, wir wer den eine angenehme Zeit verleben. Leider beharrt ſie auf ihrem Vorſatz...“ „Richtig,“ fiel er ein,„Sie wollen ſich ein wenig die Zeit vertreiben und Erzieherin ſpielen!“ Er nickte Annelieſe freundlich zu und fuhr fort:„Es iſt mir wirklich ein Freude, Ihnen behilflich ſein zu dürfen, und wenn Sie er lauben, möchte ich Ihnen ſogleich einen Vorſchlag machen In drei Tagen kommt eine gute Bekannte unſeres Hauſe⸗ aus Davos zurück. Ich habe mich telegrafiſch mit ihr in Ver bindung geſetzt und ſie iſt bereit, ſofort nach ihrer Rückkunf mit Ihnen zu verhandeln. Es handelt ſich da um den an genehmen Poſten einer Geſellſchafterin. Frau Concalves if eine liebenswürdige, lebensluſtige Dame, die vor einigen Jahren ihren Gatten durch einen tödlichen Unfall verlo und ſich, da ihre Ehe kinderlos geblieben iſt, ſehr vereinſam fühlt. Ich habe die Empfindung, Fräulein Pichler, daß Si ſich in ihrem Hauſe beſtimmt wohlfühlen werden. Es komm ja auch nur einmal auf einen Verſuch an. Im übrigen, ſchloß er,„wäre es meiner Frau und mir natürlich tau ſendmal lieber, wenn Sie Ihre Abſicht, einen Poſten anzu nehmen, fallen ließen und uns das Vergnügen Ihrer Ge genwart ſchenken würden.“ Soviel herzliche Liebenswürdigkeit hatte Annelieſe nich vorausſetzen können, und die ſchreckliche Frage durchzuckte ſie, ob man ihr in dieſem Hauſe wohl ſo entgegengetreten wäre, hätte man gewußt, aus welchem wahren Grunde ſie geradezu fluchtartig die Heimat verlaſſen hatte. Ein Ge⸗ fühl der Beſchämung durchſtrömte ſie, doch es gelang ihr, die Herrſchaft über ihre Empfindungen zurückzugewinnen, weil ihr rechtzeitig genug einfiel, wie herzlich wenig ſie im Grunde genommen mit jenem tragiſchen Vorfall in Berltit zu tun hatte. Trotzdem war ſie ein wenig ratlos, und die Gewißheit, daß Joſs Pereira bereits bare Ausgaben ihretwegen gemacht hatte, indem er nach Davos telegra⸗ fierte, bedrückte ſie. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken ſoll,“ ſagte ſie, aber er ließ ſie nicht weiterſprechen.„Meine Frau brennt ſicher ſchon darauf, Ihnen das Haus zu zeigen,“ meinte er und erhob ſich.„Ich bin jetzt alſo wirklich überflüſſig.“ Annelieſe konnte ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß er wahrſcheinlich eigens zu dem Zweck, ſie zu begrüßen, ſeine Geſchäfte in der Stadt im Stich gelaſſen hatte. Sie erwiderte ſeinen Händedruck herzlich, und als er gegangen war, hatte ſie das Gefühl, daß das große Zimmer auf ein⸗ mal gar nicht mehr ſo unfreundlich wirkte. Das war eine lächerliche Vorſtellung, ſie wußte es, aber das Empfinden drückte ſich in ihrer Bruſt ſo lebhaft und deutlich aus, daß ſie es nicht zu unterdrücken vermochte. „Sehen Sie,“ lachte Frau Dora,„habe ich Ihnen nicht geſagt, daß er ſchon etwas in Ausſicht hat?“ „Sie können ſich gar nicht denken, wie dankbar ich Ihnen und Ihrem Gatten bin...“ „Papperlapapp!“ Frau Pereira ſchob ihren Arm unter den Annelieſes.„Kommen Sie. Joſs hat recht. Er kennt mich. Ich brenne wirklich darauf, Ihnen unſer Haus zu zeigen. Ich habe es nämlich von oben bis unten ſelbſt ein⸗ gerichtet und bin nicht wenig ſtolz darauf. Nachher werden Sie mit Ullrichs Hilfe Ihren Umzug bewerkſtelligen, und heute abend wird ein Feſt gefeiert!