eben eren ere hee re een rn Nr. 158(2. Blatt). Neckar Bote 10 Donnerstag, 9. Juli 1936 Alkoholmißbrauch und Führerflucht Unter dieſer Ueberſchrift finden wir in dem amtlichen Bekanntmachungsorgan des Reichsjuſtiz⸗ miniſters als amtliche Warnung Ausführungen, denen wir Folgendes entnehmen: Die Fälle, in denen Alkoholmißbrauch nachweisbar die Urſache von meiſt ſehr ſchweren Verkehrsunfällen iſt, ſind leider nur zu häufig, und die Fälle der Führerflucht haben in letzter Zeit erheblich zugenommmen. Wer in einem Zuſtande der Alkoholbeeinfluſ⸗ ſung ein Kraftfahrzeug führt, der gefährdet den Verkehr ſtets auf das allerſchwerſte. Wo Höchſtleiſtungen der menſch⸗ lichen Sinne verlangt werden, können ſie nur von einem klaren und ruhig arbeitenden Gehirn, nur von völlig auf⸗ nahmebere! en, nicht ermüdeten und im Bruchteil von Sekun⸗ den reagierenden Sinnesorganen geleiſtet werden. Daß Alko⸗ holbeeinfluſſung das Gegenteil bewirkt, das Blut erhitzt, die Vorſicht vergeſſen läßt und notwendige Hemmungen beſeitigt und auf der anderen Seite plötzliche Erſchlaffung, ſchnelle Ermüdung, langſames Reagieren auf die Gefahr und auch kürzere oder längere Bewußtſeinsſtörungen bekannt. Zahlloſe Beiſpiele für die verheerende Wirkung des Alkoholgenuſſes auf die Fahrſicherheit laſſen ſich aus der Praxis anführen. Typiſch ſind die Fälle, in denen durch den Alkoholgenuß Hemmungsloſigkeit eintritt, ein Gefühl der Sicherheit und beſonderen Kraft vorgetäuſcht und die Luſt am Dahinraſen und an kühner, vermeintlich ſicher be⸗ herrſchten Fahrweiſe, etwa durch haarſcharfes Ueberholen, Erzwingung der Vorfahrt oder Beibehaltung hoher Geſchwin⸗ digkeiten in Kurven, entfeſſelt wird. Allen in der Praxis vorkommenden typiſchen Beiſpielen iſt eines gemeinſam: Sie zeigen eine völlig ſinnloſe, durch keinerlei äußere Umſtände beeinflußte Fahrweiſe der beteiligten N ee Dabei beweiſen dieſe Fälle eindeutig die im übrigen auch durch wiſſenſchaftliche Verſuche einwandfrei belegte Tatſache, daß auch ſchon ſehr ge⸗ ringe Mengen Alkohol! die menſchlichen Sinnesfunk⸗ tionen im ungünſtigen Sinne ſo beeinfluſſen, daß die not⸗ wendige Sicherheit im Fahren eines Kraftfahrzeuges erheblich beeinträchtigt wird. Wer ſich in dieſem Zuſtand, wenn auch nur leicht angetrunken oder angeheitert, an das Steuer ſetzt, handelt unter Amſtänden ebenſoſkrupellos wie der, der mit einem Wagen fährt, von dem er weiß, daß in jedem Augenblick die Steuerſäule brechen oder ein Rad ſich löſen kann, oder der weiß, daß die Bremſen ſeines Wagens ohne jede Bremswirkung ſind. Verteidigungen wie die, man ſei doch nicht betrunken geweſen, höchſtens ein bißchen angetrunken oder angeheitert, man habe doch aber noch genau gewußt, was man tat, beweiſen gewöhnlich nur, daß der Betreffende nicht zu unterſcheiden weiß zwiſchen dem, was er ſich erlauben darf, wenn er nicht fährt, und dem, was er ſich erlauben darf, wenn er ein Kraftfahrzeug führt. Es kommt nur allzu häufig vor, daß ein Kraftfahrzeugführer trotz einer gewiſſen äußeren Beherrſchung nach dem Ergebnis der ärztlichen Unter⸗ ſuchung unter die Diagnoſe„leicht unter Alkoholwirkung ſtehend! fällt und dann natürlich auch als zur ſicheren Füh⸗ rung ſeines Kraftfahrzeuges ungeeignet erklärt wird. Auch dieſer Kraftfahrzeugführer hat fahrläſſig gehandelt, weil er vergeſſen hat, an ſich ſelbſt den viel ſtrengeren Maßſtab anzulegen, den ein Kraftfahrzeugführer in der Frage des Alkoholgenuſſes ohne weiteres anlegen muß. Die Strafen ſind hart für den, der infolge von Alkoholbeeinfluſſung einen Unfall verurſacht hat. Gefängnis⸗ ſtrafen bei fahrläſſiger Tötung werden verhängt, und auch da, wo lediglich Sachſchaden verurſacht worden iſt, wird eine weſentliche Verſchärfung der Strafe eintreten. Und das mit Recht! Der Richter handelt im Einklang mit der Volksanſchauung, wenn er den Alkohol⸗ mißbrauch des Kraftfahrers und die unabſehbaren Folgen eines derartigen Verhaltens mik ſchweren Strafen ſühnt. Führerflucht. Es ſollte erwartet werden, daß jeder anſtändige Kraft⸗ fahrer nach einem von ihm verurſachten oder mitverurſach⸗ ten Unfall ſtets zu ſeiner Tat ſteht, ſich reſtlos zur Aufklä⸗ rung des Anfalls zur Verfügung ſtellt und ſofort alles tut, um den angerichteten Schaden möglichſt wieder gutzumachen. Man kann dem, der ſich nach dem Unfall wirklich ehrlich be⸗ mühen will, alles zu kun, um als anſtändiger und aufrechter Menſch zu gelten, nur raten, auf jeden Fall mit ſeinem Fahr⸗ zeug am Anfallort zu bleiben und ſelbſt ſofort für Hilfe und für die Herbeiziehung der Polizei zu ſorgen. Eine Verurteilung wegen Führerflucht wird von dem geſunden Volksempfinden als eine entehrende, die Achtung vor der Perſönlichkeit des Verurteilten ſtark ſchmälernde Strafe angeſehen. Denn wer Führerflucht begeht, handelt feige und charakterlos. Ein Zeichen von beſonders niedriger Ge⸗ ſinnung iſt die Fübrerflucht nech einem Anfall, bei dem Perſonen verletzt worden ſind. Wer es da über ſich bringen kann, den Venletzten liegenzulaſſen, und ſich mit dem Gedan⸗ den abfindet, daß durch ſeine Flucht unter Umſtänden die noch mögliche Hilfe zu ſpät gekommen iſt, der verdient die ſchärfſte Verurteilung. herbeiführt, iſt Führerflucht gelingt nur in den ſeltenſten Fällen. Der Fahrer muß ſtets gewärtig ſein, daß irgend jemand die Nummer ſeines Fahrzeuges erkannt und aufge⸗ ſchrieben hat. Es iſt eine erfreuliche, immer wieder in der Praxis feſtzuſtellende Tatſache, daß ſich gegen die Gemein⸗ heit der Führerflucht alle verbinden, die den Anfall erlebt haben! Ehrliche Empörung läßt in ſolchen Fällen andere Fahrzeugführer ihre eigenen Ziele und Wege vergeſſen und veranlaßt ſie, hinter dem Fliehenden herzujagen, um die Nummer des Fahrzeuges feſtzuſtellen oder den Flie⸗ henden, oft unter Außerachtlaſſung eigener Gefahr, durch Verſperren des Fahrdamms mit dem eigenen Fahrzeug zu ſtellen. a Wer mit dem Hinweis Glück zu haben glaubt, er habe gedacht, daß er nach einem Unfall, bei dem lediglich Sachſchaden entſtanden ſei, nicht anzuhalten brauche, irrt ſich. Auch er hat einen Unfall verurſacht, auch er hat Füh⸗ rerflucht nach dem Geſetz und auch nach dem geſunden Volksempfinden begangen. Schließlich ſei noch darauf hingewieſen, daß die häufigſte und billigſte Verteidigung des nach einem Unfall geflüchteten Kraftfahrzeugführers, er habe von dem Anfall nichts be⸗ merkt, am wenigſten Gehör findet. Durch zahlloſe praktiſche Verſuche iſt feſtgeſtellt worden, daß zumeiſt auch der geringſte Anſtoß an den Wagenaufbau eines Kraftfahrzeuges im In⸗ nern des Wagens deutlich wahrzunehmen iſt. Nach alledem hüte ſich jeder, Führerflucht zu begehen. Möge ſich jeder ſtets vor Augen halten, daß ſich derjenige, der Führerflucht begeht, moraliſch felbſt richtet! Aus dem Gerichtsſaal Der Mainzer Giftmordprozeß Tante Thereſe klagt an.