Nr. 146(2. Blatt). Neeko Bote Donnerstag, 25. Juni 1936 Die neue Verdingungsordnung f WPD. Am 1. April dieſes Jahres ſind die neuen Be⸗ ſtimmungen über die Vergebung von Leiſtungen(ausge⸗ nommen Bauleiſtungen) vom Reichsfinanzminiſterium in Kraft geſetzt worden. Dieſes Ereignis wurde von der Oef⸗ fentlichkeit verhältnismäßig wenig bemerkt, hat aber für die beteiligten Kreiſe eine außerordentliche Bedeutung. Die früheren Beſtimmungen waren ein Kind der Zeit, aus der ſie ſtammten. Sie trugen den Stempel liberaliſtiſcher Wirt⸗ ſchaftsauffaſſung auf der Stirn, die keine Rückſicht auf das allgemeine Wohl nimmt, ſondern lediglich eine Leiſtung nach ihrem materiellen Wert beurteilt. So wurde als be⸗ ſonders leiſtungsfähig angeſehen, wer am billigſten liefern konnte. Ob durch dieſen, damals ausſchlaggeben⸗ den Geſichtspunkt ſonſtige ſtaatliche Belange verletzt wur⸗ den oder nicht, war dabei gleichgültig. Dieſe kurzſichtige Einſtellung war letzten Endes eine der Urſachen für den Niedergang des Handwerks; es ſpielte bei den öffentlichen Beſchaffungen keine Rolle mehr, ob ein Hand⸗ werker lieferte oder ein induſtrieller Großbetrieb, ob eine Ware in ihrer Qualität hochwertig war oder nicht, ſofern ſie nur den Mindeſtanforderungen genügte, ob der Liefe⸗ rant ein Volksgenoſſe war, der ſeine Verpflichtungen gegen die Allgemeinheit erfüllte oder ob er auf einer mehr oder minder ſchwindelhaften Grundlage ſein Gewerbe betrieb. Uns allen ſind beſonders jene Fälle im Gedächtnis haften geblieben. wo tüchtige Meiſter einen angemeſſenen Preis für Erzeugniſſe forderten, von denen jeder wußte. daß ſie qualitativ das Beſte darſtellten, was überhaupt erhältlich war, und wo dann der Zuſchlag einem Mitbewerber er⸗ teilt wurde, der mit allerübelſten Geſchäftsme⸗ thoden ſeinen Betrieb in Gang hielt und eine verderben⸗ bringende Schleuderkonkurrenz für jeden ordent⸗ lichen Handwerksmeiſter darſtellte. Man ſah nicht ein, daß letzten Endes die Träger der öffentlichen Auͤfgaben bei ſolchen unzuverläſſigen Lieferanten doch die Zeche wieder bezahlten, fei es in Form von Arbeits⸗ loſenunterſtützung für arbeitsloſe Geſellen mit ihren Fa⸗ milien, ſei es in Form entgangener Steuern oder ſozialer Leiſtungen, oder in Form von Mängeln, die die Arbeit ſchließlich doch aufwies, ohne daß ſie den Behördenſachver⸗ ſtändigen zum Bewußtſein gekommen war. Aus dieſen Erfahrungen und Erkenntniſſen iſt nun das neue Werk erwachſen. Das Reichsfinanzminiſterium hat mit der neuen Verdingungsordnung für Leiſtungen(ausge⸗ nommen Bauleiſtungen) den nationalſozialiſtiſchen Pro⸗ rammpunkt von der Schaffung und Erhaltung eines ge⸗ Aiden Mittelſtandes in die Tat umzuſetzen gelücht ſoweit es in ſeiner Macht liegt. Es wird nun Sache der nachge⸗ ordneten Dienſtſtellen ſein, ihrerſeits alles daranzuſetzen, um die Verdingungsordnung in dem Geiſte anzuwenden, in dem ſie entſtanden iſt. In Zukunft wird ſich kein Beamter mehr damit fer daß reden können, daß er perſönlich der 0 f geweſen ſei, daß die in Frage kommende Leiſtung nicht für das Handwerk geeignet geweſen wäre, denn ihm iſt zur Pflicht gemacht, die Berufs vertretungen der gewerblichen Wirk⸗ ſchaft, alſo des Handwerks, zu hören und beſondere Sach⸗ verſtändige heranzuziehen, die an den Vergebungen nicht intereſſiert ſein dürfen. Die Bewerber müſfen nach der neuen Verdingungsordnung fachkundig, leiſtungs⸗ fählg und zuverläſſig ſein. Es ſcheiden alſo ſolche Bewerber aus, die ſchlechte oder mangelhafte Leiſtungen bereits regelmäßig aufgewieſen haben, die aus anderen Gruͤnden leiſtungsunfähig ſind und die auch ſonſt nicht als zuverläſſig betrachtet werden können, alſo gerade jene Sorte von Schleuderern, die das Verdingungsweſen ſo in Miß⸗ kredit gebracht hatten. Ganz beſonders wichtig iſt der Paragraph 2 der neuen Verdingungsordnung der ausführt, daß die Leiſtungen zu angemeſſenen Preiſen zu vergeben ſind, daß der Wettbewerb die Regel bilden ſoll, wobei ungeſunden Be⸗ gleiterſcheinungen aber bekämpft werden ſollen. Hiermit wird der Grundſatz des billigſten Preiſes endgültig aufgegeben. Es wird der angemeſſene Preis an ſeine Stelle geſtellt, d. h., daß eine Arbeit, die vielleicht als beſonders ſolide angeſehen werden muß, ge⸗ genüber einer billigeren Arbeit bevorzugt werden ſoll, wenn der Preis als angemeſſen anzuſehen iſt. Daß im übrigen der Wettbewerb die Regel bildet, iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich, denn das führt auch innerhalb des Handwerks zu einer Leiſtungsſteigerung. Der Handwerker wird dadurch ange⸗ halten, ſich auch in ſeinem Betriebe, ſofern er öffentliche Leiſtungen bewirken will, mit den jeweils beſten und billig⸗ ſten Herſtellungsverfahren vertraut zu machen. Wenn im übrigen angeordnet wird, daß im Wettbe⸗ werb mit gewerblichen Unternehmern Reichs-, Staats⸗ oder Gemeindebehörden, Gefangenenanſtalten, Anſtalten ſozialer Art und dergleichen nicht zuzulaſſen ſind, ſo entſpricht auch das einer Forderung, die ſeitens des Handwerks ſchon ſeit langer Zeit aufgeſtellt wurde. Dieſes Wenige mag bereits genügen, um einen Einblick in den Geiſt der neuen Verdingungsordnung 5 gewähren Es iſt zu hoffen und zu verlangen, daß die Behördenſtel⸗ len, die auf Grund dieſer Verdingungsordnung Aufträge vergeben, ſie in dem Geiſte anwenden, in dem ſie angewandt werden ſoll, damit neue Klagen nicht wieder auftauchen. Die Handwerker ſehen jedenfalls, daß der na⸗ tionalſozialiſtiſche Staat alles tut, um das Handwerk zu för⸗ dern und ihm wieder die Grundlage zu verſchaffen, auf der es ſich geſund entwickeln kann. Aus dem Gerichtsſaal. Eine Brandſtiftung vor fünf Jahren Zuchthaus für die Schuldigen. N O Freiburg, 24. Juni. Am 21. Juni 1931 war das Anweſen des heute 56jährigen Guſtav Pleuler in Prech⸗ tal bei Waldkirch in Flammen aufgegangen. Eine in einem Anbau des Hauſes wohnende fünfköpfige Familie konnte nur mit Mühe das nackte Leben retten, denn alles war ſchon zu Bett, als der Brand ausbrach. Der Verdacht der Brandſtiftung gegen Pleuler und ſeinen jetzt 31jährigen Sohn wollte nicht verſtummen. Inzwiſchen ergaben ſich auch derart belaſtende Beweisſtücke, daß man am 12. Oktober nach Verhandlung einer Beleidigungsklage, welche von Pleuler jr. gegen verſchiedene Perſonen angeſtrengt worden war, zur Verhaftung der beiden ſchritt. Vater und Sohn legten am 12. November 1935 ein volles Geſtändnis ab. Danach waren ſie übereingekommen, ihren Gaſthof ſamt Wohnhaus und Oekonomiegebäude in Brand zu ſtecken, um mit dem zu erwartenden Verſicherungsgeld ein neues Anweſen erſtellen zu können. Der Sohn führte das Verbrechen aus und der Vater ſah mit großer