„ * hn eie ee rr S 3 ken und die Schulung, ſondern auch das ben, die läg Rr. 122(2. Blatt). Neckar Bote Mittwoch, 27. Mai 1936 — Das neue Kulturſchaffen zur bevorſtehenden Reichstagung der Ns-Kulturgemeinde. RSsg Wir verſpüren im Deutſchland der Gegenwart keinen Mangel an künſtleriſchen Ereigniſſen. Gerade im Zu⸗ ge des allgemeinen, nicht zuletzt auch des wirtſchaftlichen Biederaufbaues ſind in der kurzen Spanne von drei Jah⸗ ten ſo erſtaunlich viele Kräfte im geiſtigen, im kulturellen Leben der Nation frei geworden, daß jeder neue Kunſtwin⸗ er eine immer größere Fülle von bemerkenswerten Ereig⸗ niſſen bringt. Die Sommermonate bringen dann Zeit zur Sammlung, um Ueberblick. Sie bringen auch die Zeit zu feſtlichem Ze⸗ denken an alles Große, was die kultürelle Vergangenheit uns zu treuen Händen überlieferte. So finden zwiſchen einer Spielzeit und der folgenden im ganzen Reich kulturelle Feiern und Tagungen ſtatt, monatelang in faſt ununterbro⸗ chener Folge. Gerade in dieſer Zeit neuen Wachstums und neuer Inhalte bringt die Erholungspauſe zwiſchen zwei Kunſtwintern, der kurze Sommer, kaum weniger künſtleri⸗ ſche und kulturelle Geſchehniſſe als die„Spielzeit“ ſelbſt. Wir haben allen Grund, uns dieſes drängenden, form⸗ zeichen Lebens zu freuen. Die Gegner des Dritten Reiches im Ausland haben uns lange genug in allen Tonarten Bar⸗ baren geſchimpft, um uns heute angeſichts der immer viel⸗ fältigeren Formkraft nationalſozialiſtiſch geführter Kultur⸗ arbelt doppelten Stolz empfinden zu laſſen. Aber über die⸗ ſen wirklich ungeahnten Reichtum an Einzelerſcheinungen dürfen wir ſelbſt nicht die große gemeinſame Grundlage vergeſſen. Der kulturgeſtaltende Wille des Nationalſozialismus läßt ſich in einer kurzen Formel zuſammenfaſſen: Deut⸗ ſche Volkskultur. Volk und Kultur gehören ganz zu⸗ einander; ſie müſſen wieder eins werden. Den Ueberblick über die Wege, den dieſer Wille gegan⸗ gen iſt und gehen wird, über die bishet erreichten Teilziele zu geben, iſt darum die Organiſation berufen, in der der Nationalſozialismus den wiedererweckten Kulturwillen des Volkes ſammelt und geſchloſſen einſetzt: Die NS⸗Kul⸗ tur gemeinde. Die bevorſtehende Reichstagung 1936, zu deren Ork der Gründer und Schirmherr der NS⸗Kulturgemeinde, Reichs⸗ leiter Alfred Roſenberg, München, als die Hauptſtadt der Bewegung und der Stadt der deutſchen Kunſt beſtimmt hat, wird wieder die Augen aller am Kulturleben ſchaffend oder miterlebend Beteiligten auf ſich lenken. Allein die bevorſtehenden Grundgedanken der drei Haupttage ſind ein Bekenntnis: Tag der Kunſt, Tag des Volkstums, Tag der Gemein⸗ ſchaf t. Kunſt und Volkstum ſind die beiden urſprünglichen Ausdrucksformen der Volksgemeinſchaft, aus denen ſich des Geſamtbild der völkiſchen Kultur zuſammenfügt. Grundfragen nationalſozialiſtiſcher Kulturführung wer⸗ den an dieſen Haupttagen von Berufenen erörtert und be⸗ antwortet werden:„Kunſt und Wehrwille“l, „Kunſt und Raſſe“,„Kunſt und Alltag“ hei⸗ ßen die Vorträge des„Tages der Kunſt“. Dem„Tag des Volkstums“ ſind die Themen„Volkstum und Erbe“ und„Der Deutſche Heimatraum“ geſtellt. Der „Tag der Gemeinſchaft“ bringt am Vormittag einen V tung über eine vernachläſſigte, aber lebenswichtige Gemein⸗ ſchaftsform:„Deutſcher Tanz“. Er ſchließt ab mit dem großen Gemeinſchaftserlebnis, deſſen Geſtalt und In⸗ halt wir allein dem Nationalſozialismus verdanken, der weltanſchaulichen Kundgebung. Dieſe ernſte ee mit den geiſtigen Grundlagen nationalſozialiſtiſcher Kulturarbeit wird zu Be⸗ inn der Reichstagung, am 14. Juni, eingeleitet durch eine ede des Leiters der NS⸗Kulturgemeinde und Amtsleiters für Kunſtpflege, Dr. Walter Stang, über„das organiſato⸗ kiſche Problem des deutſchen Kulturlebens“, Ziel und Auf⸗ bau der Nationalſozialiſtiſchen Kulturgemeinde und ihre Stellung im Kulturleben des Dritten Reiches werden damit eine e ee Deutung im Rahmen einer Geſanck⸗ ſchau unſeres kulturellen Standortes finden. 