Nr. 142(2. Blatt). N ele ee 4 Nach den Sanktionen Selbſt für den Kenner engliſcher politiſcher Entwick- lungen iſt es nicht unintereſſant, das gegenwärtige große Umdenken zu verfolgen, das in England inbezug auf die Abſchließung der Sanktionsepiſode vor ſich geht. Noch operieren zwar die unentwegten Pazifiſten und ein Teil der Völkerbundsfreunde mit dem Argument, daß Eng⸗ lands Anſehen es nicht ertragen könne, jetzt einfach ſang⸗ und klanglos mit den Sanktionen Schluß zu machen und die italieniſche Eroberung von Abeſſinien anzuerkennen. Aber die engliſche Oeffentlichkeit iſt bereits unempfänglich für ſolche Argumente geworden. In der Heimat des Sports kennt man den Grundſatz, daß ſchließlich auch mal ein Spiel verloren gehen kann. und die engliſche Oeffentlichkeit hat ſich mit der Tatſache abgefunden, daß England eben auch einmal„ein guter Verlierer“ ſein muß. Und in einem ſolchen Falle gilt es, daß man„hart im Nehmen“ ſein kann. Eine ſolche mehr ſportliche Auffaſſung der politiſchen Moral erleichtert jedenfalls den führenden Männern die Kursänderung weſentlich. Bisher dachte man ſich in England die Entwicklung ſo, daß irgendein neutraler Staat die Aufhebung der Sanktionen beantragen und England ſich dem in Genf nicht mehr widerſetzen würde. Aber bis jetzt hat ſich kein neutrales Karnickel gefunden. Auch der franzöſiſche Freund iſt, beſonders aus innerpolitiſchen Bedenken heraus, der Meinung, daß England, das ja ſchließlich den ganzen Sanktionsſtreit entfacht hat, nun auch ſelber den Antrag ſtellen müſſe, die Sanktionen wieder aufzuheben. In ande⸗ ren Ländern würde man ſagen, daß leider die Entwick⸗ lung dazu zwinge, den bitteren Kelch bis zur Neige zu leeren, aber der rationelle Engländer findet, daß ſchließ⸗ lich ein Antrag, der von England ausgeht, doch ganz ver⸗ nünftig wäre, und ſo iſt es Mr. Anthony Eden ſelber, der der engliſchen Politik den guten Rat gibt, in Genf die Auf⸗ hebung der Sanktionen zu beantragen. Die britiſche Pro⸗ paganda verſucht bei der Begründung eines ſolchen Schrit⸗ tes auf die öffentliche Meinung mit Gründen zu wirken, die in England immer auf Verſtändnis ſtoßen. Man weiſt darauf hin, daß England ſchwere wirtſchaftliche Opfer bei den Sanktionen gebracht habe, und die auſtraliſche Regie⸗ rung unterſtützt dieſes propagandiſtiſche Argument, in⸗ dem ſie ihren Sanktionsſchaden auf 20 Millionen Pfund berechnet. In der ausſchlaggebenden konſervativen Partei iſt jetzt die Einigkeit vollkommen wieder hergeſtellt. In dem auswärtigen Ausſchuß dieſer maßgebenden Partei hat ich in einer Sitzung keine einzige Stimme mehr für die ufrechterhaltung der Sanktionen ausgeſprochen. Sogar die„Times“ ändert jetzt ihre Politik und verlangt, daß man ſich über die Methode und den Zeitpunkt der Sank⸗ tionsbeendigung ſchlüſſig werden müſſe. Das iſt für das Blatt, das bisher im Kampfe gegen Italien führend war, allerhand.. Natürlich muß man der ba Oeffentlichkeit für ein ſolches Umdenken, das ſchon mehr ein Umſchwen⸗ ken iſt, einen plauſiblen Grund liefern. Er wird gegeben durch den Hinweis, daß die Frage der Reform des Völkerbundes unaufſchiebbar geworden iſt, ſo ver⸗ langt auch die„Times“ für ſpäteſtens Juli die Nieder⸗ etzung eines Ausſchuſſes, der die einzelnen Reformvor⸗ chläge überprüfen ſoll. So weit alſo England in Frage kommt, wäre der Fall ausgeſtanden. Man ſpricht heute nicht mehr davon, daß Eden eigentlich als Außenminiſter zurücktreten müſſe. Er wird durch ſeinen Canoſſagang die innere Kabinettskriſe ſelber zum Abſchluß bringen. Was aber wird Italien tun? In Rom verfolgt man naturgemäß das britiſche Umdenken mit entſprechen⸗ der Genugtuung. Muſſolini hat durch eine unzweideutige Erklärung an den„Britiſch⸗Italieniſchen Ausſchuß für Friede und 1 don ge die Entwicklung weſentlich ge⸗ fördert. Er hat dort geſagt:„Ich habe England und alles, wofür England eingetreten iſt, ſtets bewundert. Ich hoffe, daß das britiſche Volk eines Tages den Dienſt erkennen wird, den Italien durch ſeinen Feldzug in Afrika für das Britiſche Reich geleiſtet hat“ Aber in Italien wünſcht man nicht eine Genfer Erklärung mit Abſchwächungen und Vor⸗ behalten. Es ſcheint ſogar, daß Rom darauf ausgeht eine Zurücknahme des berüchtigten Angreiferurteils zu errei⸗ en. Ob das gelingen wird, ſteht freilich noch dahin. Vielleicht begnügt man ſich auch in Rom damit, daß ein⸗ fach ein Schlußſtrich unter die Vergangenheit gezogen wird. Dann kann ſich Italien wieder voll in die europäiſche Politik einſchalten. Es wird an der Reform des Völker⸗ Br p p p p p p p p j(j— j jç—r—è˖łovf 2 * N Weltbild(M). Zum 75. Geburtstag des Siegers von Coronel. Maximilian Reichsgraf von Spee wurde am 22. Juni vor 75 Jahren geboren. Er führte im Weltkriege das deutſche Kreuzergeſchwader, errang am 1. November 1914 den Seeſieg von Coronel und ſtarb mit ſeinen beiden Söhnen den Seemannstod in der Schlacht bei den Falklands⸗ 8 inſeln am 8. Dezember 1914. bundes mitarbeiten telmeer⸗Pakt nicht ei des Gebers, und England wird für ſeine Verbindungen nach dem na erlangen kann, mit der Anerkennung des italieniſchen Imperiums zahlen. Wenn man ſich fre alle Sicherheiten, die n und fernen Oſten lic en franzöſiſchen Kreiſen und hier und da bei nen Heißſpornen in England der Hoffnung hingi talien einfach in die alte Streſalinſe wieder einſchwenken wird, ſo ketzen gerade italieniſche Organe in ſolche Hoffnungen ſtarke Zweifel. Der Gedanke der künftigen Orientierungen der römiſchen Politik wird beiſpielsweiſe im„Giornale d'Italia“ durchaus in deutſch⸗freundlichem Sinne behan⸗ delt. Man erkennt dort Deutſchlands neutrale Loyalität an und erklärt darüber hinaus Deutſchlands Hal⸗ tung als aufrichtig, oftmals ſogar freundſchaftlich und für die hiſtoriſchen Notwendigkeiten Italien getragen. Wir verſchließen uns gleichwohl nicht jenen britiſchen Abſichten, die auf eine Verſtändigung mit Italien ausge⸗ hen, um dann eine kühlere Politik gegenüber Deutſchland einzuſchlagen. Dieſe Abſichten finden in England ſelbſt ſtarken Widerſpruch. So hält es gerade Lord Lothian für notwendig, den Gedanken eines gerechten Aus⸗ gleichs mit Deutſchland durch ein ſehr detail⸗ liertes Programm erneut anzuregen. Auch Ward Price bringt in der„Daily Mail“ einen Aufſatz, der der engli⸗ ſchen Außenpolitk die Aufgabe zuweiſt, ſich auf neue Grundſätze zu ſtützen. Er geht ſo weit, die konti⸗ nentale Vorherrſchaft Frankreichs für be⸗ endet zu erklären. Er weiſt darauf hin, daß Frankreichs Regierung unter den gefährlichen Einflüſſen von Mos⸗ kau ſtehe, und er ſieht die kommuniſtiſche Gefahr über Spanien und Frankreich. Darum ſeine Empfehlung, Eng⸗ land müſſe ſich mit Italien und Deutſchland verſtändigen. Die badiſchen Kredugenoſſen Die Entwicklung im letzten Jahr. Mosbach, 19. Juni. Zu ihrem 6. Verbandstag hatten die Badiſchen Kredit⸗ genoſſenſchaften e. V. Raſtatt ihre Mitglieder nach Mosbach eingeladen. In der Hauptverſammlung ſprach der Direktor der Deutſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe Berlin, von Lind⸗ einer⸗Wildau, über„Wirtſchaftskonjunktur und Genoſſen⸗ ſchaftskredit“. Der Redner betonte die Daſeinsberechtigung der Kreditgenoſſenſchaften, denn wenn ſie verſchwänden, würde ſich ein Loch in unſerem Geldwirtſchaftsſyſtem auftun, das durch andere Stellen nicht ausgefüllt werden könnte. Für die Genoſſenſchaften bleibe daher auch weiterhin die ſchwere aber auch ſchöne Aufgabe, den kleinen Kreditbedarf des ſelbſtändigen mittelſtändleriſchen Unternehmens in Stadt und Land zu befriedigen, ohne kapitaliſtiſche Dividendenver⸗ gütungen in den Vordergrund zu ſtellen. In großen Zügen befaßte ſich dann der Redner mit der Weltwirtſchaft. Unſere Welthandelsbilanz war 1935 mit 110 Mill. Rm. aktiv. Es müßten daher alle Kräfte angeſpannt werden, dieſen Erfolg zu halten. Und es ſei ſicher ein großer Erfolg, wenn man bedenke, daß der Ge⸗ ſamtabſchluß der Deutſchen Kreditgenoſſenſchaften bereits zwei Milliarden überſchritten habe und die Einlagen auf 1,2 Mil⸗ liarden geſtiegen ſeien. Zum Schluß ſeiner Ausführungen kam er noch auf die gegenwärtige Sonderkonjunktur zu ſprechen, die dem mittelſtändleriſchen Selbſtunternehmen die Gelegenheit gebe, wieder das Kapital anzuſammeln, was ihm während der Kriegs⸗ und Nachkriegszeit verloren ging, warnte aber zugleich davor, dieſen gegenwärtigen Zuſtand als Dauer⸗ zuſtand anzunehmen, denn wer dies kue, grabe ſich ſein eigenes Grab. Verbandsdirektor Günther⸗Raſtatt erſtattete einen umfaſſenden Tätigkeitsbericht über die Entwicklung des Ver⸗ bandes im abgelaufenen Jahr. Der Geldmarkt werde ebenſo wie der Kapitalmarkt in erſter Linie für die Bedürfniſſe des Reiches offengehalten werden müſſen. Das wirke ſich auf die Bautätigkeit in erſter Linie aus, weil dadurch die Hypothekenbanken und Sparkaſſen nicht in dem Umfange wie früher als Hypothekengeldgeber auftre⸗ ten können. Auf die Landwirtſchaft übergehend be⸗ tonte der Redner, daß die landwirtſchaftliche Entſchul⸗ dungsregelung in dieſem Jahre raſchere Fortſchritte machen werde. Einen breiten Rahmen nahmen die Ausführungen des Redners über die Ergebniſſe des abgelaufenen Verbandsjah⸗ res ein. Der Umſatz ſei um 200 Millionen auf 1,936 Milliarden geſtiegen, die Bilanzſumme auf 127 000 000 Rm. An Wechſeln haben die Genoſſenſchaften 11,8 Mill. aus⸗ geliehen gegen 7,6 Mill. 1934. Die Wertpapiere ſeien mit 7 Mill. Rm. ausgewieſen und 2 Mill. höher als 1934. Die Bankguthaben betragen 73 Mill. und ſeien faſt gleich geblieben. Die Außenſtände in laufender Rechnung und feſt⸗ befriſteten Darlehen betragen 96,6 gegen 96,2 Mill. Die aften Hau im Baumarkt bezw. von Zwi id zur Finanzierung von Die teiligung der Zentralkaſ⸗ Deutſchlandkaſſe an der Treubau ſen unter Führung der AG. ſei in erſter Linie darauf zurückzuführen, der Reichsregie⸗ rung die tatkräftige Unterſtützung in Bezug auf die Bau⸗ finanzierung zu gewähren. Die Spareinlagen ſeien um 2 Mill. auf 75,2 Mill. geſtiegen. Die Geſchäftsgut⸗ haben der Mitglieder betragen 14,5 Mill. und haben ſich nicht vermindert, die Reſerven 11,5 Mill. Der Rein⸗ gewinn ſei auf 1 Mill. geſtiegen und wurde zur Bezah⸗ lung von 573 000 Rm. Dividenden verwendet, 251 200 Rm. wurden den Reſerven gutgeſchrieben, für ſonſtige Rückſtel⸗ lungen 54 500 Rm. ausgegeben und 136000 Rm. wurden auf neue Rechnung vorgetragen. Natürliche Ernährung Die nationalſozialiſtiſchen Forderungen an die Volls⸗ ernährung. Die nalionalſozialiſtiſchen Forderungen an die Volks⸗ ernährung entwickelte das Mitglied des Sachverſtändigenbei⸗ rats für Volksgeſundheil bei der Reichsleitung der NSDAP., Profeſſor Dr. Franz Wirz, in einem Vortrag vor Vertrauens⸗ leuten für Ernährungsfragen der Partei und Vertretern aller maßgeblichen Behörden. Er ging aus von der beträcht⸗ lichen Verſchiebung, die ſich infolge der Verſtädterung inner⸗ halb der hauptſächlichſten und wichtigſten Nahrungsmittel vollzogen habe, und zwar von der Kohlenhydrat⸗ auf die Eiweißſeite, ſowie von der Seite der reinen Nahrungsmittel auf die Seite der Genußmittel. Die Folge ſeien eine Reihe bedrohlicher Symptome, ſo eine Zunahme der ſogenannten Stoffwechſelkrankheiten und ein geradezu kataſtro⸗ phaler Gewichtsverfall. Wir müßten hier als Symptome auch die in den letzten Jahrzehnten rapide zugenommene Unfruchtbarkeit des Volkes in Rechnung ſetzen. Zu der ver⸗ hängnisvollen Verſchiebung habe ſich noch eine Verkün⸗ ſtelung der Nährſtoffe geſellt. Den in der Medizin ſchon beſtehenden Ganzheitsbegriff wolle er hiermit als For⸗ derung auch auf dem Gebiet der Ernährung aufſtellen. Wir müßten wieder die Nahrungsſtoffe für die Nahrungsberei⸗ tung ſo nehmen, wie die Natur ſie uns bietet, ſolange uns Nahrungsmittel in dieſem Naturzuſtand nicht unmittelbar ſchädlich ſind. Das Kriterium, das der Nationalſozialismus hinſichtlich ſeiner Forderungen an die Volksernährung aufſtellen müſſe, laute: es darf nicht jeder leben, wie es ihm ge⸗ rade paßt, ſondern er hat ſich bei ſeinem Handeln ſtets zu fragen, ob er damit ſeinem Volke nützt oder ſchadet. Die Ernährung müſſe das Volk leiſtungsfähiger machen. Hier⸗ aus erwachſe dem einzelnen Volksgenoſſen genau ſo wie auf rein politiſchem Gebiet eine Verpflichtung gegenüber ſeinem Volk auch in der Ernährung. Dem Reichsnährſtand ſei zu danken, daß es gelungen ſei, die Ernährung des deutſchen Volkes mengenmäßig ſicherzuſtellen. Das Brot ſollte wirk⸗ lich wieder unſer läglich Brot, alſo die Hauptnahrung wer⸗ den, ſo daß wieder 200 Kg. auf den Einzelnen je Jahr entfielen. Unſere Nahrung müſſe die Nährſtoffe ſo bieten, wie ſie die Natur in ihrer Zuſammenſetzung bringt. Das bedeute beim Brot: fort mit den Produkten ver⸗ feinerten, gebleichten und ſonſtwie chemiſch und mechaniſch mißhandelten Mehles, zurück zur Brotform, die Jahrtauſende alt iſt, zum gut durchgebackenen echten Voll⸗ kornbrot. Es ſei auch falſch, die Gemüſe abzukochen; man dürfe ſie nur dünſten. Die Nahrung müſſe weiter eine gewiſſe Derbheit aufweiſen, was die Kriſenfeſtigkeit und den Kauprozeß anrege. Möglichſt natürlich müſſe auch die Konſervierung erfolgen. Das gewaltige Arbeitsprogramm auf dem Gebiet der Volksernährung müſſe in drei Fronten erzielt werden, in der wiſſenſchaftlichen Front, die u. a. vom Reichsgeſundheits⸗ amt getragen wird, in der ökonomiſchen Front(Reichsnähr⸗ ſtand) und in der Front der Ernährungsführung als Teil der geſamten Menſchenführung. Dies ſei Aufgabe der Par⸗ tei. Die Vertrauensmänner für Ernährungsfragen müßten die einzelnen Volksgenoſſen belehren. Der Nattonalſozialis⸗ mus ſei durchaus kein Gegner von Genuß mitteln, die ſogar von Zeit zu Zeit als Förderer für den Organismus gut ſeien; er ſei weit davon entfernt, Puritaner zu erziehen. Das gelte auch für den Genuß alkoholiſcher Ge⸗ tränke, der aber Genuß bleiben müſſe und nicht zur täglichen Nahrung werden dürfe. Andererſeits ſei der Nationalſozialismus Gegner aller einſeitigen und übertriebenen Ernährungsarten, wie Vegetarismus, Rohköſt⸗ lertum uſw. Alle Ernährungsformen ſeien auf den ärmſten Volksgenoſſen abzuſtellen. „Die Gauſonnwendfeſer der NSDAP. findet am Samstag, den 20. Juni, auf der Feierſtätte am Heiligen Berg bei Heidelberg ſtatt.