Gleichgültigkeit zu. Das Freiburger Schwurgericht erkannte nunmehr gegen den Sohn Wilhelm Pleuler auf drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt, gegen Vater Pleuler auf zwei Jahre zwei Monate Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt. Sondergericht der Pfalz Frankenthal, 25. Juni. In einer ordentlichen Sitzung des Sondergerichts für den Bezirk des Oberlandesgerichts Zwei⸗ brücken beim Landgericht Frankenthal wurden ſechs Fälle verhandelt, denen Vergehen gegen das Heimtückegeſetz zu⸗ grunde lagen. i Der 29 Jahre alte, verheiratete Adolf Hoffmann aus Kaiſerslautern hatte am 25. März in Ludwigs⸗ hafen geſchäftlich zu tun. Als er am anderen Tage nach ſei⸗ ner Rückkehr im Verlaufe eines Geſpräches gefragt wurde, ob er den Führer geſehen habe, machte er die unflä⸗ tigſten Bemerkungen. Er wurde zu neun Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt. Am 16. März gab der 50 Jahre alte Heinrich Scheib aus Ramſen anläßlich einer Rundfunkübertragung in angetrunkenem Zuſtande ſeinem Mißfallen Ausdruck, pries den Kommunismus als etwas Gutes an und erklärte zum Schluß, daß er ein Sozialdemokrat bleibe, wie er früher war. Der Angeklagte war in vollem Umfange geſtändig und wurde zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Sein reuiges Verhalten bewirkte, daß ihm die Gnade des Amneſtiege⸗ ſetzes zuteil wurde. Eine gefährliche Zunge führte in den letzten Jahren die 42 Jahre alte Ehefrau Eliſe Himpel aus Speyer. Ne⸗ ben mehreren, von niedriger Geſinnung zeugenden Aeuße⸗ rungen entgegnete ſie am 25. März, als der Führer in Ludwigshafen ſprach, einem 70jährigen Invaliden, daß ſie nichts gehört habe und alles ſei gelogen. Sie erhielt ſechs Monate Gefängnis mit der Maßgabe, daß ihr dieſe Strafe erlaſſen iſt, wenn ſie ſich innerhalb drei Jahren gut führt. Die Franziskanerbrüder vor Gericht Koblenz, 24. Juni. In der Mittwochſitzung der Dritten Großen Strafkammer wurde gegen die Franziskanerbrüder Johannes Schreiber(genannt Bruder Imbert), Joſeph Neumann(genannt Bruder Achatius) und Egon Fillinger (genannt Bruder Leontius) verhandelt. Im Eröffnungs⸗ beſchluß wird allen drei Angeklagten widernatürliche Un⸗ zucht zur Laſt gelegt. Der Angeklagte Johannes Schreiber ging mit 19 Jahren ins Kloſter. Drei Jahre lebte er dort in Ruhe und Frieden. Im Auguſt 1935 wurde ein älterer Bruder beerdigt. Bruder Imbert und Bruder Redemptus hatten die Gäſte zu bedienen. Beide tranken nachher den übrig⸗ gebliebenen Wein und dabei iſt es zu den Verfeh lungen gekommen. Auf Grund der Beweisaufnahme wurde der Angeklagte Johannes Schreiber zu vier Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Die Strafe iſt durch die erlittene Unter⸗ ſuchungshaft verbüßt. Joſeph Neumann, genannt Bruder Achatius, wollte nie Kloſterbruder werden, ſondern wollte in der An⸗ ſtalt nur ſein Handwerk ausüben. Deshalb habe er auch nie ein Gelübde abgelegt. Sein Verwandter, Bruder Hor⸗ tulanis, der nach Holland geflüchtet ſei, habe ihn deshalb mehrfach geſchlagen. Später habe er ſich mit einer Reihe von Brüdern in unſittlicher Weiſe eingelaſſen, um aus dem Kloſter herauszukommen. Die Verfehlungen ſeien dem No⸗ vizenmeiſter mitgeteilt worden. Die Hoffnung des Ange⸗ ten, nunmehr entlaſſen zu werden, war aber nicht in Er⸗ füllung gegangen 1930 habe er dann ſeinen Austritt aus der Genoſſuſchaft vollzogen. Der Angeklagte Neumann wurde zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Egon Fillinger, genannt Bruder Leontius, iſt 1911 im Kreis Mannheim geboren. Er hat in dem 2 Kloſter zu Linz und Bad Kreuznach mit anderen Ordens⸗ brüdern Unzucht getrieben. 1934 war er als Prediger am Kölner Dom tätig. Bei einem Erholungsaufenthalt im Kloſter Linz wurde er verführt. Der Angeklagte wurde zu fünf Monaten Gefänanis verurteilt. Die Strafe iſt durch die Unterſuchungshaft verbüßt. 5 Potsdam im Zeichen des Gautages der Kur⸗ 5 mark. Gauleiter Wilhelm Kube legt an der Gruft der beiden Könige in der Garniſonkirche einen Kranz nieder. Weltbiſd(M) Verhandlung ſtatt egen die Scubrge ledige Die Zeichnungen fehlten! 29. Tag des Einſturzunglück⸗Prozeſſes. Berlin, 24. Juni. Nach einer viertägigen Verhand- lungspauſe, die dazu dienen ſollte dem Gericht und den Prozeßbeteiligten Gelegenheit zur Aufarbeitung des bisher angefallenen Ausſagematerials zu geben, wurde am Mitt⸗ woch die Beweisaufnahme im Berliner Bauunglücksprozeß fortgeſetzt. Zur Vernehmung gelangte der 34jährige Diplominge⸗ nieur Anton Geißlreiter, der bei dem Bau des Tunnels in der Hermann Göring⸗Straße als Statiker der Berliniſchen Baugeſellſchaft mitgewirkt hat. Nach den Be⸗ kundungen des Zeugen fehlten in der Hermann Göring⸗ Straße die ſonſt üblichen Bau⸗ und Konſtruktionszeichnun⸗ gen der Reichsbahn. Den erſten Abſteckplan erhielt der Zeuge vom Angeklagten Weyher am 4. Februar 1935, nachdem inzwiſchen die Rammarbeiten auf Veranlaſſung Weyhers längſt begonnen worden waren. Als man auf Grund der Projektänderungen eine neue öſtliche Außenwand bei den Miniſtergärten ſchuf, erfolgte keine neue ſtatiſche Berechnung. Ihr Unter⸗ bleiben erklärte der Zeuge damit, daß er dazu nicht aufge⸗ fordert worden ſei. Er habe auch eine neue Berechnung nicht für notwendig gehalten. Der Zeuge bekundete weiter, der Angeklagte Weyher habe Anfang Juli bereits davon Kenntnis erhalten, daß die Rammträger zu kurz wären. Zu ſpät gebremſt Das Eiſenbahnunglück von Groß⸗ Heringen. Groß- Heringen, 24. Juni. Im weiteren Verlauf der Zeugenvernehmung im Groß⸗Heringer-Prozeß erklärte der Hilfsweichenwärter Böhm, der Angeklagte Dechant habe ihm nach dem Unfall zugerufen:„Geh' weg, Kamerad, ich habe das Signal überfahren.“ Reichsbahnoberinſpektor Paul Richter⸗Weißen⸗ fels gibt an, daß ihm Dechant als äußerſt ſympathiſcher Fahrer bekannt ſei. Er zeige viel Intereſſe für den Dienſt, ſei eifrig, impulſiv und tatkräftig. Reichsbahnrat Kirſchſtein, der Leiter der Brems⸗ verſuchsabteilung in Berlin-Grunewald, gab als Sachver- ſtändiger ſein Gutachten dahin ab, daß der Bremsweg für den D 44 von ihm und ſeinen Mitarbeitern nach ge⸗ nauen Berechnungen auf 484 Meter berechnet worden fel Reichsbahnoberrat Wahrendorf⸗Mainz ſchloß ſich dem Gutachten Kirſchſtein an. Bei 95 Stundenkilometern wurde von ihm ein Bremsweg von 480 bis 500 Meter be⸗ rechnet. Er erklärte, der Angeklagte habe bei einer Geſchwin⸗ digkeit von 95 Stundenkilometer unter Annahme ungün⸗ ſtigſter Umſtände 171 Meter zu ſpät gebremſt, alſo etwa erſt 109 Meter vor dem Hauptſignal. Ein Anhalt dafür, daß die Bremſen nicht in Ordnung waren, liege nicht vor. Der Angeklagte Dechant erklärt demgegenüber abermals in ſehr 900 chiedener Weiſe, daß er ſofork die Bremſen gezogen abe. Der Sachverſtändige Lokomotivführer i. R. Krüpe⸗ Berlin, der Leiter der Rechtsberatungsſtelle der Fachſchaft Lokomotipführer, glaubt, daß der D 44 eine größere Ge⸗ ſchwindigkeit als 95 Stundenkilometer gehabt hahe. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die diesbezüglichen Angaben Dechants richtig ſeien, daß er 22 Sekunden vor dem Zu⸗ ſammenſtoß bei einer Geſchwindigkeit von 100 Stunden⸗ kilometer gebremſt habe. Zu Beginn des dritten Verhandlungstages wurden die beiden Berliner Leumundszeugen für den angeklagten Loko⸗ motivführer Bande vernommen. Während ihrer Verneh⸗ mung wurde die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Staats⸗ ſicherheit oder eines wichtigen Betriebsgeheimniſſes ausge⸗ ſchloſſen Sachverſtändiger Krüpe beanſtandete, daß man Dechant in Weißenfels einen Heizer mitgegeben habe, der nicht zum Schnellzugsdienſt zugelaſſen war, und daß Dechant dadurch in ſeinen Pflichten als Lokomotivführer abgelenkt worden ſei, weil er ſeinen Heizer bei der Feuerung unterſtützen mußte. Der Schuß durchs Fenſter Weil ſie gehänſelt und verſpoklet wurde. München, 24. Juni. Vor dem Schwurgericht fand die aria Gal⸗ lenberger aus Eſterndorf, die am 20. November auf den Landwirt Balthaſar Greiml, einen Nachbarn ihrer Eltern in Eſterndorf, einen Schuß aus einem Kleinkalibergewehr durchs Küchenfenſter von außen abgab. Dieſer e ver⸗ letzte Greiml ſchwer, ſo daß er nach vier Tagen ſtarb. Die Angeklagte Maria Gallenberger, die gleich bei ihre e die Tat eingeſtanden hatte, ſchildert nun re Lebensverhältniſſe, wobei ſie ſich bitter über andau⸗ ernde Hänſeleien beklagt, die ſie— von Jugend auf leicht erregbar— von den Dorfbewohnern, ganz beſonders aber von Greiml 1 erdulden gehabt hätte. Die Folge ſeien verſchiedene Anſchläge gegen chre Widerſacher geweſen; ſo 595 ſie einmal ihm einen Hackbraten geſandt, in dem ſie chweinsborſten und Kakteenſtacheln eingebacken hatte— alles aber immer nur in ſo geringer Menge, daß es zwar für einen Denkzettel reichte, aber keine Lebensgefahr ein⸗ treten ſollte. Als ſie dann bei ihrer Rückkehr nach Eſtern⸗ dorf von Greiml erneut gehänſelt und verſpottet worden ſei, habe ſie von 1 aus drei Flaſchen Branntwein als Warenprobe an drei Bauern geſandt, wobei 5 in die Flaſche für Greiml Rattengift getan habe. Die Frau des Greiml, die die Flaſche nach und nach leertrank, bekam nur heftige Leibſchmerzen. e Neuen Spöttereien e entwendete ſie beim Be⸗ juch eines Förſters deſſen Kleinkalibergewehr, e ſich in München Munition dazu und tauchte dieſe in Salz⸗ ſäur e. Nach heimlichen Schießverſuchen verſteckte ſie ſich einige Tage unter Mitnahme ihres Koffers, um eine Ab⸗ reiſe vorzuͤtäuſchen, im elterlichen Speicher und gab ſchließ⸗ lich am 20. November vorigen Jahres abends, als ſie in der beleuchteten Küche des Greiml dieſen und ſeine Frau ſitzen ſah, unmittelbar durch das. Fenſter einen Schuß auf den Kopf des Greiml ab. Auf die Frage, zu wel⸗ chem Zweck ſie die Kugel in Salzſäure getaucht habe, gibt ſie an, daß ſie den Zweck der hit habe, den Greiml, wenn ſie ihn vielleicht am Kopf treffen ſollte, auch närriſch u machen.(Greiml ſoll nach ihrer Angabe ihr oft durch eichen zu verſtehen gegeben haben, daß ſie nicht nor ⸗ mal ſel. Nach einem Gutachten, das ein ee e ſchon vor der jeh en Vernehmung abgegeben hatte, ſoll die Gallenberger minder zurechnungsfähig ſein.) Das Schwurgericht erkannt wegen Körperverletzung mit Todesfolge auf fünf Jahre ſechs Monate Gefängnis. Das verwunſchene Schloß Die verſchwundene Witwe und ihr Vertrauter. Köln, 24. Juni. Vor dem Schwurgericht begann der Prozeß gegen den mutmaßlichen Mörder der 67jährigen Witwe Joſef Graß, den 43 Jahre alten Joſef Lud⸗ wigs. Das ſpurloſe Verſchwinden der Witwe Graß, die im September 1934 zum letzten Mal geſehen wurde und von der man bis heute noch keine Spur hat entdecken kön⸗ nen, hat ſehr großes Aufſehen erregt. Die Vorgeſchichte des Prozeſſes iſt kurz folgende: Die lehr vermögende Juwelierswitwe Joſef Graß war am 7. September 1934 zum letzten Mal von Nachbarn im Garten ihres Anweſens am Botaniſchen Garten in Köln geſehen worden. Da ſie ſehr zurückgezogen lebte, fiel ihr Verſchwin⸗ den zunächſt nicht auf, bis nach etwa zwei Monaten der Nachbarſchaft doch Bedenken kamen, und von ihr die Krimi⸗ nalpolizei benachrichtigt wurde. Es ergab ſich u. a., daß die Frau Graß, die Witwe des Juweliers, ſeit dem Tode ihres Mannes im Jahre 1922 in ihrem Anweſen am Botaniſchen Garten wohnte. Die ſehr zurückgezogen lebende Frau nahm aber ſpäter den in Sinnersdorf im Landkreiſe Köln ein kleines bäuerliches Anweſen betreuenden Ludwigs auf, der in ein ziemlich intimes Verhältnis zu der Frau Graß trat. Von den Inſaſſen des Hauſes am Botaniſchen Garten ſah man nicht viel; das Anweſen erhielt ſchließlich im Volks⸗ mund den Namen: Verwunſchenes Schloß. Alle Nachforſchungen nach der Frau Graß blieben er⸗ folglos, obwohl die Kriminalpolizei nichts unverſucht ließ, in das geheimnisvolle Dunkel Licht zu bringen. In dem Anweſen der Frau Graß wurde eine eingehende Unterſu⸗ chung vorgenommen, ſogar das etwa 4000 qm große Grundſtück, das das Haus umgab, umgegraben, ein Teich ausgepumpt und ein Brunnen unterſucht. Bei der Durch⸗ ſuchung des Hauſes ſtieß man auf unglaubliche Zu⸗ ſtände. Haus und Hof ſtarrten vor Schmutz und waren vollkommen verwahrloſt. Ungepflegtes Geflügel lief nicht bloß im Hof, ſondern auch in den Zimmern umher. In einem Stall fand man einen alten Schimmel, bei dem es ſich um das ehemalige Reitpferd des Sohnes der Frau Graß handelte, der ſich nach einem Streit mit ſeiner Mutter Weihnachten 1925 erſchoß, nicht ohne für ſeine Geliebte, eine Zirkusreiterin, ein Teſtament auf eine hohe Summe hinterlaſſen zu haben. Man entdeckte ſchließlich am Teppich und auf einer Bettvorlage aus dem gemeinſam von Frau Graß und Ludwigs benutzten S hlafzimmer Blutflek⸗ ken, die als Menſchenblut feſtgeſtellt wurden. Der Verdacht gegen den feſtgenommenen Ludwigs verſtärkte ſich, als ſich herausſtellte, daß er wenige Wochen nach dem Verſchwinden der Frau Graß bei der Sparkaſſe über 5000 RM von deren Guthaben abgehoben hatte, die er in Kölner Nachtlokalen in leichtſinniger Geſellſchaft durch⸗ brachte. Ludwigs war ebenſo geldgierig und geizig wie Frau Graß, die ihn bis ins letzte Jahr vor ihrem Ver⸗ ſchwinden noch ſo ſehr ſchätzte, daß ſich beide gegenſeitig zu Univerſalerben einſetzten. 1934 ſuchte ſich Frau Graß von Ludwigs zu löſen und über ihr Vermögen anderweitig zu verfügen. Ludwigs leugnete alles ſtrikte ab mit der gleich⸗ bleibenden Erklärung: Frau Graß ſei verreiſt und werde ſchon wiederkommen. Für die Durchführung der Ver⸗ handlung, für die rund 100 Zeugen geladen ſind, ſind etwa 10 Tage angeſetzt. 