nn. Um Ar. 119(2. Blatt). Neekoar Bote Samstag, 23. Mai 1936 eee Deutſche Schöpferkraft Kulturpolitiſche Rede Roſenbergs. 5 Bad Hersfeld, 22. Mai. In dem 1200 Jahre alten Hersfeld wurde, nachdem aue Morgenfeier in der alten Stiftsruine den feſtlichen Tag der Einweihung der in ſieben Monaten erbauten Kul⸗ rhalle eröffnet hatte, eine große Kundgebung abgehalten. Reichsleiter Roſenberg hielt eine kulturpolitiſche Rede, in der er u. a. ausführte: Mehr als je iſt man heute im deutſchen Volk bemüht. die Schätze der Vergangenheit zu heben. Große Schöpfun⸗ en der Kunſt ſind niemals die Ergebniſſe eines geruhſamen und ſatten Zeitalters geweſen, wie es die Zeit des Liberalis⸗ 1s war, ſondern ſind immer unter Blitz und Donner in der Weltgeſchichte geboren worden. Große Schöpfungen auf allen Gebieten hat uns das frühe Mittelalter hinterlaſſen. ahnen iſt das große heldiſche Emporſtreben gemeinſam. So zewundern wir noch heute die damals errichteten Dome, Rat⸗ häuser uſw. Es waren keine Barbaren, die in frü⸗ erer Zeit die großen Bauten in Hersfeld, Quedlinburg und nielen anderen Städten Deutſchlands ſchufen. Die germani⸗ ſche Kraft, die damals durch Europa flutete, geſtaltete eine Welt auf tauſend Jahre. Es entſtanden aus dieſer germani⸗ ſhen Schöpferkraft die Dome Europas, die noch heute Wallfahrtsorte für jene ſind, die groß zu denken ver⸗ ehen. f Mit den gewaltigen Fortſchritten der Technik haben wir aber auch wieder die Sehnſucht nach Tiefe bekommen. Dieſe Sehnſucht zeigte lich darin, daß das deutſche Volk groß genug war, um einen Großen für kommende Zeiten auf den Schild zu heben. Eine große Zeit hat ein großes Volk und einen großen Führer gefunden. Wenn eine übrige Welt es uns nicht gönnen will, daß wir zu uns ſelber heimgefunden haben, ſo ſagen wir diefer, daß wir ihr ihre Lebensform laſſen und ſie nicht zu be⸗ einfluſſen gedenken. Aber die deutſche Lebensform würden wir gegen alle Angriffe verteidigen und erhalten für alle Zu⸗ kunft. Die engere Heimat Keine überflüſſige Jentraliſierung in Berlin. Köln, 22. Mai. Bei der Weihe des„Hauſes der rheiniſchen Heimat“ hielt Reichsminiſter Dr. Goebbels eine Anſprache, in der er 1 g. ſagte: „Es iſt gut für uns, wenn neben der großen Heimat, die wir alle gemeinſam beſitzen, wir auch eine engere heimat haben, in der wir verwurzelt ſind und aus der wir unſere letzten und ſchönſten Kräfte ſchöpfen. Wenn wir innerhalb der Familie ſind, fängt der Heimatſinn an, beim Heimatſinn beginnt die Vaterlandsliebe. Wenn man annehmen wollte, daß, weil wir dem deuk⸗ chen Volke nach einer Zeit der Kriſe wieder ein einheitliches Rationalgefühl gegeben haben, wir Nationalſozialiſten Deutſchland zentraliſieren wollten, ſo wäre das verhängnis⸗ voll. Deutſchland iſt gerade deshalb ſchön, weil es ſich aus der Einheit der Stämme, der Stände, der Berufe, der Men⸗ chen und auch der Kulturzentren zuſammenſetzt. Es liegt deshalb nicht im Sinne des Nakionalſozialismus, in einer Sladt, in Berlin, zu zentraliſieren, was man zenkraliſieren kann. Ganz im Gegenteil müſſen wir und wollen wir uns damit begnügen, nur das zu zentraliſieren, was man zen⸗ kraliſieren muß. Je mehr wir uns gezwungen ſahen, die einheitliche poli⸗ liſche Stoßkraft des deutſchen Volkes endlich nach zweitau⸗ ſendjähriger innerer Zerriſſenheit herzuſtellen, je mehr wir uns gezwungen ſahen, zu einer politiſchen Vereinheitlichung zu ſtreben, umſo mehr ſind wir auf der anderen Seite be⸗ müht, ein Aequivalent zu ſchaffen in der Betonung der kulturellen, ſozialen und wirtſchaftlichen Eigentümlichkeiten der deutſchen Stämme, der deutſchen Gaue, der deutſchen Propinzen und der deutſchen Städte. Werke des Friedens Dr. Goebbels weiht die„Admiral⸗Graf⸗Spee⸗Brücke“. Duisburg, 23. Mai. Mit der feierlichen Einweihung der Admiral⸗Graf⸗Spee⸗ Brücke, die Duisburg mit Rheinhauſen verbindet und damit eine neue Verbindung zwiſchen dem Ruhrgebiet und dem niederrheiniſchen Lande ſchafft, erlebte das ganze Volk am Niederrhein einen Tag von beſonderer Bedeutung. In ſeiner Weiherede erinnerte Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels zunächſt daran, daß er am Vortage die Reichsauto⸗ bahn Köln—Düſſeldorf der Oeffentlichkeit übergeben habe und jetzt dasſelbe mit dieſer gewaltigen Brücke tun könne. Zbuei große Werke des friedlichen Aufbaues ſeien damit wieder vollendet. Auch die Soldaten, die im März über den Rhein zogen, ſeien Soldaten des Friedens. Die Brücke ſei ein Symbol dafür, daß die beiden Afer, die ſie verbinde, zuſam⸗ mengehören, daß der Rhein Deutſchlands Strom und nicht Deutſchlands Grenze ſei. „Wenn wir alle ſchon zu Staub verfallen ſind, wird dieſe Brücke Zeugnis ablegen von deutſchem Denken und deut⸗ ſchem Handeln. Heute iſt es wieder eine Freude, durch Deutſchland zu fahren. Früher ſah man überall nur Elend und Not, heute dagegen allenthalben die Zeichen des Auf⸗ baues. Die ganze Nation iſt von einem unbändigen Schaffens⸗ und Aufbauwillen erfüllt.“ * 2* Himmler vor der HZ ⸗Führerſchaſt Eine Rede des Reichsführers 85. Auf dem Brocken, 23. Mai. Der Reichsführer SS Himmler hielt im Brockenhaus vor den Bann⸗ und Jungbannführern, die vom Reichsju⸗ gendlager in Braunſchweig auf den Brocken aufgeſtiegen waren, eine Rede über Weſen und Aufbau der SS. In ſeiner Rede ſchilderte Reichsführer Himmler einge⸗ hend den Ausbildungsgang des SS⸗-Mannes und Führers. Er ſprach hierbei vor allem über die Wechſelbeziehung zwi⸗ ſchen weltanſchaulicher und körperlicher Ausrichtung, wobei er betonte, daß jeder SS⸗Mann das SA⸗Sportabzeichen und das deutſche Turn⸗ und Svortahzeiſchen erwerben müſſe. 5 In ſeinem Schlußwort betonte Himmler, daß die HJ wie für alle Gliederungen der Bewegung ſo auch für die Ss den Nachwuchs darſtelle ohne den ſie nicht lebensfähig ſei. Daraus ergebe ſich eine beſondere Schickſalsverbunden⸗ heit und ein Gleichklang der weltanſchaulichen Marſchrich⸗ tung der Ss und der HJ. Reichsführer Himmler lud die HJI⸗Führer zur Beſichtigung der Reichsführerſchule der SS in Braunſchweig ein. Bauern und Handwerker Sie haben innerlich und äußerlich recht viel Gemein⸗ ſames, die Bauern und die Handwesker. Die Geſchichte zeigt mannigfache Beiſpiele dafür, daß Bauern und Handwerker — gleichſam ein feſter Wall raſſiſch geſunden und wehrhaf⸗ ten Volkstums— in gemeinſamer Frontſtellung geſtanden und für deutſche Art, deutſches Weſen und damit für Scholle, Haus und Werkſtatt gekämpft und geſtritten haben Die Zähigkeit, mit der um die Erhaltung des ureigenen Weſens, mit der gegen feindliche Umwelt gerungen wurde, iſt einzigartig und ſie trug trotz verſchiedentlicher anfͤng⸗ licher Rückſchläge doch den endlichen Sieg davon. Bauern und Handwerker darf ein Volk nicht verkümmern laſſen, ohne an ſeiner tiefſten Wurzel ſchwerſten Schaden zu neh⸗ men. Beide ſind Träger großer Traditionen, die ſchöpferiſch und fruchtbringend wirken, ſind Träger bedeutender kul⸗ tureller, wirtſchaftlicher und ſozialer Aufgaben und neuer Ideen, ſind Faktoren politiſcher und wirtſchaftlicher Kriſen⸗ feſtigkeit. Beide ſind dazu berufen, in gemeinſamer Hand⸗ in⸗Hand⸗Arbeit Kulturwerte zu ſchaffen. Beiden iſt die Ar⸗ beit auf dem Felde oder in der Werkſtatt kein Müſſen. kein notwendiges Uebel, ſondern eine im Bereiche der Ethik ver⸗ ankerte Pflicht; kein Zwang, ſondern eine notwendige Le⸗ bensäußerung ſchöpferiſchen Charakters. Den Bauern und Handwerkern erwachſen Kraft und Stärke aus der Arbeit auf dem Felde und in der Werkſtatt. Ihr Schaffen gibt ihnen einen eigenen natur- und wertverbundenen Arbeits- und Lebensrhyth⸗ mus, der zum Höchſten befähigt. In beiden Ständen lebt ein ausgeſprochenes Gemeinſchaftsgefühl und»bewußtſein. Bäuerliche und handwerkliche Familien⸗ und Betriebsge⸗ meinſchaften ſind vielfach eine ſchickſalsverbundene tatge⸗ wordene Kameradſchaft, die unter dem gleichen Dach wohnt und am gleichen Tiſch vom gleichen Mahl ißt. Beſteht nicht eine große Aehnlichkeit zwiſchen dem Bauern und dem Handwerksmeiſter als den Führern eines Betriebes, der Bäuerin und Meiſterin als der treuen Hüterin deutſcher Art und Sitte, als der guten Erzieherin der ſtattlichen Kin⸗ derzahl, als der Betreuerin des beruflichen Nachwuchſes und aller zum Haushalt Gehörenden! Kennen wir ein glei⸗ ches Mitarbeiterverhältnis des Geſellen zum Handwerks- meiſter nicht ebenfalls im Bauerntum, in dem Verhältnis des Bauern zum Altknecht! In Bauern und Handwerkern fließt das geſunde deutſche Blut. Seit Jahrhunderten hat es ſich rein und unverfälſcht in wundervoller raſſiſcher und volklicher Reinheit erhalten. Nimmt es da Wunder, daß Bauern⸗ und Handwerkergeſchlechtern die größten deutſchen Dichter, Denker, Künſtler und Politiker entſtammen! Bis⸗ mark, Goethe, Schiller, Beethoven— man könnte die Reihe beliebig weit verlängern— hatten in ihren Adern deutſches Bauern- und Handwer⸗ kerblut. — 2* 7 Landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaftstag Der neue Aufſchwung des Genoſſenſchaftsweſens. Mainz, 22. Mai. Anläßlich der Tagung der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft fanden in Mainz Arbeitstagungen über die wichtigſten Aufgabengebiete des ländlichen Genoſſenſchafts⸗ weſens ſtatt. Anſchließend folgte die Sondertagung für die genoſſenſchaftliche Geldwirtſchaft, in welcher zunächſt der Reichskommiſſar für das Kreditweſen, Miniſterialdirektor Dr. Ernſt, einen eingehenden Vortrag über das Reichs⸗ geſetz über das Kreditweſen in Bezug auf die landwirtſchaft⸗ lichen Genoſſenſchaften erſtattete. Er betonte, daß die Stellung der Kredikgenoſſenſchaften infolge ihres inneren Aufbaues und ihrer Anpaſſungsfähig⸗ keii im Zuge des Aufbaues der nakionalſozialiſtiſchen Wirk⸗ ſchaft erheblich an Bedeutung gewonnen bal, wie dies die zahlenmäßige Entwicklung beweiſt. Der geſchäftliche Teil des Genoſſenſchaftstages wurde mit der ſatzungsmäßigen Mitgliederverſammlung beendet. Nach Begrüßungsworten des Präſidenten des Reichsver⸗ bandes, A. W. Trumpf, erfſtattete Reichsverbandsge⸗ ſchäftsführer Dr. Strub den Jahresbericht für 1935. Die Ein⸗ lagen bei den Dorfkaſſen haben ſich in 1933 um 59,8 Mill. RM, 1934 um 166,1 Mill RM und 1935 um 223,0 Mill. RM erhöht. Entſcheidend iſt jedoch nicht dieſe Kapitalbildung, ſondern die Tatſache, daß ſich die Zahl der Sparer um rund 1,1 Millionen geſteigert hat. Die Zentralkaſſen kommen allmählich wieder zu einer ſelbſtändigen Kreditpolitik und ſind zum großen Teil bereits in der Lage, Guthaben bei der Deutſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe zu unterhalten. In ſeinen weiteren Ausführungen wies der Vortragen⸗ de auf die Auswirkungen der Reichsnährſtandsgeſetzgebung und Marktgeſetzgebung und die damit verbundene Struktur⸗ wandlung der Genoſſenſchaften hin. Des weiteren ſtreifte er d Auffangtätigkeit der Genoſſenſchaften, die eine beſondere Rolle in den reichen Weinjahren 1934/35 ſpielte, in denen im ganzen 94 neue Winzergenoſſenſchaften errichtet wurden. Die genoſſenſchaftliche Viehverwertung erfaßte im abgelaufenen Jahre mehr als 2,3 Millionen Tiere im Werte von 292 Mill. RM. Im vergangenen Jahr wurden 1264 Gengſſenſchaften neu gegründet und 1060 aufgelöſt, ſo daß der Geſamtbeſtand Ende 1935 41 469 ein⸗ ſchließlich 1652 wilder Genoſſenſchaften betrug. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. SBonntag, 24. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Sendefauſe; 9 Katholiſche Morgen⸗ feier; 9.30 Sendepauſe; 10 Wir grüßen den Bauern; 10.30 die Götter Germaniens; 11.15 Kammermuſik; 12 Mittags⸗ lonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskon⸗ 1 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinder⸗ tunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Die verliebte Schallplatte, Plauderei; 15.45 Klaviermuſik; 16 Muſik zur Unterhaltung; 18 Schöne deutſche Männerchöre; 18.30 Jene blonde Dame, welche.., Funkſpiel um eine Zeitungsanzeige; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Heitere Muſit aus deutſchen Opern; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter. Sport; 22.30 Nachtmusik: 23 Wir bitten zum Tanz: Montag, 25. Mai: 9.30 Von der berufstätigen Frau zur Hausfrau; 9.45 Sendepauſe; 10 Die Nürnberger Reiterlein, Hörſpiel; 10.30 Son Bart, buntes Schallplattenkonzert; 17.40 Funkbericht aus der Badiſchen Anjflin⸗ und Sodafabrik Ludwigshafen; 18 Fröhlicher Alltag; 19.45 Hausſuchung bei Gottlieb Daim⸗ ler, Bericht; 20.10 Holunderblüten und Maiennacht, Früb⸗ üngskonzert; 21 Nun eilt herbei, bunte Stund⸗ Dienstag, 26. Mai: 10 Albert Leo Schlageter— der erſte Soldat des dritten Reiches, Gedenkfeier in Schönau; 10.30 Franzöſiſch; 11 Sende⸗ pauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.40 In einem ſtillen Garten, Hörbild; 18 Georg Kulenkampff ſpielt; 18.30 Oly pig⸗Vorbereitungen in aller Welt: England; 19 Beet⸗ hoven⸗Konzert; 19.45 Aus der Vorbereitungsarbeit zum S J⸗ Leiſtungsabzeichen: Turnen; 20.10 Bunt Kunterbunt, Stimmen des Frühlings und der Liebe; 21 Abendkonzert; 22.20 Internationaler Kongreß der Chemiker⸗Coloriſten, Re⸗ portage⸗Ausſchnitt; 22.35 Anterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 27. Mai: 10 Beowulfs Kampf mit dem Drachen, Nordlandſage; 14.15 Internationaler Kongreß der Chemiker⸗Coloriſten, Kon⸗ greß⸗Eröffnung; 15.30 Es klingt dom Strom ein neues Lied: 1.45 Jedes legt noch schnell ein Ei und dann kommt der Tod herbei, Plauderei; 18 Zwei genußreiche Stunden; 19.45 Die ſtädtiſche Bürgersfrau um 1400, Hörbild 20.15 Stunde 1 jungen Nation, 20.45. und die Geigen können nicht ſchweigen; 21.30 Europäiſches Konzert; 22.30 Nachtmuſik Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 24. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Morgenmuſik; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Mor⸗ genfeier der H J.; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Der öſterreichiſche Dichter Hermann Heinz Ortner erzählt; 11.30 Bachkantate; 12 Muſik am Mitlag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 18715 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; 1730 Am den Pokal des Deutſchen Fußballbundes, Schluß des Spiels; 1745 Kleine Anterhalkung; 18 Jugendfunk; 18.30 Bunte Lieder und Tänze; 19 Fröhliche Reiſe, Hörſpiel; 19.50 Sport; 20 Heitere Muſit aus deutſchen Opern; 21 Funk⸗ bericht von der Einweihung der Dr. Walter Frick⸗Siedlung in Bad Kreuznach; 21.10 Heitere Muſik aus deutſchen Opern; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Unterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 25. Mai: 9.45 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauern⸗ funk; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Das Mailied; 16.45 Wer kennt die Meiſter deutſcher Erzähl⸗ kunſt?, literariſches Preisrätſel, 17 Klaviermuſik; 17.30 Jugendfunk; 18 Fröhlicher Alltag; 20.10 Konzert; 22.30 Tanzmuſik⸗ Dienstag, 26. Mai: 9.30 Frühlingsweiſen; 11.30 Bauernfunk; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Das deutſche Lied; 16 Anterhaltungs⸗ konzert; 17.30 DR., Dreigeſpräch um das Reichsſpork⸗ abzeichen, anſchl. Die Schatten des Mondes; 18 Muſik am Feierabend; 18.30 Olympia⸗ Vorbereitungen in aller Welt: England; 19 Klavierwerke; 20.10 Heitere Melodien aus aller Welt; 22.30 Der Spargroſchen, Bericht; 23 Anterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 27. Mai: 9.30 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.15 Inter⸗ nationaler Kongreß der Chemiker⸗Coloriſten in Stuttgart, Kongreßeröffnung; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Neuaus⸗ richtung eines Frauenberufes; 15.30 Spannung, Kurzgeſchich⸗ ten; 15.45 Das aktuelle Buch; 1730 In der Heimatſtadt Konradin Kreutzers, Hörbild von Meßkirch; 18 Zwei genuß⸗ reiche Stunden; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Er und die 16, fröhliches Duell; 22.20 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 22.40 Nachtmu! — 6ͤ————⅛ʃ eee Marmorne Namenstafel in den Grabkammern der deutſchen Kriegsgräberſtätte Nazareth/ PDa⸗ läſtina; erbaut vom Volksbund Deutſche ee— Dieſe Namens lkafeln, 86 Stück, find, wie auch alle anderen We ücke, in Heutſchland durch deutſche Künſtler und Handwerksmeiſter hergeſtellt. 8 N 4 ie 1 re im Dunkel Eine Flamme, die die Welt erhellt— 150 Jahre Gasbeleuchtung. Helle Beleuchtung, die uns das Dunkel zu Licht macht, die uns am Abend die Arbeitsſtätte, den Leſetiſch oder die gemütliche Ecke freundlich macht, ſcheint uns eine Selbſt⸗ verſtändlichkeit. Wir ſind ſchnellebig und ſchnellvergeßlich. Die älteren unter uns ſollten daran denken, daß die Pe⸗ troleumlampe ihrer Jugend durchaus noch keine ideale Lichtquelle war, und unſere Eltern, jedenfalls noch unſere Großeltern, haben die dunklen Stunden bei trüben Oel⸗ lämpchen oder gar beim blakenden Span verbracht. Gas⸗ licht ſcheint uns ſchon rückſtändig— wir verlangen elek⸗ triſches Licht— und dabei iſt Gas als brauchbare Licht⸗ quelle auch noch gar nicht einmal ſo alt. Der Deutſche Johann Becher, geſtorben 1685 zu Lon⸗ var der erſte, dem es gelang, im Jahre 1680 durch rockene Deſtillation von Steinkohle und Teer ein brenn⸗ bares Gas zu gewinnen, das er„philoſophiſches Licht“ nannte. Es wurde ſpäter von Stephan Hales, Wolſon und Clayton eingehend unterſucht. Letzterer hat es im Jahre 1739 ſelbſt fertiggebracht, aus Steinkohle brennbares Gas zu erzielen, doch waren ſeine Verſuche noch ohne jede prak⸗ tiſche Bedeutung. Wirkliche Erfolge mit Gasbeleuchtung wurden erſt im Jahre 1786 erzielt, als es dem Würzburger Profeſſor Pikkel gelang, mit Gas aus Knochenfett ſein Laboratorium zu erleuchten. Im gleichen Jahr verwandte Lord Dundo⸗ nald auf Culroß Abby aus Koksöfen entweichendes Gas zur Beleuchtung ſeines Landhauſes. Dies waren die aller⸗ erſten Anfänge auf dem Gebiet der Gasbeleuchtung. Es folgten weitere Verſuche in vielen Ländern. Seit dem Jahre 1786 verkohlte Lebon Holz in verſchloſſenen Gefäßen und benutzte ſeinen hiermit geſpeiſten Apparat, Thermolampe genannt, zu Heizungs⸗ und Beleuchtungs⸗ zwecken. Murdoch beleuchtete bereits 1792 Haus und Werkſtätte in Redruth in Cornwall mit Steinkohlengas, führte es 1803 in den Fabrikräumen von Boulton und Watt in Sohr ein und leitete 1804 bis 1805 die Errich⸗ tung eines Apparates für nicht weniger als dreitauſend Gasflammen in den Baumwollſpinnereien von Salford und Hallifax. Für die damalige Zeit war dieſes Unter⸗ fangen eine unerhöste techniſche Großtat. Sein Schüler Samuel Clegg führte die Kondenſation der Teerdämpfe, die Luftkühlung und Reinigung des Gaſes mit Kalk, ſowie die Zufuhrregler, Gasmeſſer und Gasbehälter ein, wie ſie in ähnlicher Form heute noch in Gebrauch ſind. Trotz vieler Verſuche nach jeder Richtung hin vermochte ſich jedoch der Verbrauch von Gas zu Beleuchtungszwecken und die Errichtung von Gasanſtalten nur ſehr langſam durch⸗ zuſetzen. Im Jahre 1801 gelang es Henfrey erſtmals, in Balti⸗ more einen großen Saal mit Gas zu erleuchten. Die Gas⸗ beleuchtung hat ſeitdem in Amerika viel ſchnellere Fort⸗ ſchritte gemacht als in Europa. Trotzdem wurden ſchon 1808 in London und 1811 in Freiburg die erſten Straßen mit Gas beleuchtet. Im Jahre 1814 erhielt dann der ganze Stadtteil St. Margeret in London vollſtändige Gas⸗ beleuchtung. 1817 entflammten in Philadelphia und ein Jahr ſpäter in einzelnen Wiener Bezirken die erſten Gas⸗ landelaber. Um das Jahr 1826 waren bereits 52 engliſche Städte mit Gasbeleuchtung' verſehen. Von dieſem Zeit⸗ punkt an machte die neue Beleuchtungsart ſchnelle Fort⸗ ſchritte. Am 19. September 1826 wurden in Berlin, Unter Linden, die erſten Gaslaternen feierlich entzündet. Es en Dresden und Frankfurt am Main im Jahre 1828, Jahre ſpäter kam Leipzig an die Reihe und 1846 ver⸗ fügte auch Karlsruhe ſchon über Gasbeleuchtung. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entſtanden zahlreiche Gas⸗ geſellſchaften in ganz Deutſchland. Durch die Erfindung des Bunſenbrenners und des Gasglühlichtes im Jahre 1885 durch Auer von Welsbach erhielt die Gasbeleuchtung weiteren Auftrieb. Es macht dem Erfindungsgeiſt des Deutſchen Johann Becher alle Ehre, daß Leuchtgas heute noch im allgemeinen auf dieſelbe Weiſe wie vor nunmehr 250 Jahren, nämlich durch trockene Deſtillation von Steinkohle, gewonnen wird. Das hierbei erzielte Produkt beſteht aus einem Gemiſch verſchiedener Gaſe und Dämpfe, die der Fachmann in drei Gruppen, Heizgaſe, ſogenannte lichtgebende Gaſe und ver⸗ unreinigende oder tote Gaſe, einteilt. Neben der elektri⸗ ſchen Birne behauptet ſich das Gasglühlicht auch heute noch im Straßenbild, wird dagegan als Raumbeleuchtung mehr und mehr durch die Elektrizität zurückgedrängt. Dagegen findet das Leuchtgas von Jahr zu Jahr in ſteigendem Maße Verwendung zu Heiz⸗ und Kochzwecken in Haushalt, Gewerbe und Induſtrie. Seiner Regelbarkeit und Rein⸗ lichkeit halber wird es vielfach dem Kohlenfeuer vorgezo⸗ gen. Die Geſamterzeugung der deutſchen Gaswerke be⸗ läuft ſich heute noch auf etwa vier Milliarden Kubikmeter im Jahr. 1200 Erzeugungs⸗ und Verteilungsanlagen im ganzen Reich, in denen 60 000 Volksgenoſſen beſchäftiat nd, führen das koſtbare Produkt dem Verbraucher zu. Und das alles verdankt die Welt dem beſcheidenen Aus⸗ landsdeutſchen, der mit ſeinem„philoſophiſchen Licht“ den ganzen Erdball erhellt hat. don,! des Umſchwunges der wirtſchaftlichen Verhältniſſe mehr ſo viele Familien ſich der Sahuaroernte hingeben, kaufen ſie die Produkte von den noch erntenden Familien. Durchſchnittlich ſtellt nach einem neuen Bericht ſede Familie „Kakleen“ zum Mitlageſſen Daß die bizarre Form der bei uns als Stubengenoſſen beliebt gewordenen Kakteen keiner Laune der Natur, ſon⸗ dern einer bitteren Notwendigkeit entſpringt, dürfte bekannt ſein. Als Bürger amerikaniſcher Wüſtengebiete mußten ſie ein Notopfer bringen: Sie gaben ihre grünen Blätter, die zu viel Waſſer verdunſten ließen auf und behielten nur küm⸗ merliche, ſtachlige Reſte übrig, die auch noch dem Menſchen bei vorwitziger Berührung ſchaden können. Trotzdem ha⸗ ben die Kakteen in den dürren Wüſtengebieten, wo der Menſch ebenfalls kümmerlich um ſein Daſein kämpfen muß, eine gewiſſe Kulturbedeutung. Die nach Südeuropa ver⸗ pflanzten Opuntien liefern ſchmackhafte Früchte. Doch auch im ſüdlichen Teil der Vereinigten Staaten, ferner in Mexiko bilden Kakteen eine wichtige Hilfsquelle für den Men⸗ ſchen. Beſonderen Wert beſaßen ſie als Nahrungspflanze für die purpurrote Cochenillelaus, die einmal in Amerika den wichtigſten Farbſtoff für Gewebe bildete; aber ſie iſt durch die moderne Induſtrie faſt reſtlos verdrängt worden. Ebenſo finden die modernen Indianer jetzt mehr Wohlge⸗ fallen an Brotfrüchten europäiſcher oder ſonſtiger Her⸗ kunft, an Obſtmarmeladen und dergleichen, ſo daß ſie ſelbſt in der Wüſte nicht mehr ganz auf die Kakteen angewieſen ſind, ſofern ſie nur genügend Geld beſitzen. Doch wie ſchon zu Zeiten der Eroberung Amerikas durch die Spanier wer⸗ den manche Kakteen auch heute noch als Nothelfer benützt. Selbſt die modernſte Getreidenahrung hat bei den Pa⸗ pago⸗Indianern im Süden von Arizona und den angren⸗ zenden Wüſtengebieten die Nutzung des fäulenförmigen Rieſenkaktus, von den Einheimiſchen Sahuaro genannt, nicht ganz überflüſſig machen können. Offenbar hat die Kakteennahrung ehemals eine weit größere Rolle geſpielt, da noch heute eine Art Erntefeſt oder Weinleſe im Herbſt efeiert wird und das alte indianiſche Neujahr in dieſe Zeit fällt; die Kaktusfrüchte wurden ſcheinbar einſt auch zur Herſtellung eines berauſchenden Getränkes benützt. Die Sahuarofrüchte werden etwa 2 bis über 3 Zoll lang und enthalten, falls ſie dünnſchalig ſind, viel ſaftiges Frucht⸗ mark. Die zunächſt hellgrüne Frucht wird in der Reife rot und weiſt zuweilen eine gelbe Streifung auf; auch das Fleiſch hat in der Reife eine rote Farbe. Die Samen ſind ſtark ölhaltig und ſehr nahrhaft. In Wettbewerb um die Gunſt der Wüſtenindianer tritt mit dem Sahuaro der„Orgelpfeifenkaktus“, gleichfalls ein ſtattlicher Geſelle. Seine Frucht ähnelt der des Rieſenkak⸗ tus, ſie iſt aber kleiner und ſtachliger. Weniger beliebt ſind andere Arten wie einzelne Opuntien die nur gelegent⸗ lich genutzt werden Die beiden Hauptformen geſtatten die leichteſte Ernte der Früchte, die beim Sahuaro beiſpiels⸗ weiſe mit langen hakenbeſetzten Stangen heruntgeholt wer⸗ den. Die Früchte liefern nicht nur reichlich Sirup und Marmeladen ſondern auch Rohſtoffe für Backwerk, wenn infolge der Dürre andere Pflanzen verſagen. Zur Ernte⸗ zeit verlegen die Indianerfamilien ihren Wohnſitz in die Kakteen⸗„Wälder“ die freilich einen ganz anderen Anblick gewähren wie unſere Laub⸗ oder Nadelwälder. Die Ernte⸗ felder bilden Gemeineigentum, jede Familie hat aber ihren beſtimmten Standort und überläßt ihn nötigenfalls nach Deckung des Bedarfes einer anderen Familie. Da infolge nicht fetzt 10 bis 40 Liter Sirup und Marmelade her, der Sa⸗ men wird zur Mehlbereitung verwendet oder den Hühnern gegeben. Etwa 15 Kilogramm Früchte liefern 4 Liter Sirup, die rund 600 erntenden Papagofamilien gewinnen alſo einen ganz anſehnlichen Beſtand zumal auch viel Früchte friſch verzehrt oder für ſpäteren Verbrauch an der Sonne getrocknet werden. Um erntefähige reife Früchte zu liefern, muß der Rieſenkaktus erſt 3 bis 4 Meter hoch wer⸗ den, dann liefert er jährlich bis zu 250 Früchten. Ganz anders iſt die Verwendung beiſpielsweiſe einiger Opuntien(Feigenkakteen). Nach Entfernung der Stacheln werden ſie in der Erde geröſtet und dann in der Sonne weiter getrocknet, ſo daß ſie unbegrenzt haltbar werden. Sie bilden dann eine Art vegetabiliſchen Schmorfleiſches, das ähnlich wie unſere Pilze oder mit„Gemüſebeilage“ von anderen Nährpflanzen genoſſen wird. Dr. F. Tante Malwine und der liebestolle Bäcker Der Betrug, der die 30jährige Charlotte Emmerich in Wien vor den Richter brachte, dürfte in ſeiner Raffiniertheit und auch ſeinen ganzen Umſtänden nach einzig in der Krimi⸗ nalgeſchichte daſtehen. Mit Hilfe eines lächerlichen Märchens hat ſie ihre ahnungsloſe und leider allzu vertrauensſelige Tante Malwine im Laufe von ſieben Jahren um ihr ganzes Vermögen gebracht und reſtlos ausgeplündert. Sie verſtand es, der 57jährigen Tante einzureden, daß ein Bäckermeiſter. der früher in Geſchäftsverbindung mit der Tante, die ein Kaffeehaus betrieb, geſtanden Latte, ihr derart verfallen ſei, daß ihn ſchwerſte Krankheit bedrohe. Der arme Liebeswahn⸗ ſinnige hatte keine Ahnung von dem Spiel, das mit ſeiner Perſon getrieben wurde, zumal er glücklich verheiratet iſt. Immer wußte die Nichte neue Schliche, um mit dem liebes⸗ —— Olympa⸗Vorbereitungs⸗Wettfahrten auf der Kieler Förde. 