Rebe tt äglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feieriage Wezugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Aunzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., zum Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Mu. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. ar Bote Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckhenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 36 1121 36. Jahrgang Dienstag, den 7. Juli 1936 Nr. 156 Deutſch geredet! Endlich iſt in Genf einmal Fraktur geredet worden! Der Danziger Senatspräſident Greiſer hat in einer Anklagerede gegen den Völkerbund und deſſen Kommiſſar zwar nicht wörtlich, aber dem Sinne nach feſt⸗ ſtellen müſſen, daß Danzig ſowohl vom Völkerbund wie vom Kommiſſar nichts anderes als Schwierigkeiten und hohe finanzielle Ausgaben gehabt hat und daß der Poſten des Völkerbundskommiſſars ſeit der Machtergreifung durch den Nationalſozialismus in Deutſchland und beſonders ſeit dem deutſch⸗polniſchen Abkommen vom Januar 1934 völlig über⸗ flüſſig geworden iſt. Daß dieſe ehrliche, gut deutſche Rede den Völkerbundsprominenten in die Glieder gefahren iſt, kann man ſich denken. So deutliche Worte haben ſie im Völkerbundspalaſt noch nie gehört. Greiſer ſprach mit gro⸗ ßer innerer Leidenſchaft. Je mehr er ſeine Anklagen gegen den Völkerbund und ſeinen Vertreter in Danzig ſteigerte, um ſo größer wurde die Betretenheit auf den Geſichtern der Raksmitglieder, die mit einer ſolchen Rede offenbar nicht gerechnet und geglaubt hatten, daß der Vertreter der Freien Stadt Danzig die Herausforderungen, die der Be⸗ richt Leſters enthalten hat, einfach hinnehmen würde. Schon nach den erſten wuchtigen Sätzen Greiſers ſteckten die Mit⸗ glieder des Rates und der Abordnungen die Köpfe zuſam⸗ men. Eine ſtarke Bewegung ging durch den Saal, als Greiſer mit erhobener Stimme den Ratsmitgliedern zurief, daß die Bevölkerung der Stadt Danzig nicht gewillt ſei, auf alle Ewigkeit ihr Schickſal an das des Völkerbundes zu ketten. Die mannhafte Rede des Danziger Senatspräſidenten Greiſer iſt von der Danziger Bevölkerung mit unbeſchreiblicher Begeiſterung aufgenommen worden.„Die Lautſprecher, durch die die Rede Greiſers in ihren weſent⸗ lichen Teilen verbreitet wurde, waren von dichten Men⸗ ſchenmaſſen umlagert, die immer wieder in ſpontane Begei⸗ ſterungskundgebungen ausbrachen. Der Geſamteindruck geht dahin, daß der Vorſtoß des Danziger Senatspräſidenten in Genf von der Danziger Bevölkerung mit ſeltener Einmü⸗ tigkeit als befreiende Tat empfunden wird. Greiſers wuchtige Abrechnung findet in der Preſſe der ganzen Welt größte Beachtung. In den deutſchen Blättern kommt deutlich zum Ausdruck, daß es Genf nur darum u tun war, den kläglichen Mißerfolg in der abeſſiniſchen Angelegenheit durch einen Angriff auf das kleine wehrloſe Danzig und ſeine nationalſozialiſtiſche Führung zu ver⸗ ſchleiern. Daneben finden die konkreten Vorſchläge reiſers 55 eine Neuordnung der Danziger Angelegenheiten größte eachtung. Der„Lokal⸗Anzeiger“ ſtellt feſt, daß der neue Hieb gegen das wehrloſe Danzig von dem ganzen deut ſchen Volk als eine Provokation aufgefaßt werde, das einige ratloſe und ſkrupelloſe Diplomaten als poliuiy Werkzeug für ihr bankrottes Spiel mißbrauchen wollten. Die„Kreuzzeitung“ ſchreibt u. a.„Das Verſteckſpiel um Abeſſinien artet aus in eine Tragödie vom„Prügelkna⸗ ben“ Danzig, der in ſeiner Not wieder einmal zum Nar⸗ ren gehalten wird. Aber iſt das Friedenspolitik? Wieder einmal hat der Völkerbund bewieſen, daß er ſeine vornehm⸗ ſte Aufgabe, den Frieden der Völker zu wahren, nie er⸗ füllen kann.“ Das Danziger Problem und die Rede Greiſers in Genf ſtehen völlig im Mittelpunkt der geſamten Betrachtungen und Berichte auch der Londoner Blätter. Während die unrühmliche Beerdigung der Sühnepolitik und der anzen abeſſiniſchen Angelegenheit durch den VPölker⸗ bund von den meiſten Blättern gur kurz oder oberflächlich erwähnt wird, ſind die Berichte über die Greiſer⸗Rede und ihre Folgen ſowie über die Beziehungen zwiſchen Deutſch⸗ land und Danzig zum größten Teil außerordentlich aufge⸗ bauſcht.„Daily Telegraph“, der gegenüber den Danziger Wünſchen nur Ablehnung kennt, läßt ſich von einem diplo⸗ matiſchen Korreſpondenten melden. daß die Kundgebung Greiſers in Genf in London ſehr ernſt beurteilt werde. ö Aehnlich meint der diplomatiſche Mitarbeiter der„Times“, . daß die Rede Greiſers die Beſorgniſſe vieler Diplomaten derſtärkt habe. In einer längeren Berliner Meldung ſchreibt die„Times“ u. a., man rechne vielleicht damit, daß die Befreiung Danzigs durch Propaganda und Verhand⸗ lungen erzielt werden könne. Es ſcheine unvermeidlich, daß Danzig eines Tages zu einer engeren Verbindung mit Deutſchland zurückkehren werde. Gegenüber der Mohrzahl der Londoner Blätter, in denen eine fachliche Wiirdigung des Danziger Problems nahezu völlig fehlt, ſind die Ausführungen der„Daily Mail“ bemerkenswert. Das Blatt ſchreibt, daß Danzig die Engländer nichts an⸗ gehe. Dem engliſchen Volk ſei die Zukunft Danzigs völlig gleichgültig, und niemand würde ſich aufregen, wenn Dan⸗ ig„wieder für Deutſchland zurückgewonnen“ würde. 4 nglücklicherweiſe ſei England durch ſeine Verbindung mit 5 dem Völkerbund in den Streit hineingezogen worden, 5 Außerordentlich ſcharf greift„Daily Mail“ den Oberkom⸗ miſſar in Danzig, Leſter, an. Seiner Behandlung der Vanziger Angelegenheit nach zu urteilen, ſei Leſter nicht e eine ſolche Stellung auszufüllen. Je eher er nach üblin(Leſter iſt Ire) zurückgeſchickt werde, umſo beſſer ſei es. Abſchließend meint das Blatt, daß die Genfer „Schwatzbude“ dauernd Unruhe in allen Teilen der Welt aufſchüre. Der Genfer Korreſpondent der„Sunday Times“ ſpricht oon einem unvorhergeſehenen Zwiſchenfall während der Sitzung, als Greiſer eine verächtliche Geſte gegen die Gale⸗ rie gemacht habe. Greiſer ſei dann auf den Rat eines Völkerbundsbeamten hin zu ſeinem Hotel zurück⸗ gekehrt, wobei ihn Detektive begleiteten. Die Rede Greiſers habe einen der heftigſten Angriffe auf das Völ⸗ kerbundsregime enthalten, der jemals vor dem Rat zu bö⸗ Das Genfer Ablenkungsmanöver Unterredung mit dem Danziger Senatspräſidenken. Während des Rückfluges von Genf gewährte Senats⸗ präſident Greiſer dem Danziger Vertreter des„Völkiſchen Beobachters“ eine Unterredung, in der auf die weſentlich⸗ ſten Fragen eingegangen wurde, die nach dem Verlauf der Genfer Ratstagung in Zuſammenhang mit dem Auftreten Greiſers aufgeworfen worden ſind. Frage: Ein Teil der Auslandspreſſe hat in be⸗ wußter Verkennung der Zuſammenhänge Ihrer Rede in Genf Mutmaßungen vorgebracht, als ob zwecks Beſeiti⸗ gung des Danziger Statuts eine gewaltſame Aktion geplant ſei. Sind Sie in der Lage, hierzu eine Erklärung abzugeben? Anlklwork: Mir iſt dieſe Stimmungsmache in Genf bekannt geworden. Ich bin ſogar zu meiner großzen Ueberraſchung während meines kurzen dortigen Aufenthalts mehrere Male von engliſchen Zeikungen aus London an⸗ gerufen worden, welche von mir die Beſtätigung haben wollten, daß 6000 reichsdeutſche Soldaten in der Nacht zum Sonntag in Danzig einmaͤrſchieren würden. Ich habe über dieſe Erfindungen gelacht, weil ich wußte, daß man in Genf aus Gründen der Ablenkung Senſationen ge⸗ brauchte. Mein Auftreten in Genf entſprang dem Anlaß, auf Aufforderung des Völkerbundsrates Danzigs Intereſſen dort zu vertreten. Vor meiner Abreiſe wußte ich noch gar nicht, wie der Inhalt des Berichts ausſah, zu dem ich dann Stellung genommen habe. Frage: Werden Sie auf einer Reviſion des 1 Verhältniſſes Danzigs zum Völkerbund be⸗ tehen Antwort: Nachdem durch die Tätigkeit des letzigen Kommiſſars, welcher weiter nichts tat, als zu ver⸗ ſuchen, ſich in die innere Politik eines ſouveränen Staates einzumiſchen, ſich ein unerträglicher Zuſtand entwickelt hat, werde ich mich dafür einſetzen, daß dieſer nicht nur mit zeitlicher Begrenzung, ſondern für alle Zeit überwunden wird. b ö Frage: Wird Danzig künftig an einer Diskuſ⸗ ſion im Völkerbund teilnehmen und auf Aufforde⸗ rung erſcheinen, wenn in Genf innerpolitiſche Danziger Vorgänge behandelt werden ſollen? Ankwork: Sollten in Jufunft noch einmal rein in⸗ nerpolitiſche Vorgänge vor dem Forum des Völkerbundes erörtert werden, ſo wird die Freie Skadt Danzig es ab⸗ lehnen, an einer ſolchen Diskuſſion