Rr. 130(2. Blatt). Leekar Bote Samstag, 6. Juni 1936 A Der neue Beamtentyp Auf der Beamten⸗ Großkundgebung in Berlin hat 955 Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter R udolf Heß, ane grundlegende Rede über die Stellung des Beamten im geuen Reich gehalten. Einleitend ſtellte er feſt, daß die lebendigſte Berührung, die es zwiſchen Volk und Staat gibt, zweifellos der Staatsbeamte darſtellt, der ſeinen Volksgenoſſen leuchtend als Verkörperung des Staates ge⸗ genübertritt. Heute ſei das Verhältnis des Volks zu ſei⸗ nem Staat dank der Durchſetzung mit nationalſozialiſti⸗ ſcem Gedankengut ſo feſtſtehend, daß es nicht ſage, der Staat ſei ſchlecht, wenn ein Beamter unnationalſozialiſtiſch handele, ſondern es ſage, der Beamte ſei ſchlecht. Das Bild, das der Deutſche vom Beamten hat, ſchwebe z w iſchen zwei Extremen. Auf der einen Seite ſei dem Volk durch ſchlechte Beamte ein Bild entſtan⸗ den, in dem der Beamte gleichgeſetzt wird mit einem„Bü⸗ rokraten“. Auf der anderen Seite ſtehe der Begriff des ſogenannten preußiſchen Beamten der Prägung, wie ſie ſich ſeit Friedrich Wilhelm J. herausentwickelte. Unter der Einwirkung des Nationalſozialismus habe ſich der Begriff vom guten Beamten gewandelt, ſo wie der Be⸗ griff des Staats ſich gewandelt hat, der nicht mehr ein über den Wolken ſchwebendes Gebilde iſt, zu dem der„Un⸗ tergebene“ aufſchaut, ſondern eine Einrichtung, die dem Volk dient. In gleichem Maße iſt der gute Beamte nicht mehr der Vorgeſetzte, ſondern der Vertreter des Volks, wobei der einzelne Volksgenoſſe ſeinerſeits ſich als Volksgenoſſe fühlt und ihm gegenüber als Volks⸗ genoſſe in Erſcheinung tritt, als Menſch mit Verſtändnis für ihn und ſeine Sorgen, der innerhalb ſeines Rahmens ihm Berater und Helfer iſt. Die Forderung nach dem Sichverbundenfühlen mit dem Volk, dem Handeln für das Volk gilt nicht nur für den mit eee eee dem Volk perſönlich in Berührung kommenden unteren Beamten, ſondern gilt in höherem Maße noch für den oberen Beamten. Ebenſo wie der deutſche Beamte es als ſelbſtverſtändlich empfindet, daß von ihm eine Grund⸗ haltung, die ſeinem Amt entſpricht, und eine Kenntnis der einſchlagigen geſetzlichen Beſtimmungen verlangt wird, die für ſein Aufgabengebiet notwendig ſind, ebenſo verlangt das deutſche Volk heute von ihm nationalſoziali⸗ ſtiſche Haltung und die Kenntnis des Weſens und Wirkens der NSDAP. Denn dieſe iſt zur einzigen politiſchen Vertretung des Volks geworden; ſie beſtimmt die politiſche Entwicklung; von ihr ausgehend iſt der Staat umgeſtal⸗ tet worden und wird weiter beeinflußt in Uebertragung des Willens des Führers, der ſeinerſeits der erſte Beauf⸗ tragte des Volkes iſt. Ich mache den Beamten, die nicht zu den alten Parteigenoſſen gehören, keinen Vorwurf. Größte Anerkennung müſſen wir aber den Beamten zollen, welche lroz des Republitkſchutzgeſetzes ſich der Bewegung anſchloſ⸗ en, von der ſie die Ueberzeugung gewonnen hatten, daß ſie eale verficht, die ihre Ideale ſino. Der Stellvertreter des Führers umriß dann das heutige Wirken der NSDAP und betonte, daß die Partei, nachdem ſie die Volksgemeinſchaft erreicht habe, jetzt ihre Aufgabe an dieſer Volksgemeinſchaft erfülle. Ihre große geſchichtliche Leiſtung, ſagte Rudolf Heß den Beamten, heißt Pflichterfüllung. Dieſe Pflichterfül⸗ lung macht der neue feſtgefügte Staat dem deutſchen Be⸗ aͤmten leicht, und ich glaube auch, daß alle deutſchen Beam⸗ en Grund haben, der nationalſozialiſtiſchen Bewegung, die ach der Revolution und nach der Uebernahme der Macht in Deutſchland einen neuen Beamtentyp ſich zu ſchaffen bemüht, dankbar zu ſein. Sie hat das Ihrige getan und tut es weiter, den in der Vergangenheit angegriffenen Ruf zu feſtigen, und ſie tut andererſeits das Ihre, dem Volk zu zeigen, wie lebensnotwendig eine gute Beamtenſchaft für ein Volk iſt und welches Recht dieſe Beamtenſchaft darauf hat, wenn ſie ihre Pflicht tut, auch in Ehren anerkannt und geachtet zu ſein. Rudolf Heß führte dann aus, daß die Partei vor allen Einſetzungen und Beförderungen bon Beamten, ſoweit ſie vom Führer vorgenommen wür⸗ den, um ihr Urteil befragt werde. Dieſe Einſchal⸗ kung der Partei gelte nicht zuletzt dem guten Beamten ſelbſt, denn es wird verhindert, daß Vorgeſetzte, von denen der eine oder andere vielleicht noch immer heimlich dem Nationalſozialismus abgeneigt iſt, untergebene Beamte im Aufſtieg aus weltanſchaulichen Gründen hindern. Durch das Geſetz zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums ſeien wirkliche Schädlinge ausgeſchaltet worden. Bei den im Dienſt befindlichen Beamten käme es nicht ſo ſehr darauf an, daß der eine oder andere Beamte vielleicht früher einmal eine Aeußerung ge⸗ tan hat, ſondern entſcheidend iſt, wie er ſich heute derhalte und was er leiſtet. Entſcheidend iſt, ob er loyal eine Pflicht dem neuen Staat gegenüber erfüllt, ob er ſich bemüht, in ſeinem Verhalten Nationalſozialiſt zu ſein, ob er durch ſein Wirken die notwendige Einheit von Partei und Staat nach dem Willen des Führers fördert oder nicht. Wolksgenoſſen,“ rief Rudolf Heß den Beamten zu,„ſeien Sie deſſen bewußt: Sie erleben Schickſale mit, Sie tra⸗ gen Entſcheidungen von manchmal weitreichender Bedeutung in die Familie! Sie können durch Rat Volksge⸗ noſſen aufrichten, Sie können ſie aber auch quälen, wenn Sie Ihre Pflicht nicht in nationalſozialiſtiſchem Sinne tun. Es iſt nicht wichtig, welches Amt der Beamte verwaltet, ob es groß iſt oder klein, ob er Miniſter iſt oder Poliziſt. Nach einem nationalſozialiſtiſchen Grundſatz iſt nicht wichtig was er tut, ſondern wichtig iſt, wie er es tut. Hier ent⸗ ſcheidet ſich, ob ein Beamter in tieferem Sinn gut iſt oder ſchlecht, ob er wirklich innerlich Nationalſoziallſt iſt oder beſtenfalls nur dem Namen nach. Hier entſcheidet ſich, ob er ein würdiger Diener des neuen Staates, ein würdiger Die⸗ ner ſeines Volkes iſt. Das Arteil gegen Pfarrer Joannis Acht Jahre Juchthaus und Sicherungsverwahrung. Stuttgart, 6. Juni. Im Prozeß gegen den Sittlichkeitsverbrecher Pfarrer Joannis verkündete die Skrafkammer Ellwangen folgendes Urkeil: Der Angeklagte wird als gefährlicher Gewohnheiks⸗ verbrecher wegen 45 Verbrechen wider die Sittlichkeit, in einem A im Juſammentreffen mit einem beſchimpfen⸗ Unfug in der Kirche zu einer Geſamtſtrafe von acht n Juchthaus verurteilt. Drei Monate Unterſuchungs⸗ haft ſind anzurechnen. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm auf fünf Jahre aberkannl. Ferner wird Sicherungs. verwahrung angeordnet. Die Koſten des Verfahrens hal der Angeklagte zu kragen. 5 In der Begründung des Urteils führte der Vi 5 ptverhandlung in allen 45 Fä be, daß der Pfarrer an Kindern unter 14 hren un⸗ tige Handlungen vorgenommen habe. Nach dem Gut⸗ achten der Sachverſtändigen ſei er als voll zurechnungsfä⸗ hig anzuſehen. Bei der Strafbemeſſung wurde als ſtraf⸗ verſchärfend angenommen das lange hemmungsloſe Trei⸗ ben, die große Zahl der Fälle und die ſchweren Folgen der Tat. Das Gericht iſt zu der Ueberzeugung gekommen, daß die öffentliche Sicherheit die Sicherungsverwahrung des An⸗ geklagten verlangt. Von einer Entmannung wurde abge⸗ ſehen. Da für einen Gewohnheitsverbrecher, wie den Pfär⸗ rer Joannis, kein Platz mehr in der Volksgemeinſchaft iſt, wurde auch auf Ehrenverluſt erkannt. Der Haftbefehl bleibt aufrechterhalten. Der Franziskanerprozeß Bruder Linus auf der Anklagebank. Koblenz, 5. Juni. Nach einwöchiger Pauſe, die durch die Pfingſtfeiertage bedingt war, nahm am Freitag der Prozeß gegen die 276 Ordensbrüder der Franziskanerbru⸗ derſchaft ſeinen Fortgang. Auf der Anklagebank ſaß der 44 Jahre alte ehemalige Franziskanerbruder Bernhard Schulenberg, der mit ſeinem Kloſternamen Bruder Linus hieß. Schulenberg. der ſich ſeit Dezember 1935 in Unterſuchungshaft befindet, wird beſchuldigt, durch neun ſelbſtändige, zum Teil fort⸗ geſetzte Handlungen in den Jahren 1928 bis 1932 mit Per⸗ ſonen männlichen Geſchlechts in verſchiedenen Franziska⸗ nerkloſtern widernatürliche Unzucht getrieben und ſich wel⸗ ter an einer Reihe von zum Teil ſchwachſinnigen und idio⸗ tiſchen, zum Teil minderfährigen Pfleglingen vergangen zu haben. Wegen Gefährdung der Sittlichkeit wurde die Oef⸗ fentlichkeit ausgeſchloſſen. Die Vernehmung des Angeklagten rollte ein ent⸗ letzliches Lebensbild eines Wüſtlings auf. Der Angeklagte wurde 1892 in Recklinghauſen geboren. Er be⸗ ſtreitet, homoſexuell zu ſein. 1922 ſei er in das Franziska⸗ nerkloſter in Waldbreitbach eingetreten und habe 1927 die ewigen Gelübde der Keuſchheit und Armut abgelegt. Er ſei dann in verſchiedenen Klöſtern und Hoſpitälern zum größten Teil als Krankenpfleger, teilweiſe aber auch als Stationsbruder tätig geweſen. Die Vernehmung des Angeklagten fördert eine große Anzahl ſcheußlicher Einzelheiten zutage. Bei den Zeugenvernehmungen wurden zunächſt die bier Franziskanerbrüder vernommen, mit denen ſich Linus im Sinne des Paragraphen 175 vergangen hat. Der 34 Jahre alte frühere Franziskanerbruder And reas Hennes(Bruder Viktorian) gibt zu, ſich an dem Ange⸗ klagten ſowohl in Darmſtadt als auch im Kloſter Ebernach ſtrafbar gemacht zu haben. Sogar Aktpho⸗ tos hätten ſie verſchiedentlich in Sonnenbädern aufgenom⸗ men. Der 27 Jahre alte Kilian Matthes(Bruder Wladislaus) beſtreitet, ſich mit dem Angeklagten vergangen zu haben, gibt aber zu, ebenfalls an derartigen Sonnen⸗ bädern teilgenommen zu haben. Hans Broos, 25 Jahre alt(Bruder Alexander), geſteht, ſich mit Bruder Linus im Jahre 1932 in deſſen Kloſterzelle im Kloſter Ebernach bei Cochem wiederholt ſtrafbar gemacht zu haben. Er habe dieſen Verkehr auch gebeichtet und darüber nach Hauſe ge⸗ ſchrieben. Für dieſen Brief habe er 14 Tage Bußarreſt auf ſeiner Kloſterzelle erhalten, weiter aber ſei nichts erfolgt. Zeuge Johann Bauſchen(Bruder Tareiſius), der in⸗ zwiſchen aus dem Orden ausgetreten iſt und geheiratet hat, gibt ebenfalls zu, während der Nachtwache in der Wachzelle mit Bruder Linus und einem Franziskanerbru⸗ der Emanuel verkehrt zu haben. Von den ſchwachſinnigen Zöglingen, die zum Teil ſtraf⸗ rechtlich nicht verantwortlich ſind, bekunden die beiden er⸗ ſten, daß ſie von Bruder Linus in ſeine Zelle befohlen worden ſeien. Sie erhielten dort Rauchwaren geſchenkt und wurden verſchiedentlich von ihm mißbraucht. Bruder Keller⸗ meiſter Gaudentius gab den Schwachſinnigen ſo viel Wein zu trinken, daß ſie betrunken wurden und weniger Hem⸗ mungen hatten. Die Zuſtände waren derart, daß der Zeuge ſchließlich aus dem Kloſter Uebernach floh und in Saar⸗ brücken einen Einbruchsdiebſtahl beging, nur um nicht wieder in das Kloſter zurückgebracht zu werden! Dieſer Zeuge hat ſchließlich dem Landeshauptmann von den ſkandalöſen Juſtänden Kennknis gegeben, ſo daß dann auf deſſen Veranlaſſung die Strafverfolgung aufgenommen wurde. Einem ebenfalls jugendlichen Pflegling, der gleichfalls von Linus mitgebracht worden war, wurde von den Or⸗ densbrüdern wiederholt gedroht,„ſie machten ihn in der Anſtalt ſchon kaput, wenn er irgendetwas erzählen würde!“ Dieſer Junge hat aus Ekel vor dem ſchändlichen Treiben am 15. Juni 1932 Selbſtmord begangen, indem er ſich vor einen Eiſenbahnzug warf. * Fliegertod des Chefs des Generalſtabes der Luftwaffe. Generalleutnant Wever, der Chef des Generalſtabes der Luftwaffe, ſtürzte mit dem Flugzeug D- U20 N unmittelbar nach dem Start auf dem Dresdener Flughafen tödlich ab. Das role Kreuz ruft! 70 J Seit über ahren flattert die Fahne mit dem roten kreuz auf weißem Grunde in Krieg und Frieden über s- und Rettungswerk, über all den vielen und mannig⸗ igen Organiſationen des Bereitſchaftsdienſtes, den das Deutſche Rote Kreuz auf Grund der Genfer Konvention von 1864 als nationale Geſellſchaft für Deutſchland aus⸗ übt— jener Genfer Konvention, die der Führer und Reichskanzler ſowohl in ſeiner erſten zündenden Friedens⸗ rede vom 21. Mai 1935 als auch in ſeiner großen Friedens⸗ erklärung vom 7. März 1936 für die gemeinſame Arbeit der Vö ker zur Wahrung des Friedens als vorbildlich hin⸗ geſtellt hat. In allen Kriegen ſeit 1864 iſt das Rote Kreuz als neu⸗ trale von allen Kufturländern geſchützte und anerkannte Organiſation lindernd und helfend tätig geweſen, bei allen Kataſtrophen und Unglücksfällen, bei Sturmſchäden und Ueberſchwemmungen, bei Seuchen und Notſtänden— im⸗ mer hat die in ihrem Schweigen beredte Fahne mit dem roten Kreuz die Sanitätsmänner, Schweſtern und Helferin⸗ nen herangeführt zur Rettung gefährdeter Menſchen, zur Hilfe und Heilung von Leib und Leben. Immer war und iſt das Rote Kreuz das hohe Sinnbild wahrer Menſchlich⸗ keit und einer Gemeinſamkeit der Völker, die ſogar über die Schrecken des Krieges beſteht. Im neuen Deutſchland Adolf Hitlers mit ſeinen gewaltigen und eindrucksvollen Kundgebungen des deutſchen Volkes iſt auch dem Deutſchen Roten Kreuz die erhöhte Aufgabe geſtellt, Leib und Leben der Hunderttauſende zu betreuen, die an dieſen Maſſenver⸗ anſtaltungen teilnehmen. Unter der Schirmherrſchaft Adolf Hitlers arbeiten 1.25 Millionen Männer und Frauen in 7300 Vereinigungen des Deutſchen Roten Kreuzes einhellig zuſammen. Faſt drei Millionen mal ſind ſie im vorigen Jahre für die Erſte Hilfe in An⸗ ſpruch genommen worden. Mit anderen Worten: faſt jeder zwanzigſte Deutſche wurde vom Roten Kreuz 1935 betreut. Es ſind erprobte Kräfte, die ſich ſelbſtlos und ehrenamtlich dieſer praktiſchen Arbeit der Nächſtenliebe widmen. In boller Hingabe an das allgemeine Beſte, getreu dem Wort „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ folgen Hunderttauſende deutſcher Männer, Frauen und Mädchen dem Ruf des Ro⸗ ten Kreuzes. Und nun ruft das Deutſche Rote Kreuz am 13. und 14. Juni das ganze deutſche Volk auf, einmal im Jahre ſich ſelber in den Dienſt des Roten Kreuzes zu ſtellen. An alle geht der Weckruf:„Helft uns helfen!