Busche int zäglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis! Wonatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., i Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Au, 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Jernſprecher Nr. 47218. Poftſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 77 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungs blatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim ⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. V. 36 1128 36. Jahrgang Montag, den 29. Juni 1986 Chronik des Tages Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, richtete aus Anlaß des 550jährigen Jubiläums der Univerſität Heidelberg an den Rektor und den Senat der Univerſität ein herzliches Glückwunſchtelegramm. Reichsarbeitsführer Hierl ſandte ein Danktelegramm an den Reichsinnenminiſter Dr. Frick, der ihm anläßlich des erſten Jahrestages der Einführung der allgemeinen Arbeitsdienſtpflicht ſeine Anerkennung ausgeſprochen hatte. Auf der deutſchen Jugendburg Stahleck in Bacharach fand im Rahmen des Gautages der Weſtmark die Be⸗ rufung der Gauarbeitskammer durch den Reichsleiter der DA F., Dr. Robert Ley, ſtatt. Der Reichsärzteführer Dr. Wagner ſtattete dem Ober⸗ bürgermeiſter von Budapeſt einen Beſuch ab. Der frühere Generaldirektor für Bergbau und Ver⸗ hüttungsinduſtrie im italieniſchen Wirtſchaftsminiſterium, Arnoldo Petretti, iſt zum ſtellvertretenden Generalgouver⸗ neur in Italieniſch⸗Oſtafrika ernannt worden. Die unteren Beamten im engliſchen Staatsdienſt, die mit ihren Gehalts⸗ und Arbeitsbedingungen unzufrieden ſind, haben an das Schatzamt eine bis heute befriſtete Forderung gerichtet, widrigenfalls ſollen weitere Maß⸗ nahmen beſchloſſen werden. Polen hat in New Pork erklären laſſen, daß es ſich infolge der Beſchränkungen des Außenhandels durch die Gläubigerländer zu einer Einſtellung des Deviſentransfers zur Bedienung ſeiner Auslandsanleihen gezwungen ſähe. 550 Juhro Nuperia Parola. Die Feiern zum Aniverſitätsjubiläum. Heidelberg, 29. Juni. Anläßlich der 550⸗Jahrfeier der Univerſität Heidelberg fand in der Aula ein Empfang ſtatt, bei dem Rektor Pro⸗ ſeſſor Dr. Groh die Begrüßungsanſprache hielt, in der er H. a. ausführte: Meine Herren Miniſter, ſehr verehrte Gäſte, liebe Ka⸗ meraden! Die Univerſität Heidelberg, deren 550 Jahresfeier ich ſoeben erwähnen konnte, heißt Sie durch mich auf das herzlichſte willkommen! Als die älteſte Hochſchule des Reiches, als eine in der Welt berühmte und geachtete Pflegeſtätte deut⸗ ſcher Forſchung, Lehre und Erziehung, öffnet Ihnen die Ruperta⸗Carola weit ihre Tore und bittet Sie teilzunehmen an ihrer Freude und ihrem Glück. Drei Tatſachen von ſymboliſcher Geltung geben dem Beginn unſerer Feier einen beſonderen Sinn. Vor wenigen Stunden fand die Internationale Hochſchulkonfe⸗ renz ihren Ausklang. Und während wir uns hier verſammeln, wehen draußen auf dem Platz im Herzen der alten Stadt die Flaggen von 31 Nationen. Wir haben ſie ge⸗ hißt, weil wir in ihnen zugleich die Nationen grüßen und ehren, als deren Abgeſandte ſie zu uns kommen und weil wir nicht allein ſein wollen mit unſerer Erinnerung an die große Leiſtung der Vergangenheit und mit unſerem Willen zur Wei⸗ terarbeit auf ihren Spuren. Das dritte Symbol der Welt⸗ verbundenheit Heidelbergs aber iſt dieſer Raum, iſt dieſes Haus: es entſtand aus der Anhänglichkeit amerikaniſcher Freunde in Deutſchlands ſchwerſter Notzeit. Was nun die kommenden Tage bringen, die Erinnerung und den Ausblick, alles ſei betrachtet und verſtanden als Ausdruck unſeres Willens, unſeren Gäſten aus dem Reiche ein Zeichen der innerſten Gemeinſchaft von Hoch⸗ ſchule und Volk, unſeren Freunden aus dem Auslande ein Bild des wahren geiſtigen Lebens Deutſchlands zu zeigen, des neuen, zufriedenen und glücklichen Deutſchland⸗ Denn, meine verehrten ausländiſchen Gäſte, wir haben nichts zu verbergen, nichts zu verheimlichen. Ihre freimütige Frage wird die freimütigſte Antwort erfahren. Nur Offen⸗ heit und Ehrlichteit kann den Weg bereiten zum endlichen Ver⸗ ſtehen und zu aufrichtiger Wertſchätzung. Daß dazu unſere Feier in jeder Stunde beitragen möge, iſt mein herzlichſter Wunſch. i 85 Zahlreiche Perſönlichkeiten aus der Wiſſenſchaft, Politik und Wirkſchaft ſowie hohe Offiziere der Wehrmacht wohnten mit den Teilnehmern aus dem Ausland der feierlichen Hiſſung der Flaggen von 31 Ländern bei, aus denen die Vertreter vieler Univerſitäten und Hochſchulen in dieſen Tagen in Heidelberg anweſend ſind. An den Maſten auf dem Univerfitätsplatz gingen die Fahnen folgender Länder hoch: Argentinien, Oeſterreich, Belgien, Bulgarien, Kanada; Chile, China, Tſchechoſlowakei, Dänemark, Spanien, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Frankreich, Griechenland, Un⸗ garn, Island, Italien, Japan, Finnland, Mexiko, Norwegen, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Süd⸗ afrikaniſche Union, Türkei, Venezuela, Jugoslawien. Die Totengedenkfeier Bei der Totengedenkfeier am Sonntag vormittag auf dem Ehrenfriedhof ſprach Miniſter Prof. Dr. Schmitt⸗ enner. Der Redner gedachte einleitend der Toten des ltkrieges, die in Heidelberg ihre letzte Ruheſtätte gefunden und der Toten des Weltkrieges in allen Ländern und Erd⸗ teilen und auch der Toten der Bewegung. Wenn wir Deut⸗ ſchen heute unſere Toten ehren, ſo führte der Miniſter aus, treten wir wieder erhobenen Hauptes mit dem stolzen und boch demütigen Gefühl vor ſie hin, daß wir unſere Ver⸗ pflichtung, die ſie uns auferlegten, erfüllt 1 eine 815 pflichtung, in deren ewiger Wahrung wir ürder den Sinn unſeres Lebens ſehen. Ein großer deutſcher Soldat und Menſch hat einmal vor einer entſcheidenden Stunde geſchrieben: „Gottes Wege ſind nicht unſere Wege, und in der Weltent⸗ wicklung führt er auch durch verlorene Kriege zum Ziel.“ Wir Deutſchen wiſſen heute, daß uns der Gott der Schlachten und der Völker durch den verlorenen Weltkrieg zum Ziel führte. Denn dieſer Krieg mit dem ihm folgenden Niedergang war die gewaltige Läuterung unſeres Volkes. Aus ſeiner Tiefe iſt mitten in der ſcheinbaren Zerſetzung die deutſche Wiedergeburt emporgeſtiegen, vollbracht von dem uns von Gott geſandten Einiger, Verſöhner, Friedenbringer und Be⸗ freier: von unſerem großen Führer Adolf Hitler. Sein Werk ſteht auf dem feſteſten Grunde, den es auf dieſer Erde gibt, auf dem Glauben und der Liebe ſeiner Volksgenoſſen und auf dem dahingeopferten Leben unſerer Toten. Wenn wir aber die Freiheit und Geltung unſeres Volkes als ein Vermächtnis der deutſchen Toten erſtreben und verwirklichen, ſo erkennen wir die gleiche Freiheit und die gleiche Geltung auch für die anderen geſitteten Völ⸗ ker dieſer Erde an und reichen ihnen über dieſem Ehrenmal die Hand der Kameradſchaft. Denn noch gilt es die große von den Toten allen Völkern gemeinſam geſtellte Verpflich⸗ tung zu erfüllen. Aus der Erde und aus den Meeren klingt, dem irdiſchen Ohr undernehmbar, der gewaltige Ruf als ein Chor von 10 Millionen Stimmen in unſere noch ver⸗ wirrte Zeit: Wir waren Frontkämpfer im Kriege, laßt uns Frontkämpfer des Friedens werden. Wie ſie die Ka⸗ meradſchaft des Todes vereint, ſoll uns die Kameradſchaft des Lebens verbinden. Möge die Jugend von 1936 ſich mit dem gleichen wehrhaften Geiſte erheben, um gemeinſam mit den Frontkämpfern des Weltkrieges in gegenſeitiger Achtung ihrer Eigenart die Völker zu verſöhnen. Denn eine wehrhafte und friedhafte Geſinnung zugleich und ihre kameradſchaftliche Verwirklichung auf diefer Erde: das iſt die heilige Verpflichtung, die die 10 Millionen Toten allen Völkern auferlegen: Und wenn nun unter den Klängen des deutſchen Ka⸗ meradenliedes der Rektor der Univerſität und der Führer der Studentenſchaft als die Vertreter zweier freier deutſcher Ge⸗ nerationen, der des Weltkrieges und der der Zukunft, an die⸗ ſem Stein