imern: muſik; eckung Heule wetter folgez lbergz zieder⸗ 20.10 e von Som⸗ ungen froher 18.30 ſendet ſchen: iſchen: Nr. 163(2. Blatt). Neckar Bote Mittwoch, 15. Juli 1936 Zinswucher nicht mehr geduldet Zur Senkung der Hypothekenzinſen. NSg. Am 2. Juli d. J. hat die Reichsregierung ein Geſetz erlaſſen, das den ſchlichten Titel trägt„Geſetz über Hypothekenzinſen“, hinter deſſen Titel aber Maßnah⸗ men von allergrößter Bedeutung ſtehen. Wäh⸗ rend in der Vorkriegszeit im allgemeinen die Gläubiger nur die in den Geſetzen generell für zuläſſig erklärken Zinsſätze von vier bezw. fünf v. H. nahmen, begann erſt⸗ malig während der Kriegszeit ein Anziehen des Zinsſatzes. Die Geldleute des Inlandes und des Auslandes ſteigerten den Zins nach der Inflationszeit ins Unermeßliche. Deutſch⸗ land war geldarm, die Wirtſchaft, die Gemeinden, die Landwirtſchaft und die Haus⸗ und Grundbeſitzer brauchten dringend Geld, um überhaupt exiſtieren zu können. Dar⸗ lehen über Darlehen wurden aufgenommen, jedes neue Darlehen mußte höher verzinſt werden als die zuvor auf⸗ genommenen, 11, 15, 18 v. H. und mehr waren an der Tagesordnung. Als der Führer das Programm der NSDAp auf⸗ ſtellte, überſah er auch dieſen Krebsſchaden am deutſchen Volke nicht. Er ſah nicht nur die kataſtrophalen wirt⸗ haftlichen Auswirkungen dieſes Zinswuchers, ſondern, wie bei allen anderen Dingen, faßte er das Problem auch von ſeiner ethiſchen Seite her an. In der Bekämpfung des materialiſtiſchen, kapitaliſtiſchen Geiſtes und des raf⸗ fenden Kapitals, dem die ſchaffende Arbeit gegenüberge⸗ ſtellt wurde, wurde der Satz aus dem Parkeiprogramm „Brechung der Zinsknechtſchaft“ zum Mittelpunkt. Die Zinsfrage iſt nicht durch eine revolutionäre Maß⸗ nahme erledigt worden. Aber ſyſtematiſch iſt an der Bre⸗ chung der Zinsknechtſchaft gearbeitet worden. Zunächſt wurde dem weiteren zerſtörenden Vorbringen des Zins⸗ wuchers und ſeiner Auswirkungen durch Hilfsmaßnahmen für die Landwirtſchafk entgegengetreten. Dag Reichserbhofgeſetz, Geſetz und Verordnungen über die land⸗ wirtſchaftliche Schuldenregelung und die Veſtimmungen über den Vollſtreckungsſchutz wurden erlaſſen und die Preiſe der Landwirtſchaft durch die Marktordnung gere⸗ gelt. Dem ſtädtiſchen Grundbeſitz wurden In⸗ ſtandſetzungs⸗ und Umbauzuſchüſſe gewährt. Und dann folgte der erſte Schritt zur eigentlichen Zinsſenkung. Das Geſetz über die Durchführung einer Zinsermäßigung bei Kreditanſtalten vom 24. Januar 1935 gab die Möglichkeit, die mit ſechs oder mehr vom Hundert verzinslichen Schuld⸗ verſchreibungen von Kreditanſtalten auf viereinhalb vom Hundert herabzuſetzen. Die Kreditanſtalten boten die Zins⸗ lenkung an, und die Gläubiger, die ſich mit einer Zins⸗ ſenkung einverſtanden erklärten, erhielten als Entſchädi⸗ gung eine einmalige Abſchlagsſumme in Höhe von 2 v. H. des Nennbetrages der Forderung. Dadurch wurden Härten vermieden. Eine im weſentlichen gleiche Zinsſen⸗ kung wurde ſodann— ebenfalls im Wege der freiwilligen Erklärung— für die öffentlichen Anleihen der Länder, Gemeindeverbände, Gemeinden und Zweckverbände durch das Geſetz über Zinsermäßigung bei den öffentlichen An⸗ leihen vom 27. Februar 1935 durchgeführt. Nunmehr iſt durch das Geſetz über Hypothekenzinſen auch für den allgemeinen Hypothekenmarkt die Möglichkeit der Zinsherabſetzung geſchaffen worden. Dieſes neue Geſetz bedeutet einen großen Schritt