“ Jene Männer in der Uniform der Sanitätskolonnen, jene Frauen und Mädchen in der Tracht der Krankenſchweſtern, Helferinnen und Sa⸗ mariterinnen.— Nun dankt ihnen, indem Ihr ihnen helft. Das Deutſche Rote Kreuz ruft! Möge der Rotkreuztag in den Herzen aller deutſchen Volksgenoſſen ein dankbares und lebendiges Echo erwecken! Buntes Allerlei Das größte Krankenhaus der Welt In Los Angeles in Amerika ſteht das größte Kranken⸗ haus der Erde. Wie ein deutſcher Arzt, der dieſes Kranken⸗ haus beſucht hat, in einer ärztlichen Fachzeitſchrift mitteilt, liegen in dieſem Gebäude allein 160 Kilometer lange elek⸗ triſche Leitungen und rund 1200 Kilometer Draht. 17 Fahr⸗ ſtühle verſorgen den Verkehr zwiſchen den einzelnen Stock⸗ werken. An Schlüſſeln mußten nicht weniger als 47000 Stück für das Krankenhaus angefertigt werden. Der täg⸗ liche Verbrauch an Materialien beträgt u. a.: 6000 Hand⸗ tücher, 4100 Bettbezüge, 4400 Leintücher, 8000 Kiſſenbe⸗ züge. In der Küche, die die größte und auch die ſauberſte der Welt ſein ſoll, werden täglich über 10 000 Mahlzeiten zubereitet. In der chirurgiſchen Abteilung, die im 20. Stock liegt, befinden ſich allein 20 Operationsräume. Zur phyſi⸗ kotherapeutiſchen Abteilung gehört ein großes Schwimm⸗ baſſin. Den Kranken ſteht eine Bücherei von 5000 Bänden zur Verfügung. Eine eigene Poſtanſtalt mit 2000 Brief⸗ käſten verarbeitet täglich eine Poſtmenge, die der einer Stadt mit über 10 000 Einwohnern entſpricht. Die Geſamt⸗ koſten des Hoſpitals, das aus ſtaatlichen Mitteln erbaut wurde und in dem nur Minderbemittelte, und zwar koſten⸗ los, Aufnahme finden, betrugen 13 Millionen Dollar, die jährlichen Unterhaltungskoſten über 4,5 Millionen Dollar. 5 Weltbild(M). Der Negus betritt engliſchen Boden. Kaiſer Haile Selaſſie verläßt in Southampton den Damp⸗ fer„Oxford“ und wird von der wartenden Menge be⸗ geiſtert begrüßt. Auch in London, wohin ſich der Negus ſofort begab, wurde ihm ein herzlicher Empfang zuteil, Kreuz und Quer Das Pech des Herrn Guerez.— Die„verunglückte“ Auto⸗ fahrt.— Korn zur Verkehrswerbung. Es hört ſich widerſinnig an, daß jemand vom Sterben lebt. Aber es ſcheint, daß es geht, vorausgeſetzt, daß man es ſo gut verſteht wie Monſieur Joſeph Guerez aus Paris, der dieſe Tätigkeit zehn Jahre lang ungeſtört ausübte. Das Rezept war keineswegs originell: Guerez verſicherte ſein Leben,„ſtarb“ einige Monate ſpäter, indem er den Toten⸗ ſchein fälſchte, und ſeine Witwe kaſſierte die Verſicherungs⸗ ſumme Guerez wiederholte dieſes Manöver nicht weniger als zwölf Mal, ſelbſtverſtändlich bei verſchiedenen Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaften. Run haben Verſicherungsgeſellſchaf⸗ ten die Gewohnheit, einem noch ſo täuſchend gefälſchten Totenſchein nicht ohne weiteres zu glauben, ſondern Beamte in die Wohnung des Verblichenen zu ſchicken und ſich nach den näheren Begleiterſcheinungen zu erkundigen. Guerez war auch darauf gefaßt. In ſeiner Wohnung, die er nach jedem Todesfall wechſelte, ſtand ſtets ein Sarg bereit. feier⸗ lich bekränzt und zu beiden Seiten brennende Kerzen. Kam dann der Verſicherungsinſpektor, ſo fand er vor der trau⸗ rigen Szenerte eine ſchluchzende Witwe. Ein Krug geht aber ſo lange zu Waſſer, bis er bricht. Ein Verſicherungs⸗ beamter, der einmal der Witwe Guerez ſtumm die Hand gedrückt hatte, wechſelte von einer Verſicherungsgeſellſchaft zur anderen, und der Zufall wollte es, daß dieſer Beamte von ſeiner neuen Geſellſchaft ebenfalls einmal in das Heim der Guerez' geſchickt wurde. Da nach den Erfahrungen der Verſicherungsgeſellſchaften ein Menſch im Durchſchnitt nur einmal ſtirbt, war der Beamte pietätlos genug, ſich den Sarg des Herrn Guerez öffnen zu laſſen. Er fand tatſächlich den Verſtorbenen vor, lebendig, wenn auch nicht angenehm überraſcht. In der Gerichtsverhandlung ſtellte ſich heraus, daß Herr Guerez nicht nur tapfer und häufig zu ſterben verſtand, ſondern daß er auch das„Pech“ hatte, von Zeit zu Zeit aus fahrenden Eiſenbahnzügen herauszufallen, was zwar nicht ungefährlich war, Herrn Guerez aber ſtets nur ſchwere Nervenſchocks und als Valſam anſehnliche Ver⸗ ſicherungsſummen einbrachte. Drei Burſchen aus Köln— nicht die drei luſtigen aus dem Rundfunk bekannten Kölner— hatten ähnliches Pech wie Herr Guerez. Sie hatten in den Pfingſttagen in der Nacht ein parkendes Auto geſtohlen, mit dem ſie nach Düſſeldorf fahren wollten. Vorher beſuchten ſie verſchiedene Nachtlokale, ſo daß ſie ſchließlich in recht angeregte Stim⸗ mung kamen. Als ſie ihre Fahrt antreten wollten, luden ſie einen zufällig des Weges kommenden Mann ein, nach Düſſeldorf mitzufahren. Der Fremde erkannte gleich, was mit den Burſchen los war, nahm erfreut das Anerbieten an und ſtieg ein. Er ſtellte bald feſt, daß der Wagenlenker des Fahrens faſt unkundig war. Unter dem Vorwand, daß er doch lieber die Eiſenbahn benutzen wolle, ließ er am Hauptbahnhof den Wagen halten. Die Diebe, die die Dan⸗ kesbezeugungen ihres Gaſtes erwarteten, machten nicht ge⸗ rade geiſtreiche Geſichter als er ſich als Kriminalbeamter auswies und ſie feſtnahm Alle drei Burſchen, von denen keiner einen Führerſchein beſaß, ſind vorbeſtraft. Wenn man den Verkehr heben will, muß man es ſchon anders anfangen als dieſe drei Kölner Autodiebe. Nord⸗ hauſen, die alte Reichsſtadt am Harz, will die diesjährige Verkehrswerbung im Zeichen des berühmten Nordhauſe Gorn“ durchfſſhren Der Poſtwerbe— ſtempel wird an Steſſe des Bildes des Rolands am Rat⸗ haus eine Flaſche uſer Korn zeigen, die Siegel⸗ marken ſtatt der iind por den n Briicke die Kornflaſche zeigen, nd ein künſtleriſches der hiſtori⸗ ſchen Umgebung angevaßtes Schnayshaus errichtet werden, wo die Fremden den ton können Nardhöuſer“ in kleinen Flaſchen kau⸗ Worhung für den Nerkehr und Werbung für die bodenſtändige Branntwefninduſtrie. Große Bild⸗ tafeln mit dem Nordhäuſer Früßſtſick“(Brot, Bratfleiſch, Rotwurſt und Korn) werden in den Eſienbahnzügen und Gaſthöfen die Aufmerkſſomkeft auf ſich ziehen, und in jeder Gaſtſtätte Nordpauſens ſoll die Speiſefarte das„Nord⸗ häuſer Früßhſtſſck“ Schließlich will man noch durch kunſtgeſchnitzte pleſtiſch auf Nord⸗ hauſen als die Heimat des Nordhäuſer Korns hinweiſen. Menn dieſe Hinweiſe nicht locken, dürfte alles vergebens ſein. enthalten. Wogpweiſer Weltbild(M.) t zn s Papſt Pius N l. 80 Jahre. Blick in den St. Peter⸗Dom in Rom während des feier⸗ lichen Pontifikalamts zum 80. Geburtstag Papſt Piss v Auf der uche nach dem Alexandergrab Howard Carter, einer der wenigen überlebenden Tutankhamenforſcher, trägt ſich mit der Abſicht, das Grab Alexanders des Großen zu ſuchen. Da wenig Anhalts⸗ punkte vorhanden ſind, wird die Expedition außerordent⸗ lich koſtſpielig werden, und Carter weiß auch noch nicht wie er ſie finanzieren ſoll. Eine Regierungsunterſtützung wird er nur erhalten, wenn er mit einiger Genauigkeit be⸗ weiſen kann, daß ſich Alexanders Grab da und da befindet Immerhin hofft der Archäologe, der durch den Tutank⸗ hamenfund weltberühmt geworden iſt, die Unterſtützung wohlhabender Privatleute finden zu können. Auch bei der Ausgrabung des Tutankhamengrabes erhielt er private Spenden in Höhe von 50 000 bis 70 000 Pfund. Damit waren die Koſten der Expedition damals allerdings nicht gedeckt, denn allein der Transport der gefundenen Gegen⸗ ſtände koſtete die Kleinigkeit von 44000 Pfund(über eine halbe Million Mark). Carter glaubt, daß Alexander der Große in der Nähe der nach ihm benannten Stadt Alexandria begraben iſt. Es war jedenfalls der letzte Wunſch des großen Eroberers, dort beigeſetzt zu werden. Die in Betracht kommende Ge⸗ gend liegt heute bedeutend höher als zu Alexanders Zei⸗ ten; außerdem iſt ſie vollſtändig bebaut, was die Schwie⸗ rigkeiten der Ausgrabung außerordentlich erhöht. Carter rechnet damit, häuſertief liegende Tunnel anlegen zu müſ⸗ ſen. Der Gelehrte hofft nun, auf ſeiner nächſten Expedi⸗ tion in Aegypten, die dieſes Jahr ſtattfindet, ein Ptole⸗ mäergrab und dabei möglicherweiſe einen näheren Hin⸗ weis auf das Grab Alexanders zu finden(das ägyptiſche Herrſchergeſchlecht der Ptolemäer wurde bekanntlich von einem Feldherrn Alexanders des Großen begründet). Eine draſtiſche Kur des Mittelalters. Unglückliche Ehen hat es zu allen Zeiten gegeben. Da aber ſchon im Altertum die Ehe als heilig galt, ſo wurde nur in den ſeltenſten Fällen zu einer Eheſcheidung ge⸗ ſchritten. Konnten ſelbſt der geiſtliche Zuſpruch oder die Macht der Kirche eine ſchlechte Ehe nicht wieder kitten, dann verſuchte man es mit anderen Mitteln. Zu den erfolg⸗ reichſten muß wohl der Eheſcheidungsturm im Züricher See gerechnet werden. Wollte ſich im Mittelalter ein Ehe⸗ paar ſcheiden laſſen, weil ihm das Zuſammenleben eine Hölle ſchien und half kein gutes Zureden oder Drohen, dann wurde das Ehepaar auf Anordnung der Behörden in den Turm im Züricher See geſperrt. Dort befand ſich ein Zimmer, deſſen Ausſtattung nur aus einem Bett, einem Tiſch und einem Stuhl beſtand. Ebenſo gab es nur einen Teller, ein Beſteck, ein Handtuch. Eine Flucht aus dem Turm war ausgeſchloſſen. Das ſcheidungswütige Ehe⸗ paar mußte ſchon zuſehen, wie es in den Wochen der Turmhaft miteinander auskam, ſo groß die gegenſeitige Abneigung geweſen ſein mag. f Nach der Züricher Chronik ſcheint dieſe Radikalkur Wunder gewirkt zu haben, denn etwa die Hälfte der ein⸗ geſperrten Paare wartete das Ende der Haft nach den vorgeſchriebenen Wochen gar nicht ab, ſondern verfſöhnte ſich ſchon vorher. Auch war die Furcht vor dieſem draſti⸗ ſchen Verfahren ſo groß, daß eine Ehe ſchon zerrüttet ſein mußte, wenn ſich ein Paar bereit erklärte, die Probe im Turm zu beſtehen. War die Friſt abgelaufen, ohne daß eine Verſöhnung zuſtande gekommen war, ſo wurde das Paar ohne weiteres von Amts wegen geſchieden— ſofern es nicht der katholiſchen Kirche angehörte. Auch in der Großſtadt ſcheint die Sonne, und die kleinen Körper müſſen ſorgfältig eingefettet werden. Von einigen Großſtadtkindern im Alter von 3—6 Jah⸗ ren ſoll hier die Rede ſein, die täglich morgens gemeinſam in einen Garten gehen.— Was ſie tun? Nun, dieſer Garten iſt ihr Reich, das Gefühl haben wir, wenn wir zuſehen, mit welcher Selbſtverſtändlichkeit ſie ſich darin bewegen und wie kleine Füllen umhertollen. Wenn die Sonne es gut meint, werden alle läſtigen Kleidungsſtücke abgeſtreift. Der Ueber⸗ mut läßt oft alle Sachen umherfliegen. Nur gut, daß die ſorgenden Mütter das nicht ſehen! Die Tanten, die die Kin⸗ der betreuen, fangen ſich ſchon ihre übermütigen Trabanten und ſchnell, ſchnell wird das Schlachtfeld wieder aufgeräumt, denn Ordnung muß ſein. Danach geht es an die„Arbeit“! Ach ja, was doch ſo ein kleiner Kerl ſchon alles zu tun hat und findet. Ein tiefer Seufzer, gut abgelauſcht in Geſte und Ton, wird ausge⸗ ſtoßen, dann aber friſch und froh geht es an„die Arbeit“, die ihm Spaß und Freude macht. Im Frühjahr hat jedes Kind ſich ein Beet bereitet und mit bunten Blumen bepflanzt. Auch geſät wird eifrig, ſo auch einige Blumen, die uns im Sommer und Herbſt noch erfreuen, auch Salat und Radieschen. Radieschen!!! Dieſe ziehen„unſere Männer“ den Blumen vor. Sie wollen etwas Eßbares, möglichſt ſchon am anderen Morgen zum Früh⸗ ſtück, dicke rote Radieschen!! Dieſer Wunſch iſt zu erfüllen, nur nicht bis zum nächſten Tag. Die großen ſtrahlenden Augen aber, wenn die Ernte mit den kleinen Fingern aus der Erde gezogen wird! Natürlich hegen auch Mädels dieſen Wunſch. Haben Sie mir verziehen, meine Herren? Geſtern hat ein Mädelchen einen Vogel geſchenkt erhalten, für ihn muß dringend Salat geſät werden, weil er ihn doch ſo gerne mag. Erſtaunlich iſt es, wie ſachlich einige Kinder ſäen und ernten. Schon nach den erſten Körnern, an denen wir ihnen das Säen erklären, wird uns die Tüte aus der Hand ge⸗ nommen und das Begonnene gut vollendet. Gegoſſen werden die Beete reichlich und gern, ſie wiſſen alle, daß die Pflanze Waſſer braucht. Herrlich aber iſt das Gemanſche, das dabei ſo eifrig betrieben wird, und im Ab⸗ brauſen ſeinen Höhepunkt erreicht hat. Wer dieſes alles miterleben kann, freut ſich mit an dieſen ſpontanen Freude⸗ äußerungen, die ſich mit einem Indianergeheul oft ver⸗ gleichen laſſen. Gewiß iſt auch ein oder das andere Kind darunter, das zu Anfang ſcheu und zurückgezogen den natürlichſten Dingen gegenüberſteht. Traurig ſtehen ſie dabei und ſchließen wohl aus dem Nichtkennen das Nichtkönnen. Dieſen gilt unſere beſondere Liebe und Sorgfalt. Wenn von ihnen auch mal beim Pflanz⸗ Vielen Kindern werden Ameiſen, Spinnen, Engerlinge und Regenwürmer, die ja nun mal zu unſern häufigſten Garten⸗ bewohnern gehören, zur Selbſtverſtändlichkeit, und mit großem Intereſſe wird beobachtet, wie dieſe Tiere ausſehen und was ſie alles tun. Wehe, wenn ein Kind, das mit den Tieren vertraut iſt, ſieht, wie ein anderes eins quält. So erziehen ſie ſich aneinander. Manch ein Blümlein, Käferlein, auch Regenwurm,(der ſo ſchön in der Sonne glänzt), wird den Eltern mitgebracht, ſie ſollen ſich auch miterfreuen. Doch die Meinung über die Schönheit des Regenwurms wird oft mit einem ſichtlichen Erſchauern beantwortet. Und den Hunger, den es im Freien gibt! Da wird die Frühſtückspauſe zum Feſt, zumal das Eſſen ſtets beſſer ſchmeckt in der Gemeinſchaft, als ſo ganz allein. Nachleſe halten die Vögel, die unſere guten Freunde ſind.