den Kranz des Dankes, der Ehrfurcht und der Er⸗ innerung niederlegen, ſo ſenkt ſich zugleich ein Gruß auf jedes Soldatengrab auf dieſer Erde; Saat von Gott geſät, dem Tag der Garben zu reifen. Möge dieſer Tag der Garben als der Tag der Freund⸗ ſchaft anbrechen und möge durch das Opfer Eurer Kamerad⸗ ſchaft, Ihr Toten, die alte, neue, ewige Friedensſehnſucht der Menſchen der Erfüllung zuſtreben. Unter den Ehrengäſten befanden ſich Reichsminiſter Ruſt, Reichsſtatthalter Wagner und Kultusminiſter Wak⸗ 1 0 „Heidelberg, Vermächtnis und Aufgabe“ Eine Ausſtellung zum Jubiläum der Aniverſität. DJ heidelberg, 27. Juni Das Kurpfälziſche Muſeum in Heidelberg zeigt aus Anlaß der 550⸗Jahrfeier der Univer⸗ ſität die Ausſtellung„Heidelberg, Vermächtnis und Auf⸗ gabe“, die vom 28. Juni bis 30. September dauern wird. Dichtervorleſungen, Vorträge und Hausmuſik werden die Ausſtellung ergänzen. Die Abteilung„Univerſitätsbiblio⸗ thek“ wird u. a. die Maneſſe⸗Handſchrift zeigen, eine andere Gruppe wird volksnahe Kunſt und Wiſſenſchaft veran⸗ ſchaulichen; die Kriegsereigniſſe, die Heidelberg ber ühr⸗ ten, werden dargeſtellt in der Gruppe„Zerſtörung und Aufbau“. Auch die Anfange der Induſtrie ſowie natur⸗ wiſſenſchaftliche Forſchungen werden aufgezeigt. Eine Schau aus dem Laboratorium Bunſens und ein Raum der JG Farbeninduſtrie ſind als Vermächtnis an die junge Generation, die Hitlerjugend und die Studentenſchaft, ge⸗ dacht. In lebendiger Form wird die Ausſtellung ferner von der Geſchichte der Stadt und der Bedeutung der Uni⸗ verſität als geiſtiges Bollwerk im Weſten des Reiches kün⸗ den und damit zugleich auch ein Spiegelbild deutſcher Ge⸗ ſchichte ſein.: 2 Eröffnet wurde die Ausſtellung durch eine Feier in der Aula der Neuen Aniverſität, der Reichsſtatthalter Wag⸗ ner, Miniſter Prof. Schmitthenner, der Rektor der Univerſt⸗ tät, Profeſſor Dr. Groh und zahlreiche andere Ehrengäſte beiwohnten. Oberbürgermeiſter Dr. Neinhaus begrüßte die Erſchienenen und ging dann auf Sinn und Zweck der Aus⸗ ſtelluna ein. Der Gückwunſch des Führers Berlin, 29. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat an die Univerſität Heidelberg aus Anlaß der Feier ihres 550⸗ jährigen Beſtehens folgendes Glückwunſchtelegramm gerich⸗ tet: „Der Aniverſität Heidelberg, der älteſten des Deutſchen Reichs, ſpreche ich zu ihrem Ehrentag, an dem ſie im Kreis ihrer deutſchen und ausländiſchen Freunde und von Ver⸗ kretern zahlreicher Nationen ihr 550jähriges Beſtehen feſtlich begeht, meine und der Reichsregierung Glückwünſche aus. Zugleich danke ich Ihnen, Herr Rektor, dem Senaf und den Stüdierenden für die mir aus dieſem Anlaß entbotenen Grüße. Ich erwidere ſie mit dem Wunſch, daß die altehr⸗ würdige Heideller ter Hochſchnle— getteu ihrer Ueberliefe⸗ rung— auch in die fernſte Zukunft eine Pflanzſtätte edel⸗ ſten deutſchen Geiſteslebens und die bewährte Miltlerin beſten deutſchen Kulturguts an die Welt bleiben möge.“ Nr. 149 Gerechtigkeit für Oeutſchland! Engliſche Politiker für eine Politik der Verſtändigung und des Vertrauens. In den letzten Tagen haben die verantwortlichen Staatsmänner in Paris und London mehrfach auf die Notwendigkeit einer Zuſammenarbeit der drei großen Mächte Deutſchland, England und Frankreich hingewieſen. Das deutſche Volk mußte einen bitteren Leidensweg durch⸗ machen, bis ſich dieſe Erkenntnis bei unſeren weſtlichen Nachbarn durchgeſetzt hat. Aber mit dieſer Sinnesände⸗ rung allein iſt es nicht getan. Gerade in dieſen Tagen, wo ſich die Unterzeichnung des Verſailler Diktats zum 17. Male jährte, empfin⸗ den wir es wieder beſonders ſchmerzlich, daß eine ganze Reihe der Gewaltbeſtimmungen des Schand⸗ vertrages noch nicht gefallen ſind. Noch iſt die Kriegsſchuldlüge von unſeren früheren Gegnern nicht offiziell zurückgenommen. Auch die Kolo⸗ niallüge harrt noch ihrer Widerrufung. Das deutſche Volk wird in ſeinem Kampf gegen Verſailles nicht eher raſten, bis auch dieſe letzten, mit ſeiner Ehre unverein⸗ baren Ausnahmebeſtimmungen gefallen ſind. Erfreulicher⸗ weiſe mehren ſich— namentlich in England— die Stim⸗ men, die für eine aufrichtige Verſtändigung mit Deutſch⸗ land eintreten. So erklärte der bekannte Lord Lothian auf dem Nationalen Friedenskongreß, nachdem Japan jetzt in China und Italien in Abeſſinien einen Ausweg gefunden hätten, gebe es nur noch eine Frage, durch die der Welt⸗ frieden geſtört werden könnte, nämlich die deutſche. Wenn ſie auf friedlichem Wege geregelt werden könnte, ſo ſei der Friede auf 25 Jahre geſichert. Seiner Meinung nach müſſe man Deutſchland Gerechtigkeit widerfahren laſſen, und zwar durch einige Zugeſtändniſſe im öſtlichen Europa und durch Ausſicht auf Wirtſchaftsgebiete in Ueberſee. Auch der frühere engliſche Luftfahrtminiſter Lord Londonderry ſetzt ſich mit aller Entſchiedenheit für eine ehrliche Verſtändigung mit Deutſchland ein. In einer Rede vor dem konſervativen Verband in New Caſtle⸗on⸗ Tyne erklärte er u. a., die deutſche Nation ſei in ihrem 52 fe nach Frieden ebenſo bemüht, wie es die Englän⸗ er ſeien. „Wir ſollten die Angebote, die Hitler der Welt ge⸗ macht hat, nicht in einem knauſerigen oder pedantiſchen Geiſt aufnehmen. Nach meinem Urteil hängt der Welt⸗ frieden in erſter Linie von einer Verſtändigung zwiſchen Frankreich, Deutſchland und Großbritannien ab. Wir ſollten endgültig mit dieſem Ziel vor Augen arbeiten, anſtatt dem Irrlicht eines theoretiſchen Lehrſatzes zu folgen, der einen ſogenannten Völkerbund, in dem drei große und mächtige Nationen nicht vertreten ſind, als die Löſung aller internationalen Probleme hinſtellt— einen Völkerbund, der offenkundig geſcheitert iſt, als er auf⸗ gerufen wurde, den Frieden herzuſtellen und aufrecht⸗ zuerhalten.“ Auf die deutſch⸗engliſchen Beziehungen zurück⸗ kommend, führte Lord Londonderry aus:„Ich habe mein Beſtes getan, in der letzten Zeit eine wirkliche Fühlung mit Deutſchland herzuſtellen. Ich habe verſucht, ein Studium über die deutſche Seelenverfaſſung, über die Ge⸗ fühle und die Weltanſchauung der Deutſchen anzuſtellen. Ich finde in Deutſchland menſchliche Weſen wie alle an⸗ deren, mit denſelben Vorzügen und denſelben Fehlern. Sie haben eine Leidenszeit durchgemacht, die wir nie⸗ mals gekannt haben, und infolgedeſſen iſt es ſchwierig für uns, ihre Empfin⸗ dungen genau zu erkennen. Von dem deutſchen Regie⸗ rungsſyſtem möchte ich ſo viel wie nichts ſagen. Die Diktatur iſt allen unſeren Gedankengängen fern. Wenn aber eine Diktatur Leiſtungsfähigkeit ſchafft, wenn ſie einer Nation Glauben und Idealismus einflößt, dann müſſen wir dafür ſorgen, daß die Demokratie, an die wir glau⸗ ben, dieſelben Ergebniſſe erzielt. Laßt uns alles in unſeren Kräften Stehende tun, um Vertrauen allen Ländern ein⸗ zuflößen und beſonders gegenwärtig Deutſchland und Italien! Ich hebe dieſe Länder hervor im Hinblick auf die gefährlichen Elemente in England, die in einem Falle nicht an die Ehrlichkeit Deutſchlands glauben und die im an⸗ deren Falle wünſchen, ihre Entrüſtung über Italien zu zeigen, indem ſie die Sanktionspylitik fortſetzen. Dieſe bei⸗ den Standpunkte zeigen einen vollſtüändigen Mangel an jeder geſunden Perſpektive.