en 7 7 e Rr. 120(2. Blatt). Montag, 25. Mai 1936 ſhrerappoll dog Sanden Führerappell des Handwerks Von W. G. Schmidt, Reichshandwerksmeiſter. Vom 5. bis 10. Juni findet in Frankfurt a. M. der diesjährige Reichshandwerkertag in Form eines großen Führerappells des deutſchen Handwerks ſtatt. Seit lan⸗ gem werden die Vorbereitungen hierzu ſowohl von ſeiten der Handwerksführung als auch von ſeiten der Stadt aufs eifrigſte betrieben. Nachdem im Vorjahr mit Zuſtimmung des Führers Frankfurt a. M. offiziell zur Stadt des deutſchen Handwerks erklärt worden war, haben alle beteili Stellen ihr möglichſtes getan, um die Stätte der r ig ſtattfindenden Handwerkerauf⸗ märſche in jeder Weiſe würdig zu geſtalten und auszu⸗ bauen. Wenn diesmal auch nicht eine/ Million Handwer⸗ ker nach„ihrer“ Stadt kommen werden wie das letztemal, ſo ſtellt der bewußt in engeren Grenzen gehaltene Reichs⸗ handwerkertag 1936 doch wieder einen gewaltigen An⸗ ziehungspunkt dar. Denn diesmal will das deutſche Hand⸗ werk den Beweis erbringen, daß es über ein diſziplinier⸗ tes und ausgerichtetes Führerkorps verfügt, daß Tauſende von Meiſtern und Geſellen in ehrenamtlicher mühſamer Tätigkeit neben ihrem ſchweren Beruf ihre ganze Tat⸗ kraft nicht umſonſt darauf verwandt haben, das deutſche Meiſterhaus als wertvolles Glied in die deutſche Volks⸗ gemeinſchaft einzubauen, ſeine ethiſchen und wirtſchaft⸗ lichen Kräfte auszulöſen und den Grundſatz des Ge⸗ meinnutzes in die Herzen aller Handwerkskameraden einzuimpfen. Einheitlich wie der Wille, der unter großen Opfern den inneren Aufbau des Handwerks vollendete, wird die in Frankfurt auftretende Organiſation der deut⸗ ſchen Handwerksfamilie ſein— einheitlich ausgerichtet auf die praktiſche Arbeit im Dienſt des deutſchen Volkes. Reichsbetriebsgemeinſchaft„Handwerk“ in der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront und Reichsſtand des deutſchen Hand⸗ werks, beide beſeelt von innerer Schaffensfreude und vor⸗ wärtsgetrieben durch das Band handwerklichen Könnens und handwerklicher Kameradſchaft, ſind auf dem beſten Wege, ein Führerkorps heranzubilden, deſſen charakter⸗ liche Eigenſchaften dafür bürgen, daß die ihnen anver⸗ trauten Volksgenoſſen zum Staate Adolf Hitlers nicht nur frohen Herzens finden, ſondern auch bereit ſind, für dieſen Staat Mühe und Laſten auf ſich zu nehmen. Die Führerausleſe iſt und bleibt erſte Vorausſetzung für das Funktionieren einer Organiſation. Wie ſehr der na⸗ tionalſozialiſtiſche Staat dieſem Geſichtspunkt Rechnung trägt, haben wir jetzt erſt anläßlich der Einweihung der Ordensburgen der Partei erfahren. So, wie die Sorge der Partei um den Führer⸗ nachwuchs beſonders groß iſt, ſo gilt auch der Hand⸗ werksführung die Führerfrage als eine der wichtigſten. Es war mit gewiſſen Schwierigkeiten verbunden, die not⸗ wendige große Zahl handwerklicher Mitarbeiter zu be⸗ kommen, einmal, weil die vielſeitige Aufgabenteilung nach der fachlichen und beruflichen Seite beſondere An⸗ forderungen ſtellte, dann aber auch, weil die Millionen⸗ zahl kleinerer und kleinſter im ganzen Reich verſtreut lie⸗ gender Handwerksbetriebe eine politiſche und weltanſchau⸗ liche Erfaſſung ſchwerer machte, als dies z. B. innerhalb der Induſtrie mit ihrer mehr oder weniger großen Zu⸗ ſammenballung von Menſchenmaſſen der Fall war. Schließlich kommt noch dazu, daß die handwerklichen Hel⸗ fer, die der Reichsbetriebsgemeinſchaft oder dem Reichs⸗ ſtand zur Verfügung ſtehen ſollten, ein ungeheures Maß ehrenamtlicher Kleinarbeit auf ſich zu nehmen hatten, ob⸗ wohl ſie als Meiſter oder Geſellen in ihren Betrieben von früh bis abends tätig ſein mußten, um das wirtſchaftliche Daſein nicht zu verlieren. Wenn es trotzdem gelungen iſt, heute ſchon dem Handwerk ein Führerkorps zu geben, das den ihm ge⸗ ſtellten Aufgaben in freiwilliger Diſziplin gerecht wird, ſo iſt dies ein Zeichen dafür, daß der deutſche Hand⸗ werker, gleichgültig, ob Meiſter oder Geſelle, den vom Nationalſozialismus geforderten Opferſinn ſich zu eigen gemacht und die Arbeit für die Gemeinſchaft in den Vor⸗ dergrund geſtellt hat. Es iſt auch nicht zuviel geſagt, wenn behauptet wird, daß das handwerkliche Führer⸗ korps in den letzten Jahren unzählige Nächte hingab, um ein Werk zu meiſtern, deſſen Auswirkungen dem ganzen Volke zugute kommen. 