Iinſche int täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Beingspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, 10 des Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., inn Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte u, 3. Anz.⸗Preisliſte Nr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr gunſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkümdblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Sechen heim. Bote Tages und Ruzeigehblatf Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Nr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 36 1150 36. Jahrgang Für eilige Leſer : Das Kabinett Zeeland iſt infolge des Ausganges der Wahlen in Belgien zurückgetreten. 2: Nach dem„Oeuvre“ wird die neue franzöſiſche Re⸗ gierung wahrſcheinlich die endgültige Löſung des abeſſi⸗ niſch⸗italieniſchen Skreites und die Aufhebung der Sühne⸗ maßnahmen gegen Italien auf die Septembertagung des Völkerbundes verſchieben. 2: Der britiſche Oberkommiſſar in Paläſtina bekonte in einer Kede in Tel Aviv, daß weder Streik noch Gewalt die Durchführung der britiſchen Beſchlüſſe und Verpflichtungen auf Grund des Mandats verhindern könnten. : Die Unruhen in Paläſting nehmen immer bedrohli⸗ cheren Umfang an. die Kämpfe jwiſchen den Arabern und Juden haben keilweiſe bereits den Charakter eines offenen Aufſtandes. : Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Koblenz begann ein Prozeß gegen weit über 200 Angehö- tige des Franziskaner ⸗Bruderordens, denen ſchwerſte ſitt⸗ liche Berfehlungen zur Laſt gelegt werden. —— —— 2———————— 92 9 2 6 5 8 Paläſtina in Aufruhr Gefechte zwiſchen britiſchen Truppen und Arabern. England gibt nicht nach. London, 26. Mai. Die Unruhen in Paläſting nehmen, wie die engliſchen Blätter melden, immer bedrohlicheren Umfang an. Teilweiſe haben die Kämpfe zwiſchen Arabern und Juden, die nun⸗ mehr ſeit ſechs Wochen im Gange find, bereits den Charak- ter eines offenen Aufſtandes, der den britiſchen Behörden große Schwierigkeiten bereitet. Der ganze Küſtenſtrich von haifa bis Gaza und das Gebiet zwiſchen Jeruſalem und Nazareth ſind von den Anruhen berührt. Bewaffnete Trupps ſtreifen durch die Hügel und feuern vielfach auf die Polizei und die britiſchen Truppen. Der britiſche Oberkommiſſar betonte in einer Rede, die er am Dienstag anläßlich des Empire⸗Tages auf der Le⸗ vante⸗Meſſe in Tel Aviv hielt, daß weder Streik noch Ge⸗ walt die Durchführung der britiſchen Beſchlüſſe und Ver⸗ pflichtungen aufgrund des Mandats verhindern könnten. Der Oberkommiſſar hat dadurch erneut zu erkennen gegeben, daß die jüdiſche Einwanderung in Paläſtina entgegen den arabiſchen Proteſten fortgeſetzt wird. In Gaza konnte der Ausbruch von Unruhen im letzten Augenblick durch Einſatz von Militär verhindert werden. In den Gebirgen Samaria und Galiläa iſt es zu un⸗ zähligen kleineren Zwiſchenfällen gekommen. Beſonders er⸗ wähnenswert iſt dabei ein Zuſammenſtoß zwiſchen einer britiſchen Militärpatrouille und einem ſtarken arabiſchen Kampftrupp. Wie im einzelnen berichtet wird, kam es in der jüdiſchen Kolonie Meſha zu einem Kampf zwiſchen Arabern und der Polizei. Die Araber rückten aus mehreren Richtungen ge⸗ en die Kolonie vor und eröffneten das Feuer. Später tra⸗ 1 engliſche Truppen ein, die die Araber, nachdem ſie Verkuſte erlitten hatten, zurücktrieben. Den Behörden war mitgeteilt worden, daß in der Nähe von Jaffa meh⸗ rere engliſche Familfſen in Gefahr ſeien. Trup⸗ pen die darauf zur Unterſuchung entſandt wurden, brach⸗ ten die Familien in Sicherheit. Bei dieſer Unternehmung wurde ein britiſcher Soldat verwundet. Auf der Straße zwiſchen Nablus und Janin kam es zu einem Gefecht zwiſchen Arabern und britiſchen Trup⸗ pen, bei dem es mehrere Verletzte gab. Auf die Filiale der Anglo⸗Paläſtina⸗Bank und auf den Bahnhof von Jaffa wurden mehrere Bomben geſchleudert. Schüſſe aus der Moſchee Zu dem Zwiſchenfall in der Nähe von Nazareth wird ergänzend gemeldet, daß die Einwohner der Stadt Kefr Kenna durchmarſchierende engliſche Truppen mit einem Steinhagel empfingen. Die Truppen durchſuchten darauf die Häuſer, wobei ſie von den Dächern weiter mit Steinen beworfen wurden Viele Frauen beteiligten ſi chan dieſem Angriff Ein Engländer erhielt eine ſchwere Kopfwunde. Die Truppen machten von der Schußwaffe Gebrauch. Dabei wurde ein arabiſches Mädchen getötet, Nach einer weiteren Meldung wurde von der Mo⸗ ſchee in Jaffa aus ein Angriff auf die Palizei durchge⸗ führt. Es wurden Schüſſe abgefeuert und Bomben gewor⸗ fen. Am Dienstag morgen kam es am Fuße des Berges Tabor zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen britiſcher Po⸗ lizei und etwa 250 Arabern. Die Polizei mußte ſich nach kurzem Gefecht wegen Munitionsmangel zurückziehen. Bomben und Nägel In den Städten Paläſtinas vergeht keine Nacht mehr ohne Bombenwürfe, ſo daß die Bevoͤlkerung unter dauern⸗ der Beunruhigung gehalten wird. Dabei ſcheinen ſich breite arabiſche Volksſchichten an dieſen Sabotageakten zu beteili⸗ gen. So gewinnt auch der arabiſche Generalſtreik immer mehr die Form eines regelrechten Aufruhrs. Obwohl das Militär und die 11 die Straßen me 0 ſach täglich don Nägeln ſäubern bleiben immer wieder die Kraftwagen des Militärs, der Polizei und der Mandaksbe⸗ rden mit zerſtörten Reifen auf der Skrecke. 27. Mai 1936 Mittwoch, den Ein Verbot Dr. Goebbels' Keine Sprechchöre mehr auf Parteiveranſtaltungen. Ns Die Reichspropagandaleitung, gez, Dr. Goebbels, gibt bekannt:„ s Es beſteht Veranlaſſung darauf hinzuweiſen, daß in letzter Zeit der Sprechchor auf Parteiveranſtaltungen in üäbermäß ger Weiſe mißbraucht worden iſt. Nach eini⸗ gen Anſätzen hat ſich leider die Konjunktur dieſes Themas bemächtigt. Es hat ſich dabei eine öde Gebrauchs⸗ lyrik herausgebildet, die ſich nur in der Aenderung der Re⸗ quiſiten von den ſattſam bekannten„patrjiotiſchen“ Feiern der Vergangenheit unterſcheidet. Dieſe Machwerke, deren Gefährlichkeit von den Kulturreferenten meiſt nicht voll er⸗ kannt wird, werden dann einer Organiſation unſeret Bewe⸗ gung zur Aufführung in die Hand gedrückt. Banalitäten und Phraſen werden nicht dadurch gehaltvoll, daß man ſie in getragenem Tone vorträgt oder in Chören ſpricht. Die geſchwollene und bombaſtiſche Ausdrucksweiſe, in der die deutſche Revolution in ſolchen unausgereiften Wer⸗ ken gefeiert wird, ſteht in ſcharfem Gegenſatz zu dem ſchlich⸗ ten Kämpferleben und dem ſchweigenden Opfer unſerer Barteigenoſſen. In den Reihen der Partei darf aber für Dilletantismus kein Raum ſein. Ich verbiete deshalb für alle Veranſtaltun⸗ gen der Partei und ihrer Gliederungen die Verwendung des Sprechchors. Rex und Deutſchland Aeußerungen des Führers der Bewegung. Paris, 26. Mai. Ein Berichterſtatter des„Journal“ hatte mit Degrelle, dem Führer der Rexpartei, eine Unterredung über den Aus⸗ bay und die Ziele ſeiner fungen Bewegung. Schon beim Betreten des Rexgebäudes in Brüſſel, ſo meint der Bericht⸗ erſtatter, habe ihn eine Luft umgeben, wie ſie vor der Machtübernahme der NSDAß in Deutſchland im Hauſes des Berliner Gaues der nationalſosiaſiſtiſchen Be⸗ wegung geweht habe. Ueberall Plakate und Aufrufe, kurz und prägnant, überall das gleiche Organiſationsfieber, die gleiche Geſchäftigkeit und der gleſche Eifer. Mit 30 000 Franken habe Degrelle ſeine Bewegung ge⸗ gründet. Heute habe ſie bereits ein feſtes Kapital von über 20 Millionen Franken Für einen Platz in den überfüllten Wahlverſammlungen habe man in den letzten Wochen bis zu 20 Franken gezahlt. Aber ſelbſt dann habe man noch keinen bekommen Degrelle habe mit ihm lange über das deutſch⸗franzö⸗ ſiſche Berhältnis geſprochen und ihm ſchließlich mit blitzen⸗ den Augen gefragt:„Was würden Sie ſagen, wenn einmal ein belgiſcher Staatsmann in der Kolle des Vermittlers ſich vornehmen würde, die deutſch⸗franzöſiſche Berſtändigung zu verwirklichen?