Auſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Begugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Angzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., i Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nx. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. . Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ole Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. V. 36 1129 36. Jahrgang Montag, den 6. Juli 1936 N Wuchtige Abrechnung Greiſers Grundſätzliche Rede des Danziger Senatspräſidenten in der Völkerbundsverſammlung. Genf, 6. Juli. Nach der Beratung der Danziger Frage in der öffent⸗ lichen Sitzung des Völkerbundsrates erhielt Senatspräſident Greiſer nach kurzen einleitenden Bemerkungen des Bericht⸗ erſtatters Eden und des Vertreters Polens Außenminiſters Beck das Work: Senatspräſident Greiſer machte über das Danziger Pro⸗ blem und die Beziehungen zwiſchen der Freien Stadt Danzig und dem Völkerbund grundlegende Ausführungen, die bei den Mitgliedern des Völkerbundsrates größes Aufſehen er⸗ regten. Er führte u. a. aus: Die Tatſache, daß die Danziger Regierung hier zum zweiten Male im Verlauf eines Jahres ſozuſagen vor der Weltöffentlichkeit zur Rechenſchaft gezogen wird, legt mir die Verpflichtung auf, einmal grundſätzlich auf alle Fragen, die die Freie Stadt Danzig bewegen, einzugehen. Dabei möchte ich betonen, daß ich mich vor meinem eigenen Gewiſſen zu der Pflicht durchgerungen habe, hier einmal nicht als Beauf⸗ tragter koter Buchſtaben und theoretiſcher Paragraphen zu ſprechen, ſondern als Regent von 40000 0 deutſchen Menſchen, die ihr Schickſal nicht auf alle Ewigkeit an den Völkerbund ketten wollen und die Ideologie dieſes Inſtituts letzten Endes gar nicht verſtehen, ſondern die durch Blut un d Raſſe an das deutſche Volk gebunden, ihre Herzen eine andere Sprache ſprechen laſſen, als die durch eine weſens⸗ fremde Verfaſſung eingeengte. Die Danziger Bevölkerung hat mit mir den Eindruck, daß ihre Heimat Danzig nicht aus den Gründen vom Mutterland abgetrennt worden iſt, wie man in der Weltöffentlichkeit immer wieder behauptet. Warum erfolgte denn überhaupt die Abtrennung? Die Republik Polen ſollte einen freien Zugang zum Meer haben, welcher ihr durch den Danziger Hafen gewähr⸗ leiſtet wurde. Das neuerſtandene Polen hat dieſen unbehinder⸗ ten Zugang zum Meer erhalten. Wie ich ausdrücklich und laut betonen möchte, erhebt das polniſche Volk dieſen An⸗ ſpruch zu Recht. Wenn es aber allein nur um dieſen Zugang zum Meere zu tun geweſen wäre, hätte man ja unſere Heimat Danzig nicht von Deutſchland abzutrennen brauchen. Wenn aus Dan⸗ zig trotzdem ein ſogenannter Freiſtaat gemacht worden iſt, dann möchte man faſt annehmen, daß dieſes geſchah, um im Oſten Europas einen dauernden Herd der Unruhe und der Reibung zwiſchen Deutſchland und Polen zu beſitzen. Weder politiſch noch wirtſchaftlich hat die Danziger Bevölkerung von Seiten des Völkerbundes irgendwelche Vorteile zu ſpüren bekommen. Es wird in der Danziger Oeffentlichkeit als unerträglich empfunden, daß die Höhe der Unterhaltung des Kom⸗ miſſars des Völkerbundes, der ſeine Einnahmen in Gold und Deviſen erhält, in einem kraſſen Mißverhältnis zu der wirtſchaftlichen Notlage der Geſamtbevölkerung ſteht. Dieſe Tatſache kann auch dadurch nicht abgeſchwächt werden, daß die Hälfte dieſes Aufwandes von der Republik Polen getragen wird. Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat ſich in den ver⸗ gangenen drei Jahren mit allen ihren Kräften bemüht, aller Schwierigkeiten Herr zu werden. Es iſt ihr auch im Rahmen des Möglichen gelungen. Ich perſönlich bin davon überzeugt, daß die Regierung noch viel mehr zum Wohle der Geſamtbevölkerung hätte lei⸗ ſten können, wenn ſie nicht dauernd durch die Tätigkeit des Herrn Leſter von dieſer wichtigen Aufgabe abgelenkt worden wäre. Jahre hindurch hat man überall und auch hier im Völ⸗ lerbund nach Auswegen geſucht, den gefährlichen Zündſtoff aus dem Pulverfaß Danzig zu entfernen. Erſt zwei Männer mußten kommen, die es kraft ihrer Perſönlichkeit und ins⸗ beſondere kraft der Größe ihres ehrlichen Wollens fertig brachten, innerhalb kürzeſter Friſt alle Konfliktſtoffe zu be⸗ ſeitigen und eine ſichere Entwickelung für die Zukunft zu ge⸗ währleiſten: Adolf Hitler, der anerkannte Führer des deutſchen Reiches, und Joſeph Pilſudſki, der große und ehrwürdige Marſchall Polens. Anſtatt meine Regierung zur Verkollkommnung unſeres poſitiven Beitrags zur internationalen Verſtändigung zu unter⸗ ſtützen, muß ich zu meinem größten Bedauern bemerken, wie in den letzten zwei Jahren immer mehr geradezu mit der Lupe nach Pulverkörnchen geſucht wird. ö Es darf daher auch im Hinblick auf die letzten Ereig⸗ niſſe nicht wunder nehmen, daß die Regierung gezwungen ſein könnte, dem dringenden Wunſch der Bevölkerung nach⸗ zugeben, bei Fortſetzung dieſer Methoden die Beziehungen zum Völkerbundskommiſſar einer Nachprüfung zu unterziehen. In Danzig regiert ſeit mehr als drei Jahren eine na⸗ tionalſozialiſtiſche Mehrheit, welche zweimal in verfaſſungs⸗ mäßiger geheimer Wahl durch das Vertrauen der Bevölkerung beſtätigt worden iſt. f Das Benehmen des jetzigen Kommiſſars in Danzig geht jedoch darauf hinaus, dieſes Grundgeſetz der Demokratie zu mißachten und einer ſich deſtruktiv 18 f de Minderheit, die in ſich ſelbſt zerriſſen und uneins iſt, die Möglichkeit zu geben, die verfaſſungsmäßig geſchaffene Mehr⸗ heit in ſchamloſer Weiſe zu terroriſieren. Wenn die national⸗ ſozialiſtiſche Mehrheit ſich gegen dieſen Terror einer Minder⸗ heit zur Wehr ſetzt, dann iſt das verſtändlich. Sie können ja auch ſchließlich nicht verlangen, daß ich als Regierungschef eine Bewegung unterdrücke. die meine eigene Reaierung kräat. oder daß ich dieſe Bewegung beſtrafen laſſe, wenn ſie ſich in Notwehr befindet. Der Kommiſſar macht Berichte nach Genf, welche die Regierung gar nicht einmal kennt, die aber in der der Oppo⸗ ſition gewünſchten Linie verlaufen. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung in Danzig wird angeklagt, nur berührt es eigen⸗ artig, daß gerade dieſe Bewegung die Toten und Schwer⸗ verletzten gehabt hat. Nein, meine Herren, für ſolche Methoden eines Völker⸗ bundskommiſſars hat die Danziger Bevölkerung kein Verſtändnis. Ich habe als Frontſoldat und auch als Kämpfer der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Idee manchen Toten und manchen Schwer⸗ verletzten geſehen, aber derartig gemein und roh zuſammen⸗ geſchoſſene und zuſammengeſtochene und niedergeſchlagene Op⸗ fer der verbrecheriſchen Minderheit habe ich nicht für möglich gehalten. Ich wünſchte, meine Herren, dieſe deutſchen Opfer ſtänden hier vor Ihnen vor dem Ratstiſch. Sie würden dann mit eigenen Augen ſehen, daß die von Ihrem Vertreter ge⸗ duldete Kampfesweiſe der Oppoſition keinen Beitrag zum Frieden und zur Verſtändigung liefert, ſondern eher belaſtend wirkt. Durch die Taktik Ihres Kommiſſars iſt ganz von ſelbſt eine Einſtellung gegen dieſen Mann entſtanden, eine Ein⸗ ſtellung, an der nicht die Danziger Regierung ſchuld iſt, ſondern einzig und allein der Mann, der die Mentalität der deutſchen Danziger Bevölkerung nicht begreift, zumal er nicht einmal ihre Sprache kennt. Vorſchläge und Auswege Auswege ſind in verſchiedener Richtung hin zu finden. Zum Beiſpiel der Völkerbundsrat entſendet nach Danzig einen neuen Kommiſſar mit der Anweiſung, ebenſo wie alle früheren Kommiſſare ſich innenpolitiſch vollkommen zurückzuhalten und der Größe ſeiner Stellung und ſeines Auftrages im außenpolitiſchen Leben Danzigs gerecht zu werden. Hierbei möchte ich offiziell und mit allem Nachdruck betonen, daß ich ermächtigt bin, im Namen der Danziger Re⸗ gierung die Erklärung abzugeben, daß bei dieſer Neuordnung der Dinge ſowohl alle aus allen Verträgen und Abkommen reſultierenden Rechte der polniſchen Minderheit im Gebiet der Freien Stadt Danzig als auch ebenſo alle Rechte für den polniſchen Staat unangetaſtet bleiben. Oder ein anderer Ausweg wäre der, daß der Völ⸗ kerbundsrat den Beſchluß faßt, bei der bevorſtehenden Neu⸗ ordnung und Reform des geſamten Völkerbundes überhaupt keinen Kommiſſar mehr nach Danzig zu entfenden. Die vom Völkerbund nach wie vor auszuübende Garan⸗ tie könnte auch dann in eine direkte Anterſtellung und per⸗ ſönliche Verantwortlichkeit des Präſidenten des Senats als Regierungschef dem Völkerbund gegenüber übergeleitet wer⸗ den. Ein ſolcher Beſchluß würde eine geſchichtliche Tat allergrößten Ausmaßes bedeuten. Ausſchuß für die Danziger Angelegenheit Der Völkerbundsrat hat in einer geheimen Sitzung einen Ausſchuß für die Danziger Angelegenheit eingeſetzt, der ſich aus den Vertretern Englands, Frankreichs und Portugals zuſammenſetzt.: Aufhebung der Ganktionen Entſchließung im Völkerbund angenommen. Genf, 6. Juli. Die Völkerbundsverfammlung hat die vom Büro vor⸗ gelegte Entſchließung über die Aufhebung der Sanktionen und die Reform des Völkerbundes in namentlicher Abſtim⸗ mung angenommen. An der Abſtimmung haben 49 Staaten teilgenommen. 