1 ö ö gr. 114(2. Blath). Neckar Bote Samstag, 16. Mai 1936 — Jaden In Baden gibt es rund 120 Jugendherbergen. Im gahre 1932 betrug die Zahl der Uebernachtungsziffer 250 000, 1933 wurden 270 000 Uebernachtungen, 1934 315 000 und im Jahre 1935 370 000 Uebernachtungen ge⸗ zählt. Dieſe Zahlen beweiſen die Notwendigkeit des Aus⸗ ſaues des Jugendherbergswerks. Auch vom Ausland her itt der Beſuch in ſtändigem Steigen. Im letzten Jahre haben 12 000 Fremde die badiſchen Jugendherbergen aufgeſucht. die Mittel zum Ausbau der Jugendherbergen fließ qusſchließlich aus den Mitgliedsbeiträgen. Heute iſt über 1932 eine 200prozentige Zunahme von Mitg Das Jugendherbergswerk in B zu verzeichnen. Für die ſyſtematiſche Erneuerung des Ge⸗ lütebeſtandes(Betten, ſonſtige Einrichtungsgegenſtände) wurden 1935 60 000 Mark ausgegeben. Um einen Einblick in den augenblicklichen Stand des ba⸗ diſcheen Jugendherbergswerkes zu geben, wurde eine Beſichtigungsfahrt veranſtaltet, die zuerſt nach Frei⸗ burg führte. Die Jugendherberge im„Petershof“ 5 weiſt mit 16 000 die höchſten Uebernachtungsziffern in Ba⸗ den auf. Dieſes 1492 erſtellte Gebäude diente den Aebten von St. Peter im Schwarzwald als Quartier, wenn ſie nach Freiburg kamen, iſt 1933 ausgebaut worden, aber heute ſchon mit ſeinen 250 Betten zu klein. Neben den Schlaf⸗ küumen mit z. T. 30 bis 40 Betten befinden ſich Waſch⸗ und Kochräume und die Tagesräume. Die Räume entſpre⸗ chen vielfach nicht mehr den Anforderungen und die Stadt wird ſich bald zur Errichtung eines Zweckbaues ent⸗ ſchließen müſſen. Von Freiburg führte die Straße durch das Markgräf⸗ ler Land, vorbei an Weinbergen und durch ſchmucke Dör⸗ ſer und durch den Schwarzwald nach dem „Platzhof“ bei Kandern, einem von 15 Hektar Land umgebenen Bauernhof, den das gugendherbergswerk erworben und für ſeine Zwecke ausge⸗ baut hat. Das Anweſen iſt muſterhaft hergerichtet, es um⸗ faßt 52 Betten und kann weitere 50 Wanderer in Maſ⸗ ſenlagern unterbringen. Die Selbſtbewirtſchaftung iſt be⸗ keits im Gang, eine Schaf⸗ und Schweinezucht wird ihr noch angegliedert und aus der Selbſtbewirtſchaftung wer⸗ den andere Jugendherbergen verſorgt werden. Durch das Wieſental über Todtnau ging es nach Todtnauberg und von dort in etwa 20 Minuten An⸗ ſtieg zum 1932 erbauten und 1933 eröffneten Michael Fleiner⸗Haus, das ganz auf der Höhe(1150 Meter) liegt und von dem er Wanderer einen prächtigen Blick auf die Täler und Hö⸗ hen des Schwarzwaldes hat. Der Unterbau des Hauſes iſt aus Stein, die anderen Stockwerke ganz aus Holz. Zentral⸗ heizung, Waſch⸗ und Duſchräume mit kaltem und warmem Waſſer, ſchöne Sommerteraſſen, getäfelte Räume, ein mo⸗ dernes Hotel. Wenige Schritte vom Haus liegt beſtes Ski⸗ gelände. Im vergangenen Jahre hatte Todtnauberg 12 000 llebernachtungen. Die Räume enthalten 96 Betten, außer⸗ dem iſt Platz für die Herrichtung von Maſſenlagern. Ueber den Feldberg und Bahnhof Bärſental wurde die noch im Bau begriffene Jugendherberge am Titiſee beſichtigt. Einem alten Bauernhaus wurden Anbauten an⸗ gefügt. Die Umgeſtaltung iſt ſo durchgreifend, daß von dem Bauernhaus außer den Umfaſſungsmauern nichts übrig ulieb. Auch dieſe Jugendherberge iſt dem Stil der Land⸗ ſchaft eingepaßt. Das ſich tief herunterneigende und eine lange Veranda beſchattende Dach iſt mit Schindeln bedeckt. 120 Betten werden aufgeſtellt und ein etwa 80 Perſonen faſſendes Maſſenlager wird bereitgeſtellt werden. Im Win⸗ ler iſt Ski⸗ und Eisſport möglich, im Sommer kann Waſ⸗ ſerſport getrieben werden. Dienſt am Vaterland Was im deutſchen Jugendherbergswerk geleiſtet wird iſt vorbildlich. Was für die Jugend geſchieht, geſchieht fürs Vaterland. Und wenn nun am Sonntag die Sammler und Sammlerinnen vor unſere Volksgenoſſen treten und für das große deutſche Jugendherbergswerk eine Gabe erbit⸗ ten dann möge ſich ein jeder deutſche Volksgenoſſe klar werden, daß mit dieſer Gabe einzig und allein unſerer deutſchen Jugend gedient wird und dieſe Jugendbeſtrebun⸗ gen zu fördern iſt unſer aller Pflicht. — i s dem Landjahr. Nach einem früheren e 155 ſters ſollen als Erlaß des Reichs⸗ und preußiſchen Innenminiſters(ol l Lehrlinge in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben in erſter Linie Mitglieder der Hitler⸗Jugend und des Jung⸗ volks, gegebenenfalls der SA., SS. und des Neg. ein⸗ geſtellt werden, die mindeſtens ſeit einem Jahr dieſen Glie⸗ derungen angehören. Im Einvernehmen mit dem Neichs fmanzminiſter hat der Miniſter jetzt die nachgeordneten, Be. hörden erſucht, Bewerber, die nach ihrem Ausſcheiden aus dem Landjahr in eine der genannten Gliederungen 15 getreten ſind, ſo zu behandeln, als ob der Eintritt bereits mit Beginn der Landjahrzeit erfolgt wäre. * 8* 7 Die große Reichsnährſtandsſchau Ein Gang durch die Frankfurter Ausſtellung. Frankfurt a. M., 15. Mai. „Die 3. Reichsnährſtands⸗Ausſtellung wird am 17. Mai eröffnet. Die rund 300 000 Voranmeldungen bäuerlicher Beſucher aus allen Teilen des Reiches laſſen erkennen, mit welch ungeheurem Intereſſe dieſe Schau in allen deutſchen Gauen verfolgt wird. In Gegenſatz zu früheren Veranſtaltungen ſteht nicht ſo ſehr die wirtſchaftliche Seite im Vordergrund, ſondern entſprechend der Grundlage des Bauerntums wird die welt⸗ anſchauliche Seite als Vorausſetzung für die er⸗ folgreichen Leiſtungen der deutſchen Bauernſchaft betont. Damit finden auch die kulturellen und ſozialen Fragen des Bauerntums ihren entſprechenden Raum. Im Haus der Marktordnung wird all das gezeigt, was mit der wirtſchaftlichen Bedeu⸗ tung und dem des Reichsnährſtandes zu tun hat. Gerade die ſtädtiſchen Beſucher der Ausſtellung werden hier z. B. mit Intereſſe feſtſtellen können, wie die Lebens⸗ mittelverſorgung der Großſtädte einwandfrei geſichert wird. Beſonders bedeutungsvoll iſt die agrartechniſche Lehrſchau. Alles, was zu einem Bauernhof gehört, iſt hier aufgebaut. Auch dem Weinbau räumt die Ausſtellung einen beſonde⸗ ren Platz ein und gibt eine Reihe praktiſcher Vorſchläge für alle Gebiete des Weinbaues und der Kellerwirtſchaft. Das Haus der Düngung erzieht zum Qualitätsanbau und zur Leiſtungsſteigerung. Es folgen das Haus der Pflanzenzucht und das Haus der Milch, wo die Spitzenleiſtungen der deutſchen Molke⸗ reiwirtſchaft zu finden Neben dieſen Sond auen ſind im Parkgelände noch die Fiſche, Bienen, Seidenraupen und die Lehr⸗ ſchau„Unfallſchutz“ untergebracht. Eine Weinkoſt⸗ halle und eine Molkereikoſthalle laden zum Ver⸗ weilen ein. Da das Parkgelände für die Ausſtellung nicht ausreichte, ste noch ein gewaltiges Freigelände hinzu⸗ genommen werden. Hier ſind in etwa 80 Hallen die Spitzenvertre aller deutſchen Tierraſſen und ſchläge untergebracht, ſowie die Landmaſchineninduſtrie auf etwa 60 000 qm Fläche zur Aufſtellung gekommen. Rund 250 edelſte Pferde, darunter die berühmten, auf allen Tur⸗ nieren bekannten Oſtpreußen und Hannoveraner, ſowie die Celler Hengſte, etwa 520 Rinder, 280 Schafe und 450 Schweine ſind aus der Millionenzahl der deutſchen Tiere ausgewählt, um den großen Wettbewerb anzutreten. Im„Großen Ring“ werden die preisgekrönten Tiere vorgeführt und das große Reit⸗ und Fahrturnier ſtattfinden. Dieſer„Große Ring“ bildet ſtets einen der größten Anziehungspunkte. In die⸗ ſem Jahre werden hier etwa 300 beſte Turnierpferde, gerit⸗ ten von den bekannteſten Turnierreitern, ſich um die Sie⸗ gespalme ſtreiten. Ergänzt wird das Turnier durch meh⸗ rere großangelegte Schaunummern und eine Luftſchutz⸗ übung„Bomben über dem Bauernhof“. Auf dem Maſchinenfeld, das von etwa 400 Landmaſchinenfirmen mit rund 6000 verſchiedenen Maſchinen und Geräten beſchickt iſt, finden wir auch noch eine Halle für Prüfungsgeräte. Die Beſucher werden jedenfalls eine Leiſtungsſchau des wiedergeſundeten Bauerntums finden, wie ſie im Süd⸗ weſten Deutſchlands im nächſten Jahrzehnt kaum wieder erſtehen wird. Haus, in dem die Lehrſchau„Unfallſchutz der Landarbeit“ untergebracht iſt. das Jer Verſtärkung der land kein Ideal ſei. Ne el Fee 55 NN Ie 12 ect Bl Weltwiriſchaf 555 7— Schwerin von ziſche Finanzpolikik“. 1 1 Men Gra, Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin von Kroſigk ſprach vor der Deutſchen Weltwirtſchaftlichen Geſellſchaft in Ber⸗ lin über„Deutſche Finanzpolitik“. Er führte dabei aus: Deutſchland habe die aus dem Zuſammenbruch der Weltwirtſchaft gewonnene Erkenntnis, daß eine Weltwirt⸗ ſchaft ſich nur auf der Grundlage geſunder Volkswirtſchaf⸗ ten wieder aufbauen laſſe, in die Tat umgeſetzt. Wenn es Deutſchland gelungen ſei, in erſtaunlich kurzer Zeit ſeiner durch Krieg, Verſailler Diktat, Reparationen, Inflation und Kriſe völlig ausgebluteten Volkswirtſchaft Leben und Kraft wiederzugeben, ſo habe es allein dadurch einen wert⸗ vollen Beitrag zur Neubelebung der Weltwirtſchaft gelei⸗ ſtet. Wenn notwendigerweiſe gerade die gewaltigen Er⸗ folge der deutſchen Wirtſchaftspolitik zu einer verſtärkten Einfuhr von Rohſtoffen für Produktions- und Konſum⸗ zwecke geführt hätten, ſo ſei das der beſte Beweis für die Richtigkeit der anfangs genannten Theſe. Eine wirkliche Beſſerung der weltwirtſchaftlichen Beziehungen ſei im übrigen nur als Folge einer Beſſerung der polikiſchen Bezie⸗ hungen zu erwarten, die gerade das große Friedensangebot des Führers herbeizuführen vermöge. Nachdem der Miniſter die Maßnahmen der Reichsre⸗ gierung zur Geſundung der deutſchen Volkswirtſchaft und ihre Erfolge auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiet dargelegt hatte, wies er auf die Zwangsläufigkeit der De⸗ viſengeſetzgebung hin, die ein notwendiges Uebel ſei. Die Rohſtoffverteilung in der Welt ſei ein Problem, von deſſen gerechter Löſung der Wieder⸗ aufbau der Weltwirtſchaft abhänge. Das deutſche Volk er⸗ warte, daß bei einer Erörterung dieſes Problems nicht etwa die alte Kolonialſchuldlüge aus der Mottenkiſte her⸗ vorgeholt würde. Das Kolonialproblem Deutſchlands könne auch nicht mit dem Argument abgetan werden, daß bei Durchführung der Politik der offenen Tür Deutſchland ja die Möglichkeit ausreichender Rohſtoffverſorgung geſichert werden könne. Hierbei werde das entſcheidende Moment überſehen, daß nur die Möglichkeit Rohſtoffe in gewiſſem Umfang in eigener Währung einzukaufen, die notwendige Entlaſtung der deutſchen Deviſenbilanz herbeiführe. Nachdem der Miniſter ſodann Ziele und Gründe der heimiſchen Rohſtoffproduktion dargelegt hatte, betonte er, daß die Autarkie als ſolche für Deutſch⸗ Er ſchloß mit einem Aufruf zu ver⸗ trauensvoller und verantwortungsbewußter Mitarbeit. Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe war in dieſer Woche im allgemeinen etwas ſchwächer. Das Nachlaſſen der Publikumsaufträge har Abgaben veranlaßt, die mit Gewinnmitnahmen der Banken⸗ kundſchaft nach den vorwöchigen Steigerungen zuſammen⸗ fielen. Für Spezialwerte beſtand aber nach wie vor Intereſſe. So waren beiſpielsweiſe Kursſteigerungen bei den meiſten Werten der Kabelinduſtrie zu verzeichnen. Montan⸗ werte ſchwankten. Die Kursrückgänge in den anderen Aktien⸗ werten hielten ſich in engen Grenzen. Zum Teil ergab ſich im Verlauf der Woche wieder eine deutliche Erholung. Ren⸗ tenwerte waren im allgemeinen gut behauptet. Am Geldmarkt machte die Erleichterung ſichtlich Fort⸗ tte. Infolge erhöhten Anlagebedarfs waren Privatdis⸗ konte und Reichswechſel kaum noch erhältlich. Schließlich wandte ſich der Anlagebedarf auch den verzinslichen Schatz⸗ anweiſungen aller Fälligkeiten zu. Produktenmarkt. Das Weizenangebot iſt immer noch klein, da die Landwirtſchaft durch Frühjahrsfeldarbeiten in Anſpruch genommen iſt. Aber auch die Nachfrage der Müh⸗ len hielt ſich in engen Grenzen. Roggen fehlte faſt voll⸗ ſtändig am Markte. Braugerſte und Induſtriee gerſte blieben ohne Umſatz. Die Nachfrage nach Wei⸗ zenmehl iſt recht lebhaft. Roggenmehl war ziemlich knapp angeboten. Der Futtermittel⸗ Markt lag der Jahreszeit entſprechend ruhig. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 103,7 unverändert. Die Ziffer für Agrarſtoffe war leicht er⸗ höht. Der Rückgang der Inderziffer für Metalle iſt auf niedrigere Preiſe für Kupfer und Zink zurückzuführen. In der Gruppe Häute und Leder haben ſich die Preiſe für in⸗ ländiſche Rindshäute und Oberleder zum Teil erhöht. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung beurteilt die Entwicklung des Außenhandels ziemlich zuverſichtlich. Es weiſt u. a. darauf hin, daß zwar die Weltpreiſe für induſtrielle Roh⸗ ſtoffe noch ſteigen, nicht ſo ſehr aber die für agrariſche Rohſtoffe, die wir in erſter Linie brauchen. Zu Hoffnun⸗ gen auf der Ausfuhrſeite berechtigt andererſeits der ſoeben erſchienene Bericht des Werberats und des Meßamtes über die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1936, der von der„erfolgreich⸗ ſten Meſſe ſeit Jahren“ ſpricht. ———.— Die Trauerfeier in Wilna. Die T 5 dem Heldenfriedhof in Wilna, wo die Urne mit dem Herzen des Marschalls Pilfudfet am 1 Jahrestag ſeines Todes zu Füßen des Sarges ſeiner Mutter beigeſetzt wurde. 225 Weltbild(M). Das Experiment mit den„Magdeburger Halbkugeln“. Acht Pferde, zu beiden Seiten angeſpannt, verſuchen unter dem Antrieb der in hiſtori⸗ ſchen Trachten gekleideten Fuhrleute, die durch den äußeren Luftdruck zuſammengehaltenen luftleeren Kugelhälften auseinanderzureißen. Die Vorführungen fanden zu Ehren des Forſchers Otto von Guericke, der vor 250 Jahren ſtarb, in Magdeburg ſtatt. Weltbild(M). Kreuz und Quer Trotz ihrer 43 Jahre.— Der garnierte Rollmops.— In den Sternen ſteht es geſchrieben— aber ſie ſcheinen zu irren. Man kann es faſt nicht glauben Ein 48jähriges Dienſtmädchen in Zürich ging zu einer Kartenſchlägerin, um ſich weisſagen zu laſſen, ob ihr nicht auch noch einmal das Glück blühen würde. Die Frau prüfte die Karten, ſprach von einem dunklen und einem blonden Manne und forſchte das Mädchen aus, ob es etwas Vermögen beſäße. 