Nr. 155(2. Blatt). Montag, 6. Juli 1936 N. geber für die Welt Staatsſekretär Funk über die nationalſozialiſtiſche Fremdenverkehrspolitik. 1 Auf der Tagung des Reichsausſchuſſes für Fremden⸗ 5 verkehr und der 24 deutſchen Landesfremdenverkehrsver⸗ n 7 i. S 5 bände in Bad Godesberg ſprach Staatsſekretär Funk 5 über die Fremdenverkehrspolitik im nationalſozialiſtiſchen ˖ f Staate unter beſonderer Berückſichtigung der Olympiſchen Spiele. Er führte hierzu u. a. folgendes aus: Im Fremdenverkehr herrſchte in den Jahren des po⸗ 65 litiſchen, wirtſchaftlichen und moraliſchen Verfalls geradezu 1 ein Freibeutertum. Hier hat der nationalſozialiſtiſche 8 Staat gründlich aufgeräumt. Zunächſt haben wir den d Fremdenverkehr aus der Sphäre der ſtaatlichen und ge— 1 meindlichen Zerriſſenheit und kleinlichen Kirchturmspolitik 9 herausgehoben, indem wir ihn zu einer Angelegen⸗ heit der Reichspolitik und Reichsführung erklär⸗ 5 ten und ihm eine ſtaatspolitiſche Aufgabe gaben. Wer heute 5 im Fremdenverkehr tätig iſt, muß ſich dieſer hohen Auf⸗ i gabe bewußt ſein und die entſprechende Verantwortung 8 dem Staate gegenüber auf ſich nehmen. Der erſte Grund⸗ 5 ſatz 18 nationalſozialiſtiſchen Fremdenverkehrspolitik Alter: 15 Fremdenverkehr verpflichtet t. Der nationalſozialiſtiſche Staat iſt auch auf dieſem Ge⸗ 1 biet zunächſt mit einer tief durchgreifenden Erzie- 4 hungsarbeit vorgegangen. Der Erfolg iſt bereits ſicht⸗ 7 bar in Erſcheinung getreten. Der Dienſt am Gaſte wird 8 heute in allen Stätten des Fremdenverkehrs als die vor⸗ e. nehmſte Aufgabe angeſehen. Es wurde eine ſyſtematiſche e. Schulung der Gaſtſtätten⸗ und Hotelinhaber und des ge⸗ 0. ſamten Perſonals durchgeführt. B Wir machen es allen dieſen Volksgenoſſen zur Pflicht, ch f dem Gaſt, und insbeſondere dem ausländiſchen gegen⸗ * 1 über, in jeder Weiſe e und entgegenkommend zu — ein. ö Bei den Olympiſchen Spielen werden viele Tauſende von ſt, Ausländern nach Deutſchland kommen, die die deutſche 125 3 Sprache nicht verſtehen. Gerade dieſen Ausländern gegen⸗ . g über müſſen alle Perſonen, deren Dienſte ſie in Anſpruch 8 f nehmen, beſonders höflich und rückſichtsvoll ſich benehmen. n.3 Der deutſche Hotelier und der deutſche Hotelangeſtellte, der Dienſtmann und der Droſchkenchauffeur vertreten dieſen Ausländern gegenüber den nationalſozialiſtiſchen Staat. Sie alle haben daher die Pflicht, ſich entſprechend zu be⸗ 5 nehmen und ihrem Vaterlande keine Schande zu machen. 18 Die Ausländer, die nach Deutſchland kommen, müſſen 1 unſer Land in dem Bewußtſein wieder verlaſſen, daß 12 Deutſchland das gaſtlichſte Land der Welt iſt. und das n deutſche Volk eine wahre Gaſtfreundſchaft pflegt und n⸗ ſchätzt. d Größere Diſziplin im Straßenverkehr! 85 Beſonders ungünſtige Rückwirkungen auf den Frem⸗ 01. denverkehr muß die Diſziplinloſigkeit haben, die wir heute ist im Straßenverkehr in Deutſchland beobachten. Hier 228 gibt es bisher nicht nur keine Volksgemeinſchaft, ſondern it jeder iſt hier offenſichtlich gegen den anderen. In den an⸗ 28 deren Ländern mit ſtarkem Automobilverkehr gibt es ſo 8 etwas nicht. Wir müſſen gerade mit Rückſicht auf den ſtark 120 geſteigerten Automobilverkehr, den die Olympiſchen Spiele ö mit ſich bringen werden, verlangen, daß die am Straßen⸗ 55 verkehr beteiligten Perſonen größere Diſziplin wahren. Die 55 a ärgſten Diſziplinwidrigkeiten muß man immer wieder bei itt den Laſtwagenfahrern feſtſtellen. Dieſe ſind der Schrecken te jedes Automobiliſten, beſonders bei Nachtfahrten, wo ſie 928 durch rückſichtsloſes, unvorſchriftsmäßiges Fahren und 8 falſche Einſtellung der Scheinwerfer den Verkehr auf das ch. ſchlimmſte gefährden. 5 u Gegen alle Verkehrsſünder muß mit viel ſchärferen en f Mitteln als bisher vorgegangen werden. 1 Die Automobiliſten müſſen zur Selbſtabwehr ſchreiten und en. i hierbei von den Behörden weiteſtgehend unterſtützt und h Di 8 W „ ie Herrgottsmühle 5 1 Roman von Paul Hain),([ 1— 14. 5 g Achtes Kapitel. 55 5 Verena von Ruhland ſtampfte heftig mit dem Fuße auf. 3„Dieſe Kleinlichkeiten werden mich noch raſend machen,“ nö rief ſie erregt aus„Nichts ſoll man kaufen— nichts beſtel⸗ len! Was hat man denn vom Leben! Man vegetiert ja bloß noch. Ich bin jung, ich brauche ein bißchen Luxus. Ich bin wahrhaftig ſchon beſcheiden genug darin.“ Die Augen in ihrem von der Erregung geröteten Ge⸗ ſicht blitzten. 5 „Mama— du biſt zu kleinlich!