Knchetnn täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feieriage Bezugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., zm Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte z. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Jernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdl Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantworllle für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 36 1121 36. Jahrgang Mittwoch, den 8. Juli 1986 Nr. 157 Die Lage im Mittelmeer Nach Aufhebung der Sanktionen.— Italien gegen Englands neue Flottenpolitik. Rom, 7. Juli. Die Aufhebung der Sanktionen wird in der römiſchen Preſſe mit keinem Wort beſprochen, ſelbſt die Ueberſchrif⸗ ten zu den ganz knapp gehaltenen Genfer Berichten haben keine beſondere Aufmachung. Man geht faſt teilnahmslos über die Aufhebung der Sanktionen hinweg, betont aber umſo lebhafter das Fortbeſtehen der aus der Sanktionszeit übrig bleibenden und einſeitig gegen Italien gerichteten Flottenabmachungen Großbritanniens im Mittelmeer, die auch der Hauptgrund des Fernbleibens Italiens von der Dardanellenkonferenz von Montreux ſeien. Mit Befremden wird in den Londoner Berichten der römiſchen Preſſe feſtgeſtellt, daß ſich niemand in Großobri⸗ tannien die Frage vorlege, was eigentlich aus dieſen Flot⸗ tenabmachungen werden ſolle, nachdem die Sanktionen und damit auch die notwendigen gegenſeitigen Unterſtüt⸗ zungen im Mittelmeer gegen einen etwaigen italieniſchen Angriff verſchwunden ſeien. Das Weiterbeſtehen dieſer Flottenabmachungen hätte nach Anſicht des Londoner Korreſpondenten des Mittags- blaktes„Piccolo“ keine andere Wirkung als die Provoka⸗ lion Italiens. Der Genfer Berichterſtakter des„Piccolo“ ſpricht von dem Fortbeſtehen der gegen Italien gebildeten Koalition, der eine ganze Reihe der in Montreux vertreke. nen Staaten angehörten. Dieſe Abmachungen ſeien un⸗ vereinbar mif dem Wunſch einer Kückkehr Italiens zur Mitarbeit an den europäiſchen Fragen. Man frage ſich, welche Gefahren Großbritannien und die übrigen Teilnehmer dieſer Flotlenabmachungen nach Aufhebung der Sanktionen eigentlich noch bedrohten, und gegen welche Gefahren Großbritannien gerade Grie⸗ chenland und die Türke beſchützen müſſe, mit denen Italien Freundſchaftsverträge abgeſchloſſen hätte. Von Angriffsabſichten und Vormachtgelüſten Italiens im Mit⸗ telmeer könne man nach den wiederholten Erklärungen der italieniſchen Regierung nicht ſprechen. Es müſſe angenom⸗ men werden, daß London die Flottenabmachungen wäh⸗ rend der Verhandlungen für ein neues Gleichgewicht im Mittelmeer als Waffe gegen Italien benützen wolle. Schließlich wendet ſich der Korreſpondent ſcharf gegen die Abſicht Großbritanniens, der Türkei durch ein beſon⸗ deres Protokoll, auch ohne Zuſtimmung Italiens, ſofort das Recht auf Befeſtigung der Dardanellen zuzu⸗ erkennen. Dodekanes und Dardanellen „Gazetta del Popolo“ behandelt die Dardanellenfrage. Die türkiſche Preſſe behauptet, die Wiederbefeſtigung der Meerengen ſei im Besen lichen eine Folge der ee Italiens im Dodekanes und erfolge mit Rückſicht auf die italieniſche Flottenbaſis in Leros. Dieſe Be⸗ gründung ſei vollſtändig erfunden. Das im Mittelmeer eingeſchloſſene Italien habe das Recht, ſich eine Poſition zur Sicherſtellung ſeiner Verteidi⸗ gung zu ſchaffen. Wenn man von einem Ausgleich im Mit⸗ kelmeer ſpreche, ſo müſſe er ſo geſtaltet werden, daß er Ita⸗ lien nicht ſchädige. Die italieniſchen Inſeln im Aegäiſchen Meer bedeuteten keine Bedrohung der Türkei. Italien habe mit dieſem Beſitz lediglich defenſive und nicht offenſive Möglichkeiten. Außerdem ſei er ein Stützpunkt für den italieniſchen Levante-Handel zur 11 d der Be⸗ ziehungen zwiſchen Italien und den Völkern des Orient. Pertinax e ſich im„Echo de Paris“ mit den etwaigen. und Abſichten der engliſchen Außenpolitik. England ſei entſchloſſen, ſo ſchreibt er, im Mittel⸗ meerſtärkere Geſchwader als vor dem Sep⸗ tember 1935 zu unterhalten. Weiter werde England während des. unſicheren Zeitabſchnittes, der der Aufhebung des gemeinſamen Handelns folge, die in der Annahme eines italieniſchen Angriffs mit der Türkei, Griechenland und Ju⸗ goſlawien abgeſchloſſenen militäriſchen Abkommen nicht fallen laſſen. Hingegen ſcheine nicht ſehr klar zu ſein, was aus dem französisch engl chen Militärabkommen von 1935 werden ſolle. Damit ſeien die 1 Häfen, die Flokte und die Stützpunkte den 9 ändern zur Verfügung geſtellt worden, aber auf Gegenſeitigkeit habe Frankreich verzichtet. Die Lage im Mittelmeer könne alſo nicht verwirrter ſein als gegenwärkig. N „Frankreich ſchneidet bei dem a die e Abenkeuer am ſchlechteſten ab,“ ſo urteilt die außenpoliti che Mitarbeiterin des„Oeuvre“. In Italien habe es ſich einen fich engliſch Feind geſchaffen. Ferner beſtehe eine franzö⸗ iſch-engliſche Kriſe, die ſich in den kommenden Tagen gegen 1 auswirken werde. Weiter habe Frankreich, das eine Verpflichtungen in der abeſſiniſchen Angelegenheit ab⸗ geleugnet habe, in den Augen der kleinen Staaten verloren und ſein Anſehen und ſeine Belange in Franzö ſch⸗Somali⸗ land vermindert. Frankreich gehe aus 9 5 reigniſſen ſo geſchwächt hervor. daß es keine Kraft zu haben ſcheine, eine neue diplomakiſche Offenſive zur Wiederherſtellung der Lage in Europa zu unternehmen. England hingegen habe ſich unbeſtreitbar beſſer aus der Affäre gezogen. Seine Diplomatie folge dem einen Lett⸗ atz, auf allen Gebieten eine entſchloſſene ſachliche Politik durchzuführen. i England räumt Kairo Vor Abſchluß des Abkommens mit Aegypten. London, 7. Juli. Nach Meldungen aus Kairo iſt der militäriſche Teil der engliſch⸗ägyptiſchen Verhandlungen nahezu abgeſchloſſen. Der neue Verkrag wird wahrſcheinlich noch vor Ende des Som⸗ mers in London unterzeichnet. Eine der bemerkenswerteſten N ſo meldel die„Times“, beſtehe darin, daß die Verteidigung Aegyptens und des Suez- Kanals gegen aus⸗ ländiſche Angriffe letzten Endes von Aegypten ſelber und nicht mehr von England übernommen werden wird. In der Uebergangszeit, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, an dem die ägyptiſchen Streitkräfte die Verteidigung ſelbſt über⸗ nehmen können, werde die britiſche Garniſon beſtehen blei⸗ ben; ihr Hauptſitz werde jedoch nicht mehr in Kairo, ſondern in der Wüſtenſtadt Ismaiha ſein. Nur das Hauptquartier werde in Kairo verbleiben. Gleichzeitig mit der Verſtärkung der ägyptiſchen Streitkräfte ſolle die britiſche Garniſon verringert werden. Die in Aegypten ſtationierten britiſchen Luftſtreitkräfte werden erhöht und in Alexandrien Land⸗ und Marinetruppen ſtationiert. Das Rothermere⸗Blatt„Daily Mail“ greift die Regie⸗ rung wegen ihrer verſchiedenen Zugeſtändniſſe an Aegypten an, das anſcheinend bereit ſei, in dieſem kritiſchen Augenblick die ſtrategiſche Stellung Englands im Mittel⸗ meer zu gefährden. Das Kabinett habe ſich über die Rat⸗ ſchläge der militäriſchen Berater hinweggeſetzt und wolle über die Zurückziehung eines Teiles der britiſchen Truppen aus Aegypten verhandeln. Als Gegenleiſtung ſei Aegypten bereit, ein Angriffs⸗ und Verteidigungsbünd⸗ nis mit England abzuſchließen und zu verſprechen, keine für England nachteiligen Verträge mit anderen Nationen einzu⸗ gehen. Die Zurückziehung der Truppen aus Kairo werde wahrſcheinlich erſt nach einigen Jahren vollzogen werden, nachdem Aegypten Kaſernen für die Unterbringung von 15 000 Mann britiſcher Truppen in der Suez⸗Kanal⸗Zone zur Verfügung geſtellt zaben werde. aich des Beſchluſſes der Räumung Kairos müßten die engliſchen Militärſachverſtändigen eine neue Strategie für den mittleren Oſten ausarbeiten. Ein großer Teil der zurzeit in Kairo ſtationierten britiſchen Streitkräfte werde nach Paläſtina gebracht werden. U Reform dringend notwendig „Die gegenwärtige Anwendung der Völkerbundsſatzung d führt zum Weltkrieg.