voran auf dem Wege zur allgemeinen Zinsſenkung, wenn es ſich auch unmittelbar nur auf die Zinſen für durch Hypothe⸗ ken geſicherte Forderungen erſtreckt. In dem Geſetz iſt beſtimmt, daß die Gläubiger von Hypothekenforderungen an inländiſchen Grundſtücken— bon beſtimmten Ausnahmen abgeſehen— gehalten find, die Zinſen durch Vereinbarung mit dem Schuldner auf einen der allgemeinen Wirtſchaftslage entſprechenden und nach den beſonderen Umſtänden des Einzelfalles ange⸗ meſſenen Satz zu ermäßigen. Für den Fall, daß ſich Gläubiger und Schuldner nicht einigen kön⸗ nen, ſteht ihnen die Vertragshilfe des Richters zur Erlau⸗ gung einer gerechten Zinsregelung zur Verfügung. In erſter Linie ſoll der Richter hier nicht richten, ſondern ſchlichten und vermitteln, Er ſoll das Für und Wider beider Beteiligten gegeneinander abwägen und dann einen gerechten Vorſchlag machen. Kommt aber auch dann noch keine Einigung zuſtande, ſo beſtimmt der Richter den an⸗ gemeſſenen Zinsſatz. Ueber dieſen darf der Gläubiger während der Dauer des Geſetzes, dos heißt alſo bis zum 30. Juni 1939, nichk hinausgehen. In der erſten zu dem Geſetz ergangenen Durchführungsverordnung iſt beſtimmt, daß im allgemeinen als angemeſſener Zinsſatz zurzeit ein Satz von 5 v H. zu gelten hat. Ferner wird dem Richter darin zur Pflicht gemacht, bei der Prü⸗ jung der Verhältniſſe eine beſondere wirtſchaftliche Not⸗ age des Gläubigers zu berückſichtigen, was aber nicht zu einem höheren Zinsſatz als 6 v. H. führen darf. Dem⸗ gegenüber iſt alleh eine beſondere Notlage des Schuldners zu berückſichtigen, jedoch darf der Satz von 8 v. H. nicht unterſchritten werden. Gegen die Feſtſetzung des Amts⸗ richters iſt die Beſchwerde an das Landesgericht zugelaſ⸗ ſen, deſſen Entſcheidung iſt endgültig. Die rechtskräftige Feſtſetzung des Zinſes wirkt wie ein rechtskräftiges Ur⸗ teil. Dieſes neue Geſetz iſt ein weſentlicher Beitrag zum Sozialismus, es bringt eine weitere Erfüllung des Parteiprogramms und gibt ſo manchem Hy⸗ pothekenſchuldner, der bisher nur für die Aufbringung der Zinſen ſchuftete, neuen Mut und neue Hoffnung, es ſchafft Gerechtigkeit. Möge es allen anderen Gläubigern, die nicht Hypothekengläubiger ſind, die aber für ihre Forderungen auch heute noch untragbar hohe Zinſen verlangen, welche in einer Zeit der Ungerechtigkeit und der Mißwirtſchaft bereinbart g rt wurden, ein mahnendes Bei⸗ ſpiel ſein! 1 6 le aber wird dieſes Geſetz ein Anlaß ſein, in ihren Urteilen in Zukunft grundſätzlich nicht mehr als 5 v. H. Zinſen zuzubilligen und bei der Zwangs⸗ vollſtreckung wegen eines 5 v. H. überſteigenden Zinsſatzes ingehend zu prüfen, ob ſolche Zwangsvollſtreckung nicht ſittenwidrig und nach dem Vollſtreckungsmißbrauchgeſetz ig iſt. Der 29. und 30. Fall Weitere Arkeile im Franziskanerbrüderprozeß. Käeoblenz, 15. Juli. Die dritte Große Strafkammer hatte ſich mit dem 29. und 30. Fall im Franziskanerbrüderprozeß zu beſchäftigen. eine Anklage richtete ſich gegen den 1910 in Ca⸗ ſtrop geborenen Ordensbruder Romuald, der mit ſie⸗ ben Ordensbrüdern in Waldbreitbach Unzucht getrie⸗ ben hatte. Außerdem wird ihm zur Laſt gelegt, ſich an ihm anvertrauten minderjährigen Zöglingen ver⸗ gangen zu haben. Die Vez nehmung des Angeklagten ent⸗ wickelte wiederum ein Bild ſiktlicher Verkommenheit. Der Angeklagte ſtellte im Kloſter den Brüdern nach, wo ſich dazu auch nur die Gelegenheit bot. Ein Zögling erzählt u. a, auch, daß er und ſeine Kameraden in ihrer Werkſtätte ein Bild des Führers und Hindenburgs angebracht hätten. Das Bild ſei am nächſten Morgen total zerſtört ge⸗ weſen. Als ein Zögling äußerte, das könne nur ein Bru⸗ der getan haben, wurde er ſtraſverſetzt. Ein anderer Zög⸗ ling erklärte, er habe dem Oberen Plaeſdus Mittei⸗ lung von den ſittſichen Verſehlungen des Bruders Ro⸗ muald gemacht. Hierauf ſei dem Bruder nahegelegt wor⸗ den aus dem Kloſter auszutreten. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geſamtſtrafe von zwei Jahren und ſechs Monaken Zuchthaus und drei Jahren Ehr⸗ verluſt. Mildernde Umſtände müſſen dem Angeklag⸗ ten verſagt werden, da er ein Menſch ſei, der ſich außer⸗ 1 ſchwer gegen Gott, Staat und Kirche vergangen a Der zweite Fall behandelte den 1912 in Garmiſch⸗Par⸗ tenkirchen geborenen Bruder Zoſinus, der geſtändig iſt, mit ſieben Ordensbrüdern Unzucht getrieben zu haben. Der Angeklagte iſt 1930 als Vollwaiſe in das Kloſter Wald⸗ breitbach gekommen und fiel nach wenigen Monaten der ſchauderhaften Seuche zum Opfer. Er erzählt u. a., daß er 1934 nach Rom gekommen ſei und auch dork mit zwei Fran⸗ ziskanerbrüdern Unzucht getrieben habe. Mit Rückſicht dar⸗ auf, daß der Angeklagte die Taten begangen hat, als er noch e war, daß er von früheſter Jugend an keine Eltern gehabt hat, die ihm Halt und Stütze häkten ſein können, daß er mit 18 Jahren ſchon ins Kloſter gekommen ſei und ſchließlich mit Rückſicht auf ſeine Reue und ſein Geſtändnis verurteilte das Gericht den Angeklagten zu einem Jahr und ſechs Monaten Gefängnis. Zu tief ausgeſchachtet Wichtige Ausſagen im Bauunglücksprozeß. Berlin, 15. Juli. Intereſſante Ausſagen wußte im Berliner Bauunglücksprozeß der Geheime Oberbaurat und Reichsbahndirektor Schaper zu machen, der die Aufräu⸗ mungsarbeiten nach dem Einſturz geleitet hatte. Als er vor dem Führer nach deſſen Eintreffen auf der Unglücks⸗ ſtelle Bericht erſtatten mußte, hat er, über die Urſachen der Kataſtrophe befragt, ſich dahin Wo m daß offenbar zu tief ausgeſchachtet worden ſei und daß wohl auch handwerk⸗ a Mängel als Miturſachen der Kataſtrophe in Frage ämen. Die Bergungsarbeiten lieferten den Beweis, daß meh⸗ rere der Kataſtrophenopfer auf der endgültigen Tunnel⸗ über der endgültigen Tunnelſohle noch ein Bankett von 1,5 ſohle lagen, während nach den gegebenen Anordnungen bis 2 Metern habe ſtehen bleiben ſollen, damit die Ramm⸗ trägerfüße geſichert wären. Der Landmeſſer mußte eine genaue Nachprüfung der Tiefenlage vornehmen, und das Ergebnis ſeiner Vermeſſungen beſtätigte vollauf die An⸗ nahme, daß tatſächlich unzuläſſig tief ausgeſchachtet worden war. a Der Zeuge gab weiter eine Aeußerung des Ange⸗ klagten Hoffmann wieder, wonach dieſen beim Hin⸗ eingehen in die Baugrube ein Grauſen über das labile Aus⸗ ſteifungsſyſtem erfaßt habe. Der Zeuge will Hoffmann dar⸗ auf erklärt haben, bei einer ſolchen Empfindung wäre es ſeine Pflicht geweſen, den zuſtändigen Abteilungsleiter Di⸗ rektor Grabſki davon in Kenntnis zu ſetzen.