N 2 Aiſceint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bengspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, n den Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., In Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte . 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Funſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 5— 15 s n gat für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ole Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. A für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 36 1150 36. Jahrgang Montag, den 8. Juni 1936 Der gewaltige, noch andauernde ſeeliſch⸗weltanſchau⸗ liche Umbruch der jüngſten Vergangenheit läßt ohne Zwei⸗ ſel auch das deutſche Handwerk nicht unangetaſtet, ſondern zieht im Gegenteil gerade dieſen Berufsſtand ſeiner ganzen Zuſammenſetzung und Zielrichtung entſprechend auf das ſtärkſte in ſeinen Bann. Als ein in jeder Weiſe in ſich ge⸗ ſchloſſener Berufsſtand mit eigenen Schaffens möglichkeiten und ganz beſonders gearteten Aufgaben ſtellt ſich das Handwerk mit ſeiner Anknüpfung an große Traditionen und mit ſeinem geſunden Selbſtbewußtſein als eine Be⸗ rufs⸗ und Wirtſchaftsgruppe dar, die geeignet und gewillt iſt, die im nationalſozialiſtiſchen Sinne verſtandene Volks-, Standes⸗ und Betriebsgemeinſchaft zu pflegen und zu fördern. Das mit Blut und Boden auf das engſte verbundene Handwerk arbeitet dabei in ſeiner weſensmäßigen Eigen⸗ art und Leiſtungsfähigkeit in edlem Wettſtreit mit den anderen bedeutenden Gliedern der Geſamtwirtſchaft an der Steigerung der nationalen Gütererzeugung. Dieſem Grundſatz folgend, muß und will das Handwerk ſich in erſter Linie auf die in ihm ruhenden ureigenen Kräfte be⸗ ſinnen. Handwerkerſtand iſt ſo alt wie die menſchliche Kultur überhaupt. Gute und ſchlechte Zeiten hat der deutſche Handwerker durchmachen müſſen. Kraft ſeines handwerklichen Könnens und ſeiner Wertleiſtungen iſt er allen Anſtürmen gewachſen geweſen. Der zu neuem Leben erweckte Grundſatz handwerklicher Jualitätsleiſtung, der das ganze Mittelalter hin⸗ durch das handwerkliche Leben in ſeinen Meiſterwerkſtätten beherrſcht hat, war auch nach dem Verfall der Zünfte und Gilden das einzige Streben und das vornehmſte Ziel des ehrlich ſchaffenden, ſelbſtändigen Handwerks geblieben. Qualitätsarbeit, die einſt das Handwerk groß und ſtark machte, wird auch heute noch im Handwerk als die allein mögliche Grundlage ſeiner Widerſtandsfähigkeit betrachtet. Wenn man auch, und zwar durchaus mit Recht, die Not⸗ wendigkeit ſieht, ſich jederzeit den Erforderniſſen der mo⸗ dernen Wirtſchaft anzupaſſen und ſich in jeder Weiſe des techniſchen Fortſchritts und der epochemachenden Erfin⸗ dungen zu bedienen, ſo weiß man doch andererſeits nur allzu gut, daß nur qualitativ hochſtehende Arbeit und Leiſtung dem Handwerk den Weg bereiten können, der zur Geſundung ſeiner Betriebe und zur Hebung des ge⸗ ſamten Berufsſtandes führen wird. Wohl erkennt man die Fülle von wechſelſeitigen Beziehungen, die ſich zum Handel, zur Induſtrie und Landwirtſchaft uſw. ergeben, mehr als bezeichnend iſt es jedoch, daß man ſich faſt gleich⸗ zeitig auf die gewaltigen ſchöpferiſchen Aufgaben beſinnt, die dem Handwerk als ſolchem in erſter Linie eigen ſind und für alle Zukunft eigen ſein müſſen, ſolange es ein ſchöpferiſch tätiges Handwerk geben ſoll. Handwerkskunſt iſt Urſprung alles Schaffens und Könnens. Hierin liegt auch der tiefere Sinn der neube⸗ lebten Wanderſcha ft. Der junge Handwerksgeſelle ſoll in fremden Betrieben nach anderen Arbeitsmethoden, an anderen Maſchinen und mit anderen Werkzeugen ſein handwerkliches Können und Wiſſen vervollkommnen und in ſtetem Wechſel von Land und Leuten größte Berufs⸗ und Lebenserfahrungen ſammeln, damit er nach vollende⸗ ter Wanderſchaft ſich als ewig weiterſtrebender tüchtiger Handwerksmeiſter gemeinſam mit ſeinen Berufs⸗ und Ar⸗ beitskameraden für die Verwirklichung der ſeinem Be⸗ rufsſtand eigentümlichen Ideale einzuſetzen vermag. Klar liegen hier die Grenzen, die man erkennen und achten muß. Nicht irgend etwas herzuſtellen, ſondern etwas zu ſchaffen, was dem Kulturbedürfnis des deutſchen Menſchen ent⸗ ſpricht, iſt die bleibende Aufgabe des deutſchen Hand⸗ werkers. Es muß ohne Zweifel jeden mit beſonderem Stolz erfüllen, der durch die Straßen mittelalterlicher Städte geht und das hier noch gottlob vorhandene Erbe deutſchen handwerklichen Könnens beſichtigt. Dieſe Meiſterſchau des mittelalterlichen Handwerks läßt die Einheit handwerk⸗ lichen Schaffens offen und klar zurage treten. Das Hand⸗ werk in ſeiner Geſamtheit, Meifier, Geſelle und Lehrling haben daran mitgeholfen, ein von Gediegenheit und hohem künſtleriſchem und praktiſchem Werte zeu⸗ gendes Werk hervorzuzaubern, an dem Generationen nach ihnen ihre Freude hatten und an denen ſich noch Geſchlech⸗ ter nach uns begeiſtern werden. Alles das hat aber nicht ein Architekt und auch nicht ein Künſtler geſchaffen, ſon⸗ dern ein auf höchſter Kulturſtufe ſtehender, urkräftiger Be⸗ rufsſtand erarbeitet, zu dem ſich auch die größten Könner und Künſtler jener Zeiten, wie Albrecht Dürer, Viſcher u. g., gern bekannten. Ewigkeitswerte, wie man ſie im mittelalterlichen Handwerk findet, können aber nie⸗ mals ganz verlorengehen. Handwerk und Kunſt, die im Anfang eins waren, konnten ſich wohl trennen zu einer Zeit, als Pfuſch und Maſſenware Trumpf waren, als Qualitätsarbeit und Wertleiſtung nichts mehr galten, ja, als man die ganze Tätigkeit des Handwerks in der ſeelen⸗ 155 Nachahmung bizarrer und entarteter Vorbilder er⸗ ickte. Die Seele des Handwerlers ſoll für die tiefen Werte, welche Begriff des„ſchöpſeriſchen Geſtal⸗ tens“ innewohnen, erſchloſſen werden. Er will ſich da⸗ gegen wehren, daß man ſich vielleicht ſeiner als ein willen⸗ loſes Werkzeug von Verirrungen bedient, die allem echten Künſtlertum Hohn ſprechen. Als Glied eines ſchaffens⸗ geadelten Berufsſtandes will er in der Erkenntnis, daß Handwerk und Kunſt zuſammengehören, ſeine ganze le⸗ bendige Kraft, ſein größtes Können und Wiſſen, ſeine in echter Meiſterſchaft erworbenen Berufs⸗ und Lobens⸗ n bin erfahrungen zur Verfügung ſtellen, um genau ſo wie ſetne Altvordern unter Hintanſtellung aller perſönlichen Rück⸗ ſichten eine in jeder Beziehung hervorragende deutſche Handwerkskunſt erſtehen zu laſſen und durch dieſe Heraus⸗ ſtellung des Gütegedankens im Handwerk dem handwerk⸗ lichen Berufsſtand als Kulturträger wie dermaleinſt wieder im deutſchen Volke Achtung und Anerkennung zu verſchaffen. Dr. H. Brinkmann. Kunſt und Handwerk Eine Aufgabe der kulturellen Erziehung Der Reichshandwerkertag 1936 in Frankfurt a. M. hat mit der feierlichen gemeinſamen Arbeitstagung der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk und des Reichsſtan⸗ des des Deutſchen Handwerks einen ſeiner erſten Höhe⸗ punkte erreicht. Rund 7000 DA F.⸗Walter und Handwerks⸗ meiſter wohnten der Kundgebung in der Großen Feſthalle bei. Nach der Eröffnungsanſprache des Reichshandwerks⸗ meiſters Schmidt ergriff Reichsleiter Alfred Roſenberg das Wort. In ſeiner Rede wies er u. a. auf die früheren Schichten und Stände und ihre Bedeutung im politiſchen und kul⸗ turellen Leben hin. Heute habe ſich hier ein grundſätzlicher Wandel vollzogen. Der Bauer z. B. ſei heute mehr als ein Stand. Er ſei die Vorausſetzung aller Stände über⸗ haupt geworden. Von hier quillt ſchließlich auch das, was wir ſchöpferiſches Handwerk nennen. Wenn man vom deut⸗ ſchen Handwerk ſpreche, dann denke man immer an das Mittelalter zurück. Wir könnten aber ſtolz ſagen, daß die handwerkliche künſtleriſche Bedeutung dreieinhalb Jahr⸗ tauſend ſchon in Deutſchland lebendig geweſen ſei. Das techniſche Zeitalter ſei eine große Gefahr für die handwerk⸗ lichen jahrhundertelangen Ueberlieferungen geweſen. An Stelle eines ehrlichen Handwerks ſei der Warenhausramſch gekommen und kunſtgewerbliche Spielerei. Die Pflicht des Nationalſozialismus beſtehe darin, uuch die Ehre des deutſchen Handwerks wiederherzuſtellen. Es ſei die Pflicht der Bewegung, das Handwerk zu er⸗ halten und hinüberzuführen in eine neue ſchöpferiſche Zeit. Das Handwerk habe nicht nur die Pflicht, die Verſchöne⸗ rung unſeres Daſeins zu