5. Daß dieſes Werk heute ſteht, iſt mit ihr, Verdienſt, und dieſe hervorragende Leistung gibt dem diesjährigen Reichshandwerkertag ſeinen Sinn. Wenn die Stadt des deutſchen Handwerks im Juni unter dem Leitſpruch „Arbeit und Ehre“ die Fahnen an den Maſten hoch⸗ gehen laſſen wird, dann beginnt die Heerſchau über die⸗ jenigen, die uneigennützig und opferfroh den inneren Aufbau des deutſchen Handwerks vollenden halfen. Sie dürfen ſich mit Stolz die Repräſentanten der! wieder⸗ erſtandenen Arbeitsehre im Handwerk nennen. Mit ihnen zuſammen begeht das ganze deutſche Handwerk in Stadt und Land die Feierſtunden in Frankfurt, die nicht nur 1 den Begriff„Arbeit und Ehre“ als Symbol für die hand⸗ werkliche Leiſtungsgemeinſchaft herausſtellen, ſondern auch die Richtlinien für die kommende praktiſche Arbeit im Rahmen der deutſchen Volksgemeinſchaft bringen ſollen. So hoffen wir, daß der dies kertag mit all ſeinen Veranſtaltungen nicht nur den Teil⸗ nehmern neben der inneren Genugtuung eine Verbreite⸗ rung ihres Geſichtsfeldes und eine Bereicherung ihres Könnens und Wiſſens bringen wird, ſondern daß der große Führerappell des deutſchen Han d⸗ werks im Juni ſch wußtſein brin Die neu geſchaffene Organiſation des deutſchen Handwerks iſt von einem Geiſte erfüllt, der alles Tun und Handeln in den Dienſt der Bewegung ſiellt, der den Berufsſtolz zum Inbegriff von Arbeit und Ehre macht, der die Grundſätze eines ehrſamen Hand⸗ werkers mit dem Drang nach moderner Geſtaltung ver⸗ bindet und über alles die Verpflichtung ſtellt, das Letzte herzugeben für Volk und Vaterland! Wieder 34 Kilometer Reichsautobahn Das ſchönſte Teilſtück der Strecke München— Landesgrenze im Verkehr. München, 24. Mai. Als weitere Teilſtrecke der Reichsautobahn München Landesgrenze wurde der 34 Kilometer lange Abſchnitt Weyarn— Samerberg dem Verkehr übergeben. Es iſt dies das landſchaftlich ſchönſte Stück der Strecke. Am Anfangspunkt der neuen Strecke bei Weyarn gab der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, den Gäſten Erläuterungen über die Führung des neueröffneten Teilſtücks. Reichsſtatthalter General Ritter v. Epp richtete aufmunternde und anerkennende Worte an die Arbeiter. Kurz nach Eröffnung der Strecke durchfuhr auch der Führer dieſen Abſchnitt und bewunderte die Schönheit der Landſchaft, die durch dieſe Straße der weiteſten Oeffentlich⸗ keit erſchloſſen wird. Flugſtützpunkt„Oſtmark“ Erſter Abſchuß des Dornier⸗Wal. Travemünde, 24. Mai. In wenigen Tagen wird der dritte ſchwimmende Flugſtützpunkt für den Luftpoſtdienſt Deutſchland— Südamerika,„Oſtmark“, ſeinen Dienſt an der afrikaniſchen Küſte im Südatlantik antreten. Zwei andere Katapultſchiffe, der Dampfer„Weſtfalen“ und das Motorſchiff„Schwabenland“ verſehen bereits ſeit langer Zeit erfolgreich ihren Dienſt im Südatlantik⸗Luftverkehr der Deutſchen Luft Hanſa. Das neue Katapultſchiff unternahm dieſer Tage von Swinemünde aus eine Probefahrt in die Oſtſee, bei der die Schleuderanlage erſtmalig praktiſch ausprobiert wurde. Der erſte Abſchuß des an Bord befindlichen Dornier⸗Wal „Aeolus“— ein neues Flugboot mit zwei Schweröl⸗Mo⸗ turen, glückte vorzüglich. Wie ein Blitz ſchnellte das Flug⸗ ſchiff von den Gleitſchienen. Der dritte Flugſtützpunkt„Oſtmark“ iſt auf Grund der Erfahrungen von 175 planmäßigen Ozeanflügen in⸗ nerhalb der letzten zweieinhalb Jahre gebaut worden. Bei dieſem einzig in der Welt daſtehenden Flugbetrieb legen die Flugzeuge der Deutſchen Lufthanſa in weniger als 5 Tagen etwa 15 300 Kilometer zurück. Mit Hilfe der auf den ſchwimmenden Flugſtützpunkten eingebauten Hein⸗ kel⸗Großflugzeugſchleuderanlagen wird der Atlantik in ſeiner ganzen Breite über 3050 Kilometer ohne Zwiſchen⸗ landung überbrückt. Der ununterbrochene Flugbetrieb auf dieſer von Deutſchland bis Chile führenden Luftpoſtſtrecke verlangt eine in regelmäßigen Zwiſchenräumen notwendig werdende Ueberholung der ſchwimmenden Flugſtützpunkte in der Heimat. Um jeweils ein Schiff aus dem Dienſt zu ziehen, wurde es erforderlich, einen dritten ſchwimmenden