Nr. 165(2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 17. Juli 1936 Olympia 1936 Die amerikaniſchen Olympia⸗Leichtathleten 66 Athleten, darunter 10 Neger, kommen. Auf der Newyork vorgelagerten Inſel Randall, wo ein neues 100 000 Zuſchauer faſſendes Stadion erſtanden iſt, wurden die amerikaniſchen Endausſcheidungen der Leichtathle⸗ ten durchgeführt. Die zweitägige Veranſtaltung ſtand im Zeichen ganz erbitterter Kämpfe, die überragende Leiſtungen im Gefolge hatten. Dabei war die Witterung alles andere denn ideal; es herrſchte eine brütende Hitze. 275 Athleten aus allen Tezlen der Vereinigten Staaten bewarben ſich um einen Platz auf der„Manhaktan“, die am 15. Juli die US A.⸗Olympiamannſchaft nach Deutſchland bringen wird. Die 66 Vertreter des Sternenbanners, die bei den Ausſchei⸗ dungen die erſten Plätze belegten, wurden ſofort nach Been⸗ digung der Veranſtaltung dem ASA.⸗Olympiakomitee nam⸗ haft gemacht und nach Berlin gemeldet. Die Amerikaner können es ſich leiſten, ſo bekannte Athleten wie George Varoff, der vor acht Tagen bei den Meiſterſchaften im Palmer⸗Stadion einen neuen Stabhochſprung⸗Weltrekord mit 4,42 m aufſtellte, und den Mittelſtreckler Bill Bonthron, der den Weltrekord über 1500 m hält, zuhauſe zu laſſen. Beide mußten ſich bei den Ausſcheidungen trotz hervorragen⸗ den Leiſtungen mit den vierten Plätzen begnügen, was nicht genügte, um in die Olympiamannſchaft eingereiht zu wer⸗ den. Auch der Negerſprinter Eulace Peacock wird nicht in Berlin ſtarten, da ſeine Verletzung noch nicht ausgeheilt iſt und er ſowohl über 100 m als auch im Weit⸗ ſprung unplaciert blieb. Ueberhaupt die Neger. Nicht weniger als zehn gehören der Mannſchaft an, an der Spitze Jeſſe Owens, der über 100 m, 200 m und im Weitſprung ſtarten wird. Am zweiten Tag der Ausſcheidungen gewann er noch die 200 m in der hervorragenden Zeit von 21 Sekunden mit einer Bruſtbreite vor Robinſon, Packard und Ralph Metcalfe. Der in Kalifornien anſäſſige Neger Archie Williams, der bei den Meiſterſchaften geſchlagen worden war, gewann die Ausſcheidung in 46,5 knapp vor Smallwood und Luvalle, aber das ſenſationelle Ergebnis des zweiten Tages war doch der neue Hochſprung⸗ Weltrekord von 2,08 m, für den der kaliforniſche Neger Johnſon und David Albriton verantwortlich zeichneten. Im Stabhochſprung blieb der neue Weltrekordmann George Varoff bei 4,27 m hän⸗ gen, während Bill Graber, Sefton und Meadows je 4,35 m überſprangen, und ſich damit in die Mannſthaft einreihten. Uebrigens wird man auch den berühmten Ben Eaſt man nicht in der US A.⸗Mannſchaft finden. Die mörderiſchen Vor⸗ läufe über 800 m hatten ihn vollkommen erſchöpft, und ſo kam er im Endlauf, den John Woodruff, der am Vortag im Vorlauf 1:49,9 gelaufen war, in 1:51,0 gewann, über den ſechſten Platz nicht hinaus. Zweite Olympiamannſchaſt Braſiliens Herzlicher Empfang in Berlin. Berlin, 17. Juli. Auf dem Lehrter Bahnhof traf Don⸗ nerstag nachmittag der zweite Teil der braſilianiſchen Olympfamannſchaft in Stärke von 30 Sportler und Sportlerinnen ein. Die braſilianiſchen Landsleute in Berlin und das Berliner Publikum brachten den neuen Gäſten ſtürmiſche Kundgebungen. In der Frauengruppe, die vier S chwimmerinnen umfaßt, befindet ſich auch die bedeutendſte Schwimmerin des Landes, die deutſchſtämmige Marie Link. Weiterhin weiſt die braſilianiſche Mannſchaft u. a. eine Schwimmer⸗ Gesc von acht Mann, darunter vier Matroſen, und eine eichtathletikgruppe von ſieben Mann, unter ihnen zwei Kavallerieoffiziere, auf. Der Generalſekretär des Olympiſchen Komitees, Dr. Diem, hieß