“ Berlin, 8. Juli. Der„Angriff“ veröffentlicht eine Unterredung mit dem chileniſchen Hauptvertreter beim Völkerbund und Botſchaf⸗ ter in Rom, Rivas Vicuna, der den überraſchenden Vorſtoß in der Frage einer Reform des Völker⸗ bundes unternommen hat. In der Unterredung kommt die große Sorge deutlich zum Ausdruck, mit der nicht nur Chile, ſondern ſämtliche ſüd⸗ amerikaniſche Staaten die Entwicklung der Genfer Einrich⸗ tung verfolgen, und der chileniſche Völkerbundsvertreter hebt unter Berufung auf die Neutralität Chiles im Welt⸗ krieg hervor, daß nunmehr der Augenblick gekommen ſei, um ſich mit der Reform der Völkerbundsſatzung zu befaſſen. Dabei müßten aber auch die außenſtehenden Nationen nach ihrer Anſicht gefragt werden. Rivas Vicung fährt dann fort:„Was die 1 9 ſelbſt betrifft, ſo iſt es noch verfrüht, einen genauen Wortlaut zu unterbreiten. Aber ſoviel können wir ſchon jetzt ſagen, daß es ein unmög⸗ licher Zuſtand iſt, wenn beſtimmte Artikel der Völkerbunds⸗ ſatzung in den Vordergrund geſtellt werden, während die wichtigſten ganz in Vergeſſenheit geraten. So wird z. B. Artikel 8, der die Abrüſtung betrifft, überhaupt nicht geachtet. Die Völkerbundsſtaaten haben die ſchwere Verfehlung be⸗ angen, daß ſie den gefährlichen Rüſtungswettlauf im Nach⸗ riegseuropa nicht verhindert haben. Es ſind weiter alle jene Verpflichtungen außer acht gelaſſen worden, die vor be u⸗ gende Maßnahmen zur Verhinderung krie⸗ geriſcher Auseinanderſetzungen verlangen. Es iſt ſchließlich nichts dafür getan worden, um den Artikel 19 anwendbar zu machen, der unhaltbare Zuſtände und damit Kriegsurſachen beſeitigen ſoll. Solange der gegenwärtige 8 andauert, halten wir es für dringender, örtliche treitfälle zu 15 und nicht in allgemeine Kriege militäriſcher und wirtſchaftlicher Art ausarten zu laſſen, wie es der Artikel 16 vorſchreibt. Die gegenwärtige Anwendung der Völkerbundsſatzun führt zum Weltkrieg. Solange dieſe Gefahren nicht dur eine Reform beſeitigt ſind, müſſen wir uns das Recht vor⸗ behalten, jeden Streitfall nach freiem Ermeſſen nach ſeinen 15 ehe wir uns zu irgendwelchen Maßnahmen ent Keine Fabrikbeſetzungen mehr Eine Senatsausſprache über die öffentliche Sicherheit. Paris, 8. Juli. Nach einer eingehenden Ausſprache im Senat, in deren Verlauf Innenminiſter Salengro im Na⸗ men der Regierung eindeutig erklärte, daß Beſetzungen von Fabriken und anderen Betrieben und ſonſtige Angriffe ge⸗ gen die öffentliche Ordnung nicht mehr 1 0 würden, nahm der Senat mit 230 gegen eine Skimme eine Ent⸗ ſchließung an, in der der Senat Kenntnis von den Erklärun⸗ Ker der 1 nimmt, daß dieſe die öffentliche e rdnung in voller Achtung der republikaniſchen Ge⸗ ſetze ſicherſtellen wolle.. 5 Arſachen, Verantworklichkeiten und Wirkungen zu ich e- Politiſches Allerlei Berlin. Dienstag traf von Stockholm kommend auf dem Stettiner Bahnhof der Präſident des chineſiſchen Oberſten Reichsamtes für Prüfungen, Tai⸗Chi⸗Tao, ein. Bern. Im Bundesrat wurde am Dienstag die Frage der Ausweiſung der italieniſchen Journaliſten, die die Ur⸗ heber des Zwiſchenfalles vom 30. Juni waren, erörtert. Wegen Unvollſtändigkeit des Materials wurde beſchloſſen, die Beſchlußfaſſung auf Freitag zu verlegen. Oeſterreich hebt Startverbot auf Wien, 7. Juli. Der Präſident der Oeſterreichiſchen Sport- und Turnfuont teilt mit: In Anbetracht der be⸗ vorſtehenden Olympiſchen Spiele in Berlin. an denen öſterreichiſche Mannſchaften teilnehmen werden, und in Anbetracht des Umſtandes, daß die in letzter Zeit wieder⸗ holt ſtattgefundenen ſportlichen Begegnungen zwiſchen öſterreichiſchen und deutſchen Sportlern den in den Sport⸗ kreiſen herrſchenden ſportkameradſchaftlichen Geiſt bewieſen haben, hat der Oberſte Sportführer, Er nſt Rüdiger Fürſt Starhemberg, die Aufhebung des im vorigen Jahre erlaſſenen Startverbotes verfügt. Die Genehmigung für die einzelnen Starts öſterreichi⸗ ſcher Sportler in Deutſchland iſt aber deſſen ungeachtet bei der Führung der Heſterreichiſchen Sport⸗ und Turnfront in jedem einzelnen Falle einzuholen. Paris. Die Streikſchäden ſind nach einer Havasmeldung im ganzen Lande ſehr bedeutend. So habe z. B. nur die Stadt Boulogne einen Schaden von mehreren Millionen Franken erlitten. Auch Waren ſeien in großer Menge ver⸗ dorben. Paris. Innenminiſter Salengro hat angekündigt, daß die Regierung es den aufgelöſten Kampfbünden nicht län⸗ ger geſtatten werde, Ehrenfeiern für den Unbekannten Soldaten dazu zu benutzen, um im Herzen von Paris Un⸗ ordnung zu ſtiften. f Schanghai. Die militäriſchen Vorbereitungen der Südweſtprovinzen nähern ſich dem Abſchluß. Kwantung verfügt jetzt über 15 Diviſionen. Trotz der militäriſchen Vorbereitungen ſind die Verhandlungen mit der Nanking⸗ Regierung nicht unterbrochen. Die Zuſtände in Spanien Neue Streikwelle.— Der verbotene Gruß. Madrid, 7. Juli. Die Madrider Bauarbeiter und Bauunternehmer haben dem Arbeitsminiſter ihre Stellungnahme zu dem von die⸗ ſem verkündeten Schiedsſpruch mitgeteilt. Die Marxiſten werden danach die Arbeit wieder aufnehmen, während die Anarcho⸗Syndikaliſten in einer Maſſenverſammlung die Schlichtungsvorſchläge ablehnten und die Fortſetzung des Streiks beſchloſſen. Angeſichts dieſer Wendung befürchtet man neue Atten⸗ kate und ſcharfe Auseinanderſetzungen zwiſchen den Mit⸗ gliedern der marxiſtiſchen und der anarcho⸗ſyndikaliſti⸗ ſchen Gewerkſchaften. In dem Ort Miguelturra(Provinz Ciudad Real) wur⸗ den bei einem Feuergefecht zwiſchen Marxiſten und ſpaniſchen Faſchiſten zwei Perſonen getötet und zehn verletzt, darunter vier lebensgefährlich. Der Generaldirektor der ſpaniſchen Polizei teilte Preſſe⸗ vertretern mit, er habe 120 Faſchiſten verhaften laſſen, die ihn in Villalba bei einer Autofahrt mit er⸗ hobenem Arm begrüßten. 17 Todesurteile it: Tokio Teilnehmer des Februaraufſtandes verurteilt. Tokio, 7. Juli. Nach viermonatiger Unterſuchung fällte das Kriegsgericht das Urteil gegen die am Aufſtand vom 23. Februar Bekeiſigten. 13 aktive und vier ehemalige Offi⸗ ziere wurden ne Tode verurteilt. Fünf Angeklagte wurden zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Andere kamen mit geringeren Haftſtrafen davon. Insgeſamt ſtanden 123 Ange klagte vor Gericht. 71 erhielten keils ſchwerſte Strafen, 25 wurden zum Teil mit einem Verweis freigeſprochen. Bereits nach Einſetzung des Sondergerichts beſtand kein Zweifel mehr, daß die verantwortlichen Offiziere wegen Mi⸗ litäraufruhrs und Nichtbefolgung kaiſerlicher Befehle ſchwerſte Strafen zu erwarten hatten Es iſt erinnerlich, daß ſeinerzeit alle maßgebenden Beamten im Kriegsminiſterium, . und in der Polizei verabſchiedet oder verſetzt wurden. Nicht für Moskau! Franzöſiſcher Erfinder weigert ſiechk. Paris, 8. Juli. Im Hinblick auf die im„Echo de Paris“ von Henry de Kerillis erhobene Behauptung, der Luftfahrtminiſter be?! abſichtige, die Zeichnungen und das Modell der neuen, außerordentlich leiſtungsfähigen Flugzeuakanone 25 Sowfetunſon zur Verfügung. zu ſtellen, hat der Oberſt Bellanger, der neuerdings eine weſentliche Verbeſſerung der Viſiereinrichtung dieſer Kanone ausgearbeitet hat, öffentlich erklärt, i. 5 1 5 dieſe neuen Pläne dem ee, n nur dann vorlegen, wenn er die Gewißheil habe, daf i nur in der franzöſiſchen Luftwaffe Verwendung finden. 5 FFP ee 5 N ——— 8 5 5— eee 1352 Tote, 4439 Verletzte Die Opfer des Verkehrs in der letzten Woche. Berlin, 7. Jult. Als Opfer des Straßenverkehrs in der abgelaufenen Woche ſind wieder 152 Tote und 4459 Verletzte zu beklagen. Der Reichsverkehrsminiſter weiſt diesmal auf den ur⸗ ſächlichen Zuſammenhang hin, welcher zwiſchen Stra⸗ ßenlärm und Straßenunfällen beſteht.„Der Straßen⸗ lärm“, ſo ſtellt er feſt.„macht harthörig und nervös“. Er muß mit allen Mitteln(Nachprüfung der Fahrzeuge, Ent⸗ ziehung des Führerſcheins uſw.) aufs ſchärfſte bekämpft werden. Knatternde und klappernde Motorräder und ge⸗ räuſchvoll fahrende Laſtkraftwagen ſind im Straßenver⸗ kehr unzuläſſig. In manchen Städten wird auch immer noch viel zu viel gehupt. Hupt nicht, fahrt lieber vorſich⸗ tiger! Erſter Flugzeugſtart vom Flughafen Rhein⸗Main Frankfurt a. M., 7. Juli. Die erſte Verkehrshand⸗ lung im Flughafen Rhein⸗Main ſteht im Zeichen des deut⸗ ſchen Flugdienſtes nach Ueberſee. Ein merkwürdiger Zufall will es, daß das erſte Flugzeug, welches im neueröffneten Flughafen abgefertigt wird, das planmäßige Heinkel⸗ Schnellflug zeug der Lufthanſa auf der deutſchen trans⸗ atlantiſchen Flugzeugſtrecke nach Südamerika iſt. Wie allwöchentlich erfolgt in den frühen Morgenſtunden des Donnerstag der Start zur erſten Streckenetappe Frank⸗ furt— Sevilla der großen deutſchen Luftbrücke, die von Frank⸗ furt über Sevilla— Las Palmas— Bathurſt— Per⸗ nambuco nach Rio de Janeiro— Buenos Aires— San⸗ tiago(Chile) führt. Dieſe rund 15 000 Kilometer lange Entfernung wird von den deutſchen Schnellflugzeugen und Flugbooten in drei bis vier Tagen durchmeſſen! Die An⸗ Fol ost aus allen Reichsteilen trifft mit den planmäßigen achtflugzeugen gegen Mitternacht im alten Flughafen Reb⸗ ſtock ein, gelangt hierauf zum Bahnpoſtamt zur Umbehandlung und tritt gegen 5 Uhr vom neuen Flughafen die Reiſe nach Südamerika an. Es iſt ein verheißungsvoller Auftakt für die Zukunftsentwicklung des neuen Flughafens, daß er ſeine Verkehrsarbeit im Dienſte der deutſchen Weltflugſtrecke auf⸗ nimmt. So öffnet nunmehr Frankfurt auch im neuen Flug⸗ hafen das Tor in die Welt. „Graf Zeppelin“ durfte wieder das Rhonetal überfliegen. Friedrichshafen, 7. Juli. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt nach Beendigung ſeiner fünften Südamerikafahrt von Frankfurt a. M. aus in ſeinem heimatlichen Hafen einge⸗ troffen. Das Luftſchiff konnte bei ſeiner Rückfahrt von Suͤd⸗ amerika die etwa zehn Stunden kürzere Route durch das Rhonetal wählen, da Frankreich die Genehmi⸗ gung zur Ueberfliegung dieſer Strecke wieder erteilt hat. Anwetter im Oberelſaß Kayſersberg, 7. Juli. Das hiſtoriſche Kayſersberger Tal wurde von einer Unwetterkataſtrophe heimgeſucht. Ganz beſoders betroffen wurde die Gegend von La Poutrois, Or⸗ bey und Hachimette. In wenigen Minuten waren dieſe Ort⸗ ſchaften überſchwemmt. Schutt⸗ und Trümmerhaufen, Sand und Steingeröll türmten ſich in den Straßen von Orbey auf. Hier hat das Unwetter auch ein Todesopfer gefordert. Von den Waſſermaſſen beſonders bedroht war eine Bäckerei. Der 34 Jahre alte Schloſſer 9 5 verſuchte den Waſ⸗ ſermaſſen einen anderen Weg zu bahnen und wurde dabei von den Fluten mitgeriſſen. Nach etwa 500 Metern blieb er wiſchen Steinen eingeklemmt hängen. Nach großen An⸗ Neangunger konnte man den Verunglückten bergen, doch wa⸗ ren Wiederbelebungsverſuche erfolglos. Die Hauptſtraße ſtand mitunter einen Meter hoch unter Waſſer. Holz, Möbelſtücke, Kleinvieh und ſogar ein kleines Gartenhaus wurden von den Fluten fortgeriſſen, die Mauern einzelner Häuſer teilweiſe zerſtört. In La Poutrois drang das Waſſer in das Schlaf⸗ zimmer einer Familie und floß durch die Fenſter der vorde⸗ ren Zimmer wieder ab. Das Bahnhofsgebäude ſtand über einen Meter tief im Waſſer. Ein Einwohner wurde von den Fluten fortgeriſſen. Im letzten Augenblick gelang es, den Verunglückten, der bereits bewußtlos war, zu retten. Der Schaden läßt ſich noch nicht überſehen, doch dürfte er ſich auf mehrere Millionen Franken belaufen. Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 16. Er klemmte das Monokel feſter in die Augenhöhle und muſterte mit kurzem, diskretem Blick ihre tadelloſe Erſchei⸗ nung. lf— bildſchön, wie immer,“ ſagte er anerkennend. „Wo kriegſt du nur die ewig neue Garderobe her—“ „Auf die gleiche Art wie du, lieber Herr Bruder,“ ſagte ſie zweideutig.„Ich darf wohl annehmen, daß dein Schnei⸗ der.— auf die Zukunft hofft.“ Er lachte. 198 5 „Na ja— alſo die gleiche Art. Konnt ich mir denken. Wär ja auch noch ſchöner, wenn eine Gräfin Ruhland kei⸗ nen Kredit hätte. Iſt doch eine famoſe Luft, hier in Ber⸗ lin, wie? Ich bin ordentlich froh, der Kleinſtadt endlich entronnen zu ſein“ „Du bleibſt alſo hier?“ 5 „Auf einen Tag, Schatz—,“ ſagte er und freute ſich der Wirkung, die dieſe Antwort auf ſie haben mußte. Sie blickte ihn überraſcht von der Seite an. „Wie ſoll ich das verſtehen?“ 5. „Sehr einfach— daß ich übermorgen wieder weiter⸗ zufahren gedenke. Aber Geduld, Verena— ich hab' eine große Neuigkeit. Zu Hauſe muß ich dir das in aller Ruhe erzählen. Du wirſt dich wundern.“— Graf von Ruhland war zur Feier des Tages zu Hauſe geblieben. Er pflegte ſonſt die meiſte Zeit außerhalb der vier Pfähle zu verbringen, um dem Wehklagen ſeiner Gat⸗ tin zu entgehen, die ihn allein für den Niedergang der Familie verantwortlich machte, ohne zu bedenken, daß nach dem großen Kriege die Zeit, die umwälzenden Verhält⸗ niſſe ſeloſt alte Geſchlechter zugrunde gerichtet hatte, die energielos ſich zermürben ließen. 5 Daß an dieſem Tage ein guter Wein zum Eſſen auf den Tiſch kam, dafür hatte der Graf geſorgt. Und er war ehr⸗ lich erfreut, den Sohn in die Arme ſchließen zu können. Der hatte natürlich mancherlei zu erzählen, hundert Fra⸗ gen wollten beantwortet ſein, und Frau von Ruhland 5 weidete ſich immer wieder an de adelloſen Erſcheinung 5 Kurzmeldungen Ehrenhirſchfänger für kapferes Verhalten. Oppeln, 8. Juli. Der Reichsforſtmeiſter Generaloberſt Göring hat dem Revierförſter Ritſchel und dem Hilfsför⸗ ſter Goebel von der Förſterei Klink, Kreis Oppeln, für ihr kapferes Verhalten bei der Unſchädlichmachung der Eiſen⸗ bahnräuber Gebrüder Schüller im Forſt bei Poppelau ſeine beſondere Anerkennung ausgeſprochen und ihnen den vor einiger Zeit geſchaffenen Ehrenhirſchfänger verliehen. Kundgebungen für Greiſer bei der Ankunft in Danzig. Senatspräſident Greiſer traf wieder in Danzig ein. Obwohl die Ankunft Greiſers nicht bekanntgegeben worden war, ſtrömte doch eine große Menſchenmenge zuſammen, die den Senatspräſidenten mit jubelnden Heilrufen be⸗ grüßte. Greiſer dankte aus einem Wagen mit kurzen Wor⸗ ten für die Vertrauenskundgebung der Danziger Bevölke⸗ rung. Maßnahmen gegen Oppoſitionsblätter in Danzig. Auf Anordnung des Danziger Polizeipräſidenten ſind die Dienstag⸗Ausgaben der öh e derne kalischen„Dan⸗ ziger Volksſtimme“ und des Zentrumsorgans„Danziger Volkszeitung“ beſchlagnahmt worden. Die Hetze dieſer bei⸗ den Blätter war in zunehmendem Maße dazu angetan, fortgeſetzt Unruhe zu erzeugen und die Danziger Regierung auch außenpolitiſch in peinliche Lagen zu verſetzen. Vor allem muß einmal mit aller Deutlichkeit feſtgeſtellt wer⸗ den, daß die Beziehungen Danzigs zum Reich auf die Dauer nicht durch die unausgeſetzte Hetze dieſer Organe ge⸗ gen das Dritte Reich und ſeinen Führer belaſtet werden können. Abſchluß der Wirkſchaftsverhandlungen mit der Schweiz. Die deutſch⸗ſchweizeriſchen Wirtſchaftsverhandlungen haben zur Unterzeichnung je einer Zuſatzvereinbarung zum Verrechnungsabkommen vom 17. April 1935, zum Waren⸗ zahlungsabkommen vom gleichen Tage, zum Abkommen über den gegenſeitigen Warenverkehr vom 5. November 1932, zu einem Reiſeverkehrsabkommen ſowie verſchiede⸗ nen ſonſtigen Vereinbarungen geführt. Fünfzehnjähriger Mörder Die Großmutter erdroſſelt und erhängt. Hannover, 8. Juli. Die Kriminalpolizei nahm einen 15jährigen Burſchen feſt, der verdächtig war, ſeine Groß⸗ mutter in Jeng ermordet zu haben. Nach hartnäckigem Leugnen legte der junge Menſch ſchließlich ein Geſtänd⸗ nis ab. Danach hat er ſeine Großmutter, die mit ſeinem Plan, zur See zu gehen, nicht einverſtanden war, mit einer Wäſcheleine erdroſſelt und die Leiche dann aufgehängt, um ſo den Anſchein zu erwecken, als ob die alte Frau Selbſt⸗ mord begangen hätte. Nach der Tat entwendete er noch aus den Behälkniſſen der Ermordeten einen Geldbetrag, um eine Reiſe ankreten zu können. Olympiamannſchaft der Philippinen eingetroffen. Berlin, 7. Juli. Die Olympiamannſchaft der Philippi⸗ nen traf gegen Mitternacht nach vier Wochen langer Reiſe auf dem Bahnhof Friedrichſtraße ein. Ritter von Halt hieß die philippiniſche Mannſchaft im Namen des Organiſations⸗ komitees auf das herzlichſte willkommen und wünſchte ihr beſte Erfolge. Landesverräter hingerichtet Berlin, 7. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Der vom Volksgerichtshof am 1. Februar 1936 wegen des Unternehmens des Landesverrats zum Tode und dauernden Ehrverluſt verurteilte 24jährige Walter Scheve iſt in Berlin hingerichtet worden. Paddlerin im Rhein ertrunken. ö Andernach, 7. Juli. Gegen 19.50 Uhr trieb in der Nähe der„Weiden“ ein mit einem Mädchen beſetztes Paddelboot egen den zu Berg fahrenden Schlepper Hantel 21. Aus ngſt vor einem Zuſammenſtoß ſprang die Paddlerin, die vermutlich des Schwimmens unkundig war, in den Rhein. Zwei Matroſen bemerkten den Vorfall, eilten ſofort zu Hilfe und konnten das Mädchen bereits nach wenigen Mi⸗ nuten bergen. Die ſofort angeſtellten Wiederbelebungsver⸗ ſuche waren jedoch ohne Erfolg. ihres Sohnes, deſſen blaſierte Art ſie ſelbſtverſtändlich nicht erkannte.. Der Oberſt ſprach dem Wein gehörig zu. Er liebte ihn eider allzuſehr und verfiel dann leicht in ein polterndes, autes Weſen, das die Gräfin chokierte. i 5 „Und nun, mein Junge? Wie haſt du dir die weitere Zukunft gedacht? Beamtenlaufbahn? Gericht? Regie⸗ zung? Induſtrie?