I — — 11 2 aten ntin nin BIHnznHhHnUBUnfInHBfHInHRfIBUIRTInBInzihHR THM UB HB HBB nine ſer. n. Nr. 172(2. Blatt). Neckor Bote Samstag, 25. Juli 1936 Arbeit und Freizeit Nicht immer hat ſich die deutſche Jugend von der Seite der Arbeitsleiſtung und Freizeitgeſtaltung her den Proble⸗ men ihres Arbeitsſchutzes genähert,— wie dies jetzt an⸗ läßlich des Weltkongreſſes für Freizeit und Erholung offen⸗ bar wird. Die Jugend des Nationalſozialismus hat nun die Leiſtung vor die Forderung, die Tat vor alle Wünſche und Anregungen geſtellt. Der traditionelle Reichsberufswett⸗ kampf iſt nur eine Art des Beweiſes. Die Freizeitlager der Hitlerjugend folgen demſelben Ziel: allſeitige Ertüchtigung im Dienſt der Gemeinſchaft. Das ſozialpolitiſche Erzie⸗ ungsideal eines harmoniſchen, leiſtungstüchtigen Men⸗ 0 erfordert Vorausſetzungen, die eben zum Teil ſozial⸗ politiſcher Natur ſind. Die Freizeit wiederum, die wichtigſte Grundlage der Gemeinſchaftserziehung, gründet ſich auf Vorbedingungen in der Arbeitszeitgeſtaltung, in der Art des Betriebes und der Berufsarbeit ſowie in der Höhe der Entlohnung, Bedingungen, die berückſichtigt ſein wollen, wenn von Freizeitgeſtaltung die Rede iſt. Entſcheidend kann an dieſer Stelle nur die Geſtaltung der Arbeitszeit ſein. Der Urlaub, für den Jugendli⸗ chen die bekannteſte Form der Freizeit, bildet im Sinne einer planvollen Geſundheitsförderung und Gemeinſchafts⸗ erziehung zweifellos den Mittelpunkt aller Freizeitbeſtim⸗ mungen und nimmt inſofern eine bevorzugte Stellung in⸗ nerhalb des allgemeinen Arbeitsſchutzes ein. Uebertragen auf das Geſamtgebiet, ſprach darüber und über das Thema„Die kulturelle Miſſion der Freizeitge⸗ ſtaltung“ in der Vollſitzung des Weltkongreſſes für Freizeit und Erholung der Amtsleiter der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, Horſt Dreßler⸗Andreß. Er bezeichnete es als klare Aufgabe, feſtzuſtellen, inwiefern die Freizeit⸗ geſtaltung in der Welt über die differenzierenden Beſon⸗ herheiten Gemeinſamkeiten aufweiſt. Soll der Weltfrie⸗ den nicht eine leere Phraſe ſein, ſo müſſen dieſe menſch⸗ lichen Gemeinſomkeiten in gemeinſamer Arbeit vertieft und verbreitert werden. Die überragende Aufgabe der Freizeit⸗ arbeit iſt es, von der Arbeit die Freizeit zu geſtal⸗ ten, um ſo auch eine Vertiefung und menſchliche Bereiche⸗ rung des materiellen Arbeitslebens zu errei⸗ chen. So wie das materielle Arbeitsleben in ſeinem Ab⸗ lauf nur möglich iſt durch eine ausgeprägte Arbeitsord⸗ nung und Arbeitsdiſziplin, ebenſo muß auch die Freizeit⸗ arbeit von den gegebenen Ganzheitsbegriffen ausgehen. Die Freizeitarbeit in Deutſchland hat zwei Er⸗ kenntniſſen organiſatoriſchen Ausdruck gegeben: 1. Frei⸗ zeitarbeit iſt Selbſthilfe. d. h. der einzelne trifft unbeein⸗ flußt die Entſcheidung über ſeine Freizeit. 2. Um aber ſtatt einer bloßen Freizeitverbringung eine für die Gemeinſchaft fruchtbare Freizeitgeſtaltung zu ermöglichen, erfolgte die zentrale Organiſation der geſamten Freizeit⸗ arbeit, ſoweit dieſe ſich an alle Deutſchen wendet. Die Freizeitgeſtaltung iſt nicht nur an den Teil der Woche oder des Tages gebunden, der nach der Arbeitslei⸗ ſtung und nach der Befriedigung des Schlaf⸗ und Ernäh⸗ rungsbedürfniſſes übrigbleibt, ſondern zuſammen mit Wo⸗ chenende, Feiertag und Urlaub iſt die Freizeitgeſtaltung vor allem gebunden an die Arbeit ſelbſt, um ſich nicht dem Lebensrhythmus, der im weſentlichen durch die Av, beitsleiſtung beſtimmt iſt, entgegenzuſtellen, und ſo die Gemeinſchaft in Arbeit und Freizeit aufzuſpalten. Ueber die wirtſchaftliche Bedeutung von Freizeitmaß⸗ nahmen ſprach dann der frühere griechiſche Wirtſchaftsmi⸗ niſter und Arbeitsminiſter Dr. Cartalis. Er ſtellte die ſoziale Politik der letzten 50 Jahre dem modernen Gedan⸗ ken einer ſelbſtändigen Freizeitpolitik gegenüber. Wie es Aufgabe des Staates ſei, für die elementare Bildung zu ſorgen, ſo müſſe es auch Sache des Staates ſein, die im täg⸗ lichen Kampf um Brot und Arbeit verlorengegangenen ſee⸗ liſchen und geiſtigen Kräfte des einzelnen wieder zu er⸗ ſetzen. Der Redner machte den Vorſchlag, die zuſtändigen Ausgaben, die aus der Freizeitpolitik erwachſen, aus einer ſtärkeren Beſteuerung des echten Luxus, oder, wie er es noch genauer ausdrückte, des„echten Preſti⸗ gelu tus“ wenigſtens teilweiſe zu decken. Dann behandelte Geheimer Kommenzienrat Dr. h. c. Röchling⸗Völklingen das Problem Freizeit und Wirtſchaft. U. a. berührte er als ein wichtiges Problem der Freizeitgeſtaltung auch die Siedlungsfrage. Der Vizepräſi⸗ dent des Weltkongreſſes und der Generaldirektor des Dopo⸗ lavoro, Commodore Puccetti, gab einen ausführlichen Ueberblick über das große italijeniſche Arbeiterwerk. Nachdem dann noch Profeſſor Albert Marinus⸗Brüſſel, Profeſſor Dr. Joſe M. Galvez aus Santiago de Chile und der Leiter der öſterreichiſchen Bewegung„Neues Leben“, Dr. W. Winkler⸗Wien,, geſprochen hatten, nahm am Schluß nochmals Präſident Kirby ⸗Newyork das Wort. Er warf die Frage auf, wieweit der Staat oder die Gemeinden bei der Freizeitgeſtaltung mitwirken ſollen. Es ſei ſo leicht. Erholung und Freizeit zu mißbrauchen oder auf falſche Wege zu leiten. Der Staat dürfe nicht durch Be⸗ fehle oder Verbote eingreifen. Wenn man nicht aus der menſchlichen Seele eine Maſchine machen wolle, ſo müſſe man den Menſchen für die Freizeit auch eine gewiſſe Frei⸗ heit geben und die Freiheit individuell betrachten. Der Staak ſolle die Plätze und die Gelegenheit für die Aus⸗ Übung der Freizeit geben, alles andere ſolle den Menſchen 1 oder den Organiſationen überlaſſen werden. Er ſelbſt enne nichts beſſeres als die deutſche Organi⸗ ſation„Kraft durch Freude“, die außerordentlich viele Anregungen und Möglichkeiten biete. Er wünſche, daß in allen Ländern der Welt ähnliche Organiſationen geſchaf⸗ fen werden möchten. 5 Der 6. Weltgeflügelkongreß Eröffnung durch Reichsminiſter Darre. Im Leipziger Gewandhaus fand die Eröffnungsfeier des 6. Weltgeflügelkongreſſes ſtatt, der unter dem Protek⸗ torat der Reichsminiſter Darre, Freiherr von Neurath, Dr. Frick und Dr. Ruſt ſteht. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter und Landwirtſchaft Reichs bauernführer Darre eröffnete den Kongreß mit einer Anſprache, in der er ſei⸗ ner beſonderen Freude darüber Ausdruck gab, daß dieſer Kongreß in Deutſchland ſtattfinde. Die große Teilnehmer⸗ zahl aus den vielen Ländern— ſeien es doch 42 Nationen, die vertreten ſeien— zeige zunächſt einmal die Bedeutung des Kongreſſes an fich. Darüber hinaus gab der Miniſter der Ueberzeugung Ausdruck, daß die ausländiſchen Gäſte der Einladung zur Teilnahme am Kongreß beſonders gerne gefolgt ſeien, um das neue Deutſchland in ſeinem friedli⸗ chen Schaffen kennenzulernen. Die deutſche Geflügelzucht habe im Laufe der letzten Jahre eine beachtliche Ent⸗ wicklung erfahren. Deutſchland erzeuge jährlich über eine Milliarde Mark an Werten aus der Kleintier⸗ haltung. Davon entfielen allein über 600 Millionen Reichs⸗ mark auf die Geflügelwirtſchaft. Tauſende von Menſchen fänden in der Kleintierhaltung lohnende Be⸗ ſchäftigung. Durch die Schaffung von anerkannten Herdbuch⸗ und Vermehrungszuchten ſeien die Vorbedingungen für Belieferung der landwirt⸗ ſchaftlichen Betriebe mit leiſtungsfähigen, gefunden und bodenſtändigen Tieren geſchaffen worden. für Ernährung Durch die Marktordnung ſei der Erzeuger von un kontrollierbaren Schwankungen der Preiſe für ſeine Erzeugniſſe befreit worden. So ſei erreicht, daß der Erzeuger für ſeine Produkte einen gerechten Preis bekomme. Die Marktordnung verhindere aber andererſeits, daß die einzelnen Waren für den Verbraucher verteuert würden. Der Reichsminiſter erwähnte dann eine Reihe der Maßnahmen, die der Reichsnährſtand zur Förderung der Kleintierzucht getroffen habe, und fuhr fort:„Ich weiß ſicher, daß der 6. Weltgeflügelkongreß für die weitere Ar⸗ beit in der Kleintierzucht in der ganzen Welt außerordent⸗ lich befruchtend ſein wird. Die große Schau der Tiere, ſo kaum jemals in ſolcher Menge und ſolcher Güte zuſammen⸗ gebracht, wird Ihnen praktiſch die Gelegenheit geben, die Leiſtungen der einzelnen Länder miteinander zu vergleichen. Wir wollen Ihnen im Anſchluß an den Kongreß unſer ſchönes Deutſchland während einer Geſellſchaftsfahrt zei⸗ gen. Wir hoffen, daß Sie in Ihre Heimat zurückkehren werden mit einer wirklichen Kenntnis des neuen Deutſch⸗ land. Sie werden dann ſicher überzeugt ſein, daß wir uns in Deutſchland ernſthaft bemühen, unſer Volk aus dem wirtſchaftlichen Zerfall, in dem es ſich während langer Jahre befunden hat, zu retten.“ Begrüßungstelegramm an den Führer Berlin, 24. Juli. Anläßlich der Eröffnung des 6. Welt⸗ geflügelkongreſſes hat der Präſident der Internationalen Vereinigung für Geflügelwiſſenſchaft, Profeſſor Aleſſandro Ghigi, an den Führer und Reichskanzler im Namen die⸗ ſer Vereinigung und der zu dieſem Kongreß entſandten Vertreter des Auslandes ein Begrüßungstelegramm gerich⸗ tet, in dem es heißt:„Wir haben mit umſo größerer Ge⸗ nugtuung die Einladung der Reichsregierung, in dieſem Jahre unſere Tagung in Deutſchland abzuhalten, angenom⸗ men, weil wir uns eins wiſſen mit unſeren deutſchen Freunden aus Praxis und Wiſſenſchaft in dem Streben, unſere gemeinſamen Forſchungsergebniſſe der Hebung der Geflügelwirtſchaft und damit der beſſeren Ernährung aller beteiligten Völker in gleicher Weiſe dienſtbar zu machen.“ — Der Führer und Reichskanzler verband mit ſeinem Dank den Wunſch für vollen Erfolg der gemeinſamen For⸗ ſchungsarbeit der ausländiſchen und deutſchen Teilnehmer dieſes Kongreſſes zum Nutzen aller beteiligten Völker. 200 Ehrengäſte des Freizeit⸗Weltkongreſſes 200 Ehrengäſte des Weltkongreſſes für Freizeit und Er⸗ holung werden in der erſten Hälfte des Auguſt in Baden, der Pfalz und Württemberg weilen. Sie kommen am 9. Auguſt um die Mittagszeit aus Richtung Frankfurt am Main nach Heidelberg und werden dort durch die Stadtverwaltung empfangen. Nach dem Mittageſſen beſich⸗ tigen die Gäſte die Stadt und nehmen vorausſichtlich auf der Molkenkur den Kaffee ein, um gegen 17 Uhr in Richtung Neuſtadt(Pfalz) weiterzufahren. Am 11. Auguſt, vor⸗ mittags, lommen die Beſucher wieder nach Baden zurück, und zwar von Speyer aus, beſichtigen zunächſt das neue Strandbad. und werden anſchließend vom Ober⸗ bürgermeiſter der Stadt Karlsruhe begrüßt. Im Stadt⸗ garten wird das Mittageſſen eingenommen und um 14 Uhr dann die Weiterfahrt angetreten. In Sasbachwalden wird eine Kaffeepauſe gemacht, ſo daß gegen 17 Uhr mit der Ankunft in Freiburg, wo übernachtet wird, gerechnet werden kann. Nach dem Abendeſſens werden die Stadtver⸗ waltung und die NSG„Kraft durch Freude“ einen Ka⸗ meradſchaftsabend veranſtalten. Am nächſten Morgen führt die Fahrt durch das Höllental nach Villingen. Im Kurpark wird zu Mittag gegeſſen, dann geht die Fahrt wei⸗ ter nach Schwenningen. Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend Die Meldung für Baden, Württemberg und Pfalz. Wer zum 1. 10. 36 in den Arbeitsdienſt für die weib⸗ liche Jugend, früher Deutſcher Frauenarbeitsdienſt, ein⸗ treten will, hat ſich unter Vorlage folgender Papiere bis zum 1. 8. 36 zu melden: 1. Geburtsſchein, 2. handſchrift⸗ lichen Lebenslauf mit Bild, 3. Leumundszeugnis, 4. poli⸗ zeiliche Anmeldebeſcheinigung, 5. eidesſtattliche Erklärung der ariſchen Abſtammung 6. Einwilligungserklärung des geſetzlichen Vertreters(bei Minderjährigen). Aus den Pa⸗ pieren muß unbedingt die genaue Anſchrift, ſowie der Name der Eltern, von der Mutter auch der Geburtsname, erſichtlich ſein. In den Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend werden grundſätzlich alle Mädels zwiſchen 17 und 25 Jahren auf⸗ genommen, die ſich freiwillig melden und den an ſie geſtell⸗ ten Anforderungen genügen. Die Dienſtzeit beträgt ein hal⸗ bes Jahr, nach abgeleiſteter Dienſtzeit wird der Arbeits, paß ausgehändigt. Unſere Arbeit umfaßt Sozial⸗ und Bauern⸗ hilfe und dient in erſter Linie der Unterſtützung der ſchwer überlaſteten Mütter unſeres Volkes. Die Meldeſtelle für den Arbeitsdienſt für die weib⸗ liche Jugend iſt die zuſtändige Bezirksleitung. Für Würt⸗ temberg, Baden und Pfalz iſt die Bezirksleitung 12, Stuttgart S, Hohenſtaufenſtraße 11, zuſtändig. Meldungen für andere Bezirke müſſen über die zuſtändige Be⸗ zirksleitung gehen. Oſtpreußen und Pommern können Meldungen aus anderen Bezirken in beſonderem Umfange berückſichtigen, der Meldung muß jeweils eine Beſtätigung beigefügt werden, daß die Reiſekoſten zu 50 Prozent ſelbſt getragen werden. Anſchrift: Reichsarbeitsdienſt, Bezirk 12 des Ar⸗ beitsdienſtes ir die weibliche Jugend, Stuttgart S, Hohen⸗ ſtaufenſtraße 11, Fernruf: Stuttgart 71651, Sprechſtunden: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10—11.30 und von 14,30—15,30 Uhr. Nundfunk⸗ Programme Deutſchlandſender. (Programm für alle Reichsſender, außer Berlin). Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Muſik in der Frühe, dazwiſchen: 6.30 bis 6.45 Frühgym⸗ naſtik und 7 bis 7.15 Nachrichten; 12 Muſik am Mittag; 13.45 Nachrichten; 14 Allerlei von zwei bis drei; 20 Nachrich⸗ ten; 22 Wetter, Tages⸗ und Sportnachrichten; 22.15 Vor⸗ olympiſche Streiflichter; 1 Nachtkonzert. Sonntag, 26. Juli: 6 Muſik in der Frühe; 8 Sonntagmorgen ohne Sor⸗ gen; 9 Sonntägliche Muſik; 10 Anterhaltungskonzert; 10.45 Großer Preis von Deutſchland, Vorbericht und Hörberichte von den erſten Runden des Nürburgrennens; 11.30 Welt⸗ kongreß für Freizeit und Erholung 1936, Bilder und Ein⸗ drücke vom großen Feſtzug; 12 Muſik am Mittag; 12.55 Zeitzeichen; 13 Großer Preis von Deutſchland, Hörbericht vom Verlauf des Nürburgrennens; 13.30 Anterhaltungs⸗ konzert; 14 Bunte Schallplatten; 14.30 Großer Preis von Deutſchland, Hörbericht von den letzten Runden des Nür⸗ burgrennens; 15 Unterhaltungsmuſik; 16 Anterhaltungs⸗ konzert; 18 Blasmuſit; 19 Hausmuſik, dazwiſchen: Hör⸗ berichte; 20 Weltkongreß für Freizeit und Erholung 1936, vierter Tag, dazwiſchen 20.50 Bericht vom Kongreß; 22.15 Deutſchlandecho; 22.30 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik; 1.35 Fackelſtaffellauf Olympia— Berlin, das Olympiſche Feuer er⸗ reicht Belgrad. Montag, 27. Juli: 8 Volkslieder— Volkstänze; 9 Konzert; 10 Soliſtt⸗ ſches Muſtizieren; 11 Unterhaltungskonzert; 15 Kammermu⸗ ſik, dazwiſchen: Fackelſtaffellauf Olympia— Berlin, das Olym⸗ piafeuer erreicht Topola; 16 Anterhaltungskonzert; 18 Jetzt trag' die Trommel vor uns her, Kamerad; 19 Südliches Feuer, dazwiſchen Hörberichte; 20.10 Weltkongreß für Frei⸗ zeit und Erholung 1936, fünfter Tag, dazwiſchen: Das Echo des Tages; 22.30 Ballettmuſiken; 24 Wir hören dit Völker der Erde, Lieder aus aller Welt. Dienstag, 28. Juli: 8 Anterhaltungskonzert; 9 Konzert; 10 AUnterhaltungs⸗ muſik; 15 Melodien aus franzöſiſchen Spielopern; 16 Bunber Nachmittag; 18 Das kommt uns ſpaniſch vor..; 19 Mei⸗ ſter ihres Faches, dazwiſchen: Die Welt hört die 11. Olympi⸗ ſchen Spiele; 20.10 Weltkongreß für Freizeit und Erholun 1936, ſechſter Tag, dazwiſchen: Das Echo des Tages; 22.49 Fackelſtaffellanf Olympia— Berlin, das Olympiafeuer er⸗ reicht Budapeſt; 22.30. Mufikaliſches Zwiſchenſpiel; 22.40 Tanz und Anterhaltung. Mittwoch, 29. Juli: 8 Blasmufik; 9 Konzert; 10 Konzertſtunde; 11 Unter⸗ haltungskonzert; 12 Eröffnung der Ausſtellung„Sport der Hellenen“ im Pergamon⸗Muſeum Berlin, anſchließend: Mu⸗ ſik am Mittag; 15 Robert⸗Schumann⸗Stunde; 16 Eröff⸗ nungsſitzung des internationalen Olympia⸗Komitees, anſchlie⸗ ßend: Unterhaltungskonzert; 18 Heiter und bunt, dazwi⸗ ſchen: Hörberichte von der Kunſtflugmeiſterſchaft; 20.10 Welt⸗ kongreß für Freizeit und Erholung 1936, ſiebenter Tag; an⸗ ſchließend: Das Echo des Tages und. abends wird ge⸗ tanzt; 22.15 Ausſchnitt aus dem Feſtakt des internationa⸗ len Olympia⸗Komitees im Pergamon⸗Muſeum; 22.30 Un⸗ kerhaltungskonzert; dazwiſchen: Fackelſtaffellauf Olympia Berlin. das olymvpiſche Feuer erreicht Wien. Les Was BeNe Hf, ef NAH MANNHEIM ZU GROSSEN Kreuz und Quer Treuer Glaube an die Tugend.— Das große Los der Schuhputzer.— Ein unglücklicher Millionär.— Erfindungen, die Millionen einbringen können. Immer und immer wieder lieſt man von Heiratsſchwind⸗ lern und ihren betrogenen Opfern. Wer einmal Heirals⸗ ſchwindler von Angeſicht zu Angeſicht geſehen hat, wird erſtaunt darüber geweſen ſein, wie wenig Aehnlichkeit dieſe Herren dunklen Berufes mit unſeren Vorſtellungen von der Erſcheinung und dem Auftreten eines modernen Don Juans haben. Der falſche Schein der Ehrbarkeit ſcheint ſtets über den ſieghaften Glanz des klaſſiſchen Verführers zu ſiegen. Bei den Frauen iſt es offenbar nicht anders. Wer fällt heüte noch auf einen„Vamp“ herein? Frau Cepyro⸗ witſch, unbekannter Herkunft, aber elegant und ſcheinbar mit den materiellen Glückgütern des Lebens reichlich be⸗ dacht, hatte ſich die oben ſkizzierte Erkenntnis zu eigen ge⸗ macht! Schon beim erſten Male, als ſich Frau Cepyrowitſch in der Belgrader Geſellſchaft zeigte, waren ſelöſt die älteren Damen entzückt von ihr. Sie war ein Muſter von Anſtand und Zurückhaltung, und man glaubte gern und leicht ihren dezenten Andeutungen, daß ſie trotz ihres nicht gerade ari⸗ ſtokratiſch anmutenden Namens ein Mitglied der Wiener Hochariſtokratie ſei, daß ſie über gewaltige Grundbeſitze verfüge, die allerdings zum größten Teil in etliche Nach⸗ barländer hinüberreichen. Frau C. war ſchön, ohne Zweifel. Die Jugend der Belgrader Geſellſchaft riß ſich um ſie, aber Madame war eine Frau von Grundſätzen und jedem Aben⸗ teuer abgeneigt. Moraliſche Prinzipien ſind aber nichts für die Belgrader Seelöwen; was Wunder alſo, daß Madame ihren jugendlichen Anhang ſchnell verlor, um dafür unler den Herren„im beſten Alter“ umſo mehr Erfolge einzu⸗ heimſen? Herren, die reif genug waren, ſich ihrer grauen Haaxe nicht mehr zu ſchämen, bewarben ſich dringend um die Gunſt von Madame; und daß beſagte Madame erklärte, ſie vergehe ihre Gunſt nicht nach materiellen Geſichtspunk⸗ ten, da ſie ſeloſt genügend Geld beſitze, war natürlich nur dazu angetan, die Begeiſterung der Herren im geſetzten Alter zu fördern. Aus der Menge der Bewerber kriſtalli⸗ ſierten ſich ſchließlich ſechs Herren heraus, alle in den glän⸗ zendſten Poſitionen, die nicht nur ihr Herz, ſondern ſelbſt⸗ verſtändlich auch ihre Börſe Madame freigebig zur Ver⸗ fügung ſtellten. Madame war tugendhaft, aber obwohl ſie oft genug erklärt hatte, daß ſie ihr Herz nur einem Mann ſchenken werde, der ſie und den ſie liebe, blieb ſie keine uneinnehmbare Feſtung und eines Tages erhielten ſechs Herren ein Briefchen, Madame würde ſich freuen, ihre Ver⸗ ehrer dann und dann zu empfangen, um ihre Entſcheidung bezüglich der Zukunft ihres Herzens und ihrer Hand ent⸗ Nehmen Pünktlich erſchienen alle ſechs. Befremdet bemerkte jeder von ihnen im Salon, als die Herrin auf ſich warten ließ, daß Madame am Tage, wo es um ihr künf⸗ tiges Schickſal ging, noch fünf andere Gäſte eingeladen habe, aber Unrat witterte niemand. Sie ſaßen da und war⸗ teten, bis ſich ſchließlich einer gezwungen füylte, das Thema der Stunde zur Sprache zu bringen. Sehr ſchnell ſtellte ſich heraus, daß alle ſechs das gleiche Briefchen erhalten hatten, daß alle ſechs aus ihrer Taſche das koſtſpielige Leben von Madame und noch manches andere beſtritten hatten, und keiner von ihnen war ſonderlich verwundert, als er nach mehrſtündigem Warten erfuhr, daß Madame auf und da⸗ von war. Geſetzte Männer und Kaufleute, die ſie waren, ſetzten ſie ſich ſelbigen Tages zuſammen und rechneten ge⸗ meinſam aus, was ſie ihr Glaube an die Tugend gekoſtet habe, und ſie kamen zu dem Schluß, daß ſie um rund eine halbe Million erleichtert worden waren. Ein Posten strapazierfähige Saccoanzüge 90 Spoxrtanzüge mit 2 Hosen 22 Wollmän tel Ein Posten reinwollene Saccoanzüge 50 Sportanzüge mit 2 Hosen 1 Gahardinemäntel Eln Posten erstklassige Sportanzüge mit 2 Hosen Saccoanzüge 00 Uebergangsmäntel zum Teil Modellstücke Außerdem sind unsere sämtlichen Läger Kinder-Kontektion, Hosen, Wasch- Beklei- dung(Lüster, Leinen usw.) Regenmantel. Trachtenkleidung im preise stark ermäßigt. Breitestr. 1 Für dieſe reichen Männer waren die Beträge ſicher zu verſchmerzen. Nicht ſo aber für rund 1500 kleine Leute in Spanien, von denen jeder einzelne gehofft hatte, Dreivier⸗ telmillionär zu werden. In den ſüdlichen Staaten Europas ſpielt man auch mit ſüdlicher Leidenſchaft in der Lotterie, und die Ziehung der großen ſpaniſchen Nationcl⸗Lotterie iſt in ruhigeren Zeiten als gerade der jetzigen in Spanien eine Begebenheit, die Millionen wichtiger erſcheint als alle politiſchen Händel der Welt. Zwar hat die ſpaniſche Na⸗ tlonal⸗Lotterie die Eigentümlichkeit, daß ſie nur wenige Gewinne enthält, dafür aber ſolche von märchenhafter Größe. Auf dieſer Tatſache haben zwei geriſſene Schuhputzer ihren Plan aufgebaut. Da es nur ganze Loſe gibt, verkauf⸗ ten ſie Zehntel⸗Loſe, die ſie ſelbſt herſtellten und unterſchrie⸗ ben, alſo ſogen, Anteilſcheine, aber— ſo erklärten ſie ihrer Loskundſchaft— ein Zehntel behielten ſie für ſich zurück. Aus dieſer Lage iſt nicht ohne weiteres erſichtlich, weshalb die beiden Schuhputzer kein Intereſſe an einem Gewinn hatten: Nämlich deshalb, weil ſie nicht 9 Zehntel⸗Loſe, ſon⸗ dern 1500 Zehntel⸗Loſe abſetzten, was die Bezieher natür⸗ lich nicht ahnten. Eines Tages geſchah doch das Wunder: das Los der beiden Schuhputzer kam mit dem Hauptgewinn von 7,5 Millionen Peſeten heraus. Wie freuten ſich da die 1500 glücklichen Losanteilbeſitzer, denn jeder ſay ich ſchun als Dreiviertelmillionär. Sie eilten zu den beiden Schuh⸗ putzern, doch die kleine Wohnung war verſchloſſen. Man lief zur Polizei, die nur feſtſtellen konnte, daß die beiden ſündigen Losanteilfabrikanten das Weite geſucht hatten. mmerhin konnte die Auszahlung des Gewinnes an die beiden verhütet werden, und nun wollen die geprellten 1500„Gewinner“ die Auszahlung der Rieſenſumme durch⸗ ſetzen. Das ſpaniſche Lotteriegeſetz kennt nur ganze Loſe. So wird wohl die tragiſche Situation eintreten, daß keiner der 1500 auch nur eine Peſeta erhält und der Staat den Rieſengewinn einſtreicht. Dieſen unglücklichen„Faſt⸗Millionären“ ſei ein richtiger Millionär gegenübergeſtellt, der trotz ſeinen Millionen an⸗ ſcheinend nicht weniger unglücklich war. In ſeinen Erinne⸗ rungen berichtet der engliſche Journaliſt William Colley u. a. von einem Auftrag, den er von ſeiner Zeitung als junger Reporter bekommen hatte. Es handelte ſich darum eine engliſche Finanzgröße zu beſuchen. Man hatte Colley wohlweislich die Unnahbarkeit des vielfachen Millionärs verſchwiegen. Der Journaliſt trat in den palaſtartigen Wohnſitz des Geldgewaltigen ein. Ein Lakai nahm ihm die Karte ab. Sie durchſchritten mehrere Räume, die koſtbar ausgeſtattet waren. Plötzlich ſtand der Reporter vor dem Beſitzer all der Schätze, einem älteren und offenbar ſehr vergrämten oder verärgerten Herrn. Beſcheiden trug Colley ſeinen Wunſch vor, doch da polterte auch ſchon der reiche Mann los:„Ich habe nur den einen Wunſch“, ſchrie er ſeinen Beſuch an,„laſſen Sie mich in Frieden! Alle Men⸗ ſchen, die zu mir kommen, wollen etwas von mir haben. Halten Sie mich nur nicht für glücklich! Ich bin von den koſtbarſten Kunſtgegenſtänden umgeben, aber glücklich bin ich nicht. Ich kann Ihnen nicht einmal ſagen, was mich wirklich glücklich machen könnte, jedenfalls nichts, was mit Geld zu erkaufen iſt.“ Der Reporter brachte am nächſten Tag ſeinen Bericht mit dem Titel:„Unglücklich trotz Millio⸗ nen!“ Das Interview erregte großes Aufſehen in der gan⸗ zen engliſchen Oeffentlichkeit, der Finanzgewaltige tobte und ſchrieb dem Reporter einen ſehr deutlichen Brief. Colley ging darauf nochmals zum Palaſt des Millionärs, aber er⸗ fuhr dort, daß der Beſitzer verreiſt ſei. Der Hausmeiſter zeigte ihm einen großen Stoß Briefe mit Heiratsanträgen jüngerer und älterer Damen. Nun, dieſe Abneigung gegen Millionenreichtum iſt ſonſt kaum auf der Welt anzutreffen. Allen anderen ſchwebt als Ideal vor, Millionär zu werden, möglichſt durch irgendeine Erfindung. Um der Vorſtellung entgegenzuarbeiten, daß nichts mehr zu erfinden ſei, hat ein großes engliſches Blatt eine Umfrage bei engliſchen Induſtriellen veranſtaltet. Man geht hier ſo weit zu behaupten, daß die vollkommene Lö⸗ ſung jedes einzelnen der nachſtehend aufgeführten Probleme rund 1 Mill. Pfd. Sterling wert iſt. Die Welt ſucht u. g. ein Auto, das ſeitwärts fahren kann und ſomit auf kleinſtem Platz zu parken vermöchte oder wieder aus dem Parkplatz herausfahren kann: ein Flugzeug, mit einem ganz leichten Dieſelmotor, vor allem für Han delsflugzeuge; ein Giroflugzeug, das nicht nur ſehr billig, ſondern außerdem auch noch 100 Prozent betriebs⸗ ſicher iſt und mit dem man im Hinterhof eines jeden Hauſeg niedergehen und aufſteigen kann; Licht, das jeden Nebel wirklich auf längere Strecke durchſtößt. Der Zeit⸗ und Sach⸗ gewinn beträgt mehr als 1 000 000 Pfund Sterling im Jahr; Kraftgewinnung aus der Sonne, aus den Ge⸗ zeiten(überall) und aus der Erdtemperatur; Stromer⸗ zeugung direkt im Bergwerk, um den Weg vom Kohlen⸗ gewinnungsplatz zum Werk uſw. zu vermeiden oder zu ver⸗ kürzen, alſo Verarbeitung der Kohle direkt in der Erde: kaltes Licht zur Beleuchtung, denn heute werden 95 Proz. der elektriſchen Kraft verſchwendet, um erſt auf dem Wege über die Hitze Licht zu erhalten; Wagneſjum⸗ Stahl, der mindeſtens ſo ſtark iſt wie Aluminium, dabei aber etwa ½ leichter als jenes. Die ganze Flugzeugtechnit würde revolutioniert; Synthetiſche Nahrung, die dem Gehalt an Vitaminen uſw. von friſchen Gemüſen, Eiern und Fleiſch ungefähr gleichkommt; Graspapier, das die direkte Gewinnung von Papier aus Gras geſtattet, denn heute braucht ein Wald rund 50 Jahre, um zur nö⸗ tigen Größe emporzuwachſen;: Milſch aus Gras, Ge⸗ winnung der Milch aus dem Grünfutter, alſo gewiſſermaßen unter Umgehung der Kuh; Antiſchnupfenmittel, das bei jedem Menſchen wirkſam wird und Erkältungen ſchon vorbeugend ausſchaltet. Huſten und Schnupfen koſten die Welt jährlich Millionen und Abermillionen; Ewiges Getreide, alſo eine Getreidefrucht. die aus der Wurzel heraus im nächſten Jahr weiterwächſt, ſo daß ein neues Pflügen und Säen unnütz wird. Alſo: Erfinder an die Front! 