Aufchelet täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Seingspieis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in ben Seſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anßeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Teptteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Jernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ole Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt. Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Wannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 36 1116 36. Jahrgang Dienstag, den 11. Auguſt 1936 Nr. 186 Kultur unter Diktatur? NS. Der Geſchäftsführer der Reichskulturkammer, Hans Hinkel(Mdg.), der gleichzeitig der Sonderbe⸗ auftragte des Reichspropogandaminiſters für die Ueber⸗ wachung der in Deutſchland kulturell tätigen Juden iſt, beantwortet hier eine Reihe von Fragen hinſichtlich der Freiheit des Geiſtes im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland, die unſere ausländiſchen Gäſte bewegen und gern maß⸗ geblich beantwortet ſehen wollen. Frage: Da und dort im Auslande behauptet man noch, daß die amtliche deutſche Kulturpolitik die Freiheit des künſtleriſchen Schaffens beeinträchtige, ja ſogar zerſtört habe. Was ſagen Sie, Pg. Hinkel, in Ihrer Eigenſchaft als Geſchäftsführer der Reichskulturkammer dazu? Antwort: Als Geſchäftsführer der Reichskulturkam⸗ mer, deren Präſident unſer Reichsminiſter Pg. Dr. Goeb⸗ bels iſt, der im beſten Sinne des Wortes des Führers Treu⸗ händer für das künſtleriſche Schaffen genannt werden kann, möchte ich gegenüber dieſen und ähnlichen Behauptungen im Auslande Folgendes erklären: Die praktiſche Kulturpolitik von Staat und Partei im neuen Deutſchland beengt in keiner Weiſe das künſtleriſche Schaffen. All jenen ſchaffenden und nachſchaffenden Künſt⸗ lern, die wir als wahrhaftige Träger unſeres deutſchen Volkstums anſprechen können, laſſen wir jede Hilfe und Förderung in ihrem künſtleriſchen Leben zuteil werden. Gerade wir Nationalſozialiſten wiſſen und ſind im Tiefſten davon überzeugt, daß Kunſt und Kultur weder be⸗ fohlen noch verfügt, noch durch organiſatoriſche oder ſonſtige techniſche Maßnahmen erzeugt werden können. Wir haben in den mehr als drei Jahren unberer kulturpolitiſchen Arbeit in keinem Falle einem deutſchen Künſtler die Frei⸗ heit ſeines Schaffens genommen und haben insbeſondere auf der kulturpolitiſchen Ebene in jeder Weiſe die ehrliche Kameradſchaft unter den Künſtlern und mit den verant⸗ wortlichen Kulturpolitikern erfolgreich gefördert. Selbſtverſtandlich haben wir erſt einmal dafür die Vor⸗ ausſetzungen ſchaffen müſſen, und dieſe Vorausſetzun⸗ gen beſtanden im weſentlichen darin, daß wir unſer deut⸗ ſches Kunſt⸗ und Kulturleben von allen falſchen, d. h. ar t⸗ und weſensfremden Vertretern geſäuber: haben Wir haben alſo dafür geſorgt, daß nur jene am großen Dom unſerer deutſchen Kunſt mitbauen können, die den Pulsſchlag unſeres Volkstums in ſich ſpüren und zu⸗ tiefſt in unſerer deutſchen Heimat verwurzelt ſind. Frage: Mancher Ausländer beurteilt gerade dieſe ſo⸗ genannten Säuberungs maßnahmen als Aus⸗ wüchſe einer kulturpolitiſchen Diktatur; können Sie dazu Näheres ſagen? Antwort: Ich gebe zu, daß alle jene, die ſich nicht die Mühe machen, zu prüfen, welchen unglaublichen Zuſtand in der deutſchen Kulturpolitik wir Nationalſozialiſten im Jahre 1933 übernommen haben, uns und unſere Maßnah⸗ men von heute nicht recht verſtehen können. Wenn ich darum hier betone, daß der Nationalſozialismus bei ſeiner Macht⸗ übernahme einen kunſt⸗ und kulturpolitiſchen Zuſtand über⸗ nommen hat, in dem das Hausrecht im deutſchen Kulturleben in 90 von 100 Fällen in Händen von Juden war, dann darf ich Ihnen zugleich dafür ein paar Tatſachen anführen: Allein in der Reichshauptſtadt— um nur ein Beiſpiel zu nennen— waren 1933 vier Fünftel aller Theater und acht Zehntel des geſamten Kunſt- und Antiquitätenhandels in Händen von Juden Durch die Syſtempreſſe wurde vor 1933 offen oder getarnt in 90 von 100 Fällen eine jü⸗ diſche Kulturpolitik gemacht. Dazu kam, daß man auf den Bühnen des deutſchen Theaters und im Film Tu⸗ pen erlebte, die von Otto Wollbuürg⸗Waſſerzug bis Sieg⸗ fried Arno, von Eliſabeth Bergner bis Max Grünbaum, von Roſa Valetti bis Paul Morgan oder Arthur Robitſcheck reichten, und dieſe Typen deren Virtuoſität und techniſches Können wir hier ganz außer acht laſſen wollen, hatten da⸗ mals jede Gelegenheit, durch die ihnen arteigene Darſtel⸗ lung Theater, Film, bildende Kunſt uſw. mehr und mehr dem wahrhaftigen deutſchen Menſchen zu entfremden. Im übrigen kennt ſa auch jeder die vielen anderen füdiſchen Stars, die von der Preſſe des ſchwarz⸗roten November⸗ deutſchlands„gemacht“ wurden, und die auf Grund ihrer künſtleriichen Berufung niemals hätten eine derartige Rolle ſpielen dürfen. 