Flugſtützpunkt zu ſchaffen. Der Ehrenname„Oſtmark“ wurde gewählt, weil das Schiff wie die Oſtmark auf vorgeſchobenem Poſten für Deutſchlands Geltung in der Welt wirken ſoll. Mit einer Waſſerverdrängung von 2000 Tonnen und einer Länge von 75 Metern iſt die„Oſtmark“ weſentlich kleiner als„Weſtfalen“ und„Schwabenland“. Der weſent⸗ liche Unterſchied liegt darin, daß die„Oſtmark“ eigens als ſchwimmender Flugſtützpunkt gebaut wurde. Mit Rück⸗ ſich auf den ſtändigen Einſatz des Schiffes in den Tropen iſt beſonders für die Unterbringung der Beſatzung geſorgt worden. Zwei MAN. ⸗Dieſelmotoren mit einer Leiſtung von je 950 PS. geben dem Schiff eine Geſchwindigkeit von etwa 14 Seemeilen in der Stunde. Bemerkenswert iſt die Anordnung der Schleuderbahn, die die Mitte des Schiffes, in Längsrichtung geſehen, einnimmt. Für das Anbordnehmen der Flugzeuge dient eine beſondere Kran⸗ anſage, beziehungsweiſe das Schleppſegel. 18e, Deutſchlands Flug⸗ ſtützpunkt für die Si Atlantik⸗Poſtſtreco In wenigen wird der ſchwimmen Flugſtützpunkl der Deutſchen Luft Hanſa, „Oſtmark“, ſeinen Dienſt vor Badhurſt (Britiſch⸗Gambien) auf⸗ nehmen. Unſer Bild zeigt, wie ein Flugboot mit einem Kran an Bord der„Oſtmark“ ge⸗ bracht wird. Weltbild(M). jährige Reichshandwer⸗ 1200 Jahre Stadt Mosbach Von J. Renz, Bürgermeiſter i. N. as erſte Dokument, das Mosbachs Leben bezeugt, ſtammt von Kaiſer Otto II., der im Jahre 976 das Kloſter 75 2 mit ſeinem Beſitz an 23 Orten als Geſchenk dem Hoch⸗ ſtift Worms überließ. Wenige Jahrzehnte ſpäter— wahr⸗ ſcheinlich um 1020— wurde die Abtei durch den Biſchof von Worms in ein weltliches Chorherrenſtift umgewandelt. Wann und von wem die in der Nähe des Kloſters gelegene Burg erbaut wurde, iſt nicht bekannt. Jedenfalls war ſie ſchon ſeit dem 11. oder 12. Jahrhundert eine Wormſer und kai⸗ ſerliche Steinburg. Unter welchen Herrſchern die Stadt ihre Märkte und Mauergürtel erhalten hat, iſt nicht überliefert. Die erſten Privilegien, Freiheiten und Rechte ſollen Kaiſer Barbaroſſa zu verdanken ſein. Sicher iſt, daß ſchon Kaiſer Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolph und Ruprecht im Jahre 1330 befohlen hat,„die Stadt Moſebach bei allen ihren gewonlichen Rechten, die ſie von römiſchen Künigen und Kaiſern beſeſſen hat, zu belaſſen.“ Geſtützt auf die weitgehenden Rechte und Freiheiten konnte ſich im 13. und 14. Jahrhundert ein günſtiger gewinnbringen⸗ der Handel entwickeln. Bald jedoch wurde dieſer wirtſchaftliche Aufſtieg langſam aber fühlbar unterbrochen. Kaſſer und Könige verpfändeten wiederholt die Stadt und ihre Ein⸗ künfte, ſo daß ſchon im Jahre 1330 auf Mosbach nicht weniger als fünf Hypotheken laſteten. Es war für Mosbach eine Wohltat, als die Stadt den Charakter einer pfälzi⸗ ſchen Fürſtenſtadt erlangen konnte Im Jahre 1410 wurde Mosbach Sitz einer pfalz⸗ gräflichen Nebenlinie. König Ruprecht von der Pfalz teilte kurz vor ſeinem Tode die pfälziſchen Lande unter ſeine vier Söhne. Der jüngſte, Pfalzgraf Otto, erhielt ſeine Hauptbeſitzungen im Odenwald und wählte Mosbach zu ſeiner Reſidenz. Unter ſeiner Regierung erlebte die Stadt eine neue und glänzende Zeit. Das aus dem Umbau der alten Burg erſtandene Schloß wurde zum Mittelpunkt des geſellſchaftlichen und geiſtigen Lebens. Der älteſte Sohn Ottos— Otto II.— blieb unvermählt. Mit dem 1499 erfolgten Tod Otto II. erloſch der Mosbacher Zweig des pfälziſchen Hauſes. Die Stadt fiel an die Kurpfalz zurück und die Glanzzeiten der kleinen fürſtlichen Reſidenz waren für immer dahin. Die neuen Pfalzgrafen waren ernſtlich bemüht, die wirt⸗ ſchaftlichen und kulturellen Verhältniſſe der Stadt weiterhin zu fördern. Der Wohlſtand des 15. und 16. Jahrhunderts ließ würdige Baudenkmäler erſtehen, deren ſtimmungsvoller Zau⸗ ber den Kern der Stadt heute noch durchdringt. Die ſchöne gotiſche Stiftskirche nimmt den oberen, das ſtilvolle Rat⸗ haus den unteren Teil des alten Marktplatzes ein. Die maleriſchen Gaſſen und Gäßchen, die alten Bauten mit dem ſchweren alemanniſchen, fränkiſchen oder ſchwäbiſchen Balken⸗ werk ſind weithin berühmt. Der 30jährige Krieg brachte Jammer und Elend und vernichtete den Wohlſtand der Stadt. 