— Außer⸗ dem wird noch tüchtig gebuddelt; wie die Maulwürfe ſo erd⸗ gebunden wühlen unſere Kleinen den Sandplatz auf. Kinder, Blumen und Tiere, hier ift ihr Reich, aus dem geſunde, lebensfrohe Großſtadtkinder der Schule übergeben werden. Ilſe Lauterbach. verſuch die Pflanzen mit den Blatttrieben in die Erde geſteckt werden und die Wurzeln wie ein Haarſchopf auf dem Beet prangen,— das macht nichts, da helfen die Tan⸗ ten ſchon mit leichtfaßli⸗ chen Erklärungen. Nie aber darf ein Kind das Gefühl haben, ausge⸗ lacht oder mit harten Worten korrigiert zu werden. Nein, damit kön⸗ nen wir faſt jedem Kinde ſchaden; es wird ſick dann meiſt für längere Zeit von uns zurückziehen. wenn nicht gar für im⸗ mer. Wenn wir aber den Kindern, ihrer Weſensart entſprechend, alles erklä⸗ ren, iſt bald Vertrauen geſchaffen. Mit Liebe und Zärtlichkeit wird es uns gedankt. Wie mit der Liebe zu den Blumen und Pflan⸗ 85 ſo iſt es auch mit der iebe zu Tieren. Hier eine Libelle, die als Wun⸗ der der Schöpfung ohne jede Scheu betrachtet wird. Friſch und froh geht es an die Arbeit, die Freude macht. Auch mit den kleinen Tieren ſind die Kinder vertraut. Aufnahmen(2): Otto Hoffmann. Alle klei A e aus dem Bruch Roman von Paul Hain. Drei 32. Wie ein gewichtloſes Elfenweſen glitt Hanni auf dem dünnen ich dahin, ſchwebte wie in einer anderen Welt, anz für ſich. 5 Die Muſik ſpielte Schubertmelodien.— Dann war es vorbei. Hanni lachte ins Publikum, das ihr begeiſtert zujubelte. Sie trat näher über die Rampe. Ihr Blick glitt über die Logen. Da ſah ſie— Detlev. Sah ihn und Friedrich und Dagmar— und Detlev war es, als würde ihr Geſicht unter dem Puder totenblaß. Ein Erſchrecken war in ihr. Detlev! Schnell wandte ſie ſich und eilte von der Bühne. Der Vorhang ſank zuſammen. Die Muſik ſpielte ſchon den Uebergang zur nächſten Nummer. Detlev blickte den Bruder fragend an. „Ich muß zu ihr—“ Trinas letzten Wunſch mußte er ja erfüllen. Hanni von dem Tode der Mutter erzählen. „Wo willſt du hin, Detlev?“ fragte Dagmar. „Zu— der kleinen Hanni—“ Die Baronin Liebental rümpfte die Naſe. „Aber Herr Holtorf! Das tut ein Herr, allein iſt.“ Detlev fragte ſich nach den Künſtlergarderoben durch. „Wen ſuchen Sie, mein Herr?“ Irgend jemand fragte ihn. „Fräulein Hanni— Jenny Beda— „Werden wohl kein Glück haben. Die Dame iſt eine kleine Kratzbürſte.“ „Mir wird ſie nichts tun.“ „So? Na, dann viel Glück.“— Er ſtand im Vorraum zu Hannis Garderobe. Gab der Frau, die dort Blumen und Karten der Be⸗ ſucher entgegenzunehmen pflegte, ſeine Karte und wartete. Ihm war heiß, das Haar klebte ihm feucht an den Schläfen. Die Frau kam wieder, gleichgültig. „Fräulein Beda empfängt nicht. warten—“ Er war wie vor den Kopf geſchlagen. „Das iſt— nicht möglich,“ lächelte er krampfhaft. Die Frau wandte ihm den Rücken. Detlev ſtand ratlos. Hanni empfing ihn nicht? finn! Es zuckte in ſeinen Muskeln. Er trat an die Tür, die in ihre Garderobe führte. Verwundert folgte die Frau ſeinem Tun. Da drückte er auf die Klinke. Die Tür war verſchloſ⸗ ſen. Er holte tief Atem. Dann hämmerte er mit der Fauſt dagegen. „Hanni!“ Keine Antwort. „Hanni, ich bin es doch dich darum.“ Keine Antwort. Die Frau trat dazwiſchen. „Mein Herr, ich fordere Sie auf, hinauszugehen. Fräu⸗ lein Beda empfängt nicht, Sie ſehen es doch. Machen Sie kein Aufſehen. Ich müßte ſonſt—“ Detlev ließ die Fauſt ſinken. Scham quoll in ihm hoch. Wie hatte er ſich ſo gehen laſſen können! Man hieb nicht mit Fäuſten an Türen, die ſich nicht freiwillig öffneten. „Entſchuldigen Sie—“ Die Frau ſah ihn mitleidig an. Sie hatte ſo manches erlebt. Sie ſtand ſeit zwanzig Jahren hinter den Kuliſſen, im Dienſt ſchöner Frauen. Detlev ſtierte vor ſich hin. Dann ſtraffte ſich ſeine Ge⸗ ſtalt wieder. „Wo wohnt Fräulein Beda?“ „Hotel Central—“ „Ich danke Ihnen.“ Er trat von der Tür weg und ging hinaus. lächelte hinter ihm her.— Dreißigſtes Kapitel. Hanni hatte das Geſicht in die bunten Seidenkiſſen ge⸗ drückt, die auf dem Diwan lagen. Ein Schluchzen erſchüt⸗ terte ihren Körper. 5 Im erſten Impuls hatte ſie Detlev wohl hereinlaſſen wollen, dann aber vermochte ſie es doch nicht und ſie hatte Er mußte wenn er 60 Sie bittet, nicht zu Un⸗ Detlev! Mach' auf, ich bitte Die Frau 2. ber Junge!“ ſagt die Mutter,„mußte lich lang uber das Ruhebett geworfen, den Kopf in die Kiſſen gepreßt. Oh, nur nichts hören, nicht ſeine Stimme hören! Sie wollte nicht ſchwach werden. Mit unendlicher Mühe hatte ſie ſich ja zur Entſagung durchgerungen. Nicht von neuem wollte ſie Hoffnung aufkeimen laſſen, die ſich nicht erfüllen konnte. 1 Ein neues Liebesſpiel? Nein, nein! Sie hatte es ja aus Friedrich Holtorfs, aus dem Munde ſeiner Gattin gehört: Detlev meinte es niemals ernſt. Er ſpielte nur mit Herzen! Es durfte nicht ſein! 0 Sie preßte die Hände gegen den Mund, um nicht laut aufzuſchreien. Sie— liebte ihn jo noch! Sie lauſch r Hörte, wie er ging. Atmete tief auf. And gleichzeitig ſtrömten ihr von neuem die Tränen über die Wangen. So fand ſie die Garderobiere. „Aber Fräulein— liebes Fräulein Beda. Kopfſchüttelnd ſtand ſie vor ihr. „Sie hätten— den Herrn doch vorlaſſen ſollen, Fräu⸗ lein Beda—“ „Nein, nein—“ „Er kommt gewiß wieder. Er ſah ſehr unglücklich aus. Sie— kennen ihn doch?“ Hanni ſchüttelte den Kopf. „Schweigen Sie doch.“ Die Frau ſagte nichts mehr. ihren Dienſt. Hanni hatte ſich umgekleidet. Auch ſie war ſtill geworden. Wenn Detlev— wiederkäme? nen. Ueberall. Uebermorgen allerdings war ihr Engagement zu Ende Wenn ſie ſchon morgen— dieſe Nacht noch— abfuhr? Aber wohin? Sie hatte anſchließend an dieſes Engagement eine Pauſe von einem Monat. die ſie hier in der Umgegend als Ur⸗ laub hatte verbringen wollen. Danach war ſie wieder für Berlin verpflichtet. Wie oft hatte ſie ſchon brennende Sehnſucht gehabt, wieder einmal die Heimat zu ſehen. Nur für ein paar Tage. Oft war ſie drauf und dran geweſen, dieſer Sehn⸗ ſucht zu folgen, aber immer wieder hatte ſie dann doch Ab⸗ ſtand davon genommen in der dunklen Angſt, Detlev dort zu begegnen. Aber nun— nun wußte ſie ja, daß er nicht dort war. Nun— konnte ſie es vielleicht wagen! Gerade jetzt, da er ſich hier amüſierte. Konnte die Heimat wiederſehen, das kleine Haus in der Vorwerksgaſſe, die Mutter. Da war es beſchloſſen bei ihr. Hanni entfloh zum zweitenmal vor Herzen. Sie ſprach mit dem Direktor. Nun, dieſen bittenden, hellen Mädchenaugen gegenüber konnte er nicht gut un⸗ erbittlich ſein. Mochte ſie einen Tag früher, als vertrag⸗ lich vereinbart, ihr Engagement verlaſſen. Noch in der gleichen Nacht fuhr Hanni ab. Am nächſten Vormittag erſchien Detlev im Hotel Cen⸗ tral. Es war nur ein kleines, beſcheidenes Hotel, nicht für Luxusgäſte, ſondern für gutbürgerliches Publikum einge⸗ richtet. Detlev fragte nach Jenny Beda. Der Geſchäftsführer zuckte bedauernd die Schultern. „Fräulein Beda iſt bereits heute Nacht abgefahren, mein Herr—“ a Detlev ſtarrte den Mann an. „Anmöglich! Sie— tritt doch hier auf.“ „Nicht mehr. Sie iſt eben einen Tag vor Engagements⸗ ſchluß abgereiſt.“ Detlev kniff die Lippen ein. Sein Geſicht ſah in dieſem Augenblick furchtbar aus. „Wohin?“ „Mit unbekanntem Ziel Detlev wandte ſich um und ſtürzte davon. ken wirbelten ihm durcheinander. Hanni fort! vor ihm! Ah— warum? Warum nur? Nein— er wollte ſich an ihre Ferſen heften! Si- konnte, durfte ihm nicht mehr entrinnen. Er eilte zum Kurhaus zurück. Ließ ſich bei dem arti⸗ tiſchen Direktor melden. Es dauerte eine Weile, bevor 2 Zutritt bekam. „Ich möchte Sie bitten, mir Auskunft zu geben, wohi j Liebte ihn unſäglich. Sie weinen Schweigend verrichtete ſie Sie konnte ihm begeg⸗ ihrem eigenen 185 Die Gedan⸗ Geflohen Ein armſeliges Kinderlan Faſt atemlos fragte er es. 8 Der Direktor zuckte bedauernd die Achſeln. „Da kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.“ „Warum nicht?“. Es klang ſcharf, zornig, erregt. Der Direktor lächelte milde. 1 „Weil ich es ſelbſt nicht weiß—“ „Sie wiſſen nicht——?“ 9 8 „Ich weiß nur ſo viel, daß Fräulein Beba unbedingt ſchon dieſe Nacht weiterreiſen wollte. Ich hatte nichts da⸗ gegen. Warum auch.“ Detlev blickte mutlos. Das hatte er nicht erwartet. „Es liegt Ihnen viel daran, den Aufenthaltsort vor Fräulein Beda zu wiſſen?“ fragte der Direktor diskret. Detlev atmete tief auf. 0 „Ja 5 15 „Dann kann ich Ihnen immerhin einen Rat geben— „Ich bitte Sie darum.“ „Fragen Sie bei dem Impreſario von Fräulein Bede an.“ Detlevs Augen blitzten auf. ein Weg! „Wie heißt er?“ 3 „Er heißt Peter Spalke und wohnt— warten Sie ein mal—“ Er zog ſein Notizbuch hervor, blätterte darin und ſagt⸗ dann: „Hier. Ja— Berlin, Kochſtraße 12. Dort erfahren Sie gewiß, was Sie wiſſen wollen. Fräulein Beda arbeitet nur mit Spalke zuſammen. Sie iſt ja eine ſeiner beſter Nummern.“ Detlev notierte ſich haſtig Namen und Adreſſe. Alſo nach Berlin! Zu dieſem Peter Spalke. Hanni— nun entkommſt du mir nicht mehr!— Als er die Treppe zu ſeinem Zimmer hinaufſtieg, be⸗ gegnete er Friedrich. „Nun?“ 1 Sein Geſicht war ein großes Fragezeichen. „Ich muß abfahren, Friedrich. Heute noch— nach Ber⸗ lin. Hanni hat es vorgezogen, mich wieder— an der Naft herumzuführen. Es iſt— zum Lachen! Hanni iſt fort! Ueber Nacht. Aber ich finde ſie. Ich weiß ihren Im⸗ preſario.“ 5 Friedrich blickte verwundert drein, 0 „Entflohen—— 2“. Gleich darauf legte er beide Hände auf Detleys Schul⸗ tern und lächelte brüderlich⸗herzlich. „Dann— liebt ſie dich auch!“ Detlev ſtutzte einen Augenblick. Ganz verblüfft. „Ja— dann muß ſie mich ja noch immer lieben, Bru⸗ derherz! Daß ich daran nicht gedacht habe. Ja— ſie lieb! mich, liebt mich noch! Herrgott im Himmel!“ Sie reichten ſich die Hände. e Dann trennten ſie ſich. Detlev eilte in ſein Zimmer Friedrich ſtieg die Treppe nach unten. Gedankenvoll. Und er? dachte er wehmütig. Dagmar ſaß unten auf der Gartenterraſſe— wahr ſcheinlich wieder in Geſellſchaft dieſes Herrn von Bolkem hagen! Dagmar hatte auch keinen Verſuch gemacht, ihn Vergangenes vergeſſen zu machen. Sie war und blieb die ſchöne Frau, der die Bewunderung ihres Mannes allein nicht genügte, nie genügen würde! Noch eine Woche, dann würde er mit ihr wieder nach Hauſe fahren. Was ſollte dann werden? Bald würde det Herbſt kommen. Bald danach der Winter. Im Bruch ging das ſchneller als anderswo. Und nie würde er vergeſſen können, was zwiſchen ſte getreten war: Dieſes furchtbare, atembeklemmende Miß⸗ trauen!— Er blickte ſuchend über die Terraſſe. Gewiß— da ſaß Dagmar. Neben ihr Volkenhagen, und im Kreis um ſie her eine Gruppe von eleganten Herren, die ihr den Hof machten. Friedrich trat hinzu. „Ah, läßt du dich auch noch ſehen?“ „Ich hatte auf Detlev gewartet.“ „Ah— war er nicht— bei dieſer Artiſtin?“ „Ein Telegramm aus Berlin rief ihn zurück. Er läßt ſich entſchuldigen und dir durch mir einen Abſchiedsgruß ſagen.“ „Beſten Dank.“ Und ſie dachte: Gott ſei Dank, daß er fort iſt. Er hatte zu ſcharfe Augen. So, wie ſie ſein Vater gehabt hatte. „Nimm Platz, Friedrich. Man ſtreitet ſich gerade, wie lange ich wohl noch hierbleibe.“ „Eine Woche genau,“ ſagte Friedrich mit hartem Lä⸗ cheln.„Dann müſſen wir heim. Es wird Zeit.“— 0 1 r 77 d zwei Bananen in die Hand. Und Wahrhaftig— das wa; Hanni d zwiſchen Za eus 1. Eine Feriengeſchichte aus der Kinderlandverſchickung der NS V. von Leni Emmerich 1 4 * 8 „Mutti! Mutti!“ ruft Steppke ſchon auf der Treppe und ſtolpert dann haſtig und ein wenig atemlos die letzten Stufen 1 7 vierten Stock hinan. So randvoll lück und Jubel iſt ſein kleines Bubenherz und er hatte das Ende der Unterrichtsſtunde Zar nicht erſt abwarten können. So drängte es ihn, nachdem der erſte faſſungsloſe Glückstaumel vorüber war, heimzurennen und der Mutter die große Neuigkeit zu e FN ſein Kommen ſtets ein teppke pflegte ſein Kom weni Augen en anzukünden. Heute aber tut die heiſere Türklingel einen förmlichen Aufſchre gekommen, denn immer die Treppe ſo raufpoltern?“ Steppke aber kann gar nicht die Zeit abwarten zu berichten.„Mutti, denk dir. denk dir bloß— Mutti! Ich komme in den Ferien aufs Land. Heute war eine Frau von der NS⸗Volkswohlfahrt bei uns in der Klaſſe und hat alle aufgerufen, die bei der letzten Schulunterſuchung eine Vier hatten. Da war ich auch dabei und morgen um 9 Uhr muß ich beim Doktor ſein und dann geht's los! In die Heide ſollen wir kommen. O, Mutti, iſt das fein, und dann kann ich Milch trinken und komme auf einen Bauern⸗ hof mit Hühnern und Kühen. Vielleicht haben die auch einen Hund— und einen Kirſchbaum im Garten!“ Steppke flattert vor Vergnügen und kindhaftem Übermut Er ſchwimmt in einem Meer von Seligkeit und könnte die ganze Welt umarmen. Eigentlich heißt Steppke mit Rufnamen Stephan. Die Großmutter hatte es ſo gewünſcht, weil es des ſeligen Großvaters Name geweſen war. Aber noch zu Groß⸗ mutters Lebzeiten ſtreifte man den Namen ab, wie ein Wams. das nicht paßt. Namen erwecken beſtimmte Vorſtellungen. Da aber der kleine Steppke eine ſo ulkige kleine Nudel war mit einem widerſpenſtigen blonden Schopf und einem ſpitzbübiſchen Schelmen⸗ geſichtchen, ſo nannte man ihn einfach Steppke, und dieſes„Steppke“ blieb nach⸗ gerade an ihm hängen: Steppkes kleines Leben war bisher wenig ſonnig geweſen. Der Vater, Bau⸗ arbeiter von Beruf, war jahrelang arbeits⸗ los und ein mürriſcher, verbitterter Menſch geworden. Die Mutter hatte mehrere Waſchſtellen, und ſo war Steppke ſich vielfach ſelbſt überlaſſen, bis dann die Schule ſeinem regen Geiſt zu richtiger Betätigung verhalf. Wenn die Mutter oft abends müde und abgeſpannt von der anſtrengenden Arbeit am Waſchtubben nach Hauſe kam, hatte ſie weder Zeit 1 ſich 5 55 1 ungen zu beſchäftigen. n o war 3 805 daß ſich der kleine Steppke ſein eigenes Kinderland geſchaffen batte. grauen Häuſermauern, wo ſich Quader an Quader fügt. Von den Fenſtern der kleinen Wohnung ſchaut man auf einen engen, düſteren Hof mit ſchief zugedeckten Müll⸗ tonnen, auf eine fenſterreiche Häuſerfront mit häßlichen Wänden, von denen der Putz abbröckelt und der zeternde Lärm manchmal bis zum vierten Stock hinaufdringt. Unten im Erdgeſchoß hat die dicke, gemütliche Tante Quietſchel ihren Grünkramladen und neben dem Gemüſegeſchäft iſt Peter Schimmel⸗ manns Altwarenhandel.