12 000 ſauer erſparte Fränklein, die auf mehreren Kaſſen angelegt ſind, war die Antwort. Die Kartenſchlägerin ſah ſich veranlaßt, daraufhin nochmals die Karten zu befragen. Ihr Geſicht wurde ernſt und dem ängſtlichen Mädchen wurde die Ank⸗ wort zuteil, die Karten ſagen, daß die Banken unſicher ge⸗ worden ſind, das Geld iſt verloren, wenn es nicht raſch der Kartenſchlägerin zur Aufbewahrung gebracht wird. Das Mädchen tat, wie ihm geheißen. Die Kartenſchlägerin ver⸗ vollſtändigte von dem Geld zunächſt einmal ihre Wohnungs⸗ einrichtung, wobei ſogar ein Konverſationslexikon nicht ver⸗ geſſen wurde. Als das Mädchen die Sache zur Anzeige brachte, konnte nur noch ein Teil des Geldes beigebracht werden. Man könnte faſt lachen wenn es nicht ſo bitter ernſt wäre. Man muß mit dem Lachen vorſichtig ſein, ſelbſt in komi⸗ ſchen Situationen, denn die Beteiligten ſehen die Situation nicht immer komiſch. So war in einer weſtdeutſchen Stadt ein Liebespärchen im Hausflur mit dem Austauſch von Zärtlichkeiten, auch„Druckſachen“ genannt, beſchäftigt, als eine im Hauſe wohnende Frau mit einem garnierten Roll⸗ mops auf einem Teller vorbeiging. Der Frau war nicht lächerlich zumute, warum auch, aber im ganzen geſehen wirkte dieſes Zuſammentreffen lächerlich und ſo lachte das Pärchen recht herzlich. Mitten in dieſen Freudeausbruch trat unverſehens eine andere Frau, die, offenſichtlich etwas emp⸗ findlichen Gemätes, ihre Perſon als Anlaß zu ſolch unbe⸗ greiflicher Heiterkeit vermutete und mit ſpitziger und gif⸗ liger Zunge einen wahren Strom von ſchweren Beleidigun⸗ gen gegen das verdutzte Liebespaar losließ, der noch aus dem Reſervoir des inzwiſchen zu Hilfe geeilten“ Ehemannes beträchtlich verſtärkt wurde. Der daraus entſprungene Be⸗ leidigungsprozeß ſtand kürzlich vor der Strafkammer als Be⸗ rulfungsinſtanz an. Das Gericht ſchloß ſich dabei der Auf⸗ faſſung des Privatklägers an, daß ein garnierter Rollmops durchaus geeignet ſei, den Lachmuskel humorempfänglicher Menſchen zu kitzeln, zumal, wenn es ſich, wie in dieſem Falle, um eine Situation handle, in der auch der ſonſt nüch⸗ terne Menſch ſeine umgebung aus veränderten Augen zu betrachten in Verſuchung komme. Man müſſe alſo durchaus annehmen, daß das Gelächter dem Rollmops und nicht der Frau gegolten habe, deren Berufung damit zwar zu verwerfen ſei, die aber dennoch den Troſt mit nach Hauſe⸗ nehmen konnte, daß nach augenſcheinlicher Begutachtung ſelbſt des Berufungsgerichtes ihre Perſon keineswegs lächerlich ge⸗ wirkt haben konnte. Oft genug ſind es ſeltſame Dinge, die die Menſchen veranlaſſen, ſich und anderen das Leben ſchwer zu machen. So wurde ein ſonderbarer Scheidungsfall vor einigen Tagen vor einem Wiener Gericht verhandelt. Ein Herr Rudolf war zehn Jahre lang mit ſeiner Frau glücklich verheiratet. Dann verließ ihn ſeine Frau plötzlich, weil ſich herausſtellte, daß Rudolfs Geburtstag in ſeinen Papieren falſch angegeben und er in Wirklichkeit um zehn Tage jünger war, als er und ſeine Frau bisher angenommen hatten. Für einen ge⸗ wöhnlichen Menſchen war das wohl kein Verbrechen und an ſich hätte Frau Rudolf wohl kaum etwas dagegen gehabt, daß ihr Mann plötzlich zehn Tage„jünger“ geworden war — wenn nicht die Aſtrologie geweſen wäre. Frau Rudolf iſt eine begeiſterte Aſtrologin und unternimmt nichts, ohne nicht vorher die Sterne zu befragen. Selbſtverſtändlich hatte ſie das auch getan, bevor ſie heiratete, und da ſich heraus⸗ ſtellte, daß ihr Mann im Zeichen des Löwen geboren war wie ſie ſelbſt, ſchienen ihr die Sterne Bürgen einer glücklichen Ehe zu ſein. So war es auch, und zehn Ehejahre verliefen in ungeſtörter Harmonie. Nachdem ſich jetzt aber heraus⸗ ſtellte, daß Herr Rudolf eigentlich zehn Tage jünger war, konnte das Horoſkop von damals nicht mehr ſtimmen. Tat⸗ ſächlich war Herr Rudolf im Zeichen der Jungfrau ge⸗ boxen, und da ſich Löwe und Jungfrau nach den Lehren der Aſtrologie nicht vertragen, packte Frau Rudolf ihre Sachen und machte, daß ſie davonkam. Herr Rudolf klagte auf Scheidung und gewann den Prozeß. Die zehn glücklichen Ehejahre waren anſcheinend ein Irrtum der beiden Ehepart⸗ ner bezw. der Sterne geweſen. Man kann ſich kaum vorſtel⸗ len, daß der Mann einen Jerluſt erlitten hat und zur Trauer hat er wohl keine Veranlaſſung. ö Dieſer Scheidungsgrund dürfte wohl einzig daſtehen. Dennoch empfiehlt ſich zur Vermeidung von Schwierigkeiten für genaue Angaben von Geburtsdaten zu ſorgen— denn man kann nie wiſſen. Nee nee, wat et nit all jibt!! Ruhm deutſcher Höflichkeit Ein Beitrag zur„Gaſtlichkeits⸗Woche“. In dem Buche, in dem Mark Twain ſeine Eindrücke von einer Reiſe durch Europa ſchildert, beſchäftigt er ſich mehrfach auch mit dem Weſen der Deutſchen im Fremden⸗ verkehr— im Fremdenverkehr vor über ſechzig Jahren. Der amerikaniſche Schriftſteller ſchreibt dabei den deutſchen Fremdenverkehrsbetreuern von 1878 auch manches nicht an⸗ genehme Wort ins Stammbuch. Aber insgeſamt iſt er doch erfreut über die Gaſtlichkeit, deren er leibhaftig wird. So notiert er im Rahmen der Aufzeichnungen über ſeine Fahrt von Heidelberg in den Schwarzwald unter anderem: „Frägt man einen Deutſchen höflich, ſo bekommt man beſtimmt auch eine höfliche Antwort. Hält man jemanden auf der Straße an und bittet ihn darum, einem den Weg zu zeigen, dann geſchieht das mit Zuvorkommenheit. Iſt der Weg ſchwierig zu finden, ſo kann man zehn gegen eins wetten, daß der Gefragte ſeine eigenen Angelegenheiten hintanſetzt und mit einem geht, bis man den rechten Weg gefunden hat. Auch in London haben mich hin und wieder wildfremde Leute ein paar Häuſerblocks weit begleitet, um mir einen Weg zu weiſen— allein die deutſche Höf⸗ lichkeit zeichnet ſich durch beſonders ungekünſtelte Liebens⸗ würdigkeit aus. Wie oft haben mich nicht in Deutſchland Ladeninhaber, wenn ich bei ihnen Geſuchtes nicht fand, durch einen ihrer Angeſtellten in das Geſchäft führen laſſen, in dem ich das Gewünſchte dann erhielt...“ Laſſen wir uns in der badiſchen Heimat immer vom Ehrgeiz leiten, die Gäſte davon zu überzeugen, daß Höf⸗ lichkeit zu den natürlichen Regungen im Herzen des füd⸗ weſtlichen Grenzländers gehört! Kirchenſpallung um eine Frau Am 19. Mai 1536 wurde Anna Boleyn enthauptet. Wenn man von„Renaiſſance⸗Menſchen“ denkt man zunächſt an Italien. Aber wie in der Kunſt hat dieſe Epoche, in der überragende Perſönlichkeiten ſich rückſichtslos durchſetzen und ihren Machthunger, ihre Prunkſucht oder auch ihre ſinnlichen Leidenſchaften un⸗ gehemmt auslebten, in der ganzen Lebensgeſtaltung auf die anderen Länder übergegriffen. Eine ſolche Renaiſ⸗ ſance⸗Natur hatte 1509 in Heinrich VIII. den engliſchen Thron beſtiegen. Als Sohn des erſten Tudorkönigs, der die„Roſenkriege“ beendet, den aufſäſſigen Adel gebeugt und faſt abſolut regiert hatte, beſaß er eine Machtfülle, wie ſie die engliſchen Könige ſeit Erlaß der„Magna Charta“, alſo ſeit 300 Jahren, nicht mehr innegehabt hatten. Nur eines war ihm verſagt: Der Sohn, den er als zweiter Herrſcher aus der jungen Tudordynaſtie dop⸗ pelt heftig erſehnte. Seine weit ältere Gemahlin, Katha⸗ rina von Aragon, die Witwe ſeines früh verſtorbenen Bruders Arthur, hatte ihm zwar politiſch wertvolle Be⸗ ziehungen zu Spanien gebracht, aber nur eine Tochter. Einen männlichen Erben durfte er von der reizloſen alten Frau nicht mehr erhoffen. Längſt hatte ſich ſein Intereſſe anderen Frauen zugewandt. Da kam 1522 aus Frankreich vom Hof der Königin Claude, an dem ſie einige Zeit ge⸗ weilt hatte, die junge Anna Boleyn in das Gefolge Ka⸗ tharinas. Die Tochter des Grafen von Ormond und Enke⸗ lin des Herzogs von Norfolk war erſt 15 Jahre alt und „nicht die ſchönſte Frau der Welt“. Sie hatte einen lan⸗ gen Hals, einen breiten Mund, aber wunderſchöne, tief⸗ ſchwarze Augen, die großen Eindruck machten. Bald wurde ſie von einer großen Zahl von Verehrern um⸗ ſchwärmt und erregte auch des Königs Intereſſe. Drei Jahre ſpäter ſtand ſie— obwohl mit dem Erben von Northumberland verlobt vor der Entſcheidung, die Mätreſſe des Königs zu werden.„Mätreſſe? Nein!— Wenn, dann Königin!“ war ihre Antwort. Anna Boleyn wurde Königin! Hatte Heinrich bei ſeiner Vermählung mit Katharina wenig darauf geachtet, daß die Ehe mit der Witwe des Bruders nach damaligen kirchlichen Beſtimmungen eigentlich verboten war, ſo machte ihm das nun plötzlich Gewiſſensbiſſe. Obwohl ſein Günſtling und erſter Ratgeber, Thomas Wolſey, Lord⸗ kanzler und Kardinal⸗Erzbiſchof von Vork, widerriet, be⸗ antragte der König beim Papſt die Ungültigkeitserklä⸗ rung ſeiner Ehe mit Katharina. Man war im Vatikan zunächſt nicht ſo abgeneigt, den kirchlichen Scheidungs⸗ prozeß durchzuführen. Warum ſollte man dem mächtigen König von England nicht entgegenkommen, der mit einer Schrift über die ſieben Sakramente gegen Luther ſo kraft⸗ voll in die Reformationsſtreitigkeiten eingegriffen und vom Papſt den Ehrentitel„Verteidiger des Glaubens“ dafür erhalten hatte? Papſt Clemens VII. übertrug Wol⸗ ſey und Compeggio als„Legaten“ die Unterſuchung und bevollmächtigte ſie, unter gewiſſen Bedingungen die Ehe für aufgelöſt zu erklären.— Ob nun die Unterſuchung ergab, daß die Ehe doch rechtmäßig ſei manche behaup⸗ ten, die Ehe Katharinas mit Heinrichs Bruder ſei nicht vollzogen geweſen, hätte daher auch nicht als Ehehinder⸗ nis gelten können— oder ob man die Freundſchaft des engliſchen Königs aus politiſchen Gründen nicht mehr für ſo wertvoll hielt, der Papft zog Wolſeys Vollmacht nach einiger Zeit zurück. Heinrich gab Wolſey die Schuld, der die Verhandlungen nur zögernd geführt hatte. Wol⸗ ſey wurde ſeiner Staatsämter enthoben. Auf den Rat des Theologen Thomas Cranmer holte Heinrich VIII. nun Gutachten der berühmteſten Univerſitäten über die Ehe mit Katharina ein, und als dieſe willfährig die Ehe für ungültig erklärten, ließ er ſie durch Cranmer, der inzwi⸗ ſchen Erzbiſchof von Canterbury geworden war, trennen. Am 28. Mai 1533 wurde die im Januar geſchloſſene Ehe ſpricht, mit Anna Boleyn feierlich für zu Recht beſtehend erklärt und Anna im Juni in Weſtminſter Hall zur Königin gekrönt. 5 Dieſer Schritt bedeutete die Trennung Englands vol der Katholiſchen Kirche. Der König hatte ſich feierlich 5 Widerſpruch zu den päpſtlichen Entſcheidungen geftellt der Papſt ließ ihn vor ſeinen Richterſtuhl nach Rom zitie⸗ ren, und Heinrich VIII. antwortete darauf mit der Los⸗ ſage von Rom: Mit Beiſtimmung des Parlaments er⸗ klärte er ſich ſelbſt zum Oberhaupt der Engliſchen Kirche Im September 1533 fieberte ganz London in Auf⸗ regung: Die Königin ſollte niederkommen. Würde nun Heinrich VIII. der erſehnte Thronfolger geboren werden; Würde Anna Boleyn die großen Opfer rechtfertigen, die um ſie gebracht worden waren? Am 7. September gebar ſie eine Tochter; Heinrichs Enttäuſchung war grenzenlos Seine anfangs leidenſchaftliche Liebe zu Anna hatte ſich in der langen Zeit des Scheidungsprozeſſes und während der kurzen Ehe an ſich ſchon ſtark abgekühlt, zumal Anna durch ihren Erfolg übermütig geworden war und ſich nicht ſelten ungebührlich und anmaßend benahm. Nun gab er ihr bald Anlaß zur Eiferſucht und hielt ſich Mä⸗ treſſen wie zur Zeit Katharinas. Das Zerwürfnis wuchs, als Anna 1534 eine Fehlgeburt hatte. Endlich, am 29. Januar 1536, wurde Anna Boleyn von einem Knaben entbunden, während gerade ein kleines Trauergefolge die in der Verbannung geſtorbene Katharina von Aragon zur letzten Ruhe geleitete— aber der Knabe war tot. Heinrich VIII. hatte ſich inzwiſchen in das Hoffräu⸗ lein Johanna Seymour verliebt. Am 1. Mai wurde eine Reihe engliſcher Adliger als angebliche Liebhaber der Königin verhaftet, am 2. Mai ſie ſelbſt und ihr Bruder, Lord Rochford, in den Tower gebracht, da man ihr auf Anſchuldigung ihrer Schwägerin auch den Vorwurf des Ehebruches mit ihrem Bruder machte. 26 Peers von England, die Vertreter des geſamten Hochadels des Lan⸗ des, traten am 15. Mai unter dem Vorſitz des„Lord Ste⸗ ward“, des Herzogs von Norfolk, zuſammen, und auf ihren einſtimmigen Spruch verurteilte Norfolk ſeine eigene Nichte zum Tode durch Verbrennen oder Enthaupten, je mach dem Wunſch des Königs. Um die Königin von England hinzurichten, ließ man den Henker von Calais herüberkommen. Anna Boleyn, die dem Gouverneur des Tower, Sir William Kingſtone, gegenüber immer wieder ihre Unſchuld beteuert hatte, ging dem Schafott faſt leichtfertig entgegen. Sie ſoll ge⸗ lacht haben, als ſie am Block niederkniete und ihre Hände um ihren„kleinen Nacken“ legte, und appellierte an die Geſchicklichkeit des Henkers.„Ich habe viele Männer und auch Frauen hinrichten ſehen“, ſchrieb der Henker,„und alle ſind in großem Leid geweſen. Aber dieſe Dame hatte viel Freude und Vergnügen am Tode.“ Am Tage darauf ſchon heiratete Heinrich Johanna Seymour, die ihm endlich den Thronfolger Eduard II. ſchenkte, aber im Kindbett ſtarb. Die Töchter ſeiner bei⸗ den erſten Ehen, Maria, als Königin von der Geſchichte „die Blutige“ genannt, und Eliſabeth, ließ der König durch Parlamentsbeſchluß für illegitim erklären, kurz vor ſeinem Tode aber rehabilitieren. Anna Boleyn, der noch vier Frauen auf den Thron Heinrichs folgten, blieb ver⸗ geſſen, bis ſie als Mutter der größten Königin von Eng⸗ land, Eliſabeth, in die Geſchichte einging. Fahrbare Büros. Eine Schreibmaſchinenfirma in Mel⸗ bourne iſt auf einen originellen Reklamegedanken gekom⸗ nen: Die Firma läßt langſam einige Autos durch die Straßen fahren, in denen perfekte Stenotypiſtinnen ſitzen. Große Pla⸗ kate an den Motorhauben verkünden, daß, wenn man ſchnell inen wichtigen Brief zu diktieren habe, man dies bei der dame im Auto beſorgen laſſen könne. Die ſtarke Benutzung der Wagen beweiſt daß die Idee recht einträglich iſt. Nundfunk⸗Programme Peichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrich⸗ ten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Bauernfunk; 8.10 Gym⸗ naſtik; 8.30 Für die Arbeitskameraden in den Betrieben; 9.30 Sendepause; 10.30 Sendepause; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 15 Sendepause; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 17. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Kath. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Arbeit, Morgenfeier des Reichsarbeits⸗ dienſtes, 10.30 Von deutſcher Art; 11.15 Eröffnung der 3. Reichsnährſtandsausſtellung 1936; 12 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Anterhaltungskonzert; 17 Muſik zur Unterhaltung; 18 Achtung!, Sie erhalten eine Gratibſendung friſche Schwarzwald⸗Forellen!; 18.30 Vertraute Klänge großer Meiſter; 19.30 Albrecht Ludwig Berblinger, Funkbericht; 19.50 Sport; 20 Es geſchieht ſo allerlei— im Monat Mai, bunter Abend; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Nachtmuſik; 24 Von deutſcher Seele, roman⸗ tiſche Kantate. Montag, 18. Mai: 9.30 Geſpräch der Gaufrauenſchaftsleiterin Frau von Valtz mit Frau Schlenker; 9.45 Sendepauſe; 10 Peter, unſer Kater, ſpricht: nein, Spitzmäuſe mag ich nicht; 10.30 Buntes Schallplattenkonzert; 17.45 Zwiſchenprogramm; 18 Fröhlicher Alltag; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten— für dich; 20.10 In zwei Manegen, bunter Zirkuszauber; 21.10 Wer kennt ſich aus?, allerlei Variationen; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 19. Mai: 10 Deutſches Volkstum, Hörſzenen; 10.30 Engliſch; 11 Buntes Schallplattenkonzert; 15.15 Von Blumen und Tie⸗ ren; 17 Fröhliche Klänge; 17.40 Die Parzelle, beſinnliche Erzählung; 18 Anterhaltungskonzert; 19 Schönes Wien; 19.45 Jugend und Fachbuch, Zwiegeſpräch; 20.10 Orcheſter⸗ konzert; 22.30 Anterhaltungs⸗ und Tanzmuſtk. Mittwoch, 20. Mai: 10 Vom Werden nordiſcher Muſik; 15.30 Hans Gäfgen lieſt aus eigenen Werken; 17.40 Deutſche Hindukuſch⸗Expe⸗ dition, Reiſebericht; 18 Muſikaliſche Drehbühne; 19.45 Eine deutſche Frau erlebt die Oaſe Biskra; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Deutſche Seele ſingt und ſagt, Folge von Muſik und Dichtung; 22.15 Olympia⸗Funkdienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Eymnaſtik; 8.30 Muſik am Morgen; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage; Wirkſchaftsmel⸗ dungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert lz 13 Zeit, Nachrichten, anſchl. lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nachrichten, Wetter; 14.10 Schallplattenkonzert; 16 Nachmittagskonzert; 19.45 Tagesſpie⸗ gel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen; 20 Zeit, Nach⸗ richten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wet⸗ Sonntag, 17. Msi: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wel⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Muſik at Morgen; 9 Kath. Morgenfejer; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeitz zur Eröffnung der Reichsnährſtandsſchau; 10 Laß die Seelen hell erklingen, daß wir durch die Zeit uns ringen; 100 Chorgeſang; 11.15 Eröffnung der 3. Reichsnährſtandsausſtel lung 1936; 12 Muſik am Mittag; 14 Kaſperl macht Muſile; 14.45 Taunusſagen; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskon⸗ zert; 18 HJ. ⸗Funk, 18.30 Wunſchkonzert; 19 Deutſches Volk auf deutſcher Erde; 20 Sport; 20.10 Bunt iſt die Welt det Operette; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; Montag, 18. Mai: 9.45 Sendepause; 11.30 Bauernfunk; 15 Volk und Wir⸗ ſchaft; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Unterhaltungskonzert; 16.45 Wer kennt die Meiſter deutſcher Erzählkunſt?, literariſches Preirätſel; 17 A ſauberi Schrammelmuſi; 17.30 Jugendfunk 18 Fröhlicher Alllag, buntes Konzert, 19.45 Gang dur die Reichsnährſtandsſchau; 20.10 Goldene Aehren und per⸗ lender Wein, Ringſendung; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 19. Mai: 9.30 Unterhaltungsmuſik; 11.30 Bauernfunk; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Die deutſche Frau; 17.30 Eine„Aus⸗ länderin“ wird einheimiſch; 18 Anterhaltungskonzert; Flachs und Leinen, Funkfolge; 19.45 Gang durch die Reichs⸗ nährſtandsſchau; 20.10 Orcheſterkonzert; 22.30 Sie kam mie Leben und Sonnenſchein, dem Gedächtnis Clara Schumanns; 23 Anterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 20. Mai: 9.30 Eifeler Nachbarſchaft und heitere Lieder für Baß; 11 Hausfrau, hör zu; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Bilder aus dem rhein⸗mafniſchen Städtekranz: Worms; 15.30 Die Stimme der Frontſoldaten im Aether, Bericht; 15.45 Das aktuelle Buch; 17.30 Bauernadel, Funkfolge; 18 Muſila⸗ liſche Drehbühne; 19.45 Hang durch die Reichsnährſtand⸗ ſchau 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Bunte Schlacht ſchüſſel, heiterer ländlicher Abend; 22.15 Olympia⸗Funk⸗ dienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz 7 2 2 . aus dem Bruch Ronian von Paul Hain. Drei 16. Dort— wo der eine Zugang der Manege in das Stallzelt hineinführte, hatte ſich die Zeltwand vom Pflock gelöſt und durch den Spalt ſah ein Geſicht herein— ein Mädchengeſicht— und die Augen blickten gerade zu Lajos hinauf, der im Licht des Scheinwerfers ſtand. Es waren große, blanke Augen, die aus einem klaren Geſicht ſehnſüchtig— hungrig ſtrahlten. Lajos war es, als ſähe er ein ſüßes Heiligenbild. Aber da riß er ſich zuſammen, er mußte weiterarbeiten. Schneller als ſonſt beendete er die Nummer. Immer noch fühlte er den Blick jener Augen, die wie in ein gro⸗ ßes Wunder hineingeſehen hatten. Er verließ die Manege. Hörte den Beifall der Zu⸗ ſchauer hinter ſich, aber er ging nicht mehr zurück. Er warf den Mantel über ſich und ſchlüpfte vom Stallzelt aus ins Freie. Es regnete jetzt in Strömen. Sein Auge durchforſchte die Dunkelheit. Da hatte er jene Geſtalt an der Zeltwand erſpäht. Er kam von hinten heran. Tippte leicht auf ihre Schulter. Da wandte ſich das Geſicht aus dem Zauberreich der Vorſtellung ihm zu. Lajos ſtand in großer Verwirrung da. Nie, ſo ſchien ihm, hatte er ein Mädchen geſehen, das jo voll unbeſchreiblich junger Schönheit war. Sein Blick taſtete über ihre Kleidung, ſah das Bündel in ihrer Hand. „Ich gehe ſchon weiter,“ ſagte ſie leiſe. Lajos faßte Mut. „Aber nein, das— das ſollen Sie ja gar nicht! Warum? Ich tue Ihnen nichts. Meiner Mutter gehört der Zirkus. Aber— was iſt Ihnen?“ Er ſtützte die Wankende. Sie lag ſchwer an ſeiner Schulter. Kaum hörbar flüſterte ſie:„Ich bin ſeit zwei Tagen auf der Landſtraße—“ „Und zittern und fröſteln ja, und durchnäßt ſind Sie auch. Kommen Sie— ins Trockene—“ „Wohin?“ Lajos lachte jungenhaft. Er fühlte ſich mit einem Male als Beſchützer. In einem der Wagen dort— ſehen Sie, da iſt der Wagen der Muſikanten, da iſt niemand jetzt. Ein Tropfen Kognak iſt da immer zu finden, der wärmt durch!“ Hanni Schäfer folgte faſt willenlos. Fand ſich im Wagen, in dem es bunt genug ausſah, fühlte ſich auf einen Stuhl gedrückt, ſah, wie Lajos aus einer Flaſche in ein Glas goß, das er ihr reichte. Sie trank und die Wärme rann allmählich durch ihre Glieder. Langſam ſammelte ſie ſich, gewann ihre junge Kraft zurück. „Sie ſagten, Sie ſeien ſeit zwei Tagen unterwegs. Sie haben Leid in ſich, ich ſehe es wohl. Wo— wollen Sie hin?“ „Weiter— weiter— Es kam leiſe und zaghaft heraus. „Und haben keine Heimat— 2“ „Nicht mehr.— Fragen Sie nicht—“ Da ſchwieg Lajos bedrückt. Zum erſtenmal in ſeinem jungen Leben hatte ihn die kiefſte Menſchenſehnſucht berührt, die Liebe heißt. Nach einer Weile ſagte er: i „Sie werden Hunger haben! Wir wollen in die Kan⸗ tine gehen, ja?“ Gehorſam ſtand Hanni auf. Die Kantine war um dieſe Zeit faſt leer. Lajos be⸗ ſtellte einiges. „Sie werden mir ſpäter alles erzählen, nicht wahr?“ „Später?“ „Sie werden bei uns bleiben.“ Hanni fühlte ſich ſatt. Ihre Augen hatten wieder kla⸗ ken Glanz und Leuchten. „Was sollte ich hier?“ fragte ſie. Er lächelte fein. 1 5 „Das würde ſich finden, denke ich. Sie ſuchen doch eine Stellung.“ Da grübelte Hanni tief in ſich hinein, bedachte Vergan⸗ genes und Zukünftiges, und antwortete: „Wenn ich bleiben könnte, Lajos Beda, mein Wandern ein Ende.“ „Wir werden mit meiner Mutter ſprechen.“. Es war indeſſen nicht ſo einfach, wie Lajos ſich das dachte, denn Cilly Beda dehnte die Abſchiedsfeier mit Le⸗ vicky ziemlich lange aus. And als endlich alle Gäſte gegangen waren, war es mitten in der Nacht.. Ehe Lajos noch ſein Anliegen vorbringen konnte, herrſchte ſie ihn ſchon an: 85 f „Allons, laß die Zelte abbrechen! Jeder muß heran! In zwei Stunden fahren wir. Verrückte Wirtſchaft, heute! Bald iſt es Tag!“. Da ſah ſie Hanni, die geduckt hinter Lajos ſtand. Ver⸗ wunderung malte ſich in ihrem Geſicht. „Wer iſt das Mädel?“ 8 ö l „Sie heißt Hanni Schäfer und will bei uns bleiben, utter.“ He?“ 5 Eilly Beda bekam ſcharfe Augen. Sie lachte kurz auf. „Wohl ausgeriſſen zu Hauſe?“ 5 „And zum Zirkus willſt du? O lala— warum nicht? Lajos, du Heimlicher! Wir können darüber reden. Wenn die Papiere in Ordnung ſind— he?“ f „Ich— ich habe alles bei mir,“ ſtieß Hanni hervor. „Gut, gut— fahr mit! Kannſt in meinem Wagen ſchlafen. Lajos— allons. Steh nicht ſo träge herum!“ br kam es, daß Hanni mit der Zirkus Beda weiter⸗ Ahr. c dann hätte Vierzehntes Kapitel. Wochen und Monate waren ins Land gezogen. Der Sommer war verblüht. Der Himmel hatte ſein helles, ſrahlendes Blau verloren. Herbſtlaub färbte ſchon längſt ie Bäume. Kühl wehten die Winde. f Zirkus Beda zog wie im Sommer auch im Herbſt von Stadt zu Stadt. Man hatte eine feſte Route. 5 Hanni hatte ſich eingelebt. Es hatte zuerſt mancherlei Anannehmlichkeiten gegeben, denn Cilly Beda drang darauf, daß Hanni richtig„arbeiten“ lerne. Arbeit— das war hier lediglich artiſtiſche Arbeit. und Hanni— das erkannte Frau Eilly ſehr bald— hatte das Zeug dazu, etwas zu lernen.. kommen gleichgültig. Die Papiere waren in Ordnung, alles andere kümmerte ſie nicht. und Hanni war deſſen froh. Auch Lajos, der ihr ein lieber Freund geworden war, hatte ſie nie davon erzählt, woher ſie kam und was ſie von Hauſe fortgetrieben. „Hanni ſah ſelbſt ein, in dieſem Milieu mußte ſie etwas leiſten, wenn ſie den andern Achtung abgewinnen wollte. So entrann ſie auch am beſten den Gedanken an die Ver⸗ ganges heit. Lajos nahm ſie in die Lehre und mit Begeiſterung er⸗ kannte er, daß ſie eine gefügige und talentvolle Schülerin war. Furchtlos, kaltblütig, nervenruhig. Frau Cilly war zufrieden. Und Hannis Ehrgeiz wurde rege und feuerte ſie ſelbſt zu immer neuer Kühnheit an. Ehrgeiz? War es wirklich nur Ehrgeiz? War es nicht in der Hauptſache doch der Trieb, zu vergeſſen um jeden Preis, was ſie einſt in die Fremde gejagt hatte? Oh, es gab Nächte, in denen die Erinnerung glühendheiß A Eine furchtbare und doch wieder unendlich ſchöne al. Detlev! Detlev! Eines Tages war es dann ſo weit, daß Cilly Beda be⸗ ſtimmte: „Morgen, Hanni, trittſt du auf. Dein Debüt. Es wird nachgerade Zeit dafür. Was dir noch fehlt, lernſt du ſchon noch nach und nach. Für unſer Publikum biſt du jeden⸗ falls ſchon eine kleine Attraktion. Alſo! Daß du mir keine Schande machſt! Wir haben viel für dich getan— nun tu' du das deinige. Bei uns heißt es: Alle für einen, einer für alle!“ Lajos ſtand daneben. Sein Geſicht leuchtete bei den Worten Stolz blickte er in Hannis Geſicht. „Wir werden hochkommen, Hannil“ ſagte er. Er träumte ſchon ſeit langem, ſeitdem er mit ihr zu⸗ ſammenarbeitete, von einer beſſeren Zukunft. Er hatte ſo ſeine heimlichen Pläne. Nicht für immer wollte er beim Zirkus Beda bleiben. Seine ehrgeizigen Gedanken hatten höheren Flug. In der Tat war das erſte Auftreten Hannis mit Lajos eine Attraktion. Die Nummer ſaß! Sie hatte den Nerven⸗ kitzel und die erregende, ſenſationelle Aufmachung, die das Publikum von einer großen Nummer verlangt. Mit wunderbarer Leichtigkeit vollführte Hanni auf dem ſchwankenden Draht ihre Künſte. Lajos hatte nie in ſeinem Leben ſo mit voller freudiger Begeiſterung gearbeitet wie diesmal, da er ſtets die Partnerin, von je die heimliche Sehnſucht ſeines Artiſtenherzens, vor ſich ſah. Jeder Trick klappte mit abſoluter Exaktheit. Man verſtand ſich mit dem unmerklichſten Augenzucken. Einmal dachte Hanni— und ſte ſelbſt empfand die Seltſamkeit dieſes Gedankens in dieſem Augenblick: wenn ich jetzt falle— dieſe zehn Meter tief in die Manege hin⸗ ein— dann wäre wohl alles vorbei. And niemand zu Hauſe wüßte, was aus mir geworden. Ob auch Detlev es 155 erfahren würde? Mein letzter Atemzug wäre für ihn. Dann war auch das vorbei. Mechaniſch hatte ſie die richtigen Schritte getan. Das Publikum klatſchte beifallfreudig. Klatſchte ihrer Kunſt— und ihrer jungen Schönheit. 5 Sie neigte den Kopf. 7 Fühlte Lajos“ Hand in der ihren, fie war ganz kalt. „Dein erſter Erfolg,“ flüſterte er verhalten. Sie nickte leicht. Das Wort flog an ihr vorbei. Er⸗ folg? Was bedeutete er ihr? Aber als ſie ſchon die Manege verlaſſen hatten und der Beifall immer noch zwiſchen den Zeltwänden hallte und Cilly Beda ſie ärgerlich mahnte:„Nun geh' doch hin⸗ aus— geh'!“, da fühlte ſie doch ein ſeltſam verwirrendes Prickeln in den Nerven und etwas wie Rauſch ſtieg in ihr auf, erregte ihr Blut. Erfolg! Dann ging ſie in ihre Garderobe, ſich umzuziehen und das Bewußtſein war in ihr: Nun leiſte ich doch etwas! Bin nicht mehr unnütz hier. Nun kann ich meinen Dank abtra⸗ gen. Eine neue Welt nimmt mich auf, ob ſie mir Heimat werden wird? Dieſes Wort blieb in ihren Gedanken hängen. Da klopfte es leicht an der Tür. Lajos ſtand da, ſchon umgezogen. „Darf ich eintreten?“ „Aber ja, Lajos.“ Sie lächelte ihm zu. der Mutter. 1 Vieſes Lacheln hatte ſich in ſein Herz gebrannt. Das n Lächeln eines Kindes konnte er nie mehr ver⸗ geſſen. Nun trat er näher. „Hanni!