Fiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Beingspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., in Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nu, 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fwuſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto; Karlsruhe 7843g. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Werkündblatt für den Stadtteil Mom. ⸗Sechenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes!Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen⸗ Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortli für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 36 1128 6. Jahrgang Dienstag, den 16. Juni 1936 Aufgabe des Erbgeſundheitsrichters. Reichsminiſter der Juſtiz Dr. Gürtner hat die Vorſit⸗ zenden der Erbgeſundheitsgerichte und der Erbgeſundheits⸗ obergerichte des ganzen Reiches zu Arbeitstagungen vom 15. bis 17. Juni 1936 in Berlin und vom 22. bis 24. Juni in München zuſammenberufen. Die Lehrkurſe verfolgen den Zweck, die Erbgeſundheitsrichter in die ihnen durch das Erbgeſundheitsgeſetz übertragenen Aufgaben einzu⸗ führen und ihre Kenntniſſe auf dem Gebiet der Verhütung irbkranken Nachwuchſes zu vertiefen. Erfahrene Sachken⸗ ner werden in eingehenden Vorträgen die einzelnen im Ehe⸗ geſundheitsgeſetz und in dem Geſetz zur Verhütung erbkran⸗ ken Nachwuchſes bezeichneten Krankheiten behandeln. Die Berliner Lehrkurſe eröffnete in Vertretung des Reichsminiſters der Juſtiz Dr. Gürtner Staatsſekretär im Reichsjuſtizminiſterium Dr. Schlegelberger. Unſerem Voll hat die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung gelehrt, wie ſehr Schickſal und Zukunft unſeres Volkes durch die Be⸗ ſchaffenheit ſeinesErbſtroms beſtimmt werden, welche Kraft von ihm ausgeht, wenn er rein und ungetrübt fließt, aber auch welche verderblichen Folgen für ein Volk dann eintre⸗ ten müſſen, wenn die kranken und minderwertigen Erb⸗ anlagen ſich immer mehr ausbreiten und die geſunden zu überwuchern drohen.. Die Aufgabe des Erbgeſundheitsrichters erſchöpft ſich nicht in der ordnungsmäßigen Durchführung des Geſetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes und des einzelnen Verfahrens. Ihre Sorge muß es auch ſein, die Gedanken der deutſchen Erb⸗ und F ee immer kiefer in den herzen und Hirnen der deutſchen Volksgenoſſen zu befeſti⸗ gen. Dann werden Sie Vorkämpfer des Erb- und Kaſſen⸗ gedankens in der Welt ſein. Staatsſekretär Schlegelberger ging ſodann auf das Ehegeſundheitsgeſetz ein. durch das das Arbeitsgebiet der Erbgeſundheitsgerichte weſentlich erweitert worden iſt. Sie haben ja immer wieder aus nächſter Nähe die Not, die Sorge und das Elend ſehen und miterleben müſſen, die häufig in einer Familie herrſchen, in der ein Glied an einer ſchweren Erbkrankheit leidet. Sie können deshalb auch den Segen richtig einſchätzen, den das Ehegeſundheitsgeſetz für unſere deutſche Familie und für unſer ganzes Volk haben wird, wenn es Ihnen und den mit Ihnen arbeiten⸗ den deutſchen Aerzten gelingt, die Schließung der Ehen zu verhindern, die für die Ehegatten nur Leid und Elend bringen, weil ſie den Keim der Zerrüttung von Anfang an in ſich tragen, und die für unſer Volk verderblich ſind, weil ſie die Grundlage des Volkes, die Familie, gefährden und die Volksgeſundheit ſchädigen Und dieſes Ziel werden Sie erreichen, davon bin ich überzeugt, wenn Sie die Ihnen durch das Vertrauen der Reichsregierung übertragenen Aufgaben mit derſelben Gewiſſenhaftigkeit und Sorgfalt erfüllen, mit der Sie ſich der Durchführung des Geſetzes zur Verhütung des erbkranken Nachwuchſes gewidmet haben. „Nach ewigen, ehernen, großen Geſetzen 1 wir alle unſeres Daſeins Kreiſe vollenden.“ Für dieſe Wahrheit Künder zu ſein und aus der Erkenntnis dieſer Wahrheit her⸗ aus ohne Anſehen der Perſon gerade und unbeirrt für unſer deutſches Volk zu wirken, das iſt Ihre Aufgabe. Dieſe Tagung ſoll Ihnen hierzu das nötige Rüſtzeug geben. Neue Wege des Handels Athen, 15. Juni. Auf ſeiner Balkanreiſe empfing Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schacht in der griechiſchen Hauptſtadt die Vertreter der griechiſchen und ausländiſchen Preſſe. Dr. Schacht betonte, daß ſein Reiſezweck durchaus unpolitiſch ſei. Wir in Deutſchland ſind daran gegangen, uns aus eigener Kraft zum Aufbau zu entſchließen und auf das internationale Kapi⸗ tal zu verzichten; wir werden auch auf das internationale Kapital nicht warten. Da die alte Wirtſchaftsform nicht mehr funktionierte, hat Deutſchland neue Grundſätze aufgeſtellt. Wir kaufen nicht mehr, als wir bezahlen können und als wir gebrauchen. Das hat einen großen Wandel hervorgerufen und den Han⸗ del in neue Bahnen gelenkt. Beſonders ſind neue enge Be⸗ ziehungen zu Südamerika und Südoſteuropa entſtanden. Wir ſind heute Griechenlands beſter Kunde. Großen Aufſchwung hat die Abnahme von Tabak erfahren. Wir können nur bei Ihnen kaufen, wenn Sie bei uns kaufen. Bei aller Freundſchaft haben wir keine Mittel zur Bezahlung zur Verfügung; unſere Mittel liegen nur im Export. So iſt es eine abſolut wirtſchaftliche Notwendigkeit, auch bei uns zu kaufen, um den großen Saldo, der zu Griechen⸗ lands Gunſten in Deutſchland beſteht, abzutragen. Es iſt natürlich, daß dieſe Fragen bei unſeren Beſprechungen mit dem Gouverneur der Griechiſchen Notenbank erörtert wur⸗ n. ++ 5* 8 Reichsbankpräſident Or. Schacht traf auf dem Sofioter Flughafen. Anmid eld nach dem Eintreffen in der Hauptſtadt begab ſich der Reichsbankpräſident in das könig⸗ liche Schloß, um ſich in die Beſuchsliſte einzutragen. ee e e Dr. Schacht erklärte vor Preſſever⸗ tretern, daß er als Gaſt des Gouverneurs der bulgariſchen Nationalbank gekommen ſei, um deſſen mehrmalige e in Berlin zu erwidern. Er freue ſich, nach zwei Jahrzehnten wieder Bulgarien aufſuchen zu können, weil doc) Bulgarien und Deutſchland über die engen wirtſchaftlichen Beziehungen 1 ſehr viel Gemeinſames und Freundſchaftliches ver⸗ inde. Blutige Zwiſchenfälle in Danzig Marxiſtiſche Funktionäre als Verbrecher. Danzig, 15, Juni. Nach einer Mitteilung des Danziger Polizeipräſidium: iſt es in Wieſental bei Danzig nach einer privaten Mei, nungsverſchiedenheit zu einer ſchweren Bluttat gekommen bei der der 30jährige Sparkaſſenbuchhalter Ernſt Ludwig durch einen Bauchſchuß getötet und der 32jährige Gelder⸗ heber Paul Freſſonke durch einen Kückenſchuß lebensge⸗ fährlich verletzt worden iſt. Beide ſind Angehörige der Ss Die Täter, die Brüder Reinhold und Bernhold Zeller ſowie ſieben weitere ihrer Familienangehörigen ſind feſtge⸗ nommen worden. Bei der polizeilichen Durchſuchung der Wohnung des Bernhold Zeller wurden zwei Päckchen hoch⸗ exploſiven Brennſtoffes und Zündſchnur vorgefunden. Die Brüder Zeller ſind marxiſtiſche Funktionäre. Reinhold Zeller iſt bereits wegen Vergehens gegen die Waffenbe⸗ ſtimmungen, gefährlicher Körperverletzung, Meineids uſw unter anderem mit Zuchthaus vorbeſtraft. 0 Danzig krauert um den ermordeten SA⸗Mann. Bei dem Angehörigen einer nationalſozialiſtiſchen Or ganiſation, der bei der Schlägerei in der Verſammlung den Deutſchnationalen Volkspartei ſchwer verletzt und ſpäter ge ſtorben iſt, handelt es ſich um den SA⸗Mann Günther Deskowſki. Zum Zeichen der Trauer hatte der Gauleiter von Danzig für alle Danziger Parteigenoſſen Trauerbeflag gung angeordnet. In zwei Verſammlungen der NS DA ſprach Gauleiter Forſter zur Lage. Er ging auf die Ueber; fälle der Reaktion in Danzig ein, die dazu führten, daß dei Politiſche Leiter der NSDAP Ortsgruppe Danzig⸗Nieder⸗ ſtadt, Schulz, von marxiſtiſchen Flugblattverteilern lebens gefährlich verletzt wurde, und die dann ihren Höhepunk: fanden, als der SA⸗Mann Günther Deskowſki unter den Meſſerſtichen der Anhänger der Oppoſition zuſammenbrach Die Danziger Bewegung habe ſich in den letzten drei Jah⸗ ren völlig zurückhaltend und friedlich verhalten. Die Ereig⸗ niſſe der letzten Woche hätten aber deutlich gezeigt, daß die Danziger Oppoſition ſich nicht nur mit dem Danziger Natio⸗ nalſozialismus beſchäftigt habe, ſondern auch dazu überging, den Führer und ſeine Bewegung herabzuwürdigen und zu geleidigen.. Gchwediſche Negierung zurückgetreten Stockholm, 16. Juni. Die ſchwediſche Regierung iſt zurückgetreten. Die Urſache der Regierungskriſe iſt die Ab⸗ lehnung einer Regierungsvorlage über eine Erhöhung der Alterspenſionen in beſonders teuren Orten durch die bei⸗ den Kammern des Reichstags. Der König von Schweden hat den Führer der Agrarpartei, Periſſon beauftragt, die Bildung eines„Miniſteriums der Konzentration“ auf mög⸗ lichſt breiter parlamentariſcher Grundlage zu verſuchen. Periſſon hat den Auftrag angenommen. Ende der Sanktionen? Am Donnerstag Ausſprache im Unterhaus.