. 1 im Sommer die Serenadenkonzerte Ar. 117(2. Blatt). Neckar Bote Mittwoch, 20. Mai 1936 eee Oer Bericht der Reichsbahn sichtbarer Ausdruck des wirtſchafklichen Aufſtiegs. Berlin, 19. Mai. Die Deutſche Reichsbahn veröffentlicht ſoeben ihren Ge⸗ ſchäftsbericht für das Geſchäftsjahr 1935. Aus dem Bericht iſt hervorzuheben, daß das Jahr 1935 auch bei der Deutſchen Reichsbahn im Zeichen des Konjunk⸗ wranſtiegs, der ſeit der Machtergreifung durch die national⸗ ſozialiſtiſche Bewegung im deutſchen Wirtſchaftsleben einge⸗ ſet und auf faſt allen Gebieten eine vermehrte Geſchäfts⸗ tälgkeit herbeigeführt hat, ſtand. Die natürliche Folge dieſer Aufwärtsentwicklung in der Pirtſchaft war einmal ein lebhafter Warenaus⸗ kau ſſch, den die Reichsbahn als hauptſächlicher Träger des allgemeinen Verkehrs zum großen Teil vermittelt hat, dann aber auch ein erweiterter Reiſeverkehr für be⸗ rufliche und ſonſtige Zwecke, an dem die Reichsbahn eben⸗ falls mit entſprechenden Mehrleiſtungen teilgenommen hat. die Ergebniſſe der Verkehrs⸗ und Betriebsleiſtun⸗ en weiſen daher in nahezu ſämtlichen Gruppen(Perſonen⸗, ariftonnen⸗, Achs⸗ und Zugkilometer des Perſonen⸗ und Güterverkehrs) im Vergleich mit 1934 wiederum eine be⸗ trächtliche Steigerung auf, die ſo groß iſt, daß der Leiſtungsumfang des letzten Vorkriegsjahres 1913 im allgemeinen erreicht, zum Teil ſogar über⸗ ſchritten wurde. Im Güterverkehr nahmen die beförderten Mengen im Vergleich mit 1934 um 14,2 v. H. und im Vergleich mit 1933 um 37,6 v. H. zu. Im Perſonenverkehr betrug die Zunahme in der gahl der beförderten Perſonen 9,5 v. H. gegenüber 1934 und 20 v. H. gegenüber 1933. Die Entwicklung der Einnahmen hat aber mit dieſer Steigerung der Verkehrsziffern nicht ganz Schritt gehalten. Dies beruht hauptſächlich darauf, daß die Reichsbahn einen großen Teil ihrer Leiſtungen aus übergeordneten Geſichtspunkten im Geſamt⸗ intereſſe von Volk, Staat und Wirtſchaft oder aus anderen Gründen der Tarifpolitik zu ſtark verbilligten Sätzen, zum Teil ſogar unentgeltlich ausgeführt hat. Die Geſamtein nahmen der Betriebsrechnung be⸗ laufen ſich auf 3586,1 Millionen Mark, das ſind 259,8 Mil⸗ lionen Mark oder 7,8 v. H. mehr als 1934. Auf den Perſo⸗ nen⸗ und Gepäckverkehr entfallen rund 989 Millionen Mark, auf den Güterverkehr rund 2324 Millionen Mark und auf die„ſonſtigen Einnahmen“ 273 Millionen Mark. An dieſem Anſtieg der Einnahmen war auch der Perſonen⸗ und Gepäckverkehr weiter beteiligt; er hat das Ergebnis des Vorjahres um 71,6 Millionen Mark, d. ſ. 7,8 v. H., übertroffen. Im Güterverkehr, der in der Regel Zweidrittel der geſamten Betriebseinnahmen der Reichsbahn erbringt, waren die Einnahmen um 184,5 Millionen Mark oder 8,6 v. H. größer als 1934. Die Betriebsrechnung ſchließt mit einem Ueberſchuß von 152,2 Millionen Mark ab. Im Geſchäftsjahr 1934 betrug der Ueberſchuß 24 Mil⸗ lionen Mark, während 1933 und 1932 ſogar Fehlbeträge der Betriebsrechnung von 1236 Millionen Mark bzw. 66,7 Millionen Mark ausgewieſen werden mußten. Die ſeit dem Umbruch zu verzeichnende weſenkliche Beſ⸗ ſerung der Betriebsrechnungsergebniſſe iſt der ſichtbare Aus druck der Wiedererſtarkung des deulſchen Wirkſchaftslebens und der dadurch herbeigeführten Hebung der finanziellen Herhältniſſe bei der Deutſchen Reichsbahn. Reichsautobahnen und Jugend Dr. Todt bei den 9 3⸗Führern. Braunſchweig, 20. Mai. Auf der Arbeitstagung der Bann⸗ und Jungbannfüh⸗ ter ſprach am Dienstagnachmittag der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt. Er gab in ſeinem Lichtbildervortrag einen umfaſſenden Ueberblick über den Bau der Reichsautobahnen. Die Straßen Adolf Hitlers würden erſt denen einmal vollſtändig zur Verfügung ſtehen, die heute noch in den Reihen der Hitlerjugend marſchierten. Aus 700 Autobahn⸗ arbeitern zur Zeit des erſten Spatenſtiches durch den Füh⸗ rer ſeien nunmehr 130 000 geworden, und eine gleiche An⸗ zahl ſei in der Zubehörinduſtrie der Autobahnen beſchäftigt. Rund ein Viertel der Autobahnbelegſchaft ſei in den 120 Muſterlagern untergebracht, die die vorbildlichſten Arbeiterunterkünfte darſtellten, die es nach ausländiſchem Urteil heute in Europa gäbe. Der Generalinſpektor wandte ſich dann die Frage zu: Was ſagt der Kraftfahrer zu den Aukobahnen? und erklärte hierzu, daß nach den bisherigen Erfahrungen die Benutzung der Straßen um 30 v. 5, geſtiegen ſei. Beſonderes Gewicht legte der Redner darauf, daß die Reichsautobahnen ſtets der umgebenden Landſchaft untergeordnet würden. Beſondere„Landſchaftsanwälte“ wachten bei den einzelnen Bauleitungen darüber, daß ſich die Bahnen in die Natur einfügten. Generalinſpektor Dr. Todt ſchloß mit einem Appell an die Jugendführer, die Reichsautobahnen, die als die ſtei⸗ nernen Zeugen des Wirkens Adolf Hitlers für die Ewigkeit gebaut ſeien, ſtets in Ehren zu halten. a „Aus Ihren Reihen muß auch einmal der künftige Ge⸗ neralinſpektor für das deutſche Straßenweſen kommen und die Geſinnung, die Sie befähigt, dieſes Werk fortzuſetzen und auszubauen.“ 55 67 Millionen überſchritten Deutſchlands Bevölkerungsbilanz 1935. Die jetzt vorliegenden endgültigen Zahlen über die Be⸗ völkerungsentwicklung in Deutſchland im Jahre 1935 be⸗ ſtätigen im weſentlichen das, was bezüglich des Ergebniſſes auf Grund der bisherigen Einzelberichte ſchon angekündigt worden iſt. Nach der außergewöhnlichen Anhäufung von Eheſchließungen und der ſtarken Zunahme von Geburten, die im Jahre 1934 der Bevölkerungsbeweagung ein beſonde⸗ res Gepräge gaben, kam, wie das Statiſtiſche Reichsamt feſtſtellt, 1935 mehr und mehr wieder die Grundrich⸗ tung der deutſchen Bevölkerungsentwicklung zur Geltung, die durch die Altersgliederung des deutſchen Volkes und ihre zwangsläufigen Veränderungen beſtimmt wird. Die Urſachen dieſer Entwicklung liegen hauptſächlich in dem beſonders ſtarken Geburtenausfall der Kriegsjahre und dem verſtärkten Geburtenrückgang der Nachkriegszeit, alſo in Geſchehniſſen der Vergangenheit, deren Auswir⸗ kungen heute durch keinerlei bevölkerungspolitiſche Maß⸗ nahmen mehr behoben werden können. Die während der Kriegsjahre unterbliebenen Familiengründungen waren Anfang 1935 ſchon zum größten Teil nachgeholt, ebenſo die Erſt⸗ und Zweitgeburten in die bis dahin kinderlos oder kinderarm gebliebenen älteren Ehen. Mit dem Fortfall dieſer zuſätzlichen Anhäufung von Ge⸗ burten trat im dritten Vierteljahr 1935 erſtmals wieder ein Rückgang der Geſamtzahl der