“ Deutſchlands älteſte Hammerſchmiede. In dieſem Jahre wirt der Frohnauer Ham mer bei Annaberg in Obererzgebirge ein halbes i alt. * „Weltbild(Mh, Eine Glocke wandert Schickſale einer märkiſchen Kirchenglocke. Es war um das Jahr 1550, als der damalige Kur⸗ fürſt von Brandenburg, Joachim II., mit großem Gefolge der Stadt Bernau in der Mark einen Beſuch abſtattete. Die Bernauer ließen es ſich nicht nehmen, ihren Landes⸗ herrn mit ellen Ehren zu empfangen. Die Straßen und Häuſer waren feſtlich bekränzt, Ehrenbogen ſchlangen ſich um die Stadttore, und im Turm der altehrwürdigen Ma⸗ rienkirche mühten ſich die„Lauter“, die ehernen Stim⸗ men der hoch oben ſchwingenden Glocken zu einem har⸗ moniſchen Lied der Freude und des Stolzes über den hohen Beſuch zuſammenklingen zu laſſen. Dur Kurfürſt, auf ſeinem Rappen ſitzend, horchte auf. Unter den Glockenklängen war einer, der ihm ans Herz griff. Tief und dröhnend wie Orgelton beherrſchte er das Klingen der übrigen. Mauern und Dächer gaben ſummend den herrlichen Ton zurück. Die Luft war er⸗ füllt von ihm, und des Kurfürſten Sinn nicht minder. Wenig ſpäter war das Geſchick der herrlichen Glocke ge— wendet. Die ſüßſauer blickenden, aber ehrerbietig lächeln⸗ den Bernauer Rats⸗ und Kirchenherren verpflichteten ſich gegen eine angemeſſene Entſchädigung, die Glocke ſchnell⸗ ſtens nach Berlin zu ſchaffen. Mit vieler Mühe und Not wurde ſie von ihrer luf⸗ tigen Höhe herabgeholt und auf einen eigens gebauten ſchweren Wagen geſtellt, den 20 ſtarke Ochſen ziehen muß⸗ ten. Da, unmittelbar am Rathaus, hörte man einen Krach, ein Schrei aus Hunderten von Kehlen folgte, der Wagen war in der Mitte gebrochen, und die Glocke hatte im Fal⸗ len ein tiefes Loch in das Pflaſter geſtoßen. Nach Tagen erſt konnte die Fahrt der Glocke auf einem neuen Wagen fortgeſetzt werden, und diesmal glückte ſie bis zur Bernauer Stadtgrenze, wo der Wagen plötzlich bis über die Achſen im Boden verſank und die Glocke einen Ton vernehmen ließ, der wie ein tiefes Stöh⸗ nen klang. Mühſam grub man den Wagen aus ſeiner Verſenkung, und dann endlich gelang die Ueberführung der Glocke. Auf Befehl des Kurfürſten wurde ſie in den vierecki⸗ gen Turm des alten Berliner Doms auf dem Schloßplatz hinaufgewunden, von wo ſie dann mehr als anderthalb Jahrhunderte lang ihre eherne Stimme erſchallen ließ. Als dann im Jahre 1716 der Neubau des Berliner Schloſ⸗ ſes ſich dem Ende näherte, mußte der hinderliche Viereck⸗ turm der Dominikanerkirche, des alten Doms, weichen, und damit war es auch mit der Tätigkeit der Bernauer Glocke vorläufig zu Ende, denn keiner der vorhandenen Türme vermochte ihr Gewicht zu tragen. So kam das Jahr 1721. Am 15. September dieſes Jahres beſuchte König Friedrich Wilhelm J. die Stadt Croſſen(Oder). Er freute ſich ſo ſehr über das„ſchöne, freundliche Städt⸗ chen“, daß er ſeiner Kirche, die noch ohne Geläute war, die große Bernauer Glocke ſchenkte. Im Juni 1723 kam ſie in feierlichem Zuge in Croſſen an, und 1724 wurde ſie hochgezogen und im Glockenſtuhl gebettet Sechzehn Jahre ſpäter ſah Croſſen wieder königlichen Beſuch. Friedrich der Große war mit ſeinem Gefolge an⸗ weſend. Schon ſchwebten überall Gerüchte von einem gro⸗ ßen Schlag, den der König gegen das mächtige Oeſter⸗ reich plane. Auf dem Marktplatz in Croſſen ſtand eine feſtlich gekleidete Menge und harrte des Königs, der, von der feierlichen Mittagstafel kommend, gleich den Weg vorbei nehmen mußte. Alle waren des Lobes voll über die Leutſeligkeit des Landesherrn, aber auch bedrückt von der Sorge um die Zukunft. Wie ſollte das enden, wenn Friedrich es wagte, mit dem mächtigen Oeſterreich anzu⸗ binden! Mußte nicht das kleine Preußen von der eben erſt erllommenen Höhe jählings in den Abgrund ſtürzen? Unausdenkbar war das. Da plötzlich erſcholl ein Getöſe, als ſollte die Erde berſten, ein Dröhnen und Tönen folgte, als ſchlage eine Gigantenfauſt auf klingendes Erz— dann jähe Stille. Der Glockenſtuhl in der Marienkirche war geborſten, und die große Glocke war hindurchgebrochen.„Ein Omen!“ flü⸗ ſterten ſchreckensbleich die Croſſener Bürger,„ein böſes Omen für Friedrich!“ Als man dem König die Kunde überbrachte, ſagte er lächelnd:„Ein Omen, ja. So nehme auch ich es, aber als ein gutes Omen. Denn, wie die ſtolze Glocke aus ihrer Höhe herabfiel, ſo wird es auch dem ſtolzen Oeſterreich ergehen.“ Da atmeten die Croſſener auf, und eifrig gingen ſie ans Werk, der Glocke, die zum Glück unverſehrt geblie⸗ ben war, ein neues Bett zu ſchaffen. Dann hoben ſie ſie mit viel Mühe und Fleiß an den Ort ihrer Beſtimmung zurück. Von nun an tönte die eherne Stimme der Glocke, die im Jahre 1745 geſchaffen worden war und einſt eine Zierde des alten Berliner Domes gebildet hatte, von der Marienkirche in Croſſen ruhig und allen Stürmen trotzend in die Jahrhunderte und in den kommenden Morgen des neuen Deutſchlands binein. Dunkle Mächte in Sierra Leone Geheime Feſte der ſchwarzen Geheimbünde. Dr. Guſtav Bolinder, ein Augenzeuge, berichtet: Auf meiner Forſchungsreiſe durch Sierra Leone war „Wunde“ der erſte geheime Negerorden, den ich kennen⸗ lernte. Die Regierung hatte ihn längſt verboten, und deshalb war ich gar nicht darauf gefaßt, ihn in voller Tätigkeit an⸗ zutreffen. Der Bund feierte gerade ſein Feſt, das ſich meh⸗ rere Kilometer weit im Umkreis durch ein ohrenbetäubendes Trommeln ankündigte. Natürlich verſuchte ich zu erkunden, was eigentlich vor ſich ging. Heimlich ſchlich ich hinaus und hatte das Glück, ungeſehen auf Umwegen bis zum Feſtplatz zu kommen, der von einem hohen Zaun aus Palmenblättern umgeben war. Mit einiger Geduld gelang es mir, eine kleine Oeffnung in den Zaun zu machen, durch die ich die Zere⸗ monien beobachten konnte. Auf einem großen offenen Platz rührte ſich zum Takt der dumpfen Trommelſchläge eine Reihe von Knaben, die ganz jung noch gegen Ende des Sommers in den Orden aufgenommen werden. Sie ſehen müde und angegriffen aus, wie ſie im Tanztakt um ein großes Feuer ſchreiten, das während des ganzen Feſtes brennen muß und nicht ausgehen darf. Aeltere Männer treiben mit Stöcken die Knaben, die bald tanzen, bald in Kniebeugeſtellung hüpfen, bald ſich auf dem Boden rollen. Daher gerieten manche ſo nahe ans Feuer, daß ſie ſich an der heißen Aſche verbrann⸗ ten; aber kein Klagelaut ertönte. Das Dröhnen der Trommeln verſtärkt ſich. Plötzlich ſu⸗ chen die Knaben Schutz hinter zwei älteren Männern, von denen der eine mit einem kleinen runden Schild und der an⸗ dere mit einem gewaltigen, drei Meter hohen Bogen bewaff⸗ net iſt. Dann kommt kanzend eine Reihe nackter Männer mit Rutenbündeln heran, die ſie drohend ſchütteln. Die Al⸗ ten ſuchen vergebens, die Knaben zu ſchützen. Die Männer mit den Rutenbündeln— das Feuervolk— ſtürzen ſich auf die Knaben und prügeln ſie, bis einige zu Boden ſinken. Dann ziehen ſie ſich zurück, gehen aber bald wieder zum Angriff vor. Nun ſtürzt ſich eine neue Schar auf den Feſtplatz und wirft ſich mit geſchmeidigen, beinahe ſchwebenden Sprüngen zwiſchen das Feuervolk und deſſen Opfer. Hohe Federkronen tragen die Neuangekommenen auf dem Kopfe, halten Feder⸗ büſchel in den Händen und ſind mit langen, bunten Gewän⸗ dern bekleidet. Das iſt Vogelvolk, das als Friedensvermittler auftritt und die Schwachen gegen die Starken ſchützt. Dar⸗ auf tanzen die Feuermänner, die Vogelmänner und die Kna⸗ ben in drei verſchiedenen Gruppen, jede für ſich. Manchmal bewegen ſich die Reihen der Tanzenden wie Schlangen durch⸗ einander, niemals aber geraten ſie in Unordnung und nie⸗ mals auch in Berührung miteinander. Immer halten ſich die Vogelmänner ſo, daß ihre Reihe die Knaben ſchützte. Dieſe aber ſahen freudiger aus, denn die Prüfungen näher⸗ ten ſich ihrem Ende. Einer der Knaben fehlte. Das wußten alle, und lich mir war es nicht verborgen geblieben, als ich mich über die geheimen Bräuche der„Wunde“ erkundigte. Die Knaben waren nämlich einer Giftprobe unterworfen worden, wobei ſie einen giftigen Trunk und gleich darauf ein Gegengift zu ſich nehmen mußten. Einer bekommt immer ein ſtärkeres Gift und ein ſchwächeres Gegengift als die anderen. Wer betroffen wird, weiß niemand im voraus. Das entſcheiden die Geiſter.„Wunde“ hat ſeine Seele zu ſich gerufen. Die Mutter erfährt es erſt, wenn die Knaben heimkehren und ſts ihren Sohn vermißt. Der Vater, der ſelbſt Mitglied des Bun⸗ des iſt, weiß es ſofort. Plötzlich merkte ich, daß man mich entdeckt hat. Schwarze Geſtalten laufen hin und her und zeigen nach der Stelle, wo ich mich befinde. Die Tanzenden laſſen ſich aber nicht ſtören: Sie tanzen unermädlich nach dem aufreizenden Rhyth⸗ mus der Trommeln, ihre Körper ſind ſchweißgebadet und glänzen, ein Singen und Stampfen ohne Ende Nach einer Minute erſchien der Häuptling mit ſeinem Gefolge. Es iſt Kreuz und Quer Wenn eine Stadt Geld braucht.— Die Gäſte können lachen. Der trauernde Ehemann.— Ein überraſchender Bericht. Sydney brauchte Geld, und die Stadtväter faßten den kühnen Entſchluß, die Lippenſtifte zu beſteuern, wovon ſie ſich nicht nur eine finanzielle, ſondern auch eine moraliſche Wirkung verſprachen. Entſtand daraufhin eine Revolte der Frauen und Mädchen? Demonſtrierten die weiblichen Be⸗ wohner der ſchönen auſtraliſchen Stadt vor dem Rathaus? Bekam der Bürgermeiſter Drohbriefe? Keine dieſer Folgen trat ein. Die Bürgermeiſterin hielt im Radio eine Rede über die geſundheitlichen Wirkungen des Nichtgebrauches von Lippenſtiften, eine Rede, die allerdings beinahe eine Sabotage der neuen Steuerverordnung bedeutete. Aber immerhin be⸗ ruhigten ſich die Frauen und ließen die Lippenſtiftſteuer ge⸗ duldig über ſich ergehen. Der Stadtrat rieb ſich die Hände: Es kam nicht zu dem befürchteten Weiberkrieg. Eines hatten die Stadtväter allerdings vergeſſen, nämlich die Tatſache, daß im allgemeinen ja nicht die Frauen, ſondern deren Ehemänner die Koſten der Lippenſtifte zu be⸗ ſtreiten pflegen. In der vielleicht nicht ganz unberechtigten Erwartung, daß in Zukunft die Frauen jede ſonſt uner⸗ klärliche Steigerung der Haushaltskoſten mit ſpitzen Be⸗ merkungen über die von den Männern erfundene Lippenſtift⸗ ſteuer begründen würden, ſchloſſen ſie ſich zu einem flam⸗ menden Proteſt zuſammen. Der Stadtrat von Sydney brütet nun über einen Ausweg. Vielleicht verſucht er es diesmal mit einer Beſteuerung der Raſierklingen Geld fehlte auch den Wirten in Bukareſt, nur Wein hat⸗ ten ſie in Hülle und Fülle in ihren Kellern, aber keine Gäſte, die etwas vertragen konnten. Am den Umſatz zu heben, haben ſie an ihren Gaſtſtätten große Plakate mit der ufſchrift angebracht:„Trink ſo viel du kannſt in einer Stunde— für 50 Pfennig!“ Der Erfolg blieb nicht aus, denn die trinkfeſten Leute kommen bei dieſem Angebot voll und ganz auf ihre Rechnung. Sie bezahlten beim Eintritt in das Lokal ihren Pauſchalbetrag und können ſo viel„hinter die Binde gießen“, wie ihnen beliebt. Nach Ablauf einer Stunde müſſen ſie aufs neue bezahlen oder das Lokal ver⸗ laſſen. Wir können es nicht unterlaſſen, auch den Wirten bei uns dieſen Vorſchlag zur gefälligen Nachahmung zu unter⸗ breiten, auch ſie könnten eines Bombenerfolges und eines ſehr erfreuten und dankbaren Publikums ſicher ſein!! Man muß es ja nicht gleich ſo machen wie jener Mann aus einer Orkſchaft im Kreis Siegen, der ſchon ſeit länge⸗ rer Zeit dem Alkohol ſtark ergeben war. Dieſer Mann wollte ſich zum Begräbnis ſeiner Frau begeben. Aber ſchon auf dem Wege zum Friedhof konnte er der Macht des Alkohols nicht widerſtehen und begann eine ausgedehnte Bierreiſe. Das Begräbnis ſeiner Frau hatte er inzwiſchen vergeſſen, ſo daß dieſe ohne Begleitung des Ehegatten zu Grabe getragen werden mußte. Der ſeltſame Ehemann hatte zur gleichen Zeit, als ſeine Frau zur ewigen Ruhe gebettet wurde, derart ſtark dem Alkohol zugeſprochen, daß er in Polizeigewahrſam genommen werden mußte. Zu ſeiner Entſchuldigung wollen wir annehmen, daß der Mann in dieſem Fall ſo untröſtlich war, daß er aus Verzweiflung zu tief ins Glas ſchaute. Aber nett war es nicht. Weniger nett war es auch, was ein Pfarrer in einer amerikaniſchen Großſtadt über eine Abſchiedsfeier in der Zeitung leſen mußte. In dem Bericht hieß es unter anderem:.. dankte der Gemeinde, worauf er von dem Pult herunterſtieg und in wilden Sprüngen die Straße hinabraſte, wo ihm die Gaſſenbuben einen alten Kochtopf um den Hals banden. Mit dieſem Anhängſel verſehen, rannte er verſchiedene Leute und einen Verkaufsſtand am Markte an, wodurch erheblicher Bruchſchaden entſtand. Danach ſprang er einem älteren Herrn durch die Beine, der erſchreckt auf dem dadurch vom Hals gelöſten Kochtopf ſitzen blieb. In immer kollerem Laufe rannte er weiter, bis ein