Nr. 154(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 4. Juli 193 6 Zehn Jahre K itierjugend NS. Es war auf dem erſten Reichsparteitag der wie⸗ dererſtandenen deutſchen Freiheitsbewegung in Weimar am 4. und 5. Juli 1926, daß die Hitlerjugend als Reichsorgani⸗ ſation gegründet wurde und ihren heute im ganzen deutſchen Volk und in der Wel ſo bekannten und geläufigen Namen erhielt. Bis dahin hatte— und zwar auch erſt vom 25. April 1926 ab— nur die Ortsgruppe Gera der Jugendbewegung der NSDAP dieſen Namen getragen. Gauleiter Julius Streicher, der ſeit jeher eine tätige Anteil⸗ nahme an der Entwicklung der NS. Jugend gezeigt hatte, war es, der auf dieſem Parteitag die Namensfrage mit dem Vorſchlag entſchied den Namen und Begriff der Ju⸗ gend des Führers als„Hitlerſugend“ auf die geſamte nun⸗ mehr als Reichsorganiſation begründete Jugendbewegung der Partei zu übertragen. So feiert die Hitlerjugend jetzt in Weimar nicht nur den 10jährigen hiſtoriſchen Erinnerungstag der Partei mit, ſon⸗ dern ſie feiert auch ihren eigenen Geburts⸗ und Na⸗ menstag. Dieſem bedeutſamen Anlaß entſpricht auch die Ausgeſtaltung des ihr gehörigen Programmpunktes im Geſamtfeſtplan. Reichsjugendführer Baldur von Schirach, Reichsleiter Alfred Roſenberg, Reichsſtatthalter und Gau⸗ leiter Sauckel, Gebietsführer Blum des Gebietes Thüringen der HJ werden bei der Großkundgebung der Hit⸗ lerjugend auf dem Marktplatz am Abend des 4. Juli ſprechen und anſchließend den Vorbeimarſch der 6500 Vertreter aus allen Bannen, Jungbannen und Untergauen der HJ, des Di und des BdM abnehmen. Die 15 alten Gaufahnen der Hitlerjugend werden neben den anderen älteſten Feldzeichen der HJ im Mittelpunkt des Treffens ſtehey. Die Redner, Führer und Hitlerjungen, die vor 10 Jahren dieſe denkwürdige Begründung und Namengebung miter⸗ lebt haben, werden im Geiſt nochmals den Weg gehen, der von der HJ von Weimar 1926 bis zu der von 1936 zurück⸗ zulegen war. Sie werden das gewaltige Werk zurückverfol⸗ gen, das in dieſen 10 Jahren geleiſtet wurde, das Werden des Baues, wie er heute beinahe ſchon in der endgültigen Größe ſeines Planes vor uns ſteht als die Hitlerjugend, die größte umfaſſendſte und nach allen Richtungen totalſte Jugendorganſſation der Welt. Es wird die Geſchichte der Exoberung der ganzen Ju⸗ gend eines großen Volkes und ſeiner Zukunft ſein, die hier noch einmal zu kurzer, dramatiſcher Schau abrollen wird, denn am Tage der Begründung und Namengebung der Hit⸗ lerjugend waren es erſt noch wenige Gruppen mit nur we⸗ nigen tauſenden Mitgliedern, die hier zur Reichsjugend⸗ organiſation der ſelber erſt wieder langſam erſtehenden NSDAP zuſammenfanden, Faſt unüberſehbar ſtanden ihrer einzigen Fahne und ihrem einzigen Zeichen die Fahnen der Jugendorganiſationen und„Bewegungen“ der anderen gegenüber, Noch zur Zeit der Machtergreifung, als die Hit⸗ lerſugend bereits über 209 000 Angehörige zählte, ſtanden ihr nicht weniger als 477 Jugendparteiorgani⸗ ſationen und ſelbſtändige Bünde gegenüber, die es freilich tro oder gerade wegen ihrer Vielheit nicht vermochten, den Großteil der deutſchen Jugend in ihren Bann zu ziehen. In dieſes Chaos von Auflöfung und Zerſetzung pflanzte die Hitlerſugend vor zehn Jahren in Weimar als Jugend⸗ organiſation der Erneuerungs⸗ und Befreiungsbewegung des deutſchen Volkes ihr Bonner der Umkehr, der Rettung und der Wiedergeburt, Hier die Wendung zum Beſſeren her⸗ beigeführt und zur heutigen Höhe emporgetragen zu haben, das wird ihr ewiges Verdienſt und ihr hiſtoriſches Denkmal ſein. Die Vorausſetzungen hierzu wurden von ihr zunachſt durch die politiſche Eroberung der deutſchen Jugend geſchaffen, durch die aus den ehedem tauſend Fähnchen und Abseichen der deutſchen Jugend nunmehr ein Abzeichen und eine Fahne wurde. Fahne und Ab⸗ zeichen der HJ. der es bis zur Jahreswende 1935⸗36 gelang. weit mehr als die Hälfte der geſamten deult⸗ ſchen Jugend in ihren Reihen zu vereinen, Bereits das erſte Halbjahr 1936, des„Jahres des Deutſchen Jungvolks“, hat dann mit ſeiner durchſchnittlichen 95prozentigen Erfaf⸗ ſung der Altersklaſſe der Zehnjährigen die totale Erobe⸗ rung der deutſchen Jugend durch die Hitlerjugend einge⸗ leitet. Auf Grund dieſer politiſchen Eroberung und organiſa⸗ toriſchen Erfaſſung konnte ſeit der Machtergreifung jene an⸗ dere ſo vielgeſtaltige und umfaſſende Arbeit der Hitlerjugend an der nachwachſenden Generation auf allen Gebieten ein⸗ ſetzen und erfolgreich werden. Begriffe wie Reichsberufs⸗ wettkampf und Leiſtungsſteigerung durch zuſätzliche Berufs⸗ ſchulung, körperliche Ertüchtigung, weltanſchauliche Er⸗ ziehung, die Urlaubs⸗ und Freizeikaktion, die Zeltlager, Fahrten und Jugendherbergen, das Geſundheitsweſen der HI bezeichnen in nur ganz grobem Aufriß den Umbruch, den die Hitlerſugend auf allon Gebieten der Jugendarbeit gebracht hat. Wie tief dieſe Arbeit bereits in den erſten Jah⸗ ren ging und wie ſehr ſie ſich vor allem auch moraliſch auswirkte, bezeugt der Rückgang des Anteils der Jugend⸗ lichen an der Geſamtkriminalität von 15 auf 3 v. H. zwiſchen 1932 und 1935. „Die Hitlerjugend iſt heute mit ihrer Reichsjuged⸗ führung und deren verſchiedenen Aemtern(Organiſa⸗ fonsamt, Perſonglamt, Verwaltungsamt, Preſſe⸗ und Pro⸗ pagandaamt, Kultur⸗ und Rundfunkamt, Amt für körper⸗ liche Schulung, Amt für weltanſchauliche Schulung, Geſund⸗ heitsamt. Soziales Amt, Rechtsamt, Grenz⸗ und Auslands- amt, Amt Jugendverbände. Amt für Jugendwandern) mit ihren Obergebieten und Gebieten zu einer feſtgefügten und ſtarkgeleiteten machtvollen Einheit geworden. Die zukünfti⸗ gen Geſchlechter der deutſchen Jugend im Denken und Han⸗ deln nationalſozialiſtiſch zu machen, das iſt die große und bleibende Aufgabe der Hitlerjugend. Es iſt ein ſtolzer Bau, der hier aufgeführt wurde und auf den jene mit tiefer innerer Genugtuung blicken können, die vor 10 Jahren in Weimar mit dabei geweſen ſind. Weimar 1926 bezeichnete den Wiederbeginn der Eroberung einer Jugend. Weimar 1936 ſieht dieſe Eroberung ſich voll⸗ enden und ſieht daraus ein neues Geſchlecht und eine neue größere Zukunft erſtehen. Dr. J. B. ite t::: 775 Oer Aermſte in Oeutſchland kann alles werden, 5 wenn er etwas leiſtet 5000 Hitlerjungen und Pimpfe Richtfeſt des Heidelberger Klinikbaues Heidelberg, 3. Jull. Das Richtfeſt des großen Neu⸗ baues der Chirurgiſchen Univerſitätsklinik wurde in Anweſen⸗ heit des badiſchen Kultusminiſters Dr. Wacker begangen. Vor etwa 500 Arbeitern und den Ehrengäſten ſprach nach einem Vorſpruch eines Zimmermanns der Bauleiter Ober⸗ baurat Schmieder Worte des Dankes an die badiſche Staats⸗ regierung und die Stadt Heidelberg. Kultusminiſter Dr. Wacker verkündete, daß die badiſche Landesregierung ſchon einen Betrag von 500000 Mark für die Weiterführung der gro⸗ ßen Bauvorhaben bereitgeſtellt habe, die für die Errichtung eines Schalt⸗ und eines Küchenhauſes verwendet werden. Für die Univerſität dankte der Chef der neuen Chirur⸗ giſchen Klinik, Profeſſor Dr. Kirſchner. Oberbürgermeiſter Dr. Neinhaus⸗Heidelberg verband mit Worten des Dankes den Wunſch, daß bei den großen Summen, die auch die Stadt aufgewandt habe, die anderen Klinikbauten ebenfalls auf dem rechten Neckarufer errichtet würden. Die Teilnehmer am Richtfeſt zogen dann mit Miniſter Dr. Wacker und den Ehrengäſten im gemeinſamen Zuge in die„Harmonie“ zum Richtſchmaus, wobei der Miniſter noch einmal herzliche und offene Worte an die Arbeiter richtete. Aus dem Geyichtsſaal Die verſchwundene Wüwe Köln, 3. Juli. Nach viertägiger Unterbrechung wurde die Verhandlung im Mordprozeß gegen Ludwigs vor dem Schwurgericht wieder aufgenommen. Zwei Berichterſtatter hatten gegen Ende der Nachmittagsverhandlung am Frei⸗ tag voriger Woche gehört, wie Ludwigs, als die Aufmerk⸗ ſamkeit des Gerichtes anderweitig abgelenkt war, die Worte gebraucht hat: „Die Frau Graß hat bisher geſchwiegen, ſie wird auch ewig ſchweigen.“ Ludwigs beſtritt dieſe Aeußerung, und beide Berichterſtat⸗ ter wurden zeugeneidlich vernommen. Die weitere Zeugen⸗ vernehmung beſtätigte und ergänzte teilweiſe ſchon frühere Ausſagen anderer Zeugen über die Beſuche von Ludwigs in den Nachtlokalen und über die Fortſetzung der Zechereien im Hauſe der Frau Graß. Ein Kellner, den Ludwigs beſonders eingeladen hatte, be⸗ ſuchte dieſen letztmals Ende Oktober 1934 am Botaniſchen Garten 1, alſo im Hauſe der Frau Graß. Hier ſah der Zeuge bei der Ankunft hinter einem Baume die Bar⸗ dame Inge ſtehen. Zwiſchen Inge und Ludwigs habe es im Hauſe eine Auseinanderſetzung gegeben, wobei Letzterer ſich ſehr aufgeregt zeigte und Porzellan zerſchlug. Der Zeuge, der bis morgens 6 Uhr in dem„ver wun ſch e⸗ nen Schloß“ war, fragte auch den Ludwigs nach Frau Graß und bekam zur Antwort:„Frau Graß iſt in der Küche und kocht Kaffee.“ Ludwigs gab den Leuten, die er in den Nachtlokalen kennen gelernt hatte, nie ſeinen Na⸗ men an. Ein Zechgenoſſe, den Ludwigs ebenfalls mit nach Hauſe genommen hatte, hatte den Wunſch geäußert, das Anweſen näher zu beſichtigen. Ludwigs riet ihm aber da⸗ von ab und ſagte ihm, er würde dann das Grauen bekom⸗ men. Er gebe dem 1000 Mark, der es wagen würde, allein in der Nacht durch das Grundſtück zu gehen. Eine frühere Köchin, die einmal im Jahre 1933 der Frau Graß beim Obſteinkochen ee hatte, berichtete, daß ihr nichts anderes bewußt geweſen ſei, als daß Ludwigs und Frau Graß verheiratet geweſen ſeien. Frau Graß habe ihr ſelbſt einmal geſagt, wenn ſie(Frau Graß) einmal ge⸗ Wanne(Ludwigs) den Haushalt Olle ſie ihrem altere Frau, bekundet, daß ſie zſchen Anweſen hinter dem Inde Septemb Eingangstor Drei Männer in verdächtiger Weiſe habe ſtehen ſehen. Dieſe Zeugin will auch einen häßlichen wider⸗ lichen Geruch nach verbranntem Fleiſch wahrgenommen haben. Durch die nächſte e d wurde eine ſchon in der Vorwoche abgegebene Erklärung beſtätigt, daß Ludwigs einmal ohne erſichtlichen Grund mit Ruckſack und Korb geſehen worden ſei. Ein 27jähriger Gelegenheitsarbeiter, der ſeit 1927 mit Unterbrechungen im Graßſchen Anweſen Arbeiten ausge⸗ führt hat, hat Frau Graß nach den erſten Tagen des Sep⸗ tember 1934 nicht mehr geſehen. Ihm hatte ſeinerzeit bei einer Vernehmung im Graßſchen Anweſen Ludwigs, ohne daß es der anweſende Kriminalkommiſſar bemerkte, hei m⸗ lich drei Finger ſeiner Hand gezeigt, was der Zeuge dahin deutete, daß Frau Graß drei Wochen verreiſt ſei. Daß ihm damit ein Wink zu einer entſprechenden Ausſage gegeben werden ſollte, nimmt der Zeuge nicht an. Die mit großer Spannung erwartete Vernehmung der verheirateten Bardame Inge, die jetzt mit ihrem Manne in Hannover ein Friſeurgeſchäft betreibt, brachte zwar in vielen Dingen ergänzenden Aufſchluß, zeigte aber, daß die Höhe und der Umfang der Zuwendungen die ſie von Ludwigs im Laufe der nicht ganz achtwöchigen Bekanntſchaft erhalten hatte, teils ſtark übertrieben, teils direkt unwahr ſind. Wohl hat ſie nach ihren Angaben Bargeld in kleineren Beträgen erhalten, auch mit Ludwigs Lokale beſucht, aber zum Ankauf eines M einen Beitrag erhalten. Außerdem habe ſie d ſetzten Pelz⸗ mantel von Ludwi erklärte die angebliche Ei ge Hauſes det Frau Graß an Zuwendung von 5000 Mark für d Friſeurgeſchäftes Iwei weitere Franziskaner Koblenz. 4. Juli. Am Freitag ſtanden in dem Sitt⸗ lichkeitsprozeß gegen die Franziskanerbrüder der Zo jährige Bruder Forkas und der 62fjährige Bruder Emiljanus vor Gericht. Bruder Forkas entſtammt einer Beamtenfamilie von neun Kindern. Er erlernte den Gärtnerberuf, arbeitete einige Jahre in verſchiedenen Betrieben, wurde in Berlin arbeitslos und kam dann ſchließlich in das Kloſter nach Waldbreit⸗ bach. Der Angeklagte hat ſich mit den Brüdern Emeran und Alexander eingelaſſen und ſich an zwei ſchwachſinnigen Anſtaltszöglingen vergangen. Zwei Zöglinge geben als Zeugen ruhig und ſachlich eine Reihe von Brüdern an, die mit ihnen Unzucht getrieben haben, darunter beſonders Bru⸗ der Forkas. Die weitere Vernehmung des Angeklagten ergab, daß er 1934 in eine Niederlaſſung nach Südafrika kam, Ende des Jahres zurückkehrte und dann im Auguſt l. freiwillig aus der Ordensgenoſſenſchaft ausgetreten ei. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 2 Jahren 8 Monaten Zuchthaus. Der zweite Angeklagte, Bruder Emilianus, ſtammt aus Weſtfalen, wo er 1874 geboren wurde. Er exlernte nach ſeiner Schulentlaſſung das Schmiedehandwerk, war daun 16 Jahre lang in Hannover als herrſchaftlicher Diener tätig. Der Angeklagte ſagt, er ſei immer ein frommer Mann ge⸗ weſen und im Jahre 1912 aus religiöſen Gründen in das Kloſter gegangen. Dem Angeklagten wird zur Laſt ge⸗ legt, mit Anſtaltszöglingen in der Niederlaſſung in Linz widernatürliche Unzucht getrieben zu haben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr Gefänanis. 