Geborenen ein. Am deutlich⸗ ſten wirken ſich die Veränderungen in der Altersgliederung des deutſchen Volkes in der Entwicklung der Sterblichkeit aus, die durch die lange Grippeepidemie anfangs 1935 noch einen beſonderen Auftrieb erhielt. Der Geburtenüberſchuß erreichte 469 361 und war damit um 2713 kleiner als im Vorjahre die Einwohnerzahl des deutſchen Reiches iſt bis Ende 1935 auf 67 069 000 geſtiegen. Die Männer vom Bau Ueberall in der Stadt und auf dem Lande, an Häu⸗ ſern und Brücken, auf den Land⸗ und RNeichsſtraßen werden wir aufmerkſam, daß ſchaffende Volksgenoſſen in Tätigkeit ſind. Und überall, wo ſie werken und arbeiten, bleiben wir ſtehen und ſehen eine Weile zu, wie ſie da unten im Kanal zwiſchen einem Knäuel Leitungen und Kabeln hantieren, wie ſie als„Akrobaten des Alltags“ an den Kirchturmſpitzen hängen, auf den Dächern unſerer Häuſer Reparaturen vor⸗ nehmen und auf ſchwankenden Gerüſten emſig ſchaffen. Wer iſt es? Der Tiefbauarbeiter, Steinſetzer, Maler, Glaſer, Klempner, Dachdecker, Maurer und Zimmermann; kurzum: der Bauarbeiter. Haſt du, Volksgenoſſe, beim Anblick dieſer Arbeiten ſchon einmal darüber nachgedacht, welche Eigenarten dieſer Kunſt und Wiſſen Heidelbergs muſikaliſche Tradition Pflege der Muſit ſeit 1346. Heidelbergs Ruhm als Muſikſtadt klingt ſeit Jahr⸗ hunderten. Pfalzgraf Ruprecht 1. gründete 1346 die erſte Kapellmeiſterey Teutſchlands“. Namen wie Michael Beheim, Johannes von Soeſt, Lemlin ſind im Mittelalter in der Heidelberger Muſilgeſchichte von Bedeutung. 1763 ſpielt Mozart die Orgel in der Heinggeiſtkirche, 1803 ſingen die Heidelberger Haydns Hymne; Robert Schumann empfängt in Heidelberg bei Thibaut wichtige Anregungen für ſein Schaffen. Muſikdirektor Bernhard Kreutzer veranſtaltete 1834 Muſikfeſte im Schloßhof, 1885 wird der Bachverein gegrün⸗ det und Philipp Wolfrum beginnt, die Werke des Thomas⸗ kantors aufzuführen. 1911 erlebt Heidelberg die Liſzt⸗Cen⸗ tenar⸗Feier mit„Chriſtus“,„Dante“ und„Fauſt⸗Sinfonie“n, 1913 und 1922 Bach⸗Reger⸗Muſikfeſte. 1924 ſteht Heidelberg im Zeichen der Nordiſchen Muſikwoche, 1926 feiert man das ſechſte deutſche Brahmsfeſt. Furtwängler dirigiert, unter ſei⸗ ner Stabführung ſteht auch die Beethovenfeier 1927. 1930 feiert die kurpfälziſche Reſidenz das 7. Deutſche Regerfeſt und 1982 das 19. Bachfeſt der Neuen Bachgeſellſchaft Leipzig. Die Aufführung der Neunten Symphonie im Schloßhof 1934 iſt noch in aller Erinnerung; nicht geringere Begeiſterung erweckte 1935 die Beethovenwoche.. Eine Stadt, die eine derart führende Stellung im deutſchen Muſikleben einnimmt, die ein ſolch großes muſikaliſches Vermächtnis zu verwalten hat, iſt verpflichtet, nicht nur dieſe Tradition zu erhalten, ſondern ein ſolches Erbe zu vermehren und zum Träger und Vermittler des großen Kulturgutes der Nation, der deutſchen Muſik, zu werden. Dieſe kulturpolitiſche Aufgabe erfüllt Heidelberg in einer Weiſe, daß muſikaliſche Veranſtaltungen, 3 Feſte, ſeien es feierliche Abendmuſiken in der Peters⸗ irche, die Serenadenkonzerte im Schloßhof und das Lieder⸗ ſingen auf öffentlichen Plätzen, nicht nur Beſucher pon Hei⸗ delberg erfreuen, ſondern auch die Bürger der Muſikſtadt een Maße zur Teilnahme 55 0 Ade bedeuten eigniſſen heranziehen. Wenn ſchon ö a e ee im Schloßhof beſuchen, — ſeien es die wenn die Abendmuſiken 1935 ſchon über 200 Veranſtaltun⸗ gen zählten, ſo iſt der Andrang zu den ganz großen Muſik⸗ feſten derart, daß das Beethovenfeſt des Vorjahres eine ganze Woche hindurch ausverkauft war. Das für den 30. Mai bis 2. Juni dieſes Jahres angekündigte Schubert⸗Feſt in Heidelberg reiht ſich wür⸗ dig in den Rahmen der früheren Muſikfeſte mit ſeinem gro⸗ ßen Programm ein. Das Pfingſtfeſt kann nicht frühlings⸗ ſchöner und nicht feierlicher geſtaltet werden, als durch dieſen muſikaliſchen Ausdruck der Meiſterwerke eines begnadeten deut⸗ ſchen Muſikers. Wiederum hat man hervorragende Kräfte gewonnen und wird durch ſie eine ausgewählt ſchöne Vor⸗ tragsfolge Schubert'ſcher Muſik zu Gehör bringen. Mitwir⸗ kende ſind Ria Ginſter, das Elly Ney⸗Trio und das Max Strub⸗Quartett. Der verſtärkte Bachverein Heidelberg, die Geſangvereine Liederkranz, Liedertafel und Conſtantia löſen die choriſchen Aufgaben, das Städtiſche Orcheſter wird ver⸗ ſtärkt zur Geltung kommen. So verſpricht auch das Schuberk⸗ Feſt hohe muſikaliſche Feierſtunden. „Thomas Paine“ in der Reichstheaterfeſtwoche. Die Reichstheaterfeſtwoche brachte die dritte Feſtaufführung eines Werkes nationalſozialiſtiſcher Dramatiker mit dem Schauſpiel„Thomas Paine“ von Hanns Johſt, dem Prä⸗ ſidenten der Reichsſchrifttumskammer. Reichsminiſter Dr. Goebbels, Reichsſtatthalter Ritter von Epp, Miniſterpräſi⸗ dent Siebert und Staatsminiſter Adolf Wagner wohnten mit vielen anderen bedeutenden Perſönlichkeiten der Auf⸗ führung bei, für die Dichter und Darſteller herzliche und langanhaltende Dankeskundgebungen ernteten. Der Süängerbundestag in Hamburg. Als erſte Abend⸗ f veranſtaltung der Reichstagung des Deutſchen Sängerbun⸗ des in Hamburg fand ein Feſtkonzert ſtatt. Der erſte Teil des Konzertes galt dem Gedenken an Brahms und Reger, den beiden klaſſiſchen Meiſtern, denen der deutſche Chor⸗ geſang Außerordentliches verdankt. Dann folgten neue Chorwerke lebender Komponiſten. Hier zeigte ſich, wie unendlich befruchtend die politiſchen Kräfte der Gegenwart auf das künſtleriſche Schaffen der deutſchen Tondichter ge⸗ wirkt haben.. — Beruf der Leute vom Bau hat und welche Geſahrenmomente er in ſich birgt? Es iſt ſehr gut, mit anzuſehen, wie ſie tief unten im Erdreich als halbe Höhlenbewohner ſchaufeln und buddeln, ſehr einfach, von Akrobaten zu ſprechen, wenn ſie in luftiger Höhe— förmlich an das Gebäude geklebt — ihrer Arbeit nachgehen. Dieſe Männer vom Bau aber gehen morgens nicht immer zu der gleichen Werkſtätte, in die Fabrik oder ins Kontor wie Millionen anderer Volks⸗ genoſſen. Sie wiſſen nicht, ob ſie morgen oder in der näch⸗ ſten Woche an der gleichen Stelle tätig ſein werden, ſondern ſie wandern dorthin, wo der Meiſter einen neuen Auftrag erhalten hat, wo es gilt, ein neues Gebäude zu errichten oder Reparaturen vorzunehmen. Bald hier, bald dort müſſen die Bauarbeiter unter ſtetem Wechſel der Arbeitsſtelle ihre Tätigkeit ausüben. Sie ſind faſt immer der Witterung aus⸗ geſetzt, und ihre geſamte Arbeit iſt durch die immer wieder wechſelnde Form ſtark beeinflußt. Weiterhin zwingt die Fortentwicklung der Bauarten zur dauernden Veränderung der Arbeitsweiſe, der Gerüſte, der Transportwege, der maſchinellen Einrichtungen und der Zahl der Beſchäftigten. Die erforderlichen Abſteifungen und Ab⸗ deckungen, die Anbringung von Gerüſten, Geländern und Schutzdächern, die Bereitſtellung von Unterkunftsräumen und Aborlen, die Maßnahmen gegen Staubplage und Zugluft dienen vielfach nur kurze Zeit ihrem Zweck, werden verändert und vorübergehend oder dauernd entfernt. 