die Manschaft im Namen des deutſchen Sports aufs herzlichſte rzillkommen und gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß Braſilien eine derart ſtarke Mannſchaft zu den Spielen entſandt habe. Im An⸗ ſchluß an die Begrüßungsanſprache ſpielte die Kapelle des Infanterie⸗Lehrbataillons die e Nationalhymne. Hierauf ergriff Botſchafter Moniz de Aragao das Wort zu einem kurzen und herzlichen Dank. Nach dem Empfang fuhr die brafilianiſche Mannſchaft zum Berliner Rathaus. Staatskommiſſar Dr. Lippert über⸗ reichte dem Botſchafter und dem Kapitän der Mannſchaft die Olympiſche Erinnerungsplakette der Stadt Berlin und jedem der Teilnehmer das Buch„Altes und neues Berlin“. Die erſten Türken Empfang der kürkiſchen Keiteroffiziere. 5 Als erſte Gruppe der türkiſchen Olympiamannſchaft tra⸗ fen auf dem Anhalter Bahnhof acht türkiſche Reiteroffi⸗ ziere ein. Von deutſcher Seite wurden die Offiziere von dem Kommandanten des Olympiſchen Dorfes, Oberſtleutnant von und zu Gilſa, empfangen. Dieſer entbot den türki⸗ ſchen Reiteroffizieren ein herzliches Willkommen. Er wies u. a. auf die engen freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen der Türkei und Deutſchland hin und ſchloß mit einem Sieg⸗Heil auf den Präſidenten der türkiſchen Repu⸗ blik und auf das türkiſche Volk. Anſchließend ſpielte die Ka⸗ pelle des Infanterie⸗Lehrbataillons die türkiſche National⸗ hymne. Oberſtleutnant Sain Oenhon dankte für den herz⸗ lichen Empfang und fügte hinzu, daß er Deutſchland kenne Und ſich ſicherlich wieder außerordentlich wohl fühlen werde. Im Anſchluß an den Empfang begaben ſich die türkiſchen Reiteroffiziere zur Kranzniederlegung nach dem Ehren⸗ mal Unter den Linden. O bmpiafahrt des LZ„Hindenburg“ Am 1. Auguſt nach Berlin. Berlin, 17. Juli. Um den Beſuchern der Olympiſchen Spiele eine beſon⸗ dere Ueberraſchung zu bereiten, wird das Luftſchiff„Hinden⸗ burg“ der Deutſchen Zeppelinreederei anläßlich der Eröff⸗ nung der Olympiſchen Spiele der Reichshauptſtadt einen Beſuch abſtatten. Das Luftſchiff, das am Tage zuvor von der neunten diesjährigen Südamerikafahrt nach Frankfurt a M. zurückkehrt, wird dort am 1. Auguſt um 7 Uhr mor⸗ gens ſtarten. Auf dem Wege nach Berlin ſollen möglichſt viele Städte und Ortſchaften berührt werden. Gegen 14 Uhr wird das Luftſchiff„Hindenburg“ über Berlin eintreffen und über dem Flughafen Tempelhof zunächſt die in Frankfurt an Bord genommene Poſt durch Fallſchirm abwerfen. Nach einigen Schleifen über der In⸗ nenſtadt wird es dann kurz vor Beginn der Eröffnungs⸗ feier der Olympiſchen Spiele in geringer Höhe vom Berliner Rathaus bis zum Reichsſportfeld fahren, um die im Sta⸗ dion Verſammelten mit einer„Verneigung“ zu begrüßen. Dann kehrt das Luftſchiff nach Frankfurt zurück. Für die Olympiafahrt des Luftſchiffes„Hindenburg“ ſind bereits alle Plätze feſt vergeben. Für die Briefmarkenſammler in aller Welt iſt die Olympiafahrt des Luftſchiffes wieder ein beſonderes Ereignis, da die Deutſche Reichspoſt dieſe Fahrt zur Poſtbeförderung freigegeben hat. Die beförderten Briefe und Poſtkarten erhalten einen Sonderſtem⸗ pel mit der Inſchrift„Luftſchiff„Hindenburg“, Olympia⸗ fahrt 1936“. Die Gebühren betragen 50 Pfennig für eine Poſtkarte und eine Reichsmark für einen Brief bis 20 Gramm. Die Sendungen ſind in einem Umſchlag gegen die gewöhnliche Freigebühr rechtzeitig mit folgender Aufschrift nach Frankfurt zu ſenden:„Sendungen für die Olympia⸗ fahrt des Luftſchiffes„Hindenburg“, Bahnpoſtamt 19, Frankfurt(Main“). Nähere Auskunft erteilen die Poſt⸗ ämter. Beflaggung zur Olympia Der Reichs⸗ und Preußiſche Miniſter des Innern und der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda geben für die Beflaggung der öffentlichen und privaten Gehäude aus Anlaß der 11. Olympiſchen Spiele Folgendes bekannt: Die öffentlichen Gebäude flaggen nach Maßgabe des Runderlaſſes des Reichs⸗ und Preußiſchen Miniſters des Innern vom 15. 