“ Politiſche Rundſchau Beſichtigungsreiſe des Reichskriegsminiſters. Der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehr⸗ macht, Generalfeldmarſchall von Blomberg, beſichtigt am 29. und 30. Juni Truppenteile des Heeres im Bereich des Wehrkreiſes/(Stuttgart). Bei dieſer Gelegenheit wird der Generalfeldmarſchall dem Reichskommiſſar für das Saarland einen Beſuch abſtatten.. Abſchaffung des geiſtlichen Schulunterrichts in Spa⸗ nien. Der ſpaniſche Miniſterrat genehmigte einen außer⸗ ordentlichen Kredit von 16 Millionen Peſeten für die Be⸗ ſeitigung des geiſtlich geleiteten Schulunterrichts und für den Ausbau des weltlichen Unterrichtsweſens. Ferner wurde ein Dekret angenommen, durch das die Einſtellung von 5300 neuen weltlichen Lehrkräften vorgeſehen wird⸗ Gautag der Weſtmark Eine Rede des Reichs miniſters Dr. Frick. Koblenz, 28. Juni. Als Höhepunkt des diesjährigen Gautags des Weſtmark⸗ Gaues Koblenz⸗Trier⸗Birkenfeld fand am Sonntag ein gro⸗ ßer Appell und eine Kundgebung ſämtlicher Formationen der NSDAP des Gaues unter Beteiligung der geſamten Be⸗ völkerung auf der NS-⸗Feierſtätte am Koblenzer Schloß ſtatt. Nach der Begrüßung und des Gedenkens an die toten Kameraden des Weltkriegs und der Bewegung durch den Gauleiferſtellvertreter Beckmann und einer Anſprache des Gauleiters imon ſprach Reichsminiſter Dr. Frick „In 15jährigem unermüdlich zähem Ringen um die Seele des deutſchen Volkes“, ſo führte der Miniſter u. a. aus,„iſt es gelungen, Millionen von Volksgenoſſen in fana⸗ tiſchem kämpferiſchem Willen zur nationalen Selbſtbehaup⸗ tung und zu ſozialer Gerechtigkeit unter dem Zeichen des Hakenkreuzes zu ſammeln und auf Grund einer neuen organi⸗ ſchen Weltanſchauung, die die Volksgemeinſchaft in den Mit⸗ telpunkt ihrer Betrachtungen ſtellt, die veraltete liberaliſtiſch⸗ marxiſtiſche Gedankenwelt zu überwinden und ſchließlich da⸗ durch auch die äußere Macht im Reich zu erobern.“ „Seit der Machtübernahme ſind der NSDaAq noch größere und ſchwerere Aufgaben zugefallen. Laut dem Ge⸗ ſetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat iſt die NSDAP die Trägerin des deutſchen Staatsgedankens und des politiſchen Willens der Nation und mit dem Staat unlöslich verbunden.“ „Die NSDAP iſt der Führerorden der Nation, und ihre Mitglieder ſollen nach dem Willen des Führers eine Ausleſe der küchtigſten, entſchloſſenſten und tapferſten Volks⸗ genoſſen ſein. Der Führernachwuchs der NSDAP bedeutet nicht Begründung einer neuen bevorzugten Kaſte, ſondern Uebernahme einer ungeheueren Verantwortung und erhöhter Pflichten gegenüber Führer, Volk und Staat.“ „Es wäre danach eine völlige Verkennung der Abſichten des Führers, wenn Parteigenoſſen, hoffend auf ihre äußere Stellung in der Partei, Vorrechte vor anderen Volksgenoſſen für ſich in Anſpruch nehmen wollten, zu denen ihnen die innere Berechtigung fehlt. Die äußere Autorität läßt ſich auf die Dauer nur aufrechterhalten, wenn ihr der innere Werk entſpricht, wenn ſie innerlich überzeugt. Der beſte Beweis hierfür iſt die Perſon des Führers ſelbſt.“ „Gewiß läßt es ſich nicht vermeiden, daß auch einmal räudige Schafe in eine Bewegung oder eine Organiſa⸗ tion Eingang finden. Aber dann iſt es Pflicht dieſer Be⸗ wegung oder Organiſation, wenn anders ſie ſich ſelbſt nicht belaſten will, erkannte Schädlinge rückſichtslos daraus zu n ſo wie es der Führer vor zwei Jahren getan hat. „In dieſem Zuſammenhang muß ich mit einigen Worten auf die peinlichen Prozeſſe zu ſprechen kommen, die gerade in Koblenz ſtattfinden und die ſkandalöſen Vorgänge in gewiſſen Ordensklöſtern zum Gegenſtand haben. Dem Uebel wird nicht dadurch begegnet, daß man es verſchweigt und mit dem Mantel Hriſtlicher Liebe bedeckt.“ „And hier muß ich leider feſtſtellen, daß die kirchlichen Aufſichtsbehörden ein gerüttelt Maß von Schuld dadurch auf ſich geladen haben, daß ſie ihre Aufſichtspflicht vernach⸗ läſſigt und einem Vertuſchungsſyſtem Vorſchub leiſteten. Nur ſo läßt es ſich erklären, daß das Uebel einen ſolchen Amfang annehmen konnte.“ „Die nationalſozialiſtiſche Preſſe tat nur ihre Pflicht, daß ſie dieſe Zuſtände gebührend anprangerte. Und der Staat, der über die Erhaltung der Volksgeſundheit zu wa⸗ chen hat, wird die an den Wurzeln der Volkskraft rührende Uebel ohne Anſehen der Perſon ausbrennen.“ Das Verſailler Diktat „Deutſche Volksgenoſſen! Heute vor 17 Jahren wurde uns das Schmachdiklat von Verſailles aufgezwungen, das uns zu einem Helotenvolk ſtempelte. Nach dreieinhalbjähriger nationalſozialiſtiſcher Regierung dürfen wir feſtſtellen, daß es in dieſer kurzen Zeit gelungen iſt: 1. am 14. Oktober 1933 durch unſeren Austritt aus dem Völkerbund wieder unſere außenpolitiſche Handlungsfrei heit zu gewinnen, Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 8. * „Aber ja— natürlich— kommen Sie—“ 5 Eva war plötzlich ſo froh ums Herz.. Sie nahmen beide nebeneinander Platz. Viktor war eigen zumute. „Wo wohnen Sie? Bleiben Sie länger hier? Genau ſo ſahen Sie auch damals aus, Herr Harlan. Gott— daß man ſich doch wiederſieht. Ich habe oft—“ Sie brach ab. Errötete. And ſetzte in leichter Befangen⸗ heit haſtig fort: oft gedacht: Was mag aus dem Harlan geworden ſein? Ob er nun endlich der große Künſtler geworden iſt? Haben Sie's geſchafft?“ Ihre Augen leuchteten ihn an. „Nein.“ ſagte er hart. eee 12 „Ich habe—,“ er lächelte ſchon wieder,„kein Glück da⸗ mit gehabt.“ 285 Aber— zum Leben bringt's doch genug ein?“. Ordentlich beſorgt klang das. 8 „Ja— das kann man wohl ſagen. Dazu langt's,“ rief er fröhlich aus. „Gott ſei Dank— es hätte mir wirklich leid getan, wenn es anders wäre, Herr Harlan. Wohnen Sie im Krug? Oder am Bahnhof?“ Er ſchüttelte den Kopf. „Nein— drüben—“ Er wies über den Fluß. Eva erſchrak. „Drüben?“ Anwillkürlich dachte ſie an das Mühlenwerk. Was konnte er ſonſt meinen? Deutlich hatte er hinübergezeigt. „Ja— die Wilbrandtmühle.“ 5 Er war drauf und dran, nun, da ſie fragte, die Wahr⸗ heit zu ſagen. Was konnte ſchon dabei ſein. Natürlich wohnte er drüben— warum ſollte er es verheimlichen, wenn ſie fragte. Schließlich waren ſie ja aus dem gleichen 2. am 16. März 1935 unſere Wehrfreiheit wiederzu, erlangen, 3. am 7. März 1936 auch das Rheinland wieder der vollen Souveränität und dem Schutz des Reichs zu unter⸗ ſtellen. Damit hat das deutſche Volk wieder ſeine Ehre und zum guten Teil auch ſeine Gleichberechtigung mit den anderen Völkern wiederhergeſtellt. Im Bewußtſein ſeiner Kraft und im Vertrauen auf ſein Lebensrecht wird das deutſche Volk ſeiner friedlichen Aufbauarbeit nachgehen, niemanden bedro⸗ hen, aber auch von niemand Anrecht dulden. So dürfen alle jener günſtigen Entwicklung ruhig entgegenſehen. Das alles verdanken wir unferem unvergleichlichen Führer Adolf Hitler. Grauert im einſtweiligen Ruheſtand Dankſchreiben des Führers. Der Führer und Reichskanzler hat durch Erlaß vom 26. Juni 1936 den Staatsſekretär im Reichs⸗ und preu⸗ ßiſchen Miniſterium des Innern, Grauert, auf ſeinen An⸗ trag in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt. Aus dieſem Anlaß hat der Führer und Reichskanzler folgendes Dank⸗ ſchreiben an den Staatsſekretär Grauert gerichtet: „Ihrem Antrag auf Verſetzung in den einſtweiligen Ruhe⸗ ſtand habe ich mit Wirkung vom 1. Juli d. J. durch den bei⸗ liegenden Erlaß vom heutigen Tage entſprochen. Ich benutze dieſe Gelegenheit, Ihnen fuͤr die wertvollen Dienſte, die Sie ſeit der Machtübernahme im preußiſchen Miniſterium des In⸗ nern und ſpäter in dem vereinigten Reichs⸗ und preußiſchen Miniſterium des Innern geleiſtet haben, meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen. Ich behalte mir Ihre Wie⸗ derverwendung bei ſich bietender Gelegenheit vor.