5 Durch ihre kurze Verwendungsdauer ſind dieſe Einrich⸗ tungen gewiſſermaßen behelfsmäßig, ſie bringen Gefahren für die baugewerblichen Arbeiter mit ſich und fordern von ihnen im Jahr zahlreiche Opfer an Geſundheit und Leben. Ob es ſich dabei um Fehler am Materfal oder um Leicht⸗ fertigkeit der Perſonen handelt,— feſt ſteht, daß die Zahl der ködlich Verunglückten im Baugewerbe unverhälk⸗ nismäßig höher iſt als in anderen gewerblichen Betrieben, und auch die Zahl der zu entſchädigenden Unfälle durch die Berufsgenoſſenſchaften iſt größer als in anderen Ge⸗ werbezweigen. Dieſe Tatſache wollen wir uns immer vor Augen halten, wenn wir unſeren Arbeitskameraden vom Bau bei ihrer Tätigkeit zuſehen. Der Unfallverhütungsfeldzug der Reichsbetriebsgemein⸗ ſchaft Bau und der Reichsarbeitsgemeinſchaft Schadenver⸗ hütung will nicht nur die Männer vom Bau erneut aufrüt⸗ teln, über die Trägheit des Alltags hinaus täglich und ſtündlich an die Gefahren des Berufes zu denken, ſondern auch der Allgemeinheit verſtändlich machen, unter welchen Schwierigkeiten dieſe Volksgenoſſen ihrer Arbeit nachgehen. Ueber die Betriebsgemeinſchaft hinaus iſt die Unfall? und Schadenverhütung eine Angelegenheit des ganzen Volkes, denn Hunderttauſende von Reichsmark, welche die Sozial⸗ verſicherung für Unfallgeſchädigte Jahr für Jahr ausgeben muß, belaſten nicht nur einzelne Berufsgruppen, ſondern auch dich, den einzelnen, und damit die Geſamtheit aller ſchaffenden Deutſchen! Glück der Neiſe Von Alfred Hein. RD B. Was iſt eine Reiſe? Für recht viele: Der Kauf einer Fahrkarte, die Ueberwindung des Raumes zwiſchen Heimatort und Ferienziel, zwei oder drei Wochen, vielleicht weniger, vielleicht auch mehr, Befreitſein vom Zwange des Werktags und Rückkehr in das Einerlei des Alltags. Gewiß, ſolche Reiſe nach einem feſten Plan, der keinen Raum für Ueberraſchungen läßt, kann 10 erholſam ſein. Aber da gibt es noch andere, die echten Reiſekünſtler möchte ich ſie nennen, die nach gar keinem Rezept reiſen. Sehnſucht haben ſie, nichts als Fernweh, das ſo beglückend ſein kann wie das Heimweh ſchmerzvoll. Möglichſt nach ganz unvor⸗ ſchriftsmäßigen Landſtrichen ſehnen ſie ſich, die ſo gar nicht Mode ſind in dieſem Jahr. Aber zunächſt haben ſie Reiſe⸗ fieber. Wochenlang. Zehnmal ſolange wie die Reiſe dauert. Zu ſolchen Reiſen darf man nicht zu wohlhabend ſein. Was den reichen Reiſenden erwartet, iſt heute überall gleich: Internationale Züge, in denen man von Paris nach Warſchau, von Calais nach Konſtantinopel reiſen kann, ohne den Platz wechſeln zu müſſen; in den großen Hotels kommt man wohl überall durch, ohne eine Fremdſprache bemühen zu müſſen, und die Köche ſetzen ihre Ehre darein, jedem die heimatlichen Genüſſe aufzutiſchen. So kann man beinahe durch die ganze Welt reiſen, ohne etwas von ſeinen heimatlichen Gewohnheiten aufgeben zu müſſen. Nein, wem die Reiſe ein großes Erlebnis werden ſoll, der muß ſich das Geld dazu en Schon um ſich diebiſch freuen zu können, wenn man dann für ſo weniges Geld ſo viel Schönheit erlebt hat. Alſo nicht zuviel Geld. Und wenig Gepäck: Ruckſack. Und möglichſt viel wandern, möglichſt wenig fahren. Wen das Wandern nach einer Stunde langweilt, der ſoll zu Hauſe bleiben. Unbedingt muß die Reiſe weniaſtens einen einzigen vom Morgen bis zum Abend durchwanderten Tag enthalten. Und dann wandere ohne ſtarren Plan, kümmere dich wenig um das, was man geſehen haben muß, gehe an den Städten vorüber, wenn dir der Sinn nach dem Brocken ſteht, und ſteige nicht auf den Watzmann, wenn du um Berchtesgaden trauliche, einſame Wege findeſt... Reiſe, wie es dir deine Seele befiehlt. Freilich muß dieſe Seele voller Hingabe ſein Man muß noch bewundern können aus vollem Herzen. Ohne vorgeſchriebenes Pathos. Am dritten Tage der Wanderung müſſen Seele und Land⸗ ſchaft eins ſein! ſie klingen zuſammen: du biſt der Baum am Weg, und deine Hand iſt eine Schweſter der ſchwehen⸗ den Wolke, in dein Lächeln muſizieren die Vögel des Wal⸗ des in die Bergeinſamkeit hinein. Du wirſt mir glauben daß es das beſte iſt, um dieſen Zuſammenhang zu finden ganz allein zu reiſen oder aber gemeinſam mit völlig harmoniſch aufeinander abgeſtimmten Menſchen. Wer in größerer Geſellſchaft reiſt, verſuche wenigſtens dann und wann einſam der Natur ſich hinzugeben. Die Natur per langt dieſe Einſamkeit geradezu. Nur dann werden dir Meer oder Gebirge ihre Schönheiten gan: erſchließ Und du wirſt dieſe Vermählung von Ich und Landſchaft bis in den Tod nicht vergeſſen. Wenn ich am ſiepenten For meiner Wanderung durch irgendein Gebirge auf einem der Gipfel ſtehe, dann iſt dieſes Gebirge mein und ich bin ſein. Ich ſchlage Wurzeln in ihm, und wenn ich längſt wieder in Fron und Alltag wejfle. do erſcheint mir in düſterer Stunde jenes lachende Nichtmehr⸗Ich und Dennoch⸗ 7 droben einſam auf den Bergen, und ich werde daran roh. ö. Viele reiſen ſo. Sie ſprechen wenig von ihrem Reife⸗ erlebnis. Sie haben keine Senſationen gehaht und keine Rekorde geſchlagen. Sie ſind ohne viel Wiſſenſchaft be⸗ laſtet durch die Lande gegangen. Aber ſie kennen eines: das Glück der Reiſe. i Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball Den morgigen Feiertag benützt man dazu, einen kleinen Abſtecher nach dem Neckarkreis zu machen. Sand⸗ hauſen heißt der Gegner. Chriſti⸗ Himmelfahrt iſt ſeit Alters hers ein Ausflugstag und ſo nimmt man die Gelegenheit wahr, eine kleine Radtour nach Sandhauſen zu machen. Der Gaſtgeber iſt allerdings kein leichter Gegner, und wenn man an einer Ueberraſchung vorbei⸗ kommen will, dann muß man ſehr auf der Hut ſein. Die Leiſtung der Seckenheimer Mannſchaft in Pirmaſens läßt zwar erwarten, daß man auch in Sandhauſen eine gute Figur machen wird. Exel wird in ſeiner alten Heimat zeigen, daß er immer noch ein taktiſch kluger Aufbauſpieler iſt und ſo hoffen wir— ſeine Mitſpieler zu einem Sieg führen wird. Man bricht ſchon zeitig in der Frühe auf um Gelegenheit zu haben, durch den Schwetzinger Wald eine gemütliche Tour zu machen. Hoffen wir auf ſchönes und guten Erfolg. Glück auf! ch Everton in Stuttgart.