— Mißtrauens⸗ antrag gegen den Miniſterpräſidenten. London, 16. Juni. Die große Ausſprache über die Sanktionspolitik wird— wie am Montag im Anterhaus mitgeteilt wurde— am Donnerstag ſtattfinden. Außenminiſter Eden wurden verſchiedentlich Fragen ge⸗ ſtellt, ob die britiſche Regierung die Sanktionen beenden und die Befugniſſe des Völkerbundes einſchränken wolle oder nicht. Eden ſagte, daß die britiſche Regierung den Wunſch habe, die Ausſprache über die Außenpolitik zu dem früheſt möglichen Zeitpunkt vorzunehmen. Bei dieſer Gelegenheit werde er die Anſichten der britiſchen Regierung über die zu ergreifenden Kollektivverhandlungen beim Zuſam⸗ mentritt des Völkerbundsrats und der Völkerbundsvollver⸗ ſammlung, die am 26. bezw. 30. Juni ſtattfinden ſollen, erläutern. Boyd richtete die Anfrage an Eden, ob ihm bekannt ſei, welche große Befriedigung die Rede dez Schatzkanzlers in vielen Teilen des Landes ausgelöſt habe. Der Führer der Oppoſition, Attlee, teilte hierauf mit, daß die Arbeiterpartei auf Grund dieſer Antwort am Donnerstag den Antrag ſtel⸗ len werde, das Gehalt des Premierminiſters zu kürzen, um eine autoritative Erklärung über die Außenpolitik der Re⸗ gierung zu erzwingen. Offene Frage an„Daily Telegraph“ Wieder eine unwahre Behauptung. Berlin, 15. Juni. Der Flottenkorreſpondent der engli⸗ ſchen Zeitung„Daily Telegraph“ bringt eine Meldung, in der behauptet wird, Deutſchland überlege es ſich, ob es, wenn es eine Kolonialmacht werde, eine größere Flotte im Verhältnis zur britiſchen Stärke verlangen könne, als im deutſch⸗engliſchen Flottenabkommen vorgeſehen iſt. Es handelt ſich hierbei offenbar um eine jener Lügen meldungen, die immer wieder zum Zwecke inkernationaler Brunnenvergiftung in die Welt geſetzt werden. Wir ſtellen feſt, daß an dieſer Meldung nicht ein wahres Work iſt. Bereits am 2. Mai haben wir den„Daily Telegraph“ wegen einer anderen lügneriſchen Behauptung öffentlit zur Rede geſtellt, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Wie richten jetzt an den„Daily Telegraph“ auch in die⸗ er Angelegenheit die offene Frage, woher ſeine Kennknis über derartige Abſichten Deutſchlands ſtammt. Nr. 138 England und die Sanktionsfrage Die engliſche Oeffentlichkeit beſchäftigt ſich in immer ſtärkerem Maße mit der Wahrſcheinlichkeit, daß die britiſche Regierung in Genf die Aufhebung der Sanktionen gegen Italien befürworten wird. Aus halbamtlichen Verlautba⸗ rungen geht hervor, daß die kürzliche Rede Chamberlains, der eine Fortſetzung der Sanktionen als„Mittſommernarr⸗ heit“ bezeichnet hat, tatſächlich als Schwenkung der eng⸗ liſchen Politik gelten kann. 5 Preſſe und Oeffentlichkeit ſehen mit großer Spannung der Kabinettsſitzung am Mittwoch entgegen, auf der aller Vorausſicht nach die geſamte außenpolitiſche Lage und beſonders die Frage der Sanktionspolitik be⸗ ſprochen werden wird. Wie jetzt bekannt wird, ſprachen der Londoner fran⸗ zöſiſche Botſchafter Corbin und der belgiſche Botſchafter Chartier im Foreign Office vor, um ſich mit Sir Robert Vanſittart über die veränderte Lage zu unterhalten, die durch die Rede Chamberlains entſtanden iſt. Gleichzeitig wird in amtlichen Kreiſen energiſch in Abrede geſtellt, daß das Foreign Office ſchon vor einer Woche dem Quai d'Or⸗ ſay in einer Geheimnote mitgeteilt habe, die britiſche Regie⸗ rung würde die Aufhebung der Sanktionen begrüßen. Viel⸗ mehr ſei der„kühne Schritt, den Chamberlain unternommen habe“, ſowohl den Franzoſen wie auch den Belgiern eine Ueberraſchung geweſen. Dieſe Regierungen, ſo meldet Reuter, ſeien natürlich bis zu einem gewiſſen Ausmaß von den Entwicklungen der Beſprechungen zwiſchen dem italieni⸗ ſchen Botſchafter Grandi und dem Foreign Office unterrichtet worden. Es ſei aber nicht vorausgeſehen worden, daß dieſe Beſprechungen zu dem jetzt eingeſchlagenen Weg führen würden. In der Whitehall glaube man jetzt, daß es nicht der Würde und der Verantwortlichkeit Englands entſprechen würde, ſich hinter dem Rücken der ſüdamerikaniſchen Staa⸗ ten zu verſtecken, wenn es zur Aufhebung der Sanktionen kommen ſoll. Es ſei jetzt wahrſcheinlich, daß England in dieſer Hinſicht führend in Genf vorgehen werde. Die führen⸗ den engliſchen Blätter— mit Ausnahme der„Times“, die ſich in Stillſchweigen hüllt— rechnen nunmehr beſtimmt damit, daß ſich die Regierung für die baldige Aufhebung der Sühnemaßnahmen gegen Italien entſcheiden werde. Mehrere Zeitungen betonen nach wie vor, daß im Kabinett noch ſtarke Meinungsverſchiedenheiten vorhanden ſeien und daß möglicherweiſe mit einem Rücktritt des Außenminiſters Eden gerechnet werden könne. Dieſe Gerüchte werden je⸗ doch in halbamtlichen Verlautbarungen als unzutreffend bezeichnet. Der dipiomatiſche Mitarbeiter des der Regierung naheſtehenden„Daily e meldet, daß ſich die Mi⸗ niſter über die Hauptziele der britiſchen Politik einig ſeien. Dieſe Ziele ſeien die baldige„Beendigung des Sanktions⸗ experiments“ und die Zuſammenarbeit mit Italien in der europäiſchen Politik. Maßgebend für dieſen Entſchluß ſeien: der Mißerfolg der Sanktionspolitik, die Befürchtung eines unſicheren Zeitabſchnitts in Frankreich und die von Muſſo⸗ lini in ſeiner Unterredung mit dem„Daily Telegraph“ vom 27. Mai abgegebenen Verſicherungen. Die britischen Mini⸗ ſter, ſo heißt es weiter, ſeien mehr und mehr üßberzeugt, daß England es auf ſich nehmen müſſe, dem Völkerbund die Aufhebung der Sühnemaßnahmen vorzuſchlagen. Sogar Eden ſoll entſchloſſen ſein, dafür einzutreten. Frank⸗ reich habe der engliſchen Regierung bereits mitgeteilt, daß es für Beſeitigung der Sanktionen ſei, um den Weg zur Befriedung Europas zu ebnen. Bisher ſei es jedoch nicht möglich geweſen, Klarheit darüber zu ſchaffen, wie die Re⸗ gierung Blum ſich eine Reform des europäiſchen Friedens⸗ und Sicherheitsſyſtems denke. In einem Artikel des„Daily Telegraph“ heißt es, daß noch ſelten eine Rede die Quelle ſo phantaſtiſcher Gerüchte geweſen ſei wie Chamberlains Erklärungen vor dem Klub von 1900. Völlig abſurd ſei z. B. die Behauptung, daß die Rückkehr Hoares in das Kabinett die Politik Englands ge⸗ genüber Italien beeinflußt habe. Hoare habe das Kabinett nicht wegen der Sühnemaßnahmen verlaſſen, die er ener⸗ giſch unterſtützt habe. Er ſei auch nicht wegen einer Schwen⸗ kung einer Sanktionspolitik wieder in die Regierung zu⸗ rückgekehrt. Das Blatt begrüßt dann die Abſicht der briti⸗ ſchen Regierung, die Aufhebung der Sanktionen zu befür⸗ worten. Das britiſche Volk würde ſicherlich die unbegrenzte Fortſetzung von Maßnahmen, die keinen„menſchenfreund⸗ lichen“ Zweck mehr haben, nicht billigen Die konſervative„Morning Poſt“ begrüßt die ange⸗ kündigte Aufhebung der Sühnemaßnahmen ſehr. Jeder⸗ mann könne ſehen, daß der Völkerbund an der abeſſiniſchen Frage geſcheitert ſei und daß ſich die kollektive Sicherheit als eine undurchführbare Sache erwieſen habe. Die liberale„News Chronicle“ betonte, daß Edens Freunde im Kabinett und in der Preſſe über Baldwin und Neville Chamberlain entrüſtet ſeien. Selbſt wenn Eden mit dem Rücktritt drohen ſollte, werde ſich jedoch die An⸗ ſicht Chamberlains durchſetzen. Obwohl ſich Eden durch die Erklärung Chamberlains ſtark vor den Kopf gestoßen ſuhle, werde er e e in der Regierung bleiben. Aus allen dieſen Berichten iſt erſichtlich, wie ſtark die Sanktionsfrage im Vordergrund des Intereſſes ſteht. In allen Ländern ſieht man der Löſung dieſer Frage mit Spannung entgegen. Bukareſt, 15. Juni. Der tſchechoſlowakiſche und der jugoflawiſche Generalſtabschef ſind in Bukareſt eingetrof⸗ fen zur Konferenz der Generalſtäbe der Kleinen Entente Die Hauptaufgabe der Bukareſter Konferenz ſcheint dit Vereinheitlichung der Ausrüſtung der drei Armeen zu ſein. Das Märchen von der Erbfeinoͤſchaſt Von der Kriegsopfertagung in Mainz. Mainz, 15. Juni. Die alte Soldatenſtadt ſtand ganz im Zeichen der Tagung der Nationalſozialiſtiſchen Kriegsopfer⸗ verſorgung. Auf dem Volkspark vollzog ſich der große Auf⸗ marſch. Reichskriegsopferführer Oberlindober ſchritt die Formationen ab und begrüßte dann jeden einzelnen der Schwerkriegsbeſchädigten. Kreisleiter