“ Das Ausſcheiden des Staatsſekretärs Grauert als zweiter Staatsſekretär des Reichs⸗ und preußiſchen Mini⸗ ſteriums des Innern ergab ſich aus der Notwendigkeit der ſtrafferen Zuſammenſaſſung der Geſchäfte des Miniſte⸗ riums auch in der Perſon des Vertreters des Reichs⸗ und preußiſchen Miniſters des Innern, Dr. Frick. Staats⸗ ſekretär Pfundtner leitet nunmehr als alleiniger Staatsſekretär die Geſchäfte ſämtlicher Abteilungen des Miniſteriums. Die polizeilichen Angelegenheiten ſind unter dem Chef der deutſchen Polizei im Reichs⸗ und preußiſchen Miniſterium des Innern, Reichsführer SS. Himmler, zuſammengefaßt, der dem Miniſter perſönlich und unmit⸗ telbar unterſteht. Die Stellung des Reichsarbeitsführers Staatsſekretär Hierl iſt durch die Neuregelung nicht berührt. Dr. Goebbels in Stuttgart Stuttgart, 28. Juni. Am Samstag und Sonntag fand in Stuttgart eine Führertagung ſtatt, zu der aus dem ganzen Reich 10 000 Politiſche Leiter zuſammengekommen waren. Reichsminiſter Dr. Goebbels, der zu dieſer Ta⸗ gung eintraf, wurde von den Tauſenden von Volksge⸗ noſſen auf dem Weg durch die feſtlich geſchmückte Stadt be⸗ geiſtert begrüßt. Beim Betreten der Stadthalle klang dem Reichsminiſter Dr. Goebbels ein einziger Jubel entgegen. Der Miniſter beſchäftigte ſich in langen Ausführungen mit den Problemen der Gegenwart. — 2 Im Schacht eingeſchloſſen Schwierige Rettungsarbeiten. Herne, 28. Juni. Seit Montagmorgen iſt auf der Zeche Shamrock 1/ in Herne der Hauer Schmidt durch das Zubruchgehen einer Strecke auf der ſiebenten Sohle ein⸗ geſchloſſen. Schmidt arbeitete allein in einem Querſchacht. Trotz der unermüdlichen Bemühungen der unter Aufſicht der Bergbehörde arbeitenden Rettungsmannſchaft konnte der Verſchüttete bislang noch nicht geborgen werden. Seit Dienstag iſt eine Verſtändigung mit dem Eingeſchloſſenen durch Klopfzeichen hergeſtellt. Eſſen und Trinken werden ihm durch eine Rohrleitung zugeführt. Ebenſo iſt für eine ausreichende Luftzufuhr geſorgt. Die Rettungsarbeiten, die von zwei Stellen aus be⸗ trieben werden, geſtalten ſich ſehr ſchwierig und müſſen mit äußerſter Vorſicht durchgeführt werden, da die Gefahr beſteht. daß weitere Steinmaſſen ſich löſen. Es läßt ſich daher auch nicht annähernd ſagen, wann mit der Bergung des Verſchütteten gerechnet werden kann. 8 Auftakt zur Abrüſtung? Verſtaatlichung der franzöſiſchen Kriegsinduſtrie. Im franzöſiſchen Miniſterrat wurde dem Präſidenten der Republik der Geſetzentwurf über die Verſtaatlichung der Kriegsinduſtrie und ein Geſetzentwurf über öffentliche Arbeiten zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit vorgelegt. Wie man in der Regierung naheſtehenden Kreiſen be⸗ tont, würde die Kammer durch die Annahme dieſes Ge⸗ ſetzes der Volksfrontregierung wenigſtens in Frankreich günſtige Vorbedingungen für eine internationale Rüſtungs⸗ kontrolle ſchaffen, wie ſie vom Völkerbund angeſtrebt werde. Im übrigen muß allerdings darauf hingewieſen merden, daß nach dem Sinne der Regierung durch die Vorſchlüge vor allem eines erzielt werden ſoll: die Be⸗ ſchaffung von Kriegsmitteln zum Selbſtkoſtenpreis. In unterrichteten Kreiſen wird zu der Verſtaatlichung der Kriegsinduſtrie bemerkt, daß nur eine verhält⸗ nismäßig kleine Zahl von Firmen— etwa zehn— von dem Geſetzentwurf betroffen wird. Unter ihnen befinden ſich die Firmen Schneider⸗Creuzot, Hotch⸗ kiß, Brandt und Reynould. Dieſe Firmen kommen für die völlige oder teilweiſe Verſtaatlichung in Frage. Neuer Streik in der Eiſeninduſtrie Seit Sonnabend früh iſt in der Moſeler Eiſeninduſtrie ein Streik ausgebrochen, der etwa 20 00 0 Ar b eiter umfaßt. Es handelt ſich um einen Streik zur Unterſtützung der Arbeiter einer Fabrik, deren Forderungen noch nicht erfüllt wurden. 5 Franzöſiſche Lehrlinge beſetzen eine Fabrit. Die Zahl der Streikenden beträgt immer noch über 150 000. Dieſe immerhin recht hohe Ziffer iſt daraus zu erklären, daß neben der in immer ſtärkerem Umfange ein⸗ ſetzenden Arbeitswiederaufnahme die Streikbewegung täg⸗ lich in allen Provinzen und in den verſchiedenſten Berufs⸗ gruppen neuen Nachſchub erhält. Die Stadt Rennes ſtellt einen beſonderen Fall in der Streikbewegung dar. Dort haben 17 Lehrlinge einer Draht⸗ und Eiſengitterfabrit, die ſich durchſchnittlich im Alter von 13 bis 17 Jahren befinden, beſchloſſen, die Arbeit nieder⸗ zulegen und die Werkſtätten zu beſetzen.. Nachdem der Schiffahrtsſtreik im Marſeiller Hafen beendet worden iſt, haben auch die ſtreikenden Matroſen von Port⸗Vendres und der nordfranzöſiſchen Hafenſtadt Rouen die Arbeit wieder aufgenommen. Lang⸗ anhaltende Sirenenſignale gaben das Zeichen zur Beendi⸗ gung der Beſetzung der vielen Schiffe, von denen eine große Anzahl endlich ihre Ausfahrt antreten konnte. In einem kleinen Mittelmeerhafen, in Caront e, kam es im Zuſammenhang mit der Arbeitswiederaufnahme der Matroſen zu Zwiſchenfällen. Die Beſatzung des Dampfers„Finisterre“ verlangte vom Kapitän die ſofortige Entlaſſung von vier Beſatzungsmitgliedern des Dampfers, die ſich an dem Streik nicht beteiligt hatten. Als der Kapitän dieſes Anſinnen ablehnte, holten ſich die Matroſen noch von einem anderen Schiff Verſtärkung und trieben mit Gewalt die betreffenden vier Matroſen von Bord. Im Hafen Royan haben die Fiſcher infolge von Streitigkeiten mit den Fiſchhändlern den Streik erklärt Kein Fiſcherboot hat den Hafen verlaſſen. An vielen Maſten wehen rote Fahnen. Im Hafen von Le Havre haben die Dockarbeiter erneut einen Teil der Hafenanlagen beſetzt und weitere Forderung angemeldet. Schlägerei im Lateiniſchen Viertel Die Pariſer Rechtsblätter berichten von ſchweren Schlägereien im Lateiniſchen Viertel, bei denen es über 30 Verletzte gegeben haben ſoll. Studenten und Abitn⸗ rienten, die gerade ihr Examen beſtanden hatten und aus einem größeren Schulgebäude des Boulevard St. Michel herauskamen, ſahen ſich etwa 200 bis 300 Anhängern der Volksfrontparteien gegenüber, die verſuchten, ihnen ihre blau⸗weiß⸗roten Bändchen von den Knopflöchern und Rock aufſchlägen zu reißen. Eine allgemeine Schlägerei war bald im Gange, der die Polizei einſtweilen untätig zuſah. Dit Marſeillaiſe und die Internationale wurden geſungen Einige Polizeibeamte ſollen mit erhobener Fauſt die Internationale mitgeſungen haben.() Die Volksfront⸗ anhänger ſollen auch mehrfach blau⸗weiß⸗rote Fahnen, mit denen zahlreiche Häuſer, dem Aufruf des Oberſten de la Rocque folgend, geſchmückt waren. abgeriſſen haben. 5 Evas Geſicht zeigte einen kühlen Ausdruck. Ganz plötz⸗ ich. „Sie wohnen in der Wilbrandtmühle? Ja— wie denn? Sind Sie etwa— Er ſah die Veränderung in ihrem Geſicht. Hörte die Kühle ihrer Stimme. And im gleichen Augenblick erriet er, daß dieſe Eva Gwendolin— kein alltägliches Geſchöpf war. Daß Blut von ihrem Vater, Trotz von ſeinem Trotz in ihr wirken mußte. Inſtinktiv begriff er die Feindſchaft zwiſchen die⸗ ſem Berg hier und— jenem Afer drüben. Und— wie es kam, er hätte es nie zu ſagen gewußt, Geheimnisvolles in ſeiner Seele beſtimmte in dieſer Minute ſeine Worte: „Gott bewahre— ich bin dort zu Gaſt— natürlich. Ich kenne Wilbrandts ſehr gut.“ Die Starrheit in ihrem Geſicht löſte ſich. „Sie nnen „Wie eben ſo ein Künſtler zu Bekanntſchaften kommt, nicht wahr? Der junge Herr von Wilbrandt iſt ein Stu⸗ dienfreund von mir— ja. Da machte ſich das ſo von ſelbſt, daß ich hierherkam—“ Er log. And er dachte verwundert: Warum? Warum ſagte ich das? Muß ich das ſagen? „Ich kenne weder den jungen noch den alten Baron,“ ſagte Eva. Und herbe ſetzte ſie hinzu: „Wiſſen Sie, daß uns die von drüben unſere Scholle hier nehmen wollten? UAnſere Mühle? Wo Großvater. Urgroßvater das Korn gemahlen haben? Faſt mit Ge⸗ walt wollten ſie's ſchaffen! Die Regierung drohte mit Zwangsmaßnahmen—! Aber ſie haben's nicht geſchafft! Gott ſei Dank!“ Viktor hörte mit klopfendem Herzen zu. Wie ihre Augen blitzten. Was für ein Prachtkerl— dieſes Mädel! „Nun denken ſie da drüben, wir werden ſo langſam ver⸗ hungern—“ Sie lachte leiſe auf. „Aber wir denken nicht daran. Die kleinen Bauern bringen das Korn doch zu uns—“ Wie lange noch? dachte Viktor ergriffen. Dann unter⸗ brach er ſie. „Ich glaube, Fräulein Eva, Sie denken ſchlimmer von den Wilbrandts, als ſie ſind. Soviel ich beiläufig gehört habe— Geſchäftliches intereſſiert mich ja herzlich wenig— iſt Baron von Wilbrandt durchaus nicht ſo gehäſſig auf Ihren Herrn Vater. Er achtet in ihm den— Starrkopf, der ſeine Scholle liebt! Ganz gewiß! Und nun gar der junge Baron, dem imponiert der Veit Gwendolin doch mächtig, und er wünſcht ihm aus ganzem Herzen, daß ſeine Mühle nie ſtille zu ſtehen braucht—“ „Wirklich?