Nn. nom 1er, Nr. 166(2. Blatt). LNeekar Bote Samstag, 18. Juli 1936 Hier ſteht Deutſchland Zur Eröffnung der Ausſtellung„Deutſchland“. Heute wird die Ausſtellung„Deutſchland“ in Berlin mit einer Feier durch Reichsminiſter Dr. Goebbels eröffnet. Es ſchließen ſich ein Rundgang und eine Fahrt mit der erſten deut⸗ ſchen Eiſenbahn an. Sodann wird die Ausſtel⸗ lung für die Allgemeinheit geöffnet. NSg. Hinter den hohen Faſſaden aus Stahl, Stein und Glas der Ausſtellungshallen vollendet ſich die Vielge⸗ ſtaltigkeit deutſchen Lebens: die Ausſtellung„Deutſchland“. Noch pochen die Hämmer und kreiſchen die Sägen. Maler hängen an hohen Gerüſten, unten im Beton ziehen Inſtal⸗ lateure die letzten Strippen, und draußen im Freigelände werden die gärtneriſchen Anlagen fertiggeſtellt. Deutſche Arbeiter vollenden den Aufbau deſſen, was deutſche Künſt⸗ ler aus ſchöpferiſcher Kraft erſannen. Ueberall wird letzte Hand angelegt. Halle 4 mit der Kunſtausſtellung„Sport“ wurde ſchon der Oeffentlichkeit übergeben und am Sams⸗ tag früh wird Reichsminiſter Dr. Goebbels hier die Er⸗ öffnung der Geſamtſchau vornehmen. Schon zu Beginn des Rundgangs gewinnt man einen Eindruck von der umfaſſenden Idee, die dieſer Schau zu⸗ grunde liegt. Und ein anderes erkennt man ſogleich: Erſte Vorausſetzung für das Zuſtandekommen einer ſolchen Aus⸗ ſtellung iſt das im Nationalſoztalismus ge⸗ einte Volk. Nicht die wirtſchaftlichen Mittel ſind es, die hier dem Genius zu dieſer Großzügigkeit und Gründlichkeit die Flügel ſpannten, ſondern das Gemeinintereſſe, das Einfühlungsvermögen und das liebevolle Schaffen jedes einzelnen der Beteiligten. Und man erkennt weiter: Hier ſind Menſchen am Werk, die ſich ſelbſt angeſprochen fühlen, wenn Deutſchland geſagt wird! Doch weshalb viele Worte darum machen, wovon das Herz jeden Beſuchers voll ſein wird. Folgen wir einigen Arbeitern, die gerade ein Teilſtück der neuen großen Jun⸗ kersmaſchine transportieren. Man muß übrigens ſchon höl⸗ liſch die Augen aufſperren, wenn man ſich durch das Ge⸗ triebe bewegt, ſind doch ſtändig 1600 Volksgenoſſen hier tätig. Dreimal täglich erneuert ſich dieſer Strom pulſenden Lebens. Immer intenſiver drängt die Arbeit, bis ſich im ſtrahlenden Glanz der Millionen Watt die Ausſtellung der Welt am Tage der Eröffnung darbietet. Schauen wir uns jetzt einmal auf Einzelheiten um: Ein paar„Sachverſtändige“ mit farbig bekleckſten Kitteln haben ſchon minutenlang den Unterbau der Rieſenlokomotive„ge⸗ prüft“. Ihr höchſt maßgebliches Urteil gipfelt in dem Aus⸗ druck:„Det is noch wat für die Amerikaner!“ Dieſe von ſchlichten Volksgencrſen ohne große Nebengedan⸗ ken hingeworfenen Worte geben uns mehr, als ſpitzfindige ſtiliſtiſche oder rhetoriſche Abhandlungen über Natſonalbe⸗ wußtſein oder Nationalſtolz des deutſchen Volkes. Der gei⸗ ſtige Urheber wird es uns ſicher nicht verübeln, wenn wir ſeinen Satz dahin erweitern und dann die geſamte Schau einbeziehen:„Detis noch wat für die Weltl“ Wenden wir uns jetzt der Großmutter der Rieſenloko⸗ motive zu. Mit Schmirgel und Eifer ſind vier Männer daran, die„Pfalz“ in ihre glänzende Vergangenheit zu⸗ rückzuverſetzen.„Die olle Dame is an liebevolle Behand⸗ lung jewöhnt!“ meinte einer, indem er den Docht der Pe⸗ troleumſcheinwerfer tiefer ſchraubt. Aus unendlicher Klein⸗ arbeit und Liebe wächſt ſo die große Schau. Welcher Be⸗ ſucher kann wohl die Mühſal und den Aufwand ermeſſen, die ſich hinter den Kuliſſen der Ausſtellung abſpielten? „Für den Führer ſchufen in gemeinſamer Arbeit Män⸗ ner aus den 30 Gauen des Reichsarbeitsdienſtes dieſes Bild der deutſchen Landſchaft!“, ſo lautet die Widmung, die das 120 Quadratmeter große Deutſchlandrelief des RA trägt. Unter dieſem Zeichen der Gemeinſchaft wurden überhaupt die gewaltigen Schauſtücke erſtellt, ſeien es die große Holzplaſtik der Reichsautobahnen oder das Modell der Stadt Lübeck aus dem Jahre 1650, das in dreimonati⸗ ger Arbeit von dortigen Oberrealſchülern gebaut wurde. Der Tempel deutſchen Geiſtes iſt heute ſchon eine In⸗ ſel in der Brandung des Schaffens. Der hohe Raum, der als Abſchluß der Ehrenhalle zu innerer Einkehr zwingt, trägt an den Wänden die Namen jener Männer, die dem Reich das ewige Geſicht geben. Ein junger Arbeiter ſteht da, einer von den 5000, die hier Tag um Tag und Nacht um Nacht ihre Pflicht tun. Schweigend perharrt er ſein Blick durchdringt Raum und Zeit. Er fühlt den Sinn der Ausſtellung doch hat er kein Verſtändnis für laute oder ſentimentale Betrachtüngen dar⸗ England und die Somme⸗Schlacht Aus den Erinnerungen des Feldmarſchalls Sir William Robertſon. Der Verfaſſer dieſer bemerkenswerten Darlegungen 0 war zu Beginn des Weltkrieges Britiſcher General⸗ quartiermeiſter und von Dezember 1915 bis zum 19. Februar 1918 Chef des Britiſchen Reichsgeneral⸗ ſtabes. In Deutſchland iſt Feldmarſchall Robertſon durch ſein Buch„Soldaten und Staatsmänner 1914 bis 1918“ bekannt geworden. Die Frage, wann die engliſch⸗franzöſiſche Offenſive an der Somme beginnen ſollte, erheiſchte ſorgfältige Erwägungen. Sir Douglas Haig wünſchte ſie ſoweit als möglich hinaus⸗ zuſchieben, damft ſeine Armeen noch ſtärker, ſeine Munitions⸗ vorräte noch reichlicher werden könnten. Zwiſchen den Gene⸗ rälen Haig und Joffre wurde daher vereinbart, daß die Offenſive nicht über das Ende des Monats Juli hinaus ge⸗ ſchoben werden ſolle; ſie begann am 1. Juli. Die Bemühungen, Enktäuſchungen vorzubeugen, waren nicht ganz erfolgreich; am 29. Juli ſchrieb ich an Sir Douglas Haig:„Den beſtehenden Gewalten wird es angeſichts der Lage etwas unbehaglich. Die Verluſte nehmen zu, und manche Miniſter möchten gern wiſſen, ob wir dafür wohl Entſprechendes eintauſchen. Ich tue mein Beſtes, um immer wieder auf die allgemeine Lage hinzuweisen und zu erklären, was die Wirkung unſerer Anſtrengungen ſein kann, und zu 1 welche andere Wahl getroffen werden könnte. Ich verſuche es auch, ſie die Lage aus dem deutſchen Geſichks⸗ winkel betrachten zu laſſen. Aber ſie hören nicht auf, mich zu fragen, ob ich dächte, daß ein Verluſt von ſagen weir 300 000 Mann zu wirklich großen Neſultaten füh⸗ ren würde, denn wenn dem nicht ſo wäre, ſo ſollten wir uns über. Er iſt ganz ſchlechthin einer aus dem Gliede derer, für die in der Ausſtellung ein ſtolzes Zeug nis abgelegt werden ſoll. Was er empfindet, was jeder Deutſche, was jeder Gaſt anderer Nationen und Erdteile angeſichts dieſer Schau deutſchen Geiſtesſchaffens und lebens fühlen wird, es heißt in Worten: Hier ſteht Deutſchland! „Berlin grüßt mit ſeiner Ausſtellung„Deukſchland“ die Gäſte aus aller Welt. Berlin bringt ſeine Ausſtellung „Deukſchland“ den fremden Gäſten zum Geſchenk und biktet, dieſe Ausſtellung als das 1 was ſie ſein will: Bei⸗ trag eines muligen und raſtlos arbeitenden Volkes zur Be⸗ friedung der Welt.“ Oberxegierungsrat Dr. Ziegler vom Reichsminiſte⸗ rium für Volksaufklärung und Propaganda gab einen Ueberblick über die Ausſtellung ſelbſt. Bie Ehrenhalle iſt dem neuen Deutſchland gewidmet. An ſie ſchließt ſich die Abteilung„Deutſches Volk— deutſches Land“ und daran wieder der umfangreiche Komplex der„Lei⸗ ſtungsſchau der deutſchen Wirtſchaft“ und ſchließlich das Freigelände mit ſeinen vielfachen Darbietungen Zum Schluß gedachte Dr. Ziegler der zahl⸗ loſen Arbeiter, die in den letzten Wochen ſich für die Schau gerührt haben Deutſches Denken, deutſche Gründlich⸗ keit und die Tüchtigkeit des deutſchen Arbeiters haben in dieſer Ausſtellung ihren Niederſchlag gefunden. Ein Rundgang durch die acht Hallen der Ausſtellung gab ein packendes Bild Deutſchlands und ſeines Volkes in allen ſeinen Zügen: Daſeinsraum und politiſches Fundament, Schaffen und Feiern, Landſchaft und Kultur, Herz und Hirn der deutſchen Nation. Im Vorraum der Ehrenhalle wallt von rieſigen Maſten das Fahnentuch des Hakenkreuzes, und zwiſchen ihnen ſpannt ſich über 24 Meter Breite ein rieſiges Photo, das den Führer und ſein Volk zeigt. Die Schau gliedert ſich in drei große Abteilun⸗ gen:„Das neue Deutſchland“,„Deutſches Volk und deut⸗ ſches Land“ und„Leiſtungsſchau der deutſchen Wirtſchaft“. Ueberall wird das bewußte Streben ſichtbar, das Ausſtel⸗ lungsgut in architektoniſcher Schönheit auf das Auge wir⸗ ken zu laſſen. Eine Vorbeſichtigung der Ausſtellung. Ueber der Berliner Ausſtellungsſtadt am Funkturm wehen die Fahnen des Dritten Reiches und aller Olympia⸗ nationen. Sie wehen über acht Hallen, in die das Bild Deutſchlands gebannt iſt. Unter der Schirmherrſchaft des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, iſt mehr als ein Jahr über die Sichtung des Ausſtellungsmaterials hingegangen— in vier Wochen aber wurde der Aufbau der Schau vollzogen. Jetzt breitet ſie den Reichtum deutſchen Geiſtes, deutſcher Arbeit und deutſcher Landſchaftsſchönheit vor den Augen der Welt aus. Freitag nachmittag fand eine Preſſevo rbeſich⸗ tigung der Ausſtellung ſtatt, zu der ſich etwa 1000 Ver⸗ treter der in⸗ und ausländiſchen Tages⸗ und Fachpreſſe ein⸗ gefunden hatten. Direktor Albert Wiſchek vom Berliner Ausſtellungs⸗ und Meſſeamt ſprach über den Sinn der Ausſtellung„Deutſchland! Er dankte einleitend Dr. Goeb⸗ bels und Staatsſekretär Funk für die Förderung, die ſie der Ausſtellung hätten zuteil werden laſſen. Die Ausſtellung werde, ſo führte er weiter aus, Deutſchland zeigen. Deutſch⸗ land, das iſt: Die Landſchaft an der Meeresküſte, am Rhein, in den Alpen, in unſeren Ebenen und Gebirgen. Die unver⸗ gänglichen Bauwerke aus der Vergangenheit der Jahr⸗ hunderte und aus dem Schaffen einer unermüdlichen Ge⸗ genwart. Unſere Dichter und Denker, unſere Techniker und Künſtler, unſere Erfinder und unſere Wiſſenſchaftler. Und Deutſchland iſt der einfache deutſche Menſch, der fleißig und tüchtig iſt. Unſere Ausſtellung will einen umfaſſenden, lebendigen Abriß von Deutſchland geben, ſie will das brauſende Lied des ſchaffenden Deutſchland der Gegenwart mit der ewigen Melodie deutſcher Geſchichte vereinen zu einer machtvollen Symphonie deutſcher Größe. Die Ausſtellung ruft: Menſchen aller Welt, lernt dieſes Land kennen, ſeine Schönheit, ſeine Arbeit, ſeine Bewohner! K 2222... ͤ T Drei Viertel geſchenkt! 75 Prozent Ermäßigung auf die Sonderzüge zur Aus⸗ ſtellung„Deutſchland“ und zur Beſichtigung des Reichs⸗ ſportfeldes, 24. bis 27. Juli. Anmeldung(auch für Nicht⸗ mitglieder) bei den Ortsgruppen der Partei. Fahrt, Anter⸗ kunft, Eintrittsgelder koſten zuſammen nicht mehr als 25 Mark. Letzter Termin zur Anmeldung 20. Juli. 722 mit weniger zufrieden geben als was wir jetzt tun, und ſie fragen auch beharrlich, warum wir kämpften und die Fran⸗ zoſen nicht... Worüber ſie ſich im allgemeinen Sorge machen, das iſt die Möglichkeit, daß wir in Bälde einer Rech⸗ nung über 200 000 bis 300000 Tote und Verwundete und nicht ſehr große Gewinne außer den bereits erzielten gegen⸗ überſtehen würden. Man denkt, daß das urſprüngliche Ziel die Entlaſtung Ver duns— bereits einigermaßen er⸗ reicht ſei“. Um die herrſchende Unruhe zu beſchwichtigen, nahm ich die günſtige Gelegenheit einer Sitzung des Kabinetts am 1. Auguſt wahr, um einen Ueberblick über die von der Entente kürzlich erzielten Reſultate zu werfen; ich zitiere aus einem nach dieſer Sitzung an Haig gerichteten Schreiben: Ich ſetzte auseinander, daß vor 6 Wochen die Oeſterreicher ſich der italieniſchen Tiefebene näherten und Italien um Hilfe rief; daß Rußland noch an derſelben Front ſtand, auf die es im verfloſſenen Jahr zurückgeworfen war, daß Verdun vor dem Fall ſtand und die franzöſiſche Oeffentlichkeit laut unſer Eingreifen verlangte. Ich erklärte, daß ſich all das in hohem Maße zu unſerem Vorteile geän⸗ dert hätte, daß die allgemeine Lage für uns nie ſo gut ge⸗ weſen ſei wie im Augenblick, und daß den Ruſſen ihr Sie⸗ geslauf hauptſächlich dank der Somme⸗Offenſive möglich ſeiz auch daß Verdun in dieſem Monat erſt einmal angegriffen worden ſei, und daß manche ſchwere Geſchütze ſowie 3 Divi⸗ ſtonen von dort abgezogen worden ſeien; ferner auch, daß Deutſchland es für notwendig befunden habe, 27 Divi⸗ tonen an der Somme einzuſetzen, um ſeine Front zu halten, und daß alle ſeine Verſuche, den verlorenen Boden wiederzugewinnen, geſcheitert ſeien, obgleich es darauf, wie er⸗ beutete Dokumente bewieſen, großen Wert gelegt habe. Ich ſagte, daß wir es mit einer ganz neuen Art ber Arlegſuhrung zu kun harten, und daß enrſcheibende Reſul⸗ tate nicht in 24 Stunden, auch nicht in 24 Tagen erwartet ö 4 828 988 6 0 4 5 m Gerichtsſaal 2 Sühne für eine Brandſtiſtung Der Täter zu hoher Zuchthausſtrafe verurteilt. Waldshut. Kaum haben ſich die Strafakten über das Brandunglück von Tunau geſchloſſen, hatte ſich das Schwurgericht Waldshut unter großem Zudrang der länd⸗ lichen Bevölkerung wiederum mit der Aburteilung eines vor⸗ ſätzlichen Brandſtifters zu befaſſen. Der 36jährige Landwirt Joſ. Ebner aus Luttingen(Amt Waldshut) war beſchuldigt, am 2. September 1935 in ſeiner Scheuer Feuer gelegt zu haben, wobei das geſamte Anweſen— Wohn⸗ und Wirt⸗ ſchaftsgebäude— ein Naub der Flammen wurde. Die An⸗ klage wegen Verſicherungsbetrugs mußte zurückgezogen werden, da das Haus Eigenkum der Mutter des Beſchuldigten war. Die Vernehmung ergab, daß der Angeklagte in geord⸗ neten wirtſchaftlichen Verl en lebte und den Brand aus der Sucht nach Bereicherung legte. Er wollte bei einem Neubau ſeinen Stall vergrößern. Wenige Stunden vor ſeiner verbrecheriſchen Tat weilte Ebner noch lange Zeit in der Kirche. Der Oberſtaatsanwalt, der bei dieſer Gelegenheit noch einmal die ſchlechte Brandmoral geißelte, die in gewiſſen Gegenden des Schwarzwaldes herrſche, beantragte eine Zucht⸗ hausſtrafe von vier Jahren und zehn Jahre Ehrverluſt. Das Gericht ging über den Antrag der Staatsanwaltſchaft hinaus und verurteilte Ebner zu viereinhalb Jah⸗ ren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Da der Angeklagte erſt vor einem Monat ſich zu einem Geſtändnis bequemt hatte, wurde auf die Strafe nur ein Monat Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet. Ve 5— 13 8* 7 Die ungenügenden Nammträger 52. Tag des Baugrubenunglück⸗Prozeſſes. Frage der ordnungsmäßigen Berlin, 18. Juli. Zur Ausführung von U⸗Bahn⸗Baugruben wurde am Freitag Bauunglücksprozeß der Reichsbahnoberrat im Berliner Reichert vernommen, der ſich als Bauleiter eines der ſchwierigſten Abſchnitte am Bahnhof Friedrichſtraße be⸗ ſonders ausgezeichnet hat. Auch er betonte, daß es Pflicht des Statikers der ausführenden Baufirma ſei, ſich ſelbſt die Bauſte lle anzuſehen. Die Projektände⸗ rungen hielt er für nicht beſonders bedeutungsvoll, weil ſie überall vorkämen; es müßten dann aber in ausreichendem Maße Zeichnungen zur Verfügung ſtehen, auf Grund deren ſelbſt die Poliere prüfen könnten, ob ſich alles plan⸗ mäßig entwickelt. Die Verwendung von geſtoßenen Steifen und von Konſolen hält er für nicht angebracht und erklärt mit Rückſicht auf die Konſole:„Das iſt eine ſo geſuchte Sache. Ich bin erſtaunt, daß man auf einen ſolchen Ge⸗ danken kommen konnte. Ich hätte das nie gedul⸗ det!