5 Eine großangelegte A e von Beiſpielen gegenwärtigen deutſchen Kulturſchaffens aus allen Gebieten erläutert und erweitert den richtungweiſenden Gehalt der Tagung. Theater und Laienſpiel, Kunſtmuſik und neue Volkslieder, bildende Kunſt und Handwerk ſtehen einander in Uraufführungen, Ausſtellungen und anderen Veranſtal⸗ tungen ſich ergänzend als Kunſt und Volkstum gegenüber. Offenes Singen und Puppenſpiel als charakteriſtiſche neue und alt⸗neue Kulturformen der Jugend fehlen nicht. Zu dem Vortrag über deutſchen a werden Beiſpiele und Tanz⸗ eſtaltung gegeben. Der Film iſt mit dem erſten großen Filmwerk der NS⸗Kulturgemeinde„Ewiger Wald vertreten. Die nun auch in der Reichshauptſtadt aufs Glücklichſte bewährten„Acht Ent feſſelten zeigen ein Beiſpiel erneuter Kleinkunſt Das Schrifttum kommt durch verbindend eingebaute Dichterworte und durch eine große Buchausſtellung zur Geltung. Hier iſt nicht der Raum, auf alle Einzelheiten zugleich ee Gezeigt ſollte mit dieſen Zeilen nur werden, in welchem Sinn und mit welchen Mitteln die NS⸗Kulturge⸗ meinde in ihrer Reichstagung 1936 die Aufgabe anpackt, einmal im Jahr den großen Ueberblick über die Geſamtheit des deutſchen Kulturlebens zu geben. Sie wird auch dieſes Jahr in der großen Zuſammenballung aller Gedanken und Kräfte in dieſen fünf Tagen der Reichstagung neue Antrie⸗ be und neue Stoßkraft erhalten für ihre vielfältige Alltags- arbeit als Werkzeug nationalſozialiſtiſcher Kulturerneuerung. Dr. Rudolf Ramlow. Oer Weg des HJ⸗Führers Er muß einen Beruf erlernen. Stabsführer Hartmann Lauterbacher ſprach im Reichsführerlager der Hitler⸗Jugend über Richtlinien der Führerausleſe in der JH und den Weg des HJ⸗Führers. die Ausleſe der 95 3⸗Führerſchaft, ſo ſagte er u. d., müſſe von 75 in den kleinſten und jüngſten Einheiten der 53 und des Jungvolkes beginnen; man dürfe jedoch nichl in zu jungen Jahren ſchon zu große Aufgaben geben. Zum Führertum in der 53 gehöre nicht nur das Marſchie⸗ Erlernen irgend⸗ eines Berufes.„Der Junge, der bereits mit 14 Jahren als großer Herr ins Leben kritt, iſt ſpäter garnicht imſtande, 53. Führer zu werden. Er kann nicht die Probleme verſte lich ſeine Kameraden an ihn herantragen.“ Stabsführer Lauterbacher kam dann im einzelnen auf die Aufgaben der künftigen Jugend Akademien zu ſprechen. Er erklärte daß die Akademien zur Jugendfüh⸗ rung, die in Braunſchweig und München errichtet würden, nicht die Aufgaben hätten, Nationalſozialiſten zu erziehen, ſondern bereits bewährte Führer durch eine wei⸗ tere Schulung inſtandzuſetzen, nicht nur Führer der HJ zu ſein, ſondern auch ſpäter in der Partei und im Staat ihren Mann zu ſtehen. Vierteljahresbericht der Reichspoſt Weiter aufſteigende Entwicklung. Die Deutſche Reichspoſt veröffentlicht den Bericht über das vierte Viertel des Rechnungsjahres 1935(Januar bis März 1936). Der Verkehr war danach in den meiſten Be⸗ triebszweigen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres geſteigert. Das zeigen beſonders die Verkehrszahlen beim Briefverkehr(plus 100 Millionen Stück), beim Pa⸗ ketverkehr(plus 6,6 Millionen Stück), bei dem Poſtſcheck⸗ verkehr(plus 14,6 Millionen Buchungen) und dem Fern⸗ ſprechverkehr(plus 40,3 Millionen Geſpräche). Geſchäfts⸗ und Betriebsverbeſſerungen konnten auf allen Gebieten des Poſt⸗ und Fernmeldeweſens wieder durchgeführt werden. Die Zahl der Poſtſcheckkonten ſtieg bis Ende März auf 1075 316, bei 207 Millionen Buchungen im Be⸗ richtspiertelſahr wurden über 32,9 Milliarden Mark, davon 27, Milliarden Mark oder 83,2 v. H. bargeldlos beglichen. Die Zahl der Rundfunkteilnehmer hat ſich um „Pfälzer“, Jahrgang 1935 100 000 Fuder Geſamtertrag.— Qualitäl allgemein gut, Abſatz befriedigend.— Weintrinken iſt nicht nur Genuß. NS In der Bedeutung des deutſchen Weinbaues nimmt die Rheinpfalz ſeit vielen Jahrzehnten die erſte Stelle ein. Mit einer Geſamtanbaufläche von 16 320 Hektar Ertrags⸗ land, das ſind 22 09. der deutſchen Geſamtfläche, mit 300 Weinbaugemeinden und über 35000 Weinbaubetrieben iſt ſie nicht nur das größte Weinland des Reiches, ſie gilt viel⸗ mehr auch als das ſchönſte deutſche Weinbaugebiet. Nicht nur in Deutſchland, ſondern auch auf internationalen Weinkon⸗ kurrenzen haben die hochfeinen Edelweinen der Mittelhaardt höchſte Preiſe und Auszeichnungen erhalten. Die beſten Dei⸗ desheimer, Forſter, Wachenheimer und Ruppertsberger Edel⸗ weinlagen haben Weltruf. Hier ſeien nur die Lagen Lein⸗ höhle, Kirchenſtück, Jeſuitengarten, Ungeheuer, Hoheburg, Goldbächl, und Gerümpel genannt. Wirtſchaftlich am bedeutendſten iſt das Gebiet von der franzöſiſchen Grenze bis Neuſtadt an der deutſchen Wein⸗ ſtraße. Hier werden in der Hauptſache die weißen Kon⸗ fumweine gewonnen, als Ertragsreben werden Sylvaner, Rieslinge und Traminer angepflanzt, doch wachſen verſchie⸗ dentlich auch ſehr gute ſelbſtändige Rotweine, wie Tokayer und Burgunder. Die Mittelhaardt von Neuſtadt bis Herrheim am Berg ſtellt das Kontingent der Quali⸗ fätsweine, in oben genannten Gemarkungen die beſten Weißweine und in den Gemeinden Gimmeldingen und Königs⸗ bach die beſten Rotweine. Die Anterhaardt von Dacken⸗ heim bis zur heſſiſchen Grenze erzeugt ebenfalls ſehr gehaltvolle, feinartige Weine, dazu noch das größte Quankum an Portugieſer oder Rotweinen. Abſchließend folgt die Nordpfalz im Zellertal, im Tal der Alſenz, des Glan und der Nahe gedeihen neben den kleinen und mittleren Wei⸗ nen auch Edelweine, die ſehr beliebt ſind. Jedem Weinkenner und Weintrinker ſind die großen Jahrgänge 1893, 1900, 1904, 1911, 1915, 1920 und 1925 bekannt und gerade die letzten zwei Jahre verdienen be⸗ züglich Quantum und Qualität ganz beſondere Erwähnung. Die Ernte des Jahres 1934 war in Menge und Güte eine Rekordernte, wie ſie wohl kaum übertroffen werden kann. Bei der bereits erwähnten Geſamtanbaufläche von 16 320 Hektar wurden nach dem amtlichen Ergebnis insgeſamt 1254 500 Hektoliter, gleich 125 450 Fuder geerntet und zwar 924520 Hektoliter Weißwein und 329 980 Hektoliter Rotwein. Dieſe Menge zergliedert ſich in einen Geſamtertrag an der Oberhaardt von 536 000 Hektoliter Weiß⸗ und 71000 Hektoliter Rotwein, an der Mittelhaardt in 181720 Hekto⸗ liter Weiß⸗ und 170 600 Hektoliter Rotwein und endlich an der Unterhaardt mit Nordpfalz in 147 850 Hektoliter Weiß⸗ und 88 500 Hektoliter Rotwein. Trotz dieſes Rekordquantums war die Qualität der 1934er Weine vorzüglich. Die nun bald beendeten Früh⸗ jahrsweinverſteigerungen der dem Verband der Deutſchen Naturweinverſteigerer ange enen Güter und verſchiedener anderer Abſatzgenoſſenſchaf erbrachten bis zu 20 Rm. für eine Flaſche 1934er Edelwein. Preiſe von 10, 12, 15 und 18 Rm. wurden in verſchiedenen Fällen erlöſt. Auch die bereits im Vorjahr zur V Faßweinmengen mit ungefähr 2200 8 erzielten glän⸗ zende Preiſe. Die Weine ſelbſt waren durchweg von lieblicher feiner Art mit vie! Fülle und edler fruchtiger Süße. Das Jahr 1935 hat nicht mit einer Rekordernte ab⸗ geſchloſſen, doch iſt das eingebrachte Quantum faſt das Dop⸗ pelte einer Normalernte geweſen, die mit 50 000 bis 55000 gerung gebrachten Fuder veranſchlagt werden kann. Der Geſamtertrag des Jahres 1935 mit ungefähr 100 000 Fudern verteilt ſich auf die Oberhaardt mit 493 000 Hektoliter Weiß⸗ und 50 500 Hektoliter Rotwein, die Mittelhaardkt lieferte 182 700 Hektoliter Weiß⸗ und 95 300 Hektoliter Rotwein und die Unterhaardt mit Nordpfalz erzeugte an Weiß⸗ wein 125000 Hektoliter und an Rotwein 58 500 Hektoliter. Somit beträgt bei einem Vergleich dieſer Zahlen mit dem Ergebnis der Ernte 1934 der Geſamtausfall ungefähr 20 v. H. Es ſteht beſonders das Rotweinergebnis weit hinter dem des Vorjahres zurück, am meiſten an der Mittelhaardt, wo der Ausfall über 40 v. H. beträgt. Den höchſten prozen⸗ tualen Unterſchied beim Weißwein hat ebenfalls die Mittel⸗ haardt mit faſt 25 v. H. gegenüber 1934. Zu berückſichtigen iſt noch, daß ſich die Anbaufläche im Jahre 1935 gegenüber 1934 bei Weißweinanlagen um 300 Hektar verringert und bei Rotweinanlagen um 60 Hektar erhöht hat. Allgemein hat auch die Qualität der 1935er Weine höchſt befriedigt, einerlei, wo ſie gewachſen ſind. Die Oberhaardt hat ſchöne liebliche Weißweine gebracht, die neben guten Moſtgewichten auch entſprechende Säuregrade beſaßen, daher ſehr brauchbar und bekömmlich ſind. An der Mittelhaardt probieren ſich die Weine vollmundig, haben gute Art und Saft, ſind allerdings durchſchnittlich und bis auf die Ausleſe nicht ſo ſchwer wie ihre Vorgänger. Ebenſo hat die Unterhaardt und die Nordpfalz im letzten Jahr ſehr ſchöne Qualitäts⸗ und Konſumweine erzeugt. Auch die Rot⸗ weine ſind von großer Güte und in den Hauptorten ihrer Anpflanzung ſelbſtändig und naturrein zu verwenden, ſie In dieſem Frühjahr wurden bisher 71 öffentliche Wein⸗ der Qualität 415 Rm. bis 1700 Rm., bei den Rotweinen von 295 bis 370 Ri., jeweils für die 1000 Liter. Höchſtpreiſe erziel⸗ ten bis jetzt 1935er Weißweine mit 3020 Rm. und Rot⸗ weine dieſes Jahrganges mit 900 Rm. für das Fuder. Nach dem weikeren Ausbau der 1935er und unter Berück⸗ ſichtigung, daß die Spitzenweine dieſes Jahrganges erſt im nächſten Frühjahr auf den Markt kommen, werden ohne Zweifel noch bedeutend höhere