VVVVVVVVVVVVTVVVCTTVTTV Nr. 152(2. Blatt). Neckar Bote Donnerstag, 2. Juli 1936 Verwaltungsreform in Baden Durchgreifende Vereinfachung der Staatsverwaltung.— Auf⸗ hebung von 13 Bezirksämtern. () Karlsruhe, 2. Juli. Am heutigen Donnerstag wird das Geſetz über die Neueintejlung der inneren Verwaltung veröffentlicht, durch das eine durchgreifende Vereinfachung des ſtaatlichen Verwaltungsapparats erzielt wird. Durch das neue Geſetz wird die Zahl der Bezirksämter von 40 auf 27 heruntergeſetzt. Es werden folgende 13 Bezirksämter auf⸗ ehoben: 55 Wertheim, Adelsheim, Weinheim, Wiesloch, Bretten, Ettlingen, Oberkirch, Waldkirch, Staufen, Schopfheim, Engen, Meßkirch, Pfullendorf. Das Bezirksamt Wertheim wird mit dem Bezirksamt Tauberbiſchofsheim vereinigt, Adelsheim mit Buchen, Wein⸗ heim mit Mannheim, Wiesloch mit Heidelberg. Das Bezirks⸗ amt Bretten wird auf die Bezirksämter Sinsheim und Karls⸗ ruhe aufgeteilt; Bruchſal gibt vier Gemeinden an das Be⸗ zirksamt Sinsheim ab. Das Bezirksamt Ettlingen wird in der Hauptſache dem Bezirksamt Karlsruhe zugeſchlagen, das Bezirksamt Oberkirch mit Offenburg vereinigt. Das Be⸗ zirksamt Kehl wird durch einige Gemeinden der Amtsbezirke Bühl und Offenburg verſtärkt, das Bezirksamt Wolfach er⸗ hält den öſtlichen Teil des Bezirksamts Offenburg. Das Bezirksamt Waldkirch kommt in der Hauptſache zu Emmen⸗ dingen, das ſeine ſüdlichſten Gemeinden an Freiburg abgibt. Das Bezirksamt Staufen wird auf die Aemter Freiburg und Müllheim aufgeteilt. Zum Bezirksamt Lörrach wird der Hauptteil des Bezirksamtes Schopfheim geſchlagen, Säckingen wird durch einige Gemeinden des bisherigen Bezirks Schopf⸗ heim und durch die Gemeinden weſtlich des Albtales vom Bezirksamt V dshut vergrößert. Donaueſchingen gibt einige Gemeinden an Neuſtadt und Waldshut ab und erhält anderer⸗ ſeits den nördlichen Teil des Bezirks Engen, deſſen ſüdlicher Teil zu Konſtanz geſchlagen wird. Der bisherige Amtsbezirk Meßkirch wird mit Stockach, der bisherige Amtsbezirk Pfullen⸗ dorf mit Ueberlingen vereinigt. Die Aenderungen treten auf 1. Oktober 1936 in Kraft, ausgenommen bleiben die Amtsbezirke Wertheim, Wiesloch, Ettlingen und Schopfheim, weil in dieſen Bezirken bauliche Maßnahmen eine Hinausſchiebung des Vollzugstermins auf einen ſpäteren Zeitpunkt notwendig machen. Eine durchgreifende Verwaltungsreform mit dem Ziele einer weitgehenden Vereinfachung iſt eine alte Forderung im Lände Baden. Im Jahre 1924 wurde durch die Her⸗ abſetzung der Zahl der Amtsbezirke von 53 auf 40 ein An⸗ fang gemacht. Aber in der Folgezeit geſchah nichts mehr, weil parteipolitiſche Rückſichten und auch die Schwerfälligkeit des politiſch⸗parlamentariſchen Apparates weitere Maßnahmen verhinderten. Auch als im Jahre 1930 das Gutachten des Reichsſparkommiſſars Sämiſch eine weitere Vereinfachung des badiſchen Verwaltungsapparats als dringend notwendig be⸗ zeichnete, wurde dieſer Rat nicht befolgt. Es blieb ſomit auch auf dieſem Gebiet der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung vorbehalten, etwas Poſitives zu tun und damit Unter⸗ laſſungsſünden der früheren Zeit wieder gutzumachen. Die Verwaltungsvereinfachung war vor allem aus fi⸗ nanziellen Gründen zwingende Notwendigkeit. Die Partei iſt auf dieſem Gebiete mit gutem Beiſpiel voran⸗ gegangen: ſie hat erſt vor kurzem die Zahl ihrer Kreis⸗ leitungen von 40 auf 27 herabgeſetzt und dadurch gewaltige Einſparungen erzielt. Wenn jetzt der Staat dieſem Beiſpiele folgt und durch die Verkleinerung ſeines Verwaltungsappa⸗ rats fachliche und perſonelle Einſparungen macht, ſo werden dadurch jährlich Millionen eingeſpart. Selbſtverſtändlich iſt der Plan der Staatsvereinfachung von dem Gauleiter und Reichsſtatthalter, der die Verantwor⸗ tung dafür trägt, und von ſeinen Mitarbeitern, vor allem dem badiſchen Innenminiſter, ſorgſam überlegt und durchdacht worden. Für die Geſtaltung des Planes waren rein ſach⸗ liche Gründe ausſchlaggebend. Das muß ſo ſein und das kann auch im Dritten Reiche ſo ſein, weil heutigen Tages keinerlei Rückſichten auf parlamentariſche, konfeſſionelle oder onſtige Kliquen und Intrigen mehr nötig ſind. Was nach em fachlichen Urteil der verantwortlichen Männer— hier in erſter Linie des Gauleiters und Reichsſtatthalters— nötig iſt, wird im Intereſſe des Volksganzen durchgeführt. Da Ba⸗ den die verhältnismäßig teuerſte Verwaltung im Reiche hatte, war es höchſte Zeit, daß etwas geſchah. Durch die Neueinteilung der Verwaltungsbezirke werden dieſe Bezirke jetzt ſo groß, daß ſie etwa dem Reichsdurch⸗ ſchnitt gleichkommen, während ſie bis jetzt weit darunter la⸗ gen. Die Vergrößerung der Verwaltungsbezirke iſt im übri⸗ gen auch dadurch möglich geworden, daß die Motoriſierung des Verkehrs die Entfernungen verkleinert hat. und daß durch alle möglichen techniſchen Verbeſſerungen die Nachrichtenüber⸗ mittlung raſcher und zuverläſſiger vor ſich gehen kann als das früher der Fall war. Wenn, was beabſichtigt iſt, alle Land⸗ räte ein Dienſtauto erhalten, ſo werden ſie in der Lage ſein, auch in dem vergrößerten Amtsbezirk die Fühlung mit der Bevölkerung aufrecht zu erhalten.. Daß die Aufhebung von 13 Bezirksämtern auch gewiſſe Härten mit ſich bringt, braucht nicht verſchwiegen zu werden. Für viele Volksgenoſſen wird der Weg zum Be⸗ zirksamt künftighin etwas weiter ſein als bisher. Dafür wer⸗ den aber auch die Landräte außerhalb ihrer Dienſtſitze— und zwar vor allem in den früheren Amtsſtädten— künftig Amtstage abhalten, an denen ſie für die Bevölkerung zu ſprechen ſind. Für die Amtsſtädte, die jetzt ihr Bezirks⸗ amt verlieren, bedeutet der Wegfall dieſer Behörde natürlich ein recht ſchmerzlicher wirtſchaftlicher Verluſt. Die Regierung beabſichtigt aber, dieſen Verluſt durch geeignete Maßnahmen auszugleichen. So bedeuten beiſpielsweiſe die Garniſonen, die Wertheim und Ettlingen erhalten haben, bereits einen Erſatz dafür, daß die Bezirksämter verlegt werden. Es wird daran gedacht, Schulen der Partei und ihrer Gliederungen, vielleicht auch Schulen der Polizei oder ähnliches in dieſe Städte zu verlegen. Auch bei der Arbeitsbeſchaffung will die Regierung dieſen Städten behilflich ſein. Im übrigen müſſen dieſe Verluſte getragen werden im Gedanken an das Ganze und im Vertrauen darauf, daß Reichsſtatthalter und