0 rr N Ne Auſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Helugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Usteigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., zn Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Az. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feunſprecher Nr. 47216. Poftſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 855 e en Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Derkülnbblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Sechen hem Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 36 1128 86. Jahrgang Montag, den 22. Juni 1986 Aeber Sonntag 2— Auf dem Appell aller Gliederungen des Gaues Kurmark in Potsdam hielt Keichsminiſter Dr. Goebbels eine Rede. f Reichsminiſter Dr. Frick und Keichsleiter Roſen⸗ berg hielten am Sonnkag auf der Reichskagung der Nor diſchen Geſellſchaft programmatiſche Reden. 2: Präſident Rooſevelt hat das Ausfuhrverbok gegen Italien und alle Handelsbeſchränkungen gegenüber Ita ⸗ lien und Abeſſinien aufgehoben. 1: Die Verhandlungen einer inoffiziellen Araberdele⸗ gation mit britiſchen Regierungsſtellen in London ſind geſcheitert. : Vor 40 000 Berſaglieris hielt Muſſolini eine kurze Anſprache, in der er u. a. ausführte, er wiſſe die Lei⸗ ſtungsfähigkeit der ikalieniſchen Wehrmacht und des ita⸗ lieniſchen Volkes einzuſchätzen, falls die„Mitſommerkol⸗ len“ nicht zur Vernunft gebracht werden könnten. 2.2 In Paris und in verſchiedenen Provinzſtädken kam es zu Schlägereien zwiſchen politiſchen Gegnern. Ein De⸗ monſtrant wurde getötet. : In einem Grubenſchacht in der Nähe von Madrid ereignete ſich eine Schlagwekterkataſtrophe, die zwölf To⸗ desopfer forderke. : Beim Endkampf um die deutſche Jußballmeiſter⸗ ſchaft in Berlin ſiegte nach zweiſtündigem Spiel 1. JC Nürnberg über Jorkung Düſſeldorf 2:1 Franzöſiſcher Bolſchewismus“ Die„geſchichtliche“ Bedeutung der Nacht des 7. Juni. „In einer einzigen Nacht, die der Geſchichte angehört, hat man eingeholt und ſogar überholt, was in anderen Lände in 50 Jahren nicht erreicht worden iſt.“— Dieſe ſtolzen' orte ſprach nach dem Abkommen vom 7. Juni über den Tarifvertrag in Frankreich der Generalſekretär der franzöſiſchen Gewerkſchaften, Jouhaux. Wohl⸗ gemerkt, klein Kommuniſt, ſondern ein Gewerkſchaftler. Und ſein Vorgänger Dumoulin bläſt in dasſelbe Horn, wenn er die ſchmetternde Angriffsfanfare erklingen läßt:„Dem Kapitalismus iſt ein Schlag verſetzt worden, der verhindern wird, daß ſein Todeskampf noch lange an⸗ dauert; wer ſich einbildet, daß nunmehr eine 30jährige Periode der ruhigen Reformen begonnen habe, der iſt im Irrtum, denn jetzt wird man an die Vorbereitungen neuer Eroberungen gehen.“ Der Siegesjubel überſchlägt ſich förmlich in dieſen Worten. Aber worüber jubelt man denn eigentlich ſo? Lediglich über das Tarifabkommen? Was iſt denn damit eigentlich gewonnen? Eine Lohnerhöhung von etwa 12 v. H. des bisherigen Geſamtlohns, die 40⸗Stunden⸗ Woche, die bezahlt werden ſoll wie die bisherige 48⸗Stun⸗ den⸗Woche, und das Recht auf bezahlten Urlaub. Ins⸗ geſamt kommt dies einer Lohnerhöhung von 30 bis 35 v. H. gleich. Für den klaſſenkämpferiſch eingeſtellten Gewerkſchaftler mag das ein großer Erfolg ſein, aber um von einer epochalen geſchichflichen Bedeutung der ent⸗ ſcheidenden Nacht ſprechen zu können, genügt dieſer Er⸗ folg denn doch nicht. Schließlich iſt Aehnliches unter politi⸗ ſchem Druck auch anderswo„erreicht“ worden. Aber der Erfolg hat ſich noch immer ſehr bald unter dem Einfluß nüchterner wirtſchaftlicher Tatſachen in ſein Gegenteil ver⸗ kehrt. Was nützt eine Lohnerhöhung, die der Wirtſchaft abgezwungen wird, wenn ſie ſich als untragbar erweiſt. Die franzöſiſche Produktion muß infolge dieſer Mehr⸗ belaſtung mit einer Unkoſtenerhöhung von mindeſtens 10 v. H. rechnen, die auch durch die Kaufkraftſteigerung nicht ausgeglichen werden kann. Preiserhöhungen wer⸗ den die unausbleibliche Folge ſein. Und wie wird es mit der Arbeitsloſigkeit? Wir wollen nur die Frage aufwerfen, ob dieſe Ent⸗ wicklung nicht auch den franzöſiſchen Gewerkſchaftlern be⸗ kannt iſt? Es hieße ſie für dümmer halten als ſie ſind, wollte man annehmen, ſie wüßten nichts von dieſen Din⸗ gen. Sie wiſſen das ſehr wohl. Warum aber dann trotz⸗ dem dieſer Siegesjubel? a Nun, man muß zu den Aeußerungen der beiden Ge⸗ werkſchaftler noch ein anderes Wort hinzunehmen, das von dem Kommuniſtenführer Thorez ſtammt, daß näm⸗ lich„eine lommuniſtiſche Revolution in Frankreich weſent⸗ lich andere Züge tragen würde als die ruſſiſche, ſozu⸗ ſagen franzöſiſche“, Und man muß weiter hinzunehmen die überraſchende„demokratiſche“ Wandlung der ruſſt⸗ ſchen Sowjets, die ſich ja jetzt auch eine„Verfaſſung“ ge⸗ geben haben. Dann begreift man den eigentlichen Grund des franzöſiſchen Siegesfubels. In Frankreich glaubt man, den Bolſchewismus reformiert zu haben, und man glaubt, daß wie 1792 nun der zu entwickelnde„franzöſiſche Bolſchewismus“ die Führung in der Löſung der unſerer Zeit als welthiſtoriſche Aufgabe geſtellten Ver⸗ wirklichung des Sozialismus übernehmen werde! Das iſt die„geſchichtliche“ Bedeutung der Macht des 7. Juni in franzöſiſcher Beleuchtung. Die grande nation, deren gei⸗ ſtiges Preſtige bedenklich gelitten hatte, die geradezu als reaktionär galt, hat ihren revolutionären Nimbus wieder und marſchiert wieder„an der Spitze der Ziviliſation“. O ja, man weiß in Frankreich aus 100jähriger Tradition, was der Nimbus kultureller Führung bedeutet, auch prak⸗ tiſch in der nüchternen Realität der Wirtſchaft. Wenn franzöſiſche Sozialiſten jetzt davon träumen, daß in der Verbindung von weſtlicher Demokratie und öſtlichem Kommunismus das Heil für die Welt liegen ſoll, dann vergeſſen ſie, daß am Anfang dieſes Weges nicht ein demokratiſcher Gedanke ſteht, ſondern die Gewalt. Streik und Terror haben ihnen den Erfolg der 35prozentigen Lohnerhöhung ge⸗ bracht. Es war ein Erfolg des Klaſſenkampfes. Auch die franzöſiſche Syntheſe beruht damit auf dem Gedanken des Klaſſenkampfes, d. h. auf der Zerreißung des Volkes in zwei einander feindliche Hälften. Wie aber ſoll in einem ſo zerriſſenen Volke eine wahre Gemeinſchaft, d. h. ein Sozialismus, entſtehen? Aus dem erſten Kampf wer⸗ den immer neue Kämpfe erwachſen, bis eine Partei end⸗ gültig geſiegt hat. Im Staatskapitalismus nach bolſche⸗ wiſtiſcher Art wird der Traum von der„geſchichtlichen Nacht“ ſein Ende nehmen, und ein Stachanow wird den franzöſiſchen Arbeiter grauſam aufwecken. Es gibt keine Löſung der ſozialen Frage auf dem Boden des Klaſſenkampfes! Denn Sozialismus, d. h. Gemeinſchaft, kann nie durch Kampf und Unterdrückung erreicht werden, ſondern nur durch die Herſtellung eines Bandes, das alle Menſchen, gleich welchen Standes und Berufes, mit gleicher Stärke eint und bindet. In der Volksgemeinſchaft der Menſchen aleichen Blutes und gleicher Raſſe haben wir dieſes Band gefunden und in der Befreiung der Arbeit von allen die Leiſtung hemmenden Feſſeln das Mittel, mit dem jedes einzelne Mitglied dieſer Volksgemeinſchaft ſich den Platz erobern kann, der ſeinen Leiſtungen und Fähigkeiten ent⸗ ſpricht. Indem wir jedem Volksgenoſſen nicht nur die Möglichkeit zur Entfaltung ſeiner vollen Leiſtungsfähig⸗ keit geben, ſondern das Recht, ja es ihm im Intereſſe höchſter Leiſtungsfähigkeit der geſamten Volksgemein⸗ ſchaft ſogar zur Pflicht machen, beſeitigen wir die ſoziale Frage, weil wir die ſoziale Not beſeitigen, die nicht darin beſtand, daß der eine mehr verdient als der andere, ſon⸗ dern darin, daß der eine Teil des Volkes durch die geſell⸗ ſchaftliche und wirtſchaftliche Ordnung im kapitaliſtiſchen Zeitalter von vornherein verhindert war, ſich den Platz zu erringen, zu dem ſeine Kräfte ausreichten. Wo kein Recht auf Arbeit iſt, kann auch keinem Menſchen der Er⸗ folg ſeiner Arbeit verbürgt werden. Wo aber jeder er⸗ reichen kann, was in ſeinen Kräften ſteht, da wird einmal jeder zufrieden ſein, und da braucht zum andern niemand mehr„Fürſorge“ oder„Schutz“, es ſei denn, der Kranke oder zur Arbeit Unfähige. Das iſt der Weg, den wir Tag für Tag in hellem Wachſein gehen, und die Erfolge, die wir auf dieſem Wege erreicht haben, brauchen ſich wahrlich nicht vor den franzöſiſchen„Erfolgen einer Nacht“ zu verſtecken. Der Siegesrauſch Frankreichs ob dieſer„geſchichtlichen Nacht“ wird raſch genug vergehen. Von der„geſchichtlichen“ Bedeutung wird nicht viel bleiben. Was bleiben wird, iſt der Katzenjammer und die Nacht, nämlich die Nacht des Bolſchewismus. Deswegen mögen ſich die Franzoſen ruhig rühmen, daß dieſe Nacht ihnen gehört. Uns gehört der Tag und damit die Zu⸗ kunft, die immer nur den Wachen gehört, Bb. Das Wunder des Wandels Dr. Goebbels über die„kleinen Hitler“ und anderes. Berlin, 22. Juni. Auf dem Appell aller Gliederungen des Gaues Kurmark der NSDAq in Potsdam ſprach am Sonntag Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels. Er rechnete unter begeiſterter Zu⸗ ſtimmung mit denen ab, die mit geringſchätziger Miene ſagen:„Der Führer— jawohl! aber die„kleinen Hit⸗ ler!