12. 1935 in der Reichshauptſtadt vom 29. Juli, im übrigen Reich vom 1. Auguſt ab bis einſchließlich 16. Auguſt. 8 Empfangs- und Abſchiedszwecken dienende öffentliche Gebäude und Einrichtungen können aus dieſen Anläſſen bereits vorher und über den 16. Auguſt hinaus beflaggt werden. Auf dieſen Gebäuden und Einrichtungen können neben der Reichs⸗ und Nationalflagge(Reichsdienſtflagge) auch die olympiſche Flagge und die Flaggen der an den Olympiſchen Spielen teilnehmenden Nationen ge⸗ ſetzt werden. Die Bepölkerung wird aufgefordert, vom 29. Juii an bis einſchließlich den 20. Auguſt mit der Reichs- und Nationalflagge zu flaggen. Es können auch die Olympiſche Flagge und Flaggen der an den Olympiſchen Spielen teil⸗ nehmenden ausländiſchen Nationen gezeigt werden. Die Flaggen werden während der Nacht ni cht einge⸗ zogen. Das Farmermädel Helen Stephens Die ſchnellſte Läuferin der Welt. Hundert Meilen von St. Louis, in der Nähe von Fulton, beſitzt Papa Stephens eine Farm. Hier wurde am 3. Fe⸗ bruar 1918 die kleine Helen geboren, hier wuchs ſie auf, ging zur Schule, half dem Vater bei der Landarbeit und ſpielte mit den Jungen Baſeball. Das war ihre große Leiden⸗ ſchaft. An die Leichtathletik dachte ſie nicht, ſie wußte nicht einmal, was das iſt. Weit und breit gab es keinen Sport⸗ platz, aber Baſeball konnte man ſpielen und Baſeball ſpielen alle Kinder in Amerika. Die indiſchen Hockeyſpieler, die bereits 1928 in Amſterdam und 1932 in Los Angeles goldene Medaillen für ihr Land erkämpften, vor dem Training auf dem Reichs⸗ ſportfeld. 3 1 5 1 e Die Wunderſpieler aus Indien. Weltbild(M). Helen Stephens nahm es mit den Jungen auf. Im Lauf war ſie ihnen überlegen. Burton Moore ſah den jungen Baſe⸗ ballſpielern eines Tages zu, und ſo kam es, daß Helen Ste⸗ phens enkdeckt wurde. Sie war nun ſchon herangewachſen, 17 Jahre alt und 1.80 Meter groß. Aber es war kein Sport⸗ platz da. So unterrichtete Moore Helen behelfsmäßig. Weil ſie ein Naturtalent war, genügte das, und kurz entſchloſſen meldete ſie Moore zu den Frauen-Hallenmeiſterſchaften, die in St. Louis ſtattfanden. Das war am 22. März 1935. Der Tag hat ſeine Bedeutung, denn Helens erſter Start wurde ihr erſter Sieg, und dabei war die berühmte Polin Stella Walſh ihre große Gegnerin. Unbekümmert war Helen Ste⸗ phens, jetzt nicht mehr Farmermädel, ſondern Studentin der Hochſchule von Fulton, in das Rennen gegangen, unbe⸗ zümmert hatte ſie geſiegt. Sie wußte nicht, weshalb die Zu⸗ ſchauer ſo raſten und tobten, ſie hatte keine Ahnung davon, daß Stella Walſh eine ſo weltberühmte und nie geſchlagene Athletin war, ſie war einfach gelaufen, wie ſie es beim Baſeballſpiel gelernt hatte, mit nicht einmal übermäßig ſchnel⸗ len, aber ſehr langen Schritten und hatte gewonnen. Was iſt ſchon dabei?. Aber nun war Amerika und ſogar die Welt aufmerkſam geworden, das unbekannte Farmermädel konnte ihren Namen in allen Zeitungen leſen, begann nun zu trainieren, ſtartete hier und dort und ſtellte bereits in ihrem erſten Jahre folgende Weltrekorde auf: 100 Pards in 10,4 Sekunden, bu Meter in 11,6 Sekunden und 220 Pards in 23,2 Se⸗ unden. Die Zeit von 11,3 Sekunden, die kürzlich gemeldet wurde, mag nicht ſtimmen, aber die Beſtändigkeit der Lei⸗ ſtungen, die immer um 11,6 und 11,7 Sekunden liegen, iſt ein Beweis der großen Klaſſe jener Helen Stephens, die wir im Auguſt in Berlin ſehen werden und die wahrſcheinlich die Goldmedaille erringen wird. Das wäre die Krönung eines Aufſtieges, der in phan⸗ taſtiſcher, ſozuſagen amerikaniſcher Schnelligkeit von einem zum anderen Jahre erfolgt. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 16. Juli. Amt⸗ lich notierten: Roggen Preisgeb. R 14 vom 16. 7. bis 31. 8. 1936 15,80, R 15 15,90, R 18 16,30, R 19 16,50, plus 20 Pfg. Ausgl.; Futtergerſte Preisgeb. G7 vom 16. 7. bis 31. 8. 1936 15,70, G 8 16, G 9 16,20, G 11 16,50, plus 40 Pfg. Ausgl. Alle anderen Notierungen unverändert. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 16. Juli. Am Klein⸗ viehmarkt waren 19 Kälber und 115 Schweine angeboten. Der Ferkelmarkt war mit 400 Ferkeln und 353 Läufern be⸗ ſchickt. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 14 bis 19, über ſechs Wochen 19 bis 24; Läufer 24 bis 32. Marktverlauf: mittel. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 16. Juli. Auftrieb: 46 Rinder, darunter 2 Ochſen, 2 Bullen, 39 Kühe, 3 Fär⸗ ſen, ferner 728 Kälber, 143 Schafe und 975 Schweine. Preiſe: Kühe 40 bis 43, 34 bis 39, 28 bis 33, 25; Kälber 66 bis 70, 59 bis 65, 50 bis 58, 40 bis 49; Lämmer, Hämmel —, 47 bis 49, 42 bis 46; Schafe 42 bis 46, 36 bis 41; Schweine 57, 57, 56, 55, 83, 51, 54 bis 56, 50 bis 58. Marktverlauf: Rinder zugeteilt; Kälber anfangs belebt, ſpä⸗ ter langſam, ausverkauft; Hämmel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft; Schweine zugeleilt. Maunheimer Wochenmarktpreiſe vom 16. Juli. Vom Statiſtiſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 Kilo in Rpfg. ermittelt: Karkoffeln 7 bis 8; Wirſing 7 bis 10 Weißkraut 8 bis 15; Rotkraut 10 bis 15; Blumenkohl, St. 10 bis 45; Karotten, Bſchl. 5 bis 6; Gelbe Rüben 8 bis 15; Rote Rüben 10 bis 15; Spinat 18 bis 20; Mangold 8 bis 10; Zwiebeln 9 bis 10; Grüne Bohnen 14 bis 30; Grüne Erbſen 15 bis 20; Kopfſalat, St. 5 bis 15; Endivien⸗ ſalat, St. 10 bis 15; Oberkohlraben, St. 4 bis 8; Rhabar⸗ ber 5 bis 8; Tomalen 25 bis 40; Rettich, St. 4 bis 12; Meerrettich, St. 25 bis 50; Schlangengurken, St. 25 bis 50; Einmachgurken, St. 1,5 bis 2; Suppengrünes, Peter⸗ ſilie, Schnittlau, je Bſchl. 3 bis 5; Pfifferlinge 40 bis 503 Steinpilze 60; Aepfel 25 bis 55; Frühbirnen 16 bis 30; Kirſchen 25 bis 45; Erdbeeren(Ananas) 40 bis 45; Pfir⸗ ſich 35 bis 50; Heidelbeeren 25 bis 35; Himbeeren 38 bis 50; Johannisbeeren 20 bis 22; Stachelbeeren 26 bis 30; Zitronen, St. 4 bis 6; Orangen 30 bis 40; Bananen, St. 5 bis 12; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142; Wei⸗ ßer Käſe 25 bis 30; Eier, St. 9, bis 11. Weltanſchauliche Schulung im Lager. Die körperliche Ertüchtigungsarbeit in den Zeltlagern der Hitlerjugend findet ſeinen geiſtigen Ausgleich in der weſtanſchaulichen Schulung. Täglich ſleht der Dienſtplan der Lager, vor allem des Südweſtmarklagers bei Offenburg, etwa eine Stunde für die weltanſchauliche Schulung vor. Durch Sport geſtählt, wird dann auch 1 ein geſunder Geiſt die Hitlerjungen be⸗ errſchen. 