“ 3. Kapitel. Herr Schmidt erobert die Welt. Ein wenig betäubt verabſchiedete ſich Annelieſe eine Stunde ſpäter von Frau Pereira am Fuße der Freitreppe, wo die Limouſine wartete. Die Räume, die die Villa be⸗ herbergte, waren keine Zimmer.. nein, das waren ſchon mehr Gemächer... Fürſtengemächer. „Gefällt es Ihnen?“ hatte Dora Pereira wiederholt ge⸗ fragt, und ſie, Annelieſe, hatte ſich zu einem„Wunder⸗ voll... ganz wundervoll!“ gezwungen Die Ueberfülle an Luxus lähmte ſie geradezu, und obwohl ſie in Berlin ſchon manche luxuriöſe Wohnung geſehen hatte, kannte ſie nichts, was dieſem Hauſe entgegenzuſetzen war. Nur die bizarre Laune einer vewöhnten Frau konnte Dinge geſchaffen haben, wie ſie ſie eben geſehen: da gab es einen fenſter⸗ loſen Raum, deſſen Wände aus Glas beſtanden, und hin⸗ ter dem Glas tat ſich eine Märchenwelt auf.. Fiſche mit goldenen und durchſichtigen Leibern ſchwebten gleichſam in der Luft... Waſſerſchildkröten, Schleierfiſche, Seepferd⸗ chen bewegten ſich mit geiſterhafter Lautloſigkeit... ſelt⸗ ſam geformte Pflanzen, die Tiere waren, lauerten auf dem Grunde... das Ganze war ein rieſiges Aquarium mit künſtlichem Meeresboden, übergleißt von einem merkwür⸗ hig bleichem Licht, deſſen Quelle unſichtbar blieb. Ein an⸗ berer Raum barg, in rötliches Halbdunkel getaucht, das jeheimnisvollſte Spielzimmer, das Annelieſe je erblickt hatte. Urſprünglich war es bis auf eine Anzahl bequemer Zitzkiſſen vollkommen leer, doch bedurfte es nur der ver⸗ chiedenartigſten Hebelgriffe an einem Schalbrett, um aus ber Tiefe ein Billard, aus der Wand einen Bakkarattiſch ind von der Decke herab ein Ping⸗Pong hervorzuzaubern. Jas ſei, wie Dora Pereira ſtolz erklärt hatte, der letzte Schrei aus Newyork, und um die Anlage einzurichten, habe hie amerikaniſche Firma eigens einen ihrer Ingenieure ach Europa geſandt. In ähnlich überſteigerter Art waren och Trink⸗ und Muſikzimmer vorhanden, während in len anderen Räumen überall— nach Annelieſes Dafür⸗ galten— der Prunk das geſunde Empfinden um einige grade überſtieg. Immerhin— die nach Effekten ſuchende, pieleriſche Art und Weiſe, in der die Villa eingerichtet war, haßte zu Dora Pereira, ja 9 noch, war ein lebendiger Ausdruck ihres Denkens und Fühlens. Ein wenig zuviel iberall... zuviel der Schmuck, den ſie trug.. zuviel die Herzlichkeit... Annelieſe konnte ſich jedenfalls dieſes Emp⸗ findens nicht erwehren, und es fiel ihr geradezu ſchwer, ſich vorzuſtellen, daß ſich ein Mann mit dem Ernſt eines Joſs Pereira in dieſem Hauſe glücklich fühlen konnte. (Fortſetzung folgt.) Beefſteak a la Seemann Eine heitere Geſchichte. f Der alte Kapitän Hanſen war wieder einmal mächtig in Stimmung; er hatte ſich bereits den fünften Grog ein⸗ verleibt und auch ſchon allen erzählt, wie er vor Jahren mit dem Klabautermann Brüderſchaft getrunken hatte. Und die Geſchichte von der Seeſchlange, die ihn angeblich ſo gut kannte, daß ſie ihm aus der Hand fraß, hatte er auch ſchon verzapft. Für gewöhnlich war damit immer genug des grau⸗ ſamen Spiels. Da diesmal aber nur Landrakten in der ver⸗ räucherten Hafenkneipe„Zum goldenen Anker“ ſaßen, be⸗ ſtellte er ſich noch einen ſechſten Grog und begann erneut ſein Garn zu ſpinnen: „Tjä, ihr Landratten, ihr habt ja ſo gar keinen blaſſen Schimmer, was einem bei der chriſtlichen Seefahrt ſo alles paſſieren kann. Da denke ich zum Beiſpiel immer, wenn ich hier ſo gemütlich meinen Köhm trinke, an den Tag zurück, wo ich im nordöſtlichen