„Getragene Garde⸗ robe. Wäſche, Schuhe“ ſteht über der Laden⸗ tür. Ach, Steppke kennt den Geruch und das bunte Durcheinander dieſes kleinen düſteren Trödlerladens, vollgeſtopft mit ab⸗ gelegten Kleidungsſtücken aller Art, billiger abgelegter Tand und Plunder, wahllos hier zuſammengekeßrt vom unbarmherzigen Beſen der Not. Ja, es iſt eine ſehr ärmliche Gegend. in welcher der kleine Steppke zu Haufe iſt, eine Gegend mit großen Mietshäuſern und engen, lichtloſen Höfen. Aber wenn Steppke manchmal träumend zu dem Stückchen Himmel aufgeſehen, das ſommertags über dem engen, ſchmutzigen Hofe blaut, dann hat er an Wunder und Märchen gedacht. Nun aber ſoll dieſes Wunder, ſo groß und unfaßbar es auch iſt, Wirklichkeit werden. „Morgen geht's los, Tante Quietſchel!“ verkündet Steppke ſtrahlend unten im Gemüſeladen, als er der Mutter für einen Sechſer Suppengrün heraufholt. Die Ferien⸗ reiſe aufs Land natürlich, denn von etwas anderem iſt ja bei Steppke in der letzten Woche überhaupt nicht mehr die Rede.„So ſo,“ ſagt Tante Quietſchel, die auch ſofort im Bilde iſt.„Na, da erhol dich man gut, Steppke!“ und ſie drückt ihm zum Abf. ied ſtürmt die Treppe hoch und denkt: Morgen und übermorgen und lange, lange ſechs Wochen werde ich dieſe Treppe nicht mehr ſehen. Es iſt heute zum letztenmal. Dann werde ich draußen auf dem Lande ſein— Milch trinken und mich von der Sonne braun brennen laſſen— und währenddeſſen wird das Leben hier ſeinen Trott gehen — Tante Quietſchels Gemüſekeller und Und nachmittags der Vater, der ſeit drei Mona⸗ ten wieder auf dem Bau beſchäftigt iſt, von der Arbeit nach Hauſe kommt, dann läuft Schimmelmanns Altwaren. wenn ihm kein Steppke mehr entgegen. Die Mutler rückt den Suppentopf vom Herde, wenn ſie ihn mit ſeinen ſchweren Nagel⸗ ſchuhen die Treppe heraufſtampfen hört. Waſchwaſſer iſt eingegoſſen und die Latſchen ſtehen griffbereit vor der Eimerbank. Drei Stühle ſtehen um den Küchentiſch, auf dem dritten aber ſitzt niemand mehr. Und der Vater wird fragen:„Na, was ſchreibt denn der Bub? Hat er heute nicht eee der Steppke?“ Und die Tante Qutetſche! wird fragen, und dann werden ſie ſagen:; „Ja, fa, der Steppke, der hat's gut, der kann aufs Land fahren.“ Fortſetzung folgt Einheimiſcher Sport. Fußball Was lange währt, wird endlich gut. Dieſen Leit⸗ ſpruch kann man dem morgen hier ſtattfindenden letzten Verbandsſpiel Phönix Seckenheim zurufen. Wenn man bedenkt, daß noch kurz vor der Sommerſperre Verbandsſpiele ausgetragen werden müſſen, ſo drängt ſich unbedingt der Gedanke auf, daß hier eine Aenderung eintreten muß. Den Vereinen iſt ſo gut wie gar keine Gelegenheit geboten, freundſchaftliche Be⸗ ziehungen mit Vereinen anderer Bezirke anzuknüpfen oder alte gute Beziehungen aufrecht zu erhalten. Phönix ſtellt ſich zum letzten Kampf. Noch vor 3 Wochen wäre eine kraftvolle Bedeutung in dieſer Partie gelegen heute iſt es eben noch ein„Pflichtſpiel“, das nun einmal noch ſteigen muß. Der Ausgang der Partie hat nur noch moraliſche Bedeutung. Mag dem ſein, wie es wolle, die Seckenheimer Mannſchaft hat gerade in dieſem letzten Gang die unbedingte Pflicht zu zeigen, was ſie kann. Mit aller Kraft und reſtloſer Hingabe muß gekämpft werden, um nach Möglichkeit einen nicht zu unterſchätzen⸗ den Sieg zu landen. Daß die Mannſchaft was kann, das hat ſie unter Beweis geſtellt— alſo auf und Glück dazu. 8 Handball. To. Handſchuhsheim 1— Tbd.„Jahn“ Nach der kurzen Ruhepauſe gilt es nochmal, die Initiative zu ergreifen und das kleine Fünkchen Hoffnung nicht ganz erlöſchen zu laſſen. Bekanntlich ſtehen nach den zwei verlorenen Spielen gegen Schönau und Wieb⸗ lingen noch zwei Kämpfe gegen Hockenheim und Hand⸗ ſchuhsheim aus. Leterer ſoll morgen ausgetragen werden. Wieviel von den 5 Aufſtiegskandidaten das Glück haben, nächſtes Jahr in der Bezirksklaſſe zu kämpfen, ſteht bis jetzt noch nicht feſt. Es hieß ſchon, daß alle 5 auf⸗ ſteigen!? Deshalb nur nicht den Mut ſinken laſſen. Viel⸗ leicht klappt es doch noch. Wenn die Mannſchaft allen den auf der Pfingſtreiſe geſammelten Kampfesmut zu⸗ ſammennimmt, warum ſollte es ihnen nicht gelingen, eine Mannſchaft auf einem fremden Platz zu ſchlagen? Eport⸗Vorſchau Die kleine Ruhepauſe, die durch die Pfingſtfeiertage im deutſchen Sportverkehr eingeſchaltet wurde, iſt vorüber. Am kommenden Wochenende ſteht wieder ein umfangreiches Programm zur Abwicklung, das in den Vorſchlußrunden um die Deutſche Meiſterſchaft im Fußball und Handball (Männer und Frauen) ſeinen Höhepunkt erreicht. Meiſter⸗ ſchaftskämpfe gibt es außerdem noch bei den Freiſtilringern und den Amateur-Radfahrern. Länderkämpfe im Tennis und Gerätturnen und einige ereignisreiche Veranſtaltungen in der Leichtathletik und im Motorſport vervollſtändigen den Reigen der Großveranſtaltungen. Im Fußball ſtehen die Kämpfe um die„Viktoria“ kurz vor dem Ab⸗ ſchluß. Die„letzten Vie r“, Schalke 04 als Verteidiger, der deutſche Pokalmeiſter 1. FC Nürnberg, Fortuna Düſſel⸗ dorf und VRS Gleiwitz, treten zur Vorſchlußrunde an, die wie folgt ausgeloſt wurde: In Stuttgart: 1. FC Nürnberg— Fc Schalke 04. In Dresden: Fortuna Düſſeldorf— VRS Gleiwitz. Das größte Intereſſe bringt man der Begegnung zwi⸗ ſchen den Endſpielgegnern zur erſten deutſchen Pokalmei⸗ ſterſchaft, 1. Fe Nürnberg und Schalke 04, in Stutt- gart entgegen. Gleich nach Bekanntwerden der Paarungen ſeßte ein Wettlauf nach Karten zu dieſem Spiel ein Rund 100 000 Fußballfreunde wollen dieſen Kampf ſehen, 60 000 können aber nur Karten erhalten. Wer dieſes Spiel ge⸗ winnt, iſt nicht vorauszuſagen. Süddeutſchland ſchwört auf den„Club“, während Weſtdeutſchland hinter den„Knap⸗ pen“ ſteht Nicht zuletzt ſollte in erſter Linie das Glück und die Tagesverfaſſung beider Mannſchaften für den Ausgang dieſes Kampfes ausſchlaggebend ſein. In Dresden gilt natürlich der Niederrhein-Meiſter Fortung Düſſeldorf als Favorit. Der Schleſienmeiſter VRS Gleiwitz wird zwar alles verſuchen, um den oſtdeutſchen Fußballſport wieder zu altem Ruhm zu bringen, trotz ſeiner anerkannten Kampf⸗ kraft aber bei den Rheinländern, die vor drei Jahren die Schleſier 9:0 beſiegten, wenig Entgegenkommen finden. In Süddeukſchland werden mit Ausnahme des Gaues Württemberg überall die Aufſtiegsſpiele zu den Gauligen fortgeſetzt. Es ſpie⸗ len: Reichsb Frankfurt— SV Wiesbaden, Ludwigshafen 04— MS Darmſtadt, Teutonia Hauſen— Sportfreunde Saarbrücken(Südweſt), FV 04 Raſtatt— FC 08 Villingen, Sp⸗Vg Sandhofen— Sc Freiburg(Baden), VfB Coburg gegen Jahn Regensburg, Schwaben Augsburg— Poſt Würzburg und TV 60 Fürth— BfB Ingolſtadt⸗Ringſee (Bayern)— SV Waldhof und Vfe Neckarou tref⸗ fen am Samstag in einem noch rückſtändigen Meiſterſchafts⸗ ſpiel aufeinander, Stuttgarter Kickers— Wacker München (Sa), Sportfreunde Eßlingen— BC Augsburg(Sa), 1860 München— F Pirmaſens(in Lampertheim), Ulmer JV 94— Union Augsburg und Sg Stuttgart— Karlsruher FV(in Reutlingen) ſind die wichtigſten Freundſchaftsſpiele. Im Reich tragen Niederſachſen und Nordmark in Han⸗ nover einen Gaukampf aus, während im Ausland einmal die Spiele um den Mitropa⸗Pokal ihren Anfang nehmen und zum anderen die Berliner Städtemannſchaft in Dram⸗ men ihr zweites Gaſtſpiel in Norwegen gibt. Im Handball werden bei den Männern und Frauen die Endrundengeg⸗ ner zur Deutſchen Meiſterſchaft ermittelt. Während die bei⸗ den Vorſchlußrundenkämpfe im Fußball in Stuttgart und Dresden durchgeführt werden, ſteigen die Handball⸗Vor⸗ ſchlußrunden am gleichen Tage in Minden und Leipzig. Die beiden Spiele in Minden ſind rein weſtdeutſche bzw. ſüddeutſche Angelegenheiten. Weſt⸗ und Süddeutſch⸗ land werden in den Endſpielen alſo je einmal vertreten ſein. Wer hat nun die beſſeren Ausſichten? Beim Spiel der Manner iſt die Frage ſehr ſchwer zu beantworten. Hinden⸗ burg Minden hat den großen Vorteil vor heimiſchen Zu⸗ ſchauern ſpielen zu können und iſt zudem, wenn die End⸗ ſpielerfahrungen eine Rolle ſpielen ſollten, durch ſein letzt⸗ jähriges Vordringen bis ins Endſpiel ſtärker einzuſchätzen. Die Mülheimer werden auf jeden Fall ein großes Spiel liefern, das erſt nach Ablauf der 60 Minuten entſchieden iſt. Im Spiel der Frauen ſind die Man nheimerin nen Favoriten. Bei einigem Glück könnte ihnen überhaupt die⸗ ſes Jahr die Meiſterſchaft gelingen. In der Leichtathletik muß das 1. Badiſche Frauenſportfeſt in Karlsruhe mit dem Start der Olympia⸗Kernmannſchaft an erſter Stelle genannt werden. Alles, was in der Frauen⸗-Leichtathletik einen Namen hat— Fleiſcher, Krauß, Dollinger, Bau⸗ ſchulte, Kaun, Winkels und Mauermeyer u. a.— erſcheint in Karlsruhe am Start— Die beſten deutſchen Athketen ſind in Jeng bei eiper Veranſtaltung des Pks berſammelt. Greulich, Hein, Blask, Becker usw. zeigen führe Verbeſſerungen im Hammerwerfen und Gehmert und Mar⸗ tens gehen beim Hochſprung an den Start.— Von den übrigen Veranſtaltungen ſind die Dreiſt ädtekämpfe Mannheim— Karlsruhe Heidelberg in Mannheim und Hannover— Kaſſe!— Braunſchweig, in Hannover, die Jahnkampfſpiele in Worms ſowie die bei⸗ den Groß⸗Staffelläufe„Rund um Heidelber g“ und Potsdam— Berlin“. Der Kuderſport bringt mit der 53. Oberrheiniſchen Regatta in Mannheim die erſte deutſche Hauptregatta. Dieſe erſte Kraftprobe unſerer Olympia⸗Ruderer hat mit 41 Vereinen, 144 Booten und 716 Ruderern eine ganz vorzügliche Be⸗ etzung erfahren. Die Olympia⸗Kandidaten aus Berlin, Leipzig, Breslau, Mainz, Würzburg, Rüſſelsheim und Mannheim⸗Ludwigshafen erſcheinan am Start. Auch die Schweiz läßt ſich durch ihre beſten Ruderer vertreten.— Weitere Regatten werden in Köln, Kiel, Emden, Potsdam. Dresden und Neuſtrelitz veranſtaltet. Im Kingen werden die deutſchen Freiſtilmeiſter im Feder⸗ Leicht⸗ und Weltergewicht am Samstag und Sonntag in Unter⸗ türkheim ermittelt. Die geſamte deutſche Spitzenklaſſe mit Ausnahme von Europameiſter Sperling iſt mit Hering⸗ München, Wittwer⸗Dresden, Kolb⸗Schifferſtadt, Vondung⸗ Ludwigshafen, Schwartzkopf⸗Koblenz, Ehrl⸗München, Wel⸗ kart⸗Hörde, Freund⸗Ludwigshafen, Lehner⸗Nürnberg, Eck⸗ weiler-Bingen, Gawenda⸗Mainz, Kolb⸗Schifferſtadt, Mö⸗ chel⸗Köln und Schuſter⸗Schifferſtadt am Start. Im Motorſport lind deutſche Rennwagen beim„Penya⸗Rhin“⸗-Rennen in Barcelona durch Caracciola, Chiron(Mercedes), Roſemeyer und Varzi(Autounjon) vertreten. Hans Stuck ſtartet beim Shelsley⸗Walſh⸗Bergrennen. Sieg Goktfried von Cramms. Berlin, 6. Juni. Im erſten Spiel des Davis⸗Pokal⸗ kampfes Deutſchland Argentinien in Berlin ſiegte Gott⸗ fried von Cramm über Del Caſtillo 6:0, 4:6, 6:4. 671. Deutſchland führt bisher 1:0. Rundfunt⸗ Programme Reichsſender„Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik l; 6.20 Wiederholung der zweiten Abendnachrichten; 6.30 Früh⸗ konzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtit JI; 8.30 Unterhaltungskonzert; 9.30 Sendepauſe; 11 Buntes Schallplattenkonzert; 11.30 Für dich, Bauer!; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert 11; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Muſik am Nachmittag; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 7. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Kleine Stücke für Orgel von Max Reger; 9 Evang. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Für unſere Treue kommt kein Tod, Bauernballaden und Lieder; 10.30 Tänze von Mozart bis Strauß; 10.55 Schaltpauſe; 11 Eröffnung der Ausſtellung: Die deutſche Gemeinde; 11.40 Fröhliche Klänge; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Er⸗ zeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Unbekanntes aus Schwaben; 15.30 Konzert; 16 Meiſter ihres Faches; 16.30 Ausſcheidungskämpfe für den Volksſender 1936; 18 Schwäbiſch⸗alemanniſche Welt; 18.30 Melodie und Rhythmus; 19.10 Vorſchlußrundenſpiel um die deutſche Fußballmeiſterſchaft zwiſchen 1. FC. Nürn⸗ berg und FC. Schalke 04, 2. Halbzeit; 20 Der Zigeuner⸗ baron, Operette von Joh. Strauß; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Ausſchnitt aus der Großkundgebung des deutſchen Handwerks auf dem Opernplatz zu Frankfurt a. M.; 22.40 Muſikaliſches Zwiſchenprogramm; 23 Tanz⸗ und Unterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 8. Juni: 9.30 Ein Mädel kommt zur Preſſe; 9.45 Sendepauſe; 10 Müller Radlauf und die ſchöne Ameleya, Rheinmärchen; 10.30 Sendepauſe; 14 Muſikaliſches Kunterbunt; 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Zwiſchenprogramm; 18 Fröhlicher Alltag; 19.45 Deutſchland baut auf; 20.10 Der Hauptfilm hat noch nicht begonnen, Kabarett; 21 Die Kapelle Oskar Jooſt ſpielt; 22.20 Berühmte italieniſche Dirigenten leiten Werke von Ottorino Reſpighi; 23.30 Kleine Abendmuſik. Dienstag, 9. Juni: 10 Die Weinprobe in Kloſter Eberbach, Hörfolge; 10.30 Engliſch; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.30 Muſika⸗ liſche Wanderung durch Mexiko; 18 Bauernmuſik; 18.25 Schaltpauſe; 18.30 Olympiahoffnungen— Olympiavorberei⸗ tungen in aller Welt: Japan; 19 Friſch auf zum fröhlichen gen; 19.45 Morgen geht es fort„Sörfolge; 20.10 dkonzert; 21 Im Lied um die Welt; 22.30 Die Friſt, Hörſpiel; 23.45 Kleine Abendmuſik. Mittwoch, 10. Juni: 10 Von Baſel bis zum Niederrhein, Volkslieder; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Pimpf im Gelände, Hörſpiel; 17.45 Kleingärtner— Kleinſiedler, herhören!, Kurzgeſpräch; 18 Der bunte Frankfurter Nachmittag; 19.45 Die ledige und die kinderloſe Mutter; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Anterhaltungskonzert; 22.30 Arien; 23 Abendmuſik. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 7. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Morgenmuſik; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Feier⸗ liche Meiſterfreiſprechung anläßlich des Reichshandwerkertages 1936 in Frankfurt a. M.; 11 Eröffnung der Ausſtellung: Die deutſche Gemeinde; 11.45 Dichter im Dritten Reich; 12 Muſik am Mittag; 13 Funkbericht vom Handwerkerzug; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Handwerks⸗ meiſter erzählen; 15 Deutſche Scholle; 16 Volksſender 1936; 17 Ausſchnitte aus der Großkundgebung des deutſchen Hand⸗ werks auf dem Opernplatz in Frankfurt a. M.; 17.20 Volks⸗ ſender 1936; 18 HJ. im Reichsmodellwettbewerb 1936, Funk⸗ bericht; 18.30 Lieder und Balladen; 19 S' Knöpfles Logie⸗ herr, Hörſpiel; 19.50 Sport; 20 Bunter Operettenwirbel; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Nachtmuſik; 24 Nacht⸗ konzert. Montag, 8. Juni: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinder⸗ funk; 15.45 Nordland; 16.45 Wer kennt die Meiſter deut⸗ ſcher Erzählkunſt?, literariſches Preisrätſel; 17 Klaviermuſik; 17.30 Jugendfunk; 18 Fröhlicher Alltag; 19 Konzert; 20.10 Der blaue Montag; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 9. Juni: 9.30 Allerlei Muſik zur Anterhaltung; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Das deutſche Lied; 17 Neue Klaviermuſik; 17.30 Ar⸗ beiter ſtudieren fremde Betriebe; 18 Anterhaltungskonzert; 18.30 Olympia⸗ Hoffnungen— Olympia⸗Vorbereitungen in aller Welt: Japan; 19 Bolksmuſik; 20.10 Konzert; 22.20 Sturmwetter habe ich immer geliebt, Funkfolge; 23 Unter⸗ haltungs⸗ und Volksmuſit. Mittwoch, 10. Juni: 11 Hausfrau, hör zu; 11.15 Internationaler Kongreß der Chemiker⸗Coloriſten in Stuttgart, Kongreß ⸗Eröffnung; 15.15 Südweſtdeutſche Erzähler; 15.30 Verleihung des Hebel Preiſes 1936 an Hermann Burte; 17.30 Engliſcher Beſuck in Trier; 18 Muſikaliſche Spezialitäten; 19.45 Erzeugungs⸗ ſchlacht; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Unkerhal⸗ tungskonzert; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 6. Juni, 20 Uhr: Miete H 25 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 148 bis 147, 291, 359, 390, 510: In neuer Einſtudierung: Tosca. Oper von G. Pucci Sonntag, 7. Juni, 20 Uhr: Miete E 25: Lauf ins Glück. Operette von Fred Raymond.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 8. Juni, 19.30 Uhr: Miete A 26 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 432 bis 434 Agnes Bernauer. Trauerſpiel von Friedr. Hebbel Dienstag, 9. Juni, 15 Uhr: Schülermiete A: Diener zweier Herren. Oper von Arthur Kuſterer. 5 20 Uhr: Miete B 25, Sondermiete B 13 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 521 bis 5230 In neuer Inszenierung: Johannisfeuer. Schauſpie von Hermann Sudermann. Mittwoch, 10 Juni, 20 Uhr: Miete C 26 und für die NS. ⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 261 bis 263, Ludwig Thoma⸗Abend: Lottchens Geb urtstag, Die kleinen Verwandten, Erſter Klaſſe. Donnerstag, 11. Juni, 19.30 Uhr: Miete D 27, Son⸗ dermiete D 15 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 281 bis 282, ferner für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen, Abt. 435 bis 436: Arabella. Oper von Richard Strauß.. Freitag, 12. Juni, 20 Uhr: Miete F 27 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 451 bis 452: Lauf ins Glück. Operette von Fred Raymond. Im Neuen Theater(Roſengarten): Samstag, 6. Juni, 20 Uhr: Für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 127 bis 129, 261 bis 263, 389 bis 34, 361 bis 369, 554 bis 559, Gruppe D. Nr. 1 bis 400, und Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Eine Frau ohne Bedeutung. Schauſpiel von Oscar Wilde. Montag, 8. Juni, 20 Uhr; Für die NS. Kriegsopferver⸗ ſorgung Mannheim(ohne Kartenverkauf: Ma da m⸗ Butterfly. Oper von G. Puccini. Mittwoch, 10. Juni, 20 Uhr: Für die NS. ⸗Gemeinſchaf „Kraft durch Freude“ Mannheim(ohne Kartenverkauf) Rigoletto. Oper von Giuſeppe Verdi. Samstag, 13. Juni, 20 Uhr: Für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abk. 121 bis 123, 130 bis 135, 160, 227 bis 229, 260, 386 bis 388, 351 bis 353, 518 bis 520, 586, 564 bis 570, 584 bis 590, 605 bis 607 Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E freiwillig Nr 1 bis 700: Ludwig Thoma⸗Abend: Lottchens Ge⸗ burtstag, Die kleinen Verwandten, Erſte⸗ Klaſſe. —p—B N „ I enmrrerme ernennen Unweit von Nidden ſtehen auf dem dunklen, ſpiegel⸗ glatten Haff an hundert Fiſchkutter mit mattem Segel vor entſchlafenem Wind. Vom lichterbeſetzten Ufer dringt, an⸗ ſchwellend bald und wieder abnehmend, helles, dünnes Gril⸗ lenzirpen und mit warmem ſüßen Hauch, wie er ſich in den Geruch des Waſſers miſcht, der Atem einer lauen Sommer⸗ nacht. Der Strahlenkegel des Leuchtturmes läßt in ſich ſtets gleichbleibenden Abſtänden das leichte Gefälle der Dünen fahl aufleuchten, ſtreicht wie eine koſende Hand über die Waſſerfläche und bleibt dann für einen Augenblick in den wimpelbehängten Maſten hängen, daß es anzuſehen iſt, als ſchlüge ein jähes Feuer aus ihnen. Die Schiffe gleichen einander in Farbe und Form, ha⸗ ben auch alle dieſelbe erprobte Entfernung voneinander. Das aber läßt ſie— zuſammen mit der ſtarren Ruhe, die über dieſem Bilde liegt— wie eine ſtille Geiſterflotte er⸗ ſcheinen, die ſich nach anderen als irdiſchen Geſetzen mählich oſtwärts bewegt. Dennoch iſt das nur der Eindruck des Be⸗ trachters. Die Bemannung von gutem baltiſchen Fleiſch und Blut ſitzt in der Erwartung des erſten großen Fiſchzuges nach langen, unfruchtbaren Wochen, und gegen Mitternacht beginnt die ſchwere Arbeit. Die großen Boote geraten in leicht ſchaukelnde Bewegung; bald werden allenthalben die Netze eingezogen, und ihre Laſt iſt wahrhaftig ſo groß, daß das Deck ſich ihr ſchwerfällig entgegenneigt. Der Mond iſt eben aufgegangen, ſeltſam übergroß und gegenſtändlich gelb liegt er auf der öligen Fläche, und nun zappelt es wie le⸗ bendiges Gold auf den Planken— des Fiſchers Münze. Die Männer arbeiten ſchweigend, nur ihr heißes Keu⸗ chen iſt mitunter zu hören und ein abgeriſſenes, zum Schaf⸗ fen gehöriges Wort. Bis der Zug geborgen und an Land geſchafft iſt, ſteigt die Morgenröte auf, und ein zarter, das Waſſer leicht kräuſelnder Wind wiſcht den nächtlichen Zauber in einem Augenblick hinweg. Jetzt ſtehen, von Tonnen und Bottichen umgeben, ſchwatzend die Weiber am Strand; ſind ſchon reiſefertig, denn vor 4 Uhr fährt die kleine„Herta“ über das Haff und den Atmattſtrom bis über die Szieſze⸗ Gabelung aufwärts zum Markt nach Heydekrug. Mit Umſtändlichkeit und Geſchrei wird alles verladen und dann, wenn das Schiffchen— noch lange ſichtbar— ſchwimmt, gehen die Männer in der erſten Frühſonne mit nieweichen Schritten heimwärts, um den halben warmen Tag zu verſchlafen; ihre Wünſche auf guten Gewinn ge⸗ leiten die Fahrenden bis in die blaſſen Träume hinein. Da⸗ nach haben ſie mit den Netzen genug zu tun. Eine junge ſtille Frau aus Purwin fährt zum erſten Male mit dem Fiſchdampfer und ſieht immer wieder ein klein wenig zärtlich auf ihre noch neuen Käſten und Körbe. Purwin iſt das im Oſten an Nidden grenzende Dorf, das in dieſen Jahren den allerhärteſten Kampf mit der Wander⸗ düne auszufechten hatte— ſeine letzten Häuſer ſind ſtets vom Triebſand umſpült und ſchwer bedroht. Aus einem dieſer Häuſer kommt die Frau. Ein paar Tage vor der Hochzeit waren die ſeit langem dazu beſtimmten mageren Blumen trotz aller Schutzvorrichtung über Nacht verſchüttet worden und dann hatte es eben mit ein paar gekauften mikrigen Roſen gehen müſſen. Fremde Blumen waren es von frem⸗ dem Geld— man hatte etwas aufnehmen müſſen, um zu⸗ nächſt auf eigenen Füßen ſtehen 9e können, und ein Teil davon ſollte nun aus dem Erlös des erſten Fiſchzuges zu⸗ rückerſtattet werden.. 5 „Ach, Anicke, daß ich nun nicht für dich gehen kann, hatte vorhin ein wenig verſchämt ihr Mann zu ihr geſagt— dabei fielen ihm aber faſt ſchon die Augen zu— und zum Schluß noch:„Na, dann vergiß alſo nicht zu ſpringen, ſo, wie ſie's alle machen!“. 5 Die Weiber ſprachen ſetzt viel und laut— bald ihr brei⸗ tes Oſtpreußiſch mit jenem unnachahmlich, faſt traurig ſin⸗ genden Unterton, bald kuriſch und litauiſch. Von der Neuen nahmen ſie, obgleich viele ſie von früher her kannten und auch leiden mochten, wie auf Verabredung wenig Notiz: vielleicht grollten ſie ihr in dieſer Zeit ſchlechter Geſchäfte wegen des Mehrplatzes den ſie von nun an in ihrer Mitte einnehmen würde. Eine dicke Alte fragte ſie bei erſter Ge⸗ legenheit wie ein Poliziſt nach ihrer Lizenz, und alle warfen als ſie das amtlich geſtempelte Schriftſtück vorzeigte, einen prüfenden Blick darauf, gerade ſo, als ob ſie in ihm einen Fehler oder Mangel zu entdecken hofften. i Als über den taufriſchen Wieſen der weiße, ſchlanke Kirchtum von Heydekrug auftauchte, erloſch die Unterhal⸗ tung; ein jedes hockte nun ſtill bei ſeinen Marktſachen, ale ſpürte es von ſetzt ab in der Nachbarin den Feind, der nur ſolche Pfennige uͤnd Cents gewinnen konnte, die einem ſelbſt verloren gingen. Es kam eine ſtumme Spannung über ſie mit einem Male gab es wegen einer kleinen Verwechſlung des Gepäcks weithin ſchallendes Geſchrei, das dann auf ſei nem Höhepunkt plötzlich abriß, um gleich wieder jenem 5 angenehmen Schweigen Platz zu machen. Vom Sägewer ab, wo es herbſtſüß nach friſch verblutetem Holz roch, ſtan den ſie alle ohne erſichtliche Urſache erregt auf, und wie di⸗ Landungsſtelle in Sicht kam, ſchlugen ſie die Röcke hoch daß die Zwickelſtrümpfe zu ſehen waren und ein Stück um das andere des ſteifen bunten Unterzeuges von kaum ge⸗ ringerer Anzahl, als die Zwiebel Schalen haben. Das Haltezeichen der Schiffsſirene bedeutete den Anfang eines der merkwürdigſten Wettrennen, die man ſich denken kann. Es gab auf dem Markte längs des Szieſzefluſſes gute und ſchlechte Verkaufsplätze wie überall auf der ganzen Welt, aber dieſe hier lagen nicht in feſten Händen— viel⸗ mehr gehörten ſie der Beſtimmung nach demjenigen, der ſie als Erſter einnahm und mußten auf dieſe Weiſe mit jedem Mal neu erkämpft werden. Das Schiff war ſtets noch im Anlegen, da pflegten ſie ſchon eine um die andere herab⸗ zuſpringen. Einen Korb hatten ſie am Arm, die Börſe mit dem Wechſelgeld feſt an ſich gedrückt, ſo ſchnellten ſie mit rauſchenden Röcken über Bord. Erreichten das Ufer oft nur mit knapper Not und ſprangen dann, ſo gut und raſch es gehen wollte, auf die Beine, um loszulaufen mit ſchlenkern⸗ den Gliedmaßen und allerlei kleinen Verkrampfungen, die die Schnelligkeit erhöhen ſollten— im Kampf um ihr Brot, unbekümmert ob des tragikomiſchen Schauſpiels, das ſie da ſtets den erſten Marktgäſten boten. Die junge Frau aus Purwin ſah die Vorbereitungen um ſich herum mit den hilflos beunruhigten Augen des Neulings; indem ſie aber an ihr neues Heim dachte, war ſie zu allem bereit. Sie ſuchte ſetzt, den anderen abzuſehen, wann der richtige Augenblick gekommen war, ſtand wie die Konkurrentinnen in Sprungſtellung auf einem Platz der ſchmalen, das Schiffsdeck umgebenden Bankreihe und bebte ſchließlich vor Erregung der Untätigkeit. Mit der erſten, einer großen ſehnigen Jungfer, ſprang ſie mechaniſch und wie abgeſchoſſen los, mußte aber dabei wohl die Entfernung nicht richtig abgemeſſen haben, denn ſie kam in einer ſo ausſichtsloſen Haltung auf Arm und Hände, daß ſie einknickte, abrutſchte und ins Waſſer fiel— knapp zwiſchen Landungsbrücke und das anlegende Schiff, ſo daß ſie beinahe fürchten Kußte, erdrückt zu werden. Es ſtanden allerlei Leute dicht am Ufer, aber die kamen nur näher, um den ungewohnten Anblick zu belachen: Man ſah ihr Tiocleahliue am Nn%,Vten Haff Aufnahme: Bittner— M geſpannt zu und vergaß ſo über der Neugierde das Helfen. Schließlich war es der Kapitän, der— nachdem er das Schiff(und bei der„Herta“ konnte man das) mit einer Stange wieder ein wenig vom Land entfernt hatte— ſie aus dem Waſſer zog. Drei Minuten nur und dennoch eine Ewigkeit ſpäter als die übrigen Frauen, ging ſie zu den Marktſtänden— ſtumm vor Scham und Zorn paſſierte ſie ganz langſam die Spießruten der vielen mitleidlos auf ſie gerichteten Blicke. Es war kaum nötig, daß ſich das kleine Unglück herum⸗ ſprach, denn wer noch nicht davon gewußt hatte, der ſah es nun an den triefenden, alle urſprüngliche Form entbeh⸗ renden Kleidern. Nun, bevor ſie ankam, gingen an ihr auch ſchon die Burſchen vorbei, die den Verkäuferinnen, nach⸗ dem ſie ihre Plätze behauptet, die vollen, ſchweren Bottiche nachſchleppten. Sie dachte an ihren Mann, dem ſie die Früchte ſeiner Arbeit hatte tapferer als alle anderen ver⸗ teidigen wollen und ſah das alles nun mit den getrübten Augen eines Menſchen, der ein großes Ziel verloren hat. Einen letzten Platz völlig abſeits von der Verkaufs⸗ ſtraße mußte ſie einnehmen. Zum Glück war er wenigſtens von der erſtarkenden Sonne beſchienen, ſo daß ſie nicht län⸗ ger fror. Nach Ueberwindung der erſten Verzweiflung aber richtete ſie ſich tapfer ein und erſann dazu gleich allerlei Worte und Gebärden, um damit Käufer anzulocken. Der eine und andere kam auch bald, doch wurden das freilich nicht 1 15 jene Einnahmen, die den Grundſtock de ihrem jungen Haushalt bilden konnten. Nun war aber der mor⸗ gige Markt in Ruß wieder ein handfeſtes Stück Hoffnung. Eine unbequeme Nacht, zwiſchen den Sachen auf dem Schiffsboden liegend, ſtand ihr noch bevor, und bei Morgen⸗ grauen ein gleiches Schauſpiel, wie das ſchlecht überſtandene. — Sie hatte wieder Mut genug, das auf ſich zu nehmen. Nur durfte ſie nicht daran denken, daß es etwa von nun an immer ſo weitergehen könnte, von Markttag zu Markttag, durfte 5 nicht eher daran denken, bis ſie halbwegs hineingewachſen war in das harte Geſchick der Fiſchersleute vom Kuriſchen Haff. — Schon brach die Dämmerung herein. waren jetzt auf dem Heimweg. Mit einem Kaſtenwagen war auch Paul ins Dorf gekommen. Ein Bauer hatte ihn unterwegs aufſteigen laſſen. Froh darüber, erzählte Paul von ſeiner Wanderung. Er wollte bis nach Mecklenburg, wo Die Geſpanne ihn eine neue Arbeitsſtelle erwartete, und da er noch zehn Tage Zeit hatte, machte er den Weg zu Fuß.„Iſt ſa viel ſchöner als mit der Bahn!“ ſagte er,„und man kann was erleben!“ Der Bauer lächelte etwas ungläubig vor ſich hin, aber Paul dachte an das Mädchen, das er geſtern in einem Dorf kennengelernt hatte. Ein Wanderzirkus hatte ſeine Zelte aufgebaut. Abends kamen die Dorfleute Zala⸗ Vorſtellung“. Paul war vorbeigekommen. Un g und auch ſo allein wie er ſtand unter der trüben ampe vor dem Zelt ein junges Mädchen. „Möchten Sie gern rein?