Regierung auch in dieſer Frage im Intereſſe des badiſchen Volkes gehandelt haben. Bemerkenswert erſcheint uns 9 10 daß die Bezirksämter, die unmittelbar an der Reichsgrenze liegen, nicht nur erhalten bleiben, ſondern durch Erweiterung ihrer Gebiete noch ge⸗ ſtärkt werden. Fahrradbrief ab 15. Juli Zur Sicherung der Fahrradbeſitzer gegen Diebſtahl und Veruntreuung wurde auf der Haupttagung der Fachgruppe 19— Fahrräder— der Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel die Einführung des Fahrradbriefes vom 15. Juli an beſchloſ⸗ ſen. Der Fahrradbrief iſt keine behördliche Maßnahme, ſondern eine Gemeinſchafts⸗Einrichtung von Induſtrie, Handel und Handwerk. Er wird zunächſt nur für jedes neue Fahrrad ausgeſtellt. Sämtliche 30 000 Fahrrad⸗ händler Deutſchlands haben ſich geſchloſſen in den Dienſt der guten Sache geſtellt. Für die Aushändigung des Fahr⸗ radbriefes iſt eine Druckkoſten⸗ und Verwaltungsgebühr von 10 Pfennigen zu zahlen. Beim Wechſel des Eigen⸗ tums eines Fahrrades ſowie bei jeder Befaſſung einer Re⸗ paraturwerkſtätte mit dem Rad muß der Fahrradbrief vorgelegt werden. Sein Fehlen zeigt den unrechtmäßigen Erwerb. Beſonders groß iſt der Vorteil des Fahrrasbrie⸗ fes für die Ermittlung von Diebſtählen, da im Fahr⸗ radbrief alle notwendigen Angaben, wie Fabriknummer, Beſchreibung des Fahrzeuges uſw. zu finden ſind. Erhöhte RNeichsbahneinnahmen Tagung des Verwaltungsrates.— 80 Millionen für 5 Fahrzeugbeſchaffung. Eſſen, 2. Juli. Am 30. Juni und 1. Juli trat der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn zu einer ordentlichen Sitzung in Eſſen zuſammen. Die Beratungen galten zunächſt den Finanzz⸗ fragen. Ein Ueberblick über die Einnahmeentwicklung des J. Halbjahres zeigt einen Zuwachs von 9,2 v. H. gegenüber dem Vorjahre, dabei entfällt auf den Perſonen⸗ und Gepäckverkehr eine Mehreinnahme von 5,5 v. H., auf den Güterverkehr eine ſolche von 12,3 v. H. Den erhöhten Einnahmen, die im weſentlichen aus verſtärkten Verkehrsleiſtungen herrühren, ſtehen erheblich vermehr⸗ te Betriebs ausgaben gegenüber. Der Verwaltungsrat gab ſeine Zuſtimmung zu einem von der Reichsbahnhauptverwaltung ausgearbeiteten Fahr⸗ zeugbeſchaffungsprogramm für die erſte Hälfte des Jahres 1937 in Höhe von 80 Millionen Mark. Hierunter iſt die Be⸗ ſchaffung neuer Lokomotiven, Triebwagen, Perſonen⸗, Ge⸗ päck⸗ und Güterwagen ſowie von Straßenfahrzeugen vorge⸗ ſehen. Für Unterhaltung und Erneuerung der baulichen An⸗ lagen konnten die veranſchlagten Mittel verſtärkt werden. Der Verwaltungsrat nahm Kenntnis von den Ver⸗ ſetzungen des Reichsbahndirektionspräſidenten Angerer von Ludwigshafen nach Kaſſel zur Uebernahme dieſer Direktion.— Die Reichsbahndirektion Ludwigshafen wurde dem zum Vizepräsidenten einer Reichsbahndirektion ernannten Reichsbahnoberrat Frorath übertragen. Der Verwaltungsrat nahm Kenntnis von den Geſchäfts⸗ berichten verſchiedener Tochtergeſellſchaften und Zweigunternehmungen der Reichsbahn, z. B. des Mittel⸗ europäiſchen Reiſebüros(MER), der Reichsbahnzentrale für den deutſchen Reiſeverkehr(Rd B) und der Mitropa. Die Reichsbahnzentktrale für den deutſchen Reiſe⸗ verkehr(Rd) konnte in dem ſtarken Beſuch der 4. Olympiſchen Winterſpiele einen guten Erfolg ihrer intenſiven Werbearbeit verzeichnen. Die Werbung für die 11. Olympi⸗ ſchen Spiele in Berlin und für die Segel⸗Olympia in Kiel wurde von Monat zu Monat weiter gefördert. Das Netz der Auslandswerbeſtellen der RdW beträgt zurzeit 28 Rd V⸗Stützpunkte und Vertretungen, zu denen 5 nur für die Olympia⸗Werbung eingerichtete Auslandsſtellen treten. Meldung zum Arbeits dienſt für die weibl. Jugend Wer zum 1. Oktober 1936 in den Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend, früher Deutſcher Frauenarbeitsdienſt, eintreten will, hat ſich unter Vorlage folgender Papiere zu melden: 1. Geburtsſchein; 2. handſchriftlicher Lebenslauf mit Bild; 3. Leumundszeugnis; 4. polizeiliche Anmeldebeſcheini⸗ gung; 5. eidesſtattliche Erklärung der ariſchen Abſtammung; 6. Einwilligungserklärung des geſetzlichen Vertreters bei Min⸗ derjährigen.— Aus den Papieren muß unbedingt die ge⸗ naue Anſchrift ſowie der Name der Eltern(von der Mutter auch der Geburtsname) erſichtlich ſein.— Die Meldeſtelle für den Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend iſt die zuſtän⸗ dige Bezirksleitung. In den Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend werden grundſätzlich alle Mädels zwiſchen 17 und 25 Jahren aufgenommen, die den Anforderungen genügen. Die Dienſtzeit beträgt ein halbes Jahr, nach der abgeleiſteten Dienſtzeit wird der Arbeitspaß ausgehändigt. Eine Aufnahme kann nicht vor dem 1. Oktober 1936 erfolgen, die Meldungen müſſen bis zum 15. Juli 1936 eingereicht ſein. Wünſche, in ein beſtimmtes Lager eingewieſen zu werden, können keine Berückſichtigung finden. Meldungen für andere Bezirke müſſen über die zuſtändige Bezirksleitung gehen. Für Würktemberg, Baden und Pfalz iſt die zuſtän⸗ dige Bezirksleitung 12(Südweſtdeutſchland). Anſchrift: Reichsarbeitsdienſt, Bezirk 12 des Arbeits⸗ dienſtes für die weibliche Jugend, Stuttgart⸗S, Hohenſtau⸗ fenſtraße 2. Sprechſtunden: Dienstags, Donnerstags, Freitags, von 10 bis 11.30 und 14 bis 15 Uhr. Hauptverſammlung des Odenwaldklubs Erfolgreiche Arbeſt im Dienſte der Heimatkunde und Volks⸗ tumpflege. Darmſtadt. Der größte Heimat⸗ und Wanderverband un⸗ feres Gebietes, der Odenwaldklub, hält am kommenden Samstag und Sonntag in Auerbach a. d. B. ſeine 54. Haupt⸗ verſammlung ab. In 120 Ortsgruppen ſind in Heſſen, Baden, Bayern, Preußen und Württemberg rund 10 600 Mitglieder vereinigt. In 24 Haupt⸗ und 70 Nebenlinien werden 4000 Kilometer farbige Wegbezeichnungen unter⸗ halten, über die im letzten Jahr über 44 000 Volksgenoſſen aus allen Teilen des Reiches planmäßig gewandert ſind. Volkskunde, Heimatkunſt, Volkslied und Volkstanz werden auf den zahlreichen Wanderfeſten— in dieſem Jahre waren es 87— gepflegt. Neben der Unterhaltung von 13 eigenen Türmen, 2 Klubhäuſern, 44 Schutzhütten und Tempeln, rund 1000 Ruhebänken und 33 Quellen⸗ und Brunnen⸗Anla⸗ gen wurden im letzten Jahre umfangreiche Erhaltungsarbei⸗ ten für die Burg Wildenberg, wo Wolfram von Eſchenbach ſeinen„Parſifal“ dichtete, und die Ruine Rodenſtein— das Stammſchloß des Rodenſteiners