“— Genau ſo wie ihr euch zum Führer bekennt, bekennt der Führer ſich zu euch! Er wird es niemals vergeſſen; daß es die„kleinen Hitler“ waren, die mit ihm die Stufen bauten, auf denen wir zur Macht emporſteigen konnten! Auch den Beſſerwiſſern, die davon ſchwätzen, daß die Partei ſich doch nun auch auflöſen könne, es ſei doch alles in ſchönſter Ordnung, erteilte Dr. Goebbels eine ein⸗ deutige Antwort:„Man bricht auch die Kaſernen nicht ab, wenn ein ganze Volk ſoldatiſch denkt. Denn Kaſernen ſind nicht nur dazu da, ein Volk ſoldatiſch denken, ſon⸗ dern ſoldatiſch handeln zu lehren. Man bricht ja auch die Kirchen nicht ab, wenn in einem Lande alle Menſchen katholiſch oder evangeliſch ſind. Die Partei iſt nicht dazu da, ſich damit zu begnügen, daß das Volk nationalſoziaſiſtiſch iſt, ſondern dafür zu ſor⸗ gen, daß das Volk für alle Zukunft nationalſozialiſtiſch bleibt!“ „Das Wunder des völligen Wandels in Deutſchland“, ſo fuhr der Miniſter fort,„iſt das Ergebnis der Arbeit unſerer Bewegung. Das Aufbauwerk von heute wäre überhaupt nicht möglich, wenn unſere Partei nicht da⸗ geweſen wäre.“ Während ſich in Deutſchland ein Volk wie⸗ der ſeines Lebens freue, ſeien andere Völker zerfreſſen von Streik und Aufruhr, von ſozialen und wirtſchaftlichen Kriſen. Da wir der Ueberzeugung waren, daß der Friede mit den alten Völrerbundsmethoden nicht garantiert wer⸗ den konnte, haben wir neue Methoden angewandt. Der Völkerbund hat den abeſſiniſchen Krieg nicht beenden können, ſondern er iſt gewiſſermaßen mit gedämpftem Trom⸗ melklang hinterhermarſchiert. Der abeſſiniſche Krieg aber iſt mit Bombengeſchwadern entſchieden worden. Da wir nicht Luſt haben, einen provozierten Konflikt gegen Deutſchland in Zukunft etwa auf gleiche Weiſe löſen zu laſſen, haben wir uns ſelbſt mit Bombengeſchwadern ein⸗ gedeckt. 3 5 Das deutſche Volk verfolgt dabei keine aggreſſive Ab⸗ ſichten, ſondern hat nur den Willen in Frieden ſeiner Arbeit nachzugehen. i 5 Nr. 143 Denen, die in Deutſchland noch glauben, ſich pole ⸗ miſch mit den Nationalſozialiſten auseinanderſetzen zu können, rief Dr. Goebbels zu, ſie möchten doch einmal einen Blick auf das außerdeutſche Europa werfen.„Wir haben die Kirchen von der roten Gefahr befreit, und ſie müßten dankbar ſein, daß in Deutſchland noch Altäre ſtehen.“ Dr. Goebbels umriß dann in knappen Worten die gewaltigen Aufgaben, die in Zukunft der Löſung har⸗ ren: 1. Die Arbeitsſchlacht ruft unſere Hände. 2. Der Kampf um die vollkommene Gleichberechtigung des deutſchen Volkes erfordert unſere ganze Kraft und Tühnheit. 3. Große ſoziale Werke harren der Löſung. 4. Die innere Form des Staates und die Angleichung des Staates an die Partei muß weitergetrieben und fort⸗ geſetzt werden. 5. Darüber ſteht als größte Aufgabe die ſyſtematiſche Erziehung des deutſchen Volkes für die kommende Gene⸗ ration. Geſetzgebung und Naſſe Rede Dr. Fricks in der Nordiſchen Geſellſchaft. Lübeck, 22. Juni. Bei der Reichstagung der Nordiſchen Geſellſchaft in Lübeck ſprach am Sonntag Reichsminiſter Dr. Frick über „Das nordiſche Gedankengnt in der Geſetzgebung des Dritten Reiches“. Der Miniſter führte u. a. aus: Man hat es im Auslande häufig nicht verſtanden, daß man ſogar die Geſetzgebung eines Landes auf den Raſſen⸗ gedanken abſtellen kann. Ich möchte aus dieſem Grunde betonen, daß unſere Auffaſſung von der Raſſe für kein anderes Volk der Erde etwas Aggreſſiv⸗Feindliches aufweiſt. Unſere Raſſeidee iſt von uns nicht als Export⸗ ware gedacht, wir vertreten vielmehr lediglich die Auffaſ⸗ ſung, daß das nordiſche Raſſegut für uns Deutſche das beſte und reinſte Element der Volkwerdung darſtellt. Wenn wir das aber erkannt haben, ſo werden wir uns auch zu den Vorzügen dieſer Raſſe bekennen und danach le⸗ ben. Wir haben dem Volk Geſetze gegeben, die dieſem nor⸗ diſchen Gedankengut entſprechen. Der nordiſche Lebens⸗ ſtil und die Auffaſſung vom Leben zeigten ſich im Recht der nordiſchen Völker, in ihrer Einſtellung zu den Grund⸗ fragen menſchlichen Lebens: Freiheit und Ehre, Heimat und Arbeit, Brauchtum und Geſittung, Volk und Familie. Nur aus dieſer Weltanſchauung heraus ſind die Taten des Nationalſozialismus, mögen es nun ſolche der Staats⸗ führung, insbeſondere der Geſetzgebung, der Verwaltung, der Rechtſprechung oder der Bewegung ſein, zu verſtehen. Ein kurzer Ueberblick über die Verankerung nordiſchen Gedankengutes in den nach der Machtergreifung erlaſſenen Geſetzen zeigt, daß die nakionalſozialiſtiſche Regierung ge⸗ willt iſt, eine ſinnvolle Lebensordnung zu ſchaffen, wie ſie früher bei unſeren Vorfahren üblich war. Wir ſind be⸗ reit, das Recht anderer Bölker zu achten und fühlen uns verbunden allen, die bereit ſind. uns zu verteidigen Haus und Hof, Heimo und Volk und ſeine von der nordiſchen Kaſſe beſtimmte Kultur. Der Führer ehrt Gkagerrakkämpfer Handſchreiben an die Admirale von Trotha und Behncke. Der Führer und Reichskanzler hat aus An⸗ laß des 20. Gedenktages der Skagerrakſchlacht dem Vize⸗ admiral a. D. Staatsrat von Trotha ſein Bild mit folgendem perſönlichen Handſchreiben gewidmet: „Sehr geehrter Herr Admiral! „Am 20. Jahrestag der Skagerrakſchlacht iſt es mir eine Freude, Ihnen mein Bild zu überreichen als Zeichen des Dan⸗ kes dafür, daß Sie, der erſte Berater des Admirals Scheer, nach dem Kriege mit größter Hingabe in der Stellung als Chef der Admtralität, insbeſondere durch die Gründung des Offi⸗ zierkorps der Reichsmarine, weſentlich dazu beigetragen haben, die feſte Grundlage zu ſchaffen, auf der die Kriegsmarine nunmehr erfolgreich aufgebaut werden kann. Mein Dank gilt Ihnen auch dafür, daß Sie als Führer des Reichsbundes deutſcher Seegeltung unermüdlich daran arbeiten, die Bedeu⸗ tung deutſcher Seegeltung dem deutſchen Volke näherzubrin⸗ gen. gez. Adolf Hitler.“ Aus dem gleichen Anlaß hat der Führer und Reichs⸗ kanzler auch dem Admiral a. D. Behncke ſein Bild mit einem Schreiben übermitteln laſſen, in dem er zum Aus⸗ druck bringt, daß Admiral Behncke, einer der Führer in der Schlacht, nach dem Kriege in aufopfernder Arbeit in der Stellung als Chef der Marineleitung, beſonders durch die Feſtigung der Diſziplin, weſentlichen Anteil an der Schaffung der Grundlage für den heutigen Aufbau der Kriegsmarine hat. N Neue Kriegsſchiff⸗ Kommandanten Zum Herbſt 1936 ſind zahlreiche Perſonalveränderun⸗ gen in der Kriegsmarine verfügt worden. Es ſind u. a. ernannt worden die Kapitäne zur See Braune zum Kom⸗ mandanten von Stralſund, von Seebach zum Komman⸗ danten des Linienſchiffs„Schleſien“, Riedel zum Komman⸗ danten des Kreuzers„Nürnberg“, Ciliax zum Komman⸗ danten des Panzerſchiffs„Admiral Scheer“, Lohmann zum Kommandanten des Kreuzers„Emden“ Die Fregat⸗ tenkapitäne: Weichold zum Chef der 1. Zerſtörer⸗Diviſion, Loycke zum Chef der Unterſeebootsflottille„Weddigen“, e Kommandanten des Segelſchulſchiffs„Horſt eſſel“. Kurzmeldungen Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Wil⸗ helmine Wittmiß in Thießow aus Anlaß der Vollendung ihres 100. Lebensjahres ein perſönliches Glückwunſch⸗ ſchreiben und eine Ehrengabe zugehen laſſen. Himmler an Göring. Anläßlich ſeiner Ernennung zum Chef der deutſchen Polizei hat der Reichsführer SS. Himmler an Generaloberſt Göring ein Telegramm ge⸗ richtet, das mit den Worten ſchließt:„Ich grüße Sie, mei⸗ nen verehrten Kommandeur in Vergangenheit, Gegen⸗ wart und Zukunft, in aufrichtiger Kameradſchaft.“ Dr. Goebbels an die Witwe des Dichters Lerſch. Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, hat an die Gattin des verſtorbenen Dichters Heinrich Lerſch das folgende Beileidstelegramm geſandt: „Zum unerwarteten Tode Ihres Gatten ſpreche ich Ihnen mein herzliches und aufrichtiges Beileid aus. Dem deut⸗ ſchen Volle, zu dem er ſich ſtets aus ganzem Herzen be⸗ kannt hat, wird Heinrich Lerſch und ſein dichteriſches Werk unvergeſſen bleiben.