“ 5 In der Nachmittagsſitzung wurde dann die Verneh⸗ mung des Zeugen zu Ende geführt. Er hat drei bis vier Wochen vor der Kataſtrophe mit dem Angeklagten Kell⸗ berg eine Ausſprache gehabt, in der dieſer ihm von der zu geringen Einbindetiefe der Rammträger Mitteilung gemacht. Kellberg hahe damals erklärt. es ſei das beſte, die zu kurzen Kammtrüger herauszuziehen und neu zu rammen. Deen ba der Jonge aber nichts mehr von der Sache ge⸗ alk. * Zeitſchriften und Bücher. Der Rundfunk im Sommer bietet dem Rundfunk⸗ hörer eine Fülle von Erholung und auch die neue Sende⸗ woche gibt und ein Bild ſeines unermüdlichen Schaffens. —. Die neueſte, ſoeben erſchienene Nummer der„Funk⸗ Illuſtrierten“ in Stuttgart läßt uns einen recht aufſchluß⸗ reichen Blick in das reichhaltige Wochenprogramm der deutſchen Reichsſender tun.— Der reiche Bilderinhalt dieſer Zeitſchrift— 80 Bilder enthält die neueſte Num⸗ mer 29— macht dies beſonders deutlich. Ein umfang⸗ reiches Auslandsprogramm ergänzt das ausführliche Sender⸗Programm der„Funk⸗Illuſtrierten“.— Außer⸗ dem ſind die Dauerbezieher diefer Zeitſchrift noch gegen Anfall verſichert. Für erfolgte Anfälle wurde ſchon gegen 70000 RM. ausbezahlt.— Der Verlag Wilhelm Herget, Stuttgart⸗W, Reinsburgerſtr. 14, verſendet auf Wunſch Jann Probenummern dieſer bodenſtändigen Rundfunk⸗ eitung. werden könnten, daß ein ſtändiger Druck an allen Fronten der richtige Weg ſei und gute Reſultate im Winter ver⸗ ſpreche.. Niemand vom Kriegskabinett machte zu dem, was ich ſagte, irgendeine Bemerkung.“ Haig ſandte mir ſogleich eine Darlegung ſeiner Anſchau⸗ ungen und bemerkte, daß irgendein Erlahmen im Entſchluß jetzt gewiß den beklagenswerteſten Einfluß auf das Vertrauen unſerer Verbündeten in uns, auf den allgemeinen Glauben an unſere Macht, den Sieg zu erringen, und ſelbſt auf das Vertrauen unſerer eigenen Armee haben würde Als ungünſtiges Wetter den Operationen Mitte November ein Ende ſetzte, waren die drei Ziele, die wir uns geſetzt hatten, erreicht: um mit einer Depeſche Haigs zu ſprechen:„Im Verlaufe unſerer Offenſive waren vier Fünftel aller an der Weſtfront eingeſetzten Diviſionen nacheinander an der Somme eingeſetzt worden, viele zwei⸗ mal, einige dreimal. Gegen das Ende der Operationen, als das Wetter umſchlug, war die feindliche Widerſtandskraft zweifellos fehr erheblich geſchwächt“. Ueber die Zukunft ſagt der Oberſte Befehlshaber:„Die Macht des Feifdes iſt noch nicht gebrochen; es läßt ſich auch nicht die Zeit ſchätzen, wie lange der Krieg noch dauern wird, bis die Ziele, für die die Verbündeten kämpfen, erreicht werden können. Aber die Sommeſchlacht hat ohne Zweifel die Fähigkeit der Ver⸗ bündeten, dieſe Ziele zu erreichen, bewieſen.“ Mit dieſen Anſchauungen ſtimmte der Generalſtab in London im allgemeinen überein. Die Lage, wie er ſie anſah und dem Kriegsausſchuß berichtete, war im Oktober die, daß der Feind einen bedenklichen Schlag erlitten hatte, aber es war noch viel zu kun, ehe er vollſtändig überwältigt werden. konnte. Mehr als zwei Jahre waren ſeik Kriegsausbruch ver⸗ gangen, und noch waren wir vom Einſatz all der Anſtren⸗ gungen, deren wir fähig waren, weit entfernt.— i Die Kinder werden es den Eltern, die jetzt richtig Zeit für ſie haben, danken. Nicht jeder, der eine Reiſe tut, kann etwas erzählen! Und mancher, der etwas erzählt, weiß nichts anderes zu berichten, als daß das Wetter ſchandbar, die Unterbrin⸗ gung unbequem, die Geſellſchaft aufdringlich und der ganze Aufenthalt langweilig war. Woraus zu ſchließen iſt, daß das Reiſen ſchlechthin nicht das höchſte Glück auf Erden iſt, ſondern daß beim wahren Feriengenuß nicht die Weite der Entfernung von der Heimat, noch der ver⸗ meintliche Luxus einer fremden Umgebung entſcheidend ſind, ſondern allein die Bereitſchaft des eigenen Herzens zur Freude und zum Erlebnis. Doch genug der Theorie, die für viele Daheimblei⸗ bende kaum mehr als ein augenblicklicher Seelenbalſam ſiſt. Aber wie iſt das nun wirklich um den Urlaub daheim beſtellt? Wie ſtellt man es an, zu Haus zu bleiben und ſich doch ganz„auf Reiſen“ zu fühlen? Wie iſt es beiſpielsweiſe mit einer kleinen Brunnen⸗ kur? Horchen wir ein wenig in uns hinein: So ganz in Ordnung iſt eigentlich keiner. Diesmal, wo aus beſonde⸗ ren Gründen beſchloſſen wurde, daheim zu bleiben, iſt die beſte Gelegenheit zu einer Kur. Und wer ſich kerngeſund fühlt, mag die Segnungen einer vorbeugenden Kur ver⸗ ſpüren— zugleich die heilſamen Wirkungen einer Lebens⸗ umſtellung. Wir bekommen die meiſten der vorzüglichen deut⸗ ſchen Heilwäſſer jetzt auf Flaſchen und können uns recht⸗ zeitig einen kleinen Vorrat kommen laſſen. Der erſte Fe⸗ rientag beginnt: Wie angenehm, wie behaglich iſt es, ein⸗ mal die Bequemlichkeiten des eigenen Heims, das ge⸗ wohnte Bett, die nach eigenem Geſchmack eingerichteten Räume in Seelenruhe genießen zu können! Dann wird laut ärztlicher Vorſchrift die entſprechende Menge Brun⸗ nenwaſſer genoſſen— während zuvor ein behaglicher Frühſtückstiſch auf dem Balkon oder kleinen Gartenplatz hergerichtet iſt—, und es ſchließt ſich der für die Kur unerläßliche Spaziergang an. Man muß es ein bißchen ernſt nehmen mit dieſen Wegen. Denn darauf vor allem kommt es an: Eine grund⸗ ſätzliche Umſtellung der Lebenshaltung bedeutet nicht nur körperliche, ſondern auch ſeeliſche Erholung und völlige Löſung vom Alltag. Denn auch im kleinen Bergdorf, in der Familienpenſion am Meer werden nicht nur andere Tiſchzeiten eingehalten, ſondern auch unbekannte Gerichte geboten. Man freut ſich daran, weil es eben das„andere“ ift. Und wie leicht iſt eine ſolche Umſtellung für die Haus⸗ frau, wieviel Freude kann ſie an der ungewohnten Art der Küchenführung haben! Alſo: Wir eſſen ſtatt um zwei, wie gewöhnlich⸗ bereits um halb eins. Was für ein herrlich langer Nachmittag liegt vor uns! Die Kaffeeſtunde wird zum Feſt, oder verzichten wir auf den gewohnten braunen Trank und richten wir eine Teezeit ein? Beim Abendeſſen zeigt ſich wieder, wie angenehm es iſt, um ſieben ſtatt um halb neun zu Tiſch zu ſitzen. Man kennt nun die Heimatſtadt und Gegend zur Ge⸗ nüge, wird mancher einwenden. Aber man erprobe nur einmal den kleinen Scherz, durch die angeblich ſo bekann⸗ ten Straßen als„Fremder“ zu gehen, gerade ſo, als ſei man juſt mit dem Zug angekommen und bereit, voll Neu⸗ gier alle Schönheiten und Kurioſitäten in ſich aufzuneh⸗ men und ſich auch nicht das kleinſte entgehen zu laſſen. Man wird dabei auf dem vermeintlich langweiligen und wenig beliebten Weg zur Arbeitsſtätte, zum Büro ſo viel Neues entdecken, daß man ſein Wun⸗ wandten oder Freunden ſchicken. Das Elternpaar abe kann einmal die Ruhe des Heims und die Freude d Zweiſamkeit genießen, ſo freudig, wie ſeit Jahren nicht. Und da ſind dann noch viele, viele alleinſtehende Frauen im Sommer; die Mütter, die wie immer beſchei⸗ den zurücktreten, Mann und Kindern eine Urlaubsreiſe ermöglichen und ſelbſt daheim bleiben. Und die anderen Frauen, die niemanden haben. Die Gefahr iſt groß: Für die tüchtigen Hausfrauen, die nun endlich einmal Zeit und Muße zu haben glauben für all die Hausarbeiten, die ſonſt unterbleiben müſſen und die nun Tag aus Tag ein putzen, nähen, flicken und räumen. Für die andern iſt es eine traurige Zeit, dieſer blühende Sommer, in denen man glückliche Familien lachend hinauswandern ſieht und die Natur ſich in Freude und Glanz verſchwen⸗ det. Dieſen armen, alleinſtehenden Frauen darf man raten, ſich ſelbſt Freund zu ſein, nicht grübelnd daheim zu ſitzen, ſondern Troſt und Genuß in der Natur zu ſuchen; man darf ihnen wünſchen, daß ſie gleichgeſinnte, alleinſtehende Frauen zu finden wiſſen. Die daheimbleibenden Hausfrauen aber ſeien ge⸗ warnt: Auch ſie bedürfen der Erholung, die wieder ein ganzes Jahr lang als Kraftquelle dienen ſoll! Man muß die Zeit nützen und ſie zur eigenen Freude verwenden, ſonſt treibt man Raubbau mit ſeinen Kräften und nützt weder ſich ſelbſt noch der Familie mit mißverſtandener Tüchtigkeit. Vor allem aber tut man dem prangenden Sommer unrecht! R. von Engelhardt. der erlebt. Man kann auch nicht be⸗ haupten, daß die weitere Umgebung uns wirklich bekannt iſt, denn die Sonntagnachmittage reichen zu länge⸗ ren Entdeckungsfahrten niemals aus. Jetzt aber iſt man Herr über unbe⸗ ſchränkte Zeit und Räume— die ganze Welt ſteht gleichſam offen für Wanderungen und Radfahrten. Selbſt das Heimatmuſeum iſt uns ja ſo gut wie unbekannt, von den kleineren Sammlungen ganz zu ſchweigen. Und auch Menſchen gilt es zu entdecken. Viele Bekanntſchaften wurden ver⸗ nachläſſigt aus Mangel an Zeit und Luſt. Jetzt bietet die Sommerzeit die ſchönſte Gelegenheit. Wo Kinder im Haus ſind, wer⸗ den die Ferien doppelt ſchön. Die Kleinen werden es den Eltern, die nun endlich einmal richtig„Zeit für ſie haben“, danken, wenn ſie ſich auf den häufigen Wanderungen und ſon⸗ ſtigen Unternehmungen einmal ganz ihnen widmen. Von dieſer Seite haben wir unſere Kinder eigentlich gar nicht gekannt, ſtellen die Eltern Endlich haben wir einmar oe eee, 8 3er aud 5 Aufnahmen: Dr. Wolff, du Vinage(Mauritius) je! Kreuz und Quer Zwiſchen acht und zwi.— Der geprellte Bräutigam.— Ein Selbſtverſtümmeiungskluv.— Reiche Einkünfte Daß unſere Zeit im Zeichen des Tempos ſteht, iſt ja nachgerade kein Geheimnis mehr. Tempo, Tempo, das iſt die Parole. Aber ſo boiel Tempo wie Frank Devito hat wohl in punkto Liebe und Ehe noch kaum einer fertiggebracht. Frank Depito iſt ein fünfund zwanzigjähriger Newyorker. In New⸗ hork haben es die Leute eilig, wie in anderen Millionenſtädten auch. Frank Devito hatte es ſogar da eilig, wo etwas mehr Vorſicht am Platze geweſen wäre. Nämlich: Um acht Uhr morgens begibt ſich Frank unternehmungsluſtig und gut auf⸗ gelegt in ein Newyorker Neſtaurant, um zu frühſtücken. Um acht Uhr fünf bedienl ihn die niedliche Juanita Arling⸗ ton, Sie kommen ins Geſpräch. Um acht Uhr dreißig hat Frank ſein Frühſtück aufgegeſſen. Er macht der Kellnerin einen Heiratsantrag. Am acht Uhr einunddreißig nimmt Juanita den Antrag an. Um zwölf Ahr werden beide in einem Dorf in der Nähe der Stadt von einem Friedensrichter getraut. Um ein Uhr ſind ſie wieder in der Stadt. Frank bittet ſeine junge Frau um Geld, damit er die Autodroſchke bezahlen kann. Juanita bedauert. Um ein Uhr dreißig ruft die junge Frau nach der Polizei. Sie hat ein blaues Auge. Um zwei Uhr ſitzt Frank im Polizeigefängnis. Ende: Frank hat fünf Tage Haft abzuſitzen, und ſeine Frau hat die Scheidungs⸗ klage eingereicht. Allerhand Tempo, ſelbſt für Amerika! In ähnlicher Angelegenheit iſt da in Paris ein anderes Stücklein paſſiert. Ganz Paris lacht über Durac, aber Herrn Jean Durac iſt nicht zum Lachen zu Mut, denn fünf Minuten vor ſeinerx geplanten Trauung hat ſeine Braut ihm Hörner aufgeſetzt, die ſich ſehen laſſen können. Die Sache war ſo: Herr Durac wartete in der Mairie der Bür⸗ germeiſterei, eines Pariſer Vorortes, woſelbſt ſeine Trauung vor ſich gehen ſollte, auf einen Trauzeugen, ſeinen beſten Freund. Der Zeuge läßt nichts von ſich ſehen. Durac wird nervös, ſeine blonde junge Braut ebenfalls. Begreiflich, daß die Braut hinaus will, um auf die Straße zu ſchauen. Sie geht hinaus, fünf Minuten vergehen, in der Mairie hört man ein Auto in einiger Entfernung abfahren. Man wartet weiter, nun auf Braut und Zeugen. Fünf Minuten ſpäter geht Herr Durac ſeiner Brauk nach— nichts iſt zu ſehen, die Braut iſt verſchwunden. Der troſtloſe Durac und die nicht weniger oe Eltern der Braut wenden ſich an die Po⸗ lizei, und dieſe bringt innerhalb der nächſten 24 Stunden auch heraus, was aus dem Trauzeugen und der Braut ge⸗ worden war. Die Aufklärung iſt peinlich für Herrn Durac: Seine Braut hatte inzwiſchen den Trauzeugen in einem Nach⸗ barort geheiratet. Der treuloſe Trauzeuge hatte die Ge⸗ 15 von langer Hand vorbereitet. Er hatte in der Mairie s Nachbarortes ſeine und ſeiner nunmehrigen Frau Pa⸗ piere eingereicht und den Trauungskermin auf eine halbe Stunde ſpäter als den des Herrn Durac anſetzen laſſen. Herr Durac und alle Pariſer, die Anteil an ſeiner kleinen Geſchichte nehmen, fragen ſich nun, was die Braut des Herrn Durac veranlaßt haben könnte, unmittelbar vor ihrer Trauung mit dem Freund des Herrn Durac durchzugehen, ſtatt