keilzunehmen. Bei allen anderen Angelegenheiten, die die Freie Stadt be⸗ rühren, wird ſie ſede Möglichkeit wahrnehmen, eingeſchal⸗ kel zu werden. ren geweſen war. Nach Meinung des Korreſpondenten hatte die Rede ſtark propagandiſtiſche Bedeutung und ſei für die Heimat gehalten worden. In den Pariſer Preſſeſtimmen wird, wie kaum anders zu erwarten, nirgends der Verſuch unternommen, den Forderungen und Beſchwerden Danzigs und ſeiner Be⸗ völkerung irgendwelches Verſtändnis entgegenzubringen. „Le Jour“ ſchreibt, nicht nur der Ton Greiſers, der„regel⸗ recht nationalſozialiſtiſch“ geſprochen habe, ſei gend geweſen, ſondern der Inhalt ſeiner Rede ſei außer⸗ ordentlich ſchwerwiegend. Die Außenpolitikerin des „Oeuvre“, die ſich ſehr niedergeſchlagen zeigt, lamentiert, daß das bisher„ſo angenehme internationale Leben“ nicht mehr möglich ſein werde, nachdem Berlin und Rom nach Genf zurückgekehrt ſeien. Gewiſſe Abgeordnete hätten er⸗ klärt, man müſſe Genf ſchließen, um„derartigen Zwiſchen⸗ fällen“ nicht mehr ausgeſetzt zu ſein. Pertinax fragt im „Echo de Paris“ mit künſtlicher Empörung, man müſfe ſich fragen, was nach der„brutalen und unerhörten Kundge⸗ bung“ Greiſers noch von Genf übrig bleibe, nachdem der Völkerbund verpflichtet geweſen ſei, ſich zu demütigen und ſeine Niederlage in der 0 Angelegenheit feſtzu⸗ ſtellen.„L' Ordre“ erklärt pathetiſch. Greifers Rede habe wie ein Blitz in den bewölkten Genfer Himmel eingeſchlagen. Der„Temps“ widmet ſeinen Leitartikel dem Vorſtoß des Danziger Senatspräſidenten und nennt deſſen Haltung, wie nicht anders zu erwarten war,„unzuläſſig“ und„provokato⸗ riſch“. Noch niemals, ſo erklärt das Blatt, habe man je⸗ mand den Völkerbundsrat mit einer„derartigen Rückſichts⸗ loſigkeit“ behandeln hören. Eine verſtändnisvolle Auslandsſtimme hören wir aus Spanien. Der außenpolitiſche Mitarbeiter der bedeu⸗ tendſten ſpaniſchen Zeitung,„A. B. C.“, nimmt Stellung zu dem Aufenthalt des 525 0 Völkerbundskommiſſars in Genf und zu der Rede des Danziger Senatspräſidenten und ſtellt Fil daß zwei weitſchauende Staatsmänner, Hitler und 2915 ſki, dem unfruchtbaren Kampf zwiſchen den beiden ändern durch einen geeigneten Vertrag ein Ende bereitet 1 Danzig ſei deutſch und daher auch nicht aus ethno⸗ ogiſchen Gründen vom Reich getrennt worden. ſondern um 8 den Weg zum Meer freizumachen. Als noch ſtarke Spannungen zwiſchen Berlin und Warſchau vorhanden ge⸗ weſen ſeien, ſei die Intervention des Völkerbundes logiſch geweſen. Heute aber hindere Deutſchland und Polen nichts mehr daran, die i der Freien Stadt Danzig ſelbſt und ohne Einſchaltung des Völkerbundes zu regeln. Man kann im Intereſſe eines wahren Friedens in Europa dem Völkerbund nur den Rat geben, in Zukunft die Sorge um Ruhe und Frieden in Danzig und die Zu⸗ kunft des Freiſtaats der Danziger Regierung und den allein intereſſierten Regierungen von Deutſchland und Po⸗ len zu überlaſſen. 5 0 beunruhi⸗ 8. iſt Monkag zuſammengetreten, um auf Grund lun Frage: Glauben Sie, daß ein abgeändertes Ver⸗ hältnis Danzigs zum Völkerbund Störungsmomente für die deutſch⸗polniſchen Beziehungen enthalten könnte? Antwort: Ich befürchte das keineswegs, ſondern bin im Gegenteil feſt davon überzeugt, daß Danzig dann einen noch größeren Beitrag als bisher zu leiſten imſtande ſein wird, das gute deutſch⸗polniſche Verhältnis zu be⸗ feſtigen. Deutſchland der Schlüſſel Englands Verhältnis zum gontinenk.— Für„klare Verſtändigung mit Deutſchland.“ London, 6. Juli. Die Notwendigkeit einer Verſtändigung mit Deutſch⸗ land wird von der„Times“ in einem längeren Leitartikel erneut hervorgehoben. Die Vorſchläge zu einer Völker⸗ bundsreform ſeien beinahe bedeutungslos, ſolange einige ſteh ſtärkſten Mächte der Welt außerhalb des Völkerbundes ehen. Der Schlüſſel zu einem ſtärkeren Friedensſyſtem ſei immer noch in den Beziehungen Deulſchlands zu ſeinen Nachbarſtaaten zu ſuchen. Die große Maſſe der öffenklichen Meinung Englands ſej weder franzoſenfeindlich noch deutſchfeindlich. Die oft wiederholte Aeußerung Baldwins, daß Frankreich und Deutſchland zuſammengebracht wer⸗ den müßten, entſpreche dem Empfinden des geſamken eng⸗ liſchen Volkes. Die beſtehende Freundſchaft mit Frankreich gelte für Englands öffentliche Meinung als eine Grundlage der Politik. Die Sicherheit Nordfrankreichs, Belgiens uͤnd der Niederlande ſei ſeit Jahrhunderten ein anerkanntes briti⸗ ſches Intereſſe. Dagegen ſei Englands öffentliche Meinung nicht bereit, eine Vorherrſchaft Frankreichs über das ganze Gebiet der Außenpolitik anzuerkennen oder ſich mit Frankreich in die Verantwortung für alle Bindun⸗ gen zu teilen, die Frankreich ſeit dem Kriege in Form von Bündniſſen im Oſten Deutſchlands angehäuft habe. Was Deutſchland betreffe, ſo ſei England krotz mancher Kückſchläge entſchloſſen das Friedensangebot Hitlers, das die beſte unmittelbare Hoff⸗ nung auf die Stabiliſierung Mitteleuropas biete, ener⸗ giſch in Angriff zu nehmen. Gerade in dieſem Zuſammenhang aber erklärt„Times“ unvermutet, Deutſchlands Methoden der letzten Jahre (bezw. Tage) ſeien„nicht dazu angetan“, die Hoffnung auf eine Verſtändigung zu fördern. Daran ſchließen ſich abfäl⸗ lige Bemerkungen über innenpolitiſche Verhält⸗ niſſe in e 0 die zu einem Ausfall gegen den Se⸗ natspräſidenten Greiſer überleiten. Auch findet das Blatt es nötig, zu erklären, daß für die We des Rheinlandes, die ohne Zweifel durch Verhandlungen und allgemeinen guten Willen hätte erzielt werden kön⸗ nen, in England nicht die geringſte Sympathie vorhanden ſei. hn aber entſchließt es ſich zu der Feſtſtel⸗ lung, da der franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſche Pakt in London nicht als eine diplomatiſche Leiſtung be⸗ trachtet werde, die förderlich ſein könne. Die feſte Ueberzeugung des engliſchen Volkes ſei je⸗ denfalls die, daß es weder Frieden in Europa noch einen ſeines Namens würdigen Völkerbund geben könne, wenn Deutſchland nicht an ihrer Herbeiführung mitarbeite. Ueb⸗ rigens ſei es ſinnlos, laute Warnungsrufe vor Deutſchlands wachſender Macht loszulaſſen, wenn man ſie mit Aufrufen für ein Militärbündnis gegen Deutſchland verbinde. Wenn militäriſche Bündniſſe wirklich in Frage kämen, dann müßte man annehmen, daß eine kluge Diplomatie den ſtärkſten Partner wählen würde. Eine klare Verſtändigung mit Deutſchland würde nicht alle Probleme löſen, aber ſie würde eine ſtarke 1 ſein, auf der gebaut werden könne, und England beab⸗ ſichtige, den Verſuch zu machen. Außenpolitiſche Unterhausausſprache. Im Unterhaus wird am Donnerstag eine außenpoli⸗ tiſche Unterhausausſprache ſtattfinden. Die Ausſprache iſt durch die Oppoſitionsliberalen veranlaßt worden, die die Anberaumung des Haushalts des Auswärtigen Amtes für dieſen Tag gefordert haben. Das Sanktionsbegräbnis Die Konferenz hebt die Sanktionen auf. Genf, 6. Juli. Die Sanktionskonferenz, der mit Ausnahme von Ita- lien und Abeſſinien alle Mitglieder des Völkerbundes an⸗ 1 1 grundſätzlichen Enkſ e der Völkerbundsverſamm⸗ vom Samstag die Aufhebung der Sanktionen gegen Italien zu beſchließen. Auf Ankrag der engliſchen Kegie⸗ rung hat die Konferenz beſchloſſen, daß die Sanktionen ge⸗ gen Italien am 15. Juli von allen Staaten aufgehoben werden. i 1 In der Ausſprache nahm eine Reihe von Vertretern, namentlich der latein⸗amerikaniſchen Staaten, kurz S lung, um ihre grundſätzliche a be zum Sanktio problem noch einmal darzulegen. Der Vertreter Polens teilte mit, daß Polen aus eigener Machtvollkommenhei⸗ die Sanktionen bereits aufgehoben habe und daß Polen infolgedeſſen bei der Abſtimmung ſich der Stimm enthalten werde. i e 5 e „Eine befreiende Tat“ Danziger Stimmen über den Vorſtoß Greiſers. Danzig, 7. Juli. Der ſtarke und begeiſterte Widerhall, den die Ausfüh⸗ rungen des Danziger Senatspräſidenten Greiſer in Genf in der Danziger Bepölkerung gefunden haben, kommt auch in den Kommentaren der Danziger Preſſe zum Ausdruck. Die nationalſozialiſtiſche und die bürgerliche Preſſe gibt den ſpontanen Empfindungen der Danziger Bevölkerung Ausdruck, wenn ſie Greiſers Vorſtoß als eine befreiende Tat gegenüber einem unerträglich gewordenen Zuſtand kennzeichnet. Das amtliche Organ der Danziger NSDAP, der„Dan⸗ ziger Vorpoſten“ ſchreibt u. a.