“ Dr. Weber Thüringiſcher Staatsrat. Der Führer und Reichskanzler hat auf Vorſchlag des Reichsſtatthalters in Thüringen den thüringiſchen Staatsminiſter ohne Ge⸗ ſchäftsbereich, Regierungspräſident in Erfurt, Dr. Weber, aus ſeinem Amt als thüringiſcher Staatsminiſter ent⸗ laſſen. Gleichzeitig hat der Führer und Reichskanzler, einem weiteren Vorſchlag des Reichsſtatthalters in Thü⸗ ringen folgend, den Regierungspräſidenten Dr. Weber zum Staatsrat im thüringiſchen Landesdienſt ernannt. Staatsſekretär von Bülow 7 Berlin, 22. Junj. Der Staatsſekretär im Auswärti⸗ gen Amt, Dr. Bernhard Wilhelm von Bülow, iſt am Sonn⸗ tag um 11 Uhr an den Folgen einer Lungenentzündung in Berlin geſtorben. Die Beiſetzung des Dichters Lerſch. München⸗Gladbach, 22. Juni. In der Nacht zum Sams⸗ tag wurde der Leichnam Heinrich Lerſchs von Remagen in ſeine Heimatſtadt München⸗Gladbach übergeführt, um in hei⸗ matlicher Erde ſeine letzte Ruheſtätte zu finden. In Remagen war eine zahlreiche Trauergemeinde verſammelt, um dem To⸗ ten das Geleit bis zur Stadtgrenze zu geben. Gauleiter Staatsrat Simon⸗Koblenz ſprach Abſchiedsworte. In München⸗Gladbach den die ſterblichen Ueberreſte des Dich⸗ ters mit allen Ehren empfangen und zur väterlichen Schmiede geleitet, in der die Aufbahrung erfolgte. Die letzte Aufbahrung erfolgte dann im Städtiſchen Haus der Heimat. Am Samstag nachmittag erfolgte dann die feierliche Beiſetzung in dem Ehrengrab, das ihm die Stadt München, Gladbach ausgerichtet hat 1 Deutſche Luftfahrtſammlung Richthofen⸗Flugzeug im Muſeum. Berlin, 21. Juni. In den Ausſtellungshallen am Lehrter Bahnhof eröffnete der Staatskommiſſar der Haupt⸗ ſtadt, Dr. Lippert, die„Deutſche Luftfahrt⸗Sammlung“, die einen umfaſſenden Ueberblick über die Entwicklung der Luftfahrt gibt. Auf dem Freiplatz ſtehen drei der erſten neuzeitlichen Verkehrsflugzeuge, ein Dornier „Komet“, ein Dornier„Merkur“ und ein Junkers„G24“. In einer Halle beherrſcht das Rieſenbobt„Do&“ das ganze Blickfeld. Die Geſchichte der deutſchen Fliegerei zeigen die Originalflugzeuge von Lilienthal, Jatho, Wright und Grade. In einem anderen Raum ſteht das Original⸗Jagdflugzeug Manfred von Richthofens und zahlreiche andere Kriegsflugzeuge. Die Internationale Arbeitskonferenz hat die Einfüh⸗ rung der 40⸗Stunden⸗Woche in der Textil⸗Induſtrie gegen die Stimmen der Arbeitgeber und einiger Regierungsver⸗ treter, darunter England und die Schweiz, beſchloſſen. Die ſogenannte Iriſche Republikaniſche Armee, eine revolutionäre Organiſation, die für völlige Abtrennung Irlands von Großbritannien eintritt, iſt von der Regie⸗ rung des Iriſchen Freiſtaates verboten worden. In einem Interview mit der„Daily Mail“ hat der Negus erneut verſichert, es könne nicht die Rede davon ſein, daß er jetzt oder in Zukunft die abeſſiniſche Krone aufgebe. Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 25 Er goß den dampſenden Kaffee in die Taſſe. „Fein, fein, Pelicken, das iſt ein Schälchen— prima — prima—“ Sie guckte ins Nebenzimmer. „Werd! da mal gleich aufräumen, Herr Doktor, wenn Sie nichts dagegen haben— hm? Wenn Sie nachher die Koffer packen—“ „Na ja. Immer räumen Sie auf, Sie fleißige Haus⸗ frau. Graf Ruhland wollte noch kommen—“ „Ah— dann aber an die Arbeit!“ Ruhland war ſein Intimus. Nachkomme eines alten, verarmten Adelsgeſchlechts, der hier ſtudierte und ein hal⸗ bes Jahr ſpäter ſein Examen zu machen gedachte. Er hatte eine entzückende Schweſter, etwas hochmütig, wie der Bru⸗ der, die— auf der Durchreiſe nach Berlin— in Mar⸗ burg einige Tage Aufenthalt genommen hatte. Sie kam von einer Tante, bei der ſie einige Wochen zu Gaſt ge⸗ weſen war. Die Sehnſucht nach Großſtadtluft hatte ſie wie⸗ der weggetrieben. Verena von Ruhland wollte heute mit Viktor von Wil⸗ brandt zuſammen nach Berlin weiterfahren. Sie war extra einen Tag länger auf„Stippbeſuch“ hier geblieben, um dann Geſellſchaft auf der Weiterreiſe zu haben. Und keine beſſere konnte ſie ſich wünſchen als die Viktors. Der hatte den Kaffee ausgetrunken. Frau Pelicke hatte das Schlafzimmer aufgeräumt und verſchwand. Viktor ver⸗ tiefte ſich in die Zeitung. Aber er kam nicht mehr zu einer ergiebigen Lektüre, denn plötzlich ſchrillte die Klingel und T er hörte es an der Stimme— Ruhland war gekommen. Ah— auch Kleiderraſcheln? Eine helle Mädchenſtimme Das konnte nur Verena ſein. War das Blitzmädel doch mit heraufgekommen! Nun ja, ſie hatte ja verſprochen gehabt, ihm die Kof⸗ fer packen zu helfen. In Gottes Namen! Gauleiter Erich Koch, der Oberpräſident der Provinz Oſtpreußen, beging ſeinen 40. Geburtstag. Der Führer und Miniſterpräſident Göring ſandten dem Gauleiter aus dieſem Anlaß Glückwunſchtelegramme 8 „ 298 7. Flaggenhiſſung durch Privatperſonen ur die Hakenkreuzflagge darf gezeigt werden. Nachdem durch die Beſtimmung der Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichs⸗ und Nationalflagge die Einheit und Geſchloſſenheit des deutſchen Volkes ihren ſinnfälligen Ausdruck gefunden hat, muß erwartet werden, daß auch von Privatperſonen bei feierlichen Anläſſen a u S⸗ ſchließlich die Hakenkreuzflagge gezeigt wird. Es widerſpricht daher dem Geiſte des Reichsflaggengeſetzes und dem Weſen der Volksgemeinſchaft, wenn von ihnen neben oder an Stelle der Hakenkreuzflagge andere Flaggen 3. B. die bisherigen Landesflaggen oder Kirchenfahnen gehißt werden. Unzuläſſig iſt auch das Setzen und öffent⸗ liche Zeigen der alten Kaiſerlichen Kriegsflagge und der ſchwarz⸗weiß⸗roten Kriegsflagge mit dem Eiſernen Kreuz durch Privatperſonen. 5 5 * 7 7 1 Hoheitszeichen für Nichter Ein Erlaß des Führers. Der Führer und Reichskanzler hat auf Vorſchlag des Reichsminiſters der Juſtiz Dr. Gürtner durch Erlaß vom 19. Juni 1936 den Richtern, Staatsanwälten und ſonſtigen zum Tragen einer Amtstracht verpflichteten Beamten der Reichsjuſtizverwaltung das Hoheitszeichen verliehen, das auf der rechten Bruſtſeite der Robe anzu⸗ bringen iſt. In dem Erlaß wird ferner beſtimmt, daß die Amts⸗ tracht des Volksgerichtshofes der des Reichs⸗ gerichts entſpricht. Die Richter des Volksgerichtshofs tragen daher eine rote Robe; der Präſident trägt eine Amtskette in Gold, die das Hoheitszeichen trägt. Zu⸗ gleich hat der Führer und Reichskanzler den Reichs⸗ miniſter der Juſtiz Dr. Gürtner ermächtigt, die Amts⸗ tracht der Beamten der Juſtizverwaltung und der Rechts⸗ anwälte für das ganze Reich zu vereinheitlichen. 2 Verſammlungsverbot in Danzig Die Hetze der Oppoſition. Danzig, 22. Juni. Der Danziger Senatspräſident Greiſer gab anläßlich einer großen Sonnenwendſeier der Danziger Hitlerjugend, an der ſämtliche Gliederungen der NS DAP teilnahmen, eine Regie⸗ rungserklärung ab, in der er insbeſondere auch zu den füngſten Vorgängen in Danzig Stellung nahm. Präſident Greiſer erinnerte daran, daß die zerſetzen⸗ den Kräfte, die in ihrem Haß gegen das Dritte Reich kein ruhiges Danzig gebrauchen könnten, nach ihren Mißerfol⸗ — . gen bei den internationalen Inſtanzen nunmehr verſucht hätten, Unruhen hervorzurufen. abe ſich bekannte Man h Und ſtrafgeſetzlich bewährte kom muniſtiſche Meſſer⸗ ſtecher engagiert und anſtändige und ruhig arbeitende Na⸗ tionalſozialiſten überfallen. Wenn dann Nationalſozialiſten ſich zur Wehr geſetzt hätten, ſo habe man ſich über einen Terror der Nationalſozialiſten beſchwert. Der Senatspräſident erwähnte in dieſem Zuſammenhang noch die Hetze gegen den Gauleiter Forſter, der die Ehre beſitze, von reichsdeutſchen Partei- und Staatsſtellen in hohe Aemter berufen zu ſein und den die Regierung auf die Dauer nicht ohne weiteres beſchimpfen laſſen könne, ohne der Regierung des Deutſchen Reiches gegenüber einer Belaſtungsprobe ausgeſetzt zu werden. Zur Vermeidung wei⸗ terer Zwiſchenfälle dieſer Art forderte Präſident Greiſer die Danziger Nationalſozialiſten auf, beim Marſch durch die Stadt auf den Gruß der Fahne zu verzichten, wenn er nicht freiwillig gewährt werde. Präſident Greiſer teilte zum Schluß noch mit, daß er zur Beruhigung der durch die innerpolitiſchen Auseinander⸗ ſetzungen etwas erhitzten Gemüter und im Intereſſe einer ruhiger Entwicklung der Wirtſchaft und des Femdenverkehrs den Polizeipräſidenten angewieſen habe, mit ſofortiger Wirkung ein politiſches Verſammlungs⸗ und Demonſtrationsverbot für Groß⸗Danzig auszusprechen. Eingeſchloſſen in das Verbot ſeien alle Kundgebungen nicht nur öffentlichen, ſondern auch ge⸗ ſchloſſenen Charakters. Ruhland öffnete die Tür. „Servus, Viktor da ſind wir!