mit ſeinem wilden Heer— in Gang gebracht. Angeſichts der geſunden Finanzlage des Klubs konnten die einzelnen Ortsgruppen und der Hauptver⸗ ein namhafte Beträge an die Winterhilfe abführen. Zu der Hauptverſammlung in Auerbach haben ſich bereits mehr als 3000 Teilnehmer und viele Ehrengäſte angemeldet. Der Fremdenverkehr im Mai Trotz des überwiegend kühlen Wetters hat der Aufſtieg des Fremdenverkehrs im Mai weitere Fortſchritte gemacht. Nach Angaben des Statiſtiſchen Reichsamts wurden im Be⸗ richtsmonat in 633 wichtigen Fremdenverkehrsorten des Deutſchen Reiches 1,67 Millionen Fremdenmeldungen und 5,26 Millionen Fremdenübernachtungen gezählt, d. h. 24 und 17 v. H. mehr als im Mai 1935. Der Fremdenverkehr aus dem Ausland hat ſich gegenüber der gleichen Vorjahres⸗ zeit um mehr als ein Driktel erhöht. Die Meldungen der Auslandsfremden ſind um 35 v. H. auf rund 100 000 und ihre Uebernachtungen um 36 v. H. auf rund 341 000 ge⸗ Uſtiegen. ——— Deutſchlands Schnellfernverkeht Die Reichsbahn auf der„Deutſchland“⸗Schau. In der ausſchließlich deutſche Spitzenleiſtungen zei⸗ genden Wirtſchaftlichen Abteilung der großen Ausſtellung „Deutſchland“(vom 18. Juli bis 16. Auguſt am Funkturm zu Berlin) wird die Deutſche Reichsbahn mit einer ihrer Bedeutung würdigen Sonderſchau in die Erſcheinung tre⸗ ten. Sie zeigt dabei vor allem ihre größte und ſchnellſte Schnellzuglokomotive. Dieſe Maſchine, die etwa 25 Me⸗ ter lang iſt und über 1000 Zentner wiegt, wird erſt in der Ausſtellungshalle, wo der Beſucher ſie nicht vom erhöhten Bahnſteig aus betrachtet, in ihrer ganzen gewaltigen Größenwirkung in die Erſcheinung treten. Die Ueber⸗ führung dieſer ungewöhnlichen Maſchine von den Eiſen⸗ bahngleiſen bis in die Halle wird eine Senſation für ſich darſtellen. Neben dieſer techniſchen Höchſtleiſtung von heute wird eine aus der Frühzeit der deutſchen Eiſenbahnen ſtehen: die erſte Schnellzuglokomotive„Pfalz“ aus dem Jahre 1854. Dieſe Maſchine iſt unter Verwendung der alten Teile im Reichsbahnausbeſſerungswerk Kaiſerslautern von Oberbaurat Klenſch erneuert worden und heute noch fahrbar. Sie zeichnet ſich durch beſonders große Räder aus, von denen das einzige als Treibrad dienende ſich während der Ausſtellung mit dem Getriebe drehen wird, um dem Beſucher einen Begriff von ihrem Mechanismus zu geben. Bei der„Pfalz“ iſt auch zum erſtenmal ſo etwas wie ein Führerhaus angedeutet, und zwar in Ge⸗ ſtalt einer Windſchutzſcheibe aus Blech mit zwei runden Gucklöchern. Bei den noch älteren Maſchinen mußte der Lokführer in Wind und Wetter ungeſchützt auf der Platt⸗ form hinter dem Keſſel ſtehen, was ihn nicht hinderte, im Univerſalgewand der damaligen Zeit, mit Gehrock und Zylinder, zu arbeiten. Ferner wird der Beſucher in der Reichsbahnſchau den Rahmen der ſtärkſten elektriſchen Lokomotive der Welt ſehen. Dieſer Rahmen iſt aus einem Stück geſchweißt und wiegt die Kleinigkeit von 15 Tonnen. Auf einer Rieſenkarte Deutſchlands endlich wird die Reichsbahn einen Ueberblick über ihr Schnellfernverkehrs⸗ netz geben.— Schnellfernverkehr bedeutet heute: Fliegen⸗ der Hamburger, Fliegender Kölner, Fliegender Münche⸗ ner; bedeutet FD⸗Züge und beſtenfalls noch die beſon⸗ ders ſchnellen FD⸗Züge, die von Lokomotiven mit Strom⸗ linienverkleidung gezogen werden. Alſo nur die techni⸗ ſchen Spitzenleiſtungen, nach denen dieſe Züge reine Durch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeiten von 110 Stundenkilometern oder 72,2 engliſchen Meilen erreichen. Die Siebenmeilenſtiefel des Märchens ſind alſo durch die Technik längſt überholt. Dieſe„fliegenden“ Züge befahren heute ſchon täglich ein etwa 9000 Kilometer langes Schienennetz. Damit ſteht die deutſche Leiſtung bei weitem an der Spitze aller Eiſen⸗ bahnen der Welt. 8 3 ——— Der Adlerſchild für Prof. von Krehl. Der Führer hat aus Anlaß des 550jährigen Beſtehens der Heidel⸗ berger Univerſität dem Geheimen Rat Prof. von Krehl, einem me⸗ diziniſchen Gelehrten von Weltruf, den Ad⸗ lerſchild des Deutſchen Reiches verliehen. Der badiſche Reichsſtatthal⸗ ter Robert Wagner überreicht im Beiſein des Rektors der Uni⸗ verſität Heidelberg, Prof. Dr. Groh, die Auszeichnung. Weltbild(M). PPP Lachen unterm Spaten Streifzug durch die Lagerſprache. Mancher deutſche Beruf ſpricht ſeine eigene Sprache, die nur Leute„vom Bau“ verſtehen, ſo die Soldaten, die Schauſpieler, die Studenten, ja ſogar die„Pennäler“ uſw. Auch in den Lagern des Arbeitsdienſtes iſt eine ſolches Gewächs entſtanden: die Lagerſprache. Man darf ſich jedoch darunter nicht etwas Fix und Fertiges, etwas Endgültiges vorſtellen, denn der Arbeitsdienſt iſt erſt einige Jahre alt, und manches iſt noch im Werden. Bei aller Härte des Dienſtes jedoch iſt der Lebensrhythmus des Arbeitslagers heiter und froh, und der Arbeitsmann lacht heiter und froh, und der Arbeitsmann lacht gern. Daher dürfte ein kleiner Streifzug durch dieſes fröhliche Neuland der Sprache willkommen ſein. Nehmen wir an, ein Fremder, der„vom Tuten und Blaſen“ keine Ahnung hat, kommt ins Lager, um ſeinen Freund zu beſuchen und trifft dieſen nach dem Abend⸗ brot während einer Freiſtunde in der Stube an, wo gerade der„Flachs blüht“. Einer„wienert“ ſeine„Kno⸗ belbecher“, der andere liegt bereits in der„Koje“ und „kokſt“.„Koje?“ fragt der erſtaunte Beſucher, bis er er⸗ fährt, daß das Bett im Lager auch„Buntkariertes“, „Kahn“,„Flohkiſte“,„Falle“,„Korb“,„Klappe“ oder „Zelt“ genannt wird, in das mancher eine„Kreisſäge“ beim Schlafen legt. Aus der Unterhaltung entnimmt der Laie, daß der Heilgehilfe„Sani“,„Aeskulap“ oder„Quan⸗ tenflicker“ genannt wird, während ſie untereinander ihren Abteilungsführer„Chef“ oder„Ober“ nennen, weil Ober⸗ feldmeiſter zu lang iſt. Einer hat aus dem„Vertiko“(Spind) ſeine„gute Züche“(Ausgehuniform) herausgenommen und näht einen Knopf feſt. Ein zweiter verſucht, ihn aufzuziehen, doch der erſte entgegnet:„Gib dir keine Mühe, du bringſt mich nicht auf Touren, du nicht!“ Ein dritter miſcht ſich ein:„Laß ihn, er iſt ſchon„auf 99“, worauf der zweite fragt:„Was hat ihn denn ſo„fertig“ gemacht?