1 Vermiſchtes Bärte in der engliſchen Armee. Ein Erlaß König Eduards erlaubt ſeit kurzem den Leibgardiſten, den Veomen of the Guard, ſich die Bärte abzuraſieren. Seit Eduard VII. mußten die Peomen Vollbärte tragen wie der König ſelbſt. Auch unter Georg V. blieb es bei den Bärten. Der König hatte überhaupt eine Vorliebe füt bärtige Soldaten. Als er einmal die Angehörigen der Welſh Guard zu jugendlich fand, da ſie keine Bärte tru⸗ gen, verpflichteten ſich die Gardiſten freiwillig zum Bart⸗ tragen. In anderen Truppenteilen iſt dagegen das Bart⸗ tragen verboten. Erſt kürzlich wurde ein Soldat beſtraft, weil er ſich geweigert hatte, ſich ſeinen Bart abnehmen zu laſſen. Die oben erwähnten Deomen of the Guard ſind übrigens Angehörige des älteſten Truppenteils der Welt. Sie tragen heute noch die gleichen Uniformen wie vor 400 Jahren. Sie und einige andere Gardeabteilungen ſind die einzige legale Heeresmacht Englands. Die regu⸗ läre Armee iſt im Grunde kein ſtehendes Heer, ſondern muß jedes Jahr vom Unterhaus neu bewilligt werden. Der Führer der SA- Gruppe Südwest, Pg. Ludin, zur Werbeaktion der NSV: „Die gesamte Ardelt der national 80212118tischen Partet- und Staats- führung 1st auf die Fohi fahrt des deutschen Volkes ausgerichtet. Es 18t daher eine Selbstver- ständl1iohke it, daß jeder SaA-Führer und Sa-Mann solche Organzsatfonen. die. wie die NS-Volkswohl fahrt. dieses Ziel besonders verfolgen, in jeder Feise unterstutzt.“ Der hne der Sa-Gruppe Südwest lag Gruppep führer. Verlobungs- Marien Vermahlungs- Karten Besuchs-Narlen Oratulalions- Marien Karten flir geschenkzwoche in geschmackvoller Qusfubrung werden schnellstens angefertigt In det Nectar Vote-Orucberei. mem ſonſt bt als ideine daß Blatt Man e Lö⸗ bleme d. ein t auf dem einem Han⸗ ſehr riebs⸗ auſes Nebel Sach⸗ im n Ge⸗ Ner⸗ ſhlen⸗ ver⸗ Erde: en 95 dem u m⸗ dabei echnik „ die lüſen, i ek, attel, r nö⸗ Ge⸗ aßen tel, ngen oſten q es Urzel ſeues Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 30. Kurt von Rühland hatte den Brief ſinken laſſen. Ein Spottlächeln umkräuſelte ſeine Lippen. Aber dann wurde ſein Geſicht wieder ernſt. Er hatte andere Sorgen als Viktor. Seine Gedanken kreiſten nur um— Geld! Er hatte in der letzten Woche ſtarke Verluſte beim Spiel gehabt. Hatte mit ſeiner Karte bezahlen müſſen— es war höchſte Zeit, die Schuld abzudecken! And Dorrit, ſeine Freundin! Sie war das letztemal ſehr aufgebracht geweſen, daß er nicht das koſtbare Brillantarm⸗ band kaufte, das ſie wieder einmal wünſchte. „Warum ſpielſt du ſo hoch— wenn du nur verlierſt,“ hatte ſie zornig geklagt und ihre Augen hatten ſich mit Tränen gefüllt.„Du liebſt mich nicht. Du biſt ein Egoiſt. Du willſt mich quälen.“ Der Zorn war mit ihr durchgegangen. Es hatte eine große Szene gegeben. Dann hatte ſie ihm einen liebeglühenden Brief geſchrie⸗ ben und um ſeine Verzeihung gebeten— in ihrer zärt⸗ lichen, raffiniert liebevollen Art, mit der ſie ihren wahren Charakter ſo gut verbergen konnte. Ganz demütig⸗hinge⸗ bend konnte ſie erſcheinen, wenn ſie es wollte Und damit hatte ſie noch immer gewonnenes Spiel gehabt. Kurt von Ruhland zerdrückte nervös die Zigarette in der narmornen Schale. Geld! Geld! Neues Geld! Sein hohes Gehalt— es reichte ſchon bei weitem nicht mehr für ſeine koſtſpieligen Bedürfniſſe. Bei weitem nicht! Seine Kunſtfertigkeit und Geſchicklichkeit in der Verſchleie⸗ rung der Buchführung hatte ihm ſchon oft helfen müſſen! And Dorrit hatte auch ſchon wieder gemahnt! Beklagte ſich über zu karge Zuwendungen. Teufel— neues Geld! Er biß die Zähne in die Lippen. Heute waren wieder größere Zahlungen in der Kaſſe erfolgt. Der erſte Prokuriſt hatte ſie im Geldſchrank des Kaſſenraumes verſchloſſen. Das Geld ſollte erſt am Mon⸗ tag zur Bank gebracht werden. Bisher hatte Kurt von Ruhland ſich nur an den direkt durch ſein Reſſort laufenden Geldern vergriffen. Das er⸗ ſchien ihm am ſicherſten. Aber ſeine Kaſſen waren leer. Die Lohnauszahlungen hatten diesmal den Barbeſtand aufge⸗ Zehrt. Blieb alſo nur— der Kaſſenſchrank,. Und von dem hatten der Baron ſelbſt und der Proku⸗ riſt den Schlüſſel. Der Graf atmete tief und wie beſchwert auf. Niemand wußte, daß er ſeit einiger Zeit einen drit⸗ ten Schlüſſel beſaß. Der Zufall hatte es gewollt, daß er kurz vor des Barons Abreiſe einmal deſſen Schlüſſel auf dem Schreibtiſch fand. Er mußte ihn, da er aus dem Kaſ⸗ ſenraum kam und dann gleich zu einer Konferenz in der Kreisſtadt abberufen wurde, liegen gelaſſen haben. Schnell entſchloſſen hatte Kurt einen Abdruck davon genommen. In n hatte er ſich dann den Schlüſfel danach anfertigen ſſen. Er hätte ihm nichts genützt, wenn er nicht vor kur⸗ Zem auch, da der erſte Prokuriß in ſeiner Gegenwart den Schrank öffnete, ſcharf aufg paßt hätte, wie die Handha⸗ bung des Schloſſes war. Man konnte nie wiſſen, ob man dieſes Geheimnis nicht einmal würde gebrauchen können! Und nun— war es ſoweit! Kurt von Ruhland ſprang erregt auf. Geld aus dieſem Schrank,— er wußte, das konnte er nicht verſchleiern. Die entſprechenden Eintragungen mochte gicht er, ſondern der Prokuriſt. Und am Montag mußte er den Fehlbetrag entdecken! 5 Oder? Oder— er mußte entdecken, verkehrt geweſen waren! Niemand konnte ja ahnen, daß ein dritter Schlüſſel Lxiſtierte! Der Graf nickte wie abweſend. Nein— das konnte niemand wiſſen. Und dennoch! Warum hatte er Angſt davor? Angſt, daß man ſtutzig wurde? Daß man vielleicht— auch andere Bücher kontrolljeren konnte? Anſinn! Der Prokuriſt würde ſtille ſein! Und wenn nicht— ihn kontrollierte man beſtimmt nicht! Der Baron war weit weg! Bis zu ſeiner Rückkehr war alles halb ſo ſchlimm. Und jetzt war er noch Herr hier! Er hatte zu beſtim⸗ men! Da konnte ja doch überhaupt nichts paſſteren. Seine Geſtalt ſtraffte ſich. Ein harter, ſinſter⸗entſchloſſener Ausdruck war in ſei⸗ nem Geſicht. 0 Er griff in die Taſche. Fühlte den Schlüſſel, den er ſtets bei ſich trug. Verließ das Zimmer. 0 5 5 Nur der alte Hauswart war heute in de: Villa, wie ihm bekannt war. Die andere Dienerſchaft war ſchon früh⸗ zeitig in die nahe Stadt gewandert, wo heute Faſchings⸗ bälle ſtattfanden. Der Wächter in den Werken konnte ſei⸗ nen Dienſt erſt in einer Stunde antreten. And im übrigen — es konnte ja auch nicht ſonderlich auffallen, wenn er noch einmal ins Bureau hinüberging. 5 Er verließ das Haus durch den hinteren Ausgang. Die Dämmerung hing ſchon über dem Land. i Wenige Minuten ſpäter ſtand er im Privatbureau. Durchſchritt leiſe und ſchnell einige Räume. Eine eiſerne Tür knarrte kurz. Die Tür zum Kaſſenraum. Er ſtand vor dem Geldſchrank. 85 Seine Hand zitterte ein wenig, als er den Schlüſſel Probierte. Er lauſchte. Dann ſchloß er langſam, überlegend, ohne Erregung. Schwer öffnete ſich die Tür. 5. Geldbündel lagen vor ſeinen Augen. Ein beträchtliches Vermögen. Der Gedanke durchzuckte ihn, alles zu neh⸗ men. Aber die Vernunft ſiegte.. Er griff nach einem der Bündel. Ohne die andern nur zu berühren. Schnell und entſchloſſen. Es war eine erheb⸗ liche Summe, wie er ſofort feſtſtellte, die ihm erlauben wilrde, ſeine Verbindlichkeiten zu erledigen und auch Dor⸗ rit, die ihm ſo zärtlich geſchrieben hatte, den Wunſch zu erfüllen, den er ihr neulich abſchlagen mußte. And auch für Eva konnte noch einiges abfallen, ohne daß er ſich ganz zu verausgaben brauchte. Ih m winkte ja bald die be⸗ guemere Kaſſe ſeines eigenen Reſſorts. daß ſeine Eintragungen Haſtig ſteckte er das Bündel in die Taſche. Schloß vorſichtig und ſorgſam wieder zu. And ſchnell und lautlos glitt er durch die Räume zu⸗ rück, in das Privatbureau. Hier ſteckte er ſich voretſt mit erzwungener Ruhe eine Zigarette an. So— ein paar Züge, damit die Erregung der Nerven abklingen konnte. Die Tat war geſchehen! Er war wieder einmal„über den Berg“.— Dann verließ er das Bureau, ſpazierte gemächlich nach dem Garten. Der alte Hauswart faß, die Pfeife rauchend, in der Halle. wo er eben den Kamin neu angeheizt hatte. Das pflegte bei ihm immer eine ganze Weile zu dauern. Der konnte ihn alſo nicht geſehen haben. Alles war gut gegangen. „Ich werde heute auch noch ein bißchen ausgehen, Al⸗ ter,“ ſagte Kurt von Ruhland gönnerhaft.„Setzen Sie ſich mit Ihrem Hund eine Weile in das Bureauhaus— heizen Sie ſich an— der Wächter bummelt heute mal wieder ſchrecklich. Unglaublich iſt dieſe Langweiligkeit von ihm. Sagen Sie ihm, wenn er kommt, daß ich erwarte, er er⸗ ſcheint in Zukunft eine Stunde früher. Gerade heute— wo ſo wenig Perſonal hier iſt—“ „Ich werd's ausrichten, Herr Graf.“ Kurt von Ruhland begab ſich auf ſein Zimmer, um ſich umzukleiden. Er pfiff leiſe vor ſich hin— ſeine Laune hatte ſich merklich gebeſſert. a Eine halbe Stunde ſpäter brachte ihn das Auto zum Bahnhof, von dem er mit dem Zuge, den er gerade noch rechtzeitig erreicht hatte, nach Berlin fuhr.— Sfjebzehntes Kapitel. Dorrit Jenſen ſchnurrte wie ein Kätzchen. Sie ſchmiegte ſich an Kurt an und war voll hingebender Zärtlichkeit. Sie hatte einen braunen Wuſchelkopf, war grazil, zierlich, hyperelegant, und ihr Geſicht war wie das einer ſchönen Puppe. In dem buntſeidenen Kimono, der ihre ſchlanke Geſtalt umhüllte, ſah ſie wie eine Orientalin aus. Sie hatte Kurt von Ruhland in ihrem mit etwas allzu aufdringlicher Eleganz ausgeſtatteten Heim, das er ihr eingerichtet, erwartet, und ſie tat doch ſehr überraſcht. And als er ihr das heißerſehnte Armband um das ſchmale Gelenk ſchob, ſchrie ſie vor Entzücken laut auf. „Kurt— daß du wieder gut biſt! Oh— du Beſter! Nun haſt du es doch gekauft! O du!“ Sie überſchüttete ihn mit leidenſchaftlichen Küſſen und die Kühle, die ſonſt ſeinem Geſicht eigen war, wich einer heißen Erregung. 1 5 „Dorrit— ſchönſte Dorrit—“ 7„ Sie ſchlang die Arme um ſeinen Hals noch enger. 1 „Mein Einziger— du!“ Sie ließ das Armband im Lampenlicht funkeln. Die Brillanten 11 n blitzende Strahlenbündel— es war ein ſehr koſtbares Schmuckſtück. „Du mußt ſchrecklich viel Geld verdienen, Kurt—“ Sie wußte natürlich, welche Stellung er bekleidete. Die⸗ ſer Frau gegenüber hatte er, der in Liebesabenteuern ſonſt Verſchwiegene, nicht ſchweigen können. Sie hatte ſich auch insgeheim über ſeine Familie orientiert, wußte, daß ſtie verarmt war. And ſie hatte ſo ihre eigenen Gedanken. 0„Verdienen— ja, du weißt ja, ich hab' eine gute Po⸗ ition.“ „Ich möcht' dich einmal beſuchen,“ ſagte ſie. „Am Gotteswillen, Dorrit. Ich hab' dir geſagt, es geht nicht. In ſo einem Neſt macht das Aufſehen. Ich möchte das nicht—“ Sie ſetzte ſich auf ſeinen Schoß. „Wollen wir bei mir eſſen— oder willſt du mich aus⸗ führen? Lieber wär' mir ſchon, wir ſpeiſten hier—“ „Mir auch. Ich hab' nachher noch einiges zu erledi⸗ gen—“ Sie klingelte nach ihrem Mädchen. In der Nähe gab es eines der Pafür ere Speiſelokale des Weſtens, das Mädchen ſollte dafür ſorgen, daß zwei Menüs ſo ſchnell wie möglich hergeſchickt würden. Und Wein dazu. Es wurde ein vergnügtes Schmauſen. Kurt von Ruh⸗ land war ganz eingehüllt von Dorrits ſchillerndem We⸗ ſen. And gerade heute— nach ſeiner Tat— hatte er das Bedürfnis, ſich zu berauſchen. Dorrit entdeckte plötzlich, da ſie ihn wieder umarmte, die reiche Füllung ſeiner Brieftaſche. Luſtig, ehe er ihr wehren konnte, zog ſie ſte heraus— ſah das Bündel der großen Scheine. Ein Laut entzückten Staunens kam von ihren Lippen. Eine ſo hohe Summe hatte er noch nie bei ſich gehabt. Ae pflegte doch allwöchentlich erhebliche Summen aus⸗ zugeben. Die Scheine ſteckten noch in der breiten, von dem Zäh⸗ ler markierten Binde. „Kurt— ſo viel Geld!“ Er erblaßte unwillkürlich. Sie ſah ihn an. Seine Verwirrung entging ihr nicht. Sie ſchloß einen Augenblick lang die Augen. Haſtig griff er nach dem Bündel und ſteckte es wieder ein. „Ich— ich habe noch einiges Geſchäftliche zu erledigen. Dazu brauchte ich das Geld—“ „Soll ich's glauben?“ ſagte ſie mit reizendem, frivo⸗ lem Lächeln. And plötzlich rief ſie aus: „Kurt— liebſt du mich ſo ſehr, daß du— mich hei⸗ raten könnteſt?“ Er war ganz verdutzt. „Aber Kind—“ „Ich dachte ſchon oft daran, Kurt. Du liebſt mich doch. Oft genug haſt du's mir geſchworen. And ich könnte ohne dich nicht mehr ſein. Haſt du noch nie daran gedacht, daß ich— theatermüde werden könnte?“ „Du? So jung?“ „Wie lange noch? Das Theater reibt auf, Kurt. Ich aber will jung bleiben— für dich! Du gibſt ſo viel für mich aus— dafür—“ Er lachte beluſtigt. „Aber Dorrit— ich, der Graf von Ruhland, ſoll dich heiraten?“ Es ſchien ihm unfaßbar, abſurd, lächerlich. N „Red' nicht ſo töricht, Dorrit. Gewiß biſt du mir die A das weißt du. Ich kann dich nicht mehr vermiſſen. er— Er lachte. n Eine kleine Falte ſchob ſich in ſeine Stirn. 