und Oberbürger— meiſter Dr. Barth überbrachte die Grüße des Gauleiters und Reichsſtatthalters Sprenger und weihte eine Anzahl neuer Fahnen der NSKOV und gab den Bannerträgern die Verpflichtung mit, ſich immer ſtets derer würdig zu er⸗ weiſen, die als deutſche Soldaten ihren Einſatz für die Na⸗ tion mit ihrem Leben und ihrem Blut beſiegelt hätten. Die Verſammlung gedachte dann der gefallenen Helden des Weltkrieges und der Bewegung. Reichskriegsopferführer Oberlindober gab einen Ueberblick über die Entwicklung der RSKOV, die beſtes Traditionsgut verkörpere. Sein Gruß galt beſonders den Saarländern und der wiedererſtandenen Wehrmacht. „Ich wende mich an dieſer Stelle“ ſo fuhr der Reichs⸗ kriegsopferführer fort,„über die Gren zen unſerer deutſchen Heimat nach Weſten, Norden. Süden und Oſten und rufe in eurem Namen allen denen, die gegen uns ge⸗ kämpft haben, zu, aus dem Erleben des großen Krieges ihren Völkern den Frieden zu bringen. Ich ſage dies auch allen denen, die immer noch das Märchen von der Erbfeindſchaft erzählen. Lernen wir uns ſelbſt ken⸗ nen, dann lernen wir uns ſchätzen, und wenn wir uns ſchätzen gelernt haben, dann iſt der wahre Frieden nicht mehr fern. Wir reichen über den deutſchen Rhein hinweg dem Gegner von einſt die Hand des deukſchen Soldaten zu wah⸗ rer Kameradſchaft und hoffen, daß ſich daraus eine wirk⸗ lich freundſchaftliche Nachbarſchaft entwickeln kann.“ Deutſcher Kriegsſchiffbeſuch in Skagen. Deutſche Kriegsſchiffe, darunter die Panzerſchiffe„Deutſch⸗ land“ und„Admiral Scheer“, haben Skagen einen Beſuch abgeſtattet. Der deutſche Geſchäftsträger in Kopenhagen legte auf dem Friedhof von Skagen Kränze an den Gräbern der in der Skagerrakſchlacht gefallenen Deutſchen und Englän⸗ der nieder. — 2 2 „Ein großer Bluff“ „Journal“ über die Aenderungen der ſowjet⸗ ruſſiſchen Verfaſſung. Paris, 16. Juni. Der Außenpolitiker des„Journal“ bezeichnet die Aen⸗ derung der ſowjetruſſiſchen Verfaſſung als einen„großen Bluff“. Man müſſe ſich aber einmal überlegen, wie die ruſſiſchen Wähler von ihren politiſchen Rechten Gebrauch machen könnten. Es gebe nur eine erlaubte Partei, und das ſei die kommuniſtiſche. Die Wahlfreiheit be⸗ ſchränke ſich demnach darauf, für dieſe Partei zu ſtimmen, oder aber ſich der Stimme zu enthalten. Es ſei immer⸗ hin erheiternd geweſen, daß die Dritte Internationale zur Verſchleierung ihrer Diktatur gerade dieſes Syſtem ge⸗ wählt habe; hinter diefer Faſſade des Liberalismus finde man jedoch die Hegemonie des Politbüros der Dritten Internationale, das alle Fäden in der Hand habe und das die revolutionäre Propaganda in der Welt fortſetze. Hauswirt erſchießt zwei Mieter Paris, 15. Juni. In Nanterre unweit von Paris ſpielte ſich zwiſchen dem Beſitzer eines kleinen Mietshauſes und ſeinen Mietern ein Drama ab. Die Mieter, eine Ar⸗ beitsloſenfamilie, hatten ſeit einigen Monaten keine Miete bezahlt, ſo daß es zu einer heftigen Auseinanderſetzung mit dem Hauswirt kam. Der Streit nahm ſchließlich einen außerordentlich ſcharfen Charakter an. Plötzlich griff der Wirt zu ſeinem Revolver, kötete durch eine Kugel ſeinen 57jährigen Mieter und deſſen 26 Jahre 1 15 Sohn und verletzte einen anderen Sohn lebensgefähr⸗ ich. Drei aus dem Bruch Roman von Paul Hain. 39. Achtunddreißigſtes Kapitel. Man glaubte nicht anders, als daß Dagmar und Fried⸗ rich ſich infolge jener peinlichen Szene an Detlevs Ver⸗ lobungstage entzweit hätten, und daß darum Dagmar ab⸗ reiſte. Sie fuhr zunächſt zu ihren Eltern. Die Unterredung mit Doktor Wedlow war in der höf⸗ lich⸗freundſchaftlichen Form erfolgt, die das gegenſeitige gute Sichkennen ja bedingte. Friedrich erzählte ohne Erregung den„eigentlichen“ Sachverhalt.„Hätte ich den erſten Brief dieſes Jörg Kun⸗ kel ſchon erhalten, hätte ich ihn ſchon damals zur Anzeige gebracht. Aber Sie wiſſen ja, wie dumm manchmal die rauen ſind—“ Wedlow lächelte zuſtimmend. Man ſprach noch eine Weile hin und her über dieſe Sache, der Form halber. Friedrich bat, daß Kunkel nicht gar ſo hart angefaßt werden möge, und ſchließlich ſaß man dann bei einem guten Frühſtück und einer Flaſche Rotſpon zuſammen und plauderte von anderen Dingen. Die Sache„Kunkel“ würde eine Sache„Kunkel“ bleiben die kurz und ſchmerzlos ihre Sühne finden würde, und keine Sache Holtorf. Wieviel ſeeliſche Anſtregung es Friedrich koſtete, den liebenswürdigen Gaſtgeber und Unterhalter zu ſpielen, das wußte nur er allein. Niemand merkte ihm die innere Spannung an, in der er ſich befand.— „Es wird ſich hoffentlich wieder einrenken,“ ſagte Frau Holtorf zu Detlev,„einmal mußte das ja kommen. Ich weiß, Friedrich liebt ſeine Frau ſehr. An eine ernſtliche Entfremdung will ich nicht glauben.“ Detlev ſagte nur: „Man muß abwarten.“ Er glaubte nicht recht an eine Verſöhnung. Aber über ſeinem eigenen Liebesglück vergaß er die Sorgen anderer. Jeden Tag war er mit Hanni zuſammen — entweder war er in ihrem Häuschen und ſchrieb dort mit inbrünſtigem Frohſinn an ſeinem neuen Roman, oder Hanni war auf dem Bruchhof, wo ſie im alten Gutshaus wie ein lebendiger Sonnenſtrahl umherging. So gingen die Tage dahin. Sieg der Vernunft Teilweiſe wird ſchon wieder gearbeitet.— Weitere Einigung ſteht bevor. Paris, 15. Juni. Am Montag früh wurde in Paris und in den Vororten in faſt allen Maſchinenfabriken, ſowie auf dem größten Teil der Bauplätze die Arbeit wieder aufgenommen. Nur ein⸗ zelne kleinere Werke, in denen bisher eine vollkommene Einigung noch nicht hat erzielt werden können, liegen noch ſtill. Man hofft aber, auch in dieſen Betrieben im Laufe des Montag zu einem Abkommen zu gelangen. Auch bei den Verſicherungsgeſellſchaften, ſowie dem Perſonal der Be⸗ gräbnisgeſellſchaften, bei den Angeſtellten der Warenhäuſei und Modegeſchäfte ſteht die Einigung bevor. Die Streikbewegung in Dünkirchen iſt in dei Metallinduſtrie und den Werften behoben. In der Ha⸗ fenſtadt Bordeaux haben die Arbeiter einer großen chemi⸗ ſchen Fabrik die Arbeit wieder aufgenommen nicht aber in anderen Induſtriezweigen. Auch die Verhandlun⸗ gen zur Beilegung des Streiks der Dockarbeiter ſind ergeb⸗ nislos verlaufen. Eine Folge des Streikes. Infolge des Streiks der Angeſtellten der Großfiſchereien in Boulogne⸗ſur⸗Mer mußten 2600 Zentner Fiſche ins Meer geworfen werden, da ſie in Verweſung übergingen. Man befürchtete den Ausbruch von Krankheiten. Die Kiſten mit den Fiſchen wurden von Militär auf mehrere Schiffe verladen, ins Meer hinausgefahren und dort verſenkt. Generalſtreikgefahr in Belgien In allen Induſtrien Lohnforderungen. Brüſſel, 15. Juni. Der von dem außerordentlichen Bergarbeiterkongref ausgegebenen Streikloſung iſt nach den bisher vorliegenden Meldungen überall Jolge geleiſtet worden. Die Kohlen- und Eiſeninduſtrie des Lütticher Gebietes liegen ſtill. „Man hält es in Mons für wahrſcheinlich, daß in kürze⸗ ſter Friſt in der ganzen Borinage die Arbeiter aller Indu⸗ ſtrien, ſowie das Perſonal der Straßenbahn und der öffent⸗ lichen Betriebe ſtreiken werden. Die Gefahr eine Generalſtreikes in ganz Belgien 7 5 bedenklich zugenommen. In allen Induſtrien ſind die Arbeiter mit Lohnforderungen hervorgetreten. In Brüſſel iſt man über die Verſchärfung der Lage ſehr beun ruhigt. Es hat ſich gezeigt, daß die Beſchleu— nigung der Regierungsbildung nicht die allgemeine Streikbewegung aufzuhalten vermochte, obwohl van Zee⸗ land den Sozialiſten eine Reihe von Zugeſtändniſſen ge⸗ macht hat, die er ihnen am Freitag noch verweigert hatte. —— Kurzmeldungen Auf der Fahrt zum Nürburgrennen tödlich verunglückt. Trier. Auf der Bitburger Straße, etwa 6 Kilometer von Trier entfernt, ſtürzte ein Motorradfahrer mit einem Soziusfahrer. Die Verunglückten befanden ſich auf dem Wege zum Nürburgring. Der Fahrer rannte in einer Kurve gegen eine Stützmauer, kam unter das Motorrad zu liegen und zog ſich ſchwere Verletzungen an den Oberſchenkeln und am Unterleib zu. Sein Blutverluſt war ſo ſtark, daß er während der ſofort vorgenommenen Operation im Kranken⸗ haus geſtorben iſt. Der Beifahrer liegt ebenfalls mit ſchwe⸗ ren Verletzungen im Krankenhaus. Schlechtes Fleiſch verarbeitet. Köln, 15. Juni. Die Inhaberin eines Kölner Metzgerei⸗ geſchäftes wurde mit ihren Gehilfen von der Geſundheits⸗ polizei in vorläufigen Gewahrſam genommen. Sie hatte 15 Pfund nicht mehr genießbaren Fleiſches unter eine größere Lieferung gemiſcht und damit die Erkrankung von