ermöglichen, ſondern auch die Pflicht, die deutſche Kultur zu verteidigen. Die Verbindung zwiſchen Kunſt und Handwerk wiederherzuſtellen, werde ebenfalls eine große Aufgabe der kulturellen Erziehung ſein. Der Kunſtbolſchewismus, der in den letzten Jahr⸗ zehnten über uns dahingegangen war, hatte nichts mit ehrlicher Handwerkskunſt zu tun. Zum Schluß ſeiner Anſprache erklärte Alfred Roſen⸗ berg: Wir fühlen uns innerlich frei und darum ſind wir groß genug, alles in der Vergangenheit anzuerkennen, was zur Stärkung unſeres Kampfes beitragen kann. Wir ſind der Ueberzeugung, daß heute die Zeiten vorüber ſind, daß, wenn man das Wort„Sorge“ ausſpricht, man zuſammen⸗ bricht, ſondern daß, wenn man Sorge ſagt, man den Willen ausſpricht, ſie zu überwinden. Wir glauben, dieſes Selbſtbewußtſein hat auch das deutſche Handwerk. Ich glaube, wir haben das Recht, uns als Träger einer großen Zeit zu bezeichnen. Was wir uns erkämpften, das werden wir niemals mehr aus den Händen laſſen, und in dieſem Kampf hat auch das deutſche Handwerk ſeinen Beitrag geleiſtet. ee Weltbild(M). Frankfurt a. M. im Zeichen des Reichshandwerkertages Fahnengeſchmückte Straßen grüßen die Teilnehmer des Reichshandwerkertages, der am Sonntag in der alter Mainſtadt beginnt. Nr. 131 chen Familie des Reichsbundes 5 Köln, 8. Juni. aus allen Teilen Reichsbundes der r großen Kund⸗ ägerin der Nation kund zu tun. rten di ahnen. Sonderzug um Bahnhöfen ein. Am Rheinufer leg⸗ ray 11 Fail nor pfer mit Teilnehmern 5 1 4 Ueber der St Sonderzug lief auf ten die erſten derda Son aus Süddeutſchland und den oberen Rheingauen an, die zum größten 1 ichten erſchienen. Kurz nach 18 r des Führers, Rudolf Heß, ein 1. a. den Gau⸗ leiter de den Leiter des Rd chsbun ertem Bei⸗ Fall Dem S 8 Wire D.dsch 77 Im Namen ler deut⸗ ſchen Vollfamilien für ſeine Teilnahme an der Tagung, der er damit eine beſondere Bedeutung geben werde. Rudolf Heß überbrachte den deutſchen Kinderreichen zu ihrem Ehrentag die Grüße des Führers und wies darauf hin, wie ſehr der Führer, wie ſehr Partei und Staat das würdigen, was die kinderreichen Familien für die Nation leiſten. „Sie ſind Vorbild der Nation, ſie ſetzen ſich ein für die Zukunft der Nation, ſie kämpfen in aller Stille, in aller Zurückgezogenheit einen Kampf für Deutſchland, ſie haben über das wirtſchaftliche Denken das Denken um das Volk ge⸗ ſetzt wie es der Nationalſozialismus verlangt.“ Der Stellvertreter des Führers bekannte ſich im wei⸗ teren Verlauf ſeiner kameradſchaftlichen Worte zu der Verpflichtung des Staates im Sinne eines weitgehenden Eintretens für die kinderreiche Familie. Zum Schluß ſeiner immer wieder von Beifall unterbrochenen Anſprache brachte er den Dank zum Ausdruck, den Führer und Nation den deutſchen Vätern und Müttern ſchulden, die die Erhaltung unſeres Volkes ſichern.„Ich glaube, daß die Zeit kommen wird, in der ihr Vorbild von allen in Deutſchland ſo gewürdigt werden wird, wie es ge⸗ würdigt werden muß.“ 50000 Gemeinden ſtellen aus Dr. Frick eröffnet die Ausſtellung„Die deutſche Gemeinde“. Berlin, 8. Juni. Im Ehrenraum der Berliner Ausſtellungshallen am Kai⸗ ſerdamm eröffnete der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, in feierlichem Rahmen die große Ausſtel⸗ lung„Die deutſche Gemeinde“, eine Leiſtungsſchau der über 50 000 deutſchen Gemeinden, die der Deutſche Gemeindetag zuſammen mit dem Ausſtellungs⸗ und Meſſeamt der Stadt Berlin aus Anlaß des 6. Internationalen Gemeindekongreſ⸗ ſes errichtet hat. Nach einleitenden Anſprachen Dr. Lipperts und des Reichsleiters Fiehler ergriff Reichsminiſter Dr. Frick das Wort zu grundlegenden Ausführungen. Er ſagte u. a.: Die Ausſtellung„Die deutſche Gemeinde“, Auftakt des 6. Inter⸗ nationalen Gemeindekongreſſes, ſoll ihren Beſuchern ein Bild geben, wie das Wirken deutſcher Gemeinden im Leben eines jeden deutſchen Volksgenoſſen Tag für Tag in den vielfältigſten Formen in die Erſcheinung tritt; ſie ſoll zeigen, welches Maß öffentlicher Verwaltung, öffentlicher Sorge für die Volksgemeinſchaft das Reich vertrauensvoll unſeren Gemeinden übertragen hat und mit welch großem Erfolg die Gemeinden der ihnen geſtellten Aufgabe gerecht werden. 5 Der nationalſozialiſtiſche Staat lehnt es mit aller Ent⸗ ſchiedenheit ab, in den deutſchen Gemeinden Verwaltungsträ⸗ ger zweiten Ranges zu ſehen, die gut genug dazu waren, die Aufgaben von minderer Bedeutung zu löſen. Die deutſche Gemeinde iſt vielmehr nach unſerer Meinung nicht nur ein vollwertiges Glied unſerer geſamten öffent⸗ lichen Verwaltung; ſie iſt eines ihrer wichtigſten Glieder, weil ſie dazu beſtimmt iſt, als die volksnächſte Stufe der Ver⸗ waltung in einem weit umfaſſenden Wirkungsbereich den Bedürfniſſen, Sorgen und Nöten der örtlichen Gemeinſchaft zu dienen. Da nach unſerer ganzen Anſchauung aber die Volks⸗ nähe einer Verwaltung ausſchlaggebend für ihren Erfolg iſt, ſind wir ſeit der Machtübernahme unermüdlich beſtrebt ge⸗ weſen, der deutſchen Gemeinde in dem Verwaltungsgefüge des Reiches die Stellung einzuräumen, auf die ſie nach ihrer Eignung und nach ihren Leiſtungen vollen Anſpruch hat. Wir haben es Jahrzehnte hindurch erlebt, daß die Ge⸗ meinden ihre vornehmſte Aufgabe darin ſahen, in allen nur möglichen Fragen einem ſchwachen Staate in betonter Oppo⸗ ſition entgegenzutreten. Wie auf manchem Gebiet, ſo blieb auch hier dem Dritten Reich Adolf Hitlers vorbehalten, die wahre Suntheſe zwiſchen Gemeinde und Staat zu finden und in dem rundgeſetz der Deutſchen Gemeindeordnung Jur alle Zeiten feſtzulegen: Blühende Gemeinden ſollen nach Jahren ſchlimmſten Verfalls in einem ſtarken Staat in echter Selbſtverwaltungsfreiheit, aber auch in wahrer Selbſtperwal⸗ tungsverantwortung dem Wohle der Gemeinſchaft dienen; blü⸗ hende Gemeinden ſollen in Einordnung in die großen Lebens⸗ notwendigkeiten der deutſchen Nation zu Leiſtungen befähigt werden, die ſich den Leiſtungen ſtolzeſter deutſcher Städtezeis ebenbürtig an die Seite ſtellen können. Abſchied von General Weber Der Trauerakt im Reichsluftfahrtminiſterium Die deutſche Luftwaffe hat ihren erſten Generalſtabs⸗ chef, Generalleutnant Wever den der Fliegertod ſo jäh aus ſeinem Lebenswerk herausgeriſſen hat, zu Grabe ge⸗ tragen. Die ſterblichen Ueberreſte des Generals waren nach der Ueberführung aus Dresden im Ehrenſaal des Reichs⸗ luftfahrtminiſteriums aufgebahrt worden, wo in Anwe⸗ ſenheit des Führers eine ergreifende Trauerfeier ſtattfand. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generaloberſt Gö⸗ ring, widmete ſeinem heimgegangenen Generalſtabschef Worte tiefen Gedenkens für ein Soldatentum, das in ſeiner Treue und Geſinnung ein bleibendes großes Vor⸗ bild für die junge deutſche Luftwaffe iſt. Die Beiſetzung erfolgte am Nachmittag auf dem Waldfriedhof von Klein⸗ Machnow bei Berlin, wobei die Luftwaffe die Trauer⸗ parade ſtellte. Auf den Gebäuden rings um die Wilhelmſtraße und hoch oben auf dem Luftfahrtminiſterium wehten die Flag⸗ gen des Reiches auf Halbmaſt. Die hohe Halle des Ehren⸗ ſaales iſt durch verhängte Fenſter in gedämpftes Licht ge⸗ taucht. In der Mitte der Stirnfront breitet ein mächtiger Reichsadler aus blaugetönter Keramik ſeine Schwingen. Unter dieſem Symbol des neuen Deutſchland ſteht der Sarg, mit der Reichskriegsflagge bedeckt. Auf ihm liegen Stahlhelm und Degen des Verſtorbenen, vor ihm, hinter leuchtend weißen Blumen das Ordenskiſſen. Seit der Auf⸗ bahrung in dieſer Halle haben ſechs Offiziere der Reichs⸗ luftwaffe die Ehrenwache gehalten. In der letzten halben Stunde vor Beginn der Feier werden ſie von ſechs Ge⸗ neralen der Luftwaffe abgelöſt. Zu beiden Seiten des Sar⸗ ges reihen ſich, ebenfalls mit Trauerflor verhangen, die Truppenfahnen der Luftwaffe an, während auf der linken Seite des Saales das Offiziers⸗ und Unteroffizierskorps des Geſchwaders General Wever Aufſtellung genommen hat. Die geſamte Halle iſt bis auf den letzten Platz von den Trauergäſten beſetzt. Unter ihnen ſieht man das Reichs⸗ kabinett und die Reichsleiter der Bewegung, die Militär⸗ attaches der auswärtigen Miſſionen, die Amts⸗ und Ab⸗ teilungschefs des Reichsluftfahrtminiſteriums und die Be⸗ ſehlshaber ſämtlicher Luſtkreiskommandos mit ihren Stäben. Der Führer grüßt den Toten Um 11 Uhr wird ein mächtiger Kranz von zwei SS. ⸗ Männern in die Ehrenhalle getragen. Hinter ihm folgt der Führer, geleitet von Generalfeldmarſchall von Blom⸗ berg und Generaloberſt Görin g. Der Führer tritt zum Sarg und grußt den Toten mit erhobener Rechten. Dann ſpricht er der Witwe des Verſtorbenen ſein Beileid aus und nimmt ſeinen Platz vor dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generalfeldmarſchall von Blomberg, und den Oberbefehlshabern der Wehrmachtsteile, Generaloberſt Göring, Generaloberſt Freiherr von Fritſch und General⸗ admiral Raeder, ein. Dann nimmt die Trauerfeier ihren Anfang. Aeber Gräber vorwärts In die atemloſe Stille klingt der Trauermarſch aus Beethovens unſterblicher Eroica, geſpielt von der Staats⸗ kapelle unter Staatskapellmeiſter Heger. Dann nimmt der Feldbiſchof der Wehrmacht, D. Dohrma nun, das Wort zu ſeiner Gedenkanſprache. Er zeichnet das Bild des Toten als eines Mannes, von dem das große Schlieffen⸗Wort gilt:„Mehr ſein als ſcheinen!