...] m ¼%à ä———ð Nr. 148(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 27. Juni 1936 2 9 9 N Heinrich J. Gründer des Erſten deutſchen Volksreiches. Am 2. Juli 1936 jährt ſich Heinrich J. Todestag zum tauſendſten Male, und zur Erinnerung an dieſen Volkskönig findet in Quedlinburg eine Gedächtnisfeier ſtatt. Die Ge⸗ ſchichtsſchreibung hat Heinrich 1. in ſeiner Bedeutung als Gründer des Erſten Reiches nie ganz erkannt. Das leider ſo ſpärliche Quellenmaterial wurde durch Alfred Tho ß in hingebender Arbeit erforſcht und durch die jüngſten archäo⸗ logiſchen Ausgrabungsergebniſſe bereichert So entſtand mit ſeinem Buche„Heinrich J.“(Blut und Boden⸗Verlag G. m. b. H. Goslar) ein lebendiges Bild dieſes Volkskönigs; als Führer ſeines Volkes, mit ihm durch Sippe, Blut und Boden verbunden, hat Heinrich L aus angeborener, beſon⸗ ders dem nordiſchen Menſchen eigener, ſtaatsbildender Kraft die Einigung der deutſchen Stämme zum Erſten Reich herbeigeführt. Es iſt falſch zu behaupten, die Germanen ſeien nicht ſtaatsſchöpferiſch geweſen, damit trifft man ja auch die Deut⸗ ſchen. Schauen wir doch zurück auf die Reiche Theoderichs und Marbods und erinnern wir uns, wie das weltbeherr⸗ ſchende Bild eines„Gottesſtaates“ von Auguſtin von den ſtaatsſchöpferiſchen Germanen vernichtet wurde. Die Kirche war auch im alten fränkiſchen Staat nicht Herrin, ſondern erhielt ihren Platz angewieſen und mußte das Staatsober⸗ haupt als Herrn anerkennen.„Der fränkiſche König wurde aus dem Schirmer zum Herrn der Kirche; als Geſandter Gottes wurde er zum König und Prieſter in einer Perſon.“ Leider haben ſich die Spätkarolinger dieſe Stellung allzu ſehr nehmen laſſen. Heinrich lehnte die Verquickung von Kirche und Staat ab. Die Geſchichte der germaniſchen Stämme wie die Ge⸗ ſchichte Deutſchlands ſeit dem Zerfall des karolingiſchen Rei⸗ ches zeigen jene gewaltige Dynamik, die wir ſonſt bei kei⸗ nem anderen europäiſchen Volk ſo ausgeprägt finden; jeder Stamm hält ſich für fähig, die Geſchicke der Geſamtheit zu leiten; dabei war das politiſch ein Unglück, was uns kultu⸗ rell ſo außerordentlich reich gemacht hat, nämlich die Viel⸗ geſtaltigkeit germaniſch⸗deutſchen Weſens. Keiner der Stämme wollte etwas aufgeben von ſeiner Art, keiner wollte aber auch fehlen in der großen Symphonie deutſcher Geſchichte. König Heinrich ſtand vor tauſend Jahren denſelben Ver⸗ hältniſſen gegenüber wie 1933 Adolf Hitler. Auch er ſchlug neue Wege ein und ſchuf das erſte g Volksreich auf der wenn auch damals unbewußten Grundlage der raſſiſchen Gleichartung und kulturellen Zuſammengehörigkeit. Damit hat er das Größte für deutſche Volkwerdung geleiſtet, was zweifellos auch ſeinen Zeitgenoſſen zum Bewußtſein kam. Denn wohl haben wir am Anfang ausgeführt, daß die Selbſtändigkeit des oſtfränkiſchen Reiches mit dem Vertrag von Verdun im Jahre 843 gegeben war. Zu einem deut⸗ ſchen Reich wurde es aber erſt durch Heinrich I. Während der ſiebzehnjährigen Regierungszeit verſuchte Heinrich das Problem der deutſchen Einheit durch ſeine vor⸗ ſichtige Politik zu bewältigen. In den Auseinanderſetzungen zwiſchen der zentralen Reichsgewalt und den Stammesher⸗ zogtümern gewann er unauffällig für jene das Schwerge⸗ wicht. Wie der Hauptſtaat des zweiten deutſchen Reiches, Preußen, von einem Grenzſtaat her geſchaffen wurde und ſeinen Namen daher trägt, ſo hat Heinrich das erſte deutſche Reich von der Grenze her gegründet. Sehen wir doch auf der Karte, wie nahe Heine Haupt⸗ ort, Quedlinburg, an der öſtlichen Reichsgrenze lag! Der deutſche König zog von da als anerkannter Herrſcher, der dem Reiche innere Einheit und äußeren Glanz gegeben hatte, durch die deutſchen Gaue. Durch ſein perſönliches Er⸗ ſcheinen ſtärkte er allenthalben das Gefühl der Zuſammen⸗ gehörigkeit. Er hatte praktiſch aus dem deutſchen Volk her⸗ aus durch ſein weiſes, beſonnenes Regiment Deutſchland glücklich gemacht. Die Menſchen konnten wieder aufatmen nach all den Schrecken der letzten Jahre voller Selbſtzerflei⸗ ſchung und Zerriſſenheit. Dieſe große ſittliche Erneuerung, die berechtigten Hoffnungen auf eine deutſche Zukunft, hat bisher kein deutſcher Geſchichtsſchreiber hervorgehoben; viel⸗ leicht haben wir 0 e die glückliche Führung Adolf Hit⸗ lers erkannt, was die ſeeliſche Erneuerung für das Schi ſal eines Volkes bedeutet. Darum werden auch wir erſt die anze Größe jene ſchöpferiſchen deutſchen Herrſchers zu ſchägen wiſſen. Hätte er nicht die Grundlagen gelegt, feſt und ſicher, dann hätte Deutſchland nicht„über Nacht“ die Herrſchaft in Europa antreten können. Es mag hier noch einmal an die ſchöne, einfache Sage innert werden, wie er vom Vogelfang weg auf den hron des deutſchen Reiches berufen wurde. So neu, ſo völ⸗ ig verſchieden von der ſorgenvollen Vergangenheit erſchien dem Volk dieſer Mann. Er hat als ſein wahrhafter Führer das deutſche Volksreich geſchaffen, war der von Gott beru⸗ fene Erretter Deutſchlands und unſtreitig der gefeiertſte Held des Abendlandes. Das Reich iſt ſeitdem auch in trübſten Zeiten immer die Hoffnung deutſcher Männer geblieben. Voll Stolz können wir gerade in dieſem Jahre an die tau⸗ ſendjährige Gruft Heinrichs treten und ihm geloben: Das Reich der Ehre und Freiheit, das du als erſter geſchaffen und das im Laufe der Jahrhunderte oft bis zur Hoffnungs⸗ loſigkeit niedergehalten und verfälſcht worden iſt, es iſt neu erſtanden im Dritten Reich Adolf Hitlers und es wird nie mehr untergehen können, weil alle Deut⸗ ſchen nach Zerriſſenheit und Schmach ein Volk geworden Aus dem Gerichtsſaal. Jetzt Bruder Ildefons Fünf Monate Gefängnis. Koblenz, 26. Juni. In der Reihe der Sittlichkeits⸗ prozeſſe gegen die Franziskanerbrüder ſtand der 20jährige Bruder Ildefons vor Gericht. Der Angeklagte hat eine ſtrenge und ordentliche Erziehung gehabt und ging, da er ſich dazu berufen fühlte, mit 16 Jahren ins Kloſter der Franziskaner zu Waldbreitbach. Hier führte er ſich außer⸗ ordentlich gut, bis der Bruder Redemptus in ſein Leben trat, der ihn zu unſittlichen Handlungen verführte. Es folgten dann ſelbſtändige Handlungen des Bruders Ildefons mit den Brüdern Suitbert und Baſilius. Der Angeklagte hatte noch kein Gelübde abgelegt. Der Staatsanwalt beantragte acht Monate Gefängnis für den Angeklagten, der auf Grund der Beweisaufnahme nicht ſo innerlich verdorben ſei wie die meiſten der Brüder, die bisher vor Gericht geſtanden hätten. Er habe aus ſexueller Not gehandelt, iſt verführt worden und ſäße ſicher⸗ lich nicht auf der Anklagebank, wenn er das Kloſter nie geſehen hätte. Das Urteil lautete auf fünf Monate Gefängnis. Die Strafe iſt durch die erlittene Unterſuchungshaft verbüßt, der Haftbefehl wurde aufgehoben. 2* 77 2 Die Gühne für Groß⸗Heringen Gefängnis für die beiden Lokomokivführer. Naumburg, 26. Juni. In dem Groß⸗Heringer Prozeß wurde am Freitag mit⸗ tag das Urteil verkündet. Die Angeklagten wurden der fahr⸗ läſſigen Tötung in Tateinheit mit fahrläſſiger Körperver⸗ letzung, fahrläſſiger Transportgefährdung und fahrläſſiger 5 0 von Telegraphenſtangen für ſchuldig befun⸗ en. Demgemäß wurde der Lokomotivführer Kurt De⸗ ch ank aus Weißenfels zu einem Jahr drei Monaken Ge⸗ fängnis, der Lokomotivführer Willi Baude aus Ber⸗ lin-Schöneberg zu ſieben Monaten Gefängnis verurteilt. Die Koſten des Verfahrens haben die Angeklagten zu kragen. Dem Angeklagten Dechant werden zehn Wochen der erlitkte⸗ nen Anterſuchungshaft auf die Strafe angerechnet In der Urteilsbegründung betonte der Vorſit⸗ zende, daß beide Angeklagte ausgeruht die Fahrt angetre⸗ ten hätten. Als Dechant merkte, daß der Waſſerdruck ſeiner Maſchine nachließ, beſchäftigte er ſich ſelbſt mit der Feue⸗ rung. Dieſe Ablenkung war die Veranlaſſung, daß Dechant das Vorſignal überſah und überfuhr. Dechant hat in ſeinem Schuldbewußtſein ſogar Selbſtmordgedanken geäußert. Das Gericht ſieht es auch als erwieſen an, daß der Zug nach der Berechnung der Bremswirkung und des Bremsweges um 5,9 Sekunden zu ſpät gebremſt wurde, um vor dem Per⸗ ſonenzug zum Halten gebracht werden zu können. Bei der Strafzumeſſung war maßgebend, daß es dem Volksempfinden und nationalſozialiſtiſchen Begriffen widerſprechen würde, wenn der Tod von 35 Perſonen und die ſchweren, zum Teil dauernden Verletzungen vieler wei⸗ terer Volksgenoſſen nicht eine entſprechende Sühne finden würden. Andererſeits komme dem Angeklagten Dechant eine Reihe von Umſtänden zugute, vor allem, daß er ſich zunächſt weigerte, den Heizer Gutjahr auf die Maſchine zu neh⸗ men, und dann, daß er Gutjahr, der nicht den Anforderun⸗ gen auf der Maſchine gewachſen und nicht zum Dienſt d uf Schnellzügen berechtigt war, in ſeinen An⸗ ſtrengungen bei der Arbeit unterſtützt hat. Das erzeugte bei ihm zweifellos eine andere ſtarke Ueberlaſtung, in der er das Vorſignal überſah. Dechant ſei eine bisher in Krieg und Frieden bewährte Perſönlichkeit. Das ſei auch bei der Urteilsfällung berückſichtigt worden. Die Sühne für ſeine Tat müſſe aber erfolgen unbeſchadet der An⸗ erkennung ſeiner ehrenhaften Geſinnung. Die Angaben des zweiten e Bande. daß ihn Rauchſchwaden der Vorſpannlokomotive ſo behindert hätten, daß er das Vorſignal nicht habe ſehen können, ſieht das Gericht durch die Beweisaufnahme als widerlegt an. Die Strafhöhe wurde danach bemeſſen, daß Dechant zwar die Hauptſchuld trage, beide aber unzweifelhaft als Schuldige zu betrachten ſeien. Zugute ſei ihm zu halten, daß er eine geachtete Perſönlichkeit ſei, die mit der Ausführung von Vertrauensaufträgen beauftragt wurde. Das Gericht erkannte deshalb auf eine Strafe, die es ihm erlaubt, im Dienſt weiterzuverbleiben. Darüber allerdings ſtehe die letzte Entſcheidung einer anderen Behörde zu. Neue Kurzwellenſende für die Olympiſcher Spiele. Die Kurzwellenſende⸗ anlagen in Zeeſen ſind von der Deutſcher Reichspoſt durch el neue Richtſtrahler er⸗ weitert und zur größten Anlage der Welt ver⸗ vollkommnet worden. um die Nachrichten vor den Olympiſchen Spie⸗ len nach allen Rich⸗ tungen gut und ſchneb zu übertragen. Weltbild(M). Ein„Dorſfſchreck“ unſchädlich gemacht. Freiburg, 26. Juni. Das Schwurgericht Freiburg verurteilte den 22jährigen Hermann Joſeph Fiſcher wegen ſchwerer Körperverletzung mit Todesfolge unter Verſagung mildernder Umſtände zu vier Jahren einem Monat Gefäng⸗ nis. Der Angeklagte hatte in der Nacht auf 20. April in Oberhauſen(Amt Emmendingen) ſeinen früheren Schul⸗ kameraden, den 22jährigen ledigen Landwirt Franz Xaver Klär, nach kurzem Workwechſel totgeſtochen. Die Tat hatte ſich im Anſchluß an eine ausgiebige Zecherei anläßlich des ortsüblichen Rekrutenumzuges ereignet. Die Zeugen ſchilderten den erſt 22jährigen Angeklagten Hermann Joſeph Fiſcher als einen aufgeblaſenen, wichtigtueriſchen, herrſchſüchtigen, vor allem aber provozierend ſtreilſüchtigen, rohen und gewalt⸗ tätigen Menſchen. Er iſt der richtige„Dorfſchrecken“ ſeiner Heimat, wie ihn der Staatsanwalt kennzeichnete, und niemand im Orte will etwas mit ihm zu tun haben.— Sofort nach der Tat riß Fiſcher feige aus und kümmerte ſich nicht um den zunächſt noch mit ſeinem Leben ringenden Klär. Er ging nach Hauſe, legte ſich ſeelenruhig zu Bett und verſteckte das blutige Meſſer unter dem Kopfkiſſen. 0 Die verſchwundene Witwe Der Kölner Prozeß Ludwigs. Köln, 26. Juni. In Weiterführung der Beweisaufnahme im Prozeß Ludwigs erfolgte am dritten Verhandlungstag zunächſt die Vernehmung des die Ermittlungen in der Mordſache Graß von Anbeginn an leitenden Kriminalkommiſſars A. Von den ſehr ausführlichen Darlegungen dieſes Zeugen waren be⸗ ſonders wichtig die in faſt täglichen Beſuchen bei Ludwigs in der Haftzelle zutage geförderten Ausſagen, die ſich zumeiſt widerſprachen und vom Angeklagten wieder korri⸗ giert wurden. Einige Male ſei Ludwigs einem Ge⸗ ſtändnis nahe geweſen. Auffallend ſeien zwei ſpon⸗ tane Aeußerungen, die Ludwigs bei Befragungen ent⸗ ſchlüpften:„Dann muß ich ja ſagen, wo ſie iſt“ und„Ich könnte ja ſagen, ich hätte ſie in den Rhein geworfen“. Als der aushorchende Beamte weiter in Ludwigs eingedrungen ſei und ihm direkt ins Geſicht ge⸗ ſagt habe, daß er die Frau Graß vorſätzlich getötet habe, habe Ludwigs abgewehrt und die Worte gebraucht:„Vor⸗ ſätzlich kommt überhaupt nicht in Frage“. Der Zeuge iſt überzeugt, daß der Angeklagte Frau Graß getötet und die Leiche beſeitigt hat. Gegen die Ausführungen dieſes Zeugen wandte ſich der Angeklagte Ludwigs in faſt leidenſchaftlicher Weiſe. Aus dem Graßſchen Anweſen waren im Januar 1935 verſchiedene Kleidungs- und Wäſcheſtücke, Teppiche, die Blutſpuren enthielten, an das ee In⸗ ſtitut der Univerſität Bonn zur Unterſuchung geſandt wor⸗ den. Darüber erſtattete Dr. Gſſer⸗Bonn ein Gutachten. Danach fiel die Probe auf Menſchenblut in vier Fäl⸗ len unzweifelhaft poſitiv aus. Ein Gelegenheitsarbeiter will die Frau Graß 1 am 29. Oktober 1934 geſehen haben, muß ſich aber ſelbſt korri⸗ gieren und zugeben, daß es auch viel früher geweſen ſein könne. Der nächſte Zeuge gibt mit Beſtimmtheit an, am 29. Oktober 1934, nachmittags 6 Uhr 30 Minuten, Frau Graß auf der Straße Richtung Zoologiſcher Garten erblickt u haben. Es wird aber feſtgeſtellt, daß dieſer Zeuge das 0 genaue Datum errechnet und zuſammenkonſtruiert hat. Eine frühere Beamtin der Städtiſchen Sparkaſſe wird über die Abhebungen des Ludwigs ſeit dem 14. September 1934 gehört. Es kann von ihr nach den geleiſteten Unter⸗ ſchriften nicht nachgewieſen werden, daß Ludwigs über 5000 Mark ſelbſt bei der Sparkaſſe abgehoben hat, wie nach der Anklageſchrift angenommen iſt, ſondern