Preiſe erlöſt werden, von Ausleſen, Beerenausleſen und Trockenbeerausleſen ganz ab⸗ geſohen. Die immer ſtärker einſetzende Propaganda für die Pfäl⸗ zer Weine hat es bis jetzt ermöglicht, trotz der außerordent⸗ lichen Mengen den Abſatz recht befriedigend zu geſtalten. Vom Weinkonſum wird auch in Zukunft die Erhaltung eines großen weinbautreibenden deutſchen Gebietes abhängen. Heute iſt der Weingenuß kein Luxus mehr. Die im ganzen Reich zum Ausſchank kommenden einwandfreien Pfälzer Weine er⸗ möglichen jedem Volksgenoſſen Wein zu trinken. Pfalzwein iſt das Blut unſerer Heimaterde, unſerer vielumſtrittenen und bedrohten Weſtmark. Und wer ihn trinkt, verſchafft ſich nicht nur ſelbſt einen Genuß, ſondern er hilft darüber hinaus dem Pfälzer Winzer in ſeinem ſchweren Exiſtenzkampf. Eigene Hauptvereinigung für den Weinbau Frankfurt a. M., 26. Mai. Gelegentlich der 3. Reichs⸗ nährſtandsausſtellung, auf der auch eine Weinbau⸗Lehr⸗ ſchau aufgezogen wurde, kamen die Angehörigen des deut⸗ ſchen Weinfachs zu einer großen Tagung zuſammen. Vor⸗ her hatten bereits die einzelnen Abteilungen des deutſchen Weinfachs entſprechende Sondertagungen abgehalten, in denen den zuſtändigen Sachbearbeitern die Richtlinien für die kommenden Arbeiten gegeben wurden. Der Vorſitzende der Geſamttagung, Reichshauptamtsleiter 2 De. Brummen⸗ baum, teilte im Auftrag des Reichsbauernführers mit, daß demnächſt der Weinbau eine eigene Hauplpereinigung er⸗ halten würde. Bisher war der Weinbau zuſammen mit dem Gartenbau in der Hauptvereinigung der Garten⸗ und Weinbauwirtſchaft vereinigt. Rund funk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral; 6.05 Gymnaſtit; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrich⸗ ten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Bauernfunk; 8.10 Gym⸗ naſtik; 8.30 Für die Arbeitskameraden in den Betrieben; 9.30 Sendepauſe; 10.30 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepause; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Donnerstag, 28. Mai: 9.30 Motten— Motten, Ratſchläge zu ihrer Bekämp⸗ fung; 9.45 Sendepauſe; 10 Volksliedſingen; 11 Buntes Schallplattenkonzert; 15.30 Die ritterlichen Minneſänger all⸗ zumal, 139 an der Zahl; 17.45 Der Apotheker, Plauderei; 18 Konzert; 19 Funkbericht aus dem Technikum für Textil⸗ Induſtrie, 19.20 Ein muntrer Trank; 19.45 Erzeugungs⸗ ſchlacht; 20.10 Zar und Zimmermann, komiſche Oper von Lortzing; 22.30 Wir tanzen. f Freitag, 29. Mai: 10 Antreten zum Exerzieren, ein Tag an Bord eines Kriegsſchiffes; 10.30 Aus der Welt der Oper; 15.30 Der böſe Zauberer Nimmerſatt, Märchenſpiel; 17.40 Hörbericht aus der württembergiſchen Kattun⸗Manufaktur in Heiden⸗ heim; 18 Muſik zum Feierabend; 18.45 Skagerrak, das hohe Lied vom deutſchen Seemann; 19.45 Heroiſche Muſik; 20.10 Weggetreten, vom Feierabend des Soldaten 8. Samstag, 30. Mai: a 11 Buntes Schallplattenkonzert; 15 Fahne, wir folgen dir, Hörberichte; anſchließend: Ruf der Jugend; 16 Froher unk für Alt und Jung; 18 Soll ich, oder ſoll ich nicht?, Forſoiel, 18.45 Tonbericht der Woche; 19.15 Feierabend⸗ bretti; 20.10 Das verkaufte Echo, Hörſpiel; 21.15 Tanz⸗ muſik; 22.30. und morgen iſt Sonntag. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert, 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſik am Morgen; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmel⸗ dungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nachrichten, anſchl. Lokale Nachrichten, Wetter; 1815 Donnerstag, 28. Mai: 9.30 Muſit am Morgen; 11.30 Bauernfunk; 15 Volk und Wirtſchafl; 15.15 Kinderfunk; 17.30 Altgermaniſche Lebensbilder; 17.50 Eine Filmwochenſchau entſteht, Bericht; 18 Konzert; 19 Simplizius Simpliziſſimus; 19.45 Hörbericht von der 100⸗Jahrfeier der techniſchen Hochſchule von Darm⸗ ſtadt; 20.10 Richard⸗Wagner⸗Konzert; 22.30 Kulturauftrag in Olympia, Geſpräch; 22.45 Wir tanzen. Freitag, 29. Maf: 8.30 Alemanniſche Rundſchau; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Kleines Konzert; 16 Kammermuſik; 16.30 Uebermut tut auch mal gut; 17.30 Frankfurt— die Stadt des deutſchen Handwerks, Hörfolge; 18 Muſik zum Feierabend; 18.45 Skagerrak, das Hohe Lied vom deutſchen Seemann; 20.10 Weggetreten, vom Feierabend des Soldaten; 22.20 Sportſchau der Woche; 22.30 Der Wächter tutet in ſein Horn; 23 Unterhaltungs⸗ konzert. Samstag, 30. Maj:„ a 8.30 Sendepauſe; 8.40 Auf zum Staatsjugendtag; 9 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Jugendfunk; 18 Froher Funk für alt und jung; 18 Soll ich— oder ſoll ich nicht, Hörſpiel; 18.45 Militär⸗Kon⸗ 16 19.30 Zeitfunk; 19.55 Ruf der Jugend, 20.10 Weißt du noch„, bunker Abend, 22.20 Stegreifſendung des Zeitfunks; 22.30. und morgen iſt Sonntag. 