3 im Zelilager. Das Erlebnis Zeltlager iſt ein Erlebnis der Gemein⸗ ſchaft der Kameradſchaft. Auch dieſes Jahr legt die itlerjugend ihr Hauptgewicht der Sommerarbeit auf die urchführung von Zeltlagern. Neben etwa 80 kleinen agern der Banne und Jungbanne entſteht in den nächſten Wochen bei Offenburg wie im vergangenen Jahr das Südweſtmarklager, an dem insgeſamt 5000 5 teilnehmen werden. Die Abteilung Preſſe und Propaganda des Gebietes Baden hat eine hervorragende Kunſtdruckbroſchüre heraus⸗ gegeben, die einen klaren Ueberblick über den Sinn und Zweck, den Aufbau, die Organiſation und über den Ver⸗ lauf eines ſolchen Tages im Zeltlager gibt. „Die Bilder der Broſchüre ſagen mehr, als man vielleicht mit langen Beſchreibungen ſchildern könnte. Die Schrift enthält einen genauen Lagerplan des Südweſtmarklagers, und man bekommt einmal eine Ueber⸗ ſicht über die gewaltigen Ausmaße einer ſolchen Zeltſtadt die im übrigen eine der größten in Deutſchland über⸗ t iſt. Körperliche und geiſtige Werte ſind im Zelt⸗ er harmoniſch vereint, in jedem Jungen wird das ltlager⸗Erlebnis ewig haften bleiben. f 5 e eee e eee * 5 5 als ein Dangergeſchenk, und dem Dauphin blieb nichts an⸗ Sport⸗Vorſchau Die Fußballer ſind in„Ferien gegangen“. Erſt am Schlußtag der Olympiſchen Spiele in Berlin, am 16. Auguſt, dürfen ſie ihren geliebten Sport wieder aufneh⸗ men. Durch dieſe Fußballruhe wird das erſte Juli-Wochen⸗ ende beeindruckt, wenn auch auf allen anderen Sportgebie⸗ ten hinreichend Gelegenheit geboten iſt, irgendwelchen Ver⸗ anſtaltungen beizuwohnen. Nach den Leichtathleten ermit⸗ teln z. B. auch i die Schwimmer in allen deutſchen Gauen ihre Meiſter, unter denen bei den deutſchen Meiſterſchaften in Halberſtadt noch eine letzte Auswahl für die Olympiſchen Spiele in Berlin getroffen wird. Die vier ſüddeutſchen Gaue ſind natürlich nicht ausgeſchloſſen. Der Gau Südweſt ermittelt ſeine Mei⸗ ſter in Bad Dürkheim, der Gau Baden in Eberbach, der Gau Württemberg in Ulm und der Gau Bayern in Hof. — Großer Betrieb herrſcht auch bei den Ruderern, die in Hamburg am Samstag und Sonntag unter dem Leitmotiv„100 Jahre deutſcher Ruderſport“ das Jubiläum des Deutſchen Ruder⸗Verbandes feiern. Kein Wunder, daß der Allgemeine Alſter⸗Klub und der Norddeutſche Regatta⸗ Verein als Veranſtalter ein Rekordmeldeergebnis zu ver⸗ zeichnen haben, wie es nie zuvor bei einer Regatta der Fall war. Für 35 Wettbewerbe wurden Meldungen von ds Ver⸗ einen für 261 Boote mit 1341 Ruderern notiert. Neben den beſten deutſchen Vertretern ſind auch der Europameiſter im Achter, Pannonia Budapeſt, der Europameiſter im Zweier, Hungaria Budapeſt, und eine Mannſchaft des R Wiking Linz vertreten. Aus Süddeutſchland nehmen die Boote der Mainzer und Würzburger Zelle und die Renngemeinſchaft Amicitia Mannheim⸗Lud⸗ wigshafener RW han der Regatta teil.— Natürlich ſtehen die übrigen deutſchen Regakten im Schatten der großen Veranſtaltung in Hamburg. Limburg, Magde⸗ burg und eine Jugendregatta in Heidelberg ſind noch hren.— Ueberaus rege ſind auch die Kanuten. Sie ermitteln in den Gauen ebenfalls ihre Kurz⸗ und Lang⸗ ſtreckenmeiſter. Die Gaugruppe Südweſt⸗Baden hat ihre Kurzſtreckenregatta nach Mannheim angeſetzt, Im Motorſport kämpfen am Sonntag die beſten europäiſchen Motorrad⸗ Rennfahrer in Hohenſtein⸗Ernſtthal um den 12.„Gr o ß en Preis von Europa“. 14 Nationen nannten für dieſes zum zweiten Male in Deutſchland zum Austrag kommende Rennen 117 Fahrer. Das größte Aufgebot ſtellt natürlich Deutſchland mit 48 Nennungen. England hat 14 aogege⸗ ben, Belgien und Italien je 10. Im Kadſport ſind die beſten Sprinter der Welt am Samstag und Sonn⸗ tag in Paris beim Großen Preis verſammelt. Richter, Engel, Steffes, Hürtgen, Bragard und Schnitzler ſind von den Deutſchen bei den Berufsfahrern noch im Wettbewerb, während bei den Amateuren Toni Merkens als einziger Deutſcher ſtartet. Frankfurt a. M. veranſtaltet Dauerrennen mit Schön, Schäfer, Siehl und Amateurrennen werden in Dudenhofen und Frieſenheim ſowie in Landau ausgetragen. Im Fußball und Handball iſt es ruhig, wie bereits oben erwähnt. Bei den Handballern iſt die Sommerſperre für die Olympiakandidaten und zwei Auswahlmannſchaften des Gaues Niederrhein aufgehoben, die am Samstag in Linfort Probeſpiele austragen.— Der Fußballſport bringt nur im Ausland Spiele, und zwar werden die Mitropa⸗Pokalſpiele mit der 2. Hauptrunde fortgeſetzt und Schweden und Norwegen tragen einen Fuß⸗ ballkampf an zwei Fronten aus. In der Leichtathletik ereignet ſich in den deutſchen Gauen am erſten Juli⸗Sonn⸗ tag nicht viel. Heſſen und Weſtfalen tragen in Corbach einen Gaukampf aus und in Arheilgen wird ein nationales Feſt veranſtaltet.— Im Ausland werden z. T. die Landesmei⸗ ſterſchaften durchgeführt, die in vielen Fällen gleich die letzte Auswahl für Berlin ſind. Kreuz und Quer Der weißgewordene Neger.— Der Parteidichter der Repu⸗ blikaner.— Die vertauſchten Knaben.— Ein ſalomoniſcher Richter geſucht. In dieſen heißen Tagen, die nun in ihrer kraſſeſten Form hinter uns liegen, war, ebenſo wie in der hohen Poli⸗ tik, Abeſſinien große Mode. Wenn man in ein Strandbad kam, ſo glaubte man an irgendeinem afrikaniſchen Fluß zu ſein, ſo braun und ſchwarz waren die Menſchen, die ſich da tummelten. Und es war der höchſte Ehrgeiz der Jugend beiderlei Geſchlechts, möglichſt braun zu werden. Bei den Negern iſt es bekanntlich umgekehrt: Sie wenden alle Mittel an, um weiß zu werden. Raſſenſtolz iſt eine Eigenſchaft. die bei den Negern, wenigſtens bei den amerikaniſchen, nicht ſonderlich verbreitet iſt. Man weiß, daß eine Negerin aus Haarlem etliche Dollar⸗ millionen mit einem Mittel verdient hat, durch das das krauſe Negerhaar„europäiſch“ geglättet werden kann. Viele kosmetiſche Salons in den Negervierteln großer amerikani⸗ ſcher Städte pflegen auch alle möglichen Chemikalien an⸗ zubieten, mit deren Hilfe ſich angeblich die dunkle Negerhaut bleichen läßt. Unfreiwillig, aber nicht ungern kam jedoch Herr Bsmeand Dauphin aus Jacmel auf Haiti, kurz der„Dau⸗ phin“ genannt, zu ſeiner weißen Hautfarbe. Der Dauphin litt an Aſthma. Da kein europäiſcher Arzt ihm helfen konnte, wandte er ſich an einen Medizinmann, der ihm be⸗ ſtimmte Doſen der in Haiti heimiſchen Ouaribohnen empfahl. Der Dauphin verdoppelte und verdreifachte die angegebene Doſis, um ganz ſicher zu gehen, aber der Erfolg war zunächſt lediglich der, daß er furchtbare Schmerzen erlitt und ſchließ⸗ lich ſogar erblindete. Die Blindheit wich nach einer Woche. aber nun begann die Haut ſich auf eine entſetzliche Weiſe zu ſchälen. Der Dauphin überſtand auch dies. Zu ſeinem und ſeiner Aerzte Erſtaunen war jedoch die neue Haut. die ſich allmählich an Stelle der alten bildete, weiß. Der Dauphin war begeiſtert. Das, wofür Raſſegenoſſen von ihm Tauſende von Dollar geopfert hatten, war ihm ſozuſagen nebenbei in den Schoß gefallen. Haiti iſt jedoch nicht Newyork. 15 hier eine Senſation geweſen wäre, bot auf Haiti den Negern nur Anlaß, den Dauphin zu meiden, der ſelbſtverſtändlich auch für die Weißen blieb, was er geweſen war— ein Neger. Die weiße Hautfarbe erwies ſich alſo Bergturnfeſte in ganz Baden Während vor dem Kriege in jedem zweiten Jahr ein Bergfeſt der Deutſchen Turnerſchaft ſtattfand, wurden nach dem Kriege nur noch an wenigen Stätten unſeres Vater⸗ landes ſolche echt deutſche Turnfeſte abgehalten. And doch kann man ſich kaum eine Veranſtaltung denken, die deutſchem turneriſchem Weſen mehr entſpricht als ein Bergfeſt. Man muß ſolche Bergfeſte ſelbſt erleben, um ihren ganzen Reiz verſpüren zu können. Auf den Bergen unſerer Heimat fin⸗ den ſie ſtatt, und ſchon die Wanderung oder Turnfahrt dort⸗ hin hat etwas Beſonderes an ſich, das nicht nur den Wett⸗ kämpfer ſelbſt, ſondern auch alle Freunde der Natur und der Heimat anlockt. Im Badiſchen Gau des Reichsbun⸗ des für Leibesübungen, Fachamt 1, werden am kommenden Sonntag, den 5. Juli, zum erſten Male einheitlich über⸗ all die Bergfeſte gefeiert. Der Mannheimer und der Badiſche Neckarkurnkreis ziehen hinauf auf den Bor⸗ berg bei Heidelberg⸗ Rohrbach, wo beide Kreiſe ge⸗ meinſam ihr Bergfeſt auf dem herrlich gelegenen Waldſpiel⸗ platz des Turnerbundes 1889 Rohrbach begehen. Ueber 1000 Turner und Turnerinnen werden um den ſchlichten Eichen⸗ kranz kämpfen, 25 Kampfbahnen ſorgen für raſche Abwick⸗ lung der Einzelfämpfe am Vormiltag. Der Nachmittag bringt Mannſchaftskämpfe, Volkstänze, Staffelläufe uſw. Am Samstag abend wird ein Höhenfeuer auf dem Bergfeſtplatz den Auftakt des Bergturnfeſtes bilden. Unter„Verſchiedenes“ ſeien die letzten Olympia⸗Ausſcheidungen unſerer Turner und Turnerinnen für Berlin in Hamburg, der Amateur⸗ boxkampf Kaiſerslautern— München am Samstag, die Internationalen Reitturniere in Düſſeldorf und Luzern, die Galopprennen in Karlshorſt, Hoppegarten, Halle, Breslau, Dortmund, Zweibrücken und Zoppot ſowie das Gaufeſt der Südweſt⸗Schwerathleten in Oggers⸗ heim erwähnt. Das Reichs ſportfeld fertig Platz für über 6000 Perſonen.— Umfangreicher Nach- richkenapparat. Berlin, 4. Juli. Faſt vier Wochen ſind es noch bis zum feierlichen Be⸗ ginn des größten Sportfeſtes aller Zeiten, der 11. Olym⸗ piſchen Spiele 1936. Im Olympiſchen Dorf ſind bereits die erſten Olympiakämpfer eingezogen, und ſeit dem 1. Juli ſtehen die Olympiaſtadt, das Reichsſportfeld, das mehr als 600 000 Teilnehmer und Zuſchauer auf ſeinen zahlreichen Anlagen unterbringen kann, zur Beſichtigung frei. Deutſch⸗ land hat ſeine Olymviſchen Kampfſtätten, die nach der un⸗ voreingenommenen Meinung aller Beſucher aus der Welt ihresgleichen nicht haben, fertiggeſtellt. Was jetzt noch zu geſchehen hat, ſind in der Hauptſache Verſchönerungs⸗ und Einrichtungsarbeiten in den Innenräumen. Draußen aber leuchtet alles in dem hellen Weiß der Aufbauten und fri⸗ ſchen Grün der Anlagen. Die Vorbereitungen der Reichspoſt Die in⸗ und ausländiſche Preſſe, die durch das Reichs⸗ ſportfeld geführt wurde, intereſſierte ſich vornehmlich für die von der Deutſchen Reichspoſt geſchaffenen Einrichtun⸗ gen für den Nachrichtenverkehr. Es ſind insgeſamt 13 Sonderpoſtämter, vier auf dem Reichsſportfeld, vorgeſehen, die 90 getrennte Schalter für Poſt⸗ Telegraphie⸗ und Fernſprechzwecke, ſie⸗ ben Bildtelegraphenſender, 22 Fernſchrei⸗ ber, 215 Fernſprecher und Wertzeichengeber, Stem⸗ pelſtellen und dergleichen erhalten. Daneben ſind fahr ⸗ bare Poſtämter eingerichtet. Sonderbetriebsſtellen befinden ſich auf den Nebenſportplätzen und an der Avus, überall dort, wo olympiſche Wettbewerbe durchgeführt werden. Für die Segelwettkämpfe in Kiel werden ein Preſſepoſtamt und drei Sonderpoſtämter für den allgemei⸗ nen Verkehr errichtet. Im Olympiaſtadion in Grünau und im Preſſehaupt⸗ quartier im Schillertheater werden beſondere Preſſe⸗ poſiämter eingerichtet, außerdem ſind auf den Preſſe⸗ tribünen des Reichsſportfeldes rund 130 Sitzplätze mit direktem Anſchluß verſehen. Nach Möglichkeit ſoll der Anmelder ſeine Ver⸗ bindung innerhalb Deutſchlands und des europäiſchen Auslandes mit dem Hörer am Ohr abwarten können. In echt olympiſchen Geiſte haben die Nachbarländer Niederlande, Belgien und die Schweiz zuſätzliche Leitungen zur Verfügung geſtellt. Für Ueberſeeverbindungen iſt die Zahl der Kurzwellenſender erheblich vermehrt. Zur Bewöltigung des geſamten Nachrichtenverkehrs hat die Reichspoſt zuſätzlich rund 4000 Kräfte be⸗ reitgeſtellt. Die Reichspoſt plant auch, ihre Fernſeheinrich⸗ tungen bei den olympiſchen Wettkämpfen einzuſetzen. Die Zahl der Fernſehſtuben wird auf 25 erhöht. „Letzter Appell Borolympiſche Sendung des Rundfunks am 5. Juli. . Berlin, 4. Juli. Der deutſche Rundfunk veranſtaltet im Rahmen einer vorolympiſchen Sendung am 5. Juli in der Zeit von 12 bis 12.30 Uhr einen„Letzten Appell“. Dieſe Sendung wird eingeleitet durch die Olympiafanfare und den Klang der Olympiaglocke. Exz. Lewald, der Prä⸗ ſident des Deutſchen Olympiſchen Komitees, meldet der Welt den Abſchluß der Vorbereitungen, die für die Durch⸗ führung der Olympiſchen Spiele in Berlin getroffen wer⸗ den mußten. Anſchließend berichten die Präſidenten der 1 Spie e e in ihrer und in Ulſcher Sprache über die Anzahl ihrer iat und deren Ankunft in Berlin. F 7* 2 Die Japaner ſind da 9 Des Mikados Olympiamannſchaft eingetroffen. ach der auſtraliſchen und der argentiniſchen iſt Freita als dritte geſchloſſene Mannſchaft die e Abo dnn für die Olympiſchen Spiele in Stärke von 150 Köpfen in der Reichshauptſtadt eingetroffen, wo ſie begeiſtert empfangen wurde. Der Präſident des Olympiſchen Or aniſationskomi⸗ tees, Exzellenz Le wald, ſprach in ſeinen Grußworten an⸗ Ne der hervorragenden Leiſtungen der Japaner bei den etzten Olympiſchen Spielen die Erwartung aus, daß auch diesmal ſehr oft die japaniſche Flagge am Siegermaſt hoch⸗ gehen möge. Er ſchloß mit einem Hoch auf die Mannſchaft, auf Japan und ſeinen Kaiſer. Dann erfüllten die choral⸗ ähnlichen Klänge der japaniſchen Nationalhymne die Halle. „Darauf ging es durch ein Spalier der Olympiſchen Ehren⸗ dienſtjugend zu den Omnibuſſen der Wehrmacht, die die Kämpfer und Kämpferinnen aus dem Fernen Oſten unter herzlichen Willkommensrufen der Berliner zum Rathaus brachten. Dort hieß Staatskommiſſar Dr. L ip pert die Mannſchaft im Namen Berlins willkommen. Als Erinne⸗ rung übergab er dem Mannſchaftsführer wie auch dem ja⸗ paniſchen Botſchafter die Olympia⸗Medaille der Stadt Ber⸗ lin. Jedes Mitglied der Abordnung bekam ferner, wie ſchon die anderen Olympiagäſte, als Erinnerungsgabe ein Buch über Berlin mit. Der japaniſche Mannſchafts⸗ führer dankte herzlich. „Mit Begeiſterung,“ ſo betonte er,„erfüllt uns die Tat⸗ ſache, daß die Deutſchen unter Leitung des großen Mannes, der mit zäher Tatkraft die Führung ſeiner Nation in die Hand genommen hat, zielbewußt am Winderaufbau ihres Reiches arbeiten Dieſem großen Führer und mit ihm dem geſamten Deutſchland ſprechen wir unſere größte Hochach⸗ tung, unſere tiefſte Verehrung und unſere herzlichſten Wün⸗ ſche für eine glückliche Zukunft aus.