“ 5„Tag, Kurt— guten Tag, gnädigſte Gräfin, welch hohe * hre 1 f Verena Ruhland ſtreckte ihm die Hand entgegen. Einige Brillantringe blitzten auf. Das Armgelenk zierten einige — zu viele Armſpangen, der gegenwärtigen Mode gemäß. Sie war eine ſtolze, ſelbſtbewußte Erſcheinung, voll⸗ ſchlank, brünett— das mondäne Geſicht etwas nachretu⸗ ſchiert. Aber trotzdem— bildſchön und von ſinnlichem Reiz wirkte ſie. Sie war ſich der Vorzüge ihres Aeußern voll bewußt— und verſtand gewiß, ſie gut zu verwenden. Viktor küßte ihr die Hand. „Welch Glanz in meiner armen Hütte—“ „Nus— arm ſieht's nicht gerade aus. Hübſch gemüt⸗ lich, Viktor, haben Sie's hier gehabt. Nett. Man darf doch Platz nehmen?“ Er rückte ihr ſchnell einen Seſſel hin. „Bitts „Sie wollte durchaus mit,“ erklärte Kurt von Ruh⸗ land lachend.„Sie ſagte, ſie müßte dir helfen, die Kof⸗ fer zu packen. Na— wie du Verena kennſt, war da alſo nichts zu machen.“ „Gott bewahre,“ ſagte dieſe beluſtigt.„Alſo— Viktor — mein Koffer ſteht bereits auf dem Bahnhof. Es war offenbar höchſte Zeit, daß ich kam— ich ſehe da nebenan, daß Sie noch keinen Handgriff getan haben.“ „Ich habe ja auch noch Zeit, gnädigſtes Fräulein Ve⸗ rena. Wir fahren ja erſt am ſpäten Nachmittag.“ „Sind Sie auch ſo vergnügt, endlich wieder nach Ber⸗ lin zu kommen?“ „Berlin? Das iſt geweſen— nur noch zeitweiſe—“ Kurt von Ruhland warf ein: „Du vergißt, daß Herr von Wilbrandt jetzt Mühlen⸗ beſitzer geworden iſt und Viktor— ſein Teilhaber. Gro⸗ ßer Landbeſitz— großer Betrieb— na. die Villa in Ber⸗ lin bleibt für die Dienſtboten reſerviert—“ Er lachte. „Ach ja— richtig— Sie ſind ja ſo eine Art Landedel⸗ mann geworden— famos! Ich hörte! Liegt die Geſchichte 19 5 irgendwo im Warthebruch? Soll ja phänomenal ein—“ 5 „ Iſt es auch. Ja— mein alter Herz hatte wieder ein⸗ Opfer des Marxiſtenterrors Neue Bluttat in Spanien. Madrid, 21. Juni. In Valladolid wurde auf Grund von blutigen Zuſammenſtößen, bei denen eine Perſon getötet und mehrere verletzt wurden, der Generalſtreik erklärt. Der geſamte Verkehr liegt ſtill. Die Züge blieben auf der Strecke liegen und mußten umgeleitet werden, da das Perſonal auf dem Bahnhof Valladolid ebenfalls in den Ausſtand getreten iſt. Während des Streikes wurde ein völlig unbeteiligter Fußgänger von einer Gruppe Marxiſten für einen Faſchiſten gehalten und durch mehrere Piſtolenſchüſſe niedergeſtreckt. Der Sohn des Opfers, der ſeinen ſterben⸗ den Vater im Krankenhaus beſuchen wollte, wurde vor dem Eingang von den marxiſtiſchen Mördern überfallen und ebenfalls durch Schüſſe lebensgefährlich verletzt. In Albacete entſtand bei der Verteilung von Flug⸗ blättern eine Schießerei zwiſchen politiſchen Gegnern, die ein Todesopfer und einen Schwerverletzten forderten. Noch 42000 Streikende in Paris Paris, 21. Juni. Die Streikbewegung iſt ſowohl in Paris als auch in der Provinz weiter im Abflauen be⸗ griffen. Nur in einigen Provinzſtädten ſind neue Kon⸗ flikte ausgebrochen. So haben in Breſt die Arbeiter der Gasanſtalt die Arbeit niedergelegt. In Nizza befinden ſich ſämtliche Verkehrsunternehmen im Streik. In Straß⸗ burg haben die großen Geſchäfte geſchloſſen und ſind von den Angeſtellten beſetzt worden. In Lyon zogen die Straßenbahner ſämtliche Straßenbahnwagen aus dem Verkehr und fuhren in die Straßenbahnhöfe zurück. In Paris haben die Angeſtellten der Friſierſalons in Uebereinſtimmung mit den kleineren Geſchäftsinhabern die Beſetzung derjenigen Geſchäfte durchgeführt, die die Abmachungen mit der Berufsgenoſſenſchaft nicht einge⸗ halten haben. Die Streikgefahr im Pariſer Eleltrizitäts⸗ werk konnte behoben werden. Dagegen haben die Schweine⸗ ſchlächtergehilfen den allgemeinen Streik ausgerufen. Die Zahl der Streikenden in Paris und im Seine⸗Departement beträgt noch etwa 42 000. Hohe Strafen in Kattowitz 99 Angeklagte verurteilt. Kattowitz, 22. Juni. Das Gericht ſprach im Kattowitzer Hochverratsprozeß das Arteil, das unerwartet hoch ausgefallen iſt. Von den vor Gericht ſtehenden 113 Angeklagten wurden 99 für ſchuldig befunden. In 14 Fällen erkannte das Gericht auf Frei⸗ ſpruch. Drei Angeklagte, und zwar Zajonz, Bernecker und Blin⸗ da, erhielten je ſechs Jahre und dazu nach Paragraph 98 je acht Jahre ſchweren Kerker. Die Strafen wurden auf je 10 Jahre ſchweren Kerker zusammengezogen. Die Angeklagten Mördziel, Warzinek und Bednarſki wurden zu je 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Angeklagter erhielt ſieben Jahre Gefängnis. Sechs weitere, darunter der oft genannte Polizei⸗ ſpitzel Pielotz, erhielten wegen Hochverrats je ſechs Jahre Gefängnis. Gegen 13 andere Angeklagte wurde auf je vier Jahre Gefängnis erkannt, während 60 mit je zwei Jahren Gefängnis davonkamen. Die 13 Angeklagten, die wegen Geheimbündelei verurteilt wurden, erhielten je ein Jahr ſechs Monate Gefängnis. Die 99 Verurteilten wurden zur gemeinſamen Tragung der gerichtlichen Koſten verurteilt. In der Begründung des Urteils wird zunächſt erklärt, daß im Jahre 1921 Oſtoberſchleſien auf Grund der Ent⸗ ſcheidung der Pariſer Botſchafterkonferenz dem polniſchen Staat zugeſprochen worden ſei. Von Stellen außerhalb der Grenze werde eine polenfeindliche Propaganda getrieben, die darauf hinauslaufe, in der Bevölkerung den Eindruck zu erwecken, als ob im Jahre 1937 eine Abſtimmung über den Verbleib Oſtoberſchleſiens beim polniſchen Staat durch⸗ geführt werde. Es ſei der Beweis erbracht, daß der Ge⸗ heimbund ſich zum Ziel geſetzt habe, Gebietsteile aus dem polniſchen Staatsgefüge loszureißen. Es ſei weiterhin er⸗ wieſen, daß Mitglieder des Geheimbundes zu Stellen bezw. Perſonen eines fremden Staates Verbindungen un⸗ terhalten hätten. mal eine feine Naſe. Bin ja auch gewaltig neugierig, wie alles ausſieht. Ja— aber mit Berlin iſt es leider nichts. Ich werde dart gleich weiterfahren—“ „Schade,“ ſchmollte Verena.„Nur einen Tag viel⸗ leicht—?“ „Wenn meine Mutter noch lebte—“ ſagte Viktor wie verträumt.„Aber ſeit drei Jahren iſt es kühl in unſerem Berliner Heim. Mein Vater bat mich übrigens, ſofort nach dort zu kommen— das Amüſement läge ſowieſo hinter mir, meinte er.“ „Na— es wird auch im Bruch Unterhaltung geben. Dein Vater hat doch auch hoffentlich eine anſtändige Jagd mitgekauft—“ Hat er. Ich hoffe, daß du dich auch bald einſtellen wirſt, Kurt. And Sie, Verena— kommen dann natürlich mit, wie? Berlin liegt ja nicht ſo weit ab. Schön iſt es auch im Bruch, ſage ich Ihnen. Ich bin durchaus nicht un⸗ zufrieden. And im übrigen— man braucht ja nicht feſtzu⸗ kleben— wir haben genügend geſchäftliche Beziehungen im Reich, Agenturen, Filialen, ſo daß ich doch wohl oft genug auf Reiſen werde gehen können.“ „Ich habe immer gehört, im Bruch wäre es ſchrecklich langweilig,“ ſagte Verena. „Es kommt immer auf die Augen an, mit denen man etwas betrachtet, meine Gnädigſte—“ Sie lachte und ſchlenkerte kokett mit den Beinen, ſich weit im Seſſel zurücklehnend. „Ja— Sie haben ja auch Maleraugen, Viktor.“ „Leider nur zum Privatvergnügen,“ warf Ruhland ein. Es gab eine Zeit in ſeinem Leben, wo er Kunſtmaler hatte werden wollen. Ja— er hatte es, zu Lebzeiten ſei⸗ ner Mutter, ſogar durchgeſetzt, daß er die Münchener Ma⸗ lerakademie beſuchte, ſtatt der Univerſität, auf der er be⸗ reits einige Semeſter ſtudiert hatte. Aber dann gab er ſchließlich doch dem Drängen des alten Herrn nach und ſattelte wieder um. Etwas von dem nüchtern⸗kühlen We⸗ ſen des alten Wilbrandt war auch in ihm, und die Kunſt, ſo ſagte er ſich, war und blieb ein trügeriſcher Boden. Die große Firma verlangte einmal den Erben— er war der einzige Sohn— und es wäre ihm ſonderbar vorgekommen, wenn dann ein anderer an ſeiner Stelle die Leitung der Wilbrandt⸗Werke übernommen hätte. Aus dlem lladioclien Claud Zum Feuerwehrtreffen in Plankſtadt. Feſtbankett zum 40 jähr. Jubiläum der Plankſtadter Feuerwehr— Kreisfeuerwehrtag— Wettkämpfe und Ehrungen. Am Sonntag fand in Plankſtadt der 31. Kreis⸗ feuerwehrtag des IX. Badiſchen Kreisfeuerwehrverbandes Mannheim ſtatt. Der Vorabend galt der Feier des 40 jähr. Beſtehens der Freiwilligen Feuerwehr Plankſtadt. Im Saal„Zum Adler“ wurde am Sonntag vor⸗ mittag nach einer nichtöffentlichen Kreisausſchußſitzung die 31. Kreisverbandstagung abgehalten. Der geſchäftliche Teil nahm nur kurze Zeit in Anſpruch. Als Vorort für den 32. Kreisverbandstag 1938 hat der Kreisausſchuß Heddesheim beſtimmt, da dort gleichzeitig das 60 jähr. Stiftungsfeſt der Ortsfeuerwehr begangen werden ſoll. Kreisvorſitzender Agricola warf einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung des IX. Bad. Kreisfeuerwehrverban⸗ des, der vor 60 Jahren ins Leben gerufen wurde und heute 45 freiwillige und Fabrik⸗Feuerwehren mit über 3000 Mann umfaßt. Einen