5 * Nun iſt die Zeit Nun iſt die Zeit, da locken blaue Fernen! Du überlegſt, wann's endlich iſt ſo weit ſei, And jenes Buch mit den berühmken Sternen Scheint dir das ſchönſte in der Bücherei! Von allen Bänden, die den Schrank dir zieren, Steht nach dem Kursbuch jetzt dir nur der Sinn, Denn bald iſt keine Zeit mehr zu verlieren Verreiſen willſt du! Fragt ſich nur, wohin? Der Sommer läßt ſein goldenes Banner wehen, And vor dir liegt des Urlaubs grüne Zeit. In lauer Briſe weiße Segel blähen Oh, deutſches Land, ſo vielgeſtaltig weit! Es qualmt des D⸗Zugs graue Keſſelſchwade. Der Bahnhof dröhnt dir liebliche Muſik! Jieht's in die Berge dich? Zum Oſtſeeſtrande? Soll es die Heide ſein? Wie wär's mit Wyk? Schon ſchlägt dein Herz im Takt der Kolben⸗ ſtange, Der Speiſewagen ſchwebt im Geiſt dir vor, Du zählſt die Reiſekaſſe, ob's auch lange, And rollſt im Ferienzug durch's Hoffnungs⸗ tor. Du gehſt mit Plänen mächtig in's Geſcherre Geduld, Geduld! Die große Stunde reift, Da dir ein Graubart freundlich an der Sperre Die Karte für das Paradies durchkneift! Anna Boleyn „Von wem kommt das Geſchenk?“, fragt das Hoffräulein der Königin Katharina von England. „Ich habe keinen Auftrag, einen Namen zu nennen“, antwortet der Diener. „Dann kann ich das Geſchenk nicht anneh⸗ men!“, verſetzt das ſchöne Fräulein. „Wer in dieſem Lande kann wohl ſolchen Schmuck verſchenken?“, meint der Diener und macht ein pfiffiges Geſicht. „Und es iſt ſicher, daß Du ihn mir bringen ſollſt?“ „Seid Ihr Anna Boleyn?—— Nun alſo]!“ Das Fräulein tritt vor den Spiegel und legt das koſtbare Halsband um den ſchönen weißen Hals.— Das Band iſt geknüpft, der Würfel gefallen: England wird es bis in ſeine innerſten Faſern fühlen, daß König Heinrich der Achte die ſchöne Anna Boleyn ben Und Anna Boleyn wird daran ſter⸗ . Anna Boleyn iſt die Tochter Thomas Bo⸗ leyns, Viscounts von Rochefort, aus der Ehe einer Tochter des Herzogs von Norfolk. Seit elf Jahren iſt die jetzt Achtzehnjährige Hof⸗ fräulein. König Heinrich hat die Siebenfäh⸗ rige der Schweſter mitgegeben, als dieſe, in ihrem 16. Jahr, Ludwig den Zwölften von Frankreich heiratet, der 37 Jahre älter iſt. Sie bleibt lange drüben bei der Schwe⸗ ſter. Dann ruft König Heinrich, der um das ſchöne Mädchen weiß, Anna aus Frankreich, dem er den Krieg erklärt, zurück und macht ſie zur Hofdame der Königin. König Heinrich begehrt Anna Boleyn, und da es nur dies eine Mittel gibt, be⸗ ſchließt er, ſie zur Königin zu erhe⸗ ben. Anng Boleyn iſt verlobt, mit dem jun⸗ gen Sohn Percy des Grafen von Northum⸗ berland. Das iſt kein ſchlimmes Hindernis. Dieſer König iſt allmächtig, Väter in Eng⸗ land müſſen gehorchen; ſo gibt es im Hauſe Northumberland eine Straſpredigt, und Percy wird auf der Stelle Gatte der Tochter des Grafen Shrewsbury. Dies wäre erledigt. Aber König Heinrich hat eine Frau. Das iſt nicht ſo leicht. Kann ein katholiſcher König ſich ſcheiden laſ⸗ ſen? Und Anna? Nun, ſie iſt nicht abge⸗ neigt; denn der König ſteht in den beſten Jahren, und Königin von England zu ſein, das iſt etwas! So iſt bald offenkundig, daß Anna Boleyn König Heinrichs Geliebte iſt. Aber ſie iſt es eigentlich nicht; denn ſie hat ihm geſagt:„Ich werde glücklich ſein, Sire, Ihre Gattin zu ſein, aber Ihre Geliebte will ich nicht wer⸗ den!“ Bald weiß ſie, daß ihre Ausſichten gut ſind. Der König ſinnt auf Scheidung. Er hat einen mächtigen Helfer: Thomas Wolſey, ſein Günſtling, von ihm zum Kardinal und Lordkanzler gemacht, als päpſtlicher Legat Inhaber faſt aller kirchlichen Gewalt in Eng⸗ land, wird einen Ausweg finden. Katha⸗ rina von Argonien, die Königin, iſt Hein⸗ richs Bruderswitwe. 18 Jahre lang hat Heinrich mit ihr in guter Ehe gelebt. Jetzt iſt ſein Gewiſſen bedrückt; denn dieſe Ehe verſtößt gegen Gottes Gebot. Wolſey will helfen, aber er hat einen anderen Plan. Heinrich ſoll ſich ehelich mit Frankreich ver⸗ binden. Heinrichs Liebſchaft mit Anng Bo⸗ leyn erſcheint ihm als Schande: auf den Knien beſchört er ſeinen Herrn, der Ehe mit ihr zu entſagen. Sein Widerſtand bricht vor dem Willen Heinrichs zuſammen, und Wol⸗ ſey wird jetzt wärmſter Verfechter der kö⸗ niglichen Ehetrennung. Nur damit kann er den eigenen Kopf retten; denn ſeit ſeiner Weigerung glimmt in Heinrichs Auge Haß und Rache. 