6⸗Meter⸗R⸗ Yachten ab. Weltbil Das Olympia ⸗Startſchiff„Undine“ feuert den Startſchuß für das Rennen der tollen Bäcker Geld aus der Tante zu holen, die in die An gaben der Nichte grenzenloſes Vertrauen ſetzte. Bald würd, ihr von Prozeſſen berichtet, die die Nichte opferfreuddg fe die Tante führte, um den Zorn der Bäckermeiſterin von 15 Tante abzulenken, ſchließlich war es die Heilung des Bäckerz der nun allmählich vollkommen dem Wahnſinn zu verfal⸗ len drohte. Zu einer Begegnung mit der Tante ließ ſie ez natürlich nicht kommen, da ſie„kataſtrophale phyſiſche Fol. gen für den Bäcker haben müſfe“. Die Heilungsgeſchichte iſt ein Kapitel für ſich. Die Nichte berichtete ihrer Tante von einem Schloſſe Purkersdorf das es in Wirklichkeit gar nicht gibt, und von einem koſt⸗ baren Werk, das in dieſem Schloſſe verborgen ſei, ein Werk mit myſtiſchen Liebesgeſchichten, deren Lektüre den Bäcker von ſeinem Wahn befreien würde. Die Tante war ent⸗ ſchloſſen, alles aufzubieten, um den Bäcker zu heilen, für deſſen Leben ſie ſich immer mehr verantwortlich fühlte, Jie heilende Lektüre koſtete 150 Schilling wöchentlich, bis die Nichte eines Tages aufgeregt mitteilte, das koſtbare Werk ſei ein Raub der Flammen geworden und müſſe jetzt er⸗ neuert werden. Das koſtete natürlich auch eine Kleinigkeit Der arme Bäcker kam in immer ſchlechtere Lagen, er mußte ſchließlich operiert werden, er war total verarmt und hatte Wechſel gefälſcht. Die Tante honorierte ſie, denn ein Skan⸗ dal um den armen Mann, den ſie auf dem Gewiſſen hatte mußte vermieden werden. a Spaltenlang könnte man von den immer neuen Er⸗ findungen der Nichte berichten, um die Tante zu ſchröpfen, Vor Gericht ſuchte ſis zunächſt zu leugnen, um ſich ſpäter jedoch zu einem Geſtändnis zu bekennen. Sie ſei in großen finanziellen Schwierigkeiten geweſen, ſo erklärte ſie. Und außerdem hat ſie ihren Bräutigam mit dem Gelde ausgehal⸗ gr Das Urteil lautete auf zweieinhalb Jahre ſchweren Nerker. Tory ſucht einen König Es kommt zweifellos ſelten vor, daß ein Land einen Thron zu vergeben hat und kein Anwärter ſich meldet. Auf der Inſel Tory iſt dieſer Fall kürzlich eingetreten. Die Kö nigin Mary Herrety iſt vor einiger Zeit geſtorben, und da die Monarchie auf Tory nicht erblich iſt, ſollte ein neuer König oder eine Königin gewählt werden. Vor kurzem war bereits die Krönungszeremonie angeſetzt worden, aber kein Toryaner hatte Luſt, den Thron zu beſteigen, ſo daß Tory bislang ohne Herrſcher iſt. Das iſt für die Inſel ein ſchwerer Schlag, denn der Touriſtenbeſuch pflegt zu den Krönungs⸗ feiern recht groß zu ſein, und wenn die Feiern immer wie⸗ der hinausgeſchoben werden müſſen, bleiben die Touriſten mit ihren gefüllten Brieftaſchen ſchließlich ganz aus. Wahrſcheinlich wird noch niemand etwas von dem Kö⸗ nigreich Tory gehört haben. Es exiſtiert aber tatſächlich und iſt wahrſcheinlich ſogar älter als das engliſche Königreich. Tory iſt eine iriſche Inſel an der Küſte von Donegal. So⸗ lange man die iriſche Geſchichte kennt, hat Tory einen von der Hauptinſel unabhängigen Herrſcher gehabt, der ſtets von der geſamten Einwohnerſchaft, die allerdings nicht beſonderz groß iſt, gewählt wurde. Die Inſel wird heute zu Irland gerechnet, doch denkt niemand daran, ihre Unabhängigkeit anzutaſten. Militär und Polizei gibt es auf der Inſel nicht, Die neue Zeit darf nicht einmal in Form von Kraftwagen Einzug auf der Inſel halten, die noch voll von uralten Sit ten und Traditionen iſt. Es gibt übrigens zwiſchen der britiſchen Inſel und gr⸗ land ſowie an der atlantiſchen Seite Irlands eine ganze Reihe von kleineren Inſeln, die zwar politiſch und geogra⸗ phiſch zu Irland gehören, aber praktiſch vollkommen unab⸗ hängig ſind, ihre eigenen Monarchen beſitzen, ihr eigenes Recht haben uſw. Die He eitsrechte einiger größerer In⸗ ſeln, die von Baronen regiert wurden, ſind erſt im vorigen Jahrhundert von der britiſchen Regierung aufgekauft wor⸗ den. Um die kleinen, heute noch ſelbſtändigen Inſeln hal ſich aber niemand gekümmert. Da dieſe Inſeln keine Zölle erheben, werden ſie wegen der billigen Preiſe für verſchie⸗ dene Waren gern von Touriſten beſucht. 1 ed en g ge e Na Cen 5 8 Die Graphologie der Schreibmaf Der Schweizer Graphologe Kring hat kürzlich ein Buch über die„Graphologie der Schreibmaſchine“ erſcheinen laß ſen. Kring iſt der Anſicht, daß die Schreibmaſchinenſchriff über den Schreibenden genau ſoviel auszuſagen vermag wi die Handſchrift; er weiſt die Behauptung, daß die Mechanil der Maſchine die Schrift völlig entperſönliche, zurück. Nach Kring offenbart die Schreibmaſchinenſchrift vor allem ſolche Eigenſchaften eines Menſchen, die ſich in Ausdrucksbewe⸗ gungen dartun, alſo nicht geiſtige und künſtleriſche Fähig' keiten und gewiſſe Charaktereigenſchaften(Neid, Rachfuch. uſw.). Die Elemente der Schreibmaſchinengraphologie ſind nach Kring Textanordnung und Raumauswertung, Verhältnis und Verlauf der Ränder, Leertaſtenverwendung, Verſchie⸗ denheiten der Anſchlagſtärke uſw. Kring meint, daß im Ge⸗ genſatz zur Handſchrift beim Schreiben auf der Maſchine be⸗ wußte Hemmungen ſehr viel weniger zum Ausdruck kommen als unbewußte. Hierin ſei die Schreibmaſchine allerdings zuverläſſiger als die Handſchrift, und zwar wegen der hohen Schreibgeſchwindigkeit und der großen Empfindlichkeit det Maſchine(ein Anſchlag dauert etwa vier bis acht hundertſtel Sekunden). Gegen die Ausführungen Krings wird ſich manches ein⸗ wenden laſſen, denn ſchließlich ſpielen die techniſchen Fakto⸗ ren bei der Maſchine doch eine erhebliche Rolle, ſo daß die Zahl der Fehlerquellen bei der Graphologie der Schreibma⸗ ſchine wahrſcheinlich erheblich größer ſein wird als bei der Graphologie der Handſchrift. 8 — Schwarz— auch in Ching Die chineſiſche Zentralregierung in Nanking hat eine Verordnung erlaſſen, nach der in Zukunft die Trauerfarbe in China ſchwarz ſein ſoll. Das hoͤrt ſich ſehr unbedeutend an, kann aber unter Umſtänden von nicht geringerer Trag- weite werden als der mißglückte Verſuch des ehemaligen afghaniſchen Königs, in ſeinem Land den Frauenſchleier ab⸗ zuſchaffen. Schwarz iſt bislang in China die Farbe des Feſtes und der Freude, während die Trauerfarbe weiß it. Unter den traditionsliebenden Chineſen hat der von Amts wegen angeordnete Farbenwechſel nicht geringe Erregung hervorgerufen, denn man hält ihn für den erſten Schritt auf dem Wege zur Europäiſierung Chinas. „Die Zahl der konſervativen, an den alten Bräuchen hängenden Chineſen iſt weit größer als die der modernen. Nur in Großſtädten wie Schanghai, Nanking uſw. iſt über⸗ haupt etwas von dem weſtlichen Einflu zu merken. den kleinen Städten und vor allem auf dem Lande ſieht China heute noch genau ſo aus wie vor Jahrhunderten, u es iſt anzunehmen, daß man ſich hier gegen die ſchwarze Trauerfarbe erheblich wehren wird. 95 ö Vet len — 2 i Drei aus dem Bruch Roman von Paul Hain. A. Hanni mußte über die gute Laune des Agenten lachen, der alles nur ſo herausſprudelte. Dieſe Wendung, dieſer Vertrag— es war ja wie ein Traum. „Wache ich denn, Herr Spalke?“ „Gott ſei Dank! Soll ich Sie kneifen?“ „Nein, nein b 8 2 f „Ich würd's nicht ſchlimm machen. Aber, wie Sie wol⸗ len. Sie ſind auch wach, ohne daß Sie gekniffen werden.“ „Ja— dann—0 „Unterſchreiben!“ Er drückte ihr den Halter in die Hand. „Ab nächſten Erſten! Vorſchuß kriegen Sie ſofort. Ihnen traue ich keine Gemeinheit zu. Und lieb wäre mir's. wenn Sie ſchon morgen mit mir abdampften.“ „O Gott!“ „Im? Nach oben— kann es nie ſchnell genug gehen, mein Fräulein. Merken Sie ſich dieſe alte Weisheit. Alſo — nun aber endlich die Unterſchrift.“ Hanni ſetzte ihren Namen unter den Vertrag. „So! Erledigt! Punktum!“ ſagte Spalke zufrieden. „Wir haben beide ein gutes Geſchäft gemacht.“ Frau Cilly Beda erhob keinen ernſtlichen Widerſpruch als ſie erfuhr, daß Spalke bereits einen Vertrag mit Hanni gemacht habe. Sie war mit der Auszahlung der Abſtands⸗ umme einverſtanden und deutete an, daß ſie nach dem tragiſchen Tode Lajos von dem Zirkushandwerk nicht mehr piel wiſſen wolle. Bei nächſtbeſter Gelegenheit wollte ſie ihr Anternehmen verkaufen und ſich zur Ruhe ſetzen. And ſie fand faſt mütterliche Worte für Hanni, die nun ihren eigenen Weg gehen würde.. „Ich wünſche dir alles Glück, das du verdienſt, Mädel. Ich glaube ſelbſt, du wäreſt hier bei mir in Zukunft nicht mehr auf dem rechten Platz. Ich konnte dir nur ein Sprungbrett zu Höherem bieten. Aber vergiß mich nicht, Hanni, wenn du deinen Weg nach oben gehſt— und denke auch ein bißchen an Lajos, der dich ſo ſehr geliebt hat.“ Ein eigener Ausdruck trat in ihr Geſicht, da ſie nun fortfuhr: „Daß du dich einmal wieder in dein Neſt zurückfinden mögeſt, aus dem dich ein böſer Wind geworfen hat.“ „Frau Beda—“ Hanni traten plötzlich die Tränen in die Augen. Eilly Beda lächelte milde. „Ich habe immer Reſpekt vor deinem Geheimnis ge⸗ habt, Kind. Aber Frauen und Mütter haben ſo ihre prophetiſchen Gaben. Und wenn ein Mädchen wie du, ein Mädel aus dem Bruch, ſo allein durch die Welt vagabun⸗ 11 17 3 1 diert— da kann man ſich wohl denken, daß ihr— die Liebe übel mitgeſpielt hat. Oder nicht? Je nun— wenn mein letzter Wunſch doch einmal in Erfüllung gehen ſollte, dann denke an deine erſte Prinzipalin, die noch immer nicht die ſchlechteſte geweſen war.“ So ſprach Frau Beda, die die Trauer um ihren ein⸗ zigen Sohn ſehr nachdenklich gemacht hatte. Und ſo kam es, daß Hanni von guten Wünſchen auf ihrem weiteren Weg begleitet wurde. Am nächſten Tage reiſte ſie mit Peter Spalke ab. . Neunzehntes Kapitel.* Friedrich Holtorf und Dagmar waren einige Tage in Berlin geblieben, bevor ſie die Reiſe nach Hamburg fort⸗ ſetzten, um von dort die Seefahrt anzutreten, die ſie in dus Land der Pyramiden und der reichen Globetrotter bringen ſollte. Es war am letzten Abend. 5 Sie hatten eines der intimen, mondänen Weinlokale aufgeſucht, in denen die vornehme Welt ſich ein Rendez⸗ vous zu geben pflegte. N. Friedrich war ſehr ſtolz auf ſeine junge, ſchöne Frau, die einer Modekönigin glich. Die heuchleriſchen Zärtlichkei⸗ ten der Brautzeit allerdings mußte er bereits entbehren, Dagmar hatte nur noch Zeit für Toiletten und Schmuck und Unterhaltung. Da ſie ihr Ziel erreicht hatte, hielt ſie es durchaus nicht mehr für nötig, die verliebte Braut zu ſpielen. Ihre ſchlanke, ſchmale, brillantengeſchmückte Hand ſpielte mit dem Stiel des Weinglaſes. f „Morgen um dieſe Zeit ſitzen wir im Alſterpavillon in Hamburg. Ich bin neugierig, was für intereſſante Reiſebe⸗ kanntſchaften wir machen werden.“ 1 „Sehr ſchmeichelhaft für mich,“ ſagte Friedrich. „Mein Lieber— weißt du, was mir aufgefallen iſt? „Nun?“. „Daß du doch ſentimentaler biſt als es den Anſchein hatte. Ich bin deine Frau— iſt das nicht genug? Aber du kannſt doch nicht verlangen, daß ich dir nun immer in die Augen ſehe, mein Lieber.“ a Der Tiſch nebenan wurde frei. Gleich darauf ließ ſich dort ein neues Paar nieder. Es war niemand anders als — Hanni und Peter Spalke. 5 Seit einem Tage waren ſie in Berlin. a Hanni hatte in einem Hotel in der Nähe des Winter⸗ gartens Logis genommen, auf Anraten Spalkes, der ſich in jeder Hinſicht als ein lieber, väterlicher Beſchützet ent⸗ puppte. Heute hatte er mit ihr die Engagements für die nächſten Monate feſtgelegt und beſtimmt, daß mit dem Wintergarten begonnen würde. Allerlei Neuanſchaffungen bezüglich der Kleidung, der Arbeitsgeräte waren zu regeln geweſen, und ſchließlich hatte er darauf beſtanden, daß Hanni ihm noch ein Abendſtündchen Geſellſchaft gewähre. Hanni ſah in ihrem neuen, einfachen Pelzkoſtüm ent⸗ zückend aus und Spalke hatte ſeine ehrliche Freude an 5 Ihre Augen ſtaunten in die elegante umgebung hin⸗ in. „Herr Spalke—“ flüſterte ſie ſcheu. 3 „Nur nicht fürchten. s ſind alles ganz gewöhnliche Sterbliche, gerade ſo wie wir.“ 5 Er verſenkte ſich mit Hingabe in die Karte und gab die Beſtellung auf.— 5 f e Hanni gewann nach und nach ihre Sicherheit wieder. Das Eſſen mundete ihr und der Wein, von dem ſie nippte, ſchmeckte vorzüglich. Spalke plauderte in ſeiner munteren, ſhed often Weiſe. 101 ſtutzte Hanni plötzlich. 5 Worte 50 805 ih Ohr, die ſie aufhorchen ließen. „Detlev? Haha— der wird ſich in München ſchon 11 amüſieren Künſtlervolk. Und dazu der beginnende Ruhm. Er tut nur ſo, als könnte er kein Wäſſerchen trüben 5 9 „Das glaube ich auch. Er ſchien ſich auf unſerer Hoch⸗ zeit auch nicht ſo 1 Sohlen Wahrſcheinlich ging es ihm nicht luſtig genug zu—“ 1 Friedrich Holtorf und Dagmar waren in ihrer Unter⸗ haltung auf Detler zu ſprechen gekommen. Friedrich hatte ſich nie die Mühe gemacht, ſeinem Bruder innerlich näher⸗ zukommen. Er ah in ihm einfach den Künſtler, wie er ibn vom Hörenſagen kannte. „Ja, der Detlev hat's wahrſcheinlich fauſtdick hinter den Ohren. Das habe ich immer geſagt.“ Dagmar lachte girrend. Sie hätte Detlev gerne ver⸗ liebt in ſich gemacht und da ihr das ſo gründlich mißlun⸗ gen war, rächte ſie ſich auf ihre Art. „Den Eindruck habe ich gleich von ihm gehabt. Ich will ihn natürlich nicht anſchwärzen. Aber Komplimente hat er mir gemacht— nun, wenn er nicht mein Schwager wäre, ich hätte ihm deutlicher geantwortet.“ Ah— was du ſagſt—“ Friedrich zog die Brauen hoch. 3 „Der Dichtersmann! Das ſieht ihm ähnlich. Ich hätte das nur früher wiſſen ſollen!“ „Dann hätte es nur Aerger gegeben. Detlev iſt heiß⸗ blütig. Nun— er wird noch Zeit genug haben, ſich aus⸗ zutoben. Und auf dem Bruchhof läßt er ſich ja wohl ſelten genug ſehen.“ „Allerdings. Das iſt auch ganz gut ſo—“ Hanni erkannte Friedrich Holtorf. Sah den Trauring an ſeiner Hand und wußte im Augenblick, daß die Dame — ſeine Frau ſein mußte, die Baroneſſe von Liebental, zu deren Verlobung damals Detlev in den Bruch gekom⸗ men war. Wie Nadelſtiche trafen jene Worte ſie, die die beiden ſo leichtſinnig ſprachen, und ſie fühlte, wie ihr das Blut zum Herzen ſtrömte. Herrgott— konnte denn das wahr ſein? Oh— es konnte nicht wahr ſein. Ihr gelobte er Treue— forderte ihren Glauben an ihn— und dieſer andern, die ſeinem Bruder gehörte, ſagte er verliebte Worte. Spalke blickte ſie verwundert an. „Nanu— kleines Fräulein Hanni— was fehlt Ihnen denn? Sie ſehen ja ganz blaß aus. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu.“ 85„Ach— es iſt nichts. Aber müde bin ich— verzeihen Sie— „Aber ja. Entſchuldigen Sie, daß ich ſelber ſo egoi⸗ ſtiſch war. Ich hätte mir denken können, daß Sie ruhe⸗ bedürftig ſind, Alſo dann wollen wir ſchleunigſt aufbre⸗ chen. Ich bringe Sie auf dem ſchn en Wege 85 2 den n Wege noch Hauſe. 85 Er winkte den Kellner heran und rechnete ſchnell ab Dann brachen ſie auf. Hanni wagte nicht mehr einen Blick nach dem Nebentiſch zu werſen. Wie Hann in iyr Zimmer ram— ſie wußte es kaum. So lange Zeit hatte ſie nichts aus dem Bruch gehört. And nun, da der Zufall jemanden— den Bruder des heimlich Geliebten— in ihre Nähe brachte, mußte ſie ſol⸗ ches hören! Sie barg das Geſicht in die Kiſſen. Einſam und verlaſſen und unendlich weh war ihr zu⸗ mute. Detlev! Detlev! Nun— brauchte ſie nicht mehr zu hoffen. Sie war ein entwurzeltes Blatt. Sie hatte nichts mehr als— ihren Beruf, in den ein geheimnisvoller Schickſalswille ſie hin⸗ eingetrieben hatte. Nichts mehr! Glaube, Hoffnung, Liebe— es waren tote Worte. Lange lag ſie wach. Und erſt ſpät ſenkte ſich ein gütiger Schlaf über ihre Sinne und ſchenkte ihr Vergeſſen.— Als ſie am Morgen vor dem Spiegel ſtand, ſah ſie in ein blaſſes Geſicht. Aber trotzig warf ſie den Kopf in den Nacken. War ſie nicht ein Kind aus dem Bruch? Ja! Und ſie hatte ihre Arbeit! Heute gleich wollte ſie damit beginnen, das neue Pro⸗ gramm einzuſtudieren, das Spalke— ein alter Fuchs vom Bau— ihr vorgeſchlagen hatte. Dieſer Gedanke ſtärkte ſie. Während ſie am Frühſtückstiſch ſaß, ließ ſich Spalke ſehen. Er brachte einen großmächtigen Strauß friſcher Treibhausroſen mit, den er ihr mit Grandezza überreichte. „Als Morgengruß, meine Liebe. Ich ſehe, daß Ihre Augen wieder blankgeputzt ſind. Das freut mich. Gut ge⸗ ſchlafen?“ „Recht gut,“ log ſie. Gemeinſam machten ſie ſich auf den Weg. Hanni hatte erſt die geräumige Bühne und die beque⸗ men Garderoben zu beſichtigen. Zum erſtenmal ſah ſie ein großſtädtiſches Variets, und ihr Herz klopfte erwartungs⸗ voll und bang. Als ſie von der Rampe aus in den mächti⸗ gen Theaterraum ſah, ſtand ſie faſt hilflos da. „Ja— das iſt was anderes als der Zeltbau der lie⸗ ben Madame Beda, wie?“ ſagte Spalke und ſchmunzelte. „And nun an die Arbeit. In vierzehn Tagen ſtehen Sie hier im Rampenlicht und wollen Berlin erobern!“ 8 5 0 9 0 0 0 N ROE Seu Die Zwiebel, die in Deutſchland ſo gut gedeiht, wird bei uns meiſt nur als Gewürz verwendet. Das iſt ſchade. weil ſie nicht nur ein gutſchmeckendes Gemüſe abgibt, ſon⸗ dern auch geſundheitlich große Beachtung verdient. Zwie⸗ beln verhüten Darmkrankheiten. Bei Zwiebel eſſenden Völ⸗ kern ſind Darmkrankheiten ſehr ſelten. Aus dieſem Grunde dürfte es willkommen ſein, wenn wir hier einige Koch⸗ rezepte für Zwiebelgemüſe und Zwiebelſpeiſen zum beſten geben. a Das ſchmactyafteſte und einfache Zwiebelgemüſe be⸗ ſteht aus Zwiebeln, die in Weißwein weichgekocht ſind. Man ſchmeckt ſie mit Salz, Pfeffer und einer Priſe Zucker ab. Dies Gemüſe läßt ſich im Geſchmack verändern und im Material bereichern, wenn man andere Gemüſe dazugibt. Es eignen ſich hauptſächlich Sellerie, Kohlrabi und Möhren dazu. Eine beſondere Geſchmacksverfeinerung des einfachen Zwiebelgemüſes erreicht man durch Beigabe von Tomaten oder Pilzen. Wer ſauerſüßes Gemüſe liebt, ſchmeckt die in Waſſer weichgekochten Zwiebeln mit Zitronenſaft und Zucker ab, wenn er nicht Eſſig zum Weichkochen benutzen will. Der Kochflüſſigkeit ſetzt man genügend Salz und nach Belieben einige Nelken zu Das Zwiebelfleiſch wird in den Topf geſchichtet. ö Weichgekochte Zwiebeln, gleichviel, in welcher Flüſſig⸗ keit, geben, kalt in üblicher Weiſe hergerichtet, einen äußerſt ſchmaßhaften Salat ab. Ihn kann man auch durch Beigabe anderer Gemüſe bereichern und in Majonnaiſe anmachen. Auch bei fränkiſchem Zwiebelfleiſch iſt die Beigabe von Zwiebeln eine reichliche. Es wird in der Art von Iriſh Stew geſchichtet: Eine Zwiebelſchicht, dann eine Schicht roher, ge⸗ ſchnitzelter Kartoffeln, die man auch in Scheiben auflegen kann, darauf kommt eine Fleiſchſchicht am beſten Schweine⸗ bauch, das genügend gepfeffert oder mit Paprika beſtreut wird. Die gleichen Schichten wiederholen ſich nach Belieben. Man 95e nicht, das Gericht zu ſalzen. Unter Beigabe von Butter oder Bratfett und ein wenig Waſſer wird das Gericht langſam gar gedünſtet. Gefüllte Zwiebeln Zum Füllen eignen ſich natürlich nur große Zwiebeln Am beſten nimmt man die groß ge⸗ züchteten Madeira⸗ Zwiebeln. Die Wurzelſtelle und die Spitze werden flach abgeſchnitten um das Zwiebelgehäuſe möglichſt wenig zu verletzen. Darauf ſchneidet man einen Zentimeter unter der Spitze die Kuppe ab, die als Deckel wieder Verwendung findet Man höhlt von oben her die wiebel ſo aus, daß die Seitenwände wenigſtens einen Zentimeter und der Boden bis zwei Zentimeter dick blei⸗ ben. Die Oeffnung wird mit kleingehackten Fleiſchreſten. die mit kleingeſchnittenen Speckſtücken vermiſcht ſind. ge⸗ füllt. Will man der ſehr mild ſchmeckenden Zwiebel einen etwas derberen Geſchmack geben, ſo gibt man die Fleiſchreſte in eine Senftunke und rührt ſie zu einem dicken Teig, mit dem man dann die Zwiebeln füllt. Man kann die Zwiebeln dann mit Deckel verſehen in Oel oder Fett unter Beigabe von wenig Waſſer gar dünſten. Sie ſind gar, wenn die Zwiebelwände glaſig erſcheinen. Dieſes Gericht kann man mit verſchiedenen Tunken herrichten, Madeiraſoße, Senf⸗ tunke oder Pilzſoße ſind die beliebteſten. 777GFFFFFFFPFFFFFPCFCTCCCCTCTGTGTGTGTGTGTòébßrkrrrkr Zwiſchen den Feſten Schon manchen Schritt machten wir bisher auf unſerem Wege tiefer ins Jahr hinein, und jeder Schritt war ein Arbeits⸗, war ein Werktag. Aber er iſt irgendwie anders, dieſer Weg, der von Oſtern zum Pfingſtfeſt führt— und anders iſt jeder der Schritte auf ihm, als etwa in den dunklen und trüben Herbſt⸗ und Wintermonaten. Wenn wir nur aufblicken und ordentlich einmal zuſchauen, wer⸗ den wir es gewiß bemerken. Feierten wir denn nicht zu Oſtern Auferſtehen und Lebens Erwachen? Noch klein und wenig, ſchüchtern und zage waren da die erſten Blüten, die erſten grünen Spitzen und Blattknoſpen. Doch ſie waren da, waren aufgewacht, drängten hervor aus ihren harten, ſtarren Hüllen... Und nun geht ihr Wachſen und Sich⸗Entfalten mit uns— Schritt um Schritt; ſteht um uns und ſchaut uns jeden Morgen aufs neue mit hellen, zuverſichtlichen Augen an. Wie ſollte es auch anders ſein? Geht es doch Pfingſten entgegen, dem großen Frühlingsfeſt, dem Feſt der Kränze und Blumen und grünen Maienbäume! Daß es noch in der Ferne iſt; daß noch mancher und nicht nur ein Schritt getan ſein muß bis dahin— was tut es?! Das Maienfeſt ſteht vor uns als Ziel, wenn auch noch in der Weite; aber es ſteht da, es ruft, grüßt zu uns herüber über den Weg hin... Darum iſt nun anders feder Schritt auf dieſem Wege zwiſchen den beiden lichten Feſten, darum ſoll er auch uns— uns allen ohne Ausnahme— anders ſein: nicht Alltag, ſondern froher Werktag! Mancher von uns hat vielleicht Saat— neue Saat!— ausgeſtreut ins harrende Erdreich. Nicht immer ſind es Körner mit der Hand geſät, auch Worte oder Wirken mögen es ſein. Die Saat liegt nun ſtill und unſichtbar unter der Scholle begraben. Aber der ſie ausſtreute weiß es— ſoll es wiſſen und glauben—, daß ſie nun bald hervorbrechen wird aus der Scholle, grün und ſtark und lebensfreudig. Wie ſoll uns denn dieſes Wiſſen und Glauben fehlen? Haben wir denn nicht eben noch Oſtern gefeiert, Auf⸗ erſtehungsgedenken?! Und gehen wir nicht Schritt um Schritt auf dem Wege gen Pfingſten, dem lichten Feſt des Wachſens und Grünens und Blühens und— Reifens, der Frucht entgegen— und der Ernte? Wir wollen auf⸗ ſchauen— über dieſen Weg hin— und nachdenken— und uns erinnern, was wir Jahr um Jahr über dieſen Weg hin ſchon erlebt. Es liegt ja ein Geſetz darin, das nicht nur für die Saat in der Scholle gilt! Manche von uns haben auch ihre Jüngſten an die Hand genommen, als das Oſterfeſt kaum verklungen. Die ſind mit neuer Schulmappe und der großen Schultüte auch einen Weg gegangen, den ſie nun gar manches Jahr noch gehen werden und der dann irgendwo weiter führen wird — irgendwo hinaus ins große und bunte Leben. Keiner weiß noch, wo hinaus. Die Hand, an der dieſer erſte, ſo gewichtige Gang unſerer Kleinſten begonnen, wird ſie nur ein Stück dieſes Weges führen können. Ob ſie noch da iſt, wenn einſt die erſten Schritte— im Ausklang des Oſter⸗ feſtes getan— in das Frühlingsfeſt Pfingſten münden— und darüber hinführen, hinaus, dem Blühen und Reifen entgegen? Wenn ſie dann eine Freundeshand geworden, die ſich dem nun Erwachſenen entgegenſtreckt, dann haben wir recht unſer Pfingſtfeſt erlebt, wir Großen und wir einſt Kleinen. Zwiſchen den Feſten kommen einem mancherlei Gedan⸗ ken; auf dieſem Wege Schritt für Schritt in Frühling und Sommer und— Ernten hinein. Manches an Sturm und Nebeln zieht wohl auch noch über dieſen Weg; manches, was uns an Herbſt und Winter denken läßt und an das Dunkel, das dann in den Tagen ſtand. Dann jedoch ſollen wir aufſchauen und um uns blicken.. And ich meine, der Weg zwiſchen den Feſten wird uns manches und nicht weniges ſagen und lehren, daß wir die Augen vorausrichten und nicht zurück. Dann aber iſt ſchon vieles gewonnen! Dann haben wir nicht umſonſt wieder ein Oſtern erlebt, erwarten wir nicht umſonſt wieder ein Pfingſten, an dem wir neue grüne Maienbäume vor Tür und Kenſter pflanzen! Sport und Spiel Einheimiſcher Fußball. 98 Seckenheim Ilvesheim Schon rückt die Fußballſperre in greifbare Nähe und noch immer ſind Verbandsſpiele rückſtändig. Das wäre aber nicht ſchlimm, wenn eben durch dieſe Spiele die Abſtiegsfrage nicht geklärt werden könnte. So iſt alles noch im großen Ungewiſſen und gerade deshalb ſind die letzten Spiele noch recht intereſſant. Eines der zugkräftig⸗ ſten Spiele, ſchon ſeit im hieſigen Stadtteil Fußball ge⸗ ſpielt wird, iſt die alljährlich wiederkehrende Begegnung mit Ilpesheim. Morgen ſteigt dieſes Treffen auf hie⸗ ſigem Platze. Die Vorbedingungen für einen ſchnellen und ſpannenden Kampf ſind gegeben. Ilvesheim ſowohl wie Seckenheim haben in den letzten Spielen eine merk⸗ liche Formverbeſſerung aufweiſen können. Wenn auch der Ausgang ſolcher Lokalkämpfe nicht immer für die beſſere Partie im Voraus gewertet werden kann, ſo iſt es aber dennoch für das Spiel ſelbſt entſchieden beſſer, wenn beide Mannſchaften in Hochform ſind, als wenn ſech zwei abgekämpfte und ſpielmüde Mannſchaften gegen⸗ übertreten. Daß dieſe Tatſache morgen nicht zutrifft das laſſen die erzielten Reſultate der letzten Spiele beider Mannſchaften erkennen. Es iſt nur noch ein ſchönes und anſtändiges Spiel zu wünſchen, ſodaß die ſicher in ſtatt⸗ licher Zahl kommenden Zuſchauer auch auf ihre Rechnung kommen. Glück auf und ſchönes Wetter. ch * Handball. To. 98 Seckenheim— Tgd. Pfeddersheim Nach längerer Pauſe findet am morgigen Sonntag auf hieſigem Platz ein Freundſchaftstreffen der 1. Hand⸗ ballmchannſchaft des Tv. 98 gegen die 1. Elf der Turn⸗ gemeinde Pfeddersheim ſtatt. Die Gäſtemannſchaft iſt Meiſter der Bezirksklaſſe Gau XIII(Pfalz). Sie haben ſchon ihree Spielſtärke gegen die Gauelf St. Ingbert gemeſſen und erzielten als Gäſtemannſchaft einen Sieg mit 1:9 Toren. St. Ingbert als ſolcher Gauverein hat den 3 Tabellenplatz ſeines Gaues errungen. So zeigt dieſer Sieg der Pfeddersheimer ihr Können ſelbſt an. Die Einheimiſchen dürfen daher ſchon erwarten, daß die aus der Pfalz nicht mit ſich ſpaſſen laſſen. Sie werden eine ſpielſtarke Mannſchaft ſein und bleibt zu erwarten, daß das Spiel einen guten Beſuch erhält. Wenn die Mannſchaft der Hieſigen ihren gewohnten ſchönen Hand⸗ ball zeigt, dürfte der Sieg unſerer Elf ſicher ſein. Dem Spiel voraus ſpielen die 2. Mannſchaft und Jugend J. gegen gleichen Gegner. Auswärtiger Sport Hachſen oder Güdweſt? Das Endſpiel um den Reichsbundpokal in Leipzig. Vor faſt einem Vierteljahr fand im Frankfurter Sta⸗ dion das Endspiel um den Bundespokal zwiſchen denGau⸗ mannſchaften von Südweſt und Sachſen ſtatt. Es endete trotz verlängerter Spielzeit unentſchieden, 2:2, nachdem der Südweſten anfangs eine 2:0⸗Führung erlangt hatte und wie der Sieger ausſah. Widrige Umſtände(Möbs' Verletzung!) und der große Kampfgeiſt der Sachſen brachten aber noch eine Wendung, aus dem 2:0 wurde ein 2:2 und da auch die Verlängerung kein Tor brachte, mußte das Endſpiel eine Neuauflage erfahren. Das Wiederholungsſpiel ſteigt nun am kommenden Sonntag in Leipzig, und da der Sieger⸗ preis inzwiſchen einen anderen Namen erhalten hat, haben Südweſt und Sachſen die Ehre, erſtmalig um den„Reichs⸗ bund⸗Pokal“ zu kämpfen. Das Leipziger Spiel wollen beide Gaue mit folgenden Spielern beſtreiten: Südweſt: Kerſten(FSV Frankfurt); Sold(FV Saarbrücken), Stubb(Eintracht Frankfurt); Gramlich, Fürbeth, Mantel (alle Eintracht Frankfurt); Pflug(Union Niederrad), Schmitt (Eintracht), Eckert(Wormatia), Lindemann(Kickers Offenbach), Fath(Wormatia). Sach ſen: Kreß(Dresdener SC); Lieberwirth(Polizei Chemnitz), Kreiſch(Dresdener Sc); Roſe Sp⸗Vgg Leipzig), Reichert (Polizei Chemnitz), Seltmann(Sc Planitz); Kund(Dresde⸗ ner Sc), Munkelt(Pol. Chemnitz), Hähnel(BC Hartha), Helmchen, Schneider(beide Polizei Chemnitz). In beiden Mannſchaften hat es alſo ſeit dem 1. März Veränderungen gegeben. Beim Südweſten waren gleich beide Verteidiger(Leis und Tiefel) zu erſetzen, auch der Sturm mußte ein anderes Geſicht erhalten. Die Südweſt⸗Fünferreihe kann ſich ſehen laſſen. Ueber Seppel Fath ſind keine Worte zu verlieren, über Lindemann, den techniſch guten und auch ſchußkräftigen Kickers⸗Mann, auch nicht. Der Wormatia⸗Mit⸗ telſtürmer Eckert iſt ein großes Talent, bekanntlich wurde er jetzt auch zu einem der Everton⸗Spiele herangezogen. Der Ein⸗ trachtler Schmitt ſoll die Verbindung zwiſchen Eckert und dem ſchußgewaltigen Pflug herſtellen. Schmitt iſt ein talen⸗ tierter Spieler, der auch am 1. März in Frankfurt gegen Sachſen ſpielte, aber ſeinerzeit nicht überzeugen konnte. An⸗ ſcheinend wollte man auf ſeine Schußkraft nicht verzichten. Ueberhaupt beſteht der Südweſtſturm aus lauter ſchußkräfti⸗ en Spielern, die hoffentlich in Leipzig auch das nötige Ver⸗ tändnis untereinander aufbringen werden. Die Frankfurter Eintracht ſtellt die Läuferreihe. Wenn Fürbeth das Leiſtungs⸗ vermögen eines Sold einigermaßen erreicht, dann ſollte dieſe Deckungsreihe überaus wirkungsvoll zur Geltung kommen. Sold wird auch als Verteidiger ſeinen Mann ſtehen und Hen⸗ nes Stubb wird ſchon allein auf Grund ſeiner großen Er⸗ fahrung kein Verſager ſein. Einen beſſeren Torhüter als Kerſten gibt es im Südweſtgau augenblicklich nicht. Alles in allem darf man mit dieſer Südweſt⸗Vertretung einig gehen. Sie ſollle auch auf ſächſiſchen Boden ein gutes Spiel liefern und wenn die Fünferreihe nur einigermaßen gut zuſammen⸗ arbeitet, dann könnte das in Frankfurt am 1. März Ver⸗ ſäumte in Leipzig nachgeholt werden. Herkheimer Sandbahnrennen Buttler fährt Tagesbeſtzeit. Die Südweſtmark hatte am Himmelfahrtstag mit den 10. Herxheimer Sandbahnrennen ihr motorſportliches Ereig⸗ nis. Trotz zweifelhafter Witterung hatten ſich 20000 Zu⸗ chauer, unter ihnen u. a. auch Gauleiter Bürckel, eingefun⸗ n. Der Sport war der denkbar beſte, wenn auch der von Buſſe(Lehrte) mit 84,4 km.