“ Ein Soldatenleben iſt voll⸗ endet, das emporwuchs auf dem Boden unſeres alten Heeres, das ſich formte an der Seite eines der größten Feldherren aller Zeiten, das ſich geſtaltete in der ſchweren Fron des Dienſtes in Krieg und Frieden, das ſich bewährte in der gewaltigen Aufbauarbeit des Dritten Reiches, das jäh abbrach aus der Höhe ſoldatiſchen Schaffens und ſol⸗ datiſchen Leiſtens. Er hat den Tod gefunden, den er im Stillen ſich gewünſcht hat, er iſt in den Sielen der Arbeit geſtorben, den ſchönen Soldatentod. Uns aber ruft er in den kurzen Zeilen, die ſeinen letzten Willen enthalten, zu: Ueber Gräber vorwärts! Mit den Worten des alten Soldatenliedes„Ich hatt' einen Kameraden“, die er dem Verewigten nachrief, be⸗ ſchloß der Feldbiſchof ſeine Anſprache. Das Kammerquartett der Staatsoper leitete mit dem herrlichen Ave verum von Mozart zu der Traueranſprache des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Drei aus dem Bruch Rondan von Paul Hain. 33. Hanni ſchritt langſam durch die Gaſſe. Tief bewegt im Innerſten. Heimat— ſüße Heimat. Still, mit hellen Augen, die kindlich⸗ſtaunend umher⸗ blickten, war ſie durch das Bruch gewandert. Niemand achtete auf ſie. Die Leute waren auf den Felderm Die wenigen, die ihr begegneten, kannten ſie nicht, oder erkannten wenigſtens nicht Hanni Schäfer in ihr, die Ziegenhirtin. So war ſie bis zur Vorwerksgaſſe gekommen. Da begann ihr das Herz ſchneller, heißer zu ſchlagen. Gleich war ſie zu Hauſe. O Gott— wie würde die Mut⸗ ter ſie empfangen—. Nun ſtand ſie vor dem Häuschen. Sah in den Garten, der ſo gepflegt dalag und blühte. Die Fenſter blitzten hell und freundlich. Schneeweiß ſchimmerten dahinter die Gar⸗ dinen. Leer, ſtill lag die Gaſſe im Sonnenglanz. Die Vögel ſangen im Buſchwerk.. 5 Hanni klinkte an der Tür. Sie war verſchloſſen. 1 l Da erſchrak ſie. Niemand zu Hauſe. War die Mut⸗ ter fort? Sie klopfte an eines der Fenſter. 5 1 5 Es tönte hell in die Stille hinein. Ein klingender, ſummender Ton. i Sie wartete. Blickte ſich hilflos um. 5 Da wurde ein Fenſter im Nachbarhauſe geöffnet. Das alte, faltenreiche Geſicht der Nachbarin, Mutter Lieſegangs, wurde ſichtbar. Die alten Augen blinzelten im grellen Sonnenlicht. 5 Ein kleiner, zerbrechlicher Aufſchrei. „Die— Hanni— Herrgott!“ „Ja— ich bin es!“.. Das Fenſter klappte zu. Gleich darauf trippelte die Alte aus dem Haus. einen Schlüſſelbund in der Hand. 7 7 el. 7„ neraloberſt Göring über:„Unfaßbar die Botſchaft: Unſer General Wever tſt 10t. Ueberall Geſichter voll Trauer, überall tiefer Schmerz. Wir alle liebten ihn, wir alle kannten ſeinen großen Wert, den er für unſere Luftwaffe hatte. Darum traf uns der Verluſt in ſeiner ganzen Wucht.“ Generaloberſt Göring ſprach dann davon, wie er beim Aufbau der neuen Luftwaffe nach Mitarbeitern habe ſuchen müſſen. Das Heer habe, als General Wever damals noch Oberſt, in die Luftwaffe überging, mitgeteilt, daß es einen ſeiner Beſten abgegeben habe. Er habe in der Zuſammen⸗ arbeit bald erkannt, daß wohl der Beſte aus dem Heer gekommen war. Mit großer Leidenſchaft ſei General Wever an die neue Aufgabe herangegangen. Er habe nicht allein vom Schreibtiſch aus arbeiten wollen. Er habe immer das Beſtreben gehabt, über⸗ all dabei zu ſein, um immer den Vorwurf zu vermei⸗ den, daß er nur von der Theorie aus die Dinge kenne. So lernte er, der ſchon im gereiften Alter ſtand, das Flie⸗ gen, und er ſei ein hervorragender Flieger ge⸗ worden. Gleichgültig, wie das Wetter geweſen ſei, ſei er immer wieder auf die Flugplätze hinausgeeilt, damit auch die junge Truppe wiſſe, daß er nichts verlange, was er nicht ſelbſt zu geben bereit ſei. Er habe nicht hinter den geſchloſſenen Türen ſeines Arbeitszimmers ſeinen Dienſt getan, er ſei jedem Einzelnen durch perſönliche Leiſtung ein leuchtendes Vorbild geweſen. Generaloberſt Göring fuhr fort: Wenn heute die Luftwaffe ſteht, dann ſei es mit ſein großes Werk, ſein großes Verdienſt. Der Führer hat ihm deshalb die höchſte militäriſche Ehre widerfahren laſſen, die je vergeben werden kann: Die Verleihung ſeines Na⸗ mens an ein Kampfgeſchwader. Damit ſoll dieſer Name unſterblich ſein, wie das deutſche Volk und die Wehrmacht unſterblich ſein werden. Größeres und Schöneres konnte der Führer ſeinem toten Kameraden nicht geben. In dieſer Ehrung ſehen wir aber auch das Beſte, was wir ſelbſt ihm geben können. Unſeren Dank für ſeine ge⸗ waltige Arbeit. General Wever war reſtlos tätig in jeder Nacht, und oft brannte nur noch am Fenſter ſeines Ar⸗ beitszimmers um Mitternacht die Lampe, wenn dies Haus ſonſt ſchon im Dunkeln lag. Jeder Tag der Zuſammen⸗ arbeit mit ihm war für uns alle ein neues Glück. Er war, was viele nicht wußten, weil er beſcheiden war, ein leiden⸗ ſchaftlicher Idealiſt. Seine Forderungen waren kühn, weil er mit ganzer Leidenſchaft an die Zukunft ſeines Volkes glaubte. Er war auch leidenſchaftlich in ſeiner Phantaſie, aber dadurch war er bereit und gerüſtet, jeder Gefahr und jedem Neuen zu begegnen. Er war ein wirklich guter Kamerad. Kameradͤſchaft bis in den Tod „Mit ihm und an ſeiner Bahre gedenken wir aber auch in dieſer Stunde des anderen Kameraden, der an ſeiner Seite mit in den bitteren Fliegertod ging. Und er wäre ſicherlich der erſte geweſen, der gefordert hätte, daß ſein Kamerad, der O bergefreite Krau„ neben ihm ſteht. Er iſt in die Heimat übergeführt, und unſere Ge⸗ danken eilen in dieſem Augenblick auch dorthin. Ein Be⸗ weis unſerer herrlichen Kameradſchaft, gemeinſam bis in den Tod, eng verbunden ohne Unterſchied. Wir nehmen jetzt und müſſen Abſchied nehmen von ihm. Ich möchte hier aber zum letztenmal meinen heißen Dank ſagen: Unvergeßlich wirſt du der Luftwaffe bleiben, unvergeßlich uns allen! Habe Dank! Und nun ſenkt zum letztenmal die Fahnen. Und du, Held, geh ein in Walhall.“ Als Generaloberſt Göring ſeinem Generalſtabschef und Kameraden zum letzten Male dankt, erdröhnt dumpfer Paukenwirbel, die umflorten Fahnen ſenlken ſich und die Trauergemeinde hebt die Rechte zum Gruße. Bei verhangenem Himmel tritt Walther Wever ſeine letzte Fahrt zum Trauerhaus, zur Wohnung des General⸗ leutnants Wever in Klein⸗Machnow, an. Von dort aus führte die Trauerparade zum Friedhof. Dem Toten, der auf einer Lafette ſeine letzte Fahrt antritt, gaben vier Kompagnien, eine motoriſierte Batterie und alle Fahnen des Standortes Berlin der Luftwaffe das Geleit. Von weit her waren die Menſchen gekommen, um der Zeremonie des Staatsbegräbniſſes beizuwohnen. Am Grabe verweil⸗ ten die Kameraden und Freunde in ernſter Feierſtunde. Ein deutſcher Soldat iſt zur Erde zurückgekehrt. „Oh— du— wie du ausſchauſt! Biſt du es denn? Die Hanni?“ Sie ſchüttelte ratlos den Kopf. „Haſt wieder heimgefunden, Mädel—“ „Wo— iſt Mutter?“ „Parte, ich ſchließ dir auf. Hier ſind alle Schlüſſel.“ Das Haustor ging knarrend auf. Hanni trat über die Schwelle. Faſt hielt ſie den Atem an. Die Alte ſchloß die Tür— ſtand mit Hanni in der Sttube. Die blickte ſich verwundert um. Alles ſo neu— ſo anders— ſo hell und licht. Nichts Dumpfes, Aermliches mehr darin. Wohl— es waren noch all die alten, lieben Möbel, aber alles ſah ſo ſauber, ſo ſchön aus. „Frau Lieſegang—“ 8 Hanni ſtieß die Tür zur Kammer auf. Ihr Mädchen⸗ ſtübchen von ehedem.. Auch hier alles hell, neu, einladend. Auf der kleinen Kommode eine Vaſe mit Blumen. „Frau Lieſegang—“ Die ſtand ſtill, gebückt, zu Hanni aufblickend wie zu einem Wunderbild. 