nur einen Geſamt⸗ betrag von 1100 Mark. Ludwigs will im übrigen dieſe Dei in nie geſehen haben, obwohl dieſe in draſtiſcher eiſe bekundet, man habe dem Ludwigs, der immer mit Frau Graß zuſammengekommen ſei, bei der Sparkaſſe den Spitznamen„der heilige Joſeph“ gegeben. Die Höhe der Abhebungen ſelbſt mit über 5000 Mark beſtreitet Lud⸗ wigs aber nicht. Das Martyrium einer Frau München, 26. Juni. Zu einer Verhandlung des Schwur⸗ gerichts gegen den 40 Jahre alten Joſef Bachſchneider aus Weilheim wegen Totſchlags, begangen an ſeiner Ehe⸗ frau, waren nicht weniger als 33 Zeugen und vier Sachver⸗ ſtändige geladen. Der Angeklagte, ein ſchmächtiger Mann, der nach dem Kriege wegen räuberiſcher Erpreſſung vorbe⸗ ſtraft wurde, hatte mit ſeiner zweiten Frau ſchon von Anfang der Ehe an ſtändig in Streit gelebt. Wiederholt drohte er der Frau mit Erſchießen und Erſtechen. Einmal reichte er ihr auch eine geladene Piſtole mit der Aufforderung, ſich zu erſchießen, damit er von ihr freilomme. Wiederholt halte die Frau ihn ſchon verlaſſen, war aber immer wieder aus Angſt vor ſeinen Nachſtellungen zurück⸗ gekehrt. Auch die Kinder wurden von ihm ſo mißhandelt, daß ihm die Erziehungsgewall entzogen wurde. Zu Tat⸗ lichkeiten kam es auch, wenn er erfuhr, daß die Frau, die von ihm ſehr knapp gehalten wurde, notgedrungen, Schulden gemacht hatte. Als ſie eines Tages bei Bekannten äußerte, daß ſie nun endgültig von dem Manne weggehen wolle, kam dieſer dazu. Es kam zu erregten Auseinander⸗ ſetzungen. Als die Frau ſich ſchlafen legen wollte, holte ſich der Mann eine Piſtole und gab auf ſie einen Schuß ab Durch die Schrotladung wurde ſie tödlich getroffen. Das Ur⸗ 1211„ auf 12 Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehr⸗ verluſt. Aus der Welt des Wiſſens In den Vereinigten Staaten entſteht gegenwärtig an der Grenze der Staaten Arizona und Nevada der größte Stauſee der Welt; er wird 200 Quadratkilometer größer ſein als der Bodenſee; ſeine Fertigſtellung iſt im Jahre 1937 vorgeſehen. * 1905 wurden in Amerika 3 Milliarden Zigaretten ge⸗ raucht, 5 Jahre ſpäter 6 Milliarden, 1915 14,8 Milliarden, 1925 65 Milliarden und 10 Jahre ſpäter, alſo im vergan⸗ genen Jahr, 140 Milliarden; auf jeden Einwohner kamen in Amerika im letzten Jahr durchſchnittlich 1000 Zigaretten. Ein Kind, das vor 100 Jahren zur Welt kam, wurde durchſchnittlich 40 Jahre alt; 50 Jahre ſpäter ſtieg das Durchſchnittsalter auf 44 Jahre, um die Jahrhundertwende auf 49, 1910 auf 55 Jahre; heute beträgt es 59 Jahre und die Statiſtiker haben berechnet, daß es im Jahre 1944 65 Jahre betragen wird. Neues eibag g Negium cle Halalibogeit Noch weitere Ferienwünſche? Die Familienväter ſind juſt froh, die mancherlei widerſtreitenden Sehnſüchte aller Angehörigen unter einen Hut gebracht zu haben; man hat glücklich Reiſeziel, Zeitdauer und Art der Unterkunft feſt⸗ gelegt; die Hausfrau iſt glücklich in dem Gefühl, aller Wahrſcheinlichkeit nach doch mit den Vorbereitungen fertig zu werden. Und nun noch weitere Wünſche? Keine Sorge, es ſind ja Wünſche, die nicht laut werden. Stille, geheime, kleine Ferienwünſche, die hier einmal recht indiskret aus⸗ geplaudert werden. Die Mutter beiſpielsweiſe denkt, zwiſchen dem Ab⸗ ählen mitzunehmender Kragen und Taſchentücher, wiſchen dem Rechnen um die Anſchaffung einiger Paar kinderſtrümpfe und dem kleinen Verzicht auf einen netten Hut: Reiſen iſt wirklich ſchön! Natürlich freue ich mich auch auf dieſe Reiſe, wenngleich es ein bißchen knapp aus⸗ geht und man nicht gern an die Tage nach der Rückkehr denkt. Aber Geld iſt ja niemals ſo wichtig. Nur einmal möchte ich noch eine ſolche Reiſe machen wie die erſte Reiſe, die Fritz und ich unternahmen. Viel Geld hatten wir da auch nicht— mein Gott, nein, wie beſcheiden wir waren! Aber es war doch unſere erſte gemeinſame Reiſe nach dreijähriger Ehe— zur Hochzeitsreiſe hatte es ja nicht gelangt. Einmal noch möchte ich ſo glücklich ſein, glücklich in dem Gefühl, wie ſtrahlend froh und aus⸗ gelaſſen Fritz mit mir ſein kann. Einmal möchte ich es erleben, daß er wieder ſo unendlich ritterlich und zart⸗ 8 3 8 Wenn ſich Vater doch ſo mit den Kindern beſchäftigen wollte! fühlend iſt. Ich bin ganz ſicher, daß man dadurch wieder jung und hübſch wird. Er meint es ja nicht böſe, aber es kränkt mich doch, wenn er unterwegs mich oftmals auf andere Frauen auf⸗ merkſam macht. Man ſagt dann freundlich ja und ſtimmt zu. Heimlich aber ſitzt im Herzen ein kleiner Kummer; die andere Frau hat ſicher nicht nötig, ihre eigene Kleiderkaſſe immer wieder zu opfern, damit die Kinder ordentlich herumlaufen. Und daß man, wenn man vier Rangen das Leben geſchenkt hat, nicht mehr wie eine Archtzehnjährige ausſieht, das dürfte doch nur natürlich ſein! Dabei gibt es Männer, die ihren Frauen manchmal ſagen: Für mich biſt du die Schönſte und Beſte! Wenn Fritz wüßte, wie wohl das tut! Und iſt es zuviel verlangt, wenn ich wünſchte, er würde ein⸗ oder zweimal, wenn wir verreiſt ſind, in rechter Ferienlaune am Abend, wenn die Kinder ſchlafen, einen kleinen Ausgang machen? Nicht immer nur Skat ſpielen oder Bier trinken, ſondern einmal mit mir, mit mir allein, ein Gläschen Wein trinken oder einen romantiſchen Abendſpaziergang unternehmen? Hoffentlich fallen ihm nicht allzu ſchreckliche Koſtümie⸗ rungen ein, die er angeblich für ſeine Ferienſtimmung braucht. Das wirkt bei jungen Menſchen vielleicht nett und friſch, aber bei einem Mann in reiferen Jahren erſcheint allzu nachläſſige Kleidung beluſtigend. Eine Flanellhoſe und ein Sporthemd, iſt das nicht leicht und bequem genug? Natürlich ſoll er ſich erholen und auf ſeine eigene Art glücklich ſein, aber es würde mich ſo freuen, wenn er ſich auch ein wenig mit den Kindern beſchäftigen würde——. 5 Der Vater denkt, zwiſchen Gedanken an Kleinigkeiten, die er noch beſorgen ſoll: Zeit iſt es ja wirklich, daß man mal ausſpannt, wenn einem nur die Vorfreude nicht ſo getrübt würde, weil Anna ſo ſchrecklich viel Weſens um die Vorbereitungen macht. Hoffentlich nimmt Anna nicht das abſcheuliche grüne Kleid mit! Natürlich iſt es brav von ihr, daß ſie ihre eigenen Anzugswünſche immer zugunſten der Kinder zurückſtellt, aber ich habe doch oft ſchon angeregt, daß ſie an Stelle der vielen, vielen Handarbeiten, die ſie in ihren Mußeſtunden macht. einmol ein wenig ſchneidern lernt. Die meiſten Frauen haben doch Ge⸗ ſchick dafür, und ſie könnte es natürlich auch. Dann könnte ſie ſich doch billig ein paar hübſche Sachen ſelbſt her⸗ richten, und ich mag doch gern ein bißchen ſtolz auf ſie ſein. Ueberhaupt die Handarbeiten— ſicher werden auch in die Sommer⸗ friſche wieder ſolche gräßlichen Woll⸗ ſchläuche oder Häkeleien mitgenom⸗ men, Hausfrauenfleiß iſt etwas Herr⸗ liches, aber dieſes ewige Nadelklappern iſt ſchrecklich. Eine Frau ſollte doch auch die Möglichkeit haben, einmal mit Anmut die Hände in den Schoß zu legen, nur ſtill die Schönheit ringsum zu genießen. Und gut unterhalten möchte ich mich doch auch mit ihr, aber da findet ſich gleich immer wieder irgendwelcher„Anſchluß“, und dann geht es los mit Haushaltsſorgen und Küchenrezepten. Schließlich ſuche ich mir dann jemanden zum Skat. Und ſie ſollte nicht immer an mir herumerziehen, daß ich nicht dieſes und jenes tun ſoll— vor allem nicht vor andern. Sie meint es natürlich nur gut, aber es verſtimmt einen. So recht von Herzen freuen ſollte ſie ſich— dann bin auch ich erſt ganz froh und ferienſelig und doppelt ſo glücklich mit ihr. 2: Die Kinder denken, während ſte leidenſchaftlich Ferienpläne ſchmieden und überlegen, auf welche Weiſe ſich der geliebte Teddy nebſt der Puppenküche in den Koffer ſchmuggeln ließe: Einmal wieder jung ſein und richtig verliebt— Mutter und Vater wünſchen es insgeheim. Aufnahmen(2): E. Haſe— M. Einmal möchten wir richtig„Ferien“ haben! Dieſe gräßlichen Schulbücher, die unweigerlich an Regentagen aus den Tiefen des Koffers ſteigen! Einmal möchten wir keine„guten Kleider“ mitnehmen, in denen man ſich vor⸗ ſehen muß! Einmal nur Spielhöschen oder Badeanzug! Einmal nicht immer erzogen werden, ſondern ſchreien und toben dürfen! Einmal eine halbe Stunde länger auf⸗ bleiben, wo die Abende doch ſo ſchön warm ſind! Einmal nicht mitgehen müſſen bei Ausflügen von Erwachſenen, bei denen man ſich langweilt. Einmal erleben, daß Vater und Mutter richtig mittun und ſpielen, als wären ſie ſo jung, wie wir R. von Engelhardt. Kreuz und Quer „Viel Afrika!“— Der Liebestrank.— Der Rundfunkſänger am Mikrofon und daheim.—„Wo man ſingt..— Ein Uebergreis. „Viel Afrika!“, ſo konnte man in dieſen tropiſchen Ta⸗ gen allenthalben hören, und als Antwort kam gewöhnlich der Seufzer:„Viel Durſt!“. Das läßt ſich ja auch nicht beſtreiten, daß bei der Hitze mancher mehr trank als ſonſt und ab und zu auch mehr, als ihm gut war. Da kann man halt nichts machen. Alle möglichen Getränke waren je nach Geſchmack und Anſchauung begehrt, vom harmloſen Waſſer oder Zitronenwaſſer oder zur eisgekühlten Bowle oder zur raffinierten Likör⸗ und Sodamiſchung. Kurz und gut: Dieſe Zeit iſt die günſtigſte Konfunktur für Getränke. Anderer Art freilich waren und anderen Zwecken dienten die Getränke, die eine junge, hübſche Opernsängerin in Paris ihrem abtrünnigen Geliebten braute, und die Geſchichte beweiſt, daß verſchmähte Frauen ſich die Liebe eines Liebſten, der ſie nicht mehr lieben will, etwas koſten laſſen. Als An⸗ geklagte ſaß eine Kartenſchlägerin und Wahrſagerin vor den Schranken des Gerichts, die ſich auch heute noch nach ver⸗ 1 mittelalterlichen Rezepten der Liebestränke und an⸗ derer Mixturen bediente, die ſie gutgläubigen Damen und Herren gegen hübſche Honorare offerierte, meiſtens mit Er⸗ folg. Im Falle der Opernſängerin, die mit Hilfe der Lie⸗ bestränke meinte, ihren treuloſen Bankier zurückerobern zu können, genügten die erſten ſchwachen Aufgüſſe nicht, und die alte Here berſtärkte ihr Bräu— natürlich gegen entſprechend . Tantiemen. Das ging ſo eine ganze Weile bis die pernſängerin merkte, daß es mit den Liebestränken doch etwas auf ſich haben müſſe, was keinesfalls in ihrem Inter⸗ eſſe liege, denn ſeltſamerweiſe erkaltete die Zuneigung ihres ehemaligen Herzallerliebſten immer mehr und mehr, bis ſie ſchließlich ganz gefror und der Bankier die Dame nicht einmal mehr in ſein Haus ließ. Nun war der Augenblick für die junge Schöne gekommen, der mittelalterlichen Gift⸗ miſcherin auf den Pelz zu rücken. Sie tat das gleich an der richtigen Stelle, nämlich bei Gericht. Dort klagt ſie auf Rücdvergütung der für Liebestränke an die Kartenſchlägerin 1 Beträge,— eine runde, hübſche Summe: 200 000 ranc! Noch haben ſich die ſalomoniſchen Richter nicht ent⸗ ſchieden,— aber wir finden, die Dummheit der verlaſſenen Schönheit müßte auch ihre Strafe finden. Wie kann man in unſeren aufgeklärten Zeiten noch an ſo finſtere Dinge wie Liebestränke und ähnliche Scherze glauben! War hier eine Opernſängerin die Leidtragende, ſo war in einem anderen Falle ein Rundfunkſänger der„Held“ einer Geſchichte, die— natürlich— aus Amerika berichtet wird. Dieſer Mann ſchien, durch das Mikrofon gehört, das Be⸗ zauberndſte von Mann zu ſein, was es in den ganzen Staa⸗ ten gibt. Er iſt liebenswürdig ohnegleichen, ſeine Stimme hat einen ſo ſüßen Schmelz, daß alle Frauen, die ihn hören, von ihm bezaubert ſind, dazu kommt noch, daß er ſeine Songs und Lieder ſo zart ſingt, daß jede ſelbſt über zweitauſend Kilometer angeſungene Frau meint, nur ſie allein ſei mit dieſen ſüßen, ſentimentalen, verliebten Liedchen gemeint. Aber ..aber.. die Sache hat einen Haken. Dieſer Ausbund von männlicher Tugend und ritterlicher Höflichkeit iſt zuhauſe ein Unmenſch,— ſo behauptet es wenigſtens ſeine Frau, die jetzt die Scheidung beantragt hat, ganz einfach darum, weil ſie es mit dieſem Grobian von Kerl nicht aushält. Er ſoll gemein, niederträchtig, unwirſch, zänkiſch, ewig ſchlecht⸗ gelaunt ſein, ganz zu ſchweigen von hundert anderen ärger⸗ lichen Eigenſchaften. Das nun gerade iſt das Infame, daß alle Welt von dieſem Mann meint, er ſei der netteſte Kerl weit und breit,— dieſer Heuchler, daheim ſoll er ſeine Frau ſogar ſchlagen. Dieſe lieblichen Dinge ſind jetzt durch den Scheidungsprozeß ans Tageslicht gekommen. Aber die amerikaniſchen Richter waren gerecht. Sie haben dieſen Mann in aller Oeffentlichteit durch einen großangelegten Schau⸗ prozeß bloßgeſtellt und dazu verurteilt, ihr ein hohes, ſtan⸗ desgemäßes Unterhaltsgeld pro Monat zu zahlen, ſo lange eben, bis die arme, betrogene Frau ſich wieder einmal ver⸗ heiratet. Die ameritaniſchen Richter führten auch aus, daß dieſer heuchleriſche Mann, der vor Fremden ſchön tut und daheim der reine Teufel iſt, das Vertrauen der Frauen zu den Männern in gröblichſter Art erſchüttert habe,— zumal man auch in Amerika weiß, daß man dort, wo geſungen wird, ſich ruhig niederlaſſen könne... Und nun hier 21 Ob die arme Frau nach dieſer furchtbaren Enttäuschung jemals wieder heiratet? Sie kann alt werden, bis ſie dieſe qualvollen Erlebniſſe überwunden hat, ſo alt, wie einer der inzwiſchen ſprichwörtlich gewordenen uralten Türken oder Aſiaten. Mit einem ehrfurchtsvollen Schauer hört man ja zuweilen von Leuten, die 120, 130 oder gar 150 Jahre alt geworden ſind, und in unſer aller Gedächtnis iſt noch jener 159jährige Türke, der in den letzten Jahren ſeines Lebens ſein bemooſtes Haupt ſogar noch auf einer Amerikarundreiſe zeigte. Lange hält unſere Ehrfurcht im allgemeinen allerdings nicht an, denn ſehr bald pflegt die kühſe Wiſſenſchaft une mitzuteilen, daß