ihre Karten ſchon vorber aufzudecken und dem Bxräuti⸗ dann abends heimlich feſt. Manche Eltern werden die Kleinen zu Ver⸗ gam die Bl 8e zu er aten. Herr Durac, der ſich in ſeinem Sto ſehen laſſen kann, ohne daß die Leute weiblichen Geſchlech! Feind; liches Gelübde abgelegt, daß er 1 den Verſuch machen werde geſchworen und ein feier⸗ in ſeinem Leben nie wieder 18 Allderde Sorte einer durchtriebenen Frau wurde in Kalifornien entdeckt. Frau Mary Granville genoß die beſon⸗ dere Hochachtung ihrer Freundinnen. Als Mr. Granville vor vier J ſtarb, ſtand Frau Mary dem Nichts gegen⸗ Über, Ab rgiſch nahm ſie es mit dem Leben auf, und daß ſie yt hatte unterkriegen laſſen, das ſah man an ihrer faſt luxuriöſen Wohnung, ihrem Auto, dem dritten i Jahren, an ihrer faſt verſchwenderiſcher Gaſtlicht f in anſtändigen Verhältniſſen leben. man allerdings nicht genau; im Organiſationsweſen, erklärte ſie, wenn man ſie fre und genauer wollte auch niemand etwas wiſſen. Was Frau Granville organiſierte, erfuhr man kürz⸗ lich, und ganz Los Angeles war entſetzt. Nämlich: Frau Granville organiſierte den Verſicherungsbetrug in einer haar⸗ ſträubenden Weiſe. Die Geſchichte begann damit, daß Frau Granville, bald nach dem Tod ihres Mannes, die Treppe hinabfiel und ſich erhebliche Verletzungen zuzog. Ihr Mann war glücklicherweiſe mit ſeiner ganzen Familie in eine An⸗ fallverſicherung eingetreten geweſen, und Frau Mary erhielt ohne Schwierigkeiten die Verſicherungsſumme pon 1000 Dol⸗ lar ausbezahlt. Die 1000 Dollar brachten ſis auf die ſchiefe Ebene. Als das Geld ausgegeben war, kam ſie auf die Idee, die Verſicherungsgeſellſchaft noch einmal zu ſchröpfen. Ihr ſelbſt, das wußte ſie, durfte nicht noch einmal etwas Zaſſieren, wenn die Verſicherungsgeſellſchaft nicht ſtutzig wer⸗ den ſollte. Aber wie, wenn einer anderen Frau etwas zu⸗ ſtieße? Mary fand eine Frau, die bereit war, in eine Un⸗ fallverſicherung einzutreten und ſich etwas zuſtoßen zu laſſen. Da es reichlich riskant war, ſich die Treppe hinabzuſtürzen oder von einem Automobil überfahren zu laſſen, half Mary ein wenig nach, indem ſie ſelbſt der Frau die entſprechenden Verletzungen beibrachte. Selbſtverſtändlich mit dem Einver⸗ ſtändnis der armen„Verunglückten“. Der Coup glückte, die Verſicherungsgeſellſchaft zahlte, und Mary bekam 25 Pro⸗ zent Propiſion. Dem erſten Verſuch folgte ein zweiter, und bald hatte Frau Granville eine Art Selbſtverſtümmlerklub beiſammen. Die Einnahmen waren ſo groß, daß man ſich ſchließlich ein eigenes Büro halten konnte, deſſen Leiterin natürlich die tüch⸗ tige Frau Mary wurde. Es iſt kaum glaublich, wird aber von der Polizei von Los Angeles behauptet, daß Mary ſogar eine Aerztin mit der Ueberwachung der Verſtümmelungen be⸗ traute, damit den Frauen kein ſchwerer Schaden erwüchſe, und daß die Atteſte dieſer Aerztin in den Verhandlungen mit der Verſicherungsgeſellſchaft eine große Rolle ſpielten. Die Einnahmen der Organiſation werden allein für das letzte Jahre auf eine Million Dollar geſchätzt. Auf Marys Anteil kam nach Abzug aller Unkoſten die hübſche runde Summe von 100 000 Dollar. Marys Nachbarinnen und Freundinnen wiſſen jetzt, woher der Luxus in der Granvilleſchen Wohnung ſtammte, aber beneiden werden ſie Frau Mary um ihre Tüchtigkeit wahrſcheinlich nicht mehr. ſie betätigte f Die Avoſtel von Güſtrow Eines der ſchönſten alten nordiſchen Baudenkmäler iſt der Dom in der mecklenburgiſchen Stadt Güſtrow, die einſt Albert von Wallenſtein, Herzog zu Friedland und Mecklen⸗ burg, zur Hauptſtadt des Landes gemacht hatte. Dieſer Dom iſt ein frühgotiſcher Ziegelbau, der im 13. und 14. Jahrhundert gebaut wurde. In ſeinem künſtleriſch ausgeſtatteten Innern gibt es zahlreiche außerordentlich wertvolle hiſtoriſche Kunſtwerke. So ſieht man dort einen großen Stammbaum der alten mecklenburgiſchen Fürſten, prunkvolle Grabmäler der Herzöge und der Herzoginnen, überlebensgroße Figuren, das herrlichſte aber ſind die 12 holzgeſchnittenen Apoſtel, die aus der Schule eines Lübecker Bildhauers ſtammen ſollen. Der Beſucher möchte faſt glauben, daß ſie Arbeiten unſerer Zeit ſind. Sie ſind keine romaniſierten, die Augen fromm aufſchlagenden Jünger, ſondern reiſige, leidenſchaftliche, nordiſche Solda⸗ ten eines Glaubens. Leben, Trutz, Kämpfermut iſt in dieſen Geſtalten und ihren kräftigen Köpfen. Es iſt da⸗ her beſonders zu begrüßen, daß auf der großen Ausſtel⸗ lung„Deutſchland“, die am 18. Juli in den Berliner Aus⸗ ſtellungshallen eröffnet wird, auch zwei dieſer etwa aus der Zeit um 1500 geſchnitzten überlebensgroßen Figuren aus Eichen zu ſehen ſein werden, und zwar der Petrus mit dem gewaltigen Himmelsſchlüſſelbund und der Apoſtel mit der Axt, der beſonders ausdrucksvoll die Geſtalt eines nordiſchen Kämpfers verſinnbildlicht. 8 Der unheimliche Zug Einmal im Monat begibt ſich ein Eiſenbahnzug von den Geſtaden des Stillen Ozeans auf Fahrt und durchquert dabei die Vereinigten Staaten, um in Newyork ſeine un⸗ heimliche Menſchenfracht abzuliefern. Neben Verbrechern ſind es die Uebertreter der Einwanderungsgeſetze, d. h. vielfach auch Verbrecher aus anderen Ländern, die heimlich die USA betreten haben und von der Polizei gefaßt wurden. Dieſer Zug iſt natürlich mit ſtarken Gittern verſehen und wird ſcharf bewacht. Da die Fahrt mehrere Tage dauert, ſind die Wagen als Schlafwagen eingerichtet. Die gefaßten un⸗ erwünſchten„Einwanderer“ werden zunächſt auf 21 Stationen geſammelt, die der„Deportationszug“ auf ſeiner Fahrt be⸗ rührt. Die„läſtigen Ausländer“ werden in Newyork nach ihrer Ankunft mit dieſem Zuge nach Ellis Island gebracht, wo ſie ſolange in Gewahrſam gehalten werden, bis ein Schiff ſie wieder nach ihrer Heimat bringt, wo ſie dann meiſt von der Polizei in Empfang genommen werden. Da die Einwanderungsgeſetze nach dem Kriege ſehr verſchärft worden ſind, hat die Zahl der unerwünſchten Einwanderer bei der ſtrengen Kontrolle an den Grenzen und in den Häfen ſtark, abgenommen. Die Arbeit der Polizei in den USA würde weſentlich vereinfacht werden können, wenn es dort ein polizeiliches Anmeldeweſen gäbe. Da es das nicht gibt, iſt es natürlich ſehr ſchwierig, in dem großen Lande Verbrecher, denen es geglückt iſt, über die Grenze ſich hinzuſtehlen, zu beobachten. Erſt die nachweisbare Uebertretung der Goſetze des Landes führt zu ihrer Verfolgung. 1 1 . e c L Die Herrgottsmühle 5 Roman von Paul Hain. 24.. Sie hörten für eine Weile auf zu tanzen. Nahmen wieder bei Kurt am Tiſch Platz; die Tiſche ſtanden an der einen Seite des Tanzplatzes die andere war„unbe⸗ grenzt“. von Strauchwerk, Gebüſch markiert, in das ſo manches Pärchen nach beendetem Tanz verſchwand, um in der Dunkelheit für einige Zeit allein zu ſein.— „Ich hab''ne Flaſche Wein beſtellt, Viktor,“ ſagte Kurt, „hoffentlich iſt er beſſer als das Bier. Nun— kühlt euch Ab.“ s Er füllte die Gläſer. Vereng ließ ihr Glas hell an das Viktors Ihre Augen funkelten. 5 5 5 5 „Das Knabberzeug fehlt,“ ſagte dieſer,„für ſo ſchöne klingen. Lippen. Ich weiß doch, zu Wein lieben Sie Konfekt oder Aehnliches. Entſchuldigen Sie mich eine Minute— ich werd' mich mal umſehen—“ a Er erhob ſich und ging in den Reſtaurationsſchuppen, um dort am Büffett vielleicht eine halbwegs anſtändige Packung aufzuſtöbern. Als er fort war, ſagte Kurt im Flüſterton zu Verena: „Eine Neuigkeit. Aber bitte— verrate dich nicht. Das blonde Müllerskind iſt hier. Ich ſah ſie, während Ihr tanztet. Sie ſtand da hinten— hinter dem Geſträuch— beobachtete Euch. Dein Samen geht auf, Verena. Die Kleine iſt eiferſüchtig geworden—“ Vereng ließ den Blick unauffällig in die Runde ſchweifen. 5 „Sie muß noch hinter dem Gebüſch ſtehen, drüben. Sie darf nicht merken, daß wir ſie geſehen haben, Verena—“ „Wird ſie auch nicht.“ Sie nippte am Glas. „Das wäre allerdings eine gute Gelegenheit—,“ mur⸗ melte ſie,„die Kleine aufzuklären. Ah— es muß ihr durch die Seele fahren wie ein Dolchſtoß—“ „Still, Viktor kommt zurück—“ a Verena lächelte harmlos. Nickte dem Ankommenden 00 entgegen, der ihr einen kleinen Karton„Knabberzeug“ zureichte. „Hoffentlich verderben Sie ſich nicht den Geſchmack daran. Sie dankte ihm mit betonter Herzlichkeit. Er nahm neben ihr Platz. Kokett lehnte ſie ſich an ihn. Hatte ſie nicht eben einen blonden Haarſchimmer neben dem Ge⸗ büſch geſehen, das Kurt ihr unauffällig als Evas Verſteck angegeben hatte? „Tanzen wir noch einmal, Viktor—“ „Mit Vergnügen—“ Die Muſik ſchmetterte recht und ſchlecht über den Platz. Und wieder ſchmiegte ſich Verena eng in Viktors Arm. Sie war darauf bedacht, möglichſt in die Nähe des Buſch⸗ werks zu gelangen, hinter dem ſie nun Eva wußte. Deut⸗ lich hatte ſie ſie geſehen. Und dort, langſamer tanzend, ſagte ſie laut genug: „Mein lieber Herr Baron von Wilbrandt— ſind Sie noch immer ſo konfus, daß Sie nicht wiſſen, wer Sie ſind Aaualvoll ſtieß und wer mein Bruder iſt?“ „Ach— wie kommen Sie wieder darauf?“ Sie lachte hell. „Ich war ſo verdutzt, wiſſen Sie! Es hörte ſich wahr⸗ haftig ſo an, als ſollte dieſe blonde Eva Gwendolin nicht wiſſen, wer Sie ſind. Aber Sie kennen ſich doch! Erkläre mir, Graf Oerindur—“ 5 „Nicht jetzt— Verena. Ach— es iſt Wiſſen Sie, ſo unwichtig—“ „Unwichtig? Erlauben Sie, Viktor—! was ich beinahe glauben möchte? Sie haben da einen ent⸗ zückenden Flirt abs Langeweile angefangen und— ſich für einen anderen ausgegeben als Sie ſind. Sie haben mit Kurt einmal eine ſo geheimnisvolle Unterredung gehabt. Oh— Sie ſind ein böſer Bruder Leichtſinn, Herr von Wil⸗ brandt. Wenn das Ihr Herr Vater wüßte, daß Sie dem ſchönen Müllertöchterlein ſo den Kopf verdrehen. Oder wol⸗ len Sie auf dieſe Art vielleicht die heiß begehrte Herr⸗ Ein andermal. gottsmühle an ſich bringen?“ i „Am Gottes willen— Verena, was reden Sie da für Unſinn?“ Die ſah ein Geſicht hinter dem Buſchwerk— blaß— totenblaß. Eva Gwendolins Geſicht. Viktor blickte Verena ganz verſtört an. Er wußte nicht, daß da. nur wenige Schritte entfernt, eine Lauſcherin ſtand, die ſich kaum noch auf den Füßen halten konnte, da ſie die laut genug geſprochenen Worte Verenas gehört hatte, die Die Paukentöne in ihre Seele fielen. Verena warf den Kopf in den Nacken. Sah Viktor leidenſchaftlich an. „Wir vergeſſen beinahe das Tanzen— und ſind faſt aus dem Tanzplatz gekommen. Wollten Sie mich etwa ent⸗ führen?“ „Oh— verzeihen Sie—“ Er tanzte mit ihr mehr der Mitte zu. Verena aber wußte, daß ihre Worte ihr Ziel getrof⸗ fen haben mußten. Sie ſah verſtohlen zum Buſchwerk hinüber. Kein blonder Schimmer war mehr zu ſehen. Das blaſſe Geſicht war verſchwunden.— Viktor war plötzlich ſehr ſchweigſam geworden.. Verena merkte es. Aber ſie ſagte nichts darüber. Sie mußte immer wieder zu dem dunklen Geſträuch hinſehen, und als Viktor und Kurt in ein kurzes Geſpräch kamen, a ſtand ſie auf, um„einmal die großartige Kapelle“ auf dem Podium„aus der Nähe zu bewundern“, wie ſie ſagte. Schnell verſchwand ſie in der Dunkelheit. Eva Gwendolin noch immer Es trieb ſie, feſtzuſtellen, ob auf ihrem Lauſcherpoſten war. a 985 Anmertlich und vorſichtig näherte ſie ſich dem Gebüſch. Hier, cußerhalb des Tanzplatzes, war alles finſter. Verena ſchrak zuſammen. i Hinter dem Gebüſch lag eine Geſtalt. Im Gras zuſam⸗ mengeſunken. 1 5 i e e Eva Gwendolin! 5 RNaſch eilte Verena hinzu. und Hände waren kalt. Die Augen geſchloſſen. Ohnmächtig—,“ murmelte ſie. 375 So ſtark mußte es 0 n e alſo getroffen haben! 8 1 i 5 Verena preßte die ippen zuſammen 8 Da ſchlug Eva Gwendolin die Augen auf. „Wo— bin ich——“ „Ihnen iſt— ein Anfall Gott Vikt ar kehrte ihr zurück. E . nlſett richtete ſie ſich auf 2 1 Rüttelte die Liegende. Stirn zugeſtoßen—“ ſagte Verena. Eva die Worte hervor. Die Erinnerung allen n ind— es— 2“ Sie erkannte die Gräfin. „Eben fand ich Sie, Fräulein Gwendolin. Was iſt Ihnen zugeſtoßen? Reden Sie. Ich will Sie ſtützen— wenn man Sie ſo findet—“ „Wo— iſt— Viktor?“ „Er ſitzt am Tiſch mit meinem Bruder—“ „Ihr— Bruder—!“ Sie richtete ſich auf. Zwang die neue Schwächeanwand⸗ lung nieder. Nicht zum zweitenmal durfte ſie zuſammen⸗ brechen. Aber es war zuviel geweſen— vorhin! „Ich— ſah Sie— mit ihm tanzen! Hörte Ihre Worte! Ich will— alles wiſſen!“ Sie ſchrie es mit leiſer, gepreßter Stimme. „Erzählen Sie— Gräfin— ſchnell——“ „Ja, was denn, liebes Kind—?“ „Viktor Harlan— iſt— Herr von Wilbrandt—“ „O Gott— meine Worte haben Sie ſo erſchüttert? Warum nur?“ rief Verena in gut geſpieltem Erſtaunen. „Ich wüßte nicht, was daran ſo Erſchreckendes war—“ „Oh— Sie wiſſen es nicht, natürlich nicht! Wie könn⸗ ten Sie auch! Aber— nun— muß ich— alles wiſſen—“ Ihre Stimme wurde wie ein Hauch. Verena ſagte kühl: „Ich glaube, der gute Viktor hat ſich mit Ihnen einen üblen Scherz erlaubt, Fräulein Gwendolin. Gewiß will ich Ihnen erzählen— aber ich weiß ja ſelbſt nicht recht—. Sie müſſen mir Schweigen geloben. Ich ſehe, Sie leiden furchthar.“ a 5 „Mir iſt ſchon beſſer—“ Eva ſtrich das Haar aus der weißen Mädchenſtirn. „Ich will nach Hauſe. Sagen Sie— Viktor nichts—“ „Gewiß nicht. Ich wüßte ja auch gar nicht—“ „And— wollen Sie morgen zu mir kommen und erzählen, Gräfin— wenn ich Sie bitte? Ich— habe ſo zu fragen.“ Verena frohlockte innerlich. Nur Evas Bitte erfüllen. Nur zu gerne! „Wenn ich Sie tröſten kann— gewiß, Fräulein Gwen⸗ dolin. Wann ſoll ich Sie beſuchen?“ „Kommen— vormittags. Ja? Oder iſt es unbe⸗ ſcheiden?