“ Die Gräfin ſtieß einen Seufzer aus.„„ „Kind— wenn wir's dazu hätten— ich bin die letzte, die dir nicht den Luxus gönnte! Ach— daß es ſo weit kom⸗ men mußte!“ Dieſe Szene ſpielte ſich in dem Speiſezimmer der gräf⸗ lichen Wohnung ab, die in der Kantſtraße lag. Hier be⸗ wohnte Oberſt von Ruhland eine Sechszimmerwohnung, die noch immer mit einer gewiſſen ſoliden Bequemlichkeit eingerichter war. Aber die Verhältniſſe, in denen ſie jetzt lebten, ſchienen ihnen ihrer unwürdig. Der Oberſt von Ruhland ſelbſt hatte ſich allerdings längſt eingefügt, er war mürbe im Daſeinskampf geworden, und mit einer ge⸗ wiſſen leichtfertigen Anpaſſungsfähigkeit an die moraliſchen Anſchauungen einer neuen Zeit machte er Geſchäfte, wie ſie ihm unter die Finger kamen, mochten ſie oft auch un⸗ ſauber ſein.. Die Damen brauchten Geld— ſie fragten nicht danach, wie er es heranſchaffte. Die Penſion war ja kärglich genug. And er ſelbſt liebte den Wein und das Glücksſpiel von Herzen. So tat man eben, was man tun kongte. Etwas brachte der gute Name eben doch noch ein. Seine Hoffnung war Kurt, ſein Sohn. a Hatte der erſt als Juriſt ſein Examen gemacht, würde er die Familie unterſtützen können. Bei ſeiner Weltge⸗ wandtheit konnte es ihm nicht ſchwer fallen, eine gute, erſtklaſſige Stellung zu finden. Dann fiel ſchon der Mo⸗ natswechſel weg. And wenn er eine ſeinem Namen ent⸗ ſprechende Heirat machte, würden die Sorgen wohl ein für allemal verbannt ſein. aus der zierlichen Handtaſche, die auf zu betupfen, Eine Beſchäftigung, der ſie reichlich oft tags⸗ beten, ja nicht ſeine Einladung zu vergeſſen. Er hatte ihr auch zuerſt des öfteren aus ſeiner neuen Heimat geſchrie⸗ Auch Verena konnte in dieſer Hinſicht ihr Glück ma⸗ ’ßk;n!ß; 5 ben— dann war das plötzlich vorüber geweſen.. geſchützt werden. Man gewinnt auch immer wieder den Eindruck, daß Automobile von Leuten gelenkt werden, die noch abſolut keine Sicherheit im Fahren haben. Nötig wäre auch ein allgemeines Rauchverbot für Auto⸗ lenker, da es auf der Hand liegt, daß durch das Rauchen am Steuer in Gefahrenmomenten eine Behinde⸗ rung des Fahrers eintritt. Wir können heute mit Freude feſtſtellen, daß unſere Aufbauarbeit für den deutſchen Fremdenverkehr einen wahrhaft großen Erfolg gezeitigt hat. Unter Führung des Propagandaminiſteriums iſt eine in der Welt bisher noch nie dageweſene Propaganda für die Olympiſchen Spiele entfaltet worden. Die Ideen dieſer Propaganda und ihre Richtung hat der Propaganda⸗Ausſchuß der Olympiſchen Spiele gegeben, der vom Propagandaminiſterium ins Le⸗ ben gerufen wurde. Während die Syſtemregierungen ſich ſchämen mußten, den Ausländern ein verarmtes, ſchlecht verwaltetes, heruntergekommenes Deutſchland zu zeigen, iſt es das Beſtreben der nattonalſozialiſtiſchen Regierung, Ausländer in möaglichſt großer Zahl nach Deutſchland zu holen. Hierin erblicken wir auch eine der wirkungsvollſten Abwehrmaßnahmen gegen die Lügenberichterſtattung über Deutſchland im Ausland. Der Ausländer, der zu uns kommt, ſoll ſehen. das in der Volksgemeinſchaft unter ſei— nem Führer Adolf Hitler geeinte deutſche Volk, den raſt⸗ loſen Arbeitswillen dieſes Volkes und ſein Streben nach wirtſchaftlichem und ſozialem Aufſtieg, aber auch das ſchöne deutſche Land, das in allen ſeinen Gauen dem aus⸗ ländiſchen Beſucher etwas Beſonderes zu bieten hat. Der Fremdenverkehr iſt ein wichtiges Inſtrument zur Wiedererringung der Weltgeltung Deutſchlands. Der Fremdenverkehr dient der Friedensidee, wie ſie unſer Führer Adolf Hitler der Welt verkündet hat, in hervor⸗ ragendem Maße. Die Betreuer des Fremdenverkehrs er⸗ füllen ſomit eine hohe politiſche Miſſion. Sie müſſen ſich ſtets der Grüße und Bedeutung ihrer Aufgabe bewußt ſein und ſollen nie vergeſſen, daß es von ihnen abhängt, wie die Welt über Deutſchland denkt. und wie man in der Welt von Deutſchland ſpricht: Im olympiſchen Jahre 1936 iſt jeder deutſche Volksgenoſſe ein Gaſtgeber für die Welt. Jeder deutſche Volksgenoſſe ſei ſich dieſer Aufgabe bewußt und handele danach. Olompiadienſt der Reichspoſt Gewaltige techniſche Vorbereitungen Bei den Olympiſchen Winterſpielen war die aus⸗ ländiſche Preſſe des Lobes voll über die vorbildlichen Ein⸗ richtungen, die von der Deutſchen Reichspoſt für den Nach⸗ richtenverkehr geſchaffen worden waren. Noch viel ge⸗ waltiger ſind erſt die umfangreichen Vorbereitungen für die bevorſtehenden Sommerſpiele. Was die Reichspoſt hier