die Hundertundzigjährigen in Wirklichkeit noch„junge“ Leute von rund hundert Jahren ſeien. Dieſer Tage nun iſt in Kuala Lumpur in Malaya ein Herr Hadſchi Darun geſtorben, nachdem er 175 Jahre gelebt haben ſoll. Vor 175 Jahren gab es in Europa noch keine Standesämter, und in Malaya gibt es ſie heute noch nicht. Schwarz auf Weiß kann man alſo das Alter des Herrn Madſchi nicht davontragen. Die Polizei iſt daher auf ein anderes Mittel verfallen, Hadſchis Alter feſtzuſtellen. Sie befragte die älteſten Leute des Ortes, Achtzigjährige, die ſich ſehr gut erinnern konnten, in ihrer früheſten Jugend Hadſchi Darun als uralten Mann gekannt zu haben. Weitere Spu⸗ ren wieſen nach Java, und wenn alles ſtimmt, was die Polizei herausbekommen hat, iſt Hadſchi Darun tatſächlich 1835 als alter Mann aus Java nach Malaya eingewandert. Alle Wiſſenſchaftler werden ein ſolches Alter für unmöglich erklären, und es läßt ſich auch nicht leugnen, daß der Nach⸗ weis von Hadſchis 175 Jahren nicht ſehr überzeugend iſt. Das hindert die Bewohner von Kuala Lumpur jedoch keines⸗ wegs, den Uebergreis zu ihrem Nationalhelden zu machen, und da der Ort von Touriſten häufig beſucht wird, hat ſich unter den Eingeborenen bereits eine Art Verein zur Aus⸗ beutung der 175 Jahre des Hadſchi Darun gebildet. Jeder Globetrotter, der ſich nach Kuala Lumpur verirrt, wird, ob er will oder nicht, das Grab des„älteſten Menſchen der Welt“ beſuchen und der Beinaheunſterblichkeit ſeinen Tribut in Form von ein paar Mark darbringen müſſen. Schließlich iſt es ja auch keine Kleinigkeit, am Grabe eines Mannes ſtehen zu dürfen, in deſſen Leben der ſiebenjährige und der Weltkrieg fielen, der zur Zeit der franzöſiſchen Revolution ſchon dreißig Jahre alt und dennoch Zeitgenoſſe der erſten Volksfronkregierung geweſen iſt uſw. Von allen dieſen Er⸗ eigniſſen wird Herr Hadſchi vor ſeinem Tode allerdings wenig gewußt haben. Tropiſche Bemerkungen Nachdem wir es vor einigen Jahren gewohnt waren, in Winterszeiten ſibiriſche Kältegrade in unſerer Heimat feſt⸗ ſtellen zu müſſen und damals die Ehre hatten, der Kälte⸗ pol Europas zu ſein, würde es uns nicht wundern, wenn wir zum Ausgleich wie zur Abwechſlung in ſommerlichen Tagen zu einem Tropenland ernannt werden. Jedenfalls überſteigt die gegenwärtige Hitze bis jetzt jedes gewohnte Maß. Wir brauchen nichl nach den Tropen zu fahren, um zu wiſſen, welch“ ein wertvolles Gut das Waſſer iſt, oder um ſo braun zu werden, wie die Neger; nein, wir haben es leichter gemacht bekommen, es genügt ein Tag Aufenthalt im Strandbad oder ſonſtwo. Noch nie wohl ſind ſo viele Bleichgeſichter zu kühleren Ufern geſtrömt und als Rothäute, ſonnenverbrannt und bronzen ſchimmernd, zurückgekehrt wie in den letzten Tagen. And der Zeitpunkt iſt da, den wir vorausſagten: näm⸗ lich derjenige, zu dem das ſonnige Wetter allenthalben nicht mehr als Gunſt des Himmels, ſondern als Plage empfunden wird. Indem wir weiter feſtſtellen, daß vor wenigen Wo die damals herrſchende Regenzeit niemand befriedigen konnte und daß jetzt die tropiſche Hitze auf die Dauer keine Gegen⸗ liebe findet, beweiſen wir zum Erſten, daß bei uns tropiſche n e eingetreten ſind und wir näher an Afrika liegen, als wir vielleicht glauben, und zum Zweiten ſind wir dadurch zu der Frage berechtigt: Ja, wie ſoll denn nun eigentlich das Wetter ſein, das je gefällt? aa Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. b Im Bruch trauerte man nicht über einen Toten, der in Seligkeit geſtorben war. Da gedachte man ſeiner in Heiterkeit, wenn zwiſchen der Arbeit einige Minuten des Ausruhens und beſchaulicher Beſinnlichkeit waren. „Nun bleibe ich hier, Vater—“ Er ſchüttelte den Kopf. „Kathrina ſorgt ſchon für mich. And ich dachte, die alte grenzen zu fragen, ob ſie heraufziehen will. Iſt eine kräf⸗ ide Frau— und ſchaffensfroh. Sie wird zufrieden ſein, wenn ſie kommen kann.“ „Nein, Vater— ich bleibe! Warum eine Fremde, wenn du eine Tochter haſt! Ich hab' doch was gelernt. Nun erſt ſollſt du ſtolz auf mich ſein.“ 5 Er blickte ſie forſchend an. „Biſt noch ſo jung, Mädel—“ „Alt genug, um einen Haushalt zu führen. Wird wohl nicht gar ſo ſchlimm ſein. Die Lorenzen kann mir ja hel⸗ fen— aber bleiben muß ich— ich war lange genug fort.“ Sie dehnte die Arme auseinander. Tante Rikes Worte glitten durch ihren Sinn. Ach— auch ohne dieſe wäre ſie geblieben. „Hier iſt es ſchön, Vater. Wunderſchön. Wie das flim⸗ mert und gleißt in der Luft.“ Veit Gwendolins Blick war ſtarr nach drüben, jenſeits des Fluſſes, gerichtet. Da ſtand hell und deutlich die ſchloß⸗ ähnliche Villa des Herrn von Wilbrandt zwiſchen dem Grün der Bäume— die großen Fenſter funkelten im Son⸗ nenlicht. Weiter abſeits die langgeſtreckten Maſchinenhal⸗ len, Lagerſchuppen. Der maſſive Anlegeplatz für die Fracht⸗ kähne mit ſeinen Kränen, die hoch in die Luft ragten. „Das ſind— die Wilbrandtwerke—“ „Ich weiß, Vater.“ 8 Ganz ruhig ſagte es Eva. „Du ſchriebſt mir ja davon. Aber— ich finde es nicht einmal ſtörend in dem wundervollen Landſchaftsbild.“ „So?—“ „Es wird ein bißchen mehr Leben in unſere Gegend bringen.“ Sie lächelte. Veit Gwendolin preßte die Lippen zuſammen. 5 „Anſer Altknecht arbeitet jetzt drüben. Ich hab' nu noch den Hannes—“ Es klang dumpf. „Der genügt auch, Vater. Der iſt jung und greift zu. Und du— kannſt ja doch nicht ſtillſitzen.“ Sorglos und tröſtlich ſagte ſie es. Sie ahnte wohl, was er andeuten wollte. „Drüben ſind die Wilbrandtwerke, Vater— und hier sticht die Herrgottsmühle. Unſer Herrgott wird für beide geſtug Arbeit haben. Das Bruch iſt groß.“ Veit Gwendolin legte den Arm um die Schulter ſeiner Tochter. „Ein gutes Wort, Mädel! Wir wollen daran glau⸗ ben! Und nun komm— ſieh dich im Haufe um, da du ja Heiben willſt. Es iſt nun wieder dein Reich!“— Viertes Kapitel. Wochen waren ins Land gegangen. Goldene Sommer⸗ wochen. Ueberall wurde in den Feldern geerntet, das Korn gemäht, hochbeladen ſchwankten die Wagen auf den Chauſ⸗ een und Feldwegen den Dörfern zu. And die Schnitterin⸗ nen fangen des Abends im Freien, wenn ſie in Gruppen 80 der Arbeit heimkamen, und die Schnitter trieben ihre Scherze. Viktor von Wilbrandt hatte ſich ſchnell eingelebt. Das ganze Beſitztum, die Fabrikanlage— alles gefiel ihm vor⸗ trefflich. Und zu tun gab es natürlich in Hülle und Fülle. Er war in den erſten Wochen kaum zur Beſinnung ge⸗ kommen. Aber nun ordnete ſich alles mehr und mehr in dem großen Betriebe, und er fand Zeit auch für ſich. Der alte Herr von Wilbrandt war ſehr zufrieden mit ſeinem Sohn. Einen beſſeren Kompagnon und Nachfolger für die Zukunft hätte er ſich nicht wünſchen können. Einige Beſuche in der Nachbarſchaft auf dieſem und jenem Gut, deſſen Beſitzer Wilbrandt nicht unbekannt wa⸗ ren, hatte man bereits abgeſtattet. Es war ja auch ſelbſt⸗ verſtändlich, daß der Eigentümer der Wilbandtmühle, die im ganzen Kreis von eminenter Bedeutung war, bald An⸗ Ichluß ſuchen und finden mußte in den Kreiſen der Land⸗ junker und der kreisſtädtiſchen Geſellſchaft. Daß der ele⸗ gante Doktor von Wilbrandt dabei das Intereſſe der ge⸗ ſamten jüngeren und älteren Weiblichkeit auf ſich zog, war nur notürlich.— Es war an einem Spätnachmittag. 5 Viktor hatte ſchon lange ſein beſonderes Privatbureau neben dem Speicherlager verlaſſen. ö Eine brütende Hitze laſtete über dem Land. 5 Er ſaß im bequemen Liegeſtuhl im Garten, der bis 10 Waſſer führte, und ließ ſeine Blicke über die Land⸗ chaft ſchweifen. Eine Weile hatte er in ſeinem Skizzen⸗ buch gezeichnet— die alte Liebe wachte hin und wieder in müßigen Sekunden auf— dann hatte er es in die Taſche geſteckt. Sein Blick umfaßte den Mühlenberg drüben. f Unermüdlich bewegten ſich die Flügel in dem leiſen Windzug, der vom Fluß herüberwehte.. Er wußte natürlich von ſeinem Vater ſchon, wie ſich die Pläne mir dem Müller drüben ſeinerzeit zerſchlagen hatten. Und ironiſch hatte der Alte geſagt: „Nun wird er einmal aufhören müſſen, der Starrkopf drüben. Schade um den Mann. Einmal werden wir auch den Berg haben und das Gelände unten am Ufer. Einmal wird ſich eine Brücke von hier nach drüben ſpannen und das ganze Bruch diesſeits und jenſeits wird uns gehö⸗ 5 i Herr von Wilbrandt ſtand plötzlich neben ſeinem Sohn. Er war unbemerkt herangekommen. „Die Hitze macht ſchlapp, wie?“ „Es geht. Ich fühle mich eigentlich ganz friſch. Wefßt du— ich hätte nicht übel Luft, endlich einmal drüben nähere Lokalkenntniſſe zu ſammeln. Deinen lieben„Kon⸗ kurrenten“ dort auf dem Berg kenne ich eigentlich— vor drei, vier Jahren bin ich ja mal durch dieſe Gegend ge⸗ ſtreift. Und die alte Mühle da hab' iſt ſogar abkonterfeit 3. dir wohl ſchon davon. Aber ich bin in all den Wochen nicht dazu gekommen, mich drüben wieder um⸗ zusehen. Den alten Starrkopf müßte ich doch wohl be⸗ grüßen— was der für Augen machen würde— di au nicht,“ lachte Herr von Wilbrandt.„Er frißt ch auf.“. 55 8 Er fuhr mit dem Boot erſt ein Stück flußabwärts, im Schutze der Hängeweiden, die dort über das Ufer fie⸗ len, bevor er weiter unten den Fluß überquerte. Nachdem er das Boot feſtgebunden, ſchritt er den ſchmalen Pfad am Ufer entlang, der Fähre zu. Von dort ging dann ein Weg nach dem Mühlenberg ab, wie er wußte. Er trug eine leichte, offene Sommerjacke über dem weißen Hemd— Kniehoſen, wie ſie hier im Freien ange⸗ nehm und bequem waren— auf dem Kopf die engliſche Sportmütze, die die Augen beſchattete, und ihm fiel ein: So ähnlich muß ich wohl auch damals ausgeſehen haben, als ich rit Staffelei und Farbkaſten durch die Welt vaga⸗ bundierte. So was iſt der bequemſte Anzug. Man fällt wenigſtens nicht auf. Langſam ſtieg er nun den Mühlenberg nach oben. Er hatte bereits vom Waſſer aus bemerkt, daß die Mühlen⸗ flügel ſtillſtanden. Das Mahlwerk mußte ſeine Tätigkeit wohl für heute beendet haben.— 15— es war alles noch genau ſo wie damals, ſtellte er feſt. Viktor von Wilbrandt atmete tief auf. Nun, in dieſem Augenblick, da er an derſelben Stelle ſtand wie vor über drei Jahren, wurde ihm die Erinnerung an jene kurze Malerperiode hier oben vollkommen deutlich, brach klar und feſtlich durch die Erlebnisſchicht der Vergangenheit hin⸗ durch, die bisher die Erinnerung getrübt hatte. Ja— hier oben, hinter jener Hecke, die den Abhang noch verdeckte, hatte er damals den entzückenden Blondkopf entdeckt. Das Müllerstöchterlein. Ganz genau entſann er ſich, wie ſie errötend vor ihm ſtand, wie ſie dann mit eifri⸗ ger Neugierde in ſeinen Skizzen blätterte, wie ſie ihm be⸗ reitwillig erlaubte, die Mühle abzuzeichnen. Und— ihm dann ſelber Modell ſaß. Eva hieß ſie. Und voll ſüßer Anſchuld waren ihre ſeli⸗ gen Kinderaugen. „Pah— damals war er ſehr nett zu mir. Allerdings, damals war ich ein fideler Malersmann. Und hab' ihm ſo⸗ ſeir en Töchterlein gemalt. Was mag aus der geworden ein?“ Wilbrandt ſchmunzelte. „Ich hörte ſeinerzeit, ſie ſoll irgendwo in einer Penſion ſein. Iſt die Einzige.“ „So 7 ſo 5 Viktor dachte plötzlich an die junge Dame, die er, als er hierher kam, auf dem Bahnhof in den Jagdwagen hatte ſteigen ſchen. Ihm war beinahe geweſen, als hätte es die kleine Müllerstochter von damals ſein können. Aber dann hatte er die flüchtige Begegnung bald vergeſſen. Alſo in einer Penſion war ſie. Hatte er ſich alſo wohl doch geirrt. Aber der Gedanke ſaß nun feſt in ihm: Er wollte nach drüben und einmal wieder auf den Mühlenberg hinauf. Es war damals ſo wundervoll romantiſch da oben gewe⸗ ſen und man mußte einen herrlichen Blick über das Land haben. Wie ſich von dort wohl die Wilbrandtwerke aus⸗ nehmen würden! Das mußte intereſſant ſein. „Ich will doch mal rüberfahren, ſagte er. „Wie du willſt. Aber laß dich nicht freſſen, Junge. Geh' dem Alten aus dem Wege.“ Viktor lachte. f „Ich brauche mich ja nicht vorzuſtellen.“ Er ſtand auf und ging nach dem Boot, mit dem er hinüberfahren wollte. Während er über das ſpiegelglatte Waſſer ruderte, dachte er bei ſich:„Nein— der Alte kennt mich ja doch nicht. Jedenfalls habe ich ihn in den paar Wochen hier noch nicht zu Geſicht bekommen— ich bin ja kaum einmal drüben geweſen. Und unſere Arbeiter wohnen meiſt auf dieſer Seite. Wer kennt mich da drüben überhaupt ſchon. Die Bauern ſind den ganzen Tag auf den Feldern.“ Und es wurde ihm eigentlich erſt jetzt bewußt, wie zu⸗ rückgezogen und einſam er lebte. Im Bruch konnte man den Leuten allzu leicht aus dem Wege gehen. Und zur Kreisſtadt fuhr man im Auto— kaum daß man ein paar Tagelöhnern auf der Landſtraße begegnete. Und er erinnerte ſich auch, wie ſie ihn gefragt hatte, wie er denn eigentlich heiße, denn einen ſo„berühmten Künſtler“ zu kennen, von ihm gemalt zu ſein,„na— das ſei doch was!“ Er hatte herzlich gelacht. And— Viktor Harlan heiße er! So pflegte er ſich da⸗ mals als„Künſtler“ zu nennen. Es war ſein„nom de guerre“, auch ſonſt bei ſeinen leichtſinnigen Liebeseskapa⸗ den in luſtiger Studentenzeit. Ein paar ſorglos⸗frohe Tage waren es damals hier ge⸗ weſen. Kleine, goldne Eva! Kleiner, luſtiger Kobold!— Viktor von Wilbrandt ſchritt langſam weiter. Sah in die Ferne— nach drüben. Wie ein großes, ſehr vornehmes Spielzeug erſchienen die Werke dort in der grü⸗ nen Landſchaft. Nun bog er um die Hecke— der Flußſeite zu— am weiten Abhang des Hügels mußte es ſich gut liegen in all dem Sommerduft. Damals hatte er oft nach der Arbeit an der Staffelei dort ausgeruht. Er verſchwand hinter der Hecke— und blieb plötzlich wie angewurzelt ſtehen. In einer ſchmalen Grasmulde lag eine Mädchengeſtalt fh den Kopf aufgeſtützt— das Geſicht dem Fluß zuge⸗ ehrt. Eine junge Dame— fuhr es ihm durch den Sinn. Das helle Kleid lag wie eine hauchfeine Wolke um ihren ſchlanken, anmutsvollen Körper. Nun wandte ſie ihren Kopf nach ihm— wohl aufge⸗ ſtört von dem leiſen Geräuſch. „Mein Gott— das iſt ja die Dame— die ich da⸗ mals—,“ dachte er erſchrocken—„wahrhaftig— ich habe doch recht gehabt! Das iſt— Eva Gwendolin—“ „Verzeihen Sie,“ ſagte er höflich und zog die Mütze. Sie ſah ihn verwundert an. Beachtete ſeinen Gruß kaum. Da ergriff ihn der frohe Rauſch dieſes Wiederſehens. „Fräulein Gwendolin—“ „Sie wünſchen?