„Grabſki hätte mich ausgelacht,“ ſoll Hoffmann darauf erwidert haben. Während der Angeklagte Schmitt die zu tiefe Ausſchach⸗ tung als wahrſcheinliche Haupturſache des Einſturzes be⸗ zeichnete, ſei ſich Weyher über die Urſachen im unklaren geweſen. Todesurteil vollſtreckt 0 Berlin, 14. Juli. In Halle an der Saale iſt der am 8. November 1897 geborene Walter Gelbke hingerichtet worden. Gelbke, der durch Urteil des Sondergerichts in Halle vom 15. Mai 1936 zum Tod worden Tode verurteilt war, hat am Abend des 3. Mai 1936 in Leopoldshall einen Polizeibeamten, der ihn wegen eines Diebſtahls zur Wache bringen wollte, mit einer Piſtole bedroht und den A⸗Rottenführer Ehrenberg, der in Ausübung feines Dienſtes den Polizeibeamten auf deſſen Bitte zu Hilfe ge— kommen war, durch einen Bauchſchuß getötet. — Olympia 1936 Die Jugend bei den Olympiſchen Spielen. Das Organiſalionskomitee für die 11. Olympiade hatte die teilnehmenden Nationen eingeladen, 30 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren und 30 Sportſtudenten als Gäſte Deutſchlands zu den Spielen zu entſenden. Sollen die Jugendlichen im Sichkennenlernen täglich die Spiele ſehen und ſo Bande gegenſeitigen Verſtehens geſchloſſen werden, ſo ſoll den Sportſchulen der Welt im Rahmen des ſportpädagogiſchen Kongreſſes im Internationalen Sport⸗ ſtudentenlager Gelegenheit gegeben werden, die verſchiedenen Lehrmethoden der Nationen kennenzulernen. Berühmte Sport⸗ profeſſoren aus aller Welt werden auf Einladung des Reichs⸗ erziehungsminiſters Ruſt zu den Studenten ſprechen und einzelne Ländermannſchaften werden durch Vorführungen aus ihrem Lehrgebiet dieſe Vorträge umrahmen. Für das inter⸗ nalionale Sportſtudentenlager liegen bisher Zuſagen von 27 Nationen vor. Für das Internationale Jugendlager liegen Zuſagen von 22 Nationen vor. Im Grunewald an der Heerſtraße im Weichbild des Reichsſportfeldes entſteht das Internationale Ju⸗ gendlager. Im weiten Kreis ſtehen die Wohnzelte um die Flagge der ſymboliſchen fünf Ringe gruppiert. Jede Nation wird ihr eigenes Zelt haben, in dem ihre 30 Köpfe zählende Mannſchaft untergebracht iſt. Die Jugendlichen ſchlafen in Belten. Zwei große Speiſezelte werden den Mannſchaften zu den Mahlzeiten und, wenn Petrus ungnädig ſein ſollte, als Vortragsräume dienen. Sechs große Waſch⸗ zelte werden durch eine eigens angelegte Friſchwaſſerleitung geſpeiſt, jedes Zelt wird elektriſch Licht und Telefon haben und eine eigene Poſt und Bank werden zur Verfügung ſtehen. Ueber den Kurzwellenſender und Richtſtrahler wird es den Jungen möglich ſein, mit ihrer Heimat zu ſprechen und Eltern und Freunden einen kleinen Stimmungsbericht von dem großen Erxleben in Berlin zu geben. Das Feſtabzeichen. Seit einigen Tagen ſind die vom Organiſationskomitee der II. Olympiade herausgebrachten offiziellen Feſtabzeichen für die Olympiſchen Spiele dem Verkauf übergeben worden. Die hübſche Broſche, die von Profeſſor Raemiſch, dem Träger des erſten Preiſes im Preisausſchreiben für die offiziellen Olympia⸗ Abzeichen, entworfen wurde, ſtellt das Branden⸗ burger Tor als Wahrzeichen der Stadt Berlin in Verbindung mit den fünf Ringen, dem Symbol der Olympiſchen Spiele, dar. Sie iſt in weißer Emaflle ausgeführt, vergoldet und trägt die Inſchrift:„Olympiſche Spiele 1936.