— Die Briefe aus dem Gefängnis. Mainz, 8. Juli. Von beſonderem Intereſſe iſt die Ausſage der Mainzer Kartenlegerin Thereſe Schneider, mit der Frau Vog⸗ ler eng befreundet war. Dieſe Ausſage iſt eine ſchwere An⸗ klage gegen Frau Vogler. Die Zeugin gibt zu, im Auftrage er Angeklagten unter Anrufung der Heiligen Dreieinigkeit Salz geſtreut zu haben, damit der alte Vogler Herzkrämpfe bekomme. Ausführlich ſchildert dann die Zeugin, daß ſie den Stiefſohn Georg Vogler habe totbeten ſollen. Dann aber kommt die entſcheidende Anklage. Am Tage nach der Hausſuchung habe Frau Vogler der Zeugin geſtanden, ſie habe ihrem Manne und ihrem Skief⸗ ſohn Rattengift aus einer Tube, die ſie von Seitz bekommen habe, auf das Brot geſchmiert. Später ſoll die Angeklagte große Angſt vor den Ausgrabungen geäußert haben. Noch kennzeichnender iſt ein Ausſpruch, den die Zeugin Schneider wiedergibl und den Frau Vogler nach der Verheiratung ihres Geliebten Holzhauer gelan habe:„Warum jetzt alles?“ Auch von Flaſchen und einem Päckchen berichtet die Zeugin, die ſie im Auftrage der Angeklagten in den Rhein hätte werfen ſollen. Auf Vorhalt des Verteidigers muß die Zeugin Schneider jedoch zugeben, daß ſie in der erſten Ver⸗ nehmung unter Eid dieſe Dinge verſchwiegen habe. Das Gericht ſieht zunächſt von einer neuen Vereidigung ab. Nun tritt eine Beamtin des Mainzer Landgerichtsge⸗ fängniſſes vor das Schwurgericht, die die bisher wichtigſte Ausſage in dieſem Prozeß machte. Sie kam als Hilfsaufſeherin mit Frau Vogler zuſammen, gewann deren Vertrauen und wurde dann von ihrer vorgeſetzten Behörde beauftragt, auf die verſchiedenen Anliegen der Angeklagten einzugehen, um ſo ein Geſtändnis zu erreichen. Frau Vogler ſchrieb einen Brief, den die Zeugin aus dem Gefändnis ſchmuggeln ſollte. Dieſem Brief folgte ein zweiter und ſchließlich ein dritter. Alle drei Briefe werden verleſen. Sie B le diesmal an Schwere der Belaſtung, aber auch an Deutlichkeit bei weitem die 49 Briefe des Vortages. In einem dieſer Briefe bittet die Angeklagte Gott um Beiſtand zu ihren Mordtaten. In einem zweiten Schreiben ver⸗ langt ſie das Beten von drei Vaterunſern für den Tod ihres Stiefſohns. Der Vorſitzende bezeichnet dies als eine unge⸗ heuerliche Gottesläſterung. Ein paar Stellen aus diefen Briefen ſollen wiedergegeben werden, da ſie ſchlaglichtartig die Schuld der Angeklagten erhellen. Sie ſchreibt:„Hol z⸗ hauer konnte ich kein Gift geben den habe ich zu lieb,“ an anderer Stelle:„Bisher haben ſie noch nichts Beſtimmtes gefunden— nur Verdacht!“, und endlich an Frau Rocker:„Ich will Dich doch ſchonen, deshalb mußt Du mir ein ſtarkes Pulver ſchicken. Dann iſt alles zu Ende; ich kann nicht mehr“. Und dann kam das Geſtändnis ganz klar durch folgende Worte an die Gefängnisbeamtin zum Ausdruck: ö „Meinem Mann habe ich's gegeben und meinem Stief⸗ ſohn Georg. Der iſt dadurch krank geworden. Aber die Erblindung kam erſt durch die Spritzen!“ Obwohl fünf ehemalige Mitgefangene der Frau 2 61. die Angaben der Beamtin beſtätigen und über weitere Geſtändniſſe der Frau Vogler unter Eid berichten, erklärte die Angeklagte angeſichts dieſer niederſchmetternden Belaſtungen:„Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich hab⸗ niemand vergiftet.“ Ehrung Max Schmelings. 1 Die Carl⸗Schurz⸗Ver⸗ einigung empfing in Berlin Max Schme⸗ ling. Von links: Der amerikaniſche Bot⸗ ſchaftsrat Mayer; Max Schmeling; die Gattin des amerikaniſchen Bot⸗ ſchafters Dodd, Dr. Draeger, der Vizepräſi⸗ dent der Vereinigung Carl Schurz, und Frau Paul in Vertretung der Reichsfrauen⸗ führerin. Weltbild(M). Sehr aufſchlußreich ſind auch die Mitteilungen der ehe⸗ maligen Mitgefangenen über die theatraliſ ch en Selbſtmordverſuche der Angeklagten ſowie über ihre mit Aberglauben gemiſchten religiöſen Vorſtellungen und über ihre geſchickt vorgetäuſchten Herzkrämpfe. Einer dieſer Zeuginnen hatte Frau Vogler wörtlich geſtanden: „Ich habe meinen Alten umgebracht“, und ſie gab als Motiv ſexuelle Wünſche hinſichtlich ihres Geliebten Holzhauer an. In der weiteren Verhandlung wurde der Zeuge Hol z⸗ hauer, der der Geliebte der Frau Vogler war, vernom⸗ men. Die Oeffentlichkeit wurde dabei auf Antrag der Vertei⸗ digung ausgeſchloſſen. Der Franziskanerbruderprozeß Der 25. und 26. Fall.— Neue Verurteilungen. Koblenz, 9. Juli. In dem großen Sittlichkeitsprozeß gegen die Franziskanerbrüder ſtanden am Mittwoch zwei Brüder vor der Dritten Großen Strafkammer, die für ſich die traurige Berühmtheit in Anſpruch nehmen können, mit die ſchwerſten Verbrechen auf ſittlichem Gebiet begangen zu haber. Als erſter Angeklagter hatte ſich der Bruder Mat⸗ thias, mit bürgerlichem Namen Gerhard Burke, zu ver⸗ antworten, der 1902 im Bezirk Brandenburg geboren wurde. Er kam durch Vermittlung ſeines Onkels, des Franziskanerbruders Amadeus, nach Waldbreitbach. Auch Bruder Matthias wurde erſt zum Krankenpfleger ausgebil⸗ det und war in verſchiedenen Niederlaſſungen des Mutter⸗ hauſes als ſolcher tätig. Nach einem einjährigen Aufent⸗ halt in Rom kam Bruder Matthias nach Darmſtadt, wo er von dem Bruder Hubertus verdorben wurde. Nach ſeinen erſten Verfehlungen in Darmſtadt kam Bruder Mat⸗ thias nach Waldniel, wo er Leiter der Kongregation für ſchwachſinnige Kinder war. Dort hat er ſich an einem Zögling unter 14 Jahren vergriffen. Der Angeklagte, der im großen und ganzen die Beſchuldigungen zugab, i zu zwei Jahren und ſechs Monaten Zuchthaus ver⸗ urteilt. Der zweite Angeklagte— der 26. Fall in dem Rieſen⸗ prozeß überhaupt— war der 35jährige Bruder Rode⸗ rich, mit bürgerlichem Namen Hermann Lesmeiſter aus Oberhauſen. Er hat 1934 in Waldbreitbach die ewigen Gelübde ab⸗ gelegt, war im Kloſter in der Küche beſchäftigt und hatte 20 Zöglinge als Kartoffelſchäler zu beaufſichtigen. Mit einigen dieſer Zöglinge, die zwiſchen 15 und 19 Jahre alt wa⸗ ren, hat ſich der Angeklagte in unglaublicher Weiſe vergan⸗ gen. Als Sachverſtändiger bekundet Oberarzt Dr. Otten, daß der Angeklagte zwar geiſtig minderbegabt, jedoch für ſeine Straftaten voll verantwortlich ſei. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. Als dritter Angeklagter wurde am Mittwoch noch der 29 Jahre alter Bruder Redemptus zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Bruder Redemptus war geſtändig, mit vier Ordensbrüdern widernatürliche Unzucht getrieben zu haben. Auf Grund ſeines reumütigen Geſtändniſſes wurden ihm mildernde Umſtände zugebilligt. Das Anglück der; Leibſtandartenkapelle Gerichtsverhandlung an Ork und Skelle. Burg bei Magdeburg, 8. Juli. In Reeſen an der Straße Burg⸗Genthin verhandelte am Mittwoch die Mag⸗ deburger Große Strafkammer gegen den Kraftwagenfüh⸗ rer Richard Weber aus Pivitzheide bei Detmold, um die Schuld an dem Unglück zu klären, das die Kapelle der SS⸗Leibſtandarte betroffen hat. Wie erinnerlich, begegnete dem Omnibus der Kapelle, die nach Berlin zurückfuhr, an der genannten Stelle ein Laſtzug. Dieſer geriet nach den bisherigen Angaben auf der ſchlüpfrigen Straße ins Schleudern. Der Fahrer verlor die Herrſchaft über den Wagen und fuhr gegen einen Baum. Davei rutſchte der Anhänger ſo unglücklich über die Straße, daß er die Seitenwand des zweiten Wagens der SS⸗Leibſtandarte aufriß. Das Unglück forderte vier 1 5 ſechs Schwerverletzte und drei Leichtver⸗ etzte. Der Angeklagte Richard Weber iſt 28 Jahre alt. Er erklärte in der Verhandlung, er könne ſich in keiner Weiſe vorſtellen, wie es dazu gekommen ſei. Er habe alles getan, um korrekt zu fahren und habe ſich auf der rechten Seite gehalten. Er habe auch früher nicht bemerkt, daß der An⸗ hänger ſchleuderte oder ſeitwärts drückte Im Anſchluß daran wurde zunächſt als erſter Zeuge der Fuhrunternehmer Lobeck, der Arbeitgeber des Ange⸗ klagten, vernommen der dem Angeklagten das denkbar beſte Zeugnis ausſtellte. Der Zeuge Totemeier, der mit Weber zuſammen den Laſtzug führte, gab an, daß der geſamte Laſtzug, Motorwagen und Anhänger, erſt ſechs Wochen vorher in einer Werkſtätte einer Generalüberholung unter⸗ zogen worden ſei. Bei naſſem Wetter habe allerdings nur gelegentlich der Anhänger etwas geſchleudert, aber nur wenn der Laſtzug leer geweſen ſei. Die Große Strafkammer begab ſich dann mit dem An⸗ geklagten und den Zeugen an die Stelle des Un⸗ 2 0 die im Walde zwiſchen Reeſen und Hohenſeeben iegt. Die Beſichtigung und die möglichft getreue Wieder⸗ herſtellung der Lage bei dem Unglück nahm mehrere Stunden in Anſpruch. An Ort und Stelle wurde eine Reihe von. vernommen, ſo vor allem einer der wichtigſten Zeugen, ein Dr. Maeſſe aus Genthin, der an dem Unglückstag mit ſeiner Frau zuſammen mit ſeinem Wagen unmittelbar hinter dem Detmolder Laſtzug gefah⸗ ren war. f Dr. Maeſſe erklärte, ebenſo wie ſeine Frau, daß der Anhänger des Laſtzuges ſehr ſtark geſchleudert habe und zwar ſo ſehr, daß er ſelbſt nicht gewagt habe, den Laſtzug zu überholen. Ueber die Einzelheiten des Zuſammenſtoßes konnte der Zeuge aber keine Angaben machen. Von den weiteren Zeugenausſagen am Tatort iſt vor allem die des Fahrers des SS Autobuſſes von Bebelltung. Er hat den Laſtzug ebenfaus ſchon vöther röm⸗ men ſehen, erklärt aber, daß der Laſtzug ſehr korrekt gefahren ſei und daß er gegen die Fahrweiſe des An⸗ geklagten nicht das geringſte einzuwenden habe. Der angeklagte Kraftwagenführer Richard Weber wurde von der Großen Strafkammer zu insgeſamt einem Jahr Gefängnis verurteilt. 5 N f Das Reichsſporifeld Die Stätte der Olympiſchen Spiele. Man ſoll mit Superlativen ſparſam ſein. Wenn man aber vom Reichsſportfeld als der Stätte der Olympiſchen Spiele ſpricht, dann ſind Superlative durchaus am Platze. Was hier in kürzeſter Zeit geſchaffen wurde, iſt großartig. Ueberwältigend großartig iſt die Anlage und Planung, großartig iſt auch die Durchführung. Die Berliner haben gar nicht gewußt, was dort eigentlich geſchaffen wurde; denn bisher war der Zutritt zu den Bauſtätten ſtreng verboten. Die eigentliche Ueber⸗ raſchung ſollte auch erſt zu Beginn der Olympiſchen Spiele ſelbſt erfolgen. Nun aber ergab ſich, daß tatſäch⸗ lich nur ein geringer Bruchteil der Berliner Gelegenheit hat, die Olympiſchen Spiele ſelbſt zu beſuchen, weil ein großer Teil der Karten ſchon lange vor dem öffentlichen Verkauf vergriffen war und unſere ausländiſchen Gäſte zuerſt berückſichtigt werden mußten. Wie verlautet, iſt deshalb von hoher Stelle entſchieden worden, daß die Kampfſtätten zur Beſichtigung geöffnet werden ſollen, und von dieſer Beſichtigungsmöglichkeit machen an dieſen Tagen zahlreiche Berliner Gebrauch, und alle Beſucher ſind geradezu begeiſtert von der Schönheit und Größe dieſer Anlage. Zuerſt einige Zahlen, die die Größe und das Faſ⸗ ſungsvermögen der einzelnen Kampfſtätten verdeutlichen. Das Tennisſtadion faßt 10 000 Zuſchauer. Auf dem Reiterplatz können 12000 Zuſchauer untergebracht wer⸗ den. Das Schwimmſtadion faßt 18 000 Zuſchauer, das Hockeyſtadion 20 000, ebenſoviel Zuſchauer faßt auch die Dietrich⸗Eckart⸗Freilichtbühne. Von ganz großem Aus⸗ maß iſt dann die Deutſche Kampfbahn, die für 100 000 Zuſchauer Platz bietet, während das frühere Stadion nur für 40 000 Zuſchauer Platz bot. Auf dem Maifeld im großen Aufmarſchgelände iſt Platz für mehr als 400 000 Teilnehmer. Im Laufe einer Stunde können durch die Stadtbahn 56 000 Perſonen zu den Kampfſtätten befördert werden. Von Pichelsberge her befördert die Reichsbahn ebenfalls in einer Stunde 38 000 Perſonen. Die U⸗Bahn kann 25 000 Perſonen heeranſchaffen, dazu kommen noch 8000 Perſonen durch die Straßenbahn und der Reſt durch Omnibuſſe und Autos. Im ganzen können alſo im Ver⸗ laufe von nur einer Stunde zu dieſen Kampfſtätten rund 115000 Perſonen heranbefördert werden. Das iſt eine organiſatoriſche Leiſtung, die allen Anſprüchen genü⸗ gen wird. 5 Was dieſes Reichsſportfeld vor allen anderen aus⸗ zeichnet, das iſt die fabelhaft günſtige Lage. Unmittel⸗ bar am Stadtrand auf freier Höhe war hier noch ein Gelände vorhanden, das gerade vorbildlich für die Zwecke des Sports erſchien. Infolgedeſſen hat der Deutſche Rennverein auch ſchon früh den Entſchluß gefaßt, hier den Platz ſeiner Rennbahn ſpäterhin freizugeben für eine großzügig ausgeſtaltete Sportſtätte. Großartig iſt ſchon die Einmarſchſtraße, die ſich von der Deutſchen Kampf⸗ bahn bis zur Reichsſtraße hinzieht. Es gibt wenig, das ſtädtebaulich dem an die Seite geſtellt werden könnte. Zwiſchen dem Preußenturm und dem Bayernturm am Haupteingang hängt, weithin ſichtbar, das Zeichen der fünf olympiſchen Ringe, und dann öffnet ſich der Blick gleich für die Hauptkampfſtätte, die Deutſche Kampfbahn. Alle Linien ſind ſchlicht und groß, alles iſt zweckmäßig. Auf falſchen Pomp und kitſchige Ornamente wurde ver⸗ zichtet, und der Hauptwert wurde auf Größe der Ge⸗ ſtaltung gelegt. Hier ſteht, aus heimiſchem Stein ge⸗ ſchaffen, mitten in der märkiſchen Landſchaft. eine Kampf⸗ Dahn, die ſich wirklich ſehen läſſen kann, die ſowohl vom —— Zu Hersfeld im Kloſter 1200 Jahre deutſche Geſchichte ſpiegeln ſich in der Chronik einer Kleinſtadt. Das Städtchen Bad Hersfeld ſteht in dieſem Sommer im Zeichen ſeines Iakgrigen Beſtehens. Das Jubiläum bringt während des ganzen Som⸗ mers eine Fülle von feſtlichen Veranſtaltungen, Feſt⸗ aufführungen und Konzerten in der neuen Kultur⸗ halle und in der Stiftsruine, Ausſtellungen und an⸗ deres mehr. NR DV. Da, wo die Eiſenbahn Berlin— Frankfurt zwi⸗ 900 Gebirgshängen den Schleifen der Fulda folgt, umfaltet ie grüne Flußaue Bad Hersfeld. Natürlicher Heilſchatz und zwölf Jahrhunderte heſſiſcher Heimatgeſchichte, die mit be⸗ deutſamen Zügen geſamtdeutſche Entwicklung widerſpiegeln, ſind in Hersfeld miteinander verſchmolzen. 