Schutzmann den Tollwütigen durch einen wohlgezielten Schuß ſchließlich zu Boden ſtreckte“ Ein merkwürdiger Bericht. Was war geſchehen? Der Metteur hatte den Satz von zwei Berichten, nämlich von der Abſchiedsfeier und einem tollwütigen Hund verkehrt zuſammengeſtellt oder wie man ſagt, beim Umbruch verhoben. Nur zu oft kommt es anders als man denkt und man es möchte. Das iſt einmal ſo im Leben. Hoffen wir, daß der Stadtrat von Sydney ebenſo wie der trauernde Ehe⸗ mann und der ſicherlich ſehr enttäuſchte Pfarrer ſich in das Unvermeidliche gefunden haben. Schließlich wollen wir doch etwas zu leſen haben. mit ernſten Gefahren verbunden, ſich ungeladen zum Feſte „Wundes“ einzuſchleichen. Faſt bei jedem Feſte iſt ein Un⸗ beteiligter ergriffen worden. Man ſtößt ihn ins Feuer und hält ihn ſo lange feſt, bis er verbrennt. Ich fürchtete nicht auf ähnliche Weiſe behandelt zu werden; Weiße werden in Afrika nicht mehr geröſtet, jedenfalls nicht in Sierra Leone. Aber mein Beſuch war doch ſehr ungelegen. Der Häuptling der Gewicht darauf legt, mit den Weißen gut zu ſtehen, war höflich, aber äußerſt bekümmert. Der Tanz wurde noch einige Minuten fortgeſetzt, dann brach er ab. Die Feſtlichkeiten wur⸗ den nicht mehr erneuert. Wenn ſie ſich wiederholen ſollten, ſo in tiefſter Heimlichkeit irgendwo in der Wildnis. Da treiben noch die gefürchteten Leoparden⸗ und Kro⸗ kodilbünde ihr Unweſen. Sie ſind zwar verboten, exiſtieren aber doch. Die Mitglieder ſollen ſich— wie die Schwarzen glauben— in Leoparden oder Krokodile verwandeln kön⸗ nen, überfallen andere Neger, töten ſie und verzehren ſie. In vielen Fällen ſind wirkliche Raubtiere ſchuld an dem Ende der Opfer, und nur der Aberglaube ſchiebt die Schuld den Bünden zu. Aber es beſteht kein Zweifel darüber, daß dieſe Vereine Mörderbanden darſtellen. Einſt haben ſie ein wahrens Schreckensregiment ausgeübt, doch ihre Macht iſt jetzt gebrochen; aber ſie exiſtieren noch. In Gerichtsprotokol⸗ len konn man Zeugenausſagen von Negern leſen, die mit eigenen Augen geſehen zu haben vorgeben, wie Mitglieder des Verbandes ſich in wilde Tiere verwandelten, ihre Opfer zerriſſen und verzehrten. Die Frauen nehmen an den Zeremonien der heimlichen Verbände nicht teil, aber in Weſtafrika haben ſie ihre eige⸗ nen Vereine gebildet, zu denen wieder die Männer keinen Zutritt haben. Der größte dieſer Frauenvereine heißt„San⸗ de“ oder„Bundu“. Sein Einfluß iſt ſehr groß. Das ſchwache Geſchlecht hat hierzulande viel zu ſagen und hat aufgehört, ſchwach zu ſein. Es gibt in Sierra Leone ſogar viele weib⸗ liche Häuptlinge. Vor Eintritt in den Bund„Sande“ müſſen die Mädchen einen mehrere Monate langen Kurſus durch⸗ machen, der von Witwen geleitet wird. Sie werden ſowohl in den Hausarbeiten als auch in der Kunſt, den Männern zu gefallen, unterrichtet. Wehe dem jungen Mann, der die Geheimniſſe der„Sande“ ausſpionieren will! Wenn er nicht auf dem Fleck ſtirbt, ſo wird er ſicher von der Elephantiaſis heimgeſucht. Kein Mann darf die nackten Sandemädchen an⸗ reden, die in den Wäldern mit ihren Wächterinnen leben. Ein Weißer, der durch dieſe Gebiete reiſt, kann nicht umhin, den Einfluß dieſer Bünde überall zu ſpüren. Selbſt wenn es ihm nicht gelingt, in ihre dunklen Geheimniſſe ein⸗ zudringen— was übrigens nur wenige vermocht haben— ſo muß er doch mit ihrer Macht über die primitiven Gemüter rechnen. Vielleicht hat der Tanzleiter eines ſolchen Bundes in ſeiner Hütte eine Schreibmaſchine, aber draußen iſt er ein Wilder. Das iſt Afrika, das echte Afrika! Im tropiſchen Zauber Braſiliens Nio de Janeiro, 6. April. Die Südamerikafahrer des Zeppelinluftſchiffes„Hindenburg“ hat zwei Tage der ganze tropiſche Zauber Rio de Janeiros umfangen, der Stadt, die als die ſchönſte der Welt bezeichnet wird. Stunde auf Stunde brachte neue unvergeßliche Eindrücke. Da ſind die unzähligen Buchten, an deren Strand die lang hinrollenden Wogen aufſchäumen. Sie ſind von einer Straße eingefaßt und bei Nacht vielleicht noch ſchöner als am Tage. Da ſind Gärten, von tropiſcher Blütenpracht überreich gefüllt. Da ſäumen Monumentalbauten die Straßen oder ſtehen an großzügigen Plätzen, auf denen ſich das weltſtädtiſche Leben dieſer Zweimillionenſtadt abſpielt. Intereſſant ſind auch die Stadtteile, in denen das farbige Volk in vielfältigſten Miſchungen wohnt. Das alles bringt unvergeßliche Eindrücke. Hinzu kommt, daß die ſüdländiſch⸗lebhaften, gaſtfreund⸗ lichen und liebenswürdigen Braſilianer den Gäſten eines hier zu Lande ſo bewunderten Volkes, das ſolche Großtaten hervorbringt wie dieſes neue rieſige Zeppelinluftſchiff, nicht nur mit berechtigter Neugierde entgegenkommen, ſondern mit dem ganzen Scharm, deſſen ſie fähig ſind. Die Teilnehmer der Fahrt unternahmen auf eigene Fauſt oder durch alte und neugewonnene ſprachkundige Freunde geführt, Streifzüge und Ausflüge. Daß ſie ihre wenigen Deviſen, die nach Bezahlung der Hotelrechnungen und der Verpflegung übriggeblieben waren, für typiſche Erinnerungen verwandten, verſteht ſich bei deutſchen Tou⸗ ziſten von ſelbſt. Sie erſtanden Gürteltiere, Schlangenhäute und Holzarbeiten von künſtleriſcher Eigenart. Gewinnauszug 3. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen IJ und II 2. Ziehungstag 18. Juni 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 240 M. gezogen 2 Gewinne zu 10000 M. 397440 2 Gewinne zu 5000 M. 64618 2 Gewinne zu 2000 M. 5 8 Gewinne zu 1000 M. 109478 121648 143350 314934 2 18 Gewinne zu 800 M. 13621 38560 49211 55182 69091 125 149275 297982 341420 46 Gewinne zu 500 M. 10563 16192 45016 46624 49556 53939 74091 762897 1404543 127508 128148 156739 176146 184935 190425 256201 262886 290588 299012 315825 332828 384593 386681 172 Gewinne zu 400 M. 3746 5733 5988 8830 14900 17838 18883 21087 21222 21633 31493 32574 32648 40797 50873 54587 76667 77798 78145 78840 87780 91045 92057 92756 93097 93247 101019 106378 109538 114095 124974 128373 134800 148974 152833 153802 158198 158369 160558 185837 173085 174333 176788 178839 188810 189389 180315 191796 184864 195814 198335 214441 217214 220335 224965 231103 234394 285660 261783 263175 263647 265462 267605 273881 278619 289114 295254 301897 302735 3064645 313757 323500 328585 327751 328431 331924 333785 338941 848001 350309 355700 359868 360292 370862 382023 386783 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Sewinne über 240 M. gezogen 2 Gewinne zu 100000 M. 258309 2 Gewinne zu 50000 M. 301383 2 Gewinne zu 10000 M. 234317 2 Gewinne zu 5000 M. 280522 2 Gewinne zu 3000 M. 197401 10 Gewinne zu 2000 M. 151482 239516 270934 292797 386995 12 Gewinne zu 1000 M. 135 27233 75756 236383 353301 365488 12 Gewinne zu 800 M. 43449 59050 60889 818184 348323 348518 56 Gewinne zu 500 M. 1154 6437 42588 473869 57000 80287 128025 138987 141876 144173 151436 154984 159517 189899 236004 240459 255348 277408 282619 285137 322801 330602 342505 360714 363118 366683 378900 380492 11799 17764 20420 21142 24300 182 Gewinne zu 400 M. 11291 2 27801 27922 35047 39215 45283 45724 55716 59855 64873 65655 69246. 74539 74913 86607 89131 89598 94529 101814 117809 118441 131315 139975 140037 148550 148038 148464 149212 152368 158270 158323 158568 167783 173088 179888 181867 183501 191415 188492 188927 290148 201778 204429 207040 207102 2717833 222846 228077 228168 232518 232818 235018 239775 253427 255583 255844 286423 283918 273802 273992 274127 279382 292447 295894 312028 317897 322378 323824 324961 335666 341189 342989 348479 382659 355070 358720 380799 381413 361626 362655 367117 368228 371107 378348 385255 394346 398019 Die Ziehung der 4. Klaſſe der 47. Preußiſch⸗Süddeutſchen (273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterie findet am 10. und 11. Juli 1936 ſtatt. üb ies n SSS r— — Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 1 Er ſchmunzelte beluſtigt. „Und behalten ſoll ſte's! Ein nobles Geſchenk! Tau⸗ ſend Dank— ſag' ich!“ a „s wird gern gegeben, Herr Gwendolin.“ Der Müller blickte kurz und forſchend in das Geſicht des Malers. „Sie reiſen morgen weiter?“ „Ja. Ich muß—“ „Dann— gute Fahrt, von ganzem Herzen.“ Sie plauderten noch eine Weile mitſammen. And als Harlan den Ruckſack packte und die Staffelei zuſammen⸗ legte, ſagte er: „Ich komm' noch zum Abend— auf einen Sprung. Die Eva will mir noch ein Extra⸗Abſchiedsſtündchen ſchenken.“ „Im? Will ſie? Hat einen kleinen Narren an Ihnen gefreſſen, das Mädel—“ Eva errötete. „Nun— ich hab' nichts dagegen. Behaltet unſer Bruch in gutem Andenken, Herr Maler—“ Harlan ſagte verträumt:„Werd's nicht vergeſſen, Herr Gwendolin—“ und ging. And Eva Gwendolin blickte ihm verſonnen nach. Ein kindlich⸗ſüßes Lächeln lag um ihren Mund. And ein fei⸗ nes, ſeltſames Zucken pochte in ihrem jungen Herzen.— Ein ſanfter, vom Abendſonnengold rot übertauchter Abend ſank über das Land. Das Flußband ſchimmerte golden. Die Feierlichkeit der Welt lag tief und koſtbar über Wieſen und reifenden Feldern. Viktor Harlan und Eva ſaßen am Hügelhang. „Zum letzten Male—,“ ſagte er leiſe. Sie ſchwieg. a „Ich werde oft zurückdenken an dieſes alles— und an Sie, Eva—“ Sein Herz klopfte laut. Mit zitternder Innigkeit emp⸗ fand er die Nähe dieſes Mädchens, deſſen knoſpenhafte Süße ihn ſo verwirrte, ſeit er ſie geſehen— und deſſen holde junge Reinheit ihn erſchütterte. Oh— er hätte ſie wohl in die Arme reißen mögen— ihren ſüßen roten Mund mit Küſſen bedecken— wenn die Vernunft ihn nicht zurückgehalten hätte. Sie war ja ſo jung— ſo ſelig jung. Ein halbes Kind noch. „And— ich werde Sie nicht vergeſſen,“ ſagte Eva Gwendolin leiſe. 5 Ihr war ſo ſeltſam beklommen zumute. Da griff er nach ihrer Hand und zog ſie impulſiv an die Lippen. Er fühlte, wie ihre Hand zitterte. „Nicht— nicht— Herr Harlan——“ Im Geſträuch ſang eine Amſel. Eine ſüße Wehmut war in ihrem Geſang. „Eva— Eva Gwendolin— du junge, ſüße, reine— Sie ſchloß die Augen in einer ſeligen Trunkenheit, die über ſie fiel wie ein fremder, unbekannter, ſeltſamer Rauſch. Aber es war nur ein Augenblick. Dann lehnte ſie ſich zurück— ängſtlich, abwehrend. 32 0 „Nein— nein— ich bitte Sie—“ Sie blickte ihn ſo rührend⸗unſchuldsvoll an, daß es ihn erſchütterte. „Einen Kuß— zum Abſchied— eine holde Erinne⸗ rung, von der ich zehren werde—“ Da kam die Angſt in ihrem Geſicht wieder, die Angſt vor dem Unbekannten, Erſtmaligen. „Nicht— nicht—“ Ihr zarter, geſchmeidiger Körper wehrte ſich. Und Harlan nahm den Arm zurück. Ein ſchmerzliches Lächeln zuckte um ſeinen Mund. „Ich— wollte Sie nicht erſchrecken, Eva. Nicht böſe ſein. Es— kam über mich—.“ Sie ſchüttelte leiſe den Kopf. „Ich bin Ihnen nicht böſe.“ Und mit einer zärtlich⸗unſchuldsvollen Bewegung ſtreckte ſie ihm die kleine Hand hin. Die zog er an die Lippen und küßte ſie heiß. „Eva— Eva——“ Taſtend glitt ihre freie Hand über ſein Haar. „Ich— vergeſſe Sie nicht. And— ich würde mich ſehr ſehr freuen, wenn Sie wiederkämen——“ Dann ſprang ſie hoch. Ein feiner Duft wirbelte aus ihrem Kleid auf. „Nun— leben Sie wohl—— Auge in Auge ſtanden ſie. „Eva——“ 5 „Gute Nacht— Viktor——“ Sie riß ſich los. Eilte davon. Er ſtreckte die Arme nach ihr aus. Aber ſie hatte ſchon den Hügelrand erreicht und eilte dem Hauſe zu. Aufgewühlt von dem Erlebnis dieſes Abends. Am nächſten Tage war Viktor Harlan fort.—— * 60 Eva Gwendolin öffnete die Augen. Ein Lächeln lag noch auf ihren Lippen. „Ach Gott— da hab' ich wieder geträumt?“ Glut überzog ihr Geſicht. Sommer— Sommer— du heißer, bunter Sommer— rührſt du die dumme Sehnſucht immer wieder im Her⸗ zen auf? Sie lehnte den Kopf zurück. Ja— ſo war es geweſen— damals vor drei Jahren. Und war nicht auszulöſchen geweſen, jene holde, törichte Epiſode. Nie wieder hatte ſie von Viktor Harlan gehört. Aber in ihrem Tagebuch ſtand jenes Erlebnis aufgezeich⸗ net und ihre Seele träumte oft, ach, oft davon. 5 Wenn ſie nur erſt wieder nach Hauſe durfte— in die Heimat! Gewiß, hier in Weimar, wo ſie nun ſchon über zwei Jahre weilte, war es ſchön. Ruhig, vornehm und ſchön war es in der Penſion der Frau Geheimrat Bulan. And ſie war ihrem Vater dankbar, daß er ihr dieſen„Aus⸗ flug in die Welt“ ermöglicht hatte. Ja, Veit Gwendolin wußte, was er ſeiner Einzigen ſchuldig war. Bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr hatte ſie die höhere Schule in der nahen Kreisſtadt beſucht, dann hielt er es für richtig, ſie für einige Jahre in eine gute Penſion zu ſchicken. Er hatte das Geld dazu— und ſein Mädel ſollte einmal ſein Stolz ſein! Er wußte, die Hei⸗ mat würde ſie nie vergeſſen, wenn ſie äußerlich auch eine „Dame“ wurde. Sie war ſeine Tochter, die Tochter des Müllers Gwendolin, deſſen Geſchlecht ſeit weit über hun⸗ dert Jahren das Korn im Bruch mahlte. Eva erhob ſich aus dem Stuhl am Fenſter. Draußen im Park leuchteten die Bae 15 1 5 Naßen Die ſchlanke, geſchmeidige Geſtalt ſtraffte ſich. Dumme, törichte Sehnſucht! Kinderſehnſucht! Damals war ſie ja noch ein Kind geweſen! Und dennoch! Die erſten innigen, zärtlichen Regungen zu einem fremden Mann hatten ihre junge Mädchenſeele bewegt. Das würde — 8 0 157 8 90185 ie faltete die Hände und preßte ſie gegen das Herz. 5„Viktor Harlan—,“ flüſterte ſie, 2 5 denn wilde ich froh ſein, wenn ich dich wiederſähe.“ Sie trat zum Tiſch, der mitten in dem kleinen, hübf moblierten Mädchenzimmer ſtand, und ließ die male weiße Hand zärtlich, liebkoſend über die Blumen gleiten die aus einer Vaſe leuchteten. i Da wurde an die Tür geklopft. „Bitte?