“ Die Ant⸗ wort lautet:„Er hat Pech gehabt. Der Schnutenſchaber (auch„Geſichtsgärtner“ oder„Verſchönerungsrat“ ge⸗ nannt) hat ihn beim Raſieren geſchnitten, der Schmor (auch„Küchenbulle“,„Soßenchef“,„Fettmolch“) hat ihm gerade heute, wo es ſein Lieblingsgericht gab, den fünf⸗ ten Schlag verweigert, und dann iſt ihm ſeine Strahlen⸗ 155 beſchädigt worden, ſo daß er keine Aufnahmen machen ann. „Was gab es denn zum Abendbrot?“ erkundigt ſich der Beſucher liebevoll nach dem„Magenfahrplan“. Als er erfährt, daß ſie„Fußlappen“ gegeſſen haben, ſchaudert's ihm, doch beruhigt er ſich wieder, als er erfährt, daß dies Welſchkohl bedeutet. Weitere Koſtproben von der Speiſe⸗ karte des Arbeitsmannes ſind:„Rennfahrerſuppe“ (Erbſenſuppe),„Drahtverhau“(Trockengemüſe),„Neger⸗ wurſt“(Wellwurſt), mit„Karo einfach“,„Trockenkaro“ oder„trockener Oskar“(ein paar Scheiben Brot), die aber auch mit„Affenfett“ oder„Mariechen“ beſtrichen ſind. Kaffee heißt„Negerbrühe“ oder„Negerſchweiß“, kühlende Getränke für die Bauſtelle„Hoſenjodler“ oder„Gelände⸗ bier“, während es vom Tee oft„Marke Bahndamm, zweite Leſe“ heißt. „Aufſchnitt“ oder„Rouladen“ dagegen gehören nicht zur Speiſekarte, das erſte iſt eine„ganz große Angabe“, und wenn einer eine„Welle“ oder eine„Stange angibt“, dann geben die anderen„kontra“ oder erwidern wohl auch „Vorſicht, nimm Gas weg!“ oder„Nicht ſo hohe Wellen, hier ſind Nichtſchwimmer anweſend“, während ein an⸗ derer die Mütze abnimmt und nach oben zeigt, was be⸗ deuten ſoll, ihm geht vor Schrecken der Hut hoch, der bei einer„ſchauerlichen Angabe“ die Decke der Baracke durchſtößt und in der Stratoſphäre verſchwindet. 3 Nun ſieht der Beſucher einen Arbeitsmann, der gerade ſeinen„Luſchenſchöpper“ reinigt, aber keinen Tabak hat. Er erkundigt ſich bei ſeinem Nachbarn, wie es denn mit einer„Tabak⸗Maßnahme“ wäre, und dieſer entgegnet: „Alter Mann, mach' Fliege, der Bart iſt ab!“ Er hat alſo auch nichts mehr, und der Beſucher bringt ſeine„Sarg⸗ nägel“ zum Vorſchein und unter allgemeinem Beifall zur Verteilung. g Nun erzählen die Arbeitsmänner von ihren Erleb⸗ niſſen auf dem„Schleifſtein“(Platz des Fußdienſtes), der auch„Seufzerwieſe“,„Schweißſammelſtelle“,„Idioten⸗ wieſe“,„Blutacker“,„Flußpflegeſtation“ und„Chriſten⸗ verfolgung“ genannt wird. Die„Alten Knochen“ waren wie immer„auf Draht“ und fielen bei den Führern nicht auf, dagegen haben einige„Radfahrer“ und„Hacken⸗ knaller“ verſagt. Die„Affen“ oder„Aſthmakiſten“ haben ſo im„Kreuz“ gedrückt, daß die Kolonne wie ein„Leichen⸗ zug“ oder wie ein„Sauhaufen“ marſchiert iſt, wofür ihnen der„Chef“ eine„Zigarre mit unzerbrechlicher Stahlein⸗ lage“ verpaßt hat. 5 Dem Beſucher ſchwirrt der Kopf vor ſo viel Fach⸗ ausdrücken, aber er ſpürt, daß alle dieſe Worte echt und unverfälſcht ſind, daß ſie auf irgendein heiteres Erleb⸗ nis, auf einen Witz, zurückgehen, und daß die ganze„An⸗ pflaumerei“ nicht auf Gehäſſigkeit beruht, ſondern nur den geſunden Ausdruck des überſchäumenden Lebensgefühls der Arbeitsmänner, der Freude am Daſein ſchlechthin, darſtellt Are ——— Als Bücherleſen Frauenſache war Von Ulrich von Lichtenſtein, der im 13. Jahrhundert lebte, wird einmal berichtet, er ſei völlig hilflos geweſen, als in Abweſenheit ſeines Schreibers der Brief einer Frau eingegangen ſei, von der er annehmen konnte, daß ſie ihn liebe. Zehn lange Tage hat er das koſtbare Schreiben am Herzen mit ſich herumgetragen, es nachts unters Kopf⸗ kiſſen gelegt und ſich ausgemalt, was es Schönes ent⸗ halten mochte. Es leſen? Nein, das konnte er nicht, hatte er nie gelernt, ſo wenig wie ſchreiben. Zehn lange Tage, und endlich kehrte der Schreiber zurück. Der Inhalt freilich, eine höhniſche Abſage in zehn kurzen Verſen. Daß einer nicht leſen und ſchreiben konnte, wäre an ſich für jene Zeit noch nicht einmal ungewöhnlich; das wird es erſt, wenn man daran erinnert, daß die Frauen, mit denen Ulrich von Lichtenſtein ſolche Briefe aus⸗ tauſchte, ſämtlich ohne Hilfe eines Schreibers leſen konn⸗ ten. Es war ſchon ſo: die Frauen der mittelalterlichen Geſellſchaft verſtanden ſich, auch wenn ſie nicht im Kloſter lebten, großenteils aufs Leſen wie ſonſt üblicherweiſe nur der Klerus, während die übrige Männerwelt nur ausnahmsweiſe leſen konnte. Beachtenswert iſt dabei die Tatſache, daß die Frau als Leſerin und das Buch als Frauenſache ſogar im alten deutſchen Recht, im Sachſen⸗, Schwaben⸗ und Deutſchenſpiegel, bezeichnet wurden. Dort werden unter den Gegenſtänden, die ſich aus⸗ ſchließlich auf Frauen vererbten, außer Schmuck, Klei⸗ düng, Toilettengegenſtänden und Hausrat, auch Bucher genannt, nicht nur kirchliche, ſondern, wie es an einer Stelle heißt,„alle Bücher, die Frauen zu leſen pflegen“. In den Lehrbüchern der Rittertugenden und ⸗künſte da⸗ gegen kein Wort von der Notwendigkeit des Leſen- oder Schreibenlernens. Ulrich von Lichtenſtein war der voll⸗ kommene Ritter— leſen und ſchreiben hatte er nicht ge⸗ lernt, weil dieſe Tätigkeiten außerhalb des ritterlichen Le⸗ bens jener Zeit lagen. Nach 1200 wurde das allmählich anders, wenn auch der Gedanke, daß Bücher ja doch nur von Frauen geleſen werden und alſo auch nur von ihnen geerbt werden ſollen, noch lange Ausdruck im alten deut⸗ ſchen Recht hatte. Tauſendzähriges Kulturgut Die große Ausſtellung„Deutſchland“, die vom 18. Juli bis 16. Auguſt unter der Schirmherrſchaft des Reichsminiſters Dr. Goebbels auf dem Ausſtellungs⸗ gelände der Reichshauptſtadt ſtattfindet, zeigt in ihrer zweiten Hauptabteilung im Rahmen der deutſchen Land⸗ ſchaft die hervorragendſten Sehenswürdigkeiten deutſcher Kultur, des Arbeitsfleißes und der Technik. Als einen der größten deutſchen Kulturſchätze wird ſie auch die Hand⸗ ſchrift des Hildebrand⸗Liedes zum erſten Male öffentlich zur Schau bringen, die ſich ſonſt in der Heſſiſchen Landes⸗ bibliothek zu Kaſſel befindet. Dieſe Handſchrift iſt die älteſte und zugleich einzige, die auf reichsdeutſchem Boden von den alten germaniſchen Heldengeſängen urkundlich Zeugnis gibt. Das Lied handelt von dem greiſen Helden Hildebrand, der als Waffenmeiſter Dietrichs von Bern aus der Verbannung am Hofe des Königs Etzel zurückkehrend auf ſeinen einzigen Sohn Hadu⸗ brand ſtößt und aus echt germaniſchem ſoldatiſchen Ehr⸗ begriff mit dieſem die Waffen bis zum tragiſchen Ende kreuzt. Zwei Mönche im Kloſter zu Fulda fanden an dieſer vermutlich aus der Völkerwanderungszeit ſtammenden Dichtung ſo großen Gefallen, daß ſie um das Jahr 800 aus Freude am Stoff und aus Luſt am Schreiben ſie