“ Bis September! Verſchiebung der Abeſſinien⸗Entſcheidung. Paris, 26. Mai. Laut„Oeuvre“ wird die neue franzöſiſche Kegierung wahrſcheinlich die endgültige Löſung des abeſſiniſch⸗italieni⸗ ſchen Streitfälles und die Aufhebung der Zühnemaßnahmen gegen Italien auf die Sepkemberſitzung des Völkerbundes verſchieben. Durchaus möglich ſei, daß Italien bis dahin aus dem Völkerbund ausgeſchieden ſei. Andererſeits ſeien Verhandlungen zwiſchen Italien und Oeſterreich⸗Ungarn kaum möglich, falls Italien Genf wirk⸗ lich verlaſſen ſollte Sowohl Oeſterreich wie Ungarn hätten beide für den Augenblick jedenfalls noch den Wunſch, wei⸗ terhin in Genf zu verbleiben. Im Verlaufe der letzten Tage habe Italien die Nei⸗ gung bekundet ſeine europäiſche Zuſammenarbeit mit Frankreich und England wieder aufzunehmen, je⸗ doch in einer Weiſe, die weder in London noch in Paris leicht Zuſtimmung finden könnte. Alle Entſcheidungen dürften jedoch auf den September verſchoben werden. Dies bedeute aber nicht, daß jegliche diplomatiſche Tätigkeit bis dahin ruhen ſolle, im Gegenteil. eine unentſchloſſene Haltung gegenüber der faſchiſtiſchen Politik ſei nicht mehr möglich, und die neue franzöſiſche Re⸗ gierung werde in dieſer Frage eine endgültige Stellung⸗ nahme treffen müſſen. Die Memeler Stadtratswahl Wieder große memeldeutſche Mehrheit. Memel, 27. Mai. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Wahlen zur Me⸗ meler Stadtverordnetenverſammlung haben von 27 235 Wahlberechtigten 23 515 ihre Stimme abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 86,3 o H. entſp licht. Die Memellän⸗ diſche Gemeinſchaftsliſte erhielt 14604 Stimmen, die vier litauiſchen Liſten erhielten zuſammen 6 591 Stimmen, die drei Splitterliſten 2040 Stimmen. Danach entfallen auf die Memelländiſche Gemeinſchaftsliſte 25 Sitze, auf die vier litauiſchen Liſten 11 Sitze und auf die drei Splitterliſten 3 Sitze. Ein weiteres Mandat iſt noch umſtritten. Bei der außerordentlich ſtarken Zuwanderung aus Großlitauen nach Memel und der lebhaften Wahlagitation der litauiſchen Parteien muß das Ergebnis als ein großer Erfolg der Memeldeutſchen gewertet werden, das auch in der neuen Skadtverordnetenverſammlung über eine große Mehrheit verfügen wird. 1 Frage gelöſt, vor die ſich ſowohl das engliſche Au als auch die engliſche Krone durch die Anweſenheit des Ne⸗ gus geſtellt geſehen hätte. Nr. 122 Regierung Zeeland zurückgetreten Folge des Wahlergebniſſes in Belgien. Brüſſel, 27. Mai. Das belgiſche Kabinett iſt zurückgetreten. Am Dienskag um 17 Uhr krat der Miniſterrak zuſammen, um zu der durch das Ergebnis der Neuwahlen geſchaffenen Lage Skellung zu nehmen. Nach kurzer Beratung wurde beſchloſſen, dem König den Kückkritt des geſarnten Kabinekts zu unterbrei⸗ ten. Miniſterpräſident van Jeeland begab ſich ſofork zum König, um dieſem den Beſchluß des Kabineits mitzukeilen. 46 ad 1 2 5 2 Der Aeberfall auf Starhembergs Schloß Frühere Heimweheleute waren beteiligt! Wien, 26. Mai. Kurz vor Mitternacht iſt eine amtliche Erklärung über die Angelegenheit des verſuchten Ueberfalles auf das Star⸗ hemberg'ſche Schloß Waxenberg erſchienen. Dieſe Erklärung enthält eine ausführliche Darſtellung des Ueberfalls. Von beſonderem Intereſſe iſt, daß darin zum erſten Male zugegeben wird, daß ein großer Teil der Beteiligten in Beziehung zum Heimatſchutz geſtanden hat. Dieſe Leute hatken nach der erwähnten Darſtellung der Heimwehr bis um Jahre 1931 angehört und waren nach dem Mißlingen es Pfriemer⸗Putſches zur nalionalſozialiſtiſchen Bewegung übergegangen. Ob ſie, wie man aus guter Quelle hört, auch nach dieſem Zeitpunkt bis jetzt im Mannſchaftsſtand der Heimwehren geführt wurden, wird in der amtlichen Mittei⸗ lung nicht geſagk. Wie weiter von privater Seit ter den Teilnehmern, die den einige Perſonen aus der 2 ſes Waxenberg ſelbſt befinden digen die Männer ül verlautet, ſollen ſich un⸗ erfall vorbereiteten, auch nerſchaft des Schloſ⸗ haben als die Ortskun⸗ r die Schloßmauer in das Schloß ge⸗ führt. Durch ande ener die in die Sache eingeweiht waren, wurde die E mecie von dem Plan benachrich⸗ tigt was eine rechtzeitige Gegenaktion ermöglichte. Des Negus Reiſe nach London Der Urlaub des britiſchen Geſandten in Addis Abeba. Rom, 26. Mai. Im„Giornale d'Italia“ befaßt ſich der Londoner Kor⸗ reſpondent mit der Nachricht, daß der frühere Kaiſer von Abeſſinien inkognito in der engliſchen fen ſoll. Er ſchreibt: Hauptſtadt eintref⸗ Sollte die Nachricht zutreffen, ſo wäre eine An e enam Die gemäßigten Londoner Kreiſe erwarteten mit einer gewiſſen Ungeduld eine feſte Erklärung der Regie⸗ rung umſomehr, als Eden anſcheinend jede Gelegenheit benützen wolle, um die Lage zwiſchen England und Italien durch Worte weiter zu verſchärfen Edens Aeußerungen lie⸗ ben eine ausgeſprochene und gefährliche Neigung erkennen, die Tatſache der Souveränität Italiens über Abeſſinien nicht anzuerkennen. So ſei die Antwort Edens im Unter⸗ haus über den Verbleib der engliſchen Truppen zum Schut⸗ ze der engliſchen Geſandtſchaft in Addis Abeba nach An⸗ ſicht des Blattes„eine wenig zufriedenſtellende Erklärung“. Ein günſtiges Anzeichen ſehe man dagegen in der ebenfalls von Eden im Unterhaus gemachten Mitteilung über den bevorſtehenden Urlaub des engliſchen Geſandten in Addis Abeba. Dieſer Nachricht komme, wie das Blatt meint, eine grö⸗ ßere Bedeutung zu, als das auf den erſten Blick ſcheine. Sie erinnere ſtark daran, daß auch der amerikaniſche Ge⸗ ſandte demnächſt ſeinen Poſten verlaſſen und„auf Urlaub“ nach Waſhingkon gehen werde. Es war die Krone Badoglios London, 27. Mai. Die von den ägyptiſchen Zollbehör⸗ den beſchlagnahmten Schätze, die aus der goldenen Krone und einem mit Juwelen beſetzten Schwert beſtehen, haben ſich, nach einer Reutermeldung aus Kairo, inzwiſchen als das Eigentum des italieniſchen Marſchalls Badoglio heraus⸗ geſtellt.. a Politiſches Allerlei Bauwerk deutſcher Vergangenheit in Niga ſoll verſchwinden. Am Dienstag bringt das lettiſche halbamtliche Blatt „Rits“ eine ausführlche Meldung, durch die alle Zweifel dar⸗ über beſeitigt werden, daß bei der Leitung der lettiſchen Wirtſchaftskammer die Abſicht beſteht, das Haus der Großen Gilde ix Riga niederzureißen. Zur Begründung wird er⸗ klärt, daß das Haus der Großen Gilde wirtſchaftlich geſehen unrentabel ſei. In dieſem Zuſammenhang ſei darauf hinge⸗ wieſen, daß das Haus der Großen Gilde zu Riga in ſeinen älteſten Teilen aus dem 13. Jahrhundert ſtammt. Weißbuch über den S dushaltsſkandal. Der Bericht des Unterſuchungsausſchuſſes, der ſich mit dem britiſchen Haushaltsſkandal befaßt hat, wird am Mitt⸗ woch fertiggestellt und dem Innenminiſter Sir John Simon überſandt werden. Das Kabinett wird den Bericht ſobald wie möglich erörtern und ihn dann als Weißbuch veröf⸗ fentlichen. Die Arbeiterpartei hat mitgeteilt, daß ſie darauf beſtehen wird, die Angelegenheit nach den Nee ber im Unterhaus zur Sprache zu bringen. Auch von ſeiten der Re⸗ gierungsparteien wird dieſer Wunſch vielfach geteilt. Die Fum⸗ und preisträger Dr. Goebbels z die Preiſe. Berlin, 27. Mai. Reichsmin el ergab am Dienstagnach⸗ 1 des Nationalen Film⸗ ir Carl Froelich und dem führer Gerhard Schumann, ihre Preiſe. Bereits in ſeiner Anſprache bei dem Feſtakt der Reichs⸗ kulturkammer im Deutſchen Opernhaus am 1. Mai hatte der Miniſter die Verleihung der Preiſe ausführlich begrün⸗ det. Der Filmpreis wurde Carl Froelich für den Film „Traumulus“, der Buchpreis Gerhard Schumann für ſein Werk„Wir ſind das Korn“ zuerkannt. Bei der Uebergabe der Preiſe gab der Miniſter ſeiner Freude dar⸗ über Ausdruck, daß ſie auch diesmal wieder ohne Vorbehalt mit ganzem Herzen ihren Trägern zugeſprochen werden konn⸗ ten für Leiſtungen, die große künſtleriſche Schöpfungen dar⸗ ſtellen. „Ein unſicheres Gefühl“ Darum blieb er am Tage des Einſturzes zu Hauſe. Berlin, 27. Mai. Im Baugrubenprozeß wurde am Dienstag als erſter Zeuge der Tiefbauarbeiter Paul Sto lzenburg, der noch jetzt bei der Berliniſchen Baugeſellſchaft tätig iſt, ver⸗ nommen. Nach ſeiner Wahrnehmung iſt zuerſt die weſt⸗ liche, alſo die Tiergartenſeite, eingeſtürzt, erſt dann folgte, wie