ſtdt. gehaltene Bahnrekord nicht gebrochen wurde, ſo ließen die einzelnen Rennen und hier beſonders die der Lizerzfahrer nichts zu wünſchen übrig. Der 3 2 0 5 5 8 8 Vorfahrsſieger Buttler(Erkelenz) auf einer 49 8⸗cem⸗Imperia⸗ Rudge erzielte mit einem Stundenmittel von 80,89 km, die beſte Zeit des Tages. Buttler mußte dieſe Zeit ſchon her⸗ ausfahren, um nach hartnäckigem Kampf in ſeiner Klaſſe den Münchner Schnitzenbaumer auf Jap, der 80,42 km. ⸗ſtdt. erreichte, und Aſchemann(Lehrte) auf Rudge(79,96) auf die Plätze zu verweiſen. Das Rennen der„Kleinen“ ge⸗ wann der Münchner Marxreiter auf Rudge mit einer mitt⸗ leren Geſchwindigkeit von 77,35 km. vor Haſelbeck(Nürnberg) auf Zündapp. Auch bei den Seitenwagenrennen wurde erbit⸗ tert um den Sieg gekämpft. Das Rennen der 1200⸗cem⸗ Maſchinen, zu dem auch der am letzten Sonntag beim Solitude⸗Rennen auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommene Hans Schneider ſtarten ſollte, wurde als„Hans⸗Schneider⸗ Gedächtnisrennen“ geſtartet. Schnellſter Fahrer war hier Seppenhauſer(München) mit 74,34 km. ſtdt. vor Ebersber⸗ ger(Nürnberg) und Braun(Karlsruhe), der mit ſeiner neuen Horex⸗Kompreſſor⸗Maſchine geſtartet war. Die Bahn war in ausgezeichneter Verfaſſung. Ein kurz vor Beginn niedergegangener Regen hatte die Strecke ſtaub⸗ frei gemacht. Größere Unfälle ereigneten ſich nicht, ledig⸗ lich Oehlenſchläger(Weinheim) ſtürzte in der Südoſt⸗ kurve und brach eine Hand. Guſtav Eder k. o.⸗Gieger In der fünften Runde über Silva in Newyork. Der deutſche Weltergewichtsmeiſter Guſtav Eder hat in Amerika ſeinen zweiten Kampf zu einem glänzenden Sieg geſtalten können. In Newyork ſchlug er den ſtarken Ameri⸗ kaner Silva in der fünften Runde k. o. Silva war nicht weniger als ſieben Ma! am Boden, aber in der fünften Runde kam doch das Ende. Eder, der, ebenſo wie ſein Geg⸗ ner, 146 engliſche Pfund auf die Waage brachte, ſchickte hier ſeinen Gegner mit einem ſchweren Haken für die Zeit auf die Bretter. Für ſeinen großen Kampf erhielt der Deut⸗ ſche ſtürmiſchen Beifall, denn er hatte auch in boreriſcher Hinſicht ſeinem Gegner eine wahre Lektion erteilt. Deutſcher Rugby⸗Sieg in Hamburg Die rumäniſche Rugby⸗Nationalmannſchaft beſtritt, vom Berliner Vierländerturnier kommend, am Mittwoch in Ham⸗ burg vor rund 2000 Zuſchauern einen Länderkampf gegen Deutſchland. Die deutſche Fünfzehn trug mit 37:9(11:6) einen hohen Sieg davon. Schon bald nach Spielbeginn lief Dünnhaupt ein, ſein Verſuch wurde erhöht. Durch einen weiteren Verſuch ſtellte der gleiche Spieler in der 20. Minute das Ergebnis auf 8:0, ehe Schwanenberg Deutſchland mit 11:0 in Führung brachte. Zwei Straftritte der Rumänen gingen dann zwiſchen die Stangen, ſo daß das Pauſenergeb⸗ nis 11:6 hieß. Nach dem Wechſel ſtellten Hübſch, Kocher, Zichlinſky und Schroers durch weitere Verſuche, die teilweiſe erhöht wurden, auf 32:6, ehe die Rumänen zu einem wei⸗ teren Verſuch kamen. Ein erhöhter Verſuch Schwanenbergs brachte dann das Endergebnis von 3719 für Deutſchland. Mur * 6* Huli lu uo ĩu/ aoois. Wenn im Sommer die goldfarbenen Aehren auf den Feldern reifen und arbeitende Frauen die lebenswichtigen Kartoffeln zu Haufen ſchütten, empfinden wir den Segen der nahrungſpendenden Erde. Heilig iſt uns der fruchtbare atmende Mutterboden, und wir vergeſſen faſt, daß Erde in einer anderen Form, in Feuer geglüht und erſtarrt, nock⸗ einmal die gütige Geberin wird und dem Menſchen alles gewährt, was ſeine eigene Schöpferkraft und ſein Fleiß von ihr begehren. Lehm und Ton ſind für die Menſchen unerſchöpfliche Güter. Sie gewähren die Steine zum Hausbau, die Ziegel des Daches, Ofen und Herd, den Krug zum Waſſerſchoͤpfen, die Taſſe zum Trinken, die Vaſe, die Urne, in der unſere Vorfahren einſt die Aſche ihrer Toten begruben. So koſtbar oft die Wirkung— nur Erde, ſchmiegſame Erde iſt der Werkſtoff. In unendlichen Lagern, faſt über die ganze Erde ver⸗ breitet, liegen die Tonlager dicht unter der mit Gras be⸗ deckten Narbe des Bodens. Wohin uns die Eiſenbahn fährt, ſtechen die hohen Schornſteine der Ziegeleien und der kera⸗ miſchen Werke wie Wegweiſer in den Himmel. Wie muß ſich der Menſch der Vorzeit gequält haben am harten, ſpröden Stein, wie unendlich lang war der Werkgang beim Ausbohren der Höhlung im Fels! Da mag ——— Moderne Vaſe mit Blüten. es wie ein ſeliges Aufatmen durch die Menſchheit gegangeß ſein, als ſie den Ton in ſeiner wunderbaren Schmie ſam⸗ keit, der zum ſchöpferiſchen Spiel lockenden Plaſtizität ent. deckte. Hat nicht jeder von uns am Meeresſtrand in kindlicher Freude Zehen und Sohle in den feuchten, glatten Sand ge⸗ drückt und den Abdruck ſeines Ichs andächtig betrachtet? So ähnlich mag auf der geebneten Fläche des irdenen Topfes im ſcheuen Druck des taſtenden Fingers das ſchmückende Grübchen des erſten Ornaments entſtanden ſein. Alles ließ der Ton ſich gefallen: Er wurde poliert und geglättet, wie⸗ der gerauht und geritzt, gekämmt und geſtochen, im Rau geſchmaucht, im hellen Feuer gerötet und endlich wie ein Fürſt in die ſchimmernde Farbe und den goldglänzenden Lüſter der Glaſur wie in prächtige Kleider gehüllt. i Die Sorgen des täglichen Haushaltes mögen zur Ver⸗ wendung des Lehms und des Tons geführt haben. Prä⸗ hiſtoriſche Funde laſſen vermuten, daß binſengeflochtene Körbe zur Dichtung mit lehmiger Erde überzogen wurden. Im Feuer auf dem häuslichen Herd getrocknet, wird der Ton dem primitiven Menſchen ſeine wunderliche Eigen- ſchaft offenbart haben, durch Glühen und Röſten unſterblich zu werden. Gebrannte Erde hat eine völlig neue Struktur“ Keramik nennen wir ſie, und wenn wir das Lehrbuch auf⸗ ſchlagen, finden wir die Löſung des Rätſels: Der plaſtiſche Ton gibt bei etwa 600 Grad ſein Kriſtallwaſſer ab, verliert 6 bis 8 v. H. im Volumen, ſeine Plaſtizität verſchwindet, Flüſſigkeit weicht ihn nicht auf. Die drei Eigenſchaften des Tons: ſeine Billigkeit, ſeine Bereitwilligkeit, jede beliebige Form anzunehmen und durch das Brennen allen Witterungseinflüſſen gegenüber faſt Un⸗ zerſtörbarkeit zu erlangen, haben ihn zum vielſeitigen Werk⸗ ſtoff menſchlicher Erfindung gemacht. Wohin wir gehen, immer wieder ſteht er vor uns in unendlicher Verwandlung. Sind nicht unſere Badezimmer mit ſauberen weißen Flieſen gekachelt? Der Frühſtückstiſch empfängt uns mit einem Reigen ſeiner Geſchöpfe. Die Taſſe, der Teller, die zärtliche kleine Schäferfigur, unſer biederer Blumentopf am Fenſter die mit feinem Ornament gezierte Vaſe— ein Feſtzug und wunderbarer Gabentiſch unſerer alten Mutter Erde. Was wäre unſer Münchener ohne ſeinen behäbigen Mafskrug, was wären die kleinen Fiſcherhäuſer auf Finken⸗ wärder ohne den traulichen Reiz der bildergeſchmückten Wandflieſen, Florenz ohne die Meiſterwerke della Robbias, Deutſchland ohne die Porzellane Berlins, Meißens und Nymphenburgs? Ton in allen Farben: vom leuchtenden Weiß des Kao⸗ lins über Gelb und Rot zum Schwarz des Mangankons, So haben ſie, Werte ſchaffend, in allen Zeiten dem Men⸗ ſchen gedient, ſind mit ihm verſchollen, in Gräber gewandelt und zeugen heute, nach Jahrtauſenden wieder ans Licht gebracht, von ſeinem Werkeln und Schaffen. Wenn man ſie in einer Schau vereint ſieht, aus allen Zeiten und Län dern, wirkt eines erſchütternd: wie über Erdenräume hin⸗ weg die Töpfe ſich gleichen. Zwei Begriffe trennen ſich hart, die Worte Kultur und Ziviliſation.— In meiner Hand liegt ein kleines prähiſto⸗ riſches Töpfchen. Fein geritzt, dicht bedeckt mit zierlichſtem Ornament, geſchmückt mit zwei winzigen Henkeln. Ich denke zurück. Wie haben die Menſchen geklebt? Ein ewiger rauher Kampf um Nahrung und Wärme. Durchweichte Wege, lief⸗ dunkle Nächte, ärmliche Hütten. Wir haben die Großſtadt, geheizte Häuſer, elektrische Bahnen. Und in den großen, ſauber gepflegten Fabriken ſteht an der Scheibe der Töpfer. Gönnt man ihm Muße, ſo gleiten und drücken die Finger wie in uralten Zeiten. Ein Henkelchen formt ſich behutſam, der Menſch iſt zum Schöpfer geworden im inneren Erleben. Was iſt Kultur? Ein Wort, genommen vom Ackerbau. der erſten Hingabe des Menſchen an Erde. Seine Kraft gibt er ihr im heißen Mühen um ſein bißchen Leben. Zum Schöpfer ihn krönend, gab ihm die Erde vielfältig die Kraft zurück. Und immer mühen wir uns weiter. Die Begriffe von Zeit und Raum ſind uns völlig verwandelt. Hätten wir die Töpfer nebeneinandergeſtellt aus ſechstauſend Jah⸗ ren— welch wunderliches Gemiſch! Die Ziviliſation macht mächtige Sprünge Kultur hat die Jugend der Erde behal⸗ ten. Gepflegtes Handwerk iſt ewig und wird von jedem verſtanden. Man betrachte die Bilder. Lebt nicht das alte Krüglein? Und gleicht nicht der Schmuck, den heutige Künſt⸗ ler uns ſchufen, den Ketten Aegyptens und Nubiens? Farbige Flieſen kannte das frühere Aegypten. Uner⸗ ſchöpfliche Phantaſie formte den Ton zu Menſchen und Tie⸗ ren. Genießen wir froh das Erbe und empfangen vom täglich ſich wandelnden Leben neuen Antrieb zum Werk! Eine Eigenſchaft des gebrannten Tons verſchwieg ich bis jetzt: Zum Glück für uns Töpfer iſt er zerbrechlich! Aufnahme: Or. Weller(Bavaria) M. Anerſchöpfliche Phantaſie ſchuf in Ton ſchon vor Jahr⸗ hunderten dieſe Form. . S See An einem warmen Abend bummelſt du hinaus auf den Balkon, kurz vor dem Abendeſſen. Du ſtehſt da, die Hände in den Hoſentaſchen. und pfeifſt dir eins, jeden Augenblick bereit, hineinzugehen. Gewiſſermaßen auf Abruf. Vielleicht haſt du gerade vorher die Zeitung geleſen, haſt ein bißchen in dem Teil unter dem Strich geſchnüffelt und auch einen Blick in das Handelsblatt geworfen. Du haſt zwar keine Papiere, deren Kurſe dich intereſſieren, aber immerhm. Sehr feſte Börſentendenz— Die Induſtrialiſierung des Bal⸗ kans— Berliner Metallmarkt— Die däniſche Eierausfuhr — Produktenbörſe— Getreidenotierungen: Alles das m⸗ tereſſiert dich nicht ſonderlich, aber du haſt es— für Augen⸗ blicke— in dich aufgenommen.„Weizen ſchwächer“ haſt du zum Beiſpiel behalten. Du ſtehſt auf dem Balkon und pfeifſt, haſt die Hände in den Hoſentaſchen. ſchauſt auf die Straße unter dir hinab. wo die Geſchäfte gerade hinter Rolläden und Schiebegittern verwahrt werden, und denkſt ſo:„Weizen ſchwächer. Da gibt es alſo eine Ware, die heißt„Weizen“ Eine Ware, die notiert wird, deren Kurs beſtimmten Geſetzen unterworfen iſt und leiſe pendelt. Ganz von ſelber denkſt du an den Bör⸗ ſenraum— eine Halle voller Menſchen, die an der Ware Weizen intereſſiert ſind die daran Geld verdienen oder ver⸗ lieren, je nach dem. Telephone— Zahlen— Kurſe— An⸗ gebot— Rechnung— Abſchluß. Ja! Und Umſatz, Gewinn und„fob“ und„cif“ und„loko Berlin“. Alles um die Ware Weizen. Vielleicht hörſt du jetzt gerade auf zu pfeifen und 1 nachdenklich den Kopf gegen den hellen, blaſſen Abend⸗ immel Weizen, das iſt auch: Mühe und Sorge Regen und Sonne, iſt Wachſen, Reifen und Mahd. Iſt: Frucht der Erde. Wie du ſelber. Und du freuſt dich an dem ſchönen Gedanken, der in jedem Feuilleton ſtehen könnte und dich dort ergreifen und nachdenklich ſtimmen würde. So aber kommt er gewiſſermaßen privat zu dir. Das freut dich be⸗ ſonders. Wenn du nun hineingerufen wirſt zum Eſſen, ſchauſt du vielleicht noch einmal nachdenklich in die Blumenkäſten mit der hellen, verwitterten vorjährigen Erde und mußt ſchnell noch mal mit den Fingern die obere harte Kruſte zerkrümeln. Du biſt aufmerkſam und nachdenklich dabei, ob⸗ gleich du noch gar nicht weißt, was ſich in dir vorbereitet. Und dann wiſchſt du dir den Finger an der Hoſe ab. was du eigentlich nicht ſollſt, und gehſt ins Zimmer und machſt die Tür hinter dir zu. 1 Aber am nächſten Tag ſtehſt du plötzlich in einer Säme⸗ teienhandlung. Du findeft daß es höchſte Zeit wird. den Balkon zu bepflanzen. Nein: Du möchteſt etwas ſäen, möch⸗ teſt es wachſen ſehen und reifen laſſen. Du gehſt nach Hauſe mit einer kleinen Tüte voll Samen. In leuchtenden Farben prangt das Bild der fertigen Blüte auf dem Papier. Einen Augenblick haſt du Angſt, daß die Blume wirklich der Dar⸗ ſtellung gleichen könnte. Du kannſt es kaum erwarten, zu Hauſe zu ſein, es iſt noch ſo viel zu tun Das weißt du erſt. wenn du die Anweiſung auf der Rückſeite durchgeleſen haſt. Kurz vor ſieben raſt du hinunter. Du mußt unbedingt heute noch friſche Erde haben. Kein Tag darf mehr verlorengehen! Du bekommſt ſie auch— durch keinen Zufall, den du als Wink des Himmels betrachteſt— und dann beginnſt du mit der Arbeit Zum Eſſen kommſt du erſt um dreiviertel neun. Nun kommt eine aufregende Woche Wird die Saat aufgehen? Deine Saat? Kaum haſt du die Haustür hinter dir geſchloſſen, gehſt du ohne Aufenthalt auf den Balkon. Mit Hut und Mappe und Mantel Jeden Tag. Ein paar Tage iſt überhaupt nichts zu ſehen. Das ſind die ſchlimmſten. Mit banger Sorge beugſt du dich über die Blumenkäſten. ganz nah herunter. Nichts. Aber du haſt doch alles richtig gemacht— 1? Die Tüte haſt du aufgehoben. Auf deinem Schreibtiſch liegt ſie, für alle Fälle. Du lieſt den Text noch einmal genau durch. Stimmt alles! Zerſtreut und voller Sorge ſetzt du dich zum Eſſen 8 5 Eines Tages aber ſchauen kleine grüne Spitzen aus der Erde, ſehr blaß und zart. Hier eine und dort wieder eine. Da atmeſt du auf und haſt ein Gefühl: Na jetzt ſind wir über den Berg! Du ſpürſt einen richtigen Stolz, du biſt fröh⸗ lich geſellig und geſprächig. Paß mal auf,“ ſagſt du,„wenn die erſt richtig alle herausgekommen ſind!