1200 deutſchſprachige Zeitungen im Ausland Vor kurzem ging durch die Preſſe die Nachricht von dem 100jährigen Beſtehen der Siebenbürger„Kronſtädter Zeitung“, die aus dieſem Anlaß eine beſondere Feſtaus⸗ gabe herausbrachte. Wir entnehmen in dieſem Zuſam⸗ menhang der VDA. ⸗Zeitſchrift, dem„Volksdeutſchen“, einige intereſſante Angaben über die auslandsdeutſche Preſſe. Der„Volksdeutſche“ ſtellt nach dem Handbuch der deutſchſprachigen Zeitungen im Ausland feſt, daß es rund 1700 deutſchſprachige Zeitungen im Ausland gibt. Nach Feſtſtellungen des„Foreign Information Service“ iſt die deutſchſprachige Preſſe im fremdvölkiſchen Zeitungsweſen der USA. führend. In Europa erſcheinen nach dem Reich die meiſten deutſchen Zeitungen in der Schweiz mit 444 Blättern, dann folgen die Tſchechoſlowakei mit 249 und Oeſterreich mit 236 Zeitungen. In Elſaß⸗Lothringen er⸗ ſcheinen 78 deutſche Zeitungen, in Polen 71 Zeitungen in deutſcher Sprache. Deutſche Zeitungen erſcheinen in allen Teilen der Welt; allerdings muß zwiſchen deutſchen und nur deutſch⸗ ſprachigen Zeitungen, die deutſchfeindlich ſein können, un⸗ terſchieden werden. Auch einige zeitungsgeſchichtliche An⸗ gaben aus der auslandsdeutſchen Preſſe ſind von In⸗ tereſſe. So war die erſte Zeitung, die überhaupt in Ruß⸗ land gedruckt wurde, die deutſche„St. Petersburger Zei⸗ tung“, deren Gründungsjahr 1727 iſt. Auch in Polen waren die erſten Zeitungen deutſch. 17531755 erſchien die„Warſchauer Bibliothek der gründlichen Nachrichten“ und 1755 die„Warſchauer Zeitung“. In Ungarn gab es bis 1780 nur Zeitungen in deutſcher oder lateiniſcher Sprache. Wenige werden auch wiſſen, daß Benjamin Franklin 1732 die deutſche„Philadelphia⸗Zeitung“ grün⸗ dete. 755 Vermiſchtes Um den Schinken von Dunmow. Alljährlich um die Sommerſonnenwende findet in der Graſſchaft Eſſer in England eine Zeremonie ſtatt, der„Prozeß um den Schinken von Dunmow“, der nicht nur die Bevölkerung der Umgebung, ſondern auch Perſönlichkeiten von politi⸗ ſcher und literariſcher Bedeutung herbeilockt. Nach ur⸗ alter Tradition dürfen Männer und Frauen, die minde⸗ ſtens ein Jahr und einen Tag verheiratet ſind, an dem Wettbewerb um den Schinken teilnehmen. Sie müſſen nur beſchwören und nachweiſen können, daß ſie ſich niemals gezankt haben. Der Brauch will es, daß dieſe Muſterehe⸗ leute— deren es nicht ſehr viele ſind, wie man ſich denken kann— zunächſt im Gemeindehaus von Dunmow einem ſtrengen Verhör unterworfen werden. Schließlich wird der Schinken dem Ehepaar zugeſprochen, das allen Anzweif⸗ lungen der„Staatsanwälte“ getrotzt hat. Kommt eine neue Eiszeit? Des öfteren iſt von Wiſ⸗ ſenſchaftlern die Anſicht vertreten worden, daß die Erde einer neuen Eiszeit entgegengehe. Das immer weitere Vordringen der Schneefälle in ſüdliche Gebiete Europas, ja bis auf den nördlichen Teil Afrikas, hat Prof. Lennart von der Univerſität Gotheborg zu eingehendem Studium über dieſe Materie veranlaßt. In Verfolg ſeiner Arbeiten ſtellte er jetzt die Theſe auf, daß die Erde in etwa 3000 bis 6000 Jahren ein neues Eiszeitalter durchmachen werde. Altes Wegerecht Von Nöck Sylvus. ZdR. Von dem Flecken Pfreimdt in der bayeriſchen Oſtmark wird erzählt, ſeine vorwiegend bäuerliche Bevölke⸗ rung habe ſich ſeinerzeit mit allen Kräften dagegen ge⸗ wehrt, daß die Eiſenbahn dicht an ihrem Orte vorbeigeführt würde. So beſchreibt die Bahnlinie heute tatſächlich einen großen Bogen um dieſen Flecken. Aehnliches wird auch von bielen anderen Orten berichtet, und ſelten verfehlt man, 1 85 die Rückſtändigkeit der damaligen Gemeindeführer zu ächeln. And dennoch iſt dieſes Lächeln unangebracht. Man muß ſich in die damaligen Verhältniſſe hineinverſetzen. Die Dörfer hatten wenig vom Handel und Wandel der Städte. Sie konnten ihre Erzeugniſſe gut und leicht auf den vor⸗ handenen Wegen mit ihren Fuhrgelegenheiten in die näch⸗ ſten größeren Orte bringen, waren aber im allgemeinen ſonſt völlig unabhängig von dem, was die Städte er⸗ zeugten. Soweit auf dem Lande nicht beſondere Hand⸗ werker wohnten, war jeder Bauer ſelbſt in der Lage, ſein Werkzeug und ſeine Gebäude in Ordnung zu halten. And die Bäuerin ſpann nicht nur ſelbſtgebauten Lein oder ſelbſt⸗ gezogene Wolle, ſondern webte in vielen Fällen daraus auch ſelbſt Zeug, nachdem ſie den Faden mit pflanzlichen Farben gefärbt hatte. So iſt es nicht verwunderlich, wenn die Dörfer der Verkehrserſchließung ablehnend gegenüberſtanden. Sie hat⸗ ten andererſeits aber den Platz an großen Straßen und Heerwegen auch zu ſcheuen, denn auf dieſen zogen im Kriegs⸗ falle doch nur die Kriegsvölker heran, deren Ruf beim Bauern denkbar ſchlecht war. Auch die ſchweren epidemiſch auftretenden Krankheiten breiteten ſich zuerſt an den Haupt⸗ wegen aus, während abſeits liegende Dörfer oft verſchont blieben. Ebenſo näherte ſich das nicht gerade beliebte „Fahrende Volk“, die Zigeuner und Tatern, gewöhnlich auf der großen Heerſtraße. Nein, der Bauer brauchte keine großen Straßen, und er hatte auch keine Urſache, ſie zu wünſchen. Die Wege, die der Bauer benutzte, brauchten nicht ſehr breit und nicht ſehr gut ausgebaut zu ſein.„And ſoll der⸗ ſelbig Wegh ſo weit ſein, daß ein Eſell mit ſechsz Firdell (Viertel) Mels, oder vier Menſchen mit einer Mollen Deichs (Mulde Teig) dardurch gehen können“, heißt es in der Satzung von Garzheim im Rheinland von 1573. Zum Aus⸗ weichen nahm man gewöhnlich die Endfurche der angrenzenden Felder zuhilfe. Häufig nannte man die erſten Furchen neben dem Wege deswegen„Schadenbeete“, Und es heißt dar⸗ über in der Dorfordnung von Gröbſchütz in Sachſen von 1793:„.. ſollen die Vorenden(Furch⸗Enden), Treibe(Vieh⸗ triebe) oder Schadenbeete nicht länger als bis zu Neu⸗Burk⸗ hard(144. Oktober) im Herbſte und im Frühjahr bis zu Alt⸗Walpurge(12. Mai) liegen zu laſſen, auch ſollen die Vorenden nicht zum Fahren, ſondern einzig und allein zum Ausweichen gebraucht werden.“ Da die Aecker nicht alle an ordentlichen Wegen lagen, war es oft nötig, daß man über des Nachbarn Feldſtück fuhr. Dieſer hatte zu dieſem Zweck„Schadenwege“ ſo lange offen zu laſſen, bis die ordentliche“ Saatzeit zu Ende war. Hernach wurden auch dieſe Wege bebaut. Aehnliche Ver⸗ hältniſſe findet man übrigens oft auch heute noch. Im allgemeinen mußte jedermann die Straßen, Wege und Pfade, die zwiſchen ſeinen Grundſtücken hindurchführ⸗ ten, ſelbſt unterhalten. Es war daneben üblich, die Straßen und Wege der Gemeindefeldmark nach der Beſitzgröße an die Bauern zum Anterhalt zu verteilen. Und es wurde ſtreng darauf geſehen, daß jeder ſeine Wege in Ordnung hielt. Es fand gewöhnlich einmal im Jahr eine Wegeſchau ſtatt, die in den Alpen natürlich vor dem Auftrieb des Viehs auf die Almen gelegt wurde.