44 Staaten haben für die Entſchließung, Abeſ⸗ ſinien als einziger Staat hat dagegen geſtimmt. Vier Staaten haben ſich der Stimme enthalten. Nach der Annahme der vom Büro vorgelegten Ent⸗ ſchließung über die Aufhebung der Sanktionen ſchritt die Völ⸗ kerbundsverſammlung zur Behandlung der Entſchließungsent⸗ würfe, die von der abeſſiniſchen Abordnung vorgelegt worden ſind. Zu dem erſten Entwurf, womit der Völkerbund auf⸗ gefordert wird, die Eroberung Abeſſiniens durch Italien nicht anzuerkennen, gab der Präſident eine Erklärung ab, in der er darauf hinwies, daß die Entſchließung als erledigt gelten könne, weil die von der Verſammlung bereits angenommene Enkſchließung der von der abeſſiniſchen Ab⸗ ordnung aufgeworfenen Frage Rechnung trage. Die 16. Völkerbundsverſammlung wurde mit einer Rede des belgiſchen Miniſterpräſidenten van Zeeland abgeſchloſſen. Der Beginn der 17. ordentlichen Verſammlung iſt vom 7. auf den 21. September verlegt worden. Völkerbundsanleihe für Abeſſinien abgelehnt Bei dem zweiten Entſchließungsentwurf über die Ge⸗ währung einer Völkerbundsanleihe beſtand die abeſſiniſche Abordnung auf namentlicher Abſtimmung. Die⸗ ſem Antrag wurde ſtattgegeben. Die Entſchließung wurde von der Verſammlung mit 23 Stimmen gegen die Stimme Abeſ⸗ ſiniens und bei 25 Stimmenthaltungen abgelehnt. Der Tag des Durchbruchs Die hiſtoriſche Tagung im Deutſchen Nationaltheater Am 4. Juli vor zehn Jahren fanden ſich etwa 8000 der treueſten Anhänger Adolf Hitlers aus allen Teilen des Reiches in Weimar ein, um— dem Ruf ihres Führers folgend— der Welt zu zeigen, daß die Bewegung trotz Be⸗ drückung, Verbot und Schikanen aller Art ſich mächtiger als vorher erhoben hatte. Der Führer hat damals in ſeheriſcher Vorausſicht die Bedeutung des Tages erkannt und hat ſpäter ſelbſt wiederholt betont, daß der 4. Juli 1926 als der Tag des Durchbruchs der Bewegung, als ein Schickſalstag für die deutſche Zukunft an⸗ zuſprechen iſt. Dieſer Bedeutung entſpricht die Geſtaltung der Er⸗ innerungsfeier, die— wie jener erſte Reichsparteitag 1926 — mit einer Tagung im Deutſchen Nationaltheater be⸗ gann. Wie damals ſaßen an zwei Tiſchen auf der Bühne die nächſten Mitarbeiter Adolf Hitlers, wie damals ſtehen auch heute dahinter eine Anzahl Feldzeichen der Bewe⸗ gung. Draußen aber, auf dem Theaterplatz, ſind ſämtliche nach Weimar gebrachten Feldzeichen, über 500 an der Zahl, aufgeſtellt. Ehrenſtürme der SA. und des NSsdsd. aus ver⸗ ſchiedenen Gauen ſind angetreten; in den auf den Platz einmündenden Straßen ſtaut ſich eine erwartungsvolle Menge, die in begeiſterte Heilrufe ausbricht, als der Fü h⸗ rer um 9.30 Uhr eintrifft. Unter den Klängen des Prä⸗ ſentiermarfches ſchreitet der Führer die Front ab und be⸗ gibt ſich darauf in das Theater. Die Gedenkfeier 8 Als der Führer begleitet von ſeinem Stellvertreter Reichsminiſter Rudolf Heß und Gauleiter Sauckel, den Theaterraum betritt, begrüßen ihn die mehr als tauſend Männer, die hier verſammelt ſind, mit erhobener Rechten. Der Führer nimmt dann in der erſten Reihe auf der Bühne Platz, bei ihm auch die Reichs⸗ und Gauleiter. Dahinter ſtehen die höchſten und älteſten Ehrenzeichen der Bewe⸗ gung, die Blutfahne vom 9. November 1923, die vier Standarten, die der Führer bereits 1923 verliehen hatte— die Standarten München J, München II, Nürnberg und Landeshut— und die acht Standarten, die der Führer vor zehn Jahren der jungen Bewegung verlieh, die Standarten Sachſen, Baden, Württemberg, Berlin, Augsburg, Mün⸗ chen Il, Franken und Thüringen. Hinter dieſen Feldzeichen all die Standarten, die der Führer bereits vor der Macht⸗ ergreifung geweiht hatte, während die übrigen Standarten der ſpäteren Reichsparteitage vor dem Theater aufgeſtellt ſind. Die Weimariſche Staatskapelle leitet die Tagung mit einem Hymniſchen Vorſpiel ein, das der Staatskapell⸗ meiſter des Deutſchen Nationaltheaters, Paul Sixt, für die⸗ ſen Tag komponiert hatte. Der Gruß des Gauleiters Sauckel Gauleiter Sauckel eröffnet darauf den hiſtoriſchen Kon⸗ greß zur Erinnerung des Reichsparteitages 1926 und be⸗ grüßte den Führer im Namen der Teilnehmer und alten Kämpfer mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg⸗Heil. Als der Gauleiter darauf in tiefer Ergriffenheit der ehr⸗ würdigen, durch Kampf und Sieg geheiligten Symbole der Bewegung gedenkt, erheben ſich die Männer erneut von ihren Plätzen und grüßen die Blutfahne und die alten Standarten. „An dieſer Stelle haben Sie, mein Führer,„ſo fuhr Gauleiter Sauckel fort,„vor zehn Jahren nach der Neu⸗ gründung der Partei die erſten acht Standarten außerhalb des Traditionsgaues Bayern verliehen. Zum erſten Male begannen die ſtolzen Standartenadler ihren Siegesflug über ganz Deutſchland. Nun ſind es viele Hunderte ge⸗ worden. Die ganze Nation, das ungeteilte ewige Deutſchland, bekennt ſich zu Ihnen wie zur Volk und Reich erlöſen⸗ den und befreienden nationalſozialiſtiſchen Idee und f Weltanſchauung. d Geheiligt durch das Blut der Gefallenen, ſtehen die Stan⸗ darten des Reiches vor Ihnen, mein Führer. Kein ein⸗ ziger Gegner konnte ihnen Schande oder Schimpf antun. Sie ſind mit Ehren und mit grenzenloſer Treue dieſe zehn Jahre lang getragen worden Und ſo wird es in alle Zu⸗ kunft und in alle Ewigkeit geſchehen; denn die Treue, ſie iſt das Fundament unſerer Bewegung, ſie iſt das ureigenſte Weſen unſerer nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaft, ſie iſt die Ehre des Nationalſozialiſten.“ Rudolf Heß über Weimar Darauf nimmt der Stellvertreter des Führers, Reichs⸗ miniſter Rudolf Heß, das Wort, um der Bedeutung des erſten Reichsparteitages nach der Neugründung der NSDAP. zu gedenken. Er führte u. a. aus: Der Weimarer Tag 1926 war für uns eine Demon⸗ ſtration des Trotzes, des Aufbegehrens, ein Tag, an dem wir den damals Herrſchenden, unſeren Unterdrückern nach dem 9. November 1923, unſer„Nun erſt recht!“ entgegen⸗ ſchmetterten—, dieſes„Nun erſt recht!“, das auf unſeren Abzeichen der Verbotszeit ſtand. 8. Es war die erſte Heerſchau nach dem Zuſammenbruch der Bewegung 1923, eine Heerſchau, durch die wir feſt⸗ ſtellten, daß nicht nur die formelle Neugründung der Partei durch den Führer erfolgt, ſondern darüber hinaus eine neue Bewegung entſtanden war, in der ſich zuſammen⸗ fanden die Kämpferiſchen in Deutſchland. 1 Die neue NSDAP. trug ihre Fahnen aus ganz Deutſchland in das Herz Deutſchlands. Und ſie holte ſich aus des Führers Hand neue Standarten für den Kampf. Sie zeigte der Welt: Hier ſind wir wieder; hier ſtehen wir wieder. Und wir werden in Deutſchland ſtehen, aufrechter und entſchloſſener denn je! Und die Welt berſtand uns. Wenn man uns bis dahin ſeit der Neugründung der Partei belächelt hatte und glaubte, die Neugründung als ein von vornherein hoff⸗ nungsloſes Unterfangen eines Wahnſinnigen abtun zu könen, ſo wandelte ſich nun das Bild. Aus dem Lächeln wurden Wutausbrüche und Be⸗ ſchimpfungen! Unſere Gegner wußten, daß höchſte Gefahr im Verzug iſt, wenn eine neue Vewegung es verſtand, die breiten Maſſen des Volkes, die bisher ihr willfähriges Inſtrument waren, zu ſich herüberzuziehen und damit Wurzel zu ſchlagen im Volke. Und wir waren uns der Bedeutung dieſer Tatſache ebenſo bewußt. Wir Teilnehmer des Weimarer Tages wußten, wenn die Schar, die hier zuſammenkam, auch noch immer klein war, gemeſſen an der Zahl unſerer Gegner, gemeſſen an dem, was in Deutſchland brodelte an Haß und Unvernunft gegen uns: Es war doch der ſtolze Aufmarſch einer bis zum letzten entſchloſſenen Minderheit, von der jeder ein⸗ zelne das Vielfache der Gegner aufwog. Es war der Aufmarſch einer Ausleſe, die ſich zuſammen⸗ gefunden hatte unter dem unerhörten Druck der Verfol⸗ gung und des Terrors. einer Ausleſe, von der jeder ein⸗ zelne wußte, daß ſein Bekenntnis zu dieſer Bewegung für Jahre und vielleicht Jahrzehnte Opfer und immer wieder nur Opfer bedeutete. Es war kein Zufall. daß bei dieſem erſten Aufmarſch der neuerſtandenen Oppoſition zum erſten⸗ mal ein weithin ſichtbares äußeres Zeichen einer neuen Gemeinſchaft in die Erſcheinung trat: der zum Deutſchen Gruß erhobene Arm. Der Welt wurde in dieſen Julitagen 1926 gezeigt: Die Zerſplitterung der völkiſchen Bewegung iſt