3 5 5 Dieſe Privataffäre eines Königs ſpielt in ſchlimmer Zeit. Papſt Clemens VII. wird vom Deutſchen Kaiſer Karl V. ſchwer be⸗ drängt. Der Papſt hat mit Frankreich, Mai⸗ land und Venedig die„Heilige Liga“ ge⸗ ſchloſſen, um Rom zu ſchützen. Aber der Kaiſerliche Feldhauptmann Georg Frunds⸗ berg erſcheint vor Rom, bricht in die Stadt, und der Papſt muß fliehen. In ſeinem Exil erſcheinen Englands Geſandte, um Heinrichs Scheidung durchzuſetzen. Ein ſchwieriger Fall für den Papſt. England ſteht, wie er, gegen den Kaiſer. Aber der Kaiſer ſteht in Rom, Katharina iſt des Kaiſers Mutter⸗ ſchweſter, und der Papſt bedarf der kaiſer⸗ lichen Schonung. Willfährt er Heinrich, enk⸗ kleidet ihn der Kaiſer der weltlichen Macht in Italien, bietet die Reformation gegen Rom auf und reißt Deutſchland vom Papſte los. Weiſt er Heinrich ab, ſo verliert Rom die Hilfe Englands. Fünf Jahre gehen ſo dahin. Geſchickte Balancierkunſt hält die „Geheime Angelegenheit des Königs“— wie ſie im Amtsſtil heißt— in der Schwebe. Der Papſt hofft auf die Gunſt des Himmels. Einmal ſcheint die Hilfe von dort zu kom⸗ men. Eine Epidemie bricht in England aus, auch Anna wird von ihr ergriffen, der Kö⸗ nig fürchtet ernſtlich für ſein Leben, ſchiebt die„Geheime Angelegenheit“ beiſeite, lebt im neuen Einvernehmen mit Katharina. Aber Anna geſundet und erſcheint wieder bei Hof,„ſo ſchön, ſo roſig, wie je“; von heute ab beichtet der König nicht mehr und kommuniziert nicht mehr mit Katharina, ſondern wieder mit Anna. 5 2 55 So kommt es zum„kanoniſchen Prozeß“. Katharina appelliert an den Papſt, der von Clemens nach England entſandte Kardinal⸗ Legat, vor dem König und Königin erſchei⸗ nen, nimmt die Appellation an, endloſe Ver⸗ ſchleppung iſt die Folge. Kardinal Wolſey iſt verloren. Er verliert ſein Kanzleramt, wird des Hochverrats angeklagt, und nur rechtzeitiger Tod auf dem Wege zum Tower rettet ihn vor dem Schaffot. Sein Nachfolger, Thomas Cranmer, Erz⸗ biſchof von Canterbury, und Thomas Crom⸗ well, Heinrichs neuer Miniſter, beide im Ge⸗ heimen der Reformation zugeneigt, wiſſen einen neuen Weg:„Sire“ raten ſie dem König,„werden Sie engliſcher Papſt, und Ihre Macht wird größer ſein als die des Kaiſers und des Papſtes zuſammen!“ Ein kluger Rat— der König weiß ihn zu ſchät⸗ zen! Der Weg iſt nun frei. Ein Gericht, das die Königin ohne Angabe des Grundes vor⸗ lädt, erklärt, da ſie nicht erſcheint, die Ehe als nichtig, die Nachkommenſchaft als aus⸗ geſchloſſen vor der Thronfolge; Katharina verliert den Titel„Königin“, die ihr gehor⸗ ſame Dienerſchaft ihre Poſten. Ein zweites Gericht erklärt die neue Ehe für rechtmäßig; mit ungewöhnlicher Pracht wird, unter Teil⸗ nahme des ganzen Adels, mit Aufzügen, Triumphbögen und Turnieren, die Krönung der neuen Königin gefeiert. Drei Monate ſpäter gebiert Anng Boleyn eine Tochter; ſie wärd einſt Königin Eliſabeth ſein, die Fein⸗ din Maria Stuarts. Der König macht nicht das freundlichſte Geſicht zur neuen Prinzeſ⸗ ſin; es iſt die zweite, die ihm geſchenkt wird. Die erſte war mit ein Grund ſeines Schei⸗ dungswunſches; ſie iſt 18 Jahre alt, iſt durch die Nichtigkeit der erſten Ehe des Königs villegitimes Kind“ und hat alle Vorrechte ihrer Geburt verloren. Jetzt hat der König erreicht, was er be⸗ gehrte. König und Papfſt zugleich, hat er die unumſchränkte Macht über England. Der gelehrte Biſchof John Fiſher und der edle Kanzler Thomas Morus. Zierde ſeiner Zeit durch Geiſt und Charakter, ſter⸗ ben unterm Beil, weil ſie ſich weigern, nach⸗ zuſprechen:„Maria, des Königs Tochter aus erſter Ehe, iſt unfähig zur Thronfolge“. Biſchof Fisher iſt ſchon römiſcher Kardinal, als er in den Tower kommt, der Kardinals⸗ hut iſt von Rom unterwegs. Als Heinrich es hört, ſagt er:„Ich werde Sorge tragen, daß er keinen Kopf mehr hat, um ihn auf⸗ zuſetzen“. Thomas Morus ſagt mit ſokrati⸗ ſchem Scherz zum Henker:„Mein Hals iſt ſo kurz, daß ich fürchte, Du wirſt bei mir we⸗ nig Ehre einlegen!