“ Nun erſt blickte ſie ihn deutlicher an. Ein fragendes Lächeln glitt um ihre Lippen. „Sie— ſind doch— aber nein—“ Etwas an ſeiner Art ließ ſie ſtutzen. Die Haltung ſei⸗ ner Geſtalt, die Sicherheit— die Gepflegtheit—. Oder was war es? „Aber ja, Fräulein— gnädiges Fräulein— ich bin wieder im Lande— Ihr Malersmann—“ „Sie ſind— es wirklich?“ Nun war ſie aufgeſtanden. Schlank und biegſam ſtand ſie vor ihm. „Sie— Herr Harlan?“ Er ſtutzte. Daß ſie den Namen behalten hatte! Es lag ihm auf der Zunge, ſeinen richtigen Namen zu nennen, aber irgend etwas in ihm ließ es nicht zu. Hielt das in dieſem Augenblick für überflüſſig. Es ſchadete wohl auch nichts, wenn ſie ihn noch immer für—„Herrn Harlan“, den Maler, hielt. Er dachte an die Worte ſeines Vaters. „Alſo doch noch nicht ganz vergeſſen?“ rief er erfreut aus. Bewundernd hing ſein Auge an ihrer entzückenden Er⸗ ſcheinung. „Wie ſollte ich wohl— da doch Ihr Bild in unſerer Wohnſtube hängt.“ N „Ihr Bild,“ gab er neckend zurück.„Alſo dann— gu⸗ ten Tag, Fräulein Gwendolin!“ Er ſtreckte ihr die Hand entgegen. Sie ſchlug herzhaft ein. „Guten Tag, 175 Harlan— das iſt aber wirklich ein überraſchendes Wiederſehen—“ „An der gleichen Stelle wie damals. Wiſſen Sie noch? Aber nun— ſind Sie eine junge Dame— und ich darf wohl nicht mehr Eva ſagen—“ 5 e nicht? Aber wie kommen Sie nur ſo plötzlich S „Ja— das iſt eine lange Geſchichte. Doch halt— wol⸗ len wir uns nicht lieber in unſere alte, liebe Plaudermulde ſetzen? Da erzählt ſich's bequemer.“ „Eins, zwei, drei, vier, fünf, ſechs, ſieben“— nein, ſie „zählt nicht die Häupter ihrer Lieben, ſondern die fertigen Gepäckſtücke. Alſo: großer Koffer, der natürlich nicht auf⸗ gegeben wird, zwei Kupeekoffer, eine Schachtel, eine Hand⸗ taſche, zwei Kartons. a Der Ehemann betrachtet ironiſch lächelnd das Gepäck⸗ arſenal.„Na, höre mal, was haſt du bloß wieder alles ein⸗ gepackt; für dich und die zwei Kinder iſt das ſicher viel zu viel!“„Herrjeh, die Reiſeapotheke habe ich vergeſſen, die muß nun extra gehen, die Koffer und Taſchen ſind ſchor alle ſo voll. Was meinſt du, Mann, ich hätte zu vie Sachen eingepackt, ja, man weiß doch nie, was man unter⸗ wegs brauchen kann, mal iſt es kalt, mal heiß, mal regnen es, man geht mal ins Kurhotel oder man tanzt, na, und zu jedem Kleid hat man beſondere Schuhe nötig heutzutage und eine beſondere Handtaſche, und dann die vielen Strümpfe und die Wäſche, und den guten Hut muß ich doch unbedingt mitnehmen; man kann Bekannte treffen, dann will man doch nicht unelegant ausſehen!“ So redet ſie, ſich ſelbſt beſchwichtigend. Denn im tiefſten Unterbewußtſeir 6 ihr doch ein bißchen unheimlich zumute bei dem vieler eväck. Im Eiſenbahnabteil gehen natürlich ſchon die Scherereten los— jeder behauptet, der andere nehme mehr Platz im Gepäcknetz in Anſpruch, als ihm zuſtehe. Bei jeder Kurve zeigen die bedenklich übereinander geſchichteten Stücke eine Neigung herunterzukollern. Irgendein reichlich nervöſes und um die Schönheit ſeiner Naſe beſorgtes Gegenüber ruft den Schaffner.„Aber, meine Dame, ſo geht das wirklich nicht! Sie haben zuviel Gepäck. Sie müſſen den großen Koffer aufgeben!“ Sie wehrt ſich, erſt ſanft, dann wütend. Und im ſtillen denkt ſie— wäre ich hloß meinem Manne gefolgt und hätte nicht ſoviel mit⸗ genommen. Wahrſcheinlich brauche ich doch nicht alles! Nein, ſie braucht wirklich nicht alles, weder für ſich, noch für die Kinder. Ganz egal, ob ſie an die See reiſt oder ins Gebirge oder ſonſt wohin. Sie hat nämlich auf alle Falle zupvtel eingepackt. Schrank und Kommode im Hotel⸗ oder Penſionszimmer ſind immer viel zu klein, um alles aufzunehmen. Die Hälfte muß in den Koffern blei⸗ ben. Das iſt ſchon ſo ungemütlich und erſchwert die Be⸗ uutzung. Und dann— man hat in der Sommerfriſche aterkwürdigerweiſe gar nicht ſo viel Zeit und Luſt, ſich um⸗ zuziehen, als man vorher dachte. Man will doch die ſchönen Tage, die ſo ſchnell vergehen, ausnützen, nicht Sklavin ſeiner Kleidung ſein. Und alle machen es ſich bequem unterwegs, aller Toilettenzwang ſcheint auf⸗ gehoben zu ſein, ſelbſt in den feinen Hotels. Natürlich ſieht man Damen in der modernſten und ſchickſten Klei⸗ dung, aber man ſieht auch andere, die mit der größten Selbſtverſtändlichkeit daſitzen, ſo, wie ſte vom Strand kamen oder von der großen Tour im Gebirge. Niemand fällt veiter auf. Ein hübſches Kleid hätte genügt, denkt man ſchuldbewußt. Und ſopiel warme Sachen wären auch nicht nötig ge⸗ weſen, denn man friert ja gar nicht— die Kinder natürlich noch weniger—, ſelbſt wenn mal das Thermometer fällt der ein Gewitter Abkühlung bringt. Und dann, man fühlt ich am wohlſten im einfachen bequemen Kleid— am Strand braucht man nicht einmal das: womöglich kommt man den ganzen Tag nicht aus dem Badeanzug heraus. Auch die viele Leibwäſche war unnötig, nachher nimmt atan ſie ſchmutzig wieder mit— es ib ae zweck⸗ mäßiger, weniger bei ſich zu haben und die Wäſche mal an Ort und Stelle waſchen zu laſſen! a N Solche und ähnliche Gedanken und Einſichten tommen 1 in der 5— ſie nimmt ſich feſt zor, im nächſten Jahr nur das Notwendigſte einzupacken. Aber das nächſte Mal führt ſie dann vielleicht noch einen zeſonderen Schuhkoffer mit, dann ſind es 28 Gepäckſtücke katt der ſieben! Ja, ja, ſo nun mal die nen! —— 2—— 8. N Einheimiſcher Sport. Handball⸗Sportwerbetag. Wie ſchon aus einem Vorbericht erſichtlich war, finden auf dem Wörtelſportplatz heute Samstag und morgen Sonntag nachſtehende Kämpfe ſtatt: Samstag abend 6.30 Uhr: To. 98— Tſcht. Käfertal Aufſtellung: 2 Bühler i Schreck Schmitt Krauter Raufelder Bauder. Kettner Schmitt, F. Koſthorſt Hufnagel Biegel Sonntag vorm. 8 Uhr:. Top. 98 Damen— 1846 Mannheim Damen Aufſtellung: VV Schmitt Winkler Dallmann Keppler Erny II i Erny III Raufelder Seitz Eweig Borxheimer Sonntag vorm. 9 Ahr Mannſchaftskämpfe im Dreiſprung, Kugelſtoßen, Kugel über den Kopf, Weit⸗ ſprung, Handballweitwurf und Pendelſtaffelläufe. Sonntag nachm. 1.30 Uhr: To. 98 Igd.— St. Leon Jad. Werle Seitz Aufſtellung: 5 Möll Erny Volz Raule Berger Heidt Benz Büchner Sonntag nachm. 2.30 Uhr: Tv. 98 la Aufſtellung: Bühler Schmitt Dewald Gropp Kreuzer Greulich Koſthorſt Sonntag nachm. 3.30 Uhr:. Ty. 98 1b— 1846 Mannheim 1 Aufſtellung: Gropp Bauſch Krauter Möll, E. Gehr Merdes Kettner Schmitt, F. Raufelder, O. Hufnagel Heidt Aus techn Gründen muß leider das Spiel der 2. Mannſchaften ausfallen. a Wir wünſchen einen guten Verlauf zu allen Spielen. Auswärtiger Sport Der Reigen der ereignisreichen Sportveranſtaltungen bricht auch am letzten Juni⸗Wochenende nicht ab. Nachdem erſt am letzten Sonntag die deutſche Fußball⸗Meiſterſchaft ent⸗ ſchieden worden iſt, ſtehen unſere beſten Vereinsmannſchaften am kommenden Wochenende bei der 2. Schlußrunde zum v. Tſchammer⸗Pokalwettbewerb erneut im Kampf. Im Hand⸗ ballſport werden die deutſchen Meiſter ermittelt, die Leicht⸗ athleten betätigen ſich bei den Meiſterſchaften der Gaue und auch in den übrigen Sportarten geht es hoch her. Der Fußball 0 in der zweiten Schlußrunde um den v. Tſchammer⸗ Pokal ſein Hauptereignis. Der neue deutſche Meiſter 1. FC. Nürnberg und ſein im Endſpiel auf tragiſche Weiſe um den Sieg gekommener Gegner, Fortuna Düſſeldorf, holen ihre Spiele der erſten Schlußrunde gegen SC. Planitz bezw. SV. Klafeld nach. Die füddeutſchen Vereine, die die erſte Schluß⸗ runde überſtanden haben, ſtehen wie folgt im Kampf: Wor⸗ matia Worms— Vingſt 05, 1. SSV. Ulm— Freiburger FC., 1. FC. Schweinfurt— SV. Feuerbach, 1860 Munchen — 1. FC. Pforzheim. Drei rein ſüddeutſche Paarungen ſor⸗ gen dafür, daß die Zahl der Anwärter in Süddeutſchland am Sonntag beſtimmt um drei Vereine verringert wird. Vielleicht ſind es ſogar vier Vereine oder gar fünf, in dem 905 nämlich, wenn der„Club“ gegen Planitz und Wormatia orms gegen Vingſt 05 unterliegt.— In Heidelberg tragen die Studenten von Deutſchlan d und Angarn einen Länderkampf aus. Die letzte Begegnung gelegentlich der Budapeſter Studenten⸗Weltſpiele endete mit einem 2:1. Sieg der Magyaren.— In Neuſtadt werden die Spiele um den von Gauleiter Bürcke! geſtifteten Saarpfalz⸗Pokal mit den Spielen FV. Saarbrücken— Phönix Ludwigshafen und Pfe. Neuſtadt— Boruſſia Neunkirchen fortgeſetzt. Die Aufſtiegsſpiele in Süddeutſchland kön⸗ nen am Sonntag mit den Spielen SV. Wiesbaden— 1. FC. Kaiſerslautern, Reichsbahn Frankfurt— 04 Ludwigs⸗ afen, Sfr. Saarbrücken— MSV. Darmſtadt(Südweſt), Vg. Sandhofen— FV. 04 Raſtatt, SC. reiburg— FC. 08 Villingen(Baden), und Union Böckingen— FV. Nürkin⸗ gen(Württemberg) die noch ausſtehenden neuen Gauligiſten ringen. Welker St. Leon J Bauer Bauder Raufelder J Gropp Im Handball erreicht die Spielzeit 1935⸗36 ͤ am Sonntag mit den beiden Endſpielen um die Deutſche Meiſterſchaft für Män⸗ ner und Frauen, die in der Dortmunder Kampfbahn„Rote Erde“ ausgetragen werden, ihren Höhepunkt und gleichzeitig Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 27. Juni, 20 Uhr: Miete G 27, Sonder⸗ miete G 14 und NSKG. Mannheim, Abt. 171, 201 bis 2038, 304, 371: Guſtav Kilian. Schauspiel von Harald Bratt. Sonntag, 28. Juni, 20 Uhr: Miete B 27, Sondermiete B 15: Gaſtſpiel der Kammerſängerin Hildegard Ranczak, Staatsoper München: Tosca. Oper von G. Puccini. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 29. Juni, 19.30 Uhr: Miete H 28, Sonder⸗ miete H 15 und NS& O Mannheim, Abt. 541 bis 547, 552 bis 553, 563, 574 bis 577, 591 bis 5938: Agnes Bernauer, Trauerſpiel von Friedrich Heb⸗ Hel. . Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 28. Juni, 20 Uhr: Freier Verkauf und RSG. Mannheim, Abt. 124 bis 126, 321 bis 326: Der Sprung aus dem Alltag. Komödie von Zerkaulen. ** N In der Leichtathletik werden in allen deutſchen Gauen die Meiſterſchaften veranſtaltet. Hier haben unſere Spitzenkönner Gelegenheit, über die Gaumeiſterſchaften und die deutſchen Meiſterſchaf⸗ ten in die Olympia⸗Mannſchaft zu kommen. In Süd⸗ deutſchland werden die Titelkämpfe wie folgt entſchie⸗ den: Gau Südweſt in Darmſtadt, Gau Baden in Baden⸗ Baden, Gau Württemberg in Stuttgart und Gau Bayern in München.— Das Feldbergfeſt, das älteſte deutſche Bergfeſt, das 1934 bereits auf ein 90jähriges Be⸗ ſtehen zurückblicken konnte, wird am Samstag und Sonntag erneut veranſtaltet. Im Rudern nimmt die dritte Olympia⸗Vorprobe unſerer Ruderer bei der„Großen Grünauer“ auf der klaſſiſchen Olympia⸗Kampf⸗ bahn das größte Intereſſe für ſich in Anſpruch. Für dieſe internationale Regatta haben aus 52 Vereinen 815 Ruderer in 161 Booten gemeldet. Neben den beſten Berliner Klubs ſtarten Vereine aus Hannover, Königsberg, Stettin, Bres⸗ lau, Ma inz, Mannheim, Dresden, Leipzig und Würz⸗ burg. Auch aus dem Ausland ſind einige Meldungen einge⸗ gangen.— Für die Würzburger Regatta ſind von den ausgeſchriebenen 31 Rennen nur 22 zuſtandegekommen. Neben den Regatten in Koblenz, Bremen, Neuſtettin, Rendsburg, Deſſau finden ſich auch deutſche Ruderer im Aus⸗ land, in Bromberg und Zürich, am Start ein. auch ihren Abſchluß. Das Männer⸗Endſpiel ſieht Hinden⸗ burg Minden und MTSA. Leipzig und das Frauenſpiel VfR. Mannheim und SC. Charlottenburg im Kampf. Wer wird Meiſter? Dieſe Frage iſt ſowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ſchwer zu beantworten. Hindenburg Min⸗ den, der vorfährige Endſpielteilnehmer, wird allgemein auf den Schild erhoben. Bei den Frauen iſt das anders, hier gibt man keiner Mannſchaft einen Vorzug. Die Mannhei⸗ merinnen machen in drei aufeinanderfolgenden Jahren jedesmal einen Anlauf auf den höchſten Titel, aus dieſem Grunde wäre ihnen die Meiſterſchaft zu wünſchen.