„Greiſers Vorſtoß in Genf iſt nicht von ungefähr gekommen, ſondern iſt zu verſtehen als der zwar leidenſchaftliche, aber zielklare Anfang eines feſtumriſſenen neuen Weges, den man einzuſchlagen gezwungen war, nachdem der bisherige zu große Anfor⸗ derungen an die Lammsgeduld der Danziger Regierung ſtellte. Der Zeitungsaufſatz des Gauleiters Forſter mit dem maſſiven Angriff gegen Leſter kündete unmißverſtänd⸗ lich an, daß der NSDAP nach einer Zeit ſtarker Zurück⸗ haltung zuletzt doch der Geduldsfaden geriſſen war. Danzig hat von ſich aus den Vorſtoß zur Re⸗ viſion einer Lage gemacht, die bei aller formalen Fun⸗ dierung ſchier unmögliche Komplikationen für die recht⸗ mäßige Regierung brachte und das Preſtige und die Auto⸗ rität der Führung eines ſouveränen Staates immer mehr anfraß.“ Die bürgerlichen„Danziger Neueſten Nachrichten“ ſchreiben u. a.:„Die Worte des Danziger Senatspräſiden⸗ ten ſind nicht geſprochen aus einer ängſtlichen Abwägung politiſcher Vorteile. Sie ſind geſprochen aus einer elementaren Stimmung der nationalſozialiſtiſchen Danziger Bevölkerung, der einmal Wort verliehen werden mußte, und ſeine Ausführungen werden deshalb in Genf nicht ungehört verhallen können.“ Auf dem Schlachtfeld von Verdun Eine Weiheſtunde der Fronkkämpfer. Berlin, 6. Juli. Die in verſchiedenen Verbänden zu⸗ ſammengefaßten franzöſiſchen Frontkämpfer haben kürz⸗ lich einen beſonderen Ausſchuß gegründet, um anläßlich der 20. Wiederkehr der größten Schlacht des Weltkrieges am 12. und 13. Juli dieſes Jahres auf dem Schlachtfelde von Verdun eine Zuſammenkunft von Frontkämpfern aller am Weltkriege beteiligten Nationen zu ermöglichen. In der Einladung des Komitees wird hervorgehoben, daß dieſe Zuſammenkunft eine Weiheſtunde zum Gedächtnis oll. bei Verdun und im Weltkriege Gefallenen bringen oll. Die franzöſiſche Einladung iſt von den deulſchen Front⸗ kämpferverbänden angenommen worden. Am 12. Juli wer⸗ den 500 deutſche Fronikämpfer, die zum allergrößten Teil Teilnehmer der Schlacht um Verdun ſind, von Saarbrücken aus nach Verdun fahren. In der Nacht zum 13. Juli mar⸗ ſchieren die Kameraden zum Totenmal von Donaumont. An dieſer geſchſchtlichen Stätte findet eine Weiheſtunde zum Gedenken der Gefallenen ſtatt. Die Frontſoldaten aller beteiligten Nationen nehmen Aufſtellung auf dem Helden⸗ friedhof von Donaumont. Am 13. Juli morgens iſt eine gemeinſame Kundgebung der verſammelten Frontſoldaten für den Weltfrieden vorgeſehen. „„Die Führung der deutſchen Abordnung liegt in den Händen des bekannten Bonaumont⸗Stürmers Hauptmann a. D. von Brandis. * „Neues Locarno mit Deutſchland“ Brüſſeler Konferenz für Mitte Juli geplant. Der belgiſche Miniſterpräſident van Zeeland, der fran⸗ zöſiſche Außenminiſter Delbos und der engliſche Außen⸗ miniſter Eden haben in Genf eine neue Beſprechung über die Locarno⸗Frage abgehalten. Wie verlautet, wurde die Vereinbarung getroffen, etwa um den 16. Juli herum eine neue Konferenz in Brüſſel abzuhalten, an der zunächſt nur die Regierungen, die das Londoner Abkommen vom 19. März getroffen haben, hinzugezogen werden ſollen. ————— Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 15. Verena hatte ihre„Malerei“ beendet. „Na— nun biſt du endlich und Gott ſei Dank wieder bei guter Laune, Ma And du ſiehſt ein, daß man eine gute Partie nur machen kann, wenn man äußerlich ſtets die Dame von Welt und Rang iſt. Viktor von Wilbrandt iſt ſelbſt einer der eleganteſten Kavaliere, die ich kennen⸗ gelernt habe, und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß er in bezug auf Mode und weibliche Kleidung die höchſten Anſprüche tellt.“ f„Gewiß, mein Kind— ich gebe das zu.“ „Siehſt du wohl!“. 5 Sie nahm das Koſtüm über den Arm kklingelte nach dem Mädchen. 5 g „Nun werd' ich's mal überziehen, Ma— du wirſt ent⸗ zückt ſein.“. 5 5 Das Zimmermädchen, das gleichzeitig auch Dienſtmäd⸗ chen und Zofe war, erſchien. 5 5 „Tragen Sie mir die beiden Paar Schuhe in mein Zimmer, ſagte Verena leichthin,„und helfen Sie mir dann beim Umziehen.“— Sie ging hinaus.— Seufzend nahm die Gräfin in dem Seſſel am Fenſter atz. N. Wenn Verena doch endlich Erfolg hätte! Die finanziell erbärmlichen Verhältniſſe der Ruhlands waren bekannt genug— eine wirklich gute Partie konnte hier kaum zu⸗ ſtande kommen. Es war wirklich ein Glück geweſen, daß Kurt in Marburg dieſen Herrn von Wilbrandt kennenge⸗ lernt und ihm näherzutreten verſtanden hatte. Hier lag für Verena die größte Chance. Als dieſe nach einer Weile wieder im Zimmer erſchien, ſtieß die Gräfin einen Laut ſtolzer, bewundernder Aner⸗ kennung aus. Das Koſtüm ſaß Verena entzückend. Ihre vollſchlanke Figur kam darin zu beſtrickender Geltung. O ja, ſie verſtand es ausgezeichnet, ihre körperlichen Vorzüge in jedem neuen Kleid immer wieder ins rechte Licht zu brinaen. 5 ö 8 i 8 Das bedeutet alſo, daß Italien, das die Londoner Verein⸗ barungen mit aufgeſtellt, aber nicht ratifiziert hat, daran teilnehmen ſoll. Ob Italien wirklich teilnehmen wird, iſt allerdings im Augenblick noch ungeklärt. Als Zweck der neuen Konferenz wird von engliſcher Seite die Herbeifüh⸗ rung eines„neuen Locarno⸗Abkommens unter Teilnahme Deutſchlands“ bezeichnet. Die wahre Gefahr Moskaus Ziel: Bolſchewiſierung Frankreichs. Paris, 7. Juli. Die Gefahren einer Bolſchewiſierung Frankreichs werden täglich im„Jour“ und von der„Republiqeu“ in Aufſätzen dargelegt. So ſchreibt Leon Balby im„Jour“, in den Re. volutionsperſuchen, die ſeit zwei Monaten in Frankreich durchgeführt würden, finde man ſtets die Leitung, die Pläne und geheime Anweiſungen der Komintern und ihrer Agenten. Es ſei die gleiche Sowjetorganiſation und meiſtens ſeien es die gleichen Leute, die man an der Spitze der revolutionären Bewegungen in Frankreich, in Spanien und ſelbſt in Belgien ſehe. In der„Republique“ erinnert Pierre Dominique, daß die Volksfrontregierung, die für die Franzoſen ein Reform⸗ inſtrument ſei, für die Kommuniſten eine Etappe auf dem Weg zum bewaffneten Aufſtand darſtelle. Der Verfaſſer erinnerk an die Ausführungen Piecks auf der Kominternkagung 1935 in Moskau. Dort habe Pieck er⸗ klärt, man könne den bewaffneten Aufſtand der Arbeiker⸗ klaſſe nur über die Volksfront erreichen. Um ein einheitli⸗ ches Handeln der Arbeiter zu erreichen, ſei eine Reihe von Streikbewegungen notwendig. Es müßten demonſtrative Streiks ſein, die durch ſoforkige Vorteile die Arbeikermaſſen anzögen, ſo z. B. durch Verbeſſerung der Arbeitsbedingun⸗ gen. Jiel ſei der Amſturz des bürgerlichen Regimes und die Aufrichtung der Sowjetherrſchaft. Dieſe Aeußerungen, ſo fährt der Verfaſſer fort, habe Pieck im Juli 1935 gemacht. Das Gleiche habe man dem franzöſiſchen Kommuniſtenführer Thorez befohlen. Die ſranzöſiſchen Kommuniſten hätten am Volksfrontſieg teil⸗ nehmen, aber nicht in die Regierung eintreten, ſondern Streiks hervorrufen ſollen. Sie hätten Moskau in allen Punkten gehorcht. Zwar hätten ſie ſich ge⸗ hütet, im Augenblick an den Staatsapparat zu rühren, Poſt, Eiſenbahn, Gas und Elektrizität ſeien unberührt geblieben. Das ſei jedoch für den zweiten Teil der kommuniſti⸗ ſchen Operationen vorbehalten. Kein Geheimnis vor Moskau! Wichtige militäriſche Zeichnungen ausgeliefert. Im„Echo de Paris“ kündigt Henry de Kerillis eine An⸗ frage an den Luftfahrtminiſter Pierre Cot wegen Ueberlaſ⸗ ſung militäriſcher Pläne an die ſowjetruſſiſche Armee an. Danach ſoll am 23. Juni Pierre Cot dem Generalſtab der Luftwaffe Anweiſung gegeben haben, die Zeichnungen und ein Muſter der Flugzeugkanone 23, die durch den Pro- peller hindurch ſchießt, der Sowjetregierung zu übermitteln. Außerdem ſoll er der Sowjetarmee den Maſchinengewehr⸗ turm Alcan“ zur Verfügung geſtellt haben. Die Flugzeugkanone 23 ſei nicht nur ein wahres Meiſterwerk des franzöſiſchen Erfindungsgeiſtes, ſon⸗ dern auch das einzige überlegene Material, über das Frank⸗ reich in ſeinem Luftfahrtweſen gegenwärtig verfüge. Pierre Cot werde vielleicht antworten, daß Frankreich und Sow⸗ jetrußland militäriſch verbündet ſeien und daß Frankreich daher ein Intereſſe daran habe, Sowjetrußland an den franzöſiſchen Erfindungen teilnehmen zu laſſen. Trotzdem aber dürften die wertvollſten Geheimniſſe der franzöſiſchen Landesverteidigung nicht ausgeliefert werden. Beſtechungsſkandal in Japan Tokio, 7. Juli. Das japaniſche Kriegsminiſterium hat folgende Mittei⸗ lung veröffentlicht: Da der Verdacht von Durchſtechereien in Verbindung mit Waffen⸗ und Munitionslieferungen beſtand, hat die Gendarmerie eine Unterſuchung aufgenom⸗ men und zwei Verdächtige, nämlich den Direktor des Mili⸗ tärarſenals, Generalleutnant Unysmura, und den Oberinge⸗ nieur Niſchiyama, dem Kriegsgericht zugeführt. Beide ſollen Beſtechungsgelder von Munſtionsfabriken oder Geſchäftsleu⸗ ten erhalten haben und zwar mehr als 20 000 Hen. Die Angelegenheit hat mit dem Februar⸗Aufſtand nichts zu tun. Da ſchlug die Entreeklingel ſchrill an. Frau von Ruhland zuckte zuſammen. b. „Ach Gott— wohl wieder eine Rechnung,“ ſagte ſie faſt zornig. 