“ „Keineswegs. Ich komme. „Ich danke Ihnen, Gräfiv. gehen—“ „Armes Kind— Da ſtraffte ſich Evas Geſtalt mühſam. Armes Kind? Sie— die Eva Gwendolin von der Herrgottsmühle! Das ſchöne, blaſſe Geſicht bekam einen Ausdruck herber Verſchloſſenheit. Nur keine Schwäche mehr zeigen! Kein Mitleid erwecken! „Auf Wiederſehen, Gräfin—“ And ſchritt davon. Fühlte ihre Schritte kaum, die ſchwer und ſchleppend waren. Durch das feuchte Gras ſchritt ſie. Den Kopf geſenkt, als drücke eine Laſt auf ihren Nacken. Hinter ihr klang die laute, blecherne Muſik der Tanz⸗ kapelle. Klang das Jauchzen der Mädels, das Stampfen und Scharren der Tanzenden. Brannten die bunten Later⸗ nen über der nächtlichen Jahrmarktsluſt wie Signale der Freude. 85 a Sie erreichte die Chauſſee. Hörte nicht die verklingende Muſik— das heiße La⸗ chen— das frohe Stimmengewirr. Vor ihr— zu ſeiten der Chauſſee, dehnte ſich das Bruch. Erlen ſtanden ſtumm und ſtill am Wege. Im Gra⸗ ben krähte verſchlafen die Rohrdommel. In den Wieſen zirpten die Grillen. mir viel zu gerne würde ſte Sie Sie Nun— laſſen Sie mich 60 9 r Eva Gwendolin ſchritt dahin. Schwer ruhte der blonde Hagrknoten darauf. Still war nun das weite, nächtliche Land. Und auch ihrem Herzen war es ſtill. Toteuſtill.—— Vierzehntes Kapitel. Dieſe Nacht währte ewig lang. Eva lag mit wachen Augen und ſtarrte in die Dunkel⸗ heit und immer wieder flammte in roter Rieſenſchrift das Wort„betrogen“ vor ihr, blitzartig, furchtbar, qualvoll. Nie konnte dieſe Nacht ein Ende nehmen, dachte ſie— und nahm doch ein Ende, wie jede Nacht, feder Tag, wie alles in der Melt.— Als ſie dann in den Spiegel ſah, erſchrak ſie vor der Bläſſe ihres Geſichts. Unruhe war in ihr. Je mehr der Vormittag vorſchritt, umſo ſtärker wurde dieſe Unruhe. Veit Gwendolin ſaß in der Mühle. Zu tun gab es zwar ſo viel wie nichts. Aber in der Mühle ſaß er am liebſten. Dann wußte er: Niemand konnte ſie ihm nehmen!— 8 Ein leichtes Klopfen an der Tür. Eva preßte die Hand gegen das Herz. Oeffnete. 8 Verena von Ruhland, in einem neuen, nach modern⸗ ſtem Pariſer Schnitt gearbeiteten Koſtüm, elegant und ſtolz, ſtand vor ihr. „Guten Morgen, Fräulein Gwendolin— da bin ich.“ „Ich danke Ihnen, Gräfin. Kommen Sie hier herein—“ Sie führte ſie in ihr Zimmer. „Sehr nett,“ ſagte Verena, ſich umſehend,„ſehr ge⸗ ſchmackvoll. Nun alſo— ich darf mich ſetzen? Und dann ſagen Sie mir, liebes Fräulein, warum Sie geſtern ſo er⸗ ſchüttert waren und was Ihnen Viktor von Wilbrandt für Leid zugefügt hat. Er darf natürlich nie erfahren, daß ich bei Ihnen geweſen bin—“ „Nie!“ ſagte Eva beſtimmt und zwang ihre Stimme zur Härte. in „Fragen Sie! a „„Wohnt— drüben— ein Herr Viktor Harlan?“ „Mein Gott, das iſt ja doch Herr von Wilbrandt ſelbſt,“ lachte Verena.„Glauben Sie es nur! Ich dachte, Sie wüß⸗ 9 8 ten es. Es iſt ſozuſagen ſein nom de guerre, wenn er auf ö leichtſinnige Liebesaventuren ausgeht. Verzeihen Sie—, ich wußte nicht—“ Eva warf den Kopf in den Nacken. a „Und der Herr, den er mir geſtern vorſtellte—“ „Iſt mein Bruder. Natürlich. Graf Kurt von Ruhland. Wir ſind ſeit etwa vier Wochen hier zu Beſuch. Mein Bruder hat in den Wilbrandtwerken eine leitende Stellung übernommen. So— noch etwas?“ Sie lächelte ſpöttiſch, aber gleich wurde ihre Miene wie⸗ der freundlich, da Eva den Kopf hob und ſie anblickte. Ihr Geſicht war wie erſtarrt. Ihr war, als müßte ihr das Herz in der Bruſt zerſpringen. „Alſo— Viktor Harlan— iſt ein Phantaſiename. Eine— Lüge.“ 6 „Nun— nun— man muß nicht zu ſchwarz ſehen. Mein zukünftiger Verlobter—“ 8 Sie ſagte es leichthin. 5 Eva zuckte zuſammen. Ihre Augen verloren den Glanz. „Sie— Sie ſind—“ „Viktors heimliche Braut ſozuſagen. Gott— die Män⸗ ner, Fräulein Gwendolin! Es gibt wenige, denen man ſo recht trauen kann. Aber Viktor werde ich mir ſchon noch erziehen. Dieſer Flirt mit Ihnen— war ſehr leichtſin⸗ nig. Und daß er Sie getäuſcht hatte— es war unver⸗ zeihlich. Allerdings— auch Sie, mein liebes Fräulein, hät ten doch wohl etwas beſſer auf der Hut ſein müſſen. Doch — was wollen Sie— leen Sie zufrieden, daß Sie noch rechtzeitig alles erfahren haben. An eine Heirat wäre ja ſowieſo nicht zu denken geweſen, nicht wahr?“ f Es iſt eine große Zeit für ſportliche Kleidung. Die Sporttreibenden und die Nichtaktiven ſind von einer neuen Leidenſchaft erfaßt. Jeder fühlt ſich mindeſtens berechtigt, ſich mit den fünf kleinen Ringen zu ſchmücken.„Europa Aſien, Afrika, Auſtralien und Amerika... verbinden ſich auf Anſtecknadeln in jeder Größe und Ausführung. Auf Werbeſchriften. prangt das Symbol der Olympiſchen Spiele, überall heben ſich die Farben der Olympia⸗ ringe— blau, ſchwarz, rot, gelb und grün— vom ſtrahlenden Weiß der Fahnen und Wim⸗ pel ab. Das Olympia⸗ jahr hat bereits im Winter viel Einfluß auf Sport und Mode gewonnen. Jetzt kehren die fünf ineinander⸗ greifenden Ringe über⸗ all wieder. Mit anderen ſport⸗ lichen Emblemen zu⸗ ſammengefaßt, ſieht man ſie auf verſchiede⸗ nen modiſchen Kleinig⸗ f N keiten vertreten. Zuerſt 85 g 5 auf Schals, Seide und Wolle, über die ganze Fläche der Dreieck und Vierecktücher verſtreuen ſich lauter Ringe. Be⸗ ſcheiden in den Ecken angebracht oder über das ganze Muſter gebreitet, bedruckt, eingewebt oder beſtickt, es geht nicht mehr ohne ſie. In den Handtaſchen der Damen rin⸗ gelt es auf den Taſchentüchern, auf der Puderdoſe und auf der Geldbörſe. Die einfache Wandertaſche, die Baſt⸗ taſche für das Wochenende und das ſchlichte Badeköffer⸗ chen ſchmücken ſich mit dem Sinnbild der Olympiſchen Spiele. Es ſieht überall gut aus, wenn es im ganzen ein⸗ malig angewendet wird. Als Jackenverſchluß oder auf der Taſche einer Hemdbluſe hat es als einzige Garnie⸗ rung die richtige Wirkung. Je einfacher das Kleid, deſto netter ſieht ein breiter Leder- oder Baſtgürtel aus, ring⸗ geſchmückt natürlich. Das Dreieck⸗ oder Bluſentuch des Strandanzuges trägt ein beſonderes Abzeichen— oder 1(es gibt hier nur„oder“, kein„und“) man verlegt es auf Körper geſchmeidig und widerſtar Form mit angeſchnittenem R echten Baumwollſtoffe in Muſtern eignen ſich dazu. die Bänder der lackierten Holz⸗ ſandalen. Ein hübſches Reiſe⸗ geſchenk oder Andenken iſt ein Tee⸗ gedeck aus Batiſt oder Leinen, ein⸗ farbig mit bunten Ringen. Sie laſ⸗ ſen ſich auch auf ganz glattem Ma⸗ terial leicht aufſticken. Es beſteht zwar keinerlei Gedankenverbin⸗ dung zwiſchen dieſen Dingen, aber jede Hausfrau wird ſich über ein brauchbares Mitbringſel freuen, auch wenn es wenig modiſcher Natur iſt. Die praktiſchen Kappen für Sport und Reiſe dürfen auch nicht vergeſſen werden. Ein ge⸗ häkeltes Mützchen in ſchottiſcher Form, die ſonnenſchützende Schirm⸗ mütze und die weiße Leinenkappe tragen abwechſelnd die bewußte Anſtecknadel. Was Halte Sie uon Laſtangiig? Ich frage jetzt nicht, ob Sie Sport treiben oder regelmäßig turnen. Der Tag der Hausfrau iſt immer voll ausgefüllt. Aber wäre nicht doch ab und z ein bißchen Zeit für ein paar leichte Uebungen da? Uebe zwane Komm Das macht natürlich im beque pelte Freude. Blaues Leinen . Gport⸗Vorſchau Die letzten vorolympiſchen Wochen ſtehen in allen euro⸗ päiſchen Ländern im Zeichen der Endausſcheidungen für die Spiele in Berlin. Auch in Deutſchland bilden die am Sams⸗ tag und Sonntag zum Austrag kommenden Meiſterſchaften der Schwimmer, Ruderer und Kanuten die Grundlage für die Aufſtellung der Olympia⸗Mannſchaft in dieſen Sportarten. Die Schwimmer ermitteln ihre Meiſter und Meiſterinnen in Halberſtadt. Alles, was nur irgendwie Ausſicht auf eine Einreihung in die deutſche Olympia⸗Mannſchaft hat, iſt am Start. Aus⸗ geſprochene Favoriten, denen die Meiſterſchaft ganz ſicher iſt, gibt es in Anbetracht der beſonderen Bedeutung dieſer Kämpfe nicht, zumal die bewährten Könner in den letzten Wochen und Monaten durch den ſtark nach vorne ſtrebenden Nachwuchs nicht zu unterſchätzende Konkurrenz erhalten haben. Einzig in den Staffel⸗Meiſterſchaften der Frauen dürften den Meiſtermannſchaften der Charlottenburger Nixen mehrere Titel nicht zu nehmen ſein. Im Rahmenprogramm, das zu⸗ nächſt noch die Meiſterſchaftskämpfe der Vereine ohne Hallen⸗ bad aufweiſt, meſſen die Jugend und die„alten Herren“ ihre Kräfte. Den Abſchluß eines jeden Kampftages bildet ein Waſſerballſpiel zwiſchen den Mitgliedern der Olympia⸗ Kernmannſchaft. Die Titelkämpfe der Ruderer werden auf der olympiſchen Regatta⸗Bahn in Grünau durchgeführt. Das Meldeergebnis iſt ganz hervorragend aus⸗ gefallen, 26 Vereine entſenden 168 Ruderer und Steuerleute. Alle Spitzenkönner, die in den letzten Regatten, in Mann⸗ heim, Mainz, Hamburg und Grünau, eine Nolle ſpielten erſcheinen auf dem Plan. Da auch hier zum letztenmal na den beſten deutſchen Vertretern für die Spiele Ausſchau ge⸗ halten wird, beſteht für die Angehörigen der Fachamtszellen und Rudergemeinſchaften Starlpflicht. Tatſächlich erſcheinen bei dieſer 25. Meiſterſchaftsregatta des DRV. die Klaſſe⸗ Boote aus Berlin, Mainz, Mannheim, Würzburg uſw. am Start.— Gemeinſam mit den Ruderer⸗Titelkämpfen kom⸗ men in Grünau am Samstag und Sonntag auch die Meiſterſchaften der Kanuten zur Entſcheidung. Von 47 Vereinen aus ganz Deutſchland find rund 400 Fahrer gemeldet worden. Das iſt ein Rekord⸗ Meldeergebnis. In allen Rennen iſt die Olympia⸗Kernmann⸗ ſchaft natürlich vollzählig vertreten, gilt es doch auch hier, die letzte Prüfung zu beſtehen, die entſcheidend für die Zu⸗ ſammenſtellung der deutſchen Olympia⸗Mannſchaft iſt.— Ereignisreiche Tage ſtehen über das Wochenende auch dem deutſchen Tennisſport bevor. Am Samstag, Montag und Dienstag ermitteln Deutſchland und Auſtralien, die Davpispokalſieger in der Europa⸗ und Amerika⸗Zone, auf den Grasplätzen in Wimble⸗ don das Land, das eine Woche ſpäter an gleicher Stelle England, den Beſitzer des Davispokals, herausfordern darf. Im Handball wird nach den Spielen unſerer Olympia⸗Kandidaten in Lint⸗ fort, Elberfeld, Hermannſtadt und Budapeſt am Sonntag in Stuttgart eine weitere Prüfung veranſtaltet. Eine A.⸗Auswahl der Olympia⸗Anwärter trifft im erſten Spiel auf eine Auswahlelf der ſüddeutſchen Gaue Bayern, Würt⸗ temberg und Baden und im zweiten Spiel mißt ſich die B⸗Elf mit einer zweiten füddeutſchen Auswahl. Im Fußball 5 wird am Sonntag in Duisburg⸗Wedau der Lehrgang der deutſchen Nationalmannſchaft aller Vorausſicht nach mit der Nominierung der 22 Spieler für die Olympiſchen Spiele be⸗ endet.— Im Ausland werden die Spiele um den Mitropa⸗ Pokal mit der erſten Runde der Vorentſcheidung— Ujpeſt Budapeſt ſpielt gegen Auſtria Wien und Sparta Prag gegen Ambroſiana Mailand— fortgeſetzt. In der Leichtathletik iſt es in den deutſchen Gauen nach Ermittlung der deutſchen Meiſter ruhig. Lediglich um die Vereinsmeiſterſchaft gibt es einige Klubkämpfe, u. a. verſucht der ASV. Köln die Stutt⸗ garter Kickers zu übertreffen. Der im Borſport überaus rege Gau Württemberg ſetzt die Ermittlung ſeiner beſten Amateure mit dem Leichtgewichts⸗Gauturnier in Stuttgart am Samstag fort. Eine weitere Amateur⸗Ver⸗ anſtaltung wird in Mannheim erledigt, wo die beſten Vertreter von Mannheim und Karlsruhe ſich in einem Städtekampf gegenüberſtehen. Mit„Rund um Schotten“ bringt der Motorſport auf der muſtergültig ausgebauten Rennſtrecke bei Schotten im Vogelsberg zwei weitere Meiſter⸗ ſchaftsläufe zur Deutſchen Motorrad⸗Meiſterſchaft, und zwar in den beiden Seitenwagenklaſſen. 130 Fahrer haben ſich für die Rennen eingeſchrieben. Alles, was im deutſchen Mo⸗ torradſport einen Namen hat iſt bei dieſer Veranſtaltung des DDA. vertreten. Geiß, Winkler, Kluge, Steinbach, Soenius, Fleiſchmann, Kahrmann, Stärkle, Weyres, Schu⸗ 1 In der Elf u. d. m. gelten als Startende. Unter„Verſchiedenes“ S eien die Fauſtball⸗Meiſterſchaften des Gaues Südweſt in e Gauſeſt der würkt. Kraftſportler in Münſter, die Rollhockey⸗Spiele in Düſſeldorf und das Eidgenöſſiſche Turnfeſt in Winterthur mit der Beteiligung einer Reihe der beſten deutſchen Geräteturner genannt. Sportnachrichten. Handball. Gehr vom Tv. 98 bei der Auswahlmannſchaft. Wie uns ſoeben mitgeteilt wird, finden morgen Sonntag in Stuttgart Trainingsſpiele der Olympia⸗ mannſchaften ſtatt, denen ſpielſtarke ſüddeutſche Mann⸗ ſchaften gegenüberſtehen. Unter anderm können wir die erfreuliche Mitteilung machen, daß der bekannte Mittel⸗ läufer Gehr vom hieſigen To. 98 in der ſüddeutſchen Mannſchaft Aufſtellung gefunden hat. Wir boßßen und wünſchen, Gehr erneut ſeine Fähigkeit als voll⸗ kommener Handballfpieler beweiſt und zeigt, daß er fähig iſt, in Auswahlmannſchaften zu ſtehen. Antike Sportbauten in Deutſchland Deutſchlands älteſte Sportanlagen ſtehen an der Moſel. Wenn zum Beginn der 11. Olympiſchen Spiele kampf⸗ frohe Jugend aus 53 Nationen das Rieſenoval des Olympia⸗ ſtadions auf dem Reichsſportfeld betritt, dann drängt ſich unwillkürlich der Vergleich mit dem klaſſiſchen Olympia auf, das hier in ſo einzigartiger Weiſe zu neuem Leben erweckt worden iſt. Um eine Erinnerung an Sportwettkämpfe der Haſſiſchen Zeit zu finden, braucht man jedoch nicht erſt nach dem alten Hellas zu pilgern. Man findet ſie auch auf deut⸗ ſchem Boden, wo in den Ruinen der Barbara⸗ und Kaiſerthermen Aeberreſte ausgedehnter Bade⸗ und Sportanlagen aus einer Zeit erhalten ſind, da die Stadt als Reſidenz römiſcher Kaiſer einſtmals ein Haupt des Im⸗ perium Romanum war. Dieſe Thermen dienten nicht nur der Reinigung, ſondern waren auch Stätten antiker Körper⸗ kultur. Zu ihren Bauten gehörte jeweils eine große, von einem Säulengang umgebene Paläſtra, ein Platz, der nicht nur zum Luſtwandeln beſtimmt war, ſondern auch jeder Art Sport wie Wettlauf, Ringen und Ballſpiel diente. Hier bil⸗ deten Knaben, Jünglinge und Männer in Spiel und Sport das wunderbare Ebenmaß ihrer Körper aus, das wir an an⸗ tiken Bildwerken bewundern. Das Rheiniſche Landesmuſeum in Trier beſitzt die reizvolle Statuette eines Sportlers und den wundervollen Torſo eines Jünglings— Bildniſſe, die uns vorſchweben, wenn wir uns die weiten Hallen und Plätze der Thermen belebt denken. Auch die Schabeiſen werden in dem Muſeum aufbewahrt, mil denen man ſich vom Sand der Paläſtra reinigte. Aus einer Lobrede des Eumenius auf Kaiſer Konſtan⸗ tin den Großen wiſſen wir von einer Wagenrennbahn, die an Größe mit dem Circus Maximus in Rom wetteiferte. Wo die Ueberreſte dieſer Bahn unter den mittelalterlichen und modernen Bauten Triers im Schutt der Jahrhunderte verborgen liegt, wiſſen wir noch nicht. Aber die Moſel, die heute an Trier vorbeifließt wie einſt, da die Stadt noch römiſche Kaiſerreſidenz war, iſt auch eine Stätte antiken Sports geweſen. Denn Auſonius ſchildert uns in ſeinem Preislied auf die„Moſella“, das aus dem 4. Jahrhundert ſtammt, und erhalten iſt, das farbenkräftige Bild von Ruder⸗ wettkämpfen auf der Moſel, die damals wie heute die Zu⸗ ſchauer die Sorgen des Alltags vergeſſen ließen: „Ferner wie lieblich und prächtig entrollt ſich dem Auge das Schauspiel,/ Wenn auf dem Strom um die Wette die ruderfüßigen Kähne/ Wenden und kreiſen in buntem Ge⸗ wühl und am grünen Geſtade Streifen die wachſenden Halme der eben geſchorenen Wieſe!