“ Haha—!“ 8 8 „Vorerſt fahre ich morgen zu meinem Freunde Viktor don Wilbrandt.“ 8 5 Verena ſtutzte. e 2 Das alſo war die Neuigkeit. „Ah— ſo ſchnell?“ 5 5 „Er hat mich eingeladen— ja. Ich brauche alſo die Koffer gar nicht erſt auszupacken.“ 5 Die Gräfin blickte Verena bedeutungsvoll an. Die lächelte. 5 N 9 5 Oberſt goß ſich ein neues Glas voll. 2 „Proſt, Junge— Stolz der Familie. Du wirſt doch heute mit mir ausgehen? Wir werden uns amüſieren— haha—, der Wein iſt tadellos! Die Ruhlands ſtehen wie⸗ der auf— immer wieder! Die laſſen ſich nicht unter⸗ kriegen—“ r kam ins Lamentieren. 5 Die Gräfin hielt es für geraten, die Tafel aufzuheben. Sie bewog ihren Gatten, ſich eine Weile hinzulegen— Kurt wäre wohl auch von der Fahrt ermüdet und bedürfe der Ruhe. Nun endlich hatte Verena Gelegenheit, den Bruder allein zu ſprechen. Sie befand ſich in einem Zuſtand ver⸗ haltener Erregung. „Kurt— erzähle endlich genau. Du ſpannſt mich ſchon eine Stunde lang auf die Folter. Du kannſt dir doch den⸗ ken, wie neugierig ich bin. Seit bald zwei Monaten habe ich von Viktor von Wilbrandt nichts mehr gehört—“ „Ah— das iſt allerdings—“ 5 Er zog die Augenbrauen hoch. c 1 1 5 doch mit, morgen— Kurt „Ja— natürlich! Ah— Teufel— jetzt fällt mir erſt ein er erwähnte gar nichts davon. Allerding; ſchreibt er etwas konfus. Doch nun höre—“„%%% 4 „ * Im Starnbergerſee ertrunken. Starnberg, 7. Juli. Abends gegen 23 Uhr wollten drei junge Männer in einem Ruderbodt den See überqueren. Sie hatten ihre Fahrräder auf das Boot aufgelegt, das plötzlich, etwa 500 Meter vom Ufer entfernt, umkippte. Zwei der Inſaſſen konnten ſich ſchwimmend ans Ufer ret⸗ ten; der dritte ertrank.— Ein junges Ehepaar machte eine Kahnfahrt auf dem Starnbergerſee. Den Mann be— fiel infolge des hohen Wellenganges plötzlich ein Unwohl⸗ ſein. Er fiel vor den Augen ſeiner fungen Frau in den See und ertrank. Durch Bienenſtiche getötet. Feldſtetten, OA. Münſingen. Der 33 Jahre alte Bauer Jakob Hilſenbeck war mit ſeinen Pferden mit Güllenfahren beſchäftigt. In der Nähe arbeitete der penſionierte Zugführer Eßlinger in ſeinem Bienenhaus. Die Bienen ſtachen auf Menſch und Pferde ſo ſtark ein, daß letztere davonrannten. Einige Männer hielten die Pferde an und ſahen, wie Hilſenbeck an heftigen Kopfſchmerzen litt. Eßlinger holte Waſſer herbei, doch leider mußten die Anweſenden zu ihrem Entſetzen feſtſtellen, daß inzwiſchen der Tod eingetreten war. 15 ee ſtellte als Todesurſache die Bienen⸗ iche feſt. aß Aeberfall vorgetäuſcht. Der Hilfspoſtbote Auguſt Vogl kam Ende vergangener Woche abends vom Zuſtell⸗ dienſt nach Zwieſel(Bayern) zurück. Er hatte eine leichte Schußverletzung und begab ſich ins Krankenhaus, wo er angab, er ſei angeſchoſſen worden und man habe ihm das Fahrrad und ſeine Poſttaſche mit Inhalt abgenom⸗ men. Bei dem Verhör ſtellten ſich Widerſprüche ein. Man fand das Fahrrad und ſpäter auch die Poſttaſche mit einem Inhalt von über 140 Mark, die vergraben und mit Streu und Aeſten zugedeckt war. Nunmehr hat Vogl ein Ge⸗ ſtändnis abgelegt daß er ſich den Schuß ſelbſt beigebracht und den Ueberfall nur vorgetäuſcht hat. Annahme des franzöſiſchen Olympiakredits. f Paris, 8. Juli. Der Finanzausſchuß der Kammer hat die e e über die Nachtragskredite für Juni geprüft. Bei dieſer Gelegenheit wurde auch der Kredit von eine Million Franken, den die Regierung für die Beteili⸗ gung Frankreichs an den Olympiſchen Spielen beantragt hatte, trotz der Oppoſition der Kommuniſten, unverändert angenommen. Korruptionsſkandal in Lemberg. 5 Warſchau, 8. Juli. In Lemberg wurden der Präſident der dortigen Handelskammer und der Direktor der Hand⸗ werkerzentralkaſſe wegen umfangreicher Unterſchlagungen verhaftet. Verheerende Hitzewelle in Amerika Bisher 300 Millionen Dollar Ernteſchäden. Neuyork, 8. Juli. Seit Tagen herrſcht in den Getreide⸗ ſtaaten des Mittelweſtens ungewöhnlich ſtarke Hitze. Die Ernten in Minneſota und im Gebiet des Nordſüd⸗Dakotas werden als vernichtet angeſehen. Bis jetzt dürfte der durch die Hitzewelle verurſachte Schaden etwa 300 Millionen Dollar betragen. Präſident Rooſevelt hat ſelbſt die Leitung der Hilfsaktion für die Farmer in den Dürregebieten vernommen. Das Thermometer ſtieg in allen Staaten des nörd⸗ lichen Mittelweſtens auf 45 bis 50 Grad Celſius. Die Wet⸗ terwarte in Waſhington teilte mit, daß innerhalb der nächſten 36 Stunden kein Regen zu erwarten ſei. Tauſende von Menſchen beten in den Kirchen der von der Hitzewelle heimgeſuchten Bezirke um Regen. 200 000 Far⸗ merfamilien bedürfen ſofortiger Hilfe. 444 Tote beim Nationalfeiertage in Amerika Newyork. 7. Juli. Nach Abſchluß der zweitägigen Feiern des Unabhängigkeitstages wurde feſtgeſtellt, daß an dieſen beiden Tagen insgeſamt 444 Perſonen bei Unfällen aller Art getötet worden ſind. Das iſt die höchſte Zahl von To⸗ desopfern ſeit den Feiern des Unabhängigkeitstages im Jahre 1931, wo 483 Menſchen ums Leben kamen. Am Samstag und Sonntag ſind allein 254 Perſonen bei Auto⸗ unfällen getötet worden, 104 Menſchen ertranken, 7 wurden beim Abbrennen von Feuerwerk getötet. Im vorigen Jahr betrug die Zahl der Toten 216. FP... VVVTTTTTTTTTTPTPTCTCTCTbTVTTTTT Er zog den Brief aus der Taſche und las ihn vor. Aufmerkſam hörte Verena zu. „Er braucht mich— ſchreibt er. Es muß alſo etwas ganz Beſonderes ſein, was ihn veranlaßt hat, mich zu rufen.“ 5 mir— erwähnt er kein Wort,“ ſtieß Verene⸗ hervor. „Ja— jetzt erſt fällt mir das auf,“ ſagte Kurt. „Aber das hat vielleicht in der Eile, mit der der Brief geſchrieben worden iſt, ſeine Erklärung. Auch kein Gruß für dich. Wirklich eine kleine Entgleiſung von unſerem lieben Viktor.“ a „Er ſoll nicht glauben, daß alles— nur ein bedeu⸗ tungsloſer Flirt war—“ Ihre Augen glühten dunkel. „Unſinn, Verena! Daß er in dich verliebt war, war doch gar nicht zu überſehen. Natürlich kommſt du mit! Er hat dich ja damals eingeladen! Wiederholt ſogar! Was ſollſt du dich hier noch langweilen. Vater iſt offen⸗ bar— leider!— ſtark im Abſtieg. And Mama— nun, ſie verdient es, daß ſie wieder in andere Verhältniſſe kommt. Viktor darf dir nicht entgehen, Verena!“ Er ſprach klar, feſt, nüchtern. Er hatte zu oft über dieſe Sache nachgedacht. Verena reckte die volle Geſtalt. 3 Stolz leuchtete ſieghaft in ihrem Geſicht. 5 „Abgemacht, Bruder! Du haſt recht! Das Vermögen dei Wilbrandt⸗ iſt groß genug, um endlich geteilt zu wer⸗ en!“ Er lachte boshaft. „Das meine ich auch, Schweſterherz. And ich müßte mich ſehr in dir getäuſcht haben, wenn du es nicht fertig brächteſt, einen einzufangen, den du einfangen willſt!“ „Schmeichler!“— 5 a Am nächſten Vormittag fuhren beide im Auto zum Bahnhof, von den Glückwünſchen der Gräfin begleitet. „Komme— nicht ohne Ring zurück,“ hatte ſie Verena noch zum Abſchied faſt gebieteriſch ins Ohr geflüſtert.„Du weißt, was für uns alle davon abhängt.“ „Alſo deinen Segen habe ich im voraus.“ gab Verena lachend, in gutmütigem Spott, zurück.„Hab' keine Bange — den Ring ſollſt du ſehen.“— 8 2 5 ee — — 2 2. R 7 f Aepfel 30 bis 45 Pfennig. Aus o clien Aus dem liadischien Caud Kirchenſteuerfreiheit der Angehörigen der Wehrmacht. () Karlsruhe, 7. Juli. Durch die Verordnung des Miniſters des Kultus und Unterrichts vom 15. April 1936 ſind alle der Wehrmacht angehörigen Perſonen, Offiziere, un⸗ teroffiziere, Mannſchaften und Wehrmachtsbeamte vom 1. April 1936 an von der Kirchenſteuer im Lande Baden be⸗ freit worden. Die Kirchenſteuerfreiheit iſt dadurch begründet, daß dieſe Perſonen von Wehrmachtsgeiſtlichen betreut werden und die Koſten hierfür die Reichskaſſe, alſo nicht die Lan⸗ deskirchenkaſſe trägt. Karlsruher Familie mit dem Auto verunglückt. () Karlsruhe. Auf der Fahrt nach Nürnberg, wohin er Verwandte aus Amerika begleitete, iſt der Karlsruher Wein⸗ großhändler Jean Eſtelmann tödlich verunglückt. Der Kraftwagen, in dem Eſtelmann mit ſeiner Frau und ſeinem Sohne Platz genommen hatte, geriet in der Nähe von Schwäbiſch⸗Hall vom Wege ab und fuhr gegen einen Baum. Eſtelmann hatte ſo ſchwere Verletzungen erlitten, daß er nach wenigen Stunden ſtarb. Seine Frau wurde mit lebensgefähr⸗ lichen Verletzungen in ein Krankenhaus nach Schwäbiſch⸗Hall verbracht. Die Verletzungen des Sohnes ſind weniger ge⸗ fährlich. () Karlsruhe, 7. Juli. () Radfahrer in Bach geſtürzt und ertrunken. Im Ge⸗ wann Langengrund iſt ein 21 Jahre alter Radfahrer mit ſeinent Fahrrad vom Steg, der über den Federbach führt, abgeſtürzt und ertrunken. * UI Heidelberg.