— Danziger und Hamburger Fuß⸗ 98 baller in Süddeutſchltand.— Handball⸗Länderſpiel gegen Luxemburg.— Intereſſante Nugbyſpiele in Leipzig und Hannover.— Wiesbadener Motorſportkämpfe.— Deutſche Ruderer in Gent. Im Fußball überragt das vorletzte Gaſtſpiel des Ever⸗ ton FC. London in Stuttgart alle übrigen Begegnungen. In der ſchwäbiſchen Metropole bekommen die Engländer eine deutſche Auswahlelf entgege igeſtellt, die mit acht be⸗ währten Nationalſpielern weit ſtärker iſt als die in Ham⸗ burg, Duisburg und Frankfurt a. M. Die deutſche Mann⸗ ſchaft ſpielt mik: Jakob(Jahn Regensburg); Ditgens(Bor. Gladbach), Münzenberg(Alem. Aachen); Gramlich(Eintr. Frankfurt), Goldbrunner, Moll(beide Elbern(SV. Bonn⸗Beuel), Siffling(SV. Waldhof), Eckert (Wormatia Worms), Urban Worms). Auf den übrigen ſüddeutſchen Fußball⸗Feldern iſt der Betrieb nicht allzu umfangreich. In Mannheim ſteigt wohl die zuglräftigſte Begegnung zwiſchen dem badiſchen Meiſter SV. Waldhof und dem deutſchen Altmeiſter Ham⸗ burger SV. Die Städtemannſchaft von Danzig gibt ihr zweites Gaſtſpiel in Süddeutſchland in Ludwigshafen gegen eine dortige Städte⸗Auswahl. Weitere Spiele ſind: Eintracht Frankfurt— SV. Flörsheim(Pokalſpiel), F V. 9 Alm— Anion Augsburg, SVg. Plankſtadt— Phönix Karlsruhe und Viktoria Hamburg— BfR. Mannheim. Im Handball wird bereits der zweite Länderkampf gegen Luxemburg aus⸗ getragen. Erſt am 2. Februar ſiegte eine deutſche Mann⸗ ſchaft in Saarbrücken über Luxemburg mit 33:3 Toren. Daß die im Handballſport noch jungen Luxemburger eine weitere Niederlage nicht ſcheuen und von uns lernen wollen, zeigt dieſe Einladung nach Eſch⸗Alzette. Die deutſche Elf ſteht natürlich vor einem neuen Erfolg, wenn ſie auch mit Kreuzburg(Aachen); Rieckert(Eßlingen), Cönen(Aachen); Schimmelburg(Köln), Brinkmann(Düſſeldorf), Gehr(Sek⸗ kenheim); Worms(Herrnsheim), Kneip(Köln), Daun 1, Daun 2(beide Solingen), Fiſcher(Mannheim) nicht gerade die ſtärkſte iſt. Im Rugby kommt es zu intereſſanten Spielen in Lelpzig und Hannover. Bereits am Mittwoch machen die vom Berliner Vierländer⸗ turnier kommenden Rumänen in Leipzig und Hannover Sta⸗ tion, um einen Länderkampf gegen Deutſchland bezw. ein Freundſchaftsſpiel gegen den Gau Niederſachſen zu beſtreiten. Italien, das ſich hinter Deutſchland im Berliner Turnier den dritten Platz ſicherte, wird in Hannover gegen die ſtarke Nie derſachſen⸗Fünfzehn ſchwerlich zu einem Siege kommen und ähnlich iſt auch das Verhältnis in Leipzig, wo Rumänien gegen uns einen offiziellen Länderkampf beſtreitet. In der Leichtathletik geht der argentiniſche Olympiaſieger Juan Carlos Zabala in Stuttgart in einem 10 000-Meter⸗Rennen gegen die Stutt⸗ garter Bertſch, Rapp, Helber 1 und 2 ſowie den Karlsruher Wirth an den Start.— Ein intereſſanter Klubkampf führt in Mannheim die MTch. mit dem SV. 98 Darmſtadt, der Haag, Creter und Blind u. a. mitbringt, zuſammen. Im Rudern beteiligen ſich die bekannten Rüſſelsheimer Skuller Georg von Opel und Willi Füth an der internationalen Regatta in Gent. Im Einer ſetzen ſich unſere Landsleute mit den beſten belgiſchen und holländiſchen Ruderern auseinander und im Senioren⸗Zweier ſind vornehmlich Belgier die Geg⸗ ner. Insgeſamt haben für Gent vier Nationen mit 85 Booten ihre Meldungen abgegeben. Pferdeſport. Neben dem Frankfurter Reitturnier anläßlich der Reichs⸗ nährſtands⸗Ausſtellung werden auf den Bahnen in Haßloch (Pfalz), München⸗Riem, Dortmund und Leipzig Galoppren⸗ nen gelaufen. Im Motorſport werden die Wiesbadener Motorſportkämpfe, die in der Süd⸗ eſtdeutſchen Zuverläſſigkeitsfahrt über 15 Stunden und der Deutſchen Zuverläſſigkeitsfahrt über 30 Stunden ihren Höhe⸗ punkt erreichen, am Himmelfahrt abgeſchloſſen.— In der „Ritter⸗von⸗Epp⸗Kampfbahn“ in Herxheim werden die tra⸗ ditionellen Sandbahnrennen entſchieden, die auch den Vor⸗ jahrsſieger Buttler(Erkelenz) am Start ſehen.— Im Rad⸗ ſport werden Nennen in Krefeld, Bochum und Mannheim ge⸗ fahren. Auf der Landſtraße kämpfen Amateure und Be⸗ rufsfahrer bei de Italien⸗Rundfahrt, der Städteſtaffel in Berlin und in Nürnberg. Ganoòͤbahnfahrer⸗Elite am Start Die 10. Herrheimer Motorradrennen. Zum 10. Mal werden am Himmelfahrtstage im Herx⸗ heimer„Ritter⸗von⸗Epp⸗Stadion“ die Rennmaſchinen⸗Moto⸗ ren dröhnen, zum 10. Mal werden viele tausende Motorſport⸗ begeiſterte Südweſtdeutſchlands den Rennen der deutſchen Sand⸗ und Aſchenbahn⸗Spezialiſten beiwohnen. Zehn Kon⸗ kurrenzen umfaßt das Programm. Die Lizenzfahrer⸗Rennen ſind diesmal in allen drei Klaſſen(Selomaſchinen bis 350 cem und bis 600 cem ſowie Beiwagengeſpanne bis 1200 cem) jeweils in einen Vor⸗ und Endlauf über je fünf Runden(3,8. km) unterteilt, um einmal Ausfälle durch Maſchinenſchäden zu vermeiden und zum an⸗ dern die Rennen ſo intereſſant wie irgend möglich zu geſtal⸗ ten. Die Wertung erfolgt nach Punkten, und zwar in der Weiſe, daß der jeweilige Sieger 4, der Zweite 3 und der Dritte 2 Punkte erhält. Bei Punktgleichheit entſcheidet die beſſere Geſamtfahrzeit in beiden Läufen. Rund 20 Nach⸗ wuchsfahrer haben für die beiden Solorennen und fünf Be⸗ werber für die Beiwagen⸗Konkurrenz gemeldet. Von den bekannteſten Fahrern ſéeien nur Nitſchky(Karlsruhe) auf Bücker, Burg(Karlsruhe) auf D W., Kuhn(Mannheim) auf Rudge, Oehlenſchläger(Weinheim) auf Horex, Wein⸗ ſchenk(Kaiſerslautern) auf Imperia⸗Rudge, Ahrens(Saar⸗ brücken) auf Sarolea und Fraunholz(München) auf Im⸗ peria⸗Rudge genannt. In den beiden Lizenzfahrer⸗Rennen für Solomaſchinen ſind für die vier Läufe jeweils 16 Fahrer zur Stelle. Wir nennen u, 3. die Nürnberger Haſelbeck und Füglein, die Münchner Deliano, Buchberger, Schnitzenbaumer, Marxreiter und Sengel, dann den Frankfurter Knirr, den bekannten Buſſe (Lehrte), Ahrens(Hildesheim), Steinmeyer(Bielefeld), der Vorjahrsſieger Buttler(Erkelenz), die Brüder Port(Saar⸗ brücken) und den Freiburger Kläger, die auf dem verſchie⸗ denartigſtem Maſchinenmaterial ſtarten. Auch die Konkur⸗ renz der Beiwagen⸗Lizenzfahrer iſt hart umſtritten. Hier muß als Favorit der Karlsruher Meiſterfahrer Karl Braun genannt werden, der mit ſeiner neuen Horex⸗Kompreſſor⸗ Spezialmaſchine ſtartet und in den bekannken Sandbahnfah⸗ rern Köhler(Leipzig), Ebersberger(Nürnberg), Port(Saar⸗ brücken), Hofmann(Würzburg), Seppenhauſer(München) und Blum(Karlsruhe) ausgezeichnete Gegner hat. Alles in allem iſt das eine Beſetzung, wie ſie ein Sand⸗ bahnrennen in Südweſtdeutſchland noch nie aufzuweiſen hatte. Der DDaAc., der dieſes Rennen durchführt, darf bei dieſem erleſenen Fahrermaterial mit einer großen Zuſchauermenge für ſeine Arbeit belohnt werden. 