5 „Wer— wohnt jetzt hier?“ „Niemand— Hanni—“ Seer „Wo iſt Mutter?“ Die Alte blickte zur Seite. Gequält. 5 „Hanni— ſetz' dich erſt. Du mußt müde ſein. Du kommſt von weit her—“ 5 „Ja— von weit. Aus der Welt, Mutter Lieſegang. Aber nun bin ich hier— und bin gar nicht müde. Wo iſt Mutter?“ Da mußte ſie wohl Antwort haben. 8 „Hanni— erſchrick nicht. Es wußte ja keiner, wo du warſt. Und du ſchriebſt nicht. In einem Jahr kann ſo⸗ viel paſſieren—“ a 5 5 0 fühlte plötzlich ein Würgen im Halſe. Ihr Herz ſchlug raſend. Ein Zittern flog durch ihren Körper. „Mutter——,“ ſtammelte ſie. f 5 Frau Lieſegang legte den Arm um ihre Schulter.. „Hanni, deine Mutter liegt ſchon lange dort, wohin wir alle einmal kommen. Hanni ſchrie auf. Es klang grell von den Wänden der Tot— 9 W. Die Mehrheit der Regierung Blum 384 gegen 210 Stimmen.— Ein bewegter Auftakt. Paris, 7. Juni. Die franzöſiſche Kammer ſprach der Regierung Leon Blum im Anſchluß an die Regierungserklärung und eine alls⸗ gedehnte Ausſprach: über die allgemeine Politik mit 384 gegen 210 Stimmen das Vertrauen aus. Die Regierungserklärung war in der Kammer vom Miniſterpräſidenten, im Senat von ſeinem Stellvertreter, Verteidigungsminiſter Daladier, verleſen worden. Sie ent⸗ hielt im weſentlichen die bereits angekündigten Programm⸗ punkte. Vor Beginn der Ferien ſoll die Kammer eine Geſamtheit von Geſetzen verabſchieden, die folgendes betreffen: Eine Amneſtie, die 40⸗Stundenwoche, die Kollektivverträge, die bezahlten Ur⸗ laube, einen Plan für große öffentliche Arbeiten, die Ver⸗ ſtaatlichung der Kriegswaffenherſtellung, die Schaffung eines Getreideamtes, eine Reform der Satzungen der Bank von Frankreich, die das Vorherrſchen nationaler Intereſſen in der Verwaltung der Jank garantiert, eine erſte Abänderung der Notveroronungen zugunſten der am meiſten betroffenen Gruppen der Angeſtellten der öffentlichen Dienſte und der ehemaligen Frontkämpfer. Nach Verabſchiedung dieſer Maßnahmen ſoll in der Kammer eine zweite Reihe von Vorlagen eingebracht werden, die vor allem die Schaffung eines natio⸗ nalen Arbeitsloſenfonds, die Verſicherung gegen Landwirt⸗ ſchaftsſchäden, die Regelung für landwirtſchaftliche Schulen und eine Altersverſicherung für Arbeiter betreffen. Es ſei an eine umfaſſende Steuerreform gedacht. Auf außenpolitiſchem Gebiet wünſcht die Regierung, daß die Organiſierung der kollektiven Sicherheit es geſtatten möge, den hemmungsloſen Rüſtungswettlauf anzuhalten. Im Verlauf der Sitzung kam es zu einigen heftigen Auseinanderſetzungen. Von der Rechten wurden Einwände verſchiedener Art vorgebracht, denen Leon Blum in einer einſtündigen Rede begegnele, in der er ankündigte, daß die Regierung durch eine Erweiterung des Kredits verſuchen werde, dasſelbe zu erreichen, was andere durch Entwertung erzielt hätten. Die Regierung ſei eine Regierung der Volks⸗ front und nicht eine ſozialiſtiſche Regierung. Die Streik⸗ frage werde die Regierung mit Kaltblütigkeit anpacken müſſen. Radikaliſierung in England Kommuniſtiſche Einflüſſe in der Arbeiterſchaft. Das Londoner Blatt„Daily Telegraph“ warnt in einem Leitaufſatz nachdrücklich vor den zunehmenden kommuniſtiſchen Ein flüſſen im engliſchen Arbeitertum. Das Blatt weiſt auf die Konferenz der eng⸗ liſchen Mechaniker hin, deren Beratungen in dieſer Woche gezeigt hätten, daß die wachſende Macht des Radikalismus im engliſchen Gewerkſchaftsleben eine Ge fahr für die Oeffentlichkeit darſtelle. Bezeichnend hierfür ſei der Beſchluß der Mechaniker⸗Gewerkſchaft, die Aufnahme der Kommuniſtiſchen Partei und ähnlicher politiſcher Körper⸗ ſchaften in die offizielle Arbeiterpartei zu beantragen. Die Zeit ſei jetzt gekommen, da die Führer der engliſchen Arheiterſchaft zwiſchen einer vernünftigen und verfaſſungs⸗ mäßigen Politik und den Methoden der Gewalttätigkeit und der Zerſtörung zu wählen hätten. Das Leitmotiv der kommuniſtiſchen Revolutionäre laute:„Bringe alles in Verwirrung, etwas wird ſchon dabei herauskommen!“ Die neuerlichen Kundgebungen des kommuniſtiſchen Einfluſſes und der wachſenden Beunruhi⸗ gung, ſo erklärt das Blatt abſchließend, müßten von der engliſchen Ooffentlichkeit auſmerkſam beobachtet werden. Die Reichsſteuerſchule in Homburg, in der 220 Steuerſchüler in einem fünfmonatigen Lehrgang auf die Finanzanwärterprüfung vorbereitet werden, wurde durch Staatsſekretär Reinhardt feierlich eröffnet. Der Außerordentliche Geſandte und Bevollmächtigte Miniſter des Deutſchen Reiches, Dr. Sahm, überreichte am Sonnabendvormittag dem König von Norwegen ſein Be⸗ glaubigungsſchreiben. König Eduard VIII. empfing den britiſchen Oberkom⸗ miſſar für Aegypten, Sir Miles Lampſon, der vorher mit Außenminiſter Eden eine Beſprechung gehabt hatte. „Ich war bei ihr in ihrer letzten Stunde. Und noch einer, Hanni. Der Herr Holtorf—“ „ Gött!t „Der hat ſie bis zum letzten Augenblick gehalten, und ſie hat einen guten Tod gehabt, deine Mutter.“. Faſſungslos ſchluchzte Hanni auf und preßte die Hände vors Geſicht. 5 „Mutter— liebe Mutter— verzeih mir. Das— hab ich ja— nicht gewußt. Ich— konnte dir nicht— die Augen zudrücken—, allein mußteſt du ſterben— fremde Leute waren um dich. And ich war ſo weit! O Mutter— liebe Mutter!“ Die Tränen rannen ihr über das Geſicht. „Nicht weinen, Hanni— du brauchſt dir nichts vor⸗ zuwerfen. Es kam alles ſo ſchnell.“ „Oh— ich weine um Mutters einſamen Tod—“ Da ſchwieg Frau Lieſegang. Jeder Schmerz mußte ſich ausweinen— es war eine alte Weisheit. „Ich laß dich nun allein, Hanni. Die Schlüſſel liegen dort auf dem Tiſch. Nachher komm ich noch einmal her⸗ um. Es wird ja alles gut, Hanni, es wird gewiß alles gut werden.“. Sie ging leiſe hinaus. Eine ſtille Freude war in ihr. Mit zittriger Hand ſchrieb ſie auf einen Bogen: „Hanni iſt da!“ Nichts weiter. So war es verabredet geweſen. Den Zettel ſteckte ſie in das Kuvert und ſchrieb die Adreſſe Det⸗ levs darauf: Pontreſina im Engadin, Kurhotel. Und der Brief flog in ſauſendem Expreßzug durch das deutſche Land, hinein in die herrliche Welt der Berge, in das idylliſche, wunderſchöne Engadintal, und dort nahm ihn der Portier in Empfang, mit vielen anderen Briefen, las die Aufſchrift, blätterte in ſeinem Notizbuch. nahm einen Bleiſtift hervor und ſchrieb auf das Kuvert, Adreſ⸗ ſat verzogen nach Berlin, Hotel Exzelſior. Nachſenden! Und der Brief wanderte nachher wieder in die Taſche des Poſtboten, und flog wieder zurück durch die Berge, in das deutſche Land hinein. 1 Das Schickſal liebte die Poſſenſpiele und Narrheiten! 1 ruhiger. Der erſte, heftige Schmer tte ſich ausgetobt. un ſaß fie am Fenſter und blickte in den Garten binaus. = r 2 9 Aus dem badloclie(aud () Die Ausſtellung der Stadt Karlsruhe um s Tage verlängert. Die Ausſtellung„Leben und Schaffen der Grenzland⸗Hauptſtadt“ wurde von Reichsſtatthalter Robert Wagner beſichtigt. Er äußerte ſich in anerkennenden Wor⸗ ten über Wert und Bedeutung der Ausſtellung. Ferner wurde die Ausſtellung vom Mannheimer Oberbürgermei⸗ ſter, von einer Abordnung der württembergiſchen Landes⸗ regierung ſowie Vertretern einer Reihe von Stadt⸗ und Gemeindeverwaltungen beſichtigt. Die Ausſtellung wird um acht Tage bis einſchließlich Sonntag, den 14. Juni ver⸗ längert. 