3 „Alſo als Frau wäre ich dir doch nicht fein genug—“ „Still doch, Dorrit! Das iſt ja Anſinn! Warum kommſt du auch gerade jetzt auf ſolchen Gedanken, da wir ſo ver⸗ gnügt beiſammenſitzen. Sei doch vernünftig. Ich hab' Sorgen genug— bei dir wollte ich ſie vergeſſen. Deine Küſſe ſollten mich berauſchen—“ Sie lächelte verſöhnlich. Aber hinter ihrer Stirn blieb der Gedanke: Hüte dich— wegen dieſer Worte! „Sorgen— du? Wer ſo niel Geld hat! ja ein Vermögen verdienen! Daß ich lache!“ a verſtehſt das nicht,“ erwiderte er etwas unbehag⸗ ich. Sie küßte ihn raſch. „Nicht böſe ſein! Von Sorgen will ich nichts hören. Luſtig will ich ſein— und deine Liebe haben! Du— wollen wir gehen?“ „Es dürfte Zeit ſein. Man will ja am Ende auch un⸗ ter Menſchen!“ „Sehr richtig. Alſo gehen wir. Machen wir unſern Bummel! Er wird, wenn ich nicht irre, im„Ecarté' enden, und du wirſt mir deinen Gewinn ſchenken.“ Du mußt Prakliſche Winke 5 für die Einkochzeit Jetzt, wo die Natur ihre Fülle verſtreut, wo Garten und Feld uns mit reichem Ernteſegen überſchütten, muß die vorſorgliche Hausfrau an die Zukunft denken und ſich durch Einkochen von Früchten und Gemüſen Vorräte für den Winter ſchaffen. Die moderne Hausfrau muß ſich daran gewöhnen, wirtſchaftlich zu denken und zu handeln; ſie muß zu ihrem Teil daran mitarbeiten, Einfuhr und damit Deviſen zu ſparen. Die Arbeit des Einmachens beginnt mit den Vor⸗ bereitungen, d. h. mit dem Waſchen, Ablaufenlaſſen, Vor⸗ kochen, Einkochen und wie die Handreichungen alle heißen. Man ſoll nur gute, einwandfreie Geräte verwenden, zum Beiſpiel Töpfe, die nicht abplatzen, die den Geſchmack und die Farbe des Einkochgutes nicht verderben. Erſte Be⸗ dingung iſt größte Sauberkeit. Flaſchen und Gläſer müſ⸗ ſen, am beſten Tags zuvor, mit heißem Sodawaſſer gut gereinigt, gut geſpült und an Luft und Sonne auch in⸗ wendig gut ausgetrocknet werden. Wichtig iſt der Ver⸗ ſchluß; nur gute, einwandfreie, gebrühte Gummiringe und Korken dürfen verwendet werden. Zum Ueberbinden der Töpfe und Gläſer nimmt man das durchſichtige, hygieniſche Einmachematerial. Zucker iſt das beſte Konſervierungs⸗ mittel für Früchte und vermehrt zugleich den Nährwert Pfirſiche Werd vorſichtig abgeſchält, ehe man ſie 5 einkocht. 5 Aufnahme: E. Schoepke— M. infolge ſeines hohen Kaloriengehalts. Zum Abſchäumen des Zuckers gebraucht man einen Porzellanlöffel, zum Durch⸗ gießen ein Porzellanſieb oder ein gut verzinktes Sieb. Zum Rühren findet ein Holzlöffel Verwendung, der aber 8 0 zu keinem anderen Zweck gebraucht worden ſein arf. i Zum Einkochen von Gelees und Marmeladen eignen ſich möglichſt breite, flache Töpfe; während des Kochens darf der Topf nicht zugedeckt werden. Das Steifwerden wird auf dieſe Weiſe ſchneller erreicht und Heizmaterial geſpart. Töpfe oder Keſſel, in denen fetthaltige Speiſen gekocht wurden, dürfen zu Einmachezwecken nicht benutzt werden. Eingekochte Früchte läßt man nicht im Einmache⸗ keſſel erkalten, ſondern füllt ſie heiß in die dafür beſtimm⸗ ten Glas⸗ oder Steingutgeſäße. Während es beim Einfüllen von Konſervengläſern nie zu vermeiden iſt, daß von dem Einfüllgut etwas auf den Glasrand fällt, und auch beim Säubern faſt immer Rückſtände bleiben, erleichtert ein praktiſcher Einfülltrichter der Hausfrau die Arbeit und verhütet das ſpätere Auf⸗ gehen der Gläſer. Der gut emaillierte Einfülltrichter wird einfach auf die Gläſer oder Töpfe aufgeſetzt, und mittels einer Schaumkelle wird das Einmachgut bequem und ſau⸗ 1 Glasrand und Gummiringe bleiben ſo trocken. Marmeladen und Gelees, mit Trockenpulver einge⸗ kocht, erſparen der Hausfrau Zeit und Arbeit. Hält man die vorgeſchriebene Kochzeit genau inne und verwendet man die genau vorgeſchriebene Menge Einkochzucker, ſo gelingt das Eingemachte immer. Je heißer man die Mar⸗ melade in die Gläſer füllt, je ſchneller die Gläſer ver⸗ ſchloſſen und umgeſtülpt werden, um ſo größer iſt die Ge⸗ währ, daß ſich kein Schimmel bildet. Selbſtbereiteter Obſtſaft hält ſich, richtig zubereitet, den ganzen Winter. Die Früchte werden gewaſchen, gut 91 8115 ft und durch die Preſſe getrieben. Den dick her⸗ ausquellenden Saft läßt man in eine tiefe Schüſſel fließen. Ein Saftbeutel wird an beiden Zipfeln beſeſtigt und ein Alumniumtopf daruntergeſtellt. Die Flüſſigkeit wird in den Beutel gegoſſen und muß langſam abtropfen. Dann läßt man ſie langſam heiß werden, ſchäumt gut ab, läßt einige Male aufwallen und zieht den Topf zurück, ſowie der Saft klar iſt. Dann füllt man ihn in gut gereinigte laſchen, die man mit dem hygieniſch einwandfreien atteverſchluß verſchließt. Zur Verwendung kommen zweckmäßig kleine Flaſchen, da ſich angebrochene Flaſchen nicht lange halten. Iſt das Eingemachte fertig gekocht und in Gläſer, Töpfe oder Flaſchen gefüllt, ſo muß der Inhalt vollſtändig ausgekühlt ſein, ehe man das Gefäß verſchließen darf. Während dieſer Zeit deckt man zum Schutz vor Staub ein ſauberes Tuch darüber. Gemiſchte Koſt iſt für die Ernährung notwendig. Auch im einfachen Haushalt ſoll⸗ ten zur Zeit der Ernte möglichſt viel Früchte eingekocht werden, die durch ihren Reichtum an Vitaminen und Nähr⸗ ſalzen für die Geſundheit wertvoll ſind. E. Schoepke. C11— 1 Sport und Spiel Leichtathletikkampf. Tv. Edingen— Tbd.„Jahn“(alle Abteilungen) Nach I4tägiger Pauſe ſetzt der hieſige Turnerbund die Reihe ſeiner Klubkämpfe morgen Sonntag mit einem Mannſchaftskampf in Edingen gegen den dortigen Ty. fort. Bekanntlich ſtellt letzterer eine erſtklaſſige und aus⸗ geglichene Mannſchaft an den Start, ſodaß das Ergebnis noch als durchaus offen anzusprechen iſt. Die Turner⸗ bündler müſſen jedenfalls alles daranſetzen, wenn ihnen die Revanche zu der vor einigen Jahren erlittenen Nieder⸗ lage gelingen ſoll. Der Wettbewerb ſelbſt wird mit der Sportler⸗, Jugend⸗ und Turnerinnenabteilungen durch⸗ geführt, bietet alſo ſchon viel und ſchönen Sport, daß es ſich beſtimmt lohnt, dieſen Leichtathletikkampf an⸗ zuſehen. Geſtartet wird in den üblichen Diſziplinen, wie 100, 400, 1500 m, Hochſprung, Weitſprung, Kugelſtoßen u. a. m. und zwar immer nur 2 Mann von jedem Verein unter Starterlaubnis für nur 3 Konkurrenzen für jeden Mann. Dies um etwaigen Mißverſtändniſſen vorzubeugen. Weiter dürfen noch intereſſieren die 4 mal 100 m⸗Staffel und die Schwedenſtaffel. Wünſchen wir dem Kampf einen gutorganiſierten Verlauf und dem hieſigen Tbd.„Jahn“ einen ſchönen ſportlichen Erfolg, der ſich würdig an die bisherigen Leiſtungen des Vereins anſchließt. ESport⸗Vorſchau Die Vorbereitungen für die Olympiſchen Spiele ſind in allen Ländern abgeſchloſſen, an die dreißig Nationen ha⸗ ben im Olympiſchen Dorf in Döberitz bereits ihre Quartiere bezogen, alles iſt bereit, die Spiele können beginnen. Das letzte Wochenende vor der großen Eröffnungsfeierlichkeit auf dem Reichsſportfeld ſteht ganz unter dem Eindruck die⸗ ſes großen Ereigniſſes. Es bringt für die Sportler, deren Sportart nicht in das olympiſche Programm aufgenommen wurde, Veranſtaltungen großen Formats. Da ſind beiſpiels⸗ weiſe die Welt⸗ und Europa⸗Meiſterſchaften der Wurftau⸗ benſchützen in Berlin⸗Wannſee, am gleichen Ort die natio⸗ nalen und internationalen deutſchen Golf⸗Meiſterſchaften und das Welt⸗Keglerturnjer in der„Deutſchlandhalle“. Der „Große Preis von Deutſchland“ für Rennwagen, das „Braune Band von Deutſchland“ in München⸗Riem und die Davispokal⸗Herausforderungsrunde ergänzen das Pro⸗ gramm in würdiger Weiſe. Der Wichtigkeit halber nehmen wir den Mokorſport mit der Entſcheidung des„Großen Preiſes von Deutſchland“ auf dem Nürburgring vorweg. 20 Rennwagen aus 5 Nationen, Deutſchland, Italien, Frank⸗ reich, England und Holland, nehmen das ſchwere Rennen über 500 Kilometer auf. An der Spitze ſtehen natürlich die deutſchen Wagen der Auto⸗Union mit Roſemeyer, Stuck, von Delius und Varzi ſowie die von Mercedes⸗Benz mit Caracciola, von Brauchitſch, Lang, Chiron und Fagioli am Steuer. Das Aufgebot der Scuderia Ferrari iſt ebenfalls ſehr groß und umfaßt vier Alfas, die von Nupolari, Brivio, Severi und Dreyfuß durch die Runden geſteuert werden. Die offizielle Maſerati⸗Mannſchaft beſteht aus Graf Troſſi und Tenni, und als Privatfahrer vervollſtändigen Zanelli (Italien) auf Maſerati, Rüeſch(Schweiz) auf Maſerati, Tapper(England) auf Maſerati, Wimille(Frankreich) auf Bugatti und Rens(Holland) auf Bugatti das Feld. Auto⸗ Union, Mercedes⸗Benz und Alfa⸗Romeo haben in den bis⸗ her ausgetragenen ſechs internationalen Rennen je zwei Siege davongetragen. Der„Große Preis von Deutſchland“ bildet den Beginn der eigentlichen„Großen Preiſe“, die in der Schweiz, in Italien und Spanien fortgeſetzt werden. Aus dieſem Grunde kommt ihm ganz beſondere Bedeutung zu. Der Kampf um die Vorherrſchaft im europäiſchen Auto⸗ mobilſport wird alſo auf dem Nürburgring eingeleitet. Der Pferdeſport bringt Deutſchlands wertvollſtes Rennen, das mit 100 000 Mark ausgeſtattete„Braune Band von Deutſchland“(2400 Meter), das auf der Münchner Bahn in Riem entſchieden wird. Ein Dutzend Pferde iſt in dieſem größten deutſchen Pferdeſport⸗Ereignis ſtartberechtigt Die deutſche Spitzen⸗ klaſſe iſt vollzählig vertreten, Sturmvogel und Nereide, die Derbyſieger der beiden letzten Jahre, treffen zum erſten Male aufeinander. und zu ihnen geſellt ſich mit Corrida das beſte ältere Pferd Frankreichs. Im„weißen“ Sport wird der diesjährige Davispokal⸗Wettbewerb abgeſchloſſen. Nachdem Deutſchland als Sieger der europäiſchen Zone in Wimbledon gegen Auſtralien im Interzonenfinale aus⸗ ſchied, trifft nun am Samstag und Montag ſowie Diens⸗ tag nächſter Woche Auſtralien an gleicher Stelle in der Herausforderungsrunde auf England, das den Pokal ver⸗ teidigt.— In Mannheim wird die badiſche Mann⸗ ſchaftsmeiſterſchaft beendet. In der Schlußrunde ſtehen ſich der TK Mannheim und TK Pforzheim gegenüber. Im Schwimmen werden einige nationale Veranſtaltungen durchgeführt, und zwar in Regensbura und Karlsruhe. In Lan⸗ gen tragen die Gaue Südweſt und Württemberg einen Waſſerball⸗Gaukampf aus. Der Radsport wartet mit einem umfangreichen Programm auf. Die deutſche Olympia- Mannſchaft der Bahn geht geſchloſſen in Braunſchweig an den Start. In Breslau und Magdeburg werden Steherkämpfe ausgefahren und in Paris beteiligen ſich Metze und Lohmann an einem wei⸗ teren Lauf um den Preis des Franzöſiſchen Radſportver⸗ bandes der Steher. Im Rudern werden die Regatten in Koblenz und Frankfurt (Frauenregatta) veranſtaltet. In Amſterdam kommen die holländiſchen Meiſterſchaften zur Entſcheidung und in Vel⸗ den gehen bei einer internationalen Veranſtaltung der Ludwigshafener RW und R 1880 München an den Start. Im Fußball wird am Sonntag bei den Vorſchlußrunden⸗Rückſpielen zum Mitropa⸗Pokal die Endſpiel⸗Paarung ermittelt. Es ſpielen Auſtria Wien gegen Ujpeſt Budapeſt und Sparta Prag gegen Ambraſiana Mailand.— Der vorjährige deut⸗ ſche Meiſter Schalke 04 gaſtiert zur Eröffnung des neuen Schweinfurter Stadions in Franken und ſpielt gegen den FC 05 Schweinfurt. Unter„Verſchiedenes“ ſeien die nationalen und internationalen deutſchen Meiſter⸗ ſchaften der Golfer in Berlin⸗Wannſee, an denen ins⸗ geſamt 11 Nationen beteiligt ſind, das Weltkegler⸗ turnier in der Berliner„Deutſchlandhalle“ mit insge⸗ ſamt 5200 Meldungen für 63 Wettbewerbe und die Welt⸗ und Euxvpamefſterſchaften der Wurftaubenſchützen in Berlin⸗Wannſee erwähnt. In Landau werden die Südweſt⸗Meiſterſchaften im Fauſtball ent⸗ ſchieden, und in Zuffenhauſen kommt es zu einem Boxkampf Zuffenhauſen— Kaiſerslautern. Training auf dem Nürburgring Gute Kundengeſchwindigkeiten— Auch Nuvolari zur Stelle. Am zweiten offiziellen Trainingstag auf dem Nür⸗ burgring erſchienen die deutſchen Wagen erſt gegen 10 Uhr. Die Auto⸗Union ſcheint mit den bisher erzielten Rundenge⸗ ſchwindigkeiten ſehr zufrieden zu ſein, ſie ließ nur Trai⸗ ningswagen über die Bahn gehen. die von Stuck, Delius und Haſſe geſteuert wurden Stucks beſte Runde war 10:18 (132,8 Km.⸗St.), von Delius erreichte 10:35. Gut fuhr auch Haſſe, der für den noch immer krank darniederliegenden Varzi ins Rennen geht. Mercedes⸗Benz erzielte erneut die ſchnellſte Runde und zwar diesmal durch den Nachwuchs- fahrer Hans Lang, der kurz vor Trainingsſchluß eine Runde in 10:07,7 gleich 135 Km.