herzlichen Nachruf widmete der Kreisvorſitzende dem vor kurzem verſtorbenen Ehren⸗ kommandanten der Freiw. Feuerwehr Seckenheim, Leon⸗ hard Rudolf. Die Glückwünſche der Landesregierung überbrachte Landeskommiſſär Dr. Scheffelmeier, der zu⸗ gleich eine Reihe von Angehörigen der Plankſtadter Wehr für langjährige Dienſtzeit auszeichnen konnte. Namens des Bad. Landesfeuerwehrverbandes hob Prä⸗ ident Müller(Heidelberg) die Bedeutung hervor, die den Feuerwehrmännern jetzt als Soldaten der Heimet im neuen Staat zukomme und mit erhöhten Pflichten und Aufgaben verbunden ſei. Nach der Flaggenparade am Sonntag vormittag hatten auf dem Sportplatz Leibesübungen und Wett⸗ kämpfe der Wehren ſtattgefunden. Die Aufgaben und ihre Durchführung gaben einen Begriff von den erhöhten Anforderungen, die heute an den Feuerwehrmann ge⸗ ſtellt werden. Die Wettkampfbeſtimmungen Ueßen in der Gruppe A kleinere Wehren oder ſolche ohne motoriſche Geräte zu, in der Gruppe B ſolche mit motoriſchen Ge⸗ räten. Fußexerzieren,i Gerätevorführungen. Schulübungen. und Schnelligkeitsübungen werden nach Punkten bewertet. Um die Mittagszeit traten ſämtliche Wehren auf dem Sportplatz zum Kreisappell an, der durch Abſchreiten der Front und einen Vorbeimarſch beendet wurde. Damit hatten die öffentlichen Veranſtaltungen, infolge der außer⸗ ordentlichen Hitze ſtark abgekürzt, ihren Abſchluß ge⸗ funden. Unterhaltung verſchiedener Art hielt die Ka⸗ meraden aus den Kreisorten noch lange beiſammen. Abends wurde ein großes Feuerwerk abgebrannt; der Montag iſt der Volksbeluſtigung gewidmet. 2 Ehrung Sermann Burtes im Staatstheater. () Karlsruhe. Im Badiſchen Staatstheater gelangte in Anweſenheit des Dichters Hermann Burtes Schauſpiel „Herzog Utz“ zur Erſtaufführung. Im Anſchluß daran fand eine Ehrung des Alemannendichters durch den badiſchen Kul⸗ tusminiſter ſtakt, der im Auftrag des Reichsſtatthalters Her⸗ mann Burte die Ehrenurkunde über den ihm am diesjährigen ten, 1935 vom badiſchen Kultus⸗ d miniſterium im Einvernehn mit dem Reichsſtatthalter ge⸗ ſtifteten Hebelpreis in feierlicher Weiſe überreichte. In ſeiner Anſprache feierte Kultusminiſter Dr. Wacker den Dichter als den echteſten Wahrer von Hebels Erbe. In höchſtem Maße habe ſich der Dichter um unſere alemanniſche Volks⸗ ſprache und Volkstum verdient gemacht. * Oftersheim.(Doppelſcheuer niederge⸗ brannt.) Vormittags 11 Uhr brach im Anweſen des Landwirts Hermann Seitz Feuer aus, das raſch um ſich griff. Eine Doppelſcheuer und kleinere Seitengebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder. Außerdem wurde der Dach⸗ ſtock des Wohnhauſes teilweiſe zerſtört. Den Flammen ſind die Heu⸗ und Strohvorräte ſowie vor allem Reiſigwellen und kleine landwirtſchaftliche Geräte zum Opfer gefallen. Das Vieh konnte gerettet werden. Der Beſitzer des Anweſens weilte zur Zeit des Brandausbruchs mit ſeiner Frau auf dem Felde. U Schwetzingen.(Zu Tode gequetſcht.) In der Zündholz⸗Acß Mannheim⸗Rheinau wurde der verheiratete Anton Schotter aus Ketſch beim Abladen von Stämmen von einem Stamm tödlich getroffen. (ö) Bretten.(Hiſtoriſches Volksfeſt.) In Bretten wird am 4., 5. und 6. Juli das große hiſtoriſche Volksfeſt des Kraichgaues gefeiert, das bis auf das Jahr 1504 zurück⸗ geht, in welchem Bretten durch das Heer Herzog Alrichs von Württemberg belagert war. Ein Feſtſpiel von A. Geiſel ſchildert die Begebenheit auf dem heute noch durch ſeine herr⸗ lichen alten Fachwerkbauten weithin bekannten Marktplatz. Im Rahmen dieſes Volksfeſtes werden Hans⸗Sachs⸗Spiele aufgeführt. Militärmuſik unter Stabführung von Muſik⸗ direktor Heiſig vom Infanterieregiment 109 Karlsruhe, Volks⸗ tänze und vieles andere mehr ergänzen das Treffen der Bür⸗ germilizen aus ganz Baden, Württemberg und Heſſen. Wei⸗ terhin iſt mit dem Feſt das Brettener Preisſchießen perbun⸗ den, für welches äußerſt wertvolle Schießpreiſe ausgeſetzt ſind. () Knittlingen.(Zu Tode geſtürzt.) Infolge Scheuens der Pferde fiel der 63 Jahre alte verheiratete Chriſtian Silber vom Heufuhrwerk und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er im Krankenhaus ſtarb. () Steinbach bei Bühl.(Vom Blitz getroffen.) Die 27 Jahre alte Luiſe Geiges von hier wurde etwa 300 Meter von der Galgenbrücke entfernt vom Blitz getroffen. Das Mädchen, das die Eiſengabel auf der Schulter hatte und zu Rad fuhr, wurde mit verbrannten Kleidern und Brand⸗ wunden an der linken Körperſeite bewußtlos aufgefunden. Wiederbelebungsverſuche waren von Erfolg. Altenheim. m Altrheintümpel tot auf⸗ e Der 15 im Ruheſtand lebende 51 Jahre alte Hauptlehrer Wilhelm Polte war von einem, Spaziergang an den Rhein nicht zurückgekehrt. Am nächſten Morgen wurde der Vermißte von einem zur Arbeit gehenden Boots⸗ mann in einem Tümpel des Altrheins tot aufgefunden. Polte litt an epileptiſchen Anfällen. Er ſcheint beim Paſſieren der Unfallſtelle einen Anfall erlitten zu haben, mit dem Geſicht ins Waſſer gefallen und ertrunken zu ſein. a 5—) Ueberlingen.(Kind vom Strom getötet.) Im benachbarten Ludwigshafen am See ereignete ſich ein tödlicher Unglücksfall. Das achtjährige Söhnchen des Zim⸗ mermeiſters Ernſt Schmid kam in der Werkſtätte der elek⸗ triſchen Leitung zu nahe, wurde vom Strom getroffen und auf der Stelle getötet. Aus den Nachbarländern Leimersheim.(Tödlicher Verkehrsunfall.) Ein tödlicher Verkehrsunfall ereignete ſichzauf der Landſtraße von Neupfotz nach Rheinzabern. Die 62 Jahre alte Fanny Ohmer aus Rheinzabern lief dem Motorradfahrer Hammer aus Neupfotz ins Fahrzeug. Mit einem Arm⸗ und einem Beinbruch ſowie einem Schädelbruch blieb die Anglückliche be⸗ wußtlos liegen und ſtarb auf dem Transport. Der Motorrad⸗ fahrer und ſein Begleiter kamen mit geringfügigen Verletzun⸗ gen Verletzungen davon. Niederluſtadt.(Nach Dachau.) Verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht wurde der 28⸗ jährige Emil Vollmer von hier, weil er ſeine Anterhaltsver⸗ pflichtung gegenüber ſeiner Familie ſchwer verletzt und ſeiner Frau, die erſt kürzlich mit dem dritten Kinde niederkam, ſeit Wochen keinerlei Anterſtützung zukommen ließ. Niederluſtadt.(Die ſpaniſche Fliege tritt auf.) Auf dem hieſigen Friedhof tritt ſeit einigen Tagen die ſpani⸗ ſche Fliege in Maſſen auf und frißt die jungen Sträucher kahl. Der ekelerregende Geruch, den ſie verbreitet, wird beſonders von den Anwohnern läſtig empfunden. Alzey.(Sich ſelbſt zwei Kopfſchüſſe beige ⸗ bracht.) Ein jähriger Mann aus Albig kam mit einem Motorrad nach Alzey, ſtellte das Rad ab und ging außer⸗ halb der Stadt in ein Weizenfeld, wo er ſich mit einem Re⸗ volver zwei Schüſſe in den Kopf beibrachte Er ſchleppte ſich dann noch bis zur Landſtraße, wo er blutüberſtrömt aufgefunden wurde. Im Krankenhaus wurden die Kugeln entfernt. Der Zuſtand des Lebensmüden iſt bedenklich. Die Jubiläums⸗Hundeausſtellung. ** Frankfurt a. M., 20. Juni. Der Jubiläums⸗Hunde⸗ ausſtellung am 3. und 4. Juli in der Feſthalle zu Frankfurt am Main kommt ſowohl für die Kynologen als auch für die geſamte Oeffentlichkeit eine größere Bedeutung zu. Poli⸗ zeipräſident Gruppenführer Beckerle hat die Dienſthunde der Frankfurter Schutzpolizei mit ihren Führern zur Verfügung geſtellt, ebenſo werden ſich die SA und die Reichsbahndirek⸗ tion mit einem Teil ihrer Dienſthunde an den Polizei⸗ und Schutzhundevorführungen beteiligen. Sämtliche Raſſe⸗Fach⸗ ſchaften des Gaues Weſtmark⸗Heſſen wetteifern miteinander, in den 24 Sonder ⸗Ausſtellungen ihr beſtes Hundematerial zu zeigen. Der große Zuchtgruppenwetlſtreit, zu dem Gau⸗ leiter Sprenger, Reichsſportführer vo. Tſchammer⸗Oſten, der Verkehrsverein, die Meſſegeſellſchaft und andere Körperſchaf⸗ ten wertvolle Ehrenpreiſe geſtiftet haben, wird Leiſtungen hervorbringen, wie ſie bis jetzt noch nicht geſehen wurden. Intereſſant dürften ſich auch die Länderausſcheidungskämpfe ſowie die Ermittlung bezw. Prämiierung der zwei beſten Hunde in der Ausſtellung geſtalten. Es ergeht an alle Be⸗ ſitzer von Raſſehunden im Gau Weſtmark-Heſſen, die noch feiner Fachſchaft angehören, die Bitte, ſich mit ihren edlen Tieren für die Ausſtellung zu melden. Meldeſchluß 26. Junt, Ausſtellungsleitung Frankfurt am Main, Sternſtraße 16. Der Mord an dem Polizeibeamten Homm Frankfurt a. M., 20. Juni. Vor dem Sondergericht hatte ſich der 38jährige Friedrich Wilhelm Georg aus Bom⸗ mersheim bei Oberurſel zu verantworten, der am Sonntag, den 26. Januar dieſes Jahres, den Polizeihauptwachtmeiſter Heinrich Homm auf der Polizeiwache in Oberurſel erſtach. Ge⸗ gen den Täter