5 5 i Das Mädchen hatte die Entreetür geöffnet, die gleich wieder zufiel. Nun näherten ſich die Schritte des Mädchens dem Zimmer. „Poſt—.“ ſagte die Gräfin. „Ein Telegramm für Frau Gräfin.“ 5 8 Das Mädchen war eingetreten und überreichte Zrau von Ruhland das Telegramm auf dem Tablett. e 0 Sie war wieder mit Vereng allein. „Von wem kann das ſein?“ Es war— von Kurt von Ruhland. Und der Inhalt war von ſehr erfreulicher Art.. „Soeben Examen beſtanden. Früher als beahſichtigt. Eintreffe in drei Tagen. Geld angenehm.— Kurt. „Na alſo!“ ſagte Verena vergnügt.„Gott ſei Dank. Nun können wir ja beruhigt ſein.“. f Die Gräfin zeigte ſich von angemeſſener Heiterkeit. „Das iſt ja wirklich eine angenehme Ueberraſchung. Da wird ſich Vater freuen. Wir hatten doch erſt damit in vier Wochen gerechnet.“ 5 „Man 50 eben nie vorher rechnen, Ma. Aber ich freue mich herzlich. Etwas Geld werden wir ihm wohl ſchicken müſſen, dem Luftikus. Damit wir ihn bald hierhaben.“ „Das iſt nun weniger angenehm,“ ſeufzte die Gräfin. „Ihr ſpart dafür in Zukunft. Kurt wird ſchon bald auf eigenen Füßen ſtehen, davon bin ich überzeugt. And— Ma— ich glaube, nun werde ich bald auf einige Zeit ver⸗ reiſen. Was meinſt du? Ahnſt du etwas? So zur Herbſt⸗ jagd. Ich müßte mir dazu eigentlich noch einen Sportdreß beſtellen—“ 5 5 „Wenn du meinſt, Verena— Sie wiegte ſich in den Hüften. 8 Darauf kommt es weniger an. Wenn mein verehrtes Schneideratelier auch liefert!“ Sie lachte beluſtigt. a 5 f „Aber wenn ich komme und beſtelle— oh, man wagt ja doch nicht ſo leicht, mich zu brüskieren. Schimpfen tun ſie nur, wenn man wieder draußen iſt. Alſo Mama— die große Jagd beginnt! Wünſche mir ein gutes Halali!“ Kurzmeldungen Flugzeugſtützvunkt„Schwabenland“ zurückgekehrt. Bremen, 6. Juli. Nach 23monatiger Tätigkeit als Flug⸗ zeugſtützpunkt, Katapultträger und Flugwetterwarte an der afrikaniſchen und ſüdamerikaniſchen Küſte iſt der deut⸗ ſche Dampfer„Schwabenland“ nach ſeinem Heimathafen Bremen zurückgekehrt, um auf der Werft der AG-Weſer ins Dock zu gehen. Die„Schwabenland“ wird vorausſicht⸗ lich bis zur zweiten Hälfte Auguſt in Bremen bleiben, um dann in den Nordatlantik zu fahren, wo Probe- flüge für einen im kommenden Jahr in Ausſicht genom⸗ menen flugplanmäßigen Dienſt über den nördlichen At« lantiſchen Ozean vorbereitet werden ſollen. Rieſiger Fabrikbrand 6 Millionen Lire Schaden. 5 Mailand, 7. Juli. In einer Fabrik zur Herſtellung von Iſoliermaterial und Vulkaniſierung von Gummi in San Vittorio Elena, in der Nähe von Mailand, verurſachte ein Großfeuer einen Sachſchaden von über 6 Millionen Lire. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht geklärt. Infolge der großen Beſtände von leicht brennbaren Stoffen war es der Feuerwehr nur mit allergrößten An⸗ ſtrengungen nach zwölfſtündiger Arbeit möglich, der Flam⸗ men, die mit raſender Geſchwindigkeit das ganze Fobrik⸗ gebäude ergriffen hatten, Herr zu werden. Große Vorräte von Rohſtoffen und Fertigerzeugniſſen ſind dem Brande zum Opfer gefallen. Die Maſchinen wurden vollſtändig zerſtört. Vier Feuerwehrmänner erlitten Brandwunden. Marxiſtiſche Mordtaten in Spanien Faſchiſt mit 32 Meſſerſtichen tot aufgefunden. Madrid, 7. Juli. In einem Madrider Vorort wurde am Montag von der Polizei die Leiche eines als Faſchiſt bekannten Heeresange⸗ rigen gefunden, die 32 Meſſerſtiche aufwies. Man vermu⸗ tet, daß es ſich um einen von enkmenſchten Marxiſten be⸗ gangenen Racheakt handelt. In Cerro Permejo bei Madrid explodierten auf einem Neubau kurz hintereinander acht Bomben. Ein großer Teil des Hauſes wurde durch die Sprengwirkung niederge⸗ legt. Wahrſcheinlich haben ſtreikende Mitglieder des anar⸗ choſyndikaliſtiſchen Gewerkſchaftsbundes die Sabotage be⸗ angen. 5 Madrid, 6. Juli. Die polizeilichen Nachforſchungen nach dem Verbleib des ſeit einigen Tagen verſchwundenen Sohnes des Eigentümers des Madrider Zirkus Price haben zu der Aufdeckung einer furchtbaren marxiſtiſchen Bluttat geführt. Der junge Price wurde bei Pozuelo de Alarion, einem etwa 20 Kilometer von Madrid entfernt liegenden Dorf, an einem Baum gefeſſelt und von fünf Kugeln durch⸗ bohrt tot aufgefunden. Er gehörte der ſpaniſchen faſchiſti⸗ ſchen Partei an. Die Polizei ſtellte feſt, daß er vor einigen Tagen von Marxiſten aus der Stadt entführt worden iſt. Sturm auf das Elektrizitätswerk Alexandrien. Kairo,“. Juli. Die geſamte 1200 Mann ſtarke Beleg⸗ ſchaft der Straßenbahngeſellſchaft von Alexandrien iſt am Montag in den Streik getreten. Der Straßenbahnverkehr ruht vollſtändig. Verſchiedene Schlichtungsvorſchläge des Ar⸗ beitsamtes wurden vom Streikausſchuß abgelehnt. Die Streikenden verſuchten, die Elektrizitätszentrale zu ſtür⸗ men. Es kam zu Zuſammenſtößen mit der Polizei, wobei zwei Polizeioffiziere und zwei Poliziſten ſowie 15 ſtreikende Straßenbahner verletzt wurden. Frachtdampfer mit 900 Mann aufgelaufen. Tokio, 6. Juli. Ein ſowjetruſſiſcher Frachtdampfer mit 900 Mann Beſatzung und Paſſagieren lief im Nebel auf der Kurilen⸗Inſel One⸗Kotan auf Strand. Das Schiff hat ſchwe⸗ ren Maſchinenſchaden. Paſſagiere und Beſatzung befinden ſich in verzweifelter Lage, da Hilfsſchiffe infolge des ſtarken Nebels nicht an die Anfallſtelle gelangen können. Dſchunke geſtrandet.— 60 Todesopfer. Schanghai, 6. Juli. Auf dem Tſchiliang weſtlich von Tſchungking in Szetſchuan ſtrandete eine mit über 100 bubdhiſtiſchen Prieſtern beſetzte Dſchunke. Das Schiff ken⸗ terte, wobei 60 Inſaſſen erkranken. Der Reſt konnte ſich retten. Neuntes Kapitel. Kurt von Ruhland wunderte ſich nicht wenig über den etwas eiligen Brief, den Viktor ihm als Antwort auf ſein Telegramm, daß er das Examen hinter ſich habe, geſchickt hatte. Er ſchrieb: „Mein lieber Kurt! Zuerſt meinen herzlichen Glückwunſch. Hoffentlich haſt Du noch— kein Stellungsangebot, ſo etwa als juriſti⸗ ſcher Direktor bei Krupp oder Leiter der großen, deut⸗ ſchen Filmgeſellſchaft oder derartiges. Aber Scherz bei⸗ ſeite Ich habe Dir im Vertrauen ſehr Wichtiges mitzu⸗ teflen. Klipp und klar geſagt: Ich brauche Dich! Alſo— wenn Du nichts Beſſeres vorhaſt, lieber Freund, komme zu mir. Mein Vater wird ſich ſehr freuen, Dich kennen⸗ zulernen, und für Dich kann es vielleicht nur von Vor⸗ teil ſein, Dich in unſerem Betrieb umzuſehen. Schreibe mir bitte, wann Du hier ſein könnteſt. Wie Du zu fahren haſt, weißt Du ja wohl. Das Auto ſchicke ich dann zu dem betreffenden Zuge zum Bahnhof. Alſo— beeile Dich mit der Antwort, mein Lieber. Es iſt ſehr dringend. In alter Freundſchaft a Dein Viktor von Wilbrandt.“ Ja— das war entſchieden ein kurioſer Brief. Mußte ja etwas ſehr Beſonderes auf dem Herzen haben, der Vik⸗ tox, daß er ſo dringend ſchrieb. Nun, man würde ja hören. Selbſtverſtändlich war er bereit, ſo ſchnell wie möglich hinzufahren. Natürlich! f Einen Tag würde er ſich in Berlin bei den alten Herr⸗ ſchaften aufhalten, dann konnte es weitergelſen. Wie ſchrieb Viktor doch?„Und für Dich kann es vielleicht nur von Vorteil ſein, Hich in unſerem Betrieb umzuſehen!“ Oha — das hörte ſich ja ſehr hoffnungsvoll an.— Er ſchrieb alſo an Viktor noch am gleichen Tage, wann er dort eintreffen würde. Zwei Tage ſpäter kam er nach Berlin, von Verena auf dem Bahnhof erwartet. Er freute ſich aufrichtig, ſie wieder⸗ zuſehen, denn auf die Schweſter, die mit ihrer Raſſigkeit und Schönheit überall bewundernde Blicke auf ſich zog, war er nicht wenig ſtolz. 2 3 8 De ein Furtwanger Uhrer Villingen.) Aus Baden und Nachbarländern. 