“ „Ig? Du ſiehſt mich ja ſo ſonderbar an, Lajos.“ Seine Augen hatten einen ſchwärmeriſchen Glanz. „Hanni—“ Seine Stimme ſchwankte. Und plötzlich war er bei ihr. Griff nach ihrer Hand. Wie oft hatte er zu ihr ſprechen wollen von ſeines Her⸗ zens ſeligem Fühlen, wenn ſie allein waren. Aber Angſt und Scheu ſchnürten ihm ſtets im entſcheidenden Augenblick die Kehle zuſammen. Doch nun— nun hatte er den feſten Entſchluß gefaßt, zu reden. Hanni betrachtete Lajos forſchend. „Nun? Du biſt ja ſonderbar, Lajos. Was haſt du? 19 5 hältſt du meine Hand ſo feſt? Das tut mir ja we 4 „Oh— das wollte ich nicht, Hanni—“ Er gab ſie frei. „Du, Hanni „Nun?“. Sie ſah ihm in die Augen. Und plötzlich ahnte ſie, was in ihm vorging. Seine Augen verrieten es, ſein heißer Berg der ihr Geſicht berührte. Mitleid umſpannte ihr erz. „Lajos— lieber Lajos—“ Er preßte die Hände gegen die Bruſt. „Hanni, wir ſind beide zwei einſame Menſchen. Aber nein, ich lüge; ſeit du hier biſt, bin ich nicht mehr ein⸗ ſam, Hanni. Da hat mein Leben einen Inhalt erhalten, einen ſchönen, großen Inhalt. Ich habe nur ein Ziel, Hanni, das mich anſpornt, Großes zu erreichen— für dich. And dieſes eine Ziel heißt—“ „Lajos!“ 7 Er ſtockte, ſuchte nach Worten. „Lajos— bitte, nicht weiterſprechen. Ich bitte dich, kein Wort mehr—“ Unwillkürlich legte ſie die Hand auf ſeinen Arm. Ihr Geſicht hatte ſich gerötet. Er fühlte die ſanfte Berührung ihrer Hand, ſah die roſige Glut ihrer Wangen. „Hanni, willſt du immer hierbleiben? Das— das gäbe ein Unglück, ſag' ich dir. Du darfſt nicht— ohne Schutz hierbleiben—“ „Skilt till »Ich will dein Beſchützer ſein. Wir wollen gemeinſam 11 1 hinauf, du und ich, Hanni. Wir haben eine Zu⸗ kunft.“ Sie wich einen Schritt zurück. „Hanni— ich hab' dich lieb! Vom erſten Tage an wußte ich, daß ich dich lieben mußte! Ich werde dich nie verlaſſen können, Hanni. Bitte— höre mich an.“ Ihr Geſicht war blaß geworden. „Lajos— du darfſt nicht ſo ſprechen—“ „Ich liebe dich— und du— du Anaſt verzerrte ſeine Züge. Hanni ſchüttelte langſam den Kopf. „Ich— liebe dich nicht, Lajos. Es tut mir weh, dir das ſagen zu müſſen, aber du willſt es ja nicht anders.“ „Hanni!“ „Ich habe dich gern, wie einen lieben Bruder, Lajos. Ich danke dir ſo viel, das werde ich dir auch nie vergeſſen. Lajos— bleib mein guter Kamerad— ja?“ „Kamerad—“ murmelte er verſtört. Dann fuhr er auf. „Hanni, du trägſt Leid in dir— um einen andern! Jetzt weiß ich es— du liebſt ſchon einen!“ Sie blickte ihn an. Traurig und fremd. „Ja, Lajos—“ Da preßte er die Hände gegen die Schläfen, ſtierte vor ſich hin, und plötzlich rannte er hinaus.— Hol ſtlenlgillon. Hautausſwlag trotzen oft jeder Behandkung, ſelbſt bei langwierigſten Kuren. Konnten auch Sie bisher keine Hilfe finden, dann ſchreiben Sie mir, ich gebe Ihnen gern koſtenlos ein einfaches Mittel bekannt, durch welches ſchon Unzählige, auch bei Schuppenflechte, von jahrelangen Leiden, oft in 14 Tagen(ohne Diät) vollſtändig befreit wurden. Heilm.⸗Vertrb. Max Müller, Görlitz Ax 96, Schulſtraße. (Erhärtl. i. d. Apoth.) Die perſönlichen Verhältniſſe Hannis waren ihr voll⸗ Der Wäſcheſchrank „Wie, den Schrank ſollen wir die Treppen herauf⸗ tragen?!“ Nie vergeſſe ich das Entſetzen, mit dem die Packer und Möbelträger meinen rieſigen Leinenſchrank mit der engen Stiege verglichen, die zu der neuen Wohnung führte. Die beiden ſtanden aber auch wirklich in einem ſchreienden Mißverhältnis. Denn was die Treppe zu ſchmal, war der Schrank entſchieden zu breit! 5 „Und auseinandernehmen läßt er ſich auch nicht!“ ſtell⸗ ten ſie zudem noch grollend feſt. Doch es half alles nichts. In die Wohnung mußte der Schrank! Darüber war ich mir klar. Guter Wille und die Ausſicht auf ein erhöhtes Trinkgeld vermögen aber viel in der Welt. So gelangte auch mein Leinenſchrank in meine Wohnung. Das alles liegt nun ſchon Jahrzehnte zurück. Damals war ich eine junge Frau, die ſoeben ihren erſten Amzug feierte. Seitdem aber bin ich noch oft umgezogen. Ueber⸗ all aber hat mich das Angetüm von einem Leinenſchrank begleitet. Denn ich hätte mir das Leben ohne dieſen Schrank nebſt ſeinem Inhalt einfach nicht vorſtellen kön⸗ nen. Denn er gehörte nun einmal zum Haushalt der Frauen jener Tage. 5 N Da ſtand er denn, breit und geräumig, ſo daß man ſchon eine ganze Menge Leinenzeug darin unterbringen konnte. Bas alles war ja noch in der Zeit, wo die Frau nicht nur ein, ſondern gleich mehrere Dutzend von jeder Sorte Wäſche beſaß. Wo ſich die Bettücher gleich ſtapelweiſe ſchichteten. Wo es noch Handtücher für allen und jeden Zweck gab! Wo das Damaſttiſchtuch, das ſo⸗ genannte„Gebild“, in ſeiner Blütenweiße, luftgetrocknet und raſengebleicht, den Stolz jeder Hausfrau bildete! Wo man noch kräftige Leibwäſche beſaß, die eine Generation uushielt. 8 Zeiten ändern ſich und Begriffe. Anverrückt aber ſteht, mächtig und wuchtig, der alte Leinenſchrank. 5 Kürzlich, als mich eine junge Nichte beſuchte, bat ſie: „Ach, Tante, laß mich doch mal in Deinen Leinenſchrank einen Blick tun!“ Bereitwillig öffnete ich ihn. Wenn auch die Zeit durch den unausbleiblichen Verſchleiß die Reihen gelichtet hatte, ſo blieb doch noch immer genug übrig, um das Erſtaunen des jungen Mädchens zu erregen. N „Wie, und das alles abt Ihr gebraucht, Tante?“ And dann folgte, da ſie ſelbſt Braut war, eine Aufzählung deſſen, was ihre Ausſteuer ausmachte. Die Hauptrolle ſpielte dabei das halbe oder höchſtens das ganze Dutzend! Jedenfalls hätte die ganze aufgezählte Herrlichkeit in einem Gefach des alten Leinenſchrankes genügend Platz gehabt! „Wozu ſich mit mehr belaſten?“ lachte die blonde Nichte.„Man kauft ſich eben ſpäter einfach was man braucht!“ „Falls man dann das nötige Geld dazu hat!“ konnte ich mich nicht enthalten einzuwerfen.„Daran aber fehlt es bekanntlich ſpäter nur zu oft. Darum iſt mir auch der wohlgefüllte Wäſcheſchrank ſolch ein Troſt geweſen! Denn wenn erſt Kinderchen da ſind, gibt es mehr unvorher⸗ geſehene Ausgaben, als man ahnt. Deshalb möchte ich es gerade im Intereſſe der jungen Generation wünſchen, daß wieder der Wäſcheſchrank mit ſeinem wertbeſtändigen Inhalt mehr Beachtung fände. Die Ausſteuer muß wieder mehr zu Ehren kommen. Damit wäre beſtimmt der Grund⸗ ſtock der Ehe auf geſunderem Boden errichtet!“ „Ach, Tante, wir haben uns ja ſo angewöhnt, auch in bezug auf die Ausſteuer ſozuſagen von der Hand in den Mund zu leben „Sieh, Kind, das ſollte anders werden! In den Tage⸗ büchern eines unſerer großen Dichter, in Hebbels Tage⸗ büchern, findet ſich eine ſehr aufſchlußreiche Stelle. Er ſpricht da von ſeiner Mutter, einer hart arbeitenden Bäuerin. Von der erwähnt er einen Ausſpruch, der auch für uns wieder gelten ſollte. Die alte Bäuerin pflegte im Hinblick auf das Heiratsgut eines Mädchens die bedeu⸗ tungsvollen Worte zu ſagen:„Leinenlos— ehrlos!“ Für ſie gehörte zu einer ordentlichen Ehe auch der wohlgefüllte Leinenſchrank oder die Truhe mit weißlinnenen Schätzen! Ich glaube, es wäre gut, wenn Ihr jungen Menſchen von heute wieder lernen würdet, haushälteriſch mit dem Pfennig umzugehen, damit er zur Mark anwächſt. Die er⸗ parte Mark aber legt man ſo leicht nicht in Unnützem an. Drum wird man auch bei der Ausſteuer mehr Wert auf Wertbeſtändiges legen, als auf das ins Auge fallende und der jeweiligen Mode unterworfene!“ Da warf die junge Nichte einen lächelnden Blick auf den alten Leinenſchrank:„Ich hätte nie geglaubt, daß ein ſo alter Schrank einem ſolch wichtige Dinge zu ſagen hätte!“ Indem ich die Türen des Schrankes wieder ſorgfältig ſchloß, meinte ich, ebenfalls lächelnd:„Ja, Kind, die Dinge der Vergangenheit könnten uns oft gar manches für unſere Gegenwart und Zukunft ſagen, wenn wir nur Ohren hät⸗ ten, die ihre Sprache verſtehen!“ Adams Einheimiſcher Sport. Fußball Seckenheim muß nach Pir maſens. Wie an dieſer Stelle ſchon mitgeteilt wurde, haben die Seckenheimer Fußballer morgen zum fälligen Pokal⸗ ſpiel in der 3. Hauptrunde in Pirmaſens gegen den Fußballklub 03 anzutreten. Es wäre auf legalem Wege wohl nie möglich geweſen, beide Vereine zu einem Privat⸗ ſpiel gegenſeitig zu verpflichten. Seckenheim ſteht wohl von vornherein auf verlorenem Poſten, denn es wäre mehr als ein unmögliches Unterfangen, wolle man dem Bezirksklaſſen⸗Abſtiegskandidat Gewinnchancen gegen den Tabellenzweiten der Gauliga im Gau Südweſt geben. Dazu kommt noch, daß die Seckenheimer nach Pirmaſens in die„Höhle des Löwen“ müſſen. Aber die Secken⸗ heimer Mannſchaft wird ſich ihrer Haut zu wehren wiſſen. Vor all den großen Namen wie Hergert, Schaumburger, Weilhammer, Kolb, Brill und wie ſie alle heißen, wird kein Stillſtand gemacht. Der Gang für die hieſige Mann⸗ ſchaft iſt ſchwer und wird gewaltige Anſtrengung er⸗ kordern, wenn die„Angelegenheit“ ein gutes Ende haben ſoll. Seckenheim hat ſich bisher in den Pokalrunden glän⸗ zend geſchlagen und der große Gegner wird den Kampf⸗ geiſt der Leute nicht aufhalten— ſelbſt unter Berückſich⸗ tigung der Tatſache, daß man nicht viel zu beſtellen haben wird. Die Fahrt durch das ſchöne Pfälzer Land wird man mit einem Autobus beſtreiten, ſodaß ſchon allein die Bewunderung eines der ſchönſten deutſchen Landesteilen die Reiſe lohnend macht. Glück auf. ch Handball. Turnverein 98 entſendet am morgigen Sonntag ſeine Juniorenmannſchaft zu den Turnierhandballſpielen mach Malſch. Dort treffen unſere Nachwuchsſpieler auß zug⸗ kräftige Gegner. Die Teilnehmer ſind alle ſpielſtarke Mannſchaften und je nach dem die Mannſchaften einander gegenübergeſtellt werden, wird dieſer Vertretung der 98er das Siegen nicht leicht gemacht ſein. Wir aber wollen hoffen, daß die 98er Elf ſich tapfer hält und ſchlägt, wenn es auch nicht gelingen ſollte, Turnierſiegr zu werden, ſo werden ſie immer einen guten Eindruck hinterlaſſen. * Aufſtiegsſpiele zur Bezirksklaſſe. Tbd.„Jahn“ I— Ty. Wieblingen 1 Das morgige Aufſtiegsſpiel, das der Turnerbund gegen Wieblingen austrägt, muß unbedingt gewonnen werden, ſo die Mannſchaft noch den Ehrgeiz hat, in die Bezirksklaſſe aufzurücken, um dort die nächſte Verbands⸗ runde zu abſolvieren. Die Gäſte, uns keine unbekannte Gegner, ſtellen einen flinken Sturm und eine harte Hinter⸗ mannſchaft ins Feld. Im Pokalſpiel vor 2 Wochen mußten ſie ſich mit 7:4 beugen; ob ſie ſich im viel wich⸗ tigeren Aufſtiegsſtiegsſpiel revanchieren, wird ſich morgen zeigenzſie werden beſtimmt ihr letztes hergeben und die Turnerbündler zum Aeußerſten zwingen. Es geht um viel; es geht um den Aufſtieg. ——F—TTTTTTT.T1T.T.T.T.T.T.!... ̃ ᷣ ͤ K..... ß Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 16. Mai, 19.30 Uhr: Miete G 21 und für die NS⸗Kuturgemeinde Mannheim Abt. 361 bis 363: zum erſten Male: Lauf ins Glück. Operette von Fred Raymond. Sonntag, 17. Mai, 19.30 Uhr: Miete C 24 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 364 bis 366: Der Troubadour, Oper von Verdi. Montag, 18. Mai, 19.30 Uhr: Für die NS. Kultur⸗ gemeinde Ludwigshafen Abt. 46 bis 49, 55, 106, 401 bis 404, 410 bis 414, 420 bis 423, 425 bis 429, 432 bis 434, 471 bis 472, 491 bis 492, 501 bis 502, Gruppe F Nr. 815 bis 817 und Gruppe B: Aida, Oper von Verdi. n Dienstag, 19. Mai, 20 Uhr: Miete§ 23 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 339 bis 341: Lu d⸗ wig⸗Thoma⸗ Abend: Lottchens Geburtstag, Die kleinen Verwandten, Erſter Klaſſe. Mittwoch, 20. Mai, 19.30 Uhr: Miete M 25, Sonder⸗ miete M 13, und für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim Abt. 124 bis 126: Marſch der Veteranen, Schauſpiel von Friedrich Bethge. Donnerstag, 21. Mai, 18 Uhr:, Miete A 24: Erſtes Gaſtſpiel Eyvind Laholm, Deutſches Opernhaus Berlin: Die Meiſterſinger von Nürnberg, von Ri⸗ chard Wagner.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. [Freitag, 22. Mai, 20 Uhr: Miete F 25: Fra Dia⸗ volo, komiſche Oper von D. F. E. Auber. [Samstag, 23. Mai, 19 Uhr: Miete E 23: Zweiles N Gaſtſpiel Eyvind Laholm, Deutſches Opernhaus Ber⸗ lin: Tannhäuſer, von Richard Wagner.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. 19.30 Uhr: Miete G 22 und für die NS⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim Abt. 391 bis 393: Don Gio⸗ vannt, Oper von W. A. Mozart.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. e Montag, 25. Mat, 20 Uhr: Miete B 23, Sondermiete B 12 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 127 bis 129: Lauf ins Glück, Operette von Fred Raymond. 8. Im Neuen Theater im Roſengarten: Sonntag, 17. Mai, 20 Uhrt: Freier Verkauf, Eintritts⸗ preis 0.50 bis 3 Mark: Charleys Tante, Schwank von Brandon Thomas. Montag, 18. Mat, 20 Uhr: Für die NS. Kulturge⸗ meinde Mannheim Abt. 120, 136 bis 147, 221 bis 226, 259, 359, 502 bis 510, 519 bis 520, 529 bis 530, 578 bis 577, 591 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Charleys Tante, Schwank von Brandon Thomas. Auswärtiger Sport. Meiſterſchafts-Endſpurt.— Pokalkampf geht weiter.— Handballer in der Gruppen⸗Entſcheidung.— Ringermeiſter⸗ ſchaften.— Großkämpfe der Radſporkler.— Der„Große Preis von Tunis“.—„Kund um die Solitude“.