Nr. 156(2. Blatt). Neeko Bote ö Dienstag, 7. Juli 1936 Einheitliche Flurbereinigung Dipl.⸗Landwirt Fr. Siebold, Berlin. Wenn wir in Deutſchland auf irgendeinem Gebiete durch Paragraphen beſondere Erſchwerniſſe hatten, ſo traf dies auf dem Gebiete der Umlegungsgeſetzgebung zu. Hierin iſt nunmehr durch das vom Reichskabinett be⸗ ſchloſſene neue Reichsumlegungsgeſetz ein ent⸗ ſcheidender Fortſchritt erzielt worden. Es handelt ſich um ein Rahmengeſetz, das den Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft ermächtigt, das Recht der Grundſtücks⸗ umlegung im Einvernehmen mit den beteiligten Reichs⸗ miniſtern durch Verordnung neu zu regeln. Wenn auch im Dezember 1935 für Preußen bereits eine Erleichterung geſchaffen war, eine Erleichterung, die zugleich eine ge⸗ wiſſe Beſchleunigung bedeutete, ſo bietet erſt das neue Ermächtigungsgeſetz die Möglichkeit, den entſcheidenden Schritt zur Verein heitlichungin ganz Deutſch⸗ land durchzuführen. Dies Geſetz wird in der deutſchen Landwirtſchaft all⸗ gemein freudig begrüßt werden. Es wird uns neue Wege bringen, die wir gehen müſſen, um in große Teile des deutſchen Vaterlandes eine wirkliche Bereinigung der Gemarkung und damit der Betriebe in wirkſamer Weiſe zur Durchführung zu bringen. Nun gilt es, dies Geſetz durch Verordnungen ſo auszugeſtalten, daß die Vorteile der Zuſammenlegung der Grundſtücke, in einem dem drin⸗ genden Bedürfnis angepaßten Tempo, d. h. ſo ſchnell wie möglich, lebendige Geſtalt gewinnen. In großen Gebietsteilen Deutſchlands, insbeſondere im Süden, Weſten und auch im Oſten überall dort, wo die klein⸗ bäuerlichen Betriebe vorherrſchen, beſteht durch die ſtarke Zerſplitterung der Grundſtücke nicht die Möglichkeit, den techniſchen Fortſchritt wirkſam einzu⸗ führen. Noch 6 Millionen Hektar deutſchen Landes warten auf die Zuſammenlegung! Das iſt mehr als das geſamte Wieſenland Deutſchlands, alſo eine ungeheuer große Fläche. Es kommt nicht ſelten vor, daß in dieſen Gebieten Betriebe von 5 Hektar Größe in 70 bis zu 100 Parzellen zerſplittert ſind. Die Unſitte der Erbteilung hat hier ver⸗ heerende Wirkung ausgeübt. Die Betriebsführung ſelbſt iſt unendlich erſchwert, die Ueberſicht über die Fläche fehlt. Die Hälfte der Arbeitszeit geht verloren auf ermüdenden Wegen für Menſch und Tier. Die Flächen ſelbſt können nicht neuzeitlich bewirtſchaftet werden, die Anwendung von Maſchinen und Geräten iſt ungeheuer erſchwert. Durch Randverluſte oder Flurzwang entſprechen die Flächen⸗ leiſtungen durchaus nicht dem erforderlichen Aufwand, die Erträge ſind nicht ausgeglichen und bleiben zurück. Die Weidewirtſchaft läßt ſich kaum durchführen, auch der An⸗ bau von Zwiſchenfrüchten ſtößt häufig auf unüberwind⸗ liche Schwierigkeiten. Daß Betriebe mit ſolchen Hem⸗ mungen und Erſchwerniſſen gerade in der Erzeugungs⸗ ſchlacht nur zu leicht verſagen, liegt auf der Hand. Daß die Durchführung von Meliorationen bei weitem nicht die Wirkung haben können wie die größeren Pläne, iſt ohne weiteres einleuchtend. Es iſt alſo ein dringendes Gebot der Stunde und unſerer heutigen Zeit, hier einzugreifen. Wenn wir nach den Methoden der Syſtemzeit weiter gewurſtelt hätten, ſo würde die Zuſammenlegung in Deutſchland früheſtens in 60 bis 80 Jahren durchgeführt ſein. Sie wäre dabei ohne die Bildung der Erbhöfe ſofort und überall wieder dringend in gleichem Ausmaße notwendig geweſen. Das neue Reichsumlegungsgeſetz wird die Wege dazu ebnen, daß die Umlegung eine Dauerwirkung auf die Einzelbetriebe ausübt, daß ſie