“ Buntes Allerlei Die wütende alte Eule. Aus Dänemark kommt die ſeltſame Nachricht, daß eine Landſtraße bei Köge, ſüdlich von Kopenhagen, durch eine alte wütende Eule unſicher gemacht wird, die nicht weniger als ſechs Menſchen überfallen und übel zugerichtet hakt. Das Tier hauſt in einem Walnußbaum, und wenn Menſchen in die Nähe kommen, fliegt es mit lautem Schreien herbei und hackt auf ſie ein. Ein Radfahrer erhielt mehrere tiefe Wunden im Nacken, ein junges Mädchen wurde ſchwer am Auge verletzt, zwei junge Bauern, die ebenfalls auf Rädern waren, hatten einen regelrechten Kampf zu beſtehen, bevor ſie mit erheblichen Geſichtsverletzungen flüchten konnten. deres übrig, als möglichſt bald wieder dunkelbraun zu wer⸗ den. Hierfür hat man jedoch bisher noch kein Mittel erfun⸗ den, und wer jetzt zufällig am Strand von Jacmel ſpazie⸗ ren gehen ſollte, der hat das ſeltene Schauspiel eines im 2 0 1 weißen Negers, der durchaus braun wer⸗ n Will. Die Neger der Vereinigten Staaten werden zurzeit bis zum Herbſt von den Parteien ſtark umworben. Man braucht nämlich ihre Stimmen zur Präſidentſchaftswahl. Der Wahl⸗ kampf iſt ja ſchon in vollem Gange. Außer den Kandidaten ſpielt dabei ein Miſter Steiwer eine ſehr volkstümliche Rolle. Kennen Sie Miſter Steiwer? Er iſt der populärſte unter allen republikaniſchen Amerikanern. Miſter Steiwers Ver⸗ dienſte um ſein Land ſind nach unſeren Begriffen allerdings vorläufig noch keichlich klein. Genau genommen hat er nur ein herzlich ſchlechtes Gedicht gemacht, das zurzeit von etlichen Millionen Amerikanern geſungen wird und das folgender⸗ maßen lautet: „Drei lange Jahre, drei lange Jahre/ Voll Kummer und Not, voll Kummer und Not,/ Er nahm unſere Schuh' und zog aus unſer Kleid,/ Er zog aus unſer Hemd und ſtahl unſer Vieh/ Er nahm uns an Bord, und ſein Schiff ging unter...“ Eine etwas kümmerliche Leiſtung, von der man nicht darauf ſchließen würde, daß ſich ihr Autor mit ihr einmal die Präſidentſchaft erwerben könnte. Aber in Amerika iſt das nun einmal möglich. Wer im Zweifel darüber ſein ſollte, wer mit dem„Er“ in dem obigen Lied gemeint iſt, möge erfahren, daß Herr Rooſevelt ſo liebens⸗ würdig apoſtrophierk wird. Das Lied iſt das Kampflied der amerikaniſchen Republikaner geworden, es hat trotz ſeines dürftigen Textes„eingeſchlagen“ und iſt die beſte Pro⸗ pagandawaffe der Republikaner. Herr Steiwer hat aber keine Dollarmillionen an ſeinem„Schlager“ verdient, er iſt nämlich ſozuſagen der Parteidichter der Republikaner, und wenn man ihm in den Vereinigten Staaten noch eine große Karriere vorausſagt, ſo denkt man wohl hauptſächlich daran, daß auch Harding einmal Parleidichter war, bevor er Prä⸗ ſident der Vereinigten Staaten wurde. Harding war aber nicht nur„Dichter“, er war Richter und hat manchen ſchwierigen Fall mit ſalomoniſcher Weis⸗ heit entſchieden. Ob er auch den Fall Valenzuela in Spanien zu Aller Zufriedenheit entſchieden hätte? Wie bei dem be⸗ rühmten Rechtsſpruch des weiſen Salomo geht es auch hier um ein Kind, das zwei Mütter für ſich in Anſpruch nehmen. Es iſt fetzt etwa 32 Jahre her, daß Valenzuela, der Sohn der Juana Magalon. der damals noch ein kleines Baby war, krank wurde. Damit nicht genug des Unglücks wurde Frau Magalon eines Tages von Verbrechern überfal⸗ len und mit Chloroform betäubt. Die Frau mußte in ein Krankenhaus gebracht werden, während Nachbarn ſich des kleinen Kindes annahmen. Zufällig wohnte neben Frau Magalon eine Witwe, die den natürlichen Sohn eines rei⸗ chen Mannes zu eigen angenommen hatte. Sie nahm den kleinen Valenzuela, der ebenſo alt war wie das Adoptivkind, zu ſich. Ein paar Wochen ſpäter durfte Frau Magalon das Krankenhaus verlaſſen. Zu Hauſe erwartete ſie eine Trauer⸗ botſchaft: Ihr Sohn, ſo erzählte die Nachbarin, war inzwi⸗ ſchen leider verſtorben. Da und da liege er begraben. Die Mutter begab ſich auf den Friedhof und trauerte an dem kleinen Grab um den verlorenen Sohn. Zweiunddreißig Jahre lang ging ſie faſt Tag für Tag auf den Friedhof, brachte Blumen und pflegte die Grabſtelle. Vor einigen Wo⸗ chen nun erhielt Frau Magalon einen ſeltſamen Brief von ihrer ehemaligen Nachbarin, die längſt verzogen war, und in dieſem Brief hieß es, daß ſie, die Nachbarin, vor 32 Jah⸗ ren die ihr anvertrauten Kinder vertauſcht habe; nicht der Sohn der Frau Magalon ſei geſtorben, ſondern ihr eigenes Adoptivkind, ſie habe jedoch den kleinen Valenzuela als ihr Kind ausgegeben, um die ſchöne Rente nicht zu verlieren, die ſie von dem wirklichen Valer ihres Adoptivkindes erhalten habe. Valenzuela wohne in dem und dem Dorf. Frau Magalon machte ſich auf die Suche nach ihrem Sohn, was nicht ganz einfach war, da dieſer inzwiſchen ein Mann geworden war und einen anderen Namen trug. Im⸗ merhin glaubte Frau Magalon in einem Bewohner des Dor⸗ fes ihren Sohn wiederzuerkennen, und zwar an der auffallen⸗ den Aehnlichkeit, die der Mann mit ihrem eigenen verſtor⸗ benen Gatten hatte. Alle alten Freunde der Frau Magalon konnten dieſe Aehnlichkeit bezeugen, ſo daß eigentlich kaum ein Zweifel möglich war. Schwierig aber wurde der Mutter der Beweis. Die Nachbarin war inzwiſchen geſtorben und konnte daher nicht mehr Zeugnis ablegen. Die einzigen Be⸗ weismittel waren alſo der Brief und die Aehnlichkeit, wozu noch die Tatſache kam, daß der von Frau Magalon wieder⸗ gefundene Sohn tatſächlich von der Nachbarin der Frau Magalon aufgezogen worden war. Ganz Spanien wartet nun mit Spannung, ob es Frau Magaſon gelingen wird, ſich ihren Sohn zurückzuerobern. Für das Gericht 1 57 die vorhandenen Beweismittel nicht aus. Aber ein ſehr weiſer Richter wird vielleicht trotzdem einen Ausweg finden JJ̃ͤ 7 ß Free 5 JJC 0(00Tb0TbTTbTbTbTbTbTT Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain 3 18 Viktor ſtand neben ihr und verneigte ſich. „Entſchuldigen Sie, Herr Gwendolin— wir haben uns verplaudert. Sie kennen mich nicht mehr? Bin wieder ein⸗ mal im Lande—“ 5 Veit Gwendolin blickte ihn forſchend an. Er ſtutzte. 5 Bekannte Züge— beinahe— wie der alte Baron von Wilbrandt—. i Seine buſchigen Augenbrauen hoben ſich Da— erkannte er ihn. „Ah— der Herr Kunſtmaler— „Viktor Harlan—“ 5 14 „Ja— richtig— jetzt erkenne ich Sie. Es klang ſpröde. a 2 5 „Lang iſt's her. Sie haben ja Evas Bite gemalt, da⸗ . 0 5 — ganz recht—“ „And an 5 ſind Sie mit einemmal wieder da. Gu⸗ ten Abend, Herr Harlan“ Jetzt erſt reichte er ihm die Hand. „Eine etwas ungewöhnliche Stunde— 5 „Ja— allerdings— ich bitte um Entſchuldigung—5 „Wofür? Eva iſt kein Kind mehr.“. f Wieder ſah er ſorſchend in Viktors Geſicht. Strich ſich dann über die Stirn und wandte ſich an Eva. „Ich wollte noch einen Atemzug friſche Luft tun. Fand noch keine Ruhe. Du warſt nicht im Hauſe. Ich hatte beinahe Angſt um dich.“ Eva hatte ſich gefaßt. „Es ſaß ſich ſo gut. Zählen-- „Ja— kann ich mir denken.“ Er lächelte ein wenig. „Daß Sie wiedergekommen ſind—,“ murmelte er nach⸗ denklich.„Nun ja— Maler ſind fahrendes Volk. Sie werden doch auch einmal mit mir plaudern, Herr Har⸗ lan?“ „Ich— ich werde mich freuen, Herr Gwendolin, wie früher wieder mit Ihnen eine Stunde verſchwatzen zu Dürfen.“ „Ja— früher— Viktor raffte ſich zuſammen. Er durfte jetzt nicht län⸗ ger bleiben. Wenn Gwendolin etwa auch noch fragte, wo er wohnte— ach, er konnte fetzt nicht länger Rede und Antwort ſtehen. ſammen. „Ich werde nun gehen. Auf Wiederſehen—“ „Auf Wiederſehen—, ſagte Veit Gwendolin.„Komm, Eva— ins Haus—“ Sie nickte Viktor herzlich zu. Der verſchwand ſchnell bergabwärts. Veit Gwendolin blickte wie abweſend in den Himmel. schritt ſah er Eva an, die an ſeiner Seite dem Hauſe zu⸗ ſchritt. „Haſt dich gut utnerhalten, Kind? Du glühſt ja— Sie nickte nur. Sprechen konnte ſie nicht. Aber ſie fühlte ſchauernd: Nun würde der Pater bald ihr ſeliges Liebesgeheimnis wiſſen müſſen. Viktor würde ſprechen. And ihre Augen, ihres Herzens heiße Seligkeit würden ſich bald jubelnd verraten. Siebentes Kapitel. Viktor von Wilbrandt befand ſich in einer verzweifel⸗ ten Stimmung. Was ſollte er tun? a Er war drauf und dran, ſich ſeinem Vater zu offen⸗ baren, der ihn ſchon des öfteren bei Tiſch mit mißtraui⸗ ſchen Blicken gemuſtert hatte. Es war nicht das erſtemal, daß er an Viktor ſo etwas wie eine ſeeliſche Bedrückung wahrzunehmen glaubte. Was war nur mit dem Jungen? „Du machſt mir einen etwas konfuſen Eindruck ſeil einiger Zeit, Viktor,“ platzte er ſchließlich heraus.„Fehlt dir etwas?“ Viktor zuckte zuſammen. „Ach— warum denn? Nein— Gott bewahre—“ „Drückt dich etwa die Eintönigkeit des„Landlebens“ 20 Geh' auf die Jagd, Junge. Oder bereiſe unſere 1 wenn du Luſt haſt. Es wär' ſowieſo an der Zeit dazu— Viktor lächelte krampfhaft. „Anſinn— mir fehlt nichts—. And er hätte es doch am liebſten hinausgeſchrieen: „Vater— ich liebe ein Mädchen, deſſen Vater du zu⸗ grunde richten willſt. Ich liebe Eva— das Mädel aus der Herrgottsmühle, und ich bin in einer verzweifelten Lage! Hilf mir, rate mir, was ich tun ſoll. Ich finde da nicht zurecht!“ f Aber er ſchwieg. Und legte haſtig die Serviette beiſeite und ſtand auf. „Verzeih'— ich möchte noch die Korreſpondenz in Ruhe Durcharbeiten. Es iſt etwas viel heute.“ Eilig verließ er das Speiſezimmer. Verwundert blickte ihm der Baron nach „Mag der Kuckuck wiſſen, was er hat,“ brummte er vor ſich hin.„Jungmännerlaunen? Langeweile wird's ſein! Er ſollte ſich etwas Geſellſchaft einladen.“ Viktor ſaß in ſeinem Privatbüro. Er hatte ſich in die Arbeit flüchten wollen, um ſo Ruhe zu finden vor den peinigenden Gedanken, die ihn beſtürmten. Aber er fand ſie nicht— immer wieder ſtürmte all ſein Denken zu Eva hin. Vier Tage lang hatte er ſich nun ſchon nicht auf dem Mühlenberg ſehen laſſen.. Scham vor ſeiner eigenen Lüge hielt ihn zurück, und heiße Sehnſucht drängte ihn hinüber und ließ ihn die Zeit, da er Eva nicht geſehen, wie eine Ewigkeit empfinden. Nie würde er von ihr laſſen können. And darum— konnte er ihr nicht die Wahrheit ſagen. Jetzt noch nicht. Aber— mußte es nicht ſein? War er nicht ein Feigling, wenn er es nicht tat? i Doch da fielen ihm wieder jene leidenſchaftlich⸗zornigen 66 c Herr Harlan hatte ſoviel zu er⸗ 0 00 6 Worte ein, die ſie geſprochen hatte:„Ich ſelbſt würde denen da drüben die Tür weiſen, wenn ſie noch einmal zu uns kämen! Ich haſſe ſie—!“ 15 Er hielt es nicht mehr im Büro aus. Er riß die Mütze vom Haken und ſtürmte davon, in den Bruch. Entfloh den qualvollen Gedanken. Aber er fand keine Ruhe und ſchli e ßlich fand er ſich wieder am Fluß, und wie von einem inneren, unentrinnbaren Zwang getrieben, band er den Kahn los und fuhr hinüber. Hinüber zu Eva. i Er hielt die Trennung nicht mehr aus. Er mußte end⸗ 9 Heiße Angſt ſchnürte ihm die Kehle zu⸗ ch wieder in das ſtrahlende Blau ihrer Augen. und darin ihre große Liebe zu ihm leuchten ſehen, mußte von ihren Lippen das innige Bekenntnis ihrer Liebe küſ⸗ ſen. Dann erſt würde er wieder ruhig werden und ſich — vielleicht— auch der Zukunft ſicher fühlen. Eva war nicht da. 5 a Er lag allein in der Grasmulde am Abhang, die ihrer beider Lieblingsplatz geworden war. Zweifel bedrängten ihn. f f Sollte er nicht— Veit Gwendolin beſuchen? War er ihm und Eva das nicht längſt ſchuldig! Da raſchelte es hinter ihm. Evas Kleid. Er wändte ſich um. „Liebſte—“ Sie ſank ihm in die Arme. „Biſt du— endlich— wieder da?“ ſeufzte ſie. Mit rührender Innigkeit blickte ſie zu ihm auf. „Ich hab' dich— ſo oft erwartet—“ ch konnte nicht abkommen, Geliebte. Verzeih'! Du — Duürſt hab' ich nach deinem Mund—“ a Selig fühlte er ihre Nähe, alle Bedrängnis in ihm 175 unter ihrem zärtlichen Blick, mit dem ſie ihn ſo reich bes berauſchten. 5 „Vater hat auch nach dir gefragt,“ ſagte ſie dann leiſe, ein wenig beklommen. Da nickte er ihr herzlich zu. „Wollen wir zu ihm gehen?“ Ihre Augen glänzten hell wie die Sterne. „Du—.“ murmelte ſie. „Komm, Lieb— ich muß ihm doch guten Abend ſagen, nicht wahr?“ a Fröhlich hakte ſie ſich in ſeinen Arm. „Er kann Heiterkeit gebrauchen, der Vater. Er iſt— ſo allein. Trägt alle Sorgen ſo tief in ſich. Er wird ſich gewiß freuen. Du— ſehr wird er ſich freuen.“ „Dann komm.“ Veit Gwendolin ſaß in der Wohnſtube. Geſchäfts⸗ papiere, Rechnungen, Bücher lagen vor ihm. Er ſchob alles mit einer Armbewegung beiſeite, als die beiden ein⸗ raten. „Ah— der Herr Maler—“ Viktor reichte ihm die Hand. „Guten Abend, Herr Gwendolin“ „Recht ſo, daß Sie auch an mich denken. Platz.“ Viktors Blick ging zu dem Bild an der Wand, das er vor Jahren gemalt hatte. „Ja— das haben wir hoch in Ehren gehalten, Herr Harlan,“ ſagte Veit Gwendolin mit leiſem Lächeln.„Hat Ihnen wohl gefallen, im Bruch— wie? Daß Sie wie⸗ dergekommen ſind! Sehen ſehr gut aus, Herr Harlan— die Malerei muß doch was einbringen. Mehr als— eine Mühle—“ N 225 5 Eva ſaß mit klopfendem Herzen neben dem Vater. „Man hat ſo ſein Einkommen, Herr Gwendolin— „Eva— hol' eine Flaſche von dem Johannisbeerwein herauf. Sie ttinken doch ein Gläschen, Hert Harlan?“ „Sehr gerne— N a Eva erhob ſich, um Flaſche und Gläſer zu holen. Gwendolin blickte ſcharf zu Viktor hinüber. 5 „Wiſſen Sie, mit wem Sie Aehnlichkeit haben? Hätt' mich neulich beinah' erſchrocken. Mit dem Baron da drü⸗ ben— dem Herrn v. Wilbrandt. Sie kennen ihn wohl nicht?“ Viktor lachte gequält auf. her mochte nicht antworten und ausweichend ſagte er daher: „Das kann ich wohl nicht beurteilen.“ And ſchnell auf etwas anderes überſpringend, ſetzte er hinzu: Das iſt hier noch immer ſo gemütlich wie damals. So ganz verwunſchen ſitzt man hier. Eine Welt für ſich iſt das hier oben.“ Eva kam zurück. 5 Schenkte die Gläſer voll. Als ſie Viktor das ſeine hin⸗ reichte, berührte er leiſe⸗verſtohlen ihre Hand. b„Erzählen Sie von Ihren Malerfahrten, Herr Har⸗ an—“ Man trank und plauderte. Viktor war es, als wäre er wirklich niemals etwas anderes als ein fahrender Ma⸗ ler geweſen, und er war froh, daß er das Geſpräch in an⸗ dere, ungefährlichere Bahn bringen konnte. Er war auch entſchloſſen, falls Gwendolin ihn fragte, nicht zu ſagen, daß er drüben im Wilbrandthaus wohnte. Aber Veit Gwendolin fragte nicht danach.