— Sechs Galopprennen und ein Turnier! In zwei Gaugruppen ſteht die Entſcheidung noch aus, ſie wird am Sonntag fallen. In Gruppe 1 wird der End⸗ kampf PS Chemnitz— Schalke 04 in Dresden vor Zehntauſenden die Entſcheidung bringen. In Allenſtein kämpft Hindenburg Allenſtein gegen Berliner SV um den erſten Gruppenſieg. Auch Gruppe 2 ſucht ihren Meiſter. Vik⸗ torig Stolp ſollte dem VR Gleiwitz den Weg ins Ziel nicht verlegen können, ſo daß auch ein Heimſieg von Werder Bremen gegen Eimsbüttel die Bremer nichts mehr nutzen ſollte. In den beiden anderen Gruppen iſt alles klar. Fol⸗ gende Spiele ſtehen noch an: Gruppe 3: in Augsburg: 1. FE Nürnberg— Wormatia Worms, in Weimar: 1. SV Jena— Stuttgarter Kickers; Gruppe 4: Fortuna Düſſel⸗ dorf— SV Mannheim⸗Waldhof, in Köln: Kölner CfR— FC Hanau 93. Am Samstag trifft in Frankfurt a. M. die Reichsaus⸗ wahl auf den Trainingspartner Everton Liverpool. Die deutſche Elf wird infolge der Verletzung des vorgeſehenen Raſſelnberg wohl noch geändert werden, doch dürften Jü⸗ riſſen, Tiefel, Münzenberg, Gramlich, Sold, Moll, Paul, Lenz, Becher, Simetsreiter wohl in ihr zu finden ſein. Viel⸗ leicht auch Haringer. In der dritten Pokal⸗Hauptrunde treffen ſich: Kickers Offenbach— Opel Rüſſelsheim, FV Saarbrücken— Fm Diefflen, Fͤ Pirmaſens— Seckenheim, 1. Fe Pforzheim gegen Union Niederrad Phönix Karlsruhe— SVgg Söl⸗ lingen, VfB Stuttgart— FV Zuffenhauſen, SSV Ulm— Sportfreunde Eßlingen, Banern München— Union Augs⸗ burg, 1860 München— Be Augsburg, Fc Würzburg 04 gegen Schweinfurt 05, Fc Bayreuth— Wacker Marktred⸗ witz, SC Röthenbach— ASV Nürnberg, SC 03 Kaſſel— Heſſen Hersfeld, Eintracht Windecken— VfB Friedberg, SV Wetzlar— Kewa Wachenbuchen, Weſtmark Trier— Fc Oberſtein, S Neuenahr— Vingſt 05, Stolberg⸗Atſch gegen Union Köln. Handball. Gruppe 1: Berlin: BSV 92— Hindenburg Biſchofs⸗ burg, Oppeln: Poſt Oppeln— MTS A Leipzig; Gruppe 2: Hannover: Poſt Hannover— TV Oberalſter, Magdeburg: MS Magdeburrg— KTV Stettin; Gruppe 3: Fürth: Sp⸗Vgg Fürth— Hindenburg Minden; Altenſtadt: TV Altenſtadt— TVa Obermendig; Gruppe 4: Kaſſel: Kur⸗ heſſen Kaſſel— MS Darmſtadt: Mülheim: Raſenſport Mülheim— SV Mannhbeim⸗Maldhof Die Frauen tragen ihre zweite k. o.⸗Runde nach folgen⸗ dem Spielplan aus: Frankfurt a. M.: Eintracht Frankfurt gegen Magdeburger Frauen SE; Mannheim: VfR Mann⸗ heim— Sp⸗Vgg Fürth.— Im Gau Südweſt ſteigt die 1. Hauptrunde um den Südweſt⸗Pokal. Hockey. Ein Gaukampf Württemberg— Baden wird in Stutt⸗ gart⸗Vaihingen ausgetragen; eine Reihe von Freundſchafts⸗ ſpielen ergänzt das Programm. Leichtathletik. Die Leichtathleten tragen ihre erſten Gaumeiſterſchaften aus; überall ſind die Wettbewerbe im 40 Kilometer⸗Gehen und 32 Kilometer⸗Laufen angeſetzt. In der Reichshaupt⸗ ſtadt verſammelt der traditionelle Hindenburg⸗Gepäckmarſch die Beſten dieſer Diſziplin am Start. Schwerathletik. In Nürnberg finden am Wochenende Deutſche Ringer⸗ meiſterſchaften ſtatt, und zwar kämpfen jetzt unſere Beſten im Freien Stil um die Titel. Bantam⸗ und Schwergewichts⸗ klaſſe ſind nach Nürnberg ausgeſchrieben.— Einen Länder⸗ kampf tragen Polen und Jugoflawien am Samstag aus wobei auf beiden Seiten die Olympia⸗Anwärter eingeſett werden. g Radſpork. Der Aufſchwung des Radſports in Deutſchland findet in der großen Zahl der allſonntäglichen Veranſtaltungen ſeinen beſten Ausdruck. Im Mittelpunkt ſtehen jeweils die Rennen unſerer Olympia⸗Anwärter. Die Bahnfahrer kämp⸗ fen diesmal in Dudenhofen um die immer wertvoller werdenden Plätze in der Nationalmannſchaft, die Straßen⸗ fahrer gehen zum gleichen Zweck beim Großen Straßen⸗ preis von Schweinfurt(111 Kilometer) an den Start. Die deutſchen Berufsfahrer werden— ebenfalls in Schwein⸗ furt— zu einem Rennen der Fabrikmannſchaften einge. ſetzt. Bahnveranſtaltungen gibt es in Hamburg(16), Ham⸗ born, Ulm, Paris(mit Krewer), Straßenrennen ſind geplant in München(„Durch München“),„Rund um den Nürn⸗ berger Flugplatz“,„Achterfahrten im Taunus“. 8 5 . Mokorſpork. Der„Große Preis von Tunis“ iſt das dritte große Automobilrennen in Europa. Wieder gehen die deutſchen Wagen mit den beſten Ausſichten in den Kampf. Die Frage iſt: Auto⸗Union oder Mercedes? Die Rieſendurchſchnitte von Tripolis ſollten auf der Cartagho⸗Rundſtrecke, die in dieſem Jahr nur 30mal zu durchfahren iſt(381.420 Kilo⸗ meter Geſamtrennſtrecke), zwar nicht erreicht werden, aber man rechnet wohl nicht zu Unrecht auf eine erhebliche Ver⸗ beſſerung der früheren Zeiten. In Deutſchland ſelbſt ſteht ein international ausgezeichnet beſetztes Motorradrennen auf der Karte, das Solitude⸗Rennen bei Stuttgart. Für die drei Solomaſchinen bis 250, bis 350 und bis 500 cem gilt der Wettbewerb als zweiter Lauf zur Deutſchen Meiſter⸗ ſchaft. Insgeſamt 76 Nennungen wurden für die Soloma⸗ ſchinen abgegeben; hinzuzurechnen ſind noch zahlreiche Nennungen für die beiden üblichen Seitenwagenklaſſen.— An einem Autorennen bei York in Irland beteiligt ſich der Engländer Manders mit einem deutſchen Adler⸗Wagen. * Pferdeſport. Die Turnierreiter geben ſich gelegentlich der Reichs⸗ nährſtandsſchau in Frankfurt ein Stelldichein. Für diefes Turnier, das am 17. Mai beginnt und bis zum 24. Mai dauert, ſind nicht weniger als 900 Unterſchriften abgegeben worden. Hoppegarten, Dortmund, Hannover, Leinzia. Min⸗ chen und M.⸗Gladbach veranſtalten Galopprennen, die pfäl⸗ ziſche Bahn in Haßloch kommt mit einem Gemiſchten Pro⸗ gramm heraus. Die bedeutendſte Prüfung iſt der Kiſas⸗ ſzony⸗Preis der Hoppegarten⸗Bahn. 0 0 1 8 8 8 9 WIR TRNEISEN WHEN ETWAS GNA S TIN Erſt die Spannkraft unſerer Muskeln und Sehnen läßt Gang und Haltung ſchön und ausgeglichen erſcheinen. Meiſt ſind wir Frauen aber in irgendeinem Teil unſeres Körpers „verſteift“ und haben alſo alle Urſache, unſere Gelenkigkeit und Spannkraft zu üben. Die Uebungen ſcheinen durchweg einfach und leicht durchführbar, tun aber ihre Wirkung und zei⸗ gen durch leichten Muskelſchmerz an, daß bis⸗ her„faule“ Körperteile in Bewegung geſetzt wurden, wenn man ſie richtig ausführt. Iſt ein Ball vorhanden? Ein großer Kinder⸗ ball iſt ebenſo gut wie ein richtiger Medizin⸗ ball. Auch ein handgroßer, glatter Stein tut gute Dienſte. 1. Wir nehmen den Stein oder den Ball in beide Hände, recken uns, führen die Arme hoch über den Kopf und ſtrecken den Körper ſo hoch als möglich. Nun heben wir uns, wäh⸗ rend der Oberkörper mit dem Kopf ein wenig rückwärts gebeugt wird, auf die Fußballen und federn gleichmäßig mit den Armen rückwärts. Zehnmal ſo kraftvoll als mög⸗ lich, dann laſſen wir die Arme ſinken und pendeln vorwärts aus. Wir führen die Uebung zehnmal durch. 2. Wir ſtellen uns mit geſtreckten Beinen bei durchge⸗ drückten Knien in Grätſchſtellung auf, nehmen den Ball in die rechte Hand und führen ihn mit vollkommen geſtreckten Armen und und gerecktem Oberkörper nach links hin⸗ über. Dabei ſoll der Rumpf der Bewegung ſo weit als möglich folgen und bei fort⸗ geſchrittener Körperdurchbil⸗ dung weit ſeitlich geneigt wer⸗ den. Zehnmal, dann aus⸗ pendeln. 3. Knie leicht vorwärts beu⸗ gen, Rumpf im rechten Win⸗ kel darüber neigen, Kopf leicht nach oben heben, Arme geſtreckt über den Rücken füh⸗ ren, Ball feſt in den Händen halten. Jetzt federn wir in Fußgelenken und Knien und laſ⸗ ſen die Arme, geſtreckt, dieſer Bewegung folgen, bis der Schwung ſo ſtark iſt, daß wir den Ball weit über den Kopf vorwärts ſchleudern können. 4. Wir nehmen die Hockſtellung ein, führen dann die Arme, die den Ball halten, geſtreckt vorwärts, parallel zum Fußboden. Nicht höher, nicht tiefer! Dann ziehen wir die Arme an und ſtoßen ſie ſo kraftvoll als möglich vorwärts, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten. Hinterher Beine und Arme leicht ausſchwingen. 2 5. Geſtreckt aufſtellen, Arme über den Kopf führen, Kopf aufgerichtet, Ball in den erhobenen Händen. Jetzt ſchreiten wir vorwärts, indem wir die geſtreckten Biene ſo hoch wie möglich ſchleudern. Bei jedem Schritt wird der Ball über dem Kopf vorwärts und rückwärts geführt, und zwar ſo, daß, ſo⸗ oft ein Vein vorwärts geſchleudert wird, die Arme mit dem Ball den Oberkörges nach rückwärts reißen. Die gleiche Uebung, die mindeſtens zwanzig große Schritte umfaſſen ſoll, wird an⸗ schließend daran eitwärks ausgeführt. 6. In die Hockſtellung gehen, den Ball auf die Erde rückwärts legen und mit den Händen umfaſſen. Langſam aufſtehen, ohne vorwärts noch rückwärts zu fallen, und die Hände am Rücken bis zur Gürtelhöhe hochführen. Zehn⸗ mal hintereinander durchführen, dann den ganzen Körper gründlich ausſchwingen und durchpendeln. 5 Noch eine Gelenkigkeitsübung, die außerordentlich wirkſam iſt: Wir grätſchen die Beine bei durchgedrückten Knien, beugen den Rumpf vorwärts und umfaſſen mit den Händen die Fußſpitzen. Nun federn wir rhythmiſch den ganzen Körper vom Ober⸗ 8 körper ausgehend tüchtig i durch. Dann ſchließen wir die Füße und üben auch dieſe Uebung zwanzigmal. Wichtig iſt es, dieſe Uebungen mög⸗ lichſt gleichmäßig und rhyth⸗ miſch durchzuführen, und auch 1 Beſchwerden 8 dabei nicht nachzugeben. 5 Wollen wir 155 allmählich zu einer der ſchönſten und zugleich ſchwierigſten Gelenkigkeitsübungen übergehen, zur Brücke, ſo müſſen wir damit langſam und vorſichtig Vorübungen beginnen. Rumpfbeugen beim Knien auf 155 Teppich oder noch beſſer auf der Couch, Rumpfbeugen ru wärts, zunächſt mit hängenden oder ſeitwärts angelegten Armen, ſpäter mit über den 1 rückwärts gebeugten Armen, ſtellen die erſte Uebungsſtufe dar. Text: Elſe Wickerhauſer, Scherenſchnitte: Eva Schauwecker. Wandern— das iſt eine der ſchönſten Eigenarten des deutſchen Menſchen. Seine ureigenſte Angelegenheit, triebhaft und un⸗ erklärlich wie alle Gewalten, die dem Blute entſtammen. Kaum wird ein Angehöriger irgendeines anderen Volkes je begreifen, warum man ohne Not einen Weg, den man ebenſogut zu Rad, im Auto oder mit der Eiſenbahn zurückzulegen vermag, mühevoll mit ſeiner Beine Arbeit zu bewältigen ſich auferlegt. Der Ausländer ſteht dem Wan⸗ dern, das uns Deutſchen eine innere Not⸗ wendigkeit bedeutet, faſt immer verſtändnis⸗ los gegenüber. Man reiſt, gewiß! Man macht guch einen längeren Spaziergang, aber tage⸗ lang auf den Landſtraßen laufen? Unter oft dürftigſten Bedingungen? Bei Hitze, bei Regen, nur zum Vergnügen? Seltſames Ver⸗ 0 Narretei! Echte deutſche Kauzigkeit! eutſcheſte aller deutſchen Unbegreiflichkei⸗ ten! Unerklärlich! Freilich— es gibt einen großen auslän⸗ diſchen Dichter, der einen ſo erhabenen Hymnus auf das Wandern geſchrieben hat, daß er uns Deutſchen faſt ſo nahe gekommen iſt wie ein Deutſcher: der Norweger Knut Hamſun. Aber er bleibt eine Ausnahme Und auch er iſt kein Eichendorff. Eichendorff, dieſer wanderſeligſte aller deutſchen Roman⸗ tiker, wäre er überhaupt außerhalb unſeres Landes denkbar? * In uns Deutſchen lebt immer eine Sehn⸗ ſucht. Sehnſucht nach irgendeinem Ideal. Wie es ausſieht? Wir wiſſen es nicht. Wir brauchen es auch ar nicht zu wiſſen! Vielleicht iſt dieſes deal für uns ſogar ganz nebenſächlich! Und vielleicht iſt das Weſentliche für uns allein die Sehnſucht? Vielleicht könnten wir ohne dieſe Sehnſucht, dieſe uns ſelbſt unklare, leid⸗ und glückvolle Sehnſucht überhaupt nicht beſtehen! Wandern aber iſt nichts anderes als ein Ausdruck unſerer ewig unerfüllbaren, ewig in die Ferne und wieder in die Heimat drän⸗ genden Sehnſucht. Goethe berichtet in ſeiner Lebensbeſchrei⸗ bung über die Entſtehung ſeines Gedichtes „Wanderers Sturmlied“, daß er zu jener Zeit, als er es dichtete, viel in der Umgebung ſeiner Vaterſtadt Frankfurt umherzuwan⸗ dern pflegte, tagelang oft, ohne zu wiſſen, warum, von einer unnennbaren Kraft ge⸗ zwungen, und bei jedem Wetter. Und er ge⸗ ſteht, daß die Worte dieſes Liedes eigentlich nicht ſeinem Geiſte entſprangen, ſondern in ihn hineingeſchleudert wurden wie Blitze aus den Gewittern, unter denen er zuweilen da⸗ hinwanderte, daß ſie ihm diktiert wurden von den Geiſtern des Sturmes, des Lichtes, der Dunkelheit, des Himmels und der Erde, daß er ſelbſt beim Leſen dieſer orphiſchen Zeilen immer und immer recht wie vor einem Rätſel ſtehe, das er, der Dichter, weder ſich noch einem anderen zu erklären vermöge. Anerklärlich iſt auch uns ſelbſt unſere Wanderſehnſucht. Vielleicht erwarten wir alle aber nichts anderes als dieſes Erlebnis Goethes: zu vernehmen die Stimme der Natur, die Stimmen ihrer großen und kleinen Gewalten, und in ihnen die Stimme der Heimat. Vielleicht ſchöpfen wir unſere beſten Kräfte immer von neuem nur aus dem, was uns der Wind, ein Baum oder ein wogendes Kornfeld zu ſagen wiſſen? Laſſet die Jugend wandern! * Wann begann es eigentlich? Vielleicht und wahrſcheinlich war es ſchon immer in uns, das Wandernmüſfſen. Vielleicht waren die Heerzüge der Kimbern und Teutonen nichts anderes als ein Ausdruck unſerer ewigen Sehnſucht! Bei den Kreuzfahrten das religiöſe Motiv nur ein unterbewußter Vorwand für den rang in die Ferne! Und das Geſellenwandern? Ach, wir daben aus einer Not immer eine Tugend zu machen ge⸗ mußt! Das iſt eines der Geheimniſſe unſerer Kraft! Aber das Wandern unſerer heutigen Zeit— wann begann es? Es begann, als die Großſtadt in Deutſchland zu einer Gewalt 8 die das Natürliche im Weſen des Aufnahme: Wandern heißt Liebe zur Heimat Menſchen zu erſticken drohte. Etwa gegen Ende des vori⸗ gen Jahrhunderts. Im Jahre 1899 entſtand der„Wander⸗ vogel“. Er ging aus der Jugend des Bürgertums hervor. Dieſe Jugend empörte ſich gegen die Vergewaltigung ihres See⸗ lentums durch die ſtädtiſche Verbildung. Zurück zur Natur lautete der erſte Kampfruf. Dieſe Jugend zog hinaus mit Ruckſack und Klampfe, ſie ſuchte wieder, aus der Abſonde⸗ rung der„gebildeten“ Kreiſe heraus, den Weg zum Volk. Im Nuthetal hinter Potsdam brannten die erſten Lager⸗ feuer. Dieſe erſten Wandervögel— ach, ſie mußten manches über ſich ergehen laſſen von verſtändnisloſen Eltern und nicht minder verſtändnisloſen Behörden. Es war durchaus nicht ſo, daß das Landvolk dieſe romantiſche Liebe, die die jungen Menſchen zu ihm hinaustrieb, nun gleich mit Ge⸗ genliebe vergalt! Allmählich aber ſetzten ſie ſich durch. Die deutſche Ju⸗ gend begann, zu wandern. Im Oktober 1913 flammten die Feuer auf dem Hohen Meißner bei Kaſſel und kündeten von dem hohen Ziel, das ſich endlich klar aus dieſer Bewe⸗ gung herauszukriſtalliſieren begann: Selbſtverantwortlich⸗ keit, Anerkennung der Eigenwerte der Jugend, Lebens⸗ reform durch Rückkehr zu Wahrhaftigkeit und Natürlichkeit, Wandern, Volkslied und Volkstanz. * Und es kam der Tag der Bewährung. Der Tag von Langemarck, es kamen die vielen blutigen Tage des Krieges. Grimme— M. Die Beſten dieſer wandernden Jugend ver⸗ bluteten in dieſem Kampf. Bewährung? Ach, ſie bewährten ſich tauſendfach! Konnte Hei⸗ matliebe in irgendeinem Deutſchen ſtärker ſein als in dieſen Jünglingen, die ſich die Heimat Schritt für Schritt erwandert hatten? Die mit jeder Fußſpur, die ſie hinterließen, die Liebe zur deutſchen Erde in ſich eingeſo⸗ gen hatten? Nun ließen ſie ihr Leben für dieſe Erde! Mochten ſie auch aus Lagern kommen, die ſich in Unweſentlichkeiten bekämpften, die um lächerlicher Nebenziele willen miteinan⸗ der haderten, oder mochten ſie Einzelgänger ſein, keinem der Bünde zugehörig: eine Idee gab es, die ſie alle verband: Deutſches Volk, deutſches Land! Es lohnte ſich ſchon, dafür zu ſterben. Der Krieg vernichtete die Beſten dieſer Bewegung, die ſich mit Recht und Stolz nicht eine Jugendbewegung, ſon⸗ dern die Jugendbewegung nannte. Aber er vernichtete nicht die Idee. Sie wuchs und wurde zur großen Idee der Volksgemein⸗ ſchaft. Was die Bünde im kleinen zu ver⸗ wirklichen ſuchten, wenn in ihnen der junge Arbeiter neben dem Studenten wanderte, in der gleichen Herberge nächtigte und aus dem⸗ ſelben Hordentopfe aß, wurde langſam ge⸗ ſchichtliche Wirklichkeit. Wie iſt es heute? Deutſche Jugend mar⸗ ſchiert. Die Bünde wurden zuſammenge⸗ ſchweißt zur Hitlerjugend. 