“ 8 „Wenn ich es Ihnen ſage, Fräulein Eva. Gewiß, ich verſtehe, daß Ihr Herr Vater nicht gut zu ſprechen iſt auf die großzügige Konkurrenz. Lieber Gott—“ Er ſeufzte.. „Reden wir doch nicht mehr davon, Fräulein Eva. Der Tag iſt viel zu ſchön für ſolche trüben Geſpräche, nicht wahr? Man ſoll ſich der Gegenwart freuen, das iſt das einzig richtige Lebensprinzip.“ Er lachte ſie an. „Fräulein Eva— mir kommt das ganz wunderbar vor, nun mit einmmal wieder hier mit Ihnen zuſammen auf dem Berg zu ſitzen— wie damals. Und die Mühle klapperte hinter uns luſtig im Winde. Nun iſt aus dem Backfiſch eine ſtolze, junge Dame geworden.“ Eva fend ihr Lächeln wieder. i „And man denkt doch, die Zeit wäre gar nicht weiter⸗ gegangen Mir wenigſtens iſt es ſo. Jetzt, da ich wieder daheim bin—“ „Sie waren fort?“ Sie erzählte von ihren Penſionsjahren. Intereſſtert hörte er zu. Und kameradſchaftlich plauderten ſie nun zu⸗ ſammen— wie früher. „Nur wollen Sie alſo für immer hierbleiben?“ 151 aer braucht mich. Und ich brauche die— Herrgotts⸗ mühle.“ N Ah— richtig— ss heißt ſie ja!“ Er blickte ſie herzlich an. 776 70 „Ein ſchöner Name.“ 45 Schatten des Abends begannen ſich über das Land zu legen. Purpurrot ſchimmerte der Fluß unter dem letzten Wi⸗ derſchein der ſinkenden Sonne. Faſt andächtig ſah Eva in die Landſchaft hinein. 8 Ae. K DS ee 3 Aus Baden und Nachbarländern. In badiſchen Skädten nur badiſche Patenweine. 59 Karlsruhe. 27. Juni Die Landesbauernſchaft Ba⸗ den teilt mit: Die Hauptvereinigung der Deutſchen Gar- ten⸗ und Weinbauwirtſchaft Berlin hat Baden zum dies⸗ jährigen Feſt der deutſchen Traube und des Weines als geſchloſſenes Gebiet erklärt. Das bedeutet, daß in ſämtlichen badiſchen Städten nur badiſche Patenweine zum Ausſchank kommen dürfen. Als einzige Patenſtädte außerhalb des Landes wurden Düſſeldorf und Braunſchweig gewonnen, Der Badiſche Garten, und Weinbauwirtſchaftsverband läßt zur rechten Zeit noch nähere Mitteilungen für die Verteiler folgen. Der vorgenannte Verband iſt ausſchließlich für die Zuteilung der Patenweine zuſtändig. Rauenberg bei Wiesloch.(S ch uppen abge⸗ brannt.) Früh gegen 4 Uhr brach im Anweſen der Ge⸗ ſchwiſter Wipfler Feuer aus, das bald bemerkt und dank des tatkräftigen Eingreifens der Rauenberger Feuerwehr am Weitergreifen verhindert werden konnte. Zerſtört wurde nur der an die Scheuer angebaute Schuppen! () Berghauſen bei Durlach.(Grundmauern des alten Schloſſes aufgefunden.) Bei Grabarbeiten auf dem Gelände des früheren Waſſerſchloſſes, wo jetzt meue Wohnhäuſer erſtehen ſollen, ſtieß man auf die Grund⸗ mauern des einſtigen Schloſſoe, die noch ſo gut erhalten ind, daß ſie in den finden können. Der Liederkomponiſt Ludwig Baumann Zwei Tage vor dem Deutſchen Liedertag, am 26. Juni, feierte ein Liederkomponiſt ſeinen 70. Geburtstag, deſſen muſikaliſches Schaffen dem Weſen dieſes Liedertages immer nahegeſtanden iſt: Ludwig Baumann. Er genießt bei den Hadiſchen Sängern, wie auch weit über die Grenzen ſeines Heimatlandes hinaus, außerordentliche Beliebtheit, die ihren Grund in ſeinen gefühlsechten und melodiöſen Liedern für Männerchöre hat. Ueber 150 Chöre hat Ludwig Baumann geſchrieben, dazu viele Lieder für eine Stimme, Kammer⸗ muſik und eine volkstümliche Oper. Wie dieſe knappe Auf⸗ zählung ſeiner Werke erkennen läßt, liegt das Gewicht ſeines Muſikſchaffens auf dem Gebiete des Männerchors. Seine Kompoſitionen reichen vom Kunſtchor, der ſtiliſtiſch etwa an Friedrich Hegar und ſeine Schule anknüpft, bis zum volkstüm⸗ lichen Lied und zur Bearbeitung deutſcher Volkslieder, bis Zum klangvollen, aus vokalem Empfinden heraus geſchriebenen wierſtimmigen Satz zu einer Volksliedmelodie. Beſondere Verbreitung haben ſeine volkstümlichen Lie⸗ der gefunden, und hier ſind es vor allem die Natur⸗ und Heimatlieder, in denen ſich der warme und ſinnige Lyriker Ludwig Baumann am ſchönſten und reinſten entfalten konnte. Gerade dieſe Heimat⸗ und Naturlieder gehören in ihrer ſchlich⸗ ten Melodik und in ihren oft reizvollen Tonmalereien und in ihrer Klangfülle zu den am meiſten geſungenen neueren Lie⸗ dern für Männerchöre. Ludwig Baumann iſt am 26. Juni 1866 in Eggenſtein Hei Karlsruhe geboren. Nach Studien im Lehrerſeminar und Konſervatorium Karlsruhe wurde er ſtaatlicher Muſik⸗ Lehrer, zunächſt in Mannheim und dann in Karlsruhe. Er war auch Schüler von Philipp Wolfrum⸗Heidelberg und von 1896 8 2 Iſika er Aſſiſtent. Uebe zwanzig Jahre war er Chormeiſter der Liederhalle Karlsruhe none; Nei 55 Neuen Bau SBerwene — Schwerer Verkehrsunfall.— Ein Toter. Kaiſerslautern. In der Mainzerſtraße ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der 65 Jahre alte Maurerpolier Wilhelm Rheinheimer fuhr mit dem Fahrrad ſtadtauswärts. Als er an der Unglücksſtelle quer über die Straße fahren wollte, wurde er von einem gleichfalls ſtadtauswärtsfahren⸗ den Perſonenkraftwagen erfaßt und zu Boden geſchleudert. Er erlitt einen ſchweren Schädelbruch, der den ſofortigen Tod zur Folge hatte. Das Auto wurde mit voller Wucht gegen einen Straßenbaum geſchleudert. Die beiden Inſaſſen, der eine aus Mannheim, der andere aus Kriegsfeld ſtammend, erlitten erhebliche Geſichtsverletzungen. Vom Anhänger totgefahren. Mußbach. Beim Kellerneubau des Winzervereins Mek⸗ kenheim in Mußbach ereignete ſich ein gräßlicher Unglücks⸗ fall. Der 32 Jahre alte Ferdinand Maurer aus Neuſtadt war mit dem Abladen von Schutt an einem Laſtzug beſchäf⸗ tigt. Er wollte dann auf den Anhänger ſteigen, rutſchte aber auf der Verbindungsſtange aus, ſtürzte und wurde etwa Zwei Meter geſchleift. Dabei ging dem Unglücklichen das Vorderrad des Anhängers über den Anterleib. Maurer ſtarb bald darauf an ſeinen ſchweren Verletzungen. Lalcale Nuudochiau Der letzte Juniſonntag war wiederum ein heißer Hochſommertag. Den ganzen Tag war es drückend ſchwül, jedoch zu Gewitterbildungen lam es über unſerer Gegend nicht. An den Strand⸗ und Flußbädern war wieder Hochbetrieb und auch geſtern waren ſie das begehrenswerte Ziel vieler Badeluſtiger. Unſere 98er Turner veranſtalteten geſtern einen Handball⸗Sportwerbetag auf den Wörtelwieſen. Zu den Mannſchaftskämpfen am Vormittag, ebenſo zu den Handballſpielen am Nachmittag halten ſich zahlreiche Sportfreunde eingefunden. Im Jugendheim St. Agnes veranſtaltete der kath. Schweſternverein einen Bazar. Beſuch und Stimmung war ausgezeichnet. Den ganzen Tag herrſchte ein fröhliches Treiben und in den Abendſtunden ſetzte An ganz außer⸗ gewöhnlicher Betrieb ein. Erfreulich war die Beteiligung aller Bevölkerungsſchichten. Heute Montag nachmittag wird die Veranſtaltung ihren Fortgang nehmen. * 50 Jahre Cäcilienverein Ilvesheim. Der Ilvesheimer Kirchenchor hatte geſtern einen großen Tag. Im Rahmen ſeines goldenen Jubelfeſtes veranſtaltete der Verein eine kirchenmuſikaliſche Andacht. Es war wirklich eine erbauende Feierſtunde, die die vielen Beſucher geſtern Nachmittag im trauten Dorf lirchlein erleben durften. Eingeleitet wurde die Feiler mit einem Iſtimmigen Predigtlied von Frey. Pfarr kurat Kaltenbrunn, Bezirkspräſes der Cäcilienvereine, der zunächſt ſeine Glückwünſche dem Verein überbrachte, hielt im Anſchluß eine formpollendete Predigt zur Aufführung der Meſſe. Nun brachte der Chor unter Mitwirkung des Mannheimer Symphonieorcheſters die„Miſſa Seraphica“ bon Sattner zur Aufführung. Der muſikaliſche Leiter Herr A. Kaufmann⸗Mannheim hat ſich mit der Auf führung dieſes Chorwerkes beſonders verdient gemacht. Von welcher Wucht war doch das kraftvolle Kyrie und Gloria, das ſtürmiſch zum Himmel hinaufſtrömte ein muſikaliſcher Aufſchrei aus gläubiger und hoffender Seele. Dann folgte das belenntnisreiche Credo, das erhabene Sanktus und Benediktus und ſchließlich das tiefempfundene Agnus. Nun folgte eine kurze Segensandacht. Mit einem bſtimmigen Marienchor von Frey klang die muſikaliſche Feierſtunde aus. 5 Anſchließend fand im kath. Gemeindehaus eine Feſt⸗ feier ſtatt. Im Vordergrund ſtand die Ehrung lang⸗ jähriger Mitglieder, wobei unter anderm ein Gründer für 50 jährige Sängerſchaft beſonders geehrt wurde. „Die Auszahlung der Wohlfahrt⸗ unterſtützungen er⸗ folgt heute nachmittag von 2.45—4 Uhr in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge. Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind vorzulegen. Neueinteilung der Kreisbauernſchaften Nur noch 15 ſtatt 40. Her! mden in der n ſchaf ten, w n einer öffentlich⸗ rechtlichen ſtverwaltung— die Verktre⸗ ihnen zugewieſenen Ar⸗ Arbeitsgebiet deckte ſich eisleitung. Nach⸗ DAP eine Zu⸗ hat, ging ähnliche, allerding ing ſeiner Verwaltungsſtel⸗ als 2 ſchaft Baden 40 Kreis baue Glieder der mit den Eigenſcha Körperſchaft ausgeſtatteten Sel tung des Reichsnährf i beitsgebiet zu l mit den Gren dem bereits fte b IN 9 auch der noch weiterg len im Lande men. Im Einvernehmen mit dem Neich⸗ hauernführer werden ab 1. Juli 1936 die beſtehenden 40 Kreisbauernſchaften in 15 zuſammengefaßt. Die Sitze der neuen Kreis bauernſchaf⸗ ten ſind: Tauberbiſchofsheim, Mosbach, Heidelberg, Bruch⸗ ſal, Karlsruhe, Bühl, Offenburg, Wolfach, Donaueſchingen, Freiburg, Müllheim, Schopfheim, Radolfzell, Pfullendorf und Waldshut. Dieſe Maßnahme dient beſonders der Zielsetzung, das verwaltung⸗mäßige Können, die Beweglichkeit des Apparate und die Ueberſichtlichtkeit der Organe zu ſteigern. Den neuen Kreis bauernſchaften wird nicht nur ein weſenllich erweitertes Arbeitsgebiet zugeteilt— die Kreis bauernſchaften umfaſſen jetzt durchſchnittlich 120 Ortsbaue rn ſchaften ſondern ihnen auch ein Kreis von Mitarbeitern beigegeben, welcher die Gewähr für die Erreichung unſerer Ziele abgibt. Neben dem Kreis bauernführer wird fünfthin der Kreisobmann ein vermehrtes Maß von Aufgaben er⸗ halten. flott; aber dann ſtaut ſich alles bei uns, unſere Lazarett⸗ Ein vorbiloͤliches Sledlungswerk 300 Volkswohnungen ſind entſtanden, Mannheim, 27. Juni. Als wenig ſchöne Erbſchaft früherer Jahre halte die Stadt Mannheim rund zehn Kom⸗ plexe von Baracken und Behelfsbauten übernommen, in denen rings um die Stadt zerſtreut zeitweilig etwa 800 Familien wohnen mußten. Um dieſe Elendsquartiere in möglichſt kurzer Zeit beſeitigen und ihre Bewohner in geſunden Heimſtätten unterbringen zu können, entſchloß ſich die Stabtverwaltung zum Bau von Volkswohnungen. Pieſet umfaſſende Plan ſah den Bau von 306 Wohnungen vor, in denen vor allem die kinderreſchen Familien aus den Behelfsbauten untergebracht werden ſollten, Mit der Verwirklichung des Planes wurde 1934 begon⸗ nen. 1935 konnten nicht weniger als zehn Neubaukompleze in Angriff genommen werden, und im Laufe der letzten Wo⸗ chen geſchah ihre Fertigſtellung. Ueber 250 Familien haben bereits in den neuen Volkswohnungen Einzug gehal⸗ ten; der Reſt folgt in den nächſten Tagen. Damit haben 306 Familien in geſunden Wohnlagen und mobernen Sleblungs⸗ häuſern eine neue Heimſtätte erhalten, Dieſe neuen Volkswohnungen wurden nicht mehr, wie die bisherigen Elendsquarklere, abgeſondert von den übrigen Stadtteilen erſtellt, ſondern den Sleblungs⸗ und Wohngebie⸗ ten angegliedert, rings um die Stadt verteilt und nach den mobernſten Siedlungsgrundſätzen in ſchöner Freiluftbau⸗ weiſe errichtet. Hand in Hand mit der Vollendung dieſes porhilblichen Sieblungswerkes der Stadt Mannheim iſt zugleich die heab⸗ ſichtigte Näumung der alten Baracken in erheb⸗ lichem Maßze erfolgt. An den verſchiedenſten Stellen konnte außerdem ſchon mit dem Abbruch vieler Elendsquartiexe begonnen werden. Der ſehr zuſammengeſchrumpfte Neſt wird im Zuſammenhang mit dem übrigen Bau⸗ und Siedlungs⸗ programm der Stadt ebenfalls ſyſtematiſch zur Ausräumung gelangen. Mit dem nunmehr vollendeten Bau ihrer Volts⸗ wohnungen und der durch ſie ermöglichten Baxaclenbeſeiti⸗ gung hat die Stadt Mannheim zu ihrem im Reich als vorbildlich anerkannten Siedlungswerk einen weiteren, heſon⸗ ders in ſozialer Hinſicht bebeutſamen Beitrag geleiſtet. + Ein Verbrechen aufgellärt. Die am 17. Jum in Hagsfeld wegen Verdachts der Abtreibung mit Todesfolge feſtgenommene Frau hat nunmehr eingeſtanden, in ihrer Woh⸗ nung einen unerlaubten Eingriff vorg olgen das Mädchen alsbald nach der Tal geſtorben . ie hat weiter zugegeben, daß ſie die Leiche mit Hilfe ihres Sohnes F einen Sack gelegt und auf die Straße gebracht habe. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, handelt es ſich um eine gewerbsmäßige Abtreiberin, da auch noch weitere unerlaubte Eingriffe feſtgeſtellt werden konnten. ommen zu haben, an Raiſchlage der Poſt für die Reiſezeit Um die Nachſendung von Poſtſendungen ſicherzuſtel⸗ len, gebe man ſeinen Angehörigen, Bekannten und vor allem dem heimiſchen Zuſtellpoſtamt ſeine neue Anſchrift Die Poſt gibt unentgeltlich amtliche Vordrucke hier⸗ die Zuſteller und Schalterbeamten ab. Ein⸗ hreibe⸗ und Wertſendungen, Poſt und Zahlungsanwei⸗ ſungen dürfen die Zuſteller an unbelannte Perſonen nur aushändigen, wenn ſie ſich gehörig ausweiſen. Man tut 2 10 gut, ſich beim Poſtamt eine„Poſtausweis karte“— Ge⸗ bühr 20 Pfg— ausſtellen zu laſſen. Sie gilt auch in vielen fremden Ländern im Verkehr mit den Poſtanſtal⸗ ten. Wer nicht viel bares Geld mit ſich führen will, laſſe ſich einen J eiſeſcheck ausſtellen, Er kann damit bei jede id bei den Bahnhofs wechſelſtuben be⸗ 25 teilbare Reichsmarkbeträge abheben. Ab⸗ iſe uſw.) befr ſprechteilnehmer nicht von der rechtzeitigen Zah er Fernſprechgebühren. Es wird empfo nanden mit der Bezah⸗ lung der Feruſp uftragen oder bei dem rechnung führen beim Zuſtellpoſtamt die Nachſendung ſch der auf das Poſt⸗ ſcheckkonto für 3 digen Amtes (unter Angabe! r Rufnummer des Anſchluf ug beſtimmt iſt) einen USreichen den Ausreichenden 2 ung Alen, entweder je hrechnung Synntagsrüclfahrtarten zum Be ſuch der 11. Olum viſchen Spiele in Berlin und Kiel. Zum Beſuch der 11 Olympiſchen Spiele in Berlin und der olympischen Segel⸗ wettlämpfe in Kiel, wird die Deutſche Reich bahn auf allen deutſchen Bahnhöfen Sonntags rüclfahrlarten nach Berlin oder Kiel ausgeben, deren Geltung dauer jetzt auf die Zeit vom 28. Juli, 0 Uhr, bis 20. Auguſt, 24 Uhr,— das ſind über drei Wochen— feſtgelegt worden iſt. 4 Tetanus. Faſt alle ſagen, Faß es vorn ſehr trübe gus⸗ Ae Frontſchweſtern an der Gomme Von Oberſchweſter Grete Scheibe, Spandau. Aus einem Ehrenbuch der deutſchen Front⸗ ſchweſtern, das Elfriede von Pflug⸗Harttung unter vielſeitiger Mitarbeit geſchaffen und im Verlag Bernard und Graefe, Berlin, veröffentlicht hat, geben wir nachſtehend einen Abſchnitt wieder. Neben der Landſtraße eine kleine Anhöhe, auf deren Plateau zwölf Holzbaracken und ein paar Zelte ſtehen. Die weißen Fähnlein mit dem roten Kreuz flattern im Winde. Ein Nieſenviereck iſt mit weißen Kallſteinen und roten Ziegelſtückchen ausgelegt, das Wahrzeichen unſerer Neutralität für die Flieger, die hier zu den täglichen Gäſten gehören, aber nicht zu denen, die man gern ſieht. Das Gras am Grabenrand, die Blumen auf der Wieſe und in unſerem kleinen Gärtchen ſind mit feinem grau⸗ weißen Kalkſtaub überzogen, und wenn wir zwei Schritte getan haben, ſehen unſere Schuhe ebenſo aus. Hell und heiß ſcheint die Sonne am hartblauen Himmel, wie ſchwarze Pünkichen ſtehen hinten am Hori⸗ zont, weitab von uns, die Feſſelballons an der Front. Tag für Tag dröhnt vorn der Kriegslärm, zieht nachts im Schutze der Dunkelheit eine Diviſion unſerer Solda⸗ ten hinaus in den Hagel von Blut und Eiſen. Und abends rattern die Autos und keucht die kleine Feldbahn und bringt zurück, was übrigblieb. Drei Loren voll, das ö iſt der Reſt eines ganzen Regiments.— Was fehlt, liegt draußen, zerſchmettert, vergraben, fiel dem in die Hände, eee, bringt es uns bleich, blutig, zerfetzt— und wir ſchämen uns der Tränen nicht, die aus unſeren Augen rinnen.