⸗St. fuhr. Brauchitſch kam ihm mit 10:10(134,5) am nächſten. Caracciola fuhr 1047 (133). Auch Tazio Nuvolari nahm das Training auf. Mit 10:18(135) bewies er, daß er auch am Sonntag wieder der gefährlichſte Gegner der deutſchen Fahrer ſein wird. Seine Markengefährten Brivio und Dreyfuß fuhren 10:38,5 und 10:42 Min. Maſerati kommt in dieſer Umgebung nicht anz mit. Die Vertreter der Scuderia Ferrari nutzten die rainingszeit voll aus. Weltbild(M). Der Olympiſche Altar vor dem Alten Muſeum in Berlin. Der Olympiſche Altar wird fertiggeſtellt. Am 1. Auguſt mittags 12 Uhr wird auf ihm das Olympiſche Feuer angezündet. Güddeutſche Fußballbegegnungen Gleich in den erſten Wochen der neuen Fußball⸗Spielze. wird es auf den füddeutſchen Fußballplätzen einige bedeutende Begegnungen geben. Badens Meiſter, der SV Mannheim⸗ Waldhof, hat zum 16. Auguſt den Sachſenmeiſter, Poli. zei Chemnitz, verpflichtet, eine Woche ſpäter, am 23. Auguſt, haben die Mannheimer den deutſchen„Vizemeiſter“ Fortuna Düſſeldorf im Pokalſpiel zu Gaſt, und am 30. Auguſt erſcheint erneut der 1. F C. Nürnberg, Deutſchlands neuer Meiſter, im Mannheimer Stadion. Auch der VfB Stuttgart hat ſich den„Club“ verpflich⸗ tet, und zwar für einen Sonntag im September. Im Okto⸗ ber wird dann Fortuna Düſſeldorf ein Gaſtſpiel auf dem „Waſen“ geben, während das vorgeſehene Treffen gegen Schalke 04 zurückgeſtellt wurde. Die Anfänge der Olhmpiſchen Spiele Aus der Geſchichte des griechiſchen Nationalfeſtes. Bis tief in das Dunkel ſagenhafter Vergangenheit geht die Geſchichte der Olympiſchen Spiele zurück, und es iſt eine ſehr ſinnvolle Sage, die die Begründung der Spiele auf den griechiſchen Nationalheros Herakles zurück⸗ führt, auf dieſen gewaltigen Sprößling des Zeus, der alle männlichen Tugenden in ſich vereinigte, und von dem die Sage nicht müde wird, zu erzählen. Wann ſich die örtlichen Spiele zu dem großen Volksfeſt ganz Griechen⸗ lands entwickelt haben, können wir nur annähernd be⸗ ſtimmen. Erſt im achten vorchriſtlichen Jahrhundert haben wir leidlich feſten geſchichtlichen Boden unter den Füßen. Eine ihrer Wurzeln, ſo leſen wir in einem Aufſatz „Ewiges Olympia“ von Dr. Friedrich Richter in der Zeit⸗ ſchrift:„Olympiſche Spiele 1936“, ſind ſicher die Kampf⸗ und Waffenſpiele, von denen Ilias und Odyſſee zu er⸗ zählen wiſſen. Götterverehrung und Totenkult ſind neben dem natürlichen Verlangen geſunder Menſchen nach einer Erprobung ihrer Kräfte im Wettkampf als weitere Ur⸗ ſprungselemente zu betrachten. Die unlösliche Ver⸗ bundenheit der Spiele mit religiöſen Vorſtellungen er⸗ härtet am beſten die Tatſache, daß feierliche Gottesdienſte am Altar des olympiſchen Zeus die Spiele umrahmten. Viele Monate vor dem Feſt ſandten die Eleer, die die Spiele betreuten, an alle griechiſchen Gemeinden Send⸗ boten mit der feierlichen Einladung zu den Spielen und der Verkündung einer etwa dreimonatigen Waffenruhe für ganz Hellas. Für die Teilnahmeberechtigung an den Spielen gab es ſtrengſte Vorſchriften, die, wie Coubertin einmal treffend bemerkt, eine ſolche Steigerung von Bürg⸗ ſchaften garantierten, wie ſie die moderne Menſchheit nie⸗ mals gefordert hat. Die Griechen ſaßen damals als Kulturträger in der geſamten bekannten Welt, und wenn die Zeit der Spiele herannahte, dann machten ſich unter dem Schutz des Gottesfriedens Tauſende und aber Tau⸗ ſende auf den Weg, um das große chriſtliche Nationalfeſt mitzufeiern. Die Sieger wurden geehrt, wie nie ein moderner Sportsmann geehrt worden iſt. Im fünften vorchriſtlichen Jahrhundert erreichten die Spiele ihren Höhepunkt. Allerdings zeigten ſich auch ſchon die erſten Verfallserſcheinungen, ein Abweichen von der klaren Linie der körperlichen Ertüchtigung: Je mehr der Rekord, den der Grieche in unſerem Sinne allerdings nie gekannt hat, das Intereſſe der Maſſen weckte, deſto mehr war einem einſeitigen Spezialiſtentum der Boden bereitet. Von da aus zum Berufsſport war nur ein Schritt, und er wurde bald getan. Hinzu kam der zerſetzende Einfluß der Sophiſten, deren geſchliffene Dialektik und deren ätzen⸗ der Spott ſich gegen die helleniſche Götterwelt richteten. Kein Wunder, daß die durchaus religiös bedingten Olym⸗ piſchen Spiele ſchwer unter dieſer Zerſetzungsarbeit litten. Der Einbruch der kerngeſunden Makedonen machte mit der Entſcheidungsſchlacht von Chäronea der griechi⸗ ſchen Kleinſtaaterei ein Ende. Abgedrängt von der Politik, die ſie ebenſo leidenſchaftlich wie talentlos betrieben hatten, wandten die Städte jetzt ihr ganzes Intereſſe den Olympiſchen Spielen zu, um wenigſtens auf dieſem Ge⸗ biet noch Ruhm für ihre Stadt zu erwerben. Aber ihre Methoden waren wenig ſchön: Statt den Nachwuchs zu ſchulen, wie es dem Weſen der klaſſiſch⸗griechiſchen„Pai⸗ deia“ entſprochen hätte, kaufte man ſich Athleten und bürgerte ſie ein. Nach dem Zerfall des Alexanderreiches, nach den langen, blutigen Kämpfen der Diadochen fiel in der Mitte des zweiten vorchriſtlichen Jahrhunderts Hellas in die Hände der Römer, die, ohne als Kriegervolk beſonders intereſſiert zu ſein, den Fortgang der Spiele duldeten. Ethiſchen Wert hatten ſie aber ſchon damals kaum noch. Jahrhunderte vergingen, die Spiele bewieſen ihre zähe Lebenskraft und blieben. Die alte Welt trieb rettungslos ihrem Untergang zu. Wenn der große theba⸗ niſche Lyriker Pindar in ſeinen olympiſchen Siegesliedern die Sucht nach dem Gewinn als den Todfeind allen olym⸗ piſchen Strebens bezeichnet hatte, ſo war es im Laufe der Zeit genau umgekehrt geworden: Das olympiſche Streben war nichts mehr, der Gewinn alles, und als 393 n. Chr. der byzantiniſche Kaiſer Theodoſius J. die Spiele verbot, verſetzte er einem Sterbenden den Todesſtoß. —— Nonteq morgen sofort 20 Uns die ni und die Riesenauswahl Werden Sie N KAUE STATT E nid Werte. dafür tungen Lommer lub Verkauf: egen Freise UBerfsschie en NMANNMTEIE TUT e eee ee eee Ina war fünf Jahre alt, als ihr die Eltern einen großen weißen Ball ſchenkten. Ina freute ſich nicht über den Ball und ließ ihn lange Zeit unbeachtet. Bis eines Tages das Kinderfräulein ſagte:„Ina, was haſt du für einen wunderſchönen Ball! Warum ſpielſt du nicht damit?“ Ina nahm den Ball und warf ihn mit einer trotzigen Bewegung durchs Zimmer. Das Fräulein hob den Ball auf und zeigte ihr, was man alles damit machen könne. Als es ſie aufforderte, die Spiele nachzumachen, nahm ſie den Ball wortlos an ſich und warf ihn abermals durchs Zimmer. Und das Fräulein hob ihn wieder auf, geduldig und ohne Vorwurf. Ina ſah dem Fräulein aufmerkſam zu. Sie folgte geſpannt den ruhigen Bewegungen der anderen. Und dann:„Weshalb tun Sie das?“ „Ich bin für dich da!“ ſagte das Fräulein. „Ach!“ meinte Ing und drehte weiterhin mit dem Schuh auf dem Teppich. Sie ſchien nachzudenken. Plötz⸗ lich nahm ſie den Ball und lief hinunter in den Garten bis zur Mauer, in die eine Eiſentür eingelaſſen war. Ing ſteckte das Köpfchen durch die ſchwarzen Stäbe und rief: „Jochen!“ Jochen war der Nachbarsſohn. Die beiden Kinder hatten ſich immer gut verſtanden, obwohl Jochen vier Jahre älter war als Ina. Er machte das Tor auf und kam in den Garten. Ing hielt den weißen Ball recht auf⸗ fällig und drehte ihn unbeholfen mit den kleinen Fingern. „Ich habe noch Schulaufgaben!“ ſagte Jochen nach einer Weile. Sollte wahrſcheinkich heißen: Wenn du etwas auf dem Herzen haſt, liebes Kind, dann, bitte, ſchnell. Ich habe wenig Zeit! Ina reagierte nicht darauf. Sie ſah bald auf den Ball und bald in Jochens Geſicht. Sie wartete auf eine Aeuße⸗ rung von ihm wegen des Balles. Aber er ſagte nichts. Da nahm Ina den Ball hoch auf und warf ihn fort. Es ſah luſtig aus, wie die glänzende Kugel durch das Saft⸗ grün des Raſens rollte. Ina wagte vor Aufregung kaum zu atmen. Und Jochen ging von ihr weg zu dem Ball, hob ihn auf und brachte ihn zurück. Da lachte Ina hell, jauchzend. Sie war ganz aufgeregt. Sie rannte ein Stück über den Raſen mit dem weißen Ball in den Händen und wäre faſt gefallen. Dann warf ſie ihn abermals fort. Sie reckte ſich hoch auf dabei. Er ſollte weit rollen, Jochen würde ihn holen. Und Jochen tat es auch. Warum, wollte Ina wiſſen.„Weil du ein liebes kleines Mädel biſt!“ ſagte er. * Seit dieſem Tage liebte Ina die weißen Bälle. Sie ließ ſich von ihrer Mutter einen noch größeren kaufen und ging dann mit dem Fräulein in die Grünanlagen der Stadt. Aber nie durfte das Fräulein den Ball aufheben, wenn Ina ihn fortwarf. Es kam ſchon jemand, der ihn zurückbtachte. Wenn dann Ina den Ball erhielt, dankte ſie artig und hörte ſtets ein gutes Wort darauf. Manch⸗ mal ſtrich man ihr auch über die Locken. Darüber freute ſie ſich wohl am meiſten. Die Menſchen waren ſo gan; anders zu ihr als die Eltern oder das Fräulein. Un eben dieſes Andersſein tat Ina wohl. Du guter, guter weißer Ball]! dachte ſie oft. i Bis dann nach Jahren einmal ein Tag kam, wo nie⸗ mand mehr ihren Ball aufhob. Sie war ganz verwundert darüber. Sie konnte es einfach nicht faſſen. Sie ſtand lange da und wartete. Aber alle Menſchen gingen vorüber. Ste ſetzte ſich ſtill neben das Fräulein auf die Bank, legte die Hände in den Schoß und ſtarrte unentwegt auf den Ball. 19 ſagte ſie endlich. Das Fräulein ſtand auf und olte ihn. Ina wagte kaum, danach zu greifen. Als ſie ihn doch in den Fingern hielt, rannte ſie zu Jochen. Er wollte eben weggehen. Er hatte lange weiße Hoſen an, die ſie noch nie geſehen hatte bei ihm, und einen Tennisſchläger unter dem Arm. Er ſah merkwürdig verändert aus, beinahe wie ein 1 5 Ina blickte verwirrt zu ihm auf. Sie fühlte ſich hilflos und wehleidig. Ihre Arme glitten ſchlaff herab und ließen den Ball zur Erde fallen.„Aber Ina!“ ſagte Jochen verwundert. Trotzdem hob er raſch den Ball auf und gab ihn ihr zurück.„Haſt du Kummer?“ g Ing ſchluckte ein paarmal. Sie hielt den Ball mit beiden Händen feſt und blickte unverwandt in Jochens gute blaue Augen. Sie wollte ihm etwas Liebes ſagen. Um ihren Mund lag ein kleines, dünnes Lächeln. Da ihr jedoch nichts Rechtes einfiel, ging ſie wortlos von ihm weg. Sſe ſchloß ſich zu Hauſe in ihr Zimmer ein, und dann legte ſie den weißen Ball in die unterſte Ecke ihres Kinderſchrankes. * Im näaſten Jahr trat ſie einem Tennisklub bei. Sie war begabt für dieſes Spiel und brachte es mit ſiebzehn dem ewigen Liede der Wellen lauf Aufnahme: Dr. Dietz(Ba e e e eee S eee eee— F ff ff ff ff f FR ar fffFf ff ff FARDHNH— ilfe ff FN Wenn man Ihr Spiel genau betrachtet, hat man den Eindruck, als ob Sie den Partner den Ball ſtets holen ließen] Es ſieht ſo einſeitig aus, verſtehen Sie?“ Ina lachte. Sie freute ſich über dieſe Worte. Ja, ja, ſie warf die Bälle fort, und andere mußten ſie holen. So ſollte es ſein.. Als ſie einundzwanzig Jahre alt war, fuhr ſie wäh⸗ rend der Sommermonate an die See. Ganz allein. Und ſie hatte unter ihrem Gepäck einen großen weißen Vall. Den nahm ſie ſtets mit, wenn ſie an den Strand ging. etwas. hoch und warf den Ball mit ihren braunen, glatten Armen weit hinaus ins blaue Meer. Und er wurde ihr ſtets fe een Junge Herren beweiſen Damen gern, daß ie Kapaliere ſind. Sie wetteiferten förmlich, wer ihn zuerſt hatte und aus Inas hellen Augen einen dankbaren Blick bekam. Ina fühlte ſich glücklich wie ſeit langem nicht. Es kam nicht ſelten vor, daß ſie am Abend über den glatten, weißen 1 5 1 5 Balles ſtrich und dachte: Du guter, guter weißer * 1 0 Als die Saiſon ihrem Ende zuging und die Tage kürzer und kühler wurden, kamen Stunden für Ina, wo ſie einſam am Strande lag und mit geſchloſſenen Augen chte. Es war eine wun⸗ N Stille in ihr, die wohltat nach all dem lauten eben. mir!“ ſagte es leiſe. gekanntes, Fremdes. Während ſie der Erinnerung dieſer Stunden träume⸗ riſch nachhing, glitt ihre Hand in ſpieleriſcher Verloren⸗ heit über den großen weißen Ball, den ſie neben ſich liegen hatte. Und da geſchah es, daß die Kugel ihren Fingern entglitt und den leicht im Gefälle liegenden Strand hin⸗ unterrollte. Jahren zur Meiſterſchaft. Ihr Lehrer ſagte einmal: N Ina richtete ſich raſch auf und wollte nach⸗ eilen. Aber da war ſchon ein kleines munteres Mädel dabei, den Ball aufzuheben. Seine Heinen, chen hatten Mühe, ihn feſtzuhalten. Endli hochgehoben und kam damit zu Ing gelauf „Da, Tante!“ ſagte es ein wenig ängſtlich und legte den Ball in den Sand direkt neben Ina hin, deren Blick ſich in den großen, dunklen Augen des Kindes verfangen hatte, das ſtehenblieb, gleichſam, als warte es noch auf fragte Ina ſchließlich. Das auf.„Ja, ſehr!“ Es zögerte nun doch. da war alle Befangen⸗ weißen Kugel durch den zurückkam.„Spiel mit Ina ſah das Kind lange und nachdenklich an. Es war ihr ganz eigen zumute. Ihr Herz ſchlu ſchwer, ſo wie es in Stunden ſtillen Erke „Komm!“ wiederholte das Mädel ſeine Bitte. Es legte den Ball in Inas Hände, nahmen, gleichſam, als wäre es etwas Neuartiges, Un⸗ braunen Händ⸗ ch hatte es ihn „Gefällt dir der Ball?“ f f Geſicht des Mädels hellte ſich Sie ſtellte ſich nahe an das giſchtende Waſſer, reckte ſich„Dann nimm ihn wieder!“ Aber dann hob es ihn auf. Und heit weg. Es tollte luſtig mit der Sand. Bis es nach einer Weile langſam und nnens ſchlägt. die ihn zögernd entgegen⸗ „Ja, ja!“ meinte ſie nach einer Weile und zu ſich ſelbſt.„Ich ſpiele mit dir, du kleines Mädel!“ Ina ließ den Ball aus ihren ſam und kraftlos. Er rollte leicht bis vor das Kind, das ihn lachend und glücklich in ſeine unbeholfenen Hände nahm, die dünnen Aermchen hoch⸗ reckte und ihn mit einem frohen Jauchzen fortwarf in Inas Hände, die leiſe, kaum merklich zitterten. Es war ja auch das erſtemal, daß ſie einen Ball nicht fortgeworfen, ſondern aufgefangen hatte.„Leb wohl, du guter, lieber weißer Ball!“ dachte ſie. Dann ging ſie hin zu dem Kinde. das ſchüchtern und geduldig wartend vor ihr ſtand.„Da,“ ſagte Ina,„ich ſchenke ihn dir!“ ingern gleiten, lang⸗ er den weichen Sand Eine Partie Schach Skizze von K. R. Neubert. Ein Mann betrat etwas aufgeregt das kleine Café. „Fräulein!