“ Du holſt die Tüte mit der grellbunten Abbildung„Hier.“ ſagſt du,„ſo werden ſie ausſehen! Natürlich ſchöner. aber immerhin— Alle haben die Tüte mit der ö mit fünfmal geſehen, niemand ſchaut mehr hin Sie nicken dir lächelnd zu und freuen ſich mit dir Vielleicht ziehen ſie dich etwas auf und nennen dich Großgrundbeſitzer. Sollen ſie kuhig—— 2 i 1 ſchauſt du jetzt nach 1 7 121 5 einſetzend t tut dir faſt körperlich weh.. „ 5 Unruhe. Werden nende Sonne berſetzt dich in Sorge und ſie das gen de Pflänzchen? Beſorgt betrachteſt du ſie, aber ſie ſtehen jung und keck und feſt in der Erde. Eiferſüchtig wachſt du darüber. daß der enge Raum des Kastens ihnen allein gehört. Da muß alles Unkraut heraus. Abbildung ſchon mindeſtens“ Und Unkraut, ſo beſtimmſt du mit Härte: Unkraut iſt alles, was du nicht geſät haſt Alles, was ohne deinen Willen auf dieſem Raum wächſt Du rupfſt und ſäuberſt, und auf ein⸗ mal kann es geſchehen daß du ein kleines, junges Pflänz⸗ chen deiner eigenen Saat in den Händen hältſt. Du betrach⸗ teſt es mit heißem Erſchrecken. Aber dann nimmſt du dieſes kleine, zarte Gebilde und ſiehſt es dir lange an. Mit faſt atemloſer Spannung. Viel⸗ leicht ſiehſt du zum erſten Male mit Bewußtſein dieſes Wun⸗ der. Und ſtehſt andächtig vor dem bleichen Keim, aus dem das zarte Stengelchen ragt, ſtehſt vor dem Geheimnis des Lebens überhaupt. das da zwiſchen deinen groben, klobigen Fingern liegt. Da überkommt dich eine tiefe Zärtlichkeit. Keime Zärtlichkeit, die ſtreicheln und hudeln will. Eine Zärtlichkeit, die dieſer kleinen Pflanze ſorgfältig ein neues Bett im Schoße der Erde bereitet. Behutſam häufſt du Erde um den zarten Stengel und gehſt gewiſſermaßen auf Zehen⸗ ſpitzen ins Zimmer Still und nachdenklich biſt du an dieſem Abend. Aber dann entfalten ſich bald die erſten Blüten, zart und leuchtend. Du ziehſt den Rock aus, krempelſt die Aermel hoch und betreuſt ſie fröhlich pfeifend, mit erdſchwarzen Fin⸗ gern jätend gießend und hegend. Und wenn alles Piel iſt, ſtehſt du noch eine Weile da. ſinnend und froh. Vielleicht hat dein Geſicht in dieſem Augenblick Aehnlichkeit mit dem eines Mannes, der nach vollbrachtem Tagewerk über ſeine ſchweigenden Felder blickt. Und das iſt gar nicht ſo ver⸗ meſſen, wie es erſcheinen mag. Denn du und er, beide ſeid ihr Teile und Mittler der Kraft, die das Brot wachſen läßt und die Dornen, die Wäl⸗ der und die Blumen und die Menſchen. Der Kraft, die auch das kleine Wunder auf deinem Balkon vollbracht hat. Blumen um uns Alles Zarte, Schöne, Anmutige und Beſchwingte liegt m einer Blumenſeele. Immer iſt blauer Himmel, weite, weite Erde, Verheißung oder Erfüllung. Je inniger wir Aufnahme: Soebens⸗Worpswede— M. Das Vaterhaus der Natur verbunden ſind, um ſo mehr verſchmilzt unſere Seele mit den Blumen, die um uns ſind. Alle Freude, alles Leid laſſen wir durch die kleinen Blumenſeelen ſprechen Sie bringen es fertig, in ſtiller Reinheit Freude zu verklären und Schmerz mit ihrem zarten Duften einzuhüllen und ihn zur Wehmut werden zu laſſen. Nichts Schmutziges, Gemeines und Häßliches können wir mit einer Blume verbinden. Und wenn der Dichter ſagt: „Du biſt wie eine Blume, ſo hold, ſo ſchön und rein,“ ſo fühlen wir die Zartheit ſeiner Liebe und die Anbetung, mit der er davorſteht. Jede Blume hat ihre Seligkeit. Im Frühjahr, wenn das erſte Schneeglöckchen ſich hervorwagt, läutet es glück⸗ ſelige Verheißung und es iſt nicht ein Menſch, dem dieſes Läuten nicht das Herz öffnet. Eine nie endenwollende Sehn⸗ ſucht ſpricht aus allen Veilchen zu uns; ihr ſüßer Duft weiß von kommenden Sonnentagen zu erzählen. Alles Frühlings⸗ blühen iſt Verlangen und Sehnſucht. ö Ganz anders das ſchwere, heiße Duften der Sommer⸗ blumen. Wenn die Roſen blühen, geht der heiße Atem über das Land. Alles iſt reif und ſchwer und es iſt Hohe⸗Zeit in der Natur. Bunt bringt uns der Sommer ſeine Blumen⸗ kinder Noch iſt viel Beſchwingtes unter ihnen. Wir gehen mit leiſen Schritten, ſelbſt vollgetrunken voll Sonne, durch dieſe Pracht und beugen uns zu all dem Blühen. Langſam gehen wir und ſind erfüllt von Sonne und Duft und ſind 2 Sommer— Ueberſchwang. Flutend erfüllt es unſer erz. Und aus all dem bunten Leuchten des Sommers blüht plötzlich ein warmes Rot empor, ſo wie Herzblut fließen müßte. Daneben flammt es in kaltem Gelb, um dann vom Orange aufgeſogen zu werden. Wenn unſer Blick zu den Linden geht, dann ſchaukelt ſchon ein gelbes Blatt zur Erde, und wir ſeufzen leiſe:„Ach, ein welkes Blatt!“ Herbſt, ſagen wir dann und werden nicht mehr müde von Sonne und Glut, ſondern laufen jedem Sonnenſtrahl nach und wachen über jede Blume. Noch leuchten überall die Blumen, aber die Verheißung des Frühlings, die Erfüllung des Sommers kann auch die leiſe Wehmut des Herbſtes nicht übertönen. 8 Es gab Augenblicke, in denen Leopold etwas darum Haben. wenn er Mirabel gar nicht erſt kennengelernt ätte. . Natürlich liebte er Mirabel, ganz gehörig ſogar; aber konnte er es wagen, darüber hinauszugehen und ſie einem Leben als feſten Beſtandteil einzuordnen? Eignete ſie ſich überhaupt dafür? Für Ordnung, feſte Beſtandteile und der⸗ gleichen? An Leopolds Herzen nagten Kummer und Zweifel. 5 Schließlich war Mirabel genau das Gegenteil ſeiner ſelbſt, und dieſe Tatſache war offenbar auch der Grund ſeiner Neigung zu ihr. Leopold war korrekt, ernſt, ein biß⸗ chen ſchwerfällig und alles in allem ein höchſt vernünftiger Menſch mit gezügeltem Temperament. Mirabel aber ſah ſcheinbar ihre Lebensaufgabe darin, die braven Einwohner der Stadt in fröhlicher Ungebundenheit vor den Kopf zu ſtoßen, eine ſchlechte Erziehung zu heucheln und ſich in den Ruf einer halbwegs verkommenen„Perſon“ zu begeben. Dabei war ſie die Tochter eines höchſt achtbaren Studien⸗ rats und im Grunde genommen nichts weniger als leicht⸗ fertig oder oberflächlich. Sie lebte erſt ſeit drei Monaten in der Stadt und war eigentlich nur dorthin gekommen, um in der landſchaftlich reizvollen Gegend ein wenig herumzumalen. Dabei hatte Leopold ſie getroffen und ſich ihr enger angeſchloſſen. Zu eng, wie er ſpäter zu ſeinem Schrecken bemerkte. So eng jedenfalls, daß er nun vor einer Entſcheidung ſtand, zu der er nicht den Mut fand. Als ſie einander zum ſiebenunddreißigſtenmal trafen und Leopold ſeiner Freundin zum ſiebenunddreißigſtenmal als ritterliche Aufmerkſamkeit ein paar Blumen mitbrachte, erklärte ihm Mirabel rundweg, er dürfe ihr ruhig einmal etwas anderes verehren. Als Leopold beluſtigt und ber⸗ ärgert zugleich fragte:„Ja, was denn zum Beiſpiel?“ ſann Mirabel einen Augenblick nach. Da ihre Augen gerade auf einen Mann fielen, der Luftballons zum Verkauf feilbot, und da ſie dieſen ſchwerfälligen Burſchen Leopold am lieb⸗ ſten auf den Kopf geſtellt hätte, ſo erwiderte ſie raſch:„Alſo einen Luftballon! Einen runden, roten Luftballon! Geh, Leo, kauf mir einen!“ 5 b Der korrekte und ernſte Leopold war verblüfft. Einen Luftballon! Ja, war denn das mit ſeiner Würde verein⸗ bar? Den letzten Luftballon, erinnerte er ſich, mochte er als Siebenjähriger in der Hand gehalten haben Doch dann waren die Jahre gefolgt, in denen man, zum Manne reifend, ſich über ein Ding wie einen Luftballon weit erhaben dünkt. Und jetzt— er war Aſſeſſor am hieſigen Amtsgericht. Ein Luftballon— welch Einfall! Es gab Dinge, die ein Mann grundſätzlich nicht in die Hand nimmt. „Unmöglich!“ ſchnaufte er entſchloſſen. „Aber Leo! Wo ich dich darum bitte! Zwanzig Pfen⸗ nige! Einen netten, runden Luftballon!“ Er wurde ernſtlich ärgerlich.„Laß deine Albernheiten!“ knurrte er.„Was ſollen die Leute von uns denken?“ Sie machte erſtaunte Augen:„Nun? Was denn?“ Ja, was? Was, zum Teufel? Er dachte darüber nach, was De ieee Der Patrouillenhund Von Jürgen Hahn⸗Butry. Der Offiziersſtellvertreter Müller brummt vor ſich hin: „Sauwetter! Das nieſelt bis in die Gedärme! Ausgerech⸗ net in einer ſolchen Nacht muß die Kompanie wieder nach vorn!“ Sie waten im Gänſemarſch durch den weichen Matſch des Verbindungsgrabens. Manchmal ſtolpert einer und flucht leiſe. In dieſer Nacht verſchwelen ſogar die Leucht⸗ kugeln im Märzregen, ohne daß der Vordermann zu ſehen iſt. Müller löſt mit ſeiner Kompanie die Sachſen ab. Vorn meint der fächſiſche Leutnant zu Müller:„Mein Hund, der Max, ſtromert noch irgendwo im Graben herum! Schicken Sie ihn bitte morgen mit einem Eſſenträger zurück!“ Offigiersſtellvertreter Müller brummt etwas, was ein „Jawoll!“ ſein ſoll. Dann glitſcht er die paar Stufen in den Kompanieführerunterſtand hinunter. Zum Teufel mit der Töle! Hier iſt man doch Soldat und kein Hundefänger! Eine Stunde liegt er auf dem feuchtkalten Strohſack Dann fährt er hoch: Spukt es im Unterſtand? Eine Taſchen⸗ lampe flammt auf: Dicht an ihn ſchmiegt ſich ein braun⸗ gefleckter Körper. Eine Granate ſchlägt in den Grabenrand. Beide werfen ſich mitten in den Dreck auf den Bauch. Aha, der Köter! Erſt will er ihn verſcheuchen. Aber der iſt dickfällig wie ein alter Landſer. Immer wieder ſchmiegt er ſich an den Offiziersſtellvertreter. Bis der merkt, wie wohlig es wärmt, das vertrackte Hundevieh! Da legt er ſich mit einem Schnaufer auf die Seite. Auch der Hund ſchnauft noch einmal auf. Dann ſchlafen ſie beide. Um zwei Uhr ſchrillt der kleine Wecker. Als der Offi⸗ Kauf ERZNHLUNG VON OIEMAN NMOEN NG i einen Luftballon das mit einem Luftballon durch die Straßen ſchlenderte. „Sie wer⸗ den denken, wir beide ſeien mit⸗ einander ver⸗ heiratet und hätten den Luftballon für unſer— für unſer— nun ja, eben ge⸗ kauft!“ ſtotterte er. „Ach,“ er⸗ widerte ſie, „und das wäre dir wohl furcht⸗ bar unange⸗ nehm, wie? Ganz verflucht peinlich! Wenn die Leute däch⸗ ten, wir bei⸗ de „Alſo hör ſchon auf!“ ſtöhnte Leopold und ging zu dem Mann mit den Ballons. Mit welch ver⸗ traulichem Grinſen ihm Zeichnung: Grunwald— M. der Kerl ſchon Und ehe es Leopold noch verhindern entgegen⸗ konnte, ſtieß ſie ihn gegen ſeine bren⸗ blickte! Natür⸗ nende Zigarette. lich dachte er ſich ſein Teil! Am liebſten hätte Leopold ihm eins unter die Naſe gegeben! Er reichte Mirabel den Vallon, um ihn ſo ſchnell wie möglich loszuwerden. Aber ſie trat lächelnd einen Schritt zurück:„Nein, ich habe ſchon beide Hände voll! Die Taſche und die Blumen! Gelt, Leo, du trägſt den Ballon gern für mich?“ Er kochte. Sie ſpazierten durch den Park. Mirabel ſchwatzte munter darauflos. Leopold ſchritt in ſteinernem Schweigen neben ihr her, ein leidender Sebaſtian unter den Pfeilen der heiter-wohlwollenden Blicke, mit denen ihn die Vorübergehenden bedachten. Zum Teufel, merkte Mirabel denn gar nicht, wie ſie ihn vor der Oeffentlichkeit blamierte? Und nun ſchlug ſie gar vor, in dieſem Aufzug in ein Café zu gehen! Aber Leopold war jetzt feſt entſchloſſen, bis zum un⸗ erbittlichen Ende durchzuhalten. Und das, ſchwor er ſich, war das Ende! Horchpoſten zu kontrollieren, folgt ihm wie ſelbſtverſtändlich der Hund. Eine Granate ſchlägt in den Grabenrand. Beide werfen ſich mitten in den Dreck auf den Bauch. Eine halbe Stunde dauert die Ronde. Dann pennen beide bis zum grauen Morgen. Sie ſind jetzt ſchon Kameraden. Am Abend denkt Mül⸗ ler nicht mehr daran, den Hund zurückzuſchicken.— Der Leutnant von den Sachſen wird ſich hüten, wegen nem Hund nach vorn zurückzukommen! Müller iſt in dieſen Tagen mehr als zufrieden mit ſei⸗ ner Kompanie. Es iſt ſchon immer einmal vocgekommen, daß ein Horchpoſten geſchlafen hat bei der Ronde. In die⸗ ſen Nächten findet Müller nicht den geringſten Anlaß zur Klage. Noch ſo leiſe kann er ſich anſchleichen: Auch die be⸗ rüchtigtſten Schlafmützen ſtehen feindwärts in ſcharfer Be⸗ obachtung. Da iſt der Huber. Der kommt ſonſt nie Auf Horchpoſten, weil der Kerl einfach nicht anders kann als pennen. Nein, auch der Huber pennt nicht mehr. Der Kerl nimmt ſogar ſchon Haltung ein, wenn er noch fünf Meter von ſeiner Grabenecke entfernt iſt. Müller wird hinterſin⸗ nig. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Die nächſte Ronde geht der Offiziersſtellvertreter auf Strümpfen. Lieber kalte Beine kriegen, als ſich von der ganzen Kompanie verkohlen laſſen! Denn die Kerls grin⸗ ſen, wenn er auftaucht. Als Müller dieſe Nacht die ver⸗ ſchlammten Strümpfe von den Gehwerkzeugen puhlt, iſt ſein Stimmungsthermometer auf Siedehitze geſtiegen. Ob etwa der Köter—? Aber nein, Map lief neben ihm. Beim zweiten Poſten hatte er ihn noch deutlich geſehyen, beim dritten und vierten nicht anders. Trotzdem entſchließt er ſich, in der nächſten Nacht den Hund im Unterſtand anzubinden. Der erſte Poſten. Herr⸗ gott, der Kerl ſchrickt ja zuſammen, als käme der Gottſei⸗ beiuns. Der nächſte. Mit unterdrückter Stimme ſtößt der Ofſiziersſtellvertreter hervor:„Haben wir dich, mein Bürſch⸗ chen? Auf Poſten vor dem Feinde pennen! Einſperren müßte man dich!“ Faſſungslos ſtiert der Kriegsfreiwillige den Kompanieführer an. Der lacht kurz auf:„Na, dies eine Mal noch Gnade vor Recht! Aber verraten mußt du mir, wie es möglich iſt, 5195 ich in den letzten acht Tagen keinen von euch erwiſcht abe!“ Dann kommt's raus. Jedesmal, wenn der Offiziers⸗ n den Unterſtand verließ, ſauſte der Hund voran. on Poſten zu Poſten raſte er ſeinen bekannten Weg durch die Nacht. Stieß jeden kurz mit der Schnauze an, und wenn der Kompanieführer beim erſten Poſten ankam, ſchweif⸗ 8 5 der brave Max ſchon wieder friedlich neben ſeinem errn. Die erſte halbe Stunde hat Müller eine Sauwut auf die hellen Sachſen und den Köter Max. Dann kommt ihm die Erleuchtung. So viel Unruhe hat noch nie nachts in der Kompanie geherrſcht. Kommt um ein Uhr der Max, Ronde machen, läßt ſich kein Offiziersſtellvertreter ſehen. Der iſt dann nur ein paar Schritte in den Graben gegangen, und während ziersſtellvertreter aus dem Unterſtand herauskriecht, um die eee 5 3 Max von Poſten zu Poſten jagt, lacht Müller ſich im Unter⸗ wohl Menſchen von einem jungen Paar denken konnten, Natürlich richteten ſich ſofort aue Augen auf ſie, — 8 5 ie, ſodald ſie eintraten. Selbſt der Kellner zeigte ein verſchmitztes Lächeln, als er die Beſtellung entgegennahm. Leopold zit⸗ terte vor Wut. Machte ſich denn dieſes Mädchen nicht das geringſte aus all dem Aufſehen, das ſie hervorriefen? Schwatzte und ſchwatzte, als wäre es allein auf der Welt! Leopold ſtarrte verdroſſen in ſeine Taſſe. „Ich glaube, Leo, der Ballon beläſtigt dichl“ ſagte Mirabel. Großartig! Fiel ihr das tatſächlich auf? Er gab keine Antwort.„Ich mag nicht, daß er dich ſtört!“ fuhr Mirabel fort.„Wir werden ihn beiſeiteſchaffen, ja?“ Er blickte ſie mißtrauiſch an. Ihre Augen lächelten voller Spott. Mein Gott, welche Teufelei hatte ſie nun ſchon wieder vor? „So ein lieber, dicker Ballon!“ alberte ſie und zog die rote Kugel dicht zu ſich heran.„Und muß nun ſterbenk“ Und ehe es Leopold noch verhindern konnte, ſtieß ſie 15 gegen ſeine brennende Zigarette. Es gab einen lauten Knall. Zwei ältere Damen ſchrien entſetzt auf. Leopold zuckte wie unter einem Hieb zuſammen. Die Aufmerkſamkeit des ganzen Cafés konzentrierte ſich auf den Tiſch, an dem er mit Mirabel ſaß. „So,“ ſagte ſie fröhlich,„jetzt iſt er fort!“ Leopold ſtarrte ſie böſe an.„Du!“ würgte er,„du l“ Er ſchnappte nach Luft. Sein Geſicht lief grau an.„Zah⸗ len!“ winkte er dem Kellner zu. Und dann ſprang er auf und ſchob Mirabel vor ſich her zur Tür des Cafés hinaus. Er wollte ihr draußen noch ſagen, daß er jetzt nach dieſem unerhörten Vorfall fertig mit ihr ſei, unwiderruflich fertig, aber er brachte keinen Ton über die Lippen. Und um zu vermeiden, daß er ſie ſchließ⸗ lich ohrfeigte, ließ er ſie einfach ſtehen und rannte davon. Er wollte ſie nie wiederſehen! Aber am Abend darauf ſtürmte er in ihr Zimmer. Sie empfing ihn, als ſei nicht das geringſte zwiſchen ihnen vor⸗ gefallen. „Jetzt iſt die Bombe geplatzt!“ ſchrie Leopold. „Welche Bombe? Ach, du meinſt den Luftballon?“ „Die Bombe! Man hat uns geſehen!“ „Natürlich hat man uns geſehen! Es ſaßen ja eine Menge Menſchen im Café, und ich habe nicht bemerkt, daß ſie blind waren, alſo—“ „So höre doch!“ rief Leopold.„Ausgerechnet der Amts⸗ gerichtsrat hat geſtern im Lokal geſeſſen. Er hat mir heute vormittag Vorhaltungen gemacht wegen meines ſchlechten Umgangs. Meine Karriere—“ „Karriere? Schlechter Umgang?“ Mirabel lachte hell auf.„Nun, und?“ „Und, eh— ja nun, was blieb mir anderes übrig, ich habe, eh, ich habe ihm erklärt, du ſeiſt meine Verlobte!“ „Wie?“—„Meine Verlobte, zum Donnerwetter!“ „Ich? Verlobt? Mit dir? Ja, ſag einmal, biſt du ver⸗ rückt geworden? Ohne mich nach meiner Meinung zu fra⸗ gen? Das iſt doch——“ Sie hatte die Fäuſte in die Hüften geſtemmt und fauchte ihn an. Da gab es einen Knacks in Leopold.„Meinung?“ ſchrie er ſie an.„Den Teufel frage ich nach ſeiner Meinung! Deine Meinung ſtört mich nicht im geringſten! Mich küm⸗ mert überhaupt keine Meinung, ich mache, was mir paßt, verſtanden?“ Sie atmete tief auf und blicke ihn aus ſtrahlenden ſtand bei qualmender Pfeife eins ins Fäuſtchen. Augen an. „Endlich!“ ſagte ſie. „Endlich!“ Will Offi⸗ ziersſtellver⸗ treter Müller aber die Poſten revidieren, ſo läßt er den Max im Unterſtand an der Leine winſeln. So geht es nächtelang.— Dann kommt ein neuer Divi⸗ ſionsbefehl her⸗ aus: Das Mit⸗ nehmen von Pri⸗ vathunden in die vorderſte Stel⸗ lung iſt verbo⸗ ten. Dort dür⸗ fen nur Hunde ſein, die Dienſt tun, alſo entwe⸗ der ausgebildete Melde⸗ oder Sa⸗ nitätshunde.— Müller kann ſich von Max nicht trennen. Es kommt der Tag, da der Di⸗ hiſionär die Stel⸗ lung beſichtigt. Vorſorglich angebunden erwartet Max im Unterſtand das Ende der Beſichtigung. Der Offiziersſtellvertreter iſt mit den anderen Kom⸗ panieführern im Bunker des Bataillonskommandeurs. Der Diviſionär führt gerade aus, daß er ſich ein genaueres Be⸗ folgen der Diviſionsbefehle ausbitte. Da, ein kurzes Bellen — Unter der vor dem Bunkereingang herabhängenden Decke ſchlüpft Märchen durch und ſpringt freudig am Offiziers⸗ ſtellvertreter hoch. Betretenes Schweigen. Die Stimme Seiner Exzellenz wird ſchneidend:„Haben Sie den Diviſionsbefehl nicht geleſen?“ Offiziersſtellvertreter Müller ſteht in tadelloſer Hal⸗ tung:„Zu Befehl, Exzellenz!“ „Und da wagen Sie es, eine derartige Mixtur im vor⸗ derſten Graben zu halten?“—„Zu Befehl, Exzellenz!“ „Wie kommen Sie dazu?“—„Es iſt ein Dienſthund, Exzellenz!“—„Ein Dienſthund— wieſo ein Dienſthund? Da ſchmettert die Stimme des Offiziersſtellvertreters: „Fängt Ratten und Mäuſe und macht Patrouille!“ Das Geſicht des Generals wird um eine Schattierung heller: Erklären Sie das näher!“ Offiziersſtellvertreter Müller berichtet ohne jedes Ver⸗ ſchönern von der Rondentätigkeit ſeines Hundes. Als der General zu lachen anfängt, lachen auch die anderen Herren. Mäxchen aber darf mit beſonderer Genehmigung des Diviſtionskommandeurs im vorderſten Graben bleiben. Zeichnungen(2): Grunwald— M. Anker der Decke ſpringt Märchen durch und ſpringt freudig an dem Offiziersſtellvertreter hoch. Dor mei n . — l OA N V. MAZ /A N (1. Fortſetzung.) In vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Gundel Krull hat mit dem Impreſario eine Ausſprache. Ra⸗ ſaeli ſpricht ohne Umſchweife. Er rät Gundel, ſich immer auf ihre weiblichen Inſtinkte zu verlaſſen. Sie lehnt es ab, in ſei⸗ nem Wagen nach Berlin zu fahren. Im Künſtlerzimmer ſucht ſie Mama auf. Ihr Erſcheinen bereitet der Sängerin keine lleberraſchung. In einer Weinſtube treffen ſie mit Herbert zu⸗ ſammen, der Mama erwartet hat. Herbert iſt anfänglich er⸗ ſchrocken und befangen, daß ſeine Freundin hier erſcheint. Gun⸗ del macht es Freude, ihn in Verlegenheit zu ſetzen. Als ſie auf ſeine Amerikapläne anſpielt, fragt ſie ſchließlich, ob ſein Lehrer mit der Verpflichtung einverſtanden ſei. Dieſe Frage verſetzt Mama in große Erregung und Gundel verliert ebenfalls die Beherrſchung. Der Vater habe ſeine Schuldigkeit getan, wirft ſie Herbert vor, und jetzt könne er zuſehen, wo er bleibe. Mein Blick fällt auf Mamas tief erblaßtes Antlitz Ich verſtumme erſchrocken... Für den Bruchteil einer Sekunde haften unſere Augen ineinander.. dann ſehe ich verwirrt zu Boden. Was mir da eben in maßloſer Er⸗ tegung entfuhr, war nichts als ein einziger erbitterter An⸗ griff auf Mama N Mitten in das laſtende Schweigen hinein fällt Her⸗ berts verſpätete Erklärung: „Profeſſor Krull iſt mein Lehrer..“ Mama gibt keine Antwort... Beklommene Span⸗ nung liegt über uns Plötzlich ſchrecke ich auf.. Mein Zug.. in einer Viertelſtunde fährt er... Ich beſinne mich wieder auf meine Rolle: .. Ich muß mich verabſchieden, „Meine Zeit iſt um gnädige Fraun Mein Aufbruch wirkt wie Befreiung... Herbert ſtürzt fort, um mir einen Wagen zu beſorgen Mama umarmt und küßt mich:„Hör mal, Baby“, ſagt ſie raſch,„ich werde Auftrag geben, das Zimmer neben mir inſtand zu ſetzen; es gehört zu meinem Appartement und ſteht unbenutzt... Für den Fall, daß du deinen Zug nicht mehr erreichen ſollteſt... Du brauchſt dich dann nur auf mich zu beziehen.. Hotel Savoy Draußen kommt Herbert ſchon im Taxi vorgefahren. Er ſteigt aus— ich ein... Er haſcht nach meiner Hand.. ſtammelt etwas Einlenkendes Ich tue, als bemerkte ich es nicht, und nicke einen flüchtigen Gruß„Zum Bahnhof— ſehr ſchnell“— rufe ich dem Chauffeur zu In wenigen Minuten ſind wir dort... Raſch, raſch — die Fahrkarte beſorgt und das Gepäck geholt. An der Sperre erfahre ich, daß der Berliner Zug ſchon bor zehn Minuten paſſiert iſt. Ich ſtehe ratlos... Es iſt meine Schuld... Ich durfte mich nicht auf die ungefähre heitangabe Rafaelis verlaſſen.. Vor fünf Uhr morgene geht keine Bahn mehr in der Richtung Berlin. Mamas Angebot fällt mir ein zum Savoy fahren und dort übernachten. Jetzt iſt es aber noch zu früh. Wer weiß, ob Mama ſchon Beſcheid geſagt hat. Ich möchte nicht eher im Hotel entreffen, als bis alles geordnet iſt. Ich bin müde und wünſche keine Erörterungen mehr. Am beſten wäre es, erſt noch eine halbe Stunde abzuwarten. Ich ſetze mich in das Wartezimmer... So eine halbe Stunde kann entſetzlich lang ſein, wenn man ungeduldig der Vorwärtsbewegung des Zeigers folgt. Jede Minute wird zur Ewigkeit * Meine Gedanken wenden ſich den Ereigniſſen des ver⸗ gangenen Tages zu... Habe ich denn nun etwas erreicht urch dieſe improviſtierte Fahrt hierher?— Ich kann nicht bejahen und nicht verneinen. Ein Stein iſt erſt mal ins 1555 gebracht.. Man wird ſehen, welchen Weg er äuft a Nun iſt es Zeit, mein Nachtquartier aufzuſuchen Nochmal hinein ins Taxi.. Der Nachtportier des Savoy iſt im Bilde.. Alles wäre beſtens vorbereitet.. Da ich eine Begleitung ablehne, übergibt er mir den Schlüſſel und nennt mir die Nummer des Zimmers. Ganz leiſe, um Mama nicht im Schlaf zu ſtören, ſchließe ich auf, drehe das Licht an und lege Hut und Mantel ab. Läßt ſich da nicht von nebenan ein Geräuſch verneh⸗ men? Es klingt wie Hin⸗ und Hergehen in klapprigen Pantöffelchen. Alſo iſt Mama noch wach... Dann könnte ich ihr ja kaſch noch gute Nacht ſagen Schon im Begriff, an die Verbindungstür zu klopfen, höre ich plötzlich ſprechen i 5 fünfundzwanzig...“— ah— ſie telepho⸗ niert Eine Weile iſt es ſtill— dort ſcheint ſich niemand zu melden.. Ungeduldig wird der Hebel einigemal nieder⸗ gedrückt...„Na endlich“— ertönt wieder Mamas Stimme— ich dachte, du ſchliefeſt ſchon Bitte komm ſofort zu mir herüber.. Ja— jetzt gleich... Das wirſt du ſchon hören.. Alſo ich erwarte dich... Sie legt geräuſchvoll den Hörer auf.. Ich ſtehe wie gelähmt. Das Herz klopft mir bis zum Halſe. Wen ruft ſie zu ſich, mitten in der Nacht? — Ein ſchrecklicher Verdacht ſteigt auf.. Großer Gott— es wäre nicht auszudenken 3 Nebenan das fortgeſetzte Auf und Ab von Schritten. Mama ſcheint erregt zu ſein... Was ſoll ich tun. Ich kann doch hier nicht ſo als Lauſcher an der Wand.. Jedes 0 hallt wieder in der Stille der Nacht... Ich muß mich 8 Zu ſpät— ſchon wird drüben die Tür geöffnet „Seltſame Launen einer Primadonna... Es iſt Rafaeli— natürlich Rafaeli. wer ſollte es auch ſonſt ein.. Aber doch fällt es mir wie eine Zentnerlaſt von r Sesle 5 Laß das fällt Mania unwillig ein—„mir iſt gar nicht ſcherzhaft zumute 5 71 Ich werde alſo 9 „Alſo was iſt los?“ g „Warum hat man mir verſchwiegen, daß der junge Lukas ein Schüler Profeſſor Krulls iſt?“ „Mußte dieſe Frage unbedingt jetzt um drei Uhr mor⸗ gens geklärt werden?“ „Antworte, bitte. Spott nicht beachtend. „Wozu dieſer inquiſitoriſche Ton, meine Liebe? Es handelt ſich um kein Verſchweigen, ſondern höchſtens um 5„„ eines vollkommen belangloſen Um⸗ andes.“ „Du weißt genau, daß dies in dieſem Falle nicht ſo belanglos iſt.“ „Dann geſtatte mir eine Gegenfrage: Würde das an der Entwicklung der Dinge irgend etwas geändert haben?“ Mama zögert mit ihrer Entgegnung...„Vielleicht nein beſtimmt... wenn ich es von allem Anfang an ge⸗ wußt hätte.“ „Bitte— wenn es dein Wunſch iſt— dann kann man ja alles noch rückgängig machen... Großer Gott.. ich muß ſchrecklich an mich halten, um nicht aufzujubeln... Dann iſt ja alles gut und in Ord⸗ nung Aber Mama ſchweigt „Du brauchſt nur ein Wort zu ſagen. Du weißt, daß ich nie etwas erzwinge. Alſo...“ Mama ſchweigt, ſchweigt, ſchweigt „Außerdem habe ich nie ein Hehl daraus gemacht“, fährt Rafaeli mit grauſamer Beharrlichkeit fort,„daß ich mir dieſen Lukas nur dir zu Liebe aufgehalſt habe. Er hat Qualitäten— das iſt unbeſtreitbar. Er iſt ein ausge⸗ zeichneter Sänger.. dein bildhübſcher Junge... Haber das ganz große Künſtlerformat hat er noch nicht. Das weißt du eben ſo genau wie ich. Wir brauchen uns doch nichts gegenſeitig vorzumachen, wir beide de. drängle Mama heftig, Rafaelis ee 1 16 N Zeichnung: Drewitz— M. „Das hätte er getan?