5 8 Zu all dem aber geſellte ſich noch die teils bewußte, teils inſtinktlos hervortretende Sucht nach„Moder nem? Ich erinnere Sie nur an die heute uns kaum mehr erinner; lichen zahlreichen„ismen“ in der bildenden Kunſt, vor denen der deutſche Menſch ratlos ſtand und zu denen er nicht die geringſte innere Verbindung haben konnte. Hier mußten wir mit ſtarker Hand eingreifen. Wir haben in Anerkennung des Volkstums anderer Nationen und Raſſen dafür Sorge getragen, daß im deutichen Kulturkreis nur Künſtler deutſchen Volkstums tätig ſein können. Wir ha⸗ ben dadurch der Regierung des neuen Deutſchlands als dem organiſierten Willen unſeres Volkes die H oheitsrechte über das Geiſtes⸗ und Kulturleben zurückgegeben. 5 Frage: Und welchen Beſtimmungen unterliegen die zahlreichen jüdiſchen Künſtler, die früher in Deutſch⸗ land tätig ſein durften? f N Antwort Bereits ſeit Sommer 1933 wurde in einer eigenen jüdiſchen Organiſation, dem Jüdiſchen Kul⸗ turbund jüdiſchen Künſtlern die Möglichkeit zur Betäti⸗ ung für nur füdiſches Publikum gegeben. Dieſe jüdiſche 4 0 beſitzt heute in der Reichshauptſtadt ulturorganiſation ö i ein feſtes, allabendlich ſpielendes Theater, in dem nur ju⸗ diſche Künſtler tätia ſind und zu denen nur Mitalieder des Jüdiſchen Kulturbundes, d. h. der Beſucherorganiſation der Juden, Zutritt haben Daneben hat dieſer heute über das ganze deutſche Reichsgebiet verbreitete„Jüdiſche Kultur⸗ bund“ mehrere Wandertheater, Konzert-, Vortrags⸗ und Kleinkunſtgruppen, die von Stadt zu Stadt fahren und für die jüdiſchen Gemeinden ſpielen. Die Juden ſelbſt, insbe⸗ ſondere die heute führenden Zioniſten, haben dieſe jüdiſch⸗ völkiſche Kulturorganiſation als eine ſehr loyale Löſung be⸗ zeichnet und begnügen ſich damit, in ihrem Kreiſe ihre arteigene Kunſt und Kultur zu pflegen. Wir haben damit in der deutſchen Kulturpolitik eine praktiſche Löſung der Judenfrage getroffen, die von jedem als gerecht anerkannt werden muß, der ſein Volkstum und ſeine Heimat liebt und nur in den Händen der Ange⸗ hörigen ſeiner Nation die Hausrechte des nationalen Kultur⸗ lebens ſehen möchte. Unſere wahrhaft nationale Kunſt iſt als Kunſt, die aus unſerem Volke ſtrömt, dann auch der beſte Beitrag für das internationale Geiſtes⸗ und Kunſtleben der geſamten Menſchheit. Die Ereigniſſe in Spanien. Liſſabon, 10. Auguſt. Diario da Manha berichtet aus Elvas, daß 70 Soldaten der Zivilgarde, die ſich am Samstag wegen Mangel an Munition in Badajoz den Kommuniſten ergeben mußten, in der Stierkampfareng hingerichtet worden ſind. General Queipo de Llano hat im Rundfunkſender von Sevilla verſchiedene von Madrid verbreitete Meldungen dementiert. Weiter brandmarkte der General eine Anzahl marxiſtiſcher Greueltaten In Konſtantina, ſo führte er aus, das am Sonntag wieder von der Militärgruppe beſetzt wor⸗ den ſei, haben die Roten, bevor ſie die Stadt aufgaben, 250 Perſonen in die Schächte geworfen und dann Dynamitpatronen zur Exploſion gehracht. In Lora del Rio, das am Samstag eingenommen worden ſei, ſeien 187 Menſchen getötet worden. 40 weitere hätten gerade erſchoſſſſen werden ſollen, als die Stadt von den nationaliſtiſchen Truppen beſetzt wurde. In Badajoz ſeien 195 Perſonen niedergemacht worden. Auch in Malaga ſeien Maſſenerſchießungen erfolgt. Der General erklärte weiter, es ſei ein Beweis für die unſichere Lage in Madrid, daß ſich gegenwärtig ſieben Miniſter und der Vorſitzende der Kammer in Valencia befänden, wo ſie wahrſcheinlich den Augen⸗ blick ihrer Einſchiffung erwarteten. Schließlich gab er noch Das deutſche Volk in Trauer Sieben Volksgenoſſen als Opfer der Wirren in Spanien. Die blutigen Wirren des Bürgerkrieges in Spanien haben ſieben deutſche Menſchenleben gefordert. Die kleine ſiebenjährige Johanna Immhof fiel in Santander einem vorſätzlichen Attentat zum Opfer. Heinz Voß aus Hamburg erlag ſeinen durch Schießereien im kommuni⸗ ſtiſchen Stadtteil von Gijon erlittenen Verletzungen. Parteigenoſſe Hans Hahner fiel beim Transport Verwundeter in Barcelona einer Kugel zum Opfer. In Barcelona wurden die Parteigenoſſen und Arbeitsfrontkameraden Wilhelm Gaetje Sellmuth Hofmeiſter Günther Swalmius⸗Dat⸗ und der Volksgenoſſe Treitz feige von kommuniſtiſchen Horden erſchoſſen. Tieferſchüttert trauert das ganze deutſche Volk diesſeits und jenſeits der Grenzen um diese jungen Menſchen, die ſterben mußten, nur weil ſie Deutſche waren. Der inferna⸗ liſche Haß des völkerzerſtörenden Bolſchewismus, der nicht einmal vor Kindern halt macht, brachte dieſen jungen Deut⸗ ſchen den Tod. Während in Berlin die Olympia⸗Glocke die Jugend der Welt zum friedlichen Kampf ruft und eine ganze Nation die Völker der Erde gaſtlich empfängt, wütet in dem be⸗ freundeten Spanien der rote Terror. Während im Dritten Reich Friede und Ordnung herrſcht und Menſchen aus allen Erdteilen in feſtlicher Stimmung ſich zur Abhaltung der Olympiſchen Spiele zuſammengefunden haben, ereilte in Spanien ſieben deutſche Menſchen ein grauſames Schickſal. Das Gaſtrecht des Landes, das ſie niemals verletzten, konnte ſie nicht ſchützen. Wir auslandsdeutſchen Nationalſozialiſten ſenken unſere Fahne vor dieſen Toten. Vier e e Kämpfer für die Idee Adolf Hitlers unter ihren deutſchen Kameraden, ſind aus den Reihen der Auslandsorganiſation geriſſen worden. In dieſen ſchweren Stunden gedenken wir in ſtum⸗ mer Trauer der Angehörigen, denen der Bolſchewismus ihre Liebſten nahm. a Im Geiſte Wilhelm Guſtloffs tragen wir auslandsdeut⸗ ſchen Nationalſozialiſten die Fahne weiter! 