von einer älteren Handſchrift auf die Umſchlagdecke eines geiſt⸗ lichen Buches abſchrieben und das Lied ſo wenigſtens in Bruchſtücken der Nachwelt überlieferten, nachdem die alte Handſchrift verlorengegangen iſt. Das geſtrandete Denkmal. In Bremen, wenige Schritte vom hiſtoriſchen Marktplatz entfernt, findet man ein überlebensgroßes Denkmal des Schwedenkönigs Guſtav Adolf, das auf ſeltſame Weiſe dorthin gelangt iſt. Im Jahre 1854 wurde das für Gothenburg be⸗ ſtimmte Denkmal in München modelliert und in Bronze gegoſſen. Auf dem Wege nach Gothenburg ſcheiterte das Transportſchiff und wurde von Helgoländern als Strand⸗ gut geborgen. Doch die Schweden verzichteten auf die Auslöſung des Denkmals— die Helgoländer berechne⸗ ten recht hohe Bergungskoſten— und ließen von dem Modell einen zweiten Abguß anfertigen. Die Helgolän⸗ der aber verkauften ihr koſtbares Strandgut an Breme Kaufleute, die das Standbild vor nunmehr 80 Jahren auf der Bremer Domsheide aufſtellen ließen, und der evan⸗ geliſche Glaubensheld iſt in Bremen als der erſten unter den norddeutſchen Städten, die ſich der Reformation au⸗ ſchloſſen, wohl am rechten Platze. Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 11. Verwundert blickte ſie ihn an. Und es mußte wohl ſo ſein, daß ihre Augen nun nicht mehr die Sehnſucht des Herzens verbergen konnten. Er ſah das Leuchten darin— ein verhaltener Jubel tönte in ſeiner Stimme. Und der Mut kehrte ihm wieder. „Eva— nicht ſo— voneinandergehen. Heute nicht—“ Und mit einemmal legte er den Arm um ſie— zog ſie an ſich— Flüſterte heiß: „Es ſtimmt, Eva— wer um Mitternacht an dieſer Stelle ſteht— der verliert— ſein Herz—“ Und er beugte ſich zu ihr— i „Du— du— Eva— blonde, ſchöne, liebe, goldene Eva—“ Wie betäubt hing ſie in ſeinen Armen. Hörte ſeine Worte, die wie ein heißer Sturm an ihr Ohr flogen, an ihrer Seele rüttelten. „Eva— Mädel— weißt du es nicht, wie ſehr ich dich liebe— wie dein Berg mich verzaubert hat— wie du allein mich immer wieder herziehſt— du! Dein Herz will ich ſtehlen— und das meine hab' ich verloren—“ Sie ſchlug die Augen groß und hell zu ihm auf. „Viktor—“ 5 Ganz leiſe ſchwang das Wort in der Luft. „Du Seine Arme zogen ſie feſter an ſich. „Du— liebſt mich—“ „Schon immer— Viktor— ſeit damals—“ „Und ich— hab' das nicht gewußt! Eva— deinen Mund— deinen lieben Mund—“ Langſam hoben ſich ihre Arme— rankten ſich in ſcheuer Zärtlichkeit um ſeinen Hals. Ihr Geſicht war überglüht von leiſer Röte. Er küßte ſie. Fühlte, wie ſie unter dieſem Kuß erzitterte. Wie ſie hingegeben an ſeinem Halſe hing. Und wie ſeine Leiden⸗ ſchaft ihre Lippen löſte, daß ſie ihm ſelbſt die Süße ihrer Küſſe ſchenkten. s 15 „Liebſte— Allerliebſte—“ i „Mein Viktor, wie habe ich mich geſehnt.“ Ihre ſchmalen Hände ſtrichen zart über ſein Geſicht. „Träume ich nicht, Viktor?“ Er überſchüttete ſie mit Liebkoſungen. „Wach biſt du— Eva— Gott ſei bedankt! Dieſer Kuß für deine Augen— und dieſer für den Mund— und die⸗ ſer für dein Herz— und dieſer für dein Daſein—“ „Genug, genug— du—“ „Herrgott, Mädel—“ Er hielt ſie von ſich und ſah ihr in das heiße Ge⸗ ſicht, das vom Mondlicht überſchimmert war „Und das ſoll mir gehören?! Du— ſoll ich einmal ganz laut ſchreien: Eva!“ Sie hielt ihm den Mund zu. 8 „Und das ganze Bruch wecken! Die ganze Mühle!“ Er küßte ihre Hand in überſtrömender Zärtlichkeit. „Kind— Kind— wie haſt du mich verzaubert.“ 4 14. „Du lieber, großer Junge— du. Nun aber, Viktor— . ——— 5 nun wirklich gute Nacht! Mir iſt das Herz ſo voll— ſo übervoll—“ 5 a 40 „Auf morgen, Liebſte— Noch einmal küßte er ſie. Dann riß ſie ſich ſchnell von ihm los. Und mit einem leiſe geflüſterten:„Schlafe gut, mein Liebſter,“ huſchte ſie davon und verſchwand im Schat⸗ ten des Hauſes. Viktor ſah ihr mit einem entrückten Ausdruck im Ge⸗ ſicht nach.— Langſam ſchritt er dann durch die Nacht dahin, am Flußufer entlang, der Anlegeſtelle zu, wo ſein Boot lag. Aber während er hinüberruderte, durchzuckte ihn plötz⸗ lich ein verwirrter Gedanke. Eva kannte ihn ja nur als — Viktor Harlan! Wie ſollte das werden? Wie würde ſie es aufnehmen, wenn ſie erfuhr, daß er nicht derjenige war, für den er ſich ausgegeben hatte? Wie— wie ſollte denn nun überhaupt alles werden? Wie ein Rauſch war es ja über ihn gekommen, daß er ſie in die Arme hatte nehmen müſſen! Ja— Herrgott, er liebte ſie ja auch, ehrlich und wahr! Aber dieſe Liebe— mußte bei einem Mädchen wie Eva ſelbſtverſtändlich auch den Segen der Eltern finden. Wenn ſie erfuhr— Aergerlich unterbrach er ſeine Gedanken ſelbſt, indem er laut ſagte: ö „Sie liebt mich doch— muß es ihr da nicht gleich ſein, ob ich Harlan oder Wilbrandt heiße? Im Gegenteil — es wird gut ſein für— uns alle. Vorläufig bin ich einfach ihr Viktor!“ 0 Da lächelte er wieder. 5 5 Ja, es würde ſchon alles ins reine kommen. Und er war ein Tor, ſich dumme Gedanken zu machen. Jetzt— da Evas Küſſe noch auf ſeinen Lippen brannten und er ihre lieben, zärtlichen Worte in ſeiner Seele nachklingen fühlte. Er zog die Ruder ein und winkte mit der Hand nach dem Mühlenberg hinüber. Ein einſames Licht grüßte von dort. Es kam aus Evas Stube. Sechſtes Kapitel. Tage einer ſeligen, heimlichen Liebe vergingen, Reih⸗ ten ſich zu Wochen. Es war gut, daß Eva ſo tief in ihr heimliches Glück verſponnen war, daß es ihr recht zu ſein ſchien, daß Viktor noch nicht mit ihrem Vater geſprochen hatte, der ernſt und ſtumm tagsüber in der Mühle ar⸗ beitete und des Abends müde frühzeitig zu Bett ging. Dachte ſie nicht an die Zukunft? O doch— aber ſie dachte auch daran, daß Viktor ein Maler war, der nicht aus dem vollen ſchöpfte, und ſie wollte ihn nicht von ſelbſt zu einer übereilten Bindung drängen, die vielleicht hemmend für ſein Schaffen ſein konnte. Und der Sommer war gar zu ſchön, als daß man lange an etwas anderes denken konnte als nur daran, ſein Sonnenglück zu genießen. Es gab ja tagsüber im Hauſe genug verſchloſſene, mür⸗ riſche Geſichter. Die alte Lorenzen arbeitete wohl fleißig und tüchtig, wenn ſie gerufen wurde, aber oft hatte ſie ſo ein heimlich boshaftes Blinzeln um die Augen. Und Kathrina war ſeit einiger Zeit wortkarg und in 1 555 Arbeit ſonderbar ſaum⸗ ſelig. Veit Gwendolin nun gar ging mit ſteinernem Ge⸗ ſicht umher, ſprach kaum ein Wort, und nur zu den kur⸗ zen Mahlzeiten, die er mit Eva gemeinſam einnahm, zwang er ſich zu einem freundlichen Geſicht. Eva merkte ihm den Zwang an.