1 0 ie Frau und Mutter ſein iſt das Symbol unſerer Zeit Alles Wiſſen um die ſchwere Stunde der Frau lohnt einer Frau nichts, wenn ſie ſich ſelbſt nur praktiſch, nicht auch ſeeliſch auf dieſe Stunde vorbereitet. Je einfacher und naturgemäßer eine Frau lebt, um ſo weniger wird die ſchwere Stunde ihr eine ſchwere Stunde ſein. „Keine Angſt um die ſchwere Stunde darf einer Frau die fröhliche Zuverſicht nehmen. Die Zuverſicht iſt es nämlich, die einer Frau die Kraft für die ſchwere Stunde gibt. Freudige Erwartung auf das junge Menſchlein macht fröhlich, und Fröhlichkeit gibt Mut für die ſchwere Stunde, ja, ſie vermag ſie ſogar zu einer frohen Stunde zu ge⸗ ſtalten. Iſt es nicht auch eher eine frohe Stunde, als eine ſchwere Stunde, wenn eine Frau das Pfand der Gattenliebe ans Herz gelegt bekommt?— Schmerzen?— Es ſind natürliche Schmerzen, die mit Hilfe der in jedem Weihe wohnenden Mütterlichkeit er⸗ tragen werden müſſen und ertragen werden. Jede Frau auf der Welt, die Mutter wird, muß dieſe Stunde durchleben, und ſo manches andere Lebeweſen auch. In der ſchweren Stunde empfängt eine Frau von der Natur den Ritterſchlag. Erſt in der ſchweren Stunde verſteht eine Frau des Lebens tiefſten Sinn. Die Schmerzen der Mutterſtunden gehören zu all dem Köſtlichen, das das Mutterſein in ſich trägt. Man denkt nicht an ſie, wenn ſie überſtanden, wie an etwas ſehr Un⸗ angenehmes, nein, man verwahrt die Erinnerung daran in des Herzens Schrein als Heiligkeit. Das Mutterwerden— das Mutterſein iſt etwas Natur⸗ und Gottgewolltes. Das Mutterwerden— das Mutterſein hebt jede Frau aus dem Alltag, obwohl ſie mitten im Alltag ſteht. Dem Mutterwerden— dem Mutterſein muß jeder tiefſte Ehrfurcht zollen. Das Mutterwerden— das Mutterſein iſt das Symbol unſerer Zeit. Erika Thomy Etwas vom Taſchengeld unſerer Kinder Es finden ſich immer noch Menſchen, die meinen, Geld gehöre nicht in Kinderhände, oder das Wiſſen um Arbeiten, Verdienen und den Wert des Geldes nicht in die Gedankenwelt des Kindes. Das iſt falſch! enn Arbeiten, Verdienen und Geldeinteilen ſind Dinge, die die Gemeinſchaft angehen; und unſere Kinder ſind die kommende Gemeinſchaft. And anders angeſehen: kein Vater, keine Mutter kann wiſſen, wie früh vielleicht ihre . ſelbſt rechnen und ſich ihr Geld einteilen müſſen. Wenn die es nun nicht gelernt haben, was dann? Am Taſchengeld können wir unſere Kinder zum richtigen Verſtändnis für Geld und Geldeswert erziehen. Mit dem ſechſten Jahre, alſo wenn der Schulbeginn ſchon an und für ſich einen Einſchnitt im Leben des Kindes ab⸗ gibt, ſollte man das erſte Taſchengeld geben. Fürs erſte wird es dann wohl das Beſte ſein, wenn die Mutter mit dem Kinde zuſammen die kleinen Dinge einkaufen geht, die der Schulbeginn fordert: Federn, Stifte, Hefte uſw. Aber— das Kind bekommt dann ſelbſt das Geld in die Hand; ſelbſt— und ganz im Ernſt— muß es lach dem Gewünſchten fragen, entgegennehmen, bezahlen. Nicht nur ſo als Spielerei! So dürfte es ihm bald klar werden, wie wenig oder wie viel ein Groſchen oder eine Mark ſein kann, je nach dem, wie man ſie verwertet. Man laſſe das Kind in den Umgang mit Geld und in die Verantwortung hineinwachſen. Erſt bekommt es nur ganz wenig und kauft kleinſte Dinge; bald aber wird es mehr und mehr, das Taſchengeld und zugleich all das, was es für dieſes Taſchengeld zu beſorgen hat. Man leite es an, daß es ſparen muß, um etwa zu den Geburts⸗ tagen der Eltern oder ähnlichen Gelegenheiten eine Kleinigkeit zu ſchenken, und leite es an, wie es das zu machen habe. Man gebe ihm auch dieſe oder jene kleine häusliche Verrichtung, mit deren Erledigung es etwas verdienen kann. Nur— nicht daran gewöhnen, daß eben jede Verrichtung, die das Kind im Hauſe tut, auch immer und ausnahmslos„bezahlt“ werden muß! Das wäre erzieheriſch ſehr gefährlich. Auch ein kleines Buch um Anſchreiben der Ausgaben ſoll das Kind führen. An eden Erſten kann dann die Mutter prüfen und auf etwa 5 falſche