448 deutſche Olympiakämpfer Berlin, 20. Mai. Der Präſident des Deutſchen Olympiſchen Ausſchuſſes, Reichsſportführer Hans von Tſchammer und Oſten, hat die vorläufige ee der deutſchen Olympiamann⸗ ſchaft, deren endgültige und namenkliche Meldung erſt Mitte 15 in erfolgen hat, mit 401 Männern und 47 Frauen feſt⸗ gelegt. Dieſe Zahlen verteilen ſich auf die einzelnen Sport⸗ arten wie folgt; Männer Leichtathletik 67, Schwimmen 35, Turnen 8, Boxen 16, Fechten 15. Ringen 28, Schießen 9, Rudern 30, Kanu 28, Reiten 12, Moderner Fünfkampf 3, Radſport 26, Gewichtsheben 10, Segeln 26, Fußball 22, Handball 22, Hockey 22, Basketball 14, Polo 8.. Frauen: Leichtathletik 18, Schwimmen 18, Turnen 8. Fechten 3. Dieſe Zahlen ſind dem Organiſationskomitee für die 11. Olympiſchen Spiele Berlin 1936 gemeldet worden. In den Anfangsjahren des 17. Jahrhunderts hatt ſich in dem kleinen italieniſchen Univerſitätsſtädtchen Vo⸗ logna ein Alchimiſt niedergelaſſen, von dem die Sage 190 daß er mehr könne als andere. Er hatte eine ausgezeich⸗ net eingerichtete Werkſtatt mit Schmelzöfen und etiegeln. Gläſern und Retorten und beherrſchte das chemiſche Wiſ⸗ ſen ſeiner Zeit. So glaubten nicht nur die Leute, ſondern er ſelbſt feſt daran, daß es ihm gelingen werde, das er⸗ ſehnte Gold zu machen oder den Stein der Weiſen zu finden. Emig miſchte und trennte er die Stoffe, ließ ſie ſchmelzen und bald raſch, bald langſam erkalten. Da, als er eines Tages in die Werkſtatt trat und durch die geöff⸗ nete Tür das helle Licht des Morgens auf ein Glas fiel in das er am Abend eine fertige Miſchung geſchüttet hatte, blieb er wie gebannt ſtehen: Bläulich und rötlich ſchim⸗ merte es wie kleine Flammen in dem Glaſe, die Sub⸗ ſtanz, die er gefunden hatte, leuchtete, wenn Licht traf. Ein Goldmacher erfand bie Fluoreszenz darauf Obwohl es nun kein Gold war, was das glänzte ging der Alchimiſt doch der Erſcheinung nach und ent⸗ deckte ſo eine Reihe von Stoffen, die von Strahlen der Sonne oder auch von künſtlichem Licht zum Leuchten gn⸗ geregt werden. Später fand man dann auch Präparate, die nicht nur aufleuchten, wenn Licht darauf fällt, ſondern auch weiterleuchten, wenn die anregende Lichtquelle er⸗ loſchen iſt. Nannte man die erſtere Art von Leuchten „Fluoreszenz“, ſo die zweite„Phosphoreszenz“. Aber ſo intereſſant dieſe Vorgänge waren, Fluoreszenz und Phos⸗ phoreszenz wurden noch jahrhundertelang kaum höher denn als wiſſenſchaftliche Spielereien gewertet. Man ver⸗ ſtand nicht, ſie praktiſch zu nutzen. Streng genommen ſind erſt die allerletzten Jahrzehnte der Erfindung jenes Bologneſer Alchimiſten gerecht ge⸗ worden. Man fand nämlich heraus, daß manche fluores⸗ zierenden Stoffe nicht allein bei ſichtbarem Licht aufleuch⸗ ten, ſondern auch unter dem Einfluß unſichtbarer Strah⸗ len wie der ultravioletten oder der infraroten und vor allem der Röntgenſtrahlen. So lag es nahe, die„Licht⸗ träger“ oder„Luminophore“ überhaupt zum Nachweis ſolcher Strahlungen zu benutzen und mit ihnen unſicht⸗ bare Strahlen in ſichtbares Licht umzuwandeln. Der fluo⸗ reszierende Schirm, der unter den Röntgenſtrahlen auf⸗ leuchtet, iſt nicht nur für Unterſuchungen des menſchlichen Körpers, ſondern ebenſo in der Technik, 3. B. für wichtige Materialprüfungen. von größter Bedeutung geworden, und jede Verbeſſerung der fluoreszierenden Schichten er⸗ laubt es, größere Helligkeit der Durchleuchtungsbilder hei geringerem Aufwand an Röntgenſtrahlen, d. h. bei grö⸗ ßerer Energieerſparnis zu erreichen. Ganz beſonders wichtig ſind die Fluoreszenzſtoffe für das Fernſehen geworden, denn die Bildflächen der Fern⸗ ſehapparate ſind ebenfalls mit ihnen belegt, und der hin⸗ und hereilende Strahl malt auf ihnen die„lebenden“ Bilder, welehe den Beſchauer an Vorgängen in weiter Ferne teilnehmen laſſen. Jede weſentliche Verbeſſerung der Fluoreszenzmaterialien führt hier zu wichtigen Ver⸗ einfachungen und damit Verbilligungen des ganzen Fern⸗ ſehempfängers, was wiederum der praktiſchen Entwick⸗ lung des Fernſehens ſelbſt zugute kommt. Ein beſonders weites Feld für die Anwendung von Luminophoren hat aber die Beleuchtungs⸗ und Reklame⸗ technik gegeben. Indem man die Innenwände von Be⸗ leuchtungskörpern, etwa von Queckſilberdampflampen, mit fluoreszierenden Stoffen belegt, können auch die Beſtand⸗ teile des Lichtes für die Beleuchtung ausgewertet werden, die aus ſonſt nicht ſichtbaren Strahlen beſtehen,— und das ſind bei den Queckſilberdampflampen ſehr viele ultra⸗ violette. Außerdem dienen die Luminophore, die doch in verſchiedenſten Farben glänzen können, auch dazu, Re⸗ klamelicht zu färben. So war es früher 3. B. nicht mög⸗ lich, ein wirklich reinweißes Reklamelicht mit den wirk⸗ ſchaftlichen Gasentladungsröhren zu ſchaffen, da dieſe nur rot oder blau, ſpäter dann auch gelb oder grün, aber nicht weiß leuchten wollten; man war daher auf die im Ge⸗ brauch teueren Buchſtaben aus Lichtkäſten mit dem licht⸗ freſſenden Milchglas angewieſen. Durch Auskleiden von Röhren mit entſprechenden Luminophoren iſt es heute möglich, auch weiße Gasentladungsröhren zu verwenden. So hat die Erfindung des vor Jahrhunderten verſtor⸗ benen Alchimiſten der modernen Lichttechnik die bedeut⸗ ſamſten Fortſchritts ermöglicht. Brillen fur Windhunde? Ein Londoner Optiker will durch eine beſondere Methode feſtgeſtellt haben, daß die meiſten Hunde kurzſichtig ſind. Er hat daher eine Brille konſtruiert, die vor allem für Windhunde beſtimmt iſt. Sowohl er wie manche Sachverſtändige ſind der Anſicht, daß auf den in England ſo beliebten Hunderennen die Hunde beſſer laufen würden, wenn ſie Brillen trügen, weil ſie auf dieſe Weiſe den künſtlichen Haſen beſſer ſehen könnten. Möglicherweiſe wird man in England zum min⸗ deſten bei den Hunderennen tatſächlich dieſe neue Tier⸗ quälerei einführen. öffnete, bei einem Rundgang durch die Ausſtellung. Eröffnung der dritten Reichsnährſtandsausſtellung. Reichsbauernführer Darré, der die 3. Reichsnährſtandsausſtellung in Frankfurt a. M. er⸗ Weltbild(M) 5 ö 1 Der Söhepunkt der Reichs theaterwoche in München. Die Kundgebung der Reichstheaterkammer im Feſtſaal. 