Stillen Ozean, in der Nähe der Hawai⸗Inſeln, mit meinem Schoner„Wellenreiter“ kopp⸗ heiſter gegangen bin. Na, dieſer„Wellenreiter“ hat ja nun ſeinem Namen keine allzu große Ehre gemacht, das kann man beim beſten Willen nicht behaupten, aber es war ja an dem Tag auch ein infernaliſches Wetter, ſo daß dieſer Schiffbruch einigermaßen erklärlich iſt. Na, hier in der ollen verqualmten Bude kann man ſich allerdings nur ſchwer eine Vorſtellung davon machen, was damals für ein Un⸗ wetter herrſchte; aber das iſt ja ſchließlich auch nicht ſo wich⸗ tig. Jedenfalls landete ich auf irgend einer Inſel, lag da am Strand und hatte mörderiſche Kopfſchmerzen, weil mir der Balken, an den ich mich geklammert hatte, beim Lan⸗ den in der Brandung mächtig auf den Kopf gefallen war. Tjä, da lag ich alſo mit einer rieſengroßen Beule und dachte über das Schickſal meiner Beſatzung nach und ob die wohl auch ſolch Glück gehabt hätte, wie ich. Tjä, leicht ge⸗ ſagt, das mit dem Glück haben; ich war nämlich kaum ſo recht zur Beſinnung gekommen, als auf einmal mit Hulala und Lulalei mindeſtens fünfzig Kanaken angebrauſt kamen, mich packten, davonſchleppten und.. alſo, was ſoll ich euch noch lange mit Vorreden aufhalten, eh ich mich ver⸗ ſah, lag ich in einem großen... Kochtopf. Na, und als da nun die ſchwarzen Bimbambullas laut ſchreiend mit ihren Speeren um mich herumtanzten und ſich diebiſch über den Sonntagsbraten freuten, der ihnen ſo unverhofft zuge⸗ ſchwommen war, da wußte ich nun ganz genau, daß ich nie mehr im Leben im„Goldenen Anker einen guten Köhm würde trinken können.“ „Ja, entſchuldigen Sie aber vielmals, Herr Kapitän,“ miſchte ſich hier der Aſſeſſor Klawitter ins Geſpräch,„wenn Sie nun ſchon das Unglück gehabt haben, Menſchenfreſſern in die Hände zu fallen, dann müßte man doch eigentlich annehmen.“ Da der Aſſeſſor eine kleine Verlegenheitspauſe machte, fragte Hanſen, als ob es ſich um die einfachſte Sache von der Welt handelte: Ach Sie meinen, man hätte mich vorher abſchlachten müſſen?“ Klawitter konnte nur durch ein Kopfnicken ſeine Zu⸗ ſtimmung geben, daß er das allerdings gemeint habe, denn er war auf einmal etwas ſehr blaß geworden. „Tjä, da haben Sie gar nicht mal ſo unrecht, Herr Aſſeſ⸗ ſor,“ ſpann daraufhin der alte Hanſen weiter ſein Garn, „aber ſehen Sie, woher ſollen Sie das auch wiſſen? Was aber nun mein Freund iſt, der Klaus Tampe aus Ham⸗ burg, der kennt ſich in dieſen Sachen nun beſſer aus. Ja, der kann aber auch kanakiſch, ſogar perfekt; und daher weiß er auch ganz genau, was ſich die Brüder da ſo vorklöhnen. Und da hat er denn auch rausgekriegt, daß die größte Spe⸗ zialität auf den Hawaiinſeln ein Beefſteak a la Seemann iſt. Damit das Fleiſch für dieſen Feſtſchmaus aber nun ſchön weich wird, werfen einen die verdammten Halunken lebendig ins Waſſer, ſo wie wir die Krebſe,—— aber nicht ins kochende, i wo—— die Kerls ſind ja ſo raffi⸗ niert, alſo da haben Sie ja gar keine Ahnung von. Sie laſſen einen erſt ſo allmählich ſieden—— wahrſcheinlich hat ihnen irgend ſo ein Oberhalunke von Medizinmann er⸗ zählt, daß dies erſt dem Fleiſch die richtige nötige Würze gibt. Na ja, als ich da jedenfalls in dem lauwarmen Waſ⸗ ler lag, das ſo ganz langſam ſchon heißer und heißer wurde, da wußte ich, was die Glocke geſchlagen hatte und daß ich zu dieſer Spezialität verarbeitet werden ſollte. Die Situation war wirklich keine angenehme, und das Schlimmſte war, daß die verdammten Wilden ſchon ganz gewaltig in Anbe⸗ tracht des kommenden„Genuſſes“ ſchnalzten und die Zähne fletſchten.