— Und da kam ein Tag, wo Veit Gwendolin um die Mit⸗ tagszeit aus der Mühle herausſtürzte, einen Augenblick hoch und ein wenig zitternd ſtill ſtand und über den Fluß blickte, zu den arbeitenden Kränen hinüber, die vollgefüllte Säcke in die Frachtkähne vor dem Anlegeplatz der Wil⸗ brandt⸗Werke gleiten ließen— um dann mit haſtigen Schritten ins Haus zu eilen. Die Tür fiel klirrend hinter ihm zu.— Eva, die in der Küche war und ihn durch das Fenſter hereineilen ſah, erſchrak. Das Herz ſchlug ihr ſchwer in der Bruſt. Sie wartete eine Weile. Dann ging ſie hinüber in Veit Gwendolins Zimmer. Ihr Vater ſaß am Tiſch, den Kopf in die beiden Fäuſte geſtemmt. „Vater— Er ſchien es nicht zu hören. „Vater— was iſt dir?“ Da hob er den Kopf. In ſeinen Augen war ein un⸗ ruhiges Flackern. Er lachte auf. Es klang böſe. Und ſeine Fauſt hob ſich drohend— einem unſichtbaren Gegner entgegen. „Eva— man muß hart ſein, eiſenhart—“ Sie ſchlang die Arme um ſeinen Hals. Ihr war plötz⸗ lich, als ob ein kühler Luftzug durch die Stube wehe. „Sage mir doch, Vater—,“ bat ſie innig. Er ſchien mit ſich zu kämpfen. 8 „Kind— das iſt nichts für dich. Du ſollſt deine Ruhe haben. Solange ich lebe— du ſollſt keine Not leiden—“ „Sag' mir, Vater— ich bin doch deine Tochter! Ich will auch die Sorgen mit dir teilen. Dazu bin ich doch hier. Du biſt mir das ſchuldig.“ Er blickte ſtarr vor ſich hin. Erhob ſich haſtig. Seine gebeugte Geſtalt ſtraffte ſich. Der müde Zug in ſeinem Geſicht löſchte aus. Er war wie⸗ der Veit Gwendolin, der Starke, der Stolze, der Müller der Herrgottsmühle! „Ja— du biſt mein Kind— du ſollſt— du darfſt ſchon wiſſen, vie wir nun kämpfen müſſen—“ „Vater—!“ „Aber ich werde kämpfen! Allen Feinden zum Trotz! Veit Gwendolin ſteht feſt auf ſeiner Scholle. Veit Gwen⸗ dolin hat— Fäuſte, die ſchuften können! Veit Gwendolin weicht nicht!“ Er zog Eva an ſich. Sie fühlte ſich ſeltſam und wunderlich berührt von ſei⸗ nen Worten. Stolz blickte ſie den Vater an— es war, als ob auch ihre Geſtalt ſich noch freier und ſtolzer recke. Da erzählte er.— Und nachdem war es lange ſtill im Zimmer. Eva griff nach der Hand des Alten— drückte ſie ſtumm und feſt. „Wir beide—,“ ſagte ſie leiſe,„wir— halten feſt!“ In ihren Augen war ein Funkeln. In dieſer Minute ſahen ſie dunkel aus wie die ihres Vaters. Dunkel, voll Stolz, voll froher Kraft. „Vater—!“ Sie warf plötzlich impulſiv die Arme um ſeine Schulter und ſchmiegte ſich an ihn. Ja— ja— mein Kind! Wir verſtehen uns.“— Als an dieſem Abend Viktor zum Mühlenberg kam, wo Eva ſchon ſeiner wartete, fiel es ihm auf, wie ihr Blick nach drüben, zu den Wilbrandt⸗Werken, etwas Starres und Finſteres hatte. 60 Ein leiſes Anbehagen ſtieg in ihm auf. Was hatte FCP 5 2 icqnang jvuuuse cpu escpog ic zo uogz fein ueumnoz emquebig eignut ueuutoz spa svanſe Inv sev 40 eab 4) ꝓnane uefger utog da de specs! gung anz aeg dog v usage vnn aeg ui ae uuec Jpuseg el deo ugpab vz ug! se qe jnſuog uecpneg wund e eee e ce e ae ulß jezug ung aloe svane uin uva og 4) aan Jeep en e ehen meet eue ur sog gun Bnaunzeg pi nu bupjebos uo 4e sog usquelneqo usg ⸗Jpdapc sog Ghque uin zapzaß sig envag ach ogap uten zue dun usuvuvg, usnenwbig ze enlnvz sega) seg fes eg uod; golnv ueunaz uogel e Inv siq gun enlnog zoagß seduvh use il ae uteguf bozusgneag uoleſg egteze! 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Er war Optimiſt Trotz allem! Sein Abſtieg war ein Abſturz geweſen. Noch umfing ihn Betäubung, noch war er ſich noch nicht darüber klar, wie tief er gefallen war. Er lief mit dumpfen Empfindun⸗ gen umher. planlos... ohne feſtes Ziel was um ihn her geſchah, ſah er nur wie durch einen Nebel. Dann und wann ſtellten ſich freilich auch lichte Momente ein. Das waren ſchlimme Augenblicke... Augenblicke, in denen er von Verzweiflung übermannt, den Tod herbei⸗ wünſchte, um aller Qual zu entgehen... Augenblicke, in denen ihm ſeine ganze Narrheit bewußt wurde und in denen er ſich heimſehnte... heim nach Deutſchlandd. Er machte Pläne, aber ſie glichen den Fantaſien eines Fieberkranken. Gab es nicht Schiffe genug, auf die man ſich ſchleichen konnte, um als blinder Paſſagier heimzukommen? Oder fuhren nicht die amerikaniſchen Tramps tagelang auf Güterzügen? Könnte man nicht zu Fuß wandern? Dann bewegten ihn andere Bilder. Man mußte etwas ausführen, das einen mit einem Schlage bekanntmachte. Er war doch ein junger Menſch, dem vieles möglich war! Eine Idee könnte aller Not ein Ende machen! Aber eine gute und noch nie dageweſene mußte es ſein! Es geſchah, daß ihn alle dieſe Gedanken ſtundenlang be⸗ ſchäftigten. Aber dann ſank er in die alte dumpfe Lethargie urück, die, einer Narkoſe ähnlich, alles betäubte, was ihn ſchi erte Es ſtand nicht gut um Robert Schmidt, der ausgezogen war, das Glück in der Welt zu finden 8. Kapitel. An Bord der„Enigma“. Der Sänger war mit Frau Dora und Virginia an Land gegangen. Annelieſe blieb auf der Pacht zurück. Sie hatte heftige Kopfſchmerzen vorgeſchützt, aber in Wahrheit wollte ſie nichts weiter, als von dem faden Geſchwätz Cadinis wenig⸗ ſtens für ein paar Stunden verſchont zu bleiben. Ullrich Carſten— Annelieſe hatte inzwiſchen ſeinen vol⸗ len Namen in Erfahrung gebracht— war zum Strafdienſt verurteilt worden. Zum Klinkenputzen „Aber das iſt doch nicht möglich!“ entfuhr es ihr, als ſie ihn auf dem Gang bei ſeiner Arbeit überraſchte. „Auf der Welt iſt alles möglich,“ lächelte er.„Im übri⸗ gen iſt das hier eine angenehme Abwechſlung im Leben eines herrſchaftlichen Schofförs. Warum ſoll ich nicht ein⸗ mal Klinken putzen?“ „Herr Carſten, ich...“ „Verzeihung,“ unterbrach er ſie,„ich heiße Ullrich—— kurz und einfach: Ullrich. Und ich wäre Ihnen von Herzen dankbar, gnädiges Fräulein, wenn Sie daran immer den⸗ ken möchten.“ „Gut.“ Sie lachte fröhlich.„Aber nur unter einer Be⸗ dingung. Sie ſind für mich Ullrich und ich bin für Sie Fräulein Pichler. Einverſtanden?“ „Wenn Sei es ſo wünſchen— ſehr gern, Fräulein Pichler.