1986 N 21 51. a 84 G 5„ i cpi spoluegel uuvwulnvg uteuse uezuuoz sfvacksguvjsnyz daqvg avock ud uneſciene ne ueunmozsfpanogz wel ug! un unz seilcpubgzcg ure ae emo hon aeg ehh inezeb ul ee oc uten æppu wa sog gun dpenlfe svane aun zo bpm obung& uuegß go nuupe bin ze gu abc usgecpleß jviuue unu se vg ze epic nog did uellezg meg 0 sio quenz weg un szeneg avane 4 eindgec Jeu ee einen gien eu ⸗neqo ao 4e m Aelloj ne nog geg eee ee ⸗Bunacklan zeusel uda ug un angeg seuudzcg uebunl seg aespgz udusqacilaea gal ne ud uv suezusgech 80 ile 89 en esp delag eauegei nete eue ech ee uellpr nd usppunca n use an& ue opou unu oil um ueavc uepphebusegeg veiang eig eue nee eee eee ect ee ii ue lues ue aon 4) dzuuvchaeqn useugopz ned sjvuteiu ed uebodze oheasbunzusc zeufe ne aun pommes gab uc oh use sog uſel ne besos jegog zug usber uscploach ne usploach usſegavszipcaga noa ⸗uvjck cpi uge quo ueuspea„nolng“ utemez gun„puch“ Uleueg ut eig eplus euere een Usllel nd onggah June acute uelnvea jvgckoahsoz neeg ⸗baeh av jezuc uteufel nut Fgungelgeguvusesn 18 ge ueufecplae zehn busch ue un unu ug aeg gun bay uebupbſue icpiu sehen zd bung be gvlsnv meque ⸗iqzegz gun goa sien soo uebi aue guvcz eien zun uehg obo aeg uefgej a0 eolhuglench eig ao ee Soispnagsnv gun aer spanſe ncih use eng „i ae“ dee ns bunllozuvzeg on nr nebg zug aun zqnaun aehda sgazeu Avjg zwa ad ufegg uegeln eng brush 4e go egg auseploan zs ⸗gaegungusc jun! quspo uses ecplozleſag; ueneu olusqe dense u aun öneurz use uenoufsbvu neue bn jaune negozz zuelheaf ne oon ud aeg neh cht eg Uslpoackhlada 100 gun pipes beg ue dean polng aenpmd ue Uaeglsb ug ute egi uebang qenjg ogz deaoc gun daun zusboicpleb uss uch 4s quvz unge ac ue ploich Inv ui Aqnsgogugvogz and ape eenneun lap zaeg oz uud usong a0 anu Luvugllic aha un ug eie ulapg U 1D G ach 19 98 ud ebiciſpnoagea senlpcpleboiaozg sense zccpeackgnvz daleſfeqao softlelnvck zecg udzuef nd e inv egutvlgzeu enz dig epubguspeckuoad Mang n einmeg gun vue ⸗Icklüvgieſ e aeg oinvemdſenz dusgelgsa uezspzojgz uejung ah ut sog Suppe zan useugogusg vad gun usboq ⸗zvaungz uskvioniz ua auſchac) sog Pan scan sbupag lun 4a blaesbneztz bog uieufe uoa unu gun evg zcpvag d uoqollng Gon user ocpuge uv zeg pegzeasvjg Cuejogaga pnagqpozg) uu snqojnzz zb lleſ use gu vz ezockoazezcg“ jezoc meg 409; e quphsog gun ⸗uepawaß usuunehnpzaeauemunjg 120 ae ecpücleuneaun sog gui dqujeneg 233013 zog eaebvieg useſensno zeſspig ueneu dig umu nene! u dig uebunfsbunneg ueſchunnee uda ſeuvzumn euupzg zcueenpick jpg uockcnach dpndufagcpangun alle dcpübpmu scphgn sog ies Aces dnequr sog un snohalved ue pi om sogvigß uogoab seg onen e v gun Inzz q gun ind szefpoghvuonspze sog nogaocaus np ug aezun d oepabun uoeg u ohnaun es Acing; 25 schu nv cpi gun zpuqae aqui fegen ehog 18 udzunlpnane cpi geh gun en epo dabcpe le Sedo ⸗banpzlerz vg vovagz udg inv Hunquſpg uezupgeſe sul aeſpch usqunzes bog gun snvegvaeb gochl uobogß eg gun r; ug aa jeal ugpgagog eig vg soch ie goß puquabnzz ue „id u n ee ele ne neh eg nen eg enn elckoſz ql ed un eino oi bunplvaasgen aeg Inzs use dgnzet nu anu efesuuz dpnagae hun oppoes urz Henle sono gun gepzesun zg eig uelloſeg ein gg o Snvogvaeb ego uasquof ur ich Gogel ei einpepl a Apleaeb ana) uind guvch eig uengen uo uh! opa gun i enen eis„lemessgubg old an qu va 418“ „Uufeinpag sobiqapud Jgocwg“ „Jaephnec qui ei 18“ aeneſg up uupzeg meg uv Gi eil ezqupc Heu uebogz eg ur zb eich ei acasgz Jaeleg df un unzg usgoh nd jbigup lea jezucg ueufpef ui oog ahi pit ue aue ee eee bunquds daugebo lock due buncpinppuch oute gepppcpe up dosen oi aeg „Uggch“ „Il usagolneiegada nog eg uv usjuugz Because e een“ eee ee ene e“ abc ane pnand anoa uebogß 48 lu aallopp id gun uscpoackhled neg oog dies aglloce ug Uv vaſegect nvag pi aquvc„ann susempas usbig pub seg pyckoch sog un oil eie uam gun——“ uesppun Ice bneiun ususen uon ag 0 gun uezerles pgeqaogz usgel sugo gun mai 161 510 lunpet jene? 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SS SSS SA. S AS SS= S SOS K= S S SN,. 9 f ft pu en da ne 5 d 5 2 All A Bez SAA AS— S S ſchaden. Zudem konnte er im Augenblick ganz gut einen Menſchen brauchen, der ihm die engliſche Korreſpondenz erledigte. Aber dann kam ſchon die erſte Verdrießlichkeit. Robert war in Oporto zurückgeblieben, weil, wie er ſchrieb, ein guter Freund, der ſich zufällig mit an Bord befunden habe, ſchwer erkrankt und dort zurückgelaſſen worden war. Da Herr Schmidt abſolut nicht einzuſehen vermochte, was dieſe zwar recht bedauerliche Erkrankung mit Robert zu tun hatte, der wohl ein junger Kaufmann, aber doch kein Arzt war, der helfen konnte, verſtimmte ihn des Jungen Ver⸗ halten. Durch dieſe Torheit verfiel die Schiffskarte Oporto⸗ Liſſabon, und er war darum nicht nur genötigt geweſen, Robert Geld für die Eiſenbahnfahrkarte zu ſenden, ſon⸗ dern auch noch für die Hotelrechnung. Das aber, was dem Faß zu guterletzt den Boden aus⸗ ſchlug, war die Tatſache, daß ſich Alexander Schmidt nach dem endgültigen Erſcheinen des längſt Erwarteten betro⸗ 590 und belogen fühlte. Robert beſaß von der doppelten Buchführung ſoviel Kenntnis wie ein Eſel von der Ma⸗ thematik. Sprachkenntniſſe waren überhaupt nicht vorhan⸗ den, und die paar Brocken portugieſiſch, die er ſich unter⸗ wegs in wilder Haſt anzueignen verſucht hatte, waren für die Katze. Herrn Schmidts Zorn war fraglos berechtigt. Deutſche, die nichts leiſteten, liefen, Gott ſei's geklagt, un⸗ ählig im Ausland herum, ſich und den Landsleuten zur lage und dem fernen Heimatlande nicht gerade zum An⸗ ſehen. Ja, Herr Schmidt war empört, und er hielt mit die⸗ ſer Empörung ſeinem Neffen gegenüber auch durchaus nicht zurück. Dann tat er, was er für das Richtigſte hielt: er beherbergte ihn über Nacht, kaufte ihm bei Cook die Rückfahrtkarte über Paris, bezahlte außerdem noch die er⸗ forderlichen ſpaniſchen, franzöſiſchen und belgiſchen Durch⸗ reiſeviſen und wünſchte ihm eine gute Heimreiſe. Herr Schmidt war ein vorſichtig rechnender Kaufmann, der ſich ſagte, daß ihm ein Menſch, der ihm nichts nützte und zu dem er das Vertrauen vollkommen verloren hatte, teurer zu ſtehen kam, wenn er ihn dabehielt, als wenn er ſich die Koſten für ſeine Heimbeförderung machte. Aber Herr Schmidt hätte in ſeiner Vorſicht noch einen Schritt weitergehen und ſeinen Neffen nicht nur bis an die Bahn, ſondern bis hinein ins Zugabteil begleiten und die Abfahrt abwarten ſollen. Er tat es nicht, und ſo