8 Der Hypnoſe⸗Prozeß Das mediziniſche Gutachten über die Hauptbelaſtungszeugin. Heidelberg, 6. Juni. Im weiteren Verlauf des Hypnoſe⸗Prozeſſes iſt die Aus⸗ ſage des Zeugen beſonders zu erwähnen, der früher mit Wal⸗ ter zuſammen als Teereiſender gearbeitet hatte und nicht nur den Angeklagten Walter, ſondern auch die beiden Angeklag⸗ ten zu gleicher Zeit zuſammen mit der Hauptbelaſtungszeu⸗ gin geſehen haben will und zwar machte er ſehr genaue An⸗ gaben, wo er mil den beiden zuſammengekommen iſt und un⸗ ker welchen Umſtänden. Hervorzuheben iſt auch, daß der Zeuge genau dieſelben Angaben machte, die die Hauptbela⸗ ſtungszeugin bereits in der Tiefenhypnoſe gemacht hat. Dar⸗ über hinaus traten wieder einige andere Zeugen auf, die be⸗ ſchworen, daß Walter zu ihnen über Hypnoſe geſprochen hatte und auch angab, ſelbſt hypnotiſieren zu können. Walter machte ſich die Verteidigung wieder leicht, indem er jede Bekannt⸗ ſchaft mit dieſem Zeugen leugnete. Sehr weſenklich war auch das Gutachten über die Hauptbelaſtungszeugin von dem Leiter der Pſychiatriſchen Nervenklinik in Freiburg, Profeſſor Dr. Beringer, der aus⸗ führte, daß vom mediziniſchen Standpunkt aus an der Glaubwürdigkeit der Zeugin nicht gezwei⸗ felt werden könne. Vor der Vernehmung des Zeugen, der mit Walter zuſammen gearbeitet hatte, richtete der Vorſitzende noch ein⸗ mal die Frage an die beiden Angeklagten, ob ſie ſich kennen. Beide verneinten ſie mit abſoluter Beſtimmtheit. Umſo über⸗ überraſchender war gleich die erſte Ausſage dieſes Zeugen, denn er erklärte, er kenne die beiden Angeklagten und eben⸗ ſo kennen ſich die beiden Angeklagten ſelbſt. Im Jahre 1927 hat Walter die Hauptbelaſtungszeugin in ein Cafe in Stuttgart mitgebracht und kurze Zeit ſpä⸗ ter hat er ihm auch den zweiten Angeklagten, Bodmer, vorgeſtellt, allerdings unter dem Namen Alfred. Zweimal war er mit Walter, Bodmer und der Hauptbelaſtungszeugin in Stuttgart zuſammengeweſen, mehrmals habe er die drei ge⸗ ſehen und ſich dann mit ihnen noch in Pforzheim, Bruchſal und Mannheim getroffen. Es ſei gar kein Irrtum möglich, denn er erinnere ſich noch ſehr genau an die Einzelheiten der Zuſammenkunft. 0 I horheim bei Säckingen.(Tödlicher Ver⸗ zehrsunfall.) Auf der Straße zwiſchen Horheim und Wutäſchingen ereignete ſich in einer Kurve ein Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen einem Perſonenkraftwagen und einem Rad⸗ fahrer. Letzterer wurde dabei ſo ſchwer verletzt, daß er im Krankenhaus ſtarb. 2 Freiburg.(Ein Rehbockabenteuer.) Wir wiſ⸗ ſen, daß Rehböcke oft ſehr neugierig ſind, aber man begreift trotzdem das Erſtaunen der Bewohner eines Hauſes in der Boetheſtraße, als dieſer Tage am hellen Vormittag plötzlich in ihrem Garten ein Rehbock ſich einfand. Dieſes Abenteuer hätte dem Tier ſchlecht bekommen können, wenn nicht die tierfreundlichen Anwohner den Bock, der nicht mehr aus den Zäunen hinausfand, eingefangen und im nahen Wald in Freiheit geſetzt hätten. SY Auf der Str er Tod auf den Schienen.) a nz und Radolfzell ließ ſich aus Wollmatingen vom Tat in einem An⸗ bereits vor kurzer fall von Ge Zeit einen Aus den Nachbarländern Auf dem Felde vom Blitz getroffen Eine Frau ſchwer verletzt, drei Perſonen beſinnungslos. Hanau. In Rückingen ſchlug der Blitz in eine Gruppe von vier auf dem Felde arbeitenden Perſonen, die ſich vor dem ſtrömenden Regen unter einen Kleeſtadel geflüchtet hatten. Während zwei Perſonen mit leichten Brandwunden in ihre Wohnung gebracht werden konnten and eine dritte Perſon mit einer vorübergehenden Bewußtloſigkeit davon⸗ kam, wurde die Ehefrau des Landwirts Friedrich Viel vom Blitz ſchwer getroffen. Mit ſchweren Brandwunden am ganzen Körper und im Geſicht mußte die Bedauerns⸗ werte bewußtlos in ein Krankenhaus verbracht werden. Lindenfels feiert 600jähriges Stadtjubiläum. Lindenfels. Unſer Odenwaldſtädtchen, dem im Jahre 1336 von Ludwig dem Bayern Stadt⸗ und Marktrecht ver⸗ liehen wurde, feiert die Erinnerung an dieſe Begebenheit am 13. und 14. Juni zuſammen mit dem Lindenfelſer Burgfeſt. das ſich immer mehr zu dem großen Sommerfeſt des mittleren Odenwaldes herausgebildet hat. Die Burg⸗ beleuchtung am Vorabend leitet das Feſt ein, am Sonntag bilden Trachtenzug, Tänze und Darbietungen im Burghof den Höhepunkt. Der Gebietsausſchuß Odenwald⸗Bergſtraße hält gleichzeitig eine Fremdenverkehrsſitzung am Hauptfeſt⸗ tag in Lindenfels ab. Jürth i. O.(Zigeuner wegen verſuchten Totſchlags verurteilt.) Meſſerſtecheteien Unter Zigeunern ſind keine Seltenheit. Auch in unſerer Ortſchaft, wo ſich regelmäßig die Angehörigen der Zigeunerfamilie Gerhardt um die Winterfeiertage vereinen, kam es am Neujahrstag zu einer Bluttat. Die fünf Brüder Gerhardt hatten die Nacht durchgezecht und am nächſten Morgen gab es Streit zwiſchen Peter und Auguſt. Das Ende war, daß Auguſt mit einem tiefen Bruſtſtich halbtot neben ſeinem Wohnwagen lag. Peter, der Angeklagte, ſuchte ſich auf Notwehr herauszureden, wurde aber des verſuchten Tot⸗ ſchlags überführt und unter Anrechnung von drei Monaten Unterſuchungshaft zu einer Gefängnisſtrafe von anderthalb Jahren verurteilt. Lorſch.(Vorſicht vor Blindgängern.) Durch die in letzter Zeit in der hieſigen Gemarkung abgehaltenen Uebungsſchießen der Wormſer Truppen iſt vielen Volksge⸗ noſſen die Verſuchung gekommen, an den betreffenden Stellen nach blindgegangenen Zündern und Zündladungen, einzelnen Zündladungen oder blindgegangenen Geſchoſſen zu graben. Wer dabei betroffen wird, wird unnachſichtlich zur Anzeige gebracht und ſieht einer ſtrengen Beſtrafung entgegen. Beim Auffinden von irgendwelchen Geſchoſſen dürfen dieſe nicht berührt werden, da dtes mit Lebensge⸗ fahr verbunden iſt. Auch wenn der Finder von der Unge⸗ fährlichkeit überzeugt iſt, darf er nur die Stelle kennzeich⸗ nen und den Fund der Ortspolizeibehörde oder einem Gen⸗ darmeriebeamten melden. — Obertürkheim.(Tod auf dem Führerſtand der Maſchine.) Von einem tragiſchen Geſchick ereilt wurde der in Untertürkheim wohnhafte Lokomotivführer Otto Breitſchwerdt. Er hatte den Rangierdienſt auf dem Obertürkheimer Bahnhof zu verſehen. Als die Maſchine ge⸗ rade ſtand, fiel er auf dem Führerſtand ohne irgendwelche Vorzeichen ohnmächtig um. Der Heizer bemühte ſich um ſeinen Arbeitskameraden und brachte ihn von der Lokomo⸗ tive herunter Im Beiſein des Arztes, der ſofort zur Stelle mar ſtarb der Ohnmächtige, 8 Blitzſchlag in eine Arbeitergruppe Biſchofsheim(Rhön), 8. Juni. Bei einem Gewitter ſchlug der Blitz in eine Arbeitergruppe, die auf dem Steinberg mit Behauen von Pflaſterſteinen beſchäftigt war. Dabei wurde der 29jährige Lorenz Linden aus Wel⸗ terburg(Kreis Weſterburg) auf der Stelle getötet. Drei weitere Arbeiter erlitten ſchwere Verletzungen. ab Im Brunnen ertrunken aufgefunden. Als in Vilzing (Bayeriſche Oſtmark) die Frau des Schreinermeiſters Berthold nach ihrem dreijährigen Buben Alois ſich umſah, konnte ſie dieſen nirgends entdecken. Nach langem Suchen öffnete ſie, Unheil ahnend, die Brunnentüre des Ortsbrun⸗ nens. Zu ihrem Entſetzen mußte die Mutter ſehen, daß ihr Söhnchen leblos im Brunnen laa. 600 Jahre Obergrombach Auf den Höhen zwischen Saalbach und Grombach.— Aus der Geſchichte des älteſten Kraichgauer Siedlungsgebietes. bid Das Kraichgauſtädtchen Obergrombach, ſeit etwa 1366 Stadtrecht beſitzend, gehört mit zu den früheſten Gründungen, die zur Zeit der germaniſchen Landnahme in unſerer Heimat entſtanden ſind. Durch die Auffindung des erſten Friedhofes im Gewann Danzberg iſt erwieſen, daß Obergrombach ſchon ums Jahr 6—700 n. Chr. ein an⸗ ſehnliches Dorf war, das eigentlich ſein 1500jähriges Jubi⸗ läum feiern könnte. Die Entdeckung trägt ſehr viel zur Aufklärung der geſchichtlichen Entwicklung in der Vergan⸗ genheit bei und ſtellt vor allem allerlei Vermutungen rich⸗ tig, die ohne„Danzberg“ ein ziemliches fragliches Bild von Obergrombachs Vergangenheit entwickelt hätten. Die Er⸗ gebniſſe der Grabung werden bei der Jubiläumsveranſtal⸗ tung in Obergrombach zu ſehen ſein. Der Michelsberg bei Antergrombach prägt ſich den meiſten Fremden, die die Strecke Karlsruhe.