an techniſchen Leiſtungen vollbracht hat, wird ſelbſt den höchſten Anforderungen genügen. Ohne jede Schwierig⸗ keit wird die in⸗ und ausländiſche Preſſe die Möglichkeit haben, der ganzen Welt die Ergebniſſe der XI. Olympiſchen Spiele in Wort und Bild zu vermitteln. Es ſind insgeſamt nicht weniger als 13 Sonderpoſt⸗ ämter, davon vier auf dem Reichsſportſeld, vorgeſehen, die 90 getrennte Schalter für Poſt⸗, Telegraphie⸗ und Fernſprechzwecke, ſieben Bildtelegraphenſender, 22 Fern⸗ ſchreiber, 215 Fernſprecher und Wertzeichengeber, Stempel⸗ ſlellen und dergleichen erhalten. Daneben ſind fahrbare Poſtämter eingerichtet. Sonderbetriebszellen befinden ſich auf den Nebenſportplätzen und an der Avus, überall dort, wo olympiſche Wettbewerbe durchgeführt werden. Für die Segelwettkämpfe in Kiel werden ein Preſſe⸗ poſtamt und drei Sonderpoſtämter für den allgemeinen Verkehr eingerichtet. Im Olympia⸗Stadion in Grünau Sie betrachtete nun verliebt die zwei Paar zierlichen Schuhe, die vor ihr ſtanden, kleine, koſtbare Wunderwerke, und das neue, elegante Straßenkoſtüm, das ſie über den Stuhl gebreitet hatte. Beides war vor einer halben Stunde geſchickt worden. Die Rechnungen dafür gingen allerdings unbezahlt zurück. Verena hatte alles ſorglos, wie ſtets, beſtellt gehabt— und die Gräfin hatte ihr wieder Vorwürfe darüber gemacht. „Wie ſollen mir nur all die Schneider⸗ und Stiefel⸗ und Wäſcherechnungen bezahlen, Verena? Denkſt du denn nicht daran?“ a Verena ſagte gelaſſen: 5 „Pa wird ſchon Geld bringen. Ich kann doch nicht jetzt, wo es ſchon Herbſt wird, noch immer das Sommerkoſtüm tragen. Und Mäntel ſind paſſé, liebe Ma. Schuhe braucht man immer— ſie ſind die neueſten Schöpfungen aus Pa⸗ xis, ſieh nur 5 5 5 8 Die Gräfin mußte lächeln. „Kind— ich beneide dich um deine Sorglosigkeit. Ge⸗ wiß— ſchön ſind ſie, ſehr ſchön.“ 5 5 „„Nicht wahr? Ach, ich wußte ja, daß du nicht lange böſe ſein würdeſt, Ma. Ich bin ja doch dein Stolz und du freuſt dich, wenn deine Tochter bewundert wird. Stimmt es nicht?“ 5 Kokett ſtand ſie da in ihrer reifen Schönheit. um die vollen, roten Lippen ein ſelbſtbewußtes Lächeln. a Die Gräfin ſagte: b 5 „Wenn nur einer deiner Bewunderer Ernſt machen wollte, Verena. Was nützt die Bewunderung allein. Ich hatte gehofft, daß— daß das freundſchaftliche Verhältnis zu Herrn von Wilbrandt ſich enger geſtalten würde. Du ſchwärmteſt ja von ihm— und er ſchkieb dir doch auch oft. Ich mollte dich ſchon immer fragen— N Verena war bei Nennung des Namens eine leichre Rote in die Wangen geſtiegen. Nun ſetzte ſie eh wieder, nahm i er Anrichte lag, eine kleine, ſilberne Puderbüchſe und begann ſorgfältig und mit geheucheltem Intereſſe mit der Puderquaſte ihr Geſicht über oblag. 5 7 Viktor von Wilbrandt!.. VV'—f Ach— wie oft dachte ſie ſelbſt an ihn. An jene Reiſe mit ihm von Marburg nach Berlin, auf der ſie ſich ſo wundervoll unterhalten hatte. Dringend hatte er ſie ge⸗ — f lich beſchäftigt zu ſein. Ich kann nichts dafür, Aber gedulde blickte ſie zu ihrer Mutter hinüber. glauben! 3 Gott ſei Dank, daß du ſelbſt ſo klug bis und weißt, was du deinem Namen ſchuldig b kuhigt mich immer. Ich wäre ſonſt ſchon verz Gefahr zu laufen, eine Dummheit zu eie Anononen Deutſche Gaſtfreundſchaft! Aufruf des Reichsminiſters Dr. Goebbels. Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda erläßt folgenden Aufruf: „Rach dem Willen des Führers hat Deutſchland für die Olympiſchen Spiele 1936 Vorbereitungen wie kaum ein ande⸗ res Land zuvor getroffen. Die Hundekttauſende ausländiſcher Gäſte ſollen würdig empfangen werden und ein beſonders glänzendes Beiſpiel deutſcher Gaſtfreundſchaft erleben. Ich bin gewiß, daß jeder Deutſche ſeine Ehre darin ſetzen wird, den ausländiſchen Beſuchern, die alle unter dem Schutz des Deutſchen Reiches ſtehen, zuvorkommend gegenüberzutreten und, wenn ſie einer Hilfe bedürfen, ihnen mit Rat und Tat Beiſtand zu leiſten. gez Dr. Goebbels.