„Item, ſo man Willens iſt, in die Alpen zu fahren, ſoll ein Aldmeiſter und Alphirg zuvor aufgehen, die Alpen⸗Wög und Stög und was Notdurft iſt, beſichti⸗ 15% wie es in der Alpenordnung von Partſchins in Tirol hieß. Es war jedermann gehalten, auf ſeinen Fahrten und Gängen auf den ordentlichen Wegen zu bleiben.„.. daß unrechte Wege und Steige ſollten verbotten ſeyn, würde aber jemandt, der ſich ungewöhnlicher und unrechter Wege und Steige gebrauchet, begrieffen, der ſoll gebüßt und ge⸗ wandlet werdten, nach Urthels und Erkanntnuſz derer in Rath“. So ſteht in der Rügung zu Mühlfraun in Mähren von 1604. 1 0 Gedüchtnisfeier für den„Adler von Lille“. Der Oberbefehlshaber im Luftkreis Ul, Oberſt v. Dewall, bei ſeiner Gedenkrede für den ſächſiſchen Kampfflieger Max Immelmann auf dem Tolkewitzer Friedhof in Dres⸗ den am 20. Todestag des auf dem weſtlichen Kriegsſchau⸗ platz gefallenen Fliegerhelden. Man ſoll nicht lächeln über die Landwege früherer Jahrhunderte. Sie waren ſo gut und ſo ſchlecht, wie ſie eben für ihre Benutzer und Beſitzer gebracht wurden. Sie waren nicht vernachläſſigt und taten ihren Dienſt, wie ſie ſollten. Dieſe ſchlichten, furchigen und ſchmalen Wege ſtan⸗ den unter ſtrengem Recht, wie alles, was die öffentlichen Be⸗ lange auf dem Dorfe betraf. Olympiaflagge auf dem Elburs? Die„Deutſche Demavend⸗Expedition 1936“ nuch Perſien geſtartet. Die„Deutſche Demavend⸗Expedition 1936“ iſt von Berlin abgereiſt, um über Warſchau, Kiew, Baku nach Perſien zu gelangen und dort einen großen Teil des bisher faſt unerforſchten Elburs⸗Gebirges wiſſenſchaft⸗ lich zu bereiſen. Ihr Leiter, Richard Lusk, erzählte einem Preſſevertreter von den Aufgaben und Plänen, die in verhältnismäßig kurzer Reiſezeit durchgeführt werden ſollen. Obwohl die perſiſche Hauptſtadt Teheran beinahe am Fuß des Elburs liegt, iſt dieſes an 350 Kilometer lange Gebirge wiſſenſchaftlich noch kaum erforſcht. Wohl führen von Teheran zwei Straßen nach Pahlewi und nach Bar⸗ feruſch. über die Elburspäſſe zum Ufer des Kaſpi⸗Sees, wohl ſind die Hochtäler von altiraniſchen Stämmen be⸗ ſiedelt, aber Karten gibt es von dieſer Kette erloſchener Vulkane bis heute nur in ſehr rohen Umriſſen. Die geo⸗ graphiſchen Angaben beruhen vielfach noch auf Schätzun⸗ gen und Annahmen. Der höchſte Berg des Maſſivs, der Demavend, iſt zwar bereits beſtiegen und vermeſſen wor⸗ den, doch das anſchließende Gebiet bis zu der nächſten, in der Luftlinie 110 Kilometer entfernten Spitze, dem Kuh Niſwa, iſt völlig unbekanntes Land, in das ſich überhaupt noch kein Europäer verirrt haben dürfte. „Den Demavend zu beſteigen und den Kuh Niſwa zu bezwingen, das iſt unſer alpiniſtiſches Ziel,“ erklärte der Leiter der„Deutſchen Demavend⸗Expedition 1936“, Richard Lusk, als ich ihn kurz vor der Abreiſe mitten zwiſchen Packen und Verhandeln erreichen konnte.„Unſere Gruppe von 19 Teilnehmern beſteht beinahe zu Hälfte aus jün⸗ geren Bergſteigern, die ſich in den europäiſchen Hochgebir⸗ gen ſchwer ihre Sporen verdient haben. Sie ſollen ſich dort mit ganz fremden Bergformationen, anderen Ge⸗ ſteinsarten und vor allem völlig ungewohntem Klima ver⸗ traut machen und zugleich lernen, wie die wiſſenſchaftliche Arbeit im Gebirge am wirkſamſten zu unterſtützen iſt. Die Forſchung bedarf ſtändig, bald in den Anden von Süd⸗ amerika, bald vor allem an den bisher unüberwindlichen Gipfeln des Himalaya, leiſtungsfähiger Hochtouriſten, die allen Schwierigkeiten des Berges und des Wetters ge⸗ wachſen ſind. Gerade der Elburs iſt ein hervorragend geeignetes„Uebungsgelände“. Sowohl der Demavend mit ſeinen 5670 Metern und beſonders auch der Kuh Niſwa ſtellen an das bergſteigeriſche Können doch recht erhebliche Anforderungen. Von dem letzten wird berichtet, daß u. a. eine 700 Meter hohe, ſenkrecht aufſteigende Gra⸗ nitwand den Weg zum höchſten Punkt des Berges verlegt. Mit um ſo größerem Stolz werden wir, gerade während in Berlin die Olympiſchen Spiele ſtattfinden, dieſen ſchwe⸗ ren Wettbewerb unſeres herrlichen Bergſports durchfüh⸗ ren. Wir hoffen, auf der Spitze des Kuh Niſwa die olym⸗ piſche Flagge hiſſen zu können.“ Der Elburs gehört zu den intereſſanteſten Gebieten der Erde, weil das Gebirge ein uraltes vulkaniſches Maſ⸗ ſiv iſt, deſſen Krater zwar erloſchen ſind, aus deſſen Hän⸗ gen aber nicht ſelten noch dichte Schwaden von Schwefel⸗ gaſen hervorbrechen. Auch heiße Quellen, denen von den Anſäſſigen Heilkraft zugeſchrieben wird, entſpringen dort. Das Klima des Elburs iſt ein Problem für ſich. Im Nor⸗ den ſtoßen ſeine Ausläufer bis nahe an das Kaſpiſche Meer, im Süden gehen ſeine Täler allmählich in das heiße iraniſche Hochland, genauer in die große Salzwüſte Kewir über. Während alſo ſeine Südhänge den trockenen tropiſchen Sandſtürmen ausgeſetzt ſind und die Expedition dort kaum einen Tropfen Regen erhoffen darf, iſt die ganze Nordſeite in ein Nebelmeer getaucht, deſſen Wollen bis zu 3000 Meter emporſteigen ſollen. Unter dieſen eigenartigen Boden- und Klimaverhält⸗ niſſen dürften die Elburstäler eine Fundgrube für völlig unbekannte Pflanzentypen ſein. Ebenſo wie Expeditionen vor einiger Zeit aus dem Himalaya und aus dem Kau⸗ kaſus außerordentlich intereſſante Wildformen und Früh⸗ formen der heute gebräuchlichſten Getreidearten mitge⸗ bracht haben, die zu Kreuzungsverſuchen benutzt werden, werden auch die Botaniker der Expedition in dieſem zwi⸗ ſchen Kaukaſus und Himalaya liegenden Gebirge auf ſolche Funde achten. Das beſonders deshalb, weil der Elburs an das Hochland von Iran, eines der früheſten Kulturgebiete der Menſchheit, grenzt. Sodann vermutet man, daß im Elburs einige bisher unbekannte Pflanzen wachſen müſſen, die vielleicht eine ganz neue wirtſchaft⸗ liche Verwendung ermöglichen.„Doch darüber darf ich Ihnen noch nichts ſagen,“ meint Herr Lusk,„die Wiſſen⸗ ſchaftler ſprechen ja nicht gern von einer Sache, ſolange ſie nicht ganz geklärt iſt. Die Zoologen der Expedition wollen Schmetterlinge, Kerbtiere, Schlangen, Eidechſen uſw. fangen und präparieren, aber möglichſt auch ſeltene Exemplare lebend nach Deutſchland bringen. Vielſeitige Aufgaben haben die mediziniſchen Mit⸗ glieder der Expedition. Sie werden nicht nur Proben der mutmaßlichen Heilquellen nehmen und zur näheren Un⸗ terſuchung in die Heimat bringen, ſie ſollen die übrigen Teilnehmer bei den großen körperlichen Anſtrengungen bei fremdem Klima im Hochgebirge ſorgfältig überwachen und ſo ihre Leiſtungsfähisfeit für weitere Aufgaben prüfen. Hoffentlich brauchen ſie ihre ärztliche Kunſt nicht in der Behandlung von Kranken zu erweiſen!