17 Jugendherbergen gab es im Jahre 1911. Heute ſind es über 2000 geworden. Eine ſtolze Entwicklung. Auch die Jugendherbergen ſind Horte des Gemeinſchaftsgeiſtes, der ſich unter den Wan⸗ dernden ſtärker und ſtärker ausprägt. Nie⸗ mand, der eine Jugendherberge betritt, kann ſich ihm entziehen. Hier kreffen ſich Menſchen aus allen Gauen des Reiches, An⸗ gehörige aller Stämme. Gegenſätze, die auf ſolchen Grundlagen beruhten, werden all⸗ mählich überbrückt. Man lernt ſich kennen und auf einem gemeinſchaftlichen Boden ver⸗ ſtehen. Hier fallen alle Klaſſengegenſätze, hier gilt nur der Kerl. Man tauſcht Erfah⸗ rungen miteinander aus, man hilft einander, ſingt miteinander. Man tritt heraus aus der Enge des eigenen Ichs und gibt ſich hin der Gemeinſchaft der Wandernden, die ſich aus allen Teilen und Schichten des Volkes zu⸗ ſammenſetzt. Viel haben die Jugendherbergen dazu bei⸗ getragen, daß die Volksgemeinſchaft in beſtem Sinne entſtehen konnte. Und viel, um die Luſt am Wandern zu heben und aus⸗ zubreiten. Erſt jetzt, ſeitdem überall in den Dörfern und Städten, in den Tälern und auf den Bergen und auf dem Waſſer die Herbergen errichtet wurden, kann ſich dieſe echt deutſche Eigenſchaft richtig entfalten. Erſt jetzt, da das Land durch die Jugendherbergen erſchloſſen worden iſt, könnn überall ſeine vielfältigen Schönheiten entdeckt werden. Von jedem, der es will, und vor allem von der Jugend. Deutſche Jugend marſchiert. Deutſche Jugend wandert, heute wie früher. Man erkannte den ſittlichen und erziehe⸗ riſchen Wert des Wanderns und organiſierte es. Wandern— keine Liebe zur Erde kann mniger ſein als die des Wanderers, denn er erobert ſich jeden Schritt auf dieſer Erde mit ſeiner Kraft. Wandern— keine Liebe zum Volk kann inniger ſein als die des Wanderers, denn er kommt nur langſam voran und lernt die Menſchen einer Landſchaft tiefer in ihrem Weſen kennen als der flüchtige Reiſende. Wandern— keine Liebe zur Heimat kann größer ſein als die des Wanderers, denn Volk und Erde ſind die Heimat! Immer war das deutſche Volk auf der Wanderſchaft, ſeit Urzeiten her. Auf der großen Fahrt zu ſich ſelbſt. Und immer wieder wird es auf der Wanderſchaft ſein, denn im⸗ mer wieder will es ſich neu finden und neu erkennen. So⸗ lange noch Menſchen dieſes Volkes wandern, getrieben von 8 Sehnſucht, ſo lange wird das deutſche Volk ein junges olk bleiben! Laſſet die Jugend wandern! Diemar Moering. ER ZAHLUNG VON UDO WCGLTER Nickelmann, Schupowachtmeiſter in Stettin, ſieht durch das Kaſernenfenſter auf den Hof hinab, hinüber zu dem Tor, durch das gerade zwei Stubenkameraden zur Stadt zu ver⸗ ſchwinden. Nickelmann trommelt ein wenig unentſchloſſen gegen die Scheiben. Ihm iſt, was ſelten genug bei ihm vor⸗ ommt, heute ein wenig trübſelig zumute. Vielleicht macht ihn das Wetter, vielleicht auch das Wiſſen, daß die beiden da vorne jetzt ihre Mädels abholen, mißmutig. Nickelmann zuckt mißmutig die Achſeln. Jedenfalls hat jeder etwas vor, nur er nicht. Wird am beſten ſein, wenn er die Eltern draußen aufſucht. Das tut er nun allerdings ſchon den dritten Sonntag. Wenn er wenigſtens etwas mit⸗ bringen könnte dorthin, ſo etwas Knuſpriges, ſo etwas um die Zwanzig herum, fünf bis ſechs Jahre jünger als er Mutter wartet ſchon darauf, Vater auch. Nickelmann rückt ein wenig herum und ſtarrt auf die leeren Betten. Kaſerne? Gut und ſchön, er war mit Eifer dabei die ganzen Jahre, es hat ihm Spaß gemacht, und alles war goldrichtig. Aber jetzt muckt er auf. Er hat die Kaſerne über, er will ſeine eigenen Wände um ſich haben, ſo allein mit..., na ja. Ein Anrecht hat er ja bereits darauf, nach den langen Dienstjahren. Aber was nützt die ſchönſte eigene Bude ohne Frau! Siehſt du, da ſind wir wieder beim Anfang.. Nickelmann drückt die Zigarette aus. Jetzt hat er aber doch genug. Mit einem kurzen Ruck, ſo als ob er draußen auf dem Sportplatz zum Kugelſtoß anſetzen wollte, erhebt er ſich, tritt vor den ſchmalen Schrank. Uniform? Zivil? Er überlegt einen Augenblick. Uniform natürlich. Wozu hat er die Extra? War nur die Kleine damals ſchuld, daß er ſich vor einem Jahre die Extrauniform hat machen laſſen. Ein Heidengeld... Können einen ſchon zu etwas bringen, die Weiber. Ein wenig brummend ſchließt Nickelmann den Kra⸗ gen, muſtert ſich noch einmal kurz im Spiegel und verläßt das Zimmer. * Das Wetter iſt miſerabel. Taxe zur Vorſtadt runter? Sonſt iſt man erſt abends bei den Eltern draußen. Wozu auch ſparen, wenn man nicht weiß, für wen... Nickel⸗ mann winkt einer Taxe. Verdutzt ſtarrt Nickelmann auf den Fahrer, der dabei 5 iſt, die Papiere her⸗ auszuholen. Weiß der Teufel, warum ihn das ärgert in dieſem Augenblick, irgend etwas paßt ihm plötzlich nicht dabei. Haſtig ſteigt er ein, ſchmeißt den Schlag hinter ſich zu, bis der andere begriffen hat und grinſend mit ihm loszuckelt Sie rutſchen die Altſtadt mit ihren verwinkelten Stra⸗ zen hinunter. Der Kerl legt ein Tempo vor, ein unvor⸗ ſchriftsmäßiges Tempo ſozuſagen. Muß doch wiſſen, daß er im Wa⸗ gen... Natürlich, er hat keinen Dienſt, und der andere glaubt vielleicht, Können einen ſchon zu etwas daß er es eilig bringen, die Weiber. Brummend hat, weil irgendwo jemand auf ihn wartet. Und dann dieſe verfluchte Kurvenſchneiderei, über die er ſich jedesmal ärgern muß, wenn er im Dienſt auf Streife iſt. Wenn auch Sonntag iſt, und die Straßen leer. Aber einmal kann es doch oiicelman denkt nicht weiter. Er duckt ſich nur ein wenig, er handelt inſtinktiv ſo, wie er es einmal gelernt hat bei einer Inſtruktionsſtunde irgendwo. Er hört es ſcheppern und klirren vor ſich, ſpürt, wie der Wagen hin und her haut, verzeichnet ſo nebenbei das ekelhafte Quiet⸗ ſchen der Bremſen, das Fluchen des Fahrers und richtet ſich wieder auf, um den Schaden zu betrachten. Scheint ſchön wüſt auszuſehen da draußen! Nickelmann drückt und rüttelt an der Tür, die mit einem Male klemmt, ſtemmt noch ein⸗ mal energiſch zu und ſteht dann im Regen dicht vor einem Schaufenſter und neben der Taxe, aus der ſich ſoeben flu⸗ chend der Fahrer frei macht. Nickelmann tritt vor. Erſt mal Tatbeſtand. Schein⸗ werfer hin, Stoßſtange verbeult, Kotflügel wie durch die Wurſtmaſchine gedreht. Bei dem anderen da drüben ähnlich. Schade um den neuen Wagen. Nickelmann beobachtet, wie ſich der Fahrer des anderen Autos langſam aus dem Sitz erhebt. Nickelmann ſieht kurz zu dem Menſchenſchwarm hin⸗ über, der ſich immer dichter um die Unglücksſtätte zwängt. Das übliche natürlich. Und kein Kamerad in der Nähe. Wenn er wenigſtens Zivil Egal. Jetzt erſt nochmals Tatbeſtand. Schuld liegt auf beiden Seiten. Beide Kurve geſchnitten und ſich nicht ge⸗ ſehen bei der winkligen Straßenkreuzung. Nickelmann geht langſam um die Taxe herum, drängt ein paar Neugierige zurück und betrachtet einen Augenblick ſtumm ſeinen Fah⸗ rer, der bereits vor dem anderen Wagen ſteht und auf den Fahrer einflucht. Herr Wachtmeiſter.. Und dieſes Luder So um die Ecke zu karren, nicht wahr, Herr Wachtmeiſter Er tarrt Nickelmann und dann den Fahrer an, der noch im⸗ mer unbeweglich ſitzt.„Det Luder.. Herr Wachtmeiſter ſchiebt ihn beiſeite, um ſich„det Luder“ anzuſehen. Er ſtarrt auf die Hände des anderen, der jetzt endlich Kappe und Brille vom Kopf würgt. Verdammich, das iſt 99 1211 Sieht beinahe wie ein Junge aus, wie ſo ein junger erl, unter der Haube.. Aber tatſächlich, es iſt ein Mädchen, nette muſterk ſich Nickelmann noch ein⸗ mal im Spiegel. Duppe, aber ganz bleich im Geſicht, nachdem ſie ſoeben noch ganz geſchwollen vor Röte war. Nickelmann ſtarrt noch immer. Richtig, er muß jetzt ja wohl im Dienſt ſein trotz ſeines freien Tages, kann auch wirklich nur ihm paſſieren. Er ſieht ſchon den Tränenſtrom, ſo was iſt ihm immer peinlich, er wird ein wenig barſch. „Na, nun erſt mal hoch, Fräulein! Raus aus dem Sitz. Scheint ein wenig länger zu dauern, als wie Sie um die Ecke gekommen find...“ Teufel! Das hätte er nicht ſagen ſollen. Heulen ſo leicht, dieſe pikfeinen Töchter, die von Papa einen Wagen zum Ge⸗ burtstag bekommen und damit nicht umzugehen wiſſen. Nickelmann ſchickt ſeinen wild gewordenen Fahrer fort, um einen Kollegen vom Dienſt heranzubringen. Eine klägliche Stimme ruft ihn heran. Vor ihm in der Menge kichern einige auf. Nickelmann wirft einen amtlichen Blick in die Gegend und geht zu der Fahrerin hinüber. Jetzt muß erſt mal dem Gejammer hier geſteuert werden, ſonſt gibt es überhaupt keine vernünftige Antwort. Außerdem kann er damit gleichzeitig ein wenig die Menge beſchäftigen. Der Tatbeſtand iſt ja klar, die Wagen können hier auch nicht ewig ſo ſtehenbleiben. Nickelmann ſieht auf die Fahrerin, die ein wenig den Kopf gehoben hat und ihn flehentlich anſieht. Irgendwo fühlt er ein menſchliches Rühren. So'n junges Ding. Aber das mit der Heulerei, das muß ein Ende haben. Kann er nicht leiden.. „Herr Wachtmeiſter!“ Kennt man ſchon, bloß kein Ge⸗ ſchmuſe! Nickelmann fühlt ſich ein wenig verlegen vor die⸗ ſem Flehen. „Anfaſſen“, raunzt er.„Erſt mal die Wagen auseinan⸗ derbringen und runter damit vom Bürgerſteig.„Er ſchiebt die Fahrerin nach hinten an den Wagen, nur damit ſie einen Platz hat, und ſieht in die Zuſchauer. „Ein paar Mann ran. Bißchen dalli. Sonntagshand⸗ ſchuhe ab und los.“ Und damit ſtemmt er ſich auch bereits gegen den Wagen, und das Fräulein tut, als ob ſie ſchiebt, und ein paar Kavaliere machen ſich frei von der kichernden Begleitung und faſſen wirklich mit an. Und wie Nickelmann aufſieht, entdeckt er in der Ferne auch ſchon einen Kollegen und den Fahrer, der herangewetzt kommt. Es geht ſo langſam in die Dämmerung, als alles in Ordnung iſt. Die Menſchen haben ſich verlaufen, die Taxe iſt abgefahren, der Kollege gegangen. Hätte eigentlich auch ſchon gehen können, aber das Mädel... Nickelmann läuft nun ſchon zum dritten Male um den Wagen herum, um an die andere Motorſeite zu gelangen. Hat natürlich keine Ahnung, und ausgerechnet er muß helfen. Hat ihn ſo an⸗ geſehen, ja, wie zu Anfang, und da hat er ſich herangemacht an den Motor. Sieht ſchön aus, die Extra. Tut ihm leid, die Jöre, iſt gar keine Feine, ſondern Tochter von einem Bäckermeiſter, der ſich den Wagen erſt vor einer Woche für Geſchäftszwecke zugelegt hat und gerade mit der Frau N 2 525 2 2 2 2 Das bunte Tuch Von Paul Palmen. Seit Murat die Schule verlaſſen, hatte er ſich nicht mehr um die Tochter des Nachbarn gekümmert. Mit ſeinen ſechzehn Jahren dünkte er ſich zu groß als Spielgefährte eines kleinen Mädchens, obwohl Harja nur um zwei Jahre jünger war als er. Sie kränkte ſich ein wenig darüber, aber ſie zeigte es ihm nicht, und wenn ſie mit ihrem Ranzen am Acker vorbei zur Schule ſchritt, wo Murat neben dem alten Ahmet ſtolz hinter dem Pflug einherging, drehte ſie den Kopf nach der anderen Seite und verbarg die raſch auf⸗ ſteigende Röte ihrer Wangen hinter der vorgehaltenen Hand. So war es zwei Jahre lang geweſen; nun mußte auch Harja nicht mehr den Schulweg gehen, und Murat, der ſollte dieſen Sommer mit den Schafen ſeines Vaters fort⸗ ziehen auf die Sommerweiden. Harja wurde traurig, als ſie davon erfuhr. Sie war dem ehema⸗ ligen Spielkame⸗ raden noch im⸗ mer gut. Sie konnte ihm nicht vergeſſen, wie hilfsbereit er ſtets geweſen war und wie er ſie gegen die Neckereien ihrer großen Brü⸗ der beſchützt hatte. Gerne hätte ſie ihm zum Abſchied eine Freude be⸗ reitet; da verfiel ſie darauf, ihm ein geſticktes Tuch zu ſchenken. Nun muß man wiſſen, daß bei den Südflawen und beſonders bei den Mohammeda⸗ nern die Frauen am liebſten ge⸗ ſtickte bunte Tü⸗ cher für ſich ſpre⸗ chen laſſen, wenn ſie Freude oder Trauer, Gewähren oder Verſagen, Liebe oder Begehren zum Ausdruck bringen wollen. Harja hatte eine große An⸗ zahl prächtiger Tücher von ihrer Großmutter her, keines ſchien ihr indes ſchön genug, es Murat zu ſchenken. So be⸗ Zeichnung: Grunwald— M. Wie ſie den großen ſtattlichen Burſchen ſo vor ſich ſah, ſchien es ihr plötzlich undenkbar, ihm das Tuch zu geben. irgendwo in der Stadt auf Stippviſite iſt. Nickelmann weiß das alles aus dem Protokoll des Kollegen. Und da hat nun dieſe Jöre mit dem neugebackenen Führerſchein heimlich den Wagen aus der Garage.. Nickelmann ſieht ſie über den Motor gebeugt, dicht vor ſich, richtet ſich ein wenig auf. „Wird ſchöne Augen machen“, ſagt er, Her Chef. Er will noch etwas ſagen über Reparatur und ſo, aber ſie macht ſchon wieder ſolche Augen. Stumm rutſcht er in den Sitz, drückt den Starter, gibt Gas. Der Motor läuft. Sie ſteht dicht bei ihm.