(Schwerer Unfall.) Schwer verun⸗ glückt iſt eine 46jährige Hausangeſtellte, als ſie mit dem Fahrrad durch die Mannheimerſtraße fuhr. Während ſie ein Perſonenauto überholte, kam ihr gleichzeitig ein Stra⸗ ßenbahnwagen mit Anhänger entgegen. Offenbar unſicher geworden, verſuchte ſich die Radfahrerin mit der linken Hand an der Straßenbahn feſtzuhalten, kam dabei mit dem linken Arm zwiſchen den Handgriff des Anhängers und die Wagenwand. Dabei wurde ihr der linke Unterarm abgeriſ⸗ en. Man verbrachte die Schwerverletzte in die Klinik. UI Heidelberg.(Gefängnis für Bandendiebe.) Zwei junge Heidelberger, der erſt 25jährige, aber ſchon acht⸗ mal wegen Diebſtahls, Betrugs, Meineids uſw. vorbeſtrafte Adam Anton Merkel und der 24jährige Rudolf Epp, hat⸗ ten ſich im Winter zuſammengeſchloſſen und waren ſyſtema⸗ tiſch auf Raub ausgegangen. Zuerſt brachen ſie mehrmals un die Geſchäftsſtelle eines ſtädtiſchen Betriebs ein, ſpäter plün⸗ derten ſie Konditoreien, Läden und Inſtitute. Insgeſamt ſind ſie wegen zehn Diebſtählen angeklagt. Eine Reihe von Dieb⸗ ſtahlsverſuchen wurde nicht in die Anklage aufgenommen. Die beiden Angeklagten ſind auf ihre Weiſe geſtändig, indem nämlich jeder die Schuld auf den anderen zu ſchieben ſucht und ihn als die Urſache der Diebſtähle bezeichnet. Der Staatsanwalt beantragte gegen Merkel, der vom Sachver⸗ ſtändigen als moraliſch defekt aber zurechnungsfähig be⸗ zeichnet wird, eine Geſamtſtrafe von zwei Jahren Zucht⸗ haus und Sicherungsverwahrung. Das Gericht ſah aber von der Sicherungsverwahrung ab, weil es erſt die Wirkung einer harten Freiheitsſtrafe abwarten möchte und verurteilte ihn wegen ſchweren Bandendiebſtahls im Rückfall zu einer Geſamtſtrafe von vier Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt. Dem Angeklagten Epp wurden weitgehend mil⸗ dernde Umſtände zugebilligt, weil er ſich bisher ſtraffrei geführt hat und in einer gewiſſen Notlage handelte. Das Arteil lautete auf ein Jahr Gefängnis. U Heidelberg.(Rückgang der Arbeitsloſig⸗ keit.) Nach dem Bericht des Arbeitsamts Heidelberg für Jun 1936 konnte die Zahl der Arbeitsloſen, die am 1. Januar noch 12 213 betrug, während des Monats Juni um weitere 923 geſenkt werden, ſo daß Ende Juni nur noch 5816 Arbeitsloſe(im Vorjahr 10 022) gezählt wurden. Dieſe 5816 Arbeitsloſen verteilen ſich auf die Stadt Heidelberg mit 3086(am 31. März 3283), den Amtsbezirk Heidelberg mit 1106(1573), den Amtsbezirk Wiesloch mit 1293(1439), den Amtsbezirk Sinsheim mit 279(382), die heſſiſchen Bezirksteile 52(62). Der Amtsbezirk Sinsheim und die heſſiſchen Bezirks⸗ teile können ſomit als praktiſch frei von Arbeitsloſen be⸗ zeichnet werden. Die Zahl der Unterſtützungsempfänger iſt auf 3699(im Vorjahr 5422) zurückgegangen. Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen betrug Ende Juni nur moch 398(im Vorjahr 1020). Heidelberg.(Reichskulturlager.) Das Reichs⸗ kulturlager in Heidelberg ſtand im Zeichen einer eingehen⸗ den Ausſprache über die geſamte Volkstumsarbeit, die ſich an das Referat von Dr. Strobel von der Reichsführung der SS. anſchloß. Oherbürgermeiſter Dr. Neinhaus ſtattete dem Lager einen kurzen Beſuch ab und richtete an die Lager⸗ teilnehmer einige Worte herzlicher Begrüßung. Ferner be⸗ ſuchten im Laufe des Tages namhafte Perſönlichkeiten das Arbeitslager der jungen Kunſt, ſo u. a. Generalmajor Ritter von Schobert, der Direktor der Hochſchule für Muſik in Wei⸗ mar, Oberbonbeck, der Berliner Theaterkritiker Braumüller, Pg. Hannemann von der Reichs eitung der Deutſchen Arbeits⸗ front, ſowie der Sendeleiter des Reichsſenders Hamburg, Kapitän Werber. 0 () Bruchſal.(Beim Baden ertrunken.) In Karlsdorf iſt die 13jährige Maria Weſſenfeld beim Baden um Saalbach⸗Entlaſtungskanal ertrunken. Die Leiche konnte geborgen werden. Freiburg.(Kind im Bach ertrunken.) Ein ein⸗ einhalbjähriges Kind fiel in den e bei Has⸗ lach. Nach etwa einer Stunde wurde es als Leiche am Stauwehr geborgen. Offenburg.(Anweſen niedergebrannt.) In Ortenberg brannte nachts das Anweſen des Landwirts Leo Horp nieder. Das Vieh konnte mit Ausnahme des Geflügels gerettet werden. 1 Bühl.(Obſtgroßmarkt.) Anfuhr 300 Zent⸗ ner, flotter Verkauf, e t Preise 5 Kilo. Vrd⸗ beeren 40 bis 45, Kirſchen 50 bis 62, Himbeeren 60 bis 65, Heidelbeeren 50, Johannisbeeren 28 bis 30, Stachel⸗ beeren 40 bis 50, Pflaumen gelb 100, Pflaumen blau 90, E Sprechtage des Milchwertſchaftsverbandes Baden. Die Sprechtage im Milchwirtſchaftsverband Baden waren bisher auf Dienstag und Freitag feſtgeſetzt. Mit ſofortiger Wirkung wird hiermit als Sprechtag der Dienstag einer jeden Woche beſtimmt und zwar von 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Ahr. An dem gleichen Tage iſt der Fachſchaftsleiter der But⸗ ter⸗ und Käſeverteiler(Landesfachſchaftsleiter E. Herzog) an⸗ weſend. Für die Fachſchaft der Milch⸗ und Sahneverteiler wird der Donnerstag als Sprechtag feſtgelegt. Sprechſtunden wie oben(Landesfachſchaftsleiter J. Euchner). a Schwere Anwetter in Anterbaden Wolkenbrüche über Bruchſal und Umgegend. () Bruchſal, 7. Juli. Ueber der hieſigen Gegend ent⸗ lud ſich ein von Südoſten kommendes Unwetter, das teil⸗ weiſe von Hagel und von einem Wolkenbruch begleitet war, wie er ſeit vielen Jahren nicht mehr beobachtet wurde. Beſonders heimgeſucht wurden die Ortſchaften an der Bahn⸗ linie nach Bretten. Die Strecke Bruchſal— Germersheim ſtand an der Bahnüberführung unter Waſſer und mußte auf längere Zeit geſperrt werden. Die von einem heftigen Sturm gepeitſchten Waſſermaſ⸗ ſen richteten in den Gärten, Weinbergen und Feldern grö⸗ ßeren Schaden an. Der Geſamtſchaden läßt ſich zurzeit noch nicht überſehen. Die Saalbach ſtieg innerhalb einer Stunde um 80 bis 90 Zentimeter. Anterhalb der Gemeinde Karlsdorf ſtan⸗ den Straßen und Wieſen in kurzer Zeit unter Waſſer, ſo auch gegen Abſtadt, wo die Kraich⸗ und Kriegbach aus den Afern traten. Großer Schaden wird aus den Ortſchaften an den Nebenbahnlinien Bruchſak— Odenheim— Menzingeſt und Bruchſal— Odenheim— Hilsbach gemeldet. Die Bauern wurden auf den Feldern vom Unwetter überraſcht und konnten ſich nicht mehr in Sicherheit bringen. Die Waſſermaſſen ſchwollen derart an, daß die Pferde oft knie⸗ tief im Waſſer ſtanden. Von vielen Tabak⸗ und Rüben⸗ äckern wurden ſämtliche Pflanzen weggeſpült. Von der Ge⸗ walt des entfeſſelten Elements zeugt die Tatſache, daß in Oberöwisheim eine gefällte Pappel 1,5 km weit auf der Straße abgeſchwemmt wurde. Auch im Angelbachtal Wiesloch, 7. Juli. Ein ſchweres Unwetter über dem Angelbachtal hauſte beſonders ſchwer in den Orten Rauen⸗ berg, Rotenberg und Dielheim. Ein Wirbelſturm, wolkenbruchartiger Regen und Hagelſchlag wüteten faſt drei⸗ viertel Stunden lang. Von den Abhängen ſtürzten gewaltige Waſſermaſſen zu Tal. Zahlreiche Bäume wurden en k⸗ wurzelt, Telegrafenmaſten umgeriſſen und Lichtleitun⸗ gen zerſtört. Beſonders großen Schaden haben die Fluten in Rotenberg und am ſüdlichen Teil des Galgenberges angerichtet. Die tieferliegenden Ortsteile Rotenbergs ſtanden bis dreiviertel Meter unter Waſſer. Die Getreidefelder liegen größtenteils wie gewalzt am Boden. An den Kartoffel⸗ und Rübenfeldern iſt der Schaden ſehr groß, da die fruchtbare Muttererde weggeſchwemmt worden iſt. Wie uns berichtet wird, iſt die Anwetterkataſtrophe die größte, von der das Angelbachtal jemals heimgeſucht wor⸗ den iſt. Autozufammenſtoß.