2 haben ſich in ſeinen Gaſſen nicht viele Zeugen einſtigen Rufes und Ruhmes erhalten; mit dem aber, was blieb, wirft der Glanz der Frühzeit einen ſtarken, eindrucksvollen Schatten. Wie zwei Sinnbilder des geiſtlich⸗weltlichen Ringens um Güter und Seelen erſcheinen die immer noch gewaltig empor⸗ ſtrebenden Ueberreſte der frühmittelalterlichen Stifts⸗ kirche und aus näherer Zeitenwende die Renaiſſancegiebel des Rathauſes. Die größte romaniſche Kir⸗ chenruine Deutſchlands, aus deren Turm einmal im Jahre zu volkstümlichem Brauche die älteſte deutſche Kirchen⸗ glocke, die Lullusglocke, erſchallt, weiſt auf Hersfelds erſte Jahrhunderte zurück, als die Abtei der Bonifaziuszeit gebietende Macht und mit dem geiſtlichen auch geiſtiges Stre⸗ ben entfaltete. Schüler des angelſächſiſchen„Apoſtels der Deutſchen“ und beſonders der Heſſen, der hier, hinter ſich das Frankenreich, Bekehrung und Bekenntnis vortrieb und be⸗ feſtigte, haben zum Großſtift Hersfeld den Grund gelegt: 736 mit erſter Niederlaſſung der Bayer Sturm und dann der Brite Lul, Nachfolger des Bonifaz in ſeinen Würden. Auch eine germaniſche Siedlung wird an gleicher Stelle ver⸗ mutet. An der Kirche haben zwei Jahrhunderte bis zu ihrer endgültigen Geſtaltung und dem Guß der Lullusglocke(um 1040) gebaut. Verſchwunden ſind die Säulenpracht und das ganze innere Gehäuſe vieler andächtiger Geſchlechter; doch glorreich erhebt ſich über der Zertrümmerung der gerettete Triumphbogen, in das flimmernde Blau oder den dunklen Wolkenzug des Himmels ſeine reingeſchwungene, feſte Linie prägend“(Ricarda Huch). In der Tat, im Banne dieſer gewaltigen Schwingung und erhabenen Ueberſchneidung ahnt man den begeiſterten Hoch⸗ und Spannungsdrang jener Zeit und ſeiner erleſenen Hegſtätte. Nicht nur geſchrieben wurde dort Geſchichte von eifrigen Mönchen, ſondern auch erlebt; i doch Hersfelder Aebte über 700 weitverſtreute Städte und Flecken von Mainz bis Erfurt und Eiſenach, und Urkunden des Stiftes haben manchem Ort auf die Spu⸗ en der eigenen Frühgeſchichte geholfen. Srandpunkt des Sports als auch dem des Zuſchauers und auch vom künſtleriſchen Standpunkt allen Anſprüchen genügen kann. Vom Oſttor geht der Blick hinüber zum großen Marathontor, durch das bei Beginn der Olym⸗ piſchen Spiele der Einmarſch der olympiſchen Kämpfer erfolgt. Weiter ſchweift der Blick dann geradeaus auf das Aufmarſchgelände mit ſeinem rieſenhaften Ausmaß, auf das große Rednerpodium und auf den Glockenturm am Weſttor, der ſich hinter dem Rednerpodium befindet. In dieſem Glockenturm hoch oben hat nun die olympiſche Glocke ihren Platz gefunden, die zu Beginn der Olym⸗ piſchen Spiele die Jugend der Welt rufen wird. Das Auf⸗ marſchgelände wird bei den jetzigen Kampfſpielen gleich⸗ zeitig als Polofeld Verwendung finden können. Hinter dem Aufmarſchgelände wartet eine beſondere Ueberraſchung: die Dietrich⸗Eckart⸗Freilichtbühne. Von allen Freilichtbühnen ähnlicher Art iſt hier ein Glanzſtück geſchaffen worden, das ſo leicht nicht übertroffen werden kann. Obwohl dieſe Bühne für 20 000 Zuſchauer Raum bietet, wirkt ſie nicht durch ein Uebermaß, ſondern es iſt bei dieſer Größe nicht vergeſſen worden, daß es ſich hier gewiſſermaßen um einen Bühnenraum handelt. Immer⸗ hin werden die Aufführungen auf dieſer Bühne einen eigenen Regieſtil verlangen, und man kann mit Intereſſe den hier gebotenen Löſungen entgegenſehen. Auch das Schwimmſtadion iſt einzig in ſeiner Art. Die zahlreichen Freunde des Schwimmſports haben hier eine Stätte erhalten, die nur zu geeignet iſt, dieſem ſchönen Sport auch noch weitere Freunde zu erwerben. Zur Zeit iſt man, da gerade für dieſen Sport beſonders viel Karten verlangt worden ſind, damit beſchäftigt, noch nach Norden zu eine Reſervetribüne zu bauen, die aber nach den Olympiſchen Spielen wieder beſeitigt werden ſoll, ſo daß dann der Blick freigegeben wird. Der Ausblick auf die Stadt iſt überhaupt mit das Schönſte, was das Reichsſportfeld bietet. Im Rahmen dieſer Sportanlagen ſtellt dann das Haus des deutſchen Sports, in dem die Reichsſportführung ihr Lager aufge⸗ ſchlagen hat, den Abſchluß dar. Auch hier dieſelben großen und ſchlichten Linien, die ein Ausdruck dieſer Zeit ſind. Jetzt wird vollendet, was der Reichspräſident und Ge⸗ neralfeldmarſchall von Hindenburg im Jahre 1925 be⸗ gonnen hatte. Eine Marmortafel zeigt die Stelle, an der in dieſem Jahre der Grundſtein zu dem Haus des deut⸗ ſchen Sports gelegt wurde. Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß es unſeres Wiſſens in der ganzen Welt nichts Aehnliches gibt. Berlin iſt um eine große Sehenswürdigkeit reicher, die auch dann immer noch eine große Sehenswürdigkeit bleiben wird, wenn die Olympiſchen Spiele längſt hinter uns liegen. Aber dieſes Reichsſportfeld iſt mehr als nur eine Sehenswürdigkeit. Es iſt gewiſſermaßen der Mittel⸗ punkt des deutſchen Sports überhaupt. An der deutſchen Jugend iſt es, die deutſchen Sporthoffnungen hier zu ver⸗ mirklichen. Ein ſeltſames Gift Im Blute fühlen wir unſer eigenſtes Weſen pulſieren, aber es iſt uns trotzdem rätſelhaft, ja unheimlich wie nichts anderes. Scheinbar haben auch die höheren Wirbel⸗ tiere das gleiche Blut wie der Menſch— aber eben nur ſcheinbar. Blut und Blut iſt überhaupt niemals das⸗ ſelbe. Das zeigt ſich, wenn man die Blutarten verſchiede⸗ ner Tiere oder auch Tierblut und Menſchenblut mitein⸗ ander vergleicht. Bei höheren Tieren beſteht das Blut allerdings immer aus einer Flüſſigkeit, dem Serum, in dem rote und weiße Blutkörperchen ſchwimmen. Aber ſchon die Form und die relative Menge der roten Blut⸗ körperchen iſt recht verſchieden. Der Menſch hat fünf Mil⸗ lionen davon in einem Kubikmillimeter Blut, ein Froſch nur 230 000. Ihre Anzahl iſt im allgemeinen um ſo ge⸗ ringer, je größer das einzelne Blutkörperchen iſt. Nur für die Fiſche trifft das nicht zu. Sie müßten nach der Theorie größere Blutkörper haben als in Wirklichkeit. Den wirbelloſen Tieren fehlen rote Blutkörperchen, ſie müſſen daher den Atmungsſauerſtoff durch chemiſche Beſtandteile des Serums binden. Dieſe quantitativen Unterſchiede in der Blutzuſammenſetzung ſind ſeit langer Zeit bekannt. Es iſt leicht, ſie feſtzuhalten; aber es gibt neben dem, was ſo an der Oberfläche liegt, noch viel ge⸗ heimnisvollere Eigenſchaften des Blutes, auf welche die Wiſſenſchaft erſt nach und nach gekommen iſt. Sie zeigen ſich dann, wenn man das Blut eines Tieres mit dem eines anderen zuſammenbringt. Einer der beſten Kenner tieriſcher Gifte, Pawlowſfki, ſpricht die merkwürdige Tat⸗ ſache, um die es ſich handelt, in dem Satz aus:„Im all⸗ gemeinen kann man annehmen, daß das Blut einer Tier⸗ art für Tiere einer anderen Art giftig iſt.