1127 Verkehrsunfälle! Badiſche Bilanz des Monats Mai. Karlsruhe, 7. Juli. Der Monat Mal zeigt ein weiteres, nicht unbeträchtliches Anſteigen der Zahl der Straßenverkehrsunfälle in Baden. Im Vormonat April wurden 848 Unfälle gemeldet, im Monat Mai jedoch 1127, alſo 279 oder 33 v. H. mehr. Ge⸗ tötet wurden im Monat Mai 47 Perſonen, darunter 11 Kinder unter 14 Jahren(im April 28 Perſonen, dar⸗ unter 7 Kinder), während die Zahl der bei den Verkehrs⸗ mnfällen verletzten Perſonen 883 betrug(im Vor⸗ monat 563). Unter den Getöteten waren 23 Führer und In⸗ ſaſſen von Kraftfahrzeugen, neun Radfahrer, elf Fußgän⸗ gänger und vier Sonſtige. Von den 1127 Straßenverkehrsunfälle waren 699 Zu⸗ ſammenſtöße von Fahrzeugen, während 428 Unfälle anderer Art waren. 861 Unfälle ereigneten ſich innerhalb ge⸗ ſchloſſener Ortsteile, 266 außerhalb und zwar von letzteren 5 auf einer Reichs autobahn. An den Unfällen wa⸗ ren beteiligt 1400 Kraftfahrzeuge“ darunter 669 Perſonen⸗ kraftwagen, 431 Krafträder, 241 Liefer⸗ und Laſtkraftwa⸗ gen), 418 Fahrräder, 41 Straßenbahnen, 5 Eiſenbahnfahr⸗ zeuge, 62 beſpannte Fuhrwerke, 171 Fußgänger uſw., insge⸗ ſamt 2133 Verkehrsteilnehmer. In 826 Fällen lag die Unfallurſache beim Kraftfahrzeug, wobei immer wieder Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechts, übermäßige Geſchwindigkeit, falſches Ueberholen, falſches Einbiegen uſw. die hauptſächlichſten Ver⸗ gehen darſtellten. Daneben lag aber auch in 201 Fällen die Unfallurſache beim Radfahrer und in 105 beim Fuß⸗ gänger. Vierhundert Hektar Neuland der Kraichbachniederung. Wiesloch, 6. Juli. Der Zweckverband zur Kultivie⸗ rung der Kraichbachniederung hat erfolgreich die Erzeugungs⸗ ſchlacht durchgeführt und wird auch weiterhin mit dem glei⸗ chen Eifer fortfahren Neuland zu gewinnen. Von Wiesloch bis Langenbrücken wurden im Verlaufe von drei Jahren rund 400 Hektar Bruchland umgewandelt, 600 Hektar ſind noch zu bewältigen. Prächtige Felder mit Getreide, Kartof⸗ toffeln und Hanf konnten geſchaffen werden. Daneben ſehen wir Verſuchsfelder mit Soja⸗Bohnen und Rizinus. Bei Min⸗ golsheim wurden vorbildliche Siedlergärten errichtet. Auch der Bei ſchönſtem Sommerwetter fand in den Mauern unſerer mittelalterlichen Melanchthonſtadt das hiſtoriſche Peter⸗ und Paul⸗Volksfeſt zur Erinnerung an die Befreiung der Stadt im Jahre 1504 ſtatt Dazu waren viele Fremde von auswärts gekommen. um zuſammen mit der Einwoh⸗ nerſchaft frohe Stunden im Geiſte der Volksgemeinſchaft zu verleben. Ein Hauptanziehungspunkt war wie immer der große hiſtoriſche Feſtzug durch die Stadz, an dem ſich eine ſtattliche Zahl von Bürgerwehren und Milizen aus Baden, Heſſen und Württemberg beteiligten. 9 9 i Villingen.(Die dem Weltkongref und Erholung it a badiſche Uhreninduſtrie auf ) Auf dem Weltkongreß für Freizeit ein Villinger wie zen vertreten ſein. Auf dem Furt⸗ wanger Wagen wird auch eine Uhrmacherwerkſtätte gezeigt, ſo daß Baden als das Geburtsland der Uhreninduſtrie be⸗ ſonders herausgeſtellt wird. Villingen.(Das Muſterdorf des Bezirks Als Muſterdorf des Bezirks Villingen im Zuge der Dorfverſchönerungsaktion durch das Amt„Schönheit der Arbeit“ der NSG.„Kraft durch Freude“ ſoll Mönch⸗ weiler ausgeſtaltet werden, das ſchon bisher ſehr gut inſtand⸗ gehalten war und wo etwaige Verbeſſerungen mit verhältnts⸗ mäßig geringen Mitteln bewerkſtelligt werden können. Außer⸗ dem liegt das Dorf an einer Hauptverkehrsſtraße, ſo daß es von allen Seiten leicht zu erreichen iſt. Schweres Unwetter im Höllental. Freiburg i. Br., 7. Juli. Die bleierne Schwüle, die am Montag nachmittag über dem Breisgau und dem ſüdlichen Schwarzwald lag, fand gegen 4,30 Uhr über dem Höllental ihre Entladung. Zwei Gewitter waren hier im Tal hängen⸗ geblieben. Unter Blitz und Donnerſchlag ging ein ſturzarti⸗ ger Regen, verbunden mit Hagelſchlag, auf die Gemeinden des Tales nieder. Am ſchwerſten betroffen wurde der Ort Poſthalde, der von den Naturfreunden ſehr oft als Aus⸗ gangspunkt für Wanderungen zum Feldberg gewählt wird. Hier ergoß ſich ein Wolkenbruch über die Fluren und rich⸗ tete beträchtlichen Schaden an. Die kleinen Bergbäche, die 7 ſonſt friedlich zu Tal fließen, hatten ſich im Nu in reißende Bäche verwandelt. Schwer in Mitleidenſchaft gezogen wurde auch die Höllentalbahnlinie. Beim Bahnhof Poſthalde wurde durch den Wolkenbruch das Streckengeleis auf 120 Meter Länge mit Felsgeröll und Holz etwa 75 Zentimeter hoch zverſchüttet. 15 Meter des Gleiſes ſind unterſpült. Bei der Feſtnahme erſchoſſen. O Freiburg i. Br., 6. Juli. Beim Vorgehen gegen eine mutmaßliche Diebesbande von Kriminalbeamten wurde wei⸗ ſungsgemäß im Hauſe Albertſtraße 8 eine Feſtnahme von verdächtigen Perſonen vorgenommen. Dabei ſinußte ein Kri⸗ minalbeamter in einer bedrohlichen Lage gegen den vor einem anderen Beamten durch das Haus flüchtenden Verdächtigen B. von der Schußwaffe Gebrauch machen. Bei der augenblick⸗ lich notwendigen Abgabe eines Schreckſchuſſes ſprang der Feſt⸗ zunehmende dem Beamten in dem kleineren Raume direkt in die Schußbahn und wurde auf der Stelle getötet. O Freiburg, 6. Juli. Das herrliche Aniverſitätsſtadion war dieſes Jahr der Schauplatz des Obergau⸗Sportfeſtes des Bd M., zu dem am Sonntag über 2500 Mädels und Jungmädels aus den 12 Antergauen angetreten waren. Tapfere Mädels waren das, die in ſengender Glut ihre im Sportbetrieb des BdM. gelernten Uebungen vorführten. Aus dem Mannſchaftskampf des Bd M., der von jedem Mädel einen Weitſprung von 3,80 m, einen Schlagballzielwurf und Gehen auf dem Schwebebalken verlangte, ging der An⸗ tergau 113 Freiburg als Sieger hervor.— Gebietsführer Kemper ſtellte die großen Erfolge und Fortſchritte in der körperlichen Erziehungsarbeit im Bd M. ſeit dem letzten Jahr feſt, die trotz großer Schwierigkeiten und Vorbehalte, die immer noch gemacht würden, erreicht wurden. Schädlingsbekämpfung hat man beſondere Aufmerkſamkeit zugewendet. ) Bretten.(Peter⸗ und Paul⸗Volksfeſt.) Amerika Frankfurt in 43 Stunden Neue Rekordfahrt des LZ„Hindenburg“. Frankfurt a. M., 6. Juli. Das Luftſchiff„Hinden⸗ burg“, das Lakehurſt am 4. Juli um 3.41 Uhr MeEz ver⸗ laſſen hatte, landete bereits am 6. Juli um 1.20 Uhr auf dem Luftſchiffhafen in Frankfurt am Main. Damit ſtellte das Luftſchiff einen neuen Rekord für die Nordamerikaroute in beiden Richtungen auf, denn es be⸗ nötigte für die Rückreiſe von Nordamerika nur 45 Skun⸗ den 39 Minuten. Die Ueberquerung des Nordatlantik von der amerikaniſchen bis zur iriſchen Küſte beanſpruchtke nur 18 Stunden 46 Minuten. Auch die Hinreiſe bedeutete mit 49 Stunden 54 Minuten für die Strecke Frankfurt—Neuyork einen neuen Rekord. Auf der Reiſe nach Amerika erreichte das Lufd⸗ ſchiff am 1. Juli mit 315 Skundenkilomekern ſeine größte Geſchwindigkeit. Die vierte Nordamerikafahrt des Luftſchiffes„Hindenburg“ dauerte von Frankfurt bis Frankfurt einſchließlich zweier Liegetage in Lake⸗ hurſt fünf Tage 19 Stunden 51 Minuten. Die bisherige Rekordzeit des„Hindenburg“ betrug 49 Stunden 03 Minuten und wurde auf der erſten Rück⸗ fahrt von Nordamerika nach Frankfurt am Main erzielt. An Bord des Luftſchiffes befanden ſich außer der 50⸗ köpfigen Beſatzung 54 Fahrgäſte ſowie größere Men⸗ gen an Poſt, Fracht und Gepäck. Am 10. Juli tritt das Luftſchiff von Frankfurt aus ſeine fünfte Nordamerikafahrt an, für die ſchon jetzt ſämtliche Plätze beſetzt ſind. 2 Bremsſeil riß.) An der Aus⸗ rgſtraße in die Staatsſtraße Landau rwagen aus Billigheim infolge Rei⸗ n einen Baum. Der Wagen wurde er den im Führerhäuschen ſitzenden auch eine Dänin, die erſt am Vor⸗ ligheim gekommen war. Sie ſtieß mit dem Kopf an die Flügelmutter der Windſchutzſcheibe und zog ſich eine tiefe Wunde an der rechten Schläfenſeite zu. Die Verletzte mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Banküberfall in Burbach Ein Täter gefaßt, der andere mit der Beute enkkommen. Der Polizeipräſident teilt mit; Ein dreiſter Ueberfall wurde Montag vormittag auf die Filiale der Saargenoſſen⸗ ſchaftsbank in Saarbrücken⸗Burbach verübt. Dort erſchienen gegen 10 Uhr zwei junge Leute und er⸗ zwangen mik vorgehaltenem Revolver die Herausgabe des Kaſſenbeſtandes, der 1611 Mark und 15 Dollar bekrug. Bei der Flucht wurde ein Täter, der 25jährige Ludwig Keppert aus Saarbrücken gefaßt. Der zweite Täter, Hans Puhl, ebenfalls aus Saarbrük⸗ ken, ging mit der Beute flüchtig. Er benutzte einen Per⸗ ſonenkraftwagen, den beide Täter kurz zuvor einem hieſigen Rechtsanwalt in der Adolf Hitler⸗Straße entwendet hatten. Puhl ließ das Auto alsdann in der Trierer Straße herren⸗ los ſtehen. Der flüchtige Hans Puhl iſt 