konnte es geſche⸗ hen, daß Robert, enttäuſcht, entrüſtet über dieſes ſchein⸗ bare Unrecht und in völliger Verkennung der Lage, die Fahrkarte zu Cook zurückbrachte und ſich das Geld, weit über zwölfhundert Escudos, bar herauszahlen ließ. Und er hätte ſich auch das Geld für die Viſen zurückzahlen laſſen, wenn das möglich geweſen wäre. Aber es war nicht möglich Als Robert Schmidt dieſen verhängnisvollen Schritt hinter ſich hatte, war er ſich— zu ſeiner Ehre ſei es geſagt — nicht im geringſten der vollen Schwere und— Wirkung ſeiner Handlungsweiſe bewußt. Seht, er war achtzehn Jahre, alle möglichen verrückten Romane und Filme hat⸗ ten ihm den Kopf verkeilt, ſeine entfachte Reiſeluſt wurde geſchürt durch die verlogenen Plakate gewiſſer Reiſebüros und die lügenhaften Schilderungen des Südens mit ſei⸗ nem„ewigen Frühling“. Die Sprache? Pah, ſo was lernt man doch im Lande ſelbſt tauſendmal raſcher als aus Bü⸗ chern! und wenn der Onkel— was Robert ja damals noch nicht wußte— wirklich nicht mit ihm zufrieden war, konnte man ja anderswo arbeiten! Deutſchland lief ja ſchließlich nicht davon. Das Ausland zwar ebenſowenig, aber es lockte irgendwie... Blauer Himmel, ewiger Früh⸗ ling, wippende Palmen über weißem Badeſtrand... ein Narr, wer ſich dies entgehen ließ! Nun alſo wollte ihn der Onkel heimſchicken? Ihn, Ro⸗ bert Schmidt, der ſtark genug war, die Welt zu erobern? Heimſchicken? Ihn, der kaum den Fuß auf dieſes fremde Land mit ſeinen dunkelhäutigen Menſchen, ſeinem auf⸗ reizendem Fluidum, ſeinen Geheimniſſen geſetzt hatte? Kam ja gar nicht in Frage. Er blieb. Und er arbeitete. Arbeitete, bis er nicht nur dem Onkel alles erſetzt, ſondern ſich auch eine Exiſtenz geſchaffen hatte. Ihn, Robert Schmidt, heimſchicken wie einen dummen Jungen! Das Blut ſtieg ihm zu Kopf. Robert Schmidt ging auf die Zimmerſuche. Die Leute, die etwas zu vermieten hatten, hingen keine Schilder in die Haustiir, ſondern klebten kleine dreieckige Papierſchnit⸗ zel an die Fenſter. Gut, gut, ſehr einfach, wenn man es weiß. Aber Robert wußte es nicht und irrte eine ganze Weile durch die fremde laute Stadt, bis er endlich dahin⸗ terkam. Es wäre ja einfacher geweſen, eine Zeitung zu kaufen, doch was nützt dem eine Zeitung, der ſie nicht leſen kann? Mit dieſen kleinen Schwierigkeiten begann Roberts Schickſalsweg in Portugal. Und mit größeren nahm er ſeinen Fortgang. Das Zimmer, das er ſchließlich mietete, lag in der Rua da Gloria, einer nicht gerade anſehnlichen, dafür aber in gewiſſer Hinſicht verrufenen Gaſſe oberhalb der eleganten und breiten Prunkſtraße Liſſabons, der Avenida da Liber⸗ dade. Abends konnte er über die Dächer der tiefer gelege⸗ nen Häuſer hinweg die funkelnden Lichtreklamen ſehen und bis in die Nacht hinein das unaufhörliche Gellen der Autohörner hören. In aller Herrgottsfrühe belebten Händ⸗ ler mit Papierblumen, Flechtwaren, Loſen, Kleiderbügeln und hundert anderen Dingen die Gaſſe und prieſen mit gutturalen Tönen ihre Schätze an. Nicht viel ſpäter folgten die Fiſchfrauen, die ihre blutfriſche Ware in flachen Kör⸗ ben auf den Köpfen balanzierten, genau ſo wie es die Frauen taten, die lebende Hühner zu verkaufen hatten. Das dröhnende Geſchrei eines mit Gemüſe bepackten Eſels konnte in dieſer Symphonie von Tönen kaum mehr ohren⸗ beleidigend empfunden werden. Es war ein Konzert, als ſeien alle Teufel los, aber Robert ſah mit glänzenden Augen auf dieſen Wirrwarr hinab und fühlte ſich glücklich. Der Atem einer fremdländiſchen Welt berührte ihn, und er war bereit, ihn tief in ſich einzuſaugen. In der Nacht hatte er feſtgeſtellt, daß das Bett—— nun ja, Ungeziefer gab es ſchließlich in allen alten Häu⸗ ſern, und alt war das Haus, ſehr alt ſogar. Auf der Treppe gab es kein Licht, und da portugieſiſche Baumeiſter das Treppenhaus ſtets fenſterlos errichten und es nur mit einem Oberlicht verſehen, herrſchte von der dritten Etage abwärts eine undurchdringliche Finſternis, die natürlich auch tagsüber durch nichts gemildert wurde. Robert machte ſich nichts daraus. Er ſtrebte ins Freie, vervollſtändigte ſeine aus einem Anzug beſtehende Garderobe durch die Anſchaffung eines zweiten in hellen Farben und genoß auf einem Rundgang durch die Stadt alles Neue mit tiefen Zügen. Keinen Augenblick fürchtete er merkwürdigerweiſe, ſeinem Onkel zu begegnen, und er begegnete ihm auch wirk⸗ lich nicht. Er ſtarrte in Schaufenſter, ſah zu, wie Kinder auf dem Rocio, dem Mittelpunkt der Stadt, zahme Tau⸗ ben fütterten, ſpazierte durch Gaſſen und Gäßchen der mauriſchen Altſtadt, die erfüllt war von tauſend Gerüchen, ſtieß auf den Hafen und betrachtete lange die vor Anker liegenden Kriegsſchiffe, bis er endlich Hunger verſpürte, ein Reſtaurant aufſuchte und dann eine halbe Stunde ver⸗ zweifelt verſuchte, die rätſelhaften Worte der Speiſenkarte zu ergründen. 10 Der weißbejackte Kellner gab ſich die größte Mühe mit ihm. alla eſpanol?“—„Falla inglez?“—„Falla fran⸗ cais?“ Aber was nützt es letzten Endes, wenn der Angeſtellte eines nicht einmal erſtklaſſigen Reſtaurants außer ſeiner eigenen Mutterſprache noch drei weitere ſpricht, wenn der Gaſt nur eine beherrſcht, die der dienſtbare Geiſt zufällig nicht kann? In dieſem kleinen Reſtaurant ſpürte Robert Schmidt zum erſten Mal, was es heißt, im Ausland keine Sprach⸗ kenntniſſe zu beſitzen. Er wurde rot, war verlegen und durchſchlug ſchließlich den gordiſchen Knoten, indem er kurz⸗ entſchloſſen und um der peinlichen Szene ein Ende zu machen auf ein xbeliebiges Gericht der Karte wies. Er er⸗ hielt Huhn mit Reis und Bohnen. Die Geſchichte mit der Speiſenkarte hatte ihn nachdenk⸗ lich geſtimmt, und dieſe Nachdenklichkeit wich nicht mehr von ihm. Ganz klar und deutlich ſah er 95 mit einem Schlage die Unmöglichkeit ein, von Menſchen Arbeit zu er⸗ halten, mit denen er ſich nicht verſtändigen konnte. Das war ein logiſcher Gedanke, und er wunderte ſich ſehr dar⸗ über, daß er ihm nicht früher gekommen war. Gleichzeitig verſtärkte ſich ein zweiter Gedanke in ihm, der ihm, vage und unklar, ſeit geſtern abend durch den Kopf ging: An⸗ ſchluß an einen Landsmann zu finden.. einen Deutſchen, der ihm über die erſten Nöte hinweghalf und ihm Tips geben konnte.(Fortſetzung folgt.) Das mißverſtandene Fremdwort Von Wilhelm Peter. Funken Wilſem jammerte vor Zahnſchmerzen. Die Wange war dick angeſchwollen. „Laß de Zahn rusziehe!