“ Der Rein⸗ erlös aus dem Vertrieb des Abzeichens, das zum Preis von 1 Mark erworben werden kann, dient der Finanzierung der Olympiſchen Spiele. Die deutſche Olympiamannſchaft Wird heute bekannkgegeben. Berlin, 15. Juli. Heute um 17,30 Uhr hält der Deutſche Olympiſche Ausſchuß im Hauſe des Deutſchen Sports eine be⸗ deutſame Tagung ab, bei der alle Fragen der deutſchen Be⸗ teiligung an den 11. Olympiſchen Spielen in Berlin be⸗ ſprochen werden. Der Reichsſportführer wird über die Geſamtlage und die Vorbereitung der deutſchen Mannſchaft berichten und ihre Nennung zu den Olympiſchen Spielen bekanntgeben. Weitere Olympiamannſchaften eingetroffen. Berlin, 15. Juli. In der Reichshauptſtadt haben im Laufe des Dienstag nachmittag zwei weitere Olympiglän⸗ dermannſchaften, von der Bevölkerung herzlich begrüßt, ihren Einzug gehalten. Auf dem Anhalter Bahnhof traf die ägyptiſche Mannſchaft in Stärke von 72 Teilnehmern ein. Eine Stunde ſpäter erfolgte auf dem Bahnhof Fried⸗ richſtraße die Ankunft der 38 Olympiakämpfer Südafri⸗ ka s. Grundſteinlegung in Gandersheim. . Weltbild(M). In Bad Gandersheim(Braunſchweig) erfolgte die feierliche Grundſteinlegung der Reichsmotorſportſchule der HJ. Von links: Reichsjugendführer Baldur von Schirach, der braunſchweigiſche Miniſterpräſident Klagges, Korpsführer Hühnlein, der zum ECͤhrenführer der Motor⸗HJ. ernannt wurde, und Staatsminiſter Alvers. 5 5 Training der Japaner im olympiſchen Schwimmſtadion. Weltbild( Vor dem Training im Waſſer werden die Muskeln durch Freiübungen gelockert. Weltbild(M). — (1. Fortſetzung.) Das Mädchen mit den roten Noſen Manche Frau iſt in dieſer Zeit in des Grafen Leben getreten, keine konnte ihn für immer feſſeln. Wenn er des Abends am Radio ſitzt, denkt er wehmütig an dies wunderſame Erleben einer verſchollenen Stunde. Hätte er damals nicht doch ſchreiben ſollen? Der Graf Rivarolo geht auf Reiſen. Er fährt durch Frankreich, hält ſich ein paar Tage in Paris auf, beſteigt ein Flugzeug und fliegt nach London. Nur das Wochen⸗ ende wollte er in der engliſchen Hauptſtadt verbringen, aber aus den zwei Tagen wird eine Woche. Ein guter Freund ſchleppt ihn von Geſellſchaft zu Geſellſchaft, eines Abends nimmt er ihn zu einem Hauskonzert mit. Graf Rivarolo macht ein etwas enttäuſchtes Geſicht. Haus⸗ konzerte ſind nicht immer eine reine Freude, aber dem Freunde zuliebe muß man ſich wohl oder übel in der Ge⸗ ſellſchaft zeigen. Eine Dame hat ſoeben recht und ſchlecht eine Chopin⸗ Etüde heruntergehaſpelt. Jetzt ſingt ein Tenor. Mein Gott, wo hat dieſer Menſch ſeine Stimme ausbilden laſſen? Der Londoner Nebel ſcheint ihm auch nicht zu bekommen. Graf Eugenio ſchleicht ſich aus der Gemeinde der andäch⸗ tig Lauſchenden und ſucht ſich eine Ecke im Wintergarten, wo ihn keiner ſieht. Hier kann er wenigſtens in Ruhe ſeine Zigarette rauchen. Palmen fächeln über ihm. Er ſchließt die Augen und lehnt ſich zurück. Er könnte da⸗ heim ſein, in ſeiner ſonnigen Heimat. Das Lied aus dem Aether erklingt zum 2. Male Da, was iſt das? Iſt das ein Höllenſpuk? Der Graf fährt aus ſeinen Träumereien auf. ſingt ja eine Frauenſtimme„ſein“ Lied, nein„ihr“ Lied, das Lied der Frau aus dem Radioprogramm vor zwei Jahren. Iſt das möglich, oder iſt das Sinnestäuſchung? Das iſt ja ſeine Stimme, die Stimme der Frau, die ihn zwei Jahre nicht verlaſſen hat! Graf Eugenio ſpringt von ſeinem Seſſel auf und eilt ins Muſikzimmer zurück. Die Sängerin ſingt gerade die letzten Takte. Er drängt ſich durch die Reihen vor und ſieht am Flügel im ſchlichten weißen Kleide ein zauber⸗ haftes Mädel mit goldblonden Haaren. Jetzt verneigt ſie ſich, der Applaus iſt ſtürmiſch, man traut ihn dieſer ſteifen Geſellſchaft gar nicht zu. Das Mädchen hält einen Strauß roter Roſen im Arm, endlich läßt man ſie frei. Jetzt ſpricht ſie mit einer Gruppe würdiger