“ fragte Paul und rechnete ſein Geld in der Taſche nach. Das Mädchen ſchüttelte faſt erſchrocken den Kopf. Da mußte er lächeln.„Ich habe nämlich auch kein Geld!“ ſagte er luſtig. Sie fragte, ob er aus der Gegend wäre, und er be⸗ gann ihr von ſeiner Wanderung zu erzählen. Es machte auf ſie großen Eindruck.„Und wo ſchlafen Sie denn unter⸗ wegs?“ fragte ſie. Er lachte.„Mal da, mal dort! Mal im Gaſthaus, mal im Strohſchober!“ Er ſchien ihr leid zu tun. Als er ſie küßte wehrte ſie ſich nicht. Dann brachte er ſie nach Hauſe. Sie ſtan⸗ den noch ein Weil⸗ chen am Gartenzaun. Sie ſchien etwas auf dem Herzen zu ha⸗ ben, wollte ſprechen, dann riß ſie ſich plötz⸗ lich los.„Warte noch!“ flüſterte ſie und lief ins Haus. Nach einer Weile kam ſie mit einem kleinen Paket wieder. Sie drückte es ihm raſch in die Hände und huſchte wieder zurück, ehe er ſie hal⸗ ten konnte. Er ſtand noch da und wartete, und als alles dunkel und ſtill blieb, ging er weiter. Unterwegs öffnete er das Päck⸗ chen. Es enthielt Brot, Wurſt und Speck. Er aß davon und hatte eine dum⸗ me Sehnſucht im Herzen. Nun war er einige Dörfer weiter. Wieder wußte er nicht, wo er die Nacht verbringen würde. Ob er den Bauern bat, der ihn unterwegs mitgenommen hatte. Sie waren nun ſchon im Dorf. Der Bauer hielt jetzt an.„Sol Ich fahr hier rein!“ ſagte er, und ſah Paul an. Der ſprang vom Wagen und brachte ein„Danke ſchün!“ hervor. Ein Gefühl der Verlaſſenheit kam raſch in Paul auf, wenn er in die Höfe blickte, wo ein geregeltes Tagewerk ſeinem Ende ent⸗ gegenging. Nicht lange gab Paul ſich dieſem Gefühl hin. Das Bild des Mädchens geiſterte noch vor ſeinen Augen. Und nicht müde und niedergeſchlagen ſetzte er ſeinen Weg fort, ſondern frohgemut und voll Erwartung, als läge die Nacht und die Ferne voller Abenteuer. So kam er an das letzte Gehöft, das dem Bauern Janas gehörte. Da ſah er drüben auch den Strohſchober auf dem Acker.„Das Hotel wäre gefunden!“ ſagte ſich Paul erfreut und ſalutierte zum Strohſchober hinüber. Aber es war noch zu früh, um ſchlafen zu gehen. Kurz entſchloſſen ging Paul ins Gaſthaus, um zu ſeinen letzten Wurſtſtullen ein Glas Bier zu trinken. In der Ecke ſaßen zwei Männer, die Paul mit Mißtrauen und Unbe⸗ hagen betrachtete. Sie ſchienen rechte Landſtreicher zu ſein und das unterwegs erbettelte Geld in Schnaps an⸗ zulegen. Jetzt knobelten ſie die Runden aus, fluchten und tranken, und manchmal ſenkten ſie ihre Stimmen zum Flüſtern und blickten zu den kartenſpielenden Bauern hin⸗ über. Auch Paul muſterten ſie de Es war eine Nacht mit Wolken und Sternen. Im Dorf brannte nur hier und da noch Licht. Vom Strohſchober aus konnte man Janas Gehöft ſehen. Auch dort war noch ein Fenſter hell. Paul hatte es ſich bald bequem gemacht. In der Mitte des Schobers war eine Höhlung, von der Größe einer kleinen Kammer. Hier kroch er hinein, riß noch einige Strohbunde aus der Schicht und legte ſich in die neuentſtandene Kaule, in der es wärmer und weicher war. Der Wind ſchien ſtärker zu werden. Er ſpürte ihn nicht, ſondern hörte nur ſein Summen über dem Acker. Hier lag er gut und warm. Die Augen wollten Paul ſchon zufallen, als er deutlich Stimmen hörte. Sie klangen ganz nah, dicht unter ihm. Er richtete ſich auf, und das Stroh raſchelte dabei, und eine Stimme ſagte:„War da nicht was im Stroh?“ Da hielt er ſeinen Atem an.„Eine Katze vielleicht!“ brummte eine andere Stimme.„Ich hab nichts gehört!“ Da wußte Paul, daß es die beiden Landſtreicher aus dem Gaſthaus waren. Auch ſie hatten Nachtquartier im Schober geſucht und hockten ip der Höhlung auf den Stroh⸗ bunden. Keine angenehme Nachbarſchaft! Er wollte ſich ganz ſtill verhalten, vielleicht entdeckten ſie ihn nicht. Wovon ſprachen ſie?„Ein ſchöner Batzen Geld, ſag ich dir!“ fing der eine an.„Ich kam gerade dazu, als der Händler es auf den Tiſch zählte. Sie waren wütend, daß ich da reinkam, aber die Haustür ſtand auf und mein Klopfen hat niemand gehört. Ich wollte ja nur ne kleine Unterſtützung.“ 151 1 7 10 du haſt geſehen, daß er das Geld ins Schubfach te?“ „Menſch, würd' ich denn ſonſt davon reden? Solche Ge, e bebees icht alle Tage!“ nnd der Köter?“ warf der andere ein. 3 „Der Köter läuft im Hof rum. Wir ſteigen über den Nach einer Weile kam ſie mil einem kleinen Paket wieder. Sie drückte es ihm in die Hand. immer weiter, links Zaun im Vorgarten und dann durchs Küchenfenſter. Ich hab mir alles angeſehen.“ „Und wo liegt das Zimmer?“ „Gleich neben der Küche. Da, du kannſt es von hier aus ſehen, wo das Licht brennt. Da ſitzt der Bauer ſicher noch am Tiſch und rechnet, was er morgen auf die Spar⸗ kaſſe tragen kann.“ „Wenn's nur klappen würde. Den Draht könnte man brauchen!“ hörte er den einen wieder. „Warum ſoll's nicht klappen, Menſch! ſchrank iſt doch kein Banktreſor! Wenn der Alte nur bald ſchlafen ginge. Wenn das Licht ausgeht, warten wir hier noch ein Weilchen, und dann ſchleichen wir uns an das Haus ran.“ Danach blieb es eine Weile ſtill. Paul wagte ſich nicht zu rühren. Unwirklich kam ihm das alles vor, wie ein böſer Traum. Wenn nun das Licht im Bauernhof erloſch? Er überlegte, was er dann tun müßte! Vorerſt war er hier gefangen. Er konnte aus dieſem Loch nicht heraus. „Verdammt!“ knirſchte der eine,„wenn es heut' nicht geht, morgen lohnt's nicht mehr.“ Um drei Uhr fluchten ſie immer noch. Das Fenſter war noch hell. Wollte der Bauer gar nicht ſchlafen gehen? Bald begann ein neuer Tag. Schon rührte ſich in den Ställen das Vieh. Die Landſtreicher froren und fluchten abwechſelnd.„Ich geb's auf!“ ſagte der mit der tieferen Stimme nach einer Pauſe, in der nichts war als die Stille der Nacht. Auf⸗ atmend lauſchte Paul in ſeinem Verſteck. Der andere ant⸗ wortete nicht. Sein Schnarchen fuhr plötzlich in die Stille. Ne Ein Bauern⸗ Als im Bauernhof der Wecker klingelte, war in der dunklen Front des Hauſes noch der eine helle Lichtſchein. Bei Janas wurde ein zweites Fenſter hell und bald darauf erloſch nebenan das Licht, auf deſſen Verſchwinden die Land⸗ ſtreicher ſo lange vergeblich gewartet hatten. Die Bäuerin ſchimpfte Sie war eben die Stiege her⸗ untergekommen, um in den Kuhſtall zu gehen, da ſah ſie in der Wohnſtube das Licht brennen. Der Bauer hatte geſtern abend vergeſſen, das Licht auszudrehen. Auch er kam jetzt mit ſchwerem Schritt die Stiege herab.„Schimpf nicht ſo, Frau!“ ſagte er, noch verſchlafen und bezwang ein Gähnen,„kann doch mal vorkommen!“ Dann trat er in den Hof hinaus. Auch im Strohſchober ſah Paul, daß es Tag wurde. Von der Landſtraße klang ſchon hin und wieder das Rollen eines Fuhrwerkes. Er hatte nicht geſchlafen, ſondern re⸗ en dagelegen und die Dunkelheit langſam weichen ehen. Er duckte ſich erſchrocken nieder. Der eine Mann war erwacht. Ein Fluch war ſein Morgengruß, mit dem er ſeinen Begleiter weckte. Der fuhr gähnend auf.„Wir müſſen weiter!“ drängte der zuerſt Erwachte. Der andere gähnte und räkelte ſich immer noch: Da haben wir uns die Nacht um die Ohren geſchlagen wegen dem Bauern, der nicht ſchlafen ging!“ „Pech! Wir 5 hätten ſchon über alle Berge ſein können mit dem Geld!“ Sie verließen den Strohſchober. Raſch war P ſeinem Lager. Er ſah die beiden eilig und mit in den Hoſentaſchen über das Feld verſchwinden. Nun die Gefahr vorüber war, fühlte er ſich plötzlich wie zerſchlagen Er ſank auf ſein Lager und ſchlief ein. 5 Am Vormittag kam der Bauer mit dem Pferd und Wagen, ur Stroh aufzuladen. Verwundert ſah er die her⸗ ausgeriſſenen Strohbunde. Dann ſchimpfte er laut. Er hatte Zigarettenſtummel und abgebrannte Streichhölzer vor dem Schober entdeckt. Von dem Schimpfen erwachte Paul. Im ſelben Augenblick entdeckte ihn auch der Bauer.„He!“ rief er zornig und rüttelte ihn an den Armen,„mein Strohſcho⸗ ber iſt kein Krematorium. Wart, ich werde dir—— hier rauchen und ſchlafen. Dem Landjäger übergeb ich dich, mein Jungeken!“ „Ich hab nicht geraucht!“ beteuerte Paul. „Und dort die Streichhölzer, he?“ Paul berichtete nun haſtig von den Landſtreichern. „Himmeldonnerwetter!“ ſtieß der Bauer hervor, als er von dem Plan der beiden hörte. Ein Plan, der nur dadurch zuſchanden wurde, daß er vergeſſen hatte, in der Wohnſtube das Licht zu löſchen. „Komm mit!“ ſagte er da viel freundlicher zu Paul „laß dir in der Küche was zu eſſen geben. Ich verſtändige inzwiſchen den Landjäger. Die beiden können ja noch nicht weit ſein. Er ſoll ſie ſich mal ein bißchen näher anſehenl“ aul von den Händen „Hel“ rief er zornig und rüttelte ihn an den Armen, „mein Strohſchober iſt kein Krematorium!“ Zufrieden ſaß Paul vor f einem Teller dampfender Suppe, den die Tochter des Bauern ihm hinſtellte. Wohl⸗ gefällig blickte er bald auf die leiſchſtücke in der Suppe, bald in das freundliche Geſicht des Mädchens. Er aß ſehr langſam, denn er dachte daran, daß er dann wohl gehen müſſe. Und nun wäre er gern geblieben. Die Landſtraße lockte auf einmal nicht mehr. Da kam der Bauer zurück, und im Geſpräch ergab es ſich unverhofft, daß der Bauer nichts dagegen hätte, wenn Paul ein paar Tage im Hof blieb. Eine ganze Woche blieb Paul. Nicht nur das Eſſen, auch die Arbeit ſchmeckte ihm, und für die Nacht hatte er ein beſſeres Lager als im Strohſchober. Als es Zeit war, die Stelle in Mecklenburg anzutreten, brachte ihn der Bauer mit dem Wagen an die Bahn. Die Fahrkarte bekam er ſpen⸗ diert. Die Frau hatte ihm ein Paket Wurſtbrote mitge⸗ geben; in der Taſche klimperte ſein Lohn. Es war ein froͤh⸗ licher Abſchied. Und Martha hatte er geſtern hinter der Stalltür küſſen dürfen. Er dachte daran, und lächelte vor ſich hin, während der Zug durch das Land brauſte. Miclut lachen 0 0 her domnmer nuſt aus Taper Frauen ſind erfinderiſch. Beſonders, das Problem„Garderobe“ handelt. Denn welche Frau möchte etwa nicht nett angezogen ſein, auch wenn die Kaſſe ſehr ſchmal iſt? Eine geſchickte Frau weiß ſich aber auch in ſolchen Fällen zu helfen. Vielerlei Kleinigkeiten, die zum guten Anzug gehören, arbeitet ſie ſelbſt. Sie näht ſich Hand⸗ ſchuhe und arbeitet aparte Taſchen aus Baſt oder Leder und verſchafft ſich Abwechſlung in der Kleidung durch hüb⸗ ſche ſelbſtgearbeitete Kragengarnituren. Nun ſoll nur noch die Hutfrage für dieſen Sommer glänzend und billig gelöſt werden. Und zwar wollen wir uns einen Sommerhut ar⸗ beiten aus— Papier. Ja, aus gewöhnlichem bunten Krepp⸗Papier. Wir kaufen uns alſo zwei Rollen Krepp⸗Papier in der Farbe, die zum Sommerkleid paßt. Nehmen wir z. B. ein ſchönes Braun, das vorzüglich zu Gelb, Braun und Grün getragen werden kann. Nun ſchneiden wir aus dem Papier drei bis vier Zentimeter breite Streifen, aber ſo, daß die Breite der Rolle zur Länge der Streifen wird. Dann fangen wir mit der Flechtarbeit an. 6 oder 7 Papierſtreifen werden am Anfang feſt zuſammengenäht, des beſſeren Haltes wegen mit einer Nadel am Tiſch feſtgeſteckt und dann zu einer Borte zuſammengeflochten. Am Ende jedes Streifens wird immer ein neuer mit gleichfarbiger Nähſeide unauffällig angenäht. Am beſten macht man die erſten Streifen ver⸗ ſchieden lang, damit nicht plötzlich alle ſechs Streifen gleich⸗ zeitig zu Ende ſind, und mit neuen zuſammengenäht werden müſſen. Dadurch vermeidet man ein Sichtbarwerden der Nahtſtellen im Geflecht. Man achte auch darauf, daß die Nahtſtellen möglichſt auf die linke Seite der Borte kommen. Dann wird weitergeflochten, bis ungefähr 12 Rollen des zugeſchnittenen Papiers aufgebraucht ſind. Das genügt. Bis hierher war die Arbeit einfach. Doch nun kommt es auf die Geſchicklichkeit der Frau an. Die Borte wird zu einem kleinen runden Teller zuſammengezogen und der An⸗ fang des Streifens links gut vernäht. Dann arbeitet man in leichter Biegung nach unten weiter, indem man die Vorte fortlaufend an die vordere Rundung annäht, und formt ſo⸗ lange, bis der Hutkopf fertig iſt. Zum Schluß läßt man die Borte langſam etwas ſchräg verlaufen, damit der untere Abſchluß des Hutkopfes glatt iſt, und vernäht wieder innen das Ende der Borte. Der Rand entſteht in derſelben Technik. Man mißt die Weite des Kopfes und arbeitet danach die erſte Runde flach auf dem Tiſch liegend. Dann führt man die Borte außen zuſammennähend, bis die gewünſchte Randbreite vorhanden iſt. Nun kommt es darauf an, ob man einen glatten oder gebogenen Rand anfertigen will. wenn es ſich um Bei der Arbeit findet man ſchnell heraus, ob die Borten jeweils loſe oder ſtramm aneinander enäht werden müſſen, um die gewünſchte Form herauszubekommen. Iſt das Ende der Borte ſäuberlich vernäht, ſammengeheftet, ein Hutfutter eingenäht, das ſehr billig fertig käuflich iſt, eine ſchlichte Bandgarnitur umgelegt— und der neue Sommerhut iſt fertfe werden Kopf und Rand zu⸗ Aufnahme: Kellner— M. So enkſteht der Sommerhut aus Papier. Sehr jugendlich und ſportlich wirkt ſolch ein ſtrohimi⸗ tierter Papierhut, wenn er aus verſchiedenfarbigem Krepp⸗ Papier geflochten iſt. Man wählt beiſpielsweiſe ein weißes, beige, ein hell⸗ und ein dunkelblaues Papier. Die ſechs Streifen, die zum Flechten benötigt werden, teilt man ab⸗ wechſelnd auf, und zwar nimmt man zwei Streifen hell⸗ blau, einen dunkelblauen, zwei weiße und zwei beige Strei⸗ fen. Natürlich muß man die Streifen immer mit dem gleich⸗ farbigen Papier verlängern. Die Wirkung iſt ſehr gut, wenn die Farben aufeinander abgeſtimmt ſind. Will man einen glatten weißen Hut haben, ſo empfiehlt es ſich, halb weißes und halb elfenbeinfarbiges Papier zuſammenzuflechten, da weiß allein zu kalkig und hart wirkt. Nimmt man eine helle, luſtige Farbe und arbeitet einen großen Rand, ſo haben wir 1 idealſten Strandhut, paſſend zu Badeanzug und mantel. e Wenn die Borten ſchön gleichmäßig geflochten und ge⸗ mäht ſind, wird niemand vermuten, daß das Material dieſes hübſchen Sommerhutes Papier iſt. Im Gegenteil, es wirk! wie grobes, modernes Strohgeflecht. Der Hut iſt herrlich leicht und koſtet faſt nichts, kaum eine Reichsmark. Natür⸗ lich darf man keine allzu hohen Anforderungen an ſeine a ſtellen und glauben, daß er jeder Witterung ſtandhält. Er iſt ja nicht als Allwetterhut gedacht, ſondern als modiſche Ergänzung des luftigen Sommerkleides bei ſchönem Sonnenſchein. Enid Hildebrandt. — etwas beſtellen?