“ Jedes Blut iſt qualitativ anders zuſammengeſetzt. Im Serum ſind ſtets ſpezifiſche Eiweißarten enthalten. Die Eiweißarten verwandter Tiere harmonieren miteinander, andere nicht. Daher kommt es daß dann Blut auf Blut als ein Gift wirkt. Die Gründe dafür können wir des⸗ halb nicht angeben, weil wir über das Eiweiß überhaupt noch viel zuwenig wiſſen. Uhlenhut, der auf dieſem Gebiet Autorität iſt, ſtellte zum Beiſpiel feſt, daß ſich das Blut von Pferd und Eſel, Wolf, Fuchs und Hund, Ziege und Rind verträgt. Die Tiere ſind nahe verwandt. An⸗ dererſeits haben Verſuche gezeigt, daß das Blut von Krö⸗ ten und Salamandern bei Mäuſen und Meerſchweinchen, ja ſogar Krötenblut bei den noch nahe verwandten Frö⸗ ſchen Vergiftungserſcheinungen hervorruft. Natürlich kann Menſchenblut ſich mit Tierblut nicht vertragen. Aus⸗ genommen iſt das Blut des Affen, und zwar ſtehen unter ihnen die Affen der Alten Welt den Menſchen näher als diejenigen Amerikas. Bluttransfuſionen, die man früher— im 18. Jahr⸗ hundert— mit Rinder⸗ und Schafblut vornahm, waren immer gefährlich. Aber auch Menſchenblut kann dem Menſchen zum Gift werden, wenn es zu ſeinem eigenen Blut in die Adern gebracht wird. Man unterſcheidet nach den Eigenſchaften des Serums und der Blutkörperchen bei dem Menſchen vier„Blutgruppen“. Sie ſind ihrem Weſen nach rätſelhaft, aber die Unterſchiede laſſen ſich leicht feſtſtellen. Der Zugehörigkeit zu einer beſtimmten Blut⸗ gruppe iſt erblich. Sie ſcheint durch die Raſſezugehörigkeit bedingt zu ſein, obwohl bisweilen nahe verwandte Raſſen — zum Beiſpiel Germanen und Inder— verſchiedenen Blutgruppen angehören und andererſeits Völker, die ein⸗ ander ſo fern ſtehen wie die Raſſen in Sibirien und die Howas auf Madagaskar, die gleichen Blutgruppenver⸗ hältniſſe aufweiſen. n Das gilt von manchen Fiſchen, wie von dem Aal— dem Flußaal ebenſo wie der Muräne. Ihr Blut enthält ein Gift, das deſſen Entdecker Iſchthyotoxin nannte. Es wirkt nur im friſchen Zuſtand nicht aber, wenn der Fiſch gekocht iſt. Auch das Blut anderer Fiſche iſt giftig, zum Beiſpiel das des Neunauges, des Zitterrochens und der Schleie. Im allgemeinen wird man ja wohl kein friſches Fiſchblut trinken. Aber es iſt doch ein Fall bekannt, in dem ein Mann Aalblut als Medizin im Wein trank und dann unter Vergiftungserſcheinungen erkrankte. Aus Japan kennt man Fälle, wo Fiſcher, die etwas Aalblut in das Auge brachten, Bindehautentzündung bekamen. Es ſind übrigens auch ſchon Vergiftungen mit Ochſenblut vorgekommen in Fällen, in denen es als Heilmittel gegen Blutarmut getrunken wurde. Prof. Dr. H. Wohlbod, München. Aber eben da, wo alljährlich im Herbſt unter dem Ge⸗ läut der alten Glocke und im Scheine wärmender Flammen das fröhliche Lullusfeſt den Namen des Hauptgrün⸗ ders ehrt, entfaltete ſich das Selbſtbewußtſein der Bürger. Das Tuchgewerbe, heute noch heimiſch, gedieh zum Wohl⸗ ſtand. Nun zog die Stadt dem Abt die entfernteren heſ⸗ ſiſchen Landgrafen als Schirmherr vor. Der Weſtfäliſche Friede beſiegelte dieſes Ergebnis langer Kämpfe: neben einer geiſtlichen Trutzfeſte am Waſſer zeugt ein Reſt der Stadt⸗ mauer von wachſamer Bereitſchafl einſtiger Wehrtürme und ihrer Gewappneten. Aber auch geiſtiges Erbe pflanzte ſich fort; einer der letzten Aebte ſtiftete der Stadt das Gym⸗ naſium, ein anderer ließ den mit Acht und Bann bedrohten Luther in ſeiner Stiftskirche predigen. a Altüberlieferter Reichtum äußert ſich zwar in Hersfelds Häuſerfronten nur noch wenig, mag aus ihnen auch der boden⸗ ſtändige heſſiſche Fachwerkbau nicht geſchwunden ſein und jetzt wieder ſtärker freigelegt werden. Doch das Schickſal ſei⸗ ner Stiftskirche, die von den Franzoſen im Siebenjäh⸗ rigen Krieg zuerſt zum Kornſpeicher entwürdigt und dann vor dem Rückzuge ausgebrannt wurde, und anderer deutſcher Die Stiftsruine im 1200jährigen Bad Hersfeld. ktauſend zu drei Vierteln errei Städte ging ein halbes Jahrhundert ſpäter an Hersfeld ſelbſt gnädig vorüber. Als 1806 eine Truppe Napoléons einquar⸗ tiert war, rief ein Unteroffizier durch herausforderndes Ge⸗ baren einen Auflauf hervor und wurde dabei erſchoſſen. Zur Rache kündigte auf Grund kaiſerlichen Befehls ein franzöſiſcher General den Bürgern die Einäſcherung der ganzen Stadt an. Aber der badiſche Oberſtleutnant Lingg, dem die Ausführung übertragen war, hatte den Mut, ſie tatſächlich nur auf fünf alleinſtehende Häuſer zu beſchränken und dann mit ſeinen Leuten im Geſchwindmarſch abzurücken, wobei auch die anbefohlene Plünderung unterblieb. Die Bürgerſchaft erwies ſich ihrem Retter, der ein angebotenes Geldgeſchenk zurückwies, auf würdigere Weiſe dankbar und ſammelte in ſpäterer Friedenszeit, als ſeine Heimat Ueberſchwemmungen heimſuchten, für die geſchädigten Volksgenoſſen. Außer einem Denkmal ehrt einer der beiden Hersfelder Ge⸗ ſundbrunnen, die Bitterſalzquelle, durch ſeinen Namen den deutſchen Offizier, der gegen Deutſche kämpfen mußte, aber in ſchwerſter Entſcheidungsſtunde ſein Blut für ſie ſprechen ließ. Der andere, der Lullusbrunnen, iſt eine eiſen⸗ haltige Glauberſalzquelle. Schon im Mittelalter fanden Hers⸗ ſelds heilſame Waſſer vielen Zuſpruch, und die hiſtoriſche Brunnenallee reicht weit zurück. Nach dem Verfall durch den Dreißigjährigen Krieg iſt ſeit einer Reihe von Jahren neben der Stadt das Bad mit ſeinen Anlagen neu aufge⸗ blüht. In dieſen Wochen wurde eine Kulturhalle eingeweiht, die ſo viel Perſonen faßt, wie die Stadt Jahre zählt, und gaſtlichen Veranſtaltungen den großzügigen Rahmen bietet. Dort, wo als Glied deutſcher Ahnenreihe Guſtav Frey⸗ tags reichstreues„Neſt der Zaunkönige“ vermutet wird und leidenden Volksgenoſſen geholfen werden kann, ſpornt lebendige Ueberlieferung an, im Schutze und Geiſte des