8 Ernſt Wilhelm Bohle, Gauleiter der Auslands⸗Organiſakion der NS DAP. ſeier vertrieben worden. bekannt, daß ihm von privater Seite über eine Mil lion Peſeten zum Ankauf von Flug zeugma⸗ terial zur Verfügung geſtellt worden ſei. General de Llano hat angeordnet, daß die marxiſtiſchen Kriegsminiſters und die Tochter Gouverneurs von Cadiz, die ſich in Haft befinden, ſofort freizulaſſen ſind. Die Nationaliſten ſeien keine Beſtien und würden ſich nicht an unſchuldigen Frauen rächen. Sieg der Nationaliſten bei Garagoſſa Wie aus dem Hauptquartier des Generals Mola in Burgos gemeldet wird, haben die Truppen der Nationa⸗ liſten und deren Freiwilligenformationen vor Saragaſſa einen entſcheidenden Sieg über eine der von Bar⸗ celona kommenden marxiſtiſchens Kolonnen errungen. Die roten Milizen hatten verſucht, den Hügel San Julia zu neh⸗ men, wurden aber zurückgeſchlagen, Die Verluſte der roten Katalanen betragen 100 Tote und 300 Verletzte. Außerdem haben ſie 500 Gefangene, 5 Geſchütze, 20 Maſchinengewehre und 50 Laſtkraftwagey verloren. Gefecht im Hafen von Malaga Der in Gibraltar eingetroffene britiſche Zerſtörer „Blanche“ berichtet, daß die im Hafen von Malaga vor An⸗ ker liegenden Kriegsſchiffe der ſpaniſchen Linksregierung von Flugzeugen der Militärgruppe mit Bomben be⸗ leat wurden. Die Krieagsſchiffe. unter denen ſich auch das Schlachtſchiff„Jaime 1“ befindet, das vor zwei Tagen Alge⸗ ciras beſchoß, erwiderten das Feuer, doch wurden von kei⸗ ner Seite Treffer erzielt. Die Truppenverſchiffungen von Marokko nach dem ſpaniſchen Feſtland wurden fortgeſetzt. Die Küſtenſtädte Tarife, Algeciras, San Roque und La Linea waren in tie⸗ fes Dunkel gehüllt, offenbar in der Abſicht, eine ungeſtörte Landung zu ermöglichen. Moskau verkauft Edelſteine Jur Unterſtützung der ſpaniſchen Kommuniſten. Um die Kommuniſten in Spanien zu unterſtützen, hat, wie der„Matin“ berichtet, die Moskauer Regierung beſchloſſen, eine größere Menge von Edelſteinen zu verkaufen. Dieſer Verkauf ſoll in aller Eile von einem franzöſiſchen Juwelier durchgeführt werden. Die ſowjetruſſiſchen Handelsvertretungen in London, Brüſſel und Paris, ſo meldet das Blatt, hätten den Auf⸗ trag erhalten, von den eingehenden Zahlungen insgeſamt 300 Millionen Franes dem Kominternbüro in Paris zur Verfügung zu ſtellen. Außerdem ſollten drei Vier⸗ tel des Erlöſes aus den Platinverkäufen für den gleichen Zweck Verwendung finden. Etwa 40 Millionen Francs ſeien ſofort durch die Staatsbank überwieſen wor⸗ den, damit kein Zeitverluſt eintrete. Die Finanzkommiſſion der ſpaniſchen Kommuniſtiſchen Partei werde das Geld für die Ausrüſtung und für die Bedürfniſſe des gegenwärtig in Bildung befindlichen internationalen Freiwilligenkorps verwenden. Das Pariſer Kominternbüro ſoll am 5. Auguſt getagt haben, um gewiſſe Einzelheiten ſeines Eingreifens in die ſpaniſchen Ereigniſſe feſtzulegen. Es habe beſchloſſen, fünf Beauftragte an die franzöſiſch⸗ſpaniſche Grenze zu entſen⸗ den, die etwaige Schwierigkeiten bei dem Grenzübergang der roten Miliz regeln ſollen. Die kommuniſtiſchen Zellen in der Seemannsgewerkſchaft hätten den Auftrag erhalten, unter ihren Anhängern ſchnell Mannſchaften für die ſpaniſche Kriegsmarine zuſammenzuſtellen, da dieſe ſehr knapp an Schiffsbeſatzungen ſei. Für dieſe Aufgabe allein ſeien drei Millionen Francs zur Verfügung geſtellt worden. Tochter des des früheren Straßenkämpfe in Bajadoz General Francos Verſtärkungen aus Marokko. Paris, 11. Auguſt. Nach einer Meldung des„Temps“ ſoll Santander von den Nationaliſten beſetzt worden ſein. Wie aus dem Kampf⸗ gebiet von Badajoz gemeldet wird, habe es den Anſchein, als ob die Nationaliſten dort die Oberhand gewännen. In der Nähe von Zafra, etwa 80 Kilometer von Badajoz, ſei eine Abteilung mit den Regierungstruppen zuſammenge⸗ ſtoßen. Nach einigen Verluſten hätten die Regierungstrup⸗ pen fliehen müſſen. Bei der Rückkehr der Flüchtlinge nach Badajoz habe in der Stadt eine große Erregung geherrſcht. Man habe ſich hinter den alten Mauern zu verſchanzen ge⸗ ſucht, und die Stadteingänge ſeien mit Sandſäcken verſperrt worden. Es ſei dann in der Stadt zu blutigen Zwiſchenfäl⸗ len gekommen. Nach mehrſtündigem blutigen Ringen hät⸗ ten die Regierungstruppen in der Stadt die Oberhand ge⸗ wonnen Beim Morgengrauen habe ſich nur noch die Kaſerne gehalten. Mit Panzerwagen und Granaten ſeien die Re⸗ glerungstruppen gegen das Gebäude vorgegangen. Gegen 10 Uhr ſei auf dem Kaſernendach die weiße Fahne gehißt worden, nachdem der Kommandant und 26 Mann im Ver⸗ lauf der Nacht den Tod gefunden hatten. Wie ferner aus Tanger gemeldet wird, ſollen die Trup⸗ 1 e General Francos von Ceuta nach Algeci⸗ ras abgeſchloſſen ſein. General Franco habe insgeſamt etwa 15 000 Mann nach der ſpaniſchen Halbinſel übergeſetzt. Ein Angriff auf Malaga und Madrid ſtehe bevor. ö Aus Barcelona wird berichtet, daß eine