— Im Gau Südweſt wird zwiſchen Viktoria Griesheim und SV. 98 Darmſtadt das Endſpiel um den Gaupokal aus⸗ ice! g F Der Motorſport hat diesmal auf ſeinem Programm keine Rennwagen⸗Ver⸗ anſtaltung ſtehen. Dafür haben aber die Sportwagen aus⸗ reichend Gelegenheit, ihren Firmen zu Siegeslorbeeren zu verhelfen. Der„Große Preis von Frankreich“, der zum erſtenmal nur für Sportwagen ausgeſchrieben worden iſt, vereint in Lonas⸗Montlhery die beſten europäiſchen Wagen am Start. Deutſchland iſt durch BMW. mit zwei Wagen vertreten. Der Radſport bringt auf Bahn und Straße eine Reihe wichtiger Ereigniſſe. Die größte Bedeutung iſt dabei neben dem Steherländer⸗ kampf Deutſchland— Frankreich in Hannover den Großen Flieger⸗Preiſen von Paris beizumeſſen. Die wirklich beſten Sprinter der Welt geben ſich bei dieſer Gelegenheit ein Stell⸗ dichein. Sechs deutſche Berufsfahrer, darunter das Kölner Terzett Richter, Engel und Steffes, ſowie bei den Amateu⸗ ren Toni Merkens nehmen unſere Intereſſen wahr. In Saarbrückeenn geht die geſamte Kernmannſchaft unſerer Bahnfahrer an den Start. Unter Verſchiedenes iſt der Start der beſten württembergiſchen Schwim⸗ mer bei den Olympia⸗Prüfungskämpfen der Schweizer Schwimmer in St. Gallen zu erwähnen. Weiterhin verdienen die deutſchen Meiſterſchaften der Studenten, die am Wochen⸗ ende in Bonn im Rudern, Schwimmen, Tennis und in der Leichtachletit entſchieden werden, Exwähnung. Das Olympiaprogramm Bericht Dr. Lewalds an den Führer. Berlin, 27. Juni. Der Führer und Reichskanzler empfing in Gegenwart des Staatsſekretärs Pfundtner den Präſidenten des Organiſations⸗ komitees für die 11. Olympiade, Staatsſekretär a. D. Dr. Lewald, zum Bericht über das Programm der vom J. bis 16. Auguſt ds. Is. in Berlin ſtattfindenden Olympiſchen Spiele. Bei dieſer Gelegenheit überreichte Staatsſekretär a. D. Dr. Lewald dem Führer ein Modell der Fackel, die am Altar in Olympia entzündet und mittels Skafetten⸗ jaufs der Sportler der ſieben beteiligten Nationen zur Entzündung des olympiſchen Feuers im Olympiaſtadion nach Berlin getragen werden ſoll. Staatsſekretär Pfundtner meldete anſchließend dem Füh⸗ rer, daß die Olympiabauten des RNeichsſportſeldes am 10. Juli ds. Is. völlig fertiggeſtellt ſind und von dieſem Tage an den olympiſchen Kämpfern zu Traj⸗ ningszwecken zur Verfügung ſtehen. Japans Olympiaſchwimmer eingetroffen Berlin, 26. Juni. Mit dem fahrplanmäßigen Zuge vor Warſchau traf am Freitag die Hauptſtreitmacht der japani⸗ ſchen Olympiaſchwimmer in der Reichshauptſtadt ein. In Stärke von 22 Mann unter Führung des japaniſchen Olym⸗ piaſiegers von Los Angeles, Kiyokawa, haben die Japaner die Reiſe von Tokio über Sibirien, Moskau und Warſchau ohne Aufenthalt zurückgelegt und ſind nach der langen Bahnfahrt wohl und munter am Schauplatz ihrer Kämpfe eingetroffen. Es folgte ein Empfang im Olympiſchen Ko⸗ mitee, dann bezogen die Japaner ſofort ihre Quartiere im Olympiſchen Dorf. Auch die Argentinier eingetroffen Berlin, 27. Juni. Auf dem mit den Fahnen des Dritten Reichs, den Olympiafahnen und den argentiniſchen Farben ausgeſchmückten Lehrter Bahnhof traf mit dem„Fliegenden Hamburger“ die argentiniſche Olympiamannſchaft ein, die u. a. von Generalſekretär Dr Diem, Hauptmann Fürſtner vom Olympiſchen Dorf, dem Ehrengelitoffizier der argent niſchen Mannſchaft. Hauptmann von Hülſen, begrüßt wur⸗ de. Zum Empfang hatten ſich auch der argentiniſche Ge⸗ ſandte Labougle, der argentiniſche Konſul Pons, Ritter v. Halt und zahlreiche Angehörige der argentiniſchen Kolonie in Berlin eingefunden. Die Olympiakämpfer wurden zum Berliner Rathaus gebracht, wo ein Empfang durch Staats⸗ kommiſſar Dr. Lippert ſtattfand. i Ehrenpreis des Führers für den„Großen Preis von Europa“ Berlin, 26. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat für den am 5. Juli auf der Rennſtrecke Hohenſtein⸗ Ernſttal bei Chemnitz zum Austrag gelangenden„Gro⸗ ßen Preis für Europa“ im Motorradfahren de nEhrenpreis⸗ für den Sieger geſtiftet. Rundfunk ⸗ Programme N Reichsſender Stuttgart. a Sonntag, 28. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Katholiſche Morgen⸗ feier; 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Morgenfeier der HJ; 10.30 Feierſtunde zum 550. Jubiläum der Aniverſität Hei⸗ delberg; 11 Kleine Muſik; 11.30 Schöne Melodie; 12 Mit⸗ tagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinder⸗ ſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Ja— die Liebe hat bunte Flügel..., buntes Schallplattenkonzert; 16 Unbe⸗ kanntes Schwaben; 16.30 Volk ſendet für Volk; 18 D' Bad⸗ reis, luſtiges Hörſpiel; 18.30 Tanzmuſik, dazwiſchen um 19 Schlußbericht vom deutſchen Derby 1936; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Don Juan letztes Abenteuer, Oper von Pl Graener; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanzmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 29. Juni: 9.30 Eine Bibliothekarin erzählt; 9.45 Sendepauſe; 10 Die Eidechſen, die von den Schlangen nichts wußten, natur⸗ kundliches Spiel; 10.30 Sendepauſe; 15.45 Auslandsdeutſche Mütter werden beraten; 17 Der Zeitfunk beſucht das In⸗ fanterieregiment 13 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg, bunte Funkbilder mit Militärmuſik; 18. Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19 550 jähriges Jubiläum der AUniverſität idelberg; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten— für dich; 20.10 Zum Kampf der Wagen und Geſänge, Liebes⸗ und Früh⸗ lingslieder; 21.10 Geſang verſchönt das Leben; 21.40 So⸗ nate für Violine und Klavier; 22.20 Funkbericht von den Vorarbeiten zur Ausſtellung:„Deutſchland“; 22.30 Schall⸗ platteneinlage; 23 Kleine Abendmuſik. Dienstag, 30. Juni: 10 Die Orgelborns⸗Kirmes in Boppard, Hörfolge; 10.30 Franzöſiſch; 11 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17 Meiſter ihres Faches; 17.40 Runen des Lebens; 18 Lieder an Deutſchland; 18.25 Schaltpauſe; 18.30 Olympia⸗Hoffnun⸗ gen— Olympia⸗Vorbereitungen in aller Welt: Italien; 19 Deutſche im Ausland, hörk zu; 20.10 Sommergedanken, beſinnliche Lyrik; 20.10 Der Vetter von Dingsda, Operette von Künneke; 22.20 Welttreffen ehemaliger Heidelberger Studenten in der Stadthalle; 22.40 Konzertſtunde; 23.10 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 1. Juli: 9.30 Die Entwicklung des Säuglings; 9.45 Sendepauſe; 10 Künder unſerer Zeit: Wolfram Brockmeier; 10.30 Sende⸗ pauſe; 14 Was ihr gerne hört; 15.15 Allerlei Plaudereien: 15.30 Wer gewinnt die Heimeinrichtung?, Hörſpiel; 16.50 Funkberichte von den Vorbereitungsarbeiten zur Ausſtellung „Deutſchland“; 17.30 Klänge aus Wales, der Heimat der Barden, Schallplattenplauderei; 18 Großer muſikaliſcher Quer⸗ ſchnitt; 19 Poppele vom Hohenkrähen, dramatiſche Hörfolge; 19.40 Schaltpauſe; 19.45 Die Eröffnung des Olympiſchen⸗ Dorfes; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Beethoven⸗ Konzert; 22.20 Deutſchland und der Davispokal, Unterhal⸗ tung; 22.30 Nordiſche Muſik; 23 Werke von Otto Erich Schilling. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 28. Juni: 6 Hafenkonzert; 8.05 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wel⸗ ter; 8.10 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelmuſitz 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Kameraden; 11.30 Chorgeſang; 11.15 Südweſtdeutſche Er⸗ zähler; 11.30 Von deutſchen Blumen und Kräutern, bunter⸗ Bilderbogen mit Gedichten; 12 Mittagskonzert; 14 Kinder⸗ funk; 14.45 Guten Tag— Auf Wiederſehen, kleines Zeit⸗ kapitel; 16 Volksſender 1936, als Einlage: Stimmungs⸗ bilder und Funkbericht vom Verlauf des deutſchen Derby 1936; 18 Jugendfunk; 18.30 Konzert; 19.50 Sport; 20 Neue deutſche Unterhaltungsmuſik; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Der Volksſender 1086 ruft; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Tanzmuſik; Wrontag, 29. Juni: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinder⸗ funk; 15.45 Nachmittagskonzert; 16.30 Jugendfunk; 17 Kla⸗ viermuſik; 17.30 Schlagbäume dreier Länder, Bilder an der Reichsgrenze bei Perl; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Kon. zert; 19 Richthofen, Hörſpiel; 20.10 Opernabend; 22.30 Muſitk zur guten Nacht. Dienstag, 30. Juni: 11.30 Bauernfunk; 15.15 Die deutſche Frau; 17.30 In⸗ duſtrievolk einſt und jetzt, Hörfolge; 18 Unterhaltungskon⸗ zert; 18.30 Olympia⸗ Hoffnungen— Olympia⸗Vorbereitungen in aller Welt: Italien; 19 Abendmuſik am heſſiſchen Hofe; 20.10 Volksmuſik; 21.40 Richard Strauß, ſein ee Schaffen: Don Juan; 22.20 550 jähriges Jubiläum der Uni⸗ verſität Heidelberg; 22.40 Zum Gedächtnis von Alexander Glaſunow. Mittwoch, 1. Juli: 11 Hausfrau, hör zu; 15.15 Im Wein liegt Wahrheit, Lieder und Anekdoten; 17 Ausſchnftte aus dem Schwarzwäl⸗ der Sängerfeſt in Donaueſchingen; 17.30 Jugendfunk; 18 Großer muſikaliſcher Querſchnitt; 19.45 Die Eröffnung des Olympiſchen Dorfes; 20.15 Stunde der jungen Nationz 20.45 Kammermuſik; 21.15 Flämiſches Konzert; Der Gerechte ſorgt auch für ſein Vieh. Derweil für ihn Spinat und Spargel ſprießen, Erbſen und junge Boh⸗ nen vielverſprechend blühen, ſchneidet er zum Nutzen der Kreatur an Berghängen, Gräben und Wieſen das ſaftig junge Gras, rot durchleuchtet vom üppigen Sauerampfer und der Kuckucksnelke, hell überſtrahlt von dicken Schaf⸗ garbendolden und dem ſatten Gelb der Dotterblumen. Maienregen füllte die hohen Schäfte mit Saft, Maien⸗ ſonne mit wunderſamen Vitaminen und würziger Süße. Warme Junitage bringen nun die Reife zum Schnitt. Was Bauer heißt, das iſt in dieſen Wochen in ſteter Spannung, iſt auf den Beinen von erſter Morgendämme⸗ rung bis in die Nacht, das kennt nur einen Gedanken⸗ gang: Sonne, Trockenheit, Heu! Kennt nur drei Griffe: mähen, wenden, häufeln; das hat erſt wieder geruhſamen Schlaf, wenn die hochgepackten Fuder heimſchwanken über den Staub zerfurchter Wege und ihrer duftenden Laſt ent⸗ laden wurden unterm Scheunendach. Denn vieles hängt von dieſem erſten großen Ernten ab: die Kraft der Milch und die Güte der Butter, die Aufzucht des Jungviehs und die Sicherheit des Winter⸗ ſutters— und durch all dies ein gut Teil Sicherheit des Seſamtbeſtehens. So ſchwer und erſchöpfend dieſe Arbeit in der grellen Sonne iſt, ſie wird darum zum Feſt. Und tiefer als der Großbauer, der mit der Mähmaſchine ſchvellräumend ſeine Arbeit macht, fühlt der kleine Siedler die Fülle des Segens über ſeinem Werk. Erfreulich rauſcht und ziſcht das dichte Gras im Schnitt, ſchwer legt ſich ſeine Fülle nieder. Die Beine breitgeſtemmt, ſchwin⸗ gen die Oberkörper leicht vorgeneigt, die Arme holen weit aus im Gleichmaß des ruhigen Takts. Ueber die Menſchen hin geht ununterbrochen Flug und Schrei der Wieſenvögel, deren Brut und Neſter die Senſe bedroht. Mit jedem Schwung erfüllt die Mähenden zutiefſt Genugtuung ob des Segens der hingelegten Schwaden. Wenn nur das Wetter hält...] Veratmend ſtehen ſie zuweilen, ſtrecken das müde Kreuz, fahren mit dem Aermel über die naſſe Stirn, ſchieben die Mütze mit einem Seufzer in den Nacken, greifen zum Schärfer in der hinteren Hoſentaſche. Ihr Dengeln ſingt durch den friſchen Morgen, die grüne Weite wogt und wiſpert im Wind. Voll rauſchend ſinken neue Reihen hin. Auf der Höhe des Morgens ſtrahlt die Sonne ſengend, das Gras wird ſpröde und weicht den Senſen⸗ ſchwüngen läſſig aus, die Nacken der Männer ſind wie braunes Leder, faltendurchfurcht wie ein geeggter Acker. Das Grün des Schnittes bleicht hinüber ins Grau, die Luft wird ſchwer vom fülligen Duft der trocknenden Gräſer und würzigen Wieſenkräuter, dem künftigen Aroma einer fetten Milch. Die Frauen erſcheinen mit Gabeln und Rechen zum Wenden. An ſchattiger Stelle haben ſie Korb und Ruckſack mit dem Eſſen abgeſetzt, aber erſt wenn vom fernen Kirch⸗ turm der Mittagsglockenſchlag herübertönt, wird wohl⸗ verdiente Raſt gemacht. Müde und zerſchlagen liegen ſie alle im Gras, ſtützen ſich auf die Ellenbogen und löffeln ſchweigend kühle Milch mit Reis. Sie ſchneiden derbe Scheiben ab vom ländlich dunklen Brot und eſſen ſie mit Speck. Dann waſchen die Frauen die Schüſſeln am nahen Fluß und ſchwenken ſie zum Trocknen. Die Männer rauchen eine Pfeife. Sie legen ſich hin, ziehen die Mützen über die Augen und ſchlafen in der guten Wärme der Erde und des Himmels. Kurz nur währt ſolche Raſt,— dann fliegen die klei⸗ nen Heubündel durch die Luft in flinkem Wenden. Die Frauen in ihrer leichten Art halten mit den Männern ordentlich Schritt. Es geht wie um die Wette, und wenn die Sonne es gut mit ihnen meint, ſo iſt das erſte ſchon trocken und zu neuem Wenden gut, wenn ſie am Ende der Wieſenfläche ſind. Unabſehbar dehnen ſich dieſe Flächen im Norden und Süden. Weit ſind die Wege zu jedem Hof, kurz die Ruhe der Nacht. Die Frauen fahren abends heim zum Melken und Kochen, zum Betreuen der Kinder und des Viehs Die Männer ſchneiden wieder bis zur letzten, Dunkelheit, weil der fallende Nachttau das Werk leichter macht. Mit fallenden Füßen gehen ſie ſchließlich zu ihrem, Zelt oder kriechen ins Heu. Sie ſchlafen ſelbſtverſtändlich nicht tief, die Sonne ſingt noch in ihrem Blut, das Lager iſt ungewohnt und hart, Schulter und Hüfte ſchmerzen, und nächtliche Wieſennebel ſteigen alles durchſchauernd hoch. Was hilft's! Jede Stunde gilt! Zerſchlagen und ſteif ſtehen ſie in der erſten Morgenfrühe, frierend greifen ſie zu ihren Senſen, um die Friſche der Gräſer zu nutzen. Glück des Sommers bedeutet dem Bauern: Glück der erſten Mahd. Luſtig flattern die hellen Frauenhauben im Wind. Heuduft und Sonne geben einen ſtilten, kleinen Rauſch, dem Heuenden ſelber unbewußt, und die Mahl⸗ zeiten mit Gottes warmer Erde als gutem Tiſch machen trotz aller Mühſal des Werkens die Tage zum Feſt. 5 Eugenie v. Garvens. Aufnahme: Saebens⸗Worpswede— M. Der Segen der erſten Mahd Romantik ums Heu Irgendwoher weht uns der würzige Duft friſchen Heues an, und urplötzlich träumen unſere Gedanken die⸗ ſem Duft nach und laſſen uns die Romantik des Heus empfinden. Das Heu iſt nicht nur ein Viehfutter von hohem Wert, das der Fleiß des Bauern gewann, es ſchafft irgendwie beſondere Beziehungen zu allen Menſchen. Vielleicht ſind es gerade die Stadtmenſchen, die der Heuromantik am ſtärkſten verfallen. Erinnerungen werden wach! Selige Knabengedanken an ferne Kindheits⸗ tage auf dem Lande, da die Heuhaufen ein köſtliches Polſter für die gewagteſten Purzelbäume abgaben, und da man in tollem Spiel über die duftenden Hügel in ſengender Sonnenglut ſeinen erſten Hürdenlauf trainierte! Freilich, pom Bauern durfte man ſich nicht erwiſchen laſſen, wenn man die Hürden riß und die Arbeit der Harke wieder zerſtörte. Wie ſchön iſt es, im Heu zu liegen und zu träumen. Der weite, helle Himmel flimmert über einem, lichtfroh und ſonnenſelig! Und den Blick dem Firmament zu⸗ gewandt, iſt man doch ſo wunderſam der Erde nah, beobachtet das Kletterſpiel eines Käfers an den Halmen oder die Meiſterſprünge eines Heuhopſers. Weiter ſpinnen ſich die Gedanken zu einer Wander⸗ fahrt, auf der man wandermüde auf dem Heuboden eines Bauern ſein Nachtlager fand. Streichhölzer und Feuer⸗ zeuge mußten natürlich abgegeben werden, denn für den Bauern gibt es kaum ein größeres Unglück, als wenn ſeine Scheune abbrennen würde und die brennenden Heu⸗ bündel ihren den ganzen Hof gefährdenden Flammentanz beginnen. Von dieſer ſchaurigen Romantik möge der Landmann verſchont bleiben. Aber ſo eine Nacht auf dem 4 8 Heuvoden iſt unvergeßlich! Wenn die letzten Scherze de Wanderburſchen verklungen ſind und ſich die Müdiakeit einſtellt, hört man das Raſcheln der Mäuſe, an das man ſich erſt gewöhnen muß, aber bald fällt die dumpfe Schwere der Heubodenluft wie eine Narkoſe über den Wanderer, bis der Lärm des Viehs den Morgen kündet, der nur ſchwach durch die Bodenluken blinzelt und uns allmählich ins Bewußtſein zurückholt. f Das alles muß man einmal erlebt haben, wenn man die Romantik des Heues verſtehen will. Die Burſchen wandern im Gefühl eines rechten Heuerlebniſſes in den klaren Sommertag hinein. Wenn ihnen dann ein Heu⸗ wagen begegne, hoch oben auf dem Fuder eine ſonnen⸗ gebräunte Bäuerin, ſo winken und jauchzen ſie in frober Luft, und einer ſtimmt dann wohl das alte Volkslied an vom Bauern, der ſo gern ins Heu fuhr, und weithin ſchallt es:„Juchheißa, wir fahren ins Heu!