— Perſonenwagen mitten entzweigeſchnitten — Echterdingen a. F. Auf der berüchtigten Kreuzung am Landhaus zwiſchen Möhringen und Echterdingen ereignete fich während des Gewitters wieder ein ſchwerer Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen einem großen Laſtwagen und einem Perſonen⸗ wagen. Der Aufprall erfolgte auf der Kreuzung, wobei dann das Perſonenauto von dem Laſtwagen buchſtäblich mitten entzweigeſchnitten wurde. Die beiden Inſaſſen wurden her⸗ ausgeſchleudert; ſie wurden mit empfindlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die Ferientour, auf der ſich die beiden Verunglückten befanden, hat damit ein trauriges Ende gefunden. Auch der Laſtwagen wurde ſchwer beſchädigt, doch kam deſſen Führer mit dem Schrecken davon. Todesſturz auf der Flucht. — Reutlingen. Eine 79 Jahre alte ſchwachſinnige In⸗ ſaſſin des Landesfürſorgehauſes wollte aus dem Hauſe ent⸗ weichen, und zwar durch ein Fenſter im zweiten Stock. Sie band zu dieſem Zwecke zwei Leintücher zuſammen, um an denſelben den Boden zu erreichen. Aber ſchon beim Beginn des Unternehmens verließ die Frau die Kraft. Sie ſtürztle und war nach wenigen Minuten tot. * — Ulm.(Von Straßen bahnwagen totge⸗ fahren.) Infolge falſcher Weichenſtellung auf dem Münſter⸗ platz kam ein Straßenbahnwagen auf ein anderes Gleis, wo Monteure mit Ausbeſſerungsarbeiten beſchäftigt waren. Die beiden Monteure wurden von dem Straßenbahnwagen angefahren, der eine wurde ſo ſchwer verletzt, daß er bald nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus verſtarb. Der zweite Monteur wurde nur leicht verletzt. — Ulm.(Schwere Verkehrsunfälle.) In der Bockgaſſe ſtießen zwei Motorräder aufeinander. Die auf dem Sozius ſitzende Perſon mußte ganz erheblich verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.— Am Abend fuhr in der Zinglerſtraße ein Motorradfahrer auf einen parkenden Per⸗ ſonenkraftwagen auf. Auch hier wurde der Beiſitzer ſchwer verletzt.— In Neu⸗Alm wurde ein älterer Mann beim Ueberqueren der Straße von einem Kraftwagen angefahren. — Schwäb. Hall. Karlsruher Auto verun⸗ glückt.) Kurz vor Michelfeld ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Eine Karlsruher Familie, Vater, Mutter und Sohn, waren auf der Reiſe nach Nürnberg. Der Sohn ſteuerte das Fahrzeug. Kurz vor Michelfeld fuhr der Fahrer mit ſeinem Auto auf einen Baum mit einer ſolchen Wucht, daß das Fahrzeug zertrümmert wurde. Die Inſaſſen erlitten dabei ſchwere Verletzungen, ſo daß ſie in das Haller Kranken⸗ verbracht werden mußten. Der Vater iſt inzwiſchen ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. 5 der badische Ministerpräsident zur Werbeaktion der NS- Volkswohlfahrt: bas ewige Seim der Nat fom ist au einer schfieksais frage des ganzen deutschen Voikes genor den. 81 2 meistern Ist Aufgabe der NS-Voiks- 8 Wohl fahr t.. 5 Mitsiiedschaft bel der us-Vvolks- wohl fahrt bedeutet daher intensive . e e Mitarbeit an der Erneuerung une Festigung unseres staates. f 5 Karlsruhe. den, 24. Jun? 1986 Bad Ministerpräs ident.. Finanz- u- Mirtschaftsminfster. Lalcale Nuudocliau Jetzt mehr Obſt eſſen! In allen Läden und auf allen Straßen ſieht man jetzt die gefüllten Körbe mit friſchem Obſt ſtehen. Erdbeeren und Kirſchen, Heidelbeeren und Johannisbeeren liegen in großen Mengen bereit und locken in ihrer Farbenpracht Auge und Gaumen. Bei dem jetzigen Wetter greifen wir gern auf das erfriſchende Obſt zurück, zumal es durch die treibhausartige Wärme der letzten Tage in übergroßen Mengen zur Reife ge⸗ bracht worden iſt. Fleißige Hände arbeiten Tag für Tag daran, die ſich auf wenige Wochen zuſammendrängende Ernte zu bergen und die Ware für den Verbraucher auf den Markt zu bringen. Der Verbraucher ſollte die verhältnismäßig kurze Ernte⸗ zeit ausnutzen und in dieſer Zeit das friſche Obſt beſonders be⸗ vorzugen. Am beſten verzehrt man es noch am Tage des Einkaufs, weil leicht empfindliche Früchte ſich ſchlecht bis zum nächſten Tage halten. Hat man die Früchte ſchon am frühen Morgen eingekauft, und will man ſie erſt einige Stun⸗ den ſpäter verzehren, ſo breite man ſie ſolange aus und halte ſie recht kühl, damit ſie nicht ihre leuchtende Farbe und ihr Anſehen verlieren. Beſonders vorſorgliche Hausfrauen nützen die jetzige Erntezeit aus, um das Friſchobſt einzumachen oder um Gelee und Marmelade daraus zu kochen und ſich dadurch die ſom⸗ merlichen Früchte auch für die Wintermonate aufzubewahren, in danen kein friſches Beerenobſt zu haben iſt. — Mutwillige Beſchädigung von Stromleitungen. In letzter Zeit mehren ſich wieder die Fälle, in denen elektriſche Ahlageteile mutwillig zerſtört werden. Abgeſehen von der erheblichen Unterbrechung der Stromlieferung an die Ab⸗ nehmer und den Koſten der Inſtandſetzung der Anlagen ſtellt jede Beſchädigung von Stromleitungen eine große Gefahr für Menſchen und Tiere dar. Bei völliger Zerſtörung eines Iſolators z. B. erhält der Leitungsmaſt und damit das ihn umgebende Erdreich Spannung, ſo daß Tiere und Menſchen unter Umſtänden getötet werden können. Ferner konnte beob⸗ achtet werden, daß mehrfach Glasſchirme der Beleuchtungs⸗ körper an den Straßenüberſpannungen durch Steinwurf zer⸗ ſtört worden ſind. Die Bevölkerung wird gebeten, überall da, wo ſie enkſprechende mutwillige Zerſtörung feſtſtellt, die zu⸗ ſtändigen Polizeiſtellen bezw. Schulleiter zu benachrichtigen, damit die Uebeltäter feſtgeſtellt und für ihre, dem Volksgan⸗ zen ſchadende Tat beſtraft werden können. — Erweiterte Tuberkuloſe⸗Fürſorge der Reichsverſiche⸗ rung. Die Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte hat be⸗ ſchloſſen, beim Tuberkuloſe⸗ Heilverfahren für die nichtverſicher⸗ ten Ehegatten ihrer Verſicherten und die zum Haushalt der Verſicherten gehörigen nichtverſtcherten erwachſenen Kinder von der bisher geforderten Zuzahlung von 2.50 Mark für jeden Verpflegungstag Abſtand zu nehmen. Die Reichsverſicherungs⸗ anſtalt für Angeſtellte führt demnach künftig das Tuberukloſe⸗ Heilverfahren auch bei den nichtverſicherten Angehörigen ganz auf ihre Koſten durch. Bei den gegenwärtigen laufenden Heilverfahrensanträgen gilt dies vom 1. Juni an. Die Hagebutte Wenn die wilden Roſen abgeblüht ſind, bilden ſich kleine, runde Früchte, die in ihrer Reife eine blutrote Farbe zeigen und den mit ihren farbigen Tupfen beſteckten Roſen⸗ buſch noch einmal in reizvoller Weiſe ſchmücken: die Hage⸗ butten. Während man nun in Süddeutſchland dieſe Frucht wohl zu nützen verſteht, ſind ihre Verwendungsmöglichkeiten in anderen Gegenden wiederum ſo gut wie unbekannt. Dabei liefert ſie uns einmal einen köſtlichen Brotauf⸗ ſtrich und zum andern läßt ſich aus ihrem gelben Samen ein beſonders auf die Nieren wohltuend einwirkender Tee gewinnen. Es muß zugegeben werden, daß die Herſtellung ſowohl des Hagebuttenmarkes wie die Zubereitung des Tees etwas mühſam iſt. Daß vor allem der Tee ſchon früh ge⸗ kannt und als mancherlei Leiden lindernd und heilend ge⸗ ſchätzt wurde, ſagen alte Kräuterbücher. In einem ſolchen Werk aus dem 17. Jahrhundert heißt es z. B.:„Der gelbe Sa⸗ men der Roſenfrüchte gepulvert i eine ſonderlich gute Arznei wider den Bandwurm. Auch ſtärkt es das Zahn⸗ fleiſch.“ Am einen Hagebuttentee zu bereiten, iſt es nötig, die Kerne eine Stunde lang zu kochen und darüber hinaus noch ſo lange ziehen zu laſſen, bis der Sud eine ſchöne rote Farbe hat. 5 5 Zum Hagebuttenmark, in Bayern Hiffenmark ihnen müſſen die Früchte aufgeſchnitten werden; das Fruchtfleisch iſt mit ſilbernem Löffel auszunehmen und von den Kernen zu befreien, eine wie geſagk etwas mühevolle Arbeit, da die Kerne mit feinen, klebrigen Härchen beſetzt ſind. Das ſo gewonnene Mark wird dann ohne Zucker kurz zu Syrupdicke gekocht und kommt als eine dickliche Flüſſigkeit auf den Markt, wo die Hausfrau ſie nach Litermaß kauft. Sie verſetzt dann zu Hauſe das Hagebutten⸗ oder Hiffenmark mit dem nötigen Zucker und läßt es zu ſtreichfertigem Mus einkochen. In Süddeutſchland und in den angrenzenden Teilen der Schweiz, wo das Mark als„Buttermoſt“ ebenfalls ſehr geſchätzt iſt, wird es meiſt von den Halbwüchſigen und den Das fertigs Alten des Dorfes zum Verkauf vorbereitet. Hagebuttenmark hat einen würzigen, herb⸗ſüßen en, und iſt außerordentlich bekömmlich. Es wäre zu wünſchen, daß auch wir uns dieſe Gabe des Herbſtes nicht entgehen ließen. 