“ ſtößt Mama mik vor Erregung heiſerer Stimme hervor. Immer noch ſchweigt Mama. Aber dieſes Schwei⸗ gen verrät mehr als tauſend Worte... Wie eine Binde fällt es mir plötzlich von den Augen.d Die Sache mit Herbert— das iſt ihr kein ſpieleriſcher Zeitvertreib. Sie liebt ihn— ſie ſchämt ſich dieſer Liebe und vermag es doch nicht, ihr zu entſagen. Sie ſteht mitten drin in der Tra⸗ gödie der reifen Frau, die ihr Herz an einen weit jüngeren Mann verloren hat. Das hat dieſer Rafaeli natürlich längſt durchſchaut und macht es ſich in ſeiner Art zunutze „Ich verſtehe überhaupt nicht“, beginnt er nach einer Weile abermals,„weshalb du dich ausgerechnet zum An⸗ walt deines früheren Gatten berufen fühlſt. Er war es doch, an dem alle deine Bemühungen zu einer Verſöhnung ſcheiterten, der jeden deiner Briefe nicht nur nicht beant⸗ wortete, ſondern obendrein uneröffnet zurückgehen ließ...“ „Das hätte er getan?“ ſtößt Mama mit vor Erregung heiſerer Stimme hervor?„meine Briefe zurückgeſchickt... Und du— welches Recht hatteſt du, dieſe Briefe zu unter⸗ ſchlagen?“ „Kein Recht— nur die Pflicht, nutzloſe Aufregungen im Intereſſe deiner Kunſt von dir fernzuhalten.“ Wie ein Aal iſt dieſer Mann— ſo glatt und gewandt. Arme Mama— du ſchlägſt vergeblich mit den Flügeln ge⸗ gen die Gitter deines goldenen Käfigs. „Jetzt höre mal, meine Beſte“— nun wird er gar noch ſalbungsvoll—„es iſt keine Logik in dem, was du tuſt.. Was ſollen dieſe fortwährenden Quengeleien und Feind⸗ ſeligkeiten? Haſt du einen Grund zur Unzufriedenheit? Geſchieht nicht alles nach deinen Wünſchen? Räume ich dir nicht jede Schwierigkeit aus dem Weg?“ „Oh, du weißt ja auch ganz genau, warum.“ „Natürlich weiß ich das... Aber es liegt wahrhaftig nicht an mir, daß unſere Beziehungen ſich auf dieſe rein eſchäftliche Baſis gründen. Es gab eine Zeit na— 91 9 wir nicht darüber... Jedenfalls— und das ein für allemal— paßt es dir nicht mehr mit mir, dann bitte ich um eine klipp und klare Erklärung, und unſere Wege werden ſich trennen 5 Er fühlt ſich ſeiner Sache ſicher. dieſer Rafaeli „Was wollte eigentlich die Kleine?“ fragt er nach einer Weile in völlig verändertem Ton. „Ach— der Nachrichtendienſt hat wohl wieder gut ge⸗ klappt „Nicht ſo hämiſch... meine Liebe.. Ich ſelbſt traf ſie im Foyer, gleich zu Beginn des Konzertes. Den Floh von der Benachteiligung ihres Vaters hat ſie dir wohl ins Ohr geſetzt? Scheint ein ganz geriſſenes Perſönchen zu ſein.“ „Behalte bitte deine Gutachten für dich... Was geht ſie dich an?“ „Nichts— außer daß ich ſie reizend finde.“ „Laß das Mädel aus dem Spiel, fährt Mama ihn heftig an:„du wirſt dir doch nicht etwa einbilden...“ „Nicht das geringſte... Ich habe wenig Glück bei den Krullſchen Damen... Und nun gute Nacht 55 8 Nichts rührt ſich mehr nebenan Ich ſtehe immer noch auf meinem Lauſcherpoſten und wage kaum zu atmen... Was habe ich alles hören müſ⸗ ſen... Ach, es ſieht viel ſchlimmer aus, als ich gedacht hätte. ganz, ganz ſchlimm ſieht es aus Mir iſt ſo wirr im Kopf.. Zu welch undurchſichtigem Knoten haben ſich die Fäden unſeres Seins ineinander ver⸗ ſchlungen... Da müßte ſchon ein Zauberkünſtler kommen, um ihn zu löſen Was ſoll ich noch hier?... Von Schlafen iſt keine Rede. Ich will fort. nach Berlin... Um fünf geht ein Zug.. Bald iſt es ſo weit ch reiße ein Blatt aus meinem Notizblock.. Für Mama. Vielen Dank für Unterkunft... Ich kam ſpät und ging früh und wollte nicht ſtören... Auf Wiederſehen — bald— hoffentlich... Deine Gundel...“ Dann ſtehle ich mich leiſe fort Um fünf Uhr dreißig fährt ein Bummelzug. Sind es wirklich noch keine vierundzwanzig Stunden, daß ich geſtern von Goslar die Heimreiſe antrat? 4 Finerl ſteht mit offenem Mund, als ich ſo unvermutet zu Hauſe eintreffe. „Ja— was biſt denn ſchon wieder zruck? Und ausſchaun tuſt wie's Leiden Chriſti... A feine Erholung muß des gweſt ſein“ „Iſt etwas vorgefallen?“ Finerl ſtemmt die Hände in die Hüften:„Ich glaub', du biſt narriſch word'n. Was ſoll denn vorgefallen ſein?(Das „vorgefallen“ wird durch übertriebenes Hochdeutſch verächt⸗ lich gemacht.)„... Mancheins bildet ſich ein, es geht nicht ohne ihn... Wärſt doch blieb'n bis übers Neujahr Wär nit ſchlecht gweſen für dein krepiertes Ausgſchauu „Wo iſt Vater?“ In dem alten Geſicht gewittert es... Anſcheinend iſt doch nicht alles ſo wunderbar in Ordnung. „Was iſt mit Vater?“ frage ich dringlicher. „Nix is.. Daß er halt nie da is. Oft nit amal zum Eſſen...“ Dann mit gedämpfter Stimme, flüſternd: „Sechs leere Wüskiflaſchen war'n im Liqueurſchrank drin. Alles bei der Nacht... Jetzt hat er auch noch den Aerger wegen dem ökendigen Malefizbua... Bald is er krank, bald ſagt er ab, bald fahrt er fort... Na, is des vielleicht eine Art? Und ich laß mir's nit nehmen... Da ſteckt irgend a Viecherei dahinter. So was hab ich immer ſchon im Gefühl g'habt... Aber das war ja ein ewiges Herbert hier und Herbert da und Herbert vorn und Herbert hinten in dem Haus da. Aber die Joſefin hat an Riecher für die Leut!— die kennt ſich fei aus... waßt?“ „Ja, ja“— ſage ich.. Finerl iſt ſeit jeher auf Her⸗ bert eiferſüchtig „Sonſt war alles ſtill?“ „Ja— Rechnungen ſind keine g'weſen“ Ich ſtehe unſchlüſſig; weiß nichts Rechtes mit mir an⸗ zufangen. Lutz, Mutti— alle ſind noch weg „Geh— leg dich ins Bett Finerl tippt wieder einmal richtig. Jetzt merke ich erſt, wie müde ich bin. Seit dreißig Stunden nicht aus den Klei⸗ dern gekommen Sie trippelt hinter mir her, als ich auf mein Zimmer gehe, und weicht nicht eher, bis ſie mich wohlverwahrt unter der Decke weiß...„Schlaf, mei Herzerl, mei Gutes und nachher gibts Schweinsripperl mit Kraut „Es geht nicht anders. ich muß es Vater ſagen.. — hart und unnachgiebig erwartet mich dieſe Erkenntnis auf der Schwelle des Erwachens. Noch umfängt mich Dunkelheit wie ein dichter, ſchützen⸗ der Mantel... Metalliſche Glockenſchläge der benachbar⸗ ten Kirchenuhr verkünden die fünfte Stunde. Ich ſpringe aus dem Bett und reiße das Fenſter auf. Reine, kalte Nachtluft beſchlägt mir den Atem. Am grauſchwarzen Himmel verblaſſende Sterne... Es iſt nicht Nachmittag, wie ich gedacht, ſondern Morgen... Ich habe volle ſechzehn Stunden geſchlafen Vereinzelter Lichtſchein dringt ſchon aus kleinen Souter⸗ rainfenſtern; in den Wohnungen der Portiers wird es all⸗ mählich lebendig. Die Hausbewohner müſſen Heizung und Warmwaſſer vorfinden, wenn ſie aufſtehen, um ſich für den Tag zu rüſten. Jeden erwartet irgendeine Pflicht. Auch meiner harrt heute eine ſchwere Aufgabe.„Ich muß es Vater ſagen!.. drängt eine mahnende Stimme in mir So geht es manchmal.. Vor einem Chaos qualvoll ungeklärter Eindrücke flüchteſt du dich in den Schlaf. Und der Schlaf nimmt ſich dieſes Wuſtes an, ſichtet und ſchiebt, ſondiert und ordnet.. und du erwachſt eines ſtockfinſteren Wintermorgens und weißt, was du zu tun haſt. Immer noch beſſer, er erfährt es von mir als durch irgendeinen tückiſchen Zufall, in einer Form, die ihn viel⸗ leicht ſchwerer verletzt und härter trifft. Ich kleide mich an... Heute gebührt wohl mir der Preis für frühes Aufſtehen 5 f 8 f FFortſetzung folgt.) 8. Illuſtriertes Kreuzworträtſel. Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen zu exraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Amſtellungs⸗Rätſel. (Znaim Laſche Linſe Pokal Wilna Mieter Brief Lende Urach. Man ſtelle die Buchſtaben vorſtehender neun Wörter derart um, daß neue Wörter entſtehen. Die Anfangsbuch⸗ ſtaben dieſer, zuſammengefügt, ergeben alsdann ein wenig beliebtes Inſekt. Magiſches Moſaik. 7. 25 .. * 15 7 2 2 72 — Vorſtehende Stücke ſind derart zu einem Quadrat zu⸗ ſammenzuſetzen, daß die waagerechten wie ſenkrechten Reihen gleiche Wörter ergeben. Dieſe haben folgende Be⸗ deutung: 1 Muſe, 2. Stern erſter Größe, 3. Handelsver⸗ treter, 4. anderes Wort für Dreſchboden, 5. Stadt in der Schweiz. Silben-Rätſel. a a bus chel chro dam drei drie eck ei ei ei ein er hek i i is jau ka lauf le lon lor mer na nik nus ri riet ſack ſard ſchel ſi ſon ſta tar ten tos tou u zi zo Aus vorſtehenden 43 Silben wolle man 18 Wörter mit folgender Bedeutung bilden: 1 Stadt in Schleſien, 2. ehemaliges Flüſſigkeitsmaß 3. Raubnogel, 4 Fluß in Ita⸗ lien. 5, italieniſche Landſchaft, 6. franzöſiſche Feſtung, 7 Bildhauer, 8 Nebenfluß der Etſch, 9 Heilpflanze 10. Mathe⸗ matiſche Figur. 11 titalieniſche Stadt. 12. Verwandter. 13. andere Bezeichnung für Mittagsruhe, 14. Zeitgeſthichte, 15. Flächenmaß 16. amerikaniſche Inſelgruppe, 17 Pilz. 18. Suppenbeigabe. Hat man die Wörter richtig gebildet er⸗ geben die erſte und dritte Buchſtabenreihe, beidemal von vorn nach hinten geleſen. ein Sprichwort. Bruchſtück⸗Aufgabe. La Sp Al Ba Ol Fe Ka Mu Jo Se Ah. Die vorſtehenden Bruchſtücke ſollen durch Hinzufügung je eines Buchſtabens am Ende zu Wörtern umgeſtaltet wer⸗ den, die alsdann in unveränderter Reihenfolge ein belieb⸗ tes Pflänzchen ergeben Auflöſungen aus letzter Nummer: Knoten ⸗Rätſel: 1. Botſchafter. 2. Zauberflöte. 3. Regiſtrator. 4. Wildſchuetz. 5. Verſicherung. 6. Tanz⸗ orcheſter.— Verdeckte Buchſtaben: 1. Echo. 2. Rate. 3. Store. 4. Tiſch. 5. Herne. 6. Rache. Rätſel: Scheffel. Magiſche Quadrate: gott-lieb, ſand-haſe. Wortſpiel: 1. Minne— Pinne, 2. Weiher—. Reiher, 3. Eller— Iller, 4. Wolke— Molke, 5. Onkel—. Enkel, 6. Boden— Loden.— Primel. Logogriph: Loden— Ode. Schach⸗ Aufgabe: 1. Dd-a, Kha gad, 2. Sda 6 Kg 5. 3. Sc6—e7 matt. a) 1 Lhs he ga, 2. Sd 4 f5. Kh4 95. 3. Daa—es matt. b) 1.„hs zteht anders, 2. Sg4—f6. beliebig, 3. Springer matt.(An⸗ dere Spielarten leicht.) herz berg, drei fuß, „Naturschutz as Haar ist der natürliche Schmuck jedes Menschen. Seiner Erhaltung und seinem Schutz müssen Wir deshalh die größte Sorgfalt widmen. Dies gilt in erster Linie für die Haarwäsche. Ein natürliches— das Haar schonende— Mittel hierfür ist Halfnolive- Sampob, das ai, Oliven und Palendlin hergeflollt. ist. Palisolines- hae poo ist frei ophelnaclung von Soda und lBt sich nach 20% Gee fur dem Waschen leicht und flag she restlos ausspülen. Darauf 7 kommt es nämlich an. Das Haar wird wundervoll weich und locker und er- hält seinen schönen, matt- schimmernden Naturglanz zurück. Palaoliue- Shampoo ist für jede Haarfarbe geeignet! Der Dieb als Kunſtfreund. Als der Pianiſt Th. Döhler einſt in Berlin ſpazieren ging, ſtahl ihm ein kecker Dieb ſeine Börſe mit 35 Talern Inhalt. Döhler, damals ſchon wegen ſeines Talentes weit und breit geſchätzt und berühmt, erließ eine Anzeige in den Berliner Zeitungen, in der er den„ehrlichen Herrn Dieb“ bat, ihm doch wenigſtens die Börſe zuzuſenden und das Geld zu behalten. Die Anzeige unterzeichnete er mit vol⸗ lem Namen. Döhler hatte zwar wenig Hoffnung, je eine Antwort auf dieſe Anzeige zu bekommen, doch hatte er wenigſtens den Verſuch gemacht, zu der ihm als Andenken teuren, Börſe zu kommen. Wer aber beſchreibt ſein Erſtaunen, als er bald darauf nachfolgendes Schreiben nebſt 35 Talern zugeſandt bekam: „Beiliegend erhalten Sie von einem Bewunderer Ihres Talentes die bewußten 35 Taler mit der Bitte, ihm die Börſe als ein teures Andenken zu laſſen.“ Unterſchrift: „Ein Dieb, der Ihren ſämtlichen Konzerten bei⸗ gewohnt hat und jedesmal entzückt geweſen ſſt von Ihrem herrlichen Spiel.“ Und da behaupten immer noch manche Leute, es gäbe keine„Macht der Muſik“. Vorſicht. Zwei Schotten angeln. Sie angeln um die Wette. „Wer den erſten Fiſch zieht, zahlt zwei Whisky.“ „Abgemacht!“ Plenn zieht den erſten Fiſch. Es iſt ein prächtiger Barſch. „Schau her! Ein Barſch!“ „Gratuliere! Ein herrlicher Barſch! Du zahlſt die Wettele „Freilich, ich bin ja auch der Sieger! Du fängſt wohl nie etwas?“ Dickens ſchaut freundlich und lacht.„Schwerlich,“ ſagt er,„denn ich habe keinen Wurm an der Angel.“ „Keinen Wurm? Seit wann?“ „Seitdem wir unſere Wette abgeſchloſſen haben.“ Blaß oder braun— was wählen sie? 2 Seat nicht ein braungebrepnter Mensch vie 8 Ssünder und sportſicher sus? Also: Wer E 8 15 Sei! Aussehen verbessern will, der Bräunt ( Sohn:„Vater, oben an der Decke iſt eine Spinne!“ Bater(Profeſſor):„Tritt ſie tot und laß mich in Ruhe!“ Zeichnung: Lucie Krenczek— M. 0 eine Kartoffeinaſe ſoll ich haben, wo mir jeder ſagl, ich hätte eine klaſſiſche Nase?“ „Aber gewiß doch, gnädige Frau, warum ſoll es im Altertum keine Karkoffelnaſen gegeben haben?“ Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 21 erſcheinen als Beilage. D A 1. VI. 86: 655 852. Pl.⸗Nr. 7. Für dte auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Car! Görg. Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, fämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/02. Vor 50 Jahren schufen Gonllieb Deimler und Carl Benz „Ale ersten praktisch brauchberen Krcrftfahrzeuge. Sie schenkten der Menschheit Ungebundenheii und Frei- Bren von Zeit und Raum. Pionier wille und Höchstleistung nn Konstruktion und Matericl sind seitdem das Merk- amd geblieben für die Dcimler-Benz-Werke und haben den Mercedes-Benz-Stern eine Welt erobern lIcssen. Unser Bauprogramm 1938 bringt wiederum Spitzen- Aeistungen: Vor allem die Ergänzung durch die voll- Mrommenen Wagen der niedrigen Preisklasse: Typ I). Wer überall Aufsehen erregt durch seine Leistung. weine Ausstattung. a f ung. mit einer Reihe formachönster 5 An bante beispielsweise besonders interessante S. allzigem Ianenlenberau ban. RH 4950., auch mit de. düriger Konstruktion, l 2 dlriger ang 0 4 bat — 8 1 — e * verändert un derober P 200 2 Later. 6 Z5Hnder, besibeoüfrter Yyp mit 4. bis verlängertem Rahmen und mit Gsitzigem Auf hau, *. 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