Damen. Eugenio Da Rivarolo holt ſich ſeinen Freund, und als er hört, daß dieſes Mädchen eine der beliebteſten Rundfunkſängerinnen, Eva Becke, iſt, da weiß er, daß er ſich nicht täuſchte. Nach wenigen Minuten ſitzen Eva Becke und Graf Eugenio wie auf einer Inſel inmitten der Geſellſchaft. Rivarolo iſt hingeriſſen von der An⸗ mut des Mädchens. In ſeinen kühnſten Träu⸗ men hat er ſich ſein Wunſchbild nicht ſo lieblich ausgemalt. Er muß an ſich halten, um der Frau nicht hier, mitten in der Geſellſchaft, ſeine Liebe zu erklären. Aber er ſpricht von ſeiner Heimat, ſeinem Schloß, er erzählt von dem ſeltſamen Er⸗ lebnis vor dem Radio. Eva Becke wird eingefan⸗ gen in dieſe Schickſalsgemeinſchaft. Sie, die bis⸗ her ebenſo einſam lebte bei allem Trubel, bei aller Geſelligkeit, ſie lann es gar nicht faſſen, wie ein Menſch ſie ſeit Jahren kennt, ſich nach ihr ſehnt, ohne daß ſie auch nur die leiſeſte Ahnung hat von ſeiner Exiſtenz. Der Traum wird Wirklichkeit Graf Eugenio und Eva Becke ſind jetzt faſt jeden Tag zuſammen. Aus der einen Woche ſind drei geworden. Graf Eugenio hat ſich mit der Sängerin verlobt, und nach wenigen Tagen ſoll die Hochzeit ſein. Eva iſt glücklich, ſie kann es noch gar nicht faſſen, daß ſie ſo raſch England, ihre Heimat, verlaſſen ſoll, daß ein großes, glück⸗ liches Leben im ſonnigen Süden ihrer wartet. Bei der Hochzeitsfeier erhebt ſich der Bräutigam, klopft ans Glas und erzählt der Hochzeitsgeſellſchaft die ſeltſame Geſchichte ſeiner Liebe. Die Herren ſehen ſich etwas ſkeptiſch an bei dieſem Abenteuer— aber die Damen machen verträumte Geſichter. Ihr Lebensweg hat mei⸗ ſtens ſehr viel nüchterner ausgeſehen. Ein ganz beſonderes Geſchenk hat die junge Frau ihrem Manne zur Hochzeit gemacht. Noch einmal iſt ſie ins Funkhaus gefahren, und noch einmal hat der Anſager Fräulein Eva Becke den Londonern mit einer Liederſtunde angekün⸗ digt. Wieder ſaß Graf Eugenio am Radio⸗ apparat. Diesmal hat er ſehr genau die Stimme des Anſagers verſtanden, und dann lauſchte er wie einſt im Mai der ſüßen Stimme der nicht mehr Unbekannten, lauſchte der Stimme ſeiner jungen Frau.— Der Liebe Wellen haben ſich gefunden auf des Radios Wellen. Ein ſeltſamer Schickſalsweg hat zwei junge Menſchen zum Glück geführt. Schwedenprinz heiratet Berlinerin In den Berliner Filmateliers in Neubabelsberg dreht man einen Albers⸗Film. Der Film heißt„Ein gewiſſer Herr Gran“. Die Aufnahme iſt glücklich fertig, aber irgend jemand hat ſie zum zweiten Male verpatzt, und ein junger Menſch, der neben dem Operateur an der Kamera hockt, hat die unangenehme Aufgabe, Hans Albers, den Star, noch einmal zur Aufnahme zu bewegen.„Wat wollen Sie denn überhaupt hier, Herr? Ihr könnt mich mal alle jetzt hübſch in Ruhe laſſen. Wer ſind Sie denn ſchon?“— „Man nennt mich Miſter Holger, Herr Albers. Ich bin ſeit zwei Jahren Regieaſſiſtent bei der Ufa.“—„Holger, Holger? Ja, Menſchenskind, warum haben Sie das nicht gleich geſagt? Dann ſind Sie alſo im Nebenberuf der Prinz Sigvard von Schweden.“ Die beiden lachen herzlich und ſchließen Freundſchaft. Miſter Holger— wie ſich der Schwedenprinz hier nennt— iſt ſehr beliebt unter ſeinen Kameraden im Filmatelier. Er hat ein brennendes Intereſſe für alles Techniſche; er möchte am liebſten gleich loslegen mit der Regie zu einem Großfilm. Das iſt verlockend, wenn man alle Tage dabeiſteht und ſieht, wie ein Film nach dem anderen in den Rieſentonhallen fertiggeſtellt iſt. Gerüchte um den„Schwedenprinzen“ Wenn Miſter Holger in der Filmkantine mit den Schauſpielern ſitzt, flüſtert man ſich von Tiſch zu Tiſch zu:„Der Schwedenprinz!