1,68 Meter groß, hat dunk⸗ les, links geſcheiteltes Haar, im Oberkiefer goldenen Schnei⸗ dezahn, auf linker Wange kleine Warze, auffallend kleine Füße, trägt grauen Anzug, grünen Hut, graues Hemd und ſchwarze Lackſchuhe. Er iſt im Beſitze eines Reiſepaſſes mit Gültigkeit bis 30. Juni 1936. Die Bevölkerung wird um Mitfahndung gebeten. Nachricht nimmt die Kriminal⸗ direktion in Saarbrücken, Schloßplatz 2, ſomie jede andere Polizeidienſtſtelle entgegen. Bergſteigertreue bis in den Tod Zwei Münchener in der Schweiz verunglückt. München, 6. Juli. Vom Eigergletſcher in der Schweiz wird gemeldet: Zwei Münchener Touriſten im Alter von 24 Jahren ſind beim Abſtieg vom Schneehorn abgeſtürzt. Einer von ihnen iſt bot, der andere verletzt. Die beiden Berg⸗ ſteiger hatten den Aufſtieg der Nordwand des Schneehorns unternommen. Der plötzliche Witterungsumſchlag nötigte ſie zum Biwak wenige Meter unterhalb des Gipfels. Am Don⸗ nerstag früh beſtiegen ſie den Gipfel. Beim Abſtieg brach ein Eishaken los und die beiden Touriſten ſtürzten ungefähr 200 Meter ab. Man nimmt an, daß der eine Bergſteiger ſchon nach wenigen Minuten tot war. Der andere biwakierte die Nacht auf dem Gletſcher. Am Freitag morgen wurden ſeine Notſignale von der Station Eigergletſcher bemerkt. Sieben Bergführer machten ſich ſofort auf; die Bergung war infolge des Neuſchnees ſehr ſchwierig und mühſam. Die verunglückten Turiſten Teufel und Herbſt gehörten einer Bergſteigergruppe aus Grindelwald an, die ſich die Aufgabe geſtellt hatte, die Leichen zweier an der Eiger⸗Nord⸗ wand verunglückten Münchener Turiſten zu bergen. Die Lei⸗ chen wurden ſeinerzeit von einem Flugzeug in der Eigerwand aufrecht ſtehend geſichtet. Teufel hat nun ſeine Bergſteiger⸗ treue mit dem Leben beſiegelt. Landau. mündung de Annweiler ſtie ßens des Brei erheblich beſch drei Perſonen befand ſi abend zu Beſuch nach Bi Vater und Sohn vom Laſtzuganhänger erſchlagen. Bockenem(Harz), 6. Juli. Die nach Seeſen führende ſtark abſchüſſige Straße vom Weinberg bei Nette durch⸗ fuhr der Laſtzug einer hannoverſchen Transportfirma. In gleicher Richtung fuhr auf dem linken Sommerweg mit ſeinem Zweiſpännerwagen der 65jährige Ortsbauernfüh⸗ rer Fr. Tölke. Der Laſtzug mußte infolge des ſtarken Ge⸗ fälles bremſen, und hierbei geriet der Anhänger ins Schleudern, ſtürzte um und fiel gerade auf den Bauern⸗ 9 5 Dieſer wurde zerſchmettert; Vater und Sohn er⸗ ſchlagen. 15⸗kägige Wanderung einer Großmutter. Altenkirchen, 6. Juli. Von einem unverhofften Beſuch wurde in dem Kreisort Biersdorf(Weſterwald) eine aus Wallbeck bei Hannover ſtammende, vor einigen Jah⸗ ren nach Biersdorf verheiratete Frau überraſcht. Ihre Mutter, die im vorigen Jahr die Wanderung von ihrer Heimat Wallbeck gach Biersdorf ſchon einmal zu Fuß zu⸗ rücklegte, und nun inzwiſchen Großmutter geworden iſt, trat zur Tür ein. Da ſie die Fahrt mit der Eiſenbahn nicht verträgt, das Heimweh nach ihrer Tochter und dem Enkelchen aber nicht überwunden werden konnte, ging die ſchon über 60 Jahre alte Frau wieder auf die Wander⸗ ſchaft. Ganze 15 Tage brauchte ſie für den Weg. Lalcale ſeuudochiaui Helſt Waldbrände verhüten! In der hochſommerlichen Zeit droht den Waldbeſtänden erhöhte Gefahr. Jeder noch ſo kleine Funke in das dürre Gras, in das trockene Holz geworfen, kann einen Waldbrand hervorrufen, der ungeheuren Schaden anſtiften kann. Mil⸗ lionenwerte werden jährlich durch Waldbrände vernichtet und gehen ſo dem deutſchen Volke verloren. Es iſt darum Pflicht eines jeden verantwortungsvollen Deutſchen, Mann oder Frau, Junge oder Mädel, bei allen ſommerlichen Wanderungen auf Bergen oder im Tal, Feld oder Wald, peinlichſte Vorſicht walten zu laſſen, damit nicht eine unachtſam weggeworfene Zigarette oder Zigarre(Rauchen gehört nicht in den Wald), ein Zündholz oder ein umge⸗ worfener Kochapparat einen Brand verurſacht, der doch ſo leicht zu verhüten geweſen wäre. Beſonders die deutſche Jugend muß bei ihren Wanderungen ſtrengſtens darauf achten, daß nicht etwa ein Lagerfeuer, das ordentlich auszulöſchen vergeſſen wurde, einen Waldbrand verurſacht. Immer und jederzeit muß ſich der Wanderluſtige vor Augen halten, daß eine kleine Unachtſam⸗ keit, eine Vergeßlichkeit oder gar ſträflicher Leichtſinn im Umgang mit Feuer dem deutſchen Volke ungeheuren Schaden verurſachen kann. Faſt alle Waldbrände ſind durch mangelndes Verant⸗ wortungsbewußtſein, durch gedankenloſen Leichtſinn entſtan⸗ den! Der deutſche Wald iſt uns Deutſchen ein Heiligtum ſeit den urälteſten Zeiten; ſein Schutz iſt höchſte Pflicht! Wenn daher in den heißen Sommertagen alt und jung hinaus⸗ ziehen in die herrliche Natur, in den ſchattigen, kühlen Wald, dann vergeſſe niemand, daß der deutſche Wald Gemeingut des ganzen deutſchen Volkes iſt. Wer einen Wald⸗ brand verurſacht, begeht ein Verbrechen am deutſchen Volk! 5 U 45 Verkehrsunfälle in der vergangenen Woche. Bet insgeſamt 45 Verkehrsunfällen im Laufe der vergangenen Woche wurde eine Perſon getötet und weitere 32 verletzt. Beſchädigt wurden 32 Kraftfahrzeuge und 17 Fahrräder. Zwei der Zuſammenſtöße ſind auf Trunkenheit der Fahrer und die übrigen faſt ausnahmlos auf Nichtbeachtung der Ver⸗ lehrsvorſchriften zurückzuführen. Durch einen Hund umgerannt und beide Arme ge⸗ brochen. Auf der Breiteſtraße wurde ein 66 Jahre alter Mann von einem frei herumlaufenden größeren Hund um⸗ gerannt, wodurch er zu Boden ſtürzte und ſich hierbei beide Unterarme brach. 2 — Keine Vorzugspreiſe! In einer grundſätzlichen Stel⸗ lungnahme hat ſich der Reichswirtſchaftsminiſter gegen die Einräumung von Vorzugspreiſen für Reichsbehörden auf dem Gebiete des elektriſchen Stroms gewandt. Die Elektri⸗ zitätsverſorgungsunternehmen müßten angeſichts ihrer Ver⸗ pflichtung gegenüber der Geſamtheit ihre Abnehmer nach gleichen Grundſätzen behandeln. Sie dürfen grundſätzlich jedem Verbraucher nur ſolche Bedingungen und Tarife ein⸗ räumen, die ſie allen anderen Abnehmern bei gleichen Vor⸗ ausſetzungen gewähren könnten. Der Miniſter verweiſt un⸗ ter anderem noch darauf, daß die Ermäßigung für be⸗ ſtimmte Abnehmer ja zu Laſten der übrigen Verbraucher⸗ gruppen, letzten Endes alſo der Allgemeinheit gehen müß⸗ ten. Der Reichsfinanzminiſter hat ſich dieſem Standpunkt angeſchloſſen und die nachgeordneten Behörden erſucht, von Anträgen auf Einräumung von Sondertarifen für den Be⸗ zug von elektriſchem Strom abzuſehen. Kleinigkeiten gehören nicht vor das Ehrengericht. Mit einer Betrachtung über Sinn und Ziel unſerer ſozia⸗ len Ehrengerichtsbarkeit in der„NS⸗Sozialpolitik“, der Mo⸗ natsſchrift des Sozialamts der DA, verbindet Dr. Gusko einen Appell, das Ehrengericht nicht mit Kleinigkeiten zu befaſſen und allein gröbkiche Verletzungen ſozialer Pflich⸗ ten vor die Ehrengerichte zu bringen, die aus einer unehren⸗ haften, verwerflichen Geſinnung herrühren und öffentliche Brandmarkung verlangen. Durch die Ehrengerichte ſollten keineswegs die Arbeitsgerichte erſetzt werden, ebenſo ſei die Beſtrafung von Verfehlungen nach wie vor Sache der Straf⸗ gerichte. Die Ehrengerichte ſeien nur dann zuſtändig, wenn zu der Tat hinzutreten die aſoziale Geſinnung, der Mißbrauch der Machtſtellung, die verſteckte Böswilligkeit, die dünkelhafte Mißachtung und der ſoziale Unverſtand. Der Referent betont, daß eine anſtändige, nicht jedoch zimperliche Geſinnung verlangt wird. Die ſoziale Ehrengerichtsbarkeit wolle kein Schutzinſtrument für bittergallige Staatsverbrecher und aus Grundſatz gekränkter Leberwürſte ſein. Der vielbelächelte Kommißton ſei keine Kränkung der Soldatenehre, und auch der Arbeiter ſchätze die kernige Sprache, den rauhen aber herzlichen Ton, während ihm Leiſe treterei und doppelzüngige Ironie in tiefſter Seele verhaßt ſeien. Die richtigen Umgangsformen in einem Betrieb zu ſchildern, ſei bei Vorliegen der richtigen ſozialen Geſinnung leicht. Das erſte Kapitel eines jeden Betriebsknigge müßte ein Traktat über menſchliches Taktgefühl ſein. Darum gehörten harmlos gemeinte Kränkungen ebenſo wie kleine Pflichtwidrigkeiten, die die Betriebsgemeinſchaft nicht gefähr⸗ den, nicht vor die ſozialen Ehrengerichte. Mancher Vorwurf werde ſich bei freimütiger Ausſprache als bloßes Mißverſtänd⸗ nis erweiſen. Die ſozialen Ehrengerichte hätten ſich auch nicht zu einem allgemeinen Sittenrichtertum über erwachſene Menſchen aufzuwerfen, ſofern kein Mißbrauch der ſozialen Machtſtellung und keine überhebliche und rohe Geſinnung dabei im Spiel waren. Die Aufgabe der Ehrengerichte ſei es, alles aus dem Weg zu räumen, was der Verwirklichung wahrer Betriebsgemeinſchaft hinderlich im Wege ſtehe und zur Entfachung neuer Klaſſenkampfgefühle führen könne. Die ſoziale Ehrengerichtsbarkeit ſei in erſter Linie ein Erziehungs⸗ inſtrument. 