beendet. Einheitlicher und entſchloſſener denn je— unter der allei⸗ nigen Führung eines Mannes an der Spitze— hat der völkiſche Kern Deutſchlands ſeine Berufung zur Führung Deutſchlands vor der Geſchichte neu angemeldet. Der Weimarer Tag war die erſte ſichtbare Etappe auf dem Wege, den der Führer den Seinen in der Feſtung prophetiſch vorausgeſagt hatte. In der Feſtung Landsberg ſprach er Ende 1924 das Wort, daß ſieben bis acht Jahre vergehen müſſen, bis er mit ſeiner Bewegung ſo weit ſei um die Macht in Deutſchland zu übernehmen. Als acht Jahre um waren, war das Jahr 1932 vorüber. Mit der Machtübernahme im Jahre 1933 wurde die Vorherſage Wirklichkeit! Sieg über den Bolſchewismus Der Sieg iſt ein Stieg auf die Dauer, weil der Kampf des Nationalſozialismus ging um die Durchſetzung des Prinzips des Guten im Leben eines Volkes. Und deshalb trug der Nationalſozialismus einen ſo überwältigenden Sieg davon über das Prinzip des Böſen, ſchlechthin über den Bolſchewismus. Wir können an dieſem Tage der Rückſchau auf ein Jahrzehnt voller Befriedigung ſagen: 1926 kriſtalliſierte ſich um Adolf Hitler jene Bewegung von Männern, die im Bolſchewismus in all ſeinen Erſcheinungsformen in Deutſchland ihren wahren großen Gegner ſah. Und wie damls viele innerhalb des Volkes, die die Gefahr des Bol⸗ ſchewismus in Deutſchland erkannt hatten, auf uns ſahen, ſo ſchauen heute, nach zehn Jahren, alle diejenigen in der ganzen Welt auf uns, die die Gefahr des Bolſchewismus für Europa und für die ganze Welt erkannt haben. Und wir glauben, mit Stolz ſagen zu können, daß genau ſo, wie Adolf Hitler und ſein Nationalſozialismus vom Bol⸗ ſchewismus in Deutſchland beſtgehaßt waren, Adolf Hitler und das nationalſozialiſtiſche Deutſchland heute der beſt⸗ gehaßte Mann und das beſtgehaßte Land von der Kom⸗ intern ſind. Das Böſe iſt ſtets des Guten Feind. Im entſcheidenden Gegenſatz zum Bolſchewismus, der durch Krieg und Vernichtung auf die Nationen und Völker Wirkung zu erzielen ſucht mit dem Ziel der Weltrevolu⸗ tion, wünſchen wir eine Wirkung der elementaren Kraft des Nationalſozialismus— eine belebende und be⸗ glückende Wirkung—, wie ſie erreicht werden kann durch gegenſeitiges Verſtändnis, Aufbau, Arbeit und Fleiß in einem wahrhaften Frieden. Wir haben dem Frieden unſerer Nation gedient als eine kämpferiſche Bewegung. Wir kämpften in Opfer⸗ bereitſchaft, Kameradſchaft, in Treue zur Idee, in Treue zum Führer, in Treue zu Deutſchland. Unter den gleichen Idealen marſchierten wir auch an dem Julitag vor zehn Jahren. Unter den gleichen Idealen traten wir an zum Sturm und zum Sieg. Unter dieſen Idealen riefen wir unſer„Deutſchland erwache!“ hinaus. Und dieſe Ideale werden auch in Zukunſt Deutſchlands Ideale ſein. Denn nur unter dieſen Idealen kann Deutſchland auf die Dauer leben. Und Deutſchland ſoll leben— Deutſchland wird 1 1 Es wird leben, weil das Schickſal ihm Adolf Hitler ga 95 Die Schlußworte des Stellvertreters des Führers: „Deutſchland wird leben, weil das Schickſal ihm einen Adolf Hitler gab!“, werden mit begeiſterten Heil⸗Rufen gufgenommen. Während die Weimariſche Staatskapelle das alte, von Dietrich Eckart gedichtete Kampf⸗ und Revolutionslied der NSDAP.„Sturm, Sturm, Sturm“ intoniert, erheben ſich die Verſammelten und ehren ſo den verſtorbenen dichteriſchen Vorkämpfer der Bewegung. Dann nimmt der Führer das Wort zu einer großen Rede über das Weſen der Parteitage und die Grundſätze nationalſozialiſtiſcher Führung. In ſeinen mehr als einſtündigen Ausführungen behandelt der Führer die Grundzüge der Geſtaltung nationalſozialiſtiſcher Parteitage. Er ſtellt ihnen als den geſchloſſenen Verkörperungen der nationalſozialiſtiſchen Idee und Organiſation mit ironiſchem Sarkasmus jene Parteiparlamente gegenüber, die früher mit dem Begriff eines Parteitages verbunden waren. So erleben die Männer der Alten Garde noch einmal das Wachſen der nationalſozialiſtiſchen Bewegung im Geiſte mit. Mit ſtür⸗ miſcher Zuſtimmung beſtätigen ſie die Feſtſtellung des Führers, daß auf dem Reichsparteitag 1926 zu Weimar, der zum erſten Male den Typ des neuen Parteitages der NSDAP. entwickelte, mehr wertvolle Erkenntniſſe und Erlebniſſe geſammelt wurden als bei allen bürgerlichen und marxiſtiſchen Veranſtaltungen der vergangenen Zeit. Der Führer ruft die Verſammlung zu Zeugen dazu auf, daß gerade dieſer erſte Reichsparteitag zu Weimar, ein ahr nach der Neugründung, die Ba rteigenoſſen mit neuem Vertrauen und einer unerhörten Zuvekſicht erfüllte, was ihnen unermeßliche Kraft und Sicherheit gab, die ſich auf den geſamten Parteiapparat übertrug. Eine unbeſchreibliche Begeiſterung ſchlüägt dem Führer aus den Reihen ſeiner alten Mitkämpfer entgegen, als er ausruft:„Vom erſten Augenblick an war ich damals davon überzeugt: Dieſe Partei wird ganz Deutſchland erobern And wird alle anderen Parteien beſeitigen.“ Lebhafte Pfui⸗Rufe gehen durch das Theater, als der Führer von der Schande ſpricht, die der Stadt Weimar als der Stadt deutſchen Geiſtes, deutſcher Wiſſenſchaft und deutſcher Kunſt durch die Tagung der ſogenannten Natio⸗ nalverſammlung im Jahre 1919 angetan wurde. „Wir aber“, ſo ruft der Führer aus,„haben Weimar wieder zu ſeiner deutſchen Bedeutung erhoben.“ Am Schluß ſeiner Rede entwickelt der Führer die Grundſätze nationalſozialiſtiſcher Führung, das Prinzip der Autorität nach unten und der Verantwor⸗ tung nach oben. Er ſchließt mit einem mit ungeheurer Begeiſterung aufgenommenen Bekenntnis zu der wunder⸗ baren, unzerſtörbaren, ewigen nationalſozialiſtiſchen Ge⸗ meinſchaft, die den oberſten Führer, ſeine Mitarbeiter und die geſamte Gefolgſchaft zuſammenſchmiedet. Das Sieg⸗Heil auf die Männer, die im Kampf um die Macht ihr Leben für Deutſchland gaben, auf das neue Deutſche Reich und die deutſche Stadt Weimar findet im Hauſe und in der ganzen Stadt Weimar ein vieltauſend⸗ zältiges Echo. Das Deutſchland⸗ und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied klingen auf, und am Schluß der Tagung bringt der Gauleiter des Gaues Thüringen der NSDAP., Reichsſtatthalter Sauckel, ein Sieg⸗Heil auf den Führer aus. Der hiſtoriſche Marſch Am Samslag mittag fand in Weimar der hiſtoriſche Marſch der Führerſchaft der NSDAP, der alten Garde und der Teilnehmer des Jahres 1926 ſtatt. Die Straßenzüge, durch die der Marſch führte, waren umſäumt von Tauſenden, die gekommen waren, jene zu begrüßen, die 1926 auf dieſen Straßen in Weimar einzogen. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, gibt das Kommando zum Abmarſch. Der Blutfahne nach ſetzt ſich dann der lange Zug vom Bahnhof aus in Bewegung und mar⸗ ſchiert die Straßen entlang, die damals jene Kämpfer für Adolf Hitler durchſchritten. Alle Straßen ſtehen ihnen offen, und wohl mancher denkt an den 4. Juli 1926 zurück, als die Hauptſtraße der Innenſtadt für die Kämpfer Adolf Hitlers geſperrt war. Ueberall wird der Zug, an deſſen Spitze Rudolf Heß marſchiert, mit Begeiſterung begrüßt. Der Blutfahne nach marſchieren die Reichsleiter, die Führer der Formationen und der Gliederungen der Bewegung. Die ſil⸗ bernen Adler der Feldzeichen beleben das Bild des„brau⸗ nen Zuges“. Ueber 500 Standarten der SA, der SS und des NS werden mitgeführt. Ein Bataillon des SS⸗ Regiments marſchiert danach. In ihren Marſchſchritt fügt ſich der Rhythmus der 4200 Marſchteilnehmer von 1926. Voran marſchieren die Bayern, es folgen Baden, Danzig, Berlin. Kämpfer aus Sachſen. Anhalt. Pommern von der Waſſerkante, aus Württemberg und allen Gebieten ſind im Zuge. Einen großen Teil der Teilnehmer ſtellt Thüringen. Den Schluß des Zuges bilden Ehrenſtürme der SA, SS, des NS und wiederum einige Kompanien des SS⸗Regiments. Heldengedenken Nationalſozialiſtiſchem Brauch getreu gedachte man auch in dieſer Stunde jener Männer, die für ein neues Reich, für ein Deutſchland der Größe, Freiheit und Stärke ihr Le⸗ ben gaben. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hielt die Gedenkanſprache. Wir leben in der Welt, ſo ſagte er, für das gleiche Ziel, für das unſere Kameraden fielen. Wir ſind glücklich, daß ſie ihr Opfer nicht vergeblich gebracht ha⸗ ben. Ihr Heldentod war es, der dem Führer die Bewegung ſchuf, die er als Vorausſetzung zum Siege benötigte. Unſeren Toten danken wir es, daß die Forderung„Treue bis zum Tode“ nicht zur Phraſe wurde. Wir grüßen die Verblichenen, unſere beſten Kameraden. Die Standarten und Fahnen ſenkten ſich, Flammen loder⸗ ten von den Pylonen und die Weiſe vom Guten Kameraden vereinte alle zum ſtillen Gedenken an die Gefallenen. Treu dem Führer immer dar! Dann ſpricht Korpsführer Hühnlein, um im Namen ſeiner Männer dem Führer erneut unwandelbare Treue zu geloben.