“ „Ja, wie ſind Sie denn aber nur aus dieſer fürchter⸗ lichen Lage gerettet worden?“ fragte ſchon wieder der Aſſeſſor.„Iſt plötzlich ein Kriegsſchiff aufgetaucht, ſind Ihnen Ihre Leute zu Hilfe geeilt oder hat man ſie aus irgendeinem Grunde für einen großen Zauberer gehalten?“ „Nein, nichts von alledem,“ fiel der alte Hanſen dem Aſſeſſor ins Wort,„meine Leute waren allerdings gar nicht weit von mir, aber die Sache iſt doch ganz anders. Paſſen Sie mal auf. Da kam nämlich auf einmal ſo ein baumlan⸗ ger Lulatſch mit einem großen Sack auf dem Buckel ange⸗ laufen, ſtolperte in ſeiner Tolpatſchigkeit über eine Palmen⸗ wurzel und fiel mitſamt dem Sack ins Waſſer. Und da er⸗ hob ſich auf einmal ein fürchterliches Geſchrei, und ſämtliche Kanaken liefen an den Strand und verdroſchen den Kerl, kaum daß er ſich mühſam aus dem Waſſer rausgekrabbelt hatte, nach Strich und Faden. Und um mich kümmerte ſich merkwürdigerweiſe kein Menſch, ſo daß ich ganz gemütlich aus meiner Badewanne ausſteigen und mich ſeitwärts in die Büſche ſchlagen konnte.“ „Die Sache iſt mir immer noch ſehr rätſelhaft,“ geſtand daraufhin der Aſſeſſor, dem ſchmunzelnden Hanſen.„Ver⸗ zeihen Sie doch mal die eine Frage, Herr Kapitän, warum haben denn die Kanaken 115 Kameraden ſo fürchterlich verhauen? Weil er ins Waſſer gefallen war, oder weil er den Sack verloren hatte? Und vor allen Dingen, was war denn in dem Sack drin?“ Lakoniſch antwortete Hanſen, der im Gehen begriffen war,“„Pfeffer.“ Und da der Aſſeſſor noch immer eine ziemlich 30 hafte Miene machte, ſetzte er erläuternd hinzu:„Ja, ja, Herr Aſſeſſor, die Brüder ſind verwöhnter, wie wir denken; ohne Pfeffer ſchmeckt denen kein Beefſteak a la e Mein Freund Kaſimir Von B. G. Oſtermann. Kennen Sie Kaſimir? Alſo Kaſimir iſt der größte Tierfreund, den es gibt. Jedenfalls behauptet er das von ſich ſelbſt. Ob das wahr iſt, können Sie ſelbſt entſcheiden. O, Kaſimir! Neulich war ich bei ihm. Sein Haus iſt voll von Tieren. In allen möglichen Käfigen hat er alle möglichen Vögel. Kanarienroller, Papageien, Sittiche, aber auch Droſſeln, Amſeln, Nachtigallen, Finken und— was ſagt man dazu! — ſogar zwei Spatzen. „Kaſimir,“ rufe ich entſetzt.„Biſt du denn wahnſinnig geworden? Um alles in der Welt, warum—— 2“ „Warum?“ Kaſimir wirft mir einen verächtlichen Blick zu.„Weil ich Tiere liebe. Darum! Sieh mal, ich weiß, daß man unſere Waldvögel nicht fangen darf, aber ich tu's doch. Weil ich die armen Tierlein vor ihren Feinden ſchützen will. Und die beiden Spatzen— ſind ſie nicht ſüß?— die beiden Spatzen kriegen bei mir doppelt ſo viel zu freſſen, als ſie ſich draußen ſuchen könnten!“ „Aber die armen Tiere ſind doch an Freiheit gewöhnt, Kaſimir! Siehſt du denn nicht, wie traurig ſie die Köpfchen hängen laſſen?“ „Ich ſehe lediglich, daß du ſehr töricht biſt,“ antwortet Kaſimir.„Traurig? Köpfchen hängen laſſen? Pah, weil ſle nicht begreifen, wie gut es ihnen geht, darum ſoll ich— Nein, mein Lieber, ich- werde den Tierchen ſchon beibringen, daß ſie es bei mir tauſendmal beſſer haben als draußen in ihrer Freiheit.“ „Aber da drüben, Kaſimir, der Goldfiſch—— „Gefällt er dir nicht?“