0 Etwas anderes. f Auf dem Deck eines Ozeandampfers. ö Der Deckſteward arrangiert ein Spielchen. Wettlaufen. Verheiratete und Unverheiratete getrennt. Damit die Sache einen größeren Reiz bekommt. Knickebein ſteht abſeits. a „Ach, Verzeihung, mein Herr, ſind Sie auch verheiratet?“ „Nein.“ ſtammelt Knickebein, nur ſeekrank.“ VVFCCͥͤĩ515ðꝛi⅛r2 ⅛ r ͤ Aus dem Gerichtsſaal Frau Voglers Töchter Dramatiſcher Auftritt im Giftmordprozeß. Mainz, 6. Juli. Zu Beginn der Montagsverhandlung im Mordprozeß Vogler kam es zu dramatiſchen Auftritten, als die bei⸗ den Töchter der Angeklagten als Zeugen aufgerufen wurden. Beide junge Frauen, die eine iſt 21, die andere 18 Jahre alt, ſind ſehr aufgeregt. Schwer kämpfen ſie gegen das Weinen an. Die Angeklagte Vogler kommt beim Anblick ihrer Töchter in größte Aufregung. Sie beginnt heftig zu ſchluch⸗ zen und heult ſchließlich laut los. Beide Töchter, Frieda und Margarethe, machen von ihrem Recht der Ausſagenverweigerung Ge⸗ brauch. Als die beiden jungen Frauen wieder einzeln den Gerichtsſaal verlaſſen und an der Angeklagten vorbei müſſen, klammerk ſich dieſe an ihre Hand und ſchreit laut ſchluchzend die Namen. Der Wachtmeiſter, der neben der Angeklagten ſitzt, macht beide Male die jungen Frauen von der Umklammerung der Vogler wieder frei. Heftig zitternd und weinend be⸗ teuert die Vogler ihre Unſchuld, die ihre Kinder bezeugen können. Nach der Ermahnung des Vorſitzenden, ihr böſes Gewiſſen durch ein offenes Schuldbekenntnis zu erleichtern, ſetzt ſich die Angeklagte wieder und weint nur noch eine kleine Weile leiſe vor ſich hin. Als erſter Zeuge machte ein Verſicherungs⸗ agent V. aus Frankfurt am Main Ausſagen. Die An⸗ geklagte hatte verlangt, daß Vogler ſein Leben mit 20 bis 30 000 Mark verſichern laſſe. und zwar zu ihren eigenen Gunſten oder zu Gunſten ihrer Töchter. Deswegen iſt es zu Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den Eheleuten ge⸗ kommen, heimlich verhandelte Frau Vogler aber immer noch mit dem Verſicherungsagenten, der ſchließlich ſich zu⸗ rückzog. Eine Zeugin, Frau H., ſtellte der Angeklagten ein gutes Zeugnis aus, machte aber ein wichtige Ausſage in⸗ ſofern, als die Vogler einmal zu ihr geſagt habe, ſie ſolle ihrem Chef, über den ſie ſich bei der Vogler beklagt habe, daß er ſie immer ſchikaniere, doch einmal etwas ins Eſſen geben. Mit dem erſchreckten Ausruf:„Um Gottes willen, Frau Vogler!“ habe die Zeugin die Wirtſchaft verlaſſen und ſeit dieſer Zeit nicht mehr betreten. Der Zeuge H., der aushilfsweiſe in der Wirtſchaft Vogler als Koch beſchäftigt war, gab ein kleines Erlebnis bekannt. Der Zeuge hat die Angeklagte einmal darauf hingewieſen, ſie tue beſſer daran, gegen die Gerüchte, die von einem Giftmord 1 9 5 vorzugehen, die Vogler habe ihm aber nur mit dem Ausſpruch des Götz geantwortet. Der Vorſitzende fragt den Zeugen:„Was halten Sie von der Frömmigkeit der Frau Vogler?“ Der Zeuge antwortet darauf:„Was die betet, iſt ge⸗ logen.“ a Der„Burghauptmann“ von Frieſack Eine Verhandlung vor dem Sondergericht. Berlin, 6. Juli. Vor dem Berliner Sondergericht be⸗ gann am Montag ein umfangreicher Hochſtapler⸗ prozeß. gegen den 37jährigen Eberhard Bodeck, deſſen 33jährige Ehefrau Käthe, den 59jährigen Max Keionat und den 51jährigen Heinz Oelze. Es handelt ſich um einen Teil eines rieſigen Betrugsprozeſſes gegen eine mehr als 20⸗köpfige Schiebergeſellſchaft, die unter der Leitung des achtmal vorbeſtraften 44jährigen Bruno Ryczeck, eines früheren führenden Ringvereinsmitgliedes, ſtand. Der Fall Bodeck iſt abgetrennt und dem Sondergericht über⸗ wieſen worden, weil Bodeck bei ſeinen Betrügereien un⸗ berechtigterweiſe die Uniform eines Fliegerſturms und das Abzeichen des Luftſportverbandes getragen hatte, Bodeck, der ebenfalls mehrfach vorbeſtraft iſt, hatte es durch raffinierte Schwindeleien mit wertloſen Hypotheken ohne Barmittel verſtanden, das Gut Frieſack im Weſt⸗ havelland an ſich zu bringen und ſich zum„Rittergutsbe⸗ ſitzer“ und„Burghauptmann“ gemacht. Durch ſein ſicheres Auftreten und die Uniform des Fliegerſturms gelang es ihm, zahlreiche Kaufleute und Handwerker zu veranlaſſen, ihm Maſchinen und Möbel zu liefern und Haus und Hof inſtand zu ſetzen ohne einen Pfennig Geld. Insgeſamt hat Bodeck ſeine Lieferanten um rund 15 000 Mark geſchädigt. Die Verhandlung, zu der bisher 34 Zeugen geladen ſind, dürfte zwei Wochen dauern. N S Verhaftung einer Oberin wegen Deviſenſchiebung. Regensburg, 6. Juli. Auf Veranlaſſung der Staats- anwaltſchaft Regensburg wurde die 63 Jahre alte Oberin der Heilſtätte Donauſtauf, Schweſter Maria Agnella, un⸗ ter dem ſchweren Verdacht des Vergehens gegen dos Devi⸗ ſengeſetz verhaftet. Die Verhaftete, die geſtändig iſt, ſoll in den Jahren 1932 bis 1934 rund 50000 Mark unter Um⸗ ehung der Deviſenbeſtimmungen in das Mutterhaus ihres 8 95 nach Wien verſchoben haben. Kindesräuber Gieſe legt Reviſion ein Bonn, 6. Juni. Der Verteidiger des vor kurzem in Bonn zum Tode verurteilten Kindesräubers Gieſe hat, wie wir erfahren, vorſorglich Reviſion eingelegt und gleichzei⸗ tig ein Gnadengeſuch eingereicht. Eine Schau wie noch nie Wunder der Pflanzenzucht auf der Ausſtellung „Deutſchland“. In der Ehrenhalle der großen Olympia ⸗Ausſtellung „Deutſchland“, die am 18. Juli eröffnet wird, wird ein neun Meter langes und ſechs Meter hohes Vegetations⸗ haus nach dem Muſter der biologiſchen Gewächshäuſer in Müncheberg aufgebaut werden. In dieſer lebendigen Schau unſerer neueſten Pflanzenzüchtungen wird bisher nie gezeigtes Material den bewundernden Augen der Oeffentlichkeit unterbreitet werden. Dort werden zunächſt theoretiſch die Grundlagen der Pflanzenzucht, die Geſetze der Vererbung und die Methode gezeigt werden, wie heute wiſſenſchaftlich auf dieſem Ge⸗ biete gearbeitet wirg. Man zeigt auf der Ausſtellung „Deutſchland“, wie aus Kern und Plasma beſtehende Pflanzenzellen Träger der Vererbung ſind. Aus Mikro⸗ photographien erkennt der Beſucher die Kernfäden dieſer Zellen, auf denen die einzelnen Erbanlagen der Pflanze auf eine wunderbare Weiſe von dem Schöpfer aller Dinge nach der Reihe geordnet liegen. Es werden Ergebniſſe dieſer wiſſenſchaftlichen For⸗ ſchung dem Beſucher gezeigt werden, darunter Baſtarde zwiſchen Weizen und Steppengras. Unbegrenzte Möglich⸗ keiten bieten ſich dar, man hofft, auch den Weizen mit dem Roggen kreuzen zu können und ein neues Korn zu züchten, das die beſten Eigenſchaften beider enthält. Au chetwas völlig Neues wird gezeigt. Man hat ſo⸗ genannte Wuchsſtoffe der Pflanzen entdeckt, ſie ſogar chemiſch rein hergeſtellt. Dieſe Wuchsſtoffe ſind die ge⸗ heimnisvollen Regulatoren der Pflanzenentwicklung. Be⸗ ſtreicht der Züchter Stecklinge oder Pfropfungen mit Wuchsſtoff, ſo wachſen die Wurzeln der Pflanzen beſſer, was an Pflanzen gezeigt wird, deren Wurzeln durch glä⸗ ſerne Kaſten ſichtbar ſind. Man hat Tauſende von Ver⸗ ſuchen auf allen dieſen Gebieten gemacht, aus ganzen Fel⸗ dern von Pflanzen immer wieder die beſten ausgeleſen und gekreuzt, bis ganz neue Pflanzen entſtanden. So zeigt die Ausſtellung heute die bitterſtofffreie Lupine, die für den deutſchen Fett⸗ und Eiweißbedarf wichtig iſt. Man ſieht auch in dem Vegetationshaus nikotinarme Tabak⸗ pflanzen; ferner Weinreben, Kartoffeln und Getreide⸗ arten. Die Anfälligkeit dieſer Pflanzen gegen die bekann⸗ ten Krankheiten auszumerzen und beſte Sorten zu züch⸗ ten, iſt das Ziel. Ihre Krönung aber findet dieſe geſamte Schau in dem erwähnten Vegetationshaus, in dem die neuen Pflanzen am lebendigen Objekt gezeigt werden. Vermiſchtes Schatzgräber an der Weſer. Ein intereſſanter Fund wurde bei Wegearbeiten in der Nähe von Polle an der Weſer gemacht. Bei der Umleitung eines Bachbettes wurde an der Böſchung etwa einen halben Meter unter der Oberfläche ein mit Silbermünzen gefülltes Tongefäß entdeckt. Von dem Münzenfund wurden bisher 55 Stück abgeliefert, darunter einige Mariengroſchen mit dem Na⸗ men des 1613 in Lüneburg an die Regierung gelangten Herzogs Friedrich Ulrich von Braunſchweig⸗Lüneburg, der in Hameln Landesherr war. Die auf den zum Teil ſtark oxydierten Münzen erkenntlichen Jahreszahlen liegen zwi⸗ ſchen 1530 und 1625, ſo daß hieraus geſchloſſen werden kann, daß der Fund einen im 30jährigen Kriege vergra⸗ benen Schatz darſtellt, zumal damals die Burg Polle durch Tilly zerſtört worden iſt. 5 N Der eine. Einſt fragte Bodelſchwingh ein vornehmer Gaſt, der mit ihm durch die Kolonie Bethel wanderte, wie viele der fahrenden Leute denn wohl gerettet würden.