er weiter ausſagte, mit lautem Dröhnen die Oſtſeite. Zum Schluß ſtürzte dann der Bagger zuſammen. Beſonderes Intereſſe erregten die Ausſagen des Stra⸗ ßenbahnſchaffners Friedri ch Stielke, der Folgen⸗ des bekundete: 8 „Wir fuhren in Richtung Potsdamer Platz. Am Bran- denburger Tor ſtoppte plötzlich mein kollege RKetzke heftig den Wagen ab. Ich ſah eine große Staubwolke und be. obachtete, wie die Baugrube einſtürzte. Im gleichen Augenblick ſauften drei Tiergartenbäume mit den Erdmaſ⸗ ſen nieder. Erſt dann ſackte der Bagger ab, und das Waſ⸗ ſer ſtrömte aus den Ausflußrohren hervor. Das alles ging in Sekundenſchnelle vor ſich. In der Nachmittagsſitzung nahm die Vernehmung des Zeugen Reinhold Grabe rt einen breiten Raum ein, der im Juni als Tiefbauarbeiter auf der Bauſtelle einge⸗ ſtellt worden war. Dieſer Zeuge bekundete, daß er ſchon mehrere Tage vor der Kataſtrophe ſtändig ein unſiche⸗ res Gefühl gehabt hätte. Am Tag vor dem Unglück habe er bemerkt, daß einige Tra gerfüße frei ſtanden. Dieſe Beobachtung habe er, wie er bekundet, dem ums Leben gekommenen Schachtmeiſter Dümke mitgeteilt. Am 20. Auguſt, dem Tag der Kakaſtrophe, ſei er nicht zur Arbeitsſtätte gegangen, weil er ſich nicht wohl fühlte und außerdem ein beſonders ſtarkes Angſtgefühl verſpürt haben will. Die Ausſagen dieſes Zeugen ſtehen in einem ge⸗ wiſſen Widerſpruch zu den Bekundungen, die er noch dem Unglück freiwillig gemacht hatte. Der Vor⸗ ſitzende nahm daher Veranlaſſung, den Zeugen zu fra⸗ gen, ob er auch wirklich all das, was er vor Gericht heute ausſagte, ſelbſt beobachtet habe oder ob er ſich nur wichtig tun wolle. Der Zeuge erwiderte darauf, daß er ſeine Aus⸗ ſage aufrechterhalten müſſe mittag den di und Buchpreiſ gern 9 Reg Zwei Landesverräter unſchäblich gemacht Berlin, 26 Mai. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Der 27jährige Herbert Preuß aus Tilſit iſt durch Ur⸗ teil des Volksgerichtshofes wegen Landesverrats zu he⸗ benslangem Zuchthaus und dauerndem Verluft der bürgerlichen Ehrenrechte berurteilt worden. Preuß hat im Sommer 1935 im Auftra ge einer ausländi⸗ ſchen Macht Nachrichten über Stärke und Verteilung der Wehrmacht in Oſtpreußen insbeſondere über die Zuſammenſetzung und Bewaffnung der Garniſon einer be⸗ ſtimmten oſtpreußiſchen Stadt geſammelt. Bei dem Ver⸗ ſuch, dieſe Nachrichten in das Ausland zu bringen, iſt er feſt⸗ genommen worden Ferner iſt der 27 Jahre alte Marx Wittich aus Neiſſe durch Urteil des Volksgerichtshofs wegen Landesver⸗ rats zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wor⸗ den. Der Verurteilte hat im Jahre 1935 im Auftrage einer gusländiſchen Macht verſucht, Stärke, Ausrüſtung und Zu⸗ ſammenſetzung der Garniſon einer Stadt Schle⸗ ſiens zu Verratszwecken in Erfahrung zu bringen. Drei aus dem Bruch Roman von Paul Hain. 24. Zweiundzwanzigſtes Kapitel. Jörg Kunkel war lange herumgewandert. Keinen Tag mehr durfte er im Dienſte Holtorfs bleiben— das ſtand bei ihm feſt. Ah— aber büßen ſollten ſie es! Vor allem dieſe Baroneſſe! Dieſer Peitſchenſchlag ſollte ihr unver⸗ geſſen bleiben! Er wußte, daß Friedrich Holtorf erſt gegen Abend aus der Stadt zurückkommen würde. So lange mußte er war⸗ ten. Mußte ſeinen Grimm in ſich einſchlucken. Ein roter Streifen lief ihm quer übers Geſicht. Er brannte noch immer wie Feuer.— Der Abend zog ſchon über den Himmel, als er zum Gutshof zurückkehrte. Er wollte ſeine Papiere fordern. Vom Herrnl Er begab ſich in das neue Herrenhaus hinüber. Fragte nach Friedrich Holtorf. „In ſeinem Zimmer!“ wurde ihm geſagt. Kurz klopfte er an die Tür, hinter der er Friedrich Holtorf wußte. Pah— er brauchte nicht mehr zu katz⸗ buckeln— morgen würde er zum Fährbauern gehen. Der konnte ſo einen wie ihn immer gebrauchen. Friedrich Holtorf ſaß vor dem Schreibtiſch. „Herein!“ Sah verwundert auf Jörg Kunkel. „Ich will meine Papiere haben. Ich gehe. Heute noch! Darum bin ich hier.“ „Papiere? Ja— warum?“ 50 Kunkel kniff ein Auge zu. Wußte der Herr noch nichts? „Weil ich mich nicht von einer Frau kujonieren laſſe, Herr Sehen Sie dieſes Mal hier auf meinem Geſicht? Er trat drohend näher. „Da hat mich heut'— die Frau mit der Reitpeitſche ge⸗ ſchlagen, als ſie mit ihrem— ihrem, mit dieſem Baron von Bolkenhagen ſpazierenritt.“ Friedrich wich zurück. „Mann— ſeid Ihr wahnſinnig?“ Kurzmeldungen Braunſchweig. Den Ausklang des Reichsjugendführer⸗ lagers der HJ. bildete eine machtvolle Kundgebung. Die rund 900 Bann⸗ und Jungbannführer aus dem Reich traten zu einem letzten Appell vor dem Stabsführer an. Stabs⸗ führer Hartmann⸗Lauterbacher erinnerte in ſeiner Anſprache daran, daß eine Woche harter, aber auch ſchöner Arbeit nun vorüber ſei. Furchtbares Fährunglück 17 Kinder in Mähren ertrunken. Lundenburg(Mähren), 27. Mai. Am Dienstag unternahmen die Volksſchulen von Rakvitz im Bezirk Auſpitz(Mähren) einen Ausflug auf die Pavlover Höhe. Bei Neumühl wurden die Schulkinder mit einer Fähre über den angeſchwollenen Thaya⸗Fluß geſetzt. Dabei kenterte das Fährboot, und die Kinder fielen in das Waſ⸗ ſer. Nach der Meldung der Gendarmerieſtation ſind 17 Kinder erkrunken. Wie ergänzend zu dem Fährunglück gemeldet erden noch 31 Schulkinder vermißt. Die Kata⸗ ſtrophe iſt auf das plötzliche Auseinanderbrechen des Fährbootes zurückzuführen. Die auf der Fähre befind⸗ lichen Lehrer beteiligten ſich fieberhaft an den Rettungs⸗ arbeiten. Der Lehrer Vovotny rettete allein neun Kinder. wird, Tapferer Kolonialkämpfer 88 Jahre Starnberg, 26. Mai. Der Kapitän 3. See a. D. Freiherr Armand von Erhardt feierte in körperlicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche ſeinen 88. Geburtstag. Freiherr von Erhardt befehligte im Jahre 1887 das deutſche Kriegsſchiff „Olga“ an der Küſte von Samoa. Mit 120 deutſchen See⸗ leuten warf er ſich damals mit Erfolg 2000 aufgehetzten Eingeborenen entgegen, ſchlug ſie zurück und brachte den dort anſäſſigen Deutſchen Hilfe und Rettung in höchſter Not. Wenig ſpäter vernichtete an der gleichen Küſte ein furcht⸗ barer Orkan alle vor Anker liegenden Kriegsſchiffe. Nur Freiherrn von Erhardt gelang es, trotz großer Seenot ſein Schiff zu retten. Vorbildliche ſoziale Tat— 100 000 RM Werkſtiftung. Aachen, 26. Mai. Gelegentlich eines Kameradſchafts⸗ abends der Tuchfabrik Rummeny in Haaren bei Aachen teilte der Betriebsleiter mit, daß ſich die Geſchäftsleitung entſchloſſen habe, neben der Gewährung von 50 KdF⸗Rei⸗ ſen eine Werkſtiftung von 100 000 RM J zu errichten. Sie hat den Zweck, Wohlfahrtseinrichtungen zu fördern, ſowie Werksangehörige, die mindeſtens zehn heſchäftigt waren, Wi und 2 fall zu unterſtü 5 9e 0 tung Gefolgſchaftsmitgliedern, 5 Eigenkapital verhelfen. und der Fünf Opfer einer Familientragödie Mutter vergiftet ſich und vier Kinder. Ebersbach. 27. Mai. Eine furchtbare Familientragödie hat ſich hier in einer Siedlung abgeſpielt. Eine Frau Beuer wurde am Dienstagmittag zuſammen mit ihren vier Kin⸗ dern, Mädchen im Alter von zwei Monaten, anderthalb Jahren, vier und ſechs Jahren, in ihrer Wohnung durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Die Kinder der Bauer waren in den letzten Tagen leicht erkrankt. Als ſich am Dienstagvormittag nichts in der Wohnung rührte, ſtellten die Nachbarn Nachforſchungen an. Alle Toten lagen in der Wohnküche, das jüngſte Kind im Kinderkorb, die anderen auf dem Sofa, während die 32jährige Mutter auf dem Bett lag. 8 Die Unterſuchung ergab, daß die Frau mit ihren Kin⸗ dern den Tod geſucht hal. Der Grund zu dieſem Schritt iſt nicht bekannt. Ihr Mann ſollte am Dienstag nach mehr⸗ wöchiger Abweſenheit heimkommen. Angiück beim Schülerausflug Ein Toter, elf Verletzie. Bad Schandau, 27 Mai In Porſchdorf ereignete ſich am Dienstag ein ſchwerer Verkehrsunfall Ein Laſtwagen aus Wittenberg, auf dem ſich 31 Schüler mit ihrem Lehrer befanden, geriet in der Kurve aus der Fahrbahn, durchſtieß ein Geländer und rutſchte die Böſchung hinab. Glücklicher⸗ weiſe wurde der Wagen von am Fuße der Böſchung ſtehen⸗ den Bäumen aufgehalten, ſo