“ „Ich wünſche ſogar noch weit mehr,“ rief ſie,„und zwar: an Ihrem Strafdienſt teilzuhaben. Bitte,“ fügte ſie raſch und entſchloſſen hinzu„warum hat Frau Pereira Sie zum Klinkenputzen verurteilt? Weil Sie einen ihrer Freunde tätlich„beleidigt“ haben. Und warum haben Sie das getan? Um mich zu beſchützen. Papperlapapp,“ wehrte ſie ab, als er ſie zu unterbrechen verſuchte,„ich weiß es. Sie e eben mit den Gepflogenheiten, die ſich manche Gäſte ieſes Schiffes gelegentlich herauszunehmen ſcheinen, beſſer vertraut als ich.“ Sie ſagte das etwas bitter, verlor aber ihre frohe Stimmung nicht.„Sie ſahen voraus, was kom⸗ men mußte, und wurden ſo zu meinem Ritter. Machen Sie alſo keine Umſtände, ſondern geben Sie mir lieber einen Lappen und etwas Putzzeug.“ „Niemals!“ Er war entſetzt. „Herr Carſten!“ ſagte ſie.„Die Herrſchaften ſind nicht an Bord. Ich bitte Sie, nachher den Kaffee mit mir zuſam⸗ men einzunehmen. Wollen Sie?“ „Sie ſind ſehr gütig, aber Sie unterſchätzen die gnädige rau!“ 5 „Ich unterſchätze—— was tue ich?“ Seine blauen Augen leuchteten.„Sie unterſchätzen die gnädige Frau,“ wiederholte er.„Sie würde Ihnen das nämlich nie verzeihen, wenn ſie es erfährt.“ „Sie erfährt es aber nicht. Und wenn— was dann?“ „Ich weiß nicht, aber es dürfte ſich kaum um Erfreu⸗ liches handeln. Sie kennen ja die gnädige Frau!“ „Ich kenne ſie nicht.“ Und ſeltſam entſchloſſen, ſetzte Annelieſe hinzu:„Meine Gegenwart auf dieſem Schiff be⸗ ruht auf einem großen Mißverſtändnis.. einem rieſen⸗ großen ſogar. Ich muß das einmal ausſprechen.“ lebermut befiel ſie. Zu lange hatte ſie die drückende Laſt mit ſich herumgeſchleppt. „Wiſſen Sie, wer ich bin? Keine große Dame, ſondern eine einfache Säuglingsſchweſter, die in Berlin ihre Stel; lung verlor!“ Und ſie ſprudelte hervor, was ſie ſo lange ſchon in ihren Herzen bewahrte: daß in dem Kinderheim, in dem ſie in Berlin angeſtellt war, ein dreijähriger Knabe juſt in der Stunde aus einem Fenſter geſtürzt war und da⸗ bei den Tod gefunden hatte, als ſie, Annelieſe, Dienſt in dieſer Abteilung machte... einen Dienſt, den ſie neben ihrer eigentlichen Arbeit in einem anderen Saal mit über⸗ nehmen mußte, weil die eigentliche Hortnerin einen kleinen Unfall erlitten hatte. Obwohl ſie, ſchon eigentlich durch die Ueberlaſtung ihres Dienſtes entſchuldigt, nicht als Mör⸗ derin' des Kindes bezeichnet werden konnte, hatte ihr Bru⸗ der, ja, der eigene Bruder, einen Skandal befürchtet, der ſeine Karriere ungünſtig beeinfluſſen oder ſogar vernichten konnte. Er hatte ſie Hals über Kopf ins Ausland abgeſcho⸗ ben, und ſie, faſt gebrochen über den Tod des Kindes und der nachfolgenden Stunden voller Aufregung, hatte ſich ab⸗ ſchieben laſſen. Ihr Bruder hatte dann aber nicht die Wahrheit nach Liſſabon mitgeteilt, ſondern ihr eine unglück⸗ liche Liebe untergeſchoben... ja, ſo war ſie in das Haus der Pereiras gekommen. Ullrich hatte, von Staunen übermannt, die Arme ſin⸗ ken laſſen. In der linken Hand hielt er die Flaſche mit dem flüſſigen Putzzeug, in der rechten den Lappen. So ſtand er vor ihr, überraſcht und verdutzt, und doch mit ſo viel Wärme im Blick, daß ihr das Sprechen tatſächlich leicht fiel.. leichter, als ſie es je über dieſe Dinge für möglich gehalten Sie gab ſich keine Rechenſchaft darüber, warum es ge⸗ rade dieſer Mann war, dem ſie ſich ſo reſtlos anvertraute. Sie handelte aus einem inneren Zwange heraus der jede Hemmung ausſchaltete. Und dann er war ja ein Lands⸗ mann, ein Deutſcher wie ſie ſelbſt! Einer, der wahrſchein⸗ lich auch ein Schickſal trug wie ſie— war das nicht ſchon ein unſichtbares Band? „Sehen Sie,“ kam ſie hochatmend zum Schluß,„und nun werden Sie vielleicht verſtehen, warum ich mich hier und überhaupt in dieſem Kreiſe nicht wohlfühle. Arbeiten will ich, aber nicht ſpazierenfahren.. leben will ich, aber nicht tagtäglich Komödie ſpielen..“ Gleich darauf ſchlug ſie aber erſchreckt die Hände zu⸗ * U ſammen. 5 „Herrgott, da ſtehe ich und ſtehle Ihnen die Zeit. Geben Sie das Putzzeug her—— ſchnell! Oder glauben Sie etwa, ich könnte keine Klinken putzen? Dann werde ich es Ihnen auf der Stelle beweiſen!“ Und wahrhaftig, ſie bewies es ihm! Dann tranken ſie gemeinſam Kaffee. Ob er ſchon weit in der Welt herumgekommen ſei, wünſchte ſie zu erfahren. O ja, nickte er, das wäre er. Braſilien, Nordamerika und Kanada... Er habe, wirklich nicht aus freien Stücken, ſeit den letzten fünfzehn Jahren ein rechtes Wanderleben geführt. Und wo es ihm am ſchönſten gefallen habe? Nirgendwo, ſagte er, weil es da am ſchönſten ſei, wo er geboren wäre... in Deutſchland! „Und doch ſind Sie fortgegangen?“ (Fortſetzung falgt.) beſten und treueſten Jagdhunde und ſind die grimmig⸗ Der Ritt auf dem Wolfe Von Ralph Urban. In dieſem Winter wurden die Wölfe zu einer wahren Plage für das verſchneite ſiebenbürgiſche Dorf, Nachts kamen die Räuber bis mitten in den Ort und holten ſich das Vieh aus den Ställen. Da halfen keine Querbalken und Schlöſſer vor den Stalltüren. Mit ihren meſſerſcharfen Zähnen zer⸗ nagten dieſe Beſtien Pfoſten und Bretter, bis das Hinder⸗ nis, das ſie von der Beute trennte, beſeitigt war. Und wenn das Vieh in ſeiner Angſt zu brüllen anfing, dann mußten es die Leute ſeinem Schickſal überlaſſen, denn ſelbſt bewaffnet tritt kein vernünftiger Menſch in der Nacht einem Rudel Wölfe entgegen. Wohl hatten die Jägerburſchen aus der eine Wegſtunde vom Dorf entfernt gelegenen För⸗ ſterei im Verein mit den Männern der Ortſchaft Treibjag⸗ den veranſtaltet, aber das Ergebnis war mager genug ge⸗ weſen, da die umherſtreifenden Wölfe ſich am Tag in den endloſen Wäldern verloren. Auch die Hunde bildeten keinen wirkſamen Schutz gegen die Beſtien, denn ſobald ſie feen böſen Verwandten witterten, verkrochen ſie ſich oder riſſen aus. Ja, wenn es Wolfshunde geweſen wären wie der Harras vom Förſter, der nicht mehr zu halten war, ſobald er auf eine Wolfsſpur ſtieß „Wolfshunde?“ fragte der neue Geſelle und ſah von der Arbeit auf.„Gibt es denn ſo etwas bei euch?