“ Das Zimmermädchen öffnete. „Ein Brief, Fräulein Gwendolin—“ Oh— geben Sie.“ 25 Sie ſah nach der Aufſchrift. Er war vom Vater. Stille 15 erfüllte ſie. Eva brach den Briefumſchlag auf 8: „Meine liebe Eva! Fit Deinen letzten Brief danken wir Dir, Rike und ich, jede Zeile von Dir iſt ſo voll Frohſinn, und den kön⸗ nen wir hier gut gebrauchen. Tante Rike, die ſeit Mut⸗ ters frühem Tod nun ſchon ſo lange unſer Haus betreut iſt nämlich nicht ganz auf dem Poſten. Ich ſoll Dir das zwar nicht ſchreiben, aber Du wirſt mich nicht verraten. Sie liegt zu Bett und die Kathrina, unſere Magd, beſorgt den Haushalt. Aber beunruhige Dich nicht, Rike wird ſchon wieder auf die Beine kommen, ſie iſt ja eine rüſtige Natur. Wenn Du wiederkommſt, was ja im Herbſt der Fall ſein wird, wirſt Du eine Ueberraſchung erleben. And Du wirſt ſie täglich von unſerem Berg aus vor Augen haben. Ob Du Dir's ſchon denken kannſt? Ich ſchrieb Dir vor einem Jahr von dem Projekt, das ein Berliner Baron und Induſtrieller hier zu verwirklichen gedachte. Ein gro⸗ ßes Mühlenwerk zu errichten, das mit allen Mitteln mo⸗ derner Technik arbeiten ſollte. And wahrhaftig— man hat es geſchafft. Ein Herr von Wilbrandt hat drüben, auf der anderen Seite des Waſſers, unſeren Bauern die Wieſen und Felder meilenweit abgekauft. Auch an mich iſt man herangetreten— oft und oft— wollte erſt auf meiner Seite bauen, unſer Berg ſtach ihnen ins Auge, man hat mir eine phantaſtiſche Summe geboten, wenn ich ihn verkaufen würde. Eva— unſere Mühle verkaufen! Hörſt Du? Anſere Herrgottsmühle! So hat ſie mein ſeliger Ahn einſt getauft, ſo kennt man ſie weit und breit im Bruch! Die Herrgottsmühle verkaufen! Sie haben ſich die Lippen wund geſchwatzt, der Nota⸗ rius, der Baron— bis ich auf den Tiſch geſchlagen habe und geſchrien: In der Herrgottsmühle hab' ich gelebt— in der Herrgottsmühle ſterb' ich! Baſta— meine Herren! Da ſind ſie gegangen. Und haben drüben gebaut. Ich hab' Dir nie davon geſchrieben. Aber nun muß ich's wohl tun wen hätte ich ſonſt wohl, der an meiner Seite ſteht! Alſo das iſt die Neuigkeit, Eva. Nimm ſie hin wie eine dumme Tatſache. Denk' nicht viel darüber nach. Die Herrgottsmühle wird weiter mah⸗ len— wie ehedem! Wie könnte es auch anders ſein! And wenn Du im Herbſt kommſt, dann werden die Flügel ſich luſtig im Winde drehen und Dir den Willkommengruß klappern, Eva! Recht ſo? Weiß Gott, ich ſehne den Herbſt herbei, wo ich nicht nur Dein Bild, ſondern Dich ſelbſt wieder bei mir habe. Wenn's Dir nur nicht zu einſam ſein wird. Mädel. Sommer. Grüß' mir Deine Freundſchaft und die gute 6 mrätin und das Fräu⸗ lein Wiene, von der Du ſo luftig ſchreibſt. Sie wird wohl nicht halb ſo ſchlimm ſein, wie Du ſie ſchilderſt. Und denk' manchmal ein bißchen an uns. Von Tante Rike natürlich einen beſonderen, ellenlan⸗ gen Gruß! Dein Vater!“ Eva ließ den Brief ſinken. Die Herrgottsmühle! Ein verträumter Zug lag auf ihrem Geſicht. Die roten Lippen zuckten ein wenig. Es war ein eigener Ton in die⸗ ſem Brief. Hatte der Vater Sorgen? Die„große Neuigkeit“— ſie fühlte ein heimliches Er⸗ ſchrecken davor. Die Herrgottsmühle hatte Vater verkaufen Doch vorerſt— gen ſollen? Undenkbar war es ihr. And nun— nun— wurde das Korn— drüben ge⸗ mahlen? Sie ſtand auf. Leiſe erregt. Ihre ſchlanke Geſtalt voller Spannung. Ein Blitzen in den Augen. Oh— wie plötzlich die Sehnſucht nach der Heimat ſie ergriff. Sie fühlte: Der Vater hatte nur ſie— ſie allein als Vertraute, Kameradin, Tochter. An ſie dachte er. Und plötzlich nahm ſie Feder und Briefpapier vor, ſetzte ſich an den Tiſch und ſchrieb ſchnell wie im Fieber: „Lieber Vater! Ich muß Dir gleich ein paar Zeilen ſchreiben. Ich bin ſo ſtolz auf Dich! Und ich hab' Sehnſucht nach Euch allen! So tolle Sehnſucht! Am liebſten packte ich gleich meinen Koffer. Grüß Rike, die Liebe, ſie ſoll geſund werden! Ganz ſchnell! Und grüß mir unſere Mühle! Unſern Berg! Anſern Garten! Ich freue mich, die Herrgottsmühle bald wieder klappern zu hören! 2 Deine Eva.“ Weit dehnte ſie die Arme auseinander in ſeliger Luſt und ihr Geſicht war voll hinreißender, ſtolzer Schönheit.— Zweites Kapitel. Viktor von Wilbandt ſtand vor dem Spiegel und bür⸗ ſtete ſich ſorgfältig den gepflegten Scheitel. Er war eine ſtattliche, elegante Erſcheinung. Das Geſicht kühn und energiſch im Schnitt. Die blaugrauen Augen allerdings hatten einen leiſe verträumten Ausdruck, der etwas ab⸗ ſonderlich zu der feſten Männlichkeit der Züge kontraſtierte. Die Vormittagsſonne ſchien ſtrahlend durch die Fenſter des einfach möblierten Zimmers. Viktor von Wilbrandt zog die elegante Hausjacke über. Stand am Fenſter, das geöffnet war, und ſog die friſche, duftende Vormittagsluft ein. „Ade— Marburg,“ murmelte er,„heute geht's fort. Wer weiß, ob ich dich jemals wiederſehe, du kleine, ver⸗ wunſchene, romantiſche Stadt.“ Seit zweieinhalb Jahren hatte er hier gelebt. Dem Studium der Chemie und Nationalökonomie hingegeben — dem Wunſche ſeines Vaters gemäß. Vor einer Woche hatte er es mit dem Doktorexamen abgeſchloſſen— geſtern hatte eine ſolenne Kneiperei„offiziell“ mit den Couleur⸗ freunden den Strich unter die Studentenherrlichkeit ge⸗ zogen. Die Firma Wilbrandt und Sohn wartete— auf den Sohn! Ein Klopfen an der Tür. Die Wirtin, eine behäbige, freundliche Dame, brachte das Frühſtück. „Guten Morgen, Herr Doktor— „Morgen iſt gut, Frau Pelicke, es iſt gleich zwölf Uhr.“ „Macht nichts. Frühſtücken Sie man kräftig, Herr Dok⸗ tor—,“ ſie blickte ihn forſchend⸗mütterlich an.„So ver⸗ katert ſehen Sie ja gar nicht aus—“ „Haha! Nee— Sie wiſſen doch, ich vertrag ſchon ne Portion—“ 6 Sommerszeit iſt Reiſezeit! Ganz gleich, ob es ſich um eine Fahrt ins Weite oder nur um einen Wochenendaus⸗ flug handelt, der Koffer iſt ein unentbehrliches Ausrüſtungs⸗ ſtück. Man vergeſſe nicht, daß der Koffer gewiſſermaßen unſere Viſitenkarte in der Fremde iſt. Nach dem Ausſehen des Reiſekoffers wird gar oft der ganze Menſch beurteilt. Es braucht keineswegs ein luxuriöſer Leder⸗ oder Rohr- blattenkoffer zu ſein, Hauptſache iſt, daß er ordentlich und auber ausſieht. Hier kann die Hausfrau mit wenig Mühe Nützliches leiſten. 2 Aufnahme: Schoepte— M Abwaſchbares Ledertuch ſchütt den Staotkoffer vor Berſchmutzung. Den Wochenend- und Stadtkoffer ſauberzuhalten, iſt zar nicht ſo leicht. Die Koffer ſind meiſt mit Moire oder Vorſatzpapier gefüttert und werden durch Staub leicht un⸗ anſehnlich. Hier muß Abhilfe geſchaffen werden. Man be⸗ ſorge daher weißes, abwaſchbares Ledertuch, ſchneide ein Stuck heraus, das in Form dem inneren Boden des Köf⸗ ferchens entſpricht, an der Hinterſeite jedoch einen Zentimeter breiter iſt. Darauf ſchneide man einen geraden Streifen, der Kofferhöhe entſprechend zu, und nähe beide Teile hart am Rande aneinander. Dadurch erhält man die Rundung. An der Rückſeite befeſtigt man ebenfalls ein Stück Leder⸗ tuch, das dem Deckel entſpricht, am beſten durch leichtes Ankleben mit Klebeſtoff. Dieſer Einſatz läßt ſich nach Be⸗ lieben herausnehmen und abwiſchen. was beſonders dann wichtig iſt, wenn man zum Wochenende oder auf Reiſen Lebensmittel mitführen will. Empfehlenswert iſt es, dieſen praktiſchen. herausnehmbaren Einſatz bald nach Amſchaffung eines neuen Koffers vorzunehmen, damit ſein Inneres nicht erſt durch Fett⸗ oder andere Flecke verſchmutzt wird. Aber nicht nur auf das Innere des Koffers iſt zu achten, auch ſeine Außenſeite bedarf der Pflege und War⸗ kung. Vulkanfiberkoffer, die durch längeren Gebrauch un⸗ anſehnlich geworden ſind, erneuert man auf einfache Weiſe. Mit feinem Sand⸗ oder Glaspapier rauht man die Ober⸗ fläche des Koffers leicht auf, hüte ſich aber davor. durch zu ſcharfes Aufdrücken Schrammen zu verurſachen. Nun reibt man die aufgerauhten Flächen mit weißem Bohner⸗ wachs mittels eines weichen Lappens ſorgfältig ein, läßt den Bohnerwachs gut eintrocknen, reibt ihn mit einem Woll⸗ tuch gut ab. bis keine Reſte von Bohnerwachs mehr vor⸗ handen ſind und gibt ihm mit einer weichen Bürſte den nötigen Hochglanz Dieſe Arbeit muß von Zeit zu Zeit je nach Abnützung des Koffers wiederholt werden. Der Koffer ſieht hierdurch wie neu aus. Wünſcht man, dem Vulkanfiberkoffer eine be⸗ ſondere Tönung zu verleihen, ſo kaufe man ſich in der Dro⸗ gerie für wenig Geld je nach Wunſch gefärbten Spiritus⸗ lack, mit dem man den Koffer mittels eines Pinſels ſtrichweiſe gut und gleichmäßig einpinſelt. Damit keine Flecken ent⸗ ſtehen, iſt auf gleichmäßig ſtarkes Einpinſeln beſonders zu achten. Auch hier iſt nach dem vollſtändigen Trocknen des Spirituslacks mit einem Wollappen gut nachzureiben. Der beſte Schutz für einen guten Lederkoffer iſt eine dauerhafte und feſte Hülle aus Segeltuch. Durch ſie wird ein Verſchrammen und Beſchädigen des Leders verhütet. Sollten aber auf der Reiſe durch Uebereinanderwerfen von Koffern Schrammen und Flecken entſtehen, ſo verſucht man am beſten, dieſe durch Ueberſtreichen mit einem guten Leder ⸗ lack nach obigem Verfahren zu entfernen. Oefteres Ein⸗ reiben mit farbloſem guten Schuhereme konſerviert das Le⸗ der und verlängert die Lebensdauer des Koffers beträchtlich. 5 8 rr. ̃ ̃ THP. ̃7—,... ̃..————— ——————— ů— Einheimiſcher Sport. Fußball Von den Pfingſtſpielen der hieſigen Fußballvereini⸗ gung ſind inzwiſchen durch die jeweils zuſtändigen amtl. Sportzeitungen des Gaues Heſſen Bezirk Fulda Berichte eingelaufen, die wir für„Sportleſer“ nachſtehend zum Abdruck bringen: Der Fußballklub„Viktoria“ hatte zu Pfingſten in Gemeinſchaft mit dem Sportverein„Eintracht“ Windecken zwei Gegner aus Süddeutſchland verpflichtet, die beide ſpieleriſch auf hoher Stufe ſtanden. Am 1. Feiertag hatte Heldenbergen die der Bezirksklaſſe angehörende Fußballvereinigung Mannheim⸗Seckenheim zu Gaſt und verlor gegen dieſen ausgezeichneten Gegner mit 5:1 Toren. Die Höhe des Ergebniſſes entſpricht nicht ganz dem Spielverlauf, wenn auch der Sieg der Gäſte an ſich pollauf verdient war. Der Anſtoß der„Vereinigten“ brachte ſie ſofort in den Heldenberger Strafraum, wo ſie auch eine Zeitlang die Lage beherrſchten. In der 10. Minute jedoch unterlief dem Gäſteverteidiger ein Handſpiel. Den fälligen Elf⸗ meter verwandelte der Mittelläufer zum einzigen Tor für den Gaſtgeber. Seckenheim ſetzte anſchließend ſe inen Druck auf das gegneriſche Tor fort. Die Heldenberger Verteidigung leiſtete aber gute Abwehr. Nur das Ecken⸗ verhältnis ſtieg zu Seckenheims Gunſten. In der 43. Minute konnten die Gäſte nach ſchöner Flanke durch den Halblinken zum Ausgleich kommen. Hatte ſich Heldenbergen bis zur Pauſe noch ver⸗ hältnismäßig gut gehalten, ſo erlahmte ſein Widerſtand in der zweiten Halbzeit zuſehens und die Badener kamen ſchon in der 50. Minute zum 2. Erfolg. Helden⸗ bergen ſtellte nun ſeine Mannſchaft um, ohne aller⸗ dings dadurch eine beſſere Spielleiſtung zu erzielen. In der 63. Minute paſſierte ein unhaltbarer Schuß zum 3. Male die Torlinie. Das Spiel lag jetzt zumeiſt im Heldenberger Strafraum. Selbſt der reſtloſe Einſatz des Torwarts Bechmann konnte auch das 4. Tor der Gäſte nicht verhindern. Im Aebereifer pfiff der Schiedsrichter Schneider aus Vilbel zu ſpät ab, ſodaß zu allem Pech der 5. Erfolg in der 91. Minute für Seckenheim fiel. Ein ſchönes Spiel ſah man auch am zweiten Feiertag zwiſchen Eintracht Windecken und dem FV. Mannheim⸗ Seckenheim, das mit 2:2(1:0) endete. Mittelſtürmer Hochſtadt und Halblinks Nanke ſchoſſen bald nach Beginn bezw. kurz vor Schluß die beiden Tore für Windecken. Dazwiſchen lagen die Treffer der ebenfalls einen ſchönen Fußball ſpielenden Seckenheimer, wovon allerdings das zweite Tor, durch Weitſchuß des linken Läufers erzielt, vermeidbar war. 8 Aus dem Turnerbund„Jahn“. Heule abend 6 Uhr ſtartet die Jugend des Vereins zu ihrem erſten diesjährigen Mannſchaftskampfe gegen To. Edingen in Edingen. Dabei kommen folgende Ae⸗ bungen zum Austrag: 100 m, 400 m, 800 m, 4 mal 100 m⸗Staffel 10 mal einhalb⸗ Rundenſtaffel, Hoch⸗ ſprung, Weitſprung, Speerwurfen, Keulenwerfen, Kugel⸗ ſtoßen. Beide Vereine verfügen über gutes Material, ſo⸗ daß ein ſehr ſchöner Wochenendkampf zu erwarten iſt. Leider müſſen die T'bündler auf ihren beſten Mann Feuerſtein noch verzichten, da er von einer Krankheit noch nicht ganz hergeſtellt iſt. 8 Sonntag früh 7 Uhr ſtellt der Verein 10 Kampf⸗ richter zu den Kämpfen anläßlich des Deutſchen Jugend⸗ feſtes, die unter der techniſchen Oberleitung von Peter Koger ſtehen. Die Kämpfe finden teils im„Schloß“ und teils im Wörtel ſtatt. Sonntag nachmittag 3 Uhr beſtreitet die 1. Handball⸗ mannſchaft ihr letztes Auffſtiegsſpiel gegen Hockenheim in Hockenheim. Wünſchen wir der unter ſchwierigſten Um⸗ ſtänden kämpfenden Mannſchaft beſten Erfolg. Freitag, den 19. Juni 1936. RNundfunk⸗ Programme Sonntag, 21. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evang. Morgenfeier; 9.30 Sendepause; 10 Morgenfeier der SA.; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11 Einſames Singen; 11.30 O wüßt' ich doch den Weg zurüc, deutſche Lieder des Heimwehs; 12 Mittagskon⸗ zert, 18 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Trari, trara, der Sommertag iſt da, Ringſendung; 14.30 Aus Laden und Werkſtatt; 14.45 Meiſter ihres Faches; 15.30 Chorgeſang; 16 Kammermuſik; 16.30 Volk ſendet für Volt, Ausſchei⸗ dungskämpfe für den Volksſender 1936; 18 Sport; 18.55 Schaltpauſe; 19 Deutſches Volt auf deutſcher Erde, Hei⸗ teres und Ernſtes; 20 Sport; 20.10 Wie es euch gefällt, buntes Konzert; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.25 Schaltpauſe; 23 Sonnenwendfeier der HJ. und der SS. auf der Zugſpitze; 24 Beglückende Sommernachtsträume. Montag, 22. Juni: 9.30 Lot, Quentchen, Pfund und das ſiegreiche Kilo; 9.45 Sendepauſe; 10 Die hilfreichen Heinzelmännchen; 10.30 Sendepauſe; 17.30 Mit Muſit geht's beſſer; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten— für dich; 20.10 Kinder— wer kein Geld hat, der bleibt 3 Haus, bunter Abend; 21 Anterhaltungskonzert; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 23. Juni: 10 Ein Reich— ein Volk, Hörſpiel; 10.30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.40 Von Stoffen und Kleidern, Hörfolge; 18 In Mexiko... und anderswo.„ muſikaliſche Rei auf Schallplatten; 18.25 Schaltpauſe; 18.30 N. nungen— Olympiavorbereitungen in aller Welt: Polen, Iſchechoſlowakei und Ungarn; 19 Muſikaliſche Köſtlichkeiten; 19.45 Aus der Vorbereikungsarbeit zum HJ. ⸗Leiſtungsabzei⸗ chen: Geländebeurteilung; 20.10 Alle Mann an Bord, gro- per zunterbaltungsabend; 220 Orhefterkonzert; 2.45 Schall⸗ platten. f Großer K. Gchmelings. Louis in der 12. Runde ausgezählt. Der Kampf wurde von 85 000 Zuſchauern aus⸗ getragen. Als durch Lautſprecher die beiden Kämpfer vorgeſtellt wurden, lag Stille über dem weiten Stadion. Im Ring wurde der Kampf zunächſt mit großer Vorſicht begonnen. Schmeling ſtudierte anfangs ſeinem Gegner, ohne auf die Angriffe beſonders einzugehen. In der 4. Runde gab der Deutſche ſeine Zurückhaltung auf, und es gelang ihm, ſeinen Gegner niederzuſchlagen. Ungeheurer Beifall der Maſſen begleitete den Nieder⸗ ſchlag, den erſten, den der braune Bomber in ſeinen bisherigen Kämpfen einſtecken mußte. Nur der Wong rettete ihn vor dem Ausgezähltwerden. In den nächſten Runden hatte Schmeling eindeutig. die Führung. Er zermürbte ſyſtematiſch ſeinen Gegner, der ſich mehrmals nur noch ſchwankend bis zur Pauſe aufrecht hielt. Der Neger machte in ſeiner Verzweiflung wiederholt Ausfälle und dabei mehrere Tiefſchläge. In der 10. und 11. Runde trieb Schmeling ſeinen Gegner nur noch vor ſich her. In der 12. Runde überſchüttete Schmeling leinen Gegner mit Treffern, unter deren Wucht Louis zuſammenbrach. Vergeblich verſuchte er ſich wieder zu n erheben, aber der Ringrichter zählte ſchon. Als er das „Aus“ rief, ging ein Orkan der Begeiſterung durch das Stadion. Miniſter Dr. Goebbels ſandte an Schmeling für ſeinen deutſchen Sieg ein herzliches Glückwunſchtelegramm. . 8 2 ESport⸗Vorſchau Fußball⸗Endſpiele in Berlin.— Deutſche Leichtathletik⸗ Junioren⸗Meiſterſchaften.— Marathon⸗Meiſterſchaft in Berlin.— Olympia⸗Prüfungskämpfe der Leichtathleten.— Waſſerball⸗Länderkampf gegen Holland.— Deutſche Frei⸗ ſtilringer⸗Meiſterſchaften.—„Großer Preis von Angarn“— Deutſches Traber⸗Derby in Ruhleben. Berlin ſieht Deutſchlands beſte Vereinsmeiſterſchaften im Kampf um die höchſte Ehre im deutſchen Fußballſport. 1. FC. Nürnberg und Fortuna Düſſeldorf, die um die„Vik⸗ toria“ kämpfen, und der augenblickliche Deutſchmeiſter Schalke 04 ſowie VRS Gleiwitz, die ſchon am Samstag mit dem Spiel um den dritten Platz die Einleitung machen. Seit 12 Jahren ſtehen wieder zwei Meiſterſchaftsanwärter im Kampf, die ſchon einmal Meiſter waren, Fortuna 1933 und der Club“ in den Jahren von 1920 bis 1927. Um den dritten Platz kämpfen ſchon am Samstag die Anterlegenen der Vorſchlußrunde, Schalke 04 und BRS Gleiwitz, auf dem Hertha⸗Platz. In S üddeutſchland erſcheint der Be⸗ trieb etwas eingedammt. Aufſtiegsſpiele ſehen fol⸗ gende Vereine im Kampf: Ludwigshafen 04— SV Wies⸗ baden, MS Darmſtadt— Teukonia Hauſen, 1. FC Kai⸗ lautern— Sportfreunde Saarbrücken(Südweſt), Sc Frei⸗ burg— Spogg Sandhofen, FC 08 Villingen— FV O04 Raſtatt(Baden), Union Böckingen— SV Göppingen, FV Nürtingen— BfR Gaisburg, Spogg Troſſingen— Fe. Mengen(Württemberg) und Jahn Regensburg— TW 1860 Fürth(Bayern). Die wichtigſten Freundſchaf tsſpiele: VfR Mann⸗ heim— Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt— SV Wald⸗ hof, Wacker München— Stuttgarter Kickers und die beiden Bürckel⸗Pokalſpiele zwiſchen Phönix Ludwigshafen und Vfe Neuſtadt ſowie FB Saarbrücken— Boruſſia Neun⸗ kirchen in Neuſtadt. biſch⸗alemanniſche Welt; Mittwoch, 24. Juni: 10 Des Knaben Wunderhorn; 10.30 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Der alte Gartenzaun, luſtiges Pimpfenſpiel um eine Wette; 17.40 Zur Einführung der Urkundenſteuer in Württemberg am 1. Juli 1936; 18 Der bunte Frankfurter Nachmittag; 19 Schwä⸗ 19.45 Mütter vergangener Zeit, Hörbild; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Heinrich Schlusnus ſingt Lieder von Schubert und Schumann; 21 Das Wendling⸗Quartett ſpielt; 22.10 Schaltpauſe; 22.15 Olympia⸗Dienſt; 22.30 Kleine Abendmuſik; 23.15 Klänge in der Nacht. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 21. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepause; 8.45 Morgenmuſik; 9 Katholiſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Feuer ſteh' auf dieſer Erde; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dich⸗ ter im dritten Reich; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 13 Funkbericht vom Tag des NS; 13.15 Mittagskon⸗ zert II; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; als Einlage: Funkbericht von der Gutenberg⸗Feier in Mainz; 18 Funkbericht von der internationalen Bodenſee⸗Regatta in Konſtanz; 18.30 Ja, wenn der Soldat Sonntags Urlaub hat, fröhliche Soldaten⸗ weiſen; 19 Ewig neuer Biwakzauber, fröhliches Hörſpiel; 19.50 Sport; 20 Im Tanzſchritt durch die Jahrhunderte; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.05 Wetter, lokale Nachrichten: 22.10 Der Volksſender 1936 ruft; 22.15 Funkbericht von der Einweihung der Eſchenburg; 22.30 Sonnenwendfeier der HJ und der SS auf der Zugſpitze; 23 Sportſpiegel des Sonn⸗ tags; 23.30 Nachtmuſik; 24 Beglückende Sommernachts⸗ träume. Montag, 22. Juni: 11 Hausfrau, hör zu; 15.15 Landſchaft links und rechts funk; 15.45 Anterhaltungskonzert; 16.45 Wer kennt die Mei⸗ ſter deutſcher Erzählkunſt?. literariſches Preisrätſel; 17 Unter⸗ „ 17.30 Jugendfunk; 18 Fröhlicher Alltag; untes Konzert; 19 Karl Erb ſingt; 20.10 Konzert; 21.10 Anterhaltungskonzert; 22.20 Der Volksſender 1936 ruft; 22.35 Beliebte Tenor⸗Arien; 23 Orcheſterkonzert. nfahrer bei„Rund un ob brücken ſtarten die Angehörigen Nationalmannſchaft.— Mit einem großen Re treffen der Radfahrer ſtehen auch in dieſem Jahre wied die Saalſportmeiſterſchaften in Bonn in Verbindung. Verſchiedenes. Hier ſei der Hockey⸗Kampf Südweſt⸗Württemberg in Frankfurt am Main, der Frauen⸗Golfländerkampf Deutſchland — Holland in Bad Ems und der Fechterkampf unſerer Mo⸗ dernen Fünfkämpfer für die Spiele in Berlin gegen den r 2 1 2 9— F 2 2 MTV Saarbrücken in Saarbrücken erwähnt. er Schwimmen. npia⸗Kandidaten ſind anläßlich des Waſſer⸗ Deutſchland Holland in Hannover zu Lehrgang zuſammengezogen.— In Heidel⸗ Städtekampf zwiſchen Heidelberg und Stutt⸗ idung. Die Gaumannſchaften im Waſſer⸗ und Württemberg begegnen ſich in Langen. Ruderſport. In Duisburg⸗Wedau, Offenbach und Leipzig haben die beſten deutſchen Ruderer Gelegenheit zur ſportlichen Be⸗ tätigung. In Offenbach ſtarten 128 Boote mit 575 Ruderern, Neben dem wieder mit Spannung erwarteten Hochſchul⸗ Achterrennen zwiſchen den Univerſitäten Frankfurt, Heidelberg und Bonn in Frankfurt am Main werden Regatten u. a. noch in Kaſſel und Konſtanz veranſtaltet. Pferdeſpoct. Die wichtigſte Veranſtaltung iſt die Entſcheidung des Deutſchen Traber⸗Derbys in Ruhleben. Altona, Edburg, Im⸗ mergrün, Kleophas, Eilebeute, Dorrit B., Petermann und Alt⸗Deutſcher ſind die erſten Anwärter.— Im Galopp⸗ rennſport eröffnet die Derby⸗Bahn in Hamburg⸗Horn ihre „Große Woche“ mit dem Hanſa⸗Preis(21500 Mark— 2200 Meter). Sturmvogel, Travertin, Wahnfried und Ido⸗ meneus ſind in dieſer Prüfung ſtartberechtigt. Weitere Rennen in Karlshorſt(Sa), Magdeburg, Köln und Königsberg, Im Unſere Oly ball⸗Länderka einem Freiwa berg kommt ein gart zur Entſe ball von Südweſt Ringen wird der letzte Teil der deutſchen Meiſterſchaften im freien Stil die Titelkämpfe beenden. In Bad Reichenhall machen die Mittel⸗ und Halbſchwergewichkler den Beſchluß. Im Mit⸗ telgewicht wurde d jetzt in Polen als Olympialehrer tätige Jean Földeak(Hamburg) im Vorfahr Meiſter, während bei den Halbſchwergewichtlern der Ludwigshafener Ehret ſeinen Titel zu verteidigen hat. Im Motorſport wird in Budapeſt ein weiteres„Großer⸗Preis“⸗Rennen ausge⸗ fahren, für den die deutſche Firma Auto⸗Union drei Wagen gemeldet hat mit Hans Stuck, Achille Varzi und Bernd Roſemeyer. Nationales Motorradrennen in Hockenheim am 2. Auguſt, Der 2. Auguſt iſt dieſes Jahr wieder der große Tag Hockenheims. Zehntauſende geben ſich hier wieder ein Stelldichein. Seit Wochen ſchon arbeiten Kolonnen von Arbeitern an der weiteren Ausbeſſerung der Strecke. Sie wird breiter gemacht und die Waldbeſtände lind aus⸗ gelichtet zur Verbeſſerung der Sicht und der Sicherheit für Fahrer und Zuſchauer. Plakate künden allenthalben ſchon dieſes große Ereignis an, bei dem ſich wieder die Elite der deutſchen Motorradfahrer meſſen wird im Kampf um Sieg und Ehre. Zum Zweck dieſes Ausbaues der ſchnellſten deutſchen Motorradrennſtrecke veranſtaltet die Stadt Hockenheim eine große Geldlotterie. Ein Sechs⸗ tel aller Loſe ſtellen Gewinne dar und jeder Motor⸗ ſportfreund ſollte ſich hier ſein Glück ſuchen. Bis zu 500 RM. gehen die Gewinnchancen. Dienstag, 23. Juni: 9.30 Süddeutſche Unterhaltungsſtunde; 11.30 Bauern⸗ funk; 15.15 Das deutſche Lied; 17.30 Kraft durch Freude, Querſchnitt aus der Arbeit einer nationalſozialiſtiſchen Ge⸗ meinſchaft; 18 Muſik am Feierabend; 18.30 Olympiahoff⸗ nungen— Olympiavorbereitungen in aller Welt: Polen, Tſchechoſlowakei und Ungarn; 19 Gitarrenmuſik; 20.05 Ma⸗ dame Butterfly, Oper von Puccini; 23 Konzert. Mittwoch, 24. Juni: 11 aHusfrau, hör zu; 15.15 Landſchaft links und rechts der Reichsautobahn; 15.30 Ich rufe die Jugend der Welt, Gedichte zur Olympiade 1836; 15.45 Das Brunnenbier, Erzählung; 17 Klaviermuſik; 17.30 Wie ein Erbhof enk⸗ ſteht, Hörfolge; 18 Hochtönende Geſchenke, unſer ſingendes, klingen? Frankfurt, 19.45 Kampf dem Verderb; 20.18 Stunde der jungen Nation; 20.45 Seid doch mal ruhiaz rr———— Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 20. Juni, 19.30 Uhr: Miete C 27, Sonder⸗ miete C 14: Guſtav Kilian. Schauspiel von Harald Bratt. i Sonntag, 21. Jum, 14.30 Uhr: Für die NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“(ohne Kartenverkauf): Vio⸗ letta(La Traviala). Oper von Verdi.— 20 Uhr: Miete H 27: Lauf ins Glück. Operette von Fred⸗ Raymond.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 22. Juni, 15 Uhr: Schülermiete A: Der Freiſchütz.— 20 Uhr: Miete A 28: Johannis⸗ feuer. Schauspiel von Sudermann. Im Neuen Theater(Roſengarten): 5 Montag, 22. Juni, 20 Uhr: NSgcö. Mannheim, Abt. 159, 259, 321 bis 335, 504 bis 510, 524 bis 530, 549 bis 550, 574 bis 577, 594 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Muſikaliſcher Komödienabend: Zum erſten Male: 185 Juan, pantomimiſches Ballett von Ch. W. Gluck; 1 neuer Inszenierung: Baſtien und Ban Singſpiel von W. A. Mozart; Zum erſten Male: 1 Liebesprobe(Rekrutierung). Ballett von Mozart. Cc W— en —. — Ee — 2 e * Beilage zum„Neckar⸗Bote“. 8 5,. ch,, N. 0 0 ,,, Vor dem Hauſe des ſchönſte Johannisbaum. Die bunten Bänder flattern im Wind zwiſchen den Kränzen und Blüten. Die ſchwingen Bergmanns Diehl ſteht der den Eiergirlanden geben einen leiſen Ton wie kleine Glocken. Sie leuchten wie friſch gefallener Schnee in dem vielfachen Bunt der Sommerblumen. Johannisfeſt! Die ſonſt ſo ſtille Stadt iſt ganz verwandelt. Durch die Straßen gehen die Frauen und Männer im Sonntags gewand Nur wenige Bergleute ſind heute zur Grube ge⸗ zogen. Sie arbeiten den freien Tag in der nächſten Woche ein, Heute laſſen ſie mit ſeiertäglicher Freude Bild an Bild an ſich vorüberziehen. Das Jungvolk aber und die Kinder ſpielen mit. Ueberall tauchen jubelnd und ſingend Scharen verkleideter Burſchen und Mädchen auf. Die Mode vergangener Zeiten wandelt auf den ſchma⸗ len Straßen. Krenolinen ſchwanken übertrieben breit und ſteif neben den engen gelben Beinkleidern und langen blauen Fräcken mit goldenen Knöpfen. Himmelhohe Zy⸗ linder neigen ſich zu blumengeſchmückten Rieſenſchuten. Die Schuljugend tobt voraus und hinterher und verſperrt den Zuſchauern ſo lange den Weg, bis ſie ſich mit ein paar Pfennigen ausgelöſt haben. Um den Johannisbaum vor Bergmann Diehls Haus tanzen die Jungen und Mädchen im Reigen: Tripp, Trapp, Käſenapp! Heute iſt Johannistag! Immer wieder ſingt es die ausgelaſſene Schar, bis Hanna, des Bergmanns älteſte Tochter, alle die Kinder⸗ hände mit Kuchen gefüllt hat. Dann geht es weiter. Einen Augenblick iſt es ganz ſtill auf dem ſchmalen, mit Brettern gedielten Tanzplatz vor dem Haus. Hanna ſtellt ein paar blühende, ſelbſtgezogene Fuchſienbäume zwiſchen die klei⸗ nen zartgrünen Tannen, die den Platz abgrenzen. Vater and Mutter werden am Abend hier ſitzen und dem Trubel des Feſtes zuſchauen. Die eigene Jugend kommt dann wieder zu ihnen zurück und macht ſie zärtlich wie Braut⸗ leute. Großvater aber ſchmaucht wie immer die lange Pfeife und erzählt von der Vergangenheit und den vielen Liebespaaren, die er in ſeinem langen Leben über das Feuer ſpringen ſah. Neunerlei Kräuter miſchte man zu ſeiner Zeit in den Holzſtoß, damit die Flamme das Glück brachte. Ein tiefer Seufzer kommt von Hannas Lippen. Die plötzlich aufſteigenden Tränen laſſen ſie den Johannis⸗ baum nur noch durch einen Schleier ſehen, und alle frohen Farben ſind weggewiſcht. Sie hat ſich ihr Glück ſelbſt ver⸗ ſcherzt, als ſie am letzten Johannistag in einem plötzlichen Erſchrecken vor dem im Wind hoch auflodernden Feuer zurückwich und dann den Mut nicht mehr hatte, mit dem jungen Bergmann Ulrich Pahl über die Flamme zu ſprin⸗ gen. Noch heute fühlt ſie den ſeſten Druck ſeiner Hand, die vergeblich verſuchte, ſie zum Sprung zu zwingen. Wie von einer ſchwarzen Kette war ſie von der Reihe der dichtgedrängten Zuſchauer umſchloſſen, vor denen ſie Ulrich und ſich lächerlich gemacht hat. Sie hörte das Lachen und Spotten des jungen Volkes und die mißbilligenden Worte der Alten. Dann vergaß man im Feſtestrubel das Mißgeſchick der ſchönen Hanna Diehl und tanzte und lachte weiter. Doch ſie ſelbſt fühlte es wie einen ſchweren Druck die ganze Nacht auf ihrem Herzen. Ulrich mied ſie und tanzte und ſcherzte, als ſei nichts geſchehen, mit Martha, der Tochter des Bergführers Grothe. Wird der heutige Tag die Entſcheidung bringen? Hanna hat Angſt davor. Sie hat alles darangeſetzt, um den ſchönſten Johannisbaum vor des Vaters Tür zu ſtel⸗ len, als könne ſie dadurch das Glück zu ſich zwingen. Auch die neunerlei Kräuter hat ſie im Wald geplückt, und mit dem Baum in die Erde gegraben. Durch den Großvater kennt ſie die Stellen, wo ſie wachſen. 