“ riet ſeine Frau. Nein, das wollte er nicht, davor hatte er Angſt, mehr als vor dem Sterben. Als das Jammern nicht aufhören wollte, wurde ſie ärgerlich und rief: „Dann gang doch in de Stadt noh'm Afftheker und laß dir en Middel gäwe. Mußt doch endlich dagegen wat tun!“ Es war ein kalter Wintertag, der Wind pfiff über die Höhen, und der Weg in die Stadt war mühſam und ſehr weit. Was ſollte Willem anders machen? Er band ſich ein rotes Taſchentuch um die Wange und trottete hinaus in den kalten Morgen und kletterte den Berg hinauf. Funken Willem war ein Original. Als er früh am Mor⸗ gen mit dem roten Tuch um den Kopf in die Apotheke trat, wurde er recht herzlich empfangen. „Na, Funken, habt'r Zahnping?“ „Jo, jo! Wat'n Ping! Wat'n Ping! Nich mol ſchlofe des Naachs kann mer vor luder Ping!“ „Dann will ich Uech mols en judes Middel gäwe. Hier, dat ſchmiert Ihr op de Backe und riewt et ornlich in, und davon hier nehmt'r alle Viertelſtunde eine Tablette. Dann ſünd de Ping morgen all weg.“ „Ganz beſtimmt ſind de Ping fort? Und kann ich des Naachs och wieder ſchlofe?“ Er machte ein hilfloſes und weinerliches Geſicht. Der Apotheker lachte laut und herzhaft.“ „Jo, ganz beſtimmt, Funken, Ihr könnt och wieder ſchlofe.“ „Wat muß ich denn bezahle davor?“ „Eine Reichsmark!“ Funken Willem knöpfte eine blanke Reichsmark aus ſeinem Taſchentuch, worin er mehrere Geldſtücke aufbewahrte und legte ſie behutſam auf den Ladentiſch. Der Apotheker nahm das Geldſtück, warf es klingend in die Ladenkaſſe und ſagte dabei: „Merei!? „Und dann jude Beſſerung, Funken!“ rief er ihm noch nach, als er die Türklinke in der Hand hatte. Das hatte Willem nicht mehr gehört. Er war bald draußen auf der Straße und hatte es eilig, nach Hauſe zu kommen. Im Wald draußen überlegte er ſich:„Wat hat de Aff⸗ theker geſät? Einmal aufſchmieren und einmal verreiben und alle Viertelſtunde eine Tablette. Und dann hat he merſſer geſät.“ „Merſſer, merſſer...“ murmelte er vor ſich hin. „Merſſer hat he geſät. Wat ſoll dat heißen: merſſer? Wat hätt' he wohl damit gemeent? Merſſer! Wenn ich doch bloß wüßt, wat dat is, merſſer! Merſſer, merſſer...“ So kam er in das erſte Bauerndorf. Dort begegnete ihm der alte Briefträger Schrader. Das war ein ganz ausge⸗ kochter Schalk. „Na, Willem, häſte Zahnping?“ begrüßte er Willem. „Jo, Jakob, aber ſag', kannſte mich eigentlich ſage, wat merſſer heißt?“ „Gewiß, Willem, det kann ich d'r ſage.“ „Wat is dat vor'n Wort? Dat is doch nich deutſch!“ „Ne, dat is nich deutſch, dat is chineſiſch. Aber wer hat dat denn vor dich geſät?“ „Dat hät de Afftheker in de Stadt vor mich geſät.“ „Ne, dat kann doch nich ſin, ſo'n Wort kann de Afftheker unmöglich vor dich geſät han, Willem!“ „Ganz gewiß, Jakob, dat hat he vor mich geſät. Erſt einſchmieren und dann verreiben, ſät he, und alle Viertel⸗ tunde eine Tablette, und als ich em dat Geld gow, da ſät e merſſer.“ „Ne, ne, wie kann de Afftheker nur ſo wat vor dich age. Dat heißt ja..“ Dabei beugte ſich der Briefträger zu ihm hinüber, hielt eine Hand an das Ohr von Willem und flüſterte ihm ganz zeheimnisvoll etwas hinein. „Dat heißt merſſer? Na, warte..!“ Vor Aufregung und Zorn war Funken Willem kreideweiß im Geſicht. Spornſtreichs lief er den ſtundenweiten Weg zurück. Der Apotheker ſtand eben am Fenſter, als er Willem geradenwegs über den Marktplatz auf ſein Haus zu⸗ rennen ſah. 1 5 dem hat das Mittel ſehr ſchnell gewirkt,“ dachte er noch. Da wurde die Ladentür heftig aufgeriſſen, daß die Glocke ängſtlich ſchrillte. Wutſchnaubend ſtand Willem vor ihm, ſchnellte mit dem geſtreckten Zeigefinger auf ihn und ſchrie ihn an: „Du kannſt mich merſſer! Deine Frau kann mich merſſer! Dine Balgen können mich merſſer! Ihr alle könnt mich merſſer!“ Dann ſchleuderte er ihm mit einer Wutbewegung der geballten Fauſt das bekannte Wort des Götz von Ber⸗ lichingen an den Kopf, denn das hieße merſſer, hatte ihm der alte Briefträger Jakob geſagt, lief aus dem Geſchäfts⸗ raum und knallte mit unſäglicher Wut die Ladentür hinter ſich zu. So hatte er ſeinem Aerger Luft gemacht und konnte unbelaſtet nach Hauſe zurückkehren. Der Apotheker war durch dieſen Bombenangriff voll⸗ ſtändig 1080 Gefecht geſetzt. Es dauerte lange, bis er ſich von dem Schrecken erholte. Noch länger dauerte es, bis er die e dieſes Auftritts durchſchaute. Er ver⸗ ſchwor ſich hoch und heilig, niemals mehr ein Fremdwort zu gebrauchen, weil es Unheil anrichten konnte. Zwei Kameraden Skizze von Käthe Brinker. Uſchis fünfjähriges Kinderherz jubelt: Fein, das iſt doch einmal etwas anderes, ja— geradezu eine Seltenheit! Mama hat Beſorgungen in der Stadt. Der Vater iſt eben wieder in ſeinem herrlich blauglänzenden Wagen in die Fabrik gefahren. Und Berta, die Hausgehilfin, nun, ſie iſt draußen im Garten beſchäftigt. So fühlt ſich Klein⸗Uſchi wie eine Königin in ihrem Reich. Die große Wohnung gehört ihr allein. f „Nein, nicht ganz allein! Da iſt noch Udo, ihr beſter Freund. Uſchi und Udo haben eine tiefe Liebe zueinander. Sie teilen redlich Leid und Freud. Kurz geſagt, ſie ſind ein Herz und eine Seele. Eben ſchiebt der Freund ſeinen dunkelblonden, kräftigen Körper durch die Tür. Streckt ſich verſchlafen, gähnt gewal⸗ tig und ſchaut dann aus guten, rehbraunen Augen fragend zu dem Kinde auf, Uſchi trägt ein helles Kleidchen und eine roſa Schleife im lockigen Haar, die ſo witzig aufrecht ſteht, wie die Ohren eines Häschens. Sie iſt ein reizendes Ding. Udo nimmt Uſchi jetzt die Pe aus dem Arm, legt ſie ſchweigend in die Wiege. Mit ſeinem Maul. Udo iſt nämlich ein Hund. Ein wundervoller Schäfer⸗ und. . Die Kleine lacht. Sie hat ſein Tun verſtanden.„Spiel lieber mit mir!“ hat es bedeutet. Einträchtig ſchlendern beide durch ihr„Reich.“ Uſchi ſteht mit ernſthaftem Geſicht vor Mamas Friſier⸗ kommode, nimmt die Puderquaſte und fährt damit über ihre roſigen Wangen. Dann öffnet ſie den Kleiderſchrank. Bewundernd ſtreichen ein Paar Kinderhände über kni⸗ ſternde Seide. Aber auch das wird Uſchi recht bald langweilig. f Im Herrenzimmer„ſpielt“ ſie noch mit Papas ach ſo vielen Stempeln. Und plötzlich ſtehen Kind und Hund in der Küche. Dort — auf dem Tiſch— winkt geradezu einladend ein breites, flaches Glas mit Himbeer⸗Gelee. Schon ſteckt ihr kleiner Finger in der roten Maſſe. Noch einmal naſcht Uſchi und immer wieder. Sie achtet nicht auf Udos Knurren. Auch, daß er an ihrem Kleidchen zerrt, um ſie von dem Verbote⸗ nen zurückzureißen, ſtört ſie nicht weiter. Sie kann der Süßigkeit nicht widerſtehen.