“ Die Expedition hat allerhand Gepäck zu verſtauen. or allem muß es ſo eingerichtet werden, daß es leicht von der Bahn in Baku aufs Schiff, von dort in Pahlewi auf Autos und ſchließlich am Fuß des Elburs auf Maul⸗ tiere umgeladen werden kann. Jeder Teilnehmer darf außer einem Ruckſack nur einen Koffer oder eine Kiſte in Größe einer„halben Maultierlaſt“ mitnehmen; der Koffer kann demnach höchſtens etwa 70 Zentimeter lang und 40 Zentimeter breit ſein. Die übrigen Kiſten— das Ge⸗ ſamtgepäck iſt auf 25 Maultierlaſten berechnet— enthalten dann die Inſtrumente und den Hochgebirgsproviant, während überall dort, wo es irgend geht, ſich die Teil⸗ nehmer nach Landesſitte beköſtigen wollen. Einen ſehr behutſam zu verwahrenden Teil des Gepäcks werden übri⸗ gens lebende Aquarienpflanzen ausmachen, die von Dah⸗ lem an die perſiſche Landwirtſchaftliche Hochſchule in Keredj geliefert werden. Hoffentlich ſind ſie wohlbehalten, wenn die Expedition mit der von der Kaiſerlich Jrani⸗ ſchen Regierung großzügig zugeſagten Hilfe Ende Juni in Teheran eintrifft! Dr. J. Schwanke. Sass 3 . 2 ſchiu pou gpuucpeich sebanz ac esd bununc eig anu gun Agojohsnv up n eo aeenun so dog nog gegn Urephueuuog agnus: of sgoznuaoa aan uges un aao ug Inu gun ackcng; use zi zuv uemarz udgssg mut ug gag nogeju ogjecksg ne n eibneg 4 „usbeinegegeiu jviuuss ou cpi Ins ue ulejnpas Sobiqpub 8 henne„dan unt ne n)“ ile ne so opel gun ind ss gog il eng ago a ene ue bol buvch uleg In Usckckh usſpfeig sid san sog uleg ae v eicpvag evg ueſnegeg ne sog svam ueb val ono us uenvach ach digg Saepnezenſ e seg cle angeben so aepejche usufe Pang eich sev Puggick gol eſeeuunz „usſspanlog ne onbun zöoß) sog gpu uscpnvag ufemnpas sebjapuch usgog zog zus ae ajpg agel pi ac ochects cd nac“ engt ap; anjpuun u ae eib„chu ci ee usbignaundgz“ ub bun Joch dug due uhu gun eil ae dahvcah ine vg „ann“ Mogeb ou zva ho Ipealebaegelu aeſcpnegeng ue a0 aeg uu undd ee gun bubgz eu auzel zeqn Joh aunuvace zul bug) uleg inv Sitzeqneng guvz ago 20 e eee„deen“ anz aeg up ggeeuuz eus Je w eam enbles soſckkuvg sog udancdd alpinneg ueheſg uojesa uv zoo eg bplach ususe narf ach znjcß onepi elp ice ad uv dgungz deus snz zaadegda apc Icio use usgogz uod Inv boi ad pnqae ochlecks Guvch udeespnesaeheg meg inv ein sz ueckchg udn „ Aang ae ul Inv buvach anz eig one ane ug] uepnad Ackoup uezoggeag ueg uezuuvchum daupch dag hoc ego eg eee ee ug uoſchung usgecmcp ueule 8e q euuog ueglealnv ei ei de pon agi anz and ohheiundz gun poauebaczcg ue un ehlcknichl eleneuunz auc sog unu zom spa gun zahpq eh ipod dduvb dig uscpog sv oog use Jagluun se doc ol bl. joan a0 eiquv ushunftz sog emu Mou dog aezuſg and ane neſebzue onna aun zle! eg ur usqupch uegseg u cen heig die Inv pi uf jequsqzu anu aeg oeeuu uhu so enz ujellvackzegeiu euigaſlaellpg geh gun jseuhlgeb us ⸗„nejcp e aufef ahog peu de ene eue ee eu Cusjogasea pnagpozg) öhnv aeg Seesen an guete gabi emol Ane so Uepog ned usuzeg ud inv u Ich apo ada ei ae ne enen gu gun eee cee e Hunzpzazd ocphbgu bieufe eig ava sog— uezpaeb egg uf udo mmaod aun ochects d ee eee ee h euch uteac ne elf eſuunzae uubog ae gen egupgz aun dini ueboß gun eiaasuungeg buvbch uelgung meg inv ueg Ui ne dufgogß use bigplun 4 gog acm ezupgech Jena Sefehheuuz dusſpneg bufd menz nes sno usbunqplunm ae del gun uegunajeg zo a uuns soglecs d 21 elagg ohhequvg pin se soch um bien ipen en oe pos e e ecna c een se eicnmn uegog ne usbei i cen Sueben ahn ee ie neee e en e wege oc se fockk die Ahpzu eigne die cpog ue ud sno Ipeaſplae ei aan uigpugea anz feat ada map en 8 ee dee e bee eee ee „ Jupficplinec Bussi aeg uv eſeppeuuz dug Sübecegun „iaubihnec u usb ao u i one da juno ufehnpag sebiqpub geſckuvabpckoch uch“ dave sog zog o pnagz dq qnv bub 918 usqubchplasa guge g zog uf en np sig ueuuegae nd aeſcpückoß eig pou anu eil ecpoutaea gezock jeia ju gun znck d a0 bufbada heulend anu acqzz Leichn voce ssh ue an sog Cuvleg 369 Aecpfei Ind dic ee eee ee en e ea e ueuuuoglnv oggach aufe aeqn jollemg eufseg usgen asc uojesa eig ao pic Add fechegung add uda ueganc alhamn des Inv ae ⸗Guupggeibollogß gon ue oicpnoz snvaga gaogpogß bub poc uv gun Ilias jezuvzecg und oi go agel of e uten; i obuc did e gui ungen it e ae ee uandtehnv zoon ah un seni eue suscpludzeg sog udapgz ouuog uejgenludabg ggaemequn po naue Oil en so uegojſplade ola ci ein een ulpgeg Ickutvazcpog ueusds on gog bulnz o pujqurz ue guv! vuvog gun iecpnol Igqzel vag uegagnaeg dan sva OC Sppljoz uockchg use sid aeun ung noc of ſctoß ueu ze eng dun ͤ gegen uc uegenh ogjeckscd gun jujaod deo uso uegesephane uzsppg meusbenea uu p oog gusqnvib Laeſpg usuſe uv pou aeutulf gabe a0. 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Der ſchmale Strich, der ſeit einer hal⸗ ben Stunde in Sicht gekommen, war die afrikaniſche Küſte. Caſablanca mußte in drei Stunden erreicht ſein. Die Stimmung an Bord ließ die ſonſt übliche Fröh⸗ lichkeit vermiſſen. Virginia hatte ſich überhaupt noch nicht erhoben. Sie lag im Bett, hatte Migräne und ließ ſich von der Stewardeß kalte Umſchläge auf die Stirn machen. Auch Dora war noch nicht an Deck erſchienen. Sie war mit heftigen Kopfſchmerzen erwacht, hatte ein Bad genommen und ließ ſich nun maſſieren. Der Maſſeur, der an Bord auch noch gleichzeitig als Damenfriſeur wirkte, war ein großer breitſchulteriger Menſch, deſſen rechtes Auge von Geburt an erblindet war. Noch während er dabei war, Doras Rücken zu kneten— eine für ſie ſchmerzliche Prozedur, die ſich nur mit zuſam⸗ mengebiſſenen Zähnen ertragen ließ, ſpäter aber als herr⸗ lich wohltuend und erfriſchend empfunden wurde— kam Joana herein. Sie ſprühte vor Zorn und bezeichnete den Vorfall, dem ihr Freund zum Opfer gefallen war, als un⸗ glaublich und einen Skandal. „Wie?“ rief ſie empört, als Dora ſie ohne Verſtändnis anſah.„Man hat Sie noch nicht unterrichtet, daß Herr Es⸗ pelho heute nacht in der brutalſten Weiſe mißhandelt wurde?“ Nein, davon hatte Dora allerdings noch nichts gehört. Sie war ſo überraſcht, daß ſie über die Nachricht die Schmerzen vergaß, die ihr der Einäugige bereitete. „Mißhandelt?“ widerholte ſie.„Von wem, um alles in der Welt?“ „Von wem? Von wem?“ Joana zitterte vor Wut.„Von dem Kerl, den Sie geſtern vom Promenadendeck gewieſen haben!“ Dora ſchnellte hoch.„Von— Ullrich?“ Sie verſuchte ein Lachen.„Aber das iſt doch unmöglich!“ „Schauen Sie ſich Espelho an!“ Joana weinte hyſte⸗ riſch.