alſo nicht nur vorüber⸗ gehend, ſondern überhaupt geſunden und daß ſich vor allem auch durch weſentliche Erleichterung in der Geſetz⸗ gebung bzw. durch die zu erwartenden Verordnungen eine erhebliche Beſchleunigung durchſetzt. Das Geſetz beabſich⸗ tigt, durch eine planmäßige, im ganzen Reich durchzu⸗ führende Feldbereinigung die Ernährung und Selbſtver⸗ ſorgungsgrundlage des deutſchen Volkes ſobald als mög⸗ lich durchgreifend zu verbeſſern. Wenn es voll zur Wir⸗ kung kommen ſoll, muß die Reichsumlegungsordnung beſonders wichtige Vorausſetzungen einheitlich regeln und eindeutig klarſtellen. Die wichtigſten Forderungen laſſen ſich in drei Worten zuſammenfaſſen: wir brauchen eine Verbeſſerung, eine Verbilligung und eine Beſchleunigung des Umlegungsverfahrens. Bei der Verbeſſerung kommt es vor allen Dingen dar⸗ auf an, daß entſcheidender Wert darauf gelegt wird, daß die künftige Betriebsweiſe ſich den heutigen tech⸗ niſchen ia weitgehend anpaſſen kann. Bei der Rückſtändigkeit der Grünlandnutzung gerade in dieſen Ge⸗ bieten iſt beſonderer Wert darauf zu legen, daß die Weide⸗ wirtſchaft in neuzeitlichen Koppeln ſoweit wie möglich eingerichtet werden kann. Auch die Wieſenwirtſchaft muß ſo viel Freizügigkeit bekommen, daß auch hier die Mäh⸗ weidenutzung viel ſtärker als bisher betont wird. Das Wegenetz hat ſich dieſen Erforderniſſen anzupaſſen und zu⸗ gleich durch die Vergrößerung der Schläge die Nutzung des Ackerlandes zu erleichtern. Die alte Forderung nach einer Mindeſtparzellengröße muß, wenn auch der Landſchaft angepaßt, ſa doch in irgendeiner Form über⸗ all zur Anwendung kommen. Die Durchführung der Me⸗ lioration hat ſich dieſen Bedürfniſſen ſinngemäß anzu⸗ paſſen. Zur Verbilligung iſt es ſtatthaft, daß nach dem heſſiſchen Vorbild außer dem Bedarf für die neuen Ge⸗ meinſchaftsanlagen, wie Wege, Gräben uſw., weitere Landabzüge zur Deckung der Koſten des Verfahrens ge⸗ macht werden können. Dieſe Landabzüge ermöglichen es, über den Weg der Anliegerſiedlung, zu kleine Betriebe zu vergrößern und ſie ſoweit als möglich auf Erbhofgröße zu bringen nach den Grundſätzen der Neubildung deutſchen Bauerntums. f Die Beſchleunigung iſt dringend erwünſcht. 05 nur die Beſchleunigung des Einzelverfahrens, die meiſt bis zu fünf Jahren dauerte, a ſchleunigung der geſamten Umlegungs⸗ vorhaben in Deutſchland. Dies iſt dann möglich, wenn der Beamtenapparat, insbeſondere in den mittleren und unteren Inſtanzen weſentlich ausgebaut wird. Um dieſer großen Aufgabe gerecht zu werden, um ſie muſtergültig und zielſicher durchzuführen, wird es notwendig ſein, die * Einſchaltung des Reichsnährſtandes ſo zu geſtalten, daß alle Hemmungen und Schwierigkeiten, die ſich ergeben, durch ſeine aktive Mitwirkung beſeitigt werden. Am wichtigſten iſt dabei naturgemäß die freudige Mitwirkung jedes einzelnen Bauern ſelbſt. Wir ſind der feſten Zu⸗ bverſicht, daß unſere bewährte nationalſozialiſtiſche Agrar⸗ politik den rechten Weg ſehr bald zum Wohle unſeres deutſchen Bauerntums finden wird. 5 Die Autoverſicherung Guke Fahrer dürfen nicht mitleiden. Die am 1. Juli in Kraft getretenen neuen Tarife der Haftpflicht⸗ und Kasko⸗Verſicherung haben unter den Kraft⸗ fahrern Beunruhigung hervorgerufen. Nach den neuen Bedingungen muß jeder Kraftfahrzeug⸗ beſitzer, ganz gleich ob er ſchuldig oder unſchuldig am Scha⸗ densfall iſt, einen Teil des entſtandenen Sach⸗ oder Perſonenſchadens aus eigener Taſche bezahlen. Die Tarifgemeinſchaft der Kraſtfahrzeugverſicherer glaubt, daß nur durch