ä * 4 5 8 0 855 8 dee 9 Aoſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Nu. 3. Ang.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feunſprecher Rr. 47216. Poftſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Fages. und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 36 1121 36. Jahrgang Montag, den 20. Juli 1936 Nr. 167 Aeber Sonntag : Der Führer und Keichskanzler kraf zur Teilnahme an den Bayreuther Jeſtſpielen in Bayreuth ein ferner ſind in Bayreuth Keichsminiſter Dr. Goebbels und Bolſchafter von Ribbenkrop eingetroffen. 8 : Der König von England hat dem Führer und Reichs kanzler kelegraphiſch ſeinen Dank für die ihm zu ſeiner Er⸗ rettung aus Gefahr ausgeſprochenen Glückwünſche übermit⸗ kelt. -: Der ehemalige öſterreichiſche Geſandte in Rom, Dr. Rintelen, wurde wegen einer bedenklichen urologiſchen Er⸗ krankung aus der Strafanſtalt in eine Spezialklinik über⸗ führt. =: In einer Rede in Bidford⸗on⸗Avon nahm Außenmi⸗ niſter Eden zu der Entſcheidung der Regierung über die Sanktionen Stellung. 1: Die ſpaniſche Regierung hat durch Rundfunk eine Verlautbarung an die ſpaniſche Bevölkerung verbreiket, in der es heißt, daß ein neuer Anſchlag gegen die Republik ge⸗ ſcheikert ſei. In Madrid waren außerordentlich umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. -: Ueber Stuttgart und Umgebung ging ein Hagelwet⸗ ker nieder, wie man es wohl ſeit Menſchengedenken nicht er⸗ lebt hat; binnen einer halben Stunde richtete der Hagel un⸗ geheuren Schaden an. Deutſche Gaſlfreundſchaft Als vor rund 2700 Jahren die Olympiſchen Spiele ſentſtanden, waren es altgriechiſche Nationalſpiele in der Form von alle vier Jahre angeſetzten Wettkämpfen. Sie wurden beim erſten Vollmond nach der Sommer⸗ ſonnenwende im alten Olympia durchgekämpft. Den Siegespreis der erfolgreichen Spieler bildeten nicht mate⸗ rielle Vorteile, ſondern außer dem äußeren Ehrenabzeichen des Oelbaumkranzes das Recht, ſich im Heiligen Haine eine Bildſäule ſetzen zu laſſen. Nach einer rund 1100jährigen Dauer dieſer Spiele in dem engeren Gebietskreiſe des ſüdweſtlichen Europas ent⸗ ſtand eine 1500jährige Pauſe, und erſt im Jahre 1896 wurden ſie zu neuem Leben erweckt. Dieſe weltumſpan⸗ nenden neuen Spiele ſind niemals als eine Gelegenheit der Gaſtgeber⸗Staaten benutzt worden, ſich beſondere Ein⸗ nahmen zu verſchaffen. Im Gegenteil: Die Spiele brach⸗ ten den organiſierenden Ländern ſtets eine Ueberfülle von Koſten, verurſachten Arbeiten, viel Mühe und manche ſon⸗ ſtigen Laſten. Welche nicht kleinen Koſten hierbei ent⸗ ſtehen, kann bereits an einem vollendeten Abſchnitt der diesjährigen Spiele, nämlich an dem wirtſchaftlichen Er⸗ gebnis der Olympiſchen Winterſpiele in Garmiſch⸗ Partenkirchen, gezeigt werden. Die Geſamtausgaben beliefen ſich auf 2,6 Millionen Reichsmark. Die Gebäudeanlagen für die verſchiedenen Sportbetriebe nebſt Bauten verlangten Ausgaben von rund 1,3 Millionen RM. Bemerkenswert iſt, daß nicht etwa der Bobſport, der beſonders kunſtvolle Anlagen er⸗ fordert, die Hauptkoſten verurſachte, ſondern der Eisſport, und daß die Unkoſten für den Schiſport an zweiter Stelle ſtanden. An Einnahmen aus Eintrittskarten, Programmen uſw. erwuchſen 1,1 Millionen RM. Es mußten alſo rund 1,5 Millionen RM. zuſätzlich aufgebracht werden. Hiervon wurden von den Gemeinden Garmiſch⸗Partenkirchen, der Stadt München und dem Lande Bayern rund 320 000 RM. übernommen. während das Reich den Reſt mit rund 1180 000 RM. zu tragen hat. Dieſe Koſtenzuſchüſſe waren nur für den Winterſport nötig und ſtellen nur einen Teil der gewaltigen Ausgaben dar, die die Durchführung der Spiele erfordern. In dieſen Tagen kommen 7000 Wettkämpfer aus allen Ländern der Erde in Berlin zuſammen. Das bei Döberitz gelegene Olympiadorf, das von der Wehrmacht aus einer Sandwüſte zu einem im Grün eingebetteten Wohn⸗ idyll umgeformt worden iſt, ſteht den männlichen Teil⸗ nehmern, beſondere Heime den weiblichen Kämpfern, zur Verfügung. Die deutſche Wehrmacht hat gaſtfrei für die Mitglieder von 53 Nationen ein herrliches Unterkommen geſchaffen, das in ſeinen einzelnen Einrichtungen den Lebensgewohnheiten der fremden Sportler in der Unter⸗ bringung wie in der leiblichen Fürſorge Rechnung tragen wird. Der Mittelpunkt wirtſchaftlicher Betreuung iſt das gewaltige Kaſinogebäude im Olympiſchen Dorf, in dem in über 40 Küchen und in 40 Speiſeſälen mit den modern⸗ ſten techniſchen Mitteln durch 450 Mitglieder des in inter⸗ nationalen Speiſungen geſchulten Lloyd⸗Perſonals die Verpflegung der Athleten aller Länder durchgeführt wer⸗ den wird. Welche vielſeitigen beſonderen Wünſche hierbei berückſichtigt werden müſſen, geht daraus hervor, daß z. B. die Holländer gewohnt ſind, nur abends eine warme Mahl⸗ zeit einzunehmen. Die Auſtralier dagegen wollen als ſtarke Fleiſcheſſer dreimal täglich Fleiſchgerichte haben. Ein erheblicher Teil der internationalen Sportgruppen möchte vegetariſch leben. Die Vertreter anderer Völker wiederum bevorzugen viele Mehlſpeiſen. Jedenfalls haben das Deutſche Reich und die beauf⸗ tragten Organiſationen keine Mühe geſcheut, um in der perſönlichen Fürſorge wie in der Bereitſtellung der den Wettkämpfen dienenden Sportſtadien etwas vorbildlich Schönes und Großartiges zu ſchaffen. Deutſchland ſetzt ſeine ganze Ehre darein, einen in jeder Weiſe würdigen Verlauf der Spiele zu gewährleiſten. Die deutſche Bevöl⸗ kerung aber wird der Welt einen Beweis deutſcher Gaſt⸗ freundſchaft geben. Wir wiſſen, daß eine überaus große Zahl der Olympiagäſte auch Fahrten durch Deutſchland mit dem Beſuch der Spiele verbindet. Dadurch aber wird ganz Deutſchland in dieſen Wochen ein Gaſtland der ganzen Welt, wird jeder deutſche Volksgenoſſe ein Gaſtgeber. Wir wiſſen, daß es viele ungeſchriebene Geſetze der Gaſtfreundſchaft gibt, Geſetze, die uns eigentlich im Blute liegen, denn die Geſchichte unſerer Vorfahren zeigt uns die Gaſtfreundſchaft an beſonderer Stelle in ihrer ganzen Lebenshaltung. Beſondere Geſetze der Gaſtfreundſchaft von Volk zu Volk aber erwachſen uns auch aus unſerer nationalſozialiſtiſchen Haltung. Gerade aus unſerem nationalſozialiſtiſchen Denken heraus empfinden wir eine beſondere Achtung vor jedem, der ſich zu ſeinem Volk be⸗ kennt. Wir wiſſen, daß unſere Beſcheidenheit und unſer freundſchaftliches Entgegenkommen gegenüber dem, der als Repräſentant eines fremden Volkes unſer Gaſt iſt, der ſchönſte Ausdruck unſeres eigenen Nationalſtolzes iſt. Bayreuther Feſtſpiele 1936 Glanzvoller Auftakt im Beiſein Adolf Hitlers. Bayreuth, 20. Juli. In der feſtlich geſchmückten Hauptſtadt der Vayeriſchen Oſtmark erfolgte am Sonntag nachmittag die Eröffnung der Bayreuther Feſtſpiele 1936 mit der glanzvollen Aufführung von Richard Wagners romantiſcher Oper„Lohengrin“. Der Führer und Reichskanzler— ein Verehrer Wagnerſcher Mu⸗ ſik— hat es ſich nicht nehmen laſſen, ſelbſt nach Bayreuth zu kommen, um inmitten der großen Wagnergemeinde der Aufführung beizuwohnen. Unter den nahezu 2000 Muſik⸗ freunden aus aller Welt bemerkte man die Reichsminiſter Goebbels, Göring und Ruſt, den Generalfeldmarſchall von Blomberg, Generaloberſt Freiherr von Fritſch, die Bot⸗ ſchafter von Ribbentrop und von Papen, die Gauleiter Wächtler, Streicher, Adolf Wager und Poch, die Reichsſtatt⸗ halter Robert Wagner und Sauckel, den bayeriſchen Mini⸗ ſterpräſidenten Siebert, Obergruppenführer Brückner, Korpsführer Hühnlein und Brigadeführer Schaub. Aus dem Perwandten⸗ und Bekanntenkreis des Hauſes Wan⸗ fried Wagner ſind u. a. Frau Eva Chamberlain und Grä⸗ fin Graving zugegen. Ferner ſieht man eine große Zahl In⸗ tendanten und namhafte Dirigenten aus dem Reich. An be⸗ kannten Perſönlichkeiten ſind weiterhin zu nennen Benno v. Arent und Oberbürgermeiſter Dr. Schlumprecht⸗Bayreuth. Frau Winifred Wagner führt die verantwortliche Ober⸗ leitung. Generalintendant Tietjen har die Geſamtregie und Staatsrat Dr. Furtwängler die Führung des Dirigenten⸗ ſtabes übernommen. Zu der von den erſten Geſangskräf⸗ ten Deutſchlands getragenen und prachtvoll ausgeſtatteten Aufführung hat Emil Praetorius⸗München die Bühnenbil⸗ der geſchaffen und Kurt Palm⸗Berlin die Koſtüme entwor⸗ fen. Seit dem Jahre 1909 iſt Wagners„Lohengrin“ nicht mehr in Bayreuth aufgeführt worden. Danzig ſchützt ſeine Ordnung Verſchärfte Beſtimmungen.— Schächtverbot. Die Danziger Regierung hat auf Grund des Ermäch⸗ tigungsgeſetzes vom Juni 1933 eine Reihe von Maßnah⸗ men zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung beſchloſſen. Es handelt ſich um Abänderungen der Danziger Rechtsverordnung vom 30. 6. 33 betreffs Maßnahmen zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Die Aenderungen dieſer Verordnung waren notwendig, weil ſich angeſichts des ſkrupelloſen Treibens der Oppoſitions⸗ parteien die bisherigen Beſtimmungen nicht als voll aus⸗ reichend erwieſen haben. Die neuen Beſtimmungen beſagen u. a. folgendes: Durch eine Abänderung des Vereinsrechts iſt beſtimmt worden, daß Vereine auch dann der Auflöſung verfallen, wenn Mitglieder des Vorſtandes oder ſonſtige Mitglieder des Vereins mit Wiſſen des Vorſtandes Nachrichten ver⸗ breiten, die geeignet ſind, die Staatsintereſſen zu ge⸗ fährden. Dieſe Beſtimmung bezieht ſich nicht nur auf die Ver⸗ üffentlichung derartiger Nachrichten, ſondern auch auf ihre Weiterleitung an politiſche Stellen. Durch eine Aenderung des§ 128 des Landesverwal⸗ tungsgeſetzes wird beſtimmt, daß polizeiliche Verfügun⸗ gen politiſcher Art nicht mehr der gerichtlichen Nachprü⸗ fung unterliegen. Dieſe Beſtimmung bezieht ſich auf po⸗ lizeiliche Verfügungen betr. Verſammlungsrecht, Vereins⸗ recht, Preſſerecht, Waffenbeſitz und Schutzhaft. Weiterhin wird die zuläſſige Höchſtdauer bei der Verhängung der Schutzhaft von drei Wochen auf drei Monate verlängert. Ferner wird eine frühere Beſtimmung wieder eingeführt, wonach Abgeordnete nicht verantwort⸗ liche Schriftleiter ſein dürfen, widrigenfalls die betreffende Zeitung dem Verbot verfüllt. Gleichzeitig mit dieſen Beſtimmungen hat die Danzi⸗ ger Regierung auf dem Verordnungswege ein Schächt⸗ Verbot erlaſſen.. 2 9 2 v 0 7 Die Vorgänge in Spanſen Aeberraſchender Regierungswechſel.— Der Aufſtand in Spaniſch⸗Marokko.— Miderſpruchsvolle Meldungen. Madrid, 20. Juli. Die Vorgänge in Spanien haben eine überraſchende Wendung genommen. In den frühen Morgenſtunden des Sonntag wurde bekanntgegeben, daß der bisherige Mini⸗ ſterpräſident Caſares Quiroga, der Innenminiſter Moles und drei weitere Miniſter zurückgetreten ſeien. Der bisherige Land⸗ tagspräſtdent Martinez Barrio(republikauiſche Anion) hat bereits ein neues Kabinett gebildet. Der Regie⸗ rungswechſel ſoll im Einverſtändnis mit den Gruppen der marxiſtiſchen Volksfront vorgenommen worden ſein und be⸗ zwecken, der Regierung durch Hinzuziehung einfger national⸗ republikaniſcher Miniſter, die den Rechtsparteien genehm ſind, größere Autorität zu verſchaffen. Infolge der ſtrengen Nachrichtenſperre iſt es ſchwer, ſich ein einigermaßen zutreffendes Bild der Lage zu machen. Die Regierung hat jedenfalls im Madrider Rundfunk mehr⸗ fach die Erklärung an die Bevölkerung wiederholt, daß ſich die Radioſender im Beſitz der Aufſtändiſchen befinden, daß die von dort verbreiteten Nachrichten falſch ſeien und nur den Zweck hätten, unter der Bevölkerung Panik⸗ ſtimmung zu ſchaffen. Während in einer Erklärung von dem Sender Ceuta die Rede war, alſo einem Platz in Ma⸗ rokko, wird jetzt in dieſem Zuſammenhang die ſpaniſche Hafenſtadt Cadiz genannt. Auch die von dieſem Sender gebrachten Meldungen über eine Verſchiffung aufſtändiſcher Truppen nach der Halbinſel werden von Regierungsſeite als nicht den Tatſachen entſprechend bezeichnet, im Gegen⸗ teil ſeien regierungstreue Truppenabteilungen von der Halb⸗ inſel auf dem Wege nach dem Aufſtandsgebiet, das ſich nach den Angaben der Regierung auf Spaniſch⸗Ma⸗ rokko beſchränken ſoll, um dort den Frieden wieder herzu⸗ ſtellen. Der frühere Miniſter und jetzige Führer der Rechts⸗ partei in Valencia, Lucia, habe, ſo wird weiter erklärt, in einem Telegramm an die Regierung dieſer ſeine Anter⸗ ſtützung gegen die Rebellen verſprochen. Dieſe Tatſache ſei als ein gutes Zeichen für die Ablehnung zu werten, die der Aufſtand im Lande finde. Die Hauptſtadt Madrid befindet ſich ſeit Samstag in höchſtem Alarmzuſtand. Dig Miniſter kamen in dem durch Maſchinengewehre und Sand⸗ ſäcke in Verteidigungszuſtand verſetzten Gebäude des Kriegs⸗ miniſteriums zuſammen. Es wurde beſchloſſen, die Ar bei⸗ termiliz zur aktiven Mitarbeit heranzuziehen. Mehrer tauſend Mann dieſer Miliz haben in Madrid bereits ſtrate⸗ giſche Stellungen bezogen und ſind reichlich mit Gewehren, Piſtolen und Munition ausgerüſtet worden. Durch Rundfunk wurde dann ein Dekret verkündet, darch das fämtliche aufſtändiſchen Truppenabteilungen mit ſoſor⸗ tiger Wirkung aufgelöſt und die aufſtändiſchen Solda en entlaſſen werden. Durch ein weiteres Dekret wurden der Diviſionsgeneral Virgilli Cabanellas ſowie der General Fran⸗ co, der Kommandeur der Streitkräfte auf den Kanariſchen Inſeln, als abgeſetzt erklärt. Der Chef der Luftſtreitkräfte General Munez el Prado, der im Flugzeug nach Nordafrika geſtartet war, um das Kommando über die Afrika⸗Truppen zu übernehmen, mußte von ſeinem Plan Abſtand nehmen, da für ihn in Marokko bei den augenblicklichen Verhältniſſen keine Landungsmöglich⸗ keit beſtand. Munez el Prado iſt darauf von der Regierung zum Oberbefehlshaber über die in Saragoſſa liegenden Streit⸗ kräfte ernannt worden. Die Regierung gibt ferner bekannt, daß die Bevölkerung auf den von den Aufſtändiſchen auf den Kanariſchen, den Baleariſchen Inſeln, in Marokko und in verſchiedenen Provin⸗ zen der Halbinſel verhängten Kriegszuſtand keinerlei Rückſicht nehmen ſolle. Diejenigen, die den Anordnungen der ungeſetz⸗ lichen Militärbehörden Folge leiſten, würden zur Rechen⸗ ſchaft herangezogen. Der Innenminiſter gab einen Bericht über die Lage in Sevilla und auf den Kanariſchen Inſeln. 5 Danach teilte der Zivilgouverneur in Las Palmas mit, daß die Erhebung noch nicht niedergeſchlagen ſei. Das Regierungs⸗ gebäude ſei von der Polizei und der Miliz mit einem Kor⸗ don umgeben, um es gegen einen Ueberfall der Aufſtändiſchen zu ſchützen. In Las Palmas ſei der Generalſtreik erklärt worden und in den Straßen fänden Schießereien ſtatt. Der Chef der Poltzeiſtreitkräfte teilt mit, daß die ge⸗ ſamte Guardia civil mit ihren Mannſchaften und Führern. ſich hinter die Regierung ſtellen. Die ſozialdemokratiſche und kommuniſtiſche Partei Spa⸗ niens haben N ein von der Regierung gebilligtes Manifeſt im Rundfunk bekanntgegeben, in dem die Anhänger dieſer Parteien dazu aufgefordert werden, ſich kampfbereit hinter die Regierung zu ſtellen und die umſtürzleriſchen Pläne von Gil Robles und General Franco zu vereiteln. Die Ver⸗ pflichtungen, die bei dem Abſchluß des Volksfrontbündniſſes eingegangen ſeien, zwängen jeden, ſein Peſtes zu geben in dem Kampf um Leben und Tod, der jeden Augenblick losbre⸗ chen könnte. 5. In allen öſterreichiſchen Bundesländern ſind die ſoge⸗ nannten Führerräte bei den Landesführungen der Vater⸗ ländiſchen Front aufgeſtellt worden. Die Zahl der infolge der Hitze in den Vereinigten a von Nordamerika Geſtorbenen hat ſich auf 4600 erhöht. ö 5 Wagner⸗Ehrung in Bayreuth Zuſammen mit Frau Winifred Wagner, die von Ge⸗ neralintendant Tietjen und Staatsrat Dr. Furtwängler begleitet war, ſuchte die geſamte Künſtlerſchaft der Bay⸗ reuther Feſtſpielbühne die Grabſtätten von Richard und Coſima Wagner auf, die ſich in den Parkanlagen des Hauſes Wahnfried befinden, und ehrte durch Niederlegung von Kränzen das Andenken des Meiſters und ſeiner Ge⸗ mahlin. Anſchließend erfolgten entſprechende Ehrungen auf dem Bayreuther Stadtfriedhofe, wo das Grab von Siegfried Wagner, ferner die Gräber des erſten Dirigenten der Feſt⸗ ſpiele aus dem Jahre 1876, Dr. Hans Richter, und ſeines Chordirektors Knieſe und dann auch die Gräber von Hou⸗ ſton Steward Chamberlain und Hans Schemm mit Krän⸗ zen geſchmückt wurden. Dagegen bleibt die beſondere Ehrung des Grabmals von Franz Liszt für den 31. Juli, ſeinem 50. Todestag, vorbehalten. Englands Stellung im Mittelmeer Ausbau der Malta⸗Stellung. Der Londoner„Daily Telegraph“ macht nähere An⸗ gaben über die Ausgeſtaltung der ſtrategiſchen Stellung Englands im Mittelmeer. Danach wird der Beſchluß der britiſchen Regierung, die Mittelmeerflotte ſtändig zu ver⸗ ſtärken, durch die gegenwärtige Zurückziehung zahlreicher, der Heimatflotte und anderen Stationen angehörender Schiffe nicht beeinträchtigt. Tatſächlich ſind ja auch die Mittelmeereinheiten ſeit dem vergangenen Monat um eine vollſtändige Zerſtörerflottille, eine U-Boot⸗Abwehr⸗Flot⸗ tille und eine Minenſuchbootflottille, das heißt, um ins⸗ geſamt 29 Schiffe, verſtärkt worden. In ihrer reorganiſierten Form umfaßt die Mittel⸗ meerflotte über 100 Kriegsſchiffe, darunter zwei Groß⸗ kampfſchiffe, drei Schlachtſchifſe, vier ſchwere und fünf leichte Kreuzer, zwei ſogenannte Luftabwehrkreuzer, ein Flugzeugmutterſchiff mit über 50 Flugzeugen, 38 Zerſtö⸗ rer, acht U⸗Boote, 10 U⸗Boot⸗Abwehrboote, 19 Minen⸗ ſuchboote, ſechs Kanonenboote und zahlreiche Hilfsſchiffe. Ferner wird ein größer Teil der zur Zeit im Bau befind⸗ lichen oder in Auftrag gegebenen 83 Kriegsſchiffe dem Mittelmeer zugeteilt werden. Nach einer amtlichen Mitteilung werden die Vertei⸗ digungsanlagen von Malta in größtem Maßſtab ausge⸗ baut werden. Nach Vollendung der Aufrüſtungspläne wird Malta in der Lage ſein, nicht nur ſchwere Luftangriffe zurückzuſchlagen, ſondern als Ausgangspunkt für große Gegenangriffe gelten zu können. Ferner wird unter dem gegenwärtigen britiſch⸗ägyptiſchen Vertrag Alexandrien zu einem bedeutenden Hilfsſtützpunkt für die Mittelmeer⸗ flotte mit eigenen Verteidigungsanlagen und Flottenein⸗ heiten ausgebaut werden, wobei ſeiner ſtrategiſchen Stel⸗ lung in der Verteidigung der Zufahrt zum Suez⸗Kanal größte Bedeutung beigemeſſen wird. „Daily Telegraph“ betont, daß die britiſchen Mittel⸗ meerpläne keinen Zweifel darüber laſſen, daß Großbritan⸗ nien entſchloſſen ſei, ſeine Stellung im Mittelmeer un⸗ durchdringlich zu machen. Die militäriſchen Verbindungs⸗ linien zwiſchen Gibraltar und Suez würden um jeden Preis verteidigt werden. Der britiſche Handelsminiſter Runeiman erklärte im Verlaufe einer Rede in Boſahan(Cornwall), Großbritan⸗ nien habe durch ſein Vorgehen im Mittelmeer gezeigt, daß das britiſche Reich die Herrſchaft über die Meere nicht verlieren dürfe. In der Frage der Flottenſtärke gebe es kein Kompromiß. Türkei beſetzt Meerengenzone Nach der Unterzeichnung des Abkommens in Montreux. In unmittelbarem Anſchluß an die Unterzeichnung des Abkommens in Montreux werden die türkiſchen Trup⸗ pen in die Meerengenzone der Dardanellen und des Boſporus einziehen. Im Lande werden große Feiern aus Anlaß der Wiederherſtellung der türkiſchen Wehrhoheit vorbereitet. Einſtellung von Strafverfahren Entlaſſung öſterreichiſcher Nationalſozialiſten aus der Unterſuchungshaft. Einem an das Oberlandesgericht Graz gerichteten Ge⸗ ſuch der Verteidigung der in Unterſuchungshaft befind⸗ lichen Nationalſozialiſten um deren Haftentlaſſung hat das Oberlandesgericht ſtattgegeben. Die Staatsanwalt⸗ ſchaft hatte keinen Einſpruch erhoben. Es ſind 58 Unter⸗ ſuchungsgefangene aus der Haft entlaſſen worden. Die Einſtellung des gerichtlichen Verfahrens gegen dieſe und andere Nationalſozialiſten iſt in Vorbereitung. Auch aus dem Gefängnis der Staatspolizei ſind Nationalſozia⸗ liſten freigelaſſen wurden. Ihre Zahl ſoll gegen 100 be⸗ tragen. Dagegen ſind in der Grazer Strafanſtalt Karlau, in der Hunderte verurteilter Nationalſozialiſten unter⸗ gebracht ſind, nur die üblichen halbjährigen Begnadigun⸗ gen erfolgt. Wie verlautet, werden auch dort Vorbereitun⸗ gen für eine Amneſtie in größerem Umfange, die Ende nächſter Woche erfolgen ſoll, getroffen. Ausſöhnung Stalins mit Trotzki? Eine neue und gefährliche Bedrohung der europäiſchen Ordnung. Der Londoner„Daily Mail“ berichtet in großer Auf⸗ machung, daß ſich Stalin mit Trotzki ausgeſöhnt habe. Die Bedeutung liege darin, daß ſich Stalin zum unbeſtrit⸗ tenen Oberhaupt einer großen neuen Bewegung für die Beſchleunigung der Weltrevoltuion mache. Es ſei be⸗ kannt, daß Trotzki die 4. Internationale aufgebaut habe, deren Ziel die rote Revolution in der ganzen Welt ſei. Die Ausſöhnung Stalins und Trotzkis bedeute eine neue und gefährliche Bedrohung der Ordnung in Europa. Das Blatt meldet daher weiter, daß ſich das Haupt⸗ quartier der neuen Internationale in Prag befinde und daß die Tſchechoſlowakei die Brücke ſei, über die der rote Einfluß nach Weſteuropa vordringe. Die 4. Internationale habe 20 Millionen RM für die Anſchürung der Revolu⸗ tion in Frankreich, Spanien und Belgien ausgegeben. Das finſtere Bündnis zwiſchen Stalin und Trotzli bedeute den Auftakt zu einer neuen unheilvollen Welle von Terror und Klaſſenkampf in ganz Eurova. Kantons Widerſtand zuſammengebrochen Der Organiſator des Südweſt⸗Aufſtandes ermordet. Der Aufſtand der ſüdchineſiſchen Gebiete gegen Nan⸗ king iſt zuſammengebrochen. Der Kantonführer, General Tſchentſchitang, ſoll ſich auf ein engliſches Kanonenboot eingeſchifft haben. 5 Der Bruder des Generals Tſchentſchitang, Tſchen⸗ weitſchou, der als eigentlicher Organiſator des Aufſtandes gelten muß, iſt einem Attentat zum Opfer gefallen. Als er die Sitzung des politiſchen Südweſtrates verlaſſen hatte, waren drei Schüſſe auf ihn abgefeuert worden. We⸗ nige Stunden ſpäter iſt er den Verletzungen erlegen. Kurzmeldungen Ermordung eines Tankſtellen⸗Wärters. In einer in dem Stuttgarter Vorort Wangen gelegenen Tankſtelle wurde nachts der 25jährige verheiratete Taukwärter Traum ermordet aufgefunden. Die polizeilichen Ermitt⸗ lungen ergaben, daß es ſich um einen Raubmord handelt. Von dem Mörder, der 138 RM erbeutet hat, fehlt bisher jede Spur. Der ägyptiſche König beim engliſchen Flottenmanöver. König Faruk nimmt auf Einladung des Admirals Dudley Pounds an den letzten Manövern der engliſchen Flotte vor Alexandrien an Bord des Flaggſchiffes„Queen Eliſa⸗ beth“ teil. i Mit durchſchnittener Kehle aufgefunden. In dem Pfarrdorf Pähl(Bayern) wurde neben dem Stadel in der Nähe ihrer Behauſung die 57jährige Landwirtswitwe Martha Noder mit durchſchnittener Kehle tot aufgefunden. Der 48 Jahre alte Sebaſtian Liebl iſt unter dem Verdacht der Täterſchaft in Unterſuchungshaft genommen worden. . Ehrung für Marſchall de Bono. Im Rahmen einer Feier wird die Stadt Padua dem Marſchall de Bono, dem Quadrumvir des Marſches auf Rom und erſten militä⸗ riſchen Führer des Krieges gegen Abeſſinien, den Mar⸗ ſchallſtab von Italien überreichen. Das ſymboliſche Zei⸗ chen der Marſchallswürde wurde von Padua ſeinerzeit auch den Generälen Diaz und Cadorna verliehen. Staatsbegräbnis für General Orlicz⸗Dreſzer. Der polniſche Vizekriegsminiſter Gluchowfki iſt in Gdingen eingetroffen, im die Anordnungen für die Beiſetzung des Generals Orlicz⸗Dreſzer zu treffen. Die Ruheſtätte des verunglückten Inſpekteurs des polniſchen Luftſchutzes wird das erſte Grab auf dem neuen Militärfriedhof bei Gdingen ſein. Die Leichen des mit dem General zuſam⸗ men verunglückten Oberſtleutnants Loth und des Flieger⸗ hauptmanns Lagiewſki werden nach der Trauerfeier nach Warſchau übergeführt. An der Beerdigung werden der Staatspräſident, der Generalinſpekteur der Wehrmacht und die Mitglieder der Regierung teilnehmen. Pflichtaetreuer Lokomotivführer Er rettete den Zug unker Einſatz ſeines Lebens. Mailand, 20. Juli. Ein eigenarkiger Eiſenbahnunfall, der ein Todesopfer forderte, krug ſich auf der Brenner⸗ Strecke zwiſchen Goſſenſaß und Sterzing zu. Durch einen Kurzschluß explodierke auf der elektriſchen Lokomokive eines Perſonenzuges ein Oelbehälter. Das Oel geriet in Brand und fügte dem Lokomotivfüh⸗ rer und dem Maſchiniſten ſchwere Brandwunden zu. Die beiden Männer brachten trotz der erlittenen Verletzungen und der Gefahr, in der ſie ſich befanden, geiſtesgegenwärtig noch im letzten Augenblick den Zug zum Stehen, um ein größeres Unglück zu verhüten. Dann ſprangen ſie von der Maſchine ab. Dabei ſchlug der Lokomotivführer mit dem Kopf auf das Nebengleis auf und war auf der Stelle tot. Sein Begleiter wurde mit lebens⸗ gefährlichen Verletzungen in das Krankenhaus gebracht. 240 Schafe vom Blitz erſchlagen. Nahe der ſüdbul⸗ gariſchen Stadt Karlowo ſchlug nachts der Blitz in eine große geſchloſſene Viehhürde, in der ſich 240 Schafe be⸗ fanden. Die meiſten Tiere wurden auf der Stelle getötet, während die übrigen in den Flammen des in Brand ge⸗ ratenen Stalles umkamen. Drei Hirten, die in dem Stall ſchliefen, wurden ſchwer verletzt. Streiks in Metz und Tunis. Im Druckereigewerbe in Metz iſt ein Streik ausgebrochen. Die Arbeitgeber der deutſchſprachigen Zeitungen haben die Forderungen der Arbeiter angenommen. Die in franzöſiſcher Sprache ge⸗ druckten Blätter werden nach einer Havasmeldung unter dem Schutz der Polizei mit Behelfsmitteln hergeſtellt. Ferner ſind in Tunis nach einer Havasmeldung etwa 1000 Arbeiter der dortigen Steinbrüche in den Streik getreten und haben die Arbeitsſtätten beſetzt. Ein Gendarmerieauf⸗ gebot hat die Streikenden vertrieben. Sprengſtoffunde in Irland. Bei einer Polizeirazzia in der nordiriſchen Stadt Londonderry wurden große Mengen von Sprengſtoffen, Waffen und Munition be⸗ ſchlagnahmt. Sechs Perſonen, die vermutlich der verbote⸗ nen iriſch⸗republikaniſchen Bewegung angehören, wurden verhaftet. Kraftwagenkataſtrophe in ASA Newyork, 20. Juli. In Dundee(Michigan) wurde ein großes Auto auf einer Bahnkreuzung von einem Zuge er⸗ faßt. Der Kraftwagen wurde von der Anfallſtelle, die ſich unmittelbar vor einer Flußbrücke befand, mitgeſchleift und ſchließlich in den Fluß geſchleuderl. Neun Aukoinſaſſen wur⸗ den getötet. Die in Brand geratenen Treibſtoffbehälter ex⸗ plodierten und ließen die Brücke in Flammen aufgehen. Engliſches Motorſchiff verſchollen Tampa(Florida), 20. Juli. Die Floridaküſte augenblicklich von Wachſchiffen und Flugzeugen nach dem ſeit zehn Tagen überfälligen britiſchen Motorſchiff„Nu⸗ 21 Perſonen an Bord aus kommt, keine Spur gefunden. Die Herrgottsmühle 5 Roman non Paul Hain. 25 5 Evas Gedanken taumelten bei dieſen Worten durchein⸗ ander. Betrug! Betrug! » Behalten Sie ihn immerhin in Erinnerung, Fräulein Gwendolin, den Bruder Leichtſinn! Sehen Sie, ich könnte ja auch ſehr, ſehr erboſt ſein über den Betrug, den er mir Abc h bet hat, indem er ſich heimlich mit Ihnen traf. ber ich behalte es für mich. Und ich bin die Klügere da⸗ bei. Viel Tränen ſind die Männer nicht wert.“ Sie erhob ſich. „Nun— wiſſen Sie wohl genug?? Eva nickte. 55 „Genug,“ ſagte ſie leiſe. „And— kein Wort über dieſe Unterhaltung, nicht wahr? Wenn er noch einmal zu Ihnen kommt, ich verlaß mich auf Ihre Nobleſſe und Ihren Mut. Ein Mädchen wie Sie kann ja eine ſolche Täuſchung nicht ſo leicht verwin⸗ den. Sagen Sie ihm nur, daß Sie wüßten, wer er iſt. Alles andere findet ſich dann ſchon.“ „Ja— es findet ſich ſchon,“ ſagte Eva monoton.„Ich 5 will ihn— nie wiederſehen. Sagen Sie es ihm, Grä⸗ in 5 5 ch?“ Sie ſchnippte mit dem Finger. „Ach— nein! Das müſſen Sie ſchon ausfechten. Es iſt— wirkſamer. Und— kein Wort von mir!“ 8 Sie ging. Eva achtete kaum darauf. Immer wieder dröhnten die Worte durch ihre Seele:„Belogen und betrogen!— Be⸗ logen und betrogen—!“ In dumpfem Brüten ſaß ſie. Faſſungslos dem Furchtbaren hingegeben. Alſo nur— ein Liebesabenteuer war ſie ihm geweſen! Oh— wie weit hatte ihn der Leichtſinn getrieben! Selbſt ihr Vater— war betrogen worden! Auch vor dem war ſein Leichtſinn nicht zurückgeſchreckt. Entſetzlich war das alles. Eingeſchlichen hatte er ſich auf den Mühlenberg. Seine Kunſt— ſie war ihm ein kleines Privatvergnügen, gut genug. um ſchwärmeriſche Mädchenherzen zu fangen. Ein Liebesabenteuer war ſie ihm geweſen. Nichts weiter! Da ging es wie ein elektriſcher Schlag durch ihren Körper. 5 Nur ein Liebesabenteuer? Hatte er nicht noch einen anderen Zweck verfolgt?. Ihr Kopf hob ſich— ſtarr war ihr Blick in die Ferne gerichtet! 5 5 5 Die— Herrgottsmühle— hatte er mit Liſt an ſich brin⸗ gen wollen! Die Herrgottsmühle, nach der die da drüben verlangten wie der Teufel nach der armen Seele! Das war's! Und darum war ihnen Lug und Trug das rechte Mit⸗ tel geweſen. Darum wurde ſogar Liebe geheuchelt! Oh— wie ſie jetzt alles durchſchaute! Da ſie mit Ehrlichkeit nicht zum Ziele kamen, mußte es die Anehrlichkeit ſchaffen. Schändlich, ſchändlich! Ihre Liebe ſollte ihm die Mühle in die Hand ſpielen — aber ſein Herz gehörte der anderen— die war ſeine Braut, natürlich. Eine Gräfin! Wie hatte er ſie getäuſcht! Am ſchnöden Beſitzes willen!— Sie ſchlug die Arme über den Tiſch und barg das Ge⸗ ſicht darin. Ein Schluchzen erſchütterte ihren Körper. „Und dennoch— liebte ich ihn,“ flüſterte ſie heiß,„liebe ihn noch! Herrgott! Wie liebe ich ihn! And er— zertrat mein Herz! Ich hätt' es herausgeriſſen— für ihn! Ich hätte ſterben können für ihn! Ich hatte nur einen Gedanken Tag und Nacht, und der hieß: er! And alles war an einen Unwürdigen verſchwendet! Gott— hilf mir, hilf mir doch!“ Ihre Worte erſtarben in einem Stöhnen. Sie richtete ſich nach einer Weile auf. i Ich muß ſtark ſein! Ganz ſtark! Ich muß mein Herz feſt in der Hand halten können. Oh— ich darf nicht mehr lieben! Haſſen muß ich! Gott, gib mir Kraft, daß ich meine Liebe töten kann.“ 5 So betete ſie inbrünſtig in ihrem Herzen.— Viktor hatte ſich noch nie ſo bedrückt gefühlt wie an dieſem Tage. Ihm war, als hätte er Verena am Abend vor⸗ her doch zu ſtark gehuldigt, mehr, als er— der Eva Gwen⸗ dolins heimlicher Verlobter war— es hätte tun dürfen. Es drängte ihn mit aller Leidenſchaft ſeiner Sinne zu Eva hin, und er war ſehr froh, daß er leicht und unbe⸗ merkt das Haus verlaſſen konnte. Verena hatte Migräne vorgeſchützt und ſich nach dem Eſſen auf ihr Zimmer zu⸗ rückgezogen. In Wahrheit hoffte ſie, daß Viktor die gute Gelegenheit benutzen und— nach drüben fahren würde. In dieſer Erwartung ſah ſie ſich dann auch nicht getäuſcht; und als ſie Viktor über den Fluß rudern ſah, ſtand ſie am Fenſter und lachte ſpottvoll auf. i ſie höhniſch.—— Viktor betrat die Laube. Die Herbſtſonne ſpielte in dem roten Weinlaub. Oieffnete die Tür. Niemand kam ihm entgegen wie ſonſt wohl. Er ſtand im Flur. Das Herz ſchlug ihm. Eva ſtand im Türrahmen. Hoch und ſtolz. 8 Nie hatte er ſie ſo berückend ſchön geſehen— un o ſeltſam fremd! ö „Du kommſt—,“ ſagte ſie. Erſtaunen malte ſich in ſeinem Geſicht. „Was— iſt— paſſiert?“. g „Nichts, was— du nicht ſchon wüßteſt, Viktor—“ ö „Herrgott, Eva— was haſt du— 2“ g „Komm in die Stube— es könnte uns jemand hö⸗ ren 5 ö Er folgte ihr. ab. Angſtvoll ſtieß er hervor: „Iſt deinem Vater etwas zugeſtoßen?“ Sie ſchüttelte den Kopf. 5 Blickte ihn feſt an. Ihre Augen waren verſchattet. zu nehmen. Sie ſtreckte die Hand aus. die Herrgottsmühle auskommſt. Lüge Ja wirſt—“ „Was ſoll das, Eva— 2“ 5 „Das heißt, daß—,“ ihre Stimme wurde leiſer—„da der Herr Baron von Wilbrandt, Viktor von Wilbrandt— ſein Spiel doch noch verloren hat! Es war ein kühne Spiel— das Spiel um ein Mädchenherz! Jede Lüge bricht einmal zuſammen!“. wird noca“ abgeſucht. Bisher hat man von dem Schiff, das mit Britiſch⸗Weſtindien „Gute Fahrt, Viktor— und— guten Empfang,“ ſagte ö Da öffnete ſich die Tür zum Wohnzimmer. i 1 Ein banger Verdacht ſtieg in ihm auf. Er ſchüttelte ihn „Eva!“ ſchrie er auf. Stürzte auf ſie zu, ſie in die Arme. g „Wir ſehen uns zum letztenmal, Viktor. Ich— ich gebe 3 dich frei. Du— mußt ſchon zuſehen, wie du nun— ohne And wie du mit deiner FE r e nn 8 N . 1 r ner dem itä⸗ dar⸗ Zei⸗ zeit Der gen des 95. in Aus der Bad. Evang. Landeskirche. 7* () Karlsruhe. Im Geſetz⸗ und Verordnungsblatt der Bad. Evang. Landeskirche dankt Landesbiſchof D. Kühlewein allen Gemeinden und Gemeindegliedern für ihre Opferbereit⸗ ſchaft und bereitwillige Mithilfe bei der Sammlung an⸗ käßlich des Volkstages für die Innere Miſſion.— Der Evang. Oberkirchenrat ruft für Sonntag, den 9. Auguſt 1936, zu einer Landeskirchenſammlung zugunſten der notleidenden evan⸗ geliſchen Kirche in Oeſterreich auf. Am Sonntag, den 6. September 1936, findet auf Anordnung des Evang. Ober⸗ kirchenrats eine Landeskirchenſammlung für die Verſorgung der deutſchen Evangeliſchen im Ausland ſtatt. * () Pforzheim.(Anzurechnungsfähig.) In der Nacht zum Karſamskag warf im benachbarten Neuenbürg der Z34jährige Franz Haderer nach Streitigkeiten den S58⸗ jährigen Dienſtknecht Volz in die Enz. Dieſer kam dabei ums Leben. Die Große Strafkammer ordnete, da Haderer völlig unzurechnungsfähig iſt, die Unterbringung in eine Heil⸗ und Pflegeanſtalt an. Haderer war ſchon früher in einer Nerven⸗ heilanſtalt. (1) Durbach.(Tod durch die Heugabel.) Die beiden Söhne Franz und Rudolf des Waldarbeiters Franz Kaver Welle waren in Durbach-Obertal damit beſchäftigt, Heu auf den oberen Schopf zu ſchaffen. Der ältere, 11jäh⸗ rige Knabe gabelte das Heu mit einer langen Eiſengabel vom Boden aus hinauf; ſein fünfjähriges Brüderchen Rudolf nahm es weg. Bei der letzten Gabel voll Heu lief der Jüngere aus Unachtſamkeit gegen die Gabel, wobei ihm ein Zinken durch das linke Auge ins Gehirn ging. Der Knabe ſtarb mach wenigen Augenblicken. Haufen.(Kind verbrüht.) Das zweijährige Kind Joſef Wolf zog einen Topf heißer Milch vom Herde und erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es bald darauf ſtarb. Peterstal.(Soziale Verbeſſerungen.) Die Firma Freyersbacher Mineralquellen Kimmig u. Co., K. G. und Peterstaler Mineralquellen GmbH., Bad Peterstal haben ihre Betriebsordnungen durch Nachträge ergänzt. So er⸗ hält in Zukunft ein Mitarbeiter bei einem durch die Berufs⸗ genoſſenſchaft anerkannten Unfall während der Karenzzeit den vollen Lohn vergütet und außerdem bis zu drei Wochen ſo viel Zuſchuß zum Krankengeld, daß beides dem vollen Lohn entſpricht. Unfälle, die ſich auf dem Wege von und Zur Arbeitsſtätte ereignen, werden nicht als Anfall, ſondern als Krankheitsfall behandelt. Ebenſo wird in allen Krank⸗ heitsfällen ein Zuſchuß gezahlt und bei Todesfall an die Angehörigen ein in drei Stufen eingeteiltes Sterbegeld ge⸗ währt. (— Albbruck.(Kind tödlich überfahren.) Auf der Landſtraße Albbruck— Dogern wurde das zweijährige Söhnchen der Familie Alfred Sandmann von einem Per⸗ K ſſonenauto überfahren. Der Kleine war ſofort tot. Badiſche Gehenswürdigkeiten Glanzſtücke auf der„Deutſchland“⸗Ausſtellung. Bekanntlich ſoll die Beteiligung der Reiſelandſchaften der Südweſtmark des Reiches an der ſoeben eröffneten Aus⸗ ſtellung„Deutſchland“ anläßlich der Olympiſchen Spiele vor allem für die deutſchen Gaue als Reiſeziele wer⸗ ben. So ſtellen denn auch die führenden Muſeen Badens Kabinettſtücke in ſtattlicher Zahl zur Verfügung, die an die geſchichtliche wie kulturelle Bedeutung der Oberrheinlande er⸗ innern. Es würde zu weit führen, an dieſer Stelle alles auf⸗ zuzählen, was Baden auf der„Deutſchland“-⸗Ausſtellung zei⸗ gen wird. Es muß genügen, darauf hinzuweiſen, daß aus Sammlungen von Mannheim wundervolle Gruppen Frankenthaler Por⸗ Zellans, eine edle Plaſtik von Paul Egell, der Originalthea⸗ ter⸗Zettel der Uraufführung von Schillers„Räuber“ nach Berlin gingen. Ferner: aus Heidelberg Jubiläumsmün⸗ zen früherer Univerſitätsfeiern, ein Aquarell Rottmanns, das die Stadt der Romantik am Neckar feſthält, aus Karlsruhe Durlacher Fayencen, darunter eine Platte mit dem Fächerſtadtplan der Reſidenzſtadt, be⸗ ziehungsvolle Stücke ſchwarzwälderiſcher Gemerbe und bäuer⸗ lichen Brauchtums, das herrliche Werk von Hans Thoma „Mein Heimatland“, aus Raſtatt ein großes Bild des „Türkenlouis“, aus Freiburg eine umfängliche Auswahl von Blättern beſter alter Reiſegraphik, ein Bild von Arno Böcklin„Terraſſen in Baden⸗Baden“, von Donau⸗ eſchingen aus Fürſtenbergiſchem Beſitz der vielbewunderte „Wildenſteiner Altar“ des Meiſters von Meßkirch und ein handſchriftliches Exemplar der Zimmeriſchen Chro⸗ mik, von Villingen eine Sammlung reizvoller Zunftzei⸗ chen, von Furtwangen zahlreiche alte Schwarzwald⸗ Uhren und Muſikſpielwerke, von Konſtanz die Chronik des Alrich Richental und Erinnerungszeichen böhmiſcher Reiſender, die den Huß⸗ Stein aufſuchten, Modelle von Pfahlbauten und vorgeſchicht⸗ liche Funde und von verſchiedenen anderen Städten und Orten des Landes einzelne beſonders ſchöne Trachtenſtücke. Aus dem Brauchtum der Schwarzwälder Faſtnacht ſind in ganzen Figuren vertreten der Villinger „Narro, der Aeberlinger„Hänſele“, der Elz⸗ tkäler„Schuddig“. Die bis in die Römerzeit zurückreichenden Bäder des Landes zeigen intereſſante Rekonſtruktionen der Thermen von Baden⸗Baden und Badenweiler von der Hand Friedrich Weinbrenners und charakteriſtiſche Funde aus der Römerzeit, ſo die entzückende kleine Badenweiler Fibel mit dem beziehungsvollen Spruchbändchen„Si me amas“(Frei überſetzt:„Hab mich lieb“). Das neue Baden unler der nationalſozialiſtiſchen Regie⸗ rung zeigt große Abbildungen der Feierſtätte auf dem Hei⸗ ligen Berg und des Ehrenfriedhofes zu Heidelberg, ſowie Aufnahmen von den Heidelberger Reichsfeſtſpielen. Die Hochſchulen des Landes erinnern durch Urkunden und Gedenkmünzen an ihre Ge⸗ ſchichte, wie an ihre anerkannt führende Stellung im Geiſtes⸗ leben der Zeit. Wenn ſchon wegen des beſchränkten Raumes nur ein recht knapp bemeſſener Abſchnitt aus dem Kultur⸗ leben des alten und oft gerühmten Reiſelandes Baden auf der Berliner Ausſtellung„Deutſchland“ geboten werden kann, ſo tun die Schätze aus den Museen und Sammlungen der Oberrheiniſchen Städte in Verbindung mit anziehenden Land⸗ ſchaftsbildern doch erneut dar, wie ſehr es ſich lohnt, das badiſche Land zu bereiſen. a Aus den Nachbarländern Heßheim bei Frankenthal.(Spiritus getrun⸗ ken.) Die 31jährige Landwirtsehefrau Faber verſuchte ſich wegen mißlicher wirtſchaftlicher Verhältniſſe das Leben zu nehmen. Sie trank Spiritus und tränkte ihre Kleider da⸗ mit, die ſie hierauf anzündete. Mit ſchrecklichen Verbrennun⸗ gen wurde ſie in das Städtiſche Krankenhaus in Franken⸗ thal eingeliefert. * Hanau.(Aus dem fahrenden Zug geſprun⸗ gen.) Auf der Halteſtelle Niederrodenbach ſprang eine ältere Frau aus dem nach Gelnhauſen fahrenden Perſonenzug, als ſich der Zug längſt wieder in Bewegung geſetzt hatte. Der Frau folgte ein etwa zehnjähriger Junge, der einen Blech⸗ eimer in der Hand halte. Der Junge kam ebenſo wie die Frau zu Fall, brachte aber gleich dieſer ſo viel Geiſtesgegen⸗ wart auf, ſich aus der Gefahrenzone zu wälzen. Der Zug wurde ſofort angehalten. Außer beſchmutzten Kleidern und dem Schrecken haben beide Perſonen keinen nennenswerten Schaden genommen. Wahrſcheinlich hatte die Frau eine der⸗ art gute Unterhaltung geführt, daß ſie das Herannahen ihrer Beſtimmungsſtation erſt gar nicht gemerkt hakte und hinterher dann in ihrer Beſtürzung aus dem fahrenden Zug ſprang. 5 1 5 Schnelle Sühne für das Anglück auf der Aſchaffenburger Brücke. Aſchaffenburg. Der Kraftwagenfahrer Heinrich Müller aus Böhl(Pfalz), der am Mittwoch auf der Mainbrücke durch fahrläſſiges Fahren den Berufsſchüler Franz Elſäſſer tötete und einen zweiten Jungen, den 16jährigen Karl Völ⸗ ker, lebensgefährlich verletzte, hatte ſich bereits vor dem Schnellrichter zu verantworten. Müller wurde wegen fahrläſ⸗ ſiger Tötung und fahrläſſiger Körperverletzung zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Jahren verurteilt. In der Arteils⸗ begründung geißelte der Vorſitzende mit ſcharfen Worten das Verhalten des Fahrers, wodurch er unermeßliches Anglück über die Familien der Verunglückten gebracht habe. Verkehrsunfall auf der Autobahn vor Gericht. Darmſtadt. Auf der Reichsautobahn in der Nähe von Darmſtadt ſtreifte im Mai ein Karlsruher Auto⸗ fahrer einen Motorradfahrer, als er dieſen mit 120 Kilo⸗ meter Stundengeſchwindigkeit überholte. Der Motorradfah⸗ rer überſchlug ſich und erlitt beträchtliche Geſichtsverletzun⸗ gen. Man verſtändigte ſofort die Bahnpolizei, die bei Viernheim den ſchuldigen Autofahrer zu ſtellen ſuchte. Aber auch dort brummte er durch; doch gelang es ſeine Nummer feſtzuſtellen. Vor dem Schöffengericht erklärte der Karlsruher, von dem Unfall nichts bemerkt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von 12 Ta⸗ gen, die durch die Unterſuchungshaft verbüßt iſt, und zu 150 Mark Geldſtrafe. Von einem Aſt erſchlagen. Gau- Odernheim. Bei einem über Gau⸗Odernheim nie⸗ dergehenden Gewitter ereignete ſich ein Unfall, dem ein Menſchenleben zum Opfer fiel. Eine Frau aus Gau⸗Odern⸗ heim ſuchte unter einem Baum Schutz, als infolge des Sturmes ein ſtarker Aſt abbrach und der Frau auf den Kopf fiel. Sie war auf der Stelle tot. Beſuch engliſcher Sporiflieger Erwiderung eines Beſuchs deutſcher Flieger. Frankfurt a. M. Draußen auf dem neuen Flug⸗ und Lufkſchiffhafen Rhein⸗Main übte eine ſtarke Anziehungs⸗ kraft die Ankunft engliſcher Sportflieger aus, die von Ober⸗ bürgermeiſter Staatsrat Dr. Krebs zum Wochenende nach Frankfurt eingeladen worden waren. Sie folgten dieſer Ein⸗ ladung, um mehrere Beſuche deutſcher bezw. Frankfurter Sportflieger in England zu erwidern. So landeten bis zum Abend nach und nach 12 engliſche Maſchinen, meiſt die bekannten einmotorigen„Motten“, auf dem Flugplatz. Die Flieger, die nordengliſchen Aeroklubs angehören, hatten die Strecke zum Teil mit Zwiſchenlandungen in Brüſſel oder Paris, zum Teil in direktem Flug zurückgelegt. Bei ihrer Ankunft wurden ſie von dem Direktor der Südweſtdeutſchen Flugbetriebs⸗AG., Gretz, herzlich willkommen geheißen. Sie äußerten ſich begeiſtert über den neuen und einzigartigen Flug⸗ hafen, deſſen Bedeutung als Tor der Welt ihnen beſonders deutlich vor Augen trat, als das Luftſchiff„Hinden⸗ burg“ in majeſtätiſcher Fahrt eine Schleife über dem Ge⸗ lände zog und dann landete. Am Abend wurden die engliſchen Sportflieger im Rö⸗ mer durch die Stadt Frankfurt empfangen. Oberbürgermei⸗ ſter Dr. Krebs begrüßte die Gäſte als die erſten engliſchen Flieger, die den neuen Flughafen aufgeſucht hätten. Schon ſeit längeren Jahren beſtänden freundſchaftliche Beziehungen mit engliſchen Fliegerklubs. Bereits dreimal ſeien deutſche Sportflieger drüben in England herzlich als Gäſte aufge⸗ nommen worden. Ein junger engliſcher Flieger brachte als Dank für den freundſchaftlichen Empfang in deutſcher Sprache ein kräftiges Hipp Hipp Hurra auf das Oberhaupt der Stadt Frankfurt aus. Er hoffe, daß der ſchöne Flughafen bei Frankfurt noch oft das Ziel ſeiner Sportkameraden wer⸗ den möge. Samstag wurde eine Beſichtigung des Luftſchiffes„Hin⸗ denburg“ ſowie der Reichsautobahn vorgenommen. Dann folgte ein Beſuch der Sektkellerei Henkell in Wiesbaden. Am Abend wohnten die Engländer der Fauſtaufführung auf dem Römerberg bei. Der Sonntag war einem Beſuch der Waſ⸗ lerkuppe und des Segelfliegerlagers vorbehalten. Trier.(Zuchthaus für 28⸗ jährigen Einbre⸗ cher.) Am Dienstag wurde vom Gericht in Trier der 28⸗ jährige, bereits mehrfach vorbeſtrafte Ad. Holzwarth we⸗ gen ſchweren Diebſtahls im Rückfalle zu ſechs Jahren Zucht⸗ haus, fünf Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizei⸗ aufſicht verurteilt. Von September 1934 bis Sommer 1933 waren im Kreiſe Wittlich und Bernkaſteſ ungefähr 45 Ein⸗ brüche verübt worden, davon 15 in Gaſthäufern. Die Tat⸗ ausführung ließ darauf ſchließen, daß ein und derſelbe Dieb in Frage kommen mußte. Ein Gendarmeriebeamter entdeckte ſchließlich in einem Walde bei Clauſen ein gro⸗ ßes Diebeslager und die weiteren Ermittlungen führten nun auf die Spur des Angeklagten, der in Trier ausfindig gemacht wurde. In ſeiner Wohnung fand man noch zahl⸗ reiche geſtohlene Gegenſtände. i Blukiges Ende eines Wirkshausſtreites. Der Kriegs⸗ beſchädigte und Hausbeſitzer Michael Aſchenbrenner von Arnbruck(Bayern) wurde nachts im Dorfe mit einer ſchwe⸗ ren Körperverletzung bewußtlos aufgefunden. Er iſt allem * ſetzung in einem Gaſthaus auf dem Heimweg mit einem eil niedergeſchlagen worden. Anſchein nach nach einer vorausgegangenen Auseinander⸗ Lolcale Ruud scliau Rückblick auf das Wochenende. Daß wir in der letzten Zeit beſorgt auf das Wetter blicken, iſt verſtändlich, war doch der Wettergott in der letzten Zeit ſehr launiſch, der gerade jetzt zur Erntezeit mehr Regen brachte wie erwünſcht war. So ſtiegen am Samstag abend über unſere Gegend ſtarke Gewitter auf und die Schleuſen des Himmels öffneten ſich. Da war es mit dem Erholungsſpaziergang am Abend vorbei, und die Ilvesheimer Nachbarn hatten Glück, ſchon in der geräumigen Feſthalle zu ſein, wo das Partei⸗ und Ge⸗ meindefeſt ſtieg, dem auch der graſſeſte Platzregen keinen Abbruch tun konnte. Der gegen 20.30 Uhr einſetzende wolkenbruchartige Regen führte in Mannheim eine zeit⸗ lang zur Stillegung des geſamten Verkehrs. In dem tiefer liegenden Stadtgebiet, vom Almenhof über die Schwetzingerſtadt, Innenſtadt nach dem Induſtriegebiet, ſtanden die Keller voll Waſſer. Die Feuerwehr hatte einen großen Tag, die Fernſprecher raſſelten und die Feuerwehrſignale gellten durch die Stadt. In den beiden Feuerwachen waren zuletzt keine Fahrzeuge mehr vor⸗ handen, ſie beherrſchten die Straßen der Stadt. Die Feuerwehr mußte ſämtliche zur Verfügung ſtehenden Kräfte mobiliſieren, und mehrere Züge der Freiwilligen Feuerwehr wurden nach der Hauptfeuerwache beordert. Innerhalb einiger Stunden wurden von den Feuerwehr⸗ leuten annähernd 500 Hilferufe entgegengenommen. Ein ſchöner Sonntag. Manche Volksgenoſſen mögen am Sonnkag früh mißtrauiſch zum Himmel aufgeſchaut haben, der in der⸗ heißungsvoller Bläue ſtrahlte. Schon früh ſetzte ein ſtarker Verkehr ein, ganze Radfahrerkolonnen zogen den Bergen des Odenwaldes zu, und die OEGG⸗Züge waren voll beſetzt mit Ausflüglern. Anziehungskraft hatte be⸗ ſonders das Gemeindefeſt in unſerem Nachbarort Ilves⸗ heim in der neuen Gemeindehalle, und auch zur Er⸗ öffnung des neuen Schwimmbades in Schriesheim ſab man viele Sportbegeiſterte ziehen. Das Gemeindefeſt in Ilvesheim nahm einen beſonders guten Verlauf, heute, Montag abend werden die Schlußakkorde ͤrklingen; wir kommen auf dieſe Veranſtaltung noch zurück. 5 In der katholiſchen Kirche wurde geſtern der Jugend⸗ ſonntag gefeiert. Er begann am Vormittag mit einer Gemeinſchaftskommunion, während am Abend in der Jeſuitenkirche in Mannheim für den Bezirk Mannheim eine Jugendfeier ſtattfand, die einen erhebenden Verlauf nahm. Das Gotteshaus war von Gläubigen voll beſetzt. Anſere Landwirte ſind nun mächtig an der Arbeit, um die Getreideernte zu bergen, und können gutes Wetter brauchen. Hochbeladen mit dem Segen der Mutter Erde raſſeln die Erntewagen durch den Ort. Die Dreſch⸗ maſchine ſummt ihr Lied, neuer Ernteſegen füllt Speicher und Scheuer; Vorrat für das kommende Jahr, Vorrat für jeden Volksgenoſſen. Ein allſeits geachteter Mann, Joh. Gg. Bühler, Landwirt, wurde am Sonntag nachmittag zu Grabe getragen. Die Kriegerkameradſchaft und viele Leid⸗ tragende erwieſen ihm die letzte Ehre. Mit ihm iſt ein aufrechter, hilfsbereiter Mann aus dem Leben geſchieden. Seinen 75. Geburtstag feiert heute Landwirt Peter Gruber, Waldshuterſtraße, und erfreut ſich noch beſter Geſundheit. Unſerm langjährigen und treuen Leſer die beſten Wünſche. Die Schlußprobe der Seckenheimer Feue rwehr Am Samstag abend mußte die Freiwillige Feuer⸗ wehr Seckenheim bei der diesjährigen Hauptübung einen Beweis ihres Könnens ablegen, und, um es vorweg zu nehmen, können wir ſagen, daß dieſer Beweis aufs beſte gelungen iſt. Entgegen der ſonſtigen Gepflogenheit war diesmal keine ausgearbeitete Angriffsaufgabe als Hauptübung geſtellt. Es wurde ein Brand im dritten Stock des Schulhauſes angenommen, bei welchem zwei Menſchen in Gefahr gerieten. In einer weiteren Aufgabe wurde die Schule als eine große Holzwarenfabrik betrachtet, die im Anbau befindliche Lackiererei ſtand in Flammen. Den im Hauptgebäude befindlichen Arbeitern war durch das dverqualmte Treppenhaus der Ausgang ins Freie unmöglich. In kürzeſter Zeit wurde das Nebengebäude mit mehreren Schlauchleitungen angegriffen, die Rettungs⸗ aktion der gefährdeten Arbeiter Wurde durch die mecha⸗ niſche Leiter bewerkſtelligt, Branddirektor Mikus und Polizeipräſident Dr. Ramsperger nahmen die Aebung ab. Auch von den um⸗ liegenden Wehren waren Vertreter erſchienen. Beſonders hervorzuheben iſt, daß ältere Volksgenoſſen noch bei der Wehr ſind und ſich im Ernſtfalle für das Allgemeinwohl einſetzen. Die Uebung bewies, wie Polizeipräſident Dr. Ramsperger in ſeiner Anſprache ausführte, daß die Leistungen der Seckenheimer Wehr weit über dem ſtehe, was man früher von Vorortfeuerwehren ſah. Er wies be⸗ ſonders auf die neuen Aufgaben, die heute der Feuer⸗ wehr zufallen, wie den Luftſchutz, hin. Auf die Feuerwehr müſſe man ſich verlaſſen können, und beſonders der einzelne Feuerwehrmann müſſe in der Lage ſein, im gegebenen Augenblick ſelbſtändig zu handeln. Eine zuſammenfaſſende Kritik gab dann Brand⸗ direktor Mikus, der eine gute Schulung in den Reihen der Feuerwehr feſtſtellte. 5 uſchließeend fand ein kameradſchaftliches Zu⸗ ſammenſein im„Bad. Hof“ ſtatt, bei welchem Oxts⸗ gruppenleiter Pg. Raule das Wort ergriff. Er Wies in eindringlichen Worten auf die Notwendigkeit der Schadenverhütung hin und forderte die Volksgenoſſen zum Feuerwehrdienſt auf, eine ſelbſtverſtändliche Pflicht jedes kräftigen jungen Mannes gegenüber der Volksgeſamtheit. Branddirektor Mikus nahm hierauf nochmals das „ der 1. auch den 1 85 des Oberbürgermeiſters für die in treuer Pflichterfüllung geleiſtete Arbeit zu überbringen. eee . 0 85 3 7 Verkehrsunfälle. Durch rückſichtsloſes Ueberholen, zu ſchnelles Fahren und Nichteinräumen des Vorfahrtsvech⸗ les ereigneten ſich 7 Verkehrsunfälle. Es wurden hierbei 4 Perſonen verletzt und ein Kraftfahrzeug und 4 Fahrräder beſchädigt. 3„%»;¶,v« 5 1 22 800 1 Bet Verlehrskontrollen wurde 2 Führer von Fahrzeugen angezeigt und 177 gebührenpflich⸗ tig verwarnt. Wegen techniſcher Mangel 199 12 kraft⸗ fahrzeuge beanſtandet. Die Chöre für das Maſſenſingen beim Deutſchen Sängerbundesfeſt 1937 beſtimmt. Die Leitung des Deutſchen Sängerbundes gibt ſo⸗ eben die für das nächſtjährige in Breslau ſtattfindende 12. DSB⸗Feſt beſtimmte Maſſenchöre bekannt. In drei „Chorfeiern“(früher Hauptaufführungen genannt) ſingt je ein Drittel der Teilnehmer, alſo etwa 30 000 Sänger. Die Maſſenchöre werden unterbrochen von Einzelvorträgen von Sängergauen, die in Stärke von mehreren tauſend Sängern Lieder zu Gehör bringen. Für die Maſſenchöre find hauptſächlich Schöpfungen zeitgenöſſiſcher Kompo⸗ niſten vorgeſehen. In der erſten Chorfeier ſtehen Knab, Lang, Weismann und Heinrichs auf dem Programm von Komponiſten der Vergangenheit Rietſch und Silcher. Die zweite Chorfeier enthält Werke von Jochum, Knab und Haas. Die dritte Chorfeier weiſt folgende Zeit⸗ genoſſen auf: Erdlen, Lißmann, Grabner, Knab, außer⸗ dem werden Lieder und Bearbeitungen von Methfeſſel, Wolfrum und Silcher geſungen. Soweit die Lieder nicht ſim Auswahlband des DSB⸗Liederbuches enthalten ſind, erſcheinen ſie in einem eigens für das Breslauer Feſt zuſammengeſtellten Liederheft, das ſich bereits im Druck befindet. Die Vortragsfolge der Kundgebung und Sonderkonzerte werden noch bekanntgegeben. Verwundetenabzeichen auch für Freiwillige der Krankenpflege des Automobilkorps und des Motorbvot⸗ korps. Der Reichs⸗ und preußiſche Arbeitsminiſter hat in einem Ergänzungserlaß zu den Beſtimmungen über das Verwundetenabzeichen beſtimmt, daß auch die Angehörigen der Freiwilligen Krankenpflege, des Freiwilligen Auto⸗ mobilkorps und des Freiwilligen Motorbootkorps die Verleihung des Verwundetenabzeichens beantragen kön⸗ nen, ſofern ſie während ihrer Tätigkeit im Kriegsgebiet eine Kriegsdienſtbeſchädigung erlitten haben. Anträge ſind an die Verſorgungsämter zu richten Die Antragsfriſt läuft bis zum 31. Dezember 1936. Landjugend birgt die Flachsernte „Da das Einbringen der Getreideernte alle Arbeits⸗ kräfte der Landbevölkerung vollauf in Anſpruch nimmt, hat ſich die Landjugend in freiwilliger zuſätzlicher Arbeit zur Bergung der Flachsernte zur Verfügung geſtellt. Unter Führung des Jugendwartes der Ortsbauernſchaft wird ſich die Dorfjugend nach Feierabend oder Sontags ge⸗ ſchloſſen für das Abernten der Leinfelder einſetzen. Auch die weitere Behandlung des geernteten Flachſes wird in den Händen der Landjugend liegen. Die Ernte wird in feſtlichem Zuge von den Feldern eingefahren und im Rahmen einer dörflichen Feierſtunde der Adolf-Hitler⸗Flachsſpende zur Verfügung geſtellt wer⸗ den. Das Ergebnis dieſer Spende wird das Ausgangs⸗ material für Uniformſtücke bilden und es ermöglichen, für jeden Soldaten den Stoff zu einem Drillich⸗Anzug zu we⸗ ben. Am Erntedanktag dieſes Jahres wird der Reichs⸗ bauernführer dieſe Spende dem Führer als ſichtbares Zeichen des Dankes und der Verehrung des deutſchen Bauerntums übergeben. Iſt ſommerlicher Staub„gefährlich“ 7 Nach landläufiger Auffaſſung gilt der Staub, wie er namentlich im Sommer faſt über all zu finden iſt, als ein geſundheitsſchädigendes Element. Da er mitunter ſehr leicht iſt und vom Winde ſehr weit getragen wird, fehlt er eigentlich nur auf den Weltmeeren, ganz weit von den nächſten Küſten entfernt, und in ſehr hohen Höhenlagen. Bei großen Vulkankataſtrophen, wie ſie am Rande des Stillen Ozeans ziemlich häufig ſind, kommt es allerdings oft vor, daß Lavaſtaubwolken in beträchtliche Höhen empor⸗ geſchleudert werden und wochenlang die ganze Erde um⸗ kreiſen. Der gewöhnliche Staub aber, ſelbſt wenn er von einem Sturm aufgewirbelt und fortgetragen wird, iſt zu einem derartigen„Weltflug“ nicht imſtande. Wiederholte wiſſenſchaftliche Forſchungen haben er⸗ geben, daß ein gorßer Teil des Staubes aus Ruß beſteht, der aus den Kaminen und Oefen ſtammt. Aber auch viele mineraliſche Beſtandteile, feinſte Metallſplitter und Stoff⸗ faſern ſind in ihm zu finden. Beſonders„gefährlich“ er⸗ ſcheinen den meiſten Menſchen die zahlloſen Bakterien, die in jedem Staub leben. Aber die Angſt vor ihnen iſt, wie vor allem Unterſuchungen der letzten Zeit gezeigt haben, meiſt grundlos, denn durchaus nicht alle Balterien ſind Krankheitserreger. Es ließ ſich dabei feſtſtellen, daß der Staub ziemlich harmlos iſt: typiſche Staubkrankheiten ſind je auch ſehr ſelten. Sie treten nur unter ganz beſtimmten Verhältniſſen, häufig als Berufskrankheiten— z. B. Blei⸗ krankheit bei Schriftſetzern— auf. Im allgemeinen braucht man alſo vor dem gewöhnlichen ſommerlichen Staub keine Angſt zu haben. Gedanken für den 22. Jul.. 1812: Sieg Wellingtons über die Franzoſen bei Salamanca.— 1822: Der Botaniker und Auguſtinermönch Johann Gregor Mendel in Heintzendorf, Oeſtereichiſch⸗Schleſien geb.(geſt. 1884).— 1832: Napoleon II., Herzog von Reichſtadt, in Schön⸗ brunn geſt.(geb. 1811).— 1853: Der Architekt Alfred Meſſel in Darmſtadt geb.(geſt. 1909).— 1872: Der Staatsmann Helf⸗ ferich in Neuſtadt a. d. H. geb.(geſt. 1924).— 1882: Der Dichter 8 Kyſer in Graudenz geb.— 1909: Der Dichter Detlev von ilieneron in Alt⸗Rahlſtedt bei Hamburg geſt.(geb. 1844).— 1917(bis 14. September): Zweite aroße Schlacht in Flandern. Das ſchwere Kraftwagenunglück, das ſich am Oſter⸗ ſonntag auf der Kreuzung der Hauptſtraße Mannheim— Karlsruhe in Neulußheim ereignete, fand vor dem Schöffengericht Mannheim ſein Nachſpiel. Angeklagt war der 35jährige Dr. A. Fraſch von Pfullingen, der an jenem Tage mit ſeiner Frau und ſeinen Eltern im Auto von Speyer nach Wiesloch fahrend, mit einem Tempo von 30 Kilometer in dem Augenblick in die Kreuzung hineinfuhr, als das von dem Sägewerksbeſitzer Wilhelm Deck von Durmersheim ge⸗ lenkte Auto die Kreuzung ebenfalls mit 30 Kilometer durch⸗ zufahren im Begriffe war. Der Zuſammenſtoß der Vorder⸗ teile der beiden Wagen war ſo furchtbar, daß der Vater des Angeklagten, dem der Bruſtkorb eingedrückt wurde, nach wenigen Stunden in der Klinik zu Heidelberg ſtarb. Seine Mutter wurde ſchwer, ſeine Frau leichter verletzt. In dem anderen Wagen erlitt Frau Deck einen Nervenſchock, die Tochter wurde leicht verletzt, während eine weitere Inſaſ⸗ ſin einen Schlüſſelbein⸗ und einen Beckenbruch davontrug. Das Gericht ſah in dem Angeklagten den allein Schuldigen an dem Unglück und erkannte auf acht Monate Gefängnis. Wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt. Frankenthal. Vor dem Schöffengericht ſtand der 33jäh⸗ rige Otto Naumann aus Mannheim unter der An⸗ klage der fahrläſſigen Tötung. Am 12. Mai unternahm er mit drei weiteren Perſonen eine Fahrt nach Wachen⸗ heim. Als abends gegen 6 Uhr wieder aufgebrochen wurde, fuhr Naumann nach Bad Dürkheim. In der Links⸗ turve kurz vor der Stadtgrenze kamen zwei Perſonenwa⸗ gen entgegen. Naumann wich nach rechts aus und kam auf die Raſenbank, die von zwei Radfahrern befahren wurde. Die eine Radfahrerin, Eliſe Freudenberger aus Bad Dürk⸗ heim, wurde dabei vom rechten vorderen Ktflügel erfaßt und umgeſtoßen. Sie ſchlug mit dem Kopf gegen die Windſchutz⸗ ſcheibe des Kraftwagens und wurde zehn Meter nach der erſten Anſtoßſtelle auf die Fahrbahn geſchleudert. An dem erlittenen Schädelbruch verſtarb ſie kurze Zeit darauf. In der Hauptverhandlung ergab ſich, daß in der Linkskurve die Straßenbeſchaffenheit beſondere Tücken aufweiſt, die von dem Angeklagten jedoch bemerkt wurden. Er wendete trotzdem keine erhöhte Vorſicht an und ſcheint auch unter Alkoholeinwirkung geſtanden zu haben. Das Schöffenge⸗ richt verurteilte ihn zu fünf Monaten Gefängnis. Das„Muskelkraftflugzeug“ Ein großer Betrugsprozeß. (— Konſtanz, 19. Juli. Mit Erfindungen hat ſich im allgemeinen das Patentamt zu befaſſen. In dieſem Falle aber war für die„Erfindung“ des„Muskelflugzeuges“ mehr das Strafgericht zuſtändig, denn es handelte ſich weniger um eine epochemachende Neukonſtruktion eines Flugzeuges als um g 95. angelegte Betrügereien des 25jährigen Joſef Ade aus Ueberlingen und des 44jährigen Friedrich Claß aus Maulburg. Bereits vor über zwei Jahren gründete der Angeklagte Ade in Konſtanz⸗Petershauſen ein„Internationales Büro zur Verwertung von Erfindungen“. In ſeinen Plänen war der Angeklagte nicht kleinlich, es handelte ſich immer gleich um Millionen⸗Projekte. Seine auf glatten Betrug aufge⸗ bauten„Erfindungen“ begannen mit eier angeblichen Me⸗ thode, die den Fenſterputzern das Leben leicht machen ſollte. Dann war es eine„Munitionserfindung“, die finanziert wer⸗ den ſollte. Als dieſe„Erfindung“ nicht mehr zog, waren es Kaffeewürfel, auf die angeblich bereits Millionen⸗Beſtellun⸗ gen vorlagen, die finanziert werden mußten. Den Höhepunkt der Betrügerei bildete dann die„Er⸗ findung des Muskelkraftflugzeuges“. Zur An⸗ terſtützung ſeines Schwindels hatte Ade ein einfaches Flug⸗ modell mit einem Gummizug herſtellen laſſen, um die Leute zu bluffen. In Zeitungsanzeigen ſuchte er die Volksgenoſ⸗ ſen für dieſe„epochemachende Erfindung“ zu intereſſieren. Den Leuten, die ſich bei ihm meldeten, erzählte er einen ganz phantaſtiſchen Roman über ſeine„Erfindung“, der un⸗ bedingt der Nobelpreis, der italieniſche Preis und der deut⸗ ſche Preis zugeſprochen werde. Während Ade bei ſeinen früheren„Erfindungen“ zur Finanzierung von ſeinen„Intereſſenten“ Beträge von 100 bis 600 Rm. kaſſierte, die er nie wieder zurückzahlte, gelang es ihm bei ſeinem letzten großen Betrug von drei Sei⸗ ten 1500 Rm. und 3700. Rm. zu ergaunern. Ein Singener Bürger, dem Ade 4000 Rm. herauszulocken verſuchte, traute der Sache nicht und trat vom Vertrag zurück. Ade ver⸗ ſprach ſeinen Opfern neben einer guten Anlage des Kapi⸗ tals auch ausſichtsreiche Stellungen bei der neuen„Mus⸗ kelflugzeuggeſellſchaft“. Nach neunſtündiger Verhandlung wurde der Angeklagte Ade wegen Betrugs in fortgeſetzter Tat zu zwei Jahren Gefängnis abzüglich vier Monaten Anterſuchungshaft ver⸗ urteilt. Der Mitangeklagte Friedrich Claß, der von den Machenſchaften Ades Kenntnis hatte, erhielt ſieben Monate Gefängnis, abzüglich drei Monate AUnterſuchungshaft. A Raubmörder hingerichtet. Wie die Juſtizpreſſeſtelle Bamberg mitteilt, wurde in Würzburg der 1907 geborene Robert Heirich hingerichtet, der am 11. März 1936 vom Schwurgericht in Würzburg wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte ver⸗ Urteilt worden war. Heirich hatte in der Nacht zum 27. Oktober 1935 den 73 Jahre alten früheren Gärtner Otto Müller in Würzburg, der ihm ein väterlicher Freund war, in deſſen Wohnung erwürgt und beraubt. Arteil im Petrusheimer Prozeß Cleve, 20. Juli. In dem großen Petrusheimer Schmug⸗ gel⸗ und Deviſenprozeß wurde das Urteil verkündet. Es wurden verurteilt zum Teil wegen Deviſenvergehens bzw. Begünſtigung dazu, wegen Bandenſchmuggels, wegen fort⸗ geſetzter Abgabenhinterziehung bzw. Beihilfe dazu, wegen Vergehens gegen die Viehſeuchenverordnung: Adolf Keller, genannt Bruder Sigisbert, zu einer Ge⸗ ſamtzuchthausſtrafe von ſechs Jahren, zu insgeſamt 1 510 000 Mark Geldſtrafe und 134 941,90 Mark Werterſatz ſowie zu fünf Jahren Ehrverluſt. Johann Hoffmann, genannt Bruder Kalixtus, zu einem Jahr Gefängnis, 10000 Mark Geldſtrafe und 1127,35 Mark Werterſatzſtrafe. Johann Conze, genannt Bruder Liberius, Jahr Gefängnis und 2000 Mark Geldſtrafe. Albert Brenner, genannt Bruder Julius, zu drei Mo⸗ naten Gefängnis und 2000 Mark Geldſtrafe und 5000 Mark Werterſatzſtrafe. Matthias Hartmann zu einem Jahr und ſieben Mona⸗ ten Gefängnis, 1 304000 Mark Geldſtrafe und 134 941,90 Mark Werterſatzſtrafe. Friedrich Horſtmann zu einem Jahr ſechs Monaten Ge⸗ fängnis und 150 000 Mark Geldſtrafe und 50 000 Mark Werterſatzſtrafe. Heinrich Dimmers und Johann Gertze zu zwei Mona⸗ ten Gefängnis, 50 000 Mark Geldſtrafe und 10 000 Mark Werterſatzſtrafe. Peter Janſſen zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von dreß Jahren, zu 225 000 Mark Geldſtrafe und 25 500 Mark Wert⸗ erſatzſtrafe und fünf Jahren Ehrverluſt. 5 Hermann Haaſe und Hermann Schilling zu zwei Jah⸗ ren bzw. zwei Jahren drei Monaten Gefängnis, Godwin Beckers, Matthias Dicks, Ludwig und Maria Leeuw zu je ſechs Monaten Gefängnis, Godwin Beckers außerdem zu 100¼000 Mark Geldſtrafe und 11 666,20 Mark Werterſatz⸗ ſtrafe, Matthias Dicks zu 350 000 Mark Geldſtrafe und 38 776,15 Mark Werterſatzſtrafe, Ludwig und Marig Leeuw zu je 150 000 Mark Geldſtrafe und 17 730,15 Mark Wert⸗ erſatzſtrafe. Die Unterſuchungshaft wurde auf einen Teil der Frei⸗ heits⸗ und Geldſtrafen in Anrechnung gebracht. Zwei An⸗ geklagte wurden freigeſprochen. In der Urteilsbegründung wurde u. a. hervorgehoben, daß Bruder Sigisbert die Schmuggeleien aus dem Petrusheim planmäßig ausgedacht und in größtem Umfange organiſiert habe. Insgeſamt ſeien mindeſtens 30 000 Zentner Getreide, Honig, Benzin, Rinder und Schweine geſchmuggelt worden, wofür mindeſtens 300 000 Mark als Gegenwert für die gelieferten Waren nach Holland ausgeführt worden ſeien. Die Caritas G. m. b. H. habe aus den Schmuggelgeſchäften des Bruders Sigisbert große Gewinne gezogen. Gegen die Verfehlungen des Bru⸗ ders Sigisbert ſei von dem Generaloberen Pankratius in keiner Weiſe Front gemacht worden. Bruder Sigisbert habe als Vertreter und Bevollmächtigter der Genoſſenſchaft wie der Caritas G. m. b. H. durch ſeinen Bandenſchmuaggel einen Vorteil von rund 100 000 Mark geſichert. Die Exi⸗ ſtenzberechtigung der Waldbreitbacher Franziskaner⸗Ge⸗ zu einem noſſenſchaft ſei durch das Verhalten des Bruders Sigisbert verwirkt und die Caritas G. m. b. H. für haftbar erklärt worden. Auf den Bleichen deutſches Leinen Wenn im Sommer die Flachsfelder mit blauen Blüm⸗ lein überſät ſind und leiſe der Wind über die ſanft ſich neigenden Blüten ſtreicht, dann ſollte man ſich daran erinnern, was früher der gefüllte Leinenſchrank für die deutſche Hausfrau bedeutete. In der deutſchen Mythologie wurde der an Spindeln gewonnene Faden zum Wahrzeichen des Lebensſchickſals, wie dies in den drei Nornen deutlich zum Ausdruck kam. Alte deutſche Minnelieder erwähnen mit Vorliebe das Spinnrad mit ſeinem ſummenden Geräuſch. Im neuen Deutſchland wird dem Flachsanbau und der Leinenver⸗ arbeitung wieder größte Beachtung geſchenkt. Seit 1933 hat ſich die Flachsanbaufläche, die Mitte des vorigen Jahrhunderts 250000 Hektar trug, und die Ende 1932 auf 4516 Hektar zuſammengeſchmolzen war, bereits wie⸗ der auf 20 600 Hektar erhöht. Mit Unterſtützung des Rei⸗ ches wurde die Zahl der Flachsröſten von 25 im Jahre 1933 auf 35 im Jahre 1934 und ſchließlich auf 68 um die Mitte des vorigen Jahres geſteigert. Schon jetzt ſind wir in der Lage, unſeren Bedarf an Flachs zu über 50 Pro⸗ zent aus eigener Erzeugung zu decken. Auch die dies⸗ jährige Anbaufläche hat einen erneuten ſtarken Zuwachs erfahren. f Die hohe volkswirtſchaftliche Bedeutung des Flachs⸗ anbaues iſt unbeſtritten. Auch vom Geſichtspunkte der Haltbarkeit aus betrachtet ſind die Leinenerzeugniſſe den Baumwollerzeugniſſen in mancher Beziehung vorzuziehen. Der beſte Beweis dafür, welchen Anklang das Leinen in der Mode gefunden hat, zeigt ſein Eindringen in die ſonſt ſo traditionsgebundene Herrenmode. Aber auch von unſeren Frauen wird der Wert des Leinens immer mehr erkannt. Der Siegeszug des Leinen geht unaufhaltſam vorwärts. Wie lauten doch die alten ſchönen Verſe: Deutſche Eichen in den Hainen, f Auf den Bleichen deutſches Leinen. Deutſche Frauen, die es pflegen, Sind dem Vaterland zum Segen! Danksagung. herzlichst Familie Albert Bühler Mhm.-Seckenheim, 20. Juli 1936. Für die herzliche Anteilnahme bei dem Heimgang unseres lieben Verstorbenen danken Familie Wilhelm Bühler. D 1 Verſammlungs⸗Kalender. Tbd.„Jahn“. Zwecks wichtiger Beſprechung haben ſich Leeres Zimmer CCC Oualitäts-Essige und doch ſo billig! Speiſeeſſig Liter 15 Pfg. Kräutereſſig Liter 32 Pfg. Weineſſig Liter 40 Pfg. Einmachgewürz P. 10 Pfg. Einmachhaut Bogen 15 Pfg. Pergamentpapier Bogen 7 Pfg. und 3% Rabatt Jakob Würthwein. Erprobte Rezepte koſtenlos Schnell verkauft, Schnell vermietet ist alles, wWwas die große Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste billigste und beste Weg- das Teltungs-Inserat! heute Abend ſämtliche Turnerinnen in der Turn⸗ zu vermieten.. ſtunde einzufinden.* Zu erfragen in dee ieee eee Geſchäftsſt. d. B. Haus und Ackergrundſtüs (2 ar) in Ilvesheim zu verkaufen. 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