“ 8 i 5 a und im Preſſe⸗Hauptquartier im Schiller⸗Theater werden beſondere Preſſepoſtämter eingerichtet, außerdem ſind auf den Preſſetribünen des Reichsſportfeldes rund 130 Sitz⸗ plätze mit direktem Anſchluß verſehen. Bei den Preſſe⸗ ſtellen ſind zugleich auch die Annahmeſtellen für die Bild⸗ telegraphie. Die großen Nachrichtenbüros haben eigene Fernſchreib⸗ und Fernſprechanſchlüſſe zur Verfügung. Das geſamte Fernamt Berlin mit ſeinen rund 1200 Fernſprech⸗ Doppelleitungen nach dem In⸗ und Ausland wird ganz auf den Olympia⸗Verkehr eingeſtellt. Nach Möglichkeit ſoll der Anmelder ſeine gewünſchte Verbindung innerhalb Deutſchlands und des europäi⸗ ſchen Auslandes mit 191 Hörer am Ohr abwarten önnen. In echt olympiſchem Geiſt haben die Nachbarländer Nieder⸗ lande, Belgien und die Schweiz zuſätzliche Leitungen für den Durchgang nach England, Oeſterreich und dem Süden zur Verfügung geſtellt. Für Ueberſeeverbindungen iſt die Zahl der Kurzwellenſender erheblich vermehrt. Im Reichs⸗ ſportfeld ſind bis zu 18 Rundfunkübertragun⸗ gen allein an das europäiſche Ausland gleichzeitig mög⸗ lich gemacht. Daneben nehmen alle deutſchen Sender den Verlauf für ihre Hörer auf. Zur Bewältigung des geſam⸗ ten Nachrichtenverkehrs hat die Reichspoſt zuſätzlich rund 4000 Kräfte bereitgeſtellt. Die Reichspoſt plant auch, ihre Fe rnſe hein richtungen bei den olympiſchen Wett⸗ kämpfen einzuſetzen. Es iſt beabſichtigt, Ausſchnitte aus den Kämpfen auf dem Reichsſportfeld durch Fernſehauf⸗ nahmen auf die in Berlin und Potsdam eingerichteten öffentlichen Fernſehzellen, die zu dieſem Zweck von 10 auf 25 erhöht werden, zu übertragen. 11. Wie der Leiter der Preſſeſtelle des Organiſations⸗ komitees, Dr. Krauſe, bekanntgibt, wird in der Ehrenhalle unter dem Glockenturm, der ſogenannten Langemarck⸗ Halle, auch ein Schrein mit Erde aus Langemarck, jener Stätte, an der im Weltkrieg die deutſche Jugend unter dem Geſang des Deutſchlandliedes in den Tod zog, Aufſtellung finden. Die Namen der olympiſchen Sieger, die an den Innenſeiten des Marathon⸗-Turmes eingemei⸗ 8755 1— ſollen, werden zunächſt mit Bleibuchſtaben an⸗ gebracht. 5 Ruhig und feſt Der Berliner Aktienmarkt verkehrte wiederum in feſter Haltung. Im allgemeinen nahmen aber die Umſätze keinen größeren Umfang an. Die Kursbeſſerungen gingen nur in wenigen Fällen über 1 Prozent hinaus, ſo zum Beiſpiel bei Harpener plus 2 Prozent, Ilſe Bergbau plus 1,75 Prozent 8 und Goldſchmidt plus 1,50 Prozent. 5 Am Geldmarkt verblieb der Satz für Blankogeld auf 3 bis 3,25 Prozent. 5 Pert Deviſenmarkt lagen Dollar und Pfund unver⸗ Adert. Und— allein hatte ſie doch nicht hinfahren kön⸗ nen. Nur gemeinſam mit Kurt. Der aber bereitete ſich zum Examen vor und konnte erſt im Herbſt, wenn er glücklich„durch“ war, abkommen. N 2 So lange mußte ſie warten. So ſchwer es ihr 1 5 Denn niemand konnte beſſer als ſie wiſſen, wie ſtark in ihr Wunſch und Hoffnung war, dieſen vornehmen, mit Glücksgütern überreich geſegneten jungen Baron an ſich zu feſſeln. Er mußte ihr gehören. And daß es ihr gelingen würde, ihn zu erobern— deſſen glaubte ſie ziemlich ſicher zu ſein. Er war eine leidenſchaftliche Natur— und nu. zu genau hatte ſie gemerkt, daß ihre Reize nicht ohne nach. haltige, hinreißende Wirkung auf ihn geblieben waren. Ja, Ma— der gute Herr von Wilbrandt ſcheint reich. dich— ich habe ihn nicht aufgegeben. Man kann Männe nur betören, wenn man um ſie iſt“. Sie lachte leichtſinnig. e 5 Die Gräfin nickte eifrig. 8„55 „Da haſt du gewiß recht. Verena— ich wünſche nichts ſehnlicher, als daß du dieſe Partie machteſt Es wäre ein Glück für uns alle. Er war doch, wenn ich richtig beobach⸗ tet habe, ſchon recht vernartt in di And ſtolz fügte ſie hinzu: 5 a „Was ja auch kein Wunder iſt. Eine ſo entzückende Er⸗ ſcheinung wie dul And der Name! Kind— wir könnten dann die Wilbrandtſche Villa am Tiergarten 111 ſen Prachtbau. Kämen endlich aus dieſen armſeligen Re „ „Aber Ma— hältſt du es wirklich für nötig, mir L ren zu geben?“? 8„„ Verena betupfte ihren Mund leicht mit einem in maſſiver Silberhülſe gefaßten Lippenſtift. Sp „ich weiß ſchon, was ich will. Du darſſt es m Kurt iſt Gott ſei Dank auch ſelbſtbewuß Ju neueren Berechnungen au nen Jah„„ re. FE 2 Aus dem Gerichtsſaal Der Mainzer Giſtmordprozeß Allerlei Jeugenausſagen.