“ ſagte er, nachdem er Platz genommen und ſich einen Kognak beſtellt hatte,„ich erwarte einen Tele⸗ phonanruf. Ich heiße Hennig. Alſo rufen Sie mich, wenn ich verlangt werde!“ Er trank dann den Kognak in einem Zuge aus, blät⸗ terte zerſtreut in den Zeitungen, ſah von Zeit zu Zeit zu dem Bedienungsfräulein hin, als müßte ſie gleich den Mund aufmachen:„Herr Hennig, bitte, das Telephon!“ Er war ſehr unruhig. Ein alter Herr, der jeden Nachmittag in das Caſßé kam und darauf wartete, daß er Bekannte oder auch Un⸗ bekannte traf, die er zu einer Partie Schach überreden konnte, hatte den jungen Mann ſchon ein paarmal ge⸗ muſtert und die Möglichkeit erwogen, hier vielleicht zu einer Partie Schach zu kommen. „Verzeihen Sie!“ wandte er ſich lächelnd an den Un⸗ bekannten,„vermutlich warten Sie auf jemand. Wie wäre es, wenn wir bis dahin eine Partie Schach ſpielten? Es wartet ſich angenehmer dabei!“ 4 Der junge Mann— er trug einen goldenen Ring an der rechten Hand und war höchſtens fünfundzwanzig Jahre alt— trommelte nervös mit den Fingern auf der Tiſchplatte, während er ſich verpflichtet fühlte, dem alten Herrn ein höfliches Geſicht zu zeigen. „Gewiß“, ſagte er, aber—“ Er ſtarrte geſpannt auf das Fräulein, das auf die Ecke zukam. Doch ſie nahm nur etwas Geſchirr vom Nebentiſch und verſchwand wieder. „Nun?“ lächelte der Schachfreund. Der junge Mann ſtieß einen kleinen Seufzer aus. „Wenn Sie meinen—“, ſagte er zögernd. Da hatte ſich der alte Herr mit der Gewandtheit eines Jägers, der endlich ein Wild ſtellen konnte, ſchon an ſeinen Tiſch geſetzt.„Fräulein!“ rief er glücklich, „das Schachbrett, bitte!“ „Links oder rechts?“ fragte der alte Herr verſchmitzt, als ſie das Spiel beginnen wollten. Es handelte ſich nur noch darum, wer die weißen, wer die ſchwarzen Steine bekam. „Links!“ ſagte der junge Mann. Der alte Herr öff⸗ nete die linke Hand, in der er einen ſchwarzen Stein ver⸗ ſteckt gehalten hatte. „Schon Pech!“ murmelte der Jüngere.„Schon Pech!“ „Sie ſind abergläubiſch?“ lachte der Aeltere. Sein Gegenüber ſchien aber an ganz andere Dinge zu denken und etwas ganz anderes gemeint zu haben. Das Spiel entwickelte ſich. Der junge Mann verlor zuerſt einen Bauern und war bald in die Verteidigung gedrängt.„Sie hätten lieber den Läufer ziehen ſollen“, ſagte der alte Herr wohlwollend. Er überlegte jeden Zug ſo lange, daß ſein Partner wieder nervös mit den Fin⸗ gern auf der Tiſchplatte trommelte. „Entſchuldigen Sie!“ ſagte er nach einer Weile,„ich muß jetzt telephonieren.“ Er erhob ſich und hätte dabei faſt das Schachbrett umgeriſſen, mit einem bekümmerten Ausruf konnte der alte Herr das Spiel noch ſchützen. Als der junge Mann nach wenigen Minuten wieder zurück⸗ kam, war ſeine Unruhe noch nicht verſchwunden. Der . alte Herr warf e 5— nimm einen flüch⸗ ä tigen Blick zu und konzentrierte ſich ſofort wieder auf das Spiel. „Nicht ange⸗ troffen, wie?“ lächelte er, um etwas zu ſagen, und ſetzte ſo⸗ gleich hinzu: „Sie ſind übri⸗ gens am Zug!“ Der junge Mann mußte ſich ſehr zuſammen⸗ nehmen. Sein Intereſſe teilte ſich offenſichtlich zwiſchen dem Schachbrett und dem Bedienungs⸗ fräulein, von dem er, ſooft es auftauchte, die Nachricht erwar⸗ tete, daß Herr Hennig am Tele⸗ phon verlangt werde. Es ver⸗ ging jedoch wie⸗ der eine Viertel⸗ ſtunde und wohl noch eine, und Herr Hennig hielt es ſchließlich nicht länger aus und bat ſeinen Partner aber⸗ mals, ihn zu entſchuldigen. Der nickte, in das Spiel ver⸗ tieft. Auch das zweite Telephongeſpräch ſchien Herrn Hen⸗ nig nicht beruhigt zu haben, er war vielleicht noch blaſſer, beſorgter und zerfahrener, als er ſich an das Schachbrett ſetzte. Er zog, ohne lange überlegt zu haben, und ſeine Hand zitterte ſo, daß er eine Figur umwarf. „Nicht ſo nervös! Nicht ſo nervös, junger Freund!“ lächelte nachſichtig der alte Herr und ſtellte die Figur be⸗ hutſam wieder auf. Herr Hennig zuckte zuſammen, denn eben hatte er dieſelbe Mahnung am Telephon gehört. „Es wird nicht mehr lange dauern!“ ſagte der alte Herr nach einem gedankenvollen Schweigen, als er einen neuen Zug überlegt hatte. „Meinen Sie?“ fuhr Herr Hennig auf und blickte nach dem Bedienungsfräulein. Dann ſeufzte er. „Sie müſſen aufpaſſen!“ fuhr ſein Partner ſchmun⸗ zelnd fort.„Ihre Dame iſt gefährdet!“ Herr Hennig ſtarrte ſein Gegenüber verblüfft an. Dann nickte er reſigniert und blickte auf die Figuren. „Sie haben recht!“ ſagte er leiſe und ſchien an etwas ganz anderes zu denken, was aber ſeinem Partner nicht auffiel, da ſein Intereſſe ganz auf das Spiel gerichtet war. Plötzlich, als Herr Hennig gar nicht aufgeſehen hatte, kam dann das Bedienungs fräulein.„Das Telephon!“ Zeichnung: Grunwald— M. „Entſchuldigen Sie, ich habe nämlich gewonnen“ jagte ſie. Der junge Mann ſprang auf. Er war wie eler⸗ triſiert, und der alte Herr mußte ihm nachſehen, wie er aufgeregt zum Telephon eilte. Kopfſchüttelnd neigte er ſich dann wieder über das Schachbrett. Völlig verwandelt kam der junge Mann zurück. Sein ganzes Geſicht ſtrahlte. Jetzt fiel es auch dem alten Herrn auf.„Warum freuen Sie ſich ſo?“ fragte er heiter.„Sie haben das Spiel verloren. In drei Zügen ſetze ich Sie matt!“ Der junge Mann lachte und griff nach ſeinem Man⸗ tel, der am Garderobenſtänder neben dem Tiſch hing. „Entſchuldigen Sie ſchon!“ erwiderte er in einer ähnlichen Heiterkeit, nur ſchien ſie aus tieferen Gründen zu kom⸗ men,„ich habe nämlich gewonnen. Eben erfahre ich es. Meine Frau iſt glücklich mit einem ſtrammen Jungen nie⸗ dergekommen.“ 0 „Was Sie nicht ſagen!“ fuhr der alte Herr überraſcht auf.„Sie ſpielen hier Schach und—“ „Meine Frau kriegt einen Jungen!“ unterbrach ihn vergnügt der junge Mann, während er ſich nach dem Fräulein umſah, weil er zahlen wollte.„Hier drüben iſt doch die Klinik!“ erzählte er raſch, bis das Fräulein kam. „Ich war vorhin dort, aber ſie haben mich hier in das Café geſchickt. Ich war nämlich aufgeregter als ſie alle da oben, müſſen Sie wiſſen. Sie wollten mich hier an⸗ rufen, wenn es ſo weit war. Da können Sie ſich wohl denken, wie ich gewartet habe. Und gezittert!“ ſetzte er leiſe hinzu.„Aber jetzt—“ Er lachte glücklich auf, warf ein Geldſtück auf den Tiſch und rannte los. „Gratuliere!“ rief der alte Hrr ihm nach. „Aber ich habe dem Herrn ja noch gar nicht heraus⸗ gegeben!“ ſagte das Bedienungsfräulein. „Behalten Sie nur!“ lächelte der Stammgaſt.„Wenn Sie bei dem Ereignis nicht mal'in gutes Trinkgeld haben ſollen!“ 5 Er mußte noch lange an dieſe Schachpartie denken. HAN HOS EHEA CHO As Sao ua Haben Glutheiß waren die Tage. Das Queckſilber kletterte von Tag zu Tag höher, die Luft flimmerte, war ſchwer, dick und bewegungslos, Sao Paulo fieberte und ſiedete und wartete ſehnſüchtig⸗angſtvoll auf die Entſpannung. Etwas lag in der Luft: Ein Unwetter, ein Bankenkrach, eine Revolution, eine Epidemie, wer wußte es genau? Ein Mann ging langſam und träge die Hauptſtraße entlang, betrat zögernd eine Bank und ging zu den Fern⸗ ſprechzellen. Hoffnungslos nahm er den Hörer und war⸗ tete geduldig auf die Verbindung. „Manuela?“ fragte er; ein Leuchten flog ſchnell über ſein Geſicht und verſchwand.„Oh, Erneſto“, antwortete Ein graues Ungetüm war überraſchend aus einer der Nebenſtraßen aufgetaucht eine ſchwingende Frauenſtimme und fuhr nach kurzem Schweigen verhalten fort:„Es iſt nichts. Ich habe noch einmal mit meinem Vater geſprochen.“ Der Mann ließ den Hörer einen Augenblick ſinken. „Hörſt du noch?“ fragte die Frau, dann ſtieß ſie die Sätze atemlos hervor:„Mein Vater ſchätzt dich und achtet dich, aber du biſt für ihn ein Fremder, ein Gaſt, ein Euro⸗ päer, der bald in ſeine Heimat zurückkehrt, und ich—— Er iſt alt, ich kann ihn nicht enttäuſchen; vielleicht iſt dir dieſer Grund verſtändlich.“ Es klang wie ein verzweifelter Aufſchrei. Erneſto zuckte zuſammen.„Wir haben ſchon ſo viel darüber ge⸗ ſprochen“, ſagte er müde.„Es iſt zwecklos, Manuela. Ich reiſe ab, bleibe noch ein paar Tage in Rio, dann geht mein Dampfer.“ 5155„Du reiſt ab?“ ſchrie Manuela leiſe auf. u?“ „Bank von Po⸗tügal.“—„Ich komme!“ „Nein!“ ſagte er heiſer.„Warum noch ein Abſchied?“ Es kam keine Antwort; ſie hatte ſchon angehängt. Vorſichtig legte er den Hörer hin und ging ſchließ⸗ lich auf die Straße, um nach Manuelas Wagen auszu⸗ ſchauen. Dann war er da und hielt. Sie begrüßten ſich ſchwei⸗ gend, Erneſto ſtieg ein, und ſchweigend fuhren ſie weiter. „Das letzte Zuſammenſein“, ſagte Manuela nach einer Weile faſt unhörbar. J „Wann geht dein Zug, Erneſto?“ Ihre Stimme bebte, ihr Blick war nach vorne gerichtet, die Hände hiel⸗ ten das Steuer, plötzlich— Erneſto fuhr hoch— wurde ſie gegen ihn geworfen, ein Krachen und Scharren, ſie hatte im letzten Augenblick den Wagen herumreißen wol⸗ len, aber es war nicht mehr ganz gelungen. Ein graues Ungetüm war überraſchend aus einer Nebenſtraße auf⸗ getaucht, hatte noch die Kotflügel erfaßt, den Wagen halb herumgedreht und auf den Bürgerſteig geworfen. Da fuhr es, und da kam noch eins und noch eins— Panzer⸗ wagen, ſchweigend, düſter, geſchloſſen: glatte Stahlwände and drohende Maſchinengewehre. Erneſto ſah ihnen verblüfft nach. Ueberall hielten die Straßenbahnen und Autobuſſe. Menſchen liefen. Wie leer die Straßen waren! Da kamen Soldaten. Waren das Schüſſe? Die Windſchutzſcheibe zerſplitterte. Neben ihm ein kleiner Aufſchrei— Manuela lag mit geſchloſſenen Augen hinter dem Steuer, Blut ſickerte, bildete einen Streifen, langſam glitt ſie vom Sitz. Er hielt ſie feſt, zerrte ſie aus dem Wagen auf die „Wo biſt Straße, trug ſie in den Vorgarten des Hauſes, vor dem ſie ſich befanden, lief die Stufen zum Eingang hinauf und zog die Glocke. Es rührte ſich nichts. Er läutete ununter⸗ brochen. Alles blieb ſtiſl. Da warf en ich gegen die Tür. Sie gab nach— er taumelte ins Pau Im ganzen Gebäude, einem einſtöckigen Haus, war aiemand zu finden. Er trug Manuela hinein und wuſch ihr das Blut vom Geſicht, immer wieder, mit flatternden Händen; ſie erwachte aus ihrer e und ſah ihn verſtört an. Dann lächelte ſie über ſein beſtürztes Ge⸗ ſchen den beiden ſicht. Sie ſah auf ſeine blutigen Hände.„Was machſt du da?“ rief ſie erſchrocken.„Nichts“, ſagte er, beruhigend und befreit lachend.„Aber du bluteteſt, Manuela. Wahr⸗ ſcheinlich ein paar Glasſplitter.“ Dann lachten ſie beide.„Wir ſind ganz allein“, ſagte er.„Wir ſind zum erſtenmal ganz allein in einem Haus und ganz unbeabſichtigt.“ Sie ſah ihn ſinnend an und horchte nach draußen.„Wenn ich mich recht erinnere“, ſagte ſie,„befanden wir uns gerade vor der Villa von Don Joſé, einem Freund meines Vaters. Es iſt das ein⸗ zige Privathaus auf dieſer Straßenſeite. Er wird ſicher erſt kommen, wenn in der Stadt alles ruhig iſt.“ „Hoffentlich dauern die Unruhen lange“, ſagte Er⸗ neſto fröhlich. „Sie dauern bei uns immer nur ein bis zwei Tage. Und wenn es dunkel wird, müſſen wir verſuchen, nach Hauſe zu kommen.“ Am Abend ging Erneſto auf die Straße. Es war nicht mehr ſo heiß und drückend. Der erſte erfriſchende Wind ſeit einigen Tagen war aufgekommen. Aber die Stadt war tot. Nur patrouillierende Soldaten und in gleichmäßigen Abſtänden Maſchinengewehrpoſten vor den öffentlichen Gebäuden. Ein Poſten hielt ihn an.„Wo wollen Sie hin, Sennor?“ fragte er höflich.„Belage⸗ rungszuſtand über der Innenſtadt. Niemand darf das Haus verlaſſen.“ Zwei Tage mußten die beiden allein in dem Hauſe verbleiben, und erſt am dritten Vormittag hielt ein Auto vor dem Haus. Sein Beſitzer, Don Joſé, kam durch den Vorgarten.„Oh, Donna Manuela“, rief er und küßte ihr die Hand.„Sie ſind verwundet? Nur Schnittwunden? Ich ſah ſchon Ihren Wagen. Wie leid es mir tut, daß ich nicht zu Hauſe war. Hoffentlich haben Sie ſich nicht zu ſehr gelangweilt. Waren Sie lange hier? 0 „Zwei Tage und zwei Nächte waren wir hier.“ a „Wir?“ fragte Don Joſé überraſcht und betroffen und ſah ſich um. 156„Ja“, ſagte Manuela.„Sennor Erneſto, mein Ver⸗ obter.“ „Ich gratuliere. Haben Sie Ihren Vater ſchon be⸗ nachrichtigen können? Aber der Fernſprecher war wohl außer Betrieb; jetzt wird er in Ordnung ſein.“ Er ging ins Haus. Verblüfft blickte Erneſto ihm nach und ſah Manuela an.„Was bedeutet das?“ fragte er unſicher und ungläubig.„Was wird dein Vater ſagen?“ Aus dem Inneren des Hauſes hörten ſie Don Joſés Stimme.„Ja“, ſagte er mehrmals.„Manuela und Don Erneſto. Ich werde ſie ſchicken, ſobald die Ruhe wieder ganz hergeſtellt iſt.“ Einige Wochen ſpäter ſtanden Manuela und Erneſto auf dem Deck des Europadampfers, der den Hafen von Rio de Janeiro verließ. Ein angenehmer kühler Wind kam vom Meer, das Waſſer ſchimmerte, der Zuckerhut hob ſich maſſig vom geſtirnten Himmel ab, und überall rings 185 die Stadt glitzerten und funkelten Lichtpunkte auf den ergen. „Oh, Erneſto“, ſagte Manuela mit ihrer dunklen und weichen ſchwingenden Stimme.„Weißt du noch, wie du damals, als Sao Paulo fieberte, geſchimpft haſt, du lieber Barbar? Auf unſer Klima, unſere unverſtändlichen Revo⸗ lutionen, auf den Stolz der alten Familien und die ſtrenge Familienmoral?