„Sein Geſicht iſt vollkommen verſchwollen. An der Schläfe hat er eine große Wunde. Der Kerl muß betrunken geweſen ſein, als er über Espelho herfiel!“ Und ſchreiend ſchloß ſie:„Er hatte ſich ſchon niedergelegt. Gegen Mor⸗ gen wollte er einmal an Deck gehen. Plötzlich ſtand dieſer Kerl vor ihm und verſperrte ihm den Weg.“ Und ſchluch⸗ zend ſchloß ſie:„So was muß hier paſſieren! Wären wir doch lieber zuhauſe geblieben!“ Doras Antlitz füllte ſich mit einem dunklen Rot. „Manuel,“ rief ſie,„Ullrich ſoll kommen... ſofort!“ Sie war aufgeſprungen. Eine ſonderbare Glut leuchtete in ihren Augen. Ihre Naſenflügel bebten. „Mit dem Meſſer iſt er ſogar auf ihn losgegangen,“ rief Joana. „Mit dem Meſſer! Großer Gott..“ Dora griff zum Bademantel und hüllte ſich in ihn ein. Manuel, der Maſſeur, kehrte überraſchend ſchnell zu⸗ rück.„Der Schofför kommt ſofort,“ meldete er von der Tür her. „Gut. Gehen Sie. Ich brauche Sie heute nicht mehr.“ Als der Ruf an Ullrich erging, zu Frau Pereira zu kommen, war er ſich über den Grund nicht einen Augenblick im unklaren, und wenn ihn etwas wunderte, ſo nur, daß man ihn erſt jetzt und nicht ſchon eine Stunde früher zu ihr beordert hatte. Es erſchreckte ihn auch nicht, vor der gnä⸗ digen Frau erſcheinen zu müſſen. Im Gegenteil, er wartete darauf. Das Bild, das ſich bei ſeinem Eintritt bot, war außer⸗ gewöhnlich genug. Joana marſchierte, unfriſiert, unge⸗ ſchminkt, vor dem Ruhebett, auf dem Dora ſaß, hin und her. Durch die beiden Bullaugen fiel volles Sonnenlicht herein und legte erbarmungslos die zahlloſen Falten und Runzeln auf ihren Zügen bloß, die ſonſt ſtändig mit einer dicken Schminke⸗ und Puderſchicht kunſtvoll bedeckt waren. Als er hereinkam, unterbrach Joana ihr zorniges Hin⸗ und Hergehen und ſah ihn gehäſſig an. Dora erhob ſich ruckartig und war in jedem Zoll eine zornlodernde Rachegöttin. „Der Polizei werde ich Sie übergeben,“ fuhr ſie auf ihn los.„Sind Sie denn irrſinnig geworden? Aber die Polizei wäre ja viel zu human. Auspeitſchen werde ich Sie laſſen, daß Ihnen ein für allemal die Luſt vergeht, ſich an meinen Gäſten zu vergreifen. Kein Wort!“ ſchrie ſie ihn an, als er ſich zu einer Entgegnung anſchickte.„Sie haben ſich in einer Weiſe aufgeführt, für die es keine Entſchuldigung gibt. Jetzt iſt es aus. Endgültig. Und ich ſchwöre Ihnen, daß ich Herrn Espelho Genugtuung verſchaffen werde. Es wird das erſte und das letzte Mal geweſen ſein, daß Sie ſich an einem meiner Gäſte vergriffen haben. Nicht einmal die Ausrede, ſinnlos betrunken geweſen zu ſein, wird Sie Ihrer Beſtrafung entheben Verlaſſen Sie ſich darauf!“ „Nicht ich, ſondern Herr Espelho war betrunken,“ ſagte Ullrich ruhig.„Und nicht ich habe mich an ihm vergriffen, ſondern er an mir. Dieſe beiden Punkte dürften wohl we⸗ ſentlich zur Richtigſtellung der Angelegenheit beitragen.“ Joana brach in ein ſchrilles Lachen aus. „Lügen Sie doch nicht!“ 9 Sie trat dicht vor ihn hin und drohte mit erhobener and. „Hinterrücks ſind Sie über ihn hergefallen,“ rief ſie zornbebend. „Sie befinden ſich in einem Irrtum, gnädiges Fräu⸗ lein. Ich habe im Gegenteil in aller Form verſucht, Herrn Egpelho von ſeinem—— ſeinem Vorhaben abzuhalten.“ „Von was für einem Vorhaben reden Sie?“ höhnte Jo⸗ ana.„Vielleicht drücken Sie ſich etwas deutlicher aus. Herr Espelho wollte wohl die Schiffskaſſe rauben, wie?“ „Durchaus nicht, gnädiges Fräulein. Er irrte nur in der Kabinentür, und ich habe alles getan, um ihn über dieſen Irrtum aufzuklären!“ Dora hatte geſchwiegen. Des Mannes Haltung war ſo imponierend, daß ſie im Stillen faſt ſo etwas wie Bewun⸗ derung empfand. Seine letzten Worte ließen ſogar eine ganz beſtimmte Ahnung in ihr aufſteigen. „Herr Espelho,“ fuhr Ullrich ruhig fort,„glaubte jedoch meine Hinweiſe mit einem— Trinkgeld zum Schweigen bringen zu können. Als er einſah, daß er damit nicht weiterkam, fing er an, mich zu beſchimpfen. Ich entfernte mich, um kein Aufſehen zu verurſachen, aber ich blieb doch nahe genug, um zu ſehen, daß Herr Espelho ſeine Verſuche, ſich mit Gewalt Zutritt zu Fräulein Pichlers Kabine zu verſchaffen, immer wieder fortſetzte.“ „Sie ſind ein ganz unverſchämter Menſch,“ ſchrie Jo⸗ ana.„Jedes Wort iſt eine glatte Lüge!“ „Darauf,“ ſetzte er ſeinen Bericht gelaſſen fort, kehrte ich zurück, um Herrn Espelho mit Gewalt in ſeine Kabine zu⸗ rückzuführen, denn ich befürchtete, daß die Dame jeden Augenblick erwachen und um Hilfe rufen könnte. Das brachte Herrn Espelho aber ſo in Wut, daß er mit einem Stilett auf mich losging.“ „Intereſſant,“ hauchte Dora und ſank auf das Ruhebett zurück. Joana war um einen Schein bleicher geworden. Sie verlor ihre Sicherheit und rang um Faſſung. Ullrich reichte ihr die Waffe und ſagte erklärend:„Ich erlaubte mir, ſie mitzunehmen, aber da ſie jetzt keinen Schaden mehr anrichten kann, möchte ich ſie zurückgeben. Herr Espelho mag bei dem kleinen Zuſammenſtoß einige Scl davongetragen haben, aber das iſt nicht meine Schuld.“ „Mein Schofför als Wächter der Tugend!“ Dora lachte. „Großartig! Großartig!“ „Er lügt!“ keuchte Joana. „Natürlich lügt er,“ nickte Dora ſpöttiſch. Dann wandte ſie ſich an Ullrich.„Sie haben ſich geradezu lächerlich be⸗ nommen, Sie werden Herrn Espelho um Entſchuldigung bitten, denn es liegt doch auf der Hand, daß er ſich wirklich nur in der Tür irrte. Im übrigen ſprechen wir noch einmal über die Geſchichte. Gehen Sie jetzt...“ Natürlich kam es zu einem Bruch zwiſchen Joana und Espelho. Sie verzieh ihm nicht, daß er verſucht hatte, ſich der Deutſchen zu nähern. In Caſablanca verließ ſie die Pacht und kehrte mit dem nächſten Dampfer nach Liſſabon zurück. Das veranlaßte Espelho, ähnliches zu tun. Er fühlte ſich nicht mehr wohl an Bord des Schiffes, das ihn ſo kläg⸗ lich geſehen hatte. „Sie ſind ein Tolpatſch,“ ſagte Dora mißmutig zu ihrem Schofför und beachtete ihn nicht weiter. Annelieſe drückte ihm aber die Hand, als ſie ihm de⸗ gegnete. „Ich danke Ihnen, Ullrich...“ (Fortſetzung folat.) Ewendſtröm ſpielt Von Heinöb Rikart. alt.