oder unnütze Ausgaben hinweiſen. So lernt das Kind bald Geldeswert kennen und mit eld umgehen.. Graue Haare Eine noch junge Frau entdeckt eines Tages mit Schrecken einige graue Haare in ihren blonden oder braunen Locken. Solch junge Frauen gibt es viele. Die meiſten Frauen greifen dann zu allerhand Haarfärbe⸗ mitteln, die häufig das Haar verderben. Nur wenige junge agen die erſchreckt die erſten grauen Haare entdecken, ragen ſich, ob dieſe Silberfäden ſie nicht anziehender machen. Frühzeitig grau werden, bedeutet noch lange nicht, früh alt werden. Es iſt eine Tatſache, daß manches Ge⸗ ſicht einen weicheren Ausdruck erhält, wenn es von grauen Haaren umrahmt wird, ja oft ſieht ein ſolches Geſicht jugendlicher aus als vorher, beſonders bei matter Haut⸗ farbe und dunklen Augen. Wer aber abſolut ſein Haar färben will, der gehe zu einem guten Fachmann. nicht ungefährlich, es mit allerlei Haarfärbemittely zu verſuchen, vielleicht, um billig davon zu kommen. Das durch unkundige Behandlung hervorgerufene Unheil koſtet viel mehr Geld. a Jede Frau aber, die zwiſchen ihren blonden und hraunen Haaren einige graue Haare entdeckt, überzeuge ſich zuerſt, ob dieſe ihr nicht einen eigenen Reiz verleihen, ehe ſie ſich zum Färben ihrer Haare entſchließt. Es it — Herſtellung von Fruchtſäften Die Obſt⸗ und Beerenernte hat nunmehr voll einge⸗ ſetzt, und damit iſt für die Hausfrau die Einmachezeit gekommen. Nachſtehend geben wir einige praktiſche Winke zur Gewinnung von Fruchtſäften, mit deren Hilfe man jederzeit erfriſchende, wohlſchmeckende Getränke bereiten kann, und die zur Herſtellung von Fruchtſpeiſen und von Soßen für Süßſpeiſen dienen. Die Früchte werden zerkleinert, zermahlen, der Saft wird roh aus gepreßt. Beſonders für harte Früchte, auch für Johannisbeeren mit Stielen, ſind dabei die Fruchtpreſſen ſehr zu empfehlen. Der Rohſaft wird mit dem Zucker vermengt, doch iſt die Haltbarkeit nicht von der Zuckermenge abhängig. Zuviel Zuckerzuſatz tötet den na⸗ türlichen Zuckergeſchmack. Der Zuckerzuſatz richtet ſich nach dem Reifezuſtand der Früchte. Der gezuckerte Saft wird durch ein feines Tuch geſeiht, auf Flaſchen gefüllt und im Waſſerkeſſel auf 72 Grad erhitzt. Die offenen Flaſchen werden dann ſofort aus dem Keſſel genommen. Das Schließen mit der jetzt ſo beliebten Gummikappe, die vor dem Aufſetzen in reinen Alkohol getaucht wird, iſt alsdann vorzunehmen. Die fertigen Fla⸗ ſchen ſtellt man in eine Kiſte und überdeckt ſie gegen zu raſche Abkühlung mit Tüchern. Am anderen Tag ſtellt man die Flaſchen in den Keller. Bei dieſem Verfahren erhält man die gehaltvollſten und duftigſten Säfte. Klare Säfte bereitet man auch, wenn man die Früchte bis zum Platzen, nicht bis zum Kochen, erhitzt, den Saft durch ein Seihtuch laufen läßt und weiter wie vorher behandelt. Nur harte Früchte läßt man unter Zuſatz von etwas Waſſer langſam kochen, beſſer nur bei linder Hitze ziehen(Quitten). Am bequemſten iſt das Dampfentſaften. Man braucht dazu einen gut emalierten Topf, den man hand⸗ hoch mit Waſſer füllt. In dieſen Topf ſtellt man eine Unterlage(Drahtgeflecht), einen kleineren Topf oder eine breite Schüſſel zur Aufnahme des Saftes. Ein enggewebtes Filtriertuch(Neſſel) wird, trichterförmig eingedrückt, über den Wecktopfrand gelegt. Etwas weniger tief folgt ein grobes Gaze⸗ oder Kongreßſtofftuch zur Aufnahme des Obſtes. Beide Tücher(vor dem Gebrauch gebrüht) werden mit einem naſſen Bindfaden um den Rand des Topfes feſtgehalten. Gut gewaſchen, ſtark zerkleinert, werden die Früchte auf das obere Tuch gelegt, mit