“ Sie lachte leiſe und glücklich.„Du wollteſt abreiſen, aber dann kam die von dir nie ernſt genommene Revolution und dazu der Fami⸗ lienſtolz und die Moral, und du mußteſt mich hei⸗ raten! Denn venn ein Mäd⸗ chen achtundvier⸗ zig Stunden mit einem Mann ganz allein in einem fremden Haus iſt, was bleibt dem Vater anderes übrig, als die Ehe zwi⸗ nicht nur gutzu⸗ heißen, ſondern ſogar zu erzwin⸗ gen 1 Der Arme, aber er wird uns bald in deinem lieben, alten Europa unſerem Europa — beſuchen..“ ö Zeichnungen(2): Grunwad— M. Einige Wochen ſpäter ſtanden Ma- uuela und Erneſto auf dem Deck eines Europadampfers. 3 .———— 3 in 41442808 . FR err N Ii ee e n — . 22 S ——...... 5 8 33 8 2 „—— ˖„ 7 1 5 N 3 .. e ——.*—.—. 5 5 27 ã ͤ ͤ b* Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (2. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Am Frühſtückstiſch lieſt Ellen in der Zeitung eine An⸗ zeige, in der eine junge Dame als Kindererzieherin nach Aegypten geſucht wird Ellen, ein junges deutſches Mädel. das bei der Tante in London wohnt, erklärt reſolut, daß ſie ſich um die Stellung bewerben wird. Alle Einwände der Tante bleiben fruchtlos, und ſo eilt Ellen nach dem an⸗ gegebenen Hotel, um ſich vorzuſtellen. Sie findet dort in der Vorhalle eine Menge junger Bewerberinnen, und ihr Mut ſinkt gewaltig. Vorgelaſſen, ſieht ſie ſich im Zimmer einem Manne gegenüber, der ſie nur prüfend betrachtet und dann dem Portier den Befehl gibt, die anderen Wartenden fort⸗ zuſchicken, da er eine Dame gefunden habe. Erſt dann richtet er die erſten Worte an Ellen. „Sie ſind Gouvernante, meine Dame?“ Die ſeltſame Anrede klang aus dem Munde dieſes Mannes nicht komiſch, nur das Uebliche würde bei ihm überraſcht haben. Was Ellen beſonders an ihm auffiel, war die Bewegungsloſigkeit der Augenlider, die dem Blick etwas unheimlich Totes gab, und die ſeltſame Ruhe der Geſtalt, an der das einzige, was ſich regte, die knochigen Finger waren, die raſtlos die Bernſteinperlen bewegten. Nur wenig öffnete ſich beim Sprechen der ſchmale Mund, und die Stimme des Mannes war leiſe und tonlos. Ellen begann, ſich ſehr beunruhigt zu fühlen, und ihre freudige Sicherheit ſchwand. Sie ſagte mit einer ihr ganz fremden Schüchternheit: „Nein. ich bin nicht Gouvernante. Ich bin eigent⸗ lich Tennisſpielerin; aber.. ich dachte, weil eine ſport⸗ lich trainierte Dame verlangt wurde... und weil ich zwei Sprachen ſpreche und gut mit Kindern ſpielen kann“ Unter dem Blick der regloſen Augen vergingen ihr die Worte, und ſie verſtummte hilflos. Wieder ging das Zucken, das ein Lächeln ſein konnte, um den ſchmalen Mund des knochigen Mannes, und er ſagte mit einem höflichen Neigen des Kopfes, wobei ſeine Hand den Rand des hellroten Fez berührte: „Im Namen meines Herrn engagiere ich Sie hiermit, meine Dame.“ Ellen ſtarrte ihn erſtaunt an und wußte nicht, ob ſie ſich freuen oder grämen ſollte. Das war ſo fremdartig und ſo unheimlich, anders als alles, was ſie bisher er⸗ lebt hatte, daß die alltägliche Umgebung des Hotelſalons zu verſchwimmen und der Straßenlärm Londons, der durch die geöffneten Fenſter hereindrang, nicht wirklich zu ſein ſchien. Der Mann im Pelzmantel achtete nicht wei⸗ ter auf das junge Mädchen; er hatte ſeinen Pelzmantel geöffnet und zog eine kleine, rote Ledertaſche hervor. Ellen ſah, daß er unter dem Pelzmantel in einen langen, hochſchließenden, ſchwarzen Rock gekleidet war, der an die Kleidung der engliſchen Geiſtlichen erinnerte. Sie wußte nicht, daß es ſich um eine Stambulina handelte, das offi⸗ Zielle Kleidungsſtück des Orients. Die leiſe, tonloſe Stimme des Mannes ſprach jetzt weiter: „Hier, meine Dame, ich habe einen kleinen Vertrag, den Sie bitte unterſchreiben wollen; dann iſt ferner hier die Fahrkarte für den Dampfer„Conſtantine“, welcher Southampton in drei Wochen verläßt; außerdem ein Scheck für Ihre Reiſekoſten. Des weiteren habe ich er⸗ fahren, daß man am beſten Kleider bei einer gewiſſen Madame Claire kauft, ich habe daſelbſt eine Summe für Ihre Ausſtattung bezahlt; wollen Sie dort dieſe Quit⸗ tung als Legitimation benutzen. Für dieſen Betrag wird gewünſcht, daß Sie ſich mit Toiletten ausſtatten, die einer etwas anſpruchsvollen Geſellſchaft genügen, wie es die an Kairo iſt. Sie haben mich verſtanden?“ Ellen hatte gar nicht verſtanden. Je länger der Mann ſprach, und dabei die verſchiedenen Papiere vor ſie auf den Tiſch legte, deſto unſicherer wurde ſie, deſto unheim⸗ licher ſchien ihr das Ganze. Endlich ſagte ſie: „Aber, mein Herr, das iſt doch alles nichts für eine Kindererzieherin? Wozu brauche ich da Toiletten? Und was bedeutet das Ganze überhaupt? Ich verſtehe Sie micht, mein Herr? Und wieſo iſt der Dampferplatz bereits genommen? Und warum engagieren Sie mich ſo ſchnell? Und wie viele Kinder hätte ich zu betreuen?“ a Jetzt ſchoß ein Blick aus den regloſen Augen zu dem Mädchen hinüber, der deutlich Ungeduld verriet, und außerdem eine ſo deutliche Ueberlegenheit hatte, daß Ellen ſich ganz klein vorkam. „Bei uns behandelt man die Erzieherinnen der Kinder anders als hier, meine Dame. Man wünſcht ſie nicht als Dienerinnen, ſondern als Familienmitglieder zu ſehen, wie es ſich für die ziemt, die unſere Kinder in der Hand haben. Da Sie in ein reiches und großes Haus kommen, ſö werden Sie oft in Geſellſchaft gehen müſſen, und die Kleidung macht einen Teil Ihres Gehaltes aus, deſſen Höhe Sie hier ſehen; hier, bitte.“ Der Knochenfinger wies auf eine Stelle in dem Ver⸗ trag, und Ellen ſah mit weitgeöffneten Augen auf den ann. „So viel?“ murmelie ſie. Wieder zuckte es wie ein kleines Lächeln um den Mund des Mannes, der im übrigen ganz ruhig in die ſonſt ſo verwirrenden Mädchenaugen ſchaute, ſie aber dabei ſehr prüfend betrachtete. „Ja, ſo viel. Im Orient zahlt man viel— oder gar nichts. Warum die Karte für den Dampfer bereits ge⸗ nommen iſt, wollen Sie wiſſen. Weil ich ſicher war zu finden, was ich ſuchte, ehe die mir geſetzte Friſt um war. Warum ich Sie engagiere, obwohl Sie nicht Erzieherin ſind? Weil ich überzeugt bin, daß Sie für die Stellung geeignet ſind. Um etwaige Beforgwiſſe Ihrer Angehöri⸗ gen zu zerſtreuen, die wiſſen möchten, wohin Sie gehen, habe ich hier die Adreſſe der Bau meobergeſchrieben, wo ſie alles erfahren können, was tine. de Haus zu ſagen belches Sie engagiert. Den Nauen ehen Sie hier: ſie nicht. Cedar Lodge, Kairo, Muſtafa Hilmi Paſcha. Sie haben doch Angehörige?“ Ja, ich habe Angehörige; ich gebe Ihnen die Adreſſe. Und was ſoll ich hier unterſchreiben?“ „Ihren Namen natürlich; aber leſen Sie den Vertrag erſt durch, bitte.“ Das geſchah ſehr ſchnell, denn dieſer Vertrag beſtand nur aus wenigen Zeilen und lautete: „Ich erkläre mich damit einverſtanden, als Erzieherin in das Haus von Muſtafa Hilmi Paſcha, Kairo, zu gehen, dort mindeſtens ein Vierteljahr zu bleiben und dann erſt ein Recht auf Rückreiſeerlaubnis zu haben.“ Dann folgte noch die Angabe der Gehaltsziffer. Das war alles. Ellen ſah ſchnell in die regloſen Augen des Mannes, der ſie ruhig prüfend betrachtete, und nahm dann aus ſeiner Hand die Füllfeder, die er ihr hinreichte. Mit feſtem Schwung ſchrieb ſie ihren Namen„Ellen Sedlin“ und tat einen tiefen Atemzug. Sie hatte das Gefühl, als habe ſie mit dieſer Unterſchrift etwas ſehr Bedeutendes unternom⸗ men. Der Mann nahm den Vertrag auf und ſchaute die Unterſchrift an. „Das iſt ein engliſcher Name, ja?“ „Nein, ein deutſcher Name. Mein Vater war Deutſcher, meine Mutter Engländerin.“ „So? Nun, es macht nichts aus. Sie müſſen ſich den Paß beſorgen, meine Dame, und das iſt alles, was Sie zu tun haben, außer der Beſorgung Ihrer Reiſeausftattung: die„Conſtantine“ wird Ihren Namen morgen notiert haben. In Alexandrien wird man Sie am Dampfer ab⸗ holen. Bitte, nehmen Sie die kleine Taſche mit den Papie⸗ ren mit und vergeſſen Sie nicht, ſich durch Ihre Angehö⸗ rigen nach Muſtafa Hilmi Paſcha bei der Bank zu erkun⸗ digen. Guten Tag, meine Dame.“ Die knochige Hand griff wieder grüßend an den Rand des hellroten Fez, und der Mann neigte nochmals höflich den Kopf, ohne ſich jedoch von der Stelle zu rühren. Verwirrt und ſich wie ein kleines Mädchen fühlend, das man in Gnaden verabſchiedet, nahm ſie die kleine rote Leder⸗ taſche an ſich und ging zur Tür, die ſie ſich ſelbſt öffnen und ſchließen mußte. Völlig benommmen und tief in Ge⸗ danken ging ſie die breite Treppe hinunter. . Zeichnung: Drewitz— M. „Ich bewundere die gute Arbeit, die Ihr leiſtet, Herr. Speben habe ich das Mädchen erſt angeſtellt, und ſchon wißt Ihr davon.“ Als ſie in die Halle kam, blieb ſie ſtehen; es war ihr eingefallen, daß der Mann weder die Adreſſe ihrer Tante verlangt, noch ihr etwas über ihre Zöglinge geſagt hatte. Ueberlegend und unſicher kämpfte ſie mit dem Entſchluß, umzukehren und dem knochigen Manne im Pelzmantel das rote Täſchchen wiederzugeben und frei und unbeſchwert wieder zu Tante Adele zurückzugehen. Als ſie ſich ſchnell umdrehen wollte, wurde ſie plötzlich angeſtoßen. Ihrer un⸗ ſicheren Hand entfiel das rote Täſchchen, den Inhalt ſeiner Papiere auf den Teppich verſtreuend. Ehe ſie ſich der Urſache dieſer Geſchehniſſe richtig bewußt wurde, bückte ſich ein Mann danach und ſammelte alle in größter Schnellig⸗ keit auf und reichte es ihr. Ellen ſchaute in ein Paar ſtahl⸗ blaue Augen unter ſchwarzen Brauen. „Beinähe hätten Sie Ihre Fahrkarte für die„Conſtan⸗ tine“ verloren. Das wäre ſehr peinlich geweſen. Bitte ſehr.“ Er hielt ihr immer noch die Papiere und das Täſchchen entgegen und ſtrich ſich das Haar aus der Stirn, das durch das Bücken in Unordnung geraten war. Ellen lächelte ein wenig, neigte den Kopf, ſagte ein leiſes Dankwort und nahm ihr Eigentum in Empfang. Dann ging ſie mit ihren federnden Schritten davon, ohne ſich noch einmal um⸗ zuſehen. Den Blick der ſtahlblauen Augen aber vergaß Unbemerkt folgte ihr ein Mann, der am Tore des Hotels geſtanden hatte. Sir Thomas O'Flaherty Grant aber, dem das, was er hatte ausführen wollen, ſo aus⸗ gezeichnet gelungen war, ſtand noch immer mitten in der Halle und ſtarrte dem blonden Mädchen in Weiß nach. Bu Jove“, murmelte er und konnte ſich ob des Anblicks dieſer Schönheit nicht faſſen. Da trat der Portier zu ihm, ein alter Bekannter, der Sir Thomas ſchon manchen guten Dienſt geleiſtet hatte. Er ſagte mit einem beſonderen Lächeln: „Sieht man ſelten, ſo was, nicht, Sir Thomas? Und das geht nach Kairo; ſchade drum.“ Sir Thomas nahm ſich zuſammen, erwachte zu der Tagesarbeit, die ihm bevorſtand, und ſagte ruhig und klar: „Laſſen Sie mich, bitte, bei Nafis Bey melden, Stewart.“ „Gern, Sir Thomas; und wenn ſie können, haben Sie doch da drüben ein Auge auf das ſchöne Mädchen, das er engagiert hat.“ „Werde ich, Stewart; darauf können Sie einen heiligen Eid leiſten.“ Beide Männer lachten, und dann ging Sir Thomas zum Lift, um ſeinem ganz„intimen Feinde“ Nafis Bey, dem Manne im Pelzmantel, einige Kleinigkeiten zu ſagen, Er freute ſich darauf, denn ſie ſchätzten ſich ſehr, dieſe zwei Vertreter verſchiedener Welten, weil jeder im anderen die überlegene Klugheit fühlte und beide es ſich zur Ehre rech⸗ neten, gegeneinander zu kämpfen. Und das würden ſie tun, ſolange Atem in ihnen war. 3. Kapitel. Während ſich an dieſem Nachmittage Mrs. Adela Hicks nicht genugtun konnte in Ausrufen teils der Entrüſtung, teils der Bewunderung, während ſie am gleichen Abend noch erfuhr, daß der Herr, der ihre Nichte engagiert hatte, bereits abgereiſt ſei, ſie ihn alſo nicht mehr daraufhin prü⸗ fen konnte, ob er ein Mädchenhändler ſei oder nicht, wäh⸗ rend ferner der Gatte der kinderreichen Florence auf der Ellen genannten Bank Dinge über den Reichtum Muſtafa Hilmi Paſchas von Kairo erfuhr, die dieſem beſcheidenen kleinen Beamten das ſpärliche Haar zu Berge trieben, wäh⸗ rend all dieſer Ereigniſſe hatte Sir Thomas O'Flaherty Grant zwei Unterredungen. Die eine mit Nafis Bey; die andere, einige Zeit ſpäter, mit einem hohen Beamten. Die erſte ſpielte ſich nach allen Regeln des Umgangs zwiſchen Raubtieren ab; die beiden Gegner umſchlichen ſich, zeigten ſich die Zähne, biſſen aber niemals zu, weil ſie ſonſt die zwiſchen ihnen liegende ſchöne Beute beſchädigt hätten. Als man Nafis Bey telephoniſch den Beſuch des Iren gemeldet hatte, hatte er ſofort darum gebeten, den Beſucher heraufzuführen. In der langen Zeit, welche Sir Thomas bereits im Orient verbracht hatte, hatte er es gelernt, die Höflichleitsbezeugungen auch der Feinde mit Ruhe über ſich ergehen zu laſſen. So hielt er auch jetzt mit ruhiger Würde ſtaud und ſagte dann, nachdem alle nur erdenklichen Komplimente ausgetauſcht worden waren: „Und was gedenken Sie mit einer Kindererzieherin in Kairo bei Muſtafa Hilmi Paſcha anzufangen, Nafis Bey Effendim?“ Das Zucken, das einem Lächeln ähneln konnte, huſchte wieder um den ſchmalen Mund des Orientalen, und er erwiderte höflich:. „Ich bewundere die gute Arbeit, die Ihr leiſtet, Herr. Soeben erſt habe ich das Mädchen angeſtellt, und ſchon wißt Ihr davon.