— Ein Kronzeuge? Mainz, 3. Juli. Bei einer Gruppe der am vierten Verhandlungstage vernommenen Zeugen hat man wieder das Gefühl, als ſeien ihre Ausſagen durch den ſeit der Mordtat in Koſtheim um: laufenden Klatſch ſtark beeinflußt Dieſe Tatſache erſchwerf natürlich eine Reihe ſonſt wichtiger Ausſagen. Ein Zeuge bekundet, Georg Vogler ſei bereits in der Sterbenach ſeines Vaters 5 die Straße gelaufen und habe dort ge⸗ brüllt:„Die alte Sau hat meinen Vater vergiftet“ Ein Bruder des ermordeten Gaſtwirts Vogler berichtet über die Angabe eines Spiritiſten, der Frau Vogler nach dem Tode ihres Mannes geſagt haben ſoll, er habe mit dem Geiſt ihres Mannes geſprochen, und dieſer habe mit⸗ geteilt, er werde ſeinen Sohn Georg bald zu ſich holen. Frau Vogler will das geglaubt haben. Alle irgendwie belaſtenden Zeugenausſagen werden von Frau Vogler nach wie vor beſtritten. Klei⸗ nigkeiten gibt ſie dagegen großzügig zu. a Den Abſchluß des vierten Verhandlungstages bildet die zweieinhalbſtündige Vernehmung des Zeugen Adol Hoſch, der ſich als Kaufmann ausgibt. Er war früher als Heraldiker für eine amerikaniſche Firma in Deutſchland tätig, muß aber auch die Tätigkeit eines Rechtskonſulenten in Wiesbaden ausgeübt haben, denn in dieſer Eigenſchaft wurde er von der Angeklagten mehrfach und eingehend in Anſpruch genommen. Man erhält von dieſem Zeugen einen recht zwieſpältigen Eindruck und weiß nicht recht, ob er ein Schwätzer iſt oder wirklich ein Kronzeuge, der noch weit mehr weiß, als er bisher geſagt hat. Die wichtigſten Ausſagen, die er machte, betreffen die Giftherſtellung des Wiesbadener Pharmazeuten Müller, der mit dem Apotheker Holländer in Wiesbaden in guten Beziehungen ſtand, ſo mit Saponin, das er aus wil⸗ den Kaſtanien gewonnen hat, ein Gift hergeſtellt haben, das in feſter und flüſſiger Form in den Magen eingeführt werden konnte und als Pflanzengift ſpäter im menſchlichen Körper ſchwer nachweisbar war. Der Sachverſtändige Dr. Popp bezeichnet das Saponin als ein ziemlich gefährliches Herzgift. Die Kartenlegerin Rocker habe die Er⸗ zeugniſſe des Müller in einem dem Zeugen Hoch nicht be⸗ kannten Kundenkreis vertrieben. Der Sohn der Rocker war im Geſchäft des Müller tätig. Der Zeuge Hoch ſtellte die Behauptung auf, daß Müller, Frau Rocker und Frau Vog⸗ ler ſehr eng zuſammenhängen. Frau Vogler erklärte zunächſt, alle Ausſagen dieſes Zeugen ſeien von Anfang bis zu Ende erlogen. Dann glaubt ſie plötzlich, der Pharmazeute Müller könne jener geheimnisvolle„nkel Ehrhard“ ſein. Nur ſchade, daß Müller heute tot iſt, denn ſo kann man ihm alles Mögliche zuſchieben. Endlich erklärt die Angeklagte, ſie werde bei der Vernehmung der Frau Rocker und ihres Geliebten Holz⸗ hauer weitere Angaben über dieſe Fragen machen. Das Retz der Beweſſe zieht ſich zuſammen. Im Vordergrund der Vernehmungen des fünften Ver⸗ handlungstages, an dem 21 Zeugen vernommen wurden, ſtand die Frage der Verſicherungen. Eine frühere Mieterin von Frau Vogler beſtätigte, daß dieſe im Beſitz der Ver⸗ ſicherungspolize des ermordeten Seitz geweſen ſei, was die Angeklagte nach wie vor beſtreitet. Mehrere Zeugen berichten über den Abſchluß der Ver⸗ ſicherungen, zunächſt über die des alten Vogler, die 3500 Mark betrug. Sie wurde nicht ausbezahlt, da beim Tode des Gaſtwirts die Karenzzeit noch nicht abge⸗ laufen war Von beſonderem Intereſſe waren die Erklärungen perſchiedener Verſicherungsagenten über die Verſicherung, die Frau Vogler für ihren Stiefſohn abgeſchloſſen hatte. Dabei kam es zu einem heftigen Zu⸗ ſammenſtoß zwiſchen einem heute ſtellungsloſen Verſiche⸗ runasagenten, der behauptet, mit Georg Vogler über dieſe 5 Sport des Gonntags Bergfeſt in Heidelberg⸗Nohrbach. Das Bergfeſt am geſtrigen Sonntag in Rohrbach war ein ſchöner Auftakt für die Wiedererſtehung dieſer wahrhaft volkstümlichen Veranſtaltungen, wenn auch im Punkte Organisation noch mancher Wunſch offen blieb. Die Wettkämpfer ſammelten ſich um 8 Uhr in Rohrbach und marſchierten geſchloſſen auf den geradezu ideal gelegenen Sportplatz auf einer Anhöhe oberhalb Rohrbach. Rund 900 Wettkämpfer traten dort um 9 Uhr zu den neuartigen Wettkämpfen an. Sie beſtanden aus einem fortlaufenden Mehrkampf und zwar für Turner und Jugend⸗Turner: Kugelwerfen, Dreiſprung, Kugel⸗ ſtoßen a. d. Stand und Weitſprung a. d. Stand, für Turnerinnen: Vollballwurf, Schlußhüpfen und Kugel⸗ ſtoßen und für Jugendturnerinnen: Vollballwurf und Schlußhüpfen, außerdem in einem 60 m⸗Lauf für Turne⸗ rinnen und 80 m⸗Lauf für Turner, auch mußte alles an der völkiſchen Aussprache teilnehmen. Trotz des in der Frühe aufgeweichten Bodens wurden im allgemeinen gute Leiſtungen geboten. Der Bad. Zehnkampfmeiſter Hübſch⸗ 5 erreichte bei den Turnern die höchſte f zahl. „Nachmittags fanden die Staffeln und Mannſchaſts⸗ kämpfe ſtatt, die einen ſehr intereſſanten Sport boten. Die Mannſchaftskämpfe waren in Klaſſen eingeteilt nach der Mitgliederſtärke der Vereine. Tgd. Heidelberg erzielte in der A⸗Klaſſe die höchſte Punktzahl und wurde damit Bergfeſtſieger 1936 dieſer Klaſſe vor 1846 Mannheim. In der B⸗Klaſſe war Ty. 1862 Weinheim der Sieger, während in der Klaſſe C der Tbd.