„Viel⸗ leicht einer von hundert“, war Bodelſchwinghs beſcheidene Antwort. Ein ſo geringer Erfolg lohne doch kaum das große Aufgebot von Mühe und Mitteln, meinte der Gaſt. „Aber wenn nun dieſer eine Ihr Sohn wäre!“ erwiderte Vater Bodelſchwingh darauf. — Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 6. Julf. Notie⸗ rungen unverändert. Mannheimer Großviehmarkt vom 6. Juli. Zum Groß⸗ viehmarkt waren aufgetrieben: 90 Bullen, 48 Ochſen, 111 Rinder und 163 Kühe. Auch an dieſem Markttag erfolgte Zuteilung durch die Marktkommiſſion entſprechend den Kon⸗ tingenten, obwohl 83 Tiere mehr aufgetrieben waren als in der Vorwoche. Es ergaben ſich folgende Höchſtnotizen: Bul⸗ len 43, Ochſen 45, Rinder 44, Kühe 43.— Am Kälbermarkt war ein Auftrieb von 683 Tieren zu verzeichnen; es kam nur ein ſchleppendes Geſchäft zuſtande bei einer Höchſtnotiz von 65 Pfg., das bedeutet einen Rückgang gegenüber der Vor⸗ woche um 3 Pfg.— Einen lebhaften Verlauf nahm der mit 2374 Tieren beſchickte Schweinemarkt, gegenüber der Vorwoche waren es 30 Tiere weniger. Deckungsmöglichkeit beſtand für die Metzger im Rahmen der Kontingente. Un⸗ veränderte Höchſtnotiz 57 Pfg. 5 Deutſche Gaſtfreundſchaft! Aufruf des Reichsminiſters Dr. Goebbels. Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda erläßt folgenden Aufruf: „Nach dem Willen des Führers hat Deutſchland für die Olympiſchen Spiele 1936 Vorbereitungen wie kaum ein ande⸗ res Land zuvor getroffen. Die Hunderttauſende ausländiſcher Gäſte ſollen würdig empfangen werden und ein beſonders glänzendes Beiſpiel deutſcher Gaſtfreundſchaft erleben. Ich bin gewiß, daß jeder Deutſche ſeine Ehre darin ſetzen wird, den ausländiſchen Beſuchern, die alle unter dem Schutz des Deutſchen Reiches ſtehen, zuvorkommend gegenüberzutreten und, wenn ſie einer Hilfe bedürfen, ihnen mit Rat und Tat Beiſtand zu leiſten. gez Dr. Goebbels.“ Die Oiympiaglocke ruft! Botſchaft der Olympiſchen Komitees der Welt. Berlin, 6. Juli. Aeber alle Sender des Reiches ging eine Weltſendung, die die Botſchaft der Olympiſchen Komitees der Welt an Deutſchland zu den 11. Olympiſchen Spielen überbrachte. Wie im deutſchen Vaterland, ſo hörte man zu dieſer Stunde auch in aller Welt den ehernen Klang der Olympiaglocke, vernahm man jenſeits der Weltmeere den Ruf„Ich rufe die. Jugend der Welt“. Staatsſekretär a. D. Lewal d, der Präſident des Deut⸗ ſchen Organiſationskomitees, leitete die Weltſendung ein und⸗ betonte, daß neben den ſportlichen Kämpfern und Kämp⸗ ferinnen auch Gelehrte, Dichter und Künſtler als Ehrengäſte den 11. Olympiſchen Spielen in Berlin beiwohnen würden. Präſident Lewald gab dem heißen Wunſche Ausdruck, daß. dem Begründer der Olympiſchen Spiele gemäß dem Antrag des Olympiſchen Komitees in dieſem Jahre der Friedensnobelpreis verliehen werden möchte.„Mit Freude und Spannung“, ſo ſchloß er,„ſehen wir den Tagen entgegen, wo an jedem Morgen frohe, mutige zum fried⸗ lichen Wettkampf bereite Jugend in den Mauern der Olym⸗ pia einziehen wird. Ihnen rufen wir ein herzliches Willkom⸗ men zu. Die Vorbereitungen für die Olympiſchen Spiele ſind beendet. Mit Freude und Dank nehmen wir die Meldungen der einzelnen Nationen entgegen.“ Dann traten die Führer der einzelnen nationalen Olympiſchen Ausſchüſſe in den fünf Erdteilen vor das Mikrofon, teilten mit, an welchen Sportarten ſie ſich be⸗ teiligen, welche Wünſche und Hoffnungen ſie bewegen. Immer wieder kam die Anerkennung für die großzügigen Vorbereitungen, die das Dritte Reich für die 11. Olympiſchen Spiele getroffen hat, zum Ausdruck. In ihrem Gruß, der von den Sprechern mit wenigen Ausnahmen auch in deutſcher Sprache wiederholt wurde, wurde immer wieder der Geiſt der gegenſeitigen Verbrüderung unterſtrichen. 5 Der Generalſekretär des Deutſchen Olympiſchen Komi⸗ tees, Dr. Karl Diem, beſchloß die Sendung. Der Olympia⸗Film Die„Fackellauf“ ⸗Expedition abgereiſt. Im Haus Ruhwald in Spandau, dem Generalquartier des Olympia⸗Films, verabſchiedete Leni Riefenſtahl die e eee die ſich in drei Kraftwagen unter Führung von Diplom⸗Ingenieur Karl Friedrich Fiſcher nach Athen begibt, um alle Vorbereitungen für die Aufnahmen zu dem einzigartigen Filmdokument zu treffen. Dieſer Staf⸗ fellauf der 3180 Läufer, die von Athen bis Berlin Tag und Nacht unterwegs ſein werden, ſoll in ſeinen charakteriſti⸗ ſchen Einzelheiten feſtgehalten werden. Die Expedition, die am 18. Juli in Athen eintreffen wird, hat nun die beſondere Aufgabe, fämtliche für den Lauf vorgeſehenen, häufig ſehr ſchlechten Straßen der verſchiedenen Länder zu befahren, die Streckenabſchnitte auf ihre„filmiſche“ Eignung zu prüfen, an den Uebergangs⸗ punkten und in den Hauptſtädten, in denen größere Feier⸗ lichkeiten ſtattfinden, die notwendigen Vorarbeiten für Film⸗ aufnahmen fix und fertig zu machen und die Eigentümlich⸗ keiten der Landſchaften und ihrer Menſchen feſtzuhalten. Neben dem Reiſeleter und drei Chauffeuren fahren noch zwei Operateure und zwei Aufnahmeaſſiſtenten mit. Die Wagen ſind mit allen notwendigem Filmmaterial ausge⸗ ſtattet. Leni Riefenſtahl ſelbſt wird vorausſichtlich am 18. Juli in Athen eintreffen, um dem Start des Fackellaufes im Olympia beizuwohnen. Nach letzten Beſprechungen und Anweiſungen an den Reiſeleiter verabſchiedete ſich Leni Riefenſtahl von den Ex⸗ peditionsteilnehmern mit einem herzlichen„Hals⸗ und Bein⸗ bruch“ und„Auf glückliches Wiederſehen“ in Athen. 0 Ankunft der Olympiamannſchaft von Uruguay. Auf dem Anhalter Bahnhof traf die Olympiamannſchaft von Uruguay ein. Der Muſikzug des Infanterie⸗Lehrbatail⸗ lons empfing die Gäſte mil flotter Marſchmuſit. Im Namen des Präſidenten des Olympiſchen Organiſationskomitees brachte Ritter von Halt ſeine Freude über die Ankunft der Aruguayer Mannſchaft zum Ausdruck und wünſchte ihr von Herzen Glück in den bevorſtehenden Spielen. Der Vize⸗ präſident des nationalen Olympiakomitees von Uruguay dankte für die herzliche Aufnahme und hob beſonders die freundſchaftlichen Beziehungen hervor, die zwiſchen Uruguay und Deutſchland beſtünden. Anſchließend begab ſich die Mann⸗ ſchaft in ihre Traininasauartiere. Mannheimer Theaterſchau 1755 5 Im Nationaltheater: 8 Dienskag, 7. Juli, 15 Uhr: Nachmittags⸗Vorſtellung— Schülermiete C 4: Der Freiſchütz, Oper von C. M. von Weber.— 20 Uhr: Miete A 29, Sondermiete A 15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 512 bis 517: Guſtav Kilian, Schauſpiel von Harald Bratt. Mittwoch, 8. Juli, 19.30 Uhr: Miete H 29 und für die NS⸗Kulkurgemeinde Ludwigshafen Abt. 431, 471 bis 47/2, 491 bis 492, 501 bis 502, 525: Abſchiedsabend für Karl Mang: Die luſtigen Weiber vo Windſor, Oper von Otto Nicolai. N Donnerstag, 9. Juli, 20 Uhr: Miete G 29, Sonder⸗ miete G 15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim Abt. 230 bis 332, 259: Schwarzbrot und Kip⸗ fel, Luſtſpiel von Werner von der Schulenburg. Freitag, 10. Juli, 20 Uhr: Miete B 29, und für die NS⸗ Klulturgemeinde Mannheim Abt. 224 bis 226: Der Troubadour, Oper von Verdi. g 8 uer, Schauſpiel von Hermann Sudermann. sta g, 11. Juli, 20 Uhr: Miete C 29: Johannis⸗ I Main- Reckerbahn 5. Jauk. Würthwein 8 2 9 er- 2 evil. 3 Gammel⸗Anzeiger 515 Zimmer nur für Mitglieder der Landwirtſchaftlichen . und Küche Ein und Verkaufsgenoſſenſchaft. mit Küche zu vermieten. zu vermieten. Georg Röſer. u erfragen in der Auskunft im Lager. mit Gartenanteil Aeber die Ernte ein Mann geſucht. eſchäftsſt. d. Bl. Kleines Feinſte Wohn⸗ ihn fe haus Butter 250 fr 78 Pfg. „ Saftiger 15 ung* r 8 Kaſe Karten für geschenkzwecke zu verkaufen. 5 II i nttung 15 850 werden Schnellslens e in der Geiger„ 9. a N. 5 n-Fran ce, ewofeh t Neclar-Dote-Dructerei. Verlobungs-RNarten Vermaͤhlungs-Rarten Fr ERFREI HL AT SEND