eine allgemeine Selbſtbeteiligung der Kraftfahrer 15 den Schäden die Zahl der Unfälle verringert werden önne. Mit den neuen Verſicherungsbedingungen hak ſich, wie der„Berliner Lokalanzeiger“ berichlek, die Deutſche Feu⸗ erverſicherungsgeſellſchaft im Verſicherungskonzern der Deutſchen Arbeitsfront nicht einverſtanden erklären können. Nach grundſätzlichen Erwägungen und im Inkereſſe ihrer Verſicherungsteilnehmer hal ſie daher ihren ſoforkigen Austritt aus der Tarifgemeinſchaft erklärt. Den gleichen Standpunkt vertritt die Fachgruppe der Verſicherungsvertreter und makler. Dieſe Gruppe ſieht im neuen„Selbſtbeteiligungstarif“ für die Verſicherungsneh⸗ mer eine ganz unüberſehbare Verteuerung der Un⸗ terhaltungskoſten. Allein hieraus muß ein weſent⸗ liches Hemmnis für die weitere Ausbreitung des Kraft⸗ fahrzeugs entſtehen. Auch das Verſicherungsamt der Reichsleitung der NSDAP hat ſich gegen die neuen Verſicherungsbedingun⸗ gen ausgeſprochen. Es iſt daher anzunehmen, daß der augenblickliche Streit in einem Sinne entſchieden werden wird, der der Motoriſierung Deutſchlands förderlich iſt. Die wichtigſte Verſicherung, ohne die eigentlich kein Fahrzeug in Betrieb genommen werden ſollte, iſt die Dek⸗ kung gegen Haftpflichtſchäden. Bisher hat jeder verantwortungsbewußte Fahrer ſeine Haftpflichtverſiche⸗ rung abgeſchloſſen. Die„wilden“ Fahrer aber, bei denen oft kein Schadenerſatz zu holen iſt, haben ſich bisher nicht verſichert. Sie werden ſich auch in Zukunft nicht ver⸗ ſichern, bis der Haftpflichtzwang eingeführt wird. Nach den von der Tarifgemeinſchaft verkündeten neuen Bedingungen ſoll jeder Kraftfahrer bei jedem Schadens⸗ fall mindeſtens die Hälfte der Jahresprämie einer Haft⸗ pflichtverſicherung ſelbſt tragen. Es wird bedauerlicher⸗ weiſe kein Unterſchied gemacht, ob der Fahrzeuglenker bei dieſem Schadensereignis ſchuldig war oder nicht. Und dar⸗ in liegt der große Fehler dieſer Regelung. a Daß fahrläſſige Fahrer bei einem Schadens⸗ fall aus eigenen Geldmitteln zuzahlen ſollen, wird niemand ablehnen. Es ſind bereits von maßgebenden Körperſchaf⸗ ten den Regierungsſtellen Abänderungsvorſchläge einge— reicht worden, damit der für den Kleinwagenfuhrer un⸗ haltbare Zuſtand in der Verſicherungsfrage ſo ſchnell wie möglich beendet wird. N Der Minister des Kultus- und Unterrichts pg. Dr. Wacker zur Werbeaktion der NS: „Das issen um die demeinschaf t. Ihre Auf gaden und Pf11chten 18t heute Wieder ein selbstverständltches demeingut aller Volksgenossen ge- worden, demeinschaftspflicht 18 die tätige Anteilnahme jedes Volks- genossen an dem Schicksal des an- dern. Die NSV hat sich zum 2121 ge- Setzt. Bedürftige zu detreuen und den wirtschaftlich Schwachen zu helfen. Es mug erwartet werden, daf jeder volksgenosse durch die Unter- stut zung der Bestrebungen der NS seine Pflicht gegenüber der dene in- schaft erfullt.“ ö Nicht ſondern auch die Be⸗ Hauptverſammiung des Odenwaloͤklubs Auerbach a. d. B., 6. Juli. Zahlreich waren die Wande⸗ rer aus allen Gauen des badiſchen und heſſiſchen Odenwaldes, aus Bayern, aus dem Schwarzwald und anderen Gebirgs⸗ gegenden der nahen und ferneren Heimat der Einladung ur ordentlichen Hauptrerſammlung des Odenwaldklubs nach Auerbach gefolat. Als Auftakt der eigentlichen Hauptverſammlung fand in Anweſenheit einer großen Anzahl Wanderer, ſowie Ehren⸗ gäſten von Partei und Staat und den am Wanderſport intereſſierten Verkehrsinſtituten eine Ehrung der Toten des Klubs, ſowie der Bewegung und des Weltkrieges ſtatt, worauf