“ ſchwankend—„es handelt ſich um eine Privatſache die Stimme wird entſchloſſen—.„Da der Zufall Sie 23 (13. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Als Gundel dem Vater wieder gegenüberſitzt, merkt ſie erſt, wie ſchlecht er ausſieht. Herbert macht ihm Sorge, erzählt er, er werde ihm eines Tages den Stuhl vor die Tür ſetzen. Gundel bringt es nicht über das Herz, dem Vater die Wahrheit über Herbert zu erzählen. Eines Morgens, als die wirtſchaftlichen Sorgen Gundel wieder bedrücken, ſteht Herbert im Zimmer. Er will ihr eine Erklärung über ſein Verhalten in Hannover geben. Sie will ihn nicht anhören, aber er geſteht ihr doch, daß er Schwierigkeiten mit Rafgeli hat. Gundel vermutet, daß Mama verſucht hat, ein neues Unrecht an ihrem Manne zu verhindern. Als Herbert bettelt, daß es zwiſchen ihnen beim alten bleiben möge, denkt Gundel an jenen Abend, an dem ſie um die Liebe Herberts bettelte. Sie will ihn jetzt auch bitten laſſen. Als ſie ſeinen Bitten doch Gehör ſchenken will, tritt Finerl ins Zimmer. So ſo— der Gerichtsvollzieher... Nicht im geringſten verliere ich meine Faſſung. Was kann mir dieſer Mann heute anhaben? Ich bin mit ganz anderen Sachen fertig gewor⸗ den „Es iſt gleich...“ Dann wende ich mich verabſchiedend an Herbert: „Entſchuldige mich jetzt. Wir ſprechen uns nächſtens Nimm es nicht mehr tragiſch. Es wird alles gut werden. Und Vater braucht ja nichts davon zu wiſſen...“ Er iſt ſchon an der Tür— da ſchießt die Neugier in mir hoch... Ich möchte doch zu gerne wiſſen, wie Rafaeli ſeine Niederlage hinnahm. „Du meinteſt zwar vorhin, daß es ſich erübrige, über Rafagelis Angebot zu ſprechen...“ „Nun ja“— ſagt Herbert, ſich mir zuwendend—„weil die Sache ohnehin perfekt iſt.“ Mir verſchlägt es den Atem. ich mit Anſtrengung hervor. „Seit wann biſt du ſo ſchwer von Begriffen, Gundel... Der Vertrag für Amerika natürlich... Und damit geht er Da ſtehe ich mit meiner Weisheit... und Rafaeli iſt nicht beſiegt, und Mama hat nicht verzichtet, und Vater muß doch alles erfahren, und ich bin— ein ſaudummes Lu⸗ der bin ich... Weil Herberts Eitelkeit es nicht verwinden konnte, von mir abgetan zu ſein, mußte ich ihm auf den Leim gehen Ach ſo... der Mann wartet.... die Glieder ſind mir ſchwer. Ich muß rnich aufraffen. Vor der Tür lauert Finerl...„Schau, daß't ihn los⸗ wirſt... Morgen ſoll er kommen“, wiſpert ſie und zwinkert bedeutſam mit den Augen „Heute oder morgen— is ſchon egal...“, ſage ich ſtumpf und laſſe ſie ſtehen. „Obergerichtsvollzieher Wermke“, empfängt mich ein breitſchultriger Mann mit weißblondem Bürſtenhaar;„ich höre, Herr Profeſſor Krull iſt nicht zu Hauſe.. Spreche ich mit dem Fräulein Tochter?“ „Jawohl, ich bin die Tochter, und was wünſchen Sie?“ „Da iſt ein Steuerrückſtand von 187,35 RM. Ich bin ſchon zweimal vergeblich hiergeweſen...“ leigenmächtiges Abwimmelungsſyſtem Finerls!)„Können Sie den Betrag erlegen. Wenn nicht, dann muß ich jetzt...“ „Zur Pfändung ſchreiten. Bitte, kommen Sie. Ich weiß nicht, ob Vater wirklich fort iſt; jedenfalls möchte ich vermeiden, ihm in den Weg zu laufen. Ich öffne die Tür meines Zimmers. Eine Viertelſtunde ſpäter klebt an jedem meiner Schleif⸗ lackmöbel das ominöſe Siegel. Und jetzt— damit es gleich in einem Aufwaſch geht— werde ich Vater aufklären. Dieſes Herumzögern iſt ja ſinn⸗ los. Was ſein muß, muß ſein! Und dann wollen wir beide einen dicken Strich unter den Fall Herbert machen und die Akten darüber schließen. 5 Ich ſuche die ganze Wohnung ab— von Vater nirgends eine Spur. Er iſt alſo wirklich fortgegangen. Ich eſſe luſtlos eine Kleinigkeit— nicht einmal auf mei⸗ nen Appetit iſt mehr Verlaß... Ich laſſe mir allein auftra⸗ gen, Finerl geht mir heute auf die Nerven... Sie iſt ſo aufreizend fröhlich; vorhin ſchien es mir faſt, als hörte ich ſie in der Küche jodeln. f Dann ſtehe ich lange am Fenſter des Erkerzimmers; „ gut...“, entlaſſe ich Finerl,„ich komme „Was iſt perfekt?“ ſtoße das meine iſt mir verleidet... Die ekelhaften Dinger ſtören mich. Ich habe kein Eigentumsgefühl mehr, ſeit ſie an den Möbeln kleben. 5 Trübſelig ſtarre ich hinaus in den grauen Wintertag. Da— ich traue meinen Augen nicht.... das iſt doch Finerl, die eben das Haus verläßt? Eilig trippelt ſie die Straße ent⸗ lang; unter der kurzen Stoffjacke bauſcht ſich in reichen Fal⸗ ten die ſtarre Seide des Familienerbſtückes. Trotz des un⸗ möglichen Aufzuges ſieht ſie eher ehrwürdig als komiſch aus. Wo rennt ſie denn hin, zum Kuckuck? Nicht einmal den Tiſch hat ſie vorher abgeräumt.. So was iſt in den letzten ehn Jahren nicht dageweſen... Ich hätte Luſt, ihr nachzu⸗ rufen... Ach was— laß ſie laufen. Vielleicht begibt ſie ſich ins Eſplanade zum Tee... Kann man wiſſen?. Wunderbar iſt es zuweilen, ſo ganz allein in der Woh⸗ nung zu ſein. Herrlich— dieſe Stille. 5 Aber unſere moderne Kultur duldet keine Flucht in die Einſamkeit... Da geht das Gebimmel ſchon wieder los Früher war es ein reitender Bote, der an das Tor pochte— heute iſt's das Telephon...„Krrri krri krri... ſchreit die Glocke. Halte gefälligſt den Schnabel, du reitender Bote unſerer Zeit... ich bin ja ſchon da. Eins e weibliche Stimme..„Iſt Profeſſor Krull zugegen?“ 15 5 Neue Schülerin.. denke ich elektriſiert...„Es tut mir leid, mein Vater iſt augenblicklich nicht da... Soll ich ihm — die Stimme klingt enttäuſcht — die Stimme wird ſchon „Ach nein— danke.“ —„oder.. ich weiß nicht recht ee N N A g. A N an den Apparat führte, Fräulein Krull... würden Sie mir nicht ein halbes Stündchen Ihrer Zeit widmen... 2“ Ich bin wie vor den Kopf geſchlagen...„Privat“— das bedeutet jenen Bezirk in Vaters Leben, der mir verſchloſſen iſt und den ich auch nicht betreten möchte...„Gegen Abend wird Vater ſicherlich da ſein“, ſtottere ich verwirrt. „Ach, Fräulein Krull...“— die Stimme klingt jetzt bittend—„weichen Sie mir nicht aus... Ein halbes Stünd⸗ chen... Iſt das ein ſo un eſcheidenes Verlangen? Ich glaube, daß auch Ihnen damit( Nient ſein würde...“ Was ſoll ich machen? Wer weiß, ob es Vater recht iſt Aber ich bringe es nicht über mich, nein zu ſagen Wir verabreden ein ſofortiges Zuſammentreffen in einer nahe liegenden Konditorei. En Zeichen wäre nicht nötig, be⸗ hauptet die Sprecherin, da ſie mich vom Sehen bereits kenne. Mit gemiſchten Gefühlen hänge ich den Hörer an Die Sache hat für mich einen unangenehmen Beigeſchmack; wie ein indiskretes Einbrechen in Vaters Angelegenheiten er⸗ ſcheint ſie mir. Ich zweifle nicht, daß es ſich um das Mäd⸗ chen in Blau handelt; auch die Stimme paßt irgendwie zu dem Bilde, das ich mir von ihr bewahrt habe. Die kleine Konditorei, die ich zwanzig Minuten ſpäter betrete, iſt mir nicht unbekannt; oft ſchon war ſie von Her⸗ bert und mr als heimlicher Treffpunkt auserſehen. Ein hochgewachſenes, ſchlankes Geſchöpf nimmt mich ſo⸗ fort in Empfang. Ein Blick in ihr Geſicht— es iſt, wie ich vermutet habe... Sie trägt einen grauen Mantel mit gleich⸗ farbigem Hut und ſieht vornehm und unauffällig aus. Ein melancholiſches Lächeln um den blaßroten Mund und leichte Schatten unter den Augen legen den Gedanken an noch nicht verwundenen Kummer nahe. Sie iſt nicht mehr ganz jung, mag etwa dreißig Jahre zählen. Ohne Verlegenheit ladet ſie mich zum Sitzen ein und eröffnet die Unterhaltung: Zeichnung: Drewitz— M. Dann nähere ich mich vorſichtig der Stelle dieſes wunder⸗ ſamen Ereigniſſes und zähle 20 funkelnagelneue Banknoten. „Haben Sie Dank für Ihr Kommen, Fräulein Krull Ich kann mir vorſtellen, daß mein Anſinnen Ihnen etwas ungewöhnlich erſcheinen mußte, aber beſondere Umſtände er⸗ 10 99 Abweichungen vom Herkömmlichen.“ Sie iſt gewandt in Sprache und Ausdruck und verſteht es geſchickt, meine anfängliche Befangenheit zu überbrücken. Sie mißfällt mir durchaus nicht, aber ich weiß mit ihr und der ganzen Situation nichts anzufangen. „Zunächſt möchte ich mich Ihnen vorſtellen“, beginnt ſie von neuem;„ich heiße Marta Löſch und bin in einem Anti⸗ quitätengeſchäft in Stellung.“ Mit leichtem Kopfnicken nehme ich dieſe Eröffnung zur Kenntnis, die mich unſchwer den Urſprung ihrer Bekannt⸗ ſchaft mit Vater erraten läßt. Ich kenne ſeine Vorliebe für allerhand alten Krims⸗Krams und weiß, daß er gerne in ſei⸗ nen Freiſtunden die Läden danach durchſtöbert. Aber was will dieſes Mädchen von mir? „Ehe Sie weiterſprechen, Fräulein Löſch“, falle ich nun⸗ mehr ein,„muß ich Sie aufmerkſam machen, daß ich in Va⸗ ters Angelegenheiten keinerlei Einfluß habe. Verſtehen Sie micht recht, ich möchte nicht, daß Sie mir etwa unter falſchen Vorausſetzungen Ihr Vertrauen ſchenken“ Marta Löſch lächelte wehmütig. „Das war auch nicht meine Abſicht; dazu wäre es wohl auch zu ſpät, denn die Epiſode Löſch hat in Profeſſor Krulls Leben bereits aufgehört. Aber ich bitte Sie um alles in der Welt, aus dieſer Tatſache nicht die Folgerung dramatiſcher Begebenheiten zu ziehen. Wir ſind in aller Ruhe überein⸗ gekommen, unſeren faſt täglichen Zuſammenkünften ein Ende zu machen. Ihr Vater war es, der dieſen Schritt für unerläßlich hielt, weil er zu bemerken glaubte, daß meine Empfindungen allmählich über den Rahmen der unſerer Freundſchaft von Anfang an gezogenen Grenzen hinaus⸗ zuwachſen begannen. Er hielt es für ſeine Pflicht, die Ent⸗ wicklung von Gefühlen zu unterbinden, mit denen er nicht Schritt halten konnte Ich muß wohl recht hilflos dreingeſehen haben, denn ſte unterbricht Ae mit einem ärgerlichen„Ach, was rede ich denn 8., um gleich darauf wieder ruhig fort⸗ ren: „En Sie die Abweichung Sie, N Vater wollte ich mit Ihnen ſprechen... Ich— ich ängſtige mich um ihn... Er war ſo ſonderbar in der letzten Zeit. Er gab ſo merkwürdige Ausſprüche von ſich... Am Silve⸗ ſter zum Beiſpiel— es war der letzte Abend, den wir mit⸗ einander verlebten— ſagte er plötzlich:„Ein Jahr beginnt, darin jeder Tag einen Abſchied bedeutet.“ Irgend etwas in ſeinem Weſen ſchien auf einen endgültigen Entſchluß hinzu⸗ weiſen. Je mehr ich nachträglich alles überdachte, um ſo mehr Grund zur Beſorgnis glaubte ich zu finden. Und heute hielt ich es nicht länger aus; ich mußte hören, wie es um ihn ſteht. Daß der Zufall Sie an den Apparat führte, nahm ich für einen Wink des Schickſals...“— ſie umfaßt meine Hand und preßt ſie zwiſchen ihren heißen Fingern „Achten Sie auf ihn... Es geht etwas mit ihm vor Und ſeien Sie mir nicht böſe, wenn ich Ihnen jetzt das Herz ſchwer gemacht habe...“ Das hat ſie nun freilich getan, obwohl ſie mir ja eigent⸗ lich nichts Neues ſagt... Aehnliches habe ich ſchon dumpf empfunden. Nicht umſonſt bin ich ſo ängſtlich bemüht, jede Aufregung von ihm fernzuhalten... Aber etwas Ergreifen⸗ des iſt es um die ſelbſtloſe Fürſorge dieſes Mädchens, dem er in ſeinem Leben eine ſolche Außenſeiterſtellung zuwies. Wieſo hat dieſes anziehende Geſchöpf nicht einen Men⸗ ſchen, der wirklich zu ihm gehört? Ich fühle, daß wir durch das vorhergehende Geſpräch einander ſehr nahegekommen ſind, und ich glaube, es wagen zu dürfen, dieſe Frage direkt an ſie zu ſtellen. „Ja— liebes Fräulein Krull“, entgegnet ſie mit etwas müdem Lächeln,„damit greifen Sie gerade ſo mitten hinein in das ſchwer lösbare Problem der berufstätigen Frau, die von morgens bis abends an Büro oder Geſchäft angeſchmie⸗ det iſt. Den wenigſten iſt es beſchieden, in der kurz bemeſſe⸗ nen Zeit, die ihnen ſelbſt gehört, ihr Frauenleben in ein richtiges Geleis zu bringen. Und trifft man ſchon einmal einen, bei dem man ſich ſagt: Der könnte der Richtige ſein!— dann ſtellen ſich beſtimmt hundert erſchwerende Begleitum⸗ ſtände ein. Nun ſehnt man ſich aber nach ein wenig Glück und Zugehörigkeit... Man möchte auch einmal erwartet werden, ſich hübſch anziehen, in ein Lokal gehen.. und da beſcheidet man ſich eben mit dem, was ſich bietet. Man klammert ſich an dieſes bißchen Glück, obwohl man weiß, daß es nicht von Dauer iſt und ſchließlich teuer bezahlt wer⸗ den muß.“ Marta Löſch verſtummt und blickt ſinnend durch die Auslagenſcheibe auf die Straße hinaus. Ein feuchter Glanz ſchimmert über den ſanften braunen Augen. „Haben Sie jemals den Gedanken an einen Erwerb er⸗ wogen?“ wendet ſie ſich nach einer Weile fragend an mich. „Eigentlich nicht... Ich bin zu vielſeitig in Anſpruch genommen durch Haus und Famlie.“ „Und haben Sie das Bewußtſein, unentbehrlich zu ſein?“ „Unentbehrlich... das wäre übertrieben, aber ich glaube, mein Plätzchen auszufüllen.“ „Sehn Sie... das iſt das Normale und Geſunde Die Natur hat uns nicht für Büros geſchaffen, Fräulein Krull... Freude verbreiten, Sorgen lindern, Schönheit und Behagen in das Leben geliebter Menſchen bringen. das iſt unſere wahre Beſtimmung. Unſer„Plätzchen ausfüllen“ — wie Sie vorhin mit beſcheidenem Stolz ſo treffend bemerkt haben... Aber jeder iſt dieſes Plätzchen eben nicht be⸗ ſtimmt... Die Forderung der Stunde verweiſt heute noch einen großen Teil der Frauen in das Berufsleben, und wohl denen, die Arbeit haben... Aber auch für uns wird eine Zeit kommen, die uns wieder unſerem ureigenſten Wir⸗ kungskreis zuführt— Frau zu ſein und nichts anderes als Frau... Ein zufälliger Blick auf die Armbanduhr läßt ſie beſtürzt hochfahren: „Ach du lieber Gott— die halbe Stunde, die mir mein Chef bewilligt hat, iſt ja längſt abgelaufen... Und nun habe ich Sie auch über Gebühr aufgehalten...“ „Gar nicht— liebes Fräulein Löſch. Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben...“ Wir drücken uns herzlich die Hände, und dann trennen ſich unſere Wege, die ſich für eine kurze Spanne Zeit ge⸗ kreuzt hatten. Ich ſchaue der ſchlanken Geſtält nach, wie ſie mit weitausholenden Schritten in ihr tapferes Leben zurück⸗ eilt. 1 Nun ſoll ſich aber noch einer unterſtehen, mit dem ge⸗ wiſſen Lächeln von Papas ſogenannten„Freundinnen“ zu ſprechen. Manchmal geht es wirklich zu wie im Kino. Da praſſelt es auch von allen Seiten hageldick, da ſetzt es Püffe von rechts und Püffe von links, da kommen ſie wie Bienen⸗ ſchwärme heran, die großen und kleinen Unzuträglichkeiten — bis ſelbſt der findigſte Kinobeſucher an einem Ausweg zu verzweifeln beginnt... Und doch teilen ſich in zwölfter Stunde die Wolken, und wie aus der Piſtole geſchoſſen iſt ſie da— die Rettung aus höchſter Bedrängnis. Und ſo iſt es auch ein Augenblick, eines wirkungsvollen Happy⸗ends würdig, als ich heute... Aber nein— ich muß der Reihe nach erzählen. Da kommt alſo der Schneidermeiſter Bröſike und über⸗ bringt perſönlich Vaters neu aufgebügelte Anzüge. Ich öffne in ſeiner Gegenwart die Kaſſe— eine abſolute Pro⸗ forma⸗Handlung, nur dafür berechnet, um feſtſtellen zu können, daß„wieder einmal vergeſſen wurde, rechtzeitig zur Bank zu ſchicken“— und die Augen treten mir faſt aus den Höhlen, als ich da ein ſauber geſchichtetes Häufchen von 15 und wahrhaftigen Hundertmarkſcheinen vor mir . „Sie können doch wechſeln, Meiſter?“ frage ich ſo neben⸗ hin und halte ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, mit vornehmer Nonchalance einen der Scheine unter die Naſe. „Natürlich, 1 Fräulein“, beeilt ſich Herr Bröſike befliſſen zu erwidern;„ich habe Wechſelgeld eingeſteckt, weil ich ja weiß, daß bei Profeſſor Krull immer bar bezahlt wird.“ (Fortſetzung folgt.) Silben-Kreuzwork⸗Rätſel. 7 70 2 7 7. 1 2 7 5 2 25 9 70 24 e e 70 2 7. 2 8 72 7 7. Maagerecht: 1. Griechiſche Inſel, 2. Ort in Unga 3. Weiblicher Perſonenname, 4. Stadt in Oſtpreußen, 5. Bis. marckſcher Beſitz in Pommern, 6. Griechiſcher Weiſer, 7 Weiblicher Perſonenname, 8. Bewohner eines indiſchen Staates, 9. Proſgerzählung, 10. Vater des Odyſſeus, 11. He⸗ brideninſel, 12. Schickſalsgottheit, 13. Männlicher Perſonen⸗ name(Kurzform), 14. Perſiſche Gedichtform, 15. Erläute⸗ rungsſchrift, 16. Zufluchtsort für Schiffe, 17. Brettſpiel, 18. Militäriſcher Dienſtgrad.— Senkre cht: 1. Wohlriechende Blume, 2. Volkstümliche Bezeichnung für Lärm, 4. Volks⸗ ſtamm, 6. Alte Münze, 12. Verfahren beim Photographieren, 15 Interpunktionszeichen, 19. Weiblicher Perſonenname, 20. Weinart, 21. Wie 7. waagerecht, 22. Südfrucht, 23. Ita⸗ lieniſcher Maler, 24. Anderes Wort für Mitleid, 25. Knochen⸗ maſſe des Elefanten⸗Stoßzahnes, 26. Stadt in Peru. Gleichklang. Leicht kann man ſich ſchaden durch einen, Der Arzt macht ihn nur, wenn er muß: Am Kleide verlangt man den feinen, Der Zecher oft einen zum Schluß; Oft macht auch der Handelsherr ſeinen, Das iſt ihm ein hoher Genuß. Bilder-⸗Rätſel. N Entzifferungs⸗Aufgabe. — Ernem Zoologiſchen Garten geht eine Sendung lebender Tiere zu, die folgende Zahlen als Aufſchrift trägt: 5 8 6 8 9 19 und 8 5 5 1 9. Wie vermochte man hieraus den In⸗ halt zu erkennen? Rätſel. Ein Zeichen nur iſt's, harmlos, klein, Doch große Wirkung ſchließt es ein: Aus vieler Bäume Sammelort Schafft's Tiere, welche leben dort: Aus einem ſteinigen Gefilde Entſteht ein Name, ſanft und milde; Was nennt des Eiſens Eigenſchaft, Zum Schäfer wird's durch ſeine Kraft, Und aus verbundner Worte Kette Bereitet dir's bequeme Stätte, Wenn du es bringſt gedankenhelle An eines andern Zeichens Stelle. Doch nimmſt aus einem andern Wort Du ganz von ſeinem Platz es fort: Das ſchlimmſte, was da läuft herum, Schafft's dann zum edelſten dir um. Röſſelſprung. geh ne den Sei Hin Hie lee ian Glut dund Sun fer dl Sl, Hell. Sue c: gel Su Sie e auc ede] Ge. Her. Get. hoc A 0 Ae G 4800 ele pe Sie 5 4 ref G Ci Sele, Cu. bent 2 Auflöſungen aus letzter Nummer: Ausziehrätſel: Wir wünſchen frohe Feſttage! Silben⸗Ergänzungsrätſel: Faktorei, Rubi⸗ kon, Oldenburg, Herkules, Egoiſt, Poeſie. Felleiſen— Frohe Pfingſten. Das ſoll Ihre Jahnbürſte ſchaffen? Sie soll jeden winzigen und entlegenen Winkel. Ihrer Zähne erreichen? Das Wird Sie nicht allein schaffen. Da muß schon Nives-Zahnpasts helfen! Die sorgt dafür, deß jedes ckchen gereinigt wird und ihre Zähne gesund erheſten Werden. Schach⸗Aufgabe: 1. Tel-al, beliebig. 2. D matt. Gege nſatzrätſel: 1. drollig, 2. abhold, 3. ſorgfäl⸗ tig, 4. leiblich, 5. inhaltsreich, 6. entkräftet, 7. behutſam, 8. leutſelig, 9. intereſſant, 10. chriſtlich, 11. häufig, 12. ehr⸗ lich, 13. folgſam, 14. einträglich, 15. ſpröde, 16. taktlos— Das liebliche Feſt. Geographiſches Problem: Die einzelnen Teile ergeben folgende Namen: 1. Bern. 2. Halle. 3. Leine. 4. Rhein. 5. Glatz. 6. Sieg.—„Behalte deine Heimat lieb.“ Einſetzaufg abe: Oder, Maut, Sahne, Kamin, Taube, Meier, Paket, Nonne, Grotte, Pracht. Graus, Miene, Schneide— Das Maiengruen. — Zu ſpät. „Zehn Jahre dauerte es, ehe ich entdeckte, daß ich kein Talent zum Romanſchreiben beſaß.“ „Und da gaben Sie es auf?“ „Doch nicht, ich war inzwiſchen ſchon zu berühmt ge⸗ worden.“ a. Das Geheimnis. Aus der Küche ſind acht Pfund Fleiſch verſchwunden. Der Verdacht fällt auf den kleinen Foxl. Er wird gewogen und wiegt genau acht Pfund. Sagt der Hausherr: „Tja, das iſt das Fleiſch! Wo bleibt nun aber der Hund?“ E Gerettet. Im Badezimmer iſt das Waſſerrohr geplatzt. Der Haus⸗ herr hält mit beiden Händen das Loch zu und wartet ver⸗ zweifelt auf die Ankunft des Inſtallateurs. Plötzlich ſauſt ſein Sohn herein und ruft:„Vater, du kannſt loslaſſen!“ „Gott ſei Dank!“ atmet der Vater auf.„Iſt der Inſtal⸗ lateur gekommen?“ „Nein, aber das Haus brennt.“ Zeichnung: Lucie Kremzek— M. „Junge, hat der in Bauch!“ „Menſch, das verſtehſte nich, der is macht auf Stromlinie.“ ganz modern, der * Vorſicht. Die gnädige Frau hat geſagt, wir ſollten mit dieſer Uhr ganz beſonders vorſichtig ſein!“ „Dann trag du lieber das Kind und gib mir die Uhr; du biſt ſo ungeſchickt und könnteſt ſie fallen laſſen.“ Verdächtig. „Ich weiß nicht, mein neuer Herr kommt mir ſehr ver⸗ dächtig vor... Er nennt ſich Direktor. Hat keine Schul⸗ den... Keine Verhältniſſe... Er zahlt alles bar.. Er wird doch nicht am Ende ein Schwindler ſein?“ * Im Felde. Die Kompagnie liegt in Ruhe. Der Herr Oberſt inſpi⸗ zierte gern. Eines Tages ſah er vor der Feldküche einige Sol⸗ daten mit einem rieſigen Suppentopf. „Einen Kochlöffel!“ befahl er. g 15„Zu Befehl, Herr Oberſt, aber...“, ſtotterte der Küchen⸗ ulle. „Kein Aber!“ ſchnauzte der Oberſt und probierte die Suppe. „Was!“ fuhr er auf.„Das ſoll Suppe ſein?“ Der Küchenbulle ſtand ſtramm:„Nein, Herr Oberſt das iſt Spülwaſſer!“ 2 Vater(ſorgenvoll zu ſeiner Tochter):„Aber ſieh mal, Lieschen, dein Zukünftiger verdient doch nur 25 Mark in der* wie wollt ihr denn da durchkommen?“ „Ach, Vati, wenn man ſich nur liebt und glücklich iſt, dann geht doch eine Woche ſo ſchnell herum!“ * Der gute Ruf. Hausfrau:„Wie? Den fettigen Brief ſchicken Sie an zhren Bräutigam?“ 5 N. Köchin:„Eben drum. Er ſoll gleich ſehen, daß bei uns nicht geknapſt wird.“ N Nekte Ausſichten. „Alle ſieben Kinder des Kronenwirtes ſollen ja die Maſern haben!“ wurde dem Dorfarzt berichtet, der ſeuf⸗ zend darauf antwortete: „Das wird wieder eine Sauferei werden! Mit dem ſteh' ich in Gegenrechnung!“ Früfe dies prüfe das, du merkst uf WAN DERER Ist VSTIaß WAN DEREN SHRROMRNA DEN schon v. RM Sd. an E Prospekt 7ag kostenfrei 1 Waänderer-Werke Schönau chemnitz un wollen wir eſſen gehen Der Rummel um die Dionne⸗Fünflinge Seit bald zwei Jahren ſind die kanadiſchen Fünflinge Dionne ein Lieblingsthema der amerikaniſchen und auch ei⸗ nes großen Teils der europäiſchen Preſſe. Man hat bekannt⸗ lich die berühmten Fünflinge bald nach ihrer Geburt den Eltern weggenommen, ſie zu Mündeln des britiſchen Königs gemacht und einen Kult mit ihnen getrieben, der die Gren⸗ zen des Geſchmacks weit überſchritt. Die fünf kleinen Weſen wurden gegen Eintrittsgelder gezeigt, Filmengagements wurden für ſie angenommen, und der ganze Rummel war ſo einträglich, daß die Erziehung der Kinder den kanadiſchen Staat ſo gut wie nichts koſtete und die Fünflinge ſchon im Alter von anderthalb Jahren recht vermögend waren. Nur an die Eltern, die ja ſchließlich auch einen gewiſ⸗ ſen Anteil an der Exiſtenz der fünf Wunderbabies hatten, dachte man nicht. Sie haben zwar eine Unterſtützung von der kanadiſchen Regierung erhalten, aber ihre Kinder ſind ſie los. Jetzt haben die Eltern an den Vormund der Kin⸗ der, den britiſchen König, die Bitte gerichtet, daß ihnen die Kinder wieder zurückgegeben werden, ſeit keine Gefahr mehr beſteht, daß ſie nicht lebensfähig ſind. Eine Antwort des Königs iſt bisher nicht eingetroffen. So verſtändlich die Bitte der Eltern iſt, ſo ſchwer wird aber ihre Erfüllung ſein, denn die Kinder wurden durch ein Staatsgeſetz unter den Schutz des Königs geſtellt, und dieſes 85 9 erſt, wenn die Fünflinge 18 Jahre alt gewor⸗ den ſind. Wer vieles bringt Die ſtürmiſche Entwicklung, die Technik, Induſtrie und Wiſſenſchaft in den letzten Jahrzehnten erfahren haben, machte den geſamten wirtſchaftlichen Lebensapparat in ſteigendem Maße zu einem höchſt komplizierten und empfindſamen Ge⸗ triebe, in dem ſich auch ſchon kleinere Störungen für weite Kreiſe recht verhängnisvoll auswirken können. Mögen es nun die Gefahren ſein, die das Wirken der elementaren Kräfte von Feuer und Waſſer, von Sturm und Hagel mit ſich bringen, oder vielerlei Gefahren, denen wir alle mit Leben und Ge⸗ ſundheit inmitten der uns umgebenden techniſchen Einrich⸗ tungen an der Arbeitsſtätte oder auch daheim, im Trubel des Verkehrs oder in Tagen der Krankheit ausgeſetzt ſind. Schon in frühen Zelten haben die Menſchen ſich gegen dieſe Sefahren in der Abwehr zu Gemeinſchaften zuſammengeſchlof⸗ ſen, um in der vermehrten Kraft der Gemeinſamkent auch den größeren Schutz gegen die Gefahr zu ſuchen Aus dieſen Ge⸗ fahrengemeinſchaften würden im Laufe der Jahre ſtändige Einrichtungen. So bildeten ſich durch die Initiative der Privat wiriſchaft die Unternehmungen, die in der kaufmänniſchen Betreuung der ihnen anvertrauten Kapitalien ihre Aufgabe ſahen, um dann im Falle eines Schadens den materiellen Aus⸗ gleich zu ſichern und darüber hinaus auch manche ideellen Werte zu erhalten. Der ſtändig wachſende Umfang und die Vielgeſtaltigkein allen wirtſchaftlichen Lebens in Handel und Wandel erforderte ebenſo einen ſtändigen Ausbau und eine bis in das einzelne gehende Verfeinerung des Verſicherungs⸗ weſens. Hier durfte aber niemals eine bürotratiſche Verſtei⸗ fung Platz greifen, ſondern nur die kaufmänniſche Beweglich⸗ keit vermag den lebendigen Bedürfniſſen des Wirtſchaftslebens gerecht zu werden.„Wer vieles bringt, wird manchem etpas bringen...“— auch ein Dichterwort hat bisweilen Sinn und Bedeutung für die ſcheinbare Nüchternheit des wirtſchaftlichen ebens, und die Privatwerſicherung hat ſich dieſes Wort im Aufbau und Wirken ihrer bis in jeden Winkel unſeres per⸗ znlichen und wirtſchaftlichen Lebens„leuchtenden“ Verſiche⸗ rungsarbeit wahrlich angelegen ſein laſſen! — 5 1— Spuk im Wochenend⸗Haus Es war eine fröhliche Geſellſchaft, die, von einem Vormit⸗ tagsausflug zurückgekehrt, die Halle des kleinen Wochenend⸗ Hutels mit übermütigem Tumult erfüllte Die lange Tafel war bereits für das Mittagsmahl gedeckt: einige der Reiſeteil⸗ nehmer waren ſchon nach ihren Zimmern gegangen— als plö lich der lange Rolf Ries auf der Treppe erſchien und ausrief: Kinder— auf meinem Zimmer ſpukt's!“ 5 Im Nu verſtummte der Lärm, und eines der jungen Mäd⸗ chen fragte atemlos:„Ein Geiſt?] Ein richtiger Geiſt?“ „So etwas Aehnliches“ nickte der ſunge Mann, eine Fee, eine ſehr hübſche ſogar! Liegt oben auf meiner Couch und ſchläft wie Dornröschen. Was tun wir etzt?“ 5 „Anſehen! Den Geiſt austreiben!“ rief es von allen Seiten — und ſie drängten ſich neugierig die Treppe hinauf. Richtig: Auf Rolfs Zimmer lag eine junge Dame n geſeg⸗ netſtem Schlaf,„Himmel“ ſagte die kleine Ilſe W. erſchrocken, „das iſt la meine Baſe Exika! Sie hatte verſprochen nachzu⸗ kommen, aber 1 N Ein gewaltiges Gelächter erſcholl. Die„Fee“ rieb ſich die Augen, ſtarrte verwundert auf die lachenden Menſchen— und ſprang auf. „Erilg— Liehe— wie kommſt du in dies Zimmer?“ fragte Ilſe W. 1 „Iſt es deun nicht dein Zimmer?“ fragte die Baſe zurück. Das neue Gelächter verwirrte ſie noch mehr. Natürlich nicht Es gehört dieſem Herrn. Wie kommſt du nur darauf, daß es mein Zimmer ſei?“ Ich— es ſtand auf, Man hatte mir unten die Num⸗ mer geſagt, aber ich hatte ſie wieder vergeſſen. Da ſah ich eine Flaſche Birkenwaſſer. und ich kenne ſa deine Vorliebe für Dralle. und ich war ſo müde, weil ich doch die ganze Nacht durchgefahren bin und 2 Ihre weiteren Worte gingen in der allgemeinen Aus⸗ gelaſſenbeit unter. Ilſe umarmte ihre Baſe, die ſchließlich auch nicht länger ernſt bleiben konnte— und der lange Rolf ſagte: „Liebes Fräulein Erita! Ihre Beobachtungsgabe in allen Ehren— aber das Geheimnis des ſchönen Haares und des arten Geſichtes Ihrer hochverehrten Baſe Ilſe wird wohl 23 von ſehr vielen Leuten geteilt. Ich wette, daß mindeſtens die Hälfte von uns die gleiche Vorliebe beweiſen kann— kimmt's?“ Allſeitiges Nicken. „Alſo— ſeien Sie uns nun doppelt willkommen! Und — um ochenende“ und Zum Zettvertretb- Nr. 23 erſcheinen als Betlage⸗ K l em 38: 8 Pl. ⸗Nr 7 Für die auf dieſei Seite 1 Anzeigen iſt det Verlag der bord. Zeitung nicht zuſtändig Verantwortlich 95 rie Schreenang gurt Wintler für Anzeigenteil Car! Görg Verlag ee Jatt uttcder Aroping-Berleget, fämtt in Verlin SW 68. Sindenftr. 10171 liche ſel a zieht Zuſe ſtärk ſchlo und Han und rufs iſt,d Stan förd Han art ande der Gru erſte ſinn. me ſchle müſf Wer Der Qu dure behe Gild ehrl. Qua mack mög Wer wen dern techr dun allz1 Leiſt zur ſam die Han meh zeiti die und ſchö! Kön lebt. in f and. han in f und ter Han beit rufs lieg Nick was ſpri wer erfü geht han mit! liche wer hab Rü! gen ihne ter ein dert rufe und u. ſie i mal Anf Zei Que als loſe blic wel ter geg loſe Kür geg Har ben in 5