daß ein Sturz in den dort fließenden Bach vermieden wurde Bei dem Unfall wurde der 12 Jahre alte Schüler Hein Doerp tödlich verletzt. Zehn weitere Schüler mußten mit mehr oder weniger ſchweren Verletzungen in das Kranken⸗ haus nach Bad Schandau eingeliefert werden. Auch der Fahrer des Wagens trug ſchwere Verletzungen davon. Zwei Autobusunglücke Madrid, 26. Mai. Bei Linares ſchlug ein mit Teilne mern an einer anarcho⸗ſyndikaliſtiſchen Kundgebung in Se⸗ villa beſetzter Autobus um und begrub die Inſaſſen unter ſich. 20 Perſonen wurden zum größten Teil ſchwer verletzt Paris, 26. Mai. Ein ſchweres Unglück ereignete ſich in der Nacht in der Nähe von Nogent, einer kleinen Ortſchaft ſüdlich von Paris. Ein vollbeſetzter Autobus raſte gegen einen Pappelbaum und ging vollkommen in Trümmer. Zwei Perſonen wurden getötet und 23 andere zum Teil le⸗ bensgefährlich verletzt 8 1 * Auszeichnung eines ſchwediſchen Rokkreuz-Fliegers. Stockholm, 26 Mai. Der ſchwediſche Rotkreuz⸗Flieger Graf Carl Guſtap von Roſen iſt aus Abeſſin en zu⸗ rückgekehrt. Er ſtattete mit ſeinem Flugzeug der hieſigen Luftfahrtausſtellung einen Beſuch ab und wurde dabei von einer tauſendköpfigen Zuſchauermenge ſtürmiſch begrüßt. Der Vorſitzende des ſchwediſchen Aero⸗Klubs überreichte ihm die Goldene Plakette des Klubs mit der Inſchrift„Für ruhmreiche Flüge im Dienſte der Humanität“. Sieben Bergleute eingeſchloſſen London, 27. Mai. In der Nähe von Haverfordweſt in der Grafſchaft Pembrokeſhire ereignete ſich am Dienstag ein ſchweres Grubenunglück. dem wahrſcheinlich ſieben Menſchenleben zum Opfer gefallen ſind. Infolge eines Waſſereinbruchs wurde ein Stollen, in dem 21 Bergleute arbeiteten, in kurzer Zeit völlig überſchwemm. 14 Berg. leuten gelang es, ſich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Von den übrigen ſieben iſt bisher einer als Leiche gebor⸗ gen worden. Die anderen ſechs ſind noch eingeſchloſſen. Schiffszuſammenſtoß— Sechs Tote London, 27. Mai. Am Dienstag ſtieß auf der Höhe von Vorkſhire der engliſche Tankdampfer„San Salvador“ n dichtem Nebel mit dem engliſchen Fiſchdampfer„Picador“ aus Hull zuſammen. Die Gewalt des Zuſammenpralls war ſo groß, daß der Fiſchdampfer innerhalb von drei Minuten ſank. Von der 20 Mann ſtarken Beſatzung konnten 14 Mit⸗ glieder von dem Tankdampfer gerettet werden, während die übrigen ſechs ertranken Kattowitz. In Oſtoberſchleſien kam es in dem Induſtrie⸗ ort Rydultan zu unglaublichen Ausſchreitungen von Ange⸗ hörigen des Polniſchen Aufſtändiſchenverbands gegen Min⸗ derheitsdeutſche. Etwa 30 Deutſche haben ſchwere Verlet⸗ zungen erlitten. Paris. Der Generalſekretär der Kommuniſtiſchen Par⸗ tei, Thorez, kündigte die Bildung von Volksfrontausſchüſſen an, die der Regierung„bei der Durchführung des Volks⸗ frontprogramms“ helfen ſolle. London. Außenminiſter Eden erklärte im Unterhaus daß der engliſche Geſandte in Addis Abeba in Kürze auf Urlaub nach London kommen werde. Waldbrand kataſtrophe in Nordamerika Fünf Arbeits dienſtfreiwillige verbrannt, 33 vermißt. Newyork, 27. Mai. Wie aus New Gretna(New⸗Jerſey) gemeldet wird, ſind bei der Bekämpfung eines Waldbrandes, der ſich üble ein Gebiet von 130 Quadratkilometer erſtreckte und mehrere Dörfer bedrohte, fünf Angehörige des Freiwilligen Arbeits⸗ dienſtes, die zur Löſchung des Brandes herangezogen worden waren, ums Leben gekommen. Die Arbeitsdienſtfreiwilligen, die in derartigen Löſcharbei⸗ ten unerfahren waren, hatten verſucht, durch ein Gegen⸗ feuer den Brand zu erſticken. Der Wind ſchlug jedoch um und trieb plötzlich die Flammen eines brennenden Kiefern⸗ waldes mit großer Schnelligkeit auf die Arbeitsmänner, ſo daß es nur wenigen gelang, auf einem Laſtkraftwagen zu entfliehen. Außer den fünf Mann, die als tot gemeldet werden, erlitten ſieben weitere ſchwere Brand⸗ wunden. Ferner werden 33 Arbeitsmänner noch vermißt, und man befürchtet, daß der größte Teil von ihnen ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen iſt. Auch er war ja nicht dafür, daß man dem Geſinde übertriebene Freundlichkeit zeigte, aber— jemanden mit der Peitſche ſchlagen? Wie ein Tier? Das erſchien ihm ungeheuerlich. 5 „Nein, Herr! Es iſt ſo wie ich ſage. Die Frau des gnä⸗ digen Herrn ſchlug mich. Eines Nichts wegen. Weil ſie — den Gruß der Arbeiter nicht erwiderte, erlaubte ich mir eine Bemerkung. Das war meine Sache. And da⸗ für „Jörg Kunkel!“ Friedrich Holtorf ſchnitt ihm das Wort ab. „Alſo— Ihr wollt gehen?“ „Ja Nicht einen Tag länger bleib' ich. And— den Schlag vergeſſe ich nicht!“ Friedrich mußte ſich zuſammennehmen. ruhig zu bleiben. „Gut. Ich werde ſofort zum Inſpektor hinübertelepho⸗ nieren. Er ſoll Euch den Lohn auszahlen. Die Papiere in Ordnung bringen.“ Er wandte ſich um. In dieſem Augenblick Hleider Die Tür wurde geöffnet. Da ſtolz, wie es ihre Art war. Sie bemerkte. Erblaßte ein wenig. „Ah— der Knecht.“ „Er hat ſoeben ſeine Entlaſſung gefordert“ „Ich hätte ſie ſonſt verlangt,“ ſagte Dagmar ſchnell ge⸗ faßt.„Er hat mich und Baron von Bolkenhagen aufs ſchimpflichſte beleidigt.“ Jörg Kunkel lachte höhniſch auf. „Weil ich ſtolzes Pack ſagte— he? Stimmt das etwa nicht? Natürlich— wir haben keine Zeit, ſpazieren zu reiten. Wir ſind bloß Pack! Und dumm— furchtbar dumm! Wir wiſſen auch nicht mit Gift umzugehen—“ Dagmar taumelte gegen die Tür. „Still!“ ſchrie Friedrich Holtorf. Seine Gattin warf dem Knecht einen böſen Blick zu. Haß und Furcht in wunderlichem Gemiſch malte ſich auf ihrem Geſicht. Gift? Was wußte dieſer Menſch von Gift? Es war den Lippen Jörgs entfahren, ohne daß er ſelbſt recht wußte wie es kam. In ſeiner blinden Wut war ihm auch das geheimnisvolle Fläſchchen eingefallen. Er ſah, wie ſie erblaßt war. Und mit dem Inſtinkt um äußerlich eln auf dem Flur. Agmar trat ein. Lebhaft, ſtutzte, da ſie Jörg Kunlel des Menſchen. der haßt. und einen Todfeind genauer be⸗ 8 Opachtet als ein anderer, erriet er, daß e Fläſchchen doch eine beſondere Bewandtuks ha Hinaus!“ donnerte Friedrich. Jörg Kunkel lachte rauh. „Ich gehe— ja! Natürlich! Und ich bin froh, hier endlich herauszukommen. Das iſt kein Bauernhof mehr. Die Spatzen pfeifen's bald von den Dächern, wie ſich eine . Gutsfrau auch im Bruch zu amüſieren ver⸗ ſteht—“ Dagmar lehnte totenblaß an der Wand. Friedrich packte Jörg an der Schulter. „Hinaus— oder—“ Seine Augen funkelten wild. Da wandte ſich Jörg Kunkel um und marſchierte ge⸗ mächlich zur Tür hinaus.— Es war eine Weile ſtill im Zimmer. Dagmar hatte ſich wieder gefaßt. Friedrich trat auf ſie zu. Legte den Arm um ſie. eee 8 „Es war furchtbar! Das alſo iſt dein Geſinde! Im eigenen Hauſe muß man ſich in dieſer ſchamloſen Weiſe beleidigen laſſen! Ah—“ „Kind— hätte ich das ahnen können! Der Burſche war ſinnlos vor Haß. Aber erzähle— es iſt alſo wahr, daß du ihn mit der Reitpeitſche—“ „Ja! And ich wünſchte, ich hätte die Peitſche auch jetzt bei der Hand gehabt! Aber ich bin nicht in der Stimmung. W zu erzählen. Frage Baron Bolkenhagen da⸗ na 3 „Du warſt— ach ja—“ „Er war dabei. Wir machten einen Spazierritt.“ „And da—“ Sie ſtampfte mit dem Fuß auf.. „Soll das eine Inquiſition ſein? Wie? Oh— wie feige e Beim erſten Wort hätteſt du ihn hinauswerfen müſſen.“ Friedrich preßte die Lippen zuſammen. 