Zweigniederlaf⸗ ſung der italieniſchen Gummiwerke Pirelli von den Arbei⸗ tern beſetzt worden ſei. Sämtliche italieniſchen Angeſtellten Der Abtransport der Flüchtlinge Zwei weitere deulſche Torpedoboote enkſandt. Berlin, 11. Auguſt. Es hat ſich als notwendig herausgeſtellt, zum Schutz der Deutſchen in Spanien und zur Sicherung des Abtransports der dortigen Deutſchen zwei weitere Torpedoboote,„Kondor“ und„Möwe“, zu entſenden. Aus Madrid wurden bis Samstag etwa 600 deutſche Flüchtlinge unter dem Schutz des Panzerſchiffes„Admiral Scheer“ über den Hafen Alicante abtransportiert. Es be⸗ finden ſich dort immer noch 1200 bis 1400 Deutſche, von denen etwa 300 aus wirtſchaftlichen Gründen in der ſpani⸗ ſchen Hauptſtadt verbleiben wollen. Bisher konnte der Ab⸗ transport nach Alicante mit der Eiſenbahn und Flugzeugen der Lufthanſa erfolgen. Nachdem aber die ſpaniſche Regie⸗ rung dieſe Flugzeuge am Sonntag beſchlagnahmt hat, muß vorerſt auf dieſes Hilfsmittel verzichtet werden. Aus Valencia wurden unter dem Schutz des Tor⸗ pedoboots„Leopard“ 120 Flüchtlinge, darunter 93 Deutſche, auf dem Dampfer„Palermo“ nach Genua eingeſchifft. Trotz Zuredens werden in Valencia etwa 30, in Malaga 10, in Almeria 14 und in Cartagena 62 Deutſche verbleiben. Sie werden ihren Rückhalt zurzeit noch an den an den dor⸗ tigen Küſten ſtehenden deutſchen Seeſtreitkräfte haben. In den Häfen der Nordküſte Spaniens ſtehen weiterhin der Kreuzer„Köln“ und die Torpedoboote„Seeadler“ und „Albatroß“. Im Raum Santander⸗Gijon konnten am Sams⸗ tag 74 Deutſche und 51 Flüchtlinge anderer Nationen auf dem unermüdlich zwiſchen Spanien und Frankreich hin⸗ und herfahrenden deutſchen Dampfer„Bellona“ in Sicherheit ge⸗ bracht werden. Unter ihnen befand ſich auch der ſeinerzeit 1359 1 verletzte Imhoff, deſſen Befinden jetzt zufriedenſtel⸗ end iſt. 4130 Deutſche abtransportiert Wie aus einer telegraphiſchen Mitteilung der deutſchen diplomatiſchen Vertretung in Spanien hervorgeht, ſind bis⸗ her aus Madrid 1030, aus Barcelona 3100, insgeſamt alſo 4130 Reichsdeutſche, abtransportiert worden. Granate auf engliſche Jacht Proteſt bei den Nationaliſten. Der britiſche Botſchafter für Spanien hat durch Ver⸗ mittlung der britiſchen Flotteneinheiten in St. Jean de Luz und Ferrol beim Kommando der nationaliſtiſchen Streit⸗ kräfte wegen des Todes von Captain Rupert Savile und ſeiner Frau proteſtieren laſſen. Savile lief mit ſeiner Privaljacht im Morgengrauen den Hafen von Gijon an. Als der naktionaliſtiſche Kreuzer„Al⸗ mirante Cervera“ mit einem Maſchinengewehr nach der Jacht feuerte, nahm Savile wieder Kurs auf die hohe See. Der Kreuzer, der dies für verdächtig hielt, feuerte nun eine . die an Bord einſchlug und die beiden Engländer ele. . die kom⸗ 9 Moskau hat rn, den bekannten w uals Sonderbericht⸗ „Prawda“, das 8 muniſtiſchen Schrift erſtatter nach Spa Paris. Nach Das neue Portugal Die Erfolge der nationalen Diktatur. Der„Daily Telegraph“ beginnt heute mit der Veröffent⸗ lichung einer Reihe von Aufſätzen über das neue Portugal. Einer der Aufſätze ſtammt aus der Feder des portugieſi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Dr. Salazar, der die Leiſtun⸗ gen der neuen Regierungsform in Portugal ſchildert. Nach einem Hinweis auf die verworrenen innerpolitiſchen Verhältniſſe Portugals bis zum Jahre 1926 kommt der Ver⸗ faſſer auf die Einſetzung der nakionalen Diktatur zu ſpre⸗ chen, die die Zuſtimmung und den Beifall ganz Portugals gefunden habe. Sobald die ſoziale Ordnung und die Diſzi⸗ plin durch eine ſtarke Exekutive wiederhergeſtellt worden ſeien, habe die Regierung die dringend nolwendigen finan- ziellen und wirtſchaftlichen Reformen in Angriff ge⸗ nommen mit dem Ergebnis, daß die Staatshaushalte Por- kugals ſeit acht Jahren ausgeglichen ſeien. Die Herrgottsmühle Noman von Paul Hain. 42. Des Barons Geſicht wurde wieder ernſt. „Nun— richtig verlobt wohl noch nicht. Er hat noch micht offiziell um Ihr Fräulein Schweſter angehalten, weil ihn über Nacht eine ſchlimme Krankheit ergriff. Eine ganz dumme Situation für Gräfin Verena natürlich.“ „Allerdings——“ Kurt von Ruhland begriff nur, daß im letzten Augen⸗ blick Verena doch noch vom Ziel abgedrängt worden war. Heftiger Zorn packte ihn. Aber mit Gewalt zwang er ſich zur Gelaſſenheit. „Herr Baron, wollen Sie mir Näheres mitteilen?“ „Gewiß.“ Wilbrandt erzählte. Aber das Weſentliche, das, was der Arzt ihm vertraulich von den Fieberphantaſien Viktors und dem geheimnisvollen Namen geſagt hatte, be⸗ hielt er auch hier für ſich. Es ſchien ihm eine zu perſönliche Sache Viktors, als daß er ſie ſo leicht preisgeben konnte. Allerdings, er überlegte nachher, ob nicht gerade Kurt von Ruhlaand wiſſen konnte, wen Viktor meinte, wenn er nach „Eva“ verlangte Er war doch ſein Freund. Sie mochten mancherlei gemeinſam erlebt haben, ſchenkten ſich einander Vertrauen. Da war es ſchon gut möglich, daß der Graf eine „Eva“ kannte, an die Viktor dachte. Aber er beſchloß, darüber doch noch Tag und Nacht vergehen zu laſſen, bevor er ſich entſchied. Am nächſten Vormittag aber legte ihm Lindthorſt ſchweigend den Brief Eva Gwendolins mit dem Schlüſſel vor. Trat einige Schritte zurück. Der Baron blickte auf. Verwundert. wenigen Zeilen. Griff nach dem Schlüſſel. Sein Geſicht wurde fahl. 8 „Lindthorſt——!