„Jahn“ Seckenheim „Bergfeſtſieger 1936“ wurde. Auch von den hieſigen Turnvereinen wurde das Bergfeſt mit Erfolg beſucht. Vom To. 98 errangen nach⸗ genannten Turner und Turnerinnen einen Siegespreis in Form des Eichenkranzes: Turner: Alb. Möll 5., Karl Gehr 13., Osk. Merdes 14. Sieger. Turner (Jugend): Osk. Heidt 5. Ernſt Volz 11., Karl Büchner 11., Theo Flachs 12., Kurt Bauer 20, Adolf Gropp 21., Herbert Böhler 23., Arthur ieger 5 Welker 28. ieger. Turnerinnen ältere): Gretel Rudolphi 1. Siegerin. zur nerinnen 1. Luiſe Maas 5. Emmy Bühler g., ſi Thomas 10., Emilie Möll 12. Siegerin. Jugend⸗ nerinnen: Hilda Möll 10. Siegerin. Turner Verſicherung mehrfach geſprochen zu haben, und Georg Vogler ſelbſt der nach wie vor energiſch in Abrede ſtellt, von dieſer Verſicherung irgend etwas gewußt zu haben. Der Vorſitzende ermahnt den Zeugen: „Sie ſcheinen mit Frau Vogler unter einer Decke zu ſtecken. Vielleicht haben Sie die Unterſchriften unter den Verträgen gefälſcht!“ Der Zeuge beharrt auf ſeiner Aus⸗ ſage, bleibt jedoch zunächſt unvereidigt. Die Unterſchriften ſind gefälſcht. Schriftſachverſtändiger Dr. Graff aus Mannheim berichtet über ſeine Unterſuchungen. Es wurden vier Un⸗ terſchriften in der Verſicherungsſache des Georg Vogler geleiſtet. Die beiden erſten wurden als plumpe Fälſchun⸗ gen bezeichnet. Bei den beiden andern, unter denen ſich auch jene befindet, die die Verſicherung auf Frau Vogler im Todesfalle ihres Stiefſohnes überſchrieb, äußerte der Sachverſtändige ſehr ſtarke Verdachtsmomente, ohne aller⸗ dings eine Fälſchung direkt nachweiſen zu können. Er gibt an, der Fälſcher bzw. die Fälſcherin könne in der langen Zeitſpanne ihre Handſchrift der des jungen Vogler ſehr ähnlich ausgeglichen haben. Die Sterbenacht des alten Vogler Ein ſehr merkwürdiger Zeuge iſt Johann Schnei⸗ der, der lange in Koſtheim gewohnt hat. Der Vorſitzende befragt vor ſeiner Vernehmung die Angeklagte über ihr Ver⸗ hältnis zum Zeugen. Sie ſei mit ihm befreundet, aber nie intim geweſen, ſagt Frau Vogler. Der Zeuge ſelbſt gibt ſpäter ſcherzhafte Zärtlichkeiten zu. Dann ſchildert er die Vorgänge in der Sterbenacht des alten Vogler. Er ſei gegen 1 Uhr nachts in die Wohnung der Angeklagten gekommen. Ab 2 Uhr ſei er mit Frau Vogler allein geweſen. Er will dann die Todesanzeige aufgeſetzt und Schriftwechſel für die Angeklagte erledigt haben. Sie ſelbſt habe ſchwer über die Schulden geklagt, die ihr Mann ihr hinterlaſſen habe. Der Zeuge habe ſie dann ge⸗ tröſtet und ſei gegen 5 Uhr morgens aus dem Voglerſchen Haus weggegangen. Lange Zeit danach will er noch nichts von einem Mordverdacht gewußt haben, obwohl die Polizei bereits eine ganze Weile in dieſer Sache Unterſuchungen an⸗ geſtellt hat. Als die Vernehmung des Zeugen abgeſchloſſen iſt, be⸗ fragt ihn der Oberſtaatsanwalt nochmals eindring⸗ lich nach ſeinem Verhältnis zu Frau Vogler. Der Zeuge muß unter dieſem Druck ſchließlich zugeben, daß weitgehende Vertraulichkeiten beſtanden hätten, daß es aber nicht zu Inti⸗ mitäten gekommen ſei. Trotz Bedenken ſeitens des Gerichts wird der Zeuge vereidigt. Die Leiden des Stiefſohnes. ſtachdem ein Photograph beſtätigt hatte, daß Frau Vogler ihn beauftragt habe, Bilder ihres Stiefſohns anzu⸗ fertigen, die ſie angeblich für das Totbeten durch Frau Schneider gebraucht habe, bekunden eine ganze Reihe von Zeugen über das grauenvolle Leiden des jungen Vogler im Krankenhaus. Sie lagen teilweiſe mit ihm im Krankenzimmer und konnten nächtelang nicht ſchlafen, ſo ſehr habe der arme Menſch geſchrien und gejammert. Er habe ausgeſehen wie ein Leichnam. Zu einer Zeugin hat Georg Vogler klar geäußert, ſeine Stiefmutter hätte ihm etwas in das Eſſen getan, deshalb müſſe er jetzt ſo leiden. Uebereinſtimmend ſind mehrere Ausſagen, die bekunden, daß die Angeklagte ihren Stiefſohn in der Zeit, in der er bei ihr war, vollkommen von der Außenwelt abgeſchnit⸗ ten hielt. Ein Krankenwärker ſagt unter Eid aus, daß die Leitung des Hildegardis⸗Krankenhauſes ihn ge⸗ warnt habe, von den Speiſen und Getränken etwas zu genießen, die Frau Vogler für ihren Stiefſohn brachte. Er lag damals mit Georg Vogler im Krankenzimmer und lieferte das von der Angeklagten gebrachte Eſſen regelmäßig an die Pflegeſchweſtern ab, ſo daß Georg