2 Irgend etwas war von den haßvollen Worten Jörg Kunkels in ſeinem Hirn hängen geblieben. Etwas Dump⸗ fes, Dunkles! Etwas, was ihn ängſtigte. War alles bloße Gemeinheit geweſen, was der Knecht da herausge⸗ ſchrien hatte? Dagmar ſah ihn finſter an. Ich gehe auf mein Zimmer. Mir ſchwirrt es im Kopf. 5 mit dieſem Ben müßte. gehen Ifleg gebra führu zum um d in där im 9 Zahl etwa Verſe land geklag gelegt 9 0 jährig fannt Dezer digt, deren als g lern haber lichen Die erſtar zu he klärte der s und ten z haber word deshe Hlagt⸗ ſich agen Ste falen gebon mit! brude Leh Me dorf, dorf 1932 dorf floſte leber 200 Ordensleute vor Gericht Schwerer ſittlicher Verfehlungen angeklagt. Koblenz, 26. Vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Koblenz begann ein Prozeß gegen weit über 200 Angehörige des Franziskaner⸗Bruderordens, denen ſchwerſte ſittliche Ver⸗ fehlungen zur Laſt gelegt werden. Es handelt ſich nicht nur um ſchwerſte ſittliche Ver⸗ gehen der Ordensbrüder untereinander, ſondern auch an Pflegebef o. enen, die in den Anſtalten des Ordens unter⸗ gebracht waren, darunter Geiſteskranken, ſowie um die Ver⸗ führung zahlreicher minderjährigen Fürſorgepfleglinge, die zum Teil Beichtkinder der Angeklagten waren, und ſchließlich um die Verführung junger Aſpiranten. Die Straftaten ſind in ſämtlichen Niederlaſſungen des Franziskaner⸗Bruderordens im Rheinland und in Weſtfalen vorgekommen. Die Zahl der angeklagten Ordensbrüder müßte eigentlich noch um zwa 60 höher ſein. Die Fehlenden haben ſich jedoch durch Nerſetzung in die Niederlaſſungen des Ordens nach Hol⸗ land ihrer Feſtnahme entzogen. Ein großer Teil der An⸗ geklagten hat bereits umfaſſende Geſtändniſſe ab⸗ gelegt. f 5 Am Dienstag begann der erſte Prozeß gegen den 46⸗ Mai. fährigen Franziskanerpater Bernhard Steinhoff, ge⸗ lannt Bruder Leobigill, zuletzt im Franziskanerkloſter in Warendorf(Weſtfalen), gegen den 28jährigen Wilhelm Schröder aus Kohlſcheid bei Aachen, den 19jährigen Fritz B. aus Warendorf und den 18jährigen Heinrich B. aus Warendorf. Der angeklagte Franziskanerpater Steinhoff, der ſich ſeit Dezember 1935 in Anterſuchungshaft befindet, wird beſchul⸗ digt, in der Ordensniederlaſſung Waldbreitbach ſowie an⸗ deren Ordensanſtalten durch vier ſelbſtändige Handlungen als geiſtlicher Lehrer und Erzieher mit minderjährigen Schü⸗ lern und Zöglingen unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben und ferner in acht weiteren Fällen mit Perſonen männ⸗ ichen Geſchlechts widernatürliche Unzucht getrieben zu haben. die übrigen drei Angeklagten werden beſchuldigt, mit dem erſtangeklagten Steinhoff homoſerxuellen Verkehr getrieben zu haben. Der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor van Koolwyk, er⸗ llärte zu Beginn der Verhandlung: Es iſt heute der Anfang der Verhandlungen, die ſich über mehrere Monate hinziehen und in denen wir über ſittliche Verfehlungen der Angeklag⸗ ten zu befinden haben, die zum Teil ein Ausmaß erreicht worden war und nicht erwartet werden konnte. haben, das auch von uns nicht in dieſem Umfang erwartet Ich möchte deshalb nicht nur die Zeugen, ſondern vor allem die Ange⸗ Hagten nachdrücklichſt darauf aufmerkſam machen, daß ſie Gene ralſſekretär, der ich Milde nur verdienen können, wenn ſie die Wahrheit ſagen. Sodann wurde der erſte Angeklagte Bernhard Steinhoff vernommen. Er iſt 1889 in Oelde(Weſt⸗ alen) geboren, erhielt 1921 die Prieſterweihe in Paderborn. Der zweite Angeklagte, der 1911 in Lünebach(Eifel) geboren iſt, ſollte Metzger werden und wurde 1925(alſo mit 14 Jahren) auf Veranlaſſung ſeines Onkels, der Ordens⸗ bruder war, in das Franziskanerkloſter Waldbreitbach in die dehre gegeben. Der dritte Angeklagte kam 1931 als Netzgerlehrling in die Ordensniederlaſſung Waren⸗ horf, wo er Pater Steinhoff, der inzwiſchen nach Waren⸗ dorf verſetzt war, kennenlernte. Der vierte Angeklagte kam 1932 als 14⸗Jähriger zu einem Metzgermeiſter in Waren⸗ dorf in die Lehre, der Fleiſchlieferungen in das Franziskaner⸗ floſter hatte, bei denen ihn Steinhoff kennenlernte. Nach Abſchluß der Vernehmung zur Perſon wurde wegen Gefährdung der Sittlichkeit die Oeffentlichkeit mit Ausnahme der Behörden⸗ und Preſſe vertreter ausgeſchloſſen. Der Pater Steinhoff bekannte ſich ſchuldig und gab an, daß er ſeine Taten bereue. Der Zweitangeklagte Schröder, der damals in Wald⸗ breitbach Bruderaſpirant war, empfing nach ſeinen Angaben wiederholt von Pater Leovigill Geſchenke, manchmal in Bargeld, auch dann noch, als Schröder aus dem Orden ausgeſchieden war. Schröder hat danach den Pater noch zweimal im Kloſter beſucht. Schröder erklärte, ſeine Tat be⸗ gangen zu haben und Reue zu empfinden. Der Drittangeklagte Fritz B., der in ſeiner Eigenſchaft als Metzgerlehrling Fleiſch ins Kloſter brachte, wurde eben⸗ falls öfter von Pater Leovigill mit Pralinen, Zigaretten und Geld beſchenkt. Als B. krank war und zu Bett lag, beſuchte Pater Leovigill den 14jährigen jungen Menſchen und verging ſich an ihm. Auf der Zelle des Paters kam es zu Trinkgelagen. Als erſter Zeuge wurde ſodann der 58jährige Or⸗ densbruder Robert Ankerer, genannt Bruder Erhard, aus dem Mutterhaus der Franziskanerbrüder in Waldbreit⸗ bach vernommen, der ſeit 1929 Generalſekretär der Franzis⸗ kanerbrüder iſt. Er ſagte über die allgemeinen Verhältniſſe und Zuſtände in den Niederlaſſungen der Franziskanerbrüder aus. Nach der Mittagspauſe wurde der 27jäh rige ehema⸗ lige Franziskanerbruder Kilian Matthes, genannt Bruder Ladislaus, der aus der Unterſuchungshaft vorgeführt wird, als Zeuge vernommen. Er hat 1926 als Bruder⸗Aſpirant in der Ordensniederlaſſung Waldbreitbach den Pater Leovigill kennengelernt und iſt von dieſem, der ihm Unterricht im Katechismus erteilte und gleichzeitig ſein Beichtvater war, mißbraucht worden. 1931 trat Matthes aus dem Franziskaner⸗Orden aus. Aehnlich liegt der Fall bei dem ehemaligen Franziskanerbruder Alfons Schils, genannt Bruder Wibald, der jetzt 24 Jahre alt iſt und ſich ebenfalls in Unterſuchungshaft befindet. Erſchwerend iſt, daß Pater Leovigill dem Bruder Wibald, deſſen Lehrer und Beichtvater er war, nicht nur Alkohol gab, ſondern auch unzüchtige Photos gezeigt hat. Schils iſt ſpäter ebenfall⸗ aus dem Franziskaner⸗Orden ausgetreten.. Auch der ehemalige 25 Jahre alte Franziskanerbruder Hans Broß aus Laupheim(Württemberg), ge⸗ nannt Bruder Alexander, gab zu. im Kloſter Waldbreitbach mit dem Angeklagten Steinhoff verkehrt zu haben. Der Zeuge, der ſich ebenfalls in Haft befindet. bekundete, daß er innerhalb drei Jahren die leben Ordenshäuſer kennenlernte und daß überall anormal veranlagte Patres und Ordensbrüder vorhanden geweſen ſeien. g Der 27 Jahre alte Zeuge Walter Kaiſer. der ſich in der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Andernach befindet, kam 1922 infolge einer Kopfgrippe als Pflegling, 14jährig, in die Ordensniederlaſſung in Waldbreitbach. Der Zeuge, der einen ſtark zurückgebliebenen Eindruck macht, iſt, wie er an⸗ gibt, von mehreren Ordensbrüdern mißbraucht worden. „Wer etwas ausgefreſſen hat, ſoll nach Holland gehen“. Zum luß der Beweisaufnahme wird nochmals der n alſeßrekör Franziskanerbruder Ankerer (Bruder Erhard), vernommen. Er ſagt aus, daß der da⸗ malige Generalobere des Ordens. Bruder Pankratius, 1934 geſtorben ſei. Sein Nachfolger, Bruder Alfons, der verbo⸗ ten hatte, über die Verfehlungen zu ſprechen, halte gegen⸗ wärtig in Afrika Viſitationen ab. Sein Stellvertreter iſt der Bruder Plazidus, der in Deutſchland wegen Meineides geſucht wird und ſich gegenwärtig in Rom aufhält. 5 a Dieſer Bruder Plazidus iſt, bevor er ins Ausland ging, bei den Franziskanerklöſtern herumgefahren und hat kleine Bruderkonvenke abgehalten, in denen verkraulich geſagt wurde, wer etwas ausgefreſſen habe, ſolle ſofort nach den holländiſchen Niederlaſſungen gehen. Der Anſtaltsarzt der Ordensniederlaſſung Wald⸗ hreitbach, Dr. Artur Koſt bekundet, daß ihm nur zwei Fälle von Verfehlungen bekannt geworden ſeien; der damalige Generglobere Bruder Pankratius, habe derartige Fälle aber nie verfolgt, ſondern ſei darüber hinweggegangen. Der Zeuge Broß teilt noch mit, daß er dem General⸗ oberen ſeinerzeit von den Verfehlungen ſchriftlich Kenntnis gegeben habe, daß ihm aber ſein Schreiben als Frech⸗ heit ausgelegt worden und nichts erfolgt ſei. Schließlich wurde noch der 51jährige Georg von der Heide, genannt Pater Meinhard, vernommen, dem die weſtfäliſche Ordensprovinz unterſteht. Er bekont, daß einem Manne wie dem Angeklagten Leovigill in Zukunft ſede prieſterliche Tätigkeit ſtreng unterſagt ſei. Er könne im Orden kein Amt mehr beklei⸗ den, es beſtehe außerdem die Möglichkeit, ihn in einem re⸗ gelrechten Prozeß aus dem Orden auszuftoßen. Als mediziniſcher Sachverſtändiger äußert ſich