— Bruchſal—Heidelberg befahren, durch ſeine landſchaftliche chönheit beſonders gut ein. Anmutig und doch ſtark wölbt ſich ſeine Kuppe mit der Barockkapelle empor. In jeinem Schu ruht das Dorf Untergrombach, früher„Ni⸗ dergrombach“ genannt, das zuſammen mit der urſprüng⸗ lichen Gründung„Grombach“ eine Dorfgemeinschaft bil⸗ dete. Der Michelsberg(michel gleich groß, heilig) trug ſchon in der Steinzeit, etwa um 2000 o. Chr., eine wehr⸗ hafte Bauernſiedlung. Der Wall, eine Art Erdbefeſtigung, iſt eine Leiſtung, zumal mit den damaligen Werkzeugen. Die Siedlung umſchloß den Raum öſtlich der Kapelle, deckte eine Fläche von etwa 1200 qm und war ringsum mit einem 5—6 Meter breiten Rinc wall umgeben. Römiſcher Gutshof. Es iſt klar, daß ein derart ausgezeichnetes Gebiet immer an ſeinem Beſitz umſtritten war Im Gewann„Steinhau⸗ en“ wurde ein römiſcher Gutshof mit ſeinen ökonomiſchen Hilfs⸗ und Zuſatzgebäuden entdeckt. Das Waſſer kam aus dem nahen Seebrünnen und murde mittels hölzerner Deiche rohrleitung herühergeleitet. Nach Vertreibung der römiſchen Beſatzung kam das Dbergrombacher Gebiet in den Beſitz der von Norden vor⸗ ringenden Germanen. Sie haben den fruchtbaren Acker⸗ boden geſchätzt, aber die römiſchen Siedlungen waren ihnen verhaßt. Sie rückten daher mit ihrer Dorfanlage weiter oſt⸗ wärts, um ja nicht mit den römiſchen Trümmern in Be⸗ rührung zu kommen. Im Ausgang des achten Jahrhunderts finden wir die einfache Ortsbenennung Grumbach. Erſt ſpäter wurde als eine Art Weiler im Tal drunten die zweite Siedlung, das Nieder⸗Grumbach, gegründet. Im Gewann Kirrberg befin⸗ det ſich eine Anzahl Hünengräber, die vermutlich von den deutſchen Gründern herrühren. Die alte Burg und das Städtchen. Im Mittelalter erhält das Städtlein eine ſtolze Burg als Sitz des Adelsgeſchlechtes derer von Grombach. Das Volk erzählt, dieſe Burg ginge auf römerzeitliche Reſte zurück. Dies wird wohl nicht ſo ſein, ſondern war wahr⸗ ſcheinlich eine mittelalterliche Burganlage. Intereſſant iſt die alte Burgkapelle St. Martin neben der der Kirch⸗ bronnen, wohl eine heilige Quelle der Vorfahren, ſprudelt. Das Städtchen macht noch heute einen ganz mittelalterlichen Eindruck. Hohe Giebelhäuſer mit Fachwerk ſtehen an den engen buckligen Straßen. Durch die Toreinfahrt beim Rat⸗ haus kommt man zum Marktplatz. Im„Oſenloch“(heute Brunnenweg) ſtehen wohl die älteſten Häuſer des Dorfes, ebenſo„hinter den Zäunen“ und in der„Großhohl“. Nicht zu überſehen ſind der Paradiesbrunnen und der Jakobs⸗ brunnen. Im ausgehenden Mittelalter finden wir in Obergrom⸗ bach auch Bergwerksbetrieb. Das Erzvorkommen wird zwar heute nicht mehr abgebaut, eine norddeutſche Firma hat aber das Mutungsrecht noch gepachtet. Das beſondere Kennzeichen Obergrombachs iſt die Burg. Urſprünglich Herrenſitz der Grombacher Grundherren, wurde ſie in vielen Kriegen zerſtört, oft wieder aufgebaut, bis ſchließlich von der Urſprünglichen Anlage faſt nichts mehr vorhanden war. Einmal wurde die Burg ſamt dem Städtlein verpfändet, bis Biſchof Reinhart beide wieder 1439 einlöſen konnte Im Jahre 1336 wird Obergrombach zum erſten Male als Stadt erwähnt, doch dürfte die Er⸗ hebung zur Stadt ſchon früher erfolgt ſein. Das Speierer Siegel, die Gottesmutter mit dem Kinde auf dem Arm, wurde zum Obergrombacher Stadtwappen. Trotz Sie⸗ gel und Stadtrecht ſind die Grombacher ſtolze ſelbſtbewußte Bauern geblieben. Das 600jährige Stadtjubiläum wird würdig begangen werden. Eine Arbeitsgemeinſchaft von Fachleuten ſichtet den umfangreichen Stoff. Ein Feſtbuch ſoll den Werdegang Obergrombachs und ſeiner Landſchaft feſthalten Der erſte Juniſonntag. — nämlich das Wetter auch vom Petrus nicht, unſern Ilvesheimer Nachbarn das Juſelfeſt ſo zu verpfuſchen. Wie es ſcheint, hat der Himmel heute ein Einſehen, ſo daß der dritte Tag⸗ all dem der infolge des Regens ausgefallene große hiſtoriſche Feſtzug nun ſtattfinden ſoll, einigermaßen Schön war's nicht— und noch Erſatz bringt. Den ganzen Tag waren die Schleuſen des Himmels geöffnet und ein Dauerregen ging nieder, wie er für die Jahreszeit eine außergewöhnliche Er⸗ ſcheinung iſt. Daß dadurch der Ausflugsverkehr gleich Null war, läßt ſich denken. Auch die sportlichen Veranſtaltungen litten ſehr darunter, die Handballer verzichteten bei dieſem Wetter, während die Fußballer ihr Spiel durchführten; daß der Beſuch und das Spielergebnis minimal waren, darüber braucht es keiner Worte. Hoffen wir, daß das Wetter, das ſich aufgeklärt hat, anhält, damit der hiſtoriſche Feſtzug in Ilvesheim vom Stapel gehen kann und das Feſt, das heute Abend mit einem großen Feuerwerk verbunden iſt, wenigſtens einen würdigen Abſchluß bringt. Zehn Verkehrsunfälle an einem Tag. Mannheim, 6. Juni. Bei zehn Verkehrsunfällen an einem Tage wurden fünf Perſonen verletzt, darunter drei ſo erheblich, daß ſie in Krankenhäuſer gebracht werden muß⸗ ten, und insgeſamt zehn Fahrzeuge beſchädigt. Einige der Fahrzeuge hatten ſo ſtarke Beſchädigungen erlitten, daß ſie abgeſchleppt werden mußten. Bemerkenswert iſt, daß von die⸗ ſen zehn Verkehrsunfällen lediglich zwei auf die naſſe Fahr⸗ bahn zurückzuführen ſind, während es ſich bei den übrigen um Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften und unvorſichtiges Fahren handelt. 0 Aus dem Schloßmuſeum Mannheim. Ab Sonntag, den 7. Juni, zeigt das Schloßmuſeum Mannheim in ſeinen Ausſtellungsräumen eine neue Sonderſchau:„Vom Fels zum Edelſtein“— Aus der Geſchichte eines pfälziſchen Kunſthand⸗ werks. Die Schau macht ſich zur Aufgabe, einen Ueberblick zu geben über die Geſchichte des pfälziſchen Schmuckgewerbes, beginnend von den häuslichen Betrieben der pfälziſchen Achat⸗ ſchleifereien zur weltumfaſſenden Schmuckinduſtrie der Gegen⸗ wart. Im Rahmen dieſer Schau finden folgende Veranſtal⸗ tungen ſtatt: Mittwoch, den 10. Juni, 20.15 Uhr, im Rit⸗ terſaale Lichtbildervortrag von Aniverſitätsprofeſſor Dr. Him⸗ mel:„Die Achat⸗ und Edelſtein⸗Induſtrie in Idar⸗Ober⸗ ſtein“; Mittwoch, den 17. Juni, 16 Uhr, in den Ausſtellungs⸗ räumen Vortrag von Kuſtos Dr. Albert Ratzel:„Die Achate und ihre Entſtehung“; Mittwoch, den 24. Juni, Vortrag von Aniverſitätsprofeſſor Dr. Adolf Strigel:„Die Geologie der Saar⸗Pfalz“; Mittwoch, den 1. Juli, Vortrag von Dir. Dr. Jacob:„Zur Kulturgeſchichte des pfälziſchen Schmuck⸗ gewerbes“. Sämtliche Veranſtaltungen bei freiem Eintritt. Das Ilvesheimer Inſelfeſt. Einweihung der Feſthalle.— Verregnetes Volksfeſt. Mit ihrem zweiten Inſelfeſt hatten die Ilvesheimer ebenſolches Pech wie mit dem vorjährigen; damals drohte in Sturm und Regen das Feſtzelt davonzufliegen, ſo daß die Feuerwehr helfend eingreifen mußte, und diesmal bedeckten rieſige Waſſerpfützen den Feſtplatz. Aber wider Erwarten war der Beſuch ſowohl am Samstag abend als auch am Sonntag ſo gut, daß die große neue Feſthalle faſt voll beſetzt war. Weniger Glück hatten die Buden⸗ beſitzer rund herum, zu denen ſich bei dem ſtändigen Rieſelregen kaum Kunden fanden. Der Samstag Abend der Einweihung der in vorbildlicher Gemeinſchaftsarbeit errichteten Feſthalle gewidmet, nahm einen ſehr guten Verlauf. Bürgermeiſter Engel hielt eine Anſprache, in der er beſonders Polizeipräſident Dr. Ramsperger und Land⸗ rat Dr. Veſenbeckh willkommen hieß. Man hatte Joſef Offenbach vom Nationaltheater als Anſager gewonnen; er erſchien regenſchirmbewaffnet und führte ſogleich ein heftiges Ferngeſpräch mit Petrus, den er um beſſeres Wetter erſuchte— leider ohne Erfolg. Dann wickelte ſich eine Vortragsfolge ab, die ſich wirklich ſehen und hören laſſen konnte. Das Nationaltheater⸗Ballett tanzte wieneriſch und ungariſch, Klaus W. Krauſe ſang Lieder zur Laute, die Ilvesheimer Geſangvereine trugen Männer⸗ chöre zur Weihe des Hauſes vor, und die Ladenburgen Athleten ſtemmten Rundgewichte, daß es nur eine Freude war. Ehrliche Anerkennung fand auch der komiſche Jonge leur⸗Akt von Solton und Gerdy und auch die 3 luftigen Ilvesheimer mit ihren Liedervorträgen mit Lautenbeglei⸗ tung. Erſt als der Morgen graute leerte ſich die Halle, die wirklich eine Inſel auf dem durchregneten Feſtplatz geworden war. Der für Sonntag Nachmittag vorgeſehene Feſtzug fiel natürlich ins Wafer; er ſoll, wenn ſich das Wetter heſſert, am Montag abend um 6 Uhr nachgeholt werden. Bei den Sonntagsgäſten ſah man trotz der unfreundlichen Witterung viele auswärtige Beſucher, hauptſächlich von Seckenheim und den anderen Nachbarorten. Im Mittel⸗ punkt der Darbietungen ſtand die bunte hiſtoriſche Szene die den Abſchluß des Feſtzuges bilden ſollte: die Hul⸗ digung der alten Ilvesheimer an den Baron von Hund⸗ heim als Lehens⸗ und Grundherrn. Das hochedle Paar nahm auf Seſſeln Platz, hinter denen das alte Ilves⸗ heimer Wappen prangte. Joſef Offenbach hielt als Schul⸗ meiſter eine wohlgeſetzte Anſprache und dirigierte den Geſangverein mit ſo viel Schwung und Elaſtizität, daß des Lachens lein Ende war. Dem Freiherrn wurde ein Trunk edlen Ilvesheimers dargeboten, ferner Salz und Brot als ſymboliſche Willkommensgaben. Dann tanzten die Hofdamen und ihre Kavaliere ein Menuett, die einheimiſche Jugend aber einen herzhaften Bauerntanz, und damit fand der bunte Aufzug ſein Ende. Es folgten noch mancherlei Ueberraſchungen, ſo daß keine Langeweile aufkam, wie überhaupt zu vermerken iſt, daß trotz des um die Halle herrſchenden Regengeplätſchers die Stim⸗ mung bei den Feſtgäſten recht gemütlich war. Man ß an langen Bänken und Tiſchen und labte an Spei und Trank. Es iſt zu wünſchen, daß wenigſtens 1 1115 Tag des Ilvesheimer Inſelfeſtes noch einiges gutmacht. Ein Name wird Begriff Männer, nach denen die elektriſchen Einheiten benannt ſind Wenn jemand eine Sicherung für elektriſches Lich kaufen will, muß er angeben, für wieviel„Ampere“ ſie be⸗ meſſen ſein ſoll. Wer wird ſich dabei bewußt, daß das elektriſche Maß nach einem Manne benannt iſt, der Am⸗ pere hieß? André Marie Ampere wurde am 22. Januar 1775 in Lyon geboren, wirkte zur Zeit des erſten Napo⸗ leon als Phyſikprofeſſor an der Polytechniſchen Schule zv Paris, wurde im Jahre 1814 in die Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften berufen. Auch unter dem wieder hergeſtellten Kö⸗ nigtum blieben ſein Anſehen und ſeine Stellung, die er ſich durch ſeine wiſſenſchaftlichen Leiſtungen errungen hatte unangefochten. 