„Wo auch immer wir unſere Kraft einſetzen— ſtets bleiben wir, mein Führer, Ihre politiſche Soldaten, die im echten alten SA⸗Geiſt marſchieren. Das NS, das in dieſem Geiſte in feſter Geſchloſſenheit wie ein Mann marſchiert, grüßt in unwandelbarer Liebe und Treue durch mich ſeinen Führer.“ Dann erklärte Reichsführer Hier l:„Wir Männer des Arbeitsdienſtes ſind ſtolz und glücklich, mithelfen zu dürfen, das neue Geſicht unſeres Volkes zu prägen, das die Züge des Arbeiters, Bauern und Soldaten krägt. Gläubig und ver⸗ trauend in ſelbſtverſtändlicher Treue und bedingungsloſem Gehorſam folgen wir Ihnen, mein Führer, die hunderttau⸗ ſende ungenannter Arbeitsmänner.“ Es folgte das Gelöbnis des Reichsführers SS Himmler: „Seien Sie, mein Führer, verſichert, daß wir willens ſind, alle guten Zeiten ebenſo anſtändig zu beſtehen wie alle 1 8 0 und daß wir weiter willens ſind, immer zu bleiben ie Gleichen.“ Zum Schluß ergriff Stabschef Lutze das Wort:„Wenn wir heute wieder an dem gleichen Platz ſtehen, ſo darf ich Ihnen im Namen aller Sturmabteilungen die gleichen Worte zurufen, die Sie uns vor zehn Jahren mit auf den Weg gaben: Wir verlaſſen die Fahne nicht, man müßte denn die Herzen aus unſeren Leibern reißen!“ Anſprache des Führers Nach dem Badenweiler Marſch hielt der Führer, jubelnd begrüßt, eine Anſprache an ſeine Getreuen. Er wandte ſich noch einmal an ſeine alten Kampfgefährten, die vor zehn 8 vom erſten Reichsparteitag zu Weimar mit neuer raft und neuem Glauben hinausgezogen ſeien in die deut⸗ ſchen Gaue als Prediger und Werber für die national⸗ ſozialiſtiſche Idee, und die ſomit den Grundſtein gelegt hätten zu dem ſtolzen Bau des nationalſozialiſtiſchen Staates. Der Führer würdigte den Opfergeiſt dieſer Männer, die in all den Jahren des Kampfes Entbehrungen und Leiden in unvorſtellbarem Maße auf ſich nehmen mußten, aber nie⸗ mals materiellen Lohn erhoffen durften. Der höchſte Lohn jedes Einzelnen liege in der Erinnerung daran, daß er damals mitgekämpft habe und dabei geweſen ſei, und der ſtolzeſte Beſitz aus all den Jahren des Kampfes werde immer die Heine, zerſchliſſene und verwaſchene Kampfbinde aus dieler Zeit ſein und das unſcheinbare Braunhemd, in dem dieſe Männer die ganzen Jahre marſchierten⸗ Stürmiſcher Jubel füllte das Feld, als der Führer da⸗ von ſprach, daß in den kommenden zehn Jahren die Kämp⸗ fer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung genau ſo jeder Ge⸗ fahr trotzen und niemals kapitulieren würden, wie in den zehn vergangenen Jahren. Dann werde die Vorſehung auch wei⸗ terhin dieſen Kampf ſegnen und die Bewegung und Deutſch⸗ land ſtehen für alle Ewigkeit. Mit einem Sieg⸗Heil auf Deutſchland, die nationalſoziali⸗ ſtiſche Bewegung und das deutſche Volk ſchloß der Führer. Ein tauſendfältiges Echo antwortete ihm, und die Lieder der Nation vereinten alle in Stolz und Freude zum Gedenken an unſer Vaterland, zum Gelöbnis der Treue. Gauleiter Sauckel ſchloß die Kundgebung mit einem Sieg⸗Heil auf den Führer und auf Deutſchland. And noch einmal jubelten die Tauſende dem Führer zu. Eine geſchicht⸗ liche Stunde in der Geſchichte der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung hatte ihr Ende gefunden. Abſchluß des Erinnerungsparteitages Rede des Reichsminiſters Goebbels. Der Erinnerungsparteitag in Weimar fand am Sonntao nachmittag ſeinen Abſchluß mit einer Maſſenkundge⸗ bung auf allen Sportplätzen des Stadions und der Wei⸗ marer Landeskampfbahn. Hier ſprach Reichsminiſter Dr. Goebbels. In ſeiner Rede erklärte er einleitend, daß Weimar neben München und Nürnberg zu den wenigen Städten in Deutſch⸗ land gehöre, die den Nationalſozialiſten beſonders lieb und vertraut ſeien. Dann führte er die Gedanken der Teil⸗ nehmer in die Tage zurück, als der Nationalſozialismus die Macht übernahm. Damals habe die gegneriſche Seite Inflation, Bürgerkrieg und Chaos prophezeit. Was aber ſei eingetreten?* „Wir haben die Wirtſchaft aufgebaut, wir haben die Ar⸗ beitsloſigkeit bis auf einen kaum noch beachtlichen Rück⸗ tand überwunden; wir haben den Bolſchewismus, der uns damals den Kampf anſagte, beſeitigt; wir haben an ſeiner Stelle eine Volksgemeinſchaft aufgerichtet und Deutſchland zu einem Hort der Ordnung, der Stärke und des Friedens gemacht. Wenn es heute überhaupt noch eine Hoffnung auf ein beſſeres Europa gibt, dann iſt Deutſchland dieſer Hoff⸗ nung ſicherſter Garant!“ Dieſer deutſchen Inſel der Ordnung, Ruhe und Disziplin ſtellte Dr. Goebbels die Wirren und Unruhen, die inneren Zerſetzungserſcheinungen, Streiks und Ausſperrungen in aller Welt gegenüber. Mit ſtärkſtem Nachdruck verwahrte ſich Dr. Goebbels gegen den Vorwurf, die nationalſozialiſtiſche Bewegung ſei gottesfeindlich.„Ich bin der Meinung“, ſo ſagte er. daß die Bewegung ſo erhaben über dieſe Vorwürfe iſt, daß ſie dagegen garnicht verteidigt zu werden braucht. Diejenigen, die nicht müde werden, dieſe Vorwürfe zu erheben, ſollten ſich lieber darum kümmern, daß wieder Moral und Gottes⸗ furcht inihren Franziskanerklöſtern Einzug halte. (Stürmiſche Zuſtimmung.) Da ſteht ihnen ein ſo weites Ge⸗ biet der Betätigung offen, daß man anneh nüßte, ſie fän⸗ en zur Beſchäftigung mit uns überhaupt keine Zeit mehr. (Erneuter ſtarler Beifall.) Daß in Deutſchland überhaupt noch Kanzeln und Altäre ſtehen, verdankt das deutſche Volk nicht etwa der Tüchtig⸗ keit der Konfeſſionen, denen die Kirchen gehören, ſondern uns. „Die Partei iſt unſere Heimat und zu dieſer Partei be⸗ kennen wir uns“, ſo fuhr Dr. Goebbels unter dem Jubel der Tauſende fort.„Der Partei geben wir unſere Kraft, wie ſie uns ihre Kraft gibt. Nichts wäre Deutſchland ohne die Partei und ihre alte Garde. Ihr gebührt der Dank für die treue Hingabe und von ihr erwartet der Führer, daß ſie genau ſo in der Zukunft ihre Pflicht tun wird wie in der Vergangenheit. Die alte Parteigarde ſieht in der Macht keinen Beſitz, ſondern eine ſchwere Bürde. Sie kämpft unermüdlich weiter, um dem Führer die Möglichkeit zu geben, das nationalſoziali⸗ ſtiſche Programm in die Wirklichkeit zu übertragen.“ Der Führer ſpricht noch einmal Wenige Minuten darauf erſchien der Führer. Als er zum Abſchluß der Weimarer Wiederſehenstage noch ein⸗ mal das Wort zu einer kurzen Anſprache ergriff, ſcholl ihm der Jubel von 120 000 Deutſchen entgegen, von denen viele Tauſende zum erſtenmal den Führer von Angeſichts zu Angeſicht ſahen. Der Führer zeigte in ſeiner Anſprache den Unterſchied zwiſchen der Revolte von 1918 und der Revolu⸗ tion von 1933 auf und wies darauf hin, daß eine Machtübernahme an ſich noch keinen legalen Zustand ſchaffe, ſondern erſt die ſegensreiche und erfolgreiche Aus⸗ wirkung einer ſolchen Machtveränderung. Die Revolutio⸗ näre von 1918 hätten dieſe ſegensreiche Auswirkung nicht herbeigeführt, ſondern in 15 Jahren eingeriſſen und das Wort wahrgemacht, das einer der Ihren einmal dem Volks zugerufen habe:„Alle Räder ſtehen ſtill, wenn unſer ſtar⸗ ker Arm es will!“ Sie hätten allerdings nicht vermocht, die Räder auch wieder in Gang zu ſetzen, das habe in dreiein⸗ halb Jahren, einer beiſpiellos kurzen Zeit, der Nationalſo⸗ zialtsmus getan. Der Führer kennzeichnete an vielen Beiſpielen den Verfall der 15 Jahre marxiſtiſcher Wirt⸗ ſchaft und den Aufbau des nationalſozialiſtiſchen Staates in dreieinhalb Jahren Er wies darauf hin, daß jede der größten Aufgaben allein ſchon geeignet ſei, die nationalſo⸗ zialiſtiſche Herrſchaft für alle Zeiten unſterblich zu machen, ſei es die Wiederbeſſchaffung der Wehrmacht, die Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit, den Bau der Reichsauto⸗ bahnen u. a. n. Wenn dieſer oder jener das Ausmaß des Aufbaues vielleicht nicht ganz zu überſchauen vermoͤge, dann ſolle er ſich daran erinnern, daß auch derjenige den Umfang des Waldes nicht überſehe, der unter den ſchatti⸗ gen Bäumen ſtehe. Als letzte Legaliſierung der Revolution des Jahres 1933 werde die Nachwelt feſtſtellen können: „Dieſer Revolution des Jahres 1933 verdankt das deuk⸗ ſche Volk wieder eine aufblühende Wirtſchaft; es verdankt dieſer Revolution den Schutz einer ſtarken Armee; es ver⸗ dankt dieſer Revolution eine neue deutſche Kultur; es ver⸗ dankt dieſer Revolution eine neue deutſche Kunſt; aber über allem, es verdankt dieſer Revolutjon einen neuen deut. 8205 e Heilrufe und minutenlanger Lifall.) 5 5 5 5 5 Als der Führer geendet hatte, ſchloß Gauleiter Sauk⸗ kel die machtvolle Kundgebung, die mit den Liedern der Nation ausklang. 8 Die Zehnjahresfeier des erſten Reichsparteitages 1926, 5 der Adolf Hitler durch ſeine Anweſenheit und ſeine Dar⸗ legungen die Weihe gab, hatte damit ihr Ende gefunden. erer u aa ern Drrneerre e ee 9 r e 9 8 2 5 7. 