“ Er war auf der Walz durch das Dorf gekommen, und da gerade der erſte Schnee fiel, hatte er beim Dorfſchuſter nach Arbeit ge⸗ fragt und den Winter über auch erhalten. „Ja,“ antwortete der Meiſter, der eben Soghlenleder uſchnitt,„aber ſie ſind ſelten, und der Förſter verkauft ſie für teures Geld in die Stadt. Sobald die Jägerburſchen den Ort herausbekommen haben, an dem eine Wölfin ige Jungen ſäugt, dann ſchießen ſie dieſe ab und nehmen die jungen Wölfe mit in die Förſterei. Dort werden ſie mit Fläſchchen großgezogen, bis ſie ſoweit ſind, daß ſie allein ſaufen können, und dann entſcheidet ſich auch ihr Schickſal. In einen Trog wird Milch geſchüttet, worauf man die Jungen dazuläßt. Und jetzt paſſen die Jäger gut auf. Die echten Wölfe ſtecken die Schnauze in die Milch und ſaugen dieſe ein wie eine Pumpe. Iſt aber einer darunter, der die Milch aufleckt, dann gibt es großes Halloh, denn das iſt ein Wolfshund, der ſich äußerlich von ſeinen Geſchwiſtern nicht unterſcheidet. Unter manchem Wurf ſind ein oder zwei ſolcher Wolfshunde, und bleiben die Jungen bei der Wölfin, dann beißt ſie die mißratenen Kinder kot, ſobald ſie dieſe als ſolche erkennt. Die Jäger wieder töten die echten Wölfe und ziehen die Wolfshunde ſorgſam groß, ſie werden die ſten Feinde ihrer Halbbrüder.“ „Und wie kommt es, daß eine Wölfin ſolche Wolfshunde zur Welt bringt?“ wollte der neue Geſelle wiſſen. „Ja, wer weiß das,“ entgegnete der Meiſter.„Ur⸗ ſprünglich ſtammen ſie ſicher aus einer Familie, die Wölfe und die Hunde, ſpäter haben ſich wohl die zwei auseinan⸗ der gegangenen Linien wieder gekreuzt, und ſo ſchlägt die einſtige Raſſenmiſchung manchmal noch heute durch.“ Sie unterhielten ſich noch weiter von den Wölfen, der Meiſter und der neue Geſelle, während die beiden Lehr⸗ linge ſchweigend zuhörten. Der eiſerne Ofen in der Mitte der Werkſtakt glüßte in froher Arbeitsſtimmung ging das Handwerk flott. Zu Mittag wurden die neuen Stiefel für den Förſter fertig. „Karl,“ Ege der Meiſter zu dem älteren der Lehrlinge, „trage die Stiefel in die Förſteret und mache, daß du um vier wieder da biſt. Alſo ſpute dich.“ Karl packte die neuen Stiefel in ein Tuch, griff nach dem Stock und zog los. Die Sonne hing fahl und kraftlos am Himmel, unter des Lehrlings Füßen 9 der Schnee. Karl pfiff ein luſtiges Marſchlied bis der Weg durch den Wald ſtark anſtieg und ihm die Puſte wegblieb. Er hatte bereits die Höhe erreicht, von der aus es wieder abwärts zum Forſthaus ging, als das Schreckliche geſchah. nicht an. Der Nee aber, von dem hier die Rede ſein wird, kümmerte ſich nicht um die Regel. Schräg von rück⸗ wärts kommend, lief ex mit geducktem Kopf und hängen ⸗ der Rute faſt lautlos auf den Wanderer zu, und als et ihn nahezu erreicht hatte, ſchnellte er hoch, um dem Opfer ans Genick zu ſpringen. In dieſem Augenblick aber hatte Karls Auge oder Inſtinkt den drohenden Schatten hinter ich erfaßt. Er bückte ſich blitzſchnell, ſodaß der Bauch der eſtie über ſeinen Kopf hinwegrutſchte. Der Wolf über⸗ ſchlug ſich im Schnee mit wütendem Knurren, wandte ſich flink und ſprang den Jungen nochmals an. Die ſtarre Schreckensſekunde war überwunden. Karl holte raſch aus und ſchlug dem Wolf im Sprung den Stock krachend auf den Schädel. Gleich darauf gruben ſich die Zähne des Tie⸗ res in die Schulter des Lehrlings. Aber der Schlag mußte den Wolf doch etwas betäubt haben, denn es gelang Karl in der Kraft ſeiner Todesangſt, die Kehle der Beſtie zu umfaſſen und ſo aus dem unmittelbaren Bereich des ſchreck⸗ lichen Gebiſſes zu kommen. Beide fielen, wälzten ſich einige Sekunden im Schnee, und dann ſaß der Junge auf dem Rücken des Wolfes, die Finger verzweifelt in deſſen Ohren verkrampft. Solange er die Kraft hatte, den Wolf zu hal⸗ ten, fee hatte er zu leben. Ab und zu machte der Wolf wütende Anſtrengungen zu ſeiner Wee aber Karl ließ nicht los. Lange dauerte dieſer ſtille Kampf. Karl fühlte die verkrampften Finger nicht mehr, aber auch nicht den Schmerz in der zerriſſenen Schulter. Die klare Beſin⸗ nung kam dem Jungen zurück, er erfaßte jetzt vollkommen die Sachlage. Er ſah um ſich. Die Schuhe lagen im Schnee, nicht weit davon der Skock, und eine Blutſpur zog ſich ſcharf bis zu ihm. Alſo mußten ſie ſich im Kampf ſchon ein Stück weiterbewegt haben. Dabei kam dem Lehrling der einzige Weg der Rettung in den Sinn. Er konnte nicht damit rechnen, daß jemand zufällig vorbeikommen würde, daher mußte er trachten, mit dem Wolf unter ſich Hilfe zu ſuchen. Die Förſterei lag noch eine halbe ge ent⸗ fernt. Er wollte verſuchen, ſie zu erreichen. Den Wolf unter ich, bewegte er ſich um einen Schritt weiter, es ging, Die Beſtie war in ſeiner Gewalt, ſie mußte folgen. So ritt er 1 weiter, Schritt um Schritt, die dünne Blutſpur bezeichnete ſeinen Weg. Der Förſter trat mit der Pfeife im Mund auf den Bal⸗ kon des Jagdhauſes. Sah nach dem Wetter und blickte dann unwillkürlich über die verſchneiten Wieſen zum Wald⸗ rand hinüber, von dem der Weg aus dem Dorf herführte. Der Förſter nahm die Pfeife in die Hand, kniff ein Auge zu und ſpähte ſcharf aus, denn dort beim Wald ſah er et⸗ was, das er ſich nicht recht erklären konnte. Kopfſchüttelnd ing er daher ins Zimmer zurück und kam mit einem eldſtecher wieder. Er ſtellte das Fernglas ein und blickte eine Weile regungslos nach dem Waldrand hinüber. Auf einmal aber kam Leben in ihn. Er lief in das Zimmer, riß ein Gewehr von der Wand, raſte die Treppe hinunter, alarmierte die Jägerburſchen und rannte ihnen voraus dem Wald zu. Einige Minuten ſpäter war er bei dem ſonder⸗ baren Reiter angelangt, der ſich todesbleich nur noch mit letzter Kraft aufrecht erhielt. Ein Schuß durch den Kopf be⸗ förderte den Wolf in die ewigen Jagdgründe. Jetzt kamen auch die Jägerburſchen angelaufen und betrachteken kopf⸗ ſchüttelnd das Wunder. „Na, Junge,“ rief bewegt der Förſter,„jetzt kannſt du die Ohren ruhig auslaſſen, der 1 tut dir nichts mehr. Aber der Lehrling konnte es nicht, die verkrampften Finger waren erſtarrt, hatten Löcher durch die Wolfsohren gebohrt, ſodaß die Nägel im eigenen Fleſſch der Hand 19 en. Die Jäger löſten mühſam Finger um Finger. Endlich ſtand Karl mit zitternden Knien.„Ach, Herr Förſter, die Schuhe—“ ſeurnelte er noch, dann brach er zuſammen. Jetzt erſt ſah man die ſchreckliche Wunde Sie trugen den Jungen in die Förſterei, wo er dann auch geſund gepflegt wurde. Verſteht ſich, daß man ihn ſo richtig verwöhnte. Karl heiratete ſpäter des Wirtes Töchterlein, und heute iſt er nicht nur ein tüchtiger Schuhmachermeiſter, ſondern auch der beliebte Gaſtwirt„Zum Wolfsreiter“. An der Wand beim Stammtiſch hängt das Wolfsfell, und man ſieht genau die Löcher in den Ohren, die damals die Fin⸗ ger des wackeren Lehrlings in der unermeßlichen Kraft der Verzweiflung durchbohrt hatten.