5 Hanna weiß nicht, daß ſie beobachtet wird. Ulrich iſt gekommen, um unter dem Johannisbaum das erſte Wort zur Verſöhnung zu finden. Aber der Anfang iſt nicht leicht. Von der Tannenhecke verborgen, bleibt er zö⸗ gernd ſtehen. Er ſieht wie eine ſtumme Anklage den trau⸗ rigen Ausdruck in dem zarten Mädchengeſicht. Aber iſt Hanna nicht ſelbſt daran ſchuld, daß er ſich immer mehr an Martha Grothe gewöhnte? Wie mit einem guten Ka⸗ meraden har er mit Martha alles beſprechen können, auch daß er innerlich den Weg vergeblich zu Hanna zurück ſuchte, und daß ſie ihm nicht einen Schritt entgegenkam. In der letzten Zeit iſt es ihm manchmal vorgekommen, als ob Marthas Blicke und der Druck ihrer Hand zärtlicher waren als ſonſt. Das bedrückt ihn jetzt. Er ſeufzt, wie es vorhin Hanna getan hatte Es iſt nicht leicht, ſich in dem menſchlichen Herzen auszukennen, beſonders wenn man noch nicht einmal in dem eigenen richtig Beſcheid weiß. Ehe er ſich zu etwas entſchloſſen hat, iſt Hanna im Haus verſchwunden.. ufnahme: Schrammen(Mauritius)— M. Die Nacht iet dennen, dus Fiel flat gesiegi 1.—.— 1——— in nnn, m enen, enn, enen, en, enn, enn nm neee eee eee Endlich iſt die von dem jungen Volk ſehnlichſt er⸗ wartete Dunkelheit herangekommen. Auf der Wieſe vor der Straße glühen die Grubenlampen und die zwiſchen den Bäumen und Girlanden wie große Blumen ſchimmernden Papierlaternen. Das Orcheſter der jungen Bergleute— Harzzither, Ziehharmonika und Horn— klingt auf. Schwermütiges Sinnen— Heimatliebe— geſteigerte Fe⸗ ſtesfreude— alles wird lebendig im Leuchten der Johan⸗ nisnacht. Von überall her eilen die Burſchen und Mäd⸗ chen die Straße herauf zur Feſtwieſe. Auch Hanna geht mit. Martha Grothe läuft an ihr vorbei. Das kurze lockige Haar fällt ihr in das freude⸗ heiße Geſicht. Mit ausgebreiteten Armen tanzt ſie Ulrich im Spiel des Reigens entgegen. Sie ſingt das Johannis⸗ lied mit den anderen, aber ihre metallene Stimme ſchwingt über alle hinweg, und es iſt, als ob ſie nur Ulrich rufen wolle: Wo treff ich meinen Schäfer an, Wo werd ich ihn wohl finden? Wohl unter einer grünen Tann, Wohl unter einer Linden. Wohl unter einer grünen Buchen, Da will ich meinen Schäfer ſuchen. Und mich mit ihm vergleichen, Und ihm ein Küßlein reichen. Ulrich faßt Marthas auf ihn zuſtrebende Hände und macht eine Bewegung, als ob er das Mädchen an ſich ziehen und küſſen wolle. „Nein! Nein!“ ſtammelt Hanna beſchwörend und läuft auf Ulrich zu. Hat Ulrich dieſes verzweifelte„Nein“ wirklich gehört, oder hat es ſeine Seele, die nie frei geweſen iſt von Han⸗ nas Bild, gefühlt.? Er läßt Marthas Hände plötzlich los. Im nächſten Augenblick hat die vorwärts drängende Menge das Mädchen von ihm weggeriſſen. „Das Jobannisfeuer!“ Jubelnd klingt der Ruf von Mund zu Mund. Hoch ſteigt die Flamme in der Mitte der Wieſe auf zum nächt⸗ lichen Himmel empor, der voller Sterne iſt. Auch ihr Glanz verſinkt im roten Flammenmeer. Himmel und Erde ſind eins geworden in der Freude der Menſchen. Wie im Taumel faſſen ſich Burſchen und Mädchen an den Händen und ſpringen über das Feuer. Höher und höher ſteigt es, aber immer wieder gelingt der Sprung, Hanna ſteht dicht neben Ulrich. Sein ernſt gewordenes Geſicht iſt von der Flamme hell beſtrahlt. So voll Liebe und Hoffnung auf ein durch das Johannisfeuer geläu⸗ tertes Glück hat auch er einmal vor der lohenden Flamme mit Hanna geſtanden! Hat ſie den Sprung damals nicht gewagt, weil auch ihr Herz es mit ſeiner Liebe für ein ganzes Leben nicht wagen wollte Mitten in ſein Nachdenken— kaum hörbar im Trubel — bittet eine ſanfte Mädchenſtimme neben ihm:„Ulrich, lieber Ulrich...“ 5 Er wendet den Kopf und ſieht Hanna in die bangen, zärtlichen Augen. Eine kleine Hand legt ſich ſcheu in die ſeine, und als hätte das Medchen ſeine Frage gehört, ſagt es feſt:„Ich will es jetzt wagen, Ulrich!“ l Fröhlich ſingen die Burſchen von allen Seiten: Unterm Kopf und überm Kopf Tu ich mein Hütel ſchwinge; Mädel, wenn du mich gern haſt, Durchs Feuer mußt mit mir ſpringe! „Ja“, fauchzt Hanna— und dann ſpringt ſie mit Ullrich über die Flamme. Einen Augenblick iſt es, als ob bas auflodernde Feuer auch ihre im Sprung ſich bauſchen⸗ ben Röcke und ihre im Wind wehenden Haare faſſen wolle, über ſie ſieht in Ulrichs Augen, und alle Angſt iſt ver⸗ gangen. 5 Der Sprung iſt geglückt Hand in Hand läuft Ulrich nit Hanna weiter, als dürſe er ſie nicht mehr loslaſſen. ſrif viegsfafe ſich auf der Boran auf, rubbelte ſich das blonde Haar zalecht. Mit enen Seuſzer legte ſie die Ziehungsliſte auf den Nachttiſch und hielt das unſcheinbare graue Los, deſſen wilde, in die ſechs Stellen gehende Zahlenreihe ſie intenſiv und liebevoll betrachtete. Ihr braungebranntes, energiſches Geſicht mit den ſchmalen Lippen ſank langſam, ein wenig einfältig vor weſenloſem Glück zur Seite. Mit einem wilden Ruck ſprang ſie auf und fiel mit einem Schrei der dicken Wirtin in die Arme. „Achttauſend Mark“, ſagte Grit plötzlich ſachlich. Sie fiel Frau Blomm aus den Armen, kauerte ſich nieder, nahm mit einem haſtig hervorgekramten Bleiſtift ein kurzes Rechenexempel vor und hielt das Ergebnis der Wirtin vor die Naſe.„Achttauſend Mark, verehrte alte Dame und Zimmerverleiherin. Gäbe ich Ihnen das Geld... gar nicht auszudenken, wie lange ich bei Ihnen wohnen könnte.“ „Achttauſend“, ſtöhnte Frau Blomm. „Achttauſend“, beſtätigte Grit, und die Zahl ſprang und tanzte durch den Raum. Frau Blomm erhob ſich ächzend und kopfſchüttelnd, gab das Los an Grit zurück und holte das Tablett. Grit blieb allein, ſoweit man mit achttauſend Mark im Zimmer überhaupt allein bleiben kann. Eine wilde Unruhe trieb ſie hin und her. Mit einem energiſchen Ruck hatte das Schickſal Jupp und ſie auf die Beine geſtellt. Morgen konnte ſie heiraten, heute, wenn ſie es wollten. Achttauſend Mark, das war ein Schatz, das war das Schick⸗ ſal in Perſon. „Grit“, ſagte ſie. Langſam blieb ſie ſtehen und ſtarrte in den Spiegel. Wildes Erſchrecken flutete ihr in das pochende Herz, alle Freude verſank, die ganze Vergangen⸗ heit der letzten beiden Jahre, die ihre Bekanntſchaft mit Jupp umſchloſſen, wuchs herauf. Sie betrachtete ihre Hände, die noch immer keine Ringe trugen. Hatte Jupp nur ein einziges Mal von Heirat geſprochen? Sie dachte krampfhaft nach. Soviel ſie auch grübelte, es blieben nur Andeutungen und flüchtige Bemerkungen, hineingeſtreut in gleichgültige Geſpräche. Oder war nicht alles bisher ſelbſtverſtändlich geweſen, ohne viele Worte? Sprachen nicht dieſe beiden Jahre für ſich, und konnte Jupp mit ſeinen 150 Mark Monatsgehalt überhaupt Ver⸗ ſprechungen geben? Sie klei⸗ dete ſich an. Noch einmal ging ſie zv dem Los hinüber, dann nahm ſie ihr ſchönſtes Kleid das er ſo liebte Es war ganz ir Braun gehalten mit kleinen gelber Spitzen. Sie ſucht⸗ das Parfüm her aus, das ihm ge fiel. Und ſchließ⸗ lich zog ſie zö⸗ gernd auch der Mantel über, de; zu dieſem Kleid gehörte, obgleich es der einfachere auch getan hätte Und nun, wie ſie vor dem Spiege! ſtand, ſah ſie, daß Wie ſie vor dem Spiegel ſtand, ſah ſie, ſie von den daß ſie ſo gekleidet war, wie er es liebte. Schuhen an bis zu dem Hut und dem kleinen Halstuch ſo gekleidet war, wie er es liebte und wie er ſie bewundert hatte. Zum erſten Male ſeit ihrer Begegnung mit Jupp erfaßte ſie ganz und in tiefſter Seele, wie ſchön ſie war, und wie er ihr gehören mußte. Mit einem kleinen Lächeln verbarg ſie das Los in der Hand⸗ taſche und machte ſich auf den Weg. „Hallo, Grit“, ſagte Jupp.„Ich dachte, ein Kunde.“ Er ſtutzte und betrachtete ſie.„Haſt du heute keinen Dienſt?“ „Gib mir erſt mal einen Kuß“, verlangte ſie. Er tat ſes. Ganz dicht ſtanden ſie ſich in dem dunklen, kleinen Flur gegenüber. Im Büro, das zugleich ſein Wohnraum war, lagen Zeichnungen auf dem Tiſch. Grit warf ſich in einen Seſſel, lächelte ihm zu. 5 „Alſo, was iſt paſſiert?“ fragte Jupp. Er ſtand hinter dem Tiſch und ſah auf ſie herab. Kleine Falten ſtanden in ſeiner Stirn, das war ſtets ſo, wenn er nachdenklich oder zornig war. Diesmal wollte ſie nicht entſcheiden, was es zu bedeuten hatte. 5 „Gefall' ich dir nicht?“ Er lächelte. Sein gutes, breites Geſicht näherte ſich. Da ſpürte er die Zeichnungen unter ſeiner Hand, die kleinen Falten ballten ſich von neuem. „Nun ſag ſchon, was geſchehen iſt, Kleines! Nachher kommen nämlich Kunden.“ Er zog die Uhr.„Du, wenn ich den Auftrag für die neue Kleinſiedlung bekomme, das wäre ein Geſchäft! So etwas bringt Geld ins Haus.“ „Ich bin entlaſſen“, ſagte ſie kurz. Mit einer faſt unbewußten Bewegung ſtrich er ſich das Haar zurück. Sie ſchämte ſich entſetzlich, die Grit von geſtern wollte ihm um den Hals fallen, aber da erblickte ſie die Handtaſche und in ihr das Los. Er kam um den Tiſch, ſetzte ſich neben ſie auf die Seſſellehne.„Wie iſt das geſchehen?“ „Der Chef war in ſchlechter Stimmung, und ich wohl auch nicht ganz auf der Höhe. Es hat Krach gegeben. Für dieſen Monat gibt es noch Gehalt, dann iſt es aus.“ Er ſprang auf, rannte hin und her. „Das muß ſich doch wieder einrenken laſſen. Ehe er eine Neue...“ Er greift nach dem Hörer; ſie hält ihn zurück. „Laß das, Jupp! Ich will nicht mehr.“ Er ſtarrte ſie ratlos an.„Und?“ „Jupp“, ſagte ſie.„Komm einmal her, Jupp.“ Sie legt die Arme um ſeinen Hals, zie ht ihn dicht zu ſich herab. „Zwei Jahre kennen wir uns nun ſchon, Jupp. Ich habe genug vom Büro...“ Sie ſtockte, ſtreichelte ſeine Hand. „Bedenk einmal, Jupp, wir hätten Dummheiten gemacht.“ „Wie kannſt du ſo reden.“ ſagte er ein wenig heiſer. Achtung!— warnte die Grit von geſtern. Siehſt du!— hetzte die Grit von heute. „Ich kann nicht zwei Jahre mit dir herumlaufen“, ſagte ſie ſchonungslos,„ohne zu wiſſen, was wird.“ Er blieb ſtehen. Jähe Röte ſchoß ihm in das Geſicht. Man ſtellt in ſolchen Dingen kein Ultimatum. Wer 128 8 8 ſpricht von„herumlaufen“? Man kennt dich kaum wieder, Er zögerte, nahm ſeine un⸗ Grit. Und außerdem ruhige Wanderung wieder auf.„Was ſoll nun werden?“ murmelte er. „Ich will bei dir bleiben.“ Faſt, daß ſie vor der eigenen Heftigkeit erſchrak. Seit zwei Jahren war das ihr Wunſch und Wille, und nun kam es gerade in dieſem un⸗ glückſeligen Moment heraus. „Nein“, ſagte er ſchroff.„Jetzt nicht.. und ſo nicht.“ „Ach ſo...“ warf ſie böſe hin. Alles in ihr war auf der Lauer. Er bewährte ſich nicht, ihr Jupp. Sie möchte ſich auf die Lehne legen und ſich ausheulen oder ſich be⸗ ſinnungslos in ſeine Arme werfen, aber da ſtand eine Wand aus Trotz und Mißtrauen und gekränkter Eitelkeit Sie umklammerte das Täſchchen, ſtrich ſich das Haar zurück. Die Augen ſchmerzten ihr von den kommenden Tränen, aber ſie wandte ſich und ſagte:„Ich gehe, Jupp! Ich glaube, wir machen Schluß!“ Und dann ging ſie auch ſchon, und der Spiegel grinſte ihr zu ob dieſer hochmütigen und gedemütigten Grit. „Himmelherrgott!“ ſagte Jupp. Er ſtürzte vor und packte ſie bei den Schultern, ſo wie er ſie nie angefaßt hatte in dieſen beiden Jahren. Sie ſchrie ein wenig auf, da ließ er ſie ſtehen und riß den ſchmalen Wandſchrank auf, Pläne flogen heraus, Bücher, ein Reißbrett, das wirbelte nur ſe alles durcheinander. „Jupp!“ ſagte ſie.„Jupp..“ Er ſtand da mit knallrotem Kopf, hatte zwei Zeich⸗ nungen in der Hand, ſchwenkte ſie durch die Luft und hieb ſie krachend auf den Tiſch. Das war ein neuer Jupp. Sie zog die Schultern ein wenig zuſammen und ſtarrte auf den Tiſch. Ein Aufriß lag da herum und ein Grundriß, wenne, Berechnungen und Tabellen, nüchterne Dinge mit Zahlen und Maßen in verwirrender Vielfalt. Sie hob den Kopf, und das Brennen in den Augen wurde unerträglich. „Unſer Haus!“ ſtöhnte Jupp und ſtarrte ſie an, als ob ſie gleich Prügel kriegen ſollte.„Und ich ſpar' und ſpar' und ſchufte und ſchufte, und wenn es da nicht gleich klap⸗ pen will, da kommt ſo eine...“ Der Atem blieb ihm weg; nun war er wirklich knallrot, und jetzt kamen wohl auch gleich die Prügel. Sie ſtürzte ihm entgegen, riß das Los heraus. Sie klammerte ſich an ſeine Schulter, legte den Kopf an ſeine Bruſt und verſank in einem Wirbel von Worten und Tränen und in einem ungeheuren Glücklichſein, wie ſie es nie geſpürt hatte in dieſen zwei Jahren. Und erſt, wie die Klingel ſchrillte, riß ſie den Kopf empor und ſagte ſtrah⸗ lend vor Geborgenheit und Zärtlichkeit, ſchöner als je und noch gerade ſchön genug für die Liebe:„Da haſt du mich, Jupp!“ Sie ſtarrte auf den Tiſch. Ein Aufriß lag da herum und ein Grundriß. E lle Seebad Erzählung von Erik Bertelſen. Den Namen der kleinen norwegiſchen Küſtenſtad— möchte ich verſchweigen, ebenſo den Namen des alten See⸗ bären, den ich täglich auf der Brücke traf, und der mir ſe viel von ſeiner Lebensweisheit abgab, die eigentlich nich ſchlechter war als die aus Büchern bezogene. Ich werde ihn alſo Knud nennen, den alten Tagedieb Sein Geſicht war von den vielen wechſelnden Witterunger und Widerwärtigkeiten des Lebens gezeichnet. Außerden ſah er aus, als trinke er gerne einmal einen Schluck. Ick machte ſeine Bekanntſchaft, als er auf mich zukam und mi ſtrahlend verſicherte, wie gut er ſich an die Zeit erinnere als er aus mir an Bord der„Nevada“ einen tüchtigen See— mann machte. Leider mußte ich ihn damit betrüben, daß e⸗ ſich irrte. Denn ich war bisher nur Dampfer gefahren nie mit einem Segler, wie die„Nevada“ einer war. Außer⸗ dem konnte ich mich nicht darauf beſinnen, den Alten jemale geſehen zu haben. Das verſtand er nicht. Mein Geſich⸗ käme ihm ſo bekannt vor. Er behauptete, wir müßten ir irgendeiner Stadt der Welt einander ſchon die Hände ge⸗ drückt haben— vielleicht in einer Bar in Barcelona— ob ich darauf nicht einen mit ihm trinken möchte? Nein, ich wollte nicht. Aber obwohl ich auch am anderen Tag nicht für einen Schoppen zu haben war, kam er immer wie⸗ der zu mir und legte Wert auf meine Geſell⸗ ſchaft. Eigentlich ſtörte er mich auch nicht. Er verſtand die ſchwere Kunſt, zur rechten Zeit zu ſchwergen. Wenn er merkte, ich hörte ihm nicht ganz auf⸗ merkſam zu, ſchwieg er ſofort und wartete ge— duldig, bis ich ihn etwas fragte und ſomit das Geſpräch be⸗ gann. In dieſen ſtummen Stun⸗ den bekam ſein Geſicht einen ſonderbaren Ausdruck, faſt als ſähe er et⸗ was, das nicht in dieſe Welt gehörte. Und Zeichnung: Grunwald— M un kommt, was Trotz der Sonnenwärme überlief es ich nicht ver⸗ mich kalt. Ich weiß, es ſoll hellſehende geſſen kann, trotz⸗ Menſchen geben. dem ich mich an alle ſeine Weisheiten ſonſt nicht mehr erinnere. Es war an einem Tage, als ein ſchwerer, warmer Nebel über dem Waſſer lag. Wir hatten lange ſchweigend geſeſſen, als er ſich plötzlich zu mir wandte und mit Betonung, als ver⸗ ſcheuche er alle Widerſprüche, ſagte: „Ja, du mußt es ſein.“. „Was iſt los?“ fragte ich verwundert. „Wo biſt du geboren?“ Ich nannte den kleinen Fiſcherort an der Oſtſee, wo meine Wiege ſtand. Knud nickte und fragte weiter:„Hat deine Mutter dir niemals von dem norwegiſchen Schiff er⸗ zählt, das vor dem Fiſcherdorf ſtrandete, als du ganz klein warſt?“ „Daran erinnere ich mich nicht. In den Jahren ſtran⸗ deten ziemlich viele Schiffe dort. Geſchah denn etwas Be⸗ ſonderes damals?“ „Vielleicht nichts, was deiner Mutter aufgefallen wäre. Aber für mich war es von Wichtigkeit. Es war ein oder zwei Tage nach der Strandung. Mit einem anderen jungen Seemann zuſammen und einem der eingeſeſſenen Fiſcher kam ich in euer Heim, wo ein Kind in der Wiege lag, ein Junge von kaum einem Jahr. Während ich ſtand und ihn betrachtete, verſchwand mir ſein Geſicht in einem Nebel, und ich ſah ein anderes Geſicht, wie es heute aus⸗ ſteht. Vielleicht ſah ich es nur eine Sekunde vor mir, mir ſchienen es Stunden zu ſein. Erſt heute wurde mir klar warum du mir ſo bekannt vorkommſt.“ Trotz der Sonnenwärme überlief es mich kalt. Ich weiß, es ſoll hellſehende Menſchen geben, die manchmal wichtige Dinge vorherſehen, aber mir war noch niemals einer begegnet. Ich fragte unſicher:„Sahſt du noch mehr? Ich meine— noch anderes damals?“ Die Antwort kam widerwillig:„Ja— und das wun⸗ dert mich ehrlich. Ich ſah dich damals eben in der Um⸗ gebung meiner Heimat, wo du heute biſt.“ „Und dann?“ Er ſchüttelte den Kopf.„Mehr will ich nicht erzählen. Denn ich möchte mich nicht mit dir erzürnen.“ Nun wurde ich wirklich ängſtlich. Hatte er auch eine Frau neben mir geſehen? Dorit? Sie, um deretwillen ich mich länger hier in dem Städtchen aufhielt, als ich wollte? Ich faßte hart ſeinen Arm:„Du hätteſt lieber gar nichts ſagen ſollen, wenn du mir nicht alles berichten willſt!“ „Richtig. Und hätte ich nachgedacht, wäre ich ſtill ge⸗ blieben. Nun wirſt du böſe auf mich, wenn ich alles ſage, was ich ſah. Und wirſt behaupten, es ſei alles aus der Luft gegriffen. Es war nämlich ſozuſagen— wie ſoll ich mich ausdrücken— eine delikate Angelegenheit.“ a Hatte ich es mir doch gedacht! Alſo war es etwas mit Dorit. Ich mußte alles erfahren! „Ich verſpreche dir, nicht böſe zu werden, was du mir auch erzählen wirſt. Aber ich werde ſehr böſe, wenn du mir nicht alles ſagſt.“ „Na, gut. Ich ſah alſo auch mich ſelber, als alten Mann, hier mit dir ſitzen, in dieſem Dorf, ich erinnere mich genau daran. Und du reichteſt mir einen Schein— einen Geldſchein. Ja, ſiehſt du, nun biſt du doch beleidigt.“ Ich atmete erleichtert auf. Weiter war es nichts? Ernſt ſah ich Knud an: „Nein, ich bin nicht beleidigt. Ich hatte auch einmal einen Traum, der mich in eine ähnliche Situation brachte. Ich ſtand an einem Strand und reichte einem alten Mann etwas Geld.“ „Siehſt du“, rief er eifrig.„Es ſtimmt.“ „Ja, aber nicht ganz. Denn es war kein Schein, es waren Münzen, die ich dem alten Mann gab.“ „Münzen? Sollte ich mich nicht mehr richtig daran erinnern können? Möglich.“ „Und dann gab ich ſie einem Mann, der niemals aus ſeiner Heimat herausgekommen war!“ „Das war ich— du kannſt dich erkundigen.“ Sein Geſicht bekam den Ausdruck der Verlegenheit, als er merkte, daß er ſich verraten hatte. Er tat mir leid. Und um mich für alle ſeine gutgemeinten Ratſchläge er⸗ kenntlich zu zeigen, reichte ich ihm ein paar Münzen. Er dankte mit einem verſchmitzten Lachen und verſchwand, während ich gedankenvoll ſitzen blieb und auf Dorit wartete. —— 3 r Ir (15. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Zweitauſend Mark ſind in der Kaſſe. Finerl hat das Geld in den Behälter gelegt; es iſt ihr Anteil an einem Lotteriegewinn. Gundel will das Geld nicht annehmen, Finerl beſteht darauf, und ſo können die dringenden Schul⸗ den bezahlt werden. Dr. Koch holt den Vater zu einer Beſprechung ab. Lutz warnt Gundel vor dem Schwätzer Dr. Koch. Während der Vater das Haus verlaſſen hat, ſtellt ſich Herbert ein Er geſteht ihr, daß er glaubte, die Sängerin Caſpary zu lieben. An jenem Abend in Han⸗ nover habe er jedoch ſeinen Irrtum eingeſehen, habe er⸗ kannt, daß er nur ſie, Gundel, liebe und daß die Caſpary beſtenfalls ſeine mütterliche Freundin ſein dürfe. Er dringt in Gundel, zu glauben, daß er immer ihre gemein⸗ ſame Zukunft im Auge habe. Gundel iſt empört über dieſes Geſtändnis, in dem ſie eine Beleidigung ihrer Mutter ſieht. Sie erklärt Herbert, daß ſie mit ihm fertig ſei, und bittet ihn, das Haus nicht mehr zu betreten. Am nächſten Mor⸗ gen pocht es an ihre Tür. Lutz weckt ſie und teilt ihr erregt mit, daß ſich der Vater in ſein Zimmer eingeſchloſ⸗ ſen habe und auf Klopfen nicht öffne. Gundel ſtürzt zu Vaters Zimmertür und verſucht, einzudringen. Nichts rührt ſich ö Nun werden die anderen auch von Panik erfaßt Lutz ſtürzt fort, um Leute zu holen... Finerl weint und jammert laut, und ich.. ich bin dem Wahnſinn nahe Der Portier kommt mit ſeinem Sohn... Gewaltſam verſuchen ſie, die Tür einzudrücken Ich kann nicht mehr. Die Beine verſagen. Lutz fängt mich auf und hält mich feſt... Beide zittern wir wie Eſpenlaub Endlich ein großes Getöſe, und der Weg iſt frei Lutz will mich mit Gewalt hindern, aber in dieſem Moment bin ich ſtärker als er. Vater liegt im Bett und ſchläft... Die Augen ſind feſt geſchloſſen... Ganz friedlich ſcheint er zu ſchlummern Mit einem Sprung iſt Lutz beim Nachttiſch und hält ein geleertes Glas an die Naſe... Wie weißer Staub ſchimmert es am Grunde des Gefäßes. „Einen Arzt.. ſofort...“ ruft er den Männern zu Dann weiß ich nichts meh ** Als ich wieder zu mir komme, iſt Vater ſchon nach der Klinik überführt... Lutz iſt bei mir und bemüht ſich um Mich 5„Ich will die Wahrheit wiſſen... hörſt du, die Wahr⸗ t,. Gewiß— das wäre die Wahrheit...„Vater lebt und wird am Leben bleiben... Er wollte ſich mit Veronal ver⸗ giften.. Ein Glück, daß.. nun ja „Daß du gekommen biſt, Lutz „Ich mußte ja kommen... Aber heute trieb es mich eine Stunde früher her... Ich hatte keine Ruhe. Wer weiß, ob i „Ob es in einer Stunde nicht ſchon zu ſpät... Ach, Lutz— guter, guter Lutz... Wenn ich nur wüßte warum hat Vater das getan?“ „Es iſt ein Brief für dich da, Gundel...“ Mit wehem Gefühl öffne ich das Kuvert... Wie muß es in Vater ausgeſehen haben, als er das ſchrieb „Gundel... Verzeihe einem müden Mann, der zu nichts auf der Welt mehr taugt. Dein Los wird kein ſchlechteres, wenn ich nicht mehr bin. Deine Mutter wird beſſer für Dich ſorgen, als ich es vermochte. Ich bin nicht ganz ſo blind, wie Du denkſt und wußte wohl, wie es um Ans ſteht... Ich habe den Glauben an mich verloren; 1 es verwunderlich, wenn es den anderen genau ſo h Jetzt erſt überkommt mich der Schmerz mit elementarer Macht. Mitleid und Reue ſchlagen über mir zuſammen Ich, ich, ich bin ſchuld... Hätte ich rechtzeitig geſprochen, wäre ich nicht ſo feige geweſen Lutz iſt zu mir wie ein Bruder... Er gibt mir liebe, tröſtende Worte... Ich weine mich aus an ſeiner Bruſt. Dann muß er fort— in die Klinik... Er wird mich über Vaters Befinden auf dem laufenden halten Ob er denn auch beſtimmt am Leben bleibt 5 menſchlichem Ermeſſen— ja. Aber Aber „Du ſollſt die Wahrheit wiſſen, Gundel... Erſt bei iedererlangung des Bewußtſeins wird ſich einwandfrei feſtſtellen laſſen, ob man nicht mit einer dauernden Stö⸗ rung der Gehirnfunktion rechnen muß. Die Wirkung des Giftes äußert ſich manchmal auf ſolche Weiſe. Manchmal „. Gundel— nicht immer. Alſo— tapfer ſein Ich hätte dir das vorläufig verſchweigen können, aber das hieße, dich minder einſchätzen... Schickſalſchwere Stunden ſollen in ihrer ganzen Wucht durchlebt werden. Und— noch eines.. Wir müſſen unter allen Umſtänden verhüten, daß die Sache weitere Kreiſe zieht. Der beiden Männer habe ich mich ſchon vergewiſſert— die laſſen nichts verlauten. Auch der Unterricht für die nächſten Tage iſt bereits abgeſagt. Für den Fall irgendwelcher Anfragen wollen wir eine Mandelentzündung vorſchützen, die Vaters ſchleunige Ueberführung in eine Klinik und eine anſchließende Opera⸗ tion nötig machte... An dir und Finerl liegt es jetzt, den Anſchein zu erwecken, daß nichts Außergewöhnliches paſſiert ſei... Das iſt das einzigſte, was ihr augenblicklich für ihn tun könnt.. Durch nichts darf er nach ſeiner Geſundung an dieſen Schritt erinnert werden.“„„ Lutz hat ſchon das Richtige getroffen. Die einzige Lin⸗ derung in dieſer peinigenden Qual der Ungewißheit iſt die Flucht in eine Verantwortung. Es heißt alſo— die Zähne zuſammenbeißen und lächeln, wo man vor innerer Span⸗ nung berſten möchte, und heitere Geſchäftigkeit vortäuſchen, wo die Glieder vor Erſchöpfung den Dienſt verſagen 10 5 die grauenvolle Angſt bei jedem Anſchlag des Tele⸗ vhons Und gerade heute hört das Geklingel nicht auf In einem fort wird Vater verlangt... Alle Welt wünſcht ihn zu ſprechen, geſchäftlich, beruflich, was weiß ich Dazwiſchen folgen ſich in kurzen Abſtänden die gleich⸗ bleibenden Berichte von Lutz.. Zuſtand unverändert Vater immer noch bewußtlos Wie ein Hohn iſt das alles... * Nachmittags meldet ſich Kurt am Apparat... Mutti läßt fragen, ob ich wüßte, wo Lutz ſteckt, Er wäre weder zu Tiſch gekommen, noch hätte er etwas von ſich hören laſſen... Nein— leider— ich habe keine Ahnung.. „Na ja— er wird ſich ſchon wieder melden. Uebrigens ſeid ihr mir ja eine ſchön heimtückiſche Geſellſchaft. Geht laſſe ſo um mit Freunden? Nicht eine Silbe verlauten zu laſſen...“ Mich packt ein heilloſer Schreck. Er weiß weiß er?— Iſt es am Ende ſchon bekannt... „Aber eine mordsmäßige Ueberraſchung iſt es doch“, ſpricht Kurt ſchon weiter;„da werden ſie ja alle Augen machen...“ Was meint er— großer Gott.... Iſt er verrückt ge⸗ worden?. „Weißt du— ich bin ja nicht neugierig.... Aber die langen Geſichter gewiſſer Herrſchaften hätte ich wohl ſehen mögen..“ woher Zeichnung: Drewitz— M. Ich ſtürze zum Eingang.. Lutz ſteht vor mir. Sein gutes Geſicht ſtrahlt. 1„Wovon ſprichſt du denn eigentlich— zum Teufel noch⸗ „Tu doch nicht ſo.. Wovon alle Welt ſpricht.. Daß dein Vater die Caspary ausgebildet hat...“ Mir bleibt der Atem weg.„Wie kommſt du darauf?“ ſtammele ich faſſungslos. „Ausgezeichnet...“ höhnt Kurt,„wie ich darauf komme. Wo es groß und breit in allen Zeitungen ſteht...