erneuerten Reiches die verliehenen Gaben zum allgemeinen Nutzen immer beſſer auszuwerten. Und wenn die Hersfelder Benediktiner die Geſchichtsquellen für ihre Zeit lateiniſch ab⸗ faßten, ſo wurde ebenda der Schuldirektor Duden unentbehrlicher Ratgeber zur ſauberen Rechtſchreibung un⸗ ſerer Mutterſprache. Den Wirtungen der Quellen lind Lage und weitere Um⸗ gebung günſtig. Von einem Gefolge bewaldeter Kämme wird die Badeſtadt umkreiſt, an die Verkehrsverbindungen bequem heranführen. Im Oſten laden die Hersfelder und die ſich anſchließende Friedewalder Forſt zu beſchaulichen Gängen. Sie laſſen auf einſamer Blöße überraſchend noch die Spuren eines Dorfes mit ſeiner verfallenen Kirche auftauchen, das vor Jahrhunderten von den bedrängten Bewohnern verlaſ⸗ ſen werden mußte. Im Rücken dieſer Abgeſchiedenheit blauen die vulkaniſchen Kegel der Rhön, am nächſten der Oechſen dit den Wällen einer urgeſchichtlichen Volksburg über dem Städtchen Vacha, das in dieſem Sommer das erſte Jahr⸗ . 5 cht. Weſtwärts von Hersfeld erſcheinen hinter der turmbekrönten Stellerskuppe die breiteren Wölben des Knülls, der Scheide zwiſchen Fulda und Lahn, den Flüſſen des alten Chattengaues. An ſeinem Schickſals⸗ weg von dem Argrund germaniſcher Stammeswurzel in das Blickfeld deutſcher Geſchichte ragt als eine denkwürdi, 3 tion das awölfpanderlfäbrie i e 3——— a8 si uupuncknvcz usdu zo a)“ anpof 4)„Igo qun“ .„aonv vad dig“ dean de eve„eee ec eue ei“ „iusgeß ophneasquvisnzz deu dea ou nv se qm Jaun unech ue uoleig dit gun obgu uappeaquv ng dneu aufe gqlpgq quvjcphneg an]! gog vg oplungz usg anu ꝙæpmnv 4e iS eim zzued ol npueb zog ucq olli ur using menue nu ei pack! uepog awock use zogß Lapp nd ue oi ecpanl ps“ Ppacklaegtm oeheuurz „usqun ne aezleccpg aego aegnag guvjsnz un ueqnojb oljv os ueuugz digg no S dun ene die dun elne en ae ee au; pe uetphhaaeg uteaelun u 88 zh o nvuohß 6 ꝛ 00 ug! aun zeauselgog iam aeg aequvufeaeqn oi uno! usubobeg Ueqeg un degqupufe en unge gun inq set se use daea oi ol ucsuusgae agu quvulezu uud gun semjg sous il gg elende aun zdgnag on go felhabegage dung usb ⸗unnpcpluz ueuebie aufe vd qu segel, uigjadg ogg ⸗uv ad nige ige düse de ſehgnckegz und zplu a1 aue eee eue ang gnut uspohzeguvusesno nur dach ee eue eee ue ene dee dule glem sog Fpogbiaggebusumolng suunlueiut „D eb ijusegzusg nd oijnpz dig uv jpuue ol augo eee ee eie önegoaeg ein eig epi sehv 31 F -ab Jiu ee enen beer uzebgack aeguig uousble dag! bi uus fel ne qn vf gbejlck usgehurg genes oscpeich aud juspputl nd uecpſ ue dpescpveß seln gun 3915 a unoa ugeguig usa sno usollor jnſasaun szqpiu plob Lanz ga uspoq ufeligncegsbunzzoauuvgogz spa gufp udujeeuse wege ui aa uobiqgeack ne nezbius⸗ 100 inv iu qa ugegagl janlessnegbiaggebuswmumolng sog quam ei ueaing uenegbiene aufe uequig uog 423 ⸗un en gun meine enz due e en eee dgui dag! ee ene eee ee“ eee ne dupa oleseuuzz oi de eenhaea„ene dense un une og une olg um usenet eusgenleg uesennog, sn anu spplusge au]; „SRI ui ene ed uus gegungz ue va se Jg zupeeb ⸗Jegapgß A eee decem bug dusche nv sog TUesezavgz nu agel hr: auieg ogel pe gechhnec ꝙpeu zctnvqteqh eneg uueg se iquß“„ oibol„Kejpictz useſnpag“ ene ce eee„egen en eecne ei“ „es uqu pine ue ehe eise; usuci jeg eis usguvbg g guvjsnzz un uscphznec eig 4e;“ „ue nd gung sejavzzlada gun seuesp ea use ggghlno guvf sine uied ud umz bo 4 gv moch oge b ibunngd ⸗ ang modus zvunech eig eg Hunuulegz zog jlioch uleuse Cuejoqiea ꝓnagpozc) uod icpiach ung ushoc uduuvg ſeguebuvbaeg leg uss ⸗zolpc uszung guel eig gaegz up gulf enlpag ene usbund zun usgoab 4da qupzicphnec geit Ireen uecplo ⸗oqp gpu pou uvm jpg egupcpc dig eq usqog zaelleqes punch a0 u secpubun uscphianeur u bon se“ 1 zd n nee Hane ae e n ne eee e be uda uscpapzcc seufeig use di usa gpcpleb sey sog si env sog eig usjuugz ei u egen icin Sun use die aueh spa ueugg i eigpee munzogz“ ede uo de ec nvavg Geib a0; „chu ue uezleg ug 8 Uu r: uollobaea Jcpiu obo euel uu cp usgog udaomleqinvaeg secphhaensgebun o sjpuog eig gam Apache uud ud ei sgurf of ushel nd egaesvunec die inv gang usufsem gegeii sjbuteſu usage oog p ee ug ogunzöngs nv geqnavg c une gun cage uso hir ue Anne eue geen ue eig puun sio sjoupbdg ogg uv ob anaſpg ueuſe ci egg“ e ente dee en cee ehe ehe te ahoi eagegpnane gup ihne ou gcu c unaogz“ eech bach gun auvch id gusgge q qq ae ao uecpeaqgefun ug emo 2d „usgullene jpunech dig am] golach ueuse quien ad u lee e une bſuscolusge gquff Icqu se uu 2 Susbofjcpl updeangz usufeſch uebi gig uegoqzeinzgs ulsg sn jnmsbunggiſaog us munvogz ue uu bg cpu 21. 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Ja, ja, Schmidt,“ nickte er,„das iſt freilich auch einer von den Echten! Ich will nicht bezweifeln,“ gab er zu,„daß es Tauſende, ungezählte Tauſende von Deutſchen im Ausland gibt, die ein neues freies und ſtolzes Deutſchland erſehnen, aber ihnen ſtehen andere gegenüber, die alles, was deutſch iſt und deutſch fühlt, zugrunde richten möchten. Und dieſe ſind es, die mir oft die Frage aufgedrängt haben, ob deutſch denn wirklich keine Blutsangelegenheit, ſondern etwas anderes iſt. eine Farbe zum Beiſpiel, die man nach Belieben aufpin⸗ ſeln oder abkratzen und dann mit einer neuen verſehen kann. Bitte,“ fügte er voll bitterer Ironie hinzu,„wir brau⸗ chen da gar nicht weit zu gehen. Haben Sie noch nicht be⸗ merkt, was für eine— eine gute Deutſche Frau Pereira iſt?“ „„Aber ſie iſt ja gar keine Deutſche, ſie hat mir ſelbſt er⸗ zählt, daß ihre Wiege in Prag geſtanden hat und daß dort heute noch ihre Eltern leben!“ „Richtig, aber hat ſie Ihnen geſagt, daß ſie während ihres langjährigen Aufenthalts in Deutſchland die deutſche Staatsangehörigkeit erworben hat?“ Nein, das wußte Annelieſe allerdings nicht, und ſie war ehrlich überraſcht. „Sehen Sie,“ lächelte Ullrich,„ſie gehört zu denen, die ihre Nationalität wechſeln wie ihr Kleid. Was mag ſie wohl dabei gedacht haben, als ſie Deutſche wurde? Eine Laune nichts weiter. Ihren Freunden gegenüber gibt ſie ſich wie⸗ derum gern als Franzöſin aus.“ „Aber, Herr Carſten, Sie ſind heute nicht gut auf ſie zu e Tragen Sie ihr das Klinkenputzen nicht allzu ſehr nach! Er lächelte, aber es war ein recht gezwungenes Lächeln. „Eines möchte ich Ihnen noch ſagen,“ flüſterte er.„Ganz im Vertrauen.. Frau Pereira iſt Morphiniſtin... nun ſind Ihnen vielleicht ihre Launen verſtändlich...“ g„ Gott!“ murmelte Annelieſe, und ſie fühlte Ent⸗ etzen. 