9 N Die Brücke der Verſtändigung Friede nur durch das Frontſoldatentum Der Bundesführer des Deutſchen Reichskriegerbundes (Kyffhäuſerbund), SS.⸗Oberführer Oberſt a. D. Rein ⸗ hard, widmet dem Reichskriegertag in Kaſſel 1936 ein Geleitwort, in dem er darauf hinweiſt, daß die Bundes⸗ fahnen der Kameradſchaften zum erſtenmal auf einem Reichskriegertage das ihnen vom Führer verliehene Ha⸗ kenkreuz als Zeichen ihrer unlösbaren Verbundenheit mit dem nationalſozialiſtiſchen Staate zeigen. Weiter heißt es in dem Geleitwort: Der große, nun nach Zuſtimmung des Führers all⸗ jährlich in Kaſſel ſtattfindende Aufmarſch der Frontſolda⸗ ten ſteht in dieſem Jahre im Zeichen des 150jährigen Be⸗ ſtehens unſeres Reichskriegerbundes. Der Weg vom Pom⸗ mernſtädtchen Wangerin, wo im Todesjahr des großen Preußenkönigs als„Militäriſche Schützenbruderſchaft“ die zerſte Kriegskameradſchaft gegründet wurde, bis nach Kaſ⸗ ſel iſt ein weiter. Ueber ihm aber ſtand in guten und ſchweren Zeiten das große Dreigeſtirn ſoldatiſcher Welt⸗ unſchauung: Pflichttreue, Disziplin, Kame⸗ radſchaft! Das Führerwort„Meine Ehre heißt Treue“, das wir unſerer neuen Bundesfahne mit auf den Weg ge⸗ geben haben, ſoll heute wie für alle Ewigkeit für uns verpflichtend ſein. Wir gedenken daher an dieſem Tage heißen Herzens und in unwandelbarer Dankbarkeit unſeres Frontkame⸗ raden Adolf Hitler, des unbekannten Soldaten des Welt⸗ krieges, der es unternahm, die deutſche Ehre wiederherzu⸗ dtellen und unſerem Volk die Freiheit wiederzugeben. Wir grüßen in dieſem Gefühl die Kameraden aus den durch die Tat des Führers wieder wehrhaft gewor⸗ denen Weſtmarken unſeres Vaterlandes mit be⸗ ſonderer Herzlichkeit. Wir grüßen zum Reichskriegertag aber vor allem auch die Frontſoldaten von der anderen Seite des großen Krieges und reichen ihnen mit aufrichtigem Dank dafür, daß ſie unſerer Einladung gefolgt ſind, freudig die Ka⸗ meradenhand. In Uebereinſtimmung mit dem Führer unſeres Volkes, zu dem wir unerſchütterlich feſt Und treu ſtehen, ſind wir alte Frontſoldaten überzeugt, daß die Geſundung und der Friede Europas nur durch das Frontſoldatentum geſchaffen werden können. Der Weg zur endlichen und dauerhaften Verſtändi⸗ gung zwiſchen den Völkern geht über die Brücke, die nur der Frontgeiſt gegenſeitiger Achtung und aufrichtigen Friedenswollens über die Gräben des Weltkrieges ſchla⸗ gen kann. So ſammeln ſich die Männer des Reichskriegerbundes im Zeichen echter Frontkameradſchaft, getreu der ruhm⸗ vollen Tradition, feſt im Wollen und Schaffen für die neue Zeit und ihre Aufgaben im Dienſte unſeres Volkes. Unſere Parole für dieſen und alle folgenden Reichskrie⸗ gertage ſei das Wort von Wangerin, das wohl jene 96 ſiliere des großen Friedrich vor 150 Jahren geſprochen haben könnten und an dem wir feſthalten wollen für alle Zeiten zum Wohle unſeres geliebten Vaterlandes und in Gefolgſchaft zum Führer: Wir waren Soldaten— wir bleiben Soldaten! Das Hauptereignis des zweiten Tages des Reichs⸗ kriegertages 1936 in Kaſſel war der feſtliche Empfang der Abordnung der Wangeriner Füſiliere. Zwei Ehren⸗ kompanien des Kyffhäuſerbundes hatten am Hauptbahn⸗ hof Aufſtellung genommen. Nach kurzen Begrüßungs⸗ worten durch den Landesführer Heſſen des Reichskrieger⸗ bundes, Generalleutnant a. D. Fell, zogen die Gäſte zum Rathaus, in dem die älteſte Fahne des Bundes, eine Regimentsfahne aus dem Siebenjährigen Krieg, unter den Ehrenbezeugungen der Füſiliere Aufſtellung in der Ehrenhalle des Rathauſes fand. Nach den Wangeriner Füſilieren empfing die Bundesleitung noch die Abordnung der Marineſchule Weſermünde, die mit gleicher Herzlichkeit pon der Bevölkerung begrüßt wurde. Chronik des Tages Der Kommandierende General des X. Armeekorps, Ge⸗ neral Knochenhauer, legte am Marine⸗Ehrenmal in Laboe für die Gefallenen der alten Kriegsmarine einen Kranz nieder. In Nordweſtfinnland ſtieß ein finniſches Militärflug⸗ zeug mit dem Funkturm eines Flugplatzes zuſammen, fing Feuer und ſtürzte ab. Beide Inſaſſen, zwei Reſerve⸗ offiziere, verbrannten. Aus Baden und Nachbarländern. Die Einnahmen und Ausgaben Badens () Karlsruhe, 4. Juli. Nach dem endgültigen Ausweis betragen die Ausgaben im ordentlichen Haushalt des Lan⸗ des Baden im April März des Rechnungsjahres 1935 158 47/2 000 Mark, die Einnahmen 158 474000 Mark, ſo daß ſich eine Mehreinnahme von 2000 Mark ergibt. Im außerordentlichen Haushalt beziffern ſich die Ein⸗ nahmen auf 4217000 Mark(darunter an Anleihen 3 617 000 Mark), die Ausgaben auf 4148000 Mark, ſo daß eine Mehreinnahme von 69 000 Mark verbleibt. Unter den Ausgaben im ordentlichen Haushalt ſind für Deckung des Fehlbetrages aus früheren Haushaltszeiträumen 7 141 852,59 Mark enthalten.. Die Bekämpfung der Kinderlähmung Aufruf zum Blutſpenden. () Karlsruhe, 4. Juli. Von zuſtändiger Stelle wird uns geſchrieben: In einzelnen Gegenden Deutſchlands tritt auch in dieſem Jahre wieder die epidemiſche Kinderlähmung auf. Das beſte Heilmittel gegen dieſe Krankheit iſt nach den neuen ärztlichen Erfahrungen das Blut von Menſchen, die von dieſer Krank⸗ heit geneſen ſind. Mit der Gewinnung dieſer Schutzſtoffe kann man nicht zuwarten, bis die Krankheit ausgebrochen kiſt, ſondern man muß ſchon vorher einen gewiſſen Vorrat da⸗ von beſitzen. Karlsruhe iſt von epidemiſcher Kinderlähmung frei, und es beſteht auch keine Befürchtung, daß in Karlsruhe epidemiſche Kinderlähmung in gehäufter Form auftreten wird. Trotzdem ergeht an alle ſeit 1918 an epidemiſcher Kinder⸗ lähmung erkrankt geweſenen und geheilten Erwachſenen, ſowie an die Eltern aller Kinder, die vor 1930 geboren ſind und nach 1928 an epidemiſcher Kinderlähmung erkrankt waren, die Aufforderung, eine kleine Menge ihres Blutes zu ſpenden, um den Kampf gegen dieſe Krankheit wirk⸗ ſam durchführen zu können. Die Blutmenge, die entnommen wird, iſt ſo gering, daß ein geſundheitlicher Nachteil nicht entſteht. Für je 10 Kubikzentimeter Blut wird als Anerkennung und als Entſchädigung für etwaige Auslagen der Be⸗ trag von 1 Mark, alſo für ein viertel Liter 25 Mark, über⸗ wieſen. Wird auf die Ueberweiſung verzichtet, ſo geht der fällige Betrag der nationalen Spende„Opfer der Arbeit“ zu. Die Blutentnahme erfolgt im Kinderkrankenhaus Karlsruhe und im Staatlichen Geſundheitsamt, Karlsruhe, Karlsbau, Karlſtraße 36, täglich von 3 bis 4 Uhr. Es iſt zu erwarten, daß ſich auch in dieſer Hinſicht der oft bewährte Opferſinn wieder beweiſt und daß alle ge⸗ eigneten Perſonen unter Zurückstellung von Vorurteilen und Bedenken ſich dieſer großen Aufgabe wahrhafter Hilfsbereit⸗ ſchaft zur Verfügung ſtellen. (). Bruchſal.(Eine 96⸗Jährige.) Die älteſte Bruch⸗ jaler Volksgenoſſin, Frau Suſanne Hambrecht, feierte in bewundernswerter Rüſtigkeit des Körpers und Geiſtes den 96. Geburtstag. Mit einem beneidenswerten Gedächtnis aus⸗ gerüſtet, kann ſich die ehrwürdige Greiſin noch der Jahrzehnte zurückliegenden Geſchehniſſe erinnern. Ihr Lebensberuf war früher der einer Diakoniſſin, als welche ſie 1870 in Schopf⸗ heim die Verwundeten pflegte. Später verheiratet, hat Frau Hambrecht vor 30 Jahren ihren Mann verloren, der ein Alter von 80 Jahren erreichte. In Unteröwisheim 1840 als Bauerntochter geboren, verbringt ſie ihren Lebensabend bei liebevoller Betreuung im Hauſe ihres Neffen. ) Baden⸗Baden.(52612 Fremdenankünfte.) Die ſoeben herausgegebene Zuſammenſtellung der Bäder⸗ und Kurverwaltung über die Fremdenankünfte am Juniende weiſt die ſtattliche Zahl von 52 612 Kurgäſten auf, die hier übernachteten bezw. mehrere Tage in Baden⸗Baden verbrachten. Gegenüber dem Vorjahre, wo der 50 000. Be⸗ ſucher erſt am 5. Juli eintraf,(diesmal war es bereits am 27. Junil) bedeutet die Geſamtbeſuchsziffer ein Mehr von 4784 Perſonen gleich plus 9,9 Prozent. Auf Deutſche entfallen 43789(39 509 im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres), auf Ausländer 8873(8369 i. V.) Beſucher. Bei letzteren überwiegen die Engländer mit 1758(i. V. 962) und die Schweizer mit 1657(i. V. 1505). (—) Säckingen.