“ Jeder iſt ſehr genau unter⸗ richtet über die Vergangenheit dieſes Prinzen. Man weiß, daß er in München Philoſophie ſtudiert hat, daß er„vom Bau“ iſt, denn er verſuchte einmal mit einer deutſch⸗finni⸗ ſchen Geſellſchaft in Finnland einen Film zu drehen, der aber an mißlichen finanziellen Verhältniſſen ſcheiterte. Und dann das größte Geheimnis, das um dieſen Prinzen im 140 ſchlummert: Was iſt das für ein Gerücht mit reta Garbo? Alle Welt will wiſſen, daß Prinz Sigvard und die große ſchwediſche Filmdarſtellerin ſich verheiraten werden. Nicht umſonſt iſt Sigvard mit Greta in Stock⸗ holm zuſammengekommen. Greta Garbo ſoll Sigvard außerdem eingeladen haben, ſie in Hollywood zu beſuchen. Aber man hat nicht lange mehr zu munkekn. Bald wird es ergiebigeren Geſprächsſtoff geben, der den Vorteil hat, auf Tatſachen zu beruhen. Bei einer Geſellſchaft lernt Miſter Holger ein junges Mädel kennen. Die Kleine iſt blond, lebensluſtig und ein richtiger moderner Sports⸗ komerab. Die beiden tanzen den ganzen Abend zuſammen und 3 e ſich zum nächſten Tage zu einer Tennis⸗ per tle. 5 Die junge Dame iſt Erika Patzek, die Tochter eines Wilmersdorfer Kaufmanns. Die Patzeks ſind wohl⸗ habende Bürgersleute, aber nie hätten ſie es ſich träumen laſſen, daß eines Tages ihre Tochter Erika einen richtigen Prinzen ins Haus bringen würde. So ſind die Kinder von heute. Sie finden noch nicht einmal etwas Abſonder⸗ liches dabei. Erika Patzek wird die unzertrennliche Begleiterin von Miſter Holger. Die beiden lernen ſich immer mehr ſchätzen. Miſter Holger zeigt ſeiner Freundin die Tempelhofer Ateliers, und bald iſt Fräulein Patzek draußen ſchlicht zu „Fräulein Erika“ avanciert. Jeder kennt und liebt das fröhliche Mädel. Als ſie eines Tages nach der Atelierarbeit nach Hauſe fahren, will das Geſpräch zwiſchen den beiden nicht recht in Gang kommen. Sie hängen beide ihren Gedanken nach. Und dieſe Gedanken gelten der Zukunft.„Was ſoll aus unſerer Liebe einmal werden?“ fragt das Mädchen Erika. Da ſtoppt Miſter Holger den Wagen, und mitten im Grunewald erklärt er:„Was aus dem Mädchen Erika werden ſoll? Das Mädchen Erika wird Miſter Holger heiraten.“* Man hat viel über die Freundſchaft der beiden ge⸗ redet, aber dieſe Nachricht ſchlägt denn doch wie eine Bombe ein. Die Freundinnen können es gar nicht faſſen, daß ihre Schulfreundin die Frau eines Prinzen werden ſoll, und Erika muß einen Sturm von Gratulationen über ſich ergehen laſſen. Aber Sigvard hat gebeten, vorläufig noch über allem Stillſchweigen zu bewahren. Nur wenige wiſſen von Erikas Glück. Denn jetzt kommt noch ein ſchwerer Kampf. der Kampf mit der Familie Wenn ein Prinz eine Bürgerliche heiratet, verzichtet er auf alle Thronanſprüche. Er wird den Namen Berna⸗ 19 1 annehmen müſſen. Der Prinzentitel geht ihm ver⸗ oren. Im ſchwediſchen Königshauſe iſt man über die Nach⸗ richt zunächſt nicht übermäßig erbaut.„Miſter G.