“ Wie ein Keulenſchlag hakte es ihn getroffen. Er wurde alt, das hieß, er war verbraucht. Das hieß weiter, daß er, der ſolange gefeierte Schauspieler, zurücktreten mußte. Daß ſeine Bühnenlaufbahn zu Ende war. Swendſtröm legte ſich weit zurück in den weichgepol⸗ ſterten Sitz ſeines D⸗Zug⸗Abteils. Dörfer und Wälder 1 draußen vorbei. Felder, ſchachbrettartig getürmt, ieſen mit graſendem Vieh. Dort leuchteten rote Schindel⸗ dächer zwiſchen Bäumen mit reifen Aepfeln. Es war Herbſt. Auch ſeines Lebens Sommer vorbei. Ganz plötzlich. Das ging ſo ſchnell— er meinte, kaum erſt begonnen zu haben mit dem, was man„leben“ nennt. Es ſchien nur eine kurze Zeitſpanne zu ſein, die ſeit ſeinen Studenten⸗ tagen vergangen waren. In derſelben Stadt hatte er ſie verbracht, in der er heute ſein Gaſtſpiel geben würde. Das Gaſtſpiel, von dem es abhing, ob man ihn nun für„zu alt“ befände. Er war ſo müde jetzt. So unendlich müde. Er glaubte zu wiſſen, daß dies ſein letztes Spiel würde. In einer knappen Stunde würde er wieder in dem ſonnigen Städtchen ſein, in dem er ſeine Studienzeit ver⸗ bracht hatte. In dem Städtchen, in dem er ſein erſtes Theaterſtück geſpielt hatte— im Kreiſe von Kameraden. Der 8 0 Erfolg, der ihm wurde, beſtimmte ihn dann, ſeine Laufbahn zu ändern. „Mein erſtes und mein letztes Spiel,“ ſagte er leiſe bor ſich hin. Spiel.. hier hatte er noch ein anderes Spiel getrie⸗ ben. Als er jung und leichtſinnig war und das Leben mit anderen Augen angeſehen hatte. Lore Wittig. Sie war ſein Mädel geweſen, mit langem, rotblondem Haar und blauen, treuen Augen. Auch mit ihr hatte er geſpielt— man hatte war von Heirat nie geſprochen— nie! Aber man hatte 10 ſehr lieb gehabt und ſich das immer wieder geſtanden. is plötzlich die Studentenzeit ein Ende nahm. Er erinnerte ſich ihrer noch deutlich, wie ſie ihm damals am Bahnhof mit einem weißen Tüchlein nachwinkte. Er⸗ innerte ſich daran, wie ſie Abſchied genommen hatte Und dann war alles vorbei. Verweht... Lore würde nun verheiratet ſein. Ob ſie überhaupt noch in dem Städtchen wohnte? Warum dachte er jetzt noch an die Frau? Mehr, viel mehr als zwei Jahrzehnte hatte er ſie nicht geſehen, nichts von ihr gehört. Die Räder kreiſchten. Langſam fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Swendſtröm erhob ſich ſchwerfällig und holte den Koffer aus dem Gepäcknetz. Dann begann der Trubel, das Winken und Rufen, das er ſchon kannte, ſo oft er reiſte. Dort küßte ſich ein wiedervereintes Pärchen, hier umfing eine Mutter ihren Sohn, drüben wechſelten zwei Freunde einen kräftigen, herzlichen Händedruck. Ihn, Swendſtröm erwartete niemand. Nie hatte er das ſo gefühlt wie heute, da er einſam auf dem altbekannten Bahnſteig ſtand, der ſich allmählich zu leeren begann. Endlich kam ein Gepäck⸗ träger und nahm den Koffer. Wortlos ſchritt Swendſtröm hinter dem Manne her. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel, den er dazu benutzte, um ſich zu ſäubern und umzukleiden, wanderte der Schauſpieler durch die Stadt. Auch hier war die Zeit nicht ohne kräftige Spuren vorbeigegangen— aber es mutete doch alles an wie früher. Es ſchien alles bekannt. Nur die Menſchen— die waren fremd. Endlich ging er zum Hafen hinunter. Ging den Damm entlang, auf dem man eine Promenade angelegt hatte. Wie oft er dieſen Weg wohl mit Lore gewandert war? Als dann Damm und Promenade aufhörten und der Strand kam, waren ſie oben am Waldesrand weitergegangen er erinnerte ſich noch ganz genau. Auf der letzten Bank ſah er eine Frau ſitzen. Und da ihm während ſeines Weges auf der Promenade faſt nie⸗ mand begegnet war— die Anlage war leer und ſtill—, ſo wunderte er ſich darüber. Jetzt ſtand die Frau auf und ging ihm entgegen. 5 „Lore!“ ſagte Swendſtröm beſtürzt. „Guten Tag, Jochen!“ entgegnete ſie ſchlicht und ſtreckte ihm die Hand hin.: Jochen— ſo hatte ihn lange niemand mehr genannt. Joachim Münchow, das war ſein richtiger Name. Jetzt nannte man ihn nur noch Swendſtröm— bei ſeinem Künſtlernamen. Sie gingen ſchweigend nebeneinander her. „Du wußteſt, daß ich komme?“ fragte er. f „Ja,“ ſagte ſie,„ich habe es geleſen. Die Zeitung be⸗ richtete im Zuſammenhang mit dem heutigen Gaſtſpiel, daß der große Schauspieler Swendſtröm hier ſein Talent ent⸗ deckt habe, und fügte hinzu, daß der Name Swendſtröm nur ein Pſeudonym wäre. Da wußte ich, daß du es ſeieſt.“ „Das ſchrieb man alſo in der Zeitung,“ ſagte er und ſtarrte mit matten Augen über das Meer. f „Ich wußte, daß du hierher kommen würdeſt,“ fuhr ſie leiſer fort,„hierher, wo wir in unſerer Jugend Tag für Tag gegangen waren. Nun habe ich dich erwartet.“ Er wunderte ſich, wie ſie das alles ſo offen ſagte, und kam ſich unſagbar alt neben 255 vor.„Du ahnteſt es— ja, du konnteſt es auch wiſſen. Warum wollteſt du mich denn wiederſehen, Lore? Ich bin nicht mehr der jugendliche Vor⸗ wärtsſtürmer und ⸗dränger— du wirſt enttäuscht ſein. Ich bin alt, ſehr alt geworden.“ „Das weiß ich,“ ſagte ſie wieder,„und nur deshalb bin ich gekommen. Wenn du mich nicht brauchteſt, wäre ich nicht hier bei dir.“ Die Wellen liefen auf den Strand. Das Meer rauſchte, Es roch nach Seetang und Algen und geteerten 1 Unter ihren Füßen knirſchte der feine Sand. In der Luft ſchrie eine Möwe. Sonſt war alles ſtill. „Du willſt mir helfen?... Gegen das Alter iſt noch kein Kraut gewachſen. Lore!“ „Gegen die Jahre, die da kommen und gehen— nein, Aber gegen das Altern doch. Ein Menſch kann ewig jung bleiben.“ 5 „Ewig jung bleiben.., ſann er. „Man muß nur den Willen haben, ſich jung zu fühlen, Das iſt ebenſo wie mit dem Glücklichſein. Man iſt der, für den man ſich hält— der, der man ſein will. Wenn du müde biſt, matt und abgekämpft, wenn du kein Intereſſe mehr daran haſt, 1 und tatenfreudig zu ſein, erſt dann biſt du alt. Erſt wenn du nicht mehr hoffen kannſt und dein Wille verweht iſt, dann biſt du alt.“ In ihm blitzte es plötzlich auf. b In ſeiner Jugend hatte er alle gemieden, die nicht ſo toll waren wie er, alles, was 1 7 ſeiner Meinung„alt“ war— und nun hatte er ſich ſelbſt ſang⸗ und klanglos zu den Alten packen wollen... Da trat dieſe Frau in ſeinen Weg und ſagte: Du brauchſt mich— deshalb bin ich ge⸗ kommen Ich will dir von der Jugend erzählen, der ewigen Jugend, die ſo lange währt, als man den Willen und den ieghaften Optimismus hat. Solange man kämpfen kann je war er doch dieſen Dingen entfremdet, und wie heim⸗ lich muteten ſie nun an. Dieſe Herzlichkeit, Kameradſchaft⸗ lichkeit 1 komm, wir wollen den Weg dort gehen, der wiſchen den knorrigen, alten Bäumen entlang führt— bter waren wir früher ſo oft.“ Sie gingen den Weg. Er dachte an den Abend. 5 „Heute iſt mein Gaſtſpiel, Lore. Ich habe Angſt davor. Ich fürchte, es wird mein letztes ſein. 4 5 Da nahmen die zarten, n Frauenhände ſeine Rechte und der Mund der Frau ſprach feſte und klare Worte, an die ſich Swendſtröm klammerte. Der Abend kam. Man ſpielte ein Stück, das große An⸗ forderungen an die Schauſpieler ſtellte. Swendſtröm hatte ſich langſam umgekleidet. Erſt wenige Minuten vor Beginn des Stückes war er an ſeinem Platze. Die Kollegen traten bewundernd vor ihm, dem gro⸗ ßen Swendſtröm. Er war es gewohnt. Als der Vorhang langſam aufging, fiel ihm wieder das Wort ein:„Der Swendſtröm wird alt.“ Das Wort hattg