tber 100 Perſonen verurſacht. Bei den in Mitleidenſchaft gezogenen Perſonen handelt es ſich um die Teilnehmer an einer Ausflugs⸗Dampferfahrt nach Remagen. Der größte Teil der Erkrankten konnte nach der erſten ärztlichen Be⸗ handlung die Fahrt fortſetzen, während einige noch weiter in ärztlicher Behandlung bleiben mußten. Auto prallt gegen Baum Zwei Inſaſſen getötet. zwei ſchwer verletzt. Cleve, 15. Juni. Auf der Provinziallandſtraße Cleve Goch geriet ein großer britiſcher Perſonenkraftwagen, in dem zwei Damen und zwei Herren fuhren, auf der regen naſſen Straße ins Schleudern und prallte in voller Fahr gegen einen Baum. Bei dem heftigen Anprall wurden die beiden Frauen ſofork getötet. Die anderen Inſaſſen, die Metzgermeiſte⸗ Frederic Kaym und Chriſtian Seeh aus London wurden mit ſchweren Verletzungen in das Krankenhaus nach Cley⸗ gebracht. Exploſion im Laboratorium Vermutlich etwa 25 Todesopfer. Reval, 15. Juni. Beim Enkleeren von Seeminen flog das Laborakorium bei den Munikionslagern der Wehrmacht in die Luft, wo⸗ bei auch einige Sprengſtoffſpeicher explodierken. Die Explo⸗ ſion war ſo ſtark, daß Fenſterſcheiben im Umkreis von vier Kilometern zerſprangen. Die Jahl der Token, unter denen ſich mehrere Reſerve- Offiziere befinden, wird auf elkwa 22 geſchätzt. Haus in die Luſt geflogen Zahlreiche Schüler getötet oder verletzt. Sofia, 15. Juni. Ein Brand im Vereinsgebäude des Bulgariſchen Jäger⸗ verbandes, das mitten in Sofia liegt, brachte die großen im Keller lagernden Pulvermengen zur Entzündung. Das ganze Haus wurde in Trümmer gelegt. Mehrere Kinder, die in der Nähe ſpielten, wurden ver ſchüttet. Bisher konnten ſechs Tote geborgen werden. Die Schwerverwundeten liegen hoffnungslos darnieder. Sämtliche Opfer des Unglücks ſind Jungen im Alten von 9 bis 15 Jahren, die in unmittelbarer Nähe des Ge⸗ bäudes unter Aufſicht eines Lehrers Schießübungen mit Luft⸗ gewehren abgehalten hatten. 20 Frauen und Kinder verbrannt Folgen eines Kinobrandes. London, 15. Juni. Wie aus Haiderabad(Britiſch⸗IJn⸗ dien)gemeldet wird, kamen dort Jurch ein Großfeuer, das in einem Lichtſpielhaus wülete, 20 Frauen und Kinder ums Leben. Flugzeugabſturz— Vier Tote London, 15. Juni. Das britiſche Luftfahrtminiſterium gibt bekannt, daß bei dem Abſturz eines Militärflugzeuges im Sudan etwa 25 km ſüdlich von Adamara, der Pilot, ein Offizier, ein Unteroffizier und ein Fliegerſoldat ums Leben gekommen ſind. Der Unfall erhöht die Jahl der Verluſte der britiſchen Luftflotte in dieſem Jahr auf 49. Maſſenmord und Verſicherungsſchwindel 50 verdächtige Todesfälle in Springfield(Maſſachuſekts). Newyork, 15. Juni. In Springfield(Maſſachuſetts) iſt man anſcheinend einer Bande von Maſſenmördern auf die Spur gekommen, die zum Zwecke des Lebensverſicherungs⸗ ſchwindels ſchon ſeit Jahren ihr furchtbares Gewerbe aus⸗ geübt hat. Die Behörden haben ſich veranlaßt geſehen, über 50 verdächtige Todesfälle, die ſich in den letzten Jahren er⸗ eignet haben, eine Unterſuchung einzuleiten. Den unmittelbaren Anlaß zu dieſer großen Mordunter⸗ ſuchung gab der kürzlich erfolgte Tod von drei Männern, die angeblich infolge eines Unfalles oder an Herzſchwäche geſtorben ſind. Die Leichenſchau bei dieſen drei Todesfällen ergab jedoch daß die Männer in allen Fällen einen Giftmord zum Opfer gefallen waren. Ein Polizeirichter erklärte, daß in zahlrei, chen der von ihm als verdächtig bezeichneten Todesfällen der letzten Jahre die Verſtorbenen kurz vor ihrem Tode von Perſonen, die mit ihnen gar nicht verwandt waren, auf höhere Beträge verſichert worden waren, als ſie ange⸗ ſichts ihrer Vermögenlage ſelbſt häkten aufnehmen können. Im Winter ſollte die Hochzeit ſein. Anfang Oktober bekam Friedrich eine Zuſtellung vom Gericht. Jörg Kunkel ſtand vor dem Richter. Es war eine kurze Verhandlung, da Jörg ja ſein Verbrechen zugegeben hatte. Er zog es auch vor, um ſeine Lage nicht zu ver⸗ ſchlimmern und ſo glimpflich wie möglich wegzukommen, von ſeinen Anſchuldigungen und Verdächtigungen nichts mehr zu erwähnen. Jörg Kunkel kam mit einem halben Jahr Gefängnis davon. Die ganze Sache hatte ſo wenig Aufſehen gemacht, Jörg Kunkel war damals ſo plötzlich und ohne daß über⸗ haupt jemand wußte, worum es ging, abgeführt worden, daß man auf dem Bruchhof überhaupt nichts von dieſem Prozeß wußte. Auch das Geſinde hatte die Verhaftung Kunkels ſchon längſt vergeſſen. Man hatte jetzt im Herbſt an andere Dinge zu denken.— Friedrich Holtorf ging zu Fuß nach Hauſe, wie er auch zu Fuß weggegangen war, um niemandem verraten zu müſſen, wohin er ging. Es war ein langer Weg. Die Stadt blieb hinter ihm— die freie Landſchaft nahm ihn auf. Er kam auf den Wall, der nun meilen⸗ lang am Flußufer ſich hinzog. Ein kühler Wind wehte über die Wieſen, in denen hier und da ſchon— wie all⸗ jährlich um dieſe Zeit— das Grundwaſſer heraustrat. Still war es ringsum. Auf den entfernteren Feldern pflügte hier und da die Pflugſchar den Stoppelboden um. Schwer lagen die Pferde in den Riemen. Auf den Kar⸗ toffelfeldern hockten die Frauen und ſtachen die Herbſtkar⸗ toffeln aus. Und dann wieder weites, leeres Bruchland, über dem die Kiebitze kollerten. Nun wurde ſein Schritt langsamer. Er ſtand ſtill. Es war an der Stelle, an der man einſt Karl Holtorf im ſeichten Waſſer gefunden hatte. Das zerſplitterte Wa⸗ gengeſtell daneben. Friedrich nahm die Mütze vom Kopf. Lange ſtand er hier und blickte über das Waſſer, in die ſchlichte, fruchtbare Bruchwelt hinein. And ſagte laut: „Das alles werde ich nun verlaſſen. Du hatteſt recht, Vater— ich war ein Narr! Du warſt der klügere von uns beiden. Ich habe die Heimat verraten, als ich Dag⸗ mar zur Frau nahm. Wir aus dem Bruch aber ſind Bauern und ſollen es bleiben! Ich will zufrieden ſein, daß ich das doch noch lernte. und ich muß tragen lernen, was mir das Schickſal aufbürdete: Die Erinnerung an eine Frau, die den Namen Holtorf in den Schlamm warf! Wenn ich das gelernt habe, dann will ich wiederkommen und von neuem anfangen!“ Er ſetzte die Mütze wieder auf. Ein Ruck ging durch ſeine Geſtalt. ſchritt er weiter.— Dann ſchrieb er an Daamar. Seine Feder ſtockte, da er nach der Anrede ſuchte. End⸗ lich ſchrieb er: Hochaufgerichtet „Liebe Dagmar! Nan liegt alles hinter mir. Der Prozeß gegen Kun kel iſt vorbei. Es war eine einfache, klare Sache. Du kannſt beruhigt ſein. Ich werde in den nächſten Tagen von hier fortfahren. Vohin, weiß ich noch nicht. Zuerſt jedenfalls ſuche ich noch Rechtsanwalt Doktor Berg in Berlin auf, den ich mit der Regelung unſerer Scheidung beauftragen werde. Ich werde meinen Anwalt auch leichzeitig beauftragen, die finanzielle Seite in der Form in die Hand zu nehmen, daß die Dir zuſtehenden Anſprüche jeweils durch ihn geregelt werden, bis Du vielleicht eine neue Ehe ſchließen wirſt. 2 Wir werden uns nicht mehr ſehen, Dagmar. Ich werde verfuchen, Dein Bild in mir auszulöſchen. Erſt wenn mir das gelungen iſt, werde ich wieder vor mei⸗ nem Gewiſſen ein freier Mann ſein. 4 Friedrich Holtorf. Er ſchob den Bogen in den Umſchlag, adreſſterte ihn ſorgfältig. So— auch das war erledigt! Er atmete tief auf. Eines blieb nun nur noch zu tun: Als es Abend war, ſuchte er Frau Holtorf auf., „Mutter— ich habe dir und den Brüdern wichtige Er⸗ öffnungen zu machen. Das ſoll in deinem Hauſe geſchehen. Frau Holtorf horchte auf. So ernſt hatte ſie Friedrich noch nie geſehen. „Mein Haus ſteht dir immer offen, Friedrich.“ Er nickte ihr freundlich zu und ging zum Inſpektor⸗ haus hinüber. Die beiden Inſpektoren ſaßen im Bureau. „Guten Abend, meine Herren. Suchen Sie morgen die Bücher heraus mit den Abſchlüſſen aus der Zeit, da ich die Erbſchaft antrat. Wir wollen einen klaren Ueberblick ha⸗ den gewirtſchaftet und was— verwirtſchaftet wor⸗ en iſt.“ f Die Inſpektoren ſahen ſich überraſcht an. „Ich will reinen Tiſch machen!