9. Kapitel. Ein Wiederſehen. Schmidt ſtarrte die Frau wie ein Weſen aus einer an⸗ dern Welt an. Er zitterte.. glaubte, nicht recht zu ſehen... und ſtellte ſchließlich feſt, daß es doch kein Trug⸗ bild war. Es war wirklich Frau Bayer, die Mitpaſſagierin der „Tenerife,“ die ihn mitten auf dem Rocio angeſprochen hatte. Der Ueberraſchung folgte Freude, der Freude aber tiefe Scham, als ihm bewußt wurde, in welcher Verfaſſung er vor ihr ſtand. Er wurde verwirrt, wechſelte die Farbe, ſenkte den Kopf. Was ſollte er antworten, wenn ſie fragte? Sein Aeuße— res war durch nichts zu entſchuldigen! f Nicht Not, nein, Leichtſinn hatte ihn ſo herunterkommen A Aber Frau Bayer fragte nicht. „Herr Schmidt,“ ſagte ſie nur,„mir ſcheint, wir ſind uns gerade zur richtigen Zeit begegnet. Sie haben Pech ge⸗ habt und ich leide an Langeweile. Ich denke, das Beſte iſt, wir helfen uns gegenſeitig aus der Patſche, was?“ Sie war eine herrliche Frau. Sie löſte ſeine Pfandſcheine aus, ſchickte ihn zu einem Friſör, opferte vierhundert Es⸗ cudos für einen grauen Anzug, ſiebzig für ein paar Schuhe, dreißig für einen Hut und bat—— ja, wohl, bat ihn, mit ihr zum Mittageſſen zu gehen. Dabei berichtete ſie, was ſie in der Zwiſchenzeit getrie⸗ ben hatte. Sie war mit der„Tenerife“ bis zu den Kana⸗ riſchen Inſeln gefahren, hatte aber dann das Bedürfnis empfunden, ihren Aufenthalt im Süden etwas zu verlän⸗ gern. So war ſie auf das Feſtland zurückgekehrt, hatte ſich Madrid angeſehen, kam dann auf den Einfall, Liſſabon näher kennenzulernen und war nun empört, als einzelne Dame keine Möglichkeit zu beſitzen, irgendwohin zu gehen. „Was iſt das hier für ein ſonderbares Land!“ ſchalt ſie „Männer ſitzen in den Kaffeehäuſern... Männer machen ſich in allen Reſtaurants breit.. Männer bevölkern in der Hauptſache die Kinos... Männer, Männer, nichts als Männer! Haben denn die Frauen hier gar nichts zu beſtel⸗ len, zum Donnerwetter?“ Sie war luſtig und begleitete ihre Worte mit draſtiſchen Geſten.„Gehe ich irgendwo al⸗ lein hin, ſtärrt man mich an, als käme ich direkt aus dem Zoo. Aber es iſt mir auch ſchon paſſiert, daß man mich überhaupt nicht hineingelaſſen hat. wahrhaftig, es war höchſte Zeit, Ihnen zu begegnen, ſonſt hätte ich wahrſchein⸗ lich ſchon morgen meine Koffer gepackt, um wieder nach Hauſe zu fahren.“ Nach Hauſe, dachte Robert, wie ſchön das klingt nach Hauſe! Aber er ſprach nicht aus, was ihn bewegte. Er lächelte, ſo gut es ſich eben machen ließ. Frau Bayers Güte be⸗ drückte ihn. Sie kannte ihn doch ſchließlich nicht näher! Die paar Tage auf der„Tenerife“ waren beinahe ſchon ver⸗ geſſen.. jedenfalls Agen für ihn die Stunden, die er an Bord des Frachters verbracht hatte, wie in weiter, wei⸗ ter Ferne. Es war zuviel geweſen, was über ihn ſo Schlag auf Schlag hereingebrochen! Er ſehnte ſich danach, Frau Bayer alles zu erzählen— es würde ihn erleichtern, freier machen. Aber ſie umging das heikle Thema, weil ſie ſicher glaubte, es müſſe ihm ſchmerz⸗ lich ſein, über ſich zu ſprechen. Sie plauderte munter drauf los.„So'n bißchen'rumreiſen iſt ja ganz ſchön, aber dann kommt doch der Tag, an dem es einen wieder heimzieht. Und dann—— Weihnachten!“ Das war für Robert zu viel! Er ſtöhnte, und es war an Frau Bayer, verwirrt zu ſein. Natürlich, daß ſie auch gerade davon ſprechen mußte! Es war ihr ſo herausgefahren, ohne daß ſie ſich etwas dabei gedacht hatte. Daß mit Schmidt irgend etwas nicht ſtimmte, ſtand für ſie natürlich vom erſten Augenblick an feſt, aber daß es ihn derber gepackt hatte, als ſie urſprünglich ange⸗ nommen, ahnte ſie erſt jetzt. Selbſtverſtändlich bemühte ſie ſich, augenblicklich von et⸗ was anderem zu ſprechen. Vom Wein, der ſchrecklich' billig ſei— von den„himmliſch⸗ſchönen' Abſätzen, die ſie bisher an allen Frauenſchuhen geſehen habe— von den„wahnſin⸗ nig niedrigen“ Preiſen für Brillanten— es gab ja genug, über das man ſprechen konnte. Unvermutet kam ſie auf die ſonderbare Mitpaſſagierin zu ſprechen, deretwegen er, Schmidt, in Oporto zurückge⸗ blieben war. Schmidt erzählte über ſie, was er wußte, und Frau Bayer war nicht wenig erſtaunt. Aber dann intereſſierte ſie ſchon wieder etwas anderes: ein unterhaltſames Pro⸗ gramm für den bevorſtehenden Abend! „Ich will doch was ſehen,“ meinte ſie.„Liſſabon bei Nacht.. Hach, das muß doch rieſig intereſſant ſein!“ „Gar nicht!“ „Nun hört aber alles auf,“ proteſtierte ſie.„Sie wollen mich nur nicht ausführen! Das iſt nicht nett von Ihnen, Herr Schmidt! Nein, keine Ausflüchte!“— Er war ſatt.. zum erſten Mal wieder ſatt nach vielen Tagen! Er trug einen neuen Anzug, neue Schuhe und der dunkle Hut, der da am Garderobenſtänder hing, gehörte ihm. Er hätte zufrieden ſein können mit dieſer glückhaften Wendung, zumal in der Weſtentaſche die Uhr ſchlu g ſeines Vaters Uhr.. aber er war nicht zufrieden. Er zitterte vor morgen. Und dieſes„Morgen!“ ſtand wie ein Geſpenſt da, grinſend und ſchadenfroh, als wüßte es, daß das Menſchlein da, das ſich wieder einmal ſatt gegeſſen hatte, doch wieder ſeine Beute wurde „Proſit!“ lachte Frau Bayer und hob das Glas.„Auf Ihr Wohl, Herr Schmidt!“ Sie tranken. Schmidt hatte das Empfinden, als drücke ihm eine Fauſt die Kehle zu. Ach, Frau Bayer war ja nichts als eine Fee.. eine Fee aus einem ſchönen, freundlichen Märchen.. eine Fee, die wieder verſchwand, nachdem ſie ſo reichlichen Segen geſtiftet... und dann? Dann? Robert Schmidt biß die Zähne zuſammen. Sollte er Frau Bayer bitten, ihm Geld zu leihen? Unmöglich! Oder ſollte er ihren Rat erbitten? Was aber konnte ſie ihm raten? Sie kannte ja die hieſigen Verhältniſſe noch we⸗ niger als er. „Herr Schmidt!“ vernahm er plötzlich ihre Stimme wie aus weiter Ferne.„Warum gehen Sie eigentlich nicht nach Deutſchland zurück? Faſt flehend ſah er ſie an.„Frau Bayer, ich——“ „Ich weiß ſchon,“ ſagte ſie leiſe,„es fehlt hier, nicht wahr?“ Und machte dabei die Geſte des Geldzählens. 5(Fortſetzung folgt.) Der Onkel aus Abeſſinien 1 88 Groteske von i Eliſabeth Schmith „Es iſt merkwürdig, wie aktuell Länder oft werden kön⸗ nen. Geſtern für die meiſten noch ein dunkler Fleck im dunklen Erdteil, wiſſen wir plötzlich alles von dort: daß und warum es regnet, wie, wo, wann und weshalb ſie eſſen, trinken, ſchlafen, heiraten, ſterben, wer mit wem ver⸗ wandt iſt, was welchem gehört, und wenn die Leute, die uns dieſe Wahrheiten berichten, tatſächlich alle dort gewe⸗ ſen ſind, dürfen ſich die Abeſſinier über den Fremdenver⸗ kehr gewiß nicht beklagen.“ Der dieſe bitteren Worte ſprach, war Mr. Fetterly, ehrenwerter Kaufmann aus London. Sie ſind böſe auf Abeſſinien, Herr Fetterly?“ fragte jemand von der Tiſchrunde. „Böſe ift nicht der richtige Ausdruck,“ antwortete Mr. Fetterly und ſtrich gedankenvoll ſein Kinn.