“ Was wir alle empfinden, das drücken auch die Künſtler aus, die in vielen Gemälden nicht nur des Bauern Arbeit im Heu, ſondern auch immer zugleich dieſe romantiſchen Beziehun⸗ gen lebendig gemacht haben. Wie kommt es, daß gerade das Heu ſo viele Beziehun⸗ gen zu uns knüpft? Iſt es der würzige Duft, der ſo erd⸗ ſchwer und doch irgendwie ſonnentrunken von der Glut, vie das Heu dörrte, uns berauſcht? Spüren wir in dem Ruch des Heues die Kraft heilſamer Kräuter? Nichts ver⸗ mag des Menſchen Landſehnſucht ſo zu wecken, wie der Odem der erſten Mahd. An dieſer Tatſache iſt nicht zu rütteln, wenn auch für die Menſchen, die ſich den gefürch⸗ teten Heuſchnupfen holten und die nur mit gemiſchten Gefühlen an die Zeit der Heuernte denken, das Hen ein böſer Feind wurde. Sie mögen aber trotzdem den Heu⸗ romantikern die Schwärmerei für dieſen koſtbaren Wieſen⸗ ſegen nichl übelnehmen“! ö X B. * „ 1 13 1 * age Abenpuer mit dem Hratzay for Anton Haas, ein junger Mann von einigen zwanzig Jahren, ſaß auf einer Bank im Park und ſonnte ſich. Herr Haas hatte einige Tage das Bett gehütet. Er hatte ſich am vergangenen Sonntag mit ſeinem Motorrad in eine Auseinanderſetzung mit einem Chauſſeebaum ein⸗ gelaſſen, bei der der letztere eine überraſchende Wider⸗ ſtandskraft an den Tag legte, und die Folge dieſer kühnen, aber unklugen Handlungsweiſe war, daß das Motorrad, Herr Kaas und ſeine Freundin Käte abgeſchleppt werden mußten. Fräulein Käte, die mit einigen Hautabſchürfungen davongekommen war, nannte Herrn Haas im weiteren Verlauf dieſes Ereigniſſes einen Idioten und kündigte ihm die Freundſchaft, während er ſelbſt ſich mit einem ange⸗ knackten Schlüſſelbein und einer gelinden Gehirnerſchütte⸗ rung in ſein Bett begab, um ſich an dieſem ſicheren Ort unter dem Beiſtand eines menſchenfreundlichen Arztes von ſeinem Schrecken zu erholen. Jetzt, einigermaßen wiederhergeſtellt, ſaß er auf einer Bank im Park, blinzelte in das Sonnenlicht und dachte über ſein Unglück nach, das ihm jedoch nach allen über⸗ ſtandenen Leiden vielmehr als Glück erſchien, da er auf dieſe Weiſe der jungen Dame namens Käte ledig geworden war, welche ihm in der letzten Zeit bereits mit verdäch⸗ tigen Anſprüchen auf die Nerven fiel. Man ſieht daraus, daß Herr Haas, dieſer unterneh⸗ miungsluſtige junge Mann, ſich als Charakter entpuppte, als Charakter nämlich mit durchaus abenteuerlichen Nei⸗ gungen, was ſeine Beziehungen zu dem ſchöneren Ge⸗ ſchlecht betraf. Und ſo alſo, frei und ledig, ſaß er jetzt auf der Bank, durſtig nach neuen Taten. Gleich, als der Drahthaar⸗Fox auftauchte, ahnte Herr Haas, daß die Gelegenheit nicht mehr fern ſei. Der Drahthaar⸗Fox kam über die Grünfläche, welche ſich vor Herrn Haas' Blicken ausbreitete. Er kam eigent⸗ lich nicht, ſondern er bummelte offenbar ziellos darüber hin und wandte ſich ſchließlich neugierig der Bank zu. Während Herr Haas ihn beobachtete, beſchnupperte er die Füße der Bank, hob darauf das Bein, das tat, was eines Hundes in dieſem Falle würdig iſt und kam darauf „Hunde ſind im Park an der Leine zu führen!“, ſagte der Parkwächter finſter.„Drei Mark, bitte!“ Zeichnungen(2): Grunwald— M. zu Herrn Haas, um deſſen Schuhe einer eingehenden Be⸗ ſchnüffelung zu unterziehen. Anſchließend daran ließ er ſich vor Herrn Haas nieder und betrachtete ihn aufmerkſam. „Nun“, fragte Herr Haas, dem es auffiel, daß der Drahthaar⸗Fox ohne menſchliche Begleitung umherſtrolchte, „wo iſt Frauchen?“ Herr Haas, ein erfahrener Kenner der Damenwelt, verband die Erſcheinung eines Drahthaar⸗Forx ſtets mit der Perſon irgendeiner hübſchen, jungen Dame, die unbe⸗ dingt irgendwo vorhanden ſein mußte, wollte ein ſolches Tier Anſpruch auf Vollſtändigkeit erheben. Seiner Erfah⸗ rung nach war, wo ein Drahthaar⸗Fox auftauchte, Venus micht weit— daher ſeine Frage. N Der Hund wedelte mit dem Stummel, der ihm an Stelle eines Schwanzes als Ausdrucksmittel für ſeine Ge⸗ fühle diente, und guckte Herrn Haas mit ſchief geneigtem Kopf an. Komiſch, dachte Herr Haas, welche Aehnlichkeit dieſe Drahthaar⸗Foxe mit Schafen haben. Ob es Kreuzungen zwiſchen Schafen und Hunden ſind? „Wo iſt Frauchen?“, fragte er abermals und beugte ſich hernieder. Der Hund legte ſich ihm zu Füßen und ließ ſich ſtreicheln. Herr Haas blickte umher, aber es war weit und breit kein Menſch zu ſehen. Gut, dachte er, warten wir ein Weilchen! Er wartete. Es verging eine Stunde, aber die Be⸗ ſitzerin des Hundes zeigte ſich nicht. Herr Haas, der ſich inzwiſchen ein hoffnungsvolles ideales Bild ſeines neuen Abenteuers erträumt hatte, erhob ſich ungeduldig und ent⸗ täuſcht und beſchloß, nach Hauſe zu gehen. Der Fox folgte ihm auf den Ferſen und umſprang ihn vergnügt. Herr Haas, nunmehr keineswegs geneigt, ſich die Ge⸗ ſellſchaft des damenloſen Hundes gefallen zu laſſen, blieb, ſtehen, drohte mit dem Finger und ſagte:„Marſch, Fox! Geh zu Frauchen! Mach, daß du fortkommſt, hopp!“ Der Fox guckte ihn mit ſchiefem Kopf an und wackelte mit dem Stummel. Herr Haas, teils geärgert, teils ge⸗ rührt ob ſolcher Anhänglichkeit, räuſperte ſich und ging weiter. Der Hund ſprang fröhlich um ihn herum. Ein Parkwächter kam. Er blieb vor Herrn Haas ſtehen und ſagte:„Das koſtet Sie drei Mark Strafe!“ Herr Haas ſtarrte den Wächter verblüfft an.„Was?“ fragte er. „Hunde ſind im Park an der Leine zu führen!“ ſagte der Parkwächter finſter.„Drei Mark, bitte!“ „Aber das iſt doch gar nicht mein Hund!“ brauſte Herr Haas auf. Der Parkwächter blickte Herrn Haas eine Weile nach⸗ denklich an. Dann ſagte er:„Halten Sie mich für ſo blöd⸗ ſinnig, daß ich Ihnen eine ſolche faule Ausrede glaube?“ EINE GESCHICHTE VON OIFENHAR NHOER ING Herr Haas verſuchte, dem Fox, der die Unterhaltung mit ſchiefgeneigtem Kopf mit angehört hatte, einen Fuß⸗ tritt zu verſetzen. Der Fox wich aus und ſprang zutraulich bellend, als wäre alles nur ein Scherz, an Herrn Haas' Beinen empor. „Mach, daß du fortkommſt, verdammter Köter!“ ſchrie Herr Haas erboſt. Und zu dem Parkwächter:„Das Bieſt gehört mir wirklich nicht!“ Der Parkwächter wiſchte ſich eine Träne aus den Augen und erwiderte mit ſtrafender Miene:„Ja, ſo treu⸗ los kann nur ein Menſch ſein! Sie, mein Herr, verraten Ihren armen, unſchuldigen Hund wohl, aber Ihr Hund berrät ſeinen Herrn nicht! Nehmen Sie ſich ein Beiſpiel an Ihrem braven Hund und zahlen Sie nun!“ Da zahlte Herr Haas ſeufzend die drei Mark. Nachdem er ſich auf dieſe Weiſe zu dem Hund bekannt hatte, nahm er ihn mit heim. Er war feſt entſchloſſen, jetzt, nachdem er ſchon einmal Geld in der Sache angelegt hatte, zu ſeinem Abenteuer zu kommen, koſte es, was es wolle. Der Hund folgte ihm vergnügt. Herr Haas verfolgte in den nächſten Tagen alle Zei⸗ tungsanzeigen. die ſich auf verlorene oder entlaufene Hunde bezogen. Aber kein Drahthaar-Fox wurde geſucht. Da nahm er den Hund auf ſeinen Schoß und ſprach zu ihm:„Mein Freund, nun müſſen wir die Sache ſelbſt in die Hand nehmen! Sage mir, iſt dein Frauchen jung?“ Der Fox legte den Kopf auf die Seite und blinzelte ihn an. „Sie iſt jung!“, ſagte Herr Haas.„Iſt ſie hübſch?“ Der Fox legte den Kopf noch ſchiefer auf die Seite. „Gut!“, ſagte Herr Haas.„Sie iſt auch hübſch! Sie iſt zweifellos jung, hübſch und elegant, wie es ſich für einen ſo netten Hund gehört! Komm! Und er gab eine Anzeige auf:„Kluger, kleiner Drahthaar-Fox zugelaufen. Beſitzerin wird gebeten uſw.“ Am nächſten Tag klingelte das Telephon. Eine helle, klangvolle Frauenſtimme meldete ſich:„Sagen Sie, hat der Fox einen ſchwarzen Fleck auf der Bruſt?“ „Jawohl!“ erwiderte Herr Haas eilig, von der Stimme angenehm berührt. „Dann iſt er es! Ich habe ſelbſt keine Anzeige aufge⸗ geben, weil ich ſchon einmal die Erfahrung gemacht habe, daß einem dann⸗das Haus mit allen möglichen oder viel⸗ mehr unmöglichen Tieren eingelaufen wird! Puck iſt mir nämlich ſchon einmal davongelaufen!“ Herr Haas ſagte:„Sie können Puck jederzeit bei mir abholen, gnädiges Fräulein!“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung zwitſcherte vor Lachen, ſo daß Herr Haas ſein Herz hüpfen fühlte. „Nein, bringen Sie ihn mir bitte! Ich lade Sie zu einer Taſſe Tee ein. Haben Sie ihn auch gut behandelt, das ſüße Hundchen?“ „Als ob ich Sie ſelbſt zu bewahren gehabt hätte!“ rief Herr Haas. Sein Herz hüpfte immer höher. Tee! Das Das Mädchen Georg Von Paul Reinke. Er hatte es Helga verſprechen müſſen, in den acht Tagen ihres Fortſeins jeden Abend daheim zu bleiben. Sie forderte nicht etwa dieſes Verſprechen von ihm, weil der Urſprung die Eiferſucht war, vielmehr war ihr Gedanke, als ſie dieſes Verſprechen von ihm forderte, von klarer Sachlichkeit getragen, indem ſie ihn bat, an jedem Abend im Heim etwas zu ordnen, wozu ſonſt, wenn ſie beide bei⸗ ſammen waren, die Zeit zu kurz wa Er hat pflicht⸗ getreu am erſten Abend die Bücher im Schrank durch⸗ geſehen, ſie ihrer Größe nach an⸗ einandergereiht, hat Fauſt zu Schillers Werken und Kochbuch und Poeſiealbum zu⸗ ſammengeſtellt. Am zweiten Abend hat er in das Labyrinth der Unordnung der einzelnen Schreibtiſchkäſten wieder glatte Sachlichkeit ge⸗ bracht. Nach die⸗ ſer Arbeit ſchreibt er Helga einen Brief, er ſchreibt ihr, daß ihn ihre Abweſenheit erſt richtig zeigt, wie er ſie liebt, daß das Eſſen im Lo⸗ kal ſchlecht iſt, be⸗ Er hat das Empfinden, daß auch richtet von ſeiner dieſes Mädchen einem Jungen Arbeit im Haus. ühnelt. nmieint, ſie ſolle ſich Zeichnung: Grunwald— M. gut erholen und freut ſich auf ihr Wiederkommen. Als er am nächſten Abend das Büro verläßt, ſchlen⸗ dert er durch die Anlagen um den kleinen See herum. Zwiſchen einigen Kinderwagen findet er auf einer Bank Platz. Neben ihm ſitzt ein junges Mädchen. Große dunkle Augen ſtehen in ihrem blaſſen Geſicht, ihr ſchlanker Kör⸗ per und das kurzgeſchnittene Blondhaar erinnern ihn an ein Buch, deſſen Hauptfigur ein etwa gleich altes Mädel war, das den Namen Georg führte. Er hat das Empfin⸗ den, daß auch dieſes Mädchen einem Jungen ähnelt; den⸗ ging ja verdammt ſchnell! Donnerwetter, das hätte er gar nicht erwartet! „Natürlich!“ ſagte er.„Ich komme mit dem größten Vergnügen!“ Und er notierte ſich die Adreſſe. Herr Haas rieb ſich die Hände. Das ſchien ja eine draufgängeriſche kleine Perſon zu ſein! Er drückte Puck an ſeine Bruſt.„Welche Stimme!“ rief er ein über das anderemal,„welch reizendes Organ! Iſt dein ganzes Frauchen ſo reizend wie ihre Stimme, du Goldjunge von Hund? Sie wird blond ſein, platinblond und ſchlank wie eine Ger ah, vorwärts, mein Lieber!“ Und er machte ſich au Weg. Fievbernd vor Ungeduld und Sehnſucht nach der Un⸗ bekannten trieb er den Chauffeur des Taxis zu einer raſen⸗ den Geſchwindigkeit an. Endlich, nach einer Ewigkeit, dünkte es ihm, hielten ſie vor dem Hauſe. Herr Haas ſtürmte die Treppe hinauf, während er Puck in Gedanken an die angenehmen Ereigniſſe, die ſeiner warteten, feſt an ſich drückte. Unter dem Na⸗ men, der die Klingel bezeichne⸗ te, ſtand: Ge⸗ ſangspädagogin. Aha, dachte Herr Haas, daher die Stimme! Er drückte auf den% Knopf. Es er⸗ ſchien eine alte,. pulente Dame in weißem Haar. „Puck!“ ſchrie ſie auf und riß Herrn Haas den Hund aus den Armen, um die⸗ ſen, der ſich ver⸗. zweifelt zur Wehr ſetzte, an ihre Bruſt zu preſſen. „Ihr Fräulein Tochter“, begann der etwas ver⸗ dutzte Herr Haas; — ihm kam näm⸗ lich die Stimme, mit der die alte„Puck!“ ſchrie ſie auf und riß Herrn Dame„Puck“ ge⸗ Haas den Hund aus den Armen. rufen hatte, ver⸗ dächtig bekannt vor—„Ihr Fräulein Tochter—“.„Mein Fräulein Tochter? Aber ich habe doch gar keine Tochter! Das iſt doch mein Puck!“ Herr Haas ſtarrte die dicke alte Dame beſtürzt an. Seine Augen wurden groß wie Teller. Und plötzlich drehte er ſich um, und rannte die Treppe hinunter. Er rannte, als ſei der Teufel hinter ihm her. Und er rannte auch noch, als er auf die Straße kam. Er rannte, bis er zu Hauſe angekommen war. Er legte ſich auf ſein Bett und ſtöhnte.„Puck!“ ſtöhnte er,„ich verſtehe dich! Vollkommen!