“ ſagte Friedrich Holtorf mehr für ſich. 8 D err — 2 2 Familie überfallen und erſchoſſen Drei Tote, ein Schwerverletzter. Erfurt, 15. Juni. In Bad Langenſalza wurde die Familie des 63 Jahre alten Invaliden Hofmeiſter in ihrem Hauſe von dem 36⸗ jährigen Friedrich Kühne aus Dornſtedt bei Halle über⸗ fallen, deſſen Frau bei Hofmeiſter Aufnahme gefunden hat⸗ ſe. Hofmeiſter ſelbſt, ſeine 62jährige Ehefrau und ſeine Tochter, die 31jährige Hildegard Baumeyer, wurden durch Schüſſe getötet. Der Weber Wilhelm Baumeyer, Hofmei⸗ ſters Schwiegerſohn, wurde durch einen Oberſchenkelſchuf ſchwer verletzt. Kühne drang in den Abendſtunden in das Haus ein. Als Hofmeiſter und ſein Schwiegerſohn nach dem Urheber des verdächtigen Geräuſches ſuchten, wurden ſie von Kühne ſofort mit Schüſſen empfangen. Kühnes Ehefrau flüchtete zus dem Fenſter und rannte zur Polizei. Frau Hofmeiſter wurde von dem Täter durch zwei Schüſſe niedergeſtreckt, als ſie aus dem Fenſter ſah. Auch Frau Baumeyer, die aus dem Hauſe flüchtete, fiel durch zwei Schüſſe. Kühne hat nach der Tat die Flucht ergriffen. Die Staatsanwaltſchaft hat die Ermittlungen aufgenommen. Das Ende des Mörders. Der Mörder Kühne wurde auf dem Boden eines Hauſes in der Langeſtraße entdeckt. Die ſofort alarmierte Polizei umſtellte den Häuſerblock. Kühne gab auf die Beamten einige Schüſſe ab, ohne jedoch zu treffen. Die Polizei erwi⸗ derte das Feuer. Als die Beamten in das Haus eindran⸗ gen, fanden ſie den Mörder tot vor. Furchtbare Bluttat Mord und Mordverſuch.— Selbſtmord des Täters. Diegolfing, 15. Juni. In dem benachbarten Dorf Frauenbiburg gab der 24 Jahre alte ledige Auguſt Fiſchl auf die 36 Jahre alte Hilfsarbeitersfrau Oktilie Janker, die Mutter von drei Kindern iſt und deren Mann gelähmk im Bekte liegt, zwei Piſtolenſchüſſe ab, die den Tod der Frau zur Jolge hatken. Sodann richtete der Täter die Waffe auf die Mutter ſeines Opfers, eine gewiſſe Fahrt Wimmer, und verletzte ſie durch zwei Schüſſe lebensgefährlich. Gleich nach dem furchtbaren Verbrechen ſagke ſich der Täter, wenige Meter vom Tatort enkfernt, eine Kugel in den Mund. Fiſchl war auf der Stelle tot. Fiſchl, der übel beleumundet war, hatte mit der Fami; ie Janker jahrelang freundſchaftlich zuſammengelebt; erſt in den letzten Wochen kam es zu ſchweren Zerwürfniſſen, die nunmehr mit dem blutigen Drama ihren Abſchluß fanden. Die Hochwaſſerſchäden der Donau Skaatsſekretär Hofmann beſucht die Hochwaſſergebiete vor Straubing und Pleinting. München, 15. Juni. Staatsſekretär Oberſt a. D. Hof— mann traf im Auftrag des Reichsſtatthalters zur Beſichti⸗ gung der durch das Donauhochwaſſer ſchwer betroffenen Gebiete bei Straubing und Oſterhofen in Straubing ein In ſeiner Begleitung befand ſich u. a. Landesobmann Dei ninger vom Reichsnährſtand. Zunächſt ließ ſich der Staats⸗ ſekretär auf dem Bezirksamt über den Umfang der Schäden und die wirtſchaftliche Lage der vom Hochwaſſer betroffener Orte Bericht erſtatten. Anſchließend begab ſich Staatsfekrekär Hofmann in daz Hochwaſſergebiet ſelbſt, das eine Länge von 31 km und ein durchſchnittliche Breite von 7 km beſitzt. Beſonders ſchwen betroffen ſind u. a. die Gemeinden Aholfing, Pittrich, Ober und Niedermotzing, Keibersdorf, hornstkorf und Kagers Aber auch Straubing ſelbſt hat ziemlich ſtark gelitten. Der Staatsſekretär konnte ſich davon überzeugen, daf wieder lediglich das Fehlen der Schutzdämme die unermeß liche Kataſtrophe verurſacht hat, deren Schäden auf faſt zwe Millionen RM geſchätzt werden. Erſte Hilfe für das Kakaſtrophengebiet. Staatsminiſter Gauleiter Wagner hat zur Linde, rung der erſten Not 100 000 RM zur Verfügung geſtellt ebenſo Miniſterpräſident Siebert 6000 RM. Die Reichs führung der NSW hat als erſten Betrag 50 000 RM über⸗ wieſen. Anwetter in der Rhön Gewaltiger Waſſerſchaden.— Ein Todesopfer. Erfurt, 15. Juni. Gewitter und Wolkenbrüche am Sonntag mittag über der Rhön ſuchten beſonders das Tal der Ulſter heim. Ge⸗ waltige Waſſermaſſen wälzten fich das Tal entlang und ſtauten ſich in Schleid am Bahnkörper der Eſſenbahnlirte Der Bahndamm wurde auf einer Länge von 40 bis 50 Me⸗ tern unterſpült, ſo daß der Zugverkehr Geiſa— Tann unter⸗ brochen wurde und der Perſonenverkehr zwiſchen beiden Orten mit Omnibuſſen durchgeführt werden mußte. In Schleid ſtand das Waſſer zwei Meter hoch. Die Flutwelle brauchte bis zur Mündung der Ulſter in die Werra etwe ſechs Stunden. Viel Kleinvieh iſt ertrunken. Auch ein Menſchenopfer hat das Anwekter gefordert Ein erkrunkener Mann wurde angeſchwemmt, deſſen Per, ſonalien noch nicht feſtgeſtellt werden konnken. „Die Nacht der Boxer“ Die Uebertragung des Boxkampfes Schmeling Louis auf die deutſchen Sender. Berlin, 15. Juni. Die ne e des Boxkampfe⸗ Max Schmeling Joe Louis aus dem Vankee⸗Stadion ir Newyork erfolgt durch den Deutſchlandſender in der Nach; vom 18. zum 19. Juni von 1,06 bis etwa 4 Uhr innerhalb der großen Veranſtaltung„Die Nacht der Boxer“ Bis zum Beginn des Kampfes wird luſtige Schallplattenmuſik ge⸗ sendet. Geſpräche um Boxer und ihre Kämpfe geben einen Ueberblick über große Ereigniſſe auf dieſem Sportgebiet, Die Sender Bre ag Humburg, Köln, Königsberg, Leip⸗ ig, München und Saarbrücken übernehmen die Veranſtaltung vom Beginn ab. Die Sender Frankfur! a. M. und Stuttgart ſchalten ſich um 2 Uhr ein. 4 Ehrenpatenſchaft des Führers. Der Führer und Weich tuner 9 5 Hitler hat die Ehrenpatenſchaft bei dem 11. Kind des Dorfeinwohners Peter Keidel in Leiphol übernommen. Das Patenkind iſt der 6. Sohn der Familie Zu dem freudigen Ereignis ließ der Führer den Eltern die herzlichſten Glückwünſche ausſprechen. Eine Ehrengabe von 100 Rm. für den Täufling wurde den Eltern überreicht Locale Nuudoclicii Der neue Luftſchutzkurſus! Um zu vermeiden, daß Perſonen zur Teilnahme am Kurſus beſtimmt werden, die infolge dringender Arbeiten wenig Zeit haben, ſollen ſich diesmal freiwillige Teil⸗ nehmer melden. Laut Geſetz vom Auguſt 1935 kann jeder zur Teilnahme an den Luftſchutzſchulkurſen ge⸗ zwungen werden. Wir bitten daher alle diejenigen die es ermöglichen können, den heute beginnenden Aus⸗ bildungslehrgang freiwillig zu beſuchen. Anmeldungen können noch heute abend ab 8 Uhr im Nebenzimmer „Zur Pfalz“ getätigt werden. Die bereits gemeldeten Teilnehmer werden gebeten, nicht ins Schulhaus ſon⸗ dern ebenfalls ins Nebenzimmer der„Pfalz“ zu kommen. 2 Beſichtigung der Kleingärten. Oberſtadtgärtner Pſchi⸗ bel von der Stadtgruppe Mannheim nahm eine Be⸗ gehung des hieſigen Geländes der Kleingärten vor. Er fand alles in muſtergültiger Ordnung, insbeſonder⸗ zollte er lobende Anerkennung dem reichen Anbau von Obſtbäumen und Reben. Auch in der Ausnutzung des Geländes gewann er einen guten Eindruck. Eine ein⸗ gehende Belehrung in der Obſtpflege und im Baum⸗ ſchneiden beſchloß den lehrreichen und anregenden Rund⸗ gang. 2 Ein Hühnerei im Gewicht von 115 Gramm legte dem Hühnerhalter Schell, Kloppenheimerſtraße, ein Huhn. Ein gewiß ſelten großes Exemplar. * — Teſtamente vor dem 1. Januar 1924 ſollen zurück⸗ genommen werden. Durch eine allgemeine Verfügung des Reichsjuſtizminiſters vom 11. Mai 1938(Deutſche Juſtiz, Seite 748) iſt angeordnet, daß die mit der Teſtamentsverwah⸗ rung betrauten Stellen alle diejenigen Perſonen, die vor dem 1. Januar 1936 ein Teſtament errichtet haben, aufzu⸗ fordern ſind, ſich wegen etwaiger Rücknahme des Teſtaments bei der verwahrenden Stelle zu melden. Dieſe Anordnung iſt der Erwägung entſprungen, daß ein großer Teil der vor dem November 1924 errichteten Teſtamente durch den Krieg oder die Geldentwertung gegenſtandslos geworden ſind und nicht mehr dem Willen des Erblaſſers entſpricht, und daß ſolche überholten Verfügungen nicht ſelten Erbſtreitigkeiten und Prozeſſe,(namentlich hinſichtlich der Aufwertung ausge⸗ ſetzter Beträge) zur Folge haben. Die Anordnung möchte ſolche Streitigkeiten mit ihren Weiterungen und Koſten für die Beteiligten tunlichſt unterbinden, aber auch unnötige Arbeit der Nachlaßgerichte für gegenſtandslos gewordene Teſtamente vermeiden. Verhütet Waldbrände! Hunderte von Hektar deutſchen Waldes wurden im Fahre 1934— wie auch in den voraufgegangenen Jahren — durch Feuer vernichtet. Dadurch wurde der deutſchen Volkswirtſchaft bedeutender Schaden zugefügt. Um eine Wiederholung dieſer Waldbrände zu verhindern, zumin⸗ deſt aber eine Verminderung herbeizuführen, hat die Reichsleitung der NSDAP. in Gemeinſchaft mit dem Reichsnährſtand und dem Reichsforſtamt im Sommer 1935 eine großzügige Propagandaaktion zur Verhütung von Waldbränden durchgeführt, die in dieſem Jahre unter Leitung der neu gebildeten„Arbeitsgemeinſchaft für Schadenverhütung“ fortgeſetzt wird. Durch Vorträge, Plakate, durch Preſſe und Rundfunk wurde auf die Wald⸗ brandgefahr hingewieſen; Streifen von SA., SS. und TN. unterſtützen die Forſtbeamten und Waldarbeiter be⸗ ſonderes an Sonn- und Feiertagen im Feuerſchutzdienſt. Auch Waldbrandlöſchübungen wurden abgehalten und ge⸗ zeigt, wie ein bereits entſtandener Waldbrand zu be⸗ kämpfen iſt. Dieſe Aktion hat einen außerordentlichen Er⸗ folg gehabt; die Waldbrände des Jahres 1935 reichten trotz des trockenen Sommers ſowohl nach Zahl wie nach Umfang bei weitem nicht an die des Jahres 1934 heran! Die Entſtehung von Waldbränden iſt nur in den ſel⸗ tenſten Fällen auf vorſätzliche Brandſtiftung, meiſt da⸗ gegen auf Fahrläſſigkeit zurückzuführen. Wenn ſich jeder Waldbeſucher vor Augen hielte, welche großen Schäden an Gut und Leben durch ſeine Unvorſichtigkeit entſtehen können, würde er ſich ſchon von ſelbſt hüten, während der Gefahrenzeiten im Wald zu rauchen, Feuer anzuzünden, glimmende Streichhölzer oder Zigarrenſtummel wegzu⸗ werfen— auch nicht aus dem fahrenden Zug oder Auto!