—. Der Wein belebte ihn ſichtlich und lockerte die Ver⸗ ſchloſſenheit ſeines Weſens, wie ſie ſich in ſeinem Geſicht ſonſt widerſpiegelte. And plötzlich meinte er behaglich: „Sehen Sie— es ſitzt ſich und plaudert ſich doch auch hier im Hauſe ganz gemütlich. Nicht wahr, Eva? Auch wenn der alte Querkopf, dein Vater, dabei iſt.“ Eva ſtieg helle Röte ins Geſicht. Veit Gwendolin lachte ein wenig. „Na ja— die Jugend! Eva war ordentlich bedrückt, daß Sie nicht gleich am nächſten Tage wiederkamen, Har⸗ lan— neulich! Sie ſcheint für Ihre Kunſt mächtig zu ſchwärmen.“ 5 „Aber Vater— wie redeſt du— Er blickte von einem zum andern. „Wollen Sie ſie am Ende wieder malen?“ Nehmen Sie c 0 chenkte, unter der Inbrunſt ihrer Küſſe, die ihn „Das— nicht, Herr Gwendolin“ Er ſah zu Eva hinüber, die in ihrer Hilfloſigkeit von entzückender Anmut war. Er ſah ihre Augen, die zu ſagen ſchienen: Ach, Viktor— nun wird Pater wohl doch mehr gemerkt haben, als ich dachte. Vielleicht wußte er ſchon lange, daß wir oft zuſammenſaßen. Was wird er denken? Und in dieſem Augenblick, da ſie ihn ſo flehend und bang anſaß, da er kaum ſelbſt anderes wußte, als daß er ſie liebte, und ſich als Viktor Harlan fühlte, der nie etwas anderes geweſen war, der nie drüben, jenſeits des Fluſſes, als Edelmann und Induſtrieller von Bedeutung gewohnt hatte, in dieſem Augenblick verlor er jede klare AUeberlegung, war jeder Gedanke an die unklare, gefahr⸗ drohende Zukunft vergeſſen, und er ſagte froh und be⸗ wegt: „Nein, malen möcht' ich ſte nicht, Herr Gwendolin— aber— ich liebe ſie von ganzem Herzen!“ Eva faltete die Hände über dem Herzen. 55 Veit Gwendolin zuckte ein wenig mit den Augen⸗ brauen. 3 „Sie— lieben— Eva?“ Er blickte zu ihr. 9 „Und du?“ f 8 8 35 „Voter—,“ ſchluchzte ſie bewegt und glücklich auf. Er ſtrich über die Stirn. 5 f „Nanu?— hier ſcheint— da werde ich— vor eine fertige Tatſache geſtellt— he?“ f a 1 Viktor ſtand auf und trat zu Eva, legte den Arm um ſie, 6 e 3 4 „Ja— das iſt allerdings ſo, Veit Gwendolin! Ich liebe Eva— und ſie liebt mich! Wahrſcheinlich zog es mich darum wieder ins Bruch zurück. And Eva— hatte mich nicht vergeſſen!“ „Da muß ich doch ſagen—“ Veit Gwendolin ſuchte nach Worten. Eva eilte auf ihn zu. „Vater— biſt du böſe?“ Ihre Stimme zitterte. Er lächelte. Strich mit der Hand über ihr blondes Kraushagar. ö „Unſinn— aber es überxaſchte mich! find mir ein rechter Heimlichet!“ Er lachte wit einemmal auf. Gutmütig, laut „Hätte eigentlich gewünſcht, ein Müller zöge einmal hier ein—“ Viktor wollte ausrufen:„Das könnte ſchon ſein!“ Aber Veit Gwendolin fuhr fort: a „Die Liebe geht allerdnigs ihre eigenen Wege. Ich bin nicht weltfremd genug, um das nicht zu wiſſen. Ja — was ſoll ich da viel ſagen? Ihr liebt euch— und ich muß wohl daran glauben.“ Eva fiel ihm um den Hals. „Alſo dann— gratuliere ich, Mädel! Gieß nur noch einmal die Gläſer voll.— Und was ſoll nun geſchehen?“ Eva ſagte: „Nichts, Vater. Tante Rike liegt erſt ſeit wenigen Monaten unter dem Raſen—. Und dann: Wir lieben uns und—“ „Wollen warten, bis wir uns ganz angehören können,“ fuhr Viktor aufatmend fort.„Aber Sie ſollten das wenig⸗ ſtens wiſſen, Herr Gwendolin. Das waren wir Ihnen ſchuldig.“ Der ſchüttelte ihm kräftig die Hand. „Recht ſo, Harlan! Das iſt ein Wort! Ich liebe auch die Heimlichkeiten nicht. Ehrlich und offen muß ein Mann fei mag es um ſeinen Geldbeutel auch ſchlecht beſtellt ein!—“ Viktor fühlte ſein Herz wie raſend ſchlagen. Ehrlich und offen! 5 Ach.— nicht daran denken! Es mußte ja doch alles in Ordnung kommen. 5 „Alſo gut, Harlan— ich merke, trotzdem Sie Künſtler ſind, daß Sie keiner von den Leichtſinnigen zu ſein ſcheinen. Sie wollen erſt ſehen, wie ſich Ihre Zukunft geſtaltet, bevor Sie Eva nach außen hin an ſich binden. Recht ſo. And Eva iſt ja ein vernünftiges Mädel—“ g „Ja, Vater,“ lachte ſie ihn an,„ſo unvernünftig ver⸗ nünftig bin ich, daß mir alles gleich iſt, wenn ich nur Viktors Liebe habe!“ i 5 Ein Jauchzen tönte aus ihrer Stimme. Voll überquel⸗ lende, Seligkeit. 2 ra 5 VVVC•VVVß Sie lehnte ſich an Viktors Bruſt. „Biſt du nun zufrieden?“ flüſterte er leidenſchaftlich. „Ich bin glücklich.“ hauchte ſie. Veit Gwendolin rief: „Hallo— nun aber das Glas in die Hand. Stoßen Sie an, Harlin— ſtoß' an, Eva—! Auf euer Glück! Auf eure Ehrlichkeit! Auf eure Zukunft!“ 5 Hell klangen die Gläſer aneinander. 5 Sie tranken.— 5 Als Viktor ſein Glas auf den Tiſch ſetzte, fiel es ihm aus der Hand. Er fühlte, wie ſeine Nerven zitterten. Es zerklirrte an der Erde.„ „O Gott—,“ rief Eva erſchrocken aus. Sie erblaßte. „Viktor—“ Er lächelte krampfhaft. „Es bedeutet wirklich nichts,“ ſagte er mit einem Ver⸗ ſuch zu ſcherzen. f 8 Sie ging, um ein anderes Glas zu holen.— ſtoe Harlan— Sie 5 r Wir entsaften. Neuerdings hat man herausgefunden, daß man den Fruchtzucker durch eine richtige Behandlung der Früchte zu ihrer Dauererhaltung mitbenutzen kann. Dieſe neue Art beſteht in einer Entſaftung der Früchte, bei der nur noch ein Zehntel Teil Zuckerzuſatz notwendig iſt als wie bisher. Auf zehn Pfund Frucht kommt alſo nur noch ein Pfund Zucker als Zuſatz, um die nötige Süße zu er⸗ zielen. Die Entſaftung wird bewirkt durch Erhitzung der Früchte bis zu 70 Grad. Sie platzen dann, wie ſie es ja in der Sonnenwärme auch tun und geben ihren reinen Saft zum Abfüllen ab. Der Vorgang der Entſaftung iſt ein viel einfacherer als der des Einkochens. Er erhält zudem alle Nährwerte der Früchte, die doch zu einem gro⸗ ßen Teil beim Einkochen zerſtört werden. Wir bewahren uns alſo für den Winter und die fruchtloſe Zeit nicht nur Genußmittel wie bisher, ſondern köſtliche Nahrungsmittel. Zur Entſaftung braucht man einen entſprechenden Apparat. Er beſteht aus einem Unterſatz, der als Waſſer⸗ 5 behälter dient; auf dem Unterſatz ruht der eigentliche Topf, in dem ein durchlöcherter Einſatz, in den die Früchte ein⸗ gelagert werden, angebracht iſt. Das Ganze ſchließt ein Deckel. Unten am Kochtopf iſt ein Ausflußrohr befeſtigt, 82 das aus einem Gummiſchlauch beſteht, in deſſen Mitte ein i Glasröhrchen eingeſetzt iſt. Das durchſichtige Glasröhrchen aibt die Moalichleit. die Saftabſonderung zu beobachten. 5 ſtrömenden Saft füllt. Der Schlauch iſt verſchloſſen durch eine Klemmvorrichtung, die ſich nach Belieben mit Leichtig Der Vorgang iſt nun folgender: Man erhitzt den mit Waſſer gefüllten terſatz, bis das Waſſer verdampft. Es dringt dann durch den Einſatz im Topf in die eingelager⸗ ten Früchte ein und verteilt ſich in ihnen in der gleichen Wirkſamkeit. Nach 30 Minuten bereits kann die Abfüllung beginnen, wobei zu bemerken iſt, daß die vorher gewaſche⸗ nen, aber nun trockenen Früchte erſt eingelagert werden, wenn das erhitzte Waſſer zu ſummen beginnt. Bevor mar abfüllt, muß die Luft aus dem Gummiausflußrohr dure Drücken mit den Händen in den Topf zurückgetrieben m den, wodurch ſich der Schlauch dann völlig mit dem keit öffnen und ſchließen käßt.„„ Wichtig iſt die Steriliſierung der Flaſchen und Korke durch Aufkochen Am beſten ſtellt man die Flaſchen eee ae eg ene desu k— Reichsanleige ſestigt den Aufbau Das deutſche Volk iſt eine Schickſalsgemeinſchaft, der ſich niemand entziehen kann. Es iſt in der Volkswirtſchaft wie im kleinen Einzelbetrieb. Was wäre der wagemutige Betriebsleiter ohne den geſchickten Arbeiter, was der Kauf⸗ mann ohne den Ingenieur, was der Bauherr ohne den Sparer, der ihm das fehlende Kapital leiht? Sie alle ſind aufeinander angewieſen. Gemeinſame Not Dieſe einfachen Zuſammenhänge hat man in der Nach⸗ kriegszeit lange Jahre außer acht gelaſſen. Die Folgen haben wir alle am eigenen Leibe erfahren. Da waren Wirtſchaftskreiſe der Anſicht, ſie könnten gedeihen, wenn es ihnen gelänge, recht viele Vorteile aus dem übrigen Volz herauszupreſſen, ohne eine entſprechende Gegenleiſtung zu gewähren. Arbeiter forderten, von volksfremden Hetzern aufgeſtachelt, immer höhere Löhne und immer kürzere Arbeitszeiten, während Unternehmer es für das Klügſte hielten, ihre Perſonalausgaben auf das Aeußerſte zu be⸗ ſchränken, ohne ſich um das Los der entlaſſenen Arbeits⸗ kräfte zu kümmern. Wie in der Wirtſchaft, ſo ging es auch in der Politik. Man erkannte die gemeinſamen Aufgaben licht an, weil ſie Anſtrengungen und Opfer koſteten An⸗ ſtatt ſich auf eine ſtarke Wehrmacht und eine ſelbſtbewußte Außenpolitik zu ſtützen, hing man Illufionen nach und erträumte Hilfe von einer internationalen Solidarität der Klaſſen. Dieſe Träume haben uns Milliarden gekoſtet. Das deutſche Volk wurde zum Ausbeutungsobjekt. Von Tributlaſten und Schuldknechtſchaft erdrückt, fehlte ihm die Kraft. das eigene Schickſal zu meiſtern Vielleicht hat mancher in jenen Jahren des Nieder⸗ gangs eine Zeitlang geglaubt, dem allgemeinen Schickſal zu entgehen, weil er auf ſein Vermögen oder ſeine ge⸗ ſicherte Stellung pochte. Aber als dann der vollſtändige Zuſammenbruch kam, erwies ſich auch das als Irrtum. Arbeiter wurden entlaſſen und Löhne geſenkt, Fabriken wurden geſchloſſen, weil die Kaufkraft ſtändig nachließ; weitere Arbeiterentlaſſungen waren die Folge. Die Steuer⸗ eingänge ſanken, und doch brauchte der Staat immer mehr Geld, um die erwerbslos gewordenen Arbeiter wenigſtens notdürftig zu unterſtützen. So mußten die Steuerſätze erhöht werden, während die Einkommen ſchrumpften. Immer weitere Volkskreiſe wurden von dieſem Wirbel erfaßt, der alles mit ſich in die Tiefe zog. Gemeinſamer Freiheitskampf Der Nationalſoztalismus hat vom erſten Tage ſeines Beſtehens an die unentrinnbare Schickſalsverbundenheit des deutſchen Volkes gepredigt. Als die Parteien der Syſtemzeit nicht mehr weiter wußten, ergriff der Führer mit ſtarken Händen das Ruder. Unbeirrt von den Be⸗ denken der Aengſtlichen und der Beſſerwiſſer leitete der Führer ſofort nach der Machtübernahme eine groß an⸗ gelegte Arbeitsbeſchaffung ein, um zunächſt ein⸗ mal das ſchlimmſte Uebel, die allgemeine Arbeitsloſigkeit, zu bekämpfen. Vor dem Jahre 1933 glaubte man, daß nicht genügend Kapital vorhanden ſei, um alle Arbeits⸗ kräfte zu beſchäftigen. Der Nationalſozialismus vertritt dagegen die Auffaſſung, daß aller Wohlſtand nur auf der menſchlichen Arbeit beruht. Was nützen uns Bodenſchätze, wenn ſie nicht gehoben werden, was bedeuten Maschinen, wenn ſie nicht in Betrieb ſind, was organiſatoriſche Fähig⸗ keiten, wenn ſie nicht durch den schaffenden Menſchen aus⸗ gewertet werden? Nur durch Arbeit werden Kapital und Wohlſtand geſchaffen; die Hauptſache war alſo. daß zunächſt einmal gearbeitet wurde. Der Erfolg hat 1 0 Auffaſſung recht gegeben. Heute iſt die Arbeitslosigkeit ſo gut wie be⸗ ſeitigt. Das Wirtſchaftsleben blüht wieder; gewaltige Werte ſind in den letzten drei Jahren neu geſchaffen worden. NSE WNNU Ne 5 — e ſcHS-AUTOBAH NEN 9 . Wie wurde dieſer Erfolg erzielt? Es ißt dem Auszande vielfach wie ein Wunder erſchienen, daß das kapitalarme deutſche Volk in ſo kurzer Zeit die Arbeitsloſigkeit meiſtern konnte, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Wir aber wiſſen, daß es keine Hexerei, keine finanziellen Zaubertricks geweſen ſind, die den Erfolg herbeiführten. Wir haben in feſtem Vertrauen auf unſere Führung und in planvollem Zuſammenwirken aller Volksteile intenſtv nerſchlechtert, ſondern ſogar erheblich verbeſſert haben Anfang 1933 März 1934 ö́»f ae 14 . 1 Ke i 5 * J Die finanzielle Seite Die Grundlinien der Entwicklung ſind klar erkennbar. n wurden durch kurzfriſtige Kredite(Arbeits⸗ ee die Geldmittel für die Arbeits⸗ beſchaffu von der Reichsbank vorgeſtreckt. Für das Geld wurden Arbeiter beſchäftigt und Material beſchafft. So kam wieder Bewegung in die erſtarrte Wirtſchaft. Die Rückwirkungen waren bald überall zu ſpüren. Aus Anter⸗ ſtützungsempfängern wurden Lohnempfänger. So wie vor⸗ r der Niedergang einen Betrieb nach dem andern erfaßt jatte, ſo griff nunmehr die Belebung immer weiter um ſich. Die Lohnempfänger konnten für ihr Geld wieder Waren aller Art kaufen. Durch die öffentlichen Bauten und Beſtellungen wurden Zementfabriken, Eiſenwerke, Ziegeleien und ähnliche Anlagen wieder ſtärker beſchäftigt. Sie wurden dadurch in die Lage verſetzt, mehr Kohlen zu kaufen, mehr Strom zu verbrauchen, neue Maſchinen zu beſtellen, und bald war das ganze Wirtſchaftsleben von der belebenden Flut der Arbeitsbeſchaffungsmittel in Gang ge⸗ bracht. Viele Werke, die ſelbſt keine öffentlichen Aufträge erhielten, hatten indirekt an ihnen Teil. Wenn Handel und Handwerk, Induſtrie und Land⸗ wirtſchaft ſich beleben und der Umſatz ſteigt, wachſen auch die Steuereinnahmen des Reiches, ohne daß die Steuerſätze erhöht zu werden brauchen. So iſt das Steuer⸗ aufkommen im Rechnungsjahr 1934 bereits um rund 1,2 Milliarden größer geweſen als 1933. Im Jahre 1935 war es um mehr als 1,4 Milliarden höher als 1934. Auf dieſe Weiſe floß alſo ein Teil des Geldes, das für die Arbeitsbeſchaffung vorgeſchoſſen wurde, wieder in die öffentlichen Kaſſen zurück und konnte erneut für öffentliche Aufträge ausgegeben werden Inzwiſchen ſind die Kräfte der deutſchen Volkswirt⸗ ſchaft ſo gewachſen, daß ein großer Teil der Beſchäftigung auf anderen als öffentlichen Aufträgen beruht. Der gün⸗ ſtige Beſchäftigungsſtand dauert unvermindert an. Im Maſchinenbau, im Schiffbau, im Hoch⸗ und Tiefbau und auf zahlreichen anderen Gebieten iſt der Auftrags⸗ beſtand ſo beträchtlich, daß für das laufende Jahr eine hohe Beſchäftigung geſichert iſt. Die Ausfuhr, ſo beengt ſie auch immer noch iſt, ſteigt ſeit einigen Monaten wieder an und ſichert uns damit die für unſere Arbeit erforderlichen Rohſtoffe. Schuldentilgung durch Neichsanleihen Sobald die deutſche Wirtſchaft ſich wieder kräftigte und die Bilanzen der Unternehmungen wieder Gewinne anſtatt der bisherigen Verluſte aufwieſen, leitete die Reichsregierung eine Umſtellung der kurzfriſtigen Finan⸗ zierung auf langfriſtige Anleihen in die Wege. Das bedeutet: die Gelder für die Arbeitsbeſchaffung wer⸗ gearbeitet, wertvolle Güter geſchaffen und geſpart. Das 35 alles. And die ſorgende Hand einer klug geleiteten irtſchafts⸗ und Finanzpolitik hat die dabei entſtehenden finanziellen Aufgaben in einer ſo umſichtigen Weiſe gelöſt, daß die finanziellen Verhältniſſe im ganzen Lande ſich nicht Nüückgung der Arbeftsſosigkeff von 1033-4030 Zahl der bei den Arbeitsämter qemeldeten Arbefslosen: den ie gan e Juni 1935 6 0% OOo Arbeits 2 798 000 Arbeits. 