“— Der Kampf zwiſchen Antipapiſten und Pa⸗ piſten geht weiter. Die Päpſtlichen ſind Annas Feinde, und ihr beſter Bundes⸗ genoſſe iſt Heinrichs Sinnlichkeit. Sie prä⸗ ſentieren ihm eine neue Schönheit, die jün⸗ Unter hallung und Wissen. ger und friſcher iſt als Königin Anna. Die ſpürt nicht, daß der Boden ſchon unter ihr zittert: Sie„entbehrt der königlichen Wür⸗ de“; was Heinrich am leichtlebigen Hoffräu⸗ lein lockte, mißfällt ihm an der Gattin. Eines Abends betritt Anna Boleyn das Zimmer des Königs. Beim König iſt ihr Hoffräulein, die ſchöne Johan na Sey⸗ mour. Blaß vor Schrecken eilt Anna auf ihr Zimmer, legt ſich zu Bett und gebiert einige Tage ſpäter einen toten Knaben. Ein lebender hätte ſeine Mutter noch retten kön⸗ nen; da er tot iſt, geht es raſch mit Anna ab⸗ wärts. Drei Monate ſpäter, bei einem Tur⸗ nier in Greenwich, gibt es eine Eiferſuchts ſzene. Irgendein Verdacht bietet den geſuch⸗ ten Vorwand zu Annas Beſeitigung. Ver⸗ haftung, Verbringung in den Tower, Be⸗ ſchuldigung der Untreue, Gerichtshof von 26 Peers. Sie habe mit fünf Perſonen Verrat gegen den König betrieben und ſei der ehe⸗ lichen Untreue ſchuldig. Die dienſtfertigen Richter erklären ſie für ſchuldig; ſie wird verurteilt, verbrannt oder enthauptet zu wer⸗ den,„wie es dem König gefalle“. Zwei Tage ſpäter läßt Heinrich auch dieſe Ehe lö⸗ ſen,„null und nichtig, wie ſie ſtets geweſen ſei“. Am gleichen Tage werden Annas„Mit⸗ ſchuldige“ gehenkt oder enthauptet. Heinrich gewährt Anna noch zwei Tage Friſt. Sie be⸗ nutzt ſie zu Geſprächen mit ihrem Beichtva⸗ ter. Am letzten Abend bittet ſie Lady Kyng⸗ ſton, in ihrem Namen zu Lady Maria zu gehen, ebenſo vor ihr zu knien und ſie zu bitten, einer unglücklichen Frau ihr Unrecht zu verzeihen. Am 19. Mai 153 6, kurz vor Mittag, führt man ſie auf den Grasplatz im Tower. Anna iſt gefaßt. Sie bittet Gott, „den König zu erha sten; denn einen gütige⸗ ren und gnadenreicheren Fürſten gab es nie; mir iſt er ſtets ein guter, gütiger und gna⸗ denreicher Herr geweſen“. Dann bittet ſie, für ſie zu beten, kniet nieder, legt ihr Haupt auf den Block, ein Streich trifft ihren Hals dort, wo jenes Halsband lag, als das be⸗ gann, was jetzt endet Am folgenden Morgen heiratete der Kö⸗ nig Johanna Seymour. Sie endlich gebar ihm 1537 den erſehnten Sohn, den ſpäteren König Eduard VI. Sie ſtarb im Wochenbett, worauf der König Prinzeſſin Anna von Cleve heiratete, die er aber bald verſtieß, weil er ſie häßlich fand. Deſto lebhafter ent⸗ brannte er für die ſchöne Katharina Homard, Tochter des Lords Edmund Ho⸗ ward. Ein Jahr lang lebte er glücklich mit ihr, dan betrog ſie ihn; ein weiteres Jahr ſpäter ſchlug auch ihr der Henker den Kopf ab. Erſt ſeine ſechſte Frau, Katharina Parr, überlebte den Tyrannen. Auch ihr war die Hinrichtung zugedacht, aber ſie hatte vom Nachbarzimmer her den Plan mit an⸗ gehört, fiel in Krämpfe, ſchrie und weinte, erregte ſein Mitleid und widerrief in ge⸗ ſchicktem Geſpräch die Religions⸗Anſchauun⸗ gen, die man ihr vorgeworfen hatte. Noch ein paar Jahre lebte Heinrich der Achte. Er wurde ſo dick, daß er ſein eigenes Gewicht nicht mehr tragen und„ohne Hilfe von Ma⸗ ſchinen ſich nicht mehr fortbewegen konnte“. Bis zum letzten Tage„mit Hinrichtungsbe⸗ fehlen beſchäftigt“, ſtarb er am 28. Januar 921. 15 Schrarlen am Wege Von Hanns W. Kappler. In den blühenden Büſchen, die den Bahn⸗ damm umſäumten, und in dem hohen, alten Lindenbaum, der das kleine Bahnwärter⸗ haus beſchattete, ſummten die Bienen. Horſt Kramer ſtand vor dem Häuschen Und blinzelte in das Licht der wärmenden Sonne. Wie ſchön, wie beglückend war doch dieſe ländlich⸗ſtille Einſamkeit. Weit, weit entfernt von großen Städten boten die ein⸗ zige Abwechſlung in des Tages Ablauf die Züge, die nicht zu oft auf dieſer Strecke verkehrten. Horſt Kramer ſchaute neidlos in die Augen der Menſchen, deren Blicke Er⸗ wartung waren und deren Antlitz überſtrahlt wurde von dem Glück einer Ferienreiſe. Dicht neben dem Wärterhaus führte eine Landſtraße vorbei. Radfahrer riefen dem einſamen Wärter einen Gruß zu, oder Wan⸗ Reichsautobahn Köln—Düſſeldorf eröffnet. Nach der Eröffnung der 24 Kilometer lan Induſtriegebiet nahm Reichsminiſte Weltbild(M) gen Teilſtrecke der Reichsautobahn Köln r Dr. Goebbels die Wagenparade ab. derburſchen kamen, die einige freundliche Worte mit ihm wechſelten. Manchmal ſtan⸗ den auch große, elegante Reiſekraftwagen vor den geſchloſſenen Schranken, um zu warten, bis der Zug vorübergefahren war; jene Wagen, deren Luxus Horſt Kramer nicht unbekannt war. Auch er hatte einſt in einem ſolchen Wagen geſeſſen— doch