— und er würde ſich hüten, falls ihm das Feueranzünden geſtattet ſein würde, die Brandſtelle eher zu verlaſſen, als bis ſie gänzlich gelöſcht iſt. Wald iſt Volksgut. Jeder, der im Wald tätig iſt oder dort Erholung ſucht, muß daher eifrigſt beſtrebt ſein, den Wald gegen die unermeßlichen Verheerungen, die ihm durch Feuer drohen, zu ſchützen. Dazu gehört auch, daß er bei Entdeckung eines Wald⸗ hrandes unverzüglich Alarm ſchlägt oder, falls es noch möglich iſt, das Feuer im Keime erſtickt. 4 Die Einführung des Arbeits buches. Mit der dritten Bekanntmachung des Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ loſenverſicherung über die Einführung des Arbeitsbuches vom 20. 1. 36 ſind nun ſämtliche Betriebsgruppen auf⸗ gerufen, ihre Gefolgſchaftsangehörigen zur Antragſtellung für ein Arbeitsbuch zu veranlaſſen. Gemäߧ 14 der Erſten Durchführungsordnung zum Geſetz über die Ein⸗ führung eines Arbeitsbuches fordert das Arbeitsamt Mannheim hiermit die bisher noch ſäumigen Betriebs⸗ führer dringend auf, die ordnungsgemäß ausgefüllten und geprüften Arbeitsbuchanträge ihrer Gefolgſchafts⸗ mitglieder bis ſpäteſtens 1. Juli 1936 beim Arbeitsamt Mannheim einzureichen. Nach§8 13 und 18 der Erſten Durchführungsverordnung des Geſetzes kann das Arbeits⸗ amt die Einhaltung dieſer Anordnung durch Zwangs⸗ geld bis zu 150.— RM. erzwingen, das im Verwaltungs⸗ zwangsverfahren beigetrieben wird. Nachdem das Ar⸗ beitsamt Mannheim durch wiederholte Bekanntmachungen in ſämtlichen Tageszeitungen und durch den Rundfunk die Betriebsführer immer wieder aufgefordert hat, die Arbeitsbuchanträge einzureichen und trotzdem immer noch Anträge ausſtehen, muß nach dem 1. Juli 1936 von dieſem Recht gegen ſäumige Betriebsführer Gebrauch ge⸗ macht werden. In dieſem Zuſammenhang wird noch be⸗ ſonders auf die neuerliche Verordnung des Herrn Reichs⸗ arbeitsminiſters hingewieſen, wonach ab 1. 7. 1936 auch bei den Betriebsgruppen des 2. Abſchnittes für die Ausſtellung der Arbeitsbücher niemand mehr als Ar⸗ beiter oder Angeſtellter beſchäftigt werden darf, der nicht im Beſitze eines Arbeitsbuches iſt. vorſchriften, insbeſondere Nichteinräumen des Vorfahrtsrech⸗ Aeberholen zurückzuführen. widriges Nationaltheater Mannheim. In Harald Bratt's neuer Komödie„Guſtav Kilian“, die am Miktwoch, den 17. Juni, in der Inſzenierung von Hans Carl Müller erſtaufgeführt wird, ſind beſchäftigt: Die Damen Decarli, Stieler, Hermine Ziegler, Sharland, Blankenfeld und Rena und die Herren Langheinz, Klix, Becker, Lauffen, Offenbach, Krauſe und Zimmermann. Bühnenbilder: Hans Blanke. * Der Arbeitseinſatz im Bezirk Mannheim Bei 3350 Arbeitsloſen weniger der Stand von 1923 erreicht, Mannheim, 15. Juni. Im Arbeitsamtsbezirk Mann⸗ heim ſetzte bereits bei Monatsbeginn eine ſtarke Belebung in der Schlüſſelinduſtrie, dem Baugewerbe, ein. Der Arbeitseinſatz nahm einen derart lebhaften Auf⸗ ſchwung, daß die Arbeitsloſenziffer von 16 529 Perſonen im Monat April um 3347 auf 13 182 Perſonen(Monatsende Mai) zurückging. Der Tiefſtand des Vorjahres— Ende Auguft— wurde bereits um 2061 Perſonen unterſchritten. Der Rückgang der Arbeitsloſigkeit in einem ſolchen, ſeil Jahren nicht feſtgeſtellten Umfang iſt in erſter Linie auf die Aufnahmefähigkeit der Safſon⸗Außenberufe als Folge der geſteigerten Belebung der Bau⸗Induſtrie zurückzuführen. Aber nicht nur die Außenberufe, ſondern auch die konjunkturab⸗ hanzigen Berufe haben eine erhebliche Aufnahmefähigkeit gezeigt. Der in anderen Arbeitsamtsbezirken herrſchende Fach⸗ arbeitermangel ſowie der zunehmende Bedarf an landwirt⸗ ſchaftlichen Arbeitern ermöglichte die Anterbringung von 825 Volksgenoſſen in dieſen Bezirken. Mit der Beſſerung der Beſchäftigungslage iſt auch ein fühlbarer Mangel an guten Fachkräften eingetreten. Geſucht werden: Maſchinenbuchhalter, Drogiſten aus dem Großhandel, Korreſpondenten aus der Treibſtoffbranche, jüngere erſtklaſſige Spediteure, Eiſenhändler für Stab⸗ und Rundeiſen, erſte Konfektionäre für große Spezialgeſchäfte und perfekte Steno⸗ typiſtinnen, Bau⸗ und Vermeſſungstechniker, Poliere, Elektro⸗ Ingenieure für Meßverſuche und Betriebskontrolle, Vorrich⸗ kungskonſtrukteure, Maſchinenzeichner, Zeichner für Schaltan⸗ lagen, Rundſchleifer, Schnittmacher, Vorrichtungsbauer, Werk⸗ zeugmacher und Kleindreher. Gedenktage 16. Juni. 1815 Blücher von Napoleon bei Ligny geſchlagen. 1871 Einzug der ſiegreichen deutſchen Truppen in Berlin. 1873 Der Seeoffizier Karl von Müller, Führer der„Em⸗ den“, in Hannover geboren. Sonnenaufgang 3,36. —— Sonnenuntergang 20.25 Schwere Tage in Mannheims Vergangenheit. . Im Jahre 1693 lag Stadt und Feſtung Mannheim in Schutt und Aſche. Die franzöſiſchen Zerſtörer duldeten nicht, daß die Zurückgebliehenen die Trümmerſtätten auf⸗ räumten und ſich niederließen. Die Einwohnerſchaft zer⸗ ſtreute ſich nach allen Richtungen, nur kleine Teile friſteten in armſeligen Hütten Neu⸗Mannheims(auf dem rechten Neckarufer hinter dem jetzigen Krankenhaus) ein kärg⸗ liches Leben. Aber auch hier hatten ſie keine Ruhe. Melacs Scharen überfielen des öfteren die ſchutzloſen armen Menſchen, die ſich trotz der großen Gefahr von der Heimaterde nicht trennen wollten. Einen kleinen Aus⸗ ſchnitt erhalten wir aus dieſen Schreckenstagen durch ein Schreiben des Bürgervorſtehers von Neu⸗Mannheim an den nach Heidelberg geflüchteten Mannheimer Stadtrat vom 24. Januar 1693, das folgenden Wortlaut hat: „Nachdem die Franzoſen den 24. dieſes, morgens früh ungefähr um 2 Uhr den Rhein mit etlichen Schiffen herunter ſeind kommen, weilen wir aber von unſerer Wacht gewarnt ſeind worden, ſo haben ſie nur einen Bürger bekommen, namens Rudolf Abeck, und haben unſer Kirch und Schulhaus verbrannt und auch 22 ge⸗ meine Hütten, benebendem alles geraubt und plündert, was ſie nur haben bekommen können, und darbei geſagt, warum wir nicht kontribunieren; ſo iſt ihnen geſagt worden, wir wären ſolches willens zu tun, ſo haben ſie mit brennen eingehalten und geſagt, wenn wir nicht kommen nach Philippsburg und mit ihnen accordieren (Kontributionsabgabe vereinbaren) ſo wollen ſie uns mit Schwert und Brand noch mehr verfolgen; ſo ſind wir arme Verfolgte unſeres Orts geſinnt, daß wir mit ihnen aufs beſte accordieren, verhoffen derentwegen, unſere hochgeehrten Herrn, ſie werden uns ſolches nicht verdenken können, ſondern uns drinnen behülflich ſein. Hiermit ſeind die Herren von uns freundlich ſalutiert und in Gottes Gnaden befohlen.“ Die Seckenheimer Ortsbehörde ſchrieb am 25. Jan. 1695 an das Oberamt Heidelberg: .„Wir Schultheiß und Gericht zu Seckenheim können in Unterthänigkeit nicht verhalten, ein hochlöbl. Ober⸗ amt zu berichten, daß uns von dem franzöſiſchen General Melac anbefohlen worden, daß die Mannheimer, welche noch Häuſer in der Stadt Mannheim ſtehen haben, dieſelbigen angeſichts dieſes abbrechen oder pon den Mannheimern dies- und jenſeits des Neckar niemand ſicher ſein, und wenn ſie es nicht ſelbſt tun wollen, ſo ſollen di⸗ Anterthanen in der ganzen Cent, ſoweit welche ihnen kontribuieren müſſen, dasſelbige abbrechen oder abbrennen und wenn die Anterthanen dasjenige nicht wollen kun und nur 1 oder 2 Häuſer in Mannheim ſtehen laſſen, ſo wollten die Franzoſen in der Cent in einem jeden Dorf noch ſo viel Häuſer abbrennen, denn der König (von Frankreich) nicht will haben, daß einige Stütze ſtehen bleiben ſoll, als bitten wir ein hochlöbl. Ober⸗ amt, dasjenige den Mannheimer Herren wiſſend 341 machen, damit die Dörfer nicht in weitere Ungelegenheit waffe möchten und wir dasjenige nicht zwangsweiſe tun müſſen. 