“ Der Brief kam am Tage nach Ihrer Abreiſe, Herr Ba⸗ ron, mit der Geſchäftspoſt.“ „Das— das iſt——“ 5 Er umfaßte mit den Fäuſten die Kante des Schreib⸗ tiſches. Wuchtete ſich aus dem Seſſel. 85 Las dann die * Die große Aeberraſchung Ein einflußreicher Holländer über ſeine Eindrücke in Deutſchland. Berlin, 11. Auguſt. Eine der bekannteſten Perſönlichkeiten der holländiſche Finanzwelt, G. W. A. van Laer, der dem Nationalen Olympiſchen Komitee der Niederlande als Schatzmeiſter an⸗ gehört, äußerte ſich gegenüber dem Berliner Vertreter des „Hamburger Fremdenblattes“ ausführlich über ſeine Ein⸗ drücke in Deutſchland. Van Laer führte aus: „Nach meiner Auffaſſung haben ſich die 11. Olympiſchen Spiele für das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und der übri⸗ gen Welt äußerſt ſegensreich ausgewirkt. Es iſt keine Frage, daß viele von den Ausländern, die ſich anläßlich der Spiele in der Reichshauptſtadt aufhalten, ſehr irrige Vorſtellungen über das nationalſoziali⸗ ſtiſche Deutſchland mitbrachten. Sie werden erwartet haben, daß jeder Deutſche eine Uniform trägt, und daß alles, was in Deutſchland geſchieht, irgendwie auf militäriſche Dinge abzielt. Stattdeſſen haben ſie ein ganz anderes Volk vorgefunden, als es ſich in ihrer Phantaſie ausnahm. 5 Sie begegneten Menſchen, fleizig, ordnungsliebend und fröhlich ihren täglichen Geſchäften nachgehend. Dieſes Deutſch⸗ land der Arbeit und des Friedens iſt ihre große Aeber⸗ raſchung, und ich aus vielen Geſprächen, die ich mit hier weilenden Ausländern geführt habe, daß der geſchilderte Eindruck weitverbreitet iſt. Niemand wird ſich im Ernſt der Tatſache verſchließen können, daß das Reich unter ſeiner ſtar⸗ ken nationalſozialiſtiſchen Führung große Fortſchritte gemacht hat. Die Gaſtfreundſchaft des deutſchen Volkes und ſeiner Regierungsſtellen hat ſich in dieſen Tagen auf das beſte bewährt. W ſchon in Garmiſch⸗ Partenkirchen — Wenn wir glänzend aufgenommen wurden, ſo gilt dies in noch ver⸗ mehrtem Maße für die Berliner Spiele. Dafür gebührt nicht zuletzt der Reichsregierung der uneingeſchränkte Dank. Man hat es mit Takt verſtanden, uns den Aufenthalt ſo ange⸗ nehm wie möglich zu geſtalten.“ „Meine Bewunderung.“ Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Italien, der Berlin im Flugzeug verlaſſen hat, richtete aus München an den Führer und Reichskanzler folgendes Abſchiedstele⸗ gramm: „Ich verlaſſe Deutſchland mit einer doppelten dankbaren Erinnerung: Einmal an die machtvolle und einzigartige olympiſche Kundgebung und ebenſo auch an die ſo außer⸗ ordentlich liebenswürdige Aufnahme, die mir Ew. Exzellenz und die Reichsregierung in erleſenſter Weiſe bereitet haben. Ich drücke Ew. Exzellenz und der deutſchen Reichsregierung meine Bewunderung und meinen herzlichen und tiefgefühl⸗ ten Dank aus. Umberto di Savoia.“ Kurzmeldungen 600 Sonderzüge nach Berlin 1 Millionen Keiſende. Ein vorzügliches Spiegelbild von dem Maſſenbeſuch, den die erſte Woche der Olympiſchen Spiele der Reichshauptſtadt brachte, liefert eine Zwiſche münden der Reichsbahn⸗ direktion Berlin. In dieſer Zeit ſind in Berlin neben den täglich gefahrenen 500 fahrplanmäßigen Zügen 595 Son⸗ derzüge eingetroffen. 1 240 000 Reiſende aus dem Ausland und dem Reich haben mit dieſen Sonderzügen Berlin er⸗ reicht. Damit iſt aber die Zahl der Olympiabeſucher noch nicht erſchöpft, da zahlreiche Privatwagen und viele Kraftomnibuſſe weitere Zehntauſende nach Berlin brachten. Im normalen Verkehr dieſes Zeitabſchnitts wären etwa 400 000 Reiſende in Berlin eingetroffen und von hier wie⸗ der abgefahren. Die Olympiſchen Spiele haben ſomit einen Zufatzverkehr von weit über 850.000 Reiſenden gebracht. Berlin. Aus Anlaß des 40. Todestages Otto Lilien⸗ thals fand am Montag in Lichterfelde zu Füßen des Ika⸗ rus⸗Denkmals, das begeiſterte Anhänger des Fluggedankens dem Neſtor im Jahre 1914 geſetzt haben, eine Gedenk⸗ feier ſtatt. „Das— muß natürlich— horſt—,“ würgte er hervor. Der ſah ihn mitleidig an. „Ich habe keine Meinung, Herr Baron. Noch nicht.“ Dem taumelten die Gedanken durcheinander. Wild— ungeſtüm. Verena von Ruhlapd— die Braut ſeines Soh⸗ nes! Kurt— ſein Freund! Sein, des Barons, Vertrauter! Unmöglich, daß der Graf— dieſen Schlüſſel beſeſſen hatte! Dieſen dritten Schlüſſel, der da war! Unmöglich! Es konnte nicht ſein. Ein Irrtum!— 5 Aber da ſtand Lindthorſt noch immer. Mit ſtarren Augen. Unbeweglich. Ein Ankläger— ein Richter. Er nickte ihm kurz zu. „Gehen Sie. Ich— ich werde das nachprüfen. Sie— haben doch zu niemandem—6 „Nur Sie, Herr Baron, ein Irrtum ſein, Lindt⸗ und ich wiſſen um dieſen Brief. „Es iſt gut— gehen Sie-“ 5 Er war wieder allein.