1& O Arber f, OOO Arbeit! ſchäftigungsgrad der deutſchen Ben zicht niehr gegen Wechſel bei der Reichsbank und an⸗ deren Kreditanſtalten geliehen, ſondern weite Volkskreiſe ſtellen dem Reich bedeutende Beträge für längere Zeit zur Verfügung. Dieſe Konſolidierung, d. h. die Umwandlung der kurzfriſtigen Arbeitsbeſchaffungs⸗ kredite in langfriſtige Anleihen entſpricht den Gepflogen⸗ heiten einer ſoliden Finanzpolitik. Denn dieſe Anleihen werden im Laufe der Jahre planmäßig aus Steuereingän⸗ gen getilgt Wenn das Reich alſo jetzt eine neue Anleihe zur öffentlichen Zeichnung auflegt, ſo bedeutet das nicht, daß es neue Schulden machen will, ſondern es wil! mit dem Erlös beſtehende kurzfriſtige Ver⸗ bindlichkeiten abdecken. Das Auflegen einer Anleihe iſt ſomit ein Zeichen geſunder Finanzierungs⸗ grundſätze. Bereits im vorigen Jahr hat das Reich Anleihen auf⸗ gelegt, um die kurzfriſtige Ver⸗ ſchuldung in eine langfriſtige zu verwandeln und die Koſten Reihe von ſpäteren Jahren Moi 1936 zu verteilen. Der hohe Be⸗ —— Wirtſchaft bürgt dafür daß die Steuereinnahmen weiter ö im bisherigen Umfang fließen, ja ſogar noch ſteigen werden. Es ſtehen alſo ausreichende Mittel zur Verfügung, um die Anleihen des Reiches zu verzinſen und zu tilgen. Wer zeichnet, ſichert 0 den Aufbau Das Reich hat durch ſeine kurzfriſtige Finanzierung der Arbeitsbeſchaffung das Wirt⸗ ſchaftsleben in Gang gebracht und den erwerbsloſen Volks⸗ genoſſen wieder Arbeit und Brot verſchafft 8 ſparniſſe machen können. Die Spareinlagen und die Ver⸗ mögensbildung bei den wichtigſten Verſicherungsanſtalten betrugen Anfang 1933 nicht ganz 17 Milliarden; Anfang 1936 wurde bereits die 23⸗Milliarden⸗Grenze erheblich über⸗ ſchritten. Dieſe Beträge verteilen ſich auf unzählige Einzel⸗ poſten, die deutſchen Volksgenoſſen zu eigen ſind Sie alle verdanken die Verbeſſerung ihres Vermögensſtandes einzig und allein der nationalſozialiſtiſchen Wirtſchaftspolitik, die durch Vorgriff auf künftige Reichseinnahmen die Finan⸗ zierung der Arbeitsbeſchaffung durchgeführt und damit den allgemeinen Aufſchwung erſt ermöglicht hat N Wenn die Reichsregierung nunmehr zur Zeichnung einer Anleihe auffordert, ſo bedeutet dies, daß jene kurz⸗ friſtige Finanzierung allmählich beendet und eine Rück⸗ zahlung auf weite Sicht eingeleitet werden ſoll. Durch dieſe aubere und ſolide Finanzpolitik wird die Lage des deut⸗ 190 Finanz⸗ und Kreditweſens gefeſtigt und damit das ndauern der günſtigen Wirtſchaftsverhältniſſe geſichert. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß alle Schaffenden der Stirn und der Fauſt, die aus jener Politik Nutzen gezogen haben. nun durch Zeichnung von Anleiheſtücken dazu beitragen, i weitere programmäßige Abwicklung zu unterſtützen. Das Reich begibt 700 Millionen RM eauslosbare Schatz⸗ anweiſungen. Ste werden vom 1. Juli an mit 47 . verzinſt. Die 1 8 8 erfolgt durch Ausloſung zurückzuzahlenden Stücke in den Jahren 19431948, und zwar wird in jedem Jahre ein Sechſtel zum Nennwert zurückgezahlt. Von dieſen 700 Mill. RM ſind bereits 200 feſt gezeichnet; 500 Mill. werden zur öffentlichen Zeich⸗ nung Fi 5 Die Anleihe bedeutet eine günſtige Kapitalanlage, da der Ausgabekurs etwas unter dem vollen Nennwert liegt. Die eingezahlten Beträge ver⸗ zinſen ſich daher mit 4,6675. Jeder iſt in der Lage, ſich an der Zeichnung zu beteiligen, die in der Zeit vom 29. Junt bis 14. Juli erfolgt, denn es werden ſchon Stücke von 100 und 500 RM ausgegeben. Ueberdies braucht der Gegenwert nicht ſofort eingezahlt zu werden, ſondern es enügt, wenn bis zum 23 Juli und bis zum 20. Auguſt je 30% bezahlt werden, am 10. September weitere 802 und der Reſt bis zum 5. Oktober.(Frühere Zahlungen ſind ſelbſtverſtändlich zuläſſig.) Auch dieſer Teil des deutſchen Freiheitskampfes er⸗ fordert die gemeinſaue Mitwirkung des ganzen Volkes. Wirſitzen alle in einem Boot. Niemand kann ſich oder ſein Vermögen dem Schickſal der Volksgemeinſchaft ent⸗ iehen. Es iſt daher ein Gebot der Vernunft. dem Rur er Reichsregierung Folge zu leiſten und durch Zeichnung der Anleihe die Abwicklung der Arbeitsbeſchaffungsaktlos zu unterſtützen. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 5. Juli: 6 Hafenkonzert; 3 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Morgenfeier der HJ: 10.30 Die Frau auf dem Holm, Funkballade; 11 Kleine Muſik; 11.25 Bachkankate; 11.55 Schaltpauſe; 12 Eine Botſchaft der Olym⸗ piſchen Komitees der Welt an Deutſchland zur 11. Olympiade; 12.30 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Das deutſche Lied; 15.30 Schorle— Morle, muſikaliſche Erfriſchung; 16.30 Volt ſendet fürs Volk; 18 Schwäbiſch⸗ alemanniſche Welt; 18.30 Zur Liedfolge, Funkbericht und Ausſchnitte; 19 Vertraute Klänge großer Meiſter; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 21.30 Das Stutt⸗ arter Streichquartett ſpielt; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter; port; 22.30 Muſikaliſches Zwiſchenſpiel; 23 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtmuſik. Montag, 6. Juli: 9.30 Wenn einer einen Garten, aber kein Auto hat.; 9.45 Funkbericht von den Vorbereitungsarbeiten zur Deutſch⸗ landausſtellung 1936; 10 Der kluge Soldat und ſeine ge⸗ wandten, ſchnellen und ſtarken Geſellen, Märchenſpiel; 10.30 Sendepauſe; 14 Was ihr wollt; 15.45 Wie können wir Frauen zum Slg beitragen?, Geſpräche; 17.30 Salz und Salinen, Hörfolge; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Kon⸗ rt; 19.45 Deutſchland baut auf; 20.10.. und es erklingen die alten Weiſen; 21 Der Diener zweier Herren, Ausſchnitte 55 Oper von Kuſterer; 22.30 Chorgeſang; 23 Abend⸗ Dienstag, 7. Juli: 10 Vorbereitungen zu den Olympiſchen Segelwettbe⸗ werben, Funkbericht; 10.30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 14 Was ihr wollt; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.45 Um die Erfindung des Tonfilms, Kurzgeſpräch; 18 Schallplat⸗ tenmuſik aus Tonfilmen; 18.25 Schaltpauſe; 18.30 Olympia⸗ Hoffnungen— Olympia⸗Vorbereitungen in aller Welt: Nor⸗ wegen, Schweden und Finnland; 19 Muſik aus galanter Zeit; 19.45 Aus der Vorbereitungsarbeit zum H J.⸗Lei⸗ ſtungsabzeichen: Geländeausnutzung; 20.10 Volk ſendet fürs Volk; 22.30 Lieder; 22.45 Abendkonzert. Mittwoch, 8. Juli: 9 Die letzten Vorbereitungen bei der Ankunft eines jun⸗ gen Erdenbürgers; 9.45 Sendepauſe; 15 Bericht von den Vorbereitungsarbeiten zur Deutſchlandausſtellung 1936; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Pimpf und Lokomotivführer; 17.45 Das Wappen, Kurzhörſpiel; 18 Wirbel der Melodien; 19 Verſichere dein Leben; 19.45 Bilder aus dem Leben unſerer Ahnfrau, Hörſpiel; 20.15 Stunde der jungen Nation; 21.05 Heinrich Lerſch lebt im Liede; 21.30 Bilder einer Aus⸗ ſtellung; 22.30 Aus eigenen Werken; 23.15 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 5. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepaufe; 8.45 Morzg 9 Kathol. 5 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Hände am Pflug; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dichter im Britten Reich; 11.25 Mittagskonzert; 12 Eine Botſchaft des Olym⸗ piſchen Komitees der Welt an Deutſchland zur 11. Olym⸗ piade; 12.30 Mittaaskonzert: als Einlage: Grober Preis von Deutſchland, Staffelfunkberichte, 14 Kinderfunk, 14.45 Auf⸗ marſch der 150 000, Funkbericht vom 6. deutſchen Reichs⸗ kriegertag in Kaſſel; 15 Deutſche Scholle; 16 Volksſender 1986; 18 Jugendfunk; 18.30 Es zogen drei Regimenter. Bilder heſſiſchen Soldatentums in aller Welt; 19 Deutſches Volk auf deutſcher Erde; 20.10 Wir tanzen und ſingen; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 28.15 Der Volksſender 1936 ruft; 22.20 Sportſpiegel des Sonn⸗ tags; 22.45 Tanzmuſik; 24 Nachkkonzert. Montag, 6. Juli: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinder⸗ funk; 15.45 Anterhaltungskonzert; 16.45 Erzähler unſerer Zeit; 17 Muſik für zwei Klaviere; 17.30 Der Werktag, aus dem Arbeiterleben; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19 Wenn alle Brünnlein fließen, Volksliederreigen; 20.10 Großes Unterhaltungskonzerk; 22.30 Mufik zur guten Nacht. Dienstag, 7. Juli: 9.30 Süddeutſche Volksmuſit; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Das deutſche Lied; 17 Kompoſitionen von Johanna Senfter 17.80 Deutſche Kaufleute— einſt und jetzt; 18 Unterhal⸗ tungskonzert; 18.30 Olympia⸗ Hoffnungen— Olympia⸗Vor⸗ bereitungen in aller Welt: Norwegen, Schweden und Finn⸗ land; 19 Die verliebte Tante, heiteres Hörſpiel; 20.10 Vir⸗ tuoſe Orcheſter⸗ und Solomuſik; 22.30 Anterhaltungs⸗ und Volksmuſik. a Mittwoch, 8. Juli: i 11 Hausfrau, hör zu; 15.15 Südweſtdeut Erzähler; 15.40 Muſik der Natur, Vortrag; 5 e zert; 17.30 Jugendfunk; 18 Wirbel der Melodien; 19.48. Kampf dem Verderb: 20.15 Stunde der jungen Nation; 21.15 Heiteres Kammerbrettl, bunter Abend; 22.30 Ein. Sommerabend am Rhein. 5 dle Frau Grete Wehnert Mannes nicht leicht. Drei Jahre mußte ſie nun ſchon für den jetzt ſechsjährigen Rolf und ſich allein ſorgen. In der letzten Zeit hatte ſie in Rolfs ſchmalem Jun⸗ gengeſicht einen Ausdruck frühreifen Ernſtes bemerkt. Ge⸗ ſtern hatte Frau Grete, ehe ſie einſchlief, plötzlich weinen müſſen. Ob der Junge ihr Weinen wohl gehört? Sie war leiſe auf Zehenſpitzen an das Bett des Jungen ge⸗ ſchlichen. Im Schein der Lampe ſah ſie ihn friedlich wie immer liegen, die Hände gefaltet und ruhig atmend. Aber auf ſeiner Stirn war eine unkindliche ſchmerzliche Falte. Da beſchloß Frau Grete, um des Jungen willen ein biß⸗ chen leichtſinniger zu werden. Am anderen Tage zerſchlug ſie die tönerne Sparbüchſe, in der ſie das Geld für die größte Not groſchenweiſe zu⸗ ſammengeſpart hatte. Sie buk einen Napfkuchen zum Kaffee, wie es ihn ſonſt nur zum Geburtstag oder zu den Feſttagen gab. Es war ſchön, mit dem Jungen wieder einmal an dem roten Balkontiſch mit der luſtigen bunten Decke hinter blühenden Blumenkäſten und rankendem Wein Kaffee zu trinken! Nach dem feſtlichen Kaffeetrinken kam Frau Grete mit ihrer großen Ueberraſchung heraus. Rolf bekam einen Karton mit weißen Tonpfeifen und vielen bunten kleinen Seifenguadraten„Mutti“, jubelte Rolf, „endlich darf ich wieder mal Seifenblaſen machen!“ Frau Grete wurde angeſteckt von Rolfs Eifer und Freude. Sie rannten um die Wette in die Küche und holten eine kleine Schüſſel mit Waſſer. Der Junge warf die Seifenſtückchen hinein und machte die erſte Seifenblaſe. Mutter mußte es erſt wieder lernen. Aber Rolfs Seifen⸗ blaſen wurden groß wie ein Luftballon und ſchillerten im Sonnenſchein in den ſchönſten Farben. Es war luftig zu raten, wo ſie zerplatzen würden. Mancher der Vorübergehenden blieb ſtehen und blickte lächelnd zu dem Balkon hinauf. Auch Dr. Gebhardt wurde durch das frohe Lachen aus ſeinem Sinnen aufgeſchreckt. Die Sonne hatte ihn verlockt, ſeine Arbeit auf eine Stunde zu unterbrechen und ſich einen Spaziergang zu gönnen. Die erſten grauen Haare, die er heute Morgen vor dem Spiegel entdeckte, ſtimmten ihn nachdenklich. Er hauſte allein mit vielen Büchern in ſeiner großen Wohnung. Als er die ſpie⸗ lenden Kinder und die frohen Menſchen ſah, die zu zweien in den Sommertag hinausgingen, kam er ſich plötzlich ſehr einſam vor. Ihm war nie in den Sinn gekommen, daß. zwiſchen dem Wuſt ſeiner Bücher einmal ein Kind ſpielen oder eine junge Frau, die zu ihm gehörte, Ordnung ſchaf⸗ jen könnte. In dieſem Augenblick zerſprang Rolfs bejubelte größte Seifenblaſe gerade an ſeiner Naſe. Ein erſchrockenes „Oh!“ klang zu ihm herunter. Zwei zitternde Frauen⸗ hände hielten vor Schreck die Schale ſchief, und das Seifen⸗ waſſer ſchüttete herab— über ſein Geſicht— in ſeine Augen, die er vor Schmerz ſchließen mußte. Er hörte einen Schrei und fühlte eine Minute ſpäter zwei kleine Hände, die ſein Geſicht mit einem Tuch abtupften. „Entſchuldigen Sie meine Ungeſchicklichkeit“, bat eine weiche dunkle Stimme.„Bitte, kommen Sie herauf, damit ich den Schaden wiedergutmachen kann.“ Dr. Gebhardt, der ſchon wieder blinzeln konnte, ſah einen blonden „ dicht vor ſich, ſchloß die Augen wieder und ieß ſich willig von einer kleinen Hand die Stufen hinauf⸗ führen Dann ſaß er auf dem Balkon, bekam eine letzte Taſſe Kaffee und ein Stück Kuchen und ſah ſeinen Kragen, der naß geworden war, zwiſchen den roten Geranien im Wind trocknen. Er ſah auch, daß Frau Gretes Hände, die ihn mütterlich bedienten, rauh und verarbeitet waren und ihr helles Kleid verwaſchen und geſtopft. Ihn ergriff die ernſte Liebe, mit der Rolf ſeiner Mutter bei allem, was ſie tat, behilflich war. Dr. Gebhardt bedauerte, daß ſein Kra⸗ gen ſo ſchnell trocknete und er eigentlich keinen Grund hatte, länger zu bleiben. Aber Rolf löſte das Problem, indem er die Schale neu mit Seifenwaſſer füllte und Dr. Gebhardt eine der weißen Tonpfeifen gab. Da zeigte es ſich, daß Dr. Geb⸗ hardt die ſchönſten Seifenblaſen machen konnte. In großen ſchimmernden Trauben hingen ſie aneinander, und ſie zerplatzten nicht Frau Grete fand, daß ihr unerwarteter Gaſt wie ein Junge ausſah und ein Lachen um den Mund hatte, das ſie an die Zeit erinnerte, als ſie noch mit Rolfs 9 gemeinſam Kinderſpiele für den Jungen erdacht atte „Sie kommen doch wieder?