Dr. med. Eiden⸗Koblenz daß der Angeklagte für ſeine Straftaten voll und ganz verantwortlich ſei. Es handle ſich um einen hemmungsloſen, moraliſch und ſittlich tiefſtohenden Menſchen Damit iſt dies Beweisaufnahme geſck Aus dem badischen Land Gieben Jahre willenlos Hypnotiſche Demonſtrationen im Gerichtssaal. Heidelberg, 26. Mai. Im Hypnoſe⸗Prozeß gegen Xaver Walter aus Lörrach und gegen Hermann Bodner aus Neulußheim, die beſchul⸗ digt ſind, eine Frau ſieben Jahre in hypnotiſiertem Zu⸗ ſtand gehalten, ſie finanziell ausgenutzt und ſie mißbraucht zu haben, war neben dem Spezialiſten für Hypnoſe, Dr. Mayer⸗Heidelberg, der die Frau ſeit zwei Jahren behandelt, als zweiter Sachverſtändiger der als Kapazität auf dem Ge⸗ biete der Hypnoſe bekannte Obermedizinalrat Dr. Lange⸗ Chemnitz anweſend. Eine Reihe höchſt intereſſanter Ver⸗ ſuche begründet die wiſſenſchaftliche Unterlage der Anklage, belehrt über das Vorgehen des Verbrechers, zeigt die ganze Scheußlichkeit des Verbrechens und das Furchtbare der Leiden, die die Frau ſieben Jahre lang un⸗ ter dem Einfluß jenes Verbrechers auszuhalten hatte Dr. Mayer berichtete zuerſt als Zeuge, wie das Verbre⸗ chen in drei⸗ bis viertauſend Explorationshypnoſen aufge⸗ deckt werden konnte. Dr. Mayer gab einen rein wiſſen⸗ ſchaftlichen Vortrag über die Hypnoſe, ihre Urſachen und Auswirkungen. Danach iſt die Hypnoſe in der Spaltung der menſchlichen Vorſtellungskomplexe in ein Unter⸗ und Oberbewußtſein begründet. Dieſe Spaltung tritt beſonders bei poſthypnoti⸗ ſchen Aufträgen wie ſie dieſen Verbrechen zugrunde liegen, zu Tage, die aus dem Unterbewußtſein heraus ausgeführt werden, ohne daß das Oberbewußtſein etwas davon weiß und es ſelbſt durch Kritik oder Zweifel nicht gelingt, den zwangsartigen Charakter dieſer Aufträge zu überwinden. Eine ganze Reihe von Verſuchen, die Dr. Mayer mit zwei Verſuchsperſonen und der Hauptbelaſtungszeugin durchführ⸗ te, zeigten die Wirkung des hypnotiſchen Emfluſſes. Mit größtem Intereſſe wurden gerade die Verſuche mit den verbrecheriſchen Tricks, die meiſt in Anlehnung an die in der Anklageſchrift Muehe e n durchge⸗ führt wurden, verfolgt. Es gelang hierbei Dr. Mayer ohne jede Anſtrengung, die Verſuchsperſonen zum Beiſpiel zur Abgabe einer freiwilligen Eintrittserklärung zur Fremden⸗ legion, zu völlig falſchen Ausſagen und ſelbſt zur Bereit⸗ ſchaft für einen Meineid zu zwingen. Die Hauptzeugin ſagt aus Die Verhandlung wurde mit der Vernehmung der Hauptbelaſtungszeugin fortgeſetzt. Nach der Eidesbelehrung berichtete die Zeugin, wie ſie im Alter von 16 Jahren den Angeklagten Walter kennengelernt hatte. Er hatte ſich als Dr. Bergen aus Karlsruhe vorgeſtellt und verſtand es dann, ſie ſchon von dieſem Tage an vollſtändig in ſeine Ge⸗ walt zu bekommen. Er ſuggerierte ihr immer wieder neue Leiden, wobei er ſolche mit beſonders ſchmerzhaflken Symptomen immer ausſuchte, wenn ſie ihm kein Geld mitgebracht hakte. Ein⸗ mal ließ er ſie für kurze Zeit blind werden. Die ganze Ge. meinheit ſeines Vorgehens krat aber erſt bei einem ande⸗ ren Fall zutage, wo er ſie ein ganzes Jahr lang fürchter⸗ liche Schmerzen erleiden ließ. Der Täter verſtand es auf das Raffinierteſte, die Zweifel, die der Ehemann zeitweiſe hegte, zu zer⸗ ſtreuen. Ein Verdacht wurde erſt erweckt, als der Ehe⸗ mann nach einer Operation keine Narbe entdecken konnte und ſpäter eine Flaſche mit Kinderblut fand, das ſeine Frau zum Vortäuſchen einer Magenblu⸗ tung hatte verwenden müſſen. Um ſich vor einer Anzeige zu ſchügen, wollte der Angeklagte die Frau zu einem Selbſtmord zwingen. Bei der Vernehmung wegen des Angeklagten Bo d⸗ mer kam es zu einem intereſſanten Zwiſchenfall, der ein Zeugnis von der gründlichen Vorarbeit der beiden Ver⸗ brecher ablegte. Die Zeugin ſollte feſtſtellen, ob die Warze, die Bodmer beſitzt die gleiche ſei wie diejenige, die ihr an dem Freund des Dr. Bergen aufgefallen iſt. Sobald ſie aber die Warze anſehen wollte, verfiel ſie in einen hypnotiſchen Zuſtand, aus dem ſie nur durch das Eingreifen des Arztes wieder gelöſt werden konnte. In tiefer Hypnoſe befragt, erzählte ſie, daß ihr Bodmer den poſthypnotiſchen Auftrag erteilt hätte, daß ſie ſofort beim Anblick der Warze in Hypnoſe verfallen müſſe und ihn ſo nicht erkennen könne. Ueberhaupt wollte Bod⸗ mer nach der Verhaftung Walters die Vorunterſuchung dadurch hemmen, daß er imer wieder Sperren gegen die hypnotiſchen Verſuche von Dr. Mayer errichtete. Heidelberg. Die Heidelberger Kameradſchaft ehemali⸗ ger 110er iſt eifrig beſchäftigt mit den Vorbereitungen zum Regimentstag in Heidelberg, der am 6., 7. und 8. Juni ab⸗ gehalten wird. Für den 6. Juni iſt Anmarſch und Begrü⸗ zungsabend in der Stadthalle vorgeſehen. Der 7. Juni bringt mit der Weihe einer von der Stadt Heidelberg geſtif⸗ teten Erinnerungstafel an der Kaſerne des II. Bataillons der ehemals badiſchen Kaiſergrenadiere und mit einem Feſt⸗ marſch durch die Stadt den Höhepunkt der Wiederſehens⸗ feier. Der Tag klingt aus mit einer großen Schloß⸗ und Brückenbeleuchtung nebſt Feuerwerk. Für den 8. Juni ſind Ausflüge in die Umgebung geplant. Die bisherigen Anmel- dungen laſſen erkennen, daß Tauſende von Kameraden des Grenadierregiments 110 und aller ſeiner Kriegsformationen zuſammenkommen werden. Die von der Reichsbahn ausge⸗ gebenen(auch Blanko-) Sonntagskarten von jeder badiſchen Station und aus den Direktionsbezirken Mainz und Lud⸗ wigshafen haben Gültigkeit von Samstag(6. 6.) vormittags bis Montag(8. 6.) um 24 Uhr. Einweihung des Reicheinſtituts für Lebensmittelfriſchhaltung. (J) Karlsruhe, 26. Mai. Dank des Entgegenkommens des Reichsernährungsminiſteriums und der Badiſchen Staats⸗ regierung und mit geldlicher Hilfe aus den Kreiſen der deut⸗ ſchen Induſtrie konnte auf dem Gelände der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe in Erweiterung des nunmehr zehn Jahre beſtehenden Kältetechniſchen Inſtituts das Reichsinſti⸗ tut für Lebensmittelfriſchhaltung errichtet werden, das für unſere Ernährungswirtſchaft eine ungeheuer wichtige For⸗ ſchungsſtätte ſein wird. Es entſprach der Bedeutung dieſes Aufgabengebietes, daß der Deutſche Kälte⸗Verein im Verein Deutſcher Ingenieure anläßlich der Einweihung des in ſeiner Art einzigen deutſchen Reichsinſtituts die diesjährige Haupt⸗ verſammlung nach Karlsruhe verlegte und das bedeutſame Ereignis in einer Feſtſitzung würdigte. Miniſterialrat Weber⸗Berlin unterſtrich die Wichtigkeit einer geregelten Vorratswirtſchaft und im Zuſammen⸗ hang damit die Bedeutung der Aufgabe, den Verluſt an Lebensmitteln auf ein Mindeſtmaß zu beſchränken. Es be⸗ dürfe des planmäßigen Einſatzes der Forſchung auf dieſem Gebiet, wenn Fehlſchläge vermieden werden ſollen. Aus die⸗ ſem Grunde habe man die neue Abteilung des Kältetech⸗ niſchen Inſtituts in Karlsruhe, das Reichsinſtitut für Lebens⸗ mittelfriſchhaltung, geſchaffen, weil hier die beſten ſachlichen und perſönlichen Vorbedingungen gegeben ſeien. Aus den Nachbarländern Lampertheim.(Dem naſſen Tod entriſſen.) Das ſechsjährige Töchterchen der Familie Knobloch fiel in den Altrhein. Zwei zufällig des Wegs kommende Männer, der Zeitungsträger Franz Eichenauer und der Sanitäter Jakob Kunzelmann, ſprangen dem Kinde nach und retteten es vor dem Tode des Ertrinkens. Friedberg.(In der Wetter ertrunken.) Ein töd⸗ licher Unglücksfall ereignete ſich in der Kreisgemeinde Rödgen. Die Frau eines Bahnarbeiters rutſchte beim Waſſerſchöpfen ſo unglücklich aus, daß ſie in die Wetter fiel und ertrank. Als die Angehörigen ſie nach einiger Zeit fanden, konnte ſie nur noch mit Hilfe einiger Einwohner als Leiche geborgen werden. Die Tote hinterläßt Mann und zwei unmündige Kinder. Friedberg.(Vier Monate Gefängnis wegen Milchpantſcherei.) Der Heinrich Wolf 15. in Berſtadt (Kreis Büdingen) wurde vom Amtsgericht Friedberg wegen verbotenen Inverkehrbringens von verdorbener und verfälſch⸗ ter Milch zu vier Monaten Gefängnis und Arteilsveröffent⸗ lichung verurteilt. Alsfeld.