„ Drückte die Handflächen gegen die Schläfen. Ein Irr⸗ tum! Er mußte hinüber— zur Herrgottsmühle. Dieſe Eva Gwendolin ſprechen! Des Veit Gwendolin Tochter! Da ließ er die Hände ruckartig ſinken. Ein Ausdruck ratloſen Staunens trat in ſein Geſicht. Eva— hieß das Mädel von drüben! Herrgott! Eva Gwendolin! Er ſprang auf. Sollte— das möglich— ſein? Mit einemmal war das andere, Furchtbare wie mit einem Schlage ausgelöſcht in ihm über dem neuen Gedanken, der wie ein Blitz ihn durchzuckt hatte. Ja, er mußte hinüber. Nun erſt recht! Heute noch! Haſtig ſchob er den Zettel und Schlüſſel in die Taſche. Tief atmete er. Er verließ das Bureau. Barhäuptig wie er war, ging er davon, der Fähre zu. Arbeiter grüßten. Man glaubte, er wolle hier und da in den Betrieben inſpizieren. Auch Kurt von Ruhland begeg⸗ nete ihm, der gerade aus ſeinem Bureau ins Freie trat. Der Baron dankte leicht auf ſeinen Gruß mit einem Kopfnicken. 5 f Generalſtabspläne gestohlen Aus einem franzöſiſchen Eiſenbahnwagen. Paris, 10. Auguſt. Auf dem Bahnhof von Chambery iſt man einem Dieb. ſtahl wichtiger militäriſcher Schriftſtücke auf die Spur ge. kommen. Als dort ein plombierter Eiſenbahnwagen geöf, net wurde, um einige Kiſten einzuladen, ſtellte ſich herauz daß eine Kiſte mit Generalſtabsplänen über die Verkeſdſ gung der Alpengrenze aufgebrochen war. Ein Teil des f. ſteninhalts ſcheint zu fehlen. Der Wagen war am Donnerstag aus Paris abgegangen, Die Polizei hat ſich mit dem Kriegsminiſterium in Verbin. dnug geſetzt, um feſtzuſtellen, welche Schriftſtücke geſtohlen worden ſind. Der König von England in Dalmatien. Belgrad, 11. Aug. König Eduard VIII. traf am Montag mit dem ihm von Prinzregent Paul von Jugoſlawien zur Verfügung geſtellten Hofzug in der feſtlich geſchmückten Stadt Schibenik an der dalmatiniſchen Küſte ein. König Eduard, in deſſen Begleitung ſich u. a. der engliſche Kriegsminiſter Duff Cooper befand gab ſich ſofort an Bord der Jacht „Nachlin“. Der König wird im Verlauf ſei Kreuzfahrt an der dalmatiſchen Küſte u. a. Dubronik beſuchen, wo eig mehrtägiger Aufenthalt vorgeſehen iſt. Die Bildung einer neuen polniſchen Regierungspartei. Wie bie Agentur Preß mitteilt, ſind die Vorarbeiten zur Organiſation einer neuen polniſchen Regierungspartei ziemlich weit fortgeſchriten. Oberſt Koc, der mit der Organ ſation beauftragt wurde, habe dem Generalinſpekteur der Armee bereits mehrfach hierüber Bericht erſtattet. Mit dem Abſchluß der Vorarbeiten ſei jedoch vor Mitte September nicht zu rechnen. Es ſei beabſichtigt, nach der formellen Gründung der neuen Regierungspartei eine umfaſſende Werbeaktion im ganzen Lande einzuleiten. Oberſt Koc wolle die neue Partei auf eine breite Baſis ſtellen, wobei ſich die Träger der Organiſation in erf Linie aus den Reihen der Kriegsteilnehmerverbände zu rekrutieren hätten. Japans Kriegsminifter ſollte ermordet werden. Die Agentur Domei berichtet, daß ein Plan zur Ermor⸗ dung des Kriegsminiſters Terauchi und des früheren Gou⸗ verneurs von Koreo, Ugali, aufgedeckt wurde. Im Zuſam⸗ menhang damit wurde in Fukuska der 26jährige radikale Nationaliſt Kuroda verhaftet. Er iſt ein Schüler Okondas, des Führers der Blutbrüderverſchwörung vom Jahre 1932. Kuroda faßte den Mordplan nach der Verurteilung jener Offiziere, die in den Ausſtand vom 26. Februar dieſes Jah⸗ res verwickelt geweſen waren, und nach den von Leraug durchgeführten weitreichenden Perſonalveränderungen im japaniſchen Offizierskorps. Die Unterſuchung ſtellte Verbin⸗ dungen Kurodas mit zahlreichen radikalen nationaliſtiſchen Perſönlichkeiten feſt. * Verkehrsflugzeug abgeſtürzt.— Vier Tote. London, 10. Aug. Am Montag ſtürzte kurz nach dem Start im Flughafen Croyden bei Wellington ein Verkehrs⸗ flugzeug der Imperial Airways aus geringer Höhe in den Garten eines Hauſes ab und geriet ſofort in Brand. Ehe noch Hilfe zur Stelle war, ging die Maſchine vollkommen in den Flammen auf, ſo daß keine Verſuche mehr unternommen wer⸗ den konnten, die vier Inſaſſen zu retten. Durch die Explo⸗ ſion des Tanks wurden noch zwei angrenzende Häuſer in Brand geſetzt. 25 koreaniſche Schmuggler getötet. Tokio, 11. Auguſt. Die Agentur Domei berichtet von einem blutigen Zuſammenſtoß zwiſchen einer koreaniſchen Schmugglerbande, die aus 96 Mann beſtand, und Zollwa⸗ chen auf dem Valu⸗Fluß ſüdlich von Antung. Während des Kampfes wurden 25 Schmuggler getötet. A Dreijähriger ſtürzt aus einem Expreß und bleibt un. verletzt. Ein kaum faßbares Glück hakte ein dreijähriger Junge von Sheffield(England). Auf der Fahrt durch den Totley⸗Tunnel ſtürzte das Kind aus einem Expreßzug. Erſt beim Verlaſſen des Tunnels hatten ſeine Eltern den Unfall vemerkt und die Notleine gezogen. Beim Fackelſchein vor⸗ genommene Durchſuchung des Tunnels ergab die überra⸗ ſchende und für die aufs höchſte beſtürzten Eltern erfreuliche Feſtſtellung, daß der Junge lebte und außer kleineren Haut⸗ abſchürfungen wunderbarerweiſe keinen Schaden genom⸗ men hatte. Schritt weiter.