“ fragte Rolf beim Abſchied. „Ihre Seifenblaſen ſind zu fein“ Dr. Gebhardt lachte fragend in Frau Gretes Augen. „Wenn ich daf?“ Sie nickte, und ein ſchnelles Rot ging über ihr Geſicht 5 hatte es ſeit dem Tode ihres, Aufnahme: Volk(Mauritius)— M. Wee FCC VVG . Wie oft haben wir als Kinder über einem Napf mit Seifenſchaum geſeſſen. Ein Strohhalm wurde in die weiße Pracht hineinverſenkt, und vorſichtig oder kräftig blieſen die Backen durch das Rohr. Ein Tropfen am Ende nahm Formen an, wuchs zu einer kleinen Kugel, wurde ein großer Ball— und zerplatzte! i Wenn die Kugel zerſtob, freuten wir uns königlich, und das Vergnügen wurde größer und größer, je öfter eine Seifenblaſe wuchs und zerſprang. Das waren die primi⸗ tiven Anfänge der Kunſt des Seifenblaſens. Dann wurden wir größer und anſpruchsvoller, neben dem Spieltrieb, urſprünglich allein in Anſpruch genommen, traten Phan⸗ taſie und Intelligenz. Nicht mehr die maſſenhafte Produk⸗ tion und Zerſtörung von Seifenblaſen befriedigten un⸗ ſeren Ehrgeiz, ſondern das Ziel, die Kugel ſo groß als möglich zu puſten und zu erhalten. Denn inzwiſchen war uns zum Bewußtſein gekommen, daß ſich in der zarten, durchſichtigen Haut die Welt in ſeltſamen Formen und herrlichen Farben ſpiegelte. Unſer Auge ſah Bild gewordene Wünſche. In die Luft fliegen ſollte die Seifenblaſe und unſere Wünſche in die Welt hinaustragen! Vielleicht Und zerſprühte eine fliegende Kugel nach der anderen, mit jeder Kugel ſahen wir unſere Wünſche in ein Nichts zer⸗ ſpringen. Da wurden wir bedenklich und traurig. Seit jener Zeit rührten wir Napf und Strohhalm nicht mehr an; aus war's mit dem Zauber der Seifenblaſen! War es wirklich aus? O nein]! Der Seifenblaſen⸗ zauber nimmt uns Alte ſo gefangen wie die Jungen. Wir ſitzen heute wie vor Jahrzehnten vor einem Seifennapf und tauchen einen Strohhalm in den Schaum. Und vor⸗ ſichtig heben wir das Röhrchen, um erſt leiſe und dann immer kräftiger zu puſten. Aus einem unſcheinbaren Tropfen wird eine große, glänzende Kugel. Wir erfreuen uns an ihrem Wachſen und leſen begierig in ihren farben⸗ prächtigen Bildern. Aber wir ſind nicht zufrieden, wir wünſchen uns einen Ballon, die Bilder ſollen noch präch⸗ tiger ſein, noch lichter und glänzender die Farben, und ſo puſten wir noch einmal.. Weg iſt die Herrlichkeit! Wie, man verwahrt ſich allerſeits gegen die Unter⸗ ſtellung, ein Kinderſpiel zu treiben? Aber warum ſo ver⸗ geßlich! Es iſt wahr— niemand von uns Erwachſenen benutzt Napf und Strohhalm, aber jeder gibt ſich den; Zauber der Seifenblaſen hin. Oder ſind die vielen Wünſche, die uns täglich, ja ſtündlich bewegen, etwas an⸗ deres als Seiſenblaſen, kommen die Wunſchgedanken ſo ganz ohne unſer Zutun? Werden ſte von unbewußten Regungen zu beherrſchenden Gedanken, ohne daß unſere Phantaſie beteiligt iſt, oder bemühen wir uns, geiſtig kräftig zu puſten und unſere Gedanken an ein Wunſchbild zu hängen, ſo wie die Kinderaugen der bunten Kugel fol⸗ gen? Wir alle, jung und alt, erfreuen uns an den Seifen⸗ blaſen, deren glitzernder Zauber uns gefangennimmt. Und das iſt recht ſo! Fragt ſich nur, wie wir uns ver⸗ halten, wenn eine Seifenblaſe platzt. Wer ſeine Enttäu⸗ ſchung nicht zu überwinden vermag und dem entſchwun⸗ denen Zauber nachtrauert, iſt ein unvernünftiger Menſch. Seifenblaſen zerplatzen immer; ſchon das Kind begreift das inſtinktiv und freut ſich deshalb mehr auf das Ende als auf das Beſtehen ſeines luftigen Werkes. Es weiß nämlich: je mehr Seifenblaſen platzen, deſto ſchöner wer⸗ 5 den die neuen. Kurt Winkler. 1 eb d lille Sd 0 Wie ich Elelctriker in kansas wurde/ von Hans Riebau Es war ſchwer damals— 1931— in den Vereinigten Staaten: aber am ſchwerſten war es in den Farmer⸗ diſtrikten. Infolgedeſſen hatte mich die böſe Fee, wie es ſchein, meine Amerikareiſe arrangiert hatte, ausgerechnet nach Südoſten fahren laſſen: nach Kanſas. Dort ſtanden auf den Feldern zwanzig Meter hohe gelbe Kegel. Man goß ein wenig Petroleum darauf, und dann brannten ſie ſehr luſtig, die gelben Kegel. Es war Weizen, den die Farmer, da ſie ihn weder verkaufen noch länger lagern konnten, in Aſche verwandelten. * Nun, unter dieſen Umſtänden war es Tollkühnheit und Dummheit zugleich, wenn ein Mann in die Vermitt⸗ lungsbüros ging und nach Arbeit fragte. Ich tat es trotzdem, flog auf die Straße, ging zum nächſten, wurde mit leeren Flaſchen und geballten Fäuſten bedroht, und dann— dann war ich bei Herrn Samuel Eingt. Herr Samuel Eingt verhandelte— ich konnte es durch die ſchlecht geſchloſſene Tür ſowohl hören als auch ſehen— mit einem ſtruppigen älteren Mann. Der ſtruppige ältere Mann mußte ebenſo dumm und tollkühn ſein wie ich, denn Samuel Eingt lachte höhniſch auf.„Arbeit?“ rief er,„und ausgerechnet auf der Farm? Vierzehntauſend liegen hier auf der Straße, haſt du gehört: Vierzehntauſend.“ g„Ich habe gehört“, nickte der Struppige,„aber der Unterſchied zwiſchen den vierzehntauſend und mir iſt der, daß ich noch ein paar Dollar in der Taſche habe.“ Samuel Eingt ſchwieg. Man hörte es ſeinem Atem an, wie er angeſtrengt nachdachte.„Haft du Papiere?“ flüſterte er ſchließ⸗ lich. „Natürlich“, ſagte der Strup⸗ pige. Ich hörte etwas raſcheln und ſah, daß er eine Banknote auf den Tiſch legte. In dieſem ent⸗ ſcheidenden Augenblick be⸗ merkte Samuel Eingt, daß die Tür des Zim⸗ mers nicht genü⸗ gend feſt geſchloſ⸗ ſen war. Er ſtand auf und trat ſie mit einem Fuß⸗ tritt zu. * Der Struppige war gegangen. Ich durfte ein⸗ treten. Wieder lachte Samuel Eingt höhniſch auf.„Arbeit?“ ef r und ausgerechnet—.“ „ gu der Farm“, nickte ich. „Vierzehntauſend — ich weiß es— liegen hier auf der Straße, aber der Unterſchied zwiſchen mir und den Vierzehntauſend iſt der, daß——.“ „Ach ſo“, ſagte Samuel Eingt,„ich muß die Tür doch einmal reparieren laſſen.“ Dann verſank er in Nach⸗ denken. 0„Arbeiter mit zwei Fäuſten braucht hier niemand“, flüſterte er, nachdem eine Weile vergangen war,„aber qualifizierte Kräfte— nun ja— Williamſon ſtellt ſich um— er hat eine große Kraftzentrale, füttert ſie mit Weizen, weil er billiger iſt als Kohle und Strom——.“ „Ich bin eine qualifizierte Kraft“. ſagte ich. Samuel Cingt blinzelte mich an.„Beweiſe?“ fragte er,„haſt du Papiere?“ Ich hatte meine eiſerne Ration, Ich hatte meinen Fünfzig⸗Dollar⸗ Schein ſchon in der Hand.„Tat⸗ ſächlich“, murmelte er,„eine quali⸗ fizierte Kraft.“ den Fünfzig⸗Dollar⸗Schein, ſchon in der Hand. Als er auf dem Tiſch lag, nickte Samuel Eingt befriedigt.„Tat⸗ ſächlich“, murmelte er,„eine qualifizierte Kraft.“ Dann nahm er ein Formular und füllte es aus.„Alſo ab über⸗ morgen“, ſagte er,„bei Williamſon, als Elektriker, Heizer und Maſchinenſchloſſer.“ „Als Elektriker?“ erſchrak ich. „Gewiß“, lächelte Eingt,„Schwierigkeiten gibt es nicht. Du biſt nicht allein. Es iſt noch ein Werkmeiſter da.“ . Williamſon empfing mich mit allen Anzeichen der Un⸗ geduld.„Wo bleiben Sie denn?“ rief er,„melden Sie ſich ſofort beim Werkmeiſter.“ Ich ging, ſuchte und fand den Werkmeiſter. Aber ich mußte mich gegen die Wand lehnen und dreimal tief durchatmen, bevor ich ein Wort ſagen konnte. Es war der Struppige, der vor mir bei Samuel Cingt ge⸗ weſen war. „Paſſen Sie auf“, ſagte er, und blätterte in der roten Bedienungsvorſchrift für IIR kombinierte Kraftanlagen, „es iſt alles ſehr einfach. Das Werk, eine Hochdruckkolben⸗ maſchine mit zwei Gleichſtromgeneratoren und Akkumula⸗ torenbatterie, iſt ſeit zwei Jahren außer Betrieb, weil der Ueberlandſtrom billiger war. Wir ſollen es wieder in Gang ſetzen und mit dem noch billigeren Weizen heizen. Zuerſt alſo“— der Werkmeiſter blätterte weiter in ſeinem Buch—„Keſſelſtein abſchlagen, dann Mannloch dichten, Waſſer tanken, vorwärmen, dann Dampf auf, inzwiſchen Generatorenwicklungen auf Iſolierung nachmeſſen, Oel⸗ ſchalter auffüllen, Spannungsdifferenzen ankurven. Weiter Säure auf Batterie, richtig polen, Ladeautomat einſtellen, Relais auswechſeln und ſo weiter. Na, Sie wiſſen ja Be⸗ ſcheid. Wenn Dampf auf iſt, rufen Sie mich!“ Sie euf ein leeres Bonzinfaß, ver⸗ Hewiß“, ſagte ich,„wenn Dampf auf iſt,„rufe ich a n haben gie Leſen in der Schule. grub den Kopf in den Händen und dachte nach. Was hatte der Meiſter geſagt? Keſſelſtein vorwärmen? Oel nach⸗ meſſen, Spannungsdifferenzen polen, Säure ins Mann⸗ loch und Dampf auf in den Generatorenwicklungen? Ich war nie ein guter Schüler geweſen, aber ſo ſchlecht wie in der Phyſik hatte ich in keinem Fach abgeſchnitten. Woran mochte es liegen, daß, wenn man an einem Schalter knipſte, eine Glühbirne zu brennen anfing? Ich hatte mir über derlei Wunder noch keine Gedanken gemacht. Nun⸗ mehr aber war ich Elektriker. * Ich ſtand auf und fühlte, wie mir jenes ſeltſame Etwas über den Rücken rieſelte, das jeder kennt, der ein⸗ mal die letzten Minuten vor einem Sturmangriff an der Weſtfront mitgemacht hat. Aber ſo gut wie es damals— an der Front— kein Schwanken und kein Zurück gab, ſo war es auch jetzt. Mit feſten Schritten ging ich in die Halle hinein und auf jenes dunkle Ding zu, das ich für den Keſſel hielt. Ich hatte Glück. Das große dunkle Ding hatte ein Feuerloch, mehrere Klappen und eine Unzahl von Ventilen. Es war alſo zweifellos der Keſſel. Ich machte mich an die Arbeit und war entſchloſſen, den Struppigen zu Hilfe zu rufen, ſobald mir irgend etwas verdächtig erſchien. Zunächſt aber gab es nichts Verdächtiges. Ich tat ein paar Zeitungen in das Feuerloch, ſchichtete Holz darüber, warf, als die Flammen loderten, Kohlen und ſchließlich zwei Sack von dem ausgedörrten Weizen hinterher. Dann ging ich, den Generator, die Iſolierung, die Pole und die Spannungsdifferenzen zu ſuchen. Sie waren nicht ſo leicht zu finden wie der Keſſel. Während ich noch mit der Lampe in dem großen Maſchinenhaus umherleuchtete, gab es den erſten Zwiſchen⸗ fall. Eine Klappe über dem Feuerroſt fiel mit lautem Knall zu Boden, und als ich mich umdrehte, ſah ich, daß der Keſſel hier und da ein paar rotglühende Stellen hatte.„Ei weih“, rief ich,„Waſſer! Und dann den Werkmeiſter!“ * „Wieſo Werkmeiſter?“ rief eine Stimme zurück. Ein Mann in Hemdsärmeln, eine kurze Pfeife im Mund, ſtand wie aus dem Boden gewachſen, vor mir.„Ich heiße Cantrick“, ſagte er,„und bin Vertreter der Elektrizi⸗ tätsgeſellſchaft. Williamſon, der Schuft, will alſo tatſächlich ſeine alte Strommühle wieder in Gang ſetzen?“ „Ich bin der Elektriker“, erwiderte ich,„und William⸗ ſon hat tatſächlich Pläne der von Ihnen angedeuteten Art.“ „Das ſehe ich“, knurrte Cantrick.„Ich will dir mal einen Vorſchlag machen, mein Junge.“ Er legte ſeinen Arm um meine Schulter.„Ueberheize den Keſſel mal ein bißchen und laſſe die verroſtete Bude in die Luft gehen. Du be⸗ kommſt hundert Dollar und eine Monteur⸗Stellung, und was mich betrifft, ſo würde ich in dieſem Fall Bezirks⸗ vertreter meiner Geſellſchaft bleiben, im andern Falle hin⸗ gegen——.“ 5„Kommt gar nicht in Frage“, rief ich,„ſehe ich aus wie ein Saboteur und Verbrecher?“ . Daun ſprang ich auf eines der Ventile zu, auf dem ich ſoeben— welch ein Wunder!— das erlöſende Wort „Water“ geleſen hatte, und drehte es auf. Cantrick lief, was er laufen konnte, aus dem Maſchinenhaus. Im Keſſel aber gab es eine Detonation wie ein Volltreffer. Dann ſetzte ſchwerſtes Artilleriefeuer ein. Es bullerte, tobte, treiſchte, donnerte, daß ich mir die Ohren zuhalten mußte. Weißer Dampf ziſchte aus allen Klappen, Löchern und Fugen des Keſſels. Als die Exploſtionen wie eine Revolverkanone praſſel⸗ ten, hielt auch ich es für angebracht, mich auf die Flucht zu begeben. Ich lief auf den Hof, lief den Weg zur Land⸗ ſtraße hinauf, vorbei an ſchreienden und geſtikulierenden Menſchen. Ich lief über ein endloſes Feld, lief durch ver⸗ trocknete Gräben, und als ich erſchöpft innehielt, hörte ich e Zeichnungen(2): Grunwald— M. Als die Exploſionen wie eine Revolverkanone knatter⸗ ten, hielt ich es für angebracht, mich auf die Flucht zu begeben. von weitem inmitten des Schnellfeuers eine Schluß⸗ detonation: Eine Feuergarbe ſtieg zum Himmel. Ich ſchloß die Augen und ließ mich rückwärts in das hohe Gras fallen. * Wie lange ich dort gelegen habe, weiß ich nicht. Als ich die Augen öffnete, war ich nicht allein. Neben mir ſaß, in der Bedienungsvorſchrift für II R T kombinierte Kraft⸗ anlagen blätternd, der Struppige. Ich erſchrak. Wollte er mich holen? Wollte er—? Aber er wollte gar nichts. Als ich aufſtand, ſtand auch er auf. Stumm gingen wir durch das Gras, landeten auf einem Weg; der Weg mündete in eine Straße, und an der Straße ſtand— nachdem wir eine Stunde marſchiert waren— ein Wellblechhäuschen neben einem Backſtein⸗ turm. Es war die Umformerſtation der Elektrizitäts⸗ geſellſchaft. „Halloh,“ rief Cantrick und nahm die Pfeife aus dem Mund,„da biſt du ja! Prompt gearbeitet, muß ich ſagen.“ Er klopfte mich auf die Schulter.„Ich habe eine Stelle als Monteur frei, wie iſt es?“ „Danke“, ſchüttelte ich den Kopf,„was mich betrifft, ſo habe ich meine Laufbahn als Elektriker endgültig ab⸗ geſchloſſen. Aber hier, der Werkmeiſter, wird die Stelle gern nehmen, wie?“ Der Struppige verzog ſein Geſicht.„Oh, nein“, ſagte er,„ich bin ebenſowenig Elektriker wie du, von Werk⸗ meifter gar nicht zu reden...“ „Du auch nicht?“ erſchrak ich, was biſt du denn?“ „Klavierſpieler“, flüſterte der Struppige,„und dann auch noch Kunſtpfeifer.“ „Teufel! Teufel!