“ noch zieht ihn das Weibliche an ihr ſo ſtark an, daß er ganz vergißt, zum Eſſen zu gehen oder gar an ſein Helga gegebenes Verſprechen zu denken. Nachdem er ſte gefragt hat, ob ſie vielleie ahne, wie ſpät es ſei, ſind ſie mitein⸗ ander ins Geſpräth gekommen. Schließlich haben ſie ſich für morgen verahredet. Als Helga wiederkommt, zeigt er ihr alles, was er in den Abenden während ihrer Abweſenheit geordnet und aufgeräumt hat. Sechs davon waren erlogen, denn er hat nur den erſten Abend den Bücherſchrank geordnet, den zweiten Abend den Inhalt der Schreibtiſchkäſten ſortiert, den dritten Abend— aber hatte er das Mädchen kennen⸗ gelernt, die der Figur der„Georg“ glich. Und das ver⸗ ſchwieg er Helga. Sein Gedanke war geweſen, wenn Helga zurückkam ſich von„Georg“ zurückzuziehen. Aber das gelang ihm nicht— denn aus der Zuneigung war Liebe geworden, die er vor ſich nicht mehr verleugnen konnte. Helga erzählt ihren Freundinnen von der Tüchtigkeit ihres Mannes. Seit ihrer Rückkehr beſucht er dreimal in der Woche Abendſchulen zur Weiterbildung. Der Lehrer dieſer Stunden aber iſt das Mädchen Georg. Ihn beginnt etwas Ungewiſſes zu plagen, ſeitdem das Mädchen den Wunſch hat, daß er in ihrem Hauſe verkehrt, zumal auch ihre Eltern geſpannt ſeien, ihn kennenzulernen. Er hat ihr erklärt, das ginge nicht, das hätte zufolge, daß dadurch ihre Liebe auf einmal verſchwinden würde, das hat ſie nicht verſtanden und ihn ſo lange gequält, bis er geſagt hat: — ich— habe eine Frau—.“ Das Mädchen Georg iſt nicht in Tränen ausge⸗ brochen, ſie iſt nicht haltlos in ſich zuſammengeſunken, hat ihm ruhig die Hand gegeben und— iſt gegangen. Ein Brief an ſie blieb unbeantwortet, ein Warten auf ſie war vergebens, ſeine Sehnſucht nach ihr umſonſt. Er hat dieſe Sehnſucht geſtillt, indem er die dreimal in der Woche ſtattfindenden Schulſtunden einſtellte und wieder daheim bei Helga blieb. Mit der Zeit vergaß er das Mäd⸗ chen ganz. Sie aber hat es verſtanden auf eine Art, wie ſie nur Frauen zu eigen iſt, die Bekanntſchaft Helgas zu machen. „Du mußt ſie kennenlernen“, hat ſie zu ihm geſagt,„es iſt ein reizendes Geſchöpf.“ Helgas neue Freundin iſt bei ſeiner Frau, als er heute nach Hauſe kommt. Als ihm das Mädchen Georg die Hand reicht, findet er keine Worte. Er weiß: Das iſt ihre Rache! Je öfter ſie kommt, je mehr Helga von ihr ſchwärmt um ſo drückender wird für ihn die Gewißheit: wenn er eines Tages heimkommt, wird Helga alles wiſſen. Als das Mädchen eines Abends wieder gcgen iſt. ſagt er zu ihr:„Dieſes Mädchen, Helga,— iſt kein Ver⸗ kehr für dich, ich hab heut' erfahren, es ſoll vor einiger babe Beziehungen zu einem verheirateten Mann gehabt aben.“ 3 2 AO N A V V. M A NN A N N (16. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Vater hat einen Selbſtmordverſuch unternommen. Er wird in die Klinik gebracht und erholt ſich bald wieder. In einem Briefe, den Gundel findet, deutet er an, daß er von der Anweſenheit ſeiner früheren Frau weiß. Es ſtellt ſich dann heraus, daß die Zeitungen davon berichtet ha⸗ ben, daß Profeſſor Krull die berühmte Sängerin Caſpary ausgebildet habe. Der Vater hat dieſe Zeitungen geleſen. Lutz bringt die Nachricht, daß der Vater wieder zu ſich ge⸗ kommen iſt. Er geſteht, die Notiz in die Zeitungen gebracht zu haben. Er wollte verhindern, daß der Vater von an⸗ derer Seite von der Anweſenheit ſeiner früheren Frau hörte. Einige Tage ſpäter erfährt Gundel, daß die Mut⸗ ter wieder eingetroffen iſt. Einer Einladung, zu einer Ausſprache zu kommen, leiſtet ſie Folge. 5 . Seit meiner letzten Unterredung mit Herbert— nur durch die Ereigniſſe um Vater in den Hintergrund gedrängt — ſteht eines unverrückbar in mir feſt. Mama ſoll davor be⸗ wahrt werden, daß die bevorſtehende Tournee eine unab⸗ ſehbare Kette von Demütigungen für ſie wird, Ich muß ſie herausretten aus dieſer Liebe, die unabwendbar der arau⸗ ſamſten Erkenntnis ihres Frauentums entgegenführt. Noch iſt es mir unklar, wie ich das zuſtande bringen ſoll, nur eines weiß ich mit Beſtimmtheit.. ich werde ihr ſehr weh tun müſſen Furchtbar iſt mir zumute, als ich langſam die Treppe zum erſten Stock emporſteige, von Angſt erfüllt vor dem Alleinſein mit Mama und der ſchrecklichen Aufgabe, die mich erwartet. Wie jedesmal, iſt die Situation, die ſich bietet, ganz anders, als ich ſie vorzufinden gefaßt bin. Ich treffe Mama in lebhaftem Geſpräch mit Rafaeli an. Sogleich zieht ſie mich hinein in die Diskuſſion: „Gut, daß du kommſt, Baby.. Du wirſt uns Näheres über dieſe rätſelhafte Sache mitteilen können..“ Sie deutet auf eine Anzahl aufgeſchlagener Blätter, die unordentlich auf dem Tiſch herumliegen. Es handelt ſich um die von Lutz veranlaßte Veröffentlichung. „Ich habe unterwegs keine Zeitungen geleſen“, fährt Mama fort,„Herr Rafaeli war ſo freundlich, dieſe für mich aufzubewahren...“ Wie kaum merkbarer Spott zuckt es um Mamas Lip⸗ pen, als ſie den Mann, der wie ein unentſchloſſenes Raub⸗ tier das Zimmer durchmißt, mit einem raſchen Seitenblick ſtreift. „Alſo ſprich ſchon, Baby... War es dein Vater, der dieſe Notiz in die Blätter gebracht hat?“ Ich ſchüttele heftig den Kopf:„Ganz gewiß nicht...“ „Da hören Sie's... wendet ſie ſich wieder an Rafaeli; „das dacht ich mir doch... Wenn er Wert darauf legte, hätte er nicht zehn Jahre damit zu warten brauchen Außerdem hieße das, mir viel zuviel Ehre erweiſen...“ „Hoffentlich wird Profeſſor Krull keine Geſchäftsſchä⸗ digung darin ſehen“, bemerkt Rafaeli mit beißendem Hohn. „Vorläufig befindet ſich Profeſſor Krull zur Wieder⸗ herſtellung ſeiner Geſundheit in einer Klinik und weiß nichts von der ganzen Angelegenheit“, entgegne ich mit zurecht⸗ weiſender Schärfe im Ton. „Krank...“ entfährt es Mama...„Doch wohl nichts Ernſthaftes?“ Rafaeli lächelt maliziös und ſpielt mit den Enden ſeiner blaurot gewürfelten Krawatte. Er iſt verſtimmt, ſichtlich verſtimmt... Offenbar betrachtet er die Sache als unbe⸗ fugten Eingriff in ſeine Rechte. Er wittert ein abgekartetes Spiel, darin er mir wohl eine Rolle zutraut. Unter halb⸗ geſenkten Lidern ſchielt er zu mir herüber. Halb Feindſchaft und halb Wohlgefallen züngeln in ſeinem Blick.„Du kleine Kröte.. du haſt mir noch gefehlt...“,— das ungefähr drückt ſich darin aus. 5 „Na ja“,— ſagt er ſarkaſtiſch—„dann bilden wir künftighin eine Art ambulante Propaganda für den„Krull⸗ ſchen Leitfaden des Geſanges“; denn nun wird ſich Lukas auch ſchleunigſt ſeiner guten Herkunft beſinnen.“ 5 „Ihre Erfahrungen mit Krullſchülern waren bisher nicht die ſchlechteſten“, trumpft Mama gereizt auf.„Und was Herbert Lukas betrifft..“. 5 5 „Kann er von Glück ſagen, wenn ich mich ſeiner an⸗ nehme.“— Da iſt ſchon wieder dieſes Herriſch⸗Drohende, das Mama jedesmal eingeſchüchtert verſtummen läßt... „Und nun genug von alledem... Ich empfehle mich den geehrten Damen 55 Er geht mit der Miene eines Mannes, dem Kleinig⸗ keiten nichts anhaben können. N i Mama ſendet ihm einen erbitterten Blick nach, der mir ins Herz ſchneidet. Dann zuckt ſie abtuend die Achſeln und tritt ganz nah an mich heran. g a. „Nur daß du es weißt, Baby.. Es liegt mir fern, nicht als Schülerin deines Vaters gelten zu wollen. Ich würde es— im Gegenteil— begrüßen, wenn ihm mit dieſer Be⸗ kanntgabe gedient wäre. Ich ſage dir das, damit du die Situation nicht mißdeuteſt... Und nun wollen wir beide uns ein wenig miteinander beſchäftigen.“ 5. Sie nötigt mich neben ſich auf das Sofa und blickt mich mit mildem Ernſt an. 5 Plötzlich überfällt mich raſendes Herzklopfen. Alſo jetzt — ehe wir dieſen Sitz verlaſſen, muß es geſchehen ſein. Wie ſoll ich nur. 95 „Das iſt für lange Zeit unſer letztes Zuſammenſein“, höre ich Mama weiterſprechen, und ich möchte nicht, daß du ein verzerrtes Bild deiner Mutter in Erinnerung be⸗ hälſt. Du biſt ein erwachſenes Mädchen, ein prachtvoller, kleiner, ernſter Menſch, und du haſt das Recht, Einblick in die Dinge zu haben. Sieh mal, Kind— es wäre möglich, daß dir früher oder ſpäter ein hämiſches Gerede zu Ohren kommt. Die Menſchen ſind kurzſichtig und urteilen nach dem außeren Schein.. Und ich bin dann fort und kann mich „nicht rechtfertigen.“ „Mama..., entfährt es mir gequält... Mit jähem Griff umklammere ich ihr Handgelenk, als könnte ich ſie dadurch hindern, ſich mir anzuvertrauen..“ „Ich war viel allein in den letzten Wochen“, ſpinnt ſie, meinen Einwurf nicht beachtend, den Faden weiter;„zum erſtenmal hatte ich Gelegenheit, in Ruhe über mein Leben nachzudenken. Gewiß— es war reich an Glanz und Erfolg. Im ewigen Trubel jagten die Jahre dahin, und man merkte gar nicht, wie einſam man geblieben iſt... Und— plötzlich wirſt du gewahr, daß die Jugend langſam von dir geht Und da ſtehſt du mit all der Fülle deiner noch nicht ausge⸗ liebten Liebe... Und es überkommt dich wie eine Panik Etwas mußt du noch erraffen, ehe es ſtill wird um dich: eine Erfüllung, ein Glück, das nicht der Künſtlerin gilt nur der Frau.“ Wie erſchreckt über ihre eigenen Worte hält ſie inne; die 1 885 immer noch leicht geöffnet, blickt ſie verwirrt um ſich Und ich muß nun dieſe Hoffnung auf ein Glück zer⸗ ſtören, ihr harte und grauſame Dinge ſagen, ſchonungslos. Schonung wäre Verbrechen. „Du haſt eiſig kalte Finger, Baby..., ſagt Mama un⸗ vermittelt, obwohl ſie meine Hand ſchon eine Weile in der ihren hält.„Was iſt denn los mit dir? Faſt ſiehſt du aus, als hätteſt du Fieber... Du biſt doch nicht etwa krank Oder— ſorgſt du dich deines Vaters wegen? Er iſt in der Klinik, ſagteſt du... Was fehlt ihm? Woran leidet er? Herrgott— kannſt du nicht reden“ feng n r —. F Zeichnung: Drewitz(M) Plötzlich umſchlingen mich zwei Arme und kaum vernehm⸗ bar dringt es an mein Ohr:„Sorg dich nicht— du ſollſt ihn haben..“ Was ſoll ich ſagen? Daß mir augenblicklich elend ift vor grenzenloſem Mitleid? Daß der Mann, von dem ſie ſich geliebt glaubt, nur eine mütterliche Freundin in ihr ſieht? Daß er neuerdings mich wieder heiß und ſtürmiſch umwarb. Soll ich— kann ich ihr das ſagen? „Wozu frage ich überhaupt?“— bricht es jetzt voll Bit⸗ terkeit aus ihr hervor—„ich bekomme ja doch keine Ant⸗ wort. Ich bin die letzte, die etwas erfährt... Mein eigenes Kind hat kein Vertrauen zu mir... Man braucht mich nicht, ich bin ausgeſchaltet...“ Da kommt es über mich wie eine Erleuchtung. Nicht verſchmäht ſoll ſie werden... Freiwillig Verzicht 3 9... Einmal Mutter ſein dürfen und ſich opfern für ihr ind „Mama... ſage ich bebend und ſenke den Kopf, denn ich kann ihrem Blick nicht begegnen...„Mutter— laß mir den Herbert... Ich liebe ihn Ich fühle, wie der Atem neben mir ftockt, wie die warme Hand ſich aus meiner löſt— ich fühle die ganze zer⸗ malmende Wirkung dieſer ungeheuren Zumutung rühre mich nicht... Ewigkeiten vergehen. Blei⸗ ſchwer laſtet die Stille Dann.. eine fremde, gepreßte, kehlige Stimme „Und er— liebt er auch dich?“ „Ich weiß es nicht, Mutter... Vielleicht— wenn du nicht mehr zwiſchen uns ſtehſt...“ Weiter tobt der ſtumme Kampf, der an meiner Seite ausgefochten wird. Plötzlich umſchlingen mich zwei Arme, und kaum ver⸗ nehmbar dringt es an mein Ohr: „Sorg dich nicht— du ſollſt ihn haben, Bab. Ich weiß nicht, wie lange wir ſo verharren, wortlos und eng aneinandergepreßt, als müßten wir uns gegenſeitig ſtützen... Denn übermenſchlich ſchwer iſt es geweſen Mit einem Ruck erhebt ſich Mama und ſtreicht mit ab⸗ ſchließender Geſte das Haar aus der Stirn. Ihre Stimme iſt ruhig und klar wie je 5 „Laß mich allein, Kind— du wirſt von mir hören Bald darauf umfängt mich die Stille des abendlichen Tiergartens. ie ſchön und friedlich es 1 55 iſt... Wie Frühlings⸗ ahnung liegt es ſchon in der Luft Auch in mir beginnt es ſich zuverſichtlich zu regen. Ganz ohne Leid geht es nun einmal nicht ab in buntbewegten Spiel unſeres Daſens. Im Grunde aber iſt es wie in der Natur: Ueber Stürme, Kämpfe und Niederlagen gebiert ſich das Leden immer neu 5 8* 2 r 8 „Ich möchte nur eine Kleinigkeit auf meinem Zimmer eſſen“, ſage ich, nach Hauſe kommend, zu Finerl;„ich habe Kopfſchmerzen und wenig Appetit.“ Kopfſchmerzen iſt gelogen, nur nach Alleinſein iſt mir zumute. Bald aber ſtößt mir die Ausſichtsloſigkeit meines Vor⸗ habens auf. Ich kenne das— Finerl findet kein Ende mit Decken und Auftragen. Sie trippelt herein, ſie trippelt hin⸗ aus. Vergißt das Salz, vergißt die Butter, vergißt das Tee⸗ ſieb, und ich weiß, ſie wird ſo lange alles vergeſſen, bis ich etwas erfahren habe, das ſie mir mitzuteilen wünſcht. „Alſo was gibt's?“ frage ich reſigniert. „Tu nit a ſo, als ob'ſt es nit ſchon wüßteſt“, verſteht ſie geſchickt die Spannung zu erhöhen. „Noch einmal wird nicht gefragt... Entweder du ſprichſt jetzt, oder du behälſt es für dich. Alsdann— zum erſten... zum zweiten und zum. „Da muß eins aber wirklich blind ſein, wann er das noch nit g'ſehn hat“, ſagt ſie noch raſch, um das letzte Wort zu haben, ehe ſie etwas Raſchelndes unter ihrer Schürze hervorzieht und es mir triumphierend unter die Naſe hält. Jetzt bin ich aber platt... Am Titelbild einer illuſtrier⸗ ten Zeitung prangt Finerls Bildnis, ſo wie ich ſie täglich ſehe, im Sorgeneckerl, mit der Kaffeetaſſe in den Händen. Darunter ſteht zu leſen:„Die 70jährige Hausgehilfin Joſe⸗ fine Schneidhuber, die bei der letzten Ziehung 10 000 Mark in der Lotterie gewann.“ „Daß du mir das antuſt, Finerl... und auch noch be⸗ rühmt wirſt“, ſage ich kopfſchüttelnd,„wo man ſich bei uns ohnehin nicht mehr retten kann vor Berühmtheiten..“ „Ich kann nix dafür“, entgegnet ſie ſcheinheilig und be⸗ trachtet verliebt ihr Konterfei. Aber allmählich kommt es an den Tag, daß vorige Woche ein Reporter da war Dann berichtet ſie mit vor Erregung geröteten Bäckchen von den Ehren, die ſie bereits eingeheimſt hat. Im Butter⸗ geſchäft, beim Gemüſemann, bei der Guſtl in der Kneipe, überall liegt ſie am Ladentiſch zur Schau, und der Zigar⸗ renhändler hat ſich ſchon erkundigt, ob ſie ſich denn nicht eine„Pazelle“ zulegen möchte. 