„Ich fahre nicht heim. Wenn Sie fahren wollen, Herr Wachtmeiſter, ich kann jetzt nicht ans Steuer.“ Sie ſtockt.„Sie müſſen ſagen, daß ich bloß die Hälfte ſchuld habe, müſſen Vater „Vater?“ knurrt Nickelmann. Aber irgendwie hat er plötzlich vergeſſen, daß er eigentlich im Dienſt iſt. Gefällt ihm immer mehr, das Mädchen, und wie ſie ihn immer an⸗ ſieht. „Und wenn ſie eine Taſſe Kaffee mit uns trinken wol⸗ len, ich meine, daß man dann alles leichter, und das. ee, c, / Zeichnungen(2): Grunwald— M. Nickelmann läßt den Motor zum zweiten Male an⸗ laufen, und dann ſetzt ſie ſich wirklich neben ihn. Und dann iſt es wieder ſtill, und Nickelmann läßt den Mo⸗ tor zum zweiten Male anlaufen, und dann ſetzt ſie ſich wirk⸗ lich neben ihn. „Herr Wachtmeiſter..“ „Sagen Sie nicht immer Wachtmeiſter“, ſagt Nickel⸗ mann und achtet auf die Straße. Er wird ſich nachher beim Ausſteigen vorſtellen, wird die Taſſe Kaffee nicht ausſchla⸗ gen. Er fühlt ſich verſucht zu pfeifen, denn ihm iſt ungeheuer froh zumute. Man wird ſich wiederſehen, natürlich wird man ſich wiederſehen, ſie ſieht ihn ja noch immer von der Seite an. Er blickt zu ihr hinüber und wagt zum erſten Male ein kurzes Grinſen. Plötzlich und jäh erinnert er ſich, daß ja heute ſein freier Tag iſt, fährt den Wagen in elegantem Bogen vor dem bezeichneten Hauſe vor. „Wirklich? Ihr freier Tag?“ ſagt das Mädchen. „Soll einer noch ſagen, daß die Polizei nicht hilfsbereil iſt“, brummt Nickelmann und ſtreckt jäh den Arm aus, um ihr aus dem Wagen zu helfen ſchloß ſie, ihm ein neues zu ſticken, in einer ſelbſterfundenen Zuſammenſtellung von Ornamenten und Muſtern. Und ſo machte ſie ſich am nächſten Morgen, vor Son⸗ nenaufgang— dieſe Stunde gilt als die günſtigſte für den Beginn ſolches Schaffens— an die Arbeit. Sie beſpannte den Stickrahmen mit einem zarten, weißen, glänzenden Ge⸗ webe. Mit flinken Fingern fädelte ſie ein und zeichnete mit dem erſten grünen Seidenfaden in feinen Stichen ein Blatt in die weiße Fläche. Drei Tage ſaß ſie vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend am Stickrahmen, kaum daß ſie ſich Muße zu kurzen Mahlzeiten genommen hatte; nun war die Arbeit voll⸗ endet. Sie ging durch den Garten, der ſich von ihrem Haus bis hinab zum Ufer der Narenta erſtreckte. Unten am Waf⸗ ſer, zwiſchen zwei großen Felsblöcken, wo ſie ſonſt die Mö⸗ wen zu füttern pflegte, kauerte ſie nieder und trennte unter Sprüchen das Tuch vom Rahmen. Sie drückte es an die Bruſt, vergrub das Geſicht darin und ſchwenkte es ſchließ⸗ lich hoch in die Luft, gegen die alte Brücke hin, in deren Grundpfeiler— ſo berichtet die Sage aus alten Zeiten ein Liebespaar lebendig eingemauert worden war 5 Da ſchrak ſie äh zuſammen— Murat ſtand vor ihr. Er hatte eben von ihrem Vater Abſchied genommen; denn es war der letzte Tag vor ſeinem Auszug nach den Som⸗ merweiden. Nun Hollte er ſich doch auch von Harja verab⸗ ſchieden, und weil ſie im Haus nirgends zu finden war, hatte er ſie richtig an ihrem Lieblingsplatz beim Waſſer vermutet. Jetzt ſtand er vor der Erſchreckten, heiter, ſelbſt⸗ gefällig, und wollte das ſcheue Mädchen mit freundlichem Wohlwollen behandeln. Harja ſchmiegte ſich eng an den Fels, das Tuch an ihre Bruſt gedrückt. Wie ſie den großen ſtattlichen Burſchen ſo vor ſich ſah, ſchien es ihr plötzlich un⸗ denkbar, ihm das Tuch zu geben. Er aber entwand es ihr mit einem kleinen Scherzwort. 5 Hell leuchteten die Farben des leichten Gewebes im lichten Schein der Sonne. Murat blickte lange auf die Sticke⸗ rei. Er ſah ein kranzartiges Gewinde bunter Blumen und Blüten, ſah grüne Feigen und dunkle Brombeeren, er ſah Farne, und wußte: eines Zaubers waren ſie mächtig, hell⸗ ſichtig wurde der, dem ein Tuch mit Farnen zugedacht war. Er ſah Jasmin, die weiße Blume der Liebe, und hoch dar⸗ über emporragend eine zartblaue Lilie. Er ſah Orangen ſich runden in einer Ecke des Tuches, ſah in der anderen Ecke einige Blätter der Eiche, des ſtarken und zuverläſſigen Bau⸗ mes, eingeſtickt. Er erblickte einige Federn des Pfaues, den ſein farbenprächtiges Kleid ſchmückt und ſtolz macht wie den Mann die Liebe der Frau. Das Tuch entglitt Murats Händen. Noch ſchwieg er, dann ſagte er leiſe:„Ich glaubte, du wäreſt noch ein Kind, Und jetzt ſtehſt du wie eine Frau vor mir.“ 5 Er trat auf ſie zu, ſo nahe, daß es kein Zurück mehr gab, und da hatte er auch ſchon ſeine Lippen auf ihren Mund gedrückt. Ein ſchriller Vogelſchrei ließ die beiden er⸗ wachen. Eine Möwe war herbeigeflogen, als gäbe es da etwas zu erbeuten Nun fand ſie, von den beiden Fels blöcken gehemmt, nicht gleich den Weg ins Freie zurück, und ſo ſchwebte ſie einige Augenblicke lang mit weitausgebreite ten Flügeln über die beiden jungen Menſchen, die ſo ſtill ſtanden, als wären ſie erſtarrt in ihrer jungen Liebe ö CO MHAN V. MA ETA N NV (10. Fortſetzung.) 5 Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Gundel iſt von der Mitteilung, daß Herbert nach Amerika verpflichtet iſt, ſehr betroffen. Sie erfährt, daß er ſchon ſein Repertoire in engliſcher und italieniſcher Sprache umſtudiert. Nichts hält ſie im Harz, am nächſten Morgen will ſie nach Ber⸗ lin fahren. Im Zuge lieſt Gundel, daß Mama in Hannover ein Wohltätigkeitskonzert gibt. Wieder ſteigt Sehnſucht in ihr nach Mama auf. Kurz entſchloſſen fährt ſie nach Hannover und ſetzt ſich in den Saal. Mama ſieht friſch und erholt aus. Kaum iſt das erſte Lied erklungen, als Gundel in Ohnmacht fällt. Als ſie wieder zu ſich kommt, ſieht ſie Rafgeli um ſich bemüht. Sie lehnt die Hilfe ab, aber aus den Aeußerungen von Rafaeli merkt ſie, daß er mit ihr eine Ausſprache ſucht. Gundel wehrt ſich und erwähnt Herbert. Der Impreſario merkt, daß ſie ein beſonderes Intereſſe an Herbert hat. „Sie ſehen in meiner Handlungsweiſe ein furchtbares Unrecht,“ beginnt er nach einer kleinen Weile wieder.„Ver⸗ geſſen Sie nicht, daß jedes Ding zwei Seiten hat. Es läge mir daran, Ihnen auch meinen Standpunkt begreiflich zu machen. Kommen Sie—“ Er geht voraus, und irgend etwas an ihm zwingt mich, ihm zu folgen. Er ſchließt einen kleinen Büroraum auf, der ihm wohl für den Abend zur Verfügung ſteht. „Nehmen Sie Platz. Sie haben reichlich Zeit, Ihr Zug fährt erſt um zwei Uhr morgens.— Zigarette?“ „Nein, danke.“ Er ſelbſt ſteckt ſich eine Zigarre an; dann nimmt er gogleich das unterbrochene Geſpräch wieder auf. „Der Zufall hat es gewollt, daß ich nun zum zweiten⸗ mal in unliebſamer Art den Abſichten und Plänen Ihres Herrn Vaters vorgreife. Ich bedaure das an ſich— aber was tue ich denn ſchon ſo furchtbar Schlimmes? Ich habe eine feine Witterung für große und entwicklungsfähige Talente und bin in der Lage, ihnen zu einer raſchen und müheloſen Karriere die Hand zu bieten. Dadurch bleibt ihnen der nutzloſe und zermürbende Kräfteverbrauch eines langſamen Aufſtiegs erſpart, und dieſe eingeſparten Kräfte ſetzen ſich wieder in ſtärkere Leiſtungen um. Auf dieſe Weiſe kommt mein Syſtem nicht nur den Künſtlern, ſon⸗ dern auch der Kunſtwelt zugute—“ „Und vor allem Ihrem Bankkonto!“ kann ich mich nicht enthalten zuzufügen. 5 „Und meinem Bankkonto natürlich,“ bekräftigt er ohne jede Verlegenheit,„denn ſchließlich und endlich iſt es ja mein Geſchäft. Aber— und das möchte ich ausdrücklich bemer⸗ ken— erſte Vorausſetzung iſt ſtets die freie Entſchlußfaſſung der in Frage ſtehenden Perſönlichkeit. Niemals übe ich einen Druck oder Zwang aus.“ „Sie verlaſſen ſich nur auf die zwingende Wirkung Ihrer Perſönlichkeit.“ Ich ärgere mich maßlos, daß mir dieſe Bemerkung entfahren iſt, und Rafaelis ſelbſtgefälliges Lächeln verurſacht mir phyſiſches Unbehagen. Aber ſeine Antwort leuchtet mir irgendwie ein: „Im Kampf um die Exiſtenz iſt es die Pflicht eines jeden, die ihm von der Natur verliehenen Gaben in den Dienſt ſeiner Sache zu ſtellen. Es iſt aber auch keinem an⸗ deren verwehrt, die Wirkung dieſer Gaben durch ſeine ſtär⸗ keren Waffen aufzuheben. Bitte— ich ſtelle mich zum Kampf. Schlagt mich, und ich erkläre mich für beſiegt.“ Das klingt wie eine Herausforderung an alle, aber ich fühle, daß ſie nur mir— mir ganz allein gilt. „Glauben Sie nicht etwa,“ nimmt Rafaeli nach kurzem Schweigen wieder das Wort,„daß es Gewiſſensregungen ſind, die mich ſo offen zu Ihnen ſprechen laſſen. Sie haben einen ungewöhnlichen Eindruck auf mich gemacht. Ich bitte, das lediglich als Feſtſtellung einer Tatſache zu betrachten. Ich bin ſo eine Art Menſchenhändler, und ich kenne mich aus mit meiner Ware.“ „Wollen Sie mir auch zu einer raſchen und müheloſen Karriere verhelfen?“ 8 5 „Sie brauchen mich nicht. Aber einen Wink will ich Ihnen geben: Sie ſind ausgeſtattet mit ſtarken Reizen und Grundzügen Ihres Geſchlechts. Verlaſſen Sie ſich in allem und jedem ſtets auf Ihre weiblichen Inſtinkte. Laſſen Sie ſie nicht verkümmern. Lernen Sie, Ihre Waffen zu ge⸗ brauchen!— Ich perſönlich würde mir ein Vergnügen dar⸗ aus machen, von Ihnen beſiegt zu werden.“ 5 Eigentlich hätte er jetzt eine Ohrfeige verdient. Aber mein weiblicher Inſtinkt verwahrt ſich dagegen. Ich begnüge mich alſo zu tun, als hätte ich nicht verſtanden. Mit einem Ruck erhebe ich mich. 5 „Es iſt Zeit für mich, Herr Rafaeli. Es war mir un⸗ gemein intereſſant—“ 5 Er blickt nach ſeiner Armbanduhr.„Genau zehn. Mein 5 ſteht draußen. Wollen wir alſo aufbrechen nach erlin?“ „Danke beſtens. Ich habe es mir anders überlegt. Ich bleibe hier.“—. Ich bleibe hier.— Weshalb, iſt mir noch nicht ganz klar, und was ich dadurch beabſichtige, erſt recht nicht. Vielleicht iſt da ſchon wieder mein beſagter weiblicher Inſtinkt an der Arbeit. Ich habe keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken. Ich weiß nur eines: Ich habe es ſatt zu grübeln und zu vermuten; ſelbſt will ich hineinfaſſen in das lebendige Leben und wiſſen, was geſpielt wird. Das Konzert iſt zu Ende.. Ich frage mich durch bis zum Künſtlerzimmer. Leb⸗ haftes Stimmengewirr dringt ſchon durch die verſchloſſene Tür. Sicherlich wird Mama beglückwünſcht und gefeiert. Ich muß einen Moment abpaſſen, wo ſie allein iſt. Ich öffne die Tür zu einem Spalt und halte vorſichtig Umſchau. Herbert iſt nicht da— Gott ſei Dank! Mama iſt eben dabei, ſich dem Kreis ihrer Bewunderer zu entziehen; ſie verſchwin⸗ t in einem der anſtoßenden Garderobenräume. l Ich bleibe auf meinem Poſten und warte, bis ſich die Menge verlaufen hat.„Cleo de Merode“ kommt aus Ma⸗ mas Garderobe und 35 t an mir vorbei, ohne mich zu be⸗ merken. In der Hand ſchwenkt ſie ein beſchriebenes Blatt, wahrſcheinlich eine Botſchaft. Es iſt nicht ſchwer zu erraten, wem ſie gilt. Jetzt iſt mein Augenblick da. Klopfenden Herzens drücke ich die Klinke herab. Mama iſt ſchon im einfachen Straßenkleid(wie ſchnelll) und pudert ſich das Geſicht vor dem Spiegel. Eine raſche Wendung des Kopfes:„Du, Baby?“ Und ſie pudert ruhig weiter. Nicht einmal erſtaunt iſt ſie über mein Hierſein, nimmt auch in keiner Weiſe Stellung dazu.„Du, Baby?“— Das iſt alles. Ach, dieſe Menſchen, die mitten im turbulenten Leben ſtehen! Nichts kann ſie verwundern, nichts überraſchen. Sie haben vergeſſen, daß es Entfernungen gibt. Wo ſie ſind, da iſt in ihren Augen der Mittelpunkt der Welt, und es iſt nicht mehr als recht und billig, daß ſich alle anderen auch dort einfinden. „Willſt du deiner Mutter keinen Kuß geben?“ Sie ver⸗ abreicht mir einen zärtlichen Klaps auf die Wange und wendet ſich wieder dem Spiegel zu. „Nimm Platz inzwiſchen. Wir gehen gleich.“ Sie wirft einen ungeduldigen Blick nach der Tür. Da erſcheint auch ſchon„Cleo de Merode“:„It's all⸗ right, Madam!“ Mama nickt befriedigt.„Alſo los, Darling— wir wol⸗ ken eſſen gehen— ich werde erwartet. Stört dich doch nicht?“ Draußen ſteht ſchon ein Taxi. Einige Neugierige drän⸗ gen ſich heran und gaffen Mama ins Geſicht. „Holzapfels Weinſtube“.. Wir ſteigen ein. Mama plaudert unentwegt. Ich bin wie auf den Mund gefallen. Die Zunge klebt mir am Gaumen, und die Kehle iſt wie ausgedörrt. „Von wem wirſt du erwartet, Mama?“ preſſe ich end⸗ lich mit Ueberwindung hervor. „Ein Kollege von mir Herbert Lukas. Du wirſt ihn, dem Namen nach, kennen.“ Ich atmete etwas befreiter. Sie weiß nicht, daß er Va⸗ ters Schüler iſt; ſie wollte Vater alſo auch nicht vorſätzlich ſchaden. Es bedeutet ſchon viel für mich, das zu wiſſen entgegne ich; ich „Nicht nur dem Namen nach kenne ihn perſönlich.“ 0 IJ a W N e eee 0 9 Zeichnung: Drewitz— M. Es liegt zu viel zwiſchen uns dreien, das verſchwiegen werden muß. „So“— ſagt Mama. und kein Wort meh „Als wen willſt du mich denn einführen, Mama?“ „Ach ſo...— ſie zögert—„Du biſt einfach eine junge e Bekanntſchaft. Recht ſo?“ „ f Mama lacht leiſe ihr gurrendes Lachen. Sie ſcheint plötzlich Spaß an der Sache zu finden. „Ein hübſcher Junge.. Nicht verlieben, Baby!“ „Ich kenne ihn“, wiederhole ich einſilbig. „Ach, richtig... du ſagteſt ſchn 5 Wir ſind da.. Mama geht voraus, und ich folge ihr. Ich bin jetzt ganz ruhig und verſpüre ſogar eine ge⸗ wiſſe neugierige Spannung. Bei unſerem Eintritt löſt ſich aus dem Hintergrund des Saales eine lange Geſtalt und kommt eilends auf uns zu. Tief beugt ſich Herbert über Mamas Hand und führt ſie an die Lippen. Aha— der neue Smoking.. ſtelle ich inzwiſchen feſt. „Ich bin nicht allein“, ſagt Mama;„hier“— ſie weiſt auf mich—„na— ihr kennt euch ja Tableaul— Da ſteht er und ſtarrt mich an wie eine Erſcheinung. Sein Geſicht iſt fahl geworden. Beinahe tut er mir ein wenig leid „Guten Abend, Herbert“, ſage ich,„ich ſah Sie ſchon im Konzert... Ich tue, als wäre es die ſelbſtverſtänd⸗ lichſte Sache der Welt, daß wir beide uns hier befinden. Im geheimen wundere ich mich ſelbſt, wie ſehr ich die Situa⸗ tion beherrſche. Er bringt immer noch kein Wort heraus Mama achtet nicht auf uns; ſie berät mit dem Kellner wegen 1 Cocktails. Schließlich entſcheidet ſie ſich für Manhat⸗ An Neben unſerem Tiſche ſteht eine Flaſche Sekt einge⸗ kühlt.. Mir zuckt es um die Lippen. Ja— aus Kin⸗ dern werden Leute. Es iſt noch gar nicht lange her, daß Herbert nicht einmal ſeinen Unterricht bezahlen konnte Ich fühle, wie ſein Hirn krampfhaft arbeitet.... Wie kommt Gundula zur Caspary?? Der Kellner bringt drei Manhattan. Mama hebt das Glas:„Ihr Wohl— kleine Verehrerin...