einem in der Größe des Topfrandes geſchnittenen Pergamentpapier überdeckt. Nun kommt der Topfdeckel darauf und über dem Deckel werden die beiden Tücher verknotet, nachdem man den nun überflüſſigen Bindfaden gelöſt hat. Dieſen Entſaftungskeſſel läßt man ſchwach kochen, bis zu fünf Kilogramm Fruchtaut eineinhalb Stunden lang. Den in⸗ Modiſche Kleinigkeiten für den Sommer— handgearbeitet Figur 1 zeigt ein Kleidchen aus Voile oder ganz leichter Seide. Es wirkt nicht allein durch den Stoff duftig, ſon⸗ dern auch durch die Hohlnähte, die es verzieren; eine Hand⸗ arbeit, die ſchnell herzuſtellen und ſehr wirkungsvoll iſt. Figur 2. Schweinslederne Schultertaſche für den Sport mit blau⸗weiß kariertem Flanell als Innenfutter. Die Initialen ſind aus dem Leder herausgeſchnitten und er⸗ ſcheinen wieder in dem blau⸗weißen Stoff. Figur 3. Reizendes Sommerblüschen mit Hohlſaum⸗ verzierung. Dieſe Handarbeit nimmt etwas mehr Zeit in Anſpruch, man könnte ſie z. B. in den Ferien ausführen. Jedenfalls lohnt ſich die Mühe, denn das Blüschen wirkt irotz des einfachen Stoffes recht elegant. Zeichnung Schulenburg Figur 4. Gürtel aus zwei⸗ oder dreifarbigem ſtarken Gurt mit neuartiger Lederſchnalle Das Material für den Verſchluß muß ſehr wider! zdsfähig und ſteif ſein. Figur 5 zeigt ſelbſtgenähte Handſchuhe und eine dazu 1 Taſche in zwei Farben. Der Bügel der Handtaſche ſt aus Metall. Die Zuſammenſtellung wirkt geſchmackvoll kleides 8 Figur 6. Weiße oder hellfarbige Blume aus in ſich gemuſtertem Organdy, an Kleidern und Koſtümen zu tragen. 8 8 und erhöht die Eleganz des ſommerlichen Nachmittags⸗ des gewonnenen Saft füllt man ſofort ab, etwaigen Schaum läßt man überlaufen. Sofortiges Verſchließen iſt notwendig. Die ſo heiß eingefüllten Flaſchen brauchen nicht ſteriliſiert zu werden. Langſam abkühlen laſſen. 5 Bei jedem Verfahren müſſen die Flaſchen aufs beſte geſpült ſein. Verwendet man Korke, ſo werden ſie einen Tag in eine Löſung von 4 Gramm Metakali⸗Biſulfid auf ein Liter Waſſer gelegt, unter Waſſer gehalten und vor Gebrauch noch 15 Minuten gebrüht. Nach dem Abkühlen werden die verkorkten Flaſchen mit flüſſigem Paraffin oder Flaſchenlack verſiegelt. Die praktiſche Hausfrau Kleinigkeiten, die uns ärgern Da iſt zum Beiſpiel die Zimmertür die beim Oeffnen und Schließen einen quietſchenden Ton erſchallen läßt, der allmählich auf die Nerven fällt. Täglich hört man ſich das ſchickſalsergeben an, und doch gehören nur die paar Mi⸗ nuten Zeitaufwand dazu, die Tür etwas zu heben und die Angeln mit etwas Fett zu verſorgen. Ebenſo gräßlich empfinden wir das Knarren der Schuhſohlen. Wie leicht iſt dem Uebel abzuhelfen, wenn wir kurz entſchloſſen etwas Leinöl holen und die Schuh⸗ ſohlen damit über Nacht eingeölt ſtehen laßen Noch ſchlimmer iſt es mit Schiebladen von Kommoden und Schränken, die manchmal beim Oeffnen häßliche Ge⸗ räuſche machen. Man braucht nur ein Stückchen Seife zu nehmen und damit die Ränder der Schiebladen einzureiben, in hartnäckigen Fällen hilft etwas Talkum ganz ſicher, und der Aerger iſt beſeitigt. Ein weiteres Objekt täglichen Aergers ſind die verſchiedenen Schlüſſel zu Schränken, Bufett, Anrichte uſw. Man kann mit Beſtimmtheit damit rechnen, daß gerade dann, wenn man ſie ganz eilig braucht, die Schlüſſel entweder verlegt ſind, oder aber man kennt ſie nicht genau auseinander und muß nun der Reihe nach probieren, bis man den richtigen gefunden hat Wieviel koſtbare Minuten gehen hier oft verloren? Deshalb ſoll man alle Schlüſſel kennzeichnen, indem man die Ringe mit verſchiedenfarbiger Wolle