„Habe ich Ihnen noch nicht die Geſchichte vom Onkel aus Abeſſinien erzählt?“ Alle ſchüttelten heftig die Köpfe und Mr. Fetterly ſeufzte tief und begann: i „Seit Jahren beſitze ich ein Landhaus, wo ich mit mei⸗ ner Familie einen Teil der Ferien zu verbringen pflege. Es iſt ein nettes Häuschen mit einem hübſchen alten Gar⸗ ten rundherum, in dem ich an einem Sommernachmittag aß, während meine Frau mit meinen beiden Töchtern eſuche in der Nachbarſchaft machte. Nachdem ich die Zei⸗ tung geleſen hatte, trat ich an den Gartenzaun, um müßig die Straße entlang zu ſpähen. Sie war um dieſe Zeit men⸗ ſchenleer und ich wollte mich gerade wieder gelangweilt in meinen Schaukelſtuhl zurückziehen, als ein ſeltſames Paar um die Ecke bog und meine Aufmerkſamkeit erregte. Wenn ich nun etwas auf der Welt nicht leiden kann, ſind es Zärtlichkeiten zwiſchen Männern. Es hat mir immer den Magen umgedreht, ſo oft ich in ſüdlichen Städten zu⸗ ſehen mußte, wie ſic erwachſene Männer in aller Oeffent⸗ lichkeit durch einen Kuß begrüßen. Dieſe zwei hier ſchienen von der gleichen Sorte. Eng aneinander geſchmiegt ſchlichen ſie einher, ein ungewöhnlich Langer, und ein ungewöhn⸗ lich Kurzer. Was aber das Sonderbarſte an ihnen war, ſie hielten ſchnurſtracks auf mich zu und blieben vor mir ſtehen. „Gott zum Gruß, lieber Neffe!“ ſagte der Lange und ſtreckte ſeine Rechte über den Zaun. Ich betrachtete ihn mißtrauiſch und 1 mein Ge⸗ wiſſen. Sollte das vielleicht Onkel Heſekiel ſein, das ſchwarze Schaf der 5 0 der— Dank einem gütigen Geſchick— vor Hehn ahren aus unſerem Geſichtskreis verſchwunden war „Ich bin dein verſchollener Onkel, beantwortete der Lange meine ſtumme Frage, und komme direkt aus Abeſ⸗ 1 5 Aber möchteſt du mich nicht eintreten laſſen? Ich abe Wichtiges mit dir zu beſprechen.“ Ohne übermäßige Freude folgte ich ſeiner Aufforderung und richtete dabei einen durchdringenden Blick auf den Kleinen. Onkel hatte ihn mir nicht vorgeſtellt, und er drängte ſich noch immer dicht an ihn heran. Beim Durch⸗ gang durch die Gartentür mußte er allerdings einen Schritt zurückbleiben, und da ſah ich— ah, ich ſah wirklich etwas höchſt Merkwürdiges. Die Linke des Onkels und die Rechte des Kleinen waren durch eine Stahlfeſſel miteinander ver⸗ bunden. Onkel Heſekiel merkte mein Befremden und machte mit der freien Hand eine wegwerfende Handbewegung. Eine alte Sitte! Dieſer Abeſſinier hier ſchuldet mir Geld und muß nach den Geſetzen des Landes ſolange an mich gefeſſelt bleiben, bis er bezahlt hat. Darüber wirſt du doch ſchon ge⸗ leſen haben, lieber Neffe?“ In der Tat, vor kaum einer halben Stunde hatte ich mich bei der Lektüre meiner Zeitung über dieſe abeſſiniſche Einrichtung gewundert und mir beiläufig ausgerechnet, wieviele Gliedmaßen ein europäiſcher Kaufmann aufwei⸗ ſen müßte, um ſolcherart mit ſeinen Gläubigern vereinigt u werden. Und ſo etwas gab es nun wirklich und Onkel eſekiel hatte ſich die Mühe nicht verdrießen laſſen, ſeinen exotiſchen Schuldner bis nach Old England mitzuſchleppen. Oder ſollte er———7 Eau, El Elssee t Kritiſch muſterte ich den Kleinen. Ein ſchwarzer Voll⸗ bart im Geſicht, eine zu große Melone auf dem Haupt, ein zu kurzer Radmantel um die Schultern—: ein gewiſ⸗ ſer abeſſiniſcher Anſtrich war nicht von der Hand zu weiſen. Inzwiſchen hatten ſich meine Gäſte ins Haus begeben und auf einem Sofa Platz genommen. „Recht hübſch!' nickte Onkel Heſekiel und ſah ſich im Zim⸗ mer um. Ich möchte ganz gern ein paar Monate bei dir bleiben, doch die leidigen Geſchäfte— Ich fand die Gelegenheit günſtig, eine Frage bezüglich des Zweckes ihres Beſuches einzuflechten. Lieferungen, flüſterte Onkel Heſekiel, große Lieferun⸗ gen! Er hob die rechte Achſel bis zum Ohr, krümmte den rechten i ſchloß liſtig das rechte Auge und ſagte: „Puff! Puff! Du weißt ſchon, was ich meine“ „Hm!“ antwortete ich und deutete verſtohlen nach dem Kleinen. Aber der Onkel beruhigte mich. Dieſer räudige Schakal verſteht kein Wort Engliſch, nicht wahr, du Affe?“ Er wandte ſich an ſeinen Begleiter und ſagte ein paar Worte, die wie Muhmuhmuh klangen. „Ualual!' meinte der Kleine, und rollte wild mit den Augen. Nachdem wir eine Weile ſprachen, meinte der Onkel, man könnte ſich viel beſſer unterhalten, wenn etwas zum Trinken da wäre. In einer unfaßbaren Anwandlung von Großmut begab ich mich daraufhin zur Anrichte und holte eine große Flasche echten alten Whisky und drei Gläſer. 90 ſtellte ihn weit in den Schatten. Er ſoff wie die abeſſiniſche Wüſte, wenn nach langer Trockenheit die erſten Regen⸗ ſchauer auf ſie niederrauſchen. Mit äußerſter Beſorgnis ſah ich meinen ſchönen Whisky dahinſchwinden und beſchloß, zu retten, was noch zu retten war, indem ich ihn ſelbſt austrank. n Der Alkohol wirkte wahrhaft international und völker⸗ erſöhnend. Zuerſt ſangen wir die engliſche Hymne, dann vie abeſſiniſche, dann ſchüttelten wir uns die Hände, und dann durfte ich Zeuge einer edlen Tat werden. Neffe, ſoauchzte Onkel Heſekiel, du ſollſt mich kennen⸗ lernen. Haſt du nicht eine gute Feile und eine Zwickzange im Haus? Wohlan, ich will dieſem, meinem Schuldner hunderttauſend Pfund und die Freiheit ſchenken!“ Da be⸗ gann auch der Abeſſinier zu ſchluchzen, und ich ſchluchzte mit, während ich das verlangte Werkzeug zuſammenſuchte. Hierauf machten wir uns mit vereinten Kräften an die Arbeit, bis die Feſſeln fielen. Zwiſchendurch hatte uns ſchon immer ein häßliches Ge⸗ räuſch geſtört. Es hörte ſich an wie eine Klingel, und es war auch eine Klingel. Draußen ſtand der Ortspoliziſt und winkte mir mit beiden Händen, als ich zum Fenſter trat, Entſchuldigt mich, bitte, einen Augenblick, ſagte ich zu meinen Gäſten. „Gern, gern, antwortete Onkel Heſekiel, doch vielleicht zeigſt du uns noch vorher den rückwärtigen Ausgang. Wir möchten unter keinen Umſtänden läſtig fallen.“ 5 Ich ließ ſie rückwärts hinaus und ging dann zur Gar⸗ tentür, die Wünſche des Poliziſten zu vernehmen. „Eine kleine Feier, grinſte er. Ich werde nicht lange ſtören, Mr. Fetterly. Nur eine Formſache Haben Sie nicht heute e Männer geſehen, einen großen und einen kleinen? Sind von einem Transport nach dem Ge⸗ fängnis entſprungen und müſſen 0 irgendwo in der 1 5 herumtreiben. Na, ſie werden nicht weit kommen, ſind ja aneinander gefeſſelt.“ a f f Ich wurde plötzlich ſo nüchtern wie nie in meinem Leben. Nein, Herr Inſpektor, ſagte ich, wirklich nicht, kann Ihnen leider nicht dienen!“ Und mein Rückgrat ent⸗ lang kroch das Gefühl, das jeden braven Staatsbürger be⸗ fällt, wenn er ſoeben den ſchmalen Pfad der Tugend ver⸗