5 Schwerſte Sorge ſpricht aus dieſen Schreiben, wo Deutſche von fremden Eindringlingen gezwungen werden, die kümmerlichen Aeberreſte ihrer Eigene ohr a zu vernichten. a 5 1 1 i Eberbach.(Schwerer Unglücksfall.) Einen bedauerlichen Anfall erlitt der in den fünfziger Jahren ſtehende Wilhelm Weber. Beim Arbeiten an der Kreisſäge kam er mit der rechten Hand in die Säge. Dabei wurden ihm ſämtliche Finger an der Wurzel und der Daumen zur Hälfte abgeſchnitten. Der Verletzte fand im Bezirkskrankenhaus Auf⸗ nahme. Mosbach.(50 Jahre Reichskriegerbund.) Der Reichskriegerbund„Kyffhäuser“, Kreisverband Mosbach feierte ſein 50jähriges Beſtehen. 57 Kriegerkameradſchaften des badiſchen Hinterlandes waren mit einem Teil ihrer Mit⸗ glieder und ihren Traditionsfahnen, wie auch den neuen Kyffhäuſerfahnen erſchienen. Der Zufall wollte es, daf am Sonntag eine Abteilung der jungen Wehrmacht in Mos⸗ bach Quartier nahm, ſo daß der Tag ganz im Zeichen der alten und jungen Soldaten ſtand. Leider machte die Wit⸗ terung nicht recht mit. In der Feſthalle begrüßte der Be⸗ zirksführer des Reichskriegerbundes, Frhr. v. Neurath, die Gäſte und Kameraden. Dann gedachte er der toten Kame⸗ raden der grauen und braunen Armee, die für Deutſchlands Zukunft fielen. Der Redner würdigte die S ldatentreue, die der Reichskriegerbund nun ſchon 150 Jahre pflegt und gab einen kurzen Ueberblick über die Entwicklung des Kreis⸗ verbandes Mosbach ſeit ſeinem 50jährigen Beſtehen. Die Feſtanſprache hielt Kamerad Hügel⸗Mosbach. 2 Lörrach.(Guter Fang.) Dieſer Tage näherte ſich von Stetten kommend ein Radfahrer der Zollſtelle. In den Nähe der Grenze ſteigerte er das Tempo und raſte an den deutſchen Zollbeamten vorbei. Drüben auf Schweizer Gebie! konnte der Burſche aber doch feſtgehalten werden. Er ent puppte ſich als ein 29jähriger franzöſiſcher Staatsangehöri⸗ ger, der ſchon wegen einer Reihe von Einbruchsdiebſtählen mehrfach vorbeſtraft iſt. Das mitgeführte Fahrrad war ge⸗ ſtohlen. Man vermutet in ihm den Täber der kürzlichen Einbrüche in Grenzach, bei denen auch der Opferſtock der Kirche ausgeraußr wurde, exwiſcht zu hahen. Hauptiagung des Schwarzwaldvereins. () Baden⸗Baden, 15. Juni. In den Tagen vom 13. bis 15. Juni tagte in der Oostalbäderſtadt nach 46 Jah⸗ ren wieder einmal der Schwarzwaldverein zu ſeiner 72. Haupt⸗ verſammlung. 75 Ortsgruppen hatten Vertreter entſandt Der Präſident des Schwarzwaldvereins, Schneiderhöhn, be⸗ grüßte die Erſchienenen, vor allem die zahlreichen Vertretei der Regierung, der Partei, von Behörden und befreundeter Wandervereinen. Reichsſtatthalter Wagner und Miniſterprä⸗ ſident Köhler hatten Grüße überſandt, Innenminiſter Pflau⸗ mer ein Telegramm geſchickt. Im Auftrag des Miniſters dee Kultus und Unterrichts ſprach Kreisſchulrat Gärtner, der die Zuſicherung gab, daß die Unterrichtsverwaltung jeder⸗ zeit die Belange des Schwarzwaldvereins wahren, ſeine In⸗ tereſſen unterſtützen und die Schuljugend auf das ſchöne Be⸗ tätigungsfeld des Schwarzwaldvereins hinweiſen werde. Die einzelnen Punkte der Tagesordnung wurden von der Verſammlung ohne Ausſprache genehmigt. Als Tagungs⸗ ort für 1937 wurde Calw(Württemberg) beſtimmt, für 1938 Singen a. H. ins Auge gefaßt. Zum erſtenmal konnte der Präſident das neugeſchaffene ſilberne Ehrenzeichen des Vereins an einige ganz beſonders verdiente, langjährige Mit⸗ glieder verleihen. Einſtimmig wurde der Einbau der vom Reichsbund für Leibesübungen herausgegebenen Einheitsſat⸗ zung für Spork⸗ und Wandervereine genehmigt. Nachdem der geſchäftliche Teil der Tagung erledigt war, hielt Profeſſor Dr. Hans Naumann von der Aniverſitäl Bonn einen Vortrag über den germaniſch⸗deutſchen Menſchen und ſeine Haltung zur Welt. Das große Schwarzwald ſängerfeſt (—) Donaueſchingen, 15. Juni. Donaueſchingen ſtand im Zeichen des großen Sängerfeſtes des Schwarzwaldſänger⸗ kreiſes. Am Samstag abend fand in der Städt. Feſthalle ein großes Feſtkonzerk der Donaueſchinger Geſangvereine und des Rietle⸗Quartetts ſtatt, das als beſonderer Erfolg des Donaueſchinger Geſangslebens verzeichnet werden kann und ſich zu einem Bekennknis für das deutſche Lied geſtaltete. Anſchließend begrüßte der Führer des Schwarzwaldſänger⸗ kreiſes, Schiele⸗Wellerdingen, die Ehrengäſte. Sein beſonderer Gruß galt dem Gauführer des badiſchen Sängerbundes, Sän⸗ gergauführer Schmitt⸗Kehl, Gau⸗Chormeiſter Rahner⸗Karls⸗ ruhe und Gauſchatzmeiſter Horn⸗Karlsruhe. Am Sonntag morgen verſammelten ſich die Sänger, die mit 58 Vereinen an dem Feſt beteiligt waren, zum Wer⸗ tungsſingen in der Feſthalle, an dem ſich 14 Vereine beteiligten. Gauchormeiſter Rahner gab nach Schluß des Wertungsſingens eine Würdigung und betonte, daß das Er⸗ gebnis ſehr gut geweſen ſei. In den Mittagsſtunden bewegte ſich unter Beteiligung mehrerer Muſikkapellen ein großer Feſtzug durch die Stra⸗ zen der Stadt nach dem Feſtplatz im Fuͤrſtlich⸗Fürſtenber⸗ giſchen Park, wo die große Treuekundgebung der Sänger mit zwei Männergeſangschören unter Beteiligung von nahezu 2000 Sängern eingeleitet wurde. Kreisſängerführer Schiele begrüßte die Sangesbrüder, den Sängergauführer, die Ehren⸗ gäſte ſowie Fürſt von Fürſtenberg. Gleichzeitig dankte er der Stadt Donaueſchingen und dem Fürſten von Fürſten⸗ berg für ihr Entgegenkommen. Zündende Worte an die Sänger fand Gaufängerführer Schmitt⸗Kehl, der auf die Bedeutung Donaueſchingens im Kunſtleben hinwies. Seine Anſprache klang aus in einem Treuegelöbnis zum deutſchen Lied, zu Führer und Vaterland. Schwarzwaldbauernhof abgebrannt Iktenſchwand bei Schönau i. W., 16. Juni. Am Montag vormittag brach in dem alten, dem Landwirt Aloi Phi⸗ lipp gehörenden Schwarzwaldbauernhof am Ortseingang des Dorfes Feuer aus, das man erſt gewahrte, als das Haus in Flammen ſtand. Der Beſitzer des Anweſens und ſeine Frau waren auswärts und die vier kleinen Kinder konnten nur mit knapper Not vor dem Feuertode bewahrt werden. Acht Stück Großvieh, ein Schwein und zahlrei⸗ ches Federvieh kam in den Flammen um. Nur mit größ⸗ ter Mühe konnten die Bewohner der benachbarten Häuſer dieſe vor einem Uebergreifen des Brandes ſchützen. Von den Fahrniſſen konnte nicht das geringſte gerettet werden. Zwei Kinder beim Baden ertrunken Kehl, 15. Juni. Zwei 13jährige Mädchen, die Töchkei des Landwirks Johann Köhler 6 und des Landwirts Jakol Moſtberger 3 in Holzhauſen ſind beim Baden im Holchen⸗ bach ertrunken. Die des Schwimmens unkundigen Kinder waren an eine kiefe Stelle geraten. Trotz ſoforkiger Ber⸗ gung waren Wiederbelebungsverſuche erfolglos, ſo daß der aus Freiſtekt herbeigeeilte Arzt nur noch den Tod der un⸗ glücklichen Mädchen feſtſtellen konnte. * Hand werkskunſt unſerer Vorfahren Wenn man durch alte Kleinſtädte geht. Wer mit offenen Augen durch die Kleinſtädte und Dörfer wandert, dem fallen in vielen Gegenden die Fachwerk⸗ häuſer aus dem Mittelalter auf, die mit ihren geſchnitzten Balken und den reichverzierten Türbogen mit ſinnigen In⸗ ſchriften Kunde geben von der ſchönen und großen Handwerks⸗ kunſt unſerer Vorfahren. Manche Inſchrift iſt lebendige Stadtgeſchichte, erzählt ſie doch von Bränden, Kriegen und Krankheiten, die den Ort heimſuchten. Andere rufen die Namen vergangener Geſchlechter in die Erinnerung zurück. Ueberwiegend ſind es fromme Sprüche, die das Haus und alle ſeine Bewohner dem Schutze Gottes empfehlen und ſo⸗ mit von dem ſchlichten, gläubigen Sinn unſerer Vorfahren er⸗ zählen. Daß die Holzſchnitzkunſt im Mittelalter in hoher Blüte ſtand, verraten die zahlreichen Ornamente, die Balken und Türbogen ſchmücken. Meiſtens handelt es ſich um Son⸗ nen⸗ und Sternornamente, Speichenräder, Lebensbäume und Schlangengewinde. Das Brauchtum, Haus und Hausrat mit Heils⸗ zeichen zu ſchmücken, reicht bis weit in die vorgeſchichtliche Zeit zurück. Die Ornamente des Mittelalters ſind Ueber⸗ bleibſel aus der alten germaniſchen Zeit mit ihren religiöſen Vorſtellungen und der nordiſchen Götterlehre. Vielfach ge⸗ winnen in dem Holzſchnitzwerk alter Bürger⸗ und Bauernhäu⸗ ſer Namen und Geſtaltung der Edda wieder lebendige An⸗ ſchaulichkeit, ſo der Lebens⸗ und Weltenbaum über dem Rauſchkeſſel oder dem Brunnen. Oft trägt der Lebensbaum ein Sonnenbild oder ein Hakenkreuz. In der chriſtlichen Zeit wurden die alten Vorſtellungen immer mehr verdrängt, aber die Handwerker übten nach wie vor ihre alte Kunſt aus, auch wenn ihnen Inhalt und Sinn der alten, von Hand⸗ werkergeneration auf Handwerkergeneration überlieferten Or⸗ namentik verlorengegangen war. In den vergangenen Jahrzehnten ſind viele Denkmäler mittelalterlicher Handwerkskunſt dem Zeitgeiſt zum Op⸗ fer gefallen. Glücklicherweiſe hat ſich unſere Zeit zur Aufgabe geſetzt, die noch erhaltenen Zeugen alter Handwerks⸗ kunſt zu ſchützen und zu pflegen. Zweifellos kann zu dieſem Beſtreben auch der Kunſthandwerker an Ort und Stelle manche Anregung geben, wie er auch mit Rat und Tat immer zur Verfügung ſtehen ſoll, wo es darum geht, wertvolle Zeu⸗ gen großer Vergangenheit dem Verfall zu entreißen. Eine Einrichtung der alten lippiſchen Stadt Barntrup kann in dieſer Hinſicht als beiſpielgebend angeſprochen werden. Hier veran⸗ ſtaltet der Bürgermeiſter von Zeit zu Zeit Beſichti⸗ gungsgänge durch die Stadt, an denen neben Vertretern des Stadtrates und des Verkehrsvereins die ortsanſäſſigen Künſtler, Baumeiſter und Malermeiſter, teilnehmen. Zweck dieſer Rundgänge iſt, etwaige Mängel, die das Geſicht der Stadt ungünſtig beeinfluſſen, zu beſeitigen und andererſeits ſchöne Stadtbilder noch beſſer zur Geltung zu bringen. Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt vom 15. Juni. Auftrieb: 39 Bullen, 44 Ochſen, 75 Rinder, 133 Kühe, zuſammen 291 Stück. Großvieh mußte des geringen Auftriebs wegen durch die Kommiſſion anteilig der zugewieſenen Kontingente zugeteilt werden. Höchſtnotiz für Bullen 43, Ochſen 45, Rinder 44, Kühe 43 Pfennig.— Am Kälbermarkt ſtanden 767 Tiere zum Verkauf. Gegenüber der Vorwoche 250 Stück, Der Markt nahm einen langſamen Verlauf. Der Auftrieb war um 400 Tiere geringer als am letzten Hauptmarkttag, ſo daß ſich ein recht lebhaftes Geſchäft entwickelte. Die Preiſe gingen um 4 Pfg. zurück. Die Höchſtnotiz betrug 72 Pfg. — Am Schweinemarkt ſtanden 1860 Tiere zum Verkauf. Höchſtnotiz bis 57 Pfg. unverändert Deckungsmöglichkeit für die Metzger im Rahmen der Kontingente. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 15. Juni. Notie⸗ rungen unverändert. Rauhkutter(loſe) 6,25 bis 6,50; Lu⸗ zernekleeheu 7; Roggen⸗ und Weizenſtroh. geb. 3 bis 3,25, Hafer⸗ und Gerſteſtroh geb. 2,75 bis 3 Rm. Aus den Nachbarländern Schweres Autounglück Ein Toter, vier Schwerverletzte. Landau, 16. Juni. 5 Montag früh ereignete ſich auf der Staatsſtraße Lan⸗ dau— Speyer ein folgenſchweres Verkehrsunglück. An der dortigen Straßenkreuzung Niederhochſtadt— Weingarten und Zeiskam— Freimersheim ſtießen zwei Perſonenkraft⸗ wagen in voller Fahrt zuſammen. In dem einen Wagen befanden ſich zwei Angehörige der Wehrmacht, in dem an⸗ deren drei Ziviliſten. Die Folgen des Zuſammenſtoßes waren ſchrecklich. Beide Wagen wurden über die Böſchung geſchleudert and blieben ſchwer beſchädigt liegen, die Inſaſſen unker ſich begrabend. In der Nähe auf dem Jelde arbeitende Landwirte und hinzukommende Kraftfahrer machten ſich ofork an die Bergung der Verunglückten, die in das Landauer Krankenhaus überführt wurden. Der 51 Jahre alte Monteur Philipp Stemmle aus Mannheim-Neckarau erlag auf dem Transport ſeinen ſchweren Verletzungen. Bei den Schwerverletzten handelt es ſich um den In⸗ genieur Alfred Rothe aus Braunſchweig, den Kaufmann Jolef Spieß aus Landau, ſowie um die Soldaten Otto Henker und Karl Ammon, beide aus Neu⸗Ulm. Der Zu⸗ ſtand der Verletzten iſt z. T. beſorgniserregend. Schwerer Verkehrsunfall Eine Tote, vier Verletzte. Hattersheim, 15. Juni. Auf der Kreuzungsſtraße von Hattersheim nach Hofheim ſtießen zwei Kraftwagen in voller Fahrt zuſammen. Dabei wurde eine Frau getötet, wäh⸗ rend zwei Männer und zwei Frauen mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Sie hatten Schä⸗ dels und Beinbrüche ſowie innere Verletzungen erlitten. Die beiden Wagen wurden ſtark beſchädigt. ö 8 Der verhängnisvolle Schuß Seinen Kameraden getötet. Nidda, 15. Juni. In dem Nachbarort Geiß⸗Nidda war der 13 Jahre alte Schüler Reinhold Schwab auf rätſelhafte Weiſe verſchwunden, nachdem er vorher mit zwei Jungen im Alter von etwa 17 Jahren beim Spatzenſchießen ſich beſchäftigt hatte. Trotz eifrigen Suchens der ganzen Orts⸗ bevölkerung konnte der Junge zunächſt nicht gefunden werden. Erſt im Laufe des Freitag nachmittag gelang es, den vermiß⸗ ten Jungen zu ermitteln, und zwar wurde er in einem Kanal inmitten des Dorfes tot aufgefunden. Die Polizei verhaftete den 16 Jahre alten Erwin Höres, der nach anfänglichem Leugnen zugab, ſeinen Kameraden ge⸗ tötet zu haben. Höres erklärt, daß beim Laden ſeines Flo⸗ bertgewehres ein Schuß losging, der ſeinen Kameraden traf. 8 Tödlich verunglückt. — Alm, 15. Juni. Ein ſchrecklicher Verkehrsunfall for⸗ derte das junge Leben des in Alm wohnenden ledigen Schloſ⸗ ſermeiſters Friedrich Honold. An der Staatsſtraße Ulm Stuttgart bei Dornſtadt fuhr Honold in der Nacht aus der Richtung Stuttgart kommend, auf den hinteren Teil eines ihm entgegenfahrenden Langholzfahrzeugs mit Anhänger auf, Honold erlitt dabei eine ſchwere Kopfverletzung, die ihm die Herrſchaft über ſein Fahrzeug nahm und wohl auch den ſofortigen Tod herbeiführte. 0 Brand in der Maſchinenfabrik Gebr. Schmid. — Freudenſtadt, 15. Juni. In der Maſchinenfabrik Ge⸗ brüder Schmid brach Feuer aus. Es nahm ſeinen Ausgang von der Modellſchreinerei und verbreitete ſich raſend ſchnell auf verſchiedene indere Teile der Betriebsanlage. Die Freu⸗ denſtädter Feuerwehr rückte dem gewaltigen Feuer energiſch zu Leibe und konnte es innerhalb kurzer Zeit ſoweit ein⸗ dämmen, daß nicht der ganze Betrieb zerſtört wurde. Der Dachſtock iſt teilweiſe völlig ausgebrannt, und außer der Modellſchreinerei, die ſich im erſten Stock nach der Straß⸗ burgerſtraße hin befand, litten beſonders die Gußputzerei, weniger die mechaniſche Werkſtätte. Verbrannt ſind ſehr viele Modelle für die Eiſengießerei. Wie der Betriebsinhaber der„Schwarzwaldzeitung“ mitteilte, erleidet der Betrieb keine Unterbrechung. Ueber die Entſtehungsurſache des Brandes iſt nichts bekannt. — Alm.(Tod auf der elektriſchen Lokomo⸗ tive.) Auf der Fahrt von Alm nach Stuttgart wurde der Lokomotivführer eines elektriſchen Zuges von ſeinem Beifahrer vermißt. Als dieſer nach ihm ſah, fand er ihn im Maſchinen⸗ raum der Lokomotive auf dem Boden liegen. Zu ſeinem Schrecken mußte der Beifahrer feſtſtellen, daß der Lokomotiv⸗ führer tot war. Ob es ſich um einen Anfall handelt oder ob der Lokomotivführer einem Herzſchlag erlegen iſt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Die Leiche wurde in Geislingen ausgeladen und dort aufgebahrt. Nieder⸗Ingelheim.(Sin„hoffnungsvoller“ Bur⸗ ſche.) Einem Nähmafangenhändler kam es verdächtig vor, daß ein 18jähriger Burſche den Oberſatz einer Nähmaſchine an ihn verkaufen wollte. Als die Polizei erſchien, ergab es ſich, daß der Burſche, der aus Gau⸗Algesheim ſtammt, ſeiner Mutter die Maſchine gestohlen hakte und durch den Verkauf zu Geld kommen wollte. Weiter wurde feſtgeſtellt, daß der hoffnungsvolle junge Mann noch drei Monate wegen eines Fahrraddiebſtahls ab 1 hat. Turnverein 98, e. B., Mhm.⸗Seckenheim Heute abend 9 Uhr Zuſammenkunft der Turner und Turnerinnen, welche ſich am Bergfeſt in Heidelberg beteiligen. Erſcheinen unbedingt erforderlich, da die Meldungen abgegeben werden müſſen. Die Leitung. Evang. Kirchenſteuer. Die evang. Landes⸗ und Ortskirchenſteuer Gummi werden von heute an durch das Evang. Stempel Gemeindeamt Mannheim eingezogen. ö Kaſſenſtunden ſind wöchentlich jeweils in jeder Mittwochs und Freitags von 14—17 Uhr Ausführung im Konfirmandenſaal. und Größe Die Steuer kann auch auf das Poſtſcheck⸗ liefert konto des Evang. Gemeindeamtes Mann⸗ Oruckeret heim 5126 Karlsruhe eingezahlt werden. 7 Mhm.⸗Seckenheim, 16. Juni 1936. ee Evang. Kirchengemeinderat. e Sleeche? Waren helfen puren! Finmach-Artikel!! Opekta Flasche 1.53 ½ Flasche 86 Opekta in Beutel 43, 23 Einmachsalizyl Beutel 07, 05 wie unschön— Werd 1 werden schnell Truden Nin 198. Gegen Pi Mitessey Lenus Stärke G. 5—— lenmigte Wirknng dureh Uenns- „ l 6.80 43 20 Germanila-Drog. Höllstin. Einmach- Glasstoft (Wie Celophan) Brief- 15 Inhalt: 1 Bogen 459480 em 10 Eflkette, 10 Gummiringe Salizyl- Pergamentpapier Schnell verkauft, Schnell vermietet ist alles, Was die große 5 Oeffentlichkeit wissen Einmachgewürze soll.— Der einfachste Speiseessig Liter 16 billigste und beste Weg- 3% gabatt weiser Hierzu ist das zetuungs-Inserat! Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ der Ausſtatiung. Neclcar- Bale- Druciterei. Vie drucleeu 3