1824 erhielt er einen Lehrauftrag als Pro⸗ feſſor am College de France. Am 10. Juni 1836 ſtarb ez auf der Höhe ſeines Ruhmes in Marſeille. Seines hun⸗ dertſten Todestages wird jetzt in allen Kulturländern ge⸗ dacht. Amperes Wirken fällt in die große Entdeckerzeit den Elektrizität, deren neu ergründete Erſcheinungen damals die Gemüter lebhaft erregten. Goethe, der ſich ſchon vor Jugend an mit magnetiſchen und elektriſchen Vorgängen beſchäftigt hatte, brachte ſelbſt die neuen Forſchungsergeb⸗ niſſe der Phyſik der Weimarer Geſellſchaft durch Vorträge nahe. Eine gewaltige Ueberraſchung für die naturwiſſen⸗ ſchaftlich Gebildeten brachte das Jahr 1820. Der Däne Oerſted hatte beobachtet, daß ein galvaniſcher Strom ſchon aus einiger Entfernung die Magnetnadel ablenkt. Am⸗ pere befaßte ſich ſofort mit der zunächſt rätſelhaften Er⸗ ſcheinung. Bald ſchon hatte er in geiſtvollen Verſuchen eine wiſſenſchaftliche Erklärung ausgearbeitet und— den Elektromagneten erfunden! Ampere entdeckte die Grund⸗ geſetze des Elektromagnetismus, ſo die Anziehung gleich⸗ gerichteter und die Abſtoßung entgegengeſetzter Ströme, Er erklärte den natürlichen Magnetismus als elektriſche Erſcheinung und ahnte ſogar die Einheit von Licht und Wärme voraus. Unſere Elektromotoren, unſere Klingeln und Telegraphen, unſere Fernſprecher und viele andere Errungenſchaften der Elektrotechnik gehen auf Ampere zu⸗ rück. Ihm zu Ehren nannte die dankbare Nachwelt das Maß für die Stromſtärke„das Ampere“. Stromſtärke nennt der Phyſiker diejenige Elektrizi⸗ tätsmenge, die in jeder Sekunde vom poſitiven Pol aus in Bewegung geſetzt wird. Nehmen wir an, die elektriſche Leitung wäre eine aus einem Hochbehälter geſpeiſte Waſ⸗ ſerleitung, ſo wäre die Stromſtärke die Waſſermenge, die in einer Sekunde an einem Punkte des Waſſerrohres vor⸗ beifließt. Iſt der Turm höher, alſo der Druck größer, ſo wird bei ſonſt gleichen Röhren mehr Waſſer in einer Se⸗ kunde durchfließen: Die Stromſtärke iſt größer. Dem Druck, alſo beiſpielsweiſe der Höhe des Waſſerturmes, entſpricht bei der Elektrizität die Spannung. Sie wird nach„Volt“ gemeſſen. Auch das Volt hat ſeinen Namen nach einem be⸗ rühmten Phyſiker, dem Grafen Aleſſandro Volta. Am 18. Februar 1745 iſt Volta in Como als Sproſſe eines alten lombardiſchen Adelsgeſchlechtes geboren. Als Pro⸗ feſſor der Phyſik zu Pavia erfand er den Elektrophor, eine elektriſche Piſtole, das Kondenſator⸗Elektroſkop und viele andere Geräte, mit denen er ſeine Zeitgenoſſen in Erſtaunen ſetzte und einen gewaltigen Aufſchwung des Elektrizitätsweſens einleitete. Auf ihn geht die Erzeu⸗ gung von Elektrizität auf chemiſchem Wege zurück, die er zuerſt in ſeiner„Voltaſchen Säule“ praktiſch anwandte. Dieſes aus Zink⸗ und Kupferblättchen mit Zwiſchenlagen aus angeſäuertem Papier beſtehende Gebilde war die erſte elektriſche„Batterie“. Napoleon J. wohnte ſelbſt Voltas Vortrag bei und überreichte ihm eine Goldene Medaille. Später erhob er den gefeierten Gelehrten in den Grafen⸗ ſtand und ernannte ihn zum Senator des neugeſchaffenen Königreichs Italien. Der Preußenkönig ernannte Volta zum Mitglied der Berliner Akademie. Hochgeehrt im gan⸗ zen Abendlande, ſtarb Volta am 5. März 1827 an einem Schlaganfall in ſeiner Vaterſtadt Como. Die Arbeit, die ein Strom von beſtimmter Span⸗ nung und Stärke in einer Sekunde leiſtet, wird in„Watt“ gemeſſen. Dieſe Maßeinheit empfing ihren Namen zur Ehre von James Watt, deſſen 200. Geburtstages vor eini⸗ gen Monaten gedacht wurde. Watt wurde am 19. Ja⸗ nuar 1736 in Greenock am Clyde als Sohn eines Zim⸗ mermannes geboren. Sein Weg war dornenvoller als der Amperes und Voltas. Hunger und durcharbeitete Nächte bezeichnen ſeinen Aufſtieg zum Univerſitätsmecha⸗ niker in Glasgow. Dort packt ihn der Gedanke, dem er ſeine ganze Kraft und ſeine Erſparniſſe opfert: Die Ver⸗ beſſerung der Dampfmaſchine. Ungebeugt durch zahlloſe Mißerfolge erſinnt er immer neue Baugedanken. Er lernt fremde Sprachen, nur um die einſchlägigen Bücher leſen zu können. Endlich erweiſt ſich das Schickſal gnädig: Boulton, der reichſte Fabrikant Englands, rettet Watt vor dem Ende des verkannten Genies. Watt kann ſeine Ge⸗ danken verwirklichen: Er ſchenkt der Welt die erſte brauch⸗ bare Dampfmaſchine, erfindet den doppeltwirkenden Zy⸗ linder, den Regulator, das Planetengetriebe, baut Ko⸗ pierpreſſen und Rechenmaſchinen. Mit der Dampfmaſchine Watts beginnt das Zeitalter der Technik. Und doch iſt Watt nicht mit ſeiner Leiſtung zufrieden. Kurz bevor der Tod den 83jährigen aus unermüdlichem Schaffen abbe⸗ ruft, ſchreibt er bekümmert:„Bei ſo viel neuen Ideen— warum habe ich deren nicht mehr ausgeführt?“ Ampere— Volta— Watt: Jeder ein Vorkämpfer auf ſeinem Gebiet, haben den höchſten Ruhm des Erfinders erreicht: Ihr Name wurde zum Begriff der Grundmaße in dem Bereiche der Menſchheitskultur, für das ſie ihre Lebensarbeit einſetzten! Dr. Wolfgang Mejer. Erinnerungen an General Litzmann Es iſt nur ganz wenigen bekannt, daß der ſoeben zur großen Armee abgerufene General der Infanterie Karl Litzmann ſeine eigentliche militäriſche Laufbahn in der anhaltiſchen Landes hauptſtadt beim Anhaltiſchen Infante⸗ rie⸗Regiment Nr. 93 begann. In den 7ber Jahren des vorigen Jahrhunderts diente er beim 1. Bataillon ge⸗ nannten Regiments als Leutnant. Sein Vizefeldwebel war der vor zwei Jahren in Deſſau verſtorbene Miniſterial⸗ botenmeiſter a. D. Nickel, und deſſen Kollege, der Miniſte⸗ rialbotenmeiſter Lorenz, der am 24. Juni 88 Jahre alt wird, iſt es, der ſich des Leutnants Litzmann, eines klei⸗ nen, aber ſchneidigen Offiziers, noch recht lebhaft erinnert. Lorenz war Muſiker bei der 93er Regimentskapelle und kam vom Spiel— Konzert oder Ball— oft ſehr ſpät nach Hauſe. Manchmal wurde es früh 4 Uhr, immer brannte in des Leutnant Litzmanns Zimmer noch Licht. Es war bekannt, daß er kriegswiſſenſchaftliche Studien trieb. So hatte er in ſeiner Deſſauer Militärzeit auch einen Zielapparat erfunden, der vom Kriegsminiſterium anerkannt und als gut befunden wurde. Seine Lebens⸗ gefährtin war ein Deſſauer Kind, die Tochter des dama⸗ ligen Direktors der Anhalt⸗Deſſauiſchen Landesbank, Kom⸗ merzienrat Oſſang, die im Elternhaus eine ſorgfältige Erziehung genoß. Vor noch nicht allzu langer Zeit war ſie ihm durch den Tod entriſſen worden; in dem don Karl Litzmann veröffentlichten Nachruf im„Anhaltiſchen Staats⸗ W ſpricht der Ehegatte von einer echten deutſchen rau. Der Leutnant Litzmann war in den 7hber Jahren vom Herzog Friedrich J. von Anhalt auch mit anderen Offi⸗ zieren des Anhaltiſchen Regiments zum Hofball geladen worden. Damals war es bei Hofe Sitte, daß die Walzer hochgetanzt,„gehopſt“ wurden. Die Prinzeſſin Eliſabeth, die ſpätere Großherzogin von Mecklenburg ⸗Strelitz, hatte wohl die Bitte an den ſchneidigen Leutnant Litzmann ge⸗ richtet, mit ihm einmal ſo recht nach Herzensluſt einen wirklichen Wiener Walzer zu tanzen. Obwohl er wußte, was das zu bedeuten hatte, wagte er kurz entſchloſſen dieſe Tour und legte einen Schleifwalzer auf die Bretter, wie er ſchöner wohl in Wien