/ Wie auf dem Heck, auf dem Buge der Jubel der eifrigen Führer/ Und auf dem Rücken des Stroms der rudernden Knaben Getümmel/ Oben der Winzer erſchaut vom Berg im Joche der Arbeit,/ Achtet der Stunden er nicht und vergißt, wie ſie ſpielen, des Tagewerks/ Pflichten; der neue Genuß vertreibt die bis⸗ herigen Sorgen“. Ausgal Bed Der Reichs⸗ finanzminiſter hat ang 5 f mpfängern von Eheſtandsdarlehen, die nicht am Sitz des Finanzamtes, wohnen, den Weg zum Finanzamt zur Abholung der Bedarfdeckungsſcheine nach Möglichkeit zu erſparen, und um zu vermeiden, daß die Empfänger der Eheſtands⸗ darlehen angeregt werden, ihren Bedarf in der Haupt⸗ ſache am Orte des Finanzamtes zu decken, erſuche ich, über⸗ all dort, wo Sprechtage des Finanzamtes abgehalten werden, die Bedarfsdeckungsſcheine den Darlehns⸗ empfängern auf dieſen Sprechtagen aushändigen zu laſſen Zu den Deutſchen Schwimm Meiſterſchaften in Halberſtadt. Drei ausſichtsreiche Bewerber für den Meiſtertitel im 200⸗ Meter⸗Bruſtſchwimmen. Von links: Der Titelverteidiger Heina⸗Wünsdorf, Sietas⸗-Hamburg und Balke⸗Dortmund, „Gäſte werden gratis raſiert.“ Einen eigenartigen Trick wandte einſt ein Gaſtwirt in Alt⸗Berlin an, um ſeinem Lokal Zulauf zu verſchaffen. Durch ein Plakat zeigte er an, daß ſeine Gäſte„gratis raſiert“ würden. Die Ankündigung ſprach ſich ſchnell herum, und ſchon in den frühen Morgenſtunden war das Lokal von Leuten ge⸗ füllt, die raſiert ſein wollten. Die Kellner, durchweg ge⸗ lernte Barbiere, konnten nur allmählich den Wünſchen der Gäſte gerecht werden, ſo daß die Wartenden„immer noch eins tranken“, bis ſie an die Reihe kamen. Der ge⸗ wünſchte Erfolg war jedenfalls eingetreten. Die Bekanntgabe der deutſchen Olympia⸗ mannſchaft. Der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten auf der Tagung. des Deutſchen Olympi⸗ ſchen Ausſchuſſes im Hauſe des Deutſchen Sports, auf der die Be⸗ kanntgabe eines Teiles der deutſchen Mann⸗ 5 ſchaft erfolgte. Weltbild(M). Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 19. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evang. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Morgenfeier der H J.; 10.30 Trio für Klavier, Violine und Violincello; 11 Tanzender Globus, Schallplatten; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Er⸗ Werl, cbt 14 Kinderſtunde; 14.45 Aus Laden und erkſtatt; 15 Ein frohes Lied— ein froher Tanz; 15.40 Schaltpauſe; 15.45 Lohengrin, Oper von Richard Wagner; 21 Wir gehen auf Urlaub, fröhliches Abſchiedskränzchen; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Der Bart iſt ab, großer Schlußtanz; 24 Nachtkonzert. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 19. Juli: 6 Hafenkonzert, 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelmuſik; 9 Katho⸗ liſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Morgen⸗ feier der HJ.; 11.15 Dichter im Dritten Reich: Heinrich Lerſch zum Gedächtnis; 11.30 Der Mummelſee, ein Schwarz⸗ wald⸗Sagenkranz; 12 Mittagskonzert; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt: Schlitzer Länder⸗Trachten⸗ und Heimatfeſt; 15 Deutſche Scholle; 15.40 Lohengrin, Oper von Richard Wagner; 21 Anterhaltungskonzert; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten, Sport; 22.20 Sportſpie⸗ 951 5 Sonntags; 22.45 Muſik zur guten Nacht; 24 Nacht⸗ konzert. Deutſchlandſender. (Programm für alle deutſchen Sender, außer Berlin.) Jeden Werktag wiederkehrende Programmpunkte: 6 Mu- ſik in der Frühe, dazwiſchen: 6.30 bis 6.45 Gymnaſtik; 7 bis 7.15 Nachrichten; 9 Sperrzeit; 12 Muſik am Mittag: 13.45 Nachrichten; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 20 Nachrichten; 22 Wetter, Nachrichten, Sport; 1 Muſik nach Mitternacht. Montag, 20. Juli: 8 Konzert; 10 Unterhaltungsmuſik; 12 Funkſtille; an⸗ ſchließend: Der Fackelſtaffellauf Olympia— Berlin, die Ent; zündung der Fackel am Zeusaltar zu Olympia; 12.30 Muſik am Mittag; 15 Romantiſche Kammermuſik; 16 Muſik am Nachmittag; 17 Im Zwei⸗ und Dreivierteltakt; 18.30 Kla⸗ viermuſik; 19 Blasmuſik; 19.45 Deutſchland baut auf: Ar⸗ beitsdienſt ſchafft Volksvermögen; 20.10 Muſik muß Freude ſein; 22.15 Vorolympiſche Streiflichter; 22.30 Nachkmuſik⸗ Dienstag, 21. Juli: 8 Blasmuſik; 10 Ferdy Kauffmann ſpielt; 11 Konzert⸗ ſtunde; 15 Zeitgenöſſiſche Kammermuſik; 16 Romanliſche Muſik; 17 Tanz und Unterhaltung ſpielen; 18.30 Virtuose Klaviermuſik aus aller Welt; 19 Blasmuſik; 20.10 Schöne Walzer— ſchöne Lieder; 21 Eine Alpenſinfonie; 22.15 Vor⸗ olympiſche Streiflichter; 22.30 Konzert. Mittwoch, 22. Juli: 8 Eine kleine Morgenmuſik; 10 Muſik zur Unterhal⸗ tung; 11 Melodien von der Rampe und der Leinewand; 15 Wir bauen und tragen das Reich; 16 Muſik am Nach⸗ mittag; 18 Tanz und Lied der Völker; 19 Blasmuſik; 20.10 Buntes Operektenkonzert; 22.15 Vorolympi Streiflichter; 22.30 1 8 5 55 bisch 0 9 5 chs⸗ von ites, der und ds⸗ Apt⸗ ber⸗ ten ns⸗ ſen. Freude, Traum, Tat— Dreiklang der rheiniſchen Landſchaft, du begleiteſt den deutſchen Nibelungenſtrom von der breiten Rheingaupforte an bis hinaus über die Stadt Xanten, von wo der Nibelungenheld Siegfried einſt ſeine kühne Ausfahrt nimmt. Du ergreifſt und erſchütterſt mit deinem lächelnden und trotzigen Geheimnis immer wieder das deutſche Gemüt, ſpinnſt auch det— dieſes Landſchaftsbild iſt zuletzt doch das eigent⸗ lich eingeborene Fürſtentum dieſer Stadt, in der nicht minder wie in jedem romantiſchen Rheinneſt die deut⸗ ſchen Jahrhunderte ſich bei den Händen faſſen. Und das Deutſche Eck umklingen am Eingang zur neuen Zeit ge⸗ heimnisvoll die ſehnſüchtigen Vaterlandslieder Max von fels, der den Blick freigibt bis zum fernen Dom von Köln iſt immer noch wie ein Zauberberg für die Menſchen von deutſchem Geblüt und deutſchem Gemüt. Der Rhein fließt jetzt durch flacheres Land der Mu⸗ ſenſtadt Bonn zu, nicht ohne unterwegs bei der immer mehr ſich entfaltenden Villenſtadt Godesberg der berg⸗ gelagerten Ruine der Godesburg, als des die Seele des Fremden ein in die Magie deiner Schönheit Leuchtend liegt die Sommerſonne auf der Mainzer Rheinbiegung. Sie ſtrahlt über das„goldene Mainz“, das ſich ſo ſtolz und zärtlich, ſo kraftvoll und froh an das ſtarke Knie des Stromes ſchmiegt. Sie ſind alte Vertraute, der Rhein und die Stadt, einander nahe ſeit Jahrtauſenden: Beide Künder deutſchen Weſens. Wiege des deut⸗ ſchen Menſchen. Schickſalsverbunden ſeiner Geſchichte. Schon hebt ſie an, die Fahrt durch das freudvolle Königreich des Weins, deſſen ge⸗ prieſene Rheingaureben die Bergrücken mit köſtlichen Verheißungen umgrünen. Jedes Neſt, jeder kleine Ort ein vielgenanntes Fürſtentum für ſich, deſſen Name mit An⸗ dacht ausgeſprochen wird: Von Eltville an, wo unfern ſich, eine ſelige Nachbarſchaft, Kiedrich erſtreckten und Rauental, über Er⸗ bach mit ſeinem göttlichen Markobrunner⸗ trank und Ingelheim, des Frankenkaiſers berühmte Rheinpfalz, nach Hattenheim und Geiſenheim, dahinter der Johannisberg mit Schloß Vollradts die Augen glänzen macht. Bis Rüdesheim, das liebliche Städt⸗ chen am Fuße des Niederwalds, die frohen Zecher in ſeinen Bann ſchlägt. Die Luft iſt voll von Melodien, die widerklingen von rheiniſcher Lebensluſt, von deutſcher Sebensbejahung. Gegenüber ſtrählt ſich Bingen in der Sonne. Den im Rhein vorgelagerten Mäuſeturm umraunen ſeltſame Sagen, und ſie umſpinnen auch die Ruinen der Burg Klopp, auf der in rauhen Tagen Kaiſer Heinrich IV., von dem eigenen Sohn ge⸗ fangengeſetzt, die müden Augen ſehnſüch⸗ tig die Schönheit des Rheingaues trinken läßt. Die Burgen auf den Höhen tragen die Träume in längſt verklungene Zeiten, und die fröhlichen Städtchen, die ſich voll ſanften Zaubers an den Rhein hinſchmei⸗ cheln, greifen mit leiſen Händen an unſere Herzen. Schon kündet die Ruine Ehren⸗ ſtein zur Rechten Aßmannshauſen an, in deſſen„Krone“ ſo mancher deutſcher Oich⸗ tersmann des Rheines Herrlichkeit beſang. Auf der anderen Stromſeite ſchaut die ſchönſte Burg am Rhein, der Rheinſtein, mit zinnengekrönten Bergfrieden zu Tal. Die Jugend, die heute in den Burgen Sooneck und Stahleck ihre Wanderheimat findet, überkommt es ſchier wie ein Rauſch der Seele. Das alte, vielholde Weinſtädt⸗ chen Bacharach, zu der Stahleck Füßen, iſt ja auch ſo voll der feinſten Reize. Im Rheinſtrom ſelbſt aber mahnt auf felſigem 5 Riff der verträumte Pfalzgrafenſtein bei dem Städtchen Caub, wo in der Neujohrsnacht 1814 der alte Blücher ſeine Scharen hinter Napoleon berhetzte. Und es nahen die romantiſchen Idyllen von O.»eſel und von St. Goar, vor dem auf trotzigem Fels noc mer die ſchöne Zau⸗ berin Loreley die Herzen mit ſüßer Schwermut füllt. Burg folgt auf Burg. Rheinfels zur Linken und Katz und Maus zur Rechten, Torhüter des Städtchens St. Goarshauſen. Die Marksburg thront bei Braubach in der ganzen Kraft ihrer heldiſchen Urſprünglichkeit. Rheins mit dem von mancher deutſcher Herrſcherwahl geweihten Königsſtuhl öffnet die Tafeln der Geſchichte. Bei Ober⸗ und Nieder⸗ lahnſtein kündet der Geiſtergruß der von Goethe beſun⸗ genen Burg Labneck von heimlichen Dingen, während gegenüber Schloß Stolzenfels wie ein fürſtlicher Willens⸗ träger aufprunkt. Fürſtlicher Willenskundgebung verdankt in unſerer Zeit Koblenz nicht wenig von ſeiner modernen Stadt⸗ entwicklung Aber die önheit der Landſchaft— von der dem ich vermählenden Moſel wie von ihrer Schweſter. der auf der anderen Seite kurz vorher ein⸗ mündenden Nan, mit beſendeten ſeligen Reizen beana⸗ Aufnahme: Bittner— M. Die feindlichen Brüder bei Burg Liebenftein Schenkendorfs, der unfern auf dem Koblenzer Friedhof von Deutſchlands Größe träumt. Weiter ſtrömt der Rhein durch die liebliche Landſchaft. Abermals drängen ſich am Rhein die Felsſtürze der Berge zu engem Paß und geben wiederum den Weg frei in eine reben⸗ und bergwaldfrohe Landſchaft, mit Städten und Burgen geziert. Zur Rechten das mauerumgürtete Linz als Torwächter des hohen Weſterwalds. Zur Linken Re⸗ magen mit der hübſchen Schau der Apollinariskirche und dem Eingang zum maleriſchen Ahrtal. Dichteriſche und maleriſche Romantik ballt ſich hier zuſammen, wo der Weinort Unkel von Freiligraths Liedern erfüllt iſt. Wo Honnef,„das rheiniſche Nizza“, mit ſeinen Villen und Gärten ſich wohlig in der Sonne dehnt und gegenüber vom Rolandsbogen noch immer geheimnisvoll der Horn⸗ ruf des Helden von Roncesvalles ertönt, während auf der Inſel Nonnenwerth das weiße Frauenkloſter dem Sehn⸗ ſüchtigen noch immer keine Antwort gibt. Und doch ſind wir hier in einem Land jubelnder Er⸗ füllung: Im Land der ſieben Berge, von denen das deutſche Schneewittchen⸗Märchen erzählt, und die deutſche Heldenſage von Sieafried dem Drachentöter. Der Drachen⸗ oberſten germaniſchen Volks⸗ und Rhein⸗ gottes Wodan ehrwürdiger Weiheſtätte, ſtill gehuldigt zu haben. Und nun grüßt uns von der Rheinbaſtei des Alten Zoll zu Bonn des Sängers Ernſt Moritz Arndt Geſtalt, grüßt uns in der Univerſität im ehemals kurfürſtlichen Schloß die berühmte Stätte rheiniſchen, deutſchen Weisheitsſtre⸗ bens und in dem ärmlichen Geburtszim⸗ mer Ludwig van Beethovens der über⸗ ſchwengliche Reichtum deutſcher Muſik. Auch hier ein deutſcher Dreiklang am Rhein. Der aber hallt in ſeiner ganzen Ur⸗ ſprünglichkeit von Lebensfreude, von ro⸗ mantiſcher Traumwelt und von Tat gewor⸗ denem Wirklichkeitsſinn in brauſenden Ak⸗ korden durch die nahe, große,„hillige“ Stadt. Durch Köln, das ſich mit ſeinem Stolz deutſchen Bautums, dem feierlichen Domwunder, und mit all ſeinen anderen ernſtgefügten Kirchen und Kapellen ſeit ur⸗ alten Zeiten in den Wellen ſpiegelt. Durch Köln, das in der Altſtadt mittelalterlichen Gaſſen und mittelalterlichen Patrizierbau⸗ ten, dem wunderſamen Gürzenich angereiht, Jahrhunderte hineinragen ſieht in ein von heißem Leben durchpulſtes Getriebe unſerer Zeit, das dieſer neuen Zeit ſelbſt in ſeinen modernen Stadtanlagen mit überlegener Grandezza entgegenkommt. Das in der immer neue Volkswerte ſchaffenden Arbeit ſeiner großen Unternehmungen, in der Kirchlichkeit ſeiner frommen Seelen und in der Faſchingsluſt ſeiner das Leben trotz aller Mühſale fröhlich bejahenden Men⸗ ſchen dem rheiniſchen Dreiklang den voll⸗ ſten Ton gibt. Wo Frohſinn ernſt genom⸗ men wird, und die ernſten Dinge des Le⸗ bens auf frohſtarken Schultern getragen werden. Ein anderer Platz iſt am Niederrhein, der es ihm darin gleichzutun ſucht. Wenn der Strom weiterzieht zwiſchen den flachen Ufern, deren eigenartiger maleriſcher Reiz ſich nicht jedem auftut, wenn er an der Traumſtadt des Mittelalters, dem mauer⸗ umſchloſſenen, wehrhaften Zons, vorüber⸗ rauſcht, trifft ihn der heitere Gruß der Stadt der Kunſt und der Gärten, des lebensvollen Düſſeldorf. Aber der Weg dorthin hat nicht umſonſt ſchon an mäch⸗ tigen Werken der Induſtrie vorbeigeführt. Der ſchwere Atem der niederrheiniſchen Induſtrie miſcht ſich auch in Düſſeldorf merklich mit der ſorgloſeren Weiſe der Künſtlerſchaft, mit der unbekümmerten Le⸗ bensfreude des allzeit frohen rheiniſchen Menſchen. Bis dann der Rhein auf dem Wege durch die Tief⸗ ebene immer mehr auf die glühenden Fanale der allen Schickſalen trotzenden deutſchen Induſtrie ſtößt. Und jäh erſchaut er vor ſich ausgebreitet ein einziges Reich unab⸗ läſſiger, ungeſtümer Arbeit, zähen Ringens um Kohle und Eiſen: das Land der geſpenſtiſch lodernden Hochöfen und Eſſen, das in ihm ſeinen Arbeitsbruder ſucht, dem es in Duisburg⸗Ruhrort die ſchwergefüllten Laſtſchiffe und Schleppkähne auf die kräftigen Schultern bürdet, Eine Stätte unerhörten Arbeitswillens, wo die Ruhr die Kraft Weſtfalens der Kraft des Rheinlandes zugeſellt. So trifft es der Rhein noch eine ganze ecke Wegs. Aber die feine niederrheiniſche Landſchaft, die ſich mit ihren grünen Wieſen, den luſtigen Dörfern und Wind⸗ mühlen, den Weiden und den Deichen jetzt ſchier endlos erſtreckt, hat in dem mit der Willibrordkirche geſchmückten Weſel wieder ein helleres Stadtbild geſchaffen. Der ſon⸗ nigſte aller deutſchen Helden, Siegfried, der in Weſels Nachbarſchaft, in Xanten, erwuchs, würde dort heute ver⸗ gebens nach dem Rhein Umſchau halten, denn er hat inzwi⸗ ſchen ſeinen Lauf geändert. Auch der Schwanenritterſtadt Cleve iſt's nicht anders ergangen. Albert Herzog. .———— 5 5 5 ausend le ter ii „Bei Hempes brennt das Licht mal wieder nicht. Nimm Sicherungen mit. Kannſt dann gleich auf dem Rückweg auf dem Gut mit vorbeifahren. Inſpektors Wollen eine neue Lampe. Frag', was es für eine ſein ſoll!“ Meiſter Gutjahr blätterte in ſeinem Auftragsbuch herum. „So, das wäre alles. Ich bin auf dem Neubau!“ Die gewohnten Handgriffe: Taſche, Zangen, Draht, Sicherungen, man konnte ja nichts vergeſſen. Martin fand ſich im Schlaf zurecht. Langſam und unentſchloſſen ſtuckerte das Fahrrad an den Fenſtern mit Geranien und Kakteen vorüber. Trüb und verhängt war der Himmel, vielleicht gab es Regen. Drei Jahre gelernt. Strippen⸗ legen. Radio anſchließen. Spülkäſten abdichten. Jeden Tag dasſelbe. Zwei Jahre Geſelle. Es war zum Zer⸗ ſpringen. Man ſaß an ſeinem Platz und kam nicht fort. Das Rad machte einen verzweifelten Sprung, aber auch das half nichts. Nun noch an Doktors Haus vorbei. Hoch auf richtete ſich Martin. Ein gelbes Fähnchen wehte, Staubtuch, aber dahinter ein helles, lachendes Geſicht: Eliſabeth Kein albernes, kicherndes, verlegenes Gänschen. Ein Mädchen, geradeaus, geſcheit und hübſch. Martin war vom erſten Tag ab verliebt, aber dem Mädchen mußte man etwas bieten, um beachtet zu werden. Martin grüßte vom Rad herab wie ein Graf vom Pferde. Eliſabeth. Kluges, ſchönes Mädchen. Troſt in meiner Verlaſſenheit. Ich liebe dich! Aber das dachte er natürlich nur alles, denn das Rad war weitergerollt, an Eliſabeth vorbei. Eliſabeth hatte zurückgegrüßt. Lachend und freundlich. Das war ſo ihre Art. Vielleicht grüßt ſie auch andere ſo. Seine Zuneigung zu Eliſabeth war in ein entſcheidendes Stadium getreten, als er vor vier Wochen im Hauſe Leitungen legen mußte und dabei auch in ihr Zimmer kam. Es war überhaupt viel zu tun in Eliſabeths Zimmer. In Wirklichkeit beſah Martin Bilder, kleine, freundliche Landſchaften, er blätterte in ihren Büchern, das hatte ſie ihm ausdrück⸗ lich erlaubt. Manchmal kam das Mäd⸗ chen hinzu, ſagte ein paar Worte über ihr Leben. Von Liebe na⸗ türlich kein Wort, aber ſie ſah Martin doch manchmal freundlich und wie in einem geheimen Ein⸗ verſtändnis an. Die Ungewiß⸗ heit war des⸗ halb peinigend. Ich liebe ſie wahr und wahr⸗ haftig. Sie mich auch? Oder nicht? Bei einem Feſt vor zwei Wochen hatte Martin einen Vorſtoß gegen ihr Herz unternommen. Ob ſie ſchon einmal verliebt geweſen? fragte Martin ſtreng wie ein Vertreter der Inquiſition. Die Muſik ſpielte einen verſöhnlichen Walzer, als Eliſabeth frei heraus mit„Ja“ antwortete. Ob ſie jetzt, zur Zeit, im Augenblick, gegenwärtig einen... nun einen Verehrer habe? ſtotterte Martin erregt und ſehr unſicher geworden. Eliſabeth zuckte erſt die rechte und dann auch noch die Manchmal kam das Mädchen hinzu und ſagte ein paar Worte. Linke Schulter, dann lächelte ſie vieldeutig. Das wiſſe ſie nicht, aber es könne ſchon ganz gut möglich ſein...“ Die Antwort wirkte faſt wie ein Fauſtſchlag auf Mar⸗ tin. Das könne ganz gut möglich ſein.„Wie denn der Mann ſein müſſe, der ihr richtig zuſage“, nahm Martin moch einmal allen Mut zuſammen. „Sehr viel neben mir und in manchen Dingen ein ganzes Stück über mir müßte der Mann ſein, der mir gefiele!“ Mitten im Tanz war ſie ſtehengeblieben und ſann ihren eigenen Worten nach. Martin fühlte ſeine Un⸗ ſicherheit ins Ungemeſſene anwachſen, entſchuldigte ſich und lief raſch aus dem Saal in den dunklen, ſtillen Garten. . Das war natürlich unmöglich. Neben dieſem Mäd⸗ chen, ja, aber über über ihr, das gab es ja gar nicht. Ihr helles, lachendes Geſicht flatterte auf der Land⸗ ſtraße vor ihm her, es ſaß direkt vor ihm auf der Lenk⸗ ſtange des Fahrrades und lachte zu dem ungereimten Zeug, das Martin vor ihm ausbreitete. Das Rad ſtuckerte und brummte. Ein Motorbrummen kam hinter Martin her. Es ſchwoll an, wurde dumpfer, voller, und zuletzt brach es aus dem grau verhängten Himmel wie Donner. Martin ſprang vom Rad und zählte: eins, zwei, drei, bei zwanzig gab er das Zählen auf. Rauſchend und dröhnend jagten unter dem Donner der Motoren Flug⸗ zeuge heran. Wie ziehende Vögel, aber ſtolzer, herriſcher and ſieghafter flogen ſie dahin. e Martin ſtand und ſtarrte. Der Donner riß ihn heraus und hoch hinauf. Die Augen gingen ihm über, als die Maſchinen in tadelloſem Geſchwaderflug über ihn hinweg⸗ raſten. Sie kamen heran, brauſten über ihn hin. Aber da waren ſie ſchon vorbei. Das Brüllen wurde wieder Ddumpfer, ferner, da verſchluckten die Wolken die erſten und dann das ganze Geſchwader. Das Rad ſtuckerte über die Landſtraße. Es erhob ſich micht, um bis in den Himmel zu fliegen Mit kleinmüti⸗ gem, traurigem Herzen trat Martin die Pedale, bog dann von der Straße ab nach dem Feldweg, um ſchneller nach g NHNα&%¶Du Juoα er Ui! dem Gut zu gelangen. Da ſind ſie hin, dachte er noch einmal, bis in den Himmel konnten ſie fliegen, wenn ſie wollten, und über alles hinweg: Flieger. Und das Fahr⸗ rad klebte an der Straße. In dieſem Augenblick fiel aus der Wolke dicht hinter ihm wieder das Rauſchen und Dröhnen von vorhin wie eine Antwort. Es war plötzlich da, geſpenſtiſch und ganz nahe. Ein ſchwarzer, fauchender Schatten kam raſch näher, knatternd und mit hellen Pufftönen. Martin ſah die Maſchine, den langſam rudernden Propeller wie einen Arm, da ſetzte das Flugzeug ſchon auf, hundert Meter von ihm entfernt, auf dem Acker. Es ſprang noch einmal hoch, rollte und ſtand. Jetzt konnte auch das Fahrrad fliegen. Leicht und ſchnell flatterte es über die Stoppeln, bis es direkt neben dem Flugzeug hielt. Atemlos und mit Herzklopfen be⸗ rührte Martin die Tragdecken. Sie waren feſt und aus Metall. Der Pilot ſchob die Brille vom Geſicht und knurrte etwas von ſeinem Sitz herunter. Aber Martin rief glück⸗ lich und begeiſtert zurück:„Das iſt der ſchönſte Augenblick in meinem Leben!“ „Na, na, junger Mann“, zweifelte der Pilot und ſprang von oben herab.„Wie heißt denn dieſe verwünſchte Gegend?“ Die beiden verſtanden ſich ſofort ausgezeichnet. Der Schaden war überhaupt nicht ſchlimm. Höchſtes Glück für Martin war die Erlaubnis, den Sitz des Piloten ein⸗ nehmen zu dürfen. Er durfte ſogar Handreichungen machen, als der Motor wieder in Ordnung gebracht wurde. Eine halbe Stunde ſpäter praſſelte der Motor ſchon wieder. i Der Propeller drehte ſich wie raſend. „Herr Oberleutnant! Ganz beſtimmt?“ ſchrie Martin noch einmal in den Lärm hinein. Der Offizier nickte lachend zurück:„Jawohl!“ Die Maſchine zitterte und bewegte ſich ungeduldig. Martin faßte noch einmal zärtlich über die Tragfläche. Da glitt ſie ihm aus der Hand, die Maſchine ſtolperte über den Acker und ſchwebte dann leicht in die Luft. In ſteiler Kurve warf ſie ſich direkt über Martin hinweg in den Himmel zurück. Herrlicher, begeiſternder Anblick. Martin war verſchwiegen wie das Grab. Einen Tag Urlaub forderte er einmal vom Meiſter und fuhr irgend⸗ wohin. Dann dauerte es wieder eine Weile und ein amtliches Schreiben kam: Einberufung zur Fliegerei! Die Freunde glaubten ihm natürlich nicht, aber dann ſtanden ſie neidiſch und unruhig herum, bis der Zug abdampfte. Eliſabeth erfuhr von Meiſter Gutjahr, was geſchehen war. Ein paar Falten flogen über die ſonſt glatte Stirn. Fort, ohne Abſchied? Na, ſchön! Nein, es war nicht ſchön, ganz gewiß nicht! Sie fühlte erſt jetzt ſo richtig, wie weh ſo ein Fortgehen ohne Abſchied ſein kann. Das Leben in den engen Straßen ging ſeinen Gang weiter. Eliſa⸗ Nein, es Es ging jetzt noch gemächlicher als ſonſt. beths Falten waren gekommen und geblieben. war ganz gewiß nicht recht von ihm. An einem Vormittag klingelte auf der Straße eine Fahrradglocke Sturm. Eliſabeth hörte es durch drei , , , ,,,, . .— —.— , 8 A, ß 1 eee. Atemlos und mit Herzklopfen berührte Martin die Tragflächen. Zeichnungen(2): Grunwald— M. Türglocke, ungeduldig und ſchrill. Ein junger Soldat ſtaud vor ihr, ſelber erſchrocken und verlegen vor ſoviel Kühnheit.„Ich wollte, ich möchte... das war damals nämlich ſo“ Frau Doktor Pahl unterbrach das Geſtändnis:„Sieh mal an, der Martin.“ Natürlich könne Eliſabeth ihn ein Stück begleiten. Blinzeln, Lächeln und verlegene Freude. Die Leute auf der Straße blieben ſtehen und ſagten: „Ei, der Martin!“ Der grüßte und freute ſich, aber gleich hinter den letzten Häuſern, wo das Wäldchen begann, wurde er ſtumm und verlegen, als habe er nicht ſchon hundertmal überlegt, was er ſagen wollte. Er ſtotterte noch einmal:„Das war nämlich damals ſo.“ „Es iſt ja ſchon alles wieder gut!“ atmete Eliſabeth befreit.„Ich bin jetzt ſehr froh!“ „Neben dir zu gehen, das traute ich mir ja ſchon zu.. begann Martin noch einmal.„Aber ein ganzes Stück über dir, dazu reichte es nicht. Aber jetzt, wo ich bei den Fliegern bin, jetzt komme ich ja mit Leichtigkeit tauſend Meter über dich hinaus!“ Eliſabeth ſah ihn an und lachte. Nun verſtand ſie die Zuſammenhänge. Sie lachte mit roten, verlockenden Lippen und frohen, hellen Augen, daß Martin zuletzt gar nicht mehr anders konnte, als ſeine Hand auszuſtrecken. „Du brauchſt ja nicht gleich tauſend Meter über mir zu ſein, um mir zu gefallen“, wollte ſie ſagen, aber ihr Mund hielt ganz ſtill, als er geküßt wurde. 5„Ich bin tauſend Meter über dir, aber ich bin doch immer neben dir“, ſtrahlte Martin. In ihren Augen war ein großes, leuchtendes Glück. Aſtrid und der Bergführer Erzählung von Üdo Klimſch. Jetzt ſind wir ſchon zwei Wochen hier oben in dem hochgelegenen Bergdorfe, und ich habe Aſtrid, das bild⸗ hübſche junge Mädchen aus Schweden, noch immer nicht zu dem alten Bergführer Mesner gebracht. Ich wollte die beiden ſchon lange einmal zuſammenbringen und ⸗ſehen; das mußte doch wohl ein ſeltenes und ſeltſames Bild ab⸗ geben. Denn der alte Mesner iſt jetzt fünfundneunzig Jahre alt, Aſtrid dagegen einundzwanzig.. Eines ſchönen Abends alſo ſtieg ich mit Aſtrid, die ſchon ſehr geſpannt auf die Begegnung war, die ſteile Dorfſtraße zwiſchen den helleuchtenden Häuſern empor. Droben, faſt am Ausgang des Dorfes, ſtand ein uralter, rieſenhafter Nußbaum, durch deſſen Blätter die Abend⸗ ſonne drang und ein ſelten ſchönes, hellgrünes Leuchten verbreitete. Aſtrid hatte ein kleines Sträußchen gepflückt: Reſeda, Roſen, tiefblauen Enzian, rätſelhaft duftendes Baſilikum und noch einige Kräuter und Blumen. Das war ein Sträußchen für Auge und Naſe; denn Duft und Bild, ſtarker Wohlgeruch und leuchtende Farben, das ſind wohl zwei Dinge, für die auch das höchſte Alter noch etwas übrig hat. Vom Nußbaum aus gingen wir ſeitwärts durch einen kleinen Garten und traten in die offene Schuſterwerkſtatt der beiden Söhne des Alten ein. Schuſter und Bergführer waren auch dieſe; das heißt, der ältere der beiden war auch ſchon an die Siebzig und führte nur mehr auf leichten Touren ohne Kletterei. Die beiden Mesner blickten auf und ſtarrten Aſtrid an. Sie ſah in ihrem duſti⸗ gen Sommerkleid aus wie eine Birke im erſten Grün, ſo licht und flirrend, ſo rei⸗ zend bewegt. Ich begrüßte die ſtau⸗ nenden Männer und fragte nach dem Vater. Da lächelten ſie und baten uns, Platz zu nehmen; der Vater wäre chon in der Nähe. Aſtrid kieß ſich auf einem runden Schemel nieder; das Bir⸗ kenkleid raſchelte und ſchäumte. Ab und zu blickten die Zeichnung: Grunwald— M. Darauf ſchlug er im Spaß mit den Blumen nach Aſtrids freien Armen. Männer, während ich mich mit ihnen unterhielt, ver⸗ ſtohlen zu dem Mädchen hin, klopften und zogen Nähte. Nach einer Weile erhob ſich der eine, blickte zur Tür hinaus und ſagte:„Da ſteht ja der Vater!“ Wir gingen hinaus. Draußen ſtand eine hohe, hagere Geſtalt in weißem Haar. Die Augen des Greiſes waren uns zugewandt; wir aber wußten nicht, ob er uns ſah. „Sprechen Sie laut mit dem Vater!“ forderte uns der Sohn auf.„Sehen kann er noch gut. Ueberhaupt iſt er noch rüſtig. Auf den Apfelbaum ſteigt er, wenn's ſein muß.“ „Wie? Er ſteigt auf den Apfelbaum dort?“ „Ja, er hat ſeltſame Einfälle, der Vater!“ lachte der Mesnersſohn. a Der Fünfundneunzigjährige ging auf Aſtrid zu. Sie ſtreckte ihm ihre Hand entgegen. Der Alte ergriff dieſe. Aſtrid verſtand nicht, was er ſagte. Sie reichte ihm ihr Sträußchen. Da ging ein helles Leuchten über ſein Geſicht. Er nahm die Blumen, deren Duft ihm entgegenſchlug. „Das ſchmeckt!“ ſagte er und lachte mit offenem Munde. Darauf ſchlug er im Spaß mit den Blumen nach Aſtrids freien Armen. Es ſchien, als ob er die Arme recht gut ſähe. Er lachte wieder und traf Aſtrid ein paarmal mit dem Sträußchen ganz ſacht. „Der Vater, der Vater!“ Die Söhne ſchmunzelten. Aſtrid hatte eine Unterhaltung mit dem Greiſe be⸗ gonnen. Da ſah man, daß ſie ſich mit Worten nicht ver⸗ ſtanden, daß aber die Kluft durch andere Dinge und Kräfte überſprungen ward. Sie geſtikulierten beide, ſie lachten ſich ſehr freundlich und erwartungsvoll an; und der alte Gebirgsadler hätte gar zu gern noch einmal mit den Blumen nach den ſchönen Armen geſchlagen. Aber er war ein alter, uralter Kavalier, der Mesner, und wußte, daß man nicht zweimal dasſelbe tun durfte. Aſtrid ſchien wie bezaubert von dem Manne, der da ſo nahe vor ihr ſtand, und für den ſie alle Reize aufbieten mußte, um ihn nicht zu beſchämen. Sie mußte ihm zeigen, daß er noch für ſie galt. Er ſeinerſeits mußte ihr zeigen, da er noch lange nicht ſo alt war, als daß für ihn gerade dieſer Sinn des Lebens ge⸗ ſtorben ſein könnte. Und ſo entſtand eine Spannung zwi⸗ ſchen den beiden, wie ſie ſelbſt bei jungen Menſchen, die ſich gefallen, nicht leicht entſtehen kann. Keiner derer, die dem anmutigen Bilde und rührenden Geſchehen zuſchauten, dachte daran, daß dem Alten vielleicht nicht mehr viel Erdentage vergönnt waren. Denn er war ganz und gar Leben; er freute ſich wie ein Kind; und in dieſem für ihn ſo überraſchenden Augenblick erwachte ſeine ganze Jugend— ſo wie für Aſtrid die Vorſtellung von der eigentlichen Jugend des Alten ſo lebendig wurde, daß ſie in ihm den jungen Bergführer wiedererkannte, der er einmal geweſen war. Und ſiehe da! Der Adler fühlte 1 ſo etwas wie einen Sieg. Er lachte grundlos, hell und laut. Plötzlich darauf, gänzlich unvermittelt, ergriff er Aſtrids Hand, ſchüttelte ſie vorſichtig und ging. Warum? Was hatte ihn ergriffen? ö 5 Er ging in der leuchtenden, letzten Sonne. Rings die Wieſen und Wälder glühten, und die Felſen ſtrahlten in herrlichem Golde. 5 3 eee aß . 5 5 1 * — 5— 1 . b o Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö 62. Die Saiſon war zu Ende, und London lag leer und Ausgedörrt unter der Julihitze. Wer Geld und Zeit hatte, war an die See oder in die Berge geflüchtet. Bedauerns⸗ wert, wer in dem ſiedenden Häuſermeer bleiben mußte. Der Mann, der elaſtiſchen Schrittes über den hitzeweichen Aſphalt ging, machte erſtaunlicherweiſe den Eindruck, als fühle er balſamiſche Lüfte um ſich wehen, als trage ihn irgendeine geheimnisvolle Schwungkraft durch Glut und Menſchengewühl hindurch; als merke er nichts von den üblen Gerüchen, die immer ſtärker wurden, je mehr er ſich den ärmeren Vierteln näherte, in die man bei Nacht nicht gerne allein ging, und die auch am Tage niemand ſich zum Ziele eines Spazierganges wählen würde. Die Straßen wurden ſchmäler, die Häuſer düſterer. Kinder ſaßen auf Türſchwellen, mit Lumpen bekleidet und ſchauten aus harten Augen in eine Welt, die ihnen nichts als Hunger und Schläge brachte. Der große, dunkle Mann mit dem elaſtiſchen Gang nahm alles um ſich mit leb⸗ haftem Intereſſe wahr. Seine ſtahlblauen Augen ſchoſſen hin und her, blickten ſcheu fort. Unbeirrt durch Hitze und Not, durch Schmutz und Geſtank, ſchritt er einem Ziele zu, Das er ſehr genau zu kennen ſchien. In einer der düſteren Straßen dieſes Elendsviertels blieb er einen Augenblick wor einem Torbogen ſtehen, über dem drei goldene Kugeln hingen, uraltes Zeichen des Pfandleihers. Scharf ſah er in die dunkle Straße hinunter, dann trat er in den breiten Durchgang, der auf einen finſteren Hof führte. An den feuchten alten Steinwänden des Durchganges hingen Klei⸗ der aller Arten, für Männer und Frauen, von den feinſten, die kaum getragen zu ſein ſchienen, bis zu den gröbſten Arbeitsanzügen, die müde hier ihr Daſein beendeten. Der große dunkle Mann ging auch durch dieſe Aus⸗ ſtellung menſchlicher Hüllen unbewegt hindurch. Ein junger Menſch, der gleichgültig eine Zigarette rauchte und an einem kleinen Tiſchchen in einer Niſche mit Rechnungen beſchäftigt ſchien, ſah auf, als der Mann an ihm vorbei⸗ ging, und ſenkte ſchnell wieder den Kopf auf ſeine Auf⸗ zeichnungen, als habe er niemand erblickt. Sein dunkles Haar und das ſchmale olivenfarbene Geſicht verrieten den Ausländer, wie auch der Name, der unter den goldenen Kugeln zu leſen war, ein ausländiſcher war. Wohllautend klang er in die Trübſeligkeit der Umgebung.„Panayotis Colchnidis“ ſtand auf dem kleinen Schild. Am Ende des Kleinen Ganges befand ſich eine Wendeltreppe, die niemand gefunden hätte, der ſich hier nicht auskannte. Um das ſpeckige Geländer nicht berühren zu müſſen, zündete der Beſucher ein Streichholz an und ſtand alsbald vor einer Tür, die auf einem ſeltſamerweiſe blank geputzten Meſſing⸗ ſchild ebenfalls den wohllautenden griechiſchen Namen Panayotis Colchnidis trug. Der Beſucher klopfte kurz und trat zu gleicher Zeit ein. Er ſchloß die Tür hinter ſich und ſtand in einem Büro, das im Weſtend nicht hätte heſſer und zweckmäßiger ausgeſtattet ſein können. Ein Ma⸗ hagonitiſch nahm die Länge des Raumes ein. Dahinter ſaßen mehrere ſchreibende junge Leute, in ſauberen Kä⸗ figen, die durch blitzende Meſſingſtäbe gebildet wurden. Sie waren alle von dem gleichen Typ des Südländers wie der junge Mann, der unten im Durchgang ſaß. Einer von ihnen ſtand auf und kam ſchweigend auf den Beſucher zu. Dieſer zog eine kleine Meſſingnummer aus der Taſche und zeigte ſie ihm. Er wurde darauf ohne ein Wort durch die Schranke gelaſſen und in einen Warteraum geführt, der kühl und dämmrig und mit grünen Ledermöbeln aus⸗ geſtattet war; Zeitſchriften lagen auf dem Tiſch, ſogar Zigaretten ſtanden in großen Kriſtallſchalen bereit. Man hatte den Eindruck, ſich im Warteraum einer Großbank Zu befinden. Der junge Grieche verſchwand auf lautloſen Gummi⸗ ſohlen durch eine ſchwer gepolſterte Tür und kehrte faſt unmittelbar zurück, die Tür einladend öffnend. Beim Ein⸗ tritt ergoß ſich ſofort auf den Beſucher ein ſolcher Schwall von Begrüßungsworten, wie ihn in dieſer Schnelle nur die Griechenzunge zu bilden vermag. Ein kleiner, zierlicher Mann ſtürzte ihm entgegen und zog ihn mit ausgeſtreckten Armen ins Zimmer hinein. „Seien Sie mir gegrüßt, Miſter Grant. Ich habe ſchon Kange Ihren Anblick entbehrt! Seien Sie mir von Herzen willkommen! Und ſetzen Sie ſich dorthin. Welch guter Tag, der Sie wieder zu mir bringt. Auch Sie, ich bin deſſen ſicher, empfinden die Hitze nicht ſo ſehr. Wir, die wir den Süden gewohnt ſind, fühlen ſie kaum. Iſt es nicht ſo, Miſter Grant? Nehmen Sie eine Zigarette? Darf ich Ihnen einen eisgekühlten Scherbett machen? Ich habe alles hier, zum ihn ſelbſt zu bereiten. Sagen Sie nicht nein, es iſt das Beſte, was es gibt, aus den Roſenblättern meiner Heimat hergeſtellt, meiner ſchönen Heimat!“ Ein tiefer Seufzer des kleinen Mannes begleitete dieſe Worte, und ſeine großen dunklen Augen ſahen traurig vor ſich hin; dann lächelte er gleich wieder und zeigte ſeine weißen Zähne. Darauf begab er ſich in eine Ecke, wo hinter einer Schranktür aus leuchtendem Maha⸗ goni ein Kühlſchrank ſtand. In kurzer Zeit hatte Panayotis Colchnidis vor ſeinem noch immer ſchweigenden Gaſte aller⸗ lei aufgebaut, was ſehr verlockend ausſah. Dieſer wartete ruhig, bis der kleine Mann mit ſeinem Hin und Her fertig war; dann ſchob er den Teller vor ſich zur Seite, legte ſtatt deſſen ein kleines Notizbuch hin und ſagte ruhig: „Miſter Colchnidis, wir haben hier eine neue Auf⸗ ſtellung zu machen. Ich habe Ihnen verſchiedene Orte notiert, die neu zu den bisherigen hinzugekommen ſind. Sie müſſen mir ſagen, ob Sie auch dort arbeiten können.“ „Ach, Miſter Grant, es iſt ſchwer, mit Ihnen und Ihresgleichen zu arbeiten, ſehr ſchwer! Sehen Sie, wenn wir Orientalen Geſchäfte machen, und ſeien dieſe auch noch ſo wichtig, dann tun wir zunächſt, als kämen wir nur zuſammen, um uns zu unterhalten, uns wiederzu⸗ ſehen, eine Kleinigkeit zuſammen zu eſſen, etwas zu trin⸗ 25 ken, eine Zigarette zu rauchen. Später erſt, viel ſpäter erſt, fangen wir von Geſchäften an. Es iſt ſchwer mit Ihnen, die ſie alle gleich mit den Dingen zur Tür herein⸗ fallen und ernſt und ſchweigend arbeiten wollen; ſehr ſchwer Miſter Grant.“ Auf dieſen tiefen Seufzer hin zog ein amüſiertes Lächeln über Grants Geſicht, und ſeine ſtahlblauen Augen leuchteten freundlich zu dem kleinen Griechen hinüber. „Seien Sie mir nicht böſe, Miſter Colchnidis; Sie haben ganz recht mit ihrer Meinung. Ich werde alſo einige von Ihren wundervollen ſchwarzen Oliven nehmen; und wenn ich ſtatt des Scherbetts aus Roſenblättern lieber ein wenig von Ihrem herrlichen Cypernwein nehme, müſſen Sie mir das auch nicht verübeln, nein?“ Der Grieche ſprang erfreut auf, ganz Eifer, ganz Dienſtwilligkeit, ſein Geſicht ſtrahlte auf, und er ſagte lachend:„Wie werde ich Ihnen böſe ſein! Mit einem ver⸗ dorbenen Geſchmack iſt man ſchon geſchlagen genug. Hier iſt der Cypernwein, auch eisfriſch. Möge es Ihnen nicht zu warm werden von dieſem Feuer unſerer Berge.“ Der Grieche trank mit Genuß ſeinen Roſenſcherbett und fragte dann ganz nebenbei, indem er eifrig ſchwarze Oliven aß: „Sie ſprachen von neuen Plätzen, Miſter Grant— und ob ich ſie übernehmen könnte? Es gibt keinen Platz auf dieſer kleinen runden Erde, wohin die Kleider von Colchnidis nicht kommen, und keinen, den er damit nicht bearbeiten kann. Nennen Sie mir die neuen Plätze.“ Grant lachte auf; der Sinn für Humor war in ihm wie bei allen Iren beſonders ſtark entwickelt. Die Art des kleinen Griechen gefiel ihm. „Was ſind Sie doch für ein Schwindler, Miſter Colch⸗ nidis! Kaum habe ich meinen Eifer mit Ihren ſchwarzen Oliven hinuntergeſchluckt, ſo fangen Sie voll Ungeduld ſchon vor mir an, von Geſchäften zu reden! Und das alles nach Ihrem ſchönen Vortrag vorhin! Oh, Miſter Colch⸗ nidis!“ Zeichnung: E. Drewitz— M. Der Grieche öffnete eine geſchickt verdeckte Stahltür und ließ ſeinen Beſucher auf die Treppe hinausſchauen Der Grieche blieb ganz ernſt; er ſteckte noch eine Olive in den Mund und ſagte trübe und langſam: „Was wollen Sie, Miſter Grant; es iſt die Verſeuchung mit der gräßlichen Eile dieſes ſchrecklichen Landes hier. Si wollen Sie, man verändert ſich. Welche Orte ſagten ie?“ „Ich ſagte noch nichts. Aber ich meine den Sudan; dann meine ich den Irak; außerdem den ganzen Strich dazwiſchen, und das, was vom Nilland aus kontrollierbar iſt. Ich zweifle deshalb, daß Sie dieſe Gebiete bearbeiten können, weil dort Ihre Sachen ja keinen Abſatz finden, die Männer tragen faſt alle Tracht!“ Panayotis Colchnidis wiſchte ſich mit einem ſeidenen Tuche die Fingerſpitzen ab, nachdem er ſie zuvor in einer Schale mit duftendem Waſſer gewaſchen hatte. Dann ſtand er auf, legte einen Riegel vor die Tür zum Vorzimmer, ging an die zweite Tür im Hintergrunde des Zimmers, öffnete ſie und ließ den Blick frei in einen Ruheraum, der mit der üppigen Pracht ausgeſtattet war, die ſich nur ein Südländer ausdenken kann. g „Kommen Sie, Miſter Grant, und überzeugen Sie ſich ſelbſt, daß wir nicht belauſcht ſind; Sie kennen ja den Geheimgang, laſſen Sie uns auch dieſen prüfen. Bitte, gehen Sie voran!“ Grant ſah den kleinen Griechen mit einem ſeltſamen Licht in den ſtahlblauen Augen an, dann ſagte er lachend: „Sie wiſſen, ich vertraue Ihnen, Colchnidis; aber ſo weit, daß ich voranginge, nein! Das können Sie nicht verlangen!“ „Wie kann man ſo mißtrauiſch ſein!“ Der Grieche lachte auf, ſah aber ſeinen großen Be⸗ ſucher von unten her zweifelnd an und ging dann voran; hinter ihm ſchritt der lange Ire über den weichen Teppich, ſah verächtlich auf die weichen, üppigen Ruhelager und ſog mißbilligend den Wohlgeruch ein. Der Grieche ger eine geſchickt verſteckte Stahltür und ließ ſeinen Beſucher auf die Treppe hinausſchauen, die in ein düſteres und ſchmutziges Treppenhaus führte. Dann wurde die Stahltür wieder geſchloſſen, eine Polſtertür davorgeſchoben und über dieſe ein Vorhang herabgelaſſen. Der Grieche ſah ſich mit einem gewohnheitsmäßigen Mißtrauen noch ein⸗ mal um, und reckte ſich dann zum Ohre ſeines Beſuchers hoch. Da Colchnidis eine beſondere Vorliebe für Knoblauch hatte, waren derartige vertrauliche Mitteilungen Grant immer ſehr unangenehm, ließen ſich aber nicht gut um⸗ gehen. Dieſe effektvolle Geheimnistuerei war nun einmal die Art des kleinen Griechen. Alles, was er nun Grant ins Ohr flüſterte, war nur ein kleiner kurzer Satz, den er auch ebenſogut zwiſchen ſchwarzen Oliven und Roſen⸗ ſcherbett hätte von ſich geben können:„Nafis iſt hier.“ Die wenigen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht: der lange Ire fuhr zurück, diesmal nicht vor dem Knoblauchgeruch. „Was ſagen Sie da? Seit wann? Und war er bei Ihnen?“ Panayotis Colchnidis ſah befriedigt lächelnd an feinem Beſucher hoch und ging, ihm voraus, in das Ar⸗ beitszimmer zurück. Dort drehte er ſich eine Zigarette und ſagte dabei ſeelenruhig, plötzlich die Kunſt des lang⸗ ſamen Sprechens beherrſchend: „Ja, er war hier; kam vorgeſtern. Machte mir wieder Vorſchläge, die ich wie immer annahm. Es unterhält mich ſehr, mit mir ſelbſt gegen mich zu ſpielen, Sir Tho⸗ mas... Verzeihung, Miſter Grant.“ Grant ſah den kleinen Griechen recht zweifelnd an; blieb ihm auch nichts anderes übrig, als ſich dieſes Man⸗ nes zu bedienen, ſo war er ſich immer bewußt, wie ſehr gewagt das Spiel ſei, das man hier ſpielte. Er beſchloß daher, dem kleinen Mann aufs neue die Gefahr vor Augen zu führen, in der er ſich befand. Nur ſo war es zu ver⸗ hindern, daß er etwas verriet. „Es mag Sie unterhalten, Miſter Colchnidis, aber ich kann nicht anders, ich muß Ihnen noch einmal klar⸗ machen, in welch furchtbarer Gefahr Sie ſchweben. Ja, wenn Sie auch abwehren, ich muß es noch einmal ſagen und ich denke, Sie kennen mich genug, um ſich klar zu ſein, daß ich Ihnen nur Tatſachen vortrage, nicht wahr?“ „Nein, nein, Miſter Grant, ich will nichts hören, gar nichts davon——“. Grant hatte ſein kleines Notizbuch wieder vorgenom⸗ men und ſagte, ohne auf die Abwehr des Griechen zu achten, ruhig und monoton: „Mehmed Schükri hatte verſucht, uns Mitteilung zu machen von der Art der Ware, die gehandelt wurde; er wurde auf dem Rückwege von meinem Büro erſtochen; Achmed Uebeldullah ſuchte, ſich aus der Arbeit zurückzu⸗ ziehen und floh nach Konſtantinopel; am Tage der Lan⸗ dung war er ertränkt; Sami Schweket weigerte ſich, weiter in der Sache zu arbeiten, und wurde drei Stunden danach in ſeinem Hauſe tot aufgefunden; Hilmi Enver arbeitete als unſer Agent und zugleich als Verkäufer der Ware; er wurde in ſeinem Bett verbrannt. Wollen Sie noch mehr hören, Colchnidis? Ich kann Ihnen noch dreißig weitere Fälle aus den letzten Monaten nennen.“ Grant ſah in die ſchreckgeweiteten Augen des kleinen Griechen und klappte ſein Büchlein zu. Seelenruhig ſteckte er dies in die Taſche und ſagte freundlich: a „Ich wollte ſie nicht erſchrecken; wollte Ihnen nur an⸗ deuten, daß Ihr Leben nicht mehr viel wert iſt, wenn Sie uns verraten. Nicht von uns aus; wir tun Ihnen nichts, denn das haben wir gar nicht nötig. Aber jene greifen niemals fehl, niemals. Der, den ſie Chali Bey nennen, der Miſchling Charles Williams, hat eine un⸗ übertreffliche Geſchicklichkeit, Verräter lautlos verſchwinden zu laſſen. Wie geſagt, es iſt nur eine Warnung, lieber Colchnidis, ſonſt nichts; in Ihrem Intereſſe—“ „Aber—— ich denke doch gar nicht daran, Sie zu 1 Sir Thomas.. ich denke ja nicht daran, wirklich nicht. „Um ſo beſſer für Sie, mein Freund. Und dann ſollten Sie mich hier nicht immer Sir Thomas nennen; ich ſagte Ihnen das ſchon oft, und immer wieder vergeſſen Sie, daß Miſter Grant zu Ihnen kommt, und niemand ſonſt. Aber das nur nebenbei. Jetzt ſagen Sie mir, was Nafis außerdem von Ihnen wollte? Warum iſt er hier?“ Des Griechen heitere Art hatte ſich in ängſtliche Scheu gewandelt. Er ſah Grant von unten her an und ſagte leiſe, als fürchte er, gehört zu werden: „Er wollte mir die gleichen Gebiete anbieten, wie Sie es taten, Sir.. und dann ſchlug er mir vor, die Nachricht zu verbreiten, daß man in nächſter Zeit keine Angſt mehr zu haben brauchte, weil Sie eine Liebesgeſchichte hätten, und damit ſtark beſchäftigt wären. Man könnte freier ar⸗ beiten für die nächſten Monate, ſollte ich weitergeben.“ Grants ſtahlblaue Augen öffneten ſich weit vor Er⸗ ſtaunen. „Ich.. eine Liebesgeſchichte...? Was für ein Un⸗ ſinn! Das könnte denen paſſen. Warum iſt Nafis hier?“ Der Grieche zögerte und ſah ſich ſcheu um, als werde man belauſcht. Grant ſtand auf, griff nach ſeinem Hut und ſagte nachläſſig: „Wie Sie wollen, Colchnidis— Sie müſſen ſelbſt wiſſen, was Sie zu tun haben. Aber ehe ich gehe, will ich gehört haben, ob Sie ſich verpflichten, den Handel nach den neuen Orten zu übernehmen und auf welche Art?“ „Ja, ja, Miſter Grant; gewiß tue ich das. Bleiben Sie doch noch. Ich beſchicke die ganze Gegend nur mit Frauen⸗ kleidern; in die Mäntel dazu läßt ſich Verſchiedenes ein⸗ nähen. Und Nafis will hier.. eine Gouvernante enga⸗ gieren.“ Dieſer Nachſatz kam ſo unerwartet, daß Grant den kleinen Mann erſtaunt und ungläubig anſah. „Eine Gouvernannte? Ach, machen Sie keine ſchlech⸗ ten Witze, Mann; dazu habe ich keine Zeit. Ich ſchicke Ihnen die Abmachung in der üblichen Form auf Bananen⸗ export zu und die unſchädlichen Pulver und Präparate in einer Cakesdoſe. Wiederſehen!“ 5 Der Ire ging zur Tür, wurde aber durch einen Ruf zurückgehalten. 5(Fortſetzung folgt) Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtel⸗ lungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Rätſel. Wie heißt das Ding, man kann drauf gehen, Und kann zugleich darunter ſtehen? Darauf zu gehen, iſt bequem, Doch drunter ſteh'n, unangenehm. Ausfüll⸗Rätſel. U 1 LI 1 LI Die Buchſtaben: Za, 2b, 1c, 2d, 10e, 1f, 3g, 4h, 2i, 11, 3l, an, 10, ör, If, it, àu, lw ſind in die Felder der vorſtehenden Figur ſo einzuſtellen, daß die waagerechten Reihen Wörter mit folgender Bedeutung ergeben: 1. An⸗ deres Wort für Ruhe, 2. Fluß in Rußland, 3. erfriſchen⸗ des Getränk, 4. falſcher Menſch, 5. Gaſthof geringeren Ranges, 6. Bezeichnung für Frankreich. Sind die Wörter richtig gebildet, ſo ergeben die doppelt umrandeten Felder im Zuſammenhang ein Sprichwort. Verſchmelzungs⸗Aufgabe. Aus den nachſtehend aufgeführten je 2 Wörtern ſoll durch Umſtellen der Buchſtaben je 1 neues Wort gebildet werden, deren Anfangsbuchſtaben, aneinandergereiht, eine ſommerliche Beluſtigung ergeben. Bart Elm Männlicher Perſonenname. Esra Kain Deutſches Fürſtenhaus. Ban Ob Reicher Mann. Eid Lamm Andere Bezeichnung für Klemme. Ar Olpe Militäriſcher Befehl. Oka Trab Turnkünſtler. Gera Tat Wettfahrt. Heer Tat Andere Bezeichnung für Schauſpielhaus. Senſe Tier Anteilnahme. China See Stadt in Thüringen. Umſtellungs⸗Rätſel. Der Balg werd' umgeſtellt, Bis man ne Stadt erhält; Sie liegt im Pommernland Und iſt dir wohlbekannt. Einſetz⸗Rätſel. Es ſoll den Wörtern: 5 Spee Frage Lene Siel Elde Ode Kai Herat Zoe Riffel je ein Buchſtabe eingefügt werden, einerlei, an welcher Stelle, ſo daß neue Wörter entſtehen. Aneinander gereiht ergeben die eingefügten Buchſtaben dann einen beliebten und vielbeſuchten Luftkurort in den Bayeriſchen Alpen. Auflöſungen aus letzter Nummer: Problem„Badeleben“: Man lieſt die Buch⸗ ſtabengruppen unten in der Reihenfolge, wie ſie durch die darüber befindlichen Zeichen, die mit den Fähnchen auf den Strandkörben und der Sandburg übereinſtimmen, be⸗ TEU ES vom Edel weffrade Das vor 24 Jahren gelieferte Edelweißrad ist zu meiner größten Zufrieden · heit, fahre es ſetzt noch fast täglich. Schuhmachermeister R. Bruhse, 8. 1. 1935, Langenhagen. Vor ungefähr 25 Jahren habe ich von Ihnen eine versenkbare Nähmaschine bezogen, diese ist heute noch sehr gut. Kanzleisekretär H. Brandt, Nürnberg, 5. 5. 1935, Sandratstr. 49 III. Auch Sle werden wir zutrledenstellen, Ober ½ Million Edewelß räder seft 1897 schon geifefert lelerung an Exivale: Verlangen Sie unseren neuestep Kataſog Nr. 186 Edalwels- Decker, Fahrredbad, Deutsch-Wartenber s, 140 5 J* zeichnet werden. Die Reihenfolge der Fähnchen iſt von links nach rechts. So erhält man:„Wafer, Luft und Sonne ſchaffen Geſundheit und Wonne.“ Pyramiden⸗Rätſel: e e f 1 r e t 5 1 n e * 0 t 6 e i n Sprung⸗Rätſel: 1. Seife, 2. Eutin, 3. Iltis, 4. Truſt, 5. Eleve, 6. Nauru, 7. Stute, 8. Tenor, 9. Ewers, 10. Udine, 11. Eboli, 12. Recht.— Seitenſteuer. Zahlen⸗Rätſel: Laubfroſch. Schach⸗Aufgabe: 1. Dg6—g4, S dsdecſ, 2. D ga d matt a„K dsc, 2. Dga re matt. b. 1. S ds beliebig anders, 2. Dg4—eb matt. c. 1. S a6 zdeliebig anders, 2. T c6— ch matt. d. 1.„ede, 2. D g4 ei mant, hae, 2 Ses der matt. beliebig anders, 2. D g4— d7 matt. Rückläufer: Rade, Mord— Dromedar. N Anekdoten Gute Reklame. Jemand ſah bei ſeinem Kaufmann ein Zweimarkſtück auf der Erde liegen. Er ſah ſich vorſichtig um und ließ in einem günſtigen Augenblick ſein Taſchentuch über die Münze fallen, in der Hoffnung, das Geldſtück damit auf⸗ zuheben. Zu ſeiner Verwunderung bekam er aber das Geld vom Fußboden nicht los. Als er ärgerlich ſich wieder auf⸗ richtete, näherte ſich ihm der Verkäufer und ſagte: „Mein Herr, Sie haben ſich nun ſelbſt von der Güte unſeres ausgezeichneten Klebemittels überzeugen können — darf ich Ihnen eine Flaſche davon einpacken?“ Ein richtiger Gouſſaut. Unter dem König Ludwig XIV. hatte ein gewiſſer Gouſſaut, welcher Präſident der Rechnungskammer war, ſich durch die Beſchränktheit ſeines Geiſtes eine Art von Ruf erworben. Eines Tages ſtellte er in einer Geſellſchaft, wo Pikett geſpielt wurde, ſich hinter den Stuhl eines Spielers. Dieſer machte zufällig einen Fehler im Spiel und rief ärgerlich aus:„Ich bin doch ein richtiger Gouſſaut.“ „Herr,“ entgegnete ihm der Präſident, zornig dar⸗ über, daß ſein Name alſo gebraucht wurde,„Sie find ein Dummkopf!“ Kaltblütig drehte ſich der Spieler um und ſagte:„Sie haben ganz recht, denn eben dasſelbe wollte ich damit ſagen.“ *. Gewiſſensbiſſe. Vegetarianer(den Freunde in ein„Fleiſch⸗Reſtau⸗ rant“ geſchleppt haben, vor einem Schweinelotelett):„Ach, ich kann es wirklich nicht übers Herz bringen, etwas von dem armen Tier zu genießen, das man auf ſo gewalt⸗ ſame Weiſe getötet hat!“ Wirt:„Eſſen Sie nur, das Tier iſt freiwillig ge⸗ ſtorben.“ * „Ihr müßt immer vollſtändige Sätze ſagen“, erklärte der Lehrer.„Wenn ich zum Beiſpiel frage, was ich in der Hand habe, dann dürft ihr nicht ſagen: Kreide. Ihr müßt ſagen: Sie haben Kreide in der Hand! Nun wollen wir fortfahren. Was habe ich an meinen Füßen?“ „Schuhe!“ „Falſch, ihr habt nicht aufgepaßt!“ „Socken!“ „Wieder falſch!“ Da meldet ſich ein kleiner Zeigefinger. „Na?“ meinte der Lehrer. „Hühneraugen!“ ſchmetterte ein helles Stimmchen. * Das geht nicht. „In Hemdsärmeln kommen Sie hierher aufs Amts⸗ gericht? Scheren Sie ſich fort!“ „Det jeht nich; ick derf doch hier nich den Termin verſäumen!“ „Termin haben Sie? Zeigen Sie mal Ihre Vor⸗ ladung!“ „Det jet nich; die ſteckt in mein' Rock!“ „Alſo ziehen Sie gefälligſt Ihren Rock anl⸗ „Det jeht nich; den hab ick zu Hauſe jelaſſen.“ „Dann gehen Sie nach Hauſe und holen Sie den Rock!“ „Det jet nich; ick derf doch hier nich den Termin ver⸗ ſäumen!“(uſw. wie oben.) * „Hatteſt du auch ſo ſchlimme Maſern? Ich durfte vier Wochen nicht in die Schule.“ „Viel ſchlimmere, ich hatte ſie in den Ferien.“ Zeichnung: Lucie Krenczek— M. „Herr Portier, laſſen Sie uns doch rein— wir ver ſteh'n den Film ja doch noch nicht.“ * Ihr Wille. „Ihr Mann hat ſich alſo vorgenommen, das Rauchen ganz aufzugeben?“ Dazu gehört doch ein ſtarker Wille! „Den habe ich!“ ** Zettungsanzeige. Ein junger kräftiger Mann, den man zum Zerhacken und zum Füllen der Wurſt gebrauchen kann, wird geſucht Willy Hacker, Fleiſchermeiſter, Knochenhauergaſſe. Der liebevolle Bruder. Paulchens Bruder hat ſich Schokolade gekauft. Paul⸗ chen nimmt ſie ihm aus der Hand und beißt davon ein Stück ab. Darauf heult der jüngere Bruder. „Mach nicht ſolchen Lärm“, ſagt Paulchen beruhigend, „ich zeige dir doch bloß, wie man Schokolade eſſen muß.“ * Schlächtermeiſter(zum Geſellen):„Na, Fritze, man immer een bißchen flink, ſchmeiß' man die Braun ihre Nippen in den Korb und dann hau' die Lehmann ihre Knochen entzwee!“ 5 Fritz:„Gleich, Meeſter, ick will man bloß die Neu⸗ mann det Been abſägen!“ * Auf dem Finanzamt. Sie ſind Wäſchereiſender. Haben Sie feſte Bezüge Reiſender:„Prima. Wünſchen Sie Bett⸗ oder Kiſſen⸗ bezüge?“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung, 5 5 25 85 Was haben Sie gegen Stromlinie? Als ich das erſtemal mii einem Stromlinienwagen fuhr, war ich begeiſtert Ein geräumiger Wagen, aus dem man i allen Richtungen gute Sicht hatte, angenehm friſche Luft, kein Benzindunſt und auch kein Wirbelwind, daß einem„die Haare zu Berge ſtanden“ Ich erfuhr, daß die Benzinerſparnis bedeutend iſt, und noch eine Menge anderer Vorzüge leuchtete mir ein Warum gib res dann bisher ſo wenig Stromlinienwagen? Es gibi keinen ernſthaſten Grund dagegen nur den einen, und der iſt allerdings ſchlagträftig: Die neue Form iſt un⸗ gewohnt: Man iſt nicht gern allzu jortſchrittlich Man tanzt nicht gern aus der Reihe Das har ſeine guten Seiten. Aber es gibt auch Dinge, vor denen manch einer die Scheu nicht ablegt, ſelbſt wenn ſie lange eingeführt und hundertmal bewährt ſind. Das Wort„Wertpapiere“ zum Beiſpiel Jeden Tag ſtehr etwas in der Zeitung von Staatsanleihen, Aktien, auch von Deviſen— aber von dem Sinn und Weſen dieſer geheimnis⸗ vollen Papiere wiſſen allzu viele nichts Leider Denn dieſe Begriffe ſind mit einer modernen Wirtſchaft untrennbar verbunden Und eigentlich ſollte jeder, der mit der Wirtſchaft zu tun har und das ſind wir alle ſü piel davon wiſſen, daß er ſich der Möglichkeiten und Exleichte⸗ rungen bedienen kann. die durch die berzweigte, vorbildlich geführie Organiſannon des deutſchen Bankweſens ledem ein⸗ zelnen geboten werden Jeder kann ſich hier bei einer Bank oder bei einem Bankier Rar holen, wenn er ſich über den deut⸗ ſchen Geld oder Kapitalmarkt unterrichten will, wenn er ſich ein Bankkonto anlegen möchte, wenn er zum Hausbau oder in ſeinem Betrieb Geld braucht Eigentlich iſt es nicht richtig, wenn man von einem der wichtigſten Zwelge am Baum der deutſchen Wirtſchaft gar keine Vorſtellung har. Aber dieſem Mangel läßt ſich abhelfen. Gehen Sie zu einem Bankfachmann! Zum Wochenende; unt Jum Zelvertreib: Nr 29 erſcheinen als Beilage. DA 2 Vi. 86: 860 20% Pl. ⸗ Nr Für die aul dieſer Seite erſcheinendem Anzeigen iſt der Vertag der vor! Zeuung nicht zuftändig Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Wintler für Anzelgentei Carl Görg Verlag Sonntags⸗ blall Deutſcher Proving⸗Verleger: fämtl in Berlin SW' 68, Lindenſtr. 101/102 e 8 Opekta kocht die Marmelade durch die lange Kochzeit häufig bis zur Hälfte ein. Mit Ope kla jedoch bekommen Sie ungefähr das ganze Gewicht an Marmelade in die Gläser, des Sie an Obst und Zucker in den Kochtopf geben.