“ ſchrie Cantrick und ſchlug ſich auf die Knie. Dann ließ er uns einen Schluck aus ſeiner Flaſche tun, zögerte einen Augenblick, griff in die Taſche und gab jedem von uns einen Fünfzig⸗Dollar⸗Schein. „Macht, daß Ihr weiterkommt“, ſagte er dann,„aber ſchnell!“ Wir machten, daß wir weiterkamen. Hier drin iſt meine Braut/ Der weite Krankenſaal liegt im hellen Nachmittags⸗ ſonnenlicht. Durch alle Fenſter flutet die Sonne, taſtet ſich hin auf die weißen Betten. Blaſſe, kranke Hände faſſen müde danach, welk, als wollten ſie mit ihr ſpielen. Es iſt Freitagnachmittag. Morgen um dieſe Zeit iſt Beſuchs⸗ ſtunde, dann kom⸗ f men die Kinder, die Väter und Verwandten. Ach, ſie ſehnen ſich alle nach dieſen Wiederſehens⸗ minuten, alle dies kranken Frauen hier. Tagelang zehren ſie davon. Morgen. Mor⸗ gen!— Auch dies junge Frau, die bleich und ſtill in dem dritten Bette liegt. Seit drei Wochen ſchon. Wenn die anderen erzählen, ſie iſt immer daheim; bei ihrem Mann und bei ihrem kleinen Jungen. Es iſt gut, daß ſie die Armband⸗ uhr mit ins Krankenhaus ge⸗ nommen hat. Um acht Uhr früh! Jetzt wer⸗ den ſie aufſtehen. Ob ſie beide gut geſchlafen haben? Heute muß Peter um neun in der Schule ſein. Ob der Vater verſteht. ihm den Schlips für die Matroſenbluſe zu binden?— Um zehn Uhr! Jetzt Ob er wohl aufvaßt? S Zeichnung: Grunwald— M. Indem er ihr das runde ein⸗ gewickelte Ding hinreicht, gibt er der Mutter 1. 1 herzhaften Kuß. i Erzählung von Marx Jungnickel verfolgt ſie, mit herzlicher Sorge. das Leben ihrer beider liebſten Menſchen auf dem Zifferblatt der kleinen golde⸗ nen Uhr. 5 Auf einmal wird die Tür des Krankenſaales vorſich⸗ tig aufgeklinkt. Neugierig ſchiebt ſich ein kleiner Junge herein. Ein ſiebenjähriger Kerl, Matroſenanzug an, lange Hoſen. Schnurrig ſieht er aus. Wie er da auf Zehen geht, ſich duckt. Verhaltenes Lächeln im lichten Geſicht. Dey Schulranzen auf dem Rücken. In der rechten Hand eine kleine Heckenroſe, die er wohl im Vorbeigehen von einem Zaune brach. Da iſt er ſchon am Bett der Mutter und drückt und küßt ſie ab. Ein kleiner Sturm geht über die bleiche Frau hin. Sie faßt ſeinen Kopf zwiſchen beide Hände und lächelt ihn, mit rotangehauchtem Freuden⸗ ſchimmer im Geſicht, immer wieder an, und ſchmeichelt an ihm herum und ſagt ihm zärtliche Namen ins Ohr. Sie fühlt, wie ihre Augen wäſſerig werden, und auf einmal fragt ſie:„Aber wie biſt du denn hierhergekommen? Es iſt doch keine Beſuchszeit. Haben ſie dich denn rein⸗ gelaſſen?“ Er nickt, daß ſein Haarſchopf fliegt, und legt ihr das Heckenröschen auf die Bettdecke.„Ich bin eben rein⸗ gerannt!“ Und nun kramt er aus ſeiner Hoſentaſche einen Patentbleiſtift. Er drückt wie zum Spaß auf den Knopf, ſofort ſchießt die ſchwarze Spitze heraus. Und nun nimmt er den Bleiſtift und legt ihn neben die Blume, auf die Bettdecke. Die Mutter weiß, daß er den Bleiſtift über alles liebt. Und nun ſchenkt er ihn weg, ſcheukt er ihn hin. Ihr! Sie fühlt, wie eine heiße, glückliche Welle durch ihr Herz fährt.— Und da hat er noch in der rechten Hand etwas Rundes, in Zeitungspapier gewickelt. So rund und groß wie ein Fünfmarkſtück. Er hält es krampfhaft. Auf ein⸗ mal wird er ernſt:„Weißt du, Mutti, hier drin iſt meine Braut.“ Und indem er ihr das runde, eingewickelte Ding hinreicht, gibt er der Mutter noch einen herzhaften Kuß, rennt vom Bett weg, winkt ihr noch einmal an der Tür zu und iſt verſchwunden. Sie drückt ihren Kopf in die Kiſſen, flüſtert vor ſich hin:„Mein kleiner, lieber Junge.“ Und 1 mit 95 Herzen haucht ſie:„Mein Bräutigam.“ Und ein geiſter⸗ feines Lächeln huſcht um ihren Mund. Unter ihren ge⸗ ſchloſſenen Augenlidern leuchtet und lacht das Anzeſicht ihres kleinen Jungen. — 3 0 1 . OMA N (17. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Gundel betritt das Hotel, der Mutter alles zu ſagen. Es⸗ fällt ihr ſchwer. Aber die Mutter erleichtert es ihr dadurch, daß ſie von ihrem Leben ſpricht. Es ſei reich an Erfolgen geweſen, aber jetzt merke ſie, daß die Jugend entſchwinde. Gundel geſteht der Mutter ihre Liebe zu Herbert und bittet, daß ſie ihn ihr läßt. Nach einem kurzen Kampfe verzichtet die Mutter auf Herbert. Gundel iſt wieder allein. Am nächſten Tage trifft ſie in einem Café Rafageli. Er teilt ihr mit, daß Mutter ihre Tournee abgeſagt hat. Gundel er⸗ kennt, daß Mutter einen großen Entſchluß gefaßt hat. „Ja, kann ſie denn das ſo ohne weiteres?“ frage ich werwundert. „Sie kann... Soweit nicht gerade ein Engagement läuft, haben meine Leute Handlungsfreiheit. Es iſt mein Prinzip, keinerlei Druck auszuüben. Gebunden bin nur ich, und ich halte meine Zuſagen bis aufs Tüpfelchen auf dem i. Deshalb braucht mir um meine Künſtler im allgemeinen nicht bange zu ſein; ſie fühlen ſich beſtens bedient bei mir. Ja alſo— die Sache heute morgen kam mir eigentlich recht überraſchend. Ich war der Meinung, Frau Caspary wäre an der beabſichtigten Gaſtſpielreiſe gelegen. So kann man ſich täuſchen... Anſcheinend hatten Sie, Verehrteſte, die beſſeren Trümpfe in der Hand... Von allem Anfang an verfolgte mich diesmal das Gefühl, daß Sie mir gefährlich werden könnten... und das ſind Sie mir auch geworden im wahrſten Sinne des Wortes Er merkt, daß ich es plötzlich eilig habe, fortzukommen. „Warum geizen Sie ſo mit Ihrer Zeit? Bleiben Sie doch noch ein Viertelſtündchen. Ich bin ja auch wieder ganz artig. Alſo das habe ich natürlich ſofort durchſchaut, daß Sie eine Ausſöhnung Ihrer Eltern planten.“ Ich fahre betroffen hoch:„Wie kommen Sie auf o etwas?“ „Warum wollen Sie das nicht zugeben? Eine ſo durch⸗ aus begreifliche Regung... Sie verkrug ſich nur ſchlecht mit meinen Abſichten. Ich hatte mir viel von der Tournee ver⸗ sprochen, und— wenn ich ehrlich ſein ſoll— ſo kam mir dieſe kleine Gefühlsduſelei mit Herbert Lukas ſehr gelegen. Ich habe das meinige auch beigetragen, um das Feuer ein wenig zu ſchüren. Man kann das nämlich, bei einiger Ge⸗ ſchicklichkeit. Und nun war alles ſoweit gediehen, da wird mir plötzlich... na— erledigt! Reden wir nicht mehr davon.“ „Aber was ſoll denn nun mit Herbert Lukas geſchehen? Ich denke, er iſt bereits für die Tournee verpflichtet...?“ „Als Partner der Caspary... Da es nun keine Cas⸗ pary mehr dabei gibt, iſt die Sache natürlich hinfällig. Tja — der Junge hat Pech. Da hätte er mit einem Schlage groß werden können..“ Nun wendet es ſich gegen Herbert und trifft ihn an ſeiner verwundbarſten Stelle. Dieſe Enttäuſchung wird er nicht leicht verwinden... Ach— trotz allem— jetzt tut er mir doch wieder leid. „Wenn ich Sie darauf aufmerkſam machen darf,“ fährt Rafaeli fort,„ſo iſt auch Ihnen ein Fehler unterlaufen, mein gnädiges Fräulein; es war taktiſch nicht richtig, daß jene Notiz damals von Ihrer Seite kam „Aber ich habe doch gar nicht „Die Caspary ſelbſt hätte ſich zu ihrem Lehrer beken⸗ nen müſſen“, ſpricht er unbeirrt weiter.„Das wäre eine ſtarke und— wie ich Ihren Vater beurteile— auch wirk⸗ jame Pointe geweſen.“ Lieber Gott— wovon faſelt dieſer Mann? Stellt eine Annäherung zwiſchen Mama und Vater ſchon als gegebenes Faktum hin, indes ich noch nicht einmal wagte, an eine ſolche Möglichkeit zu denken. Trotzdem kann ich dieſem ſchlauen Fuchs eine gewiſſe Bewunderung nicht verſagen. „Ja, ja“, nickt er bekräftigend, als erriete er meine Ge⸗ danken;„wer die Menſchen lenken will, muß in erſter Linie auf ihre Schwächen bedacht ſein; es iſt das beſte Mittel, um ſie gefügig zu machen. Man würde oft ſtaunen, auf welch einfachen Vorausſetzungen die ſogenannte Macht der Perſönlichkeit beruht. Ich will Ihnen ein Beiſpiel ſagen. Als ich ſeinerzeit Ihre Mutter für meine Pläne gewann und ſie Heim und Familie verließ, um ſich meiner Führung anzuvertrauen, war man geneigt, das auf eine übernatür⸗ liche Kraft der Beeinfluſſung zurückzuführen. Und wie ver⸗ hielt es ſich wirklich? Ein paar gangbare Phraſen— Schlag⸗ worte, die in der Luft lagen— von der Pflicht gegen ſich ſelbſt, von der Freiheit des Handelns, vom Recht auf„Eigen⸗ leben“, taten die gewünſchte Wirkung. Damals kam mir die Zeit zu Hilfe. Die Menſchen waren außer Rand und Band: alles ſtrebte nach ungebundenem Weltbürgertum... Man brauchte nur das Stichwort zu bringen, und die Bereitſchaft war da.. Heute bedürfte es ſchon ganz anderer Mittel..“ „Es gibt auch Unbeſtechliche..“ „Ja— Sie zum Beiſpiel... Sie gehen unbeirrbar Ihren Geblich und jeder Verſuch, Sie davon abzubringen, wäre ver⸗ geblich.“ Plötzlich fühle ich mich von heftiger Unruhe erfaßt. Was ſoll das unnütze Gerede... Als bedeute jede weitere Mi⸗ mute eine Verſäumnis, reißt es mich von meinem Sitz hoch: „Es hat aufgehört zu regnen“ Rafaeli gibt mir bis zum Ausgang das Geleit: „Nun wünſche ich Ihnen alles Gute, und tragen Sie mir keinen Groll nach. Es iſt ja das Schickſal, das jedem ſeinen Poſten zuweiſt. Man muß auch den Gegner zu ver⸗ ſtehen trachten. Es genügt doch, daß ich außer Gefecht bin?“ „Es genügt.“ Wir blicken uns lächelnd an... Dann trennen wir uns mit einem Händedruck. Ich kann es kaum erwarten, den nächſten Fernſprech⸗ automaten zu erreichen. Ich brenne darauf, zu erfahren, wie es um Mama ſteht. Auf meinen Anruf wird mir nur der dürftige Beſcheid: „Frau Caspary iſt für niemanden zu e Enttäuſcht hänge ich ab. Verfrüht... noch verfrüht. 7 Rafaelis Worte wollen mir nicht aus dem Kopf:„Es war mir ſofort klar, daß Sie eine Ausſöhnung Ihrer Eltern planten War das wirklich mein Plan?— Bewußt ſicherlich nicht... Allzuviel Hinderniſſe türmten ſich ihm entgegen.. Vielleicht reifte er ſchon verſteckt in mir? Denn nun, da er ausgeſprochen wurde, erſcheint er mir wie etwas längſt Bekanntes. Und die Widerſtände wären ja beſeitigt Rafaeli, Herbert— unſchädlich gemacht... Herrgott— wenn das möglich wäre... Zu Hauſe finde ich Nachricht aus der Klinfk vor. Vater wünſcht für morgen meinen Beſuch. Es iſt die gleiche Schweſter, an deren Wachſamkeit ein von mir unternommener Verſuch, ohne Erlaubnis bei Vater einzudringen, zum Scheitern kam. Ungefähr eine Woche iſt es jetzt her, daß ich von ihr ziemlich unſanft hinauskompli⸗ mentiert wurde. Heute iſt ſie ganz Güte und Wohlwollen. „Sehen Sie, gnädiges Fräulein, mit Geduld kommt man eher ans Ziel als mit Kopfeinrennen..“ Ich nicke betreten... Kein Wort kann ich herausbringen vor Aufregung Und dann ſitze ich heulend an Vaters Bett und weiß nicht wohin vor Glück und Befangenheit. Lächelnd wiſcht er mir die Tränen fort „Nun wirſt du es noch ein Weilchen mit mir aushalten müſſen“, ſagt er Allmählich kommt dann doch ein ganz vernünftiges Geſpräch zuſtande. Ich erzähle von Finerls Berühmtheit und den vielen Schülern, die ſich angemeldet haben Zeichnung: Drewitz— M. Da fällt mein Blick auf einen Zeitungsausſchnitt, der auf ſeinem Nachttiſch liegt. Vater hört ganz ſtillvergnügt zu, und ſein blaſſes, ſchmal gewordenes Geſicht iſt ſo klar und entſpannt wie ſchon lange nicht. Ich wundere mich ein bißchen, daß er ſo ar kein Erſtaunen zeigt... Da fällt mein Blick auf einen e der auf ſeinem Nachttiſch liegt. „Es wird unſere Leſer intereſſieren, daß Sibyl Caspary ihre geſangliche Ausbildung einem unſerer her⸗ vorragenden deutſchen Pädagogen verdankt. Profeſſor Hermann Krull, ſchon von ſeiner früheren Tätigkeit am hieſigen Konſervatorium hinlänglich bekannt Haſtig, als wollte er ihn noch raſch verbergen, greift Vater nach dem Ausſchnitt. Dann— ſich der Zweckloſigkeit ſeines Beginnens bewußt werdend— ſagt er mit erzwun⸗ genem Gleichmut: „Zehn Jahre mußten vergehen, ehe ſie ſich dazu ent⸗ ſchloß... Was?“ Ich ſuche verwirrt nach einer Antwort. Was ſoll ich darauf erwidern? Er iſt überzeugt, daß dieſe Notiz von Mama ſtammt— ganz ſelbſtverſtändlich nimmt er das an. Das mag auch die plötzliche Beſſerung ſeines Zuſtandes be⸗ wirkt haben. Trotz ſeiner geſpielten Gleichgültigkeit merkt man ihm die tiefinnere Befriedigung an. All das kreiſt wie ein Wirbel in meinem Hirn. Endlich entſchließe ich mich zu einer Entgegnung „Vielleicht wartete ſie damit, bis ſie auf der Höhe ihres Ruhmes ſtand...“ Schrecklich albern, was ich da ſage, und von unheil⸗ voller Wirkung auf Vater. Jäh ſchießt ihm das Blut in die Schläfen; mit vor Zorn bebender Stimme fährt er mich heftig an: „Ich werde dir den Grund ſagen... Kein anderer als dieſer Rafaeli war es, der ſie ſolange gehindert hat... Er allein 9 ſchuld an unſerem Elend... Umgarnt hat er ſie, 92 05 11 95 ſie, blind und taub und pflichtvergeſſen hat er ie gemacht Erschöpft läßt ſich Vater in die Kiſſen zurückfallen Mit zitternden Händen bin ich um ihn bemüht. Streichle 25 Haar, ſeine Stirn, ſeine Schulter.. Nur ihn beruhigen, beſänftigen, ihm Erlöſung bringen 5 „Vater, du täuſchſt dich... ein furchtbarer Irrtum iſt das von dir... gar nicht blind und taub iſt ſie.. Verab⸗ ſchiedet hat ſie ihn.. ſie reiſt nicht mehr mit ihm a Als ich ihm die Hand reiche, hält er ſie in der ſeinen N A E. A N eſt: 8. „Gundel.. flüſtert er, und in ſeinen Augen leu 8 es auf,„es iſt doch ſchön, zu leben.. Das erkenn 1 N ſo richtig, wenn man ſchon an der Schwelle des Todes ge⸗ ſtanden hat.“ „Kann ſein, Vater“, entgegnete ich mit kläglichem Lä⸗ cheln;„wenn nur dieſe Art von Erkenntnis nicht ſo lebens⸗ gefährlich wäre...“ * Ich will noch einmal mein Glück verſuchen. Vielleicht gelingt es mir heute, Mama zu erreichen. Auf meinen Anruf bekomme ich dieſelbe Antwort wie geſtern. Diesmal laſſe ich mich aber nicht ſo abfertigen: „Fragen Sie, bitte, ausdrücklich an, ob Frau Caspary für Fräulein Krull auch nicht zu ſprechen wäre?“ beauftrage ich die Telephonzentrale. Gleich darauf läßt ſich Mamas Stimme vernehmen. Sie ſpricht ſchnell und unperſönlich. Offenbar iſt ſie nicht allein: „Ich habe im Moment keine Zeit. Willſt du nachher mit mir zu Abend eſſen?“ Wir verabreden, uns eine Stunde ſpäter im Speiſeſaal ihres Hotels zu treffen. 