nicht hätte getanzt werden kön⸗ nen. Allgemeines Entſetzen, Leutnant Litzmann wurde zum Oberſten befohlen, der ihm ſicherlich einen ordent⸗ lichen Stüber verſetzt haben mag die Prinzeſſin aber hatte ihren Willen gehabt und der junge Offizier ſeine Freude. Als der nationalſozialiſtiſche Redner und Kämpfer Litzmann vor einigen Jahren in Deſſau ſprach, gab es ein freudiges Wiederſehen mit ſo manchem alten Kameraden, und auch ſeinen ehemaligen Vizefeldwebel Nickel erkannte er nach einer Trennung von etwa 55 Jahren wieder. Gieiche Münze Der alte General von Kökeritz war unter den Gene⸗ ralen des Großen Königs keine ſehr imponierende Erſchei⸗ nung. Lang und dürr von Wuchs, machte er eine aus⸗ geſprochen komiſche Figur, und das verlockte den König manchmal zu recht derben Scherzen. Einmal aber gelang es dem alten General vortrefflich, dem König eine Lehre zu erteilen. Friedrich ſchenkte ihm eines Tages eine Tabak⸗ doſe, deren Deckel eine Elfenbeinplatte mit einem poſſier⸗ lichen Affen zierte. Der General nahm das königliche An⸗ gebinde mit reſpelktvollem Dank entgegen, ſchickte aber ſo⸗ fort einen Boten mit der Doſe nach Berlin, ließ den Affen herausnehmen und dafür das Bildnis des Königs ein⸗ ſetzen. Am nächſten Tage während der Tafel, ſchnupfte er wiederholt mit ſichtlichem Behagen aus der neuen Doſe. Der König bemerkte es und fragte mit ſarkaſtiſchem Lächeln:„Nicht wahr, Kökeritz, die Doſe gefällt ihm?“— „Sie iſt mir“, antwortete dieſer,„um ſo lieber, als Euer Mazeſtät verehrungswürdiges Bildnis darauf prangt.“— Der König war ſtarr.„Kökeritz“, ſagte er endlich,„reich Er Mir doch einmal die Doſe her!“ Kökeritz gehorchte. Als Friedrich die Veränderung bemerkte, lachte er hell auf. „Der Einfall iſt gut und macht Ihm alle Ehre!“ ſchmun⸗ zelte er wohlwollend, indem er dem General die Doſe zurückgab. Nach Aufhebung der Tafel aber winkte er den alten Offizier zu ſich und ſagte:„Ich bin auf Seiner Doſe nicht gut getroffen. Nehme er daher dieſe, ſie trägt ein ähnlicheres Bildnis von mir.“ Mit dieſen Worten über⸗ reichte er dem General eine höchſt wertvolle goldene Ta⸗ baksdoſe, die auf dem Declel ſein Bild in Brillanten trug. Das bäuerliche Kleid Ein Merkblatt des Reichsnährſtandes. Der Reichsnährſtand hat ein Merkblatt zum bäuer⸗ lichen Kleid herausgegeben, um zu verhindern, daß Ueber⸗ eifrige es zu einer Modeangelegenheit machen. Als Grundſatz wird aufgeſtellt: Erſt die Menſchen mit unſerer klaren Weltanſchauung in der nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft reifen— dann erſt ihre Kleidung als Ausdruck deſſen wachſen laſſen. Die Geſtaltung ſoll einzig und allein bei der kulturſchöpferiſchen bäuerlichen Gemein⸗ ſchaft liegen. Unmöglich kann das neue bäuerliche Frauen⸗ kleid innerhalb weniger Jahre von außen her geſchaffen werden; es ſoll ſich allmählich im Laufe der Zeit ent⸗ wickeln, gleichlaufend mit der inneren Entwicklung des Bauerntums. Als Hauptaufgabe der Führung unſeres Bauerntums wird alſo nicht die Geſtaltung des bäuer⸗ lichen Kleides hingeſtellt, ſondern die Formung des Men⸗ ſchen zum wahren Verſtändnis der bäuerlichen national⸗ ſozialiſtiſchen Weltanſchauung. Vorſicht und Zurückhal⸗ tung empfiehlt das Merkblatt bei Beſtrebungen, Men⸗ ſchen, die der Tracht entſagt haben, wieder zum Tragen der Tracht bewegen zu wollen. Es ſei z. B. für einen Bauern und für eine Bäuerin unmöglich, Trachtenver⸗ einen anzugehören, die lediglich die öffentliche Zurſchau⸗ ſtellung der Trachten, meiſt noch zum Zwecke der Frem⸗ denverkehrswerbung, alſo ein rein wirtſchaftliches Inter⸗ eſſe im Auge haben. Für die Herſtellung werden nur wertvolle, dauerhafte Stoffe und Zutaten verlangt. Das Ziel ſind in der bäuerlichen Wirtſchaft ſelbſt hand⸗ geſponnene und handgewebte Kleider. Das Merkblatt warnt ſchließlich noch vor der Schablone der Schnitt⸗ muſter für das bäuerliche Frauenkleid. Der Sternhimmel im Juni Das Hauptereignis dieſes Monats iſt die Sonnen⸗ finſternis am 19. Juni. Der Mond teitt zwiſchen Erde und Sonne und verdeckt uns die helle Scheibe, ſein Schat⸗ ten ſtreicht über die Erde. Es iſt ein langer, aber nur ganz ſchmaler Streifen von 100—150 Kilometer Breite, den der Schattenkegel des Mondes auf der Erde verfin⸗ ſtert. Im Mittelmeer beginnt ſeine Reiſe, dann läuft er über Athen durchs Schwarze Meer nach Sibirien, Nord⸗ china und endet im Stillen Ozean. Mit einer Geſchwin⸗ digkeit von 50 Kilometern in der Sekunde wirb dieſer Weg durcheilt. Die benachbarten Gebiete der Erde aber ſehen das Ereignis nur partiell, d. h. für ſie wird nicht die ganze Sonne, ſondern nur ein Teil derſelben verfin⸗ ſtert. Auch für Deutſchland trifft das zu. Von rechts her ſchiebt ſich der Mond über die Sonne, im Augenblick der ſtärkſten Verfinſterung läßt er noch eine hellſtrahlende Si⸗ chel frei— ſieben Zehntel des Sonnendurchmeſſers wer⸗ den verdeckt— und nach links unten verläßt er ſie wieder, Eineinhalb Stunden währt das wundervolle Schauſpiel, das aber nur Frühaufſteher beobachten können. Der Beherrſcher der Nächte iſt Jupiter. Mit Sonnen⸗ untergang kommt er im Südoſten herauf. Am 10. Juni gelangt Jupiter in Oppoſition zur Sonne. Er iſt daher die ganze Nacht zu ſehen.— Zu unſeren Häupten leuch⸗ ten die bekannten Geſtiene des Großen und Kleinen Bären, zwiſchen welchen der Drache in einem großen Bogen ſeinen Leib hindurchwindet. Die vorderen Bruſtſterne des Gro⸗ ßen Bären weiſen auf den Polarſtern und darüber hin⸗ aus auf das funkelnde„W“ der Kaſſiopeiga im Nordoſten; ſeine Schwanzſterne leiten den Blick auf Arktur im Boo⸗ tes hoch im Südweſten, und unter dieſem zur Spika.— Von den Planeten iſt außer Jupiter nur Saturn zu ſehen, der anfangs nach 1 Uhr, Ende des Monats vor Mitter⸗ nacht im Südoſten erſcheint. Merkur entfernt ſich Ende Juni wohl wieder einmal von der Sonne, iſt aber nur ſehr ſchwierig am nordöſtlichen Morgenhimmel zu ſuchen. Venus und Mars ſind noch unſichtbar. Am 21. Juni iſt Sommeranfang. 2 c a Handelsteil Kräftig erholt Der Berliner Aktienmarkt ſchloß die Woche wieder in feſterer Haltung. Der Umſatz war in den größeren Werten ungewöhnlich lebhaft. Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand die Farbenaktie, 173,87(170,50). Sehr ſeſt lag der Montanmarkt unter Führung von Hoeſch 111,75(109,75). Die Elektrowerte ſtiegen mit Ausnahme von Chade; Akkumulatoren 192(189), Gesfürel 146(144), Schuckert 153,50(151). Von den Spezial⸗ werten lagen u. a. Conti Gummi 189(187), BMW. 144,0 (139,75) feſter. Der Rentenmarkt zeigte keine größeren Veränderun⸗ gen. Umſchuldungsanleihe der Gemeinden notierte etwas höher mit 89,62(89,50). 5 Der Geldmarkt verflüſſigte ſich weiter. Der Satz füt Tagesgeld wurde auf 2.502,75 Prozent herabgeſetzt 5 Am Deviſenmarkt konnte ſich der franzöſiſche Franken noch nicht erholen. großer histori In Ilvesheim heute Montag Abend 6 Uhr scher Festzug. Zwangsverſteigerung. S Dienstag, 9. Zuni 1936, vormittags 11 Ahr ellerie⸗ werde ich in Seckenheim an der Wagghalle gegen bare und Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern Tomaten⸗ 1 Chaiſelongue⸗Geſtell mit Stahlfederroſt, Setzlinge 1 Zimmerbüfett, 1 Kleiderſchrank, zu verkaufen. 1 Zimmerbüfett, 1 Kredenz, 1 Standuhr, Seitz⸗Moſer, 1 Büfett, 1 Kredenz, 1 Hobelmaſchine. Mannheim, 6. Juni 1936. Kloppenhelmerstr. 17. Heim, Gerichtsvollzieher. 2 Zimmer Heugras⸗Verſteiger ung 5 üch der Evangel. Pflege Schönau in Heidelberg U. uche am Mittwoch, den 10. Juni, nachmittags 3 Ahr(mögl. Reubau) im„Ochſen“ in Brühl von den 8 1 Gemark⸗ pek, 1. 7. 0. 1. 8. ungen Brühl⸗Rohrhof, Edingen un wetzingen. u ee c Drucksachen Lr Bere raden Seed. Gammel⸗ Anzeiger nur für Mitglieder der Landw. Ein- n. Verbanfsgenoſſenſchaft Ein Tochterkalb und Stroh zu verkaufen. Auskunft im Lager. F für Baahandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Neckar-Bote- Druckerei. Wirtschaft„ad. Hof“, Verloren Morgen goldene damen Dienstag früh Armbanduhr Schlachffestf.(an ſchwarzem Ripsband) von Von 9 Ahr ab Offenbur gerſtr. b. Wellfleiſch. Ende Zähringerſtr. Hierzu ladet freundlichſt ein Belohnung in der Abzugeben g. gute Otto Zürn.]Geſchäftsſt. d. Bl. Heute Montag Abend 8.30 Uhr Königstiger im PALAS I. FF letztmals e E WE WSD DD eg Yo SD Sa 8 eee e e