“ „Ein Zufall, Bey Effendim, der manchmal auch dem Ferenghin zu Hilfe kommt! Warum aber muß, um eine Dienerin des Hauſes anzuſtellen, Nafis Bey in eigener Perſon aus Kairo herüberkommen? Das allein iſt es, was mir das Ganze einer Frage wert macht.“ Der ſchmale Knochenkopf des Mannes im Pelz neigte ſich wieder höflich. „Es iſt ein Vergnügen, Euch Herr, zum Gegner zu haben. Ihr legt den Finger immer auf den wichtigſten Punkt, ohne zu zögern. Ihr habt recht, zu fragen; ganz recht habt Ihr.“ „Nun, und die Antwort, Effendim?“ „Die Antwort, Herr? Steht nicht die Antwort aller Menſchenfragen in den Sternen geſchrieben?“ „Auch die nach Gouvernanten, Bey Effendim?“ So ging das Geduldsſpiel noch eine Weile fort, bis ſchließlich Sir Thomas der ganzen Sache müde, ſich er⸗ hob. Mit einem freundlichen Lächeln ſagte er: „Bey Effendim, es war mir eine Freude feſtzuſtellen, daß die Sache weſentlich wichtiger iſt, als ich dachte, ob⸗ wohl ich ſie bereits, als ich herkam, nicht unterſchätzte. Ich danke Euch für dieſe Auskunft.“ „Ich gab Euch keinerlei Auskunft, Herr.“ „Und eben das iſt die Auskunft, die ich meine. Meine guten Wünſche geleiten Euch auf der Heimreiſe. Auf bal⸗ diges Wiederſehen in Kairo.“ „Auf ein glückliches Wiederſehen, Herr!“ Es war ein großer Triumph für Sir Thomas, daß in dem Blick, den ihm Nafis Bey nachſandte, unverhüllte Wut zu leſen war. Dieſes Mal hatte der Ferenghi geſiegt, ſagte ſich der Orientale und notierte im Geiſte, daß das nächſte Mal der Sieg auf ſeiner Seite ſein müſſe. Dann gab er Anweiſungen, ſeine ſofortige Abreiſe zu beſchleu⸗ nigen, die er über Frankreich wählte, wo er am nächſten Abend ein Marſeille verlaſſendes Schiff erreichen konnte. Sir Thomas aber gönnte ſich nur ein ſehr einfaches Frühſtück und ließ ſich dann mit dem Sekretariat ver⸗ binden. Der hohe Herr, wurde ihm mitgeteilt, ſei bereit, ihn um drei Uhr zu empfangen und habe fünfzehn Minu⸗ ten für ihn frei gemacht. Punkt drei Uhr alſo ließ ſich Sir Thomas O'Flaherty Graut melden und wurde umgehend vorgelaſſen. 8 „Sie waren ſehr unzufrieden mit mir und meiner beit, Lord Fife?“ ſagte er zu dem mächtigen Manne, der ihn erwartungsvoll anſah. möchte Ihnen heute be⸗ 8 5 daß dieſe Unzufriedenheit ganz ungerechtfertigt „Wie wollen Sie denn das machen, lieber Freund? Bin geſpannt.“ f .(Tortſotzung folaß Labyrinth⸗Aufgabe. 6, 6 70 9 aeeeeeeegillmnno oo o o p p p e Dieſe Buchſtaben ſind in die vorſtehende Figur derart einzuordnen, daß ſie folgende Wörter ergeben: 1—2 Alt⸗ deutſcher Wurfſpieß, 2—3 alkoholiſches Getränk, 3—4 Honigwein, 4—5 feſtgeſetzter Preis, 5—6 Nebenfluß der Donau, 6—7 anderes Wort für Liebhaberei, 7—8 Alpen⸗ land, 8—9 italieniſcher Wallfahrtsort, 9—10 Raubtier, 10—11 Teil des Hauſes. Rätſel. Beſuchern rufſt du's in zwei Worten zu, Die dir gerade nicht willkommen.— Nimmſt für zwei Laute dann zwei andre du, Und haſt du einen ganz hinweggenommen, Und ſprichſt du's aus in einem Wort, So dräut's im Sommer immerfort. Silbenrätſel. a an ber bo do e er fu furt ga ger i king lon pe re ron ſa ſow tſchi tri umph wal wald wan zer. Aus vorſtehenden 26 Silben wolle man 13 zweiſilbige Wörter bilden mit folgender Bedeutung: 1. Grasplatz, 2. muſikaliſche Form, 3. Nebenfluß der Oder, 4. männlicher Perſonenname, 5. ruſſiſcher männlicher Perſonenname, 6. chineſiſche Hafenſtadt, 7. Geſellſchaftszimmer, 8. Stadt in China, 9. Ort im ruſſiſchen Dongebiet, 10. Fluß in Pommern, 11. Siegesjubel, 12. Rundtanz, 13. Stadt in der Provinz Sachſen. Sofern die Wörter richtig gebildet wurden, ergeben dieſe in ihren Anfangs⸗ und Endbuch⸗ ſtaben, beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Sprich⸗ wort. Bilderrätſel. Doppelſinn⸗Rätſel. Neun Wörter, von denen ein jedes doppelte Bedeu⸗ tung hat, ſind zu ſuchen. Hat man dieſe gefunden, ſo er⸗ geben deren Anfangsbuchſtaben, zu einem Wort vereint, eine Gefühlsregung für etwas Bevorſtehendes. Die Wör⸗ ter bedeuten: 1. Römiſche Göttin— Planet, 2. andere Bezeichnung für Dorf— Schuſterwerkzeug, 3. Getreide⸗ art— andere Bezeichnung für Sproß, 4. geballte Hand— Trauerſpiel, 5. geſellſchaftliche Stellung— Theaterplatz, 6. Schwimmvogel— Zeitungslüge, 7. Raubtier— kleines Gewicht, 8. ruſſiſcher Fluß— ſpaniſcher Herr, 9. geſetzliche Stempelung— Laubbaum. Schach⸗Aufgabe. 1 u 2 b 2 2 * Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge mat. Buchſtaben⸗Rätſel. 1. Domherr, 2. Heirat, 3. Februar, 4. Veilchen, 5. Arznei, 6. Greif, 7. Gottſched, 8. Lektüre, 9. Bambus, 10. Wieſe, 11. Ned 12. Kaleſche, 13. Kerbel, 14. Kreiſel, 15. Tomate, 16. Vaterland, 17. Dreſcher, 18. Unkoſten, 19. Forelle, 20. Fiedel, 21. Leichtſinn, 22. Ungeduld, 23. Geleit, 24. Winter. Nach Streichung ze des erſten und letzten Buchſtabens vorſtehender Wörter ſind durch Umſtellen der übrigen aus dieſen andere Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, miteinander verßünden. ein Sprichwort ergeben. 2 So νj,“ud d K alen eee N Creme Dosen 30-60 Pf. Sonnenõſ nutz broua Flosche 45 Pf. NJ. Denkübung. Man komme mit einem Bekannten dahin überein, 15 auf den Tiſch gelegte Streichhölzchen nach und nach ſo fortzunehmen, daß einer um den anderen 1 bis 4 Hölzchen zieht, und wer zuletzt ziehen muß, verloren hat. Auflöſungen aus letzter Nummer: Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waage⸗ recht: Napf, Erde, Fes, Rabe, Tür; ſenkrecht: Faſan, Af⸗ fen, Weſte, Adler. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzuſtellen. Rätſel: Der Pantoffel. Ausfüll⸗Rätſel: 1. Erholung, 2. Kargatſe, 3. Landwein, 4. Heuchler, 5. Herberge, 6. Erbfeind: Er hat ſein Heu herein. Verſchmelzungs⸗ Aufgabe: Lambert, Aska⸗ nier, Nabob, Dilemma, Parole, Akrobat, Regatta, Theater, Intereſſe, Eiſenach.— Landpartie. Umſtellungs⸗Rätſel: Belgard. Einſetz⸗Rätſel: Spree Furage Lehne Spiel Oelde Olde Kadi Heirat Zone Griffel— Ruhpolding. —*Kx— Anekdoten Eine ungewöhnliche Rechnung. Im Jahre 1759 hatte der Kunſt⸗ und Dekorations⸗ maler Jaques Casquin in der niederländiſchen Kloſter⸗ lirche zu St. Genevieve eine Anzahl von Reparaturen an Gemälden und anderen Kunſtgegenſtänden ausgeführt und einen Preis dafür gefordert, der dem Prior des Kloſters viel zu hoch erſchien. Dieſer verlangte deshalb eine genauere Spezifizie⸗ rung der betreffenden Leiſtungen, welche nun der Künſtler in der folgenden originellen Weiſe angab: Ausgebeſſert und angeſtrichen die zehn Gebote Gottes 5 Gulden Dem Erzengel Gabriel den rechten Flügel ver⸗ goldet 2 Die Magd des Hoheprieſters Kaiphas gewaſchen 4 Dem Sohne des Tobias ein Paar Sandalen „ gemacht 7 55 Den Eſel Bileams geputzt und beſchlagen 6 Der Sara ein Paar Ohrgehänge vergoldet 22 In die Eſelskinnbacke des Simſon neue Zähne eingeſetzt 3 55 An den Krug der Samariterin einen Henkel algeſetzt 2 Dem verlorenen Sohn das Hemd ausgebeſſert 3 75 Das ſoll Ihre Jahnbürſte ſchaffen? die soll jeden winzigen undi entlegenen Winkel rer Zähne erreichen? Des Wird Sie nicht allein Scheffen. Da muß schon Nives- ZehnPASte helfen! Die sorgt defür, daß jedes Eckchen gereinigt Wird und ihre Zähne gesund erhalten werden. Guter Rat. Der bekannte engliſche Dramatiker W. S. Gilbert hatte wie alle aufſtrebenden Talente im Beginn ſeiner Laufbahn mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen und erhielt von den Theaterdirektionen alle eingereichten Stücke zurück. Endlich gelang es ihm, einen Londoner Theaterdirektor zu intereſſieren, und Gilbert reichte dem Direktor ſein neueſtes Stück ein. Der Direktor las das Werk, ließ Gilbert zu ſich kom⸗ men und ſagte zu ihm:„Ihr Stück gefällt mir. Wieviel wollen Sie dafür haben?“ „Dreißig Pfund,“ verſetzte der junge Dramatiker. „Sagen wir die Hälfte, und ich werde es nehmen,“ erklärte der Direktor. Gilbert ging, wenn auch ſchweren Herzens, auf dieſen Vorſchlag ein. Der Direktor ſetzte ſich an ſeinen Schreibtiſch, ſchrieb einen Scheck auf fünfzehn Pfund aus und ſagte dann zu dem jungen Manne:„Hier mein junger Freund, haben Sie das Geld. Geſtatten Sie mir aber, daß ich Ihnen noch einen guten Rat gebe.“ „Bitte!“ verſetzte Gilbert geſpannt. a „Verkaufen Sie ein gutes Stück nie mehr ſo billig!“ erklärte der Direktor lächelnd. * Bedenkliche Geſchichte. Arzt:„Sie haben ſich einen ordentlichen Schnupfen Nele Trinken Sie ein paar Glas Grog, das wird ſchon elfen!“ Patient:„Ach, dazu gibt mir ja mgine Frau ſicherlich nicht die Erlaubnis.“ Arzt:„Na, da machen Sie ſich den Grog allein. Rum kaufen Sie ſich im geheimen, Zucker ebenſo, und warmes Waſſer laſſen Sie ſich unter irgendeinem Vorwande von Ihrer Frau geben. Sagen Sie ihr doch, Sie brauchten es zum Raſieren.“ Am anderen Tage. Arzt(zur Frau des Patienten): „Na, wie geht's Ihrem Manne?“ Frau:„Ach, Herr Doktor, ich fürchte, der iſt wahn⸗ ſinnig geworden, der raſiert ſich jetzt den ganzen Tag: len hat er ſich ſchon fünfmal warmes Waſſer dazu geben aſſen.“ f al. Ein Mann von Takt. „Ich höre, Sie hatten geſtern abend beim Souper das Malheur, dem Fräulein die Suppe übers Kleid zu gießen.“ „Ja, es war mir ſurchtbar unangenehm, zumal man in guter Geſellſchaft unmöglich ein zweites Mal Suppe verlangen kann!“ K&sbliehe Riarmeladen 1 a ond Selees mit 1 die Pflicht zum Dienſt an der Zeichnung: Lucie Krenczek— M „Müller! Jetzt waren Sie dreimal zur Hochzeit, zwe mal zur Kindtaufe und viermal zur Beerdigung be laubt; wenn jetzt noch einer in Ihrer Verwandtſchaß heiratet, ſtirbt oder getauft wird, fliegen Sie!“ *. Edelmut. Herr(zum Bettler):„Geld gebe ich Ihnen nicht, abe Arbeit ſollen Sie haben.“ „Danke; was ſoll ich die den armen Leuten weg nehmen!“ Meiſter:„Na, warum flennſt du denn wieder, di Dämlack?“ „Ach, ich jammerte bloß über den armen Ochſen, der wegen ſo einem kleinen Stückchen Fleiſch geſchlachtet wer den mußte.“ * „Märchen, du warſt geſtern zum erſten Male in einen Konzert, wie war es denn?“. „Da hat eine geſchrien, weil ſie ihre Aermel vergeſſen hatte, und ein Kellner ſpielte dazu Klavier.“ * Nichts zu machen. Direktor:„Warum ſind Sie hier?“ Sträfling:„Das Gericht hat's ſo haben wollen.“ *. Eiferſüchtiger Ehemann:„Kurz und gut, mein Here Ihre Beſuche ſind mir läſtig, ich kann ſie nicht länger dulden.“ ö Herr:„Aber, Verehrteſter, ich komme ja gar nicht zu, Ihnen, ſondern nur Ihrer Frau wegen.“ i 4 „Ihr Ziehen im Bein, das iſt Rheuma, das komm vom Alter.“ ö „Unſinn! Das andere Bein iſt genau ſo alt und ſchmerzt überhaupt nicht.“ 10 f Das neue Badekoſtüm. f „Das iſt eine Sache mit den Frauen! Ehe Ilſe in Bad ging, hatte ſie nichts anzuziehen. Und wo ſie um im Bade iſt, hat ſie nichts auszuziehen!“. Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Vor bildlicher Bienenhaushalt Wiſſen Sie ſchon, daß es Tiere gibt, die wie wir Menſchen einen wohlorganiſierten Staat bilden? Unſere Honigbiene zun Beiſpiel gehört zu ihnen. 94 Allgemein bekannt iſt die Aufgabe der Königin und der Drohnen. Aber auch alle anderen Pflichten im Bienenſtaar ſind genau verteilt. Den Arbeitsbienen fällt in jeder Altersſtufe eine andere Aufgabe zu. In den erſten drei Tagen putzen ſie die Zellen, in die die Königin Eier legen ſoll; vom vierten Tage an betreuen ſie ſchon die älteren Larven und füttem ſie mit Blütenſtaub und Honig; ſechstägig werden ſie z „Ammen“ der jüngeren Larven, da ſie jetzt erſt„Bienen milch“ zu produzieren vermögen, und mit dem 10. Tage wechseln ſie von der Brutpflege zur Haushaltung über, die ſie bis zum 18. Tag in Anſpruch nimmt Sie bauen an den Waben, halten den Stock ſauber, nehmen den Sammelbienen das Futter und ſtampfen es für den Winter in Vorratszellen ein. Den verantwortungsvollſten Poſten, den Wachdienſt am Fluglog des Stockes, bekommen ſie um den 19. Tag. Am 20. Tag endlich wird die junge Biene zur Sammlerin und beginn: damit dn mühevollen Abſchnitt ihres Daſeins.— So ſteht das ganze Leben jeder einzelnen Biene im Dienſt der Gemeinſchaft, der ſie angehört— aber ſie genießt auch deren Vorteile; immer if genügend Nahrung da, auch im Winter; immer iſt ausreichend für Nachwuchs geſorgt; Wetter und Feinde können den Sto, bewohnern nicht viel anhaben— urz. ſie„wiſſen“ ſchon, warum ſie es tun! l Iſt es denn im menſchlichen Staat ſehr viel anders? J der Form gewiß, dem Sinne nach müſſen wir uns ebenſo i eine Gemeinſchaft einordnen. Das iſt ſo natürlich, daß wi Gemeinſchaft als ſelbſtverſtänd⸗ en der Gemeinſchaftshilſe wen; Schutze unſerer wirtſchaftlichen lich empfinden. Dieſen Gedank den wir auch freiwillig an zum Exiſtenz. Denn die Privatverſicherung hat dem uralten G. danken der Gefahrengemeinſchaft eine wirtſchaftliche Form ge⸗ geben die jedem ermöglicht, den Kampf gegen die Gefahren es Lebens aufzunehmen. 8 Zum Wochenende und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 30 erſcheinen als Bella 5 4 2. Bf. 36: 660 201. Fl.Nr. 8. Für die auf diefer Seite erſcheſnendet Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zettung nicht zuftändig. Verantwortlich die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonni blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; fämtl in Berlin Se 68, Lindenſtr. 10½