“ Sie lächelt mir verſchmitzt zu Noch rätſelhafter... wird Herbert jetzt denken; nie hat Gundula Krull ſchwärmeriſche Begeiſterung für Künſt⸗ ler gezeigt. Da ſitzen wir alſo nun.. die kleine Verehrerin und der kleine Verehrer, und trinken einander zu.. Proſt! „Ich bin hungrig“, ſagt Mama, während ſie die Speiſe⸗ karte ſtudiert. Es ſcheint ihr durchaus wichtig zu ſein, die richtige Auswahl zu treffen. Sie hat Freude an gutem Eſſen, die einzige Eigenſchaft, die ich von ihr geerbt habe. „Wozu Sekt, Herbert? Sie wiſſen, daß ich mir wenig daraus mache...“ Sie nennt ihn beim Vornamen wie ich. Die Art, wie ſie mit ihm ſpricht, läßt auf einen ſtän⸗ digen Kontakt ſchließen und ſieht nicht nach einem Wie⸗ derſehen nach längerer Zeit aus. Unwillkürlich muß ich an Herberts Erholungsreiſe denken. Sollte ſie ihn doch vielleicht in die bayeriſchen Alpen geführt haben? Allmählich beginnt Herbert, ſich wiederzufinden. Er iſt nun mal nicht frei von Eitelkeit und deutet wohl die Situa⸗ tion in für ſich ſchmeichelhaftem Sinne. Er taut ſichtlich auf und gefällt ſich offenbar in der Rolle des Vielbegehretn. Trotzdem bewegt ſich die Unterhaltung nur ſtockend. Es liegt zuviel zwiſchen uns dreien, das verſchwiegen wer⸗ den muß. Mama hat eine leicht überlegene Art, mit Herbert zu verkehren, aber hin und wieder glaube ich doch einen Unter⸗ ſtrom von Wärme in Blick und Stimme wahrzunehmen. Niemals läßt ſie ſich zu Geſchmackloſigkeiten verleiten, die in peinlicher Weiſe den Altersunterſchied fühlbar machen könnten. Aber ſie ſelbſt legt Wert darauf, dieſen Unter⸗ ſchied des öfteren zu betonen. Dennoch beginne ich, ungeduldig zu werden. So kom⸗ men wir nicht weiter. Ich bin hier, um Vaters Sache zu führen, und die Gelegenheit iſt günſtig wie noch nie. Nicht immer gelingt es mir ſo wie heute, was mich be⸗ trifft, ſo ganz und gar auszuſchalten; nicht immer erſcheint mir Herbert ſo fern und fremd, als wäre er ein ganz gleich⸗ gültiger Menſch Entſchloſſen wende ich mich an Mama: „Nun werden Sie uns wohl bald wieder verlaſſen, gnädige Frau?“ Ich habe bis jetzt eine direkte Anrede vermieden, und um Mamas Mundwinkel zuckt es beluſtigt. „Es wird wohl nicht mehr anders gehen.. Rafaeli drängt, und hier, dieſer junge Mann kann es kaum mehr erwarten, der große amerikaniſche Tenor zu werden.“ Ich kann Herberts Geſicht nicht ſehen, ſo tief ſitzt er über ſeinen Teller gebeugt. Ich bin heute eine ebenſo gute Schauſpielerin wie Mama..„Ach.. laſſe ich ſo im leichten Plauderton fallen,„Sie gehen auch nach Amerika? Wie intereſſant Ich dachte, Sie wären hier noch feſt verpflichtet?“ „Man wird ſich einigen..., ſtotterte er blutüber⸗ goſſen;„Rafaeli meint, einige Jahre im Ausland würden meiner Kariere ſehr zuträglich ſein...“ „So— meint das Rafaeli?“ wiederhole ich gedehnt und zwinge ihn, mich anzuſehen. Mama merkt Herberts Verwirrung und blickt fragend erſtaunt von ihm zu mir. Dann leitet ſie die Unterhaltung geſchickt auf ein allgemeines Geleis. Sie ſpricht von der großen Anhänglichkeit der Amerikaner für ihre Künſtler. „Haben ſie einen erſt einmal ins Herz geſchloſſen, dann hat man für alle Zeiten gewonnenes Spiel. Ganz anders als hier. So ein Berliner Publikum will von Tag zu Tag neu erobert werden. Beim geringſten Nachlaſſen nimmt es ſeine Gunſt wieder zurück.“ „Und mit Recht“— behaupte ich.—„Auch einem Uhr⸗ macher ſieht man ein mißlungenes Werk nicht nach, nur wei das vorhergehende tadellos gearbeitet war.“ „Man darf die Mentalität eines Künſtlers nicht mit der eines Mechanikers vergleichen...“ Wie befreit ſtürzt ſich Herbert in das unverfängliche Thema...„Ein Arbei⸗ ter braucht nur ſein Handwerk zu verſtehen; ein Künſtler iſt von ſeiner Dispoſition und ſeiner Stimmung abhängig.“ „Auch ein Uhrmacher kann indisponiert ſein“, beharre ich eigenſinnig. Herbert hat ſchon wieder ſein nachſichtiges Lächeln, das mich immer ſo wütend macht.„Entſcheiden Sie, Frau Sy⸗ bil“, wendet er ſich an Mama...„Iſt ein Künſtler mehr als jeder andere Menſch Stimmungen unterworfen oder nicht?“ 5„Das ſchon“, ſagt Mama bedächtig,„aber ſeiner Lei⸗ ſtung dürfen ſie nicht anzumerken ſein. Ein richtiger Künſt⸗ ler iſt immer Herr ſeines Könnens. Einen zufälligen Er⸗ folg kann auch mal ein Dilettant haben..“ Na u alſo... Dieſelbe Antwort würde Vater gegeben haben, denke ich. Und plötzlich ſchießt eine heiße Erbitterung in mir hoch. Warum wird Vater hier ſo gefliſſentlich tot⸗ eſchwiegen? Als wäre er überhaupt nicht auf der Welt ber ich bin da.. Und jetzt rede ich „Sagen Sie, Herbert, wie ſtellt ſich eigentlich Vater zu Ihren Amerikaplänen?“ frage ich ſo nebenher 5 Mama fährt auf, als hätte ſie unverſehens ein Hieb getroffen; mit ſchmerzhaftem Druck preßt ihre Hand meinen Arm: „Was ſagſt du da? ſtößt ſie heftig hervor.. Nun iſt es aber auch mit meiner Beherrſchung vor⸗ „Was er damit zu tun hat.. 2 Natürlich nichts als wieder einmal das Nachſehen zu haben.. immer wie⸗ der das Nachſehen. Seine Schuldigkeit hat er ja getan Nun mag er doch zuſehen, wo er bleibt... Jetzt iſt die Reihe an Herrn Rafaeli... Jetzt kommen ſie alle an, die großen Förderer(Fortſetzung folgt.) — Was hat er damit zu tun?“ —— * Knoten- Rü (Zeichnung geſetzli ich geſchützt.) In jedem Knoten vorſtehender Zeichnung befindet ſich ein Wort mit folgender Bedeutung: 1. Staatsmann. 2. Oper von Mozart. 3. Beamter. 4. Oper von Lortzing. 5. Haft⸗ pflicht. 6. Muſikaliſche Geſamtheit. Die durch Verb verdeckten Buchſtaben der einzelnen Knoten ergeben als⸗ dann, richtig geordnet, Wörter mit folgender Bedeutung: 1. Anderes Wort für Widerhall. 2. Teilzahlung, 3. Fenſter⸗ vorhang. 4. Möbelſtück. 5. Stadt in Weſtfalen. 6. Vergel⸗ tung im böſen Sinne. 5 Rätſel. Geſtorben iſt es uns auf jede Weiſe, Ob's angetreten hat die Himmelsreiſe, Ob's nicht mehr dienet uns zum Maße, Ob's ruhet unter grünem Graſe, Nicht mehr erklinget ſeiner Leier Töne, Es iſt dahin, wie alles Edle, Schöne; Auch wird nicht mehr gefeilſcht darum nun heuer Drum iſt's nicht teuer mehr, uns bleibt es teuer. Magiſche Quadrate. 7 W 6 2 EN Die 24 Buchſtaben: 2a, 1b, 1d, se, 10, in, 10, Zr, 2, 2t, 1u, 23 ſind in die freien Felder obiger Quadrate einzuſtellen. Geſchah dies richtig, müſſen 1. die je 4 waage⸗ rechten Reihen der beiden Quadrate bekannte Hauptwörter mit den angeführten Anfangsbuchſtaben ergeben und 2. die 4 waagerechten Reihen beider Quadrate zuſammengezogen Doppelwörter. Die Einzelwörter bedeuten: 1. Körperorgan, 25 8550 3. Höheres Weſen, 4. Grießerde, 5. Erderhöhung, 6. Körperteil, 7. Herzensfreundin, 8. Nagetier. Wort-⸗Spiel. a) b) 1. Andere Bezeichnung für Liebe. Kleiner Nagel. 2. Flacher See. Raubvogel. 3. Nutzholz. Nebenfluß der Donau. 4. Dunſtmaſſe. Milchwaſſer. 5. Verwandter. Verwandter. 6. Oberraum eines Hauſes. Zottiges Wollgewebe. Bis auf die Anfangsbuchſtaben ſind die Wörter unter a) und b) gleichlautend. Hat man die Wörter unter a) ge⸗ funden, müſſen die Wörter unter b) eine Frühlingsblume nennen. 9 5 ſüör Pad Wildungen. Niere und Blase 2 UR HAUS-TRINK KUR: 9 N bei Nieren-, Blasen- und Frauen- beiden. Hernssure, Eiweih, Zucker DTogogriph. Zur Kleidung nimmt man gern das Wort Wenn's ins Gebirge geht, 5 Doch nimmt man Kopf und Fuß ihm fort, Verfaßt es der Poet. „ Schach⸗Aufgabe. a b d 8 1 7 , 6, ö, ee, 6 7 95, 4 s e e , ö. 110 4 b 0 d 2 1 2 h Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Auflöſungen aus letzter Nummer: Fenſter⸗Rätſel: 1. Gitarre, 2. Scholle, 3. Andante, 4. Geeſcha, 5. Andorra, 6. Euterpe Domino⸗ Aufgabe: Entſprechend den Augen auf den Dommoſteinen ſetzt man an deren Stelle den durch ihre Zahl bezeichneten Buchſtaben und erhält ſo:„Auf Flut folgt Ebbe.“ Rätſel: Der Rauſch. Fehl⸗Aufgabe: Altertum, Nattergift, Euterpe, Mitternacht. Otterbiß. Natterſtich, Echternach.— Anemone. Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waage⸗ recht: Kakadu, Raab, Fell, Odeſſa.— Senkrecht: Gabel, Ballon, Kurbel Kaſſe. In dieſer Reihenfolge ſind die Wör⸗ ter einzuſtellen. Gegenſatz⸗Rätſel: 1. Dativ, 2. Flußſpat, 3. Gut⸗ haben, 4. Hinweis, 5. Kamin. 6. Ohnmacht. fjamſtern Sie„sonne“! Sonne ist Kreft und Energie. Sie können gar nicht genügend davon in sich aufnehmen! Aber Vorsicht vor Sonnenbrendl Nives er- aut Ihnen, in Sonne zu schwelgen, Wenn Sie Sich vorher immer gründſich damit einreiben. Jalſch verſtanden. „Mein Herr, ich bitte um die Hand Ihrer Tochter.“ „Was betreiben Sie denn, wenn ich fragen darf?“ „Ich bin Zigarrenreiſender.“ „Soſo, haben Sie denn auch Mittel?“ „Oh, gewiß! Leicht, mittel, kräftig— was Sie wünſchen.“ 1. Heikel. Lehrer: Höre, Michel, geſtehe mir's offen, was hat dich veranlaßt, dein Maurerhandwerk an den Nagel zu hängen und Landſtreicher zu werden.“ 5 Michel:„Ja, wiſſen's, Herr Lehrer, i hab a mal a Haar im Mörtel gefunden, und ſeit der Zeit ekelt's mir vor der Arbeit.“ * „Weshalb möchteſt du denn ſo gern Kaſſierer werden?“ „Nun, man will ſich doch auch die Welt einmal anſehen.“ Uberarbeitetꝰ Dann desttahlen Sie sich mi der, Hongue Kleinbild- Reflex Schlitzverschlug 1/1000 12 Sekunden/ Seſbst- auslöser/ ouswechsel- bare Optik bis 1:19 Vakublitzonschlug und vieles mehr Prospekt gratis Fenn d BDRESOEN-ST RIESEN 572 Zur Ausstellung. Film und Foto- Dösseldorf— 16. Mai bis 7. Juni 1936— Holle 3, Stand 82. . Viſt du ſchon . Mil⸗ Die leie . HRotigApER Oper sg ge ede nscuck Voller forbiger Höõhensonne“. Regel. msßg. sestrohlunger von nuf 3-5 Minutes — n Dover führen bereln . eine Nebobelebung brift J oERER. E kottak- 7 des Gesomtorgonismus von Gtund gut herbei. Kompl. Apporote von 98. bits 241.20 M. 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Wir brauchen einen dritten Mann zum Skakle Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Pioniere der Luftfahrt Der brave„Graf Zeppelin“ führt zur Zeit ſeinen plan⸗ mäßigen Dienſt auf der Südamerikaroute wieder durch, die Deutſche Lufthanſa eröffnet in wenigen Tagen ihren Sommer⸗ flugplan auf ihrem ſtändig ſich verdichtenden Streckennetz— wir haben uns im unſerer ſchnellebigen Zeit faſt ſchon an dieſe „Tatſachen“ gewöhnt ohne uns auch immer wieder darüber klarzuwerden, welch eine unermüdliche und opferbereite Ein⸗ ſatzbereitſchaft aller Luftfahrer notwendig war, um zu dieſem Stand der Leiſtungen zu gelangen. Das mag aber auch Ge⸗ legenhein geben, eines Pioniers der Luftfahrt zu gedenken, der zwar niemals unmittelbar hervorgetreten iſt, ohne den aber dieſe Entwicklung unſerer Luftfahrt vielleicht unmöglich ge⸗ weſen wäre Er konnte in dieſen Wochen auch ein„Jubiläum“ begehen, das der zehnjährigen Luftfahrtwerſicherung. Es it der„Deutſche Luftpool“, in dem 32 deutſche Verſicherungsge⸗ ſellſchaften vereinigt ſind, die in dieſer Zein das Geſchäft der Luftfahrwerſicherung betreiben, ein Geſchäft, um das voran⸗ zuſtellen, das bis auf den heutigen Tag noch keinerlei nen⸗ nenswerten Gewinn erbracht haun das aber aufgebaut wurde auf dem Verantwortungsgefühl der Verſicherungsunterneh⸗ mer für die nationalen Intereſſen auf dem Gebiet der Luft⸗ fahrt. Die Privatverſicherer haben auf faſt allen Gebieten an dem Aufbau der deutſchen Luftfahrt auf ihre Weiſe mitge⸗ wirkt Dieſer Aufbau erforderte naturgemäß die Inveſtierung ganz bedeutender Mittel. Das Riſiko war in dieſem Falle kaum einzuſchätzen, ſtatiſtiſche Grundlagen für eine kaufmänniſche Berechnung des Verſicherungsſchutzes lagen zunächſt nicht vor. Einſtmals fanden die Verſicherer alle paar Tage Verluſtanzei⸗ gen mit vielſtelligen Schadensſummen auf dem Schreibtiſch, heute blättern auch ſie in dem Flugplan der deutſchen Ver⸗ kehrsfliegerei in dem Bewußtſein, daß die dort aufgezeigten Ziffern den regelmäßigen, zuverläſſigen und ſicheren Luft⸗ fahridienſt bedeuten. Das wurde aber nicht zuletzi auch durch den planmäßigen Aufbau eines Verſicherungsſchutzes für die Fliegerei möglich So ſtand die Privatwerſicherung vielleicht im zweiten Glied in der Front der Pioniere der Luſtfahrt, ſie darf ſich aber ganz gewiß auch in dieſe Fron; eingliedern. 6¹⁰ Hag nilol. immer, uelalie Ouile dell henuulie enn man eine Frau mit einer so zarten und reinen Haut, einem so N jugendfrischen Teint sieht, ist diese Frage wirklich naheliegend. Und es ist ebenso haufig wie verstandlich, wenn die Antwort auf diese Frage lautet: Ich wasche und bade mich nur mit Palnolinè-Feiſe. Diese ui, Olinent und Palmenblen hergeclellis Seife entwickelt einen außer- gewöhnlich reichen und cremigen Schaum, der tief in die Poren der Haut eindringt, sie gründlich reinigt und ihr Jugend und Frische verleiht. Auch Sie sollten von nun ab Ihr Gesicht mit Palerolibe-Seiſe waschen. Massieren Sie den milden Schaum 5 morgens und abends 2 Minuten Hlael ³⁰ lang mit den Fingerspitzen beider Slalel HO Hände sanft in die Haut, spülen 5 Sie ihn erst mit warmem, danach mit kaltem Wasser ab. Sie werden über die ausgezeichnete Wirkung dieser 50 einfachen Palmolins- Schönheitspflege überrascht sein. Zum Wochenende, und Zum Zetwertreib: Nr. 20 erſchernen als l D K I. Vi 38: 656 977. Pl.⸗Nr. 7. Fllt die auf dieſer Seite erlcheuſch ü Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändſg. Wunde die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg Verlag Son 102. blatt Deutſcher Propins⸗Verlegex. ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/ ee 2 ———— K ee