„„ Erfſt ſind es täglich ein paar hund Rann, ur e eee e gehen, An⸗ und Abtransport gehen züge bleiben auf der Strecke liegen, nur Munitions⸗ und Truppentransporte haben freie Bahn, denn vorn ſieht e⸗ böſe aus. Des Nachts iſt der Himmel ein rotes Flam⸗ menmeer, und keine Minute reißt der dumpfe Ton des Trommelfeuers ab. Die Feſſelballon⸗ ſind keine Pünkt⸗ chen mehr, zum Greifen nahe ſtehen ſie vor unſeren Augen. In endlos langer Reihe ſauſen die Autos mit ihren Anhängewagen über die grauweiße Landſtraße, bringen immer neue Verwundete. Es gibt keinen Tag und keine Nacht mehr für uns, nur noch ſchreiende Not und das qualvolle Gefühl des Unzulänglichen, de⸗ nie⸗ mals Fertigwerdens. Wir bauen neue Zelte auf, in den halbfertigen Holz⸗ baracken werden Decken vor die leeren Fenſterhöhlen ge⸗ hängt, Strohſäcle auf die Erde gelegt, und alle⸗ füllt ſich mit Verwundeten, Kranken, Sterbenden. Wir gehen von Bett zu Bett und wollen helfen, allen helfen; aber wenn wir zehn der Aexmſten auch nur ein wenig Linderung brachten, liegen ſchon zwanzig neue da, aus deren bleichen Geſichtern dieſelbe Not, dieſelbe Qual ſpricht. Und drau⸗ ßen dröhnt es und zittert die Luft von den Einſchlägen der Minen und Granaten— der Feind rückt nüher und näber. Da u ſpringt ein neuer Lon auf, ein dumpfe Surren und Brummen, die ſchwarzen Rieſenvögel lommen— ein Brauſen und Sauſen, Krachen und Berſten. Drüben im Walde, wo die Bahnſtation liegt, ſteigen dicle, ſchwarze Wolken auf— zehn, zwölf Bomben ſauſten dort herun⸗ ter, Zerſtörung und Verderben bringend. it ein paar Tagen rücken die Feſſelballon⸗ noch güher an uns heran. Geſtern bekamen wir eine Menge Verwundete, die querfeldein zu uns gelaufen waren, nur mit dem Notperband, ohne Tetanusſpritze Heute ſtehen Schweſter Aenne und ich ſchon ſtundenlang und ſpritzen feht; wir gehen langſam, aver andauernd zuruc, und der Engländer folgt uns auf dem Fuße. Der Hauptver⸗ bandsplatz ift nach E verlegt. Zehn Minuten zu Fuß oon hier! Unſere Koffer ſind gepackt, ſollen heute oder morgen zurückgeſchafft werden. Wir behalten nur un⸗ ſere Handtaſchen hier. Vorn geht es bunt zu. Alle unſere Zelte und Barar⸗ len liegen voll, obwohl wir jeden Tag einen Lazarettzug haben. Der Zugang iſt zahlreicher als der Abgang. Alle ſtöhnen und klagen, daß ſie hier liegen bleiben müſſen. Wir bekommen zu wenig Züge heran, haben ſtändig 1500 5 2000 Mann hier liegen, obwohl wir abtrans portieren, ſoviel wie möglich iſt. Auch die letzten Feldlazarette ha⸗ ben geräumt, weil nie beſchoſſen wurden. Nun ſtaut ſich bei uns alles, die Verwundeten von dort ſind an viel Pflege gewöhnt und können ſich nach den erſttlaſſigen Verhältniſſen im Elite⸗Lazaren natürlich nur ſchwer mit unſeren primitiven Einrichtungen abfinden. Unſere Sammelſtelle liegt in der Kalkeinöde und iſt nur als Durchgaug⸗ſtation gedacht. Eine neue Aufnahme in ſpüter Abendſtunde. Als ich die Treppe emporſpringe, gleitet mein Fuß über Blur e 3 8 auf dem eee, liegt ein Sol der Oherorzt die heiden uter rate und Pe d en mit ber ſtorten Geſiehtern davor. Ich 2 leiſe die Wolldecke, die den Verwundeten verhüllt: Beide Beine ſind abgeriſſen, liegen draußen irgendwo, ein formloſer Klumpen, in Atome zerfetzt. — 0 3 Da ſind wir leiſe hinaus gegangen Meldung Wehrpflichtiger Erfaſſung älterer Geburtsjahrgänge. Nach der Verordnung des Reichsinnenminiſters und des Reichskriegsminiſters haben ſich zur Regelung ih Wehrpflichtverhältniſſes entſprechend der durch die Kreis polizeivehörde erlaſſenen öffentlichen Bekanntmachung per ſönlich bei der polizeilichen Meldebehörde folgende wehr⸗ pflichtige Deutſche, die ihren Wohnſitz oder dauernden Auf⸗ enthalt in Deutſchland haben, anzumelden: 1. Die Offiziere und Beamten aller Gattungen, die dem aktiven oder Beurlaubtenſtand des früheren Heeres, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine und der Keichs⸗ wehr angehört haben. 2. Alle ſeit dem 1. Januar 1921 aus der Wehrmacht oder der Landespolizei ausgeſchiedenen Deckoffiziere, Unker⸗ offiziere und Mannſchaften ſowie alle Männer, die durch eine von der Wehrmacht oder der Landespolizei veranlaßte kurzfriſtige Ausbildung militäriſch geſchult ſind. und zwar ſofern ſie einem älteren Geburtsjahrgang als 1913(in Oſt- preußen 1910) angehören. Auskünfte über die Zugehörigkeit zu den genannten Perſonenkreiſen erteilen die Wehrerſatzdienſtſtellen. Die polizeilichen Meldebehörden haben für die ſich anmeldenden Perſonen in der Zeit vom 13. Juli bis 22. Auguſt 1936 das Erfaſſungsverfahren durchzuführen. Scherz und Ernſt tf. Wenn die Bienen ſchwärmen. Jetzt iſt wieder die Zeit, da es in den Bienenkörben aus„bevölkerungs⸗ politiſchen“ Gründen zu revolutionären mn 1255 » u Ur werden. Bis in die Städte geht manchmal die Reiſe, wo die Feuerwehr, das„Mädchen für alles“, ſich der heimat⸗ loſen Tiere erbarmt. Hat der Bienenvater jedoch ſeinen Lieblingen zu folgen vermocht, ſo nähert er ſich der „Traube“ und ſprüht ſie aus der Schwarmſpritze mit fei⸗ nem Waſſerſtrahl an, ſo daß ſich die Tiere noch enger aneinanderſchmiegen. Dann hält der Imker mit der Linken den Schwarmkorb unter die„Traube“ und verſetzt dem Zweig, an dem ſie hängt, einen kräftigen Schlag, ſo daß ſie in den Korb fällt. Iſt der Korb geſchloſſen, ſo geht es nach Hauſe, wo bereits eine neue Bienenwohnung des jungen Volkes harrt. 5 tf. Der ſparſame Fürſt. Kurfürſt Friedrich Wilhelm J. von Heſſen war ein überaus ſparſamer Landesvater. Seine Oekonomie erſtreckte ſich, wie bei Preußens erſtem König, ſogar bis auf die Einzelheiten der Tafel. Auf einer ihm vorgelegten„Speiſenfolge“, in der von„her⸗ umgelegten Zitronenſcheiben“ die Rede war, vermerkte er eigenhändig:„Gelbe Rüben tun's auch!“. Feuer zu dritt Sicher iſt es Ihnen doch auch ſchon einmal ſo er⸗ gangen, daß Sie mit guten Freunden beiſammen ſaßen und ſich alle zuſammen eine neue Zigarette anſteckten. Einer holte dabei ſeine Streichhölzer hervor, gab dem erſten Feuer, dem zweiten und— nein, nicht auch dem dritten, ſondern verlöſchte mit geheimnisvollem Lächeln das Zündholz und ließ ein neues aufflammen. Ganz unbewußt haben wir bei dieſer eigenartigen und ganz und gar nicht ſinnloſen Handlung bis auf den heutigen Tag uns von einem— mittelalterlichen Brauch nicht trennen können. Als die erſten Handfeuerwaffen ausgebildet worden waren, mußten die Schützen dieſe ſogenannten„Vorderlader“ noch mit Hilfe eines Lade⸗ ftockes mit Pulver und Blei laden. Zur Entzündung der todbringenden Ladung war anfangs ein glühend ge⸗ machter Eiſenſtab, dann ein Feuerſchwamm oder eine Lunte notwendig. Und dieſe Lunte nun brannte ge⸗ wöhnlich ſo lange, daß ſich gerade drei Mann damit die Ladung anzünden konnten. Der erſte ſteckte ſie alſo in Brand, gab das Feuer dem zweiten, der es endlich dem dritten reichen ſollte. Nun durfte man dabei aber nicht den Feind vergeſſen. Der ſah nämlich ganz genau, wenn beim erſten das Feuer aufflammte. Da legte er dann erſt einmal ſein Gewehr an. Ehe es es aber ſo richtig in Schußlinie hatte, be⸗ nutzte der zweite die Lunte, und nun brauchte der Geg⸗ ner nur noch das letzte Aufflammen des Feuers abzu⸗ warten, und er konnte daraufhin abdrücken. Es traf alſo faſt immer den— dritten. Natürlich galt das für die Soldaten der einen Seite ebenſo wie für die der anderen. Und man hatte ſchon bald heraus, wie der Gegner getäuſcht werden konnte. Doch gerade das iſt es, was wir von den rauhen Kriegs⸗ knechten längſt vergangener Jahrhunderte übernommen haben: eben nicht dem dritten Kameraden das verderben⸗ bringende Feuer zu reichen. „Guat, daß i's woaß!“ Wie der Bergerwaſtl zu ſeinem Hitlerurlauber kam. Der Bergerwaſtl hatte einen Hitlerurlauber aufge⸗ nommen. Das ganze Dorf ſtand darüber Kopf und wun⸗ derte ſich, denn der Waſtl hatte einen Ruf, der ſchlechter noch war, als er ſelbſt. Geizig ſei er, ſagten die Leute, und er verhungere lieber, als daß er einem armen Schluk⸗ ker etwas abtrete. Und jetzt ſollte er gar für drei Wo⸗ chen einen Freiplatz abgetreten, für drei Wochen einen fremden Menſchen ins Haus genommen haben, ohne auch nur einen Pfennig Vergütung zu erhalten? Als dann aber die Marſchkolonne ankam, und richtig ein SA.