(Vergrabener Silberſchatz gefun⸗ den.) Bei Meliorationsarbeiten in der Gemarkung Erben⸗ hauſen machten Arbeiter des Notſtandslagers Lehrbach einen wertvollen Fund. Sie ſtießen in einem halben Meter Tiefe auf einen Tonkrug, der einen Lederbeutel mit allen Silber⸗ münzen enthielt. Die guterhaltenen Münzen ſtammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert und wurden ſicher einſt in Kriegs⸗ zeiten in den Acker vergraben. Der Lederbeutel war ſchon voll⸗ ſtändig brüchig und zerfiel. — Tübingen.(Zu Tode gefahren.) An der Straße Tübingen— Anterjeſingen in der Nähe der Markungsgrenze wurde ein Kraftfahrer von Entringen im Ackerfeld tot auf⸗ gefunden. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen iſt der Kraftfahrer während der Nacht offenbar infolge des Nebels von der Fahrbahn abgekommen und über eine 2 Meter tiefe Böſchung herabgeſtürzt. Das Kraftrad fiel dem Fahrer auf den Kopf, wodurch der ſofortige Tod herbeigeführt wurde. Es handelt ſich um den 26 Jahre alten, bei der Ent beſchäftigten Hilfsmonteur Eugen Maiſch aus Entringen, der eine Witwe mit vier unerwachſenen Kindern hinter⸗ läßt. — Beſigheim.(Schwerer Zuſammenſtoß.) Auf der Straße Beſigheim—Heſſigheim ſtieß ein Motorradfahrer mit einem aus Heſſigheim kommenden Perſonenauto zuſam⸗ men. Während die Fahrzeuge nur leicht beſchädigt wurden, mußte der Soziusfahrer des Motorrads mit einem komplizier⸗ ten Oberſchenkelbruch ins Krankenhaus nach Bietigheim und der Führer des Motorrades ſelbſt ins hieſige Krankenhaus eingeliefert werden. — Reutlingen.(Tödlich verunglückt.) Ein töd⸗ licher Unfall hal einen von hier gebürtigen Anteroffizier be⸗ troffen. Er iſt der 25 Jahre alte Erich Hartenſtein, der bei einem Autounfall, der ſich in der Nähe von Dettingen bei Horb ereignete, ums Leben kam. — Mäſchenbeuren, OA. Welzheim. Verkehrsunfälle.) (Zwei ſchwere Nachts wollten in der unüberſicht⸗ machte. Der Autofahrer iſt unerkannt weitergefahren. ö Tödlicher Verkehrsunfall. — Dettingen, 26. Mai. Em Reichsheerauto, aus Rich⸗ tung Neckarhauſen kommend, ſtürzte die etwa 6 Meter hohe Böſchung vor dem Bahnhof Dettingen hinunter, überſchlug ſich ein paarmal, wobei der Beifahrer tö ich verletzt wurde, während ein weiterer Quetſchungen am Rücken erlitt; der Fader blieb unverletzt. ö Talcale Ruud oclꝛau Gauleiter Pg. Frauenfeld in Mannheim. Der ehemalige Gauleiter in Wien und jetzige Ge⸗ ſchäftsführer der Reichstheaterkammer ſprach geſtern abend im vollbeſetzten Nibelungenſaale in Mannheim. Seine über 1ſtündige Rede fand begeiſterte Aufnahme bei den Zuhörern. Nationaltheater Mannheim. Heute Mittwoch, 20 Uhr„Der Troubadour“, Oper von Verdi. Morgen Donners⸗ tag erſcheint Hebbel's Trauerſpiel„Agnes Bernauer“ in neuer Inszenierung von Hans Carl Müller. Beſchäftigt ſind: die Damen Sharland, Langs und Schick und die Her⸗ ren Klix, Linder, Finohr, Becker, Handſchumacher, Hart⸗ mann, Friedrich Hölzlin, Marx, Lauffen, Langheinz, Ren⸗ kert, Krauſe, Offenbach und Fühler. Der erfolgreiche Ludwig Thoma⸗Abend wird Freitag, den 29. Mai, die erfolgreiche Operette„Lauf ins Glück“ Samstag, den 30. Mai, wieder⸗ holt. Der Vorverkauf für die erſten Gaſtſpiele des Tegern⸗ ſeer Bauerntheaters hat begonnen. — Erlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen. Von zuſtändiger Seite wird darauf hingewieſen, daß die Erlaub⸗ nis zum Führen von Kraftfahrzeugen verſagt werden kann, wenn Tatſachen vorliegen(3. B. ſchwere Eigentumsvergehen, Neigung zum Trunke oder zu Ausſchreitungen, insbeſondere zu Roheitsdelikten) die den Nachſuchenden als ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeuges erſcheinen laſſen. Die behörd⸗ lich zugelaſſenen Fahrlehrer ſind daher verpflichtet, vor An⸗ nahme von Perſonen zur Ausbildung als Kraftfahrzeugfüh⸗ rer dieſe auf vorſtehende Beſtimmungen hinzuweiſen. Schlageterbrücke Die Rheinbrücke Mannheim— Ludwigshafen umbenannt. Am 26. Mai 1936, dem 13. Todestag des deutſchen Freiheitshelden Albert Leo Schlageter, hat die Straßen⸗ und Eiſenbahnbrücke über den Rhein, die Mannheim und Lud⸗ wigshafen verbindet, den Namen Schlageterbrücke erhalten. Zu beiden Seiten werden an den Brückeneingängen Bronze⸗ tafeln mit dem Hoheitszeichen und der Inſchrift„Die Rhein⸗ brücke erbaut 1865 bis 1868, erweitert und umgebaut 1930 bis 1935, erhält zur Erinnerung an den Heldentod des Frei⸗ heitskämpfers den Namen Schlageterbrücke“ kommende Ge⸗ ſchlechter an den Heldenkampf Albert Leo Schlageters mahnen. Was hat dieſe Rheinbrücke in den knappen 70 Jahren ihres Beſtehens an deutſchen Glanz⸗ und Notzeiten miter⸗ lebt! Deutſche Truppen ſind 1870⸗71 über ſie gegen Frank⸗ reich gezogen, der als Krönung das einige deutſche Reich brachte, und Tauſende und Abertauſende deutſcher Soldaten haben wiederum im Weltkrieg auf ihr den deutſchen Strom auf dem Wege an die Weſtfront überſchritten. Als das Reich 1918 zuſammenbrach, zogen über dieſe Brücke Teile der un⸗ beſiegten deutſchen Armee heimwärts, ihnen folgten die frem⸗ den Beſatzungstruppen. Viele hundert deutſcher Männer und Familien, die wegen ihrer Heimattreue das harte Los der Ausweiſung aus dem von den Franzoſen befetzten Gebiet traf, ſind über die Brücke ins innerdeutſche Land gewandert, aber auch manchen mutigen Kämpfer gegen Separatismus und Franzoſenherrſchaft im Rheinland und in der Pfalz hat ſein Weg über dieſe Brücke ins linksrheiniſche Land geführt. And als am 7. März 1936 unſer Führer Adolf Hit⸗ ler dem deutſchen Volk am Rhein die volle Wehr⸗ hoheit wiedergab, erzitterte dieſe Rheinbrücke wie in ſtolzer Freude unter dem dröhnenden Marſch der Kolonnen und dem Raſſeln der Geſchütze unſerer neuerſtandenen Wehr⸗ macht. In ſieben Jahrzehnten ihres Beſtehens ſah dieſe Rhein⸗ brücke die Städte Mannheim und Ludwigshafen, die durch ſtammesmäßige wirtſchaftliche Verbundenheit und Verflechtung eine untrennbare Einheit bilden, zu ſtolzer Größe heranwachſen. Tag und Nacht flutet heute der immer ſtärker anwachſende Verkehr zwiſchen beiden Städren über dieſe Brücke, die darüber hinaus das wichtigſte Verkehrsbinde⸗ glied zwiſchen der deutſchen Weſtmark und Nordbaden mit den Zugangswegen zum Herzen Deutſchlands bildet. So hat es ſeinen tiefen Sinn, daß gerade dieſe Rheinbrücke den Namen Schlageters tragen ſoll. Sie will uns daran erinnern, wie Schlageter in Oſt und Weſt den Kampf um die deutſchen Grenzen geführt hat. Schlageter ſtarb, damit das Land auf beiden Ufern des Rheines deutſch bleibe. So ſoll die Schlageterbrücke, die ſeinen Namen trägt, in uns alle Zeit das Bewußtſein wacherhalten, daß die Land⸗ ſchaften rechts und links des deutſchen Rheins engverbundene Glieder eines großen Reiches ſind. Der Name Schlageter ſei uns die Mahnung, in der Wacht an der deutſchen Weſt⸗ grenze, zu der der Weg über dieſe Brücke führt, nimmer zu exlahmen und nachzulaſſen! Aus vergangener Zeit. Epochen im Bauerntum. Es gibt zwar immer noch ſogenannte gebildete Men⸗ ſchen, die zwar zugeſtehen, daß der Bauer für die Er⸗ nährung und die Geſundheit eines Volkes von ausſchlag⸗ gebender Bedeutung iſt, aber in geiſtiger Beziehung bleibe er eben der„dumme Bauer“. Wo ſoll er auch geiſtige Anregung herbekommen? Er ſteht im Stall und bearbeiteet ſein Feld von früh bis ſpät. Dazu iſt er wie man ſagt, ſtets konſervativ, d. h. er wehrt ſich gegen jede Neuerung. Die Volkskunde belehrt uns jedoch eines beſſeren. Sie zeigt uns im Gegenteil, wie gerade das Bauerntum künſtleriſche, religißbſe und wiſſenſchaftliche Regungen allent⸗ halben hat und gibt. Neben ſeinen alltäglichen Sorgen des Säens, Pflügens, Düngens und Erntens, die auch ſchon einen ganzen Mann verlangen, treten an ihn auch andere Fragen heran, die von ihm große Umſtellungen erfordern, ihn die Vergangenheit überwinden und in die Zukunft ſchauen heißen. And das ſetzt abermals einen denkenden, fühlenden und wollenden Menſchen voraus. Im Folgenden wollen wir einmal die 4 Haupt⸗ epochen der Landwirtſchaft innerhalb der letzten 1500 Jahren näher betrachten. Als die Franken um 500 n. Ch. bei uns ins Land zogen und ſich ſeßhaft machten, waren ſie Bauern und Viehzüchter. Die Art der Feldbebauung war äber damals eine ganz andere als heute, der größte Teil der Gemarkung diente als Weide. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil wurde bepflanzt. Doch wechſelte der Feldbau jährlich. Das bebaute Feld wurde zu Weide und anderes Weideland zu Feld. Ein perſönliches Verhältnis vom Bauern zu einem Feldſtück konnte nicht beſtehen, dazu fehlte jede Vorausſetzung: Abgrenzung, Eigentum. Dieſen Bauernbetrieb kann man, wenn der Vergleich auch nicht ganz zu Recht beſteht, noch heute auf dem Kniebis beo⸗ bachten. In dieſer Zeit konnten ſich nur die allgemeinen Namen der Gemarkung bilden. Zur Karolingerzeit kam die Dreifelderwirtſchaft zum Durchbruch. Jetzt wurde das Feld in Fluren ein⸗ geteilt: Oberfeld, Mittelfeld, Niederfeld, Backofen, Ried, Mallau uſw. Dieſe Fluren wurden wieder in Gewanne zerlegt und dieſe erſt trugen die einzelnen Aecker. Das private Eigentum entſteht zwiſchen Bauer und Acker,, zwiſchen Dorf und Flur bildet ſich ein perſönliches Band. Die Flurnamen ſind der Ausdruck dafür. Sie verraten Sorgen und Alltag des Bauern auch Kenntniſſe der Geſchichte des Landes, der Tiere, der Pflanzen und der Bodenbeſchaffenheit. Sie verraten Anbauveränderungen und noch vieles mehr. Kurz, in den Flurnamen liegt die Kulturgeſchichte des Dorfes begraben. Darum wollen wir ſie heute in ihrer Urſprünglichkeit wieder auferſtehen laſſen. Zwei Fluren des Feldes galten dem Anbau, ein Teil für Sommerfrucht, der andere Teil für Winter⸗ frucht. Die dritte Flur galt der Weide. Durch ein Falltor ging das Tier auf dieſe Weide. Das bebaute Feld trug lediglich Getreide. Es mußte aber dieſelbe Frucht ge⸗ meinſam geſät und gemeinſam geerntet werden. Die Dorfgemeinſchaft war in ſich verbunden. Anderes wie Hanf, Flachs, Rüben, Wein uſw. pflanzte man in großen Gärten an, die ſehr zahlreich auf der Gemarkung zer⸗ ſtreut lagen(Keilgärten, Herrengärten, Hausgärten, Kap⸗ pes, Frongärten uſw. Im Garten veränderte ſich aber auch allmählich das Anbauverhältnis. Der Weinbau ging langſam ein, an ſeine Stelle trat der Tabak. Am 1700 etwa trat wieder eine ungewöhnliche Umwälzung in der Landwirtſchaft ein. Man ſah ein, daß der Weidebetrieb ſich nicht mehr rentierte. Das Vieh kam in den Stall. Seckenheim, das nicht genug Wieſen beſaß, mußte Heu ankaufen und legte einen Heumarkt mitten im Dorf an. Die Brache wurde nun auch bebaut, und zwar mit Tabak, Kartoffeln, Rüben und Klee. Die Feldbereinigung wurde durchgeführt, wo⸗ durch leider viele der alten Flurnamen verloren gingen. Der Flurzwang hörte auf, der Bauer konnte wie er wollte zu ſeinem Feld fahren und es bebauen mit was er wollte. Der Fruchtwechſel wurde nach dem Vorbild von Thaer neu geſtaltet. Dazu wurde auch der Wert der Düngung erkannt(Liebig). Der Pflug erhielt das Streſchbrett Die vereinzelten Maulbeerbäume in der Gemarkung zeig⸗ ten aber auch, daß oft übers Ziel geſchoſſen wurde. Die Seidenraupenzucht z. B. konnte ſich nicht durchſetzen. Auch die Hoffnungen auf das chineſiſche Schwein hatten ſich nicht erfüllt. Heute nun ſtehen wir wieder vor einem neuen Wendepunkt. Der Maſchinenbetrieb, der ſich allmählich immer mehr in der Landwirtſchaft eingeführt hat, er⸗ fordert neue Flurbereinigung; denn Zeit iſt auch für den Landwirt Geld. Wünſchenswert wäre jedoch, daß bez dieſer neuen Einteilung ihre Benennung die Tradition beſſer bewahrt, als dies oor 100 Jahren geſchah. 1 erfordert die Not des Volkes vom Bauern neue Anbau⸗ bedingungen. Die Ernährung des Volkes muß oberſte Zielſetzung der Landwirtſchaft ſein. Sie erhält neue G ſamtſchau und neue Geſamtregelung im Anbau. Aus biologiſchen Gründen muß für Aufzucht von Tier und Pflanzen eine ſorgfältige Auswahl der Art getroffen werden. 0 Man weiß, daß der Bauer im allgemeinen wirkli Mehrer ſeines Reiches iſt. Man macht ihm den Vorwurf er ſei egoiſtiſch. Er iſt es auch und muß es ſein. Aber die neuen großen Aufgaben, die die neue Zeit an ihn ſtellt, wird ihn auch jetzt wieder als den vorwärtsſchauen⸗ den, pflichterfüllenden deutſchen Bauern zeigen. K. Wolber, Von der Burg Minneberg. Gegenüber von Neckargerach, von dichten Baum⸗ wipfeln umgeben, liegen die roten Ruinen der Burg⸗ Minneberg, mit herrlicher Ausſicht auf das Neckartal. Ueber die Erbauung dieſer Burg melden uns keine alten Ueberlieferungen. Um das Jahr 1350 war dieſe Burg im Beſitz der Familie Rüdt von Collenberg, die ſie um dieſe Zeit an Pfalzgraf Ruprecht J. verkauften. Die Beſitzverhältniſſe wechſelten öfters; 1514 war ihr Eigen⸗ tümer Wilhelm von Habern, Vogt von Heidelberg, und kam dann um 1610 vpfeder in den Beſitz von Kurpfalz. Ausgebaut wurde ſie durch die Familie von Haber, wie eine jetzt verſchwundene Inſchrift beſagte:„„. ſind dieſe Werke alle vollbracht durch den veſten Junker von Habern.“ Wir finden an Stelle des alten Inhaber dieſer Burg das Standbild eine Erinnerung an die um dieſe Sage ſein ſoll. Zur Zeit der Kreuzzüge lebte auf Schloß Hornberg das Edelfräulein Minna von Horneck, in die ſich ein reicher, einflußreicher Graf verliebte. Der Vater dez Edelfräuleins war für den reichen Freier, während Minna ſich gegen die Verbindung entſchieden wehrte, liebte ſie doch einen anderen Ritter, der, zwar arm, doch alle Vorzüge eines Edelmannes hatte. Der Geliebte war nun gezwungen, an einem Kreuzzug teilzunehmen; beim Ab⸗ ſchied gab der Ritter Minna feinen Hund ats Geſcchenk. Der Ritter wurde in einer Schlacht mit den Türken gefangen genommen und lange Jahre in Ketten ge⸗ fangen gehalten. Endlich glückte ihm die Flucht und er kehrte in die Heimat zurück. Sein erſter Gang war auf das Schloß Hornberg, um die Geliebte zu begrüßen. Doch die Braut war bereits ſeit 2 Jahren geflohen, da ſie der aufgezwungenen reichen Freier nicht heiraten wollte. Nux mit Mühe erfuhr er dieſe Tatſache von einem alten Diener des Schloſſes; auch eine Dienerin war mit Minnz geflohen. Ueber den Aufenthalt konnte niemand Auf⸗ ſchluß geben. Lange Zeit ſuchte der Ritter in den Bergen des Odenwaldes nach der Geliebten, doch vergebene Ermattet vom Suchen ruhte er eines Tages unter einem Baume aus, als auf einmal ſein Hein vor ihm ſtand und ihn mit lautem Bellen begrüßte. Er folgte dem Hunde einen ſteilen Weg den Berg hinauf, und fand Minna mit ihrer Dienerin in einer Höhle. Groß war diz Freude der Liebenden, die ſich nun nach langer Zeit wieder gefunden hatten. An der Stelle, wo der Ritter die Braut fand, baute er eine Burg, der er den Namen der Geliebten gab: die Minneburg! f Die Burg, Zeuge der hohen Baukunſt der damaligen Zeit liegt in einer der landſchaftlich ſchönſten Gegenden am Neckar, und wohltuend wirkt die hier herrſchende Ruhe und der Duft des Waldes auf den Wandeer einladend zum Ruhen, zum Träumen! S. n Wappens der einer Hündin, das Burg ſpielende alte Der neue Reichsbankausweis. 5 Die Entlaſtung der Reichsbank ſetzte ſich auch in der dritten Maiwoche nur zögernd fort. Insgeſamt hat ſich nach dem Ausweis vom 23. d. M. die geſamte Anlage des In⸗ ſtituts in Wechſeln und Schecks, Lombards und Werkpapie⸗ ren nur um 60,5 auf 4658,2 Mill. Rm. verringert, womit insgeſamt rund 70,6 v. H. der zuſätzlichen Beanſpruchung während der letzten Aprilwoche wieder abgebaut ſind. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellte ſich am 23. Mai auf 5861, in der Vorwoche auf 5990 und im Vormonat auf 5733 Mill. Rm. Die Gold⸗ und Deviſenbeſtände ind um 1,8 auf 77,3 Mill. Rm. geſtiegen. Vetel Nucen Pfingol-Auæug a. Eine große Auswahl ä 5 O herrlicher Sommer- Anzüge wertet auf Sie! Sport-Anzüge 38. 42. 48. 32. Sakko-Anzüge , 32. 39. 48. 49. Sport-Nosen 750 930 1130 1380 Sommer-Hosen 850 850 930 1250 Auf Wunsch Tahlungserleichterung! Tbd.„Jahn“. Intereſſenten an der Handballreiſe an Verſammlungs⸗Kalender. Pfingſten nach Bingen müſſen ſich heute noch beim Vereinsführer melden. Fahrpreis hin und zurück mit Reichsbundpäſſen(50% Ermäßigung) Mk. 4. Meßkircherstr. 32. 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