— . Als der Graf, in ſein Bureau zurückgekehrt, aus dem Fenſter über den Fluß ſah, bemerkte er den Baron auf der Fähre, die ſchon mitten auf dem Waſſer ſchwamm. Der Wind ſpielte in ſeinem Haar. Er ſchien nach dem Mühlenberge hinüberzuſehen. Die Sonne flimmerte über dem Fluß. Da fühlte Kurt von Ruhland ein feines, banges Zit⸗ tern im Blut. Anbeſtimmte Angſt beſchlich ihn. Wohin begab ſich der Baron? Zu ſo außergewöhnlichet Zeit? Ohne Hut und Mantel? Er preßte die Zähne in die Lippen. Dieſe dumme Angſt. Wahrhaftig, ſeine Nerven waren 1 am Ende. Viktor mußte ſich beeilen, geſund zu wer⸗ en. Aergerlich wandte er ſich vom Fenſter ab.— Sechsundzwanzigſtes Kapitel,. Eva trat aus dem Haus. Ihr Blick ging faſt liebkoſend, zärtlich über das Land. Streifte die Sträucher, die ſchon kleine, grüne Blätter hat⸗ ten, den alten Walnußbaum, der ſeine Krone, die nun auch ſchon grün ſchimmerte, über das Haus reckte. Wie früh in dieſem Jahre der Frühling ſich ankündetel Eva Gwendolin breitete die Arme aus. O du blauer Himmel, du goldene Sonne, du liebes, ſchönes Land! 1 Und doch war ein ſtilles Weh, eine feine Trauer in dem Glanz ihrer Augen, in der Art, mit der ſie nun vor⸗ l über die knoſpenden Sträucher die Hände gleiten ie Frühling kam— und mit ihm das große Leid, ihn nicht wie ſonſt jubelnd ans Herz drücken zu dürfen. Sie ſah nach der Mühle hin. Still ſtanden die Flügel. Dort drinnen ſaß der Vater in dunklem Brüten. Wie immer. Reparierte da und dort das morſche Räderwerk, Sah nach dem Rechten. Ohne Hoffnung, daß es nötig wäre. Nur gut, daß noch aus beſſeren Zeiten Geld da war, mit dem man den Haushalt beſtreiten konnte. Aber wieviel mochte es noch ſein? Wie lange würde es noch hinreichen? Veit Gwendolin ſchwieg darüber. Was ſchlimmer war als alles— würde die Mühle wie⸗ der klappern? Die Flügel ſich drehen? i S TT . EI 62300 „ e e ene eee — 1 4 iſt. Dieb. ir ge. geöff, raus, rteidſ. 8 Kl. ngen. erbin⸗ ohlen ontag un zur Stadt ard, iniſter Jacht fahrt o ein kei. beiten partei gani⸗ ö r der dem mber 6 nellen ſſende wolle ch die eihen rmor. Gou⸗ uſam⸗ dikale nogs, 1932. jener Jah⸗ auch im rbin⸗ iſchen wer⸗ . ken davonkam. Aus dem badi oclien laude Ladenburg.(Farl Molitor) Am Montag nachmittag wurde der frühere Hofbuchdruckereibeſitzer und Zeitungsverleger Karl Molitor im Alter von 82 Jahren zu Grabe getragen. Karl Molitar kam als junger Mann nach Ladenburg, wo er die Tochter ſeines Chefs, des Buchbinders Wucherer, zur Frau nahm, und zuſammen mit ſeinem Schwiegervater das Ladenburger Wochenblatt herausgab. Im öffentlichen Leben ſpielte er bald eine große Rolle, ſodaß er in ſeinem Alter eine Reihe von Ehrenämtern bekleiden durfte. Bis zum Alter von 80 Jahren war er aktiver Turner und war als Ehrenvorſitzender der Turn⸗ und Sportgemeinde 1864 der Ladenburger„Turnvater“. Der Verein gedachte ſeiner in einer Trauerſitzung am Sonntag, der auch ein Ver⸗ treter des Kreisturnrats beiwohnte, der Verdienſte des Dahingeſchiedenen. Viele Jahre gehörte Karl Molitor dem Aufſichtsrat der Volksbank Ladenburg an, ſpäter wurde er Vorſtandsmitglied. Daß er bei all ſeinen beruf⸗ lichen und ſonſtigen Pflichten noch Zeit fand, im Ge⸗ meinderat mehrere Jahre zu wirken, eine Zeitlang die Ortskrankenkaſſe zu leiten und als Mitglied des Geſang⸗ vereins„Liederkranz“ dem deutſchen Lied durch Jahr⸗ zehnte die Treue zu halten, kennzeichnet ſe ine vielſeitige Schaffenskraft. a Weinheimer Woche Landestreffen der badiſch⸗heſſiſchen Bürgerwehren. J Weinheim. Im Saale der„Vier lrde die Weinheimer Woche eröffnet. Oberbürgermeiſter igel ließ die Vertreter des Staates, der Partei, der Nach⸗ barſtädte und Muſeen willkommen und ging eingehend auf den Aufbau und die Ziele der mit der Weinheimer Woche verbundenen Ausſtellung ein. Eine Beſichtigung ſchloß ſich an. Ein Platzkonzert leitete am Abend des Landestreffens der badiſch⸗heſſ Bürgerwehren ein, zu dem Abordnungen auch aus Württemberg ſehr zahlreich gekommen waren. Eir⸗ Fackelzug ſämtlicher Wehren bewegte ſich durch die Straßen. Vor der Dürreſchule war großer Zapfenſtreich. Im Sitzungsſaal des Rathauſes wurde Sonntags der Führerappell abgehalten. Landeskommandant Rie derer (Karlsruhe) ſprach der Stadt Weinheim den Dank für die große Anterſtützung aus und begrüßte beſonders die Vertreter der württembergiſchen Wehren. Oberbürgermeiſter Hügel wünſchte den Gäſten bleibende angenehme Erinnerungen an die Zweiburgenſtadt. Dem Bürgermeiſter der Stadt Brel⸗ ten wurde für das große Verdienſt um die Wehren eine Ehrenurkunde überreicht. Nach Bekanntgabe des Jahres⸗ berichtes erging an den Führer ein Treugelöbnis. Vorbeſprechungen ergaben die Geneigtheit zum Zuſam⸗ menſchluß der ſüddeutſchen Bürgerwehren, der nach den Erklärungen des württembergiſchen Landeskommandanten Zeltwanger(Stuttgart) als vollzogen angeſehen werden kann. Der Wille zur Erhaltung der Tradition und der alten Ani⸗ formen, die den Trachten zur Seite ſtehen, ſoll ſeinen Aus⸗ druck finden in einem für das nächſte Jahr geplanten Auf⸗ marſch in Berlin. Aus dieſem Grunde findet kom⸗ mendes Jahr kein Landestreffen stalt. Auf dem Marktplatz traten die Wehren zur Gefal⸗ Lenen⸗Ehrung vor dem Kriegerdenkmal 1870.71 an, wobei Landeskommandant Niederer der Toten des Weltkrie⸗ ges, der Separatiſtenzeit und des Kampfes um das Dritte Reich gedachte. Dann wurde die Nagelung der neuen Fahne der Bürgermehr Weinheim vorgenommen. Am Nachmittag erfolgte der Marſch durch die Stadt. 