⸗Mann beim Bergerwaftl abſtieg, da ging das Fragen los. Wie er nur dazu gekommen ſei und was er ſich von dem Beſuch wohl alles verſpreche und wer ihn beſtimmt habe, im Hauſe für den Beſuch ein Zimmer frei zu machen? Aber der Waſtl ſchob nur die Pfeife in den anderen Mundwinkel, zuckte mit der Achſel und ſagte: „Wos wird denn ſcho los ſei! G'nommen hab i halt oan!“ Und damit drehte er all den Fragern den Rücken, und alle Fragerei war umſonſt. Aus dem Waſtl war kein Wort mehr herauszubringen. Zwiſchen dem Bergerwaſtl und dem Scharführer, der bei ihm im Quartier lag, herrſchte bald gute Kamerad⸗ ſchaft. Denn der Scharführer verſtand eine Kunſt, die nicht jeder beherrſcht: er konnte auch einmal eine Stunde daſitzen und ſchweigen. Und da der Waſtl nur ſelten den Mund aufmachte, hatte der Scharführer viel Zeit zum Schweigen, und dabei hatten ſie zueinander gefunden. Ein⸗ mal aber, da kam der Waſtl doch ans Reden, und nun erfuhr der Scharführer auch, wie es zugegangen, daß er zum Waſtl gekommen war. Der hatte eines Tages den Entſchluß gefaßt, ſeinen Hof durch Einführung einiger techniſcher Neuerungen, von denen er gehört hatte, wirtſchaftlicher zu machen. Um ſich gründlich umzuſehen, war er dann im Frühjahr nach Ber⸗ lin zur Grünen Woche gefahren. Der Plederer, der im vergangenen Jahr ſchon einen Berliner SA.⸗Mann von der Hitler⸗Freiplatz⸗Spende aufgenommen hatte, war vor der Abreiſe zu ihm gekommen und hatte ihm ein kleines Paket mitgegeben mit etwas Speck und Butter und Eiern und einem ordentlichen Kanten Brot, weil das der Ber⸗ liner ſo gern gegeſſen hatte. „Daß du mir fei dös Packl nit vergißt!“ hatte der Plederer dem Waſtl nachgerufen. „Do feit ſi nix“, hatte der Waſtl über die Schulter zurückgeſagt und war abgefahren. Und in Berlin war dann auch ſein erſter Weg nicht auf die Grüne Woche, ſondern zu dem SA.⸗Mann. Es hatte eine ziemliche Weile gedauert, bis der Waſil hingefunden hatte. Immer langſamer ging er und ſah von einem Haus zum anderen, geriet ſchließlich auch ein⸗ mal verſehentlich auf einen der düſteren, lichtloſen Höfe wie Berlin ſie mehr als zur Genüge hat. Er ſchüttelte nur den Kopf und konnte nicht begreifen, daß es Menſchen gab, die hier lebten, ja, daß deren ſogar viel, ſehr viel mehr waren, als in ſeinem Dorf und den fünf umliegen⸗ den Dörfern. Der Waſtl war ſonſt nicht der Mann, der ſich von Gefühlen übermannen ließ. Aber hier war es ihm ſo eng, daß er Angſt bekam, richtige Angſt. Aber ſchließlich fand er doch ſeinen SA.⸗Mann und lieferte das Paket ab. Und da der Mann noch nicht aus der Fabrik zurück war, bat ihn ſeine Frau in die Stube, um noch die halbe Stunde bis zum Feierabend zu warten. Gebt Freiplätze zur Hitler⸗Freiplatzſpende! Und der Waſtl wartete. Hier in der Stube kam er einigermaßen wieder zu ſich. Wohl war ihm auch da noch nicht, aber fortlaufen wollte und konnte er nicht. Er mu⸗ ſterte die Stube. Sie war ſauber, wie bei ihm daheim die Kuchel am Sonntag. Nur etwas düſter war es darin, engen, grauen Hof ging, deſſen ſchmaler Schacht ſicher nie⸗ mals Sonne in die Zimmer dringen ließ. Waſtl ſtand am Fenſter, und wieder war das würgende Gefühl da, das ihm die Luft wegnehmen wollte. Hier hätte er nicht woh⸗ nen können, keine fünf Minuten. Auf dem Fenſterbrett ſtand ein Blumentopf. ſtarrte auf die kümmerliche Geranie, die nicht recht leben konnte, obwohl ſie ohne Zweifel gepflegt und gehütet wurde wie ein Kind. heimgekommen.„Grüaß di Gott, wie geht's dir dann? wannſt dös Packl brauchen kannſt, kunnſt ihm a Freud' machen.“ Plederer und über den Berliner ſelbſt und über alle Dinge, über die man redet, wenn man ſich ſo unerwartet wiederſieht. „Woaßt“, unterbrach plötzlich der Waſtl das Ge⸗ ſpräch,„mit deinem nacketen, g'rupften Geranienſtöckl, dös is nix für mi. J muaß an richtigen Wurzgarten vor'm Fenſter haben, ſonſt bin i nit g'ſund. Aber vor deinem Fenſter wachſt ja nix anders nit. Jetzt, wo i da herinn' ſitz' bei dir, da kimmt's mir erſt bei, wie ſchön das bei uns draußen iſt. Da herinn' kunnt' i nit leben und nit ſterb'n.. Wann i dös g'wußt hätt', woaßt, wann d dös g'wußt hätt', dann hätt' i längſt auch einen Urlauber g'nommen, dös derfſt ma glauben. Aber was wiſſen denn nachher wir da draußen bei unſere Wieſen und Aecker davon, wie ihr hier wohnt. Dös kann man ſi ja gar nit vorſtell'n, wenn ma's nit g'ſehn hat, verſtehſt, dös kann man ſi einfach nit vorſtell'n. Guat, daß i's woaß...“ Der Berliner ließ ihn ausreden. Er wußte, was die Bauern damals vom Waſtl geſprochen hatten. Daß er jetzt von ganz zuunterſt umgekrempelt wurde, das zeigte, daß ihm die anderen unrecht getan hatten, ſonſt hätte er anders geſprochen. Sie redeten noch ziemlich lange miteinander, und der Berliner verſprach, ihm am nächſten Tage Berlin zu zeigen. Als der Waſtl am Abend ſein Quartier aufſuchte, ſah er die Häuſer und Straßen mit ganz anderen Augen an. Und nun wurde ihm mit jedem Schritt klarer, was es mit den Freiplätzen der Hitler⸗Freiplatz⸗Spende eigentlich auf ſich habe. „Guat, daß i's wo aß.“ Und nun hat er den erſten Urlauber im Haus. Der Scharführer aber kann erzählen, daß keiner in der gan⸗ zen Marſchkolonne es ſo gut gehabt hatte, wie er beim Bergerwaſtl, von dem die Leute einmal behauptet hatten, daß er geizig ſei. K. H. Eckert. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 29. Juni, 19.30 Uhr: Miete H 28, Sonde miete H 15 und NSA Mannheim, Abt. 541 bis 547, 552 bis 553, 563, 574 bis 577, 591 bis 593: 508 nes Bernauer, Trauerſpiel von Friedrich Heb⸗ El. Dienstag, 30. Juni, 15 Uhr: Schülermiete A: Agnes Bernauer.— 20 Uhr: Miete G 28 und N Sch Mannheim, Abt. 221 bis 223, 502 bis 503 Fidelio, Oper von Beethoven. Mittwoch, 1. Juli, 19.30 Uhr: Gaſtſpiel Hans Fideſſer, Deutſches Opernhaus Berlin: Aida, Oper von Verdi. — Keine Gutſcheine. Donnerstag, 2. Juli, 19.30 Uhr: Miete D 29 und NSKG Mannheim Abt. 564 bis 567: Lauf ins Glück, Operette oon Raymond. Freitag, 3. Juli, 15 Uhr: Schülermiete B: Der Frei⸗ ſchütz.— 20 Uhr: Miete F 29: Johannis feuer, Schauſpiel von Hermann Sudermann. Samstag, 4. Juli, 19.30 Uhr: Miete B 28 und NSHNG Mannheim Abt. 348 bis 350: Agnes Bernauer. Neues Theater: Mittwoch, 1. Juli, 20 Uhr: NSG Mannheim Abt. 159, 327 bis 335, 360, 549 bis 550, 602 bis 606, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E, freiwillig Nr. 1 bis 700 und Deutſche Jugendbühne Mannheim: Jo- hannisfeuer. Freitag, 3. Juli, 20 Uhr: NS Mannheim Abt. 127 bis 132, 136 bis 147, 160, 233 bis 234, 260 bis 263, 359, 519 bis 520, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E, freiwillig, Nr. 1 bis 700: Muſikaliſcher Komödienabend: Don Juan, pantomimiſches Ballett von Ch. W. Gluck. Baſtien und Baſtienne, Singſpiel von W. A. Mozart. Die Liebesprobe, (Rekrutierung), Ballett von Mozart. Fußballvereinigung 98, Mhm.⸗Seckenheim. Morgen Dienstag abend 8.45 Uhr im Lokal zum „Bad. Hof“ Verwaltungsrat- Sitzung wozu alle Fachwarte und Mitglieder des Verwaltungs⸗ rates eingeladen ſind. Kommenden Samstag, den 4. Juli. abends 9 Ahr, findet im Lokal zum„Stern“ unſere diesjährige Heupt versammlung ſtatt. Tagesordnung lt. Satzung. Alle Aktiven, Paſſiven und Ehrenmitglieder ſind hierzu eingeladen. Der Vereinsführer. Mutterschaft Ein Ubervaltigender Eindruck dleses klefergreffenden Filmes. Heute Montag 8.30 Uhr Palast letzte Vorstellung. Statt Karten Fur die anlabblich unserer VDermôblung erwiesenen Aufmerltsamſcelten danſten wirperzlicb Samund Mjuribwein u. au Anne geb. Meiſling Mannbeim-Gectenbeim, 29. Hunt 1936. Empfehle Einmach zucker Ferner ein Poſten Futterkartoffeln Alex. Schmich. 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