5 5 — Schont das Jungholz! Die Klagen der Forſtämter, daß von Waldbeſuchern nicht die nötige Rückſicht auf die jun⸗ gen Forſtkulturen genommen wird, geben Anlaß daran zu er innern, daß nach den Beſtimmungen des Forſtgeſetzes das Betreten von Anpflanzungen, Dickungen und Junghölzern boten iſt. Es mögen daher auch die Beerenſammler auf Schonung junger Forſtkulturen bedacht ſein. f 5 — Gedenktage f 7. Juli. 5 1531 Der Bildhauer Tilman Riemenſchneider in 2 geſtorben. 5 e 1815 Zweite Einnahme von Paris. 5 1855 5 Dichter Ludwig Ganghofer in Kaufbeure Oren. 5 5 288 5 1872 Der Schriftſteller Hans Heinrich Ehrler in heim gehen 1930 Der Schriftſteller Julius Hart in Sonnenaufgang 3,yB3· S0 Mondaufgang 21,31 e ee e ee e ieh brannwein Wi h. Sponagel, Branntweinbrennerei Aus dem Gerichtsſaal Der Mainzer Giſtmordprozeß Skark belaſtende Briefe aus dem Gefängnis. Es kommen nun von den 120 Briefen, die Frau Vog⸗ ler aus dem Gefängnis herauszuſchmuggeln verſuchte, 49 zur Verleſung. Sie verteilen ſich auf einen Zeitraum von April bis Juni 1935. Dieſe Briefe ſind in ihrer Geſamt⸗ heit eine weit ſtärkere Bela ſtung der Angeklag⸗ ten als alle bisherigen Zeugenausſagen zuſammengenom⸗ men. Die Briefe ſind meiſt an ihren Sohn Max ge⸗ richtet. In dieſen Briefen, auf deren Verleſung vor allem die Staatsonwaltſchaft großen Wert legt, arbeitete Frau Vogler mit außerordentlichem Geſchick eine Gauner⸗ ſprache aus, in der jeder Satz zu einem Rätſel wird. Ueberall ſtehen Fragezeichen. Kein Menſch wird mit ſeinem bürgerlichen Namen genannt, überall ſind Masken und Tarnungen angewandt. Zwei Punkte kriſtalliſieren ſich heraus: Zunächſt wollte Frau Vogler unbedingt wiſſen, ob der alte Seitz ausgegraben worden ſei. Man hatte ihr das beim Unterſuchungsrichter nicht geſagt, aber ihr Gewiſſen ließ ihr ſcheinbar keine Ruhe. Darum kehrt dieſe Frage faſt in allen Briefen wieder. Die zweite Sorge galt der reſtloſen Räumung des Hauſes und der Wirtſchaft. In flehenden Tönen beſchwört ſie immer wie⸗ der ihre Kinder, keine Flaſche, kein Glas, keine Kleinigkeit zu vergeſſen.„Alles, was da iſt, muß aus dem Haus. keine Ecke darf undurchſucht bleiben“, ſchreibt ſie wörtlich, und immer wieder ſteht da der Satz:„Du mußt mich recht verſtehen.“ Heute gibt Frau Vogler natürlich an, ſie habe ihrem weiten Mann, der ihren Beſitz verſteigern ließ, um ſich finanzen zu entſchädigen, nichts als das Haus laſſen wol⸗ len. In Wirklichkeit werden dieſe flehenden Briefe aus einem ſchlechten Gewiſſen heraus geſchrieben ſein. Sie beabſichtigte zweifellos, alle belaſtenden Indizien durch ihre Kinder beſeitigen zu laſſen, was ihr anſcheinend auch gelungen iſt. Dieſe in einer unglaublich geriſſenen Verbrecherſprache abgefaßten Briefe ſind ebenſo aufſchluß⸗ reich für die Schuld der Angeklagten, wo ſie für den ver⸗ brecheriſchen Intellekt dieſer Frau ſprechen. So benimmt ſich nur eine Schuldige. Am Dienstag wurden Kartenlegerinnen, Hell⸗ ſeher, Aſtrologen ſowie die berüchtigte„Tante Rocker“ ver⸗ nommen. Die Ausſagen der Kartenlegerin Sch. bringen etwas Klarheit in die dunklen Decknamen in den Briefen aus dem Unterſuchungsgefängnis. Dieſe Zeugin ſagt, daß das Horoſkop ſehr ungünſtig war. Ein Heilpraktfker R. aus Nürnberg wurde zu Frau Vogler gerufen. Er erinnert ſich, im Gegenſatz zu den Angaben der Angeklagten, nicht mehr daran, den Mann der Vogler„beſchworen“ zu haben. Sittlichkeitsverbrechen einer Ordensſchweſter. Darmſtadt, 7. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle Darmſtadt teilt mit: Die Große Strafkammer in Darmſtadt hat auf Antrag des Oberſtaatsanwalts gegen die frühere Ordensſchweſter Wendelina aus dem Orden der Karmeliterinnen das Ver⸗ fahren wegen Sittlichkeitsverbrechens eröffnet. Schweſter Wendelina war von 1929 bis Ende 1934 als Erzieherin in der Knabenabteilung des Thereſien⸗Kinderheimes der Kar⸗ meliterinnen in Offenbach tätig und unterhielt 1933 mit einem damals 13jährigen frühreifen Zögling fortgeſetzt ge⸗ ſchlechtliche Beziehungen, bis ſie Ende 1934 in eine andere Niederlaſſung des Ordens verſetzt wurde. Im Juli 1935 ge⸗ bar ſie ein aus den Offenbacher Vorgängen ſtammendes Kind und ſchied infolgedeſſen aus dem Orden aus. Die An⸗ geſchuldigte befindet ſich in Unterſuchungshaft und iſt in vollem Umfange geſtändig. Vernehmung des Homburger Elternmörders „Er konnte den Vater nicht leiden“.— Planmäßige Vor⸗ bereitung der Tat. 5* Frankfurt a. M., 7. Juli. Der Homburger Doppel⸗ mörder Maibach wurde von der Mordkommiſſion eingehend ber ſeine Tat vernommen. Maibach hat den Beamten die Tat unumwunden zugegeben. Ueber die Beweggründe zu der furchtbaren Bluttat läßt ſich aufgrund der Ausſagen des Mör⸗ ders folgendes ſagen: Nachdem ſich Maibach etwa eineinhalb Jahre in den ver⸗ ſchiedenſten Gegenden Deutſchlands, Frankreichs und der Schweiz umhergetrieben hatte, kehrte er Anfang dieſes Jahres zu ſeinen Eltern nach Bad Homburg zurück. Obgleich er im September 1934 ſeinen Eltern eine größere Geldſumme enk⸗ wendet hatte und dann heimlich verſchwunden war, wurde er bei ſeiner Rückkehr von den Eltern freundlich aufge⸗ nommen. Seine früheren Verfehlungen hat man ihm nie vorgeworfen. Maibach wurde anfangs von ſeinem Vater mit Haus- und Gartenarbeiten beſchäftigt und erhielt auch ein Heines Taſchengeld. Schon in April geſtattele ihm ſein Vater, wieder im Geſchäft tätig zu ſein, Milch auszutragen und Gelder zu kaſſieren. Es dauerte aber nicht lange, da ſtimmten die Abrechnungen wieder nicht was dem Vater ſofort auffiel. Anfangs handelte es ſich nur um Pfennige, bald kaſſierte er jedoch dei den Kunden Gelder zin und behauptete dann dem Vater gegenüber, dieſer und lener Kunde habe noch nicht bezahlt. 8 In den letzten Tagen vor der Tat machbe Erich Mai⸗ bach reichlich unglaubwürigde Angaben über einen Kunden, der angeblich die gelieferte Milch nicht bezahlen konnte. Da der Vater aber dieſen Kunden gut kannte, ſtand er den Be⸗ hauptungen ſeines Sohnes recht mißtrauiſch gegenüber. Am Abend des Mordtages machte der Vater ſeinem Sohne deswegen Vorhaltungen und kündigte für den nächſten Tag eine genaue Kontrolle an. Dieſe bevorſtehende Kontrolle und die damit verbundene Entdeckung ſeiner Verfehlungen können aber für Erich Mai⸗ bach nicht das alleinige Motiv ſeiner Tat geweſen ſein. Wie er nämlich ſelbſt angibt, hat er noch am gleichen Abend dem Vater alle Verfehlungen eingeſtanden, ſo daß er am nächſten Tage weitere Enthüllungen nicht zu fürchten hatte. Trotzdem kam ihm noch am gleichen Abend beim Holz⸗ palten der Gedanke, den Vater, den er nach ſeiner eigenen Angabe von Jugend auf nicht leiden lonnte, mit einer Axt ſu ermorden. Heimlich nahm er die Act aus dem Keller mit und verbarg ſie im Kloſett neben dem Schlafzimmer ſeiner Eltern. In den Morgenſtunden ſchlich er ſich dann zum Schlaf⸗ zimmer ſeiner Eltern und erſchlug den Vater im Schlafe. Da die Mutter erwachte und um Hilfe ſchrie, ſtürzte er ſich auch auf dieſe und ſchlug ſie nieder. Nach der Tat verließ der Mörder auf ſeinem Fahrrad Homburg, ſtellte ſein Rad in Frankfurt am Main ab und fuhr mit dem nächſten Zug nach Heidelberg. Dort ließ er ſich raſieren und friſieren und krieb ſich den ganzen Tag über in den Straßen von Heidelberg und in den Schloß⸗ anlagen herum. Am nächſten Morgen reiſte er nach Mann⸗ heim, wo er ſich zwei Tage aufhielt, durch die Straßen irrte und auch Kinos beſuchte. Am Samstag morgen fuhr er nach Heidelberg zurück und ſtellte ſich hier der Polizei. Die von zu Hauſe mitgenommenen 65 bis 70 Mark hatte er reſt⸗ los verausgabt. Der Prozeß in Koblenz Koblenz, 8. Juli. Der 24 Jahre alte Sebaſtian Mertes genannt Bruder Kaſper, trat 1930 in das Franziskanerklo⸗ 1 Waldbreitbach ein. Bei ſeiner Vernehmung ſagte der ngeklagte, daß er 1932 zum erſtenmal von den ſittlichen Verfehlungen im Kloſter gehört habe. Der Angeklagte iſt 1933 von dem Franziskanerbruder Markus bei der Nacht⸗ wache verführt worden und hat ſich in der Folge auch mit den Franziskanerbrüdern Gregor und Hermann Joſeph ver⸗ angen. Der Staatsanwalt wies auf die Widerſtandsloſig⸗ keit hin, mit der der Angeklagte jeder Verſuchung erlegen ſei. Begünſtigt ſei das ſchamloſe Treiben durch die im Klo⸗ ſter gebildeten Freundſchaftsklubs worden. Das Gericht ver⸗ urteilte den Angeklagten zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr drei Monaten. Sieben Monate der Unterſuchungshaft wurden angerechnet. Der zweite Angeklagte iſt der 1915 in Weſtfalen gebo⸗ rene Franziskanerbruder Baſilidus. Der Angeklagte kam im Juli 1934 als Poſtulant nach Waldbreitbach. Der An⸗ geklagte 10 geſtändig, mit den Brüdern Ildefons und Ro⸗ muald widernatürliche Unzucht getrieben zu haben. Der Staatsanwalt wies darauf hin, daß der Angeklagte trotz aller guten Vorſätze ſich immer wieder vergangen habe. In wenigen Wochen habe er ſich ſchwerer ſittlicher Verfehlungen ſchuldig gemacht, für die der Staatsanwalt ein Jahr und vier Monate Gefängnis beantragte. Der Staatsanwalt ſtellte 15 feſt: Dieſe jungen Leute ſind unſchuldig in das Klo⸗ t er gekommen, ſind einem alten raffinierten Routinier in ie Hände gefallen und ſittlich verkommen oder ſie wußten in ihrer ſexuellen Not nicht mehr ein und aus und gerieten widerſtandslos in den Kreis der Unzucht treibenden Brüder. Es iſt ſchon ſo, daß die Hauptſchuld an allen dieſen Din⸗ gen eine Inſtitution trifft, die in unſerer heutigen Zeit keine Exiſtenzberechtigung mehr habe. Wenn man hier hört, daß alle dieſe Scheußlichkeiten im Kloſter, trotzdem ſie bekannt waren micht bekämpft wurden, dann iſt die ganze Organi⸗ ſation nicht mehr zu verſtehen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen widernatürlicher Unzucht zu fünf Mona⸗ ten Gefängnis. Die Strafe iſt durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Als dritter Angeklagter hatte ſich der 23 Jahre alte Franziskanerbruder Angricola zu verantworten. Der Ange⸗ klagte erklärte, daß er im Jahre 1931 in die Franziskaner⸗ Genoſſenſchaft eingetreten ſei. Die Zuſtände im Kloſter hät⸗ ten ihn ſpäter wieder veranlaßt auszutreten. Im Falle des jugendlichen Bruders Agricola ergab die We mung wieder ein erſchreckendes Bild ſittlicher Verwirrungen. Das Verfahren wird auf Grund des Straffreiheitsgeſet⸗ zes vom 7. Auguſt 1934 eingeſtellt. Der Haftbefehl wird auf⸗ gehoben. In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, daß die dem Angeklagten zur Laſt gelegken Fälle bis auf einen nicht reſtlos nachgewieſen werden konnten. Todesurteil gegen Gaktenmörder rechtskräftig. Leipzig, 8. Juli. Das Reichsgericht verwarf die von dem 26jährigen Angeklagten Hans Duerholt aus bortmund ge⸗ gen das Urteil des Schwurgerichts Düſſeldorf eingelegte Re⸗ viſion als unbegründet. Mit dieſer Entſcheidung iſt der Be⸗ ſchwerdeführer wegen Mordes rechtskräftig zum Tode ver⸗ urteilt. Der Angeklagte hatte in der Nacht zum 16. Februar d. J. ſeine 29jährige Ehefrau von der Neußer Brücke in den Rhein 9 9 Er hatte vorher eine Lebensverſiche⸗ rung zu Gunſten ſeiner Frau abgeſchloſſen. Reviſion im Prozeß Ludwigs. Köln, 7. Juli. Wie verlautet, wird die Verteidigung des am Samstag vom Schwurgericht Köln wegen e an der 67jährigen Juwelierswitwe Graß und wegen erſuchs der Verleitung zum Meineid zu 15 Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilte Joſef Ludwigs gegen das Ur⸗ teil Reviſion einlegen. N Kleve, 7. Juli. Im Petrusheim⸗Prozeß wurde Zoll⸗ inſpektor Müller von der Zollfahndungsſtelle Düſſeldorf ver⸗ nommen, der ausführliche Angaben über die geſchmuggel⸗ ten Mengen Getreide, Vieh und Lebensmittel machte. Aus. den Ausſagen des Zollinſpektors Müller geht hervor, daß auch landwirtſchaftliche Maſchinen und Be⸗ triebsſtoffe über die Grenze geſchmuggelt wurden. Als einen der hauptſächlichſten Mittäter des flüchtigen Bruder Sigis⸗ bert kennzeichnete Müller den Mitangeklagten Janßen, der⸗ auch kurz vor der Flucht erſt ergriffen werden konnte. Be⸗ zeichnend iſt es übrigens, daß Bruder Sigisbert in ſeiner Eigenſchaft als Vorſteher der Kolonie Petrusheim ſich nicht geſcheut hat, die früheren Zollbeamten Haaſe und Schillings mit Unterſtützung von Janßen zu beſtechen, damit ſie bei der⸗ Ausübung der Kontrollpflicht ihre Amtspflicht vernachläſ⸗ ſigten. Schillings habe nach den erſten Vernehmungen in Geldern einen Selbſtmordverſuch angeſtellt und verſucht, ſeine Frau zu veranlaſſen, ſich und ihr Kind zu töten Ueber den Hauptbeſchuldigten, Bruder Sigisbert, der leider ins Ausland flüchten konnte, äußerte ſich Zoll⸗ inſpektor Müller dahin, daß Bruder Sigisbert den Schmug⸗ gel in direktem Auftrag Bruder Epiphans und unter Dul⸗ dung des Generaloberen Pankratius durchgeführt habe. Es ſteht eindeutig feſt, daß die durch die großzügig aufgezogenen Schmuggelgeſchäfte erzielten Gewinne der Ordensbruderſchaft der Franziskaner zugekommen ſind. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Donnerstag, 9. Juli: 9.30 Sind Gewürze ſchädlich?; 9.45 Sendepauſe; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Porzellan ſtatt. Gold, Geſpräch; 17.30 Edle Fraue, dir will ich ſingen ewig⸗ lich, Schallplattenplauderei; 18 Zum Geburtstag von Lina Sommer; 19 Schöne badiſche Heimat; 19.45 Erzeugungs⸗ ſchlacht; 20.10 Wie es euch gefällt, buntes Konzert; 21 Ein Garten iſt die Welt, lyriſche Hörfolge; 22.30 Kammermuſik; 23.15 Tanzmuſik. Freitag, 10. Juli: 10 Ich rufe die Jugend der Welt, Funkberichte; 10.30 Sendepauſe, 15 Von Blumen und Tieren; 15.30 Wir leſen euch zwei Märchen; 17.40 Laichinger Höhle, Funkbericht; 18. Muſik zum Feierabend; 19 Die Liebe des Flohkönigs, fröh⸗ liches Spiel; 20.10 Schöne Abendmuſik; 21.10 Allerhand. vom Badeſtrand; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 11. Juli: 10 s iſt deine Schuld, wenn du ein Schwächling biſt, Hörfolge; 10.30 Sendepause; 15 Das Lager der jungen Kunſt; 15.45 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung z 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Was fang ich bloß an, Ratſchläge für das Wochenende; 19.40 Die Rätſelſtube; 20.10 Ein Sommertag am Stuttgarter Stauſee, Funkbilder; 21 Romantiſche Kompoſitionen; 22.30 Aus Operette und; Tonfilm; 23 Wir bitten zum Tanz. * Reichsſender Frankfurt. Donnerstag, 9. Juli: 9.30 Muſik am Morgen; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kin⸗ derfunk; 17 Heitere Flötenmuſik; 17.30 Kreuz und Quer- durch unſere Zeit, heitere Tertfolge; 18 Konzert; 19 Ge⸗ ſchultert den Spaten, Tagewerk im Arbeitslager; 20.10 Alte deutſche Volksballaden aus aller Welt; 21 Der Volksſender 1936 ruft; 22.30 Kampfarten der Griechen und ihre Tech⸗ nik; 23.45 Sinfonie in D⸗moll von W. A. Remy; 23.30 Leichte Anterhaltungsmuſik. Freitag, 10. Juli: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Ein Päckchen Ferienlektüre; 15.30 Altgermaniſche Lebensbilder; 15.50 Ein Mann unterwegs, Erzählung; 17.30 Der Ingenieur und Phyſiker Nicola Tesla und ſein Werk; 17.45 Nur eine Motte, Plauderei; 18 Muſik zum Feierabend; 19 Klavier⸗ muſik; 20.10 Großes Unterhaltungsdoppelkonzert; 22.200 Sportſchau der Woche; 22.45 Unterhaltungskonzert. Samstag, 11. Juli: 8.30 Auf zum Staatsjugendtag; 9 Sendepauſe; 17 Hausfrau, hör zu; 15.30 Jugendfunk; 16 Froher Funk. für Alt und Jung; 18 Blasmuſik; 19.30 Zeitfunk; 19.55. Ruf der Jugend; 20.10 Volksſender 1936; 22.20 Stegreif⸗ ſendung des Zeitfunks; 22.30... und morgen iſt Sonntagz 24 Frohſinn und Tanz zwiſchen heute und morgen. —.——— Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 9. Juli, 20 Uhr: Miete G 29, Sonder⸗ miete G 15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim Abt. 230 bis 382, 259: Sch wa rzbrot und Kip⸗ fel, Luſtſpiel von Werner von der Schulenburg. Freitag, 10. Juli, 20 Uhr: Miete B 29, und für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim Abt. 224 bis 226: Der: Troubadous, Oper von Verdi. Samstag, 11. Juli, 20 Uhr: Miete E 29: Johannis⸗ feuer, Schauſpiel von Hermann Sudermann. Mittwoch, 8. Juli, 19.30 Uhr: Miete H 29 und für die NS⸗Kullurgemeinde Ludwigshafen Abt. 431, 471 bis 472, 491 bis 492, 501 bis 502. 525: Abſchiedsabend für Karl Mang: Die luſtigen Weiber von Windſor, Oper von Otto Nicolai. Gammel ⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftlichen ü Ein und Verkaufsgenoſſenſchaft. 30 Zentner RNoggenſtroh zu verkaufen. Auskunft im Lager. 1 855 Obstwein empfiehl 5 G. L.. Sunler, Weid dane Alle Sorten Reues 3 Spätkraut⸗ Sealer 0 8 Blumenkohl⸗ rau Waren helfen„puren! Endian, een Nützen Sie die Erfahrungen Setzlinge lloorg Rüler. anderer. o zu verkaufen. trinken Sie ebenfalls unsere Seitz ⸗Moſer, Kaffee- empfiehlt mit Ausnahme weniger Artikel Kloppenhelmerstr. 17. Zu erfragen in der Geſchäftsſt. d. Bl. 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