21 Wehren in alten Uniformen boten ein bunbes Bild. Handwerk und Voikskunſt Im Odenwald und an der Bergſtraße. J Weinheim, 10. Aug. Während der Weinheimer Woche findef eine Ausſtellung„Vergangenheit und Gegenwart des Handwerks und der Volkskunſt im Odenwald und an der Bergſtraße“ ſtatt. Sie bringt eine Ueberſicht über das hand⸗ werkliche Schaffen in dieſer Landſchaft, in der ſich die Ueber⸗ lieferung und das neue Streben zur Wiedererweckung der Volkskunſt trifft. Der bäuerliche Grundzug des Odenwaldes ergänzt das aufgeſchloſſene Element der Bergſtraße. Wir ſehen, wie die Landſchaft der Entwicklung ihren Stempel aufdrückte, denn verſchieden iſt der verwendete heimiſche Werkſtoff und ſeine Meiſterung zu ſchlichten Formen in einſamen Tälern und fernen Höhen, in Dörfern und Städt⸗ chen. Vertreten iſt die Heimatkunſt aus Fränkiſch⸗Erum⸗ bach, Erbach, Affolterbach, Walldürn, Bensheim, Heppen⸗ heim und Weinheim mit handwerklichen Erzeugniſſen und wertvollen Fundſtücken aus alter Zeit bis zur Gegenwart. Das Ziel der Ausſteltung iſt, die Heimatliebe zu wecken, dem Volke auch die Volkskunſt wieder nahe zu bringen. Allzuleicht hatte ſich Fremdes eingeſchlichen, zu oft hatte ſich Kitſch in allen möglichen Arten vorgedrängt. Was dem die Volkskunſt gegenüber zu ſtellen hat, kann im zielklaren und klärenden Aufbau einer Ausſtellung gezeigt werden. Und das wird hier erreicht durch eine Fülle von Belegen, die— wie beſonders betont werden muß— alle aus dem Oden⸗ wald und von der Bergſtraße zuſammengetragen ſind. Das Beſtreben, der inneren Kräftigung unſeres Volkes zu die⸗ nen, werden Vorträge über Volkskunſt und Brauchtum er⸗ gänzen. Jahreszeiten“ Aufruf an die Elternſchaft. 9 Offenburg. Die Lagerleitung des Südweſtmarklagers der HJ. teilt mit: Die Elkernſchaft der im Lager unterge⸗ brachten Hitlerſungen und Pimpfe wird dringend gebeten, den Jungen in zugeſandten Paketen weder Obſt noch Wurſt⸗ waren zuzuſchicken. Es ſoll vermieden werden, daß ſich die Jungen etwa durch Genuß von Waſſer auf Obſt oder durch die Hitze verdorbener Wurſt Magen⸗ und Darmverſtimmun⸗ gen zuziehen. Die Verpflegung im Lager iſt ſo gut und reichhaltig, daß eine zuſätzliche Verpflegung wirklich unnötig iſt. Dieſer Hinweis gilt allgemein für fämtliche in Baden befindliche Zeltlager. Landesfeuerwehr⸗Ehrenmal. (Y Achern. Die Einweihung des Landesfeuerwehr⸗Ehren⸗ mals auf der Hindenburghöhe bei Achern, die urſprünglich auf 27. September feſtgelegt war, wurde in einer Landes⸗ feuerwehr⸗Ausſchußſitzung auf 11. Oktober verlegt. Man rech⸗ get mit einer Beteiligung von ſchätzungsweiſe von 56000 Wehrleuten aus dem ganzen Lande. () Obereggingen, A. Waldshut.(Vom Blitz er⸗ 11 Der 28fahrige Wagner Ernſt Peter aus Rie⸗ den a. S., der auf dem Oberegginger Berg unter einem Baum Schutz geſucht hatte, wurde vom Blitz getroffen und sofort getötel. Von einen beiden bei ihm weilenden Neffen wurde der eine betäubt, während der andere mit dem Schrek⸗ Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Vom Zug an gefahren.) Am Montag, den 10. Auguſt, kurz vor 7 Uhr wurde im Bahnhof Lampertsmühle⸗Otterbach auf dem unbeſchrankten Bezirks⸗ ſtraßenübergang Kaiſerslautern Lauterecken der verheiratele 46 Jahre alte Heinrich Bauer aus Erfenbach vom Perſonen⸗ zug 1304 Otterberg—Lampertsmühle— Otterbach angefahren und anſcheinend unerheblich verletzt. Bauer iſt ſchwerhörig und hat bei Annäherung an den Uebergang die Warnſignale des Zuges überhört. Speyer.(Ein Kind kotgefahren.) Im Stadt⸗ tei! Neuland wurde beim Zurückſtoßen eines Lieferkraftwa⸗ gens das drei Jahre alte Söhnchen Norbert des Glaſers Jakob Häußler, das auf der Straße ſpielte, von dem Hinter⸗ rad des Wagens überfahren und ſchwer verletzt. Im Kranken⸗ haus iſt das Kind alsbald geſtorben. Gießen.(Vom Laſtkraftwagen kotgefahren) Beim Ueberſchreiten des Fahrdammes wurde ein 6jähriger im Ruheſtand lebender Oberreallehrer von einem L ſtkraft⸗ wagen überfahren und am Kopfe ſo ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. — Freudenſtadt.(Die Arſache des jüngſten Om⸗ nibusunglücks.) Wie eine genaue Anterſuchung des bei Durrweiler verunglückten Omnibuſſes ergab, iſt die Steuerung vollkommen in Ordnung. Die Urſache des Un⸗ falles iſt dagegen auf den Umſtand zurückzuführen, daß am rechten Vorderrad der Bolzen, der die Federblätter an der Achſe zu halten hat, gar nicht mehr vorhanden war, wahr⸗ ſcheinlich ſogar ſchon vor Antritt der Fahrt gefehlt hat. Da⸗ durch entſtand ein ungleicher Achsdruck, der beim rechten Vorderrad ungleich höher war als beim linken, was zur Folge hatte, daß das rechte Vorderrad, wie die Spuren an der Anfallſtelle deutlich zeigen, beim Bremſen hr ſtark blockierte und den Wagen nach rechts aus der Fahrbahn trieb. Die Bremſen waren in Ordnung. —, Eßlingen.(Rückſichtsloſer Autofahrer.) Daß die guten Kennkniſſe der Jugend in Autodingen für mancherlei Dinge ihr Gutes haben, erwies ſich hier bei der Fahndung nach einem rückſichtsloſen Autofahrer, der zwi⸗ ſchen Nellingