J N Wötege za zäglich, mit Ausnahme der Soun⸗- und geſ. Feiertage Rehngspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., ie Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte My. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feenſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 15 Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltun gsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Anh. Georg Hürdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantworkll für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 36 112 36. Jahrgang Donnerstag, den 9. Juli 1936 Nr. 158 — Wiriſchaft und Reichsanleihe . Rebe des Wirtſchaftsminiſters Dr. Schacht in Dortmund. Dortmund, 9. Juli. Auf einer Sitzung der Wirtſchaftskammer für Weſtfa⸗ len und Lippe hielt Reichsbankpräſident und Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Schacht eine Rede, in der er u. a. ausführte: „Die gewerbliche Wirtſchaft iſt. eine Einheit, die auch in ihrem organiſatoriſchen Ueberbau eine Einheitlichkeit erfordert. Das ſoll jetzt auf der Ebene der Wirtſchaftskam⸗ mern herbeigeführt werden. Ich werde dafür ſorgen, daß die Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft in Zukunft in 19 Weiſe in die Tagesarbeit der Wirt⸗ chaftspolitik eingeſchaltet wird.“ Dr. Schacht betonte, daß er dabei entſcheidenden Wert darauf lege, daß die Organiſation der gewerblichen Wirt⸗ ſchaft nicht zu einer überwiegend von bezahlten Kräften auszuführenden Tätigkeit werde. Den Funktio⸗ nären der Organiſation ſolle gewiß nicht ihr Wert abge⸗ ſprochen werden. Aber ſo wie es im Staat erforderlich ſei, daß der Funktionär nicht herrſche, ſondern diene, ebenſo könne eine Herrſchaft der Bürokratie in der Organiſation der Wirtſchaft nicht zum Guten führen. Es iſt ein großes Maß an Opferwilligkeit, was gefordert werden muß. Aber ich rufe die Betriebsführer auf, daran zu denken, daß die Frage, ob die Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft echte Selbſtverwaltung oder einen bürokratiſchen Apparat darſtellt, für ſie alle von ſchick⸗ ſalhafter Bedeutung iſt. Bürokratiſierung bedeutet den Weg zum Staatsſozia⸗ lismus. Die vom Führer gewollte verantwortungsbewußte Wirtſchaft kann nur erhalten werden, wenn die Mitglieder der Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft den Geiſt der echten Selbſtverwaltung in ſich tragen und in tätiger Mit⸗ arbeit immer wieder aufs neue herausſtellen. Dr. Schacht wandte ſich dann der Reichsanleihe zu und erklärte:„Ich habe den Eindruck, daß das Intereſſe an der Anleihe in allen Bevölkerungsſchichten techt rege iſt, und die bisher vorliegenden Zeichnungse öbniſſe ſind durchaus zu⸗ friedenſtellend. Mein Appell an die Induſtrie ging dahin, in der noch vor uns liegenden Zeit ſelbſt zu 7 5 5 wie weit die Induſtrie ihre im letzten Jahr erheblich geſtiegenen Gewinne und Reſerven der Reichsanleihe zuführen könnte. Eine ſolche Anlage in Reichsanleihe ſtärkt die Liquidität der Werke, denn durch die Börſen- und Lombardfähigkeit beſteht die Möglichkeit der ſederzeitigen Geldbeſchaffung.“ Die induſtrielle Wirtſchaft, ſo fuhr Reichsbankpräſident Schacht fort, dürfe nicht vergeſſen, daß ihre gegenwärtige günſtige Lage durch den Einſatz öffentlicher Mittel herbeigeführt worden ſei. Die Art und Weiſe des Einſatzes dieſer Mittel(nicht Stärkung der Konſumenten⸗ kaufkraft, ſondern unmittelbare Erweiterung des Produk⸗ tionsvolumens) ſei in erſter Linie der gewerblichen Wirt⸗ ſchaft zugute gekommen. Abſchließend erklärte Dr. Schacht:„In dieſem Kreiſe darf ich beſonders betonen, daß es letzten Endes nur zwei Wege 85 die Finanzierung ſtaatlicher Aufgaben ibt, und zwar entweder Steuern oder Anlei⸗ 7 0 Die bisher verfolgte Methode der Anleihebegebung verteilt die Laſten auf eine Reihe von Jahren und vermei⸗ det eine rigoroſe Anſpannung von Steuern, die die Indu⸗ ſtrie natürlich in erſter Linie treffen würden. Ich glaube, daß ich Ihrer vollen Zuſtimmung gewiß bin, wenn ich der Erwartung Ausdruck gebe, daß die ge werbliche Wirtſchaft auch auf dieſem Felde ihr Inkereſſe er⸗ kennen und ihre Pflicht kun wird.“ Neuer Leiter des Jugendamtes der DA Moosbrugger für Axmann. Berlin, 8. Juli. Der Leiter des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung und Führer des Gebietes Berlin der Hitlerjugend, Obergebietsführer Axmann, hat wegen Ar⸗ beitsüberlaſtung die Leitung des Jugendamtes der Deutſchen Arbeitsfront niedergelegt. Als Leiter des Sozialen Amtes der RF, dem das Jugendamt als Hauptreferent für Be⸗ rufsweſen beigeordnet iſt, behält er nach wie vor die Geſamt⸗ führung der 8 Jugendarbeit. Reichsorganiſationslei⸗ ter Dr. Ley und Reichsjugendführer Baldur von Schirach haben Obergebietsführer Axmann in ſeiner Eigenſchaft als Leiter des Reichsberufswettkampſfes erneut beſtätigt. a Zum neuen Leiter des Jugendamtes wurde Oberbannführer Moosbru g.ger ernannt. Moosbrugger war Kriegsfreiwilliger und iſt ſeit 1931 Mitglied der NSDAP. Er iſt aus der Berliner Hitlerjugend hervorgegan⸗ 5 ger und ſeit 1933 in der Jugendarbeit der Deutſchen Ar⸗ eitsfront tätig. Deutſch⸗amerjkaniſche Zollverhandlungen. Eine deutſche Abordnung unter Führung von Reichs⸗ bankdirektor Brinkmann verhandelt gegenwärtig mit dem Außenamt und dem Schatzamt über die ſchwierigen Fragen, die durch die bekannte amerikaniſche Verordnung aufgeworfen wurden. Auf Grund dieſer Verordnung ſollen vom 11. Juli ab gewiſſe deutſche Waren mit Zuſchlagzöllen belegt werden, weil die Reichsregierung nach Anſicht der amerikaniſchen Regierung Ausfuhrprämien gewährt, gegen die ein Ausgleich geſchaffen werden müſſe. 2 und Horſt⸗Weſfel⸗Liedes. An den Weltluftſchiffhafen Rhein⸗Main Einer der größten der Welt.— Jeierliche Einweihung. Frankfurt a. M., 9. Juli. Der Gautag Heſſen⸗Naſſau konnte nicht eindrucksvol⸗ ler eingeleitet werden als durch die Einweihung des neuen Luftſchiffhafens Rhein⸗Main, jener großen Schöpfung, die den Gau Heſſen⸗Naſſau in einen der Brennpunkte des Weltverkehrs rückt. Ehrenabordnungen der Luftwaffe ſowie aller Gliederungen der Partei, des Arbeitsdienſtes, des Luftſchutzes hatten auf dem ſchönen Platz vor dem Verwal⸗ tungsgebäude Aufſtellung genommen. Um 14,30 Uhr trafen auf dem neuen Flugplatz Staats⸗ ſekretär General der Flieger Milch, Generalmajor Chri⸗ ſtianſen, Oberſt Udet und Staatsſekretär Poſſe vom Reichsluftfahrtminiſterium ein. Ebenfalls in einem Sonder⸗ flugzeug kamen der Präſident des Luftſchutzbundes, Gene⸗ ralleutnant pon Rogues. und Freiherr von Gablenz, von der Deutſchen Lufthanſa ſowie ein Vertreter des Reichs⸗ poſtminiſteriums an. Inzwiſchen batten ſich die Spitzen der Partei, des Staates und der Wehrmacht eingefunden, ferner Dr. Eck ee⸗ ner und Chefkonſtrukteur Dr. Dürr. Nachdem General der Flieger Milch zuſammen mit dem Gauleiter und Reichsſtatthalter Spyrenger die Front der Ehrenforma⸗ tionen abgeſchritten hatte, begaben ſich die Gäſte zu der Stelle, an der vor zweieinhalb Jahren der erſte Axthieb zum Bau des neuen Flugg⸗ und Luftſchiffhafens fiel. Hier wurde dem Gauleiter die Fertigſtellung des Baues gemel⸗ det und ihm eine das Ereignis feſthaltende Urkunde zur Einmauerung in den Schlußſtein übergeben. Anſchlie⸗ ßend nahm der Gauleiter und Reichsſtatthalter Sprenger das Wort, um zunächſt dem Führer den Dank abzuſtatten. Ohne den Sieg Adolf Hitlers, ſo rief er unter Beifall aus, wäre dieſes Monumentalwerk niemals entſtanden. Der Gauleiter gab einen Ueberblick auf die Entſtehung des neuen Flug⸗ und Luftſchiffhafens und dankte dem Reichsluftfahrt⸗ miniſter Generaloberſt Göring und allen, die für dieſes Werk 1 und gearbeitet haben, beſonders aber auch den Arbeitern, die in zäher, vielfach ungewohnter Arbeit Hand angelegt haben. Skaatsſekretär General der Flieger Milch überbrachte dann die Grüße des Generaloberſten Göring, der allen Flugzeugen und Flugſchiffen, die von dem neuen Weltflughafen in ferne Lande gehen oder hierher zurück⸗ kehren, ein„Glück ab“ wünſche. Der neue Flug- und Luftſchiffhafen in Frankfurt a. M. ſei einer der größten, den es in der Welt gebe. Seit der Machtergreifung und ſeit dem Wiederaufblühen aller Zweige der deutſchen Wirtſchaft habe auch die deutſche Luft⸗ fahrt wieder den Weg nach oben gemacht. Es liege ein Bauprogramm vor, nach dem noch zahlreiche Jeppeline vom Stapel kommen ſollen. Staatsſekretär Milch 95 0 dann des alten Generals und Pioniers der Luftfahrt, Graf Zeppelin, der ge⸗ rade an dem Tage der Einweihung 8 Geburtstag feiern könnte. Sein Wille, ſein Wollen und ſein heißes deutſches Herz ſeien für alle Luftfahrer Vorbild. Die Perſönlichkeit des Grafen Zeppelin werde mit dieſem neuen Luftſchiff⸗ hafen immer eng verknüpft ſein. Daß gerade Frankfurt den einzigen Luftſchiff⸗ und Flughafen in Deutſchland er⸗ halten habe, ſei allein der Initiative der Männer zu ver⸗ danken, die nach 1933 hier eingeſetzt worden ſeien. Von hier aus habe man ſich zuerſt beim Reichsluftfahrtminiſte⸗ rium für dieſen Gedanken tatkräftig eingeſetzt. Zum Schluß wünſchte General Milch dem Hafen und allen, die ihn beſuchen, ein„Glück ab“. Er weihte darauf den Flughafen im Namen des Reichsminiſters der Luftfahrt und Oberbe⸗ fehlshabers der Luftwaffe, Generaloberſt Göring. Dann übernahm der Vorſitzende des Aufſichtsrates der Südweſtdeutſchen Flugbetriebs⸗A.⸗G. Rhein⸗Main, Kreis⸗ leiter Oberbürgermeiſter Dr. Krebs⸗ Frankfurt a. M., den Flug⸗ und Luftſchiffhafen mit einer kurzen An⸗ ſprache. Die Kundgebung ſchloß mit einem Gedenken an den Führer Adolf Hitler und mit dem Geſang des Deutſchland⸗ ührer und an Genecai⸗ oberſt Göring wurden vom Gauleiter Danktelegramme ab⸗ geſandt. Deutſche Gaſtfreundſchaff! Aufruf des Reichsminiſters Dr. Goebbels. Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda erläßt folgenden Aufruf 5 8 5 „Nach dem Willen des Führers hat Deutſchland für die Olympiſchen Spiele 1936 Verben en s 155% le S Die Hunderttauſende ausländiſcher Gäſte ſollen würdig empfangen werden und ein beſondets glänzendes Beispiel 9 Gaſtfreundſchaft erleben. Ich bin gewiß, en Deutſche ſeine Ehre darin ſetzen wird, den ausländiſchen Beſuchern, die alle unter dem Schutz des Deutſchen Reiches ſtehen, zuvorkommend gegenüberzutreten und, wenn ſie einer Hilfe bedürfen, ihnen nit Rat und Tat Beiſtand zu leiſten. 5 5 ä gez Dr. Goebbels.“ Rooſevelt einzugehen bereit d kaniſcher Präſident den Verſuch machen, wieder zum Gold⸗ 5„ Rooſevelt hingegen würde 5 Rosefeld oder Landon Mit dem Republikaniſchen und dann dem Demokrati⸗ ſchen Partei⸗Konvent hat die amerikaniſche Kampagne für die Präſidentſchaftswahlen ſtark eingeſetzt. In echt amerika⸗ niſcher Weiſe gleichen dieſe Partei-Konvente äußerlich mehr einem Karneval als Verſammlungen, auf der die Partei⸗ Delegierten der 48 Staaten ihre Präſidentſchaftskandidaten zu nominieren pflegen. Die Wahl⸗Manager des Gouver⸗ neurs von Kanſas Alf M. Landon hatten gleich verſchiedene Muſikkapellen gemietet, die jedesmal, wenn eine neue Dele⸗ gation eintraf, auf dem Bahnhof erſchienen, um ſie unter den Klängen des Schlages„O Sufanna“ abzuholen. Einer ſeiner Gegner erklärte, daß der Partei⸗Konvent in Cleveland „ganz den Eindruck eines Zirkus“ machte. In Wirklichkeit war die Stimmung in Cleveland bei den Republikanern gedrückt. Denn die Führer der Republi⸗ kaniſchen Partei waren ſich im Klaren darüber, daß ſie niemals zuvor in ihrer Geſchichte vor einer ſo folgen⸗ ſchweren Entſcheidung ſtanden wie in dieſem Jahre. Und es kommt hinzu, daß es eine Einigkeit bei den Republikanern nicht gibt, ſo daß ihre Stellung dadurch noch weiter ge⸗ ſchwächt wird. Bei den Demokraten liegen die Dinge völlig anders. Ihr„Boß“, der demokratiſche Parteivorſit⸗ zende Farley, der dem Waſhingtoner Kabinett als Poſtmini⸗ ſter angehört, iſt der hundertprozentige Herrſcher der Par⸗ tei. Durch ihn hat Präſident Rooſevelt die volle Kontrolle über die Delegierten, die zu allem, was Farley beſtimmt, lediglich Ja und Amen zu ſagen haben. Präſident Rooſevelt gab am Mittwoch bekannt, daß er dem Poſtminiſter Farley einen Urlaub ohne Gehalt bewilligt habe, der am 1. Auguſt beginnt und bis zum Abſchluß der Präſidentenwahl dauern ſoll. Farley hat dieſen Urlaub er⸗ beten, um als Vorſitzender des Demokratiſchen Nationalaus⸗ 1 8 den Wahlfeldzug für die Wiederwahl Rooſevelts zu eiten. g Wie zerfahren die Dinge bei den Republikanern ſind, geht am beſten aus der Tatſache hervor, daß ſich nicht weni⸗ ger als ein halbes Dutzend Männer um die No⸗ minierung ſtritten. Von den Republikanern, die als Präſi⸗ dentſchaftskandidaten in Betracht kamen, verſtand Gouver⸗ neur Alf M. Landon aus Kanſas ſich ee über Nacht ſo in den Mittelpunkt zu ſchieben, daß er ſchon Wochen vor Beginn des Parteikonventes in Cleveland als der Hauptkandidat für die Präſidentſchafts⸗Nominierung ge⸗ nannt wurde. Die Republikaner wollen die Präſidentſchafts⸗ Kampagne unter dem Hauptſchlagwort eröffnen, daß Präſi⸗ dent Rooſevelt eine„Verſchwendungspolitik“ im größten Maßſtabe betrieb, ohne daß der Erfolg mit den ungeheuren Aufwendungen auch nur annähernd hätte Schritt halten kön⸗ nen. Die Anhänger Landons führten nun für ihn an, daß er als Gouverneur vollkommen die Einnahmen und Ausgaben des Staates ausgleichen und ſo, was hier heute als Leiſtung gilt, ein geſundes Staatsbudget ſchaffen konnte. Zweifellos hat dieſes Argument ſtarken Eindruck in weiten Kreiſen der amerikaniſchen Wählermaſſen gemacht. Bei den Wahlen geht es darum, ob es den Republika⸗ nern gelingt, Rooſevelts Stellung im Weſten, alſo in den Farmerſtaaten, zu brechen. Darauf iſt zurückzuführen, daß ſämtliche Republikaner, die als Präſidentſchafts⸗Kandi⸗ daten genannt wurden, im Weſten zuhauſe ſind. Unter den Farmern, alſo vor allem im Weſten, gibt es ſehr ſtarke Strömungen, die eine weitere Dol⸗ larabwertung und neue andere gefährliche Währungs⸗ Experimente verlangen. Im Oſten aber ſitzen die maß⸗ gebenden Vertreter der Wirtſchaft, die ſich in faſt einmüti⸗ ger Geſchloſſenheit hinter die Republikaner geſtellt haben, um durch ſie ihre Wünſche durchzuſetzen, nämlich die Wie⸗ derherſtellung einer geſunden Finanzpolitik und die Wider⸗ rufung der von Rooſevelt getätigten Zollvereinbarungen mit anderen Ländern, an deren Stelle ſtarke Schutzzölle treten ſollen. Außerdem fordern dieſe Gruppen, daß jede Entſchei⸗ dung des Oberſten Bundesgerichtes in allen Streitfragen be⸗ dingungslos von einem Präſidenten hingenommen wird. Be⸗ kanntlich hat das Oberſte Bundesgericht gerade die entſchei⸗ denden Geſetze des Präſidenten Rooſevelt widerrufen, die dieſer dann aber durch die Schaffung neuer Geſetze zu um⸗ gehen verſuchte. Bei den kommenden Wahlen geht es alſo vor allem um drei Probleme: Um die Währungs⸗ die Farmer und die Zollfragen. Obwohl vorläufig von den Republikanern im Weſten, um die Stimmen der Farmer zu gewinnen, der Eindruck geſchaffen wird, als ob eine republikaniſche Regierung auf ihre Wünſche ebenſo wie i, würde trotzdem ein republi⸗ os, wenn ſich die amerikaniſche Lage wieder verſchärfen ſollte, vor neuen Währungs⸗Experimenten nicht zurückſchrek⸗ ken. Auf der anderen Seite muß man damit rechnen, daß unter einer republikaniſchen Regierung wieder die alte Zoll⸗ politik der republikaniſchen Epoche befolgt wird. Damit haben wir die zwei Fragen, die auch für Deutſchland von Be⸗ deutung ſind. Ausgeſprochen außenpolitiſche Fragen ſchei⸗ den bei den Präſidentſchaftswahlen völlig aus. 2 8 Daß ein republikaniſcher Prasident gewahlt wird, 111 8 mehr als zweifelhaft. Es hat den Anſchein, daß 8 Rooſevelt, wenn auch nicht mit einer ſo überwältigenden Mehrheit wie im Jahre 1932, ſiegreich aus einem Kamp hervorgehen wird, der ihm noch dadurch erleichtert wird, da die Republikaner uneinig ſind.. 5 8 PF.. FFP Der deutſche Film! Die Hebung des Durchſchnittsniveaus. Dresden, 9. Juli. Auf der Reichstagung deutſcher Filmtheater machte der Präſident der Reichsfilmkammer, Staatsminiſter a. D. Dr, Lehnich, Ausführungen über den deutſchen Film. Das Durchſchnittsniveau des deutſchen Films habe ſich in der letzten Spielzeit gehoben. Deutſche Werke hätten ſich auch im Ausland erfolgreich durchſetzen können. Im⸗ merhin müſſe die Qualität des Films noch weiter geſteigert werden. In techniſcher und architektoniſcher Beziehung müßten die deutſchen Filmtheater bis in die kleinſte Stadt zu wirklichen Kulturſtätten werden, die die Volksgenoſſen jederzeit gerne beſuchten. Die Programmgeſtaltung ver⸗ lange den zielbewußten Einſatz für den deutſchen Kulturfilm, der zu einem unentbehrlichen Volksbil⸗ dungsmittel geworden ſei. Reichskulturwalter Hans Hinkel bezeichnete als das große noch zu erreichende Ziel die Säuberung des In⸗ ſtinkts des deutſchen Volkes. Er erinnerte in dieſem Zu⸗ ſammenhang an die ſchmählichen früheren ſogenannten Militärluſtſpiele, die eine niederträchtige Verhöh⸗ nung des deutſchen Soldaten darſtellten. Demgegenüber gelte es nunmehr, durch lebendige Ziele und Er⸗ ziehung das deutſche Volk zu dem wertvollen, von na⸗ tionalſozialiſtiſcher Zielſetzung getragenen Film hinzu⸗ bringen. Anregelmäßigkeiten bei der Bezirksgruppe Rheinland des Gaſtſtalkengewerſe 5 Düſſeldorf. Der frühere Leiter der Wirtſchaftsgruppe⸗ Rheinland des Gaſtſtätten⸗ und en de Robert Schöpwinkel, und die Geſchäftsführer Dr. Schmidt und Rademacher befinden ſich in Unterſuchungshaft. Die Vorunterſuchung hatte in der Hauptſache die vertraglichen Beziehungen zu dem Verlage der Wirtezeitung zum 1 ſtand, welcher im Laufe von zweieinhalb Jahren insgeſamt 60 000 Mark an die Angeſchuldigten gezahlt hat. Während der Verlag des Glaubens ſein mußte, daß die Nahen der Bezir sgruppe zufloſſen, haben die Angeſchuldigten die ganze Summe für ſich verbraucht. Weitere Vorwürfe be⸗ treffen die Entnahmen bei der Rhein⸗Ruhr⸗Gaſtwirts⸗ und Hotelmeſſen⸗ GmbH. und dem Verein von Ausſtellungen und Meſſen e. V. ſowie die Höhe der Gehalts⸗ und Reiſe⸗ koſtenvorſchüſſe. Lebenslänglich für einen Spion Berlin, 8. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: Der Volksgerichtshof hat den 37jährigen tſchechoſlowakiſchen Staatsangehörigen Emil Storch aus Wernſtadt zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, weil er im Auftrage eines ausländiſchen Nachrichtendienſtes verſucht hat, ſäch⸗ ſiſche Garniſonen auszukundſchaften und einen deut⸗ ſchen Soldaten zum Landesverrat zu verleiten. Die Meerengenkonferenz Der engliſch⸗ſowjekruſſiſche Gegenſatz.— Ergebnisloſe Ausſprache. Montreux, 8. Juli. Die Ausſprache der Meerengenkonferenz über die eng⸗ liſchen und ruſſiſchen Abänderungsvorſchläge zu Artikel 16 führte zu keinem Ergebnis, da die meiſten Abordnungen erklärten, zunächſt die Auffaſſung ihrer Regierungen ein⸗ holen zu müſſen. 2 Die engliſche und die ſowjetruſſiſche Abordnung auf der Meerengenkonferenz haben zu dem umſtrittenen Ar⸗ tikel 16 des engliſchen Entwurfes, der das Durchfahrtsrecht im Falle der Neutralität der Türkei in Kriegszeiten regeln ſoll, Abänderungsvorſchläge eingereicht. Der ſowjetruſſiſche Vorſchlag will in dieſem Fall den Kriegsſchiffen und Hilfsſchiffen aller kriegführenden Staa⸗ ten die Durchfahrt durch die Meerengen verbieten, es ſei denn, daß es ſich um die Ausübung von Rechten und Pflichten aus dem Völkerbundspakte handele Der eng⸗ liſche Vorſchlag geht, wie bisher, von dem Grundſatz aus, daß die gleichen Bedingungen wie in Friedenszeiten gel⸗ ten ſollen, ohne daß jedoch die Rechte, die eine kriegfüh⸗ rende Macht in dieſer ihrer Eigenſchaft beſitzt, beeinträch⸗ tigt werden würden. Italien zu Locarno-Beſprechungen eingeladen. Rom, 9. Juli. Die Note der belgiſchen Regierung, mit der Italien zur Teilnahme an den Locarno-Beſprechungen in Brüſſel eingeladen wird, iſt, wie von unterrichteter Seite verlautet, nunmehr in Rom eingetroffen. Die Note wird zurzeit von der italieniſchen Regierung, die ſich ihre Stellungnahme auch im Hinblick auf die ungeklärte Lage im Mittelmeer noch vorbehält, einer Prüfung unterzogen. „Danziger Volksſtimme“ verboten Auf die Dauer von fünf Monaten. Danzig, 8. Juli. Der Danziger Polizeipräſident hat die ſozialdemokrati⸗ ſche„Danziger Volksſtimme“ auf die Dauer von fünf Mo⸗ gaten verboten. In der Begründung wird darauf hingewieſen, daß das Blatt trotz wiederholter kurzer Verbote, Beſchlagnahmungen ſowie mehrfacher Beſtrafungen des Chefredakteurs auch in den letzten Tagen durch ſeine Auslaſſungen immer wieder die öffentliche Sicherheit und Ruhe gefährdet habe. Das Blatt habe fortgeſetzt gegen die ſtaatliche Ordnung verſtoßen und bewieſen, daß es ſich nicht im Rahmen eines fachlichen Meinungskampfes halten wolle, ſondern daß es ihm nur auf eine Aufreizung und Aufputſchung der Bevölkerung an⸗ komme. Mit beſonderem Nachdruck hebt der Polizeipräſident her⸗ vor, daß die fortgeſetzten gehäſſigen Angriffe gegen das deutſche Mutterland und gegen deſſen leitende Staatsmänner, die den deutſchen Generalkonſul zu wieder⸗ holten Vorſtellungen veranlaßt hätten, dazu angetan wären, die freundſchaftlichen und lebensnotwendigen Beziehungen der Freien Stadt Danzig zum Deutſchen Reich ernſtlich zu gefährden. Die franzöſiſche Flugzeugkanone Die Auslieferung von Plänen an Moskau. Paris, 8. Juli. Die Veröffentlichung der von Henry de Kerillis in der Kammer geplanten Anfrage über die Auslieferung von Plänen der franzöſiſchen Flugzeugkanone 23 an Sowjet⸗ rußland hat den Luftfahrtminiſter ſehr erregt, da es bisher üblich war, die Anfragen über die nationale Ver⸗ teidigung zuvor dem Miniſterrat zuzuleiten. Der Luſtfahrtminiſter befürchtet außerdem, wie er in den Wandelgängen der Kammer zu erkennen gab, daß ſich durch dieſe Anfrage inſofern diplomatiſche Unzuträglich⸗ keiten ergeben könnten, als über die Natur der Beziehun⸗ gen zwiſchen Frankreich und Sowjetrußland ein falſcher Eindruck erweckt werden könnte. Der Miniſter hat ſich be⸗ reiterklärt, am Freitag auf die Anfrage zu antworten. Gegen Werkbeſetzungen Wie die franzöſiſche Regierung vorgehen will. Paris, 9. Juli. Wie„Paris Midi“ von gut unterrichteter Quelle er⸗ fahren haben will, erſtrebt die Regierung unter dem vom Innenminiſter im Verlauf der Dienstagſitzung des Senats angekündigten Maßnahmen gegen die Wiederholung von Fabrikbeſetzungen durch Streikende etwa Folgendes: Eingreifen der Gewerkſchaftsvertreter bei den Streiken⸗ den, Intervention der öffentlichen Hand bei den Streiken⸗ den wie auch bei den Unternehmern und Beſtätigung dieſer beiden einander folgenden Interventionen der ewe ſchaftsvertreter und der öffentlichen Gewalt. Im Falle, daß dieſe Verſuche zur Vermeidung der Be. ſetzung der Werke ſcheitern ſollten, werde die Regierung an andere, aber nicht näher gekennzeichnete Maßnahmen denken. Britiſcher Bomber abgeſtürzt— Sieben Tote London, 8. Juli. Ein ſchweres Flugzeugunglück ereig⸗ nete ſich— wie aus Kairo berichtet wird— in der Wüſte bei Merſa Matruch. Ein ſchweres Bombenflugzeug ſtürzte ab. Sämtliche ſieben Mann der Beſatzung kamen dabei ums Leben. Ein abeſſiniſcher Aeberfall Eine italieniſche Militärmiſſion niedergemetzelt. Rom, 8. Juli. Die mit drei Flugzeugen am 28. Juni bei Lepemti(Pro- vinz Wollega) gelandeke, aus hohen Offizieren beſtehende ikalieniſche Militärmiſſion, die damals von den örklichen Be⸗ hörden und der Bevölkerung gut aufgenommen worden war, iſt nach einer Meldung der Stefani zwei Tage darauf von einer Gruppe abeſſiniſcher Krieger, die früher zum abeſſi⸗ niſchen Heer gehört halten, aber ſeither Plünderungszüge machten, überfallen und bis auf einen katholiſchen Miſſionar niedergemetzelt worden. Die Miſſion beſtand aus dem General der Luft Magliocco, aus dem Oberſt des Generalſtabes Calderina, aus dem Major Locatelli, dem Ingenieur Praſſo und dem katholiſchen Miſſionar Pater Borella. Nach der Stefani⸗Meldung hat ſich die Miſſion, die überraſchend angegriffen wurde, heldenmütig geſchlagen, mußte aber angeſichts der überlegenen Zahl der Freiſchär⸗ ler unterliegen. Pater Orella allein konnte entfliehen und den italieniſchen Militärbehörden am 5. Juli Mitteilung von dem Ueberfall machen. Die italieniſchen Militärbehörden haben ſofort eine größere Anzahl Flugzeuge zu Vergeltungsmaß⸗ nahmen in das Gebiet entſandt, in das ſich die Freiſchär⸗ ler geflüchtet haben. Die Anruhen in Paläſtina Eine neue Warnung des Oberkommiſſars. Jeruſalem, 8. Juli. Oberkommiſſar Wauchope richtete erneut eine Rundfunk⸗ anſprache an die Bevölkerung Paläſtinas. Er kündigte die baldige Beendigung der Terrorakte durch Militär an und teilte mit, daß im Notfälle weitere Verſtärkungen herangezo⸗ gen würden. Der Kommiſſar warnke vor der offenbar ver⸗ breiteten Anſicht, daß ein Widerſtand gegen die Militär macht möglich ſei. Die Aufrührer ſeien für die Not der armen Bevölkerung allein verantwortlich. Infolge Verminderung der Staatsein⸗ nahmen würden Steuererhöhungen nötig, was ſich wiederum auf den Lebensſtand der Bevölkerung ungünſtig auswir⸗ ken werde. Der Kommiſſar wies weiter auf die Unmög⸗ lichkeit ärztlicher Behandlung infolge der Un⸗ ſicherheit auf den Landſtraßen hin. Den Aerzten ſei es nicht möglich, Kranke aufzuſuchen. Dadurch werde vor allem die Ausbreitung der landesüblichen Augenkrankheiten geför⸗ dert, beſonders bei den Kindern, von denen viele zu lebens⸗ länglicher Blindheit verurteilt ſeien Der Kommiſſar wie⸗ derholte ſchließlich den Londoner Regierungsbeſchluß zur Entſendung eines Unterſuchungsausſchuſſes, ſobald die Unruhen beendet ſeien. Tſchitſcher in Moskau, 8. Juli. Der ehemalige Volkskommiſſar des Auswärtigen Georgij Waſſiljewitſch Tſchitſcherin iſt nach langer, ſchwerer Krankehit im Alter von 64 Jahren in Moskau geſtorben. Am zwei Daktelpalmen.— Vier Toke. London, 8. Juli. Wie aus Kairo berichtet wird, kam es in Oberägypten zu heftigen Auseinanderſetzungen zwiſchen zwei Wärtern über das Eigentumsrecht an zwei Dattelpal⸗ men, bis ſich ſchließlich 200 Perſonen mit Prügeln, Meſ⸗ ſern und Feuerwaffen an dem Streit beteiligten. Die Poli⸗ zei mußte die Streitenden trennen. Vier Fellachen wurden getötet und 20 ſchwer verwundet. Fünfköpfige Familie verbrannt. Mailand, 8. Juli. In der Nacht brach in einem Bau⸗ ernhaus in Montanara in der Nähe von Mantua Feuer aus, bei dem eine ganze Familie ums Leben kam. Im Erdgeſchoß des Gebäudes gerieten zahlreiche Holzgegen⸗ ſtände in Brand. Das im Obergeſchoß ſchlafende Ehepaar, zwei Kinder im Alter von fünf und drei Jahren ſowie ein Knecht verbrannten. Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 175 Frohgelaunt fuhr ſie mit ihrem Bruder im Zuge durch die märkiſche Landſchaft. Noch waren die Felder grün und voll Saft. And die Wälder waren voll Laub. Aber hier und da hatte das Laubwerk doch ſchon bunte Farben angenommen, und wenn ein Windſtoß kam, löſten ſich wohl auch zuweilen einige Blätter, denen ſchon der Saft fehlte, und ſchwebten langſam zur Erde. Die Fahrt währte nicht allzulange. Knappe drei Stun⸗ den dauerte ſie, dann hielt der Zug an der Station, an der ſie ausſteigen mußten. Kurt von Ruhland ſah ſich vergebens nach einem— Gepäckträger um. Einige Bauern, Landarbeiter, Tagelöh⸗ ner füllten den Perron— verloren ſich bald durch die Sperre, nachdem ſie das elegante Paar hinreichend be⸗ gafft hatten. „Viktor nicht da?“ Verwundert ſah ſich Vera um. Sie hatte ſich den Empfang etwas anders vorgeſtellt. Da trat ein Chauffeur in braunem Lederdreß, ſehr hübſch und geſchmackvoll gearbeitet, heran. Höflich zog er die Mütze. „Verzeihung— Graf von Ruhland?“ „Ja— allerdings—“ Ein ſchneller Blick zu Verena— fragend— „Meine Schweſter— Gräfin Ruhland—“ „Einen herzlichen Gruß von Herrn von Wilbrandt, er läßt ſich entſchuldigen, daß er nicht perſönlich kommen konnte. Das Auto wartet draußen— wenn mir die Herr⸗ ſchaften folgen wollen— das Gepäck darf ich wohl tra⸗ en— 5 5 Aber etwas hilflos ſchaute er auf Verenas mächtige Koffer. Viktor hatte ihm nur— von dem Grafen Ruhland geſprochen. f 8 Da pprangen ſchon ein paar halbwüchſige Burſchen her⸗ zu und machten ſich über das Gepäck her.— Das elegante Auto milderte Verenas leiſe Weißſrim⸗ mung ſofort. Zufrieden ließ ſie ſich in den breiten, leder⸗ gepolſterten Sitz fallen. Mit einem gleitenden Satz fuhr das Auto davon. Die Nachmittagsſonne glitzerte über den Wieſen. Fun⸗ kelte auf den roten Dächern der Häuſer— umgoldete alte Kirchtürme, die ſchon ſeit einigen hundert Jahren einſam und fromm über das Bruch ragen mochten. 25 Man fuhr durch ein neues Dorf. Behäbig eng beiein⸗ andergelagert. Breit dehnte ſich die Dorfaue. Hinüber! Linker Hand erhob ſich ein Hügel. Strauchwerk wucherte in grüner Fülle hinauf. Windmühlenflügel ragten oben ein Stück hervor. Rechts an der Chauſſee ſtand der Fährkrug. Wenzel Brinkmann ſtand auf der Steintreppe und dienerte devot vor dem Auto, murmelte ſeinen„ergebenen Diener—“ Das Flußband der Warthe tauchte auf. Breit, ſilbern, ſehr glatt. Regengüſſe der letzten Zeit hatten das Waſſer hier und da über die Ufer treten laſſen. Weidenſtümpfe ragten aus der Waſſerfläche auf. a Verena ſtieß einen Laut der Ueberraſchung aus. „„Kurt— drüben—!“ f 1 5 „Das muß— die Wilbrandt⸗Mühle ſein,“ ſagte er. Breit, maſſiv, von Reichtum zeugend, hoben ſich die Ge⸗ bäude drüben ab. Dez Chauffeur hatte zur Fähre hinuntergelenkt. „Wenn die Herrſchaften ausſteigen wollen—“ Langſam rollte das Auto auf die Fähre. Langſam begannen die Ketten, die die Fähre hielten und nach drüben führten, über die Rollen zu gleiten. Die Ueberfahrt begann. 5 Einige Minuten ſpäter war man drüben. Kurt von Ruhland und Verena nahmen wieder im Auto Platz, das nun den neuen, 11 119 Wilbrandt angelegten Fahr⸗ nach der Mühle dahinfuhr. 1 e tes eiſernes Portal ſtand offen. Ein Garten tat ſich auf, gepflegter Raſen— helle Kieswege— Blu⸗ menbeete— 5 5 5 An der Rampe der Villa Wilbrandt ſtand ein Diener — öffnete die Glastür auf der Terraſſe.— ö Kurt von Ruhland ſtieg aus.. Ae In dieſem Augenblick wurde Viktor auf der Terraſſe ſichtbar. Eilte die Stufen herunter. Lebhaft. Erregt. ö „Grüß Gott, Kurt— da biſt d i Kräftiges Händeſchütteln. 8 „Ah— Gräfin Verena—“ a Es zuckte in ſeinem Geſicht. Einen Augenblick lang war es, als ſtocke ſeine Stimme. Verena— war— mitgekommen! 8 5 Aber gleich hatte er wieder Haltung, die Liebenswür⸗ digkeit des Weltmannes, der ſich ſo leicht nicht verblüffen ließ, war in Rede und Bewegung. „Welch' freudige Ueberraſchung, Verena— Er half ihr galant aus dem Wagen. Leichtfüßig ſprang ſie heraus. 5 „Das iſt recht, daß Sie es endlich auch wahrgemacht haben und mitgekommen ſind. Mein Vater wird ſich freuen, Sie zu ſehen. Entſchuldigt, daß ich nicht ſelbſt zum Bahnhof kam. Abhaltungen in letzter Minute— wie das gerade ſo kommt.“ 5 Er winkte dem Diener zu, ſich um das Gepäck zu küm⸗ mern. Sie traten in die große Halle, die hell, mit koſtbaren, eichengeſchnitzten Seſſeln, einem wuchtigen Tiſch in der Mitte ausgeſtattet, einem Saal glich. 1 00 Baron von Wilbrandt trat den Eintretenden mit Herz⸗ lichkeit entgegen. Viktor ſtellte vor. „Das iſt ſchön von Ihnen, Gräfin, ſagte er, bewun⸗ dernd ihre vollendete Erſcheinung mit den Blicken um⸗ faſſend,„daß auch Sie die Beſchwerden der Reiſe nicht ge⸗ ſcheut haben, um uns angenehme Unterhaltung ins Haus zu bringen. Hoffentlich gefällt es Ihnen recht gut hier.“ Er konnte nicht ahnen, mit welchen Gedanken Verena dieſes Haus betreten hatte. Nichts verriet in ihrem reiz⸗ voll⸗pikanten Geſicht die vibrierende Erregung ihrer Sinne angeſichts des Reichtums, der hier in ſo vornehm⸗kultivier⸗ ter Form ſich andeutete. And er konnte nicht ahnen, daß mit dem Eintritt dieſer Gäſte in das Haus Wilbrandt, die ſein Sohn ſo ſehn⸗ ſüchtig erwartet hatte, ſoweit es Kurt von Ruhland an⸗ ging, ſich ein Schickſal tragiſch wenden und vollenden würde, das Viktor ſelbſt betraf.— 1 Arzberg entlud. 5 dieser e in reißende Bäche verwandelt. In den Ge⸗ . iſt der Hochwaſſerſchaden beſonders nicht vorgenommen iſt, der Hochwaſſerſ n beſo ſtark. Häufig 9s den cee Stallungen ins Freie getrieben werden. Anwetter wüten Waſſer, Hagel und Sturm in Sulz. — Sulz a. N., 8. Juli. Ueber Sulz brach ein Unwetter von nie dageweſener Heftigkeit los. Der Regen ſtrömte ſo ſtark nieder, daß man die Häuſer auf 30 Meter Entfer⸗ nung nicht mehr ſehen konnte. Eine halbe Stunde lang tobte das Unwetter. Wege und Stege wurden völlig überſchwemmt und die Straßen aufgeriſſen. Der Marktplatz war ein einzi⸗ ger See. In der Stadt war kaum ein Haus, das vom Ein⸗ dringen des Waſſers auf den Dächern oder in den Kellern verſchont geblieben wäre. Den größten Schaden richtete der orkanartige Sturm an. Einer der ſtattlichſten Kaſtanien⸗ bäume auf dem Marktplatz ſpaltete ſich und ſchlug die Ka⸗ roſſerie eines Stuttgarter Perſonenautos ein. Von dem Un⸗ wetter wurden auch viele Landwirte auf den Feldern über⸗ raſcht. Der Schaden an den Getreidefeldern iſt ſehr groß. Auch in den Wäldern wurde erheblicher Schaden angerichtet. Beſonders ſchimm hat das Unwetter in Sterneck, OA. Sulz, gehauſt, wo ſtarker Hagelſchlag niederging. Die Ernte iſt vollſtändig bernichlet. Die ganze Umgegend bietet ein troſtloſes Bild der Zerſtörung. Im Kreis Freudenſtadt. — Freudenſtadt, 8. Jull. Ueber dem nördlichen und mordöſtlichen Teil des Kreiſes Freudenſtadt entlud ſich eben⸗ falls ein ſchweres Gewitter. Die Hagelkörner erreichten zum Teil eine Größe wie Taubeneier. Der Hagel war mit einem wolkenbruchartigen Regen verbunden. Gleichzeitig wütete ein ſchwerer Sturm, der beſonders den Bäumen in den Feldern und im Walde ſchweren Schaden zufügte. Im Dornſtet⸗ ter Stadtwald fielen eine ganze Reihe Tannen dem Sturm zum Opfer. Ueber die Straße Dornſtetten— Hörſchweiler legten ſich an einer Stelle allein zehn Tannen quer herüber. Die Obſtbäume wurden zum Teil herausgeriſſen, zum Teil zerſchlitzt. Die Getreidefelder haben zum Teil ſchwer gelitten. Aehnliche Berichte liegen aus der Gegend von Aach, Hallwangen und Untermusbach vor. b Im Neckarta! Auf der Strecke zwiſchen Neckartenzlingen und Bempflin⸗ gen wurden am Montag bei dem ſchweren Gewitter meh⸗ rere Obſtbäume buchſtäblich aus dem Boden geriſſen. In Nürtingen ſchlug der Blitz in einen der drei großen Ka⸗ ſtanienbäume beim Steinernen Bau, entwurzelte den Rieſen und brachte ihn zu Fall. In einem Fall ſchlug der Blitz un ein Wohnhaus ein, beſchädigte das Kamin ſtark, zündete aber nicht. Außerhalb der Stadt hat das Unwetter haupt⸗ ſächlich in den Obſtgärten verheerend gehauſt. Bäume wurden abgeknickt. Auch in Jettenberg hat das Unwetter teilweiſe großen Schaden angerichtet. Weitere Schäden. — Kirchheim u. T., 8. Juli. Ein Gewitterſturm fegte über die Stadt hinweg und jagte gewaltige Waſſermaſſen vor ich her. Seine Kraft tobte ſich beſonders an den Bäumen aus. Auch an den Häuſern richtete der Sturm im Verein mit dem Regen Unheil an. In der Papierlaternenfabrik Rieth⸗ müller wurde ein Blechdach zum Teil abgedeckt, an anderen Stellen zeugte der mit Dachziegeln überſäte Boden von der Zerſtörungswut des Sturmes. 1 1 Anwetter im Dahntal Dahn, 8. Juli. Das Dahner Tal wurde von einem ungewöhnlich ſchweren Unwetter heimgeſucht. Beſonders hef⸗ kig war der Hagelſchlag. Innerhalb einer Stunde gingen große Waſſermaſſen nieder. Die Gemarkungen von Erf⸗ wWetler und Hauenſtein wurden ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Große Waſſermaſſen gingen weiter in den Ge⸗ markungen Bruchweiler, Fiſchbach und Rumbach nieder. Hier trat aber das Hagelwetter nicht ſo heftig in Erſcheinung. 5 In Dahn ſchlug der Hagel mehrere Fenſterſcheiben ein. Ein Häuschen wurde ſchwer mitgenommen. In manchen Häu⸗ ſern in Erfweiler war der Waſſerſtand ſo hoch, daß das Vieh aus dem Stall geholt und in Sicherheit gebracht wer⸗ den mußte. a Der Schaden iſt insgeſamt groß. Die Getreide⸗ und Hackfrüchte wurden ſtellenweiſe vernichtet. Die Wieslauterregulierung hat ſich auch für die Dahner Gemar⸗ kung bewährt. Im Rhein- und Moſeltal. Koblenz, 8. Juli. Die zahlreichen Gewitter, die in der Nacht über dem Mittelrheingebiet niedergingen, haben aller⸗ orts erheblichen Schaden angerichtet. In zahlreichen Orten des Rhein⸗ und Moſeltales wurden die Gärten von den Schlamm⸗ und Geröllmaſſen, die der wolkenbruchartige Re⸗ 050 von den Höhen trieb. zugeſchwemmt. Von den höherge⸗ legenen Feldern wurde der ganze Mutterboden abgetrie⸗ ben. Beſonders hart betroffen wurden außer eine Reihe von Moſelorten die am Rhein gelegenen Städte Andernach und Weißenthurm ſowie verſchiedene Dörfer an den Rheinhöhen.— In Boppard fällte ein Blitzſtrahl eine 1 d Ulme die ſich quer über die Straße legte und den Verkehr zwei Stunden lang aufhielt. Bei dem Sturz des rieſigen Baumes wurde auch die Telegraphen⸗ leitung zerſchlagen. 5 Eine Frau vom Blitz erſchlagen. Köln, 8. Juli. Die zahlreichen Gewitter, die über ganz Weſtdeutſchland niedergingen und die vor allem in den Ausläufern des Bergiſchen Landes bedeutenden Schaden in Feld und Flur anrichteten haben in Opladen ein Todes⸗ opfer gefordert. Eine 34 Jahre alte Frau wurde, als ſie auf das Feld gehen wollte, in der Nähe einer Starkſtrom⸗ leitung vom Blitz getroffen und ſofort getötet. Auf den Land⸗ ſtraßen und auch in der Stadt Opladen ſelbſt wurden ſtarke Bäume entwurzelt und zahlreiche Lichtleitungen zerſtört. Felder und Wieſen ſtehen ſtreckenweiſe unter Waſſer. Starke Verheerungen richtete das Unwetter auch auf der Reichsauto⸗ bahn an. Zwiſchen Opladen und Langenfeld ſind an vielen Stellen die Böſchungen e Auch in Leverkuſen mußte die Feuerwehr mehrfach eingreifen, um die zahlrei⸗ chen vollgelaufenen Keller leerzupumpen., 5 85 Schwere Gewitter im Fichtelgebirge. Marktredwitz, 8. Juli. Schwere Gewitter ſuchten auch die Fichtelgebirgsgegend ſchwer heim. Neben zahlreichen Blitzeinſchlägen war es vor allem der orkanar⸗ tige Sturm, der zahlreiche Bäume entwurzelte, Telegra⸗ f nd e Gartenzäune und Hütten umwarf. Zum Teil wurden die Hausdächer abgedeckt. Den größten Schaden aber richtete der Wolkenbruch an, der ſich beſonders über die Marktredwitz⸗Wunſiedeler Gegend und über n wenigen Minuten waren die Straßen ie neuzeitliche Fluß waßß ul ierun mußte das Vie! lie getrennt lebende Johann Hartmann aus noch —— Aus Baden Aus dem Bevölkerungsmoſaik Eheſchließungen, Geburten und Sterbefälle in Baden im 1. Vierteljahr 1936. Im erſten Viertel des laufenden Jahres wurden in Baden 3923 Ehen geſchloſſen, gegenüber 4409 im entſpre⸗ chenden Viertel des Vorjahres 1935. Dieſer Rückgang der Eheſchließungen war nach der Heiratshochflut der Jahre 1933 und 1934 zu erwarten. Zunächſt iſt durch dieſe Hochflut der Beſtand an aufgeſchobenen Ehen ſchon ſehr erheblich vermin⸗ dert, ferner muß berückſichtigt werden, daß die ſchwach beſetz⸗ ten Geburtenjahrgänge der Kriegsjahre jetzt mehr und mehr in das heiratsfähige Alter hineinwachſen. Immerhin iſt die Zahl der Eheſchließungen im 1. Vierteljahr 1936 noch weſent⸗ lich höher als z. B. im gleichen Viertel des Jahres 1932, in dem ſie 2991 betrug. Dem Rückgang der Geburten, der ſich im letzten Viertel des vergangenen Jahres gezeigt hatte, iſt im erſten Vierteljahr 1936 wieder ein Anwachſen der Geburtenzahl gefolgt, und zwar wurden 12 976 Kinder geboren gegenüber 12 768 im entſprechenden Viertel des Vorjahres. Die Zahl der Geſtorbenen(ohne Totgeborene) war im erſten Viertelfahr 1936 um 12 Prozent kleiner als im erſten Vierteljahr 1935, das eine auffallend hohe Sterblich⸗ keitszahl aufzuweiſen hatte. Insgeſamt ſind in den erſten drei Monaten des laufenden Jahres 7761 Perſonen(ohne Totgeborene) geſtorben gegenüber 8820 im gleichen Viertel des Vorjahres. Auch die Säuglingsſterblichkeit iſt wieder zurückgegangen. Der Ueberſchuß der Geborenen über die Geſtor⸗ benen bezifferte ſich auf 4885 Köpfe. Der durchſchnittliche Geborenenüberſchuß der erſten Vierteljahre von 1926 bis 1935 betrug 3385. Es iſt alſo beim Geborenenüberſchuß in den Berichtsmonaten eine bemerkenswerte Zunahme feſt⸗ zuſtellen. Motorrad ſauſt auf Auko.— Eine Tote. Mingolsheim. Auf der Landſtraße nach Wiesloch rannte ein Motorradfahrer auf einen vorausfahrenden Kraftwagen, als dieſer plötzlich abſtoppte. Ein auf dem Soziusſitz mitfahrendes 16jähriges Mädchen aus Rot ſtürzte zu Boden und mußte mit einem doppelten Schädelbruch in das Bruchſaler Krankenhaus verbracht werden. Die Verun⸗ glückte iſt dort geſtorben. Jugoflawiſche Studenten beſuchten Süddeutſchland. (—) Donaueſchingen, 8. Juli. Durch Vermittlung des Kali⸗Büros in Zagreb, Jugoſlawien, unternahm eine Gruppe von 40 Studenten und Studentinnen der landwirtſchaftlichen Fakultät der Univperſität Zagreb(Agram) eine Studienreiſe durch Süddeutſchland. Die 10tägige Reiſe ſtand unter Füh⸗ rung der Umverſitätsprofeſſoren Dr. Gutſchy und Dr. Kvacan. Der Zweck war das Studium der landwirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe Süddeutſchlands. Die Reiſe nahm in München mit der Beſichtigung der Inſtitute der landwirtſchaftlichen Abtei⸗ lung der Techniſchen Hochſchule, des Deutſchen Muſeums und des Hofbräuhauſes ihren Anfang. Der weitere Weg führte ſie auch nach Donaueſchingen, aus deſſen Gegend vor dem Kriege ſehr viel Vieh nach Jugoſlawien geliefert wurde. Hier erfolgte die Beſichtigung des Bauerngutes Th. Hauſer in Hauſen vor Wald. Die Beſichtigung der Donaueſchinger Hengſtſtation und der Landwirtſchaftsſchule bildeten den Ab⸗ ſchluß des Programms. Mit den denkbar beſten Eindrücken haben die Gäſte die Reiſe nach Konſtanz fortgeſetzt. (]) Konſtanz.(Fremden verkehr.) Im Monat Junt haben faſt 24000 Fremde mit rund 47 000 Ueber⸗ nachtungen Konſtanz beſucht, darunter 10885 Ausländer mit 1655 Uebernachtungen. Die Konſtanzer Jugendherberge hat im gleichen Monat 21885 Jugendwanderer beherbergt. Die Bodenſeefähre beförderte 15 000 Kraftfahrzeuge, gegen 12 000 Fahrräder und 84000 Perſonen. * Aus den Nachbarländern — Bad Wimpfen im Tal.(Jugendlicher Motor⸗ radfahrer berurſacht Unfall.) Der verheiratete Gu⸗ ſtav Roggenberger mochte mit ſeinem dreijährigen Söhnchen einen Spaziergang nach Bad Wimpfen am Berg. Am Orks⸗ ausgang wurde er von einem Jagſtfelder 16 Jahre alten Motorradfahrer von hinten angefahren. Noggenberger erlitt einen Schädelbruch, einen doppelten linken Beinbruch und Schürfungen. Das dreijährige Söhnchen, das der Vater an der Hand führte, erlitt ebenfalls einen Schädelbruch und einen Fußbruch. Beide Schwerverletzte wurden in das Krankenhaus eingeliefert. — Heilbronn.(Tödlicher Unfall.) Ein 39 Jahre alter Arbeiter aus Kolmar i. E., der auf einem Gutshof in der Nähe Heilbronns beſchäftigt iſt, beſtieg trotz Warnung einen langſam fahrenden Güterwagen. Als der Wagen gegen einige andere auf den Schienen ſtehende Eiſenbahnwagen ſtieß, geriet der Verunglückte mit dem Kopf zwiſchen die in⸗ folge des Anpralls zuxollende Schiebetüre und die ſeitliche Wagenwand. Die Quetſchverletzungen waren ſo ſchwer, daß der Arzt nur noch den Tod feſtſtellen konnte. a Tödlicher Sturz aus dem Bremshäuschen. In Mün⸗ chen nahm 1 0 in der Nacht wahr, daß das Schlußlicht eines Güterzuges nicht in Ordnung war. Bei der Nachſchau entdeckte man, daß das Bremshäuschen des Schlußwagens leer und der 61 Jahre alte Wagenmeiſter Franz Spöcker verſchwunden war. Bei der Suche fand man den Wagen⸗ meiſter am Bahndamm als Leiche auf. Der Verunglückte hatte anſcheinend wegen der Hitze die beiden Türen offen gelaſſen und war an einer Kurve aus dem Häuschen ge⸗ worfen worden. ö Die Geliebte aus Eiferſucht erſchlagen Günzburg, 8. Juli. Der 62 Jahre alte, von ſeiner Famt⸗ N Burghagel erſchlug in einem Schäferkarren im Streit ſeine Geliebte, die 50 Jahre alte Haushälterin Anna Wire de von drei Kindern, die in einer hieſigen zirtſchaft bedienſtet war. Hartmann erklärte nach ſeiner Verhaftung, die Tat aus Eiferſucht begangen zu haben. a it. Bahnſchranke durchfahren, Bahnwärker verletzt. Auf der Staatsſtraße Schwarzenfeld Amberg zwiſchen Hilters⸗ dorf und Freihöls durchfuhr ein Kraftwagen die geſchloſſene Waßnſchranke. Dae wurde der Ba 5 8 Kölbel von der zerſplitterten Bahnſchranke ſchwer verletzt. i Vom Strudel erfaßt. Beim Baden im Lech wurde der 22jährige Malergeſelle Ludwig Kuhn in Augsburg von 25 nes Freundes in den reißenden Fluten. miert werden, denn ein Scheuerbrand einem Strudel erfaßt. Er verſchwand vor den Augen ſei⸗ Laleale Nuudocliau And bald die Senſe klingt! Mächtig ſchwillt nun die Symphonie der Natur an, das Getreide ſteht in ſeiner vollen Kraft und ſchießt mit Macht der Reife entgegen. Wandern wir jetzt durch die Felder, ſo ſehen wir die Erde in der Gloriole der Frau⸗ lichkeit ſtehen und erblicken ein Bild, das unſere Erde als Mutter zur Wirklichkeit werden läßt. Hier liegt der Inbegriff unſeres Lebens, unſerer Exiſtenz, und darüber läßt uns unſere Technik und Kenntniſſe nicht hinweg⸗ kommen. 5 Eigenartig klingt es uns in der Sommerzeit ent⸗ gegen. Die Halme treiben, wie von unſichtbaren Händen geſpeiſt, in die Höhe, die ſich dann unter der Laſt der vollen Aehren beugen. And dieſe Aehren braucht die Menſchheit, um leben zu könne So zieht ſich ein Weg vom Pflug zur vollen Aehre, der Weg einer eiſernen Beſtimmung. Noch kurze Zeit, und durch das wogende Kornfeld ſchreiten die Mäher zur Mahd. Gemeinſam geht es hinaus zur Arbeit, auf das ſonnendurchflutete Land. um das Feſt der Arbeit zu feiern, um das im Frühjahr der Mutter Erde Uebergebene hundertfach wieder zurück⸗ zuholen. Seltſame Weiſen klingen über den Acker, ein ganz anderes Lied wie eine Totenklage. Scherzen und lachen herrſcht bei der Arbeit, weiß doch Bauer und Bäuerin, daß die Mahd der Beginn des Fertigwerdens iſt. Sie wiſſen, daß nach dem rhythmiſchen Klang der Senſe, die durch wogende goldgelbe Kornfelder fährt, ihnen eine ihrer Hauptſorgen genommen iſt. Denn nur kurze Zeit, und er kann die Garben heimfahren; ſeine Hoffnung auf das tägliche Brot kann nun nicht mehr vernichtet werden. Und immer mehr Menſchen in der Stadt wiſſen heute auch den Wert dieſer Arbeit zu ſchätzen. Denn nicht Kopf und Verſtand können allein das Schicksal meiſtern und der Arbeit Segen bringen. Wie jede von Menſchen geleiſtete Arbeit ihre eigene Poeſie hat, ſo auch erſt recht das Werk der Hände unſerer Bauern, birgt ſich in ihr doch das Geheimnis vom ewigen Werden und Ver⸗ gehen, der unerſchöpflichen Kraft der Mutter Erde. Tödlicher Betriebsunfall. Geſtern früh ſtürzte in der ſteckarſtadt ein 31 jähr. Arbeiter beim Reinigen eines Silos aus noch nicht geklärter Urſache in dieſen hinein und erſtickte. 5 Tödlicher Verkehrsunfall. Geſtern abend 6 Uhr wurde auf dem Waldhof eine Radfahrerin von einem Perſonen⸗Kraftwagen angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß der Tod ſofort eintrat, Der Fahrer wurde feſt⸗ genommen, weil er trotz ſchmaler Fahrbahn und fehlender Ueberſicht einen Laſtzug üherholt hatte. 5 i Betrunkener Motorradfahrer. In der Nacht fuhr ein im Stadtteil Waldhof wohnender junger Mann mit ſeinem Motorrad durch die Hochuferſtraße, obwohl er ſtark betrun⸗ ken war. Als an dem Fahrzeug eine Beſchädigung eintrat, legte ſich der Betrunkene kurzerhand mit dieſem auf die Fahrbahn und ſchlief. Eine Polizeiſtreife brachte den leicht⸗ innigen Fahrer in den Notarreſt und nahm ihm den Führer⸗ und Kraftfahrzeugſchein ab. — Vorſicht! Betrügerpaar mit Heilmitteln! Seit 1934 reiſen der Vertreter Philipp Fäth und ſeine Ehefrau Elly Fäth in Süddeutſchland umher und verüben fortgeſetzt An⸗ zahlungsbetrüge. Sie ſuchen Kranke auf, geben ſich als Heilkundige aus und ſichern ihnen Heilung zu, wenn die von ihnen angeordneten Kuren angewendet würden. Sie bieten hauptſächlich ein Extrakt„Fichtennadelbad“ und„Vitamin⸗ Mal⸗Präparate“ an und verlangen Preiſe dafür, die den Wert um das Zehnfache überſteigen. Sobald eine Beſtel⸗ lung erfolgt, verlangen ſie Anzahlungen bis zu 40 Mark, lie⸗ fern in der Regel aber nichts. Beſchreibung des Fäth: 30 Jahre alt, 177 Zentimeter groß, unterſetzt, volles Geſicht, dunkelblonde Haare, Zahnlücken, ſchwarzer Anzug, weite Ho⸗ ſen, grauer Hut. Frau: 33 Jahre alt, 158 Zentimeter groß, ſchlank, ovales Geſicht, dunkelbraunes kurzes Haar, Zahn⸗ lücken. In der Regel treten ſie bei Verübung der Betrüge getrennt auf. Meldung bei Auftreten ſofort bei der Polizei. Anfälle zur Erntezeit Beim Aufladen und Heimbringen des Getreides ereig⸗ nen ſich in jedem Jahr Unfälle. Meiſtens hört man davon, daß Menſchen vom hochbeladenen Wagen herunter fallen, wenn die Pferde anziehen, oder während der Heimfahrt beim Sitzen auf dem Getreide, wenn der Wagen zum Tore hineinfährt, vom Wagen geſchleudert und oft tödlich verletzt werden. Eine andere Unſitte iſt es, wenn die Senſen ungeſichert zum Felde getragen wer⸗ den, oder, wie man es auch ſehen kann, auf dem Fahrrad mitgenommen werden. Dieſer Leichtſinn hat ſchon viele Unfälle verſchuldet. Wenn das Getreide eingebracht wer⸗ den ſoll, iſt es auch wichtig, daß der Bauer die Korn⸗ böden, Scheuern uſw. überprüft; wie oft ſind ſchon Menſchen dabei zu Schaden gekommen, daß ſie durch Lucken ſtürzten oder durchbrachen. Auch die Leitern bee dürfen des Nachſehens. Hat man Heu in der Scheuer, ſo muß dies gut überwacht werden, denn leicht beſteht hier die Gefahr eines Brandes. Wenn das Heu, das ſehr hohe Temperaturen erreicht, nicht durch Anbohren zum Sinken der Hitze ge⸗ bracht wird, entſteht die gefürchtete plötzliche Entzündung. Warnen tut hier in erſter Linie den Menſchen der ſte de brenzliche Geruch. Meiſt entſtehen dieſe Entzünd herde im Heu dadurch, daß man mangelhaft trocknetes Futter unſachgemäß, vielleicht bei ſeh heißem Erntewetter nach zu ſchnellem Trocknen eingelag hat. In ſolchen Fällen muß ſofort die Feuerwehr e ö denn zur Erntezeit immer ſehr gefährlich, die Nachbarn ſind auf dem Fi und ehe man ſich verſieht und Hilfe eintrifft, iſt ſchon ßer Schaden entſtanden. N„ Wo Mähmaſchinen arbeiten darf ſich vor die Meſſer ſtellen, denn dies kann ſehr n Leben bezahlt werden. Auch muß man beſond walten laſſen, wenn an der Maſchine etwa nachgeſehen werden ſoll, ebenſo wenn f geſpannt werden. i— Zeugengebühren für die RSV oder das WSW. In einer Anordnung des Neichsjuſtizminiſters wird gefagt: Es iſt des öfteren die Beobachtung gemacht worden, daß Empfänger von Zeugen⸗ und Sachverſtändigengebühren auf die ihnen zuſtehenden Entſchädigungen zugunſten der NS oder des WHW verzichtet und gebeten haben, die Beträge als Spenden den NS⸗Wohlfahrtseinrichtungen zu überweiſen. Die⸗ ſen Erſuchen haben die Juſtizkaſſen bisher nicht entſprechen können, weil die Annahme und Abführung mit den Vor⸗ ſchriften über die Kaſſenführung in der Reichsjuſtizverwaltung nicht vereinbar waren. Um in dieſen Fällen und auch ſonſt die Möglichkeit zu geben, einen Betrag als Spende der NS V oder dem WSW zuzuwenden, ordne ich im Einvernehmen mit dem Hauptamt für Volkswohlfahrt der NSDAP an: Die Oberjuſtizkaſſen und die Gerichtskaſſen haben künftig ſtändig am Zahlſchalter Sammelbüchſen der NSW oder des WSW an gut ſichtbarer Stelle aufzuſtellen. Die Sammelbüchſen ſind außerhalb der Dienſtſtunden im Kaſſenbehälter zu verwah⸗ ren. Die Juſtizkaſſen haben ſich wegen der Durchführung alsbald mit den örtlichen Dienſtſtellen der NSW in Verbin⸗ Dung zu ſetzen. — Wirtſchaft und Naturſchutz. In einem Erlaß des Reichs⸗ und Preußiſchen Wirtſchaftsminiſters werden die nach⸗ geordneten Behörden darauf hingewieſen, daß bei der Feſt⸗ ſetzung der Naturſchutzgebiete auch die wirtſchaftlichen Inter⸗ eſſen zu beachten ſind. Flächen, die bereits fetzt ausſchließlich oder vorwiegend Zwecken der Induſtrie oder des Gewerbes dienen, ſollen in ihrer Benutzung nicht beeinträchtigt werden. Allgemein müſſen im Intereſſe der Erhaltung und Entwicklung der Wirtſchaft unbeſchadet der Beſtrebungen zum Schutze der Natur grundſätzlich hinreichend große Gebiete für Gewerbe⸗ treibende aller Art vorgeſehen bleiben. Gewerbliche Betriebe und Anlagen dürfen für gewöhnlich nur aus beſtimmten Orts⸗ gegenden verwieſen werden. Der Abſatz von Frühkartoffeln Der Vorſitzende des Karktoffelwirtſchaftsverbandes Baden heſtimmt für das Gebiet des Kartoffelwirtſchaftsverbandes Baden Folgendes: Dem Erzeuger iſt das Selbſtmarkten geſtattet, d. h. er iſt berechtigt, ſelbſterzeugte Kartoffeln an die Ver⸗ Praucher direkt zu vermarkten. Dies gilt, ſowohl im geſchloſ⸗ ſenen, wie auch im offenen Anbaugebiet. Verboten bleibt weiterhin das Verhauſieren deutſcher Frühkartoffeln durch den Erzeuger. ü Frühkartoffeln, die den Großverbraucherplätzen Mann⸗ heim, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg durch den Erzeuger direkt zugeführt werden, müſſen über die Auffaängſtellen 5 geleitet werden. Die Kartoffeln dürfen nur in Säcken oder Körben zu je 50 Kilo an die Auffangſtelle verbracht werden. Die Auffangſtelle verſieht die Säcke oder Körbe mit den vorgeſchriebenen Anhängern, die mit Datum und Kennzeichen der Auffangſtellen bezeichnet ſein müſſen. Der Anhänger iſt nur gültig für den Tag der Ausſtellung. Selbſterzeugte Frühkartoffeln, die nicht durch die Auffangſtellen gekennzeichnet ſind, dürfen auf den vor⸗ bezeichneten Großverbraucherplätzen nicht in den Verkehr ge⸗ bracht werden. Der Erzeuger(Selbſtmarkter) hat eine Ge⸗ bühr von 10 Rpfg. je 50 Kilo an die Auffangſtelle zu entrichten. Die Menge, die je Markttag vom Erzeuger ſelbſt gemarktet werden darf, wird auf 150 Kilo begrenzt. Es iſt dem Erzeuger nur geſtattet, ſeine eigenen Früh⸗ kartoffeln ſelbſt zu markten. Zur Erfaſſung der Frühkartoffeln werden folgende Auf⸗ fangſtellen errichtet: Mannheim: Louis Kumpf, Mannheim, K 4, 3, Telefon 22 492. Auffangſtelle: Mannheim Großmarkt täglich 6 bis 9 Uhr; Heidelberg: Helmut Lehnert ſen., Heidelberg, Obere Neckarſtr. 23— 25, Telefon 5383. Auffangſtelle Heidelberg: Montag und Donnerstag Großmarkt Wilhelmsplatz, Diens⸗ tag und Freitag Großmarkt Wredeplatz, Mittwoch und Samstag Großmarkt Marktplatz, 6 bis 11 Uhr; Karlsruhe: Fritz Stoltz, Karlsruhe, Rintheimerſtr. Telefon 3517. Auffangſtelle: Karlsruhe Markthalle, Ein⸗ gang Kriegsſtr. 6 bis 9 Uhr; Freiburg: Erwin Meyer, Freiburg, Jakobyſtr. 1—3, Telefon 7837, Auffangſtelle: Freiburg Großmarkt am Mün⸗ ſter täglich 6 bis 9 Uhr. i Die Errichtung weiterer Auffangſtellen bleibt vorbehal⸗ ten. Die Anordnung tritt mit dem 8. Juli 1936 in Kraft. Hundert Jahre Telegraph Vor hundert Jahren erfand Steinheil den Nadeltelegraphen. Zur ſelben Zeit führte Robert Stephenſon den elektriſchen Telegraphen im Eiſen⸗ bahnbetrieb ein. Die erſten Verſuche, wichtige Nachrichten ſchneller als durch Boten, durch optiſche oder akuſtiſche Signale über beträchtliche Entfernungen zu übermitteln, laſſen ſich bis ins graue Altertum und noch weiter zurückverfolgen. Man bediente ſich damals zu dieſem Zweck lohender Fackel⸗ brände und anderer Feuerzeichen ſowie gewaltiger Schalltrommeln, wie ſie heute noch bei manchen Neger⸗ ſtämmen in Afrika in Gebrauch ſind. So ſoll ſchon der Fall Trojas durch Feuerzeichen in einer Nacht über fünf⸗ hundert Kilometer hinweg in Argos bekanntgeworden ſein, wie auch im Jahre 1588 die Nachricht von der Ver⸗ nichtung der ſpaniſchen Armada auf dieſelbe Art ver⸗ breitet wurde. Im ganzen Mittelalter war man noch auf dieſe eine Art Nachrichtenübermittlung angewieſen. Im Jahre 1791 erſt erfand der Franzoſe Claude den ſogenannten Flügeltelegraphen. Es handelte ſich hierbei um an einem weithin ſichtbaren Ort aufgeſtellte hohe Maſten, an deren Oberteil zu den verſchiedenen Kombi⸗ nationen verſtellbare flügelförmige Holzbalken angebracht waren. Durch dieſe primitiven Signaleinrichtungen wur⸗ den die Nachrichten nach einem beſtimmten Schema von einer Station zur anderen weitergegeben, womit indeſſen ſchon wahrhaft erſtaunliche Erfolge erzielt wurden. Claudes Erfindung wurde in den Jahren 1789—1792 von den Gebrüdern Chappe ſo weit vervollkommnet, daß be⸗ reits im Jahre 1794 Nachrichten von Paris nach Lille, alſo über eine Strecke von 270 Kilometern, in der kurzen Zeit von— zwei Minuten übermittelt werden konnten. Im Jahre 1833 wurde der Holzbalken⸗Telegraph ſogar in Deutſchland eingeführt, vo er bis 1849 auf den Strecken Berlin Koblenz und Köln— Trier über insge⸗ ſamt 61 Stationen und 750 Kilometer der Verſtändigung zwiſchen Staats⸗ und Militärbehörden diente. Verbeſſerungen des Spiegels und die Erfindung des Fernrohrs ermöglichten um dieſelbe Zeit die Entwicklung der Lichttelegraphen. Im Jahre 1821 trat der deutſche Phyſiker Gauß mit ſeinem„Heliotrop“ an die Oeffentlich⸗ keit, aus dem dann die„Heliographen“ hervorgingen, die heute noch in den Heeren faſt aller Staaten im Gebrauch ſind. Zugleich begann ſich der elektriſche Telegraph durch⸗ zuſetzen, bei deſſen Konſtruktion faſt alle Wirkungsarten der Elektrizität erprobt und angewandt wurden. So kon⸗ ſtruierten die deutſchen Phyſiker Gauß und Weber im Jahre 1833 in Göttingen einen Nadeltelegraphen. Er verband die dortige Sternwarte mit dem phyſikaliſchen Kabinett und diente zur Verſtändigung über erdma⸗ gnetiſche Unterſuchungen über eine Strecke von anderthalb Kilometern. Den erſten, wirklich brauchbaren Nadeltele⸗ graphen hat indeſſen, durch dieſe Verſuche angeregt, Stein⸗ heil im Jahre 1836 erbaut. Er legte eine Leitung von München nach Bogenhauſen über dreiviertel Meilen. wo⸗ bei er erſtmals die Erde als Rückleitung für Telegraphier⸗ ſtröme benutzte und die einzelnen Zeichen durch zwe Magnetnadeln fixterte, die auf einem durch ein Uhrwerk vorbeigeführten Papierſtreifen Punkte in beſtimmten Ab⸗ ſtänden hinterließen. Die eigentliche Entwicklung des Telegraphen begann jedoch erſt mit der Erfindung des Schreibtelegraphen durch den Amerikaner Samuel Morſe im Jahre 1836. Dieſer war von Beruf Maler. Morſes erſter Telegraphen⸗ apparat beſtand aus einer gewöhnlichen— Malerſtaffelei, an der ein Pendel mit Schreibſtift aufgehängt war, das oon einem CElettromagneten angezogen wurde. Die Be⸗ wegung des Papierſtreifens, auf dem die Nachrichten auf⸗ gezeichnet wurden, wurden durch das Werk einer Wand⸗ uhr bewerkſtelligt. Im Jahre 1840 wurde dann die be⸗ kannte, aus Strichen und Punkten beſtehende Morſeſchrift erfunden. Die erſte mit Morſeapparaten betriebene Tele⸗ graphenlinie, die über eine Strecke von 64 Kilometern führte, wurde am 27. Mai 1844 zwiſchen Waſhington und Baltimore eröffnet. Drei Jahre ſpäter folgten die erſten Telegraphenverbindungen in Europa zwiſchen Cuxhaven und Hamburg ſowie Bremen und Bremerhaven. Eine Reihe weiterer Erfindungen bis in die jüngſte Zeit hinein, darunter der heute noch gebräuchliche Loch⸗ ſtreifen, der Gegenſprechverkehr, der Drucktelegraph, Hebe⸗ ſchreiber, Unterſee- und Wechſelſtromtelegraph ſowie die Fernſchreibmaſchine und der Siemens⸗Hellſchreiber, ließ die Telegraphie zu der techniſchen Großmacht werden, die ſie heute iſt. Vom Feuerbrand und der Negertrommel über die Malerſtaffelei bis zur Fernſchreibmaſchine und dem Fernſeher führte ſie ihr Entwicklungsgang, der reich iſt an techniſchen Großtaten, aber auch getäuſchten Er⸗ finderhoffnungen und verfehlten Zukunftsträumen, wie ſie nun einmal bei jeder kulturellen Errungenſchaft zu verzeichnen ſind. i Als Geburtsſtunde unſerer heutigen Elektrizitätsverſor⸗ gung kann man die erſte Fernübertragung hochgeſpannten Stromes bezeichnen, die 1891 auf der Elektrizitätsausſtellung in Frankfurt vorgeführt wurde. Die Entfernung betrug 175 Kilometer, die Spannung 16000 Volt; heute befördern die großen Ueberlandleitungen den Strom von den Alpen bis zum rheiniſch⸗weſtfäliſchen Industriegebiet mit Spannun⸗ gen bis zu 390 000 Bolt. 5 Bekanntmachung Erfaſſung militäriſch ausgebildeter Wehrpflichtiger älterer Geburtsjahrgänge. Nach der Verordnung des Reichsminiſters des Innern und des Reichskriegsminiſters vom 24. Juni 1936 c Bl. 1 S. 513) haben ſich in der Zeit vom 13. Juli bis 22. Auguſt 193 6, vormittags von 9 bis 12 Uhr und nachmit⸗ tags von 14.30 bis 16.30 Uhr W wehrpflichtige Deutſche, die ihren Wohnſitz oder dauernden Aufenthalt in Deutſchland haben zur Regelung ihres Wehrpflichtverhältnif⸗ ſes perſönlich bei der polizeilichen Meldebehörde— Polizei⸗ präſidium Mannheim, L 6. 1, Zimmer 20— anzumelden: a) die Offiziere und Beamten aller Gattungen, die dem akti⸗ ven oder Beurlaubtenſtande des früheren Heeres, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine, der Reichswehr (des Reichsheeres und der Reichsmarine) angehört haben; b) alle ſeit dem 1. Januar 1921 aus der Wehrmacht oder der Landespolizei ausgeſchiedenen Deckoffiziere, Unteroffi⸗ ziere und Mannſchaften ſowie alle Männer, die durch eine von der Wehrmacht oder Landespolizei veranlaßte kurz⸗ friſtige Ausbildung militäriſch geſchult ſind, ſofern ſie einem älteren Geburtsjahrgang als 1913 angehören. Auskunft über die Zugehörigkeit zu dem unter a) und b) bezeichneten Perſonenkreis erteilt nur das Wehrbezirkskom⸗ mando Mannheim, L 15, 1. Die polizeilichen Meldebehörden erteilen keine Auskunft. t Stichtag für die Erfaſſung iſt der 13. Juli 1936. Iſt ein Wehrpflichtiger vorübergehend abweſend, ſo hat er ſich zunächſt e Und nach ſeiner Rückkehr unverzüglich l bei der polizeilichen Meldeſtelle anzumelden. Von der Verpflichtung der perſönlichen Anmeldung ſind diejenigen Wehrpflichtigen befreit, die am Stichtag bereits Reichsarbeitsdienſt leiſten oder in der Wehrmacht, Landespo⸗ lizei oder in der SS⸗Verfügungstruppe dienen. Wehrpflichtige, die wegen Krankheit verhindert ſind, fich perfönlich anzumelden, hahen ihre Anmeldung ſchriftli unter Vorlage eines amtsärztlichen Zeugniſſes einzureichen. Für Meldepflichtige, die ſich in Anſtalten(Heilanſtal⸗ ten, Strafanſtalten,. uſw.) befinden, hat der Porſtand dieſer Anſtalt der polizeilichen Meldebehörde 1 des Nichterſcheinens des Dienſtpflichtigen mitzu⸗ en. n Wehrpflichtige hat bei der Anmeldung mitzubrin⸗ a) den Geburtsſchein; 09 Neagweiſe über Abſtammung; e) die Schulzeugniſſe und Nachweiſe über Berufsausbil⸗ a(Lehrlings⸗ und Geſellenprüfung); ) das Arbeitsbuch; e) Ausweiſe über 8 hörigkeit zur 80(Parine⸗ 10 zur 85(Marine⸗SA), 5 r Ss Sbest, i zum Reg(Reichsluftſportkorps), bis eut Luffſtertee 1 5 uftſpor 8 her D(Deutſcher zum DAS(Deutſcher Amateur⸗Sende⸗ und Emp⸗ fangs dienſt); 9 15 schein über be b 7577 1 8 zart) die Beſcheinigung über die Kraftfahrausbildung beim 128 95— Amt für S den Reiterſchein bes Reichs * ulen— juſpekteues fil Reit⸗ und Fahrausbildung, das Seeſport⸗ funkzeugnis; 3 g) den Nachweis über die Ausbildung beim Roten . 5 a 1 5 den Nachweis über geleiſteten Arbeitsdienſt(Arbeits⸗ paß oder Arbeitsdienſtpaß, Dienſtzeitenausweis, Pflichtenheft er Studentenſchaft); i) den Nachweis über geleiſteten aktiven Wehrdienſt in der Wehrmacht oder Landespolizei oder über die bereits aus⸗ .„Annahme als Freiwilliger im Reichsarbeits⸗ ienſt oder in der Wehrmacht ſowie über geleiſteten aktiven Dienſt im früheren Heer, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine und Reichswehr(Reichsheer und Reichsmarine); k) den Annahmeſchein als Freiwilliger in der Wehrmacht oder SS⸗Verfügungstruppe; Y den Nachweis über Seefahrtzeiten und den Beſuch von Seefahrtſchulen U. Schiffsingenieurſchulen oder den Nach⸗ weis über abgelegte Schifferprüfungen; Reichsſportabzei⸗ m) den Nachweis über den Beſitz des Vun den Jahrerſch Kleinkraftſah n) den Führerſchein(für Kleinkraftfahrzeuge, Flugzeuge, Segelboote, Motorjachten);. o) Freiſchwimmerzeugnis. Jeder Wehrpflichtige ariſcher Abſtammung hat bei der derſönlichen Anmeldung eine Erklärung über ſeine ariſche Abſtammung abzugeben. Die Kreispolizeibehörde(Polizeipräſidium) kann völlig Wehruntaugliche(Geiſteskranke, Krüppel uſw.) auf Grund eines amtsärztlichen Zeugniſſes von der perſönlichen An⸗ meldung befreien. Die Zeugniſſe ſind beim Polizeipräſtdium bis ſpäteſtens 22. Auguſt 1936 vorzulegen. Wer ſeiner Anmeldepflicht nicht oder nicht pünktlich nach⸗ kommt, wird mit Geld bis zu 150 Mark oder mit Haft be⸗ ſtraft. Auch kann ein Wehrpflichtiger mit polizeilichen e zur ſofortigen Anmeldung angehalten erden. Anmeldungen, die infolge Behinderung nicht an den vor⸗ geſchriebenen Terminen erfolgen können, ſind bei Strafver⸗ meidung bis ſpäteſtens zum 22. Au auſt 1936 vorzunehmen. Geſtellungsplan: A— B: Montag, 13. Juli, Dienstag, 14. Juli, Mittwoch, 15. Juli 1936; E—8: Donnerstag, 16. Juli, Freitag, 17. Juli, Montag, 20. Juli 1986; G: Dienstag, 21. Juli, Mittwoch, 22. Juli, Donners⸗ tag, 23. Juli 1986; K: Freitag, 24. Juli, Montag, 27. Juli, Dienstag, 28. Juli 1936; a a L- N: Mittwoch, 20. Juli, Donnerstag, 30. Juli, Frei⸗ tag, 31. Juli 1986; Auguſt, Dienstag, 4. Auguſt, Mitt⸗ OR: Montag, 3. woch, 5. Auguſt 1986; S: Donnerstag, 6. Auguſt, Freitag, 7. Auguſt 1936; T3: Montag, 10. Auguſt, Dienstag, 11. Auguſt, Mitt⸗ woch, 12. Auguſt 1936. Mannheim, den 8. Juli 1936. Der Polizeipräſident. Verſammlungs⸗ Kalender. Evang. Kirchenchor. Heute abend um 9 Uhr Zuſammen⸗ aft im Konfirmandenſaal. Lohnſteuer⸗Tabellen für Wochenlohn und Monatslohn zu haben in der Druckerei des„Neckar⸗Bote. 1 3% Rabatt 1 mit Ausnahme weniger Aftike NI Waren helfen Hparen! Nützen Sie die Erfahrungen „ Kaffee⸗ Reklame Mischung immer frisch aus Zeitgemäße Miſchungen! Ausgiebiggkeit aus. Hauee friſch. Röſtung g Meine Wiſch⸗ ungen zeichnen ſich d. feinſtes Aroma u. große 500 gr ſchon von 4 2. an 125 gr 65 8 5 250 Fr 1.30 J. Würthwein Lebens mittel Kaffeeröſterei f „Für die 8 blen 3„ Ginmachzeii] dn u Popp empfehle: 2—3 Zimmer⸗ Einmachgewürz Wohnung zu verkaufen Dr. Oetkers Eiomachehülſe d eee ite e 57. Brief 7 Pfg. zu vermieten.— Gelatine weiß u. rot Beutel m. 6 Blatt 15 Pfg. Opekta, trocken Pahet 22 u. 43 Pfg. Opekta flüſſig Flaſche 86 u. 1 53 Einmachzucker zu billigſten Tagespreiſen Kandiszucker, weiß ½ kg 66 Pfg. Kandiszucker, braun ½ Kg 64 Pfg. Anſetzbranntwein 32 0% iterflaſche 2.— o. Gl. eee 40% iterflaſche 2 50 o. Gl. Auskunft Zähringerſtr. 83. 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