1622 wurde die Stadt von den Bayern im Sturm genommen, dann rückte General Tilly in Mosbach ein, nach dem Siege Guſtav Adolfs zogen die Bayern wieder ab, kehrten aber 1635 zurück. 1643 marſchierten die Weimarſchen Völker über den Neckar, doch blieb glücklicherweiſe Mosbach von der Brandſchatzung verſchont. Anfang Oktober 1649 räumten die Bayern end⸗ gültig die Stadt und Kurfürst Karl Ludwig hielt ſeinen feierlichen Einzug. Ruhe und Frieden dauerte leider nur kurze Zeit. 1688 brachen die Franzoſen ein. Mosbach mußte ſeine Tore öffnen, auf Fürbitten der im Vorjahr aufgezogenen Franziskanermönche wurde die Stadt von Feuer und Brand⸗ ſchatzung verſchont, hatte aber ſchwere Kontributionen zu ent⸗ richten. Auch die Kriege des 18. Jahrhunderts legten der Stadt erneute ſchwere Zahlungsverpflichtungen auf, und die Kciege Napoleons brachten nicht nur neue Schädigungen, ſondern auch tiefeinſchneidende politiſche Neuerungen. Durch den Frie⸗ den von Lüneville kam die alte pfälziſche Stadt 1802 an das fürſtliche Haus Leiningen und durch den Presburger Frieden 1806 an Baden, das durch ſeinen Beitritt zum Rheinbund die Oberherrſchaft über das Fürſtentum Leinin⸗ gen erhalten hat. Anter den unruhigen Jahren 1848-49 und 1866 hatte Mosbach wenig zu leiden. Dann kam nach dem deutſch⸗franzöſiſchen Krieg auch in das Frankenland der all⸗ gemeine wirtſchaftliche Aufſchwung. Einen furchtbaren Rückſchlag im blühenden Handel und Wandel brachte der Weltkrieg und ſeine bitteren Nachwehen. Immerhin gelang es, manches in die neue Zeit hinüber zu retten. Das alte Antlitz der Stadt der Fachwerkbauten wurde gewahrt und dem Alten manches Neue hinzugefügt. Mosbach iſt nicht nur Beamtenſtadt, ſondern auch Induſtrie⸗ ſtadt geworden. 1200 Jahre ſind ſeit Gründung der 5 Moshacher Abtei ins Meer der Ewigkeit hinabgeſunken. Die Studt iſt zur 5 Jubelfeier an den Pfingſttagen gerüſtet. Man komme daher und überzeuge ſich, daß auch über Mosbach das Morgenrot einer neuen und hoffnungsvollen Zeit aufgegangen iſt. Handelsteil Wieder feſt Am Berliner Aktienmarkt übten die guten Geſchäfts⸗ abſchlüſſe einiger Geſellſchaften einen günſtigen Einfluß auf die Stimmung der Börſe aus. Von den Montanwerten ge⸗ wannen Mannesmann 96(94,87), Buderus 101,50(400,75). Am Elektromarkt ſtiegen Schuckert auf 149(146,12) und Gesfürel auf 142(1415). Einige Spezialwerte waren dagegen abge⸗ ſchwächt Salzdetfurth 181,75(183,5), Deſſauer Gas 124,25(426). Der Rentenmarkt wurde etwas vernachläſſigt, Reichs⸗ altbeſitzanleihe notierte mit 115,20(115,12) und Umſchuldungs⸗ anleihe der Gemeinden mit 88,75(88,87). Am Geldmarkt herrſcht immer noch eine ſtarke Flüſſig⸗ keit vor, ſo daß Tagesgeld auf 2,25 bis 2,50 Prozent herabge⸗ ſetzt wurde. 0 Der franzöſiſche Franken lag am Deviſenmarkt immer noch ſchwach. Das engliſche Pfund dagegen war ſtark befeſtigt. Deviſen⸗Notierungen. Belga(Belgien) 42,03(Geld) 42,11 (Brief), dän. Krone 55,27 55,39, engl. Pfund 12,38 12,41, franz. Franten 16,36 16,40, holl. Gulden 167,95 168,29, ital. Lire 1948 19,52, norw. Krone 62,21 62,33, öſterr. Schilling 48,95 40,05, poln. Zloty 46,80 46,90, ſchwed. Krone 63,83 63 95 ſchweiz. Franken 80,30 80,46, ſpan. Peſeta 33,89 3,95, tſchech. Krone 10,275 10,295, amer. Dollar 2,486 2,490. ——— Sport des Sonntags Einheimiſcher Fußball. 98 Seckenheim 1— Ilvesheim 1 1:4 98 Seckenheim II Ilvesheim II 1:4 98 Seckenheim III— Wieblingen II 41 98 Seckenheim Senioren VfR. Privat 0:5 98 Seckenheim J. Igd. Heddesheim Igd. 1:4 Alle Vorausſetzungen für einen Großkampf waren gegeben. Schönes Fußballwetter— viele Zuſchauer ein guter Schiedsrichter und nicht zuletzt eine recht viel⸗ bedeutende Spannung lag in der Luft. Beide Gegner liefern ſich ſchon ſeit Jahren immer wechſelvolle und nervenaufpeitſchende Kämpfe. Warum ſollte es diesmal anders ſein? Beiderſeits trat man in beſter Beſetzung an, aber dieſe Tatſache erfüllte nicht ganz die geſtellten Erwartun⸗ gen. Das Vorſpiel ließ noch zu viele„Nervenkitzel“ übrig, um dieſen Großkampf ohne ſonderliche Merkmale vorüber⸗ gehen zu laſſen. Die Seckenheimer Mannſchaft ging mit einer großen Nervenbelaſtung in das Spiel Ilvesheim dagegen konnte ohne Schwierigkeit allem, was kommen konnte, entgegenſehen. So war denn auch das Spiel ſelbſt. Auf der einen Seite viel Nervoſität und Auf⸗ geregtheit und auf der anderen Seite Gelaſſenheik. Wechſelvoll und ſpannend war trotzdem das Spiel⸗ ganze und die ſenſationsluſtigen Zuſchauer kamen voll und ganz auf ihre Rechnung. Ueber eine Stunde lang ſah man ein ſchönes Spiel, das zum Schluſſe noch aus⸗ arten wollte. Herr Selzam hatte jedoch die Lage erfaßt und wußte als aufmerkſamer und tüchtiger Schiedsrichler das„Ganze“ über die Zeit zu bringen. Das Spiel ging für Seckenheim verloren, was wohl gleichbedeutend ſein wird mit dem Abſtieg in die Kreisklaſſe J. Mag dem ſein, wie es will, jedenfalls haben ſich die Seckenheimer trotz aller„Machenſchaften“ von überall her tapfer geſchlagen. Wenn man glaubte, von Ilvesheimer Seite noch als Abſchſed einen„Trom⸗ petenſolo“ zu Gehör bringen zu müſſen, ſo zeigt dies, daß die Veranlaſſer dieſes unſchönen Aktes wenig Sport⸗ disziplin in ſich haben und noch weniger die im heuligen Deutſchland errungene Volksgemeinſchaft zu ſchätzen wiſſen. Es frommt zwar nicht, an dieſer Stelle über ſolche Momente ſich auszulaſſen, aber an Tatſachen iſt eben ſchwer herumzukommen.— Zuſchauer ca. 600. ch 0 Handball. Tv. 98 1— Tgd. Pfeddersheim 1 10:3(7:2) Tv. 98 II— Tad. Pfeddersheim II 77(8:6) To. 98 Igd.— Tad. Pfeddersheim Igd. 8:9(8:4) Am geſtrigen Sonntag hatten Handballer des dger Turnvereins als Gaſt die Turgemeinde Pfeddersheim zu Freundſchaftsſpielen verpflichtet. Mit dem Spiel der 2. Mannſchaften begann man die Treffen zu eröffnen. Schon dieſes Spiel zeigte, daß die Gäſte gubes Spieler⸗ material mitgebracht hatten, denn mit einem Unentſchie⸗ den verließen dieſe Mannſchaften den Platz. a Bei den beiden 1. Mannſchaften erhielt Pfedders⸗ heim das Anſpiel. Den Ball können die Gäſte nicht weit vortragen, ihr Anſturm wird geſtoppt und ſchon liegen die Einheimiſchen im Angriff, welcher ebenfalls abgewehr— wird. Es gibt ein Abtaſten, bald hat dieſe bald jene Partei den Ball. Pfeddersheim kann jedoch nicht in Tornähe gelangen, denn ſie ſcheinen ſich nicht recht zu finden. Auf der Gegenſeite aber winkt der erſte Erfolg Schmitt J iſt freigeſpielt und ſendet platziert zum 1. Treffer ein. Pfeddersheim ſpielt an, der Ball geht bald wieder verloren und nach kurzem Feldſpiel erfaſſen die 98er wieder die Offenſive. Kreutzer iſt auf rechts ge⸗ laufen, erhält dort mit Verſtändnis den Ball zugeſpiel! und ſein prächtiger Schuß erhöht auf 2:0. Nun kommen die Gäſte zum Schuß, aber der Schlußmann der 98er Weiſtert die Sache. Der Gegenangriff rollt vor der Gäſte Tor. Hier erhält Hufnagel den Ball durch Strafwurf zugeſpielt, den er plaziert einſendet. Pfeddersheim gelingt vorerſt nichts. Sie kommen oft genug vor das Tor der ger, aber hier arbeitet eine Verteidigung, die keine billigen Erfolge zuläßt. Schnell wechſeln die beiderſeitigen Angriffe und bei einem gut angelegten Vorſtoß erziel⸗ Hufnagel das 4. Tor. Die Gäſte ſtrengen ſich nun äußerſt an, Linksaußen erhält das Leder und ihm gelingt der 1. Treffer für ſeine Farben. Dieſes Tor bringt Mut in ihre Reihen und bald ſendet Rechtsaußen freigeſpiel! zu Nr. 2 ein. Pfeddersheim hat auf 2:4 aufgeholt Nach Wiederanſpiel kommen die Oer ſchön vors Tor, Jetzt taucht Raufelder aus der Mitte hervor, ſchießt und bucht das 5. Tor. Nach kurzen Spielminuten erhöh Kreutzer mit ſchönem Flachſchuß auf 6:2 und kurz vor Halbzeit erhöht Raufelder auf 7:2. Bei dieſem Stand wechſelt man die Seiten. Nach Wiederanſpiel ſind die Platzherren weiter tonangebend. Hufnagel erhöht auß 8, Greulich erzielt freiſtehend das 9. Tor und Kreutzer beendigt mit dem 10 Treffer den Torreigen ſeiner Mann- ſchaft. Kurz vor Schluß gelingt dem Halblinken der Gäste das 3. Tor. Beim Ende lautete das Ergebnis 10:3 für Tv. 98. Auswärtiger Sport Fußball Endſpiel um den Reichsbundespokal: in Leipzig: Sachſen— Südweſt 9:0 Auswahlſpiele: in Nürnberg: Deutſche Elf— Fc Everton 121 in Erfurt: Mitte— Württemberg 525 in Bremen: Norddeutſchland— Nordholland 1011 in Kaſſel: Kaſſel— Danzig 0:1 Süddeutſche Aufſtiegsſpiele: Gau Südweſt: Germania Ludwigshafen— Teutonia Hauſen 7270 SV Wiesbaden— MS Darmſtadt ausgefallen 1. FC Kaiſerslautern— Reichsb.R⸗W Frankfurt 0:5 Gau Baden: FV 04 Raſtatt— Spogg Sandhofen 61 Gau Württemberg: Anion Böckingen— Spogg Troſſingen 521 SV Göppingen— VfR Gaisburg 4*2 Süddeutſche Freundſchaftsſpiele: VfB Stuttgart— Hamburger SV(Sa) 28 FV Seislingen— Bayern München(Sa) FV Lahr— VfB Mühlburg(Sa) Kickers Offenbach— Weſtfalia Herne SV Waldhof— Bayern München VfR Pforzheim— Hamburger SV PD D Freiburger F— VfB Mühlburg in. 3 3 FW Zuffenhauſen— Union Niederrad 41 FC Singen— Sportfr Eßlingen 16 Stadtelf Fellbach— Sportfreunde Stuttgart 22:4 Allianz Stuttgart Sogg Bad Cannſtakt 325 FE 08 Villingen— FK 03 Pirmaſens 1.0 Heilbronn 96 Karlsruher FV(Sa) 0:5 VfL Neckarau— Phönix Ludwigshafen(Sa) 3:2 Gachſen— Güdweſt 9:0(4:0) Sachſen„Reichsbundpokal“⸗Gewinner. Das Wiederholungsſpiel um den Reichsbund⸗Fußball⸗ pokal endete mit einem großen Triumph des Gaues Sachſen, deſſen Mannſchaft in Leipzig den Gau Südweſt mit 9.0 (4:0) in Grund und Boden ſpielte. Vor einem Vierteljahr trennten ſich beide Gaue im Frankfurter Stadion im damaligen„Bundespokal⸗Endſpiel“ trotz verlängerter Spielzeit unentſchieden, 2:2. Damals ver⸗ gaben die Südweſtdeutſchen, bei einer 2:0 Führung ganz wie der Sieger ausſehend, die große Gelegenheit, den im Jahre 1934 ſchon einmal gewonnenen Bundespokal wieder zurück⸗ zuerobern. 8. Das Wiederholungsſpiel im Stadion des VfB Leip- zig ergab ein ganz anderes Bild. Für den Gau Südweſt ſtand Eckert, der ſchußgewaltige Wormatia⸗Stürmer, durch ſeine Mitwirkung beim letzten Everton⸗Gaſtſpiel in Nürnberg nicht zur Verfügung. Gramlich und Fath hatten einige Tage vorher in Stuttgart gegen Everton mitgewirkt und machten in Leitpzig einen vollkommen überſpielten Eindruck. Weitere Umſtellungen in letzter Stunde— Sold(Saarbrücken) ließ die Elf im Stich und Pflug(Niederrad), der von Frankfurt nach Hersfeld und von dort wieder nach Frankfurt„wan⸗ derte“, wurde vom Deutſchen Fußballbund nicht freige⸗ geben— katen ein übriges. Der Gau Südweſt war alſo ge⸗ zwungen, mit ſtumpfen Waffen nach Leipzig zu fahren. Badiſche Junioren⸗Meiſterſchaften Vor etwa 500 Zuſchauern kamen auf dem Platze des TV 46 Mannheim die erſten badiſchen Junioren⸗Leichtathletik⸗ Meiſterſchaften zum Austrag. Der Nachwuchs verriet einen prächtigen Kampfgeiſt und die Leiſtungen waren zum Teil von beachtlicher Güte. Hervorzuheben ſind der Diskuswurf von Zenker(Raſtatt) mit 39,85 Meter, der Hochſprung von Kahrmann(Schwetzingen) mit 1.74 Meter, ſowie der Stab⸗ hochſprung von Sutter(Bruchſal) mit 3.60 Meter. Keller (TV 46 Mannheim) gewann die 100 Meter mit 11,2, wäh⸗ rend der 400⸗Meter⸗Lauf eine ſichere Sache von Braun (Raſtatt) war. 100 Meter: 1. Keller(TV 46 Mannheim) 142 Moser(Se Schwetzingen) 11.8.— 200 Meter: 1. Felder (Phönix Karlsruhe) 23.4; 2. Herrwerth(TV 46 Mannheim) 23.4, Bruſtbreite zurück.— 400 Meter: 1. Braun(5 Raſtatt) 53.2 2. Hoeſchler(MTch) 53.4.— 800 Meter: 1. Lauber(Spy Baden⸗Baden) 2.05; 2. Walk(8 2075 1500 Meter: 1. Kummerholz(SV Freiburg) 4.12,6 2. Berl(TG Heidelberg) 4.16,0.— 3000 Meter: 1. Höll (Sp Baden⸗Baden) 9.09,4; 3. König(Turnerſchaft Frei⸗ burg) 9.22, 4.— Weitſprung: 1. Kopper(Univerſität Hei⸗ delberg) 6.38; 2. Feilmeier(VfR Mannheim) 6.33.— Hochſprung: 1. Kahrmann(Sp Schwetzingen) 1.74 2. Sutter(TB Bruchſal) 1.71.— iſprung: 1. Herrwerkh kannheim) 12.44; 2. Koch(Poſt Mannheim Stabhochſprung: 1. t TB Bruchſal) 8.60; 2. Hilker(TB Ottenhöfen) 2. ſtoßen: 1. Zenker TB Raſtalt) 12.46; 2. Me Heidelberg) 1183 2 Diskus: 1. Zenker(T2 5 5 2. Sutter(TB Bruchſal 97 Waibel(Tu Sp Ofters⸗ heim) 0. 8 aſtatt) 48.11.— K els⸗ Staffelmeiſterſche 400 Meter: 1. Bf Neckarau 3.38.4. 3.38, 1. VfL Neckarau 18.1 1. TV 46 Mannheim 53.6 Meter(Männer): 1. Mannheim 45.8. * 7 5 O Mea 3.50, 4.— Amal 1500 Meter: amal 100 Meter(Frauen) e Mannheim 45.1 Amal 100 2. Poſt Das ſch wurde auf dem& zen den Kürübuf ganz Hervorragendes 5 ſtürme entfeſſelten. Eine ganze Reihe unſerer Spitzenturner konnte diesmal volle Punktzahlen erreichen, ſo Schwarz⸗ mann beim Pferdſprung, Steffes am Querpferd, Volz an den Ringen und Winter am Reck. Alfred Schwarz⸗ mann erwies ſich beſter Kürturner und hielt unangefoch⸗ ten die führend 1 bei. Der Sieger Schwarzmann erreichte an den ei folgende Punktzahlen: Pflichtübungen: Pferdſpru 0, Ringe 9,600; Freiübung 9,667; Reck und Barren je 9,867; Pferd 9,500; Kür: Pferdſprung 10; Ringe 9,700; Freiübung 9,733; Reck 9,800; Barren 9,867; Pferd 9,567; Geſamt: 117,068 Punkte. Das Endergebnis: Schwarzmann(Wünsdorf) 117,068 Punkte; Winter(Frankfurt am Main) 115,833, Stadel(Konſtanz) 115,401; Stangel(München) 114,367; Steffens(Bremen) 114,132; Volz(Schwabach) 114,034; Beckert(Neuſtadt im Schwarzwald) 113,700; Sandrock(Langenfeld) 112,256; Friedrich(München) 11,900; Schelmcher(München) 111,582; Mock(Berlin) 111,201; Müller(Leuna) 110,100. Aſchaft inſchaft Zuſchauer wohn⸗ allen Geräten und Beifallsſtürme auf Beifalls⸗ Das Dolf, in dem die Welt wohnt Ein Rundgang durch das Olympiſche Dorf. Unmittelbar hinter dem Flugplatz Staaken, der ſich an das Spandauer Gebiet anſchließt, liegt das Gelände der Wehrmacht, das ſich über ganz Döberitz erſtreckt. Hier, inmitten eines der ſchönſten Flecken märkiſcher Erde, wurde von der deutſchen Wehrmacht ein großes Stück Land zur Verfügung geſtellt, damit auf ihm das Olym⸗ piſche Dorf errichtet werden konnte. Nur eine Viertel⸗ ſtunde von den eigentlichen Kampfſtätten, dem Reichs⸗ ſportfeld entſernt, liegt dieſes Stück deutſcher Heimaterde, das Wald und Waſſer, Heide und Wieſe, reizvolle Hügel mit altem Baumbeſtand, ein Wild⸗ und Vogelparadies, ein Gelände voller Abwechſlungen umſchließt und die muſtergültige Anlage birgt. Fernab von dem Getriebe der Großſtadt, von dem Gewoge der olympiſchen Feſt⸗ tage, finden hier die beſten Athleten der Welt während der XI. Olympiſchen Spiele Unterkunft. Aber mehr als das iſt ihnen hier beſchieden. Die nahezu 5000 Wett⸗ kämpfer aus über 50 Nationen ſehen ſich in die deutſche Heimat im kleinen verſetzt, denn das weitausladende Dorfgelände iſt dem Reichsgebiet entſprechend in Gaue unterteilt, und wiederum in den Gauen finden ſich die Namen der bekannteſten Städte, deren Wappen ein jedes Haus im Dorfe ziert. Es war ein weiter und ſchwieriger Weg von dem hügeligen Brachgelände, das eine jahrtauſendalte indo⸗ germaniſche Siedlung bedeckte, bis zu dem nunmehr glanzvoll errichteten Olympiſchen Dorf. Und ſelbſtver⸗ ſtändlich iſt, daß dieſe Wohnſtätte der Olympjiakämpfer, dieſes„Männerdorf“, aufbauend auf die Erfahrungen von Los Angeles 1932, alles nur Erdenkliche enthält, was wir als gaſtgebende Nation zu bieten haben. Daß dieſes jüngſte Dorf, das eigentlich trotz ſeines dörflichen Cha⸗ rakters ſchon einer kleinen Stadt entſpricht, von deutſcher wie von ausländiſcher Seite größte Beachtung und Be⸗ wunderung findet, iſt für denjenigen, der die Anlage kennt, mehr als ſelbſtverſtändlich. So nimmt es nicht weiter wunder, daß die Beſucher aus aller Welt von der erhabenen Schönheit dieſer olympiſchen Stätte überwäl⸗ tigt ſind. Tauſende und aber Tauſende von Beſuchern, die nun während der vom 2. Mai bis 15. Juni ermöglichten Beſichtigung ſich dem Führungsdienſt des Deutſchen Stu⸗ dentenwerkes Berlin anſchließen, um das Dorf mit all ſeinen Eigenarten und Schönheiten kennenzulernen, ha⸗ ben nur ein Urteil der unendlichen Begeiſterung und Be⸗ wunderung für das bisher Geſchaffene. Viele von ihnen hatten ſchon in Abbildungen oder durch Modelle einen oberflächlichen Eindruck von dem„Dorf des Friedens“, wie es wiederholt genannt wurde, erhalten, aber die Wirklichkeit überwältigte ſie dann doch vollends. Die 50 Studenten des Führungsdienſtes können nur immer wie⸗ der das gleiche von den Aeußerungen der Beſucher be⸗ richten. Unaufhörlich ſtrömen die Beſucher heran, werden in kleine Gruppen eingeteilt, und dann beginnen ſie ihren Rundgang durch das Dorf, das rund 10 Kilometer aſphal⸗ tierte Straßen aufweiſt, die ſich aber dem Charakter der Planung anpaſſen. Zunächſt führt uns der Weg durch das halbelliptiſch angelegte Empfangsgebäude, das die Grenze zwiſchen All⸗ tagsbetrieb und der Abgeſchiedenheit bildet. In der Mitte des eingeſchoſſigen Bauwerkes erhebt ſich ein male⸗ riſches Glockentürmchen. Die geſchwungene Form dieſes Eingangsgebäudes 1 0 ſich aus der Lage zur Fernver⸗ kehrsſtraße und den ſich