das lag weit, weit zurück. Horſt Kramer mußte ſich oft bezwingen an die Vergangenheit zu denken, an jenen Tag, an dern ihm der Vater Lore Hennings hohnlachend die Tür gewieſen hatte. Ind dann an die Zeit, in der Horſt verſuchen wollte, in der Einſamkeit ſeines Herzen Wunde vernarben zu laſſen. Seine Kollegen und Vorgeſetzten hatten verſtändnislos d Köpfe geſchüttelt, als er bat, ihm die terſtelle einer kleinen Blockſtation zu über⸗ geben. Man hatte über das ſeltſame Vegeh⸗ ren gelächelt, war aber ſchließlich feinem Wunſche nachgekommen. So hatte Horſt Kramer der großen Stadt, in der ihm eine gute, bürgerliche Zukunſt bevorgeſtanden hätte, den Rücken gekehrt, um ſich hier in der Einſamkeit niederzu⸗ laſſen. Der junge Beamte ſtand ſinnend. Bereute er ſeinen Schritt? Nein, es war ſchon gut ſo⸗ Das Läutewerk ertönte von fern. 9 trat zur Winde, um die Schranken zu ſchlie⸗ ßen; denn in wenigen Sekunden mußte der Schnellzug vorüberbrauſen. Plötzlich vernahm Horſt das Nahen eines Kraftwagens, der ſich mit raſender Ge⸗ ſchwindigkeit näherte. Horſt bemerkte in Sekundenſchnelle hinter einer Windſchutz⸗ ſcheibe das verzerrte Geſicht des Wagenfüß⸗ rers und ahnte, daß dieſer den Bremshehel zu ſpät betätigt hatte, um den ſchweren Wg⸗ gen auf der abſchüſſigen Straße noch zur rechten Zeit zum Halten bringen zu können, Die nun folgenden Geſchehniſſe ſpielten ſich in Bruchteilen von Sekunden ab. Horſt bedachte blitzſchnell, daß er, wenn er die Schranke ſchloß, zwar ſeine Pflicht getreu erfüllte, daß aber dann der Kraftwagen die eſchloſſene Schranke durchbrechen und giel⸗ leicht mitten auf dem Schienenſtrang zum Halten kommen müſſe, um von dem heran⸗ brauſenden Zug zertrümmert zu werden. Ließ er indeſſen den Wagen noch durch die Schranken, dann beſtand die Möglichkeit, daß er noch knapp vor der Lokomotive über das Gleis gelangen konnte. Gab es dennoch ein Unglück— dann war er, Horſt Kramer, der Schuldige! Horſt drehte entſchloſſen die Winde zurütk und gab den Weg frei. Der Kraftwagen raſte vorüber Grell durchzitterte ein Pfiff der mächtigen Lokomotive die Stille der Land⸗ ſchaft. Bremſen kreiſchten knirſchend unter ohrenbetäubendem Lärm— und löſten ſich wieder. Der Schnellzug brauſte an den offe⸗ nen Schranken vorüber. Auf der Straße, ſen⸗ ſeits der Schienen ſtand der Kraftwagen un⸗ verſehrt. Horſt lehnte ſich an die Winde, er atmete auf und wiſchte ſich den Schweiß vön der Stirn Vor ſeinen Augen tanzten Funken, jetzt, da die Gefahr glücklich vorüber war, pochte ſein Herz raſend. Wie in nebelhafter Ferne gewahrte er zwei Geſtalten. zwei Frauen, die ſich im Wagen eng umſchlungen hielten, bemerkte er undeutlich den Führer des Wagens, deſſen Stirn auf dem Steuer ruhte, vernahm er die Schritte eines Man⸗ nes, der ſich ihm wankend näherte, und hörte plötzlich eine Stimme— eine Stimme— „Mein Herr, ich— muß Ihnen danken, von Herzen danken— für die geiſtesgegen⸗ wärtige Tat! Ich möchte—“ Horſt Kramer erwachte aus ſeinem dump⸗ fen Sinnen. Dieſe Stimme ſchreckte ihn auf, Und dann wurde ſein Auge endlich klar, „Warum ſo viele Worte?“ murmelte et und überſah die Hand des Mannes. die ſich ihm entgegenſtreckte.„Ich habe nur meine Pflicht als Menſch getan.“ Kaum hatte Horſt geſprochen, als ein leich⸗ ter Aufſchrei ertönte. Eine ſchlanke Geſtaſt ſprang aus dem Wagen, eilte über den Bahndamm und— lag ſchluchzend an der Bruſt des Bahnwärters. Ein junges Mädel weinte, bebte am ganzen Körper und jubelte maleich küßte Horſt Kramer viele, viele al. Ein Jahr ſpäter, am gleichen Tage, fuhr ein eleganter Kraftwagen an dem Wärter⸗ haus vorüber bis zu der geſenkten Schranke; denn der Schnellzug nahte. 5 Lore und Horſt befanden ſich in dieſem Wagen und winkten grüßend einem alten Bahnwärter zu, der ihnen Glück für die Hochzeitsreiſe wünſchte. Der Zeichenlehrer erteilt der Klaſſe den Auftrag, eine Mauer mit einem Reklame⸗ plakat darauf zu entwerfen. 5 Nach drei Minuten erhebt fh Schüler Schreier und erklärt fertig zu ſein. Der Lehrer erblickt eine gut gezeichnete Mauer mit der Inſchrift:„Plakate ankleben verboten!“ Auflöſungen aus voriger Nummer. Illuſtriertes Kreuzworträtſel: Waagrecht: Euter, Kamm, Ende, Ratte. Senkrecht: No⸗ te, Eimer, Rinne, Stab. In dieſor Reihen- folge ſind die Wörter einzuſtellen. Tauſch⸗Rätſel: Leber, Baden, Hummel, Mette, Beere, Maler, Schule, Ecker, Tante, Wette.— Baumbluete. . ve! bei