(Scheffel feier.) Die Trompeter⸗ ſtadt wird am 12. Juli ihre Scheffelfeier abhalten. Bei der Kranzniederlegung am Scheffeldenkmal auf dem Marktplatz wird Bürgermeiſter Dr. Uttenthaler über Scheffels Leben und Wirken ſprechen. Im Schloßpark wird Staatsſchauſpieler Prüter⸗Karlsruhe eine Gedichtfolge Scheffels vortragen. An⸗ ſchließend wird in der Aula der Hindenburgſchule eine Dich⸗ terſtunde ſtattfinden. Der Homburger Doppelmörder verhaftet Heidelberg, 6. Juli. Die Preſſeſtelle des Polizeipräſt⸗ diums Frankfurt a. M. und die Juſtizpreſſeſtelle teilen mit, daß der wegen Doppelmordes geſuchte Erich Maibach, der in Bad Homburg ſeine Eltern mit einer Axt erſchlagen hatte, ſich im Büro des Fahndungskommandos der Krimi⸗ nalpolizei in Heidelberg geſtellt hat. Bei einer kurzen in⸗ formatoriſchen Vernehmung hat er die Tat zugegeben. Nachdem die hieſige Kriminalpolizei die Landeskriminal⸗ polizei Frankfurt a. M. verſtändigt hatte, wurde Maibach noch am gleichen Tag nach Frankfurt gebracht. Badiſches Sondergericht Schwindel mit einem Kislau⸗Märchen. Eine ganz raffinierte Schwindelgeſchichte ſetzte der 56 alte Karl Glauner aus Pforzheim in Szene, um von einem evangeliſchen Pfarrer Geld zu erlangen. Dem Pfarrer erzählte er am 15. Juli, er ſei als Schutzhäftling in Kislau Zimmernachbar eines Rechtsanwalts aus Karls⸗ ruhe geweſen, und als Ohrenzeuge wiſſe er genau, daß dieſer nicht eines freiwilligen Todes durch Erhängen geſtorben ſei. Auch bei ſeiner Entlaſſung habe er eine Erklärung unterſchrei⸗ ben müſſen, daß er von dem Vorgang nichts erzähle. Er habe ein Manuſkript über den Vorgang nach Straßburg geſchickt, das er wieder zurückholen wolle und erbat ſich hierfür die Summe von 70 Mark. Der Pfarrer, in der Annahme, der Angeklagte ſei aus Gewiſſensnot zu ihm gekommen, gab ihm 10 Mark. Glauner fuhr aber gar nicht nach Straßburg, ſon⸗ dern nach Karlsruhe und log ſpäter dem Pfarrer vor, er habe das Manuſfkript erhalten. Glausner ſtand jetzt vor dem Sondergericht in Mannheim. Der Angeklagte iſt ein Trinker und ſchon zweimal wegen Betrugs, dann auch politiſch nach dem Umbruch mit drei Monaten Gefängnis beſtraft worden. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Jahren. Furchtbare Bluttat eines Fünfzehnjährigen Schneidemühl, 5. Juli. In Groß⸗Drenſen im Netze⸗ kreis erſchoß der 15jährige Bauernſohn Heinz Schallehn ſeinen 19jqährigen Bruder und darauf ſeine Mutter. Der Vater war verreiſt, während die beiden Söhne im Walde Streu holten. Auf der Heimfahrt zog der 15jährige Heinz eine Parabellum⸗Piſtole und feuerte fünfmal auf ſeinen Bruder, der mit drei Schüſſen im Rücken tot zuſammen⸗ brach. Der Täter fuhr darauf mit dem Geſpann auf den Hof zurück, wo er aus einem Jagdgewehr aus nächſter Nähe auf ſeine Mutter einen Schuß abgab, der ſie tötete. Die Schweſter lief zur Gendarmerie. Beim Eintreffen des Beamten verſuchte der Mörder, Hand an ſich zu legen. In ſchwerverletztem Zuſtand wurde er in das Schönlanker Krankenhaus geſchafft. Die Hintergründe der Bluttat ſind noch nicht geklürt. Schweres Exploſionsunglück 1 Todesopfer. — Ludwigsburg, 4. Juli. Im Betrieb der Zenith⸗Fahr⸗ radwerke in der Stuttgarterſtraße ereignete ſich ein ſchweres Exploſionsunglück, bei dem ein Arbeiter ſo ſchwer verletzt wurde, daß er auf dem Transport ins Kreiskrankenhaus ſtarb. Ueber die Urſache der Exploſion ſind die Ermikklun⸗ gen im Gange. Die Exploſion ereignete ſich in der Emaillie⸗ rerei, in der der ſchwerverletzte und inzwiſchen geſtorbene Lackierer Fritz Baumann von hier allein beſchäftigt war. Aus noch nicht geklärter Urſache explodierte der in dem Raum befindliche Gasofen; die Exploſion war von ſo unge⸗ heurer Wucht, daß die Decke des Arbeitsraumes durchſchlagen und Wände, Fenſter und Türen hinausgedrückt wurden. Der Arbeiter Ernſt Benz aus Hochberg, der im Augen⸗ blick der Erploſion den Raum betreten wollke, erlitt Verbren⸗ nungen im Geſicht und an den Händen, iſt aber glücklicher⸗ weiſe nicht lebensgefährlich verletzt worden. Die Weckerlinie, die raſch zur Stelle war, konnte ſich im weſentlichen auf Auf⸗ räumungsarbeiten beſchränken, da der durch die Exploſion her⸗ vorgerufene Brand inzwiſchen mit Handfeuerlöſchern erſtickt werden konnte. 5 — Kornweſtheim.(Radfahrer angefahren und getötet.) In der Stuttgarterſtraße wurde ein Radfahrer, der 25 Jahre alte verheiratete Gasmacher Hans Krämer von Ludwigsburg, von einem in gleicher Richtung fahrenden Perſonenkraftwagen von hinten angefahren und durch den Anprall zunächſt gegen die Windſchutzſcheibe des Wagens und dann auf die Fahrbahn geſchleudert. Der Verunglückte erlitt derart ſchwere Gehirn verletzungen, daß er zwei Stunden bbäter im Kreiskrankenhaus geſtorben iſt. Der Kraftwageit 1 185 45 Meter von der Unfallſtelle entfernt noch auf das ankett und riß dort einen Baum um, bevor er zum Stehen zam. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt.. Erneuerung des Muſiklebens ö Reichskulturſenator Ihlert über das deutſche Volks⸗ 1 feſtſpiel. g 8 In Gegenwart der Chorführer aus allen deutſchen Gauen begann im großen Rathausſaal zu Augsburg der Chorverbandstag des Reichsverbandes der gemiſchten Chöre Deutſchlands, der die wichtigen Fragen choriſtiſcher Laienmuſikpflege erörterte. Mit einer eindrucksvollen Kundgebung vor dem Ulrich⸗Münſter wurde das Feſt der deutſchen Chormuſik unter Mitwirkung von tauſend Augs⸗ burger Sängern und Sängerinnen und des Muſikkorps des 40. Infanterie⸗Regiments eröffnet. Gewaltig brauſte Gottfried Rüdingers magiſcher Chor„Deutſchland, du ak auferſtehen“ und das„Deutſche Lied“ von Joſef Haß auf. Sodann ſprach Reichskulturſenator Heinz Ihlert⸗ Berlin, der Geſchäftsführer der Reichsmuſikkammer, über die Aufgaben der Reichsmuſikkammer zur Erneuerung un⸗ ſeres Muſiklebens. Er ſtellte mit Genugtuung feſt, daß ohne die treue Mitarbeit der deutſchen Sängerſchaft die Reichsmuſikammer ihre ſchwere Aufgabe niemals hätte in Angriff nehmen können. Deshalb gelte ſein Dank all den Hunderttauſenden von unbekannten Sängern und Sänge⸗ rinnen, die ſich in uneigennütziger Weiſe in den Dienſt der deutſchen Singbewegung geſtellt haben. Es ſei, ſo führte Präſident Ihlert weiter aus, für die Reichsmuſikkammer 33 nicht leicht geweſen, das aus der Syſtemzeit zerrüttete Mauſikleben neu aufzubauen. Neben den vordringlichen 5 organiſatoriſchen Arbeiten erblicke die Reichsmuſikkammer ihre Hauptaufgabe darin, die innere Erneuerung unſeres Muſiklebens in Angriff zu nehmen.. 5 Der Redner ſprach von der Sehnſucht unſerer Zeit Aach einem neuen monumentalen Stil. Der unmittelbare Zugang zu ihm werde in einer Richtung der künſtleriſchen Formgeſtaltung zu ſuchen ſein, die dem Volk in gröſſen Maſſen eine eigene Mitwirkung an der Aufführung er⸗ mögliche. In dieſem Zuſammenhang ſprach der Redner von Maſſenchören bei Volksfeſten. Die muſikaliſche Vor⸗ bereitung für die Olympiſchen Spiele habe in dieſer Hin⸗ ſicht ganz neue Ausſichten eröffnet. Er glaube, aus der glücklichen Verbindung zwiſchen Sport und Mufik werde noch einmal das neue Volksfeſtſpiel geboren, das unſere Sehnſucht nach dem monumentalen Stil befriedigen werde. Die wichtigſte Forderung werde hierbei laut: Laßt das Volk mitwirken, und ihr ſchafft ein Stück Leben. Zum Schluß gedachte der Redner des Führers Adolf Hitler als des Schirmherrn der deutſchen Kunſt und des Förderers der deutſchen Kultur. Mit dem Geſang der nationalen Hymnen ſchloß die Feierſtunde. „Jugend der Welt“ Der Film von den IV. Olympiſchen Winterſpielen. Wenige Wochen vor der Xl. Olympiade brachte die Amtsleitung Film der Reichspropagandaleitung der NSDAP. den von ihr gedrehten Film von den IV. Olym⸗ piſchen Winterſpielen 1936 in Garmiſch⸗ Partenkirchen her⸗ aus, der in Berlin uraufgeführt wurde. Der Feſtvorſtel⸗ lung wohnten zahlreiche Vertreter des Staates und der Bewegung, der Wehrmacht und der Sportbehörden, faſt das geſamte Diplomatiſche Korps und eine Anzahl der be⸗ reits in Berlin eingetroffenen Olympiakämpfer bei. Die Uraufführung wurde mit einem zündenden Olympia⸗ triumphmarſch„Ich rufe die Jugend der Welt“ eingeleitet. Die meiſterhaft geſehenen und feſtgehaltenen Bilder von den einzelnen Wettbewerben wurden mit ſtürmiſchem Bei⸗ . aufgenommen. Zeitlupenaufnahmen halten die ſchön⸗ en Augenblicke des Skilaufs, des Eishockeys, des Kunſt⸗ aufens und des abſchließenden großen Springens feſt. beſſeren Rahmen denken als das Schloß, das Vor den Heidelberger Reichsfeſtſpielen. Nur noch wenige Tage krennen uns von der Er⸗ öffnungsfeier der Reichsfeſtſpiele im ehrwürdigen Heidel⸗ berger Schloß, die am Sonntag, den 12. Juli 1936 mit einer Aufführung von Hebbels„Agnes Bernauer“ eingeleitet und wiederum zu einem Erfebnis national⸗ ſozialiſtiſcher Kulturgeſinnung werden ſollen. Das Werk das der unvergeßliche Otto Laubinger in Zuſammenarbeit mit dem Reichspropagandaminiſterium geſchaffet hat, wird in ſeinem Sinne von Reichskulturwalter Franz Moraller fortgeführt und immer weiter ausgeſtaltet. Es gereicht dem Gau Baden, in dem ſich die Freilichtſpiele einer beſonderen Pflege erfreuen, zur hohen Ehre, daß die Reichsregierung und Reichsminiſter Dr. Goebbels die Reichsfeſtſpiele im Heidelberger Sch zu einer be⸗ deutungsvollen kulturpolitiſchen Angelegenheit ganz Deutſchlands erhoben haben und hier die Freilichtſpielkunſt dadurch, daß ſie auch einen Anziehungspunkt für die aus dem Ausland kommenden Gäſte der olympiſchen Spiele ſein werden. Träger der vom Gemeinſchaftsſinn getragenen Feſtſpiele iſt der Reichsbund der deutſchen Volksſchau⸗ und Freilichtſpiele, der in enger Verbindung mit dem Reichspropagandaminiſterium und dem Präſi⸗ arbeit. Die Geſamtarbeit liegt in den Hände Kuntze. Der Spielplan iſt zum großen Te g kannt. Es kommen zur Aufführung„Agnes Bernauer“ Komödie der Irrungen“,„Götz von Berlichingen“ un e und ſeine Söhne“. Für dieſe ſchauſpieleriſchen un arſtellungen könnte man keinen ſchöneren n von Ingolf an Geſchichte und kulture ler Aeberlieferung ſo Stadt Heidelberg überragt. e den höchſten und vollendetſten Ausdruck findet. In dieſem Jahr erhalten die Reichsfeſtſpiele noch eine beſondere Note denten der Reichstheaterkammer Dr. Schlöſſer zuſammen⸗ il bereits be⸗ —:. 