3 Als ich komme, ſteht ſie ſchon wartend in der Halle Schön und ſtrahlend wie immer, nur die Augen ſind etwas umſchattet, und ihr Lächeln erſcheint ein wenig müde. Sie trägt ein ſchwarzes Pannekleid, das ihr wunderbar ſteht. Alle Blicke folgen uns, als wir Seite an Seite durch den Eßſaal gehen. Eine Weile dreht ſich das Geſpräch um Belangloſes. dann ſagt Mama unvermittelt: „Ich werde die Tournee mit Rafaeli nicht machen.“ Mit dieſer flüchtig hingeworfenen Bemerkung verkündigt ſie den vielleicht ſchwerſten Entſchluß ihres Lebens. Kein Wort von Herbert, und auch keinerlei Erwähnung des Vorfalls zwi⸗ ſchen uns. Ich beſtrebe mich, es ihr gleichzutun. Nur keine ſenti⸗ mentale Rührſzene. Gewaltſam unterdrücke ich meine Er⸗ ſchütterung. „Ich weiß ſchon, Mama.. Und ich erzähle einige⸗ von meiner Begegnung mit Rafaeli. Einiges— aber nicht alles. Das von der Verſöhnung meiner Eltern behalte ich für mich und manches andere auch. Hingegen kann ich mir eine Aeußerung nicht verkneifen: „Eigentlich iſt Rafaeli gar nicht der Schurke, für den ich ihn gehalten habe.“ Mama ſieht mich ganz entſetzt an: „Um Gottes willen... wie kommſt du denn auf fo etwas? Rafaeli iſt ein durch und durch ſauberer Geſchäfts⸗ mann, reell, ehrlich und abſolut zuverläſſig. Trotzdem kann er einen zur Verzweiflung bringen. Es gab Zeiten, wo ich ihn geradezu haßte... Er hat eine Art, einem ſeinen Willen aufzudrängen... „Die man ihm eigentlich ablernen müßte.“ Wohl merke ich Mamas Verwunderung über dieſen ihr unverſtändlichen Einwurf, aber meine Gedanken und Ab⸗ ſichten verfolgen jetzt eine ganz beſtimmte Richtung. Sagte Rafaeli nicht, daß man die Menſchen zu ihrem eigenen Beſten oft überrumpeln müſſe? Wie wäre es, wenn ich ſo eine Ueberrumpelung verſuchte? „Geſchah es eigentlich gegen ſeinen Willen“, knüpfe ich an Mamas vorhin unterbrochene Bemerkung an,„daß du dich öffentlich als Vaters Schülerin erklärt haſt?“ 5 8 blickt mich an, als zweifelte ſie an meinem Ver⸗ tand: „Ich glaube, du träumſt.. ich hätte das getan?“ „Ja, Mama“, ſage ich eindringlich und umfaſſe beſchwö⸗ rend ihre Hand;„du haſt es getan, und der Himmel hat es dir zur rechten Zeit eingegeben. Vater war nämlich krank ſehr krank... Ein Nervenzuſammenbruch— weißt du 2 Er war fertig.... vollſtändig fertig... Mit ſich und der Welt zerfallen... Und das hat ihm ſeinen Glauben an die Menſchen wiedergegeben, daß du dich zu ihm bekannt haſt.. nur das... Ich ſpreche noch weiter... irgend was... Die Worte ſprudeln nur ſo aus mir heraus. Dann folgt ein langes Schweigen Mama hat die Hände ineinander verkrampft. Wie zu einer Statue erſtarrt, ſitzt ſie da... Röte und Bläſſe jagen ſich auf ihrem Geſicht.„Lieber Gott“— höre ich ſie flüſtern —„lieber Gott Plötzlich wendet ſie ſich mit einer heftigen Bewegung mir zu: „War dein Vater über Herberts Amerikapläne ſchon orientiert, ehe ſie an jenem Abend im Klub zur Sprache kamen?“ „Nein“, geſtehe ich ſchuldbewußt;„ich fand nicht den Mut, ihn darüber aufzuklären. Er hatte ſeine ganze Hoff⸗ nung auf Herbert geſetzt; ich wußte, daß es ihn maßlos treffen würde.“ Um Mamas Lippen zuckt es...„Gundel,— ich bitte jetzt um die volle Wahrheit....“ Sie ſpricht langſam, als wöge ſie jedes Wort auf ſein Gewicht..„Steht die Krank⸗ Sach N Vaters in direktem Zuſammenhang mit der a 2 74 Ich halte tapfer ihrem Blick ſtand.„Ja“, ſage ich leiſe und feſt. Lange und bedeutſam haften unſere Augen ineinander. Ich 519 5 ſie hat verſtanden. Längſt iſt die künſtliche Maske von Oberflächlichkeit hinweggefegt. Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht, aber 5 ſieht ihr an, wie innerlich erregt und aufgewühlt ie iſt. f Ganz ſtill iſt es geworden zwiſchen uns; nur hin und wieder werden ſpärliche Bemerkungen ausgetauſcht. Und plötzlich bricht ſich in mir der Gedanke an Herbert ker oigzaltegenden Realte die zeug jener ſchickſaltreibenden Kraft — FOleE 21 1430 Kreuzwort⸗Rätſel. 7 ſſe%, 2 3 75 7 8 6% 5 3 J, 7. 7⁰ 7 20 27 Waagerecht: 1. Hauptmaſſe, 2. fruchtbarer Land⸗ ſtrich in der Wüſte, 3. nordiſcher männlicher Perſonenname, 4. Möbelſtück, 5. Nebenfluß der Seine, 6. Kartenblatt der deutſchen Karte, 7. Abkürzungszeichen, 8. römiſcher Staats⸗ mann und Feldherr, 9. Ton der italieniſchen Tonleiter, 10. weiblicher Perſonenname, 11. geographiſcher Name für Inſelmeer.— Senkrecht: 1. alkoholiſches Getränk, 3. Hafenort in Norwegen, 12. andere Bezeichnung für Beute, 13. ägyptiſcher Gott, 14. afrikaniſcher Strom, 15. Fluß in Turkeſtan, 16. männlicher Perſonenname, 17. Nebenfluß des Rheins, 18. Oelpflanze, 19. Name vieler Flüſſe, 20. griechiſche Göttin, 21. Stadt in China. Scharade. Die erſte gleicht der Null aufs Haar, Auch vor Verwundrung ruft man ſie; Die zweite iſt Artikel zwar, Doch in den Handel kommt ſie nie. Das Ganze iſt bei uns zu Land Als Bindewort und Fluß bekannt. Silben⸗Rätſel. a de do e e eu feu gan gen got i land lent lus mi now or ſat ſkal ſtrut ta te un war wer zur. Aus vorſtehenden 26 Silben ſind 13 zweiſilbige Wörter zu bilden: 1. Fluß in Mecklenburg. 2. Putzmittel. 3. Flaches Boot. 4. Böſer Wille. 5. Nebenfluß der Saale. 6. Schwediſche Inſel. 7. Schlingpflanze. 8. Altnordiſcher Sänger. 9. Himmelsbläue. 10. Männlicher Perſonenname 11. Altgriechiſches Gewicht und Geld. 12. Milchnapf. 13. Zum Leben nötiges Werkzeug. Die Wörter müſſen nach richtiger Bildung in ihren Anfangs⸗ und Endbuch⸗ ſtaben, beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Zitat von Cicero ergeben. Telegramm ⸗Rätſel. Getreidebund. ——— Inſekt. —.—— Schwarzbraune Farbe. .———ͤ Hͤ—ä— Tanz. 185 Mündungsarm der Oder. Punkte und Striche ſtehen an Stelle von Buchſtaben. Sind die angedeuteten Wörter gefunden und die auf die Punkte entfallenden Buchſtaben miteinander verbunden, ergeben dieſe eine liebe Beſchäftigung in der gegenwär⸗ tigen Zeit. Bilder⸗Rätſel. Auflöſungen aus letzter Nummer: Problem„Die Scheibe“: Betrachten wir die Scheibe genau, ſo fällt uns ſofort die Vierteilung dieſer auf. Sie entſpricht der Vierteilung der Buchſtabengruppen unten. Das erſte Viertel der Scheibe(links) entſpricht den beiden Buchſtabengruppen unten(links oben). Wir leſen daher in dieſem erſten Viertel die Buchſtaben, die die Treffer in den einzelnen Scheibenringen bezeichnen. Im erſten Kreis iſt ein Treffer alſo Buchſtabe 1; in dieſem ſind drei Treffer, alſo Buchſtabe 3 uſw. Dasſelbe gilt von der nächſten Buchſtabengruppe. Für das zweite Viertel der Scheibe und das zweite Viertel der Buchſtabengruppen unten gilt das gleiche. Die Löſung ergibt: Schießen und Treffen iſt zweierlei. Geographiſches Silben⸗Rätſel: 1. Tajo. 2. Agrib. 3. Drave. 4. Lemgo. 5. Egge. 6. Honnef. 7. Erlaf. 8. Ilme. 9. Mähren. 10. Landshut. 11. Inzell. 12. Cilli. 13. Hanvec. 14. Lörrach.— Tadle heimlich, lobe beffentlich. Arithmetiſche Aufgabe: a) 384 000:60 6400 Stunden 266 Tage; b) 384 000 540,12 RM. 46 080 RM. Hieroglyphen ⸗Rätſel: Eine Hand wäſcht die andere. Logogriphe: 1. Paar Aar, 2. Partikel Artikel, 3. Paula Aula, 4. Perle Erle, 5. Phaſe Haſe. Schach Aufgabe: 1. Da 8, L ds zieht(a), 2. Led f7, beliebig. 3. Dame matt. a. 1. 2 d3—c4. „Das deaf, uſſß,!„S bc, 2. Dadch ir, Keel d5, 3. Les—f7 matt.—(Auf 1)... 1: anders folgt 2: Leg f7 uſw. Such⸗Rätſel: Siebenſchlaefer. Anekdoten Narrenlob. Im Jahre 1726 nahm Friedrich Wilhelm. den Ma⸗ giſter David Faßmann als„Spaßmacher“ in ſeine Dienſte. Seine Aufgabe beſtand darin, dem König die Zeitungen vorzuleſen,„den Diskurs nicht ausgehen zu laſſen“ und— was die Hauptſache war— in den Sitzungen des be⸗ kannten Tabakskollegiums als Stichblatt des königlichen Witzes zu dienen. Trotzdem Faßmann in ſeiner Eigenſchaft als„luſti⸗ ger Rat“ vieles zu dulden hatte, hegte er doch eine ge⸗ radezu ſklaviſche Verehrung für den König und ſchrieb endlich eine Biographie desſelben unter dem Titel„Leben und Taten des großmächtigſten Königs Friederici Wil⸗ helmi von Preußen“, in der er dem Regenten dermaßen Weihrauch ſtreute, daß Friedrich Wilhelm das Buch wegen der darin enthaltenen groben Schmeicheleien zornig in die Ecke ſchleuderte. „Wer ſich von einem Narren loben läßt, muß ſelbſt für närriſch gehalten werden,“ rief er aus und gab ſofort Befehl, das ſervile Machwerk in den preußiſchen Staaten zu konfiszieren. J. W. Auch ein Troſt. Als Viktor Hugo ſich auf der einſamen Inſel Guernſey im Exil befand, beſuchte ihn auch Alexander Dumas; Hugo empfing ihn aufs freundlichſte und lud ihn zum Frühſtück ein, das beide auf einer am Strand gelegenen Veranda einnahmen. Hugo befand ſich in einer ziemlich düſteren Stim⸗ mung und ſagte plötzlich:„Sehen Sie, mein lieber Dumas, jetzt ſitze ich hier auf meinem Felſen wie ein Verbannter des Altertums.“ „Das mag ſein,“ verſetzte Dumas, mit vollen Backen kauend,„aber ein Troſt bleibt Ihnen: Ihre Butter iſt hier weit beſſer, als in Paris; darüber läßt ſich gar nicht ſtreiten.“ Druckfehler. Selig gondelten Fritz und Lilli auf dem ſpiegelglat⸗ ten Teich. Als er ſie in die Arme ſchließen wollte, ent⸗ glitt das Luder ſeinen Händen. N —— — Zeichnung: Hugo Frank— M. „Wirſt du anſtändig fliegen, ungezogener Bengel! Da nimm dir ein Beiſpiel an Hugo, wie der gehorſam ſeiner Mutter folgt!“ 24. Einfach. „Was bedeutet hier mitten auf der Brücke das Schild: Nicht ſtehenbleiben!“ „Na, wenn du hier ſtehenbleibſt, kommſt du doch nie auf die andere Seite.“ 2 Böſer Maßſtab. „Wieviel Wein können Sie eigentlich vertragen?“ „Ich habe einen guten Maßſtab. Nach jeder Flaſche ſage ich:„Großglocknergletſcherbeſteigungskommiſſions⸗ vorſtandsvertreter“. Wenn ich das nicht mehr kann, höre ich auf.“ 3 „Geſtatten Sie, mein Name iſt Apfelkraut.“ „Wie, bitte?“ „Apfelkraut.“ „Sie werden lachen, aber ich verſtehe immer Apfel⸗ kraut.“ 1 Nicht vorbereitet. „Wenn Sie unſerm Feuerbeſtattungsverein beitreten werden Sie ſchon nach einem Jahre koſtenlos verbrannt.“ „Und wenn ich länger lebe?“: „Augenblick, ich ſehe eben mal in den Statuten nach.“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung. Resmal nicht Abeſſinien! Ueber Abeſſinien wird immer noch ſo viel geredet und ge⸗ ſchrieben, daß man ganz zufrieden iſt, wenn man einmal von etwas anderem hört. Gleich nebenan liegt zum Beiſpiel Aegypten. i 8 In den Städten Aegyptens, ſagt man, blüht ein merk⸗ würdiges Preisſyſtem. Jeder Gegenſtand— oder doch die meiſten hat dort vier Preiſe. Der erſte iſt für die Aegypter. Ein zweiter, zehn Prozent höher, gilt für alles arabiſch ſprechende Volk. Ein dritter Preis, 100 Prozent höher, wird den ſchwarzen, braunen und gelben Käufern angekreidet, ſo⸗ weit ſie nicht arabiſch ſprechen. Und ſchließlich gibt es einen vierten Preis, unbegrenzt nach oben, nur beſtimmt durch die Gutgläubigkeit und Zahlungswut des Käufers— für Euro⸗ päer, beſonders für Reiſende aus USA. Die guten Aegypter kennen ihre Leute. Und für einen, der dort länger zu tun hat, lohnt es ſich wohl, Arabiſch zu lernen, um zum zweiten Preis mit 10 Prozent Aufſchlag, be⸗ dient zu werden. Es lohnt ſich aber immer, von den Zahlungsweiſen ſeines Landes, von den Einrichtungen ſeines Geld⸗ und Kapitalver⸗ kehrs etwas zu wiſſen. Mehr noch, es gehört eigentlich zu den ſelbſtverſtändlichen Kenntniſſen jedes wirtſchaftenden Menſchen, daß er darüber unterrichtet iſt zum mindeſten ſollte er aber wiſſen, wo er ſich bei Bedarf ſchnell und zuverläſſig Rat holen kann. Das deutſche Bankweſen iſt heute ſo muſtergültig organiſiert, daß jeder Ratſuchende ſich ohne Mühe an einen geſchulten Fachmann wenden kann, der ihn gern über alles Wiſſenswerte auf ſeinem Gebiet unterrichtet. Es iſt ganz falſch zu meinen, man müſſe reich ſein, um ſich um ſolche Dinge zu kümmern. Gerade wer mit ſeinem Ver⸗ mögen haushalten muß, der muß auch die Möglichkeiten kennen, wie er ſeine Erſparniſſe am zweckmäßigſten verwertet. Seine Bank oder ſein Bankier wird ihm dabei ſtets behilflich ſein. Jede Mutter wünſcht das Haar ihres Kindes ſo zu pflegen, daß es gekräftigt wird und als Schmuck bis zum ſpäten Alter erhalten bleibt. 155 richtigen Kinderhäar⸗Pflege gibt es jetzt das neue Schwarzkopf„Extra⸗Zart“ mit Spezial⸗Kräuterbad(DRP. angem.) Schinnen, Schuppen, ſprödes Haar und fettiges Haar laſſen ſich mit dieſem Kinder⸗Schaumpon durch beſondere Abſtimmung wirkungsvolk behandeln mit dem Ziel, ein geſundes, kräftiges Haar und eine reine, den Haarwuchs günſtig beeinflufſſende Kopfhaut zu erhalten. Wie„Extra⸗Mild“ und„Extra⸗Blond“ iſt auch Schwarzkopf „Extra⸗Zart“ ſeifenfrei und nicht⸗alkaliſch. Regelmäßige Pflege mit Schwarzkopf„Extra⸗Zart“ ſichert Ihrem Kinde ſchönes, geſundes Haar für alle Zukunft. Das ſoll Ihre Jahnbürſte ſchaffen? Sie soll jeden winzigen und entlegenen Winkeg A hrer Zähne erreichen? Das Wird Sie nicht allein schaffen. Da muß schon Nives-Zahnpaste helfen Die sorgt dafür, daß jedes Eckchen gereinigs wird und hre Zähne gesund erhalten Werden. 9 Nad 1 Niere und Blese 2 Uf HAUS-TRINEKKUR: EI Dei Nieren-, Blasen- und Freuen- 1 15 58 beiclen, Hamsäure, Eweih, Zucker kukotel et 30 und 50 Pf. Riesentobe NM 1.35 8— Fokotel sonnensl: fleschen 2 33, 30 Pf. Und RM I. Zum Wochenende“ und Zum Zeitvertreiß“ Nr. 27 erſcheinen als Beilage. D A 2. Vi. 36: 660201. Pl.⸗Nr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheinender⸗ Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sountags⸗ blatt Deutſcher Provins⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SW; 68, Lindenſtr. 101/02. denn mit Opekid wird die Marmelade billiger. Ohne Opekfd nämlich kocht die Marmelade durch die lange Kochzeit häufig bis zur Hälfte ein. Mit Opekia jedoch bekommen Sie ungefähr das ganze Gewicht an Marmelade in die Gläser, das Sie an Obst und Zucker in den Kochtopf geben.