umwickelt und ſich die Farben einprägt. Das Feſtbacken von Glasſtöpſeln in Flaſchenhälſen vermeidet man durch leichtes Einfetten, das Hartwerden von Pinſeln läßt ſich auch verhindern, indem man jeden Pinſel nach dem Gebrauch gleich reinigt. Für die Küche a Zur Blaubeerzeit Blaubeerritter. Schneide dir zehn Scheiben Tee⸗ oder Kaſtenbrot in Ein⸗Zentimeter⸗Stärke zurecht und laſſe ſie in Ei und Milch untertauchen. Zu dieſem Tauchbad be⸗ nötigſt du drei Eier und drei Eßlöffel Milch. Heißes Schweinefett dient dazu, den Rittern eine ſchöne gold⸗ braune Farbe zu geben beim Backen. Blaubeeren laſſen ſich gehorſam zwiſchen zwei dieſer ge⸗ backenen Scheiben ſtreichen und mit Zimt und Zucker be⸗ ſtreuen. Die Blaubeerritter werden warm gegeſſen. Blaubeerkaltſchale. Ein Kilogramm gewaſchene Blau⸗ beeren haſt du hierzu nötig Die Hälfte zuckerſt du ein und ſtellſt du kalt, die andere Hälfte kochſt du mit 375 Gramm Zucker und einem Taſſenkopf voll Waſſer. Siedend gieße den ſo gewonnenen Blaubeerſyrup über die reſtlichen Blaubeeren, decke ſie zu und gönne ihnen vier Stunden Ruhe. ſie durch ein Haarſieb ſtreichſt und mit zwei Flaſchen Dick eingekochte ihre Welt 4 Dann darfſt du ſie damit munter machen, daß du kühlem Weißwein begießt Nun dürfen ſie nochmals ruhen, und diesmal an einem möglichſt kalten Ort. Vor Tiſch kommen die eingezuckerten Blaubeeren in dieſe Kaltſchale, Auch noch etwas Zitronenſaft. Nicht die Gemüſeſuppen vergeſſen Falſche Krebsſuppe aus jungem Gemüſe. Speckblätter läßt man glaſig anlaufen, fügt 100 Gramm rohe Fleiſch⸗ oder Schinkenabfälle, eine große Zwiebel, drei geſchälte rohe Kartoffeln, einige Karotten, eine Handvoll Spargel⸗ oder Schotenſchalen, zwei wird durchs Sieb geſtrichen, mit Salz, Muskat und Paprika gewürzt und über geröſteten Semmelbröckchen angerichtet, f 8 8 5 Vier kleine Mohr⸗ rüben, zwei Kohlrabi, eine Schalotte, etwas Lauch, Blu⸗ Feine Gemüſeſuppe mit Sahne. menkohl, Peterſilie und drei bis vier Wirſingkohlblättet, reinigen, in Streiſchen ſchneiden und mit friſchen Erbſen in 40 Gramm Butter dünſten. Mit drei Eßlöffel Mehl binden, mit 1 Liter Mürfelhriſhe auf⸗ Daun die Suppe paſſieren, aufkochen, mit Salz, Pfeffer und Muskat Mit reichlich füllen und das Gemüſe weich kochen laſſen. abſchmecken und mit“ Liter Sahne abziehen. geröſteten Semmelwürfeln auftragen. Vitante Suppe. Man kocht erſt aus Ochſengerippe mit dem nötigen Wurzelwerk eine kräftige Fleiſchbrühe⸗ Inzwiſchen dämpft man kleinwürflig geſchnittene Zwiebeln, Sellerieknolle, Porree, Salzgurke und getrocknete, geweichte Steinpilze in Butter an, löſcht mit einem Glaſe Weißwein ab und gibt etwas Tomatenſuppe hinzu. Hierauf ſtäu man etwas Mehl über, füllt mit der durchgeſeihten Fleiſch⸗ brühe auf und läßt das ganze kochen. Später fügt man halbfertig gekochten Sauerkohl und Kräuterſträußchen bei Vor dem Anrichten ſchmeckt man die Suppe mit Salz und Pfeffer ab und gibt zwei Eßlöffel Kapern und das würfelig geſchnittene Ochſenfleiſch hinzu d Sauerampſerſuppe. Der Sauerampfer wird gut g waſchen, fein gehackt und in Butter und etwas Milch weich gedämpft. Man füllt mit Waſſer oder Fleiſchbrühe auf und gibt vor dem Anrichten etwas ſauren Rahm dazu. 20 3 wird mit geröſteten Semmelſchnitten zu Tiſch! ſtarke Peterſiltenwurzeln, ein paar Scheiben Sellerie, Kohlrabi zerkleinert dazu, ſtreut einen gehäuften Eßlöffel Schwarzbrotbröſel darüber und läßt feſt zugedeckt alles kurz überdünſten Mit Brühe auf; gefüllt und Fleiſch und Gemüſe zerkochen laſſen. Die Suppe einer Taſſe N er VVV r c 2— 2 12 I 1 AA oe e r 2 22 0