Vogler nichts davon erhielt. Eine einzige Zeugin ſtellt der Angeklagten ein gutes Zeugnis aus. Das iſt die als„Mohrs Babett“ be⸗ kannte Vorbeterin bei Koſtheimer Beerdigungen. An dieſe gingen die meiſten Briefe, die Frau Vogler aus der Haft (ältere III): Hch. Gropp 3., Peter Ruf 7., Karl Neu⸗ bauer 10. Sieger. Turnerbund„Jahn“ 29 Kranzſieger, Recht ſchöne Erfolge kornten die Jahnler auch in den Einzelwettkämpfen buchen: Turner(ältere III): P. Ruf, Fr. Bender, W. Hirſch. Turner(ältere J): Hch. Schreck. Turner: Aug. Keller 5., Günther Herre, Bruno Schmich, Hch Kern, Paul Sauer, Hermann Eder II, Karl Braun. Jugendturner: W. Feuerſteein 10., Rch. Gropp, Arthur Scherer, Hermann UAmminger, Hermann Grimm, Karl Bächle, Alb. Stein, Oskar Biegel, Ernſt Kettner, Karl Hirſch. Jugendturnerinnen: Käthe Bauſch 3., Friedel Herre, Hedwig Keller, Elſe Schüßler, Lenchen Hauck, Elſa Wenzel Eliſabeth Bauſch. Tu r⸗ nerinnen: Marie Bächle. Staffeln: 4 mal 8) m⸗ Pendelſtaffel Jugend: 1. Sieger 41.5 Sek. 4 mal 80 m Pendelſtaffel Turner: 1. Sieger 40.4 Sek. Geſamtwertung im Mannſchaftskampf: 1. Sieger„Bergfeſtſieger 19367. Pferderennen in Heddesheim. Bei dem geſtrigen Pferderennen in Heddesheim ging beim Trabfahren„Lieſel“(Oskar Frey, Beſitzer) als erſter durchs Ziel. Beim Jugendgaloppreiten wurde Alfred Seitz mit„Aſtor“(E. Bühler, Beſitzer) 1. Sieger. Beim Rennen ſelbſt war Seckenheim ſtark verteilen, ein Beweis dafür, daß der ländl. Pferdeſport hier immer koch ſeine Vertreter hal. Bei dieſer Gelegenheit hat man auch das 25 jährige Reiterjubiläum von Hermann Loch⸗ bühler in den Kreiſen der Pferdeſportler gebührend gefeiert. f Großer Mototradpreis von Europa Zahlreiche Ausfälle in Hohenſtein⸗Ernſtthal. Auf det berühmten ſächſiſchen Rundſtrecke in Hohenſtein⸗ Ernſtthal wurde am Sonntag der 12. Große Motortadpreis von Europa zum zweiten Male in Deutſchland ausgetragen. 240 000 Zuſchauer verfolgten mit größtem Intereſſe die Kämpfe. Das Wetter war gut, der bedeckte Himmel ließ keine allzu große Hitze erwarten, was den Motoren ja nur vonſtatten kam. Dennoch waren die Ausfälle verblüffend groß.“ Zunächſt wurden die 250 cem⸗Maſchinen abgelaſſen und eine Minute ſpäter folgten die 175 cem. i Ein Rennen ohne Sieger gab es bei den ganz 15 Runden war nur kleinen, den 175 cem⸗Maſchinen. Na noch der Italiener Bonazzi auf MM auf der Strecke und auch er ſchied in der 20. Runde aus, ſo daß keiner der fünf Geſtarteten das Ziel nach 30 Runden(258 km) er⸗ ſchkieb, die allerdings zum größten Teil von der Behörde äß⸗ gefangen wurden. Die verſchwundene Witwe Inge als Zeugin.— Der Geruch verbrannten Fleiſches. Köln, 5. Juli. Am ſiebten Verhandlungstag wurde als erſter Zeuge ein Kriminalbeamter vernommen, der ſeiner⸗ zeit bei der Vorführung Ludwigs durch zwei Schutzpolizei⸗ beamte die erſte protokollariſche Vernehmung getätigt hakte. Unter Hinweis auf eine vortägige Bekundung ließ der Staatsanwalt an Ludwigs die Frage ſtellen, was er denn mit dem Zeichen der drei Finger,(das Ludwigs bei einer Vernehmung im Graß'ſchen Anweſen einem Ange⸗ ſtellten gegenüber gemacht hakte), gemeint habe. Ludwigs tat ſehr erſtaunt und erklärte, daß dies Zeichen doch jedes Kind wiſſen müſſe; es ſei nichts anderes als der deutſche Gruß geweſen. Für dieſe unglaubliche Einlaſſung bean⸗ tragte der Staatsanwalt, den Afgeklagten in eine Or d⸗ nungsſtrafe zu nehmen. Es blieb jedoch bei einer ern⸗ ſten Verwarnung. Es wurden dann z. T. unter Ausſchluß der Oeffentlich⸗ keit die Vorgänge in den verſchiedenen Nachtloka⸗ len nochmals erörtert, vor allem aber die Orgie im Hauſe am Botaniſchen Garten in der Nacht vom 15. auf 16. No⸗ vember 1934. Das Benehmen des Ludwigs war deshalb auffallend, daß er zr ar weiblichen Verkehr ſuchte, zwiſchendurch aber ſogar die von ihm als künftige Ehefrau auserſehene Inge bei Zechgelagen ſitzen ließ und mit einigen Muſikern zum„verwunſchenen Schloß“ fuhr. Inge fuhr aber nach und war Zeuge dieſer nächtlichen Szenen. Es kam zum Krach, und Inge hielt mit ihrer Meinung nicht zurück. Sie per⸗ ſtändigte ſogar ihren Mann. Im weiteren Verlauf der Vernehmung verbreitete ſich die Zeugin Inge auf Befragen des Gerichts über das Weſen und den Charakter des Ludwigs. Wie ſie u. a. alsſagte, hat ſie immer dieſelbe Weilſchweifigkeit des Ausdruck; bei Ludwigs bemerkt, ſelbſt in alltäglichen Dingen. Sie ſelbſt ſei dadurch manchmal nervös geworden und habe ihm gerufen: Drück Dich doch mal klar aus! Ein Kamerad, der mit Ludwigs ein Jahr lang an der Weſtfront gekämpft hatte, ſtellte dem Angeklagten ein ſehr gutes Zeugnis aus. Ludwigs habe ſich freiwillig zum Handgranatenwerfer⸗Stoßtrupp gemeldet. Er ſei immer ein guter Kamerad geweſen. Ueber ſogenannte„dreckige Witze“ ſei Ludwigs immer ſehr ungehalten geweſen und habe darauf verwieſen, daß die Kameraden doch daran denken ſollten, daß ſie jeden Augenblick von einem Treffer von dieſer Welt abgerufen werden könnten. Die Zahl der Zeugen, die in den Septembertagen 1934 im Umkreis des Graß'ſchen Anweſens den widerlichen Geruch von verbranntem Fleiſch wahrgenommen haben, mehrte ſich um eine weitere Perſon. Eine Lehre⸗ rin, die jetzt als Zeugin vernommen wurde, gab, an, daß ſie ſich ſeinerzeit gezwungen geſehen habe, Fenſt“ und Türen zu ſchließen und ihren Balkon zu verlaſſen. 15 Jahre Zuchthaus für Ludwigs Köln, 6. Juli. In dem ſenſationellen Prozeß gegen den der vorſätzlichen Tötung an der ſpurlos verſchwundenen 67jährigen Juwelierswitwe Graß in Köln und des Ver⸗ ſuches zur Verleitung zum Meineid angeklagten 43ſährigen Joſeph Ludwigs beantragte der Staatsanwalt nach acht⸗ tägiger Verhandlung vor dem Schwurgericht gegen den ſeit 19 Monaten in Unterſuchungshaft befindlichen Angeklagten wegen Mordes die Todesſtrafe. 5 Das Schwurgericht verurteilte Joſeph Ludwigs wegen Totſchlags zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von 15 Jah⸗ ren. N Hinrichtung eines Raubmörders. Am 4. Juli d. J. iſt in Stuttgart der am 27. Mai 1916 geborene Gotthilf Haſis hingerichtet worden. Haſis hatte am 11. Oktober 1935 die 68 Jahre alte Witwe Wilhelmine Rothacker in Schwieberdingen(Oberamt Ludwigsburg) nachts in ihrem Hauſe, in das er ſich eingeſchlichen hatte, erwürgt und beraubt. reichte. Walfriedb Winkler auf ſeiner DW ging am Start ſeiwen Gegnern auf und davon und hatte nach neun Run⸗ den bereits einen Vorſprung von vier Minuten. Dann fiel er infolge Vergaſungsſchwierigkeiten zurück fing an zu bauen und mußte ſchließlich in der 14. Runde, als ſich auch noch Getriebeſchwierigkeiten einſtellten, von der Bahn. Reich an Ausfällen war der Kampf der 23 Ma⸗ ſchinen nicht über 250 cem über 35 Runden(801 km). Von der erſten bis zur ſechſten Runde zog in Geiß der Favorit vor dem Felde einher, doch dann blieb er mit Getriebeſcha⸗ den ſtecken, der ihn um den Erfolg brachte. Sein gefähr⸗ licher Gegner Tenn(Italien) ſchob ſich auf ſeiner Guzzi an den erſten Platz, aber auch ihn brachte ein Schaden an der Oelzufuhr in der 15. Runde um den zu erwartenden Erfolg. Damit war der Weg für ſeinen Landsmann Alberti auf Be⸗ nelli frei, der ſechs Runden vor Schluß mit einem Motor⸗ ſchaden ausſchied. Nun gelangte der Ire Tyrell Smith in Führung und ſiegte unangefochten, ohne jedoch mit 1115 km⸗ſtd den Vorjahrsdurchſchnitt der DeW⸗Fahrer W. Wink⸗ kler und E. Kluge mit 114,8 km⸗ſtd zu erreichen. Den zweiten Platz belegte Ewald Kluge auf Da W, nachdem er durch Kerzenwechſel verlorenen Boden in prächtigem Stile wieder aufgeholt hatte. Fleiſchmann und Steinbach erwiſchten mit ihren NS einen guten Start und ſetzten ſich vor dem jungen Engländer Frith, dem Ueberraſchungsſieger der Touriſt⸗Trophy, an die Spitze des Feldes der 350 ⸗cem⸗Maſchinen, doch ſchon in der zweiten der 40 Runden(344 km) ging der Engländer vor und ließ ſich nicht mehr verdrängen. Zum Rennen der Halblitermaſchinen hatte ſich auch Korpsführer Hühnlein auf der Rennſtrecke eingefunden. Sieger und damit Gewinner des Großen Preiſes von Europa wurde der 1 James Guthrie auf Norton, der ſchon im Vorjahre in Irland dieſen Preis an ſich bringen konnte. 30 Fahrer ſtarteten über 40 Runden (344 Kilometer). Zunächſt hielt der Bielefelder Mül⸗ ler(DKW) die Spitze vor Guthrie, der aber ſchnell in Front zog und nach 36, Runden vor Müller, Steinbach, dem Engländer White, Hleiſchmann und Ley führte. Gu⸗ thrie ließ ſich vom erſten Platz nicht mehr verdrängen. Sein Markengefährte White konnte Müller ſogar vom 2. Platz verdrängen. In der 36. Runde aber unternahm der Biele⸗ felder einen ſcharfen Angriff auf den Engländer und holte ſich in der letzten Kurve der letzten Runde den entſchei⸗ denden Vorſprung von 30 Meter und damit den zweiten Platz. Steinbach ſtürzte in der letzten Runde, ſo konnte Mansfeld ſich noch den vierten Platz erobern. ſieate in der neuen Rekordzeit von 2:40:02. 0 Guthrie eee eee 4 1 1 5