“, der König von Schweden, kennt das Blut, das in den Adern der Bernadottes pulſt; er iſt ſelbſt von dieſem Blut, und auch ihm hat es zeitlebens nicht behagt in höfiſcher Enge. Aber als man ihm jetzt erklärt, daß ſich Sigvard, ſein Enkel, der zweitälteſte Sohn des Kronprinzen, in London befände, um die Hochzeitsvorbereitungen mit dem Fräu⸗ lein Erika Patzek zu betreiben, da wird er ernſtlich böſe. Der Junge hätte zumindeſt die Erlaubnis des königlichen Aufnahme: Weltbild(M.) Das junge Paar Bernadotte, Prinz Sigvard von Schweden und Erika geb. Patzek. Hauſes einholen können. Der König läßt ſofort einen Neffen, den Grafen Bernadotte, nach London fahren; er ſoll alles verſuchen, gemeinſam mit dem ſchwediſchen Ge⸗ ſandten Palmſtjerna in London, den Prinzen von ſeinem Entſchluß abzubringen. Der Graf kommt unverrichteter Sache zurück. Der Prinz will von dem Mädchen nicht laſſen. Der Prinz ſagt, daß ein Prinz mit einem bürger⸗ lichen Beruf auch ein bürgerliches Mädchen heiraten dürfe. Gegen dieſe Logik kann man ſich ſchlecht verſchließen. Aber der König bleibt doch etwas ungehalten. Es iſt be⸗ reits der dritte Fall in der Familie der Bernadotte, daß ein Prinz eine Bürgerliche heiratet. Das erſtemal war es der Bruder des Königs Guſtav, Prinz Oskar, der jetzige Graf von Wisborg, der 1888 ſich mit Ebba Munck af Fulkila verheiratete und dadurch auf die Erbrechte im Königshauſe verzichtete. Das zweitemal war es Prinz Lengert, der Sohn des Prinzen Wilhelm und der Prin⸗ zeſſin Maria, der am 11. März 1932 ein Fräulein Niß⸗ wandt heiratete. Alle drei wählten ſie England als ihren Zufluchtsort. Mitte Februar reiſte Erika Patzek nach London. Sie iſt mit ihrem Bruder, einem Berliner Rechtsanwalt, in London angekommen. Sie haben ſich da auch mit dem Prinzen Lengert getroffen, und man will wiſſen, daß Lengert verſprochen habe, dem jungen Paare zu helfen. Sigvard iſt zuverſichtlich. Er weiß, daß ſein königlicher Großvater ihn verſteht, und daß nur ſeine Pflicht ihn zwingt, hart zu ſein. Sigvard drahtet ſeinen Schwieger⸗ eltern, daß er allen Widerſtänden zum Trotz Erika heira⸗ ten werde. Ich gratuliere Am 9. März 1934 findet in Weſtminſter die Vermäh⸗ lung ſtatt. Es iſt nur ein kleiner Kreis, der bei der kirch⸗ lichen Feier anweſend iſt. Als der Prinz die Kirche ver⸗ läßt, hat er Rang und Titel abgelegt. Herr und Frau Bernadotte fahren ins Caxton⸗Hotel, wo die bürgerliche Trauung ſtattfinden ſoll. Trauzeugen ſind der Sachwalter des Prinzen, Gordon, und der Bruder der Braut. Der ſchwediſche Hof war bei dieſer Hochzeit nicht vertreten, auch von der ſchwediſchen Ge⸗ ſandtſchaft hat keiner teilgenommen. Aber als man beim Hochzeitsmahl ſitzt, bringt ein Diener ein Telegramm, und in dieſem Telegramm, das aus Stockholm kommt, ſtehen die wenigen Worte:„Ich gratuliere!“ Das war der perſönliche Glückwunſch des ſchwediſchen Königs. Sigvard weiß, daß der alte Herr ihm und ſeiner Frau nachträglich verzeihen wird. In Cannes wollen ſie ſich mit ihm treffen, und dort unten in der Sonne des Südens wollen ſie alle Formalitäten eines unangenehmen Zeremoniells vergeſſen. Und noch ein Hoch⸗ zeitsgeſchenk gibt es an dieſem Tag, das beſondere Freude hervorruft: Die Filmgeſellſchaft hat dem jungen Ehe⸗ mann eine Kontrakterneuerung geſchickt. Wenige Monate ſind vergangen, da erfährt das märchenhafte Schickſal der zungen Berlinerin eine neue Wendung. Anfang März dieſs Jahres haben ſich die beiden in Bremerhaven ein geſchifſt. Das junge Paar wird nach New Pork fahren, und dann geht es nach Hollywood. i 5(Fortſetzung folgt) Druckarbeiten tür Handel, Gewerbe und industrie fiefert schnellstens Neckar- Bote-Oruckerei 1