dahinter anſchließenden Häuſer⸗ reihen. In dieſem Gebäude haben die Bewohner des Dorfes die Möglichkeit, Beſucher zu empfangen. Die Halle der Nationen, die zahlreichen Büros der Attachés, das Zollamt, das Reiſebüro, ein Bankgeſchäft, ein Poſtamt, ein Preſſezimmer, insgeſamt 75 verſchiedene Räume, ſind hier untergebracht. Schnell führt dann der Weg zu den Wohnhäuſern, die für die Unterbringung der einzelnen Nationalmannſchaften in hufeiſenförmiger Art angelegt wurden. Im Mittelpunkt des Dorfes erhebt ſich auf einem Hügel, alles weit überragend, das Küchen⸗ und Wirt⸗ ſchaftsgebäude mit ſeinen drei Stockwerken. Allein 12 000 Quadratmeter Fläche wurden für dieſes gigantiſche Bau⸗ werk zur Verfügung geſtellt. 38 Speiſeſäle mit den da⸗ hinterliegenden Küchen in der gleichen Anzahl ſtehen für die rund 5000 Sportler bereit, um jedem Teilnehmer jeder Nation eine Verpflegung zu ſchaffen, die den heimiſchen Gewohnheiten und Wünſchen entſpricht. Eine bis ins kleinſte durchdachte Organiſation des Küchenbetriebes, der Nahrungsmittelbeſchaffung und erhaltung, der Wäſche⸗ verſorgung und der Verpflegung und hygieniſchen Betreu⸗ ung eines Perſonals von 700 Köpfen hat es ermöglicht, daß alles an dieſer Stelle konzentriert und vereinigt wer⸗ den konnte. Gerade die Frage der Ernährung findet bei den Beſuchern ein großes Intereſſe. Immer wieder fragt man nach den Speiſekarten und erkundigt ſich nach dem Grundplan, der für die Speiſefolgen von dem Norddeut⸗ ſchen Lloyd, der die Organiſation übernommen hat, auf⸗ geſtellt wurde. Aus der Reihe der größeren Bauten muß das Ge⸗ meinſchaftshaus, Hindenburghaus genannt, hervorgeho⸗ ben werden, das für das geiſtige Wohl der Dorfbewohner gedacht iſt. Hat man die Ehrenhalle für den verſtorbenen Generalfeldmarſchall von Hindenburg durchſchritten, kommt man in den großen Theaterſaal mit ſeinen moder⸗ nen Bühnenanlagen, wo allabendlich künſtleriſche, muſika⸗ liſche, Film⸗ und Varietédarbietungen die Wettkämpfer unterhalten werden. Im Zuge der Großbauten liegen dann die Schwimm⸗ und Turuhalle, die an den beiden Querſeiten des in ſei⸗ nen Ausmaßen und Anlagen genau dem Kernplatz des Olympiſchen Stadions entſprechenden Sportplatzes liegen. Die Uebungs⸗ oder Turnhalle iſt für das Formerhal⸗ tungstraining mit und ohne Gerät gedacht: ebenſo dient die Schwimmhalle ſowohl dem Training als auch der Er⸗ friſchung für alle Dorfbewohner. Weite Glasflächen an den dem Sportplatz zugekehrten Seiten laſſen viel Licht und Luft hereinſtrömen, überdies können die Glaswände geöffnet werden, ſo daß man direkt vom Freien in das Innere der Hallen gelangen kann. Zwiſchen dem Hinden⸗ burghaus und dem Sportplatz liegt der Waldſee, an deſſen einer Ecke eine Sauna— ein Dampfbad nach finniſcher Art— errichtet wurde. In den Wohnhäuſern, die ſämtlich gleich eingerichtet über das 550000 Quadratmeter Grundfläche umfaſſende Gelände des Olympiſchen Dorfes verſtreut liegen, finden wir den Abglanz der deutſchen Heimat. Am Eingang je⸗ des der Wohnhäuſer iſt in Sgraffito⸗Technik das Wahr⸗ zeichen einer deutſchen Stadt angebracht, und im Innern erblicken wir dann im Gemeinſchaftsraum wieder einige Darſtellungen aus dem betreffenden Stadtbild, von Künſtlerhand entworfen. Nicht immer ſind es Motive aus den Städten, vielfach wird auch deutſche Sage und Ge⸗ ſchichte lebendig. In ſeiner Größe und Schlichtheit tritt uns im Haus Tannenberg das Wandbild mit der Dar⸗ ſtellung des deutſchen Nationaldenkmals entgegen. Die mit grauen, grünen oder blauen Möbeln freundlich aus⸗ geſtatteten Einzelzimmer— jedes nimmt zwei Wett⸗ klämpfer auf— tragen an ihren Wänden ebenfalls charak⸗ teriſtiſche Darſtellungen aus den deutſchen Gauen. Vorbei führt uns der Weg an dem Märchenwald mit ſeinem 300 Jahre alten Baumbeſtand, vorbei an der Ba⸗ ſtion mit ihrem herrlichen Rundblick, vorüber an der Feierſtätte, wieder zurück zum Ausgang. Um ein tiefes Erlebnis deutſchen Geſtaltungsver⸗ mögens und organiſatoriſcher Meiſterleiſtung reicher ver⸗ läßt der Beſucher dieſe in der Welt einzigartig daſtehende Anlage. Alles iſt boreit für die Aufnahme der am 1. Juli bereits eintreffenden Athleten, für die Jugend der Welt! W. Schnauck.