8 8 TLalcale uud ocuau Der erſte Juliſonntag. Nach dem plötzlichen Temperaturſturz am Wochen⸗ ende machte ſich geſtern in überraſchender Weiſe ein neuer Wärmeanſtieg bemerkbar. Den ganzen Tag lag eine ge⸗ Witter⸗ſchwüle Stimmung am Horizont. Während in früher Morgenſtunde ein Gewitterregen niederging, blie⸗ ben tagsüber die Schleuſen des Himmels geſchloſſen. Der Ausflugsverkehr ſowie das Strandbadleben waren infolge der Ungewißheit der Witterung ſehr beeinträchtigt. Dafür wieſen einen enormen Beſuch die 8 Sommerfeſte innerhalb der Stadtgrenzen auf. In der evang. Kirche wurde geſtern der kirchl. Jugendſonntag gefeiert. Die Liturgie des feſtlichen lichen Gottesdienſt war erweitert durch Sprechchöre der Jugend und Wechſelgeſänge. In Ilvesheim wurde in feſtlicher Weiſe in der kath. Kirche das Kirchenpatronsfeſt gefeiert. Der Feſtgottesdienſt wurde durch Vortrag einer Feſtmeſſe durch den Kirchen⸗ chor verſchönert. An ſonntäglichen Veranſtaltungen war es hier ruhig. Unſere Turner weilten geſtern beim Kreisbergfeſt in Heidelberg⸗Rohrbach während ſich unſere Reiter beim Pferderennen in Heddesheim beteiligeen und jeweils gut abſchnitten 5 5 Neun Verkehrsunfälle an einem Tage! Durch falſches Einbiegen, zu ſchnelles Fahren, Nichtbeachtung des Vorfahrts⸗ rechts, Unterlaſſung der Zeichenabgabe und Trunkenheit eines Fahrers ereigneten ſich an einem Tag insgeſamt neun Ver⸗ kehrsunfälle. Hierbei wurden ſechs Perſonen verletzt, von denen zwei nach einem Krankenhaus gebracht werden mußten. Be⸗ ſchädigt wurden insgeſamt elf Fahrzeuge aller Art.— Vier betrunkene Radfahrer, die in der Nacht durch ihr Ver⸗ halten den übrigen Verkehr gefährdeten, wurden vorläufig feſtgenommen. Das Verhalten ſolcher leichtſinniger Menſchen kann nicht ſcharf genug verurteilt werden. Die Betreffenden haben ſtrenge Beſtrafung zu gewärtigen. UI Zeugen eines tödlichen Verkehrsunfalles geſucht! Am 25. 6. 1936 mittags um 2.25 Uhr wurde am Brückenkopf der Adolf⸗Hitler⸗Brücke—Kronprinzenſtraße die 52 Jahre alte Ehefrau Magdalena Sommer geborene Balduf von dem Lie⸗ ferwagen IV B 31143 angefahren, überfahren und tödlich verletzt. Die Schwerverletzte wurde gleich darauf von einem SA⸗Mann ins hieſige Krankenhaus verbracht. Außerdem fuhr hinter dem Lieferwagen in Richtung Kronprinzenſtraße ein Motorradfahrer. Dieſe beiden Zeugen ſind bis jetzt nicht bekannt. Sie werden erſucht, zwecks Vernehmung bei der Kripo Mannheim, L 6, 1, Zimmer 5, vorzuſprechen. Gefängnis für leichtſinnigen Motorradfahrer. Durch den Leichtſinn eines Motorradfahrers wurde am 3. Juni vorigen Jahres ein junges Menſchenleben vernichtet. Der 12 Jahre alte Ludwig Bopp ſtand am Wegrande zwiſchen Weinheim und Sulzbach, mit dem Rücken gegen Weinheim gewendet, als er plötzlich einen Stoß erhielt und blutüberſtrömt auf die Straße ſtürzte. Die Schlagader wurde ihm durch das Nummernſchild am Oberſchenkel aufgeriſſen. Der wegen fahrläſſiger Tötung des infolge Verblutung ge⸗ ſtorbenen Jungen angeklagte 26 Jahre alte Philipp Heinrich Kraft aus Hemsbach hatte nach verſchiedenen Zeugen⸗ ausſagen in dem Augenblick des Unglücks mit der linken Hand gefahren und mit der rechten herunter nach ſeinem Rade gelangt. Dadurch war er zu weit rechts gekommen und hatte den Jungen angerannt, der ihm keineswegs ins Rad gelaufen war, wie er angab. Das Schöffengericht Mannheim verurteilte Kraft zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten. Junge im Neckar ertrunken. Am Samstag abend gegen 7 Uhr ſtürzte ein acht Jahre alter Volksſchüler in der Nähe der Friedrichsbrücke aus einem Fiſcherboot und ertrank vor den Augen ſeines Kameraden und der am Ufer ſtehenden Spielgefährten. Dieſer Vorfall zeigt erneut, daß unſere Jugend nicht genug vor unvorſichtigem Spielen am öder im Waſſer gewarnt werden kann. Der Kretzen⸗Tag in Friedrichsfeld. Der am geſtrigen Sonntag in Mannheim⸗Friedrichs⸗ feld abgehaltene Sippentag der Kretz. Gretz— Krätſch Grätſch, zu dem ſich etwa 250 Vettern und Baſen ein⸗ gefunden hatten, nahm einen ſchönen Verlauf. Oberpoſt⸗ inſpektor Julius Gretz, Karlsruhe, der ſich große Ver⸗ dienſte um den Zuſammenſchuß der einzelnen Zweige der Sippe erworben hat und ckuch die Durchführung der Zu⸗ fammenkunft anbahnte, berichtete nach kurzer Begrüßung durch Gg. Kretz, Friedrichsfeld, über den Stand der Familienforſchung in den verſchiedenen Linien und über Forſchungsarbeit; er war es auch, der das„Kretzen⸗Buch“ herausgab und die erſte Familientagung 1932 in Mühl⸗ hauſen bei Wiesloch veranſtaltete. Der Stamm Kretz läßt ſich bis 1440 zurückverfolgen, Herkunftsort iſt Wein⸗ garten bei Durlach. Heute iſt die Familie über ganz Baden und die Pfalz verbreitet, aber auch aus Nord⸗ deutſchland, ſo aus Dortmund, Köln, Deſſau uſw., nahmen zahlreiche Mitglieder teil. Nach gemeinſamem Mittagsmahl unternahmen die Gäſte einen Spaziergang und trafen ſich dann wieder zu gemütlichem Beiſammenſein. Für Unterhaltung ſorgten u. a. die Luſtigen Fünf aus Friedrichsfeld und die Gretzen⸗Kapelle aus Untergrombach, die zum großen Teil aus Familienmitgliedern beſteht. Da gab es keinen Unter⸗ ſchied zwiſchen Arbeiter und Akademiker, in echter Volks⸗ gemeinſchaft ſaßen alle Namensvettern in bunter Reihe. Viele Schreiben aus allen Teilen Deutſchlands waren eingetroffen, in denen zum Ausdruck kam, daß noch viel mehr Angehörige der großen Sippe gern gekommen wären, mindeſtens aber im Geiſt bei der Tagung waren. Die Sonne als Freund und Feind Der Menſch iſt geneigt, die Sonne lediglich als ſeinen Freund zu betrachten. Er muß aber auch wiſſen, daß eine zu enge Freundſchaft mit der Sonne ſehr leicht zu Schädi⸗ gungen ſeiner Geſundheit führen kann. Denn ſo wie etwa ein Teelöffel voll von einem Heilmittel anders wirkt als ein ganzes Glas davon, iſt es mit den Strahlen der Sonne auch. In der Hand des Wiſſenden ſind ſie ein Mittel, Geſundheit zu erhalten, Frohſinn zu wecken, ja, Geſundheit wiederzuerlangen und Krankheiten zu beſei⸗ tigen, während der Unwiſſende mit dieſer gleichen Sonne das größte Unheil anrichten kann. Dem Einfluß der Sonne iſt am meiſten unſere Haut ausgeſetzt. Faſt alle Menſchen wiſſen, wie unangenehm es iſt, wenn die Haut nach einem zu ausgiebigen Sonnen⸗ brand ſtark gerötet iſt und Schmerzen verurſacht. Hier tritt dann normalerweiſe eine Schutz und Abwehrmaß⸗ nahme unſeres Körpers ein, indem durch das Blut ein beſonderer Farbſtoff an die beſonnten Stellen heran⸗ gebracht wird, und es entſteht die Sonnenbräune. Wenn dieſe Erſcheinung eintritt, iſt kein Anlaß zur Beunruhi⸗ gung da. Dieſe Erſcheinung kann aber nur eintreten, wenn dem Körper des Menſchen, der ja zumeiſt nicht im Freien arbeitet, in ſeinen erſten Urlaubstagen nun nicht gleich ein Sonnenbad von mehreren Stunden zugemutet wird. Denn gegen eine ſo intenſive Sonnenbeſtrahlung hat der Körper nicht die nötigen Abwehrmaßnahmen, und es entſteht dann der unangenehme, ſehr ſchmerzhafte Son⸗ nenbrand, der ſchon manch einem Menſchen, der fröhlich und heiter ſeinen Urlaub verleben wollte, die freien Tage zu regelrechten Krankheitstagen gemacht hat. Der Nutzen, den hier die Sonne bringen ſollte, iſt in das Gegenteil verkehrt worden. All das iſt aber auch nicht notwendig, wenn man es richtig anfängt. Zunächſt ſollte man reine Sonnenbäder, d. h. Stilliegen in der Sonne, überhaupt vermeiden und ſtatt deſſen das Luftbad wählen, d. h. ſich in Luft, Waſſer und Sonne ſo bewegen, wie wir es etwa beim Sport tun. Auf dieſe Weiſe brennt die Sonne nicht anhaltend auf eine Stelle des Körpers. Nach dem Luftbad ſoll man die Haut leicht einfetten