iſt Anklage wegen erſchwerkten Mordes erhoben worden. Da Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des An⸗ geklagten beſtanden, fand eine eingehende Unterſuchung und Beobachtung des Mörders in der Landesheilanſtalt Eichberg ſtatt. Der Leiter der Anſtalt erſtattete ein Sachverſtändigen⸗ gutachten, nach dem Georg an einer geiſtigen Erkrankung lef⸗ den und unzurechnungsfähig ſein ſoll. f Der Angeklagte, ein Mann von ſchmächliger Figur, ſchar⸗ fen ſtechenden Augen und bleichem Aeußeren, verhielt ſich während der Verhandlung ruhig und diſzipliniert. Aus der Vernehmung des Angeklagten ergab ſich, daß er die Abſicht hatte, die Tochter ſeines Hauswirts zu heiraten. Als er am Tage der Tat zum Frühſtück kam, hätten ſich die Familienmitglieder ihm gegenüber anders benommen als ſonſt. Beim Mittageſſen ſei das Wort Feigling gefallen und er habe daraufhin nichts gegeſſen, ſondern ſei in den Stall gegangen, um ſeine Haſen zu füttern. Als er dann die Wohnungstür aufmachen wollte, ſei ſie von innen geöffnet worden und eine Hand habe nach ſeinem Meſſer gegriffen, mit dem er das Futter für die Haſen geſchnitten habe. Es war die Hand des zukünftigen Schwiegervaters, der ſich verletzte. Als er geſehen habe, daß der Alte blutete, ſei er zur Polizei in Oberurſel gegangen. Dort habe Homm am Fenſter geſtanden und ihn hereinge⸗ rufen. Er habe ſich legimitiert und ſei dann aufgefordert wor⸗ den. das Meſſer abzuliefern. Der Angeklagte will von dem Beamten geſchlagen worden ſein. Tatſächlich griff aber der Angeklagte den Beamten an, der, als er nach ſeinem Revolver greifen wollte, von Georg von hinten niederge⸗ ſtochen wurde. Der Beamte hat 42 Stiche erhalten. Als der Vor⸗ ſitzende den Angeklagten fragt, ob er keine Ahnung mehr da⸗ von habe, daß er andauernd auf den Mann geſtochen habe, antwortet der Angeklagte„Nein!“ Nach der Vernehmung der Zeugen, die faſt alle über onderbare Erlebniſſe mit dem Angeklagten berichteten, er⸗ tattete Univerſitätsprofeſſor Dr. Hay ein Gutachten über die Obduktion. Die tatſächliche Zahl der Stichangriffe ſei aber größer, denn viele Stiche ſeien nicht durch die Aniform gegangen. Dann erſtattete Direktor Hinſen von der Landes⸗ heilanſtalt Eichberg ein längeres Gutachten über den Ange⸗ klagten, der ſich längere Zeit zur Beobachtung in der Anſtalt befand. Er kam zu dem Ergebnis, daß die Vorausſetzungen des Paragraph 51 des Str auf den Angeklagten zu⸗ träfen. Ader Oberſtaatsanwalt verwies in ſeinem Plädoyer auf die Grauſamkeit des Falles. Es handle ſich um ein un⸗ gewöhnliches Geſchehen, das man weder menſchlich noch tie⸗ riſch nennen könne. Noch nie habe ſich während ſeiner Tätig⸗ keit das Bild einer ſo grauſamen Vernichtung eines Menſchen wie hier geboten. Wenn es nicht 1 ſei, der Strenge des Geſetzes hier Geltung zu verſchaffen, ſo liege das daran, daß auch dieſer Menſch unter dem Rechtsſatz ſtehe, daß nur der verurteilt werden kann, der die Strafbarkeit ſeiner Handlung einſieht. Sühne ſei in dem vorliegenden Falle nicht möglich, aber es werde denen ein Troſt ſein, die ein Todesurteil erwarte⸗ ten, daß der Angeklagte für ſein Leben unſchädlich gemacht wird. Unter Hinweis auf die Pflichttreue des Getöteten beantragte der Oberſtaatsanwalt Freiſprechung gemäß Pa⸗ ragraph 51 des Str und Anterbringung in einer Heilan⸗ ſtalt auf Lebensdauer. Das Gericht verkündete ein dem An⸗ trag entſprechendes Arteil, wobei noch vom Vorſitzenden be⸗ tont wurde, daß der Angeklagte ohne inneren Anteil, ohne innere Einſicht ber Verhandlung gefolgt ſei. Lolcale Ruud ocliau Ein heißer Juniſonntag. Die hochſommerliche Sitze der letzten Woche hielt auch noch am geſtrigen Sonntag an. Den ganzen Tag war es drückend ſchwül und die Quecklilberſäule zeigte weit über 30 Grad im Schatten an. So war es auch nicht wunderlich, daß man dem„Kühlen“ nachging oder das köſtliche Naß in den Flüſſen aufſuchte. Unzählige verbrachten geſtern am Strandbad oder an den Fluß⸗ läufen ihren Sonntag. Der Ausflugsverkehr war im allgemeinen geſtern mäßig. In den erſten Nachmittagsſtunden wurde Kaufmann Richard Rall von einer überaus großen Trauergemeinde zur letzten Ruhe geleitet. Abends marſchierte bei Sonnenuntergang unter klingendem Spiel die Hitler⸗Jugend, Jungvolk und BdM nach den Wörtelwieſen zur Sonnwendfeier. Hell flammte das lodernde Feuer in den dunklen Nachthimmel. Kampf⸗ lieder, Sprechchöre, ſowie ein Feuertanz der BdM um⸗ rahmten die Feier. Zum Schluß hatte noch die Jugend ihre Freude an den mutigen Sprüngen durch die Züngel der Flammen des Sonnwendfeuers. Heute bei Sommeranfang, wo eigentlich der Hoch⸗ ſommer beginnt, ſcheint ſich das Blatt zu drehen. Die hoch⸗ ſommerlichen Temperaturen werden durch Störungs⸗ ſtaffeln von Weſten her, die teilweiſe gewittrige Nieder⸗ ſchläge und Abkühlung bringen, zurückgehalten werden. Vorſicht beim Baden. „3 Perſonen beim Baden ertrunken. Im Laufe des geſtrigen Tages ertranken beim Baden im Rhein ein 19 Jahre alter Mann und ein 18 jähr. Schüler und im Neckar ein 8 jähriger Schüler. Auf haltenden Laſtwagen aufgefahren. Abgeſchleppt werden mußte ein Perſonenkraftwagen, der auf der Bismarck⸗ ſtraße durch Unvorſichtigkeit des Fahrers auf einen anhaltenden Laſtkraftwagen auffuhr und hierbei ſtark beſchädigt wurde. . Motorradfahrer erheblich verletzt. In der Nacht ſtieß auf der Käfertalerſtraße ein Motorrad mit einem Laſtkraftwagen durch Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechtes zu⸗ ſammen, wobei der Motorradfahrer erhebliche Kopfverletzun⸗ gen erlitt. i 9 Nachprüfung der Tabakanbaufläche Der Landesbauernführer der Landesbauernſchaft Baden hat unterm 4. Juni 1936 eine Anordnung über die Nach⸗ prüfung der zuläſſigen Tabakanbaufläche erlaſſen. Danach iſt jeder Tabakpflanzer verpflichtet, ſofort eine Meldung über ſämtliche von ihm mit Tabak bepflanzten Grundſtücke beim zuſtändigen Ortsbauernführer einzureichen. Ferner haben die Tabakpflanzer auf den mit Tabak bebauten Grundſtücken an gut ſichtbarer Stelle ſofort einen Schild zu befeſtigen, auf welchem deutlich Name und Hausnummer des Tabakpflanzers, die Ordnungszahl im Verteilungsplan, die Lagerbuchnummer des Grundſtücks und die Größe der mit Tabak bebauten Fläche zu verzeichnen iſt. Außerdem muß der Tabakpflanzer die vorgeſchriebene zollamtliche Fluranmeldung ſeinem zu⸗ ſtändigen Ortsbauernführer einreichen und dabei erklären, ob er die zuläſſige Anbaufläche eingehalten hat. Der Orts⸗ bauernführer muß dieſe Meldungen bis zum 1. 7. an das zuſtändige Zollamt weiterleiten. Derjenige Pflanzer, der über das ihm zugeteilte Maß hinaus Tabak angepflanzt hat, iſt verpflichtet bis zum 30. Juni dieſen von den Feldern zu entfernen, andernfalls hat der Ortsbauernführer die Verpflichtung, den zuviel gepflanz⸗ ten Tabak auf Koſten des Anbauers vernichten zu laſſen. In der Erläuterung zur vorſtehenden Anordnung wird darauf hingewieſen, daß möglichſt früh der angepflanzte Tabak vernichtet werden ſoll, um die Fläche noch ander⸗ weitig nutzen zu können. Diejenigen Pflanzer, welche ihre Tabakſtücke nicht in ihrer eigenen Gemeinde haben, müſſen ihre Liſten demjenigen Ortsbauernführer zuſtellen, welcher für die betreffende Ge⸗ markung zuſtändig iſt. Neue Poſtwertzeichen Die Reichspoſt unterſtützt den Rennſport. Zum Rennen um das„Braune Band von Deutſch⸗ land“ am 26. Juli 1936 in München⸗Riem gibt die Deut⸗ ſche Reichspoſt eine Sondermarke zu 42 Rpf. in brauner Farbe auf einem Blatt in Poſtkartengröße heraus. Die Marke wird vom 22. Juni an für 1,50 RM bei der Son⸗ derpoſtanſtalt in München⸗Riem, Rennplatz, bei verſchie⸗ denen Poſtämtern in München und Berlin ſowie bei eini⸗ gen Poſtämtern in jedem Reichspoſtdirektionsbezirk ver⸗ kauft. Der Zuſchlag dient zur Hebung der deutſchen Voll⸗ blutzucht. Die Marke iſt auch im Verkehr mit dem Ausland zugelaſſen. Sie verliert mit Ablauf des 31. März 1937 ihre Gültigkeit zum Freimachen von Poſtſendungen. Sonderpoſtzeichen zum„Weltkongreß für Freizeit und Erholung.“ Vom 23. bis 30. Juli hält der durch die NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ einberufene Weltkongreß für Freizeit und Erholung in Hamburg ſeine Tagungen ab. Die Deutſche Reichspoſt gibt aus dieſem Anlaß zwei Frei⸗ marken zu 6 und 15 Rpf. in beſchränkter Auflage heraus. Die Marken ſind auch im Verkehr mit dem Ausland zuge⸗ laſſen. Der Verkauf beginnt bei allen Poſtanſtalten am 30. Juni. Wohlfahrtswertzeichen 1935 werden ungültig. Die Wohlfahrtswertzeichen der Ausgabe 1935 ver⸗ lieren mit Ablauf des 30. Juni 1936 ihre Gültigkeit zum Freimachen von Poſtſendungen. Vereinheitlichung der Zuſtändigkeit in Vormund⸗ ſchafts⸗ und Nachlaßſachen. Der Reichsminiſter der Juſtiz hat am 10. Juni 1936 eine Verordnung über die Zuſtän⸗ digkeit der Amtsgerichte in Vormundſchafts⸗ und Nach⸗ laßſachen erlaſſen, die der Vereinheitlichung der Rechts⸗ pflege für das ganze Reichsgebiet dient. Die Verordnun ſtellt den Grundſatz auf, daß im ganzen Reich nur nag die Amtsgerichte für Verrichtungen des Vormundſchafts⸗ und Nachlaßgerichts zuſtändig ſein ſollen. Doch wird die⸗ 5 Grundſatz nicht alsbald durchgeführt. Der Reichsmini⸗ ter der Juſtiz behält ſich vielmehr vor, im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter der Finanzen den Zeitpunkt und den Umfang des Ueberganges der Zuſtändigkeiten im Einzelfall zu beſtimmen. Auf dieſe Weiſe iſt es möglich, allen örtlichen Schwierigkeiten und Notwendigkeiten voll und ganz Rechnung zu tragen a 4 Kampf dem Hausunfall! Die Schäden, die jährlich in Deutſchland durch Un⸗ vorſichtigkeit und Leichtſinn im Haushalt entſtehen, ſind bisher ſtatiſtiſch nicht erfaßt worden. Das dürfte auch ſchwierig ſein, da bei weitem nicht alle Hausunfälle zur Kenntnis der Oeffentlichkeit gelangen. Nur wenn ſchwe⸗ rere Fälle eintreten, wie Gastod oder tödliche Stürze, bringt die Tagespreſſe die Nachricht. All die kleinen Schäden, die täglich und ſtündlich angerichtet werden, haben in ihrer Maſſe aber viel ſtärkere Auswirkungen als ein größeres Unglück. Sehr oft wären dieſe Schäden nicht entſtanden, wenn eine an ſich ſelbſtverſtändliche Vorſicht gewaltet hätte. Der undichte Gasſchlauch, die beſchädigte Steckdoſe, die zu glatte Diele, die klapprige Leiter, alles das ſind Unfall⸗ quellen erſter Ordnung. Dazu kommt leichtſinniges Hantieren mit Petroleum und Benzin und ſogar mit Licht auf offenen Böden. In der Zeit vom 23. bis 28. Juni führt die Reichs⸗ arbeitsgemeinſchaft Schadenverhütung in Verbindung mit dem Zentralverband der Haus⸗ und Grundbeſitzervereine, dem Deutſchen Frauenwerk und dem Deutſchen Siedler⸗ bund eine große Aktion gegen den Hausunfall durch. Neben der Aufklärungsarbeit durch die Preſſe wird in zahlreichen Verſammlungen ein Bildband mit allen Un⸗ fallmöglichkeiten im Haushalt vorgeführt. Auf einem Plakat, das in möglichſt allen Häuſern zum Aushang kommen ſoll, iſt neben Unfallverhütungsbildern Raum gelaſſen für Anſchrift und Telephonnummer der nächſten Polizeiſtation und des nächſten Arztes, außerdem ſind Eintragungen vorgeſehen für den Ort des Hauptgas⸗ hahnes, des Hauptwaſſerhahnes uſw. Der in den Haushalten angerichtete Schaden über⸗ ſteigt im Jahre Hunderte von Millionen Reichsmark. Es liegt an dem Willen und dem Ein⸗ ſatz jedes einzelnen, dieſe Werte dem Volksvermögen zu erhalten. Hilfe für Heufieberkranke Die ſchöne Jahreszeit, die nun wieder angebrochen iſt, wird keineswegs überall mit Freude begrüßt. Es gibt Menſchen, die den Sommer fürchten, weil er ſie in der ſchönſten Zeit des Jahres ins Zimmer bannt— das ſind die Heufieberkranken. Ihre Zahl iſt groß, namentlich in England und Nordamerika; doch auch in Deutſchland iſt das Leiden weiter verbreitet, als gemeinhin bekannt iſt. Die wenigſten wiſſen, daß es ſeit 1897 einen„Verein zur Bekämpfung des Heufieberleidens“, den ſogen.„Heufie⸗ berbund“ mit dem Sitz in Helgoland gibt, in dem ſich mehrere tauſend Kranke vereinigt haben zur gegenſeiti⸗ gen Unterſtützung und Beratung. Das Beſtehen eines ſolchen Bundes beweiſt nicht nur die Verbreitung des Lei⸗ dens, ſondern ſie erlaubt auch Schlüſſe auf die Schwere der Krankheit. Man ſagt Heufieberkranke, während man auf Grund der langjährigen Forſchungen und Erfahrungsberichte beſſer von Blütenſtaub⸗Empfindlichen ſprechen müßte. Nicht allein der Blütenſtaub(die ſogen.„Pollen“) der Gräſer, die kurz vor der Heuzeit blühen, ſind die Erre⸗ ger des Heufiebers, ſondern auch verſchiedene Blumen, Sträucher und ſogar Bäume können die Ueberempfind⸗ lichkeit auslöſen. Der Blütenſtaub trifft auf die Schleim⸗ häute der Naſe, die anſchellen und mit dauerndem ſtar⸗ ken Nieſen ein Jucken und Brennen in der Naſe hervor⸗ rufen. Es iſt wiſſenswert, insbeſondere für ſolche, die vielleicht mit ihrem Frühſommerſchnupfen zu den Heu⸗ fieberkranken zählen, daß u. a. auch die Blüten der Aka⸗ zien und Linden, des Jasmins, des Hollunders und Flie⸗ ders, ja ſelbſt der Weiden und der blühenden Obſtbäume auf Heufieberkranke einwirken können. Nicht bei jedem Kranken äußert ſich das Leiden gleich ſtark. Manche wiſſen nicht einmal, daß ſie Heufieberkranke ſind; zwar klagen ſie in jedem Jahr zur ſelben Zeit über Schnupfen, doch ſie deuten es eben als eine vorübergehende Erkältung und denken nicht daran, daß dieſe Beſchwerden von Jahr zu Jahr zunehmen können. Lange Zeit hat man nicht recht gewußt, was man gegen das Heufieber mit einiger Ausſicht auf Erfolg unter⸗ nehmen könnte; erſt ſeit einigen Jahren iſt eine Behand⸗ lung bekannt, die ſich mehr und mehr durchſetzt. Der Grundgedanke dieſer Behandlung iſt der: Ein Pollen⸗ extrakt, beſtehend aus dem Blütenſtaub der Gräſer und Pflanzen, die als häufigſte Erreger in Frage kommen, wird in allerkleinſten Doſierungen dem Körper injiziert. Die Injektionsmengen werden in beſtimmten Zeitab⸗ ſtänden nach und nach immer mehr geſteigert, bis ſich der Organismus daran gewöhnt hat und gegen die betreffen⸗ den Pollen unempfindlich iſt. Es hat ſich nach den Er⸗ fahrungsberichten von Spezialärzten und Heufieberkran⸗ ken gezeigt, daß ſich dadurch und durch ſtrenge Einhaltung aller Nebenmaßnahmen allmählich eine völlige Beſeiti⸗ gung der unangenehmen Erſcheinungen in der fraglichen Zeit erreichen läßt. Bäume des Güdens ſüdlichen Der Nordländer, der zum erſtenmal der Pflanzenwelt gegenüberſteht, iſt von ihrem Anblick im⸗ mer ein wenig betroffen. So erſcheinen ihm nicht ſelten Oliven wie alt und ſchon morſch. Von ihren Stämmen ſieht er oft nur fingerſchmale Wände grauen Holzes, auf denen ſich ein Wipfel ſo kunſtgerecht aufbaut, daß man über die Feſtigkeit der ſcheinbar altersſchwachen Stütze ſich wundert. Doch iſt es irrig, hier nur Zerfall zu ver⸗ muten, wie etwa bei unſeren tauſendjährigen Bäumen, von denen die Zeit oft nur belaubte Rindenmauern übrig läßt. Denn ganz junge Oliven zeigen ſchon die auffal⸗ lende Unfähigkeit, volle Rundungen des Stammes aus⸗ zubilden. Es gehört offenbar zur Natur dieſer Pflanze wie das ſilbergraue Laub und das in der Frucht verſchloſ⸗ ſene Oel. Die Botanik bezeichnet dieſe Tatſache wohl als Eigen⸗ art und mag ſie durch Bilder erläutern, doch wird ſie keinen Aufſchluß darüber geben. Der Phyſionomiler aber, der von der Form, ob ſie ſich nun menſchlich oder pflanz⸗ lich offenbare, auf das innere Weſen zu ſchließen gewohnt iſt, wird dieſe Zeichen und damit die Natur des Oel⸗ baumes ſelbſt zu deuten ſuchen, beſonders, wenn er noch andere Eindrücke in Erwägung zieht, die deſſen Geſtalt erweckt: Das Sichzurückneigen der ſchiefen Stämme und das eckige Tragen der ſchütteren Laubbüſchel durch die Aeſte, was wie ein Symbol der Geduld erſcheint. Wirk⸗ lich ſcheinen ſich in den Oliven Geſtalt und Gebärde ſanf⸗ ter Menſchen zu verbergen. Den Oliven fehlt der Eigenwille unſerer nördlichen Bäume. Ihr Wachstum ſteigert ſich nicht durch mühevol⸗ les, ſiegreiches Sich⸗Behaupten gegen ſteinigen Boden und Kälte, wie es unſere Eiche ausdrückt, ſondern durch Emp⸗ fang der Sonnenwärme. Für die Stamm⸗ und Aſtbil⸗ dung— der Ausdruck des Wollens— ſtehen da nicht allzuviel Kräfte zur Verfügung, da der Baum vor allem dem Lichtſtrom und deſſen Verwandlung in die öblige Frucht zugewandt iſt. Es mag darin der Grund für die ſo auffallend mangelhafte Geſtaltkraft verborgen ſein. Bezeugt doch auch die ſüdliche Landſchaft mit ihren in azurenem oder amethyſtenem Blau verſchwimmenden Baumreihen die mehr zum Baum gerichtete als zum Ich ſich verfeſtigende Natur der Olive. Eben darum empfindet der Nordländer die Palme, zumal bei der erſten Begegnung, niemals recht als Baum. Denn hier vermißt er das Willenhafte noch mehr: Ein ſcheinbar toter Stamm mit Stielen, zwiſchen und über denen ſich ſtrahlige Fächer zu einem zu kleinen Schopf breiten, um ein richtiger Wipfel zu ſein. Erft mählich begreift er das wunderbar Harmoniſche des geſchwun⸗ genen Stammes, des geſamten Aufbaus. Der Durſt nach Licht und das zum Empfangen Gerichtetſein hat hier eben das eigenwillig Bauende der Zweige völlig zurück⸗ gedrängt, ſtatt deſſen aber kunſtvolle Vorrichtungen an⸗ gelegt, um ſich den zitternden Strahlenſtoff zuzuführen. An ihren Spitzen ſcheint ihn die Palme anzuziehen und wie durch Leitung entlang der grünen Kanäle ihrer Blät⸗ ter zu ſaugen, wo der Stil ihn verſchluckt und nicht mehr frigibt, da er mit braunem Baſtgewebe umwickelt iſt, als ob ihn fröre. Es iſt zwar eine ſtille, auf den erſten Blick kaum auffallende, aber doch zu unerhört gewaltige Kunſt der Selbstbehauptung, gleichſam die weibliche Art des Wachstums, und der männlichen des Eigenwillens ent⸗ gegengeſetzt, die man in den Geſtalten der Bergföhren und Eichen ausgedrückt findet. Die alten Prieſter wuß⸗ ten dies wohl, da ſie Palme, Oelzweig und Oel für ſakrale Handlungen beſtimmten. Die Wiederholung dieſer Erſcheinungen bei anderen Arten beſtätigt dieſe Auffaſſung von der ſüdlichen Pflan⸗ zennatur. Immer wieder wird die Spitze als ein beſon⸗ ders für Strahlung geeignetes Organ lieber verwendet als die Veräſtelung. Man denke an die Zypreſſe, die ſich oben fein zuſpitzt, ferner an die Kakteen, die Gewächſe der heißen Zonen. Die leidenſchaftliche oder ſchwerfällige Veräſtelung aber, deren Schattenriß beſonders im Winter für unſere Landſchaft ſo weſentlich iſt, fehlt hier. Wie finden wohl Ueppigkeit und wuchernde Verſchlingung, wie ſie der tro⸗ piſche Boden hervorbringt, nirgends aber die prachtvolle Vielfalt der Aſtformen, wie ſie etwa eine unbelaubte Eiche oder ein Birnbaum zeigen. Wie leer erſcheinen doch die Wipfel der Feigen⸗, Johannisbrot⸗, Lorbeerbäume, wenn im Herbſt die Decke der Blätter fällt und das Ge⸗ rüſt der Zweige ſichtbar wird! Ihre Aeſte ſind, auch wenn ſie ſchon alt ſind, leicht zu zählen. Dies iſt der Grund, warum der Süden keine trau⸗ lichen Wälder beſitzt: Der Eigenwille der Aſtbildung fehl, und damit die maßvoll dleibende Verteilung des Wipfel⸗ laubes im Raum. In der warmen Zone aber wird die eingeſammelte Strahlenkraft in den Saft der Früchte ge⸗ leitet und zu kunſtvoller Blattformung verwendet. Die Blätter hängen groß und ſaugend in der ſtillen Luft und in geheimnisvollem Reflerlicht, als ob ſie bereift wären. Man ſpürt, daß ihnen alles fremd iſt, was nicht Bezug auf den unerſchöpflichen, warmen Atem hat, in dem und durch den ſie leben. Robert Braun. am 27. Fahrt nach Saarbrücken: Die Kreisverwaltun ganiſiert, damit die hi nach Hauſe können. We miod Wied ab Saarbrücken. Eytl. Anmeldungen möglichſt Ortswart der Kd. l kennen lernen will, hat bei dieſer ſto Homburg, St. Ingbert für nur R koſten die beſte Gelegenheit. Die Tei vorausſichtlich zu den F⸗Sätzen untergebracht und pflegt werden können. Rückfahrt am Sonntag 20.30 0 Das bäuerliche Kteid Die Frage der Trachten. Der Reichsnährſtand hat ein Merkblatt zum bäuerlichen Kleid herausgegeben, um zu verhindern, daß Uebereifrige es 61 2 r Modeangelegenheit mache N t aufgeſtellt: Erſt die Menſchen mit unſerer klaren Weltanſchau⸗ ung in der nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft reifen dann erſt ihre Kleidung als Ausdruck deſſen wachſen laſſen. ie Geſtaltung ſoll einzig und allein bei der kulturſchöpferi⸗ ſchen bäuerlichen Gemeinſchaft liegen. Vorſicht und Zurückhaltung empfiehlt das Merkblatt bez Beſtrebungen, Menſchen, die der Tracht entſagt haben, wieder zum Tragen der Tracht bewegen zu wollen. Es ſei z. B. für einen Bauern und eine Bäuerin unmöglich, Trachtenvereinen anzugehören, die lediglich die öffentliche Zurſchauſtellung der Trachten, meiſt noch zum Zwecke der Fremdenverkehrswerbung, alſo rein wirtſchaftliches Intereſſe im Auge haben. Für die Herſtellung werden nur wertvolle, dauerhafte Stoffe und Zutaten verlangt. Das Ziel ſind in der bäuer⸗ lichen Wirtſchaft ſelbſt handgeſponnene und handgewebte Klei⸗ der. Das Merkblatt warnt ſchließlich noch vor der Schablone der Schnittmuſter für das bäuerliche Frauenkleid. Krieg um Regenſchirme Der Regenſchirm iſt nicht immer ſo volkstümlich ge⸗ weſen wie heute. Auf unſerem Kontinent ſah man ihn zuerſt in den Händen berühmter Seefahrer, die ihn auf ihren Entdeckungsreiſen kennengelernt hatten und nach Spanien und Italien brachten. Im Jahre 1662 wurde er dann zu einer Neuheit in der Pariſer Mode. Zu der Zeit waren die Regenſchirme ſo groß, daß ſie mehrere Kilo wogen; dafür waren ſie freilich auch richtige Familien⸗ ſchirme, die ſich von Generation auf Generation vererbten. Gleichwohl waren dieſe Familiendächer ihres großen Ge⸗ wichts und ihrer auffälligen Form wegen nicht allzuhäufig in Gebrauch. Zweifellos hätten die Engländer eigentlich die größte Bereitſchaft zeigen müſſen, die neue Erfindung möglichſt ſchnell in ihrem regenreichen Lande einzuführen. Aber da waren vor allen Dingen die Sänftenträger und die Kut⸗ ſcher der Mietwagen, die ſich gegen die Anwendung des Regenſchutzes wandten. Es kam zu heftigen Kämpfen zwi⸗ ſchen den Sänftenträgern und den Regenſchirmverleihern. So weiß z. B. Sir Mac Donald aus der Zeit dieſes ſelt⸗ ſamen Krieges zu berichten, daß er einen Regenſchirm, den er aus Spanien mitgebracht hatte, in London nicht zu benutzen wagte, aus Furcht vor der Rache der Kutſcher. Das alles konnte nicht verhindern, daß ſchließlich der Regenſchirm gerade in England beſonders volkstümlich wurde. Die Angſt, im Regen naß zu werden, ſchuf einen ganz merkwürdigen„Regenſchutz“. Es war zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als der in Dresden lebende ruſſiſche Fürſt Putjatin, ein wahrhaftes Original ſeiner Zeit, einen Re⸗ genhut erfand, der die ganze Geſtalt bis an die Knöchel bedeckte. Wilhelm von Kügelgen berichtet darüber in ſeinen Erinnerungen:„Meine Dresdener Zeitgenoſſen werden ſich erinnern, daß ihnen je zuweilen bei Regenwetter ein wan⸗ derndes Schilderhaus oder ein Pavillon von ſchwarzem Taffet begegnet iſt. Das war der Fürſt. Sich bei Expo⸗ nierung des ganzen Körpers nur allein den Kopf zu ſchützen, hielt er nicht für zuträglich und erfand daher dieſe Veranſtaltung, welche, mit kleinen Glasfenſtern ver⸗ ſehen, die ganze Geſtalt bis an die Knöchel bedeckte.“ Im Muſeum Carnavalet in Paris wird ein mit Leder überzogener, über anderthalb Meter hoher Regenſchirm gezeigt, der einen Umfang von dreieinhalb Meter hat. Auch er ſchützte gleich eine ganze Familie, war im übrigen aber bereits zum mechaniſchen Zuklappen eingerichtet. An der gleichen Stelle wird noch ein anderer wunderlicher Regen⸗ ſchirm gezeigt, nämlich das ſogenannte„fuſil⸗parapluie“, d. h. ein Gewehr, das mit einem Regenſchirm kombiniert iſt. Mit ſolchen Gewehren war im Jahre 1830 die fran⸗ zöſiſche Nationalgarde ausgerüſtet, und es mag nicht übel ausgeſehen haben, wenn ein Zug von Nationalgardiſten mit geſchultertem Regenſchirmgewehr durch die Straßen marſchierte. Seitdem hat die Regenſchirmmode natürlich auch noch allerhand wunderliche Schirme geſchaffen, wobei das Erzeugnis einer Schirmfabrik in Chicago den Höhepunkt des Kurioſen erreichte. Sein Stock enthielt zunächſt einen Degen, dann eine Zigarrentaſche, ein Fernglas, eine Uhr, ein Tintenſaß und dazu auch die Schreibfeder D Evang. Männerverein, Mhm.⸗Seckenheim Wir geben unſerem Mitglied Herrn Philipp Klumb heute Rachmittag 5 Uhr das letzte Geleit. Kameradſchaft ehemaliger Soldaten, Mhm.⸗Hechenheim Unſer Kamerad Philipp Klumb iſt geſtorben. Beerdigung findet heute Rachmittag 5 Uhr ſtatt. 8 ½5 Uhr bei Kamerad Möll,„Zum Pfälzer Hof“. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Kameradſchaftsführer. Todes- Anzeige. Am Samstag Nachmittag entschlief unsere liebe Tante Amtliche Bekannt machung der Stadt Mannheim (1. Schnitt) am Donnerstag, den 25. Juni, 8.30 Uhr, gegen Barzahlung. am Franzoſenweg. 1 Wagen 1. zu verkaufen. Zähringerftr. 58. Grasverſteigerung auf der Neißinſel Zuſammenkunft am großen Tor Hochbauamt Abt. Gartenverwaltung. Frau Marie Deinler geb. Ruderich im Alter von nahezu 74 Jahren, wohl- versehen mit den hl. Sterbesakramenten. Die trauernden Hinterbliebenen. Mhm.-Seckenheim, 22. Juni 1936. Die Beerdigung findet heute Nachmittag 4 Uhr vom Trauerhause, Freiburgerstraße 8 aus statt. Verſammlungs⸗ Kalender. Tbd.„Jahn“. Heute abend Uebung der Turnerinnen im „Schloß“; anſchließend wichtige Beſprechung. Lohnſteuer⸗Tabellen für Wochenlohn zu haben in der Oruckerei des„Neckar⸗Bote“. ſtets zu pußen. Sämtliche Drüch-Arbellen werden in jeder Ausführung schnellstens angefertigt in det Druckerei des Neckar-Bote. Schnell verkauft, schnell vermietet ist alles, was die grobe Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste billigste und beste Weg- Iasclieren bung 1 Weiser hierzu ist das Teitungs-Inserat! c I. ͤ ͤ'᷑!T!TT!T!.⸗. ̃ PD. ̃—æ4 ↄ A]%— A. neee