“ Ich lege ohne ein Wort zu ſagen den Hörer auf. Es iſt ja ſo gleichgültig, was in den Zeitungen ſteht oder nicht ſteht. Aber daß Vater vielleicht jetzt die Augen aufſchlägt und ſein armes Hirn die Eindrücke um ſich nicht mehr auf⸗ zunehmen vermag ie von Dämonen gejagt, flüchte ich zu Finerl. Angſt⸗ voll klammere ich mich an ſie, als könnte dieſes zitternde Häuflein Menſch die Rettung bringen. Und ſie ſtreichelt meine eiskalten Hände und flüſtert ſinnloſe, tröſtlich klin⸗ gende Worte, genau wie einſtmals vor langen Jahren, wenn das kleine Mädchen ſich vor dem Einſchlafen im dunk⸗ len Zimmer bangte. maꝗd * Allmählich beginnt es zu dämmern; die Geräuſche des Tages verſtummen... Still und ergeben ſitzen wir zuſam⸗ men und ſtarren mit heißen, trockenen Augen in die immer dichter werdende Finſternis Da plötzlich— die Flurglocke... Ich ſtürze zum Ein⸗ gang... Lutz ſteht vor mir. Sein gutes Geſicht ſtrahlt— er bringt beglückende Nachricht. Vater hat die Beſinnung wiedererlangt. Körperlich iſt er zwar matt, aber geiſtig voll⸗ kommen klar Wie ein böſer Spuk verflüchtigt ſich der würgende Alp⸗ druck... Unter Lachen und Weinen, Fragen und Antwort finden wir uns wieder zurück in die gemäßigten Zonen des täglichen Daſeins. 5 Ja— alſo das Schlimmſte war überſtanden.. Na⸗ türlich bedarf der Patient noch größter Schonung. Von Beſuchen wäre vorläufig abzuſehen, bis er ſelber danach verlangt. Augenblicklich empfindet er das Mißlingen ſeines Selbſtmordverſuches erniedrigend und beſchämend.. Nicht einmal aufs Sterben verſtünde er ſich— ſoll er voll Bitter⸗ keit verſichert haben. „Meine Verſicherung, daß die Sache nicht bekannt wer⸗ den wird, hat ihn einigermaßen beruhigt“, berichtet Lutz. „Finerl kann doch ſchweigen?“ Und ob— aufs Schweigen verſtehen wir uns alle aus⸗ gezeichnet... Und dennoch.. Plötzlich kehren die rätſelhaf⸗ ten Vorkommniſſe des heutigen Tages in mein Gedächtnis zurück und perlangen nunmehr entſprechende Würdigung. V. AVA VN „Denk dir nur an, Lutz... Mit einem Male hatten es ſo ſchrecklich viele eilig, ſich für Vaters Sprechſtunde anzu⸗ melden. Ich wußte mir das nicht zu deuten; ich war auch zu kopflos, um darüber nachzudenken. Da erfuhr ich durch Kurt... Haſt du übrigens Zeitungen gelefen?“ Während ich Lutz fragend anblicke, fällt mir etwas an ihm auf. Sein ſonſt blaſſes Geſicht iſt dunkelrot angelaufen; nervös trommeln ſeine Finger an der Tiſchplatte... Faſt hat es den Anſchein, als kämpfe er mit einem Entſchluß. „Ich— ich muß dir etwas geſtehen, Gundel...“ be⸗ ginnt er auch ſchon,„und wenn du über alles im klaren biſt, dann ſollſt du mich freiſprechen oder verdammen.“ 5„Lutz...?“— denke ich in höchſter Verwunderung s „Seit zehn Jahren, Gundel— alſo ſeit ich euch kenne— bin ich Mitwiſſer eures Geheimniſſes. Als dein Vater mich von der Klavierſchule des Könſervatoriums zum Korrep⸗ tieren nahm, war er eben im Begriff, ſich hier einen neuen Wirkungskreis aufzubauen und zugleich ſeine Münchener Exiſtenz in Bauſch und Bogen zu liquidieren.. Nun iſt dir ja ſicher ſeine unbedenkliche Art, wichtige Schriftſtücke offen umherliegen zu laſſen und ſich am Telephon unbe⸗ kümmert um die Gegenwart Dritter zu äußern, zur Ge⸗ nüge bekannt. Um kurz zu ſein— es war für mich, der ich damals meine ganze freie Zeit bei ihm verbrachte, ge⸗ radezu unmöglich, die Situation nicht zu erfaſſen und zu überblicken.“ „Dann wißt ihr alſo alle...“ „Wieſo alle?“ fällt er mir erregt ins Wort;„nur ich natürlich... Es iſt wohl überflüſſig zu betonen, daß euer Geheimnis auch mein Geheimnis war. Und das wäre es geblieben für ewige Zeiten, wenn mich nicht die grotesk tragiſche Entwicklung der Dinge zu einem ſelbſtändigen Han⸗ deln aufgeſtachelt hätte... Ich war es, Gundel, der die be⸗ wußte Nachricht in die Blätter lancierte...“ Er verſtummte für einen Moment und ſieht mich treu⸗ herzig ſchuldbewußt an; dann ſpricht er mit zunehmender Feſtigkeit weiter: „Schon ſeit einiger Zeit— genau bezeichnet— ſeit dem letzten Gaſtſpiel deiner.. der Caspary, drängte es mich zu dieſem Schritt. Ich war ſicher, daß die Nachricht wie eine Bombe einſchlagen und deinem Vater wieder zu der Stel⸗ lung verhelfen würde, die ihm gebührt. Ich konnte es nicht länger mit anſehen, wie ſich ſein Gemüt durch die Zurück⸗ ſetzung, die er erfuhr, mehr und mehr umdüſterte. Nun ſtand auch noch die Enttäuſchung mit Herbert bevor... Als ich ihn geſtern in Geſellſchaft dieſes Dr. Koch fortgehen ſah, da wußte ich, was ihn erwartete. Und da wagte ich es ein⸗ fach, auf die Gefahr hin, mir eure Zuneigung auf immer zu verſcherzen. Ich weiß nicht, ob du mich verurteilen wirſt, Gundel, aber wenn ich etwas daran bereue, dann iſt es nur, ſo lange damit gezögert zu haben.“ Wie könnte ich ihn für einen ſo rührenden Beweis von Freundſchaft und Ergebenheit verurteilen? Dennoch kann ich es nicht hindern, daß mich bei dem Gedanken an Vater ein leiſes Bangen überkommt. „Ich glaube, Lutz“, entgegne ich, bemüht, der Sache von allen Geſichtspunkten gerecht zu werden, daß es Dinge gibt, die man nur mit dem Gefühl bejahen oder verneiner kann. Und mein Gefühl ſagt wir, daß du das Richtige getan haſt. Ich fürchte aber, Vater würde anders darüber denken Du haſt zu ſeinem Vorteil, jedoch nicht in ſeinem Sinne gehandelt. Sein Stolz würde es nie verwinden, daß dieſe Aufklärung aus unſerem Lager kam und nicht ſeitens der — Gegenpartei. Ich bin überzeugt, daß ſein Eigenſinn nun verderben würde, was du gutzumachen beſtrebt warſt. Laſ⸗ ſen wir ihn alſo, wenn er von der Sache erfährt, an eine zufällige Fügung glauben. Ja— und dann. laß mich dir danken, daß du dich nicht ſcheuteſt, eine Verantwortung auf dich zu laden... Ach, Lutz— überhaupt— wenn ich dich heute nicht gehabt hätte...“ Dieſer Tag hat uns einander nähergebracht, als es Jahre vorher vermocht hatten. Und doch trennen wir uns bedrückt und ein wenig ver⸗ legen... Warum kann er mir nicht mehr ſein als nur Freund und Verbündeter? Um wieviel einfacher wäre alles, wenn ich für ihn das empfände, was mich un Herbert band. * Die Sorge der nächſten Tage gilt ausſchließlich Vaters Befinden. Obwohl die Nachrichten befriedigend ſind, wünſcht fat mit Ausnahme von Lutz, noch keinerlei Beſuche zu emp⸗ angen. Eines Mittags ſtellt ſich unvermutet Mamas Zöfchen Maggie bei uns ein. Elegant iſt ſie, wie es eine Dame nur ſein kann, und es koſtet Ueberwindung, nicht zu ſagen: Neh⸗ men Sie doch Platz, gnädige Frau.. Sie überbringt die Nachricht von Mamas Wiederein⸗ treffen in Berlin und eine Einladung für den heutigen Nachmittag. Nachdem ſie ſich ihres Auftrages entledigt hat, berichtet ſie ſtreng vertraulich, daß ſie nur noch aus Gefälligkeit, bis Madame paſſenden Erſatz hätte, dieſe Obliegenheiten eines dienſtbaren Geiſtes erfülle. Während Frau Casparys Er⸗ holungsreiſe wäre ſie hier von einem Gentleman für den Film enkdeckt worden, und ihr Lebenspfad führe von jetzt ab in ſteiler Kurve nach oben. Das alles wird in reizendem Kauderwelſch vorgebracht und mein Glückwunſch mit huld⸗ vollem Lächeln entgegengenommen. Ich verabſchiede die gefällige Dame mit der Bitte, ihrer Herrin zu beſtellen, daß ich mich pünktlich im Briſtal ein⸗ 1 9 55 werde. Im übrigen kann ich nicht umhin, hinter ieſer vielverſprechenden Wendung Rafaelis drahtziehende 17 9 5 und ſeine Erkenntlichkeit für geleiſtete Dienſte zu ver⸗ muten. Nichts verſpüre ich diesmal von der jubelnden Erwar⸗ tung, die mich ſonſt vor dem Zuſammenſein mit Mama erfüllt. Wohl noch nie iſt mir ein Weg ſo ſchwer geworden wie dieſe Autobusfahrt nach dem Hotel Unter den Linden (Fortſetzung folgt.! Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel. 9 95 S Die in die waagerechten und ſenkrechten Felder-Reihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellun⸗ gen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Kapſel⸗Rätſel. Eingeladen war zu einem Feſte ich, Dort bewegt' in einem großen Raum ich mich, Und in dieſem konnte ich dann ſehn, Drei bekannte Tiere vor mir ſtehn. Zwei davon gehören an dem Hauſe, Und das dritte dient zu leckerm Schmauſe. Nenn den Raum mir nun, wo dies geſchah, Und alsbald ſind auch die Tiere da. N Zind Sie geſtern abend ausgegangen? Wenn Sie denn viel geraucht und getrunken heben, schnell die Zöhne mit Nives-Zahnpasts putzen Die genze Mundhöhle nimmt das frische, angenehm wirkende Aromes der Nives-Zahn- Peste àuf, und Ihr Atem wird rein und natüflich. Rätſel. Führt Sie zur Teilnahm' am Gericht Die ernſte Lebensfrage, So komm' ich Ihnen zu Geſicht, Der ich als ſolcher mittage: Vorkämpfer des Unterparlaments Anſtifter zur Einverleibung, Miniſter des flüſſigen Elements. Dies meine Selbſtbeſchreibung. Scherz⸗Bilder⸗Rätſel. 2 Kopf⸗Wechſel⸗Rätſel. Ocker Main Grau Salz Puter Titel Zeiſig Zügel Iper Pille Sehne Ilias. Vorgenannten Wörtern gebe man einen anderen Kopf und ziehe dieſe neuen Köpfe, ohne die Reihenfolge zu verändern, zu einem Wort zu⸗ ſammen. Sie ergeben dann ein erfriſchendes Getränk. Magiſches Moſaik. 1 5 22225 A8 Cen Hal ne Hei S eee 5885 asc che fei J. 2 80 le el, her 4e(let ene Ge Ge: ed, del %, be Se, Ce 0 e cane Ke, ne esc de. ut, Ste . 1 Vorſtehende 9 aus je 4 Feldern beſtehenden Quadrate ſind in der Weiſe zuſammenzuſtellen, daß ſie ein großes Quadrat ergeben, in dem ſtets 9 Felder, alſo ein Viertel der Figur, ein Sprichwort ergeben. Auflöſungen aus letzter Nummer: Füll⸗Rätſel: Ergänzungs⸗Rätſel: Schloß, Chineſe, Hut, Eid, Eins, Ratte— Scheer. Städte⸗Kapſel⸗Rätſel: 1. Leer. 2 3. Annen. 4. Ahlen. 5. Minden. Werder. Schach⸗Aufgabe: 1. Dal- h1, Kfö—es, 2. D913, Ke5—d6 oder anders, 3. Df3— fa oder—d5 matt. a. 1. Kf5—g5, 2. Dh1—e4, beliebig, 3. Dea—g6 matt. b. 1. La)b8, 2. 5h13, beliebig. 3. Dame matt. Beſuchskarten⸗Rätſel: Gardelegen. Wein ⸗Karte: Waldmeiſter. Silben ⸗R ätſel: 1. Viadukt, 2. Iſchl. 3. Erhard, 4. Lotterie, 5. Heſekiel, 6. Aroma, 7. Borneo, 8. Eugenie, 9. Niederlande, 10. Manege.— Viel haben macht Sorgen. — 4— Das geht zu weit. Staatsanwalt:„.. Als beſonders erſchwerend für den Angeklagten muß ich es bezeichnen, daß er, beim Ein⸗ bruch erwiſcht und vom Eigentümer mit den ärgſten Schimpfworten belegt, auch die letzteren ohne weiteres— einſteckte!“ Zeichnung: Stange— M. „Zenzel! Tu den öläktriſchen Tauchſieder in die Milli, dö Herrſchaften mög'n ſe kuhwarm!“ Beweisführung. „Du ſagſt, das Rauchen verkürze das Leben! Mein Vater war ein ſtarker Raucher und iſt jetzt 78 Jahre alt!“ „Wenn er aber nicht geraucht hätte, wäre er jetzt viel⸗ leicht ſchon viel älter.“ 2 Schnell gefaßt. Wollen Sie das einfältige Kamel' jetzt ſofort zurück⸗ nehmen?“ 8 „Bedauere, es wäre das erſte Mal, daß ich etwas zurückgenommen habe!“ „So, auch gut, dann pumpen Sie mir mal 20 Mark!“ 110 ist unser gutes Edelwelßfahrrad. Es trägt den schwersten Fahrer mit dem schwersten Gepäck auf den schlechtesten Wegen bel splelend lelchtem Lau und dennoch ist es überraschend billig. Katalog Nr. 136 auch uber Nähmaschinen und allen Fahrradzubehör senden an jeden kostenlos. Uber ½% Million Edelwelßräder set 1897 schon gellefert. 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Der Steuerbeamte las die ſchüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Ihre Steuererklärung ſteht in keinem Verhältnis zu Ihrem Aufwand. Wir wiſſen genau, daß Sie ſich in dieſem Jahr einen neuen Wagen gekauft haben, wir wiſſen, daß Sie ein Landhaus haben, wir wiſſen, daß Sie ſich aus Hamburg tauſend Importen und aus Burgund tauſend Flaſchen Burgunder kommen ließen— wir wiſſen—“ Der Steuerzahler unterbrach: „Wiſſen Sie auch, ob ich gezahlt habe Steuererklärung. Er Genau. „Herr Lehmann, legen Sonne! Sie wiſſen doch, daß 2 Metermaß aus der rme die Körper ausdehnt!“ Erklärung. „Aber Erika, dein Bräutigam hinkt ja entſetzlich!“ „Ja, weißt du. wahrſcheinlich hat ihn Amors 11 Pfeil ins Bein getroffen! Glocke: as ich nicht!“ Klingel:„Ja, mit einem Auge andern leſe ich!“ D „Was, Sie leſen beim Eſſen? könnte eſſe ich und mit dem Der Lehrer möchte vom Wunderglauben ſprechen. „Emil“, fragt er,„wie nennſt du de wenn einer von einem Kirchturm herunterfällt, ohne ſich zu verletzen?“ „Zufall! Herr Lehrer!“ ſagt Emil. „Und wenn das nun zum Beiſpiel ein zweites Mal geſchehen würde?“ „Glück, Herr Lehrer!“ ſagt Emil. „Na— aber nun ſtell' dir vor, dasſelbe geſchieht ſogar ein drittes Mal?!“ „Dann iſt es Uebung!“ ſagt Emil achſel ſetzt ſich wieder auf ſeinen Ptatz kend und hält Ihrem Haar nicht nur seine natürliche Farbe, sondern macht es auch seidenweich, locker und duftig. Palmolius- Shampoo ist für ſede Haarfarbe geeignet, ist frei von Soda und läßt sich leicht und restlos as Haar ist den Witterungs- einflüssen und dem Staub de Straße am stärksten ausgesetzt. Deshalb sollten Sie seinet Pflege besondere Sorgfalt widmen. Nur gründlich gereinigtes Haar kann schön und gepflegt ausspülen. aussehen. N Loppe nac Nr 8 Sie auch Sie bei Ihrer nachsten 29 ge, fu, bei Ihrem Erisöt die Eopfwäsche das mit faafmdschen fulmolive- Ropf wasche, Oliven und Palmend len— Paliolive- Shan hob bergebrellis Palmoliue- schäumt und reinigt Dam poo. Der üppige, bei hartem Wasser milde Schaum, der genau so gut Wie bez Kopf haut und Haare weichem, und eine testlos von Schuppen Nachbehandlung ist and Staub befreit, ex- nicht notwendig. „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreib? Nr 25 erſcheinen als Beilage. Da Pl. NI: Für die auf dieſen Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig Verantwortlich 11 5 die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg Verlag Sonntags blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger ſämtl. in Berlin SW 6s Lindenſtr. 101/102. — denn mit Opekie wird Ihre Nlarmelade billiger. Ohne Opekte nämlich kocht durch die lange Kochzeit häufig bis zur Hälfte ein. Mit Opekfd jedoch bekommen Sie ungefähr das gemze Gewicht in die Gläser, das Sie an Obst und Zucker in den Kochtopf geben.