oder mit einem Hautöl behandeln, wozu man aber keine ſalzhaltigen und keine mineraliſchen Fette nehmen darf. Auf keinen Fall darf bei einem rich⸗ tigen Sonnenbrand Eſſigſaure Tonerde zum Kühlen ver⸗ wendet werden, auch das Waſchen muß an dieſen Stellen unterbleiben, erſt recht natürlich die Anwendung von Seife. Reichlich Puder, Fett oder Oel ſind hier angebracht. Etwa entſtehende Hautblaſen dürfen auf keinen Fall ge⸗ öffnet werden, zweckmäßig iſt hier ein leichter Verband. Beſonders ſtark iſt die Gefahr des Sonnenbrandes beim Waſſerſport, beim Segeln, Rudern und Paddeln. Hier werden die Sonnenſtrahlen von der Waſſerfläche wie von einem Spiegel zurückgeworfen, und der Körper wird von zwei Seiten angegriffen. Bei ſehr ſtarker Sonnenwirkung auf den Schädel kann es zum Sonnenſtich kommen. Er entſteht durch eine direkte Einwirkung auf das Gehirn. Der ſo Erkrankte iſt ſofort in den Schatten zu bringen, die Kleidung iſt zu öffnen, damit die Atmung nicht beengt wird, kühle Kom⸗ preſſen auf den Kopf ſind angebracht. Im Gegenſatz dazu entſteht der Hitzſchlag aus einer inneren Ueberhitzung des Körpers. Er hat alſo mit der Sonne unmittelbar nichts zu tun, er kann auch in überfüllten Räumen auftreten. Sorge jeder, daß ſie jetzt, wo ſie hoffentlich recht vielen draußen in der Natur ſcheint, ſein Freund und nicht ſein Feind ſei. Dr 8 Baden mit Luſt— und mit Verſtand! Es gibt keine ſchönere und wohltuendere Erholung, als an heißen Sommertagen, wenn matt und welk die Blätter an den Bäumen dürſten, ſich in das kühlende und erquickende Naß der Flüſſe und Seen zu ſtürzen. Wie oft aber wird Badefreude zum Badeleid! Tagtäglich müſſen die Zeitungen ihre Spalten den traurigen Nachrichten öffnen, die von Badeunfällen wiſſen. Wer baden und vor allem wer ſchwimmen will, ſollte den Weg zum Arzt nicht ſcheuen. Herz und Lunge müſſen in Ordnung ſein, da⸗ neben ſoll man die Bedeutung eines anderen Organs, nämlich der Ohren, nicht unterſchätzen. Sie ſind nämlich der Sitz des Gleichgewichtsgefühls. Dringt infolge einer vielleicht ganz harmloſen Verletzung Waſſer durch das Trommelfell, ſo wird der Gleichgewichtsſinn geſtört, und damit iſt die Gefahr des Ertrinkens nahegerückt. Hat der Arzt den Körper geprüft und für geeignet befunden, dann hinaus an den blauen See und den eilenden Fluß! Doch eines: Nicht etwa hinausgejagt, ſo daß ihr in Schweiß gebadet dort ankommt! Erhitzt ſich ins kalte Waſſer zu begeben, kann leicht den Tod bedeuten. Nicht anders ſteht es mit dem vollen Magen. Auch er kann die Urſache von Badeleid ſein.— Wichtig iſt es, ſeinen Körper im Waſſer genau zu beobachten. Der eine hält viel, der andere wenig aus. Es kommt darauf an, wie ſich der Körper gegenüber den Einflüſſen des Waſſers verhält. Weſentlichſter Grundſatz beim Baden muß es ſein, nur ſo lange im Waſſer zu verweilen, wie man es als Wohl⸗ tat empfindet. Bei dem geringſten Anzeichen des Uebel⸗ ſeins verlaſſe man ſofort das Waſſer. Man meide das Baden in unbekannten Gewäſſern, vor allem wenn ſie⸗ moorigen Charakter haben; man meide Badeſtellen, die viel Schlinggewächſe und Kraut aufweiſen oder wo Pfähle, Brückenreſte und Trümmer hinderlich zu ſein ſcheinen. Man unterlaſſe das Baden an Stellen, die durch Strömungen und Strudel wild bewegt ſind. Hier lauern oft dunkle Gefahren, die vom Ufer aus nicht immer er⸗ kennbar ſind. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man Schwimmer iſt, wenn man die geſundheitlichen Vorausſetzungen erfüllt. Ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt es, daß man ſich zum Ret⸗ tungsſchwimmer ausbilden läßt, um gefährdeten Volks⸗ genoſſen im geeigneten Augenblick beiſpringen zu können. Igel und Schlangen geſetzlich geſchützt HB. Die Naturſchutzverordnung vom 18. März 1936 ſchützt nicht nur Pflanzen, ſondern auch zahlreiche Tiere, die ſchon ſelten geworde nſind und vor der völligen Ausrottung bewahrt werden ſollen. Von Säugetieren ſind es Igel, Spitzmäuſe, Fleder⸗ mäuſe, Siebenſchläfer und Haſelmaus, von Kriechtieren Sumpfſchildkröte(ſehr ſelten), alle in Niederſachſen vorkom⸗ menden Eidechſen, die Blindſchleiche, die Ringelnatter und die Würfelnatter(ſehr ſelten), von Lurchen der Feuerſalaman⸗ der, Kröten und Unken, Laubfroſch und Moorfroſch, von Inſekten Segelfalter, Hirſchkäfer und Rote Waldameiſe. Faſt alle dieſe Tiere ſind den Menſchen nützlich, weil ſie Unge⸗ ziefer vernichten, wie der Igel, die Spitzmäuſe, die nichts mit den Feld⸗ oder Wühlmäuſen zu tun haben, ſondern Inſekten und dergleichen verzehren, wie auch die Fledermäuſe. Die Eidechſen leben in gleicher Weiſe vom Fang von Inſekten; die Schlangen fangen Mäuſe, Fröſche und dergleichen. In Deutſchland lebt nur eine giftige Schlange, das iſt die Kreuzotter, die auch den Menſchen durch Biß ge⸗ fährlich werden kann. Da ſie in Farbe und Zeichnung wech⸗ ſelt, iſt ſie nicht immer leicht zu erkennen; Hauptmerkmal iſt die meiſt dunkelbraune Zickzacklinie auf dem Rücken. Auch ſie iſt in den meiſten Gegenden ſelten. Kröten, Unken und andere Amphibien ſind den meiſten Menſchen durch ihr Aeußeres, das hauptſächlich als Schutzfarbe dient, widerwärtig. Dennoch ſind auch ſie durch den, Fang von Schnecken, Würmern und Kerbtieren nützlich. Die Segelfalter gehören zu den ſchönſten. Tagfaltern, die bis auf die Weißlinge alle gegen Verarbei⸗ tung zu Schmuckwaren geſchützt ſind; ebenſo iſt es mit den⸗ Schwärmern und Gold⸗ und Roſenkäfern. Die Rote Waldameiſe iſt beſonders nützlich durch Wegſchaffen verweſender Stoffe, war aber von Sammlern. der ſogenannten Ameiſeneier ſtets gefährdet. Auch die Wein⸗ bergſchnecke genießt einen beſchränkten Schutz vom 1. März bis 31. Juni. Für alle zuerſt genannten Tiere iſt das Wir ſehen, wie vielfältig die Wirkung der Sonne ſein kann, ſie iſt aufbauend und zerſtörend. Ohne ſie befallen den Menſchen ſchwere Krankheiten, wird alles Leben faſt unmöglich— richtig verwendet trägt ſie weſentlich zur Er⸗ haltung und Förderung des Lebens und zur Heilung von Krankheiten bei, in zu hohem Maße angewendet ruft ſie nicht nur Krankheiten hervor, ſondern kann ſelbſt den Tod Fangen, Töten auch ihrer Larven, Puppen uſw. und der Ver⸗ kauf verboten. Der Fang des Maulwurfs auf frem⸗ den Grundſtücken iſt ebenfalls verboten. Lehrmittelhandlungen und Naturaliengeſchäfte müſſen über die in ihrem Beſitz be⸗ findlichen Tierarten eine Liſte führen. Wer ſich bemüht, die Tiere in der freien Natur kennen⸗ zulernen, wird ſie nicht mehr fürchten, ſondern umſo größere neuere Ergebniſſe; in ſeinen Händen liegt die mühevolle Freude an alf ibren Wundern baben. Amtliche Bekanntmachung der Stadt Mannheim. Oeffentliche Erinnerung. Zur Zahlung an die Stadtkaſſe Mannheim waren bezw. werden fällig ſpäteſtens am: 14 Tage nach Zuſtellung des Forderungszettels: das Schulgeld der Höheren Lehranſtalten für 1. Drittel 1936/37, bringen. Anzeigen helfen Ihnen Hans Albers spielt heute Abend zum letzten Mal in seinem Großfilm der Ufa: Waren helfen Hpren! 14 Tage nach Zuſtellung des Forderungszettels: Für den Savo-Hotel 217 8 das Handels⸗ und Gewerbeſchulgeld, ſowie das W 8 kau en 1 der Höheren Handelslehranſtalten für asch und Putztag! f f 1. Oriktel 1936/87, Waschbürst tüclec ab—.12 6. Juli 1936: Gebäudeſonderſteuer für Juni 1936, 1 5 St 5—.22 im PA LAST. ſie helfen 6. Juli 1936: die von den Arbeitgebern an den 5 8 CCC Lohn⸗ und Gehaltszahlungen im Juni 1936 einbehaltene Scheuertücher Stück ab—. 20 dem Bürgerſteuer, 10. Juli 1936: die bis dahin fällig werdende Ver⸗ gnügungsſteuer, 3 5 10. Juli 1936: die auf Grund von Stundungen bis dahin fällig werdenden Steuerzahlungen. An dieſe Zahlungen wird erinnert. Wird eine Steuerzahlung nicht rechtzeitig entrichtet, ſo iſt nach den Vorſchriften des Steuerſäumnisgeſetzes mit dem Ablauf des Fälligkeitstages ein einmaliger Zuſchlag(Säumniszuſchlag) in Höhe von 2 v. H. des rückſtändigen Steuerbetrages verwirkt. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten verbundene Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine beſondere Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt Kokosbesen, Straßenbesen Handfeger, Staubtücher Fensterleder, Stärke, Soda Bohnerwachs 500 gr Dose ab 40 Bodenbeize 500 fr-Dose ab 44 Kernseife St. 15, 13, 12, 08 Kernselfe, hellgelb, 5 Frischgew. 500 gr, 3teilie—.29 Schmierseife, gelb und weiß . Offen und in Pakete Klosettpapier 10 Rollen—.75 Wer⸗ bungtrei⸗ benden ver⸗ kaufen! Wirtschaft prinz Mat“ Morgen Dienstag früh Schlachtfest. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch. Hierzu ladet freundlichſt ein i Ernſt Wolf Wtw. nicht. 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