1 einen Heiratsantrag haſt du noch nicht bekom⸗ men?“ „Na ſo dof.., ſagt ſie und tippt ſich an die Stirn; dann fahr ich ſchon lieber nach Biarritz..“ Ein Glück, daß der Zauber in einer Woche zu Ende iſt, ſonſt ſteigt ihr die Geſchichte wirklich noch zu Kopf. * Am Morgen ſtaut ſich die Poſt in unſerem Briefkaſten. Kaum vermag er die Fülle der Zuſchriften zu faſſen, die das Intereſſe bezeugen, das die Oeffentlichkeit augenblick⸗ lich an Joſefine Schneidhuber nimmt. Der Haushalt ruht; die Küche 5 in ein Büro verwan⸗ delt. Auf dem Schemel vor dem Tiſch ſitzt das bebrillte Finerl und lieſt andächtig Brief um Brief. Ergeben greife ich nach Beſen und Staubwedel.— Mag ſie ſich ſonnen in ihrem ſpäten Ruhm; wie bald muß ſie wieder untertauchen in das Dunkel der Namenloſigkeit. Mit unſeren Stunden kurbelt es ſich gewaltig an. Ich komme mir vor wie ein Miniſter des Innern, der Audienz um Audienz erteilt. Wenn das ſo weitergeht, werden die Schüler bei uns künftig Schlange ſtehen und wir nicht mehr wiſſen wohin mit all dem Gelde. Vorausgeſetzt, daß Vater keine Schwierigkeiten macht. Vorläufig 5 er weder den Aufſchwung noch ſeine Urſache. Heute zum erſtenmal— ſo berichtet Lutz— hat ſeine dumpfe Teilnahmsloſigkeit nachgelaſſen. Er wollte wiſſen, was ſich zugetragen hat und ließ ſich Zeitungen der vergan⸗ genen Woche geben. Es iſt anzunehmen, daß er dabei auf die bewußte Notiz ſtößt. Wie er ſie aufnehmen wird, bleibt allerdings noch abzuwarten. Nachmittag duldet es mich nicht mehr in der ſtillen Woh⸗ 3 15 ich muß hinaus, Menſchen und Getriebe um mich ehen. Plötzlich überraſcht mich ein heilloſes Gewitter. Ich ſuche Schutz in einem wenige Schritte entfernt gelegenen großen Café. Das hauptſächlich von Künſtlerpublikum beſuchte Lokal iſt überfüllt. In der Hoffnung, vielleicht 5 anzutreffen, gehe ich, aufmerkſam ſpähend, zwiſchen den beſetzten Tiſchen umher. Mit einem Male erblicke ich Rafaeli, der, von ſei⸗ nem Sitz emporſchnellend, raſch auf mich zukommt. „Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als bei mir Platz zu nehmen“, ſagt er lebhaft. Er verfügt über eine Art reſerviertem Stammtiſch, an dem man einigermaßen behag⸗ lich untergebracht iſt. Ich kann gar nicht anders als an⸗ nehmen „Nun beginne ich allmählich wirklich an Gedanken⸗ übertragung zu glauben“, eröffnet er, ſobald ich mit Kaffee und Kuchen e bin, die Unterhaltung.„Gerade heute war mir an einer Begegnung mit Ihnen brennend gelegen. Ich bin Lebenskünſtler genug, um einer verlorenen Partie nicht nachzutrauern. Bleibt alſo nur objektive Bewunde⸗ rung für den überlegenen Gegner.“ „Würden Sie mir nicht erklären, wovon eigentlich die Rede iſt?“ „Machen Sie doch das nicht. Wozu denn dieſe⸗ Verſteckſpiel? Wir haben doch beide nichts zu verheim⸗ lichen... Ich geſtehe offen, daß es mich recht unvorberei⸗ 0, als mir Ihre Mutter die geplante Tournee einfach abſagte „Hat ſie has? werfe ich atemlos ein. „Sie hat“, nickte er ernſthaft. Ich muß furchtvar an mich halten, um meine ee nicht merken zu laſſen. Die Gedanken jagen ſich in meinem Hirn. Mama hat einen Entſchluß gefaßt. ſie iſt dabei, ihn auszuführen, ſie handelt bereits— alſo iſt das Schlimmſte überwunden (Fortſetzung folgt.) Die Löſung ergibt einen alten Jägerſpruch. Geographiſches Silben⸗Rätſel. a cil dra eg er ge go grib han hon hut il in jo laf lands lem li lör mäh me nef rach ren ta ve vec zell.— Aus vorſtehenden 28 Silben ſind 14 zwei⸗ ſilbige geographiſche Namen zu bilden, die folgende Be⸗ deutung haben: 1. Fluß auf der Pyrensen⸗Halbinſel. 2. Berg in Mittelägypten. 3. Nebenfluß der Donau. 4. Stadt in Lippe. 5. Teil des Teutoburger Waldes. 6. Stadt am Rhein. 7. Fluß in Niederöſterreich zur Donau. 8. Fluß in Hannover zur Leine. 9. Teil der Tſchechoſlowa⸗ kei. 10. Stadt in Bayern. 11. Kurort in Oberbayern. 12. Stadt in Steiermark. 13. Stadt in Frankreich. 14. Stadt in Baden. Die Anfangs⸗ und Endbuchſtaben dieſer Wör⸗ ter müſſen, wenn richtig gebildet, und zwar beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Sprichwort ergeben. ſjamſtern Sie„sonne“! Sonne ist Kreft und Energie. Sie können gar nicht genügend devon in sich aufnehmen! Aber Vorsicht vor Sonnenbrand Nives er- ſaubt ihnen, in Sonne zu schwelgen, Wenn Sie sich vorher immer gründlich demit einreiben. Arithmetiſche Aufgabe. Die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 384 000 Kilometer. Wie lange würde man mit der Eiſenbahn bei 60 Kilometer Geſchwindigkeit bis zum Monde fahren? Und wie teuer wäre die Reiſe, wenn der Kilometer mit 0,12 RM. berechnet wird? Hieroglyphen⸗Rätſel. Die Anfangsbuchſtaben der bildlichen Darſtellungen ergeben den Sinn. Doppellauter und Doppelkonſonanten gelten als ein Buchſtabe. Logogriph. Nach Fortlaſſung des„P“ als Anfangsbuchſtaben der an erſter Stelle gedachten Wörter wird: 1. aus zwei Perſonen ein Vogel, aus einem Redeteil ein anderer, aus einem Frauennamen ein Feſtſaal, „aus einem Schmuckgegenſtand ein Baum, aus einer Erſcheinungsſtufe ein Nagetier. Schach⸗Aufgabe. . e. e ee. .,, i 1 e. 8 h St g gο E NSS 8 SD o Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Such⸗Rätſel. Ebene Pferd Flaez Eſche Aſien.— Wenn man je den Anfangs⸗ und Endbuchſtaben vorſtehender fünf Wör⸗ ter fallen läßt und die verbleibenden je drei Buchſtaben dann richtig aneinanderſetzt, ſo ergeben dieſe einen Ka⸗ lendertag im Juni. Gesunde Zähne: Chlorodont E Auflöſungen aus letzter Nummer: i Illuſtriertes Kreuz⸗Wort⸗Rätſel: Waa⸗ gerecht: Angler, Igel, Helm, Magnet. Senkrecht: Niet, Lamm, Ring, Rebe. In dieſer Reihenfolge ſind die Wör⸗ ter einzuſtellen. Kapſel⸗Rätſel: Geſellſchaftsſaal.(Eſel, Schaf, 9 Rätſel: Eßlöffel. Scherz⸗Bilder⸗Rätſel: Leierkaſten. Kopf⸗Wechſel⸗Rätſel: Ecker Rain Drau Balz Euter Eitel Reiſig Bügel Oper Wille Lehne Elias.— Erdbeerbowle.— Magiſches Moſaik. ge no le fle ne fen fe, Ser g, Gel ses Here 2“ Je ee e Le be Wen e S fer Ae e gel e bel ne des fa. Anekdoten Schülerdankbarkeit Graf Hohenwart war als junger Geiſtlicher Lehrer des Kronprinzen Franz, des nachmaligen Kaiſers Franz 1 von Oeſterreich, und nach deſſen Groß⸗ jährigkeit Biſchof von St. Pölten geweſen. Franz l. hing das Bild des Grafen zum dankbaren Andenken in einem ſeiner Zimmer auf. Als Kardinal Migazzi, Erzbiſchof von Wien, geſtorben war, kam Hohenwart nach der Reichshauptſtadt, den kirchlichen Trauerfeierlichkeiten bei⸗ zuwohnen. Er beſuchte bei dieſer Gelegenheit auch den Kaiſer und war freudig überraſcht, bei ihm ſein Porträt zu finden. Der Kaiſer bemerkte dies und ſagte, auf das Ge⸗ mälde deutend:„Was glaubens', wer das is?“ Lächelnd erwiderte Hohenwart:„Wenn ich nicht irre, ſo iſt das dex Biſchof von St. Pölten.“ Der Kaiſer ſchüttelte den Kopf und meinte gemütlich: „Da hab'n S' Ihnen einmal gründli' g'irrt, das is nei der Biſchof von St. Pölten, ſondern der Erzbiſchof von Wien.“ Damit war Hohenwart ſeine Erhebung zu dieſer Würde angekündigt. * Gall und ſeine Schädellehre Die bekannte Schädellehre Doktor Galls( 1828) iß an dem Schädel des Meiſters ſelbſt zuſchanden geworden Sobald Gall geſtorben war, mußte es für ſeine Schüler das wichtigſte Geſchäft ſein, die Hirnſchale desſelben zum Gegenſtande gründlichſter Forſchung zu machen. Man ta es in feierlicher Sitzung, man nahm die Linien, Wölbun⸗ gen und Winkelzüge des Schädels zu Protokoll, und ganz konſequent nach den Lehrſätzen des Meiſters gefolgert, ergab ſich, daß Gall ein ſehr dummer Menſch geweſer ſein müſſe. * Fütterung des Löwen Eine engliſche Dame reiſte einſt nach Schottland nur zu dem Zwecke, um Walter Scott zu ſehen. Da ſie jedoch keine Empfehlungsbriefe an ihn hatte, ſchrieb ſie ihm in den überſchwenglichſten Ausdrücken, daß ſie gekommer wäre, den„nordiſchen Löwen“ zu bewundern und wie hart es für ſie ſein würde, nach Hauſe zurückkehren zv müſſen, ohne ihn geſehen zu haben. Walter Scott antwortete ihr in einem artigen Schrei⸗ ben und lud ſie zur Mittagstafel ein, da der„nordiſche Löwe“, wie ſeine Kollegen im Zoologiſchen Garten ſich am gemütlichſten bei der Fütterung betrage. Man kann nicht wiſſen. In Abweſenheit des Haushaltungsvorſtandes hatte Frau Manke den Beſuch eines Verſicherungsvertreters, Sie fand deſſen Rede überzeugend. Dementſprechend ſprich⸗ ſie mit ihrem Manne. „Willſt du dir denn nicht dein Leben verſichern laſſen?“ iſt ihre Frage. „Mein Kind,“ proteſtiert Manke,„ich kenne Leute, die zahlen ſchon 30 Jahre und ganz unnütz.“ „Nun, Max,“ weiß ſie Rat,„vielleicht biſt du glück licher.“ . Falſche Meinung. 15„Geſtehen Sie, daß ſie auch die Alpakalöffel geſtohler aben?“ „Herr Präſident, wie können Sie mir ſo etwas Un; edles zutrauen!“ . Der Vorſichtige. Plumm und Blamm treffen ſich. Blamm erzählt von dem unverſchämten Tromm. „Ich kann Ihnen ſagen, ich habe dem Kerl die ſchwerſten Grobheiten geſagt. Er iſt zweimal ſo ſtark wie ich, aber trotzdem habe ich kein Pergament vor die Lipper genommen!“ Plumm:„Na, hat er ſich das ſo ruhig gefallen laſſen?“ Blamm:„Nein, das hat er nicht getan. Aber dem hab ich's gezeigt. Als er mir antworten wollte, habe ich einfach das Telephon angehängt und bin fortgelaufen!“ d. 5 r Umſchrieben. WANDERER„Warum haben Sie denn die Tochter vom alten Schwerreich nicht geheiratet? Die hatte doch etwas zuzuſetzen!“ „Es ging nicht, die ganze Familie war dagegen!“ „Na, die Familie ſollten Sie doch nicht heiraten! Und die Tochter...?“ „Die geh e 13 5 Zuckerkranke ihnen une e 3„ Feczeſden keinen Zucker aus, werd. 1 lebens frod. 5 1 855 milie. Waäeres durch A. u Or 0. Berlin& 15. Dblandstr. 149 1 9 D WMierkap 8 Gute Empfehlung. „Nicht wahr, Sie finden die Zeugniſſe doch auch zlänzend?“ „O ja, in bezug auf die Fettflecke laſſen ſie wirklich nichts zu wünſchen übrig.“ Zeichnung: Lucie Kreuzeck— M. „J hätt' an großen Auftrag, Herr Maler!“ „O, das würde mich rieſig freuen!“ „Gell, dös freit Ihna? Fünfundzwanzig Meter Gar- tenzaun,'s kann gar net grün genug ſein.“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung. 28— 1 5 15 Wiſſen Sie, was ein Eſtimateur iſt? Oder ein Lampiſt? Haben Sie ſchon einmal einen Paſſe⸗ blatier kennengelernt oder einen Rektifikateur? Möchten Sie wohl Schiffahrtspolizeibetriebsaſſiſtent werden? Oder Porte⸗ monnaieportefeuiller? 18 800 Berufsbenennungen hat das Statiſtiſche Reichsam! bei der letzten Berufszählung zuſammengeſtellt Gottlob, ſe viele Berufe gibt es nicht, vielmehr zählt dase Verzeichnis nur 260„richtige“ Berufe. Nur die Bezeichnungen und Namen ſind ſo verſchieden 13 Namen hat allein der Schornſteinfeger(und ſo was ſoll Glück bringen!); der obengenannte„Eſtimateur“ iſt zu deutſch ein Glasprüfer, der„Paſſeplatier“ iſt der Manr am Speiſeaufzug im„Grandhotel“ Und der vornehme„Lam piſt“ iſt ein biederer— Lampenputzer. Man wird es niemandem übelnehmen, wenn er noch nichts vom„Steuermann“ im Tonfilmatelier gehört hat, wenn e nicht daran denkt, daß ein„Hutmacher“ auch Zuckerhüte macher kann, wenn er nicht weiß daß ein Teigelbäcker keine Brezelr bäckt. ſondern ein plattdeutſcher Ziegelmacher iſt Und wenr eine Landratte einen Barkaſſenbeſitzer für einen Bar⸗Kaſſen, Beſitzer hält, ſo iſt das ein verzeihlicher Irrtum. Es iſt nur gun, daß es auch noch Berufsnamen gibt, di⸗ von jedem richtig verſtanden werden Was zum Beiſpiel ein Bankfachmann iſt, weiß jeder. Nur Witzbolde denken dabei ar die friſchgeſtrichene Bank im dämmerigen Park„nur für Er wachſene“ In Wirklichkeit kennt jeder den freundlichen, ſtets dienſtbereiten Mann im Schalterraum der Bank, der Wert gegenſtände in Verwahrung nimmt, der beim Kauf oder Ver kauf von Wertpapieren ſachlich berät, der ſeinem Kunden Kredit vermittelt oder ihm über die zweckmäßige Anlage ſeiner Spar⸗ gelder Vorſchläge mach. Jeder weiß auch oder ſollte wiſſen, welche wichtige Aufgabe die Bank als Mittler zwiſchen dem Nutzen des einzelnen und den Notwendigkeiten der Volks⸗ und Staatswirtſchaft zu erfüllen har So verbindet ſich mit dem Namen des Bankfachmannes der Begriff eines zuverläſſiger Beraters in allen Geld⸗ und Kreditangelegenheiten und zu⸗ gleich eines Berufsſtandes, der an ſeinem Platz mitwirkt am neuen Aufbau der deutſchen Wirtſchaft. IIeeteutage sirid sich die meisten Frauen darüber klar, daß die Hautpflege eine unerläßliche Vor- aussetzung für die Erhaltung von Jugend und Schönheit ist. Ohne trische, gepflegte Haut ist jugend liche Anmut, und ohne reinen Teint ist Schönheit nicht denkbar. Beides verleiht Ihnen die ein- fache und natürliche Schönheits- pflege mit Palmolive-Feiſe. Der milde und sahnige Schaum dieser i, Olinen- umd Palnendles Hergeflellten Schönheitsseife reinigt die Poren gründlich von allen Un- reinheiten, regt die Blutzirkulation an und gibt der Haut Jugend- frische, Reinheit und ein zart- schimmerndes Aussehen. Und so einfach ist die Paſmolite. Schönheitspflege: Massleren Sie den milden Schaum morgens und abends zwei Minuten lang mit den Fingerspitzen beider Hände sanft in 55 1 85 und spülen Sie ihn erst mit warmem, danach mit kaltem Wasser ab. Verwenden Sie Palmol ius Jelſe auch für Ihr regelmäßiges Bad: Sie erhalten sich damit den Zauber einer jugendlichen Haut. 0 Zum Wochenende und Zum Zeitvertreib: Nr 20 erscheinen als Beilage D& 1. Bi. 36: 5 Pl.⸗ Ni? Fer die aut dieſer Seite erſchetnender AUngeigen iſt der Verlag der vorl Zeitung nicht zuſtändig Verantwortlich fü die Schriftleitung Kurt Winkler für Angeigenten Carſ org h olatt Deutſcher Provins⸗Verleger ſamtl. in Berlin SW 6s Lindenſtr 101/102. 0