der Führer des Geſamt⸗Odenwaldklubs, Mini⸗ ſterpräſident a. D. Dr. Werner⸗Darmſtadt, mit einem herzlichen„Friſch auf“ die Verſammlung eröffnete und die Aufgaben und Ziele des Wanderſportes umriß. Im Anſchluß hieran erſtattete Studienrat Dr. Götz⸗ Darmſtadt einen Bericht über die Tätigkeit im abgelaufenen Jahr. Wenn auch eine zahlenmäßige Minderung von 3,8 Prozent eingetreten ſei, ſo habe ſich trotzdem das innere Le⸗ ben des Klubs gehoben, der mit a 120 Ortsgruppen in Heſſen, Baden, Bayern, Preußen und Württemberg„ rund 10 600 Mitglieder umfaſſe. An körperſchaftlichen Mit⸗ gliedern gehören dem Klub von 502 Behörden, Gemeinden und Körperſchaften nur 22 an, worauf Dr. Götz an die noch Abſeitsſtehenden den dringenden Appell richtete, ſchon we⸗ gen der wirtſchaftlichen Seite, die der Wanderſport für jede einzelne Gemeinde bringe, ſich dem Klub als körperſchaftliches Mitglied anzuſchließen. Wie wichtig der Wanderſport für die öffentlichen Verkehrsinſtitute ſei, das be⸗ weiſe, daß im abgelaufenen Jahr auf der Reichsbahn und mit Kraftwagen der. über 2 100 000 km zurück⸗ 8 e geleg?? 5 5 5 wurden. Eine Rieſenarbeit hatte auch der 1 ausſchuß zu bewältigen, der die 4000 km farbige ezeich nung zu betreuen habe. Ferner wurden neun Linien in der egbezeich⸗ b 5 8 um einen Zentimeter überkto Ebene weſtlich und nördlich des Odenwaldes angelegt. Ueber 44000 Menſchen wurden durch planmäßige Wanderungen in die Heimat geführt. Der Geſamtklub beſitze 13 Türme, 2 Klubhäuſer, 44 Schutzhütten und Tempel, rund 1000 Ruhe⸗ bänke und betreue außerdem noch 33 Quellen- und Brunnen⸗ anlagen. Bei der Wahl wurde der Hauptvorſtand, mit Miniſter⸗ präſident a. D. Dr. Werner⸗Darmſtadt an der Spitze, in ſeiner bisherigen Zuſammenſetzung einſtimmig wiedergewählt. Oberbürgermeiſter a. D. Müller⸗Darmſtadt wurde zum Ehrenmitglied ernannt; ferner wurden 30 ſilberne Ehrennadeln für treue Klubmitarbeit, ſowie zwei goldene für 40 jährige Mitgliedſchaft verliehen. Als nächſter Tagungsort wurde Baben hauſen be⸗ ſtimmt. Sportnachrichten Olympia⸗Ausſcheidungen der Turner Die Olympia⸗Ausſcheidungen der deutſchen Turner und Turnerinnen ſtehen vor dem Abſchluß. In Hamburg fanden ſich unſere Spitzenkönner ein, um in letzten Ausſcheidungs⸗ kämpfen die endgültige Beſetzung für die Olympiſchen Spiele zu ermitteln. Zu den Pflichtübungen ſtellten ſich elf Turner. Es zeigte ſich erneut, daß die deutſchen Spitzenturner durch die eingehende Vorbereitung nur noch geringe Unterſchiede im Können aufweisen. Eins Ausnahme machte lediglich Sand⸗ vo ck, der ſtark zurückfiel. Steffens(Bremen) hat ſich in den Pferdübungen überraſchend verbeſſert. Er erzielte am Längs⸗ pferd 9.767 und am Seitpferd 9.800 Punkte, ſo daß er im Geſamtergebnis nach den Pflichtübungen die Führung hat. Frey war in den Freiübungen mit 9.876 Punkten der beſt⸗ Turner. An den Ringen erhielt Volz die Note 9.900, Steffens und Stangl kamen am Barren auf 9.833 Punkte, während ſich am Reck überraſchend Schmelcher mit 9.733 Punkten vor Steffens den erſten Platz ſicherte. Sehr ausgeglichen turnte Winter, der dadurch auf den zweiten Platz kam. 0 f b Friedel Iby vor Sohnemann. Die beſten deutſchen Turnerinnen kämpften in der Ham⸗ burger Hanſeatenhalle um einen Platz in der deutſchen Olympia⸗Mannſchaft. Die kurze Zeit, die zur Verfügung ſtand, um den beſtehenden großen Unterſchied zwiſchen der Auffaſſung vom Frauenturnen in Deutſchland und den inter⸗ nationalen Forderungen anzugleichen, wurde bis zum letzten Augenblick ausgenutzt. Die Schwierigkeiten der Pflichtübun⸗ gen waren ſehr groß. Die beſte Turnerin war hier die Nürn⸗ bergerin Friedel Iby, die in nicht weniger als drei Uebun⸗ gen die Höchſtpunktzahl erhielt, und zwar in der Kürübung, am Schwebebalken mit 13 und am Barren mit 14.075, wo ſie mit der Schwierigleitsbewertung von fünf Punkten ihre Mit⸗ bewerberinnen bei weitem übertraf. In der Ausgeglichenheit der Leiſtungen folgte in der Geſamtbewertung an. Stelle Käthe Sohne Juli (Munchen). hnemann(Hamburg) vor Julie 9 Badiſche Ochwimm⸗ Meifferſchaſte: Im neuen ſtädtiſchen Freibad des Odenwaldſtädtchens Eberbach führten die badiſchen Schwimmer ihre diesjäh⸗ rigen Meiſterſchaften durch, die mit rund 180 Meldungen aus 17 Vereinen gut beſetzt waren. Am erfolgreichſten waren die Heidelberger Nikar-Schwimmer, die bei den Männern mit zwei Ausnahmen alle Meiſterſchaften mit Beſchlag belegten und ſich auch bei den Frauen noch zwei Titel holten. Die Karlsruherin Elfriede Gauß ſtellte über 400 Meter Crawl mit 6:43,1 einen neuen badiſchen Rekord auf. Die Wettkämpfe wurden ſogleich mit einer großen Ueberraſchung eingeleitet. Ueber 400 Meter Crawl der Männer ſetzte ſich der erſt 17jährige Freiburger Schopp⸗ meier ſchon auf der erſten Bahn an die Spitze und hielt das ſcharfe Tempo auch bis zum Schluß durch, ſo daß der favoriſierte Heidelberger Heyer am Schluß keine Möglich⸗ keit mehr hatte, ſeinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Dafür ſicherte ſich Heyer ſpäter die Bruftmeiſterſchaft über 200 Meter und die Crawlmeiſterſchaft über die gleiche Strecke. Im Rückenſchwimmen über 100 Meter holte ſich der Pforzheimer Böhringer die Meiſterſchaft, bei den Frauen wurde die Heidelbergerin Werbertz Titelträgerin und im Kunſtſpringen ſtand Volk vom TV 46 Mannheim von vornherein als Sieger feſt. Frl. Gauß ſicherte ſich über 200 Meter Crawl ihren zweiten Titel. Neuer Titelträger über 200 Meter Crawl wurde bei den Männern nach Faaß' Abwanderung nach Stuttgart Komteſſe(Nikar Hei⸗ delberg). Meiſterin über 200 Meter Bruſt wurde Frl. Bucher(Nikar), die aber im Alleingang ſchwamm. In den beiden Meiſterſchafts⸗Staffeln behauptete ſich Nikar Heidelberg. 8 Südweſt⸗Schwimmeiſterſchaften. Die Schwimm⸗Meiſterſchaften des Gaues Südweſt wurden vor vielen hundert Zuſchauern in Bad Dürkheim(Pfalz; reibungslos in zwei Tagen zur Durchführung gebracht. Die Leiſtungen des erſten Tages waren infolge kalten Waſſers nur ſchwach. Am Sonntag wurden weit beſſere Zeiten geſchwom⸗ men. Erwartungsgemäß holte ſich der 1. Frankfurter S C mit einer Ausnahme— Maus(Offenbach) gewann die 100 Meter Freiſtil— bei den Männern ſämtliche Titel. Bei den Frauen teilten ſich Poſeidon Worms, TSG Darmſtadt 46 und Offenbach 96 in die Erfolg. Mit 388 Punkten ſchnikt der 1. Frankfurter SE mit über 100 Punkten Vorſprung gegen TSG Darmſtadt 46(257) und Mönus Offenbach(144) bei den Männern 1 gut ab. Bei den Frauen holte Sparta Frankfurt 235 Punkte, der Damen⸗S Frankfurt 146 und Poſeidon Worms 88 Punkte. 3 ybei neue Weltrekorde. Die im Palmer⸗Stadion der Princeton⸗Univer Weltbeſtle ſtung von Jeſſe Owe 7.99 Meter. Der Neger hat 25 AH O NLA (6. Fortſetzung.) Cramm iſt der Stärkere Tennis⸗Amateur gegen Profi Cramm ſteht ihm in nichts nach. Cramm zieht gleich! Cramm reißt die Führung an ſich! 2:1 ſteht das Spiel! Nüßlein erkennt, daß er den Geg⸗ ner wohl ein wenig unterſchätzte... erkennt, daß er das Letzte aus ſich herausholen muß, wenn er den Amateur ſchlagen will. Er reißt ſich zuſammen. Cramm ſauſt ans Netz. um Haaresbreite fliegt Nüßleins Ball an ihm vorbei. Dann hat Nüßlein gleichgezogen: 3:3 ſteht das Spiel! Führt wieder: 4:3 und gleich darauf 5:31 Cramm will auf jeden Fall den erſten Satz gewinnen und donnert dem Gegner Schläge entgegen, die Beifallsſtürme wecken. Aber Nüßlein erläuft die unmöglichſten Bälle. Cramm holt auf. 5 4. Jubel brauſt über den Platz: Cramm hat gleich⸗ gezogen: 5:51 Aber dann rutſchen ihm ein paar Bälle vom Schläger.. er überſtürzt ſich, iſt ein wenig unſicher.. eine Gelegenheit, die Nüßlein ſofort ausnutzt. Nüßlein ge⸗ winnt den erſten Satz mit 7:5]! Aufnahme: Schirner— M. Goltfried von Cramm bei ſeinem mörderiſchen Aufſchlag. Der zweite Satz beginnt mit einem Bombenaufſchlag Cramms, der ſich wiedergefunden hat. Er iſt plötzlich der Tramm, den man aus ſeinen beſten Spielen kennt! Das Spiel wird zum Jagen, wird zum Raſen. Unauf⸗ faden knattern die Bälle gegen das Racket, unaufhörlich auſen ſie übers Netz. Nüßlein wird hin und her 5 macht einen Fehler eri einen. Cramm hat die Füh⸗ rung mit 4:1 an ſich geriſſen. Nüßlein reißt die blaue Jacke vom Körper.. ihm wird warm bei dieſem Tempo! Er holt auf, kommt bedroh⸗ lich nahe an Cramm heran. 4:31! Cramm behält die Nerven, behält die Ruhe. Er zerſtört Nüßleins Aufſchlag. Holt den fünften Punkt. Zerſchneidet 4 620 nächſten Aufſchlag und gewinnt den zweiten Satz mit 6:3“ Der mörderiſche Kampf erreicht im dritten Satz ſeinen öhepunkt. Die Kämpfer ſetzen alles aufs Spiel, was in ihnen liegt. Nüßlein 0 ſeinen Ruf als Weltmeiſter der Here... Cramm kämpft um die Ehre der Ama⸗ teure Die erſten Bälle verſchlägt Cramm. Unruhe macht ſich unter den Zuſchauern bemerkbar. Sollte Cramm...? Aber da... Nüßlein ergeht es nicht beſſer. Tramm greift von neuem an, holt ſich Punkt um Punkt— und ſteht im Nu auf 5:11 Punkt um Punkt, mühſam errungen im Kampf mit einem Gegner, deſſen S0 Tagen einen Tilden über⸗ rannte! 5:2. 5 3. Die Lage wird kritiſch... Wenn Nüßlein jetzt... Aber Nüßlein kommt nicht mehr dazu aufzuholen. Mit einem herrlichen Rückhand holt ſich Cramm den dritten Satz mit 6:31 Zehn Minuten Pauſe.. Eine Pauſe, angefüllt mit maßloſer Spannung. Verfügt Cramm noch über genügend Reſerven, um auch den vierten Satz, den ſiegbringenden Satz, an ſich reißen zu können? Er hat ſchon mörderiſche Kämpfe hinter ſich, der ſchlanke Gottfried von Cramm er hat einen Auſtin und hat andere niedergerungen. Aber Nüßlein iſt 1 Auſtin! Auſtin durchſteht ſelten einen 15 ten Satz. Nüßlein verfügt über robuſte Kräfte und ebenſo . — e A .— — robuſte Nerven. Man ſieht Cramm nicht an, welche ungeheu⸗ ren pſychiſchen Kräfte in ihm ruhen! Der vierte Satz beginnt! Und da zeigt es ſich gleich am Anfang, wer der Stärkere iſt, wer das größere Kämpfer⸗ herz hat: Cramm greift beherzt an, geht gegen den Gegner vor, als ſpiele er ſeinen erſten Satz.. friſch und haargenau ſetzt er ſeine Bälle.. Und Nüßlein, der robuſte, routinierte Berufsſpieler Nüßlein hat plötzlich ſchwere Beine, er erreicht die Bälle nicht, die Cramm ihm hinſetzt! Der Schläger hat keine Wucht mehr. Es iſt, als habe Nüßlein den Mut verloren... den Mut und die Kraft, die beiden wichtigſten Eigenſchaften für b 2 —— 1 Sportsmann, der ſiegen will! Cramm zieht davon. 5 8 1 Nüßlein reſigniert. Seinen Bällen fehlt der Schwung — ſeine Beine wollen nicht mehr... Dann 6:11 Cramm hat mit einem prächtigen letzten Schlag das Spiel zwiſchen Amateur und Profeſſional ge⸗ wonnen! Jubel umbrauſt ihn.. begeiſtert ſpringen die Menſchen auf und klatſchen raſend Beifall! Cramm ſteht lächelnd, be⸗ ſcheiden an ſeinem Platz... es ſieht faſt aus, als ſei er etwas verlegen. Dann treffen ſich die Gegner am Netz und ſchütteln ſich die Hände. Eine Frau bezwingt den Kanal Gertrud Ederle ſchwimmt von Calais nach Dover Unabläſſig rauſchen die Wogen... weiße Schaum⸗ kronen tanzen auf ihren Rücken. Zwiſchen Calais und Dover iſt der Kanal am ſchmalſten. Das Jahr 1925 war wieder einmal ein Jahr, in dem plötzlich Menſchen den Verſuch unternahmen, den Aermel⸗ kanal zu durchſchwimmen. Ein gewagter Verſuch. Das Waſſer war kalt, und die Kälte fraß ſich in den Körper, lähmte die Widerſtandskraft. Der Wellengang war hoch. Und dann die Strömung! Gegen ſie galt es anzukämpfen, ſie mußte überwunden werden! In früheren Zeiten war es einer Reihe von Männern gelungen, die gefährliche Strecke zu überwinden. Alle durch⸗ lebten furchtbare Stunden, Stunden, in denen ſie nicht nur den Kampf gegen den Kanal mit ſeinen Tücken und Hinder⸗ niſſen zu überſtehen hatten, ſondern vor allem den Kampf mit ſich ſelbſt. Im Jahre 1925 wagte es auch ein junges Mädchen Gertrud Ederle. Deutſchamerikanerin— ihre Großeltern lebten noch in einem kleinen Ort in Württemberg—, ſchwamm ſie von ihrer Kindheit an, hatte ſie drüben in Ame⸗ rika in unzähligen Wettkämpfen geſtanden. Das Waſſer war ihr Element.. im Waſſer fühlte ſie ſich wie zu Hauſe. Aber der Aermelkanal? Sie wagte es. Den Körper dick mit Fett eingerieben, um ihn gegen die Einwirkungen der Kälte zu ſchützen, warf ſie ſich einem Abenteuer entgegen, von dem niemand wußte, wie es enden würde. Ein Boot begleitete ſie, von dem aus ſie während des langen Weges geſtärkt und— falls die Kräfte ſie verlaſſen ſollten— aufge⸗ nommen werden konnte. Gertrud Ederle ſchwamm... Meter um Meter kämpfte ſie ſich durch die Wellen. Noch war ſie friſch Im Boot ſaß ihr Vater, der ſie nicht aus den Augen ließ. Er unterhielt ſie, erzählte ihr irgend etwas, das ihm gerade einfiel, um ſie abzulenken, um ihre Gedanken zu töten. Sie durfte nicht daran denken, wie lang die Strecke war, die ſie noch zu bewältigen hatte.. durfte nicht daran denken, wieviel Zeit erſt hinter ihr und wieviel noch vor ihr lag. Schwimmen mußte ſie, nur ſchwimmen! Gertrud Ederle ſchwamm... Eine Stunde— zwei Stunden.. drei— vier— fünf Stunden... Sie wußte es nicht. Sie merkte nur auf einmal daß es kalt war. Die Kälte durchdrang das Fett. Müde war ſie noch nicht. Nicht ein bißchen müde war ſie... Nur die Kälte... Sie wurde immer unerträglicher. Die Stimme des Vaters drang an ihr Ohr. Aber ſie hörte nicht mehr, was er erzählte. enn's nur nicht ſo furchtbar kalt wäre! dachte ſie. Ganz mechaniſch ſchwamm ſie. Sechs — ſieben— acht Stunden. Und dann tauchte eine Frage auf, die gar nichts in ihr zu ſuchen hatte. Der Vater hatte es ihr vor dem Start ausdrücklich verboten, daran zu den⸗ ken. Aber die Frage war da, ließ ſich nicht unterdrücken: „Werde ich's ſchaffen?“ Sie mußte jetzt ungefähr in der Mitte des Kanals ſein. Noch eine Hälfte! 2 1 15 waren höher hier, ſchien ihr. Sie ſchlugen über ihrem Kopf zuſammen, daß ſie oft ſekundenlang nicht zu ſehen war. Eine Flaſche mit warmem Tee wurde ihr gereicht. Sie krank. Ah... das tat gut. Der Tee war nicht beſonders heiß, aber er rann durch die Kehle wie ein ungemein wohl⸗ tuender warmer Strahl, der ſie belebte. Neun— zehn— elf Stunden Sie ſpürte die Kälte nicht mehr. Hatte ihr Körper ſich daran gewöhnt. Wohl doch nicht. es war ja nicht nur die Kälte, die ſie nicht mehr ſpürte. Es war über⸗ haupt nichts mehr da. Sie ſchwamm ja... das wußte ſie. Sie bewegte die Arme.. und die Beine bewegten ſich auch noch.. aber ſie merkte kaum noch, daß ſie es tat. Und plötzlich kroch es in ihr empor von irgend woher kam es.. ſie hätte es nicht zu ſagen vermocht, von wo... Ganz grellklar blitzte es jäh in ihr auf: Angſt! Angſt war es, was ſich da ihrer be⸗ mächtigte, ihren gap Körper in Be⸗ itz nahm! Sie hob den Kopf. Sah ihren ater an, der ſich weit über den Rand des Bootes beugte. „Vater!“ keuchte ſie. „Was willſt du, Gertrud?“ fragte er beſorgt. „Ich.. kann nicht mehr!“ ächzte ſte. Wollte noch etwas ſagen, aber eine 7 L Woge kam.. ihr Mund füllte ſich mit Waſſer. Sie ſpru⸗ delte er heraus, ſchloß den Mund.. Nur kein Waſſer ſchlucken... Kalt war es... eiskalt. „Natürlich kannſt du noch!“ hörte ſie die Stimme ihres Vaters.„Du haſt ja ſchon viel mehr geleiſtet! Schau... da drüben iſt England.. ein paar hundert Meter noch, dann haſt du's geſchafft! Du wirſt doch nicht ſchlapp machen... ſo kurz vorm Ziel!“ Gertrud Ederle ſchwamm... Schlapp machen? Nein, ſie wollte nicht... ſie wollte nicht... ſie wollte durchhal⸗ ten.., ſie hatte es ſich feſt vorgenommen! Aber... es zog... das Waſſer zog... Ihre Beine waren ſo ſchwer! Die Arme brachte ſie kaum noch aus dem Waſſer. Die Wogen... Die Kälte... Zwölf— dreizehn Stunden... Es mußte doch bald Abend ſein.. Dann kam die Nacht. Und wenn es dunkel war, wenn ſie die Küſte nicht mehr ſah, dann.. dann war es beſtimmt aus Was tat ſie eigentlich? Schwamm ſie noch? Sie wußte es nicht. Auf dem Boot war ein Streit ausgebrochen. Die Männer verlangten, daß man Gertrud Ederle hereinneh⸗ men ſolle.„Sehen Sie denn nicht, Miſter Ederle“, ſagte einer,„Ihre Tochter kann ja nicht mehr... jeden Augen⸗ blick kann ſie abſacken!“ Ederle wandte dem Sprecher ſein ärgerliches Geſicht zu. Was reden Sie da? Sie kann nicht mehr? Meine Toch⸗ ter kann nicht mehr? Mann, wiſſen Sie, was Gertrud kann? Zwanzig Stunden iſt ſie geſchwommen ohne Pauſe. und ſoll dieſen lumpigen Kanal nicht bezwingen?“ Er wandte ſich Gertrud zu, die noch immer Schwimm⸗ bewegungen machte.„Gertrud“, rief er ihr laut zu.„Eine Stunde noch.. Heine knappe Stunde, dann biſt du drüben! Du ſchaffſt es! Ich weiß es, daß du es ſchaffſt!“ Ihr Kopf bewegte ſich. War es ein Nicken? Die Män⸗ ner im Boot konnten es nicht feſtſtellen. Aber ſie ſchwamm,. Vierzehn— fünfzehn Stunden.. 15 Stunden im Aermelkanal Fünfzehn Stunden im unabläſſigen Kampf mit den Wogen und der Kälte.. Wie war es möglich, daß ein jun⸗ ges Mädchen ſo etwas aushielt? Männer hatten es ver⸗ ſucht und mußten ins Boot gezerrt werden. Hatten im Boot gelegen wie tot, hatten Stunden gebraucht, bis ſie ſich wie⸗ 15 einigermaßen erholt hatten. Und ein junges Mäd⸗ S Wo nahm Gertrud nur die Kraft her, fünfzehn Stun⸗ den lang ohne Unterbrechung zu ringen, zu kämpfen, zu ſchwimmen. Da drüben war das Ziel... Ein paar hundert Meter nur noch... Sie ſchaffte es— ſie ſchaffte es tat⸗ ſächlich! Jetzt konnte man ſchon die Menſchen am Strande er⸗ kennen. Sie warteten auf Gertrud Ederle. Wahrſcheinlich warteten ſie nur darauf, daß das Boot kommen würde. Daß Gertrud Ederle im Waſſer ihr Ziel erreichte.. Nicht an⸗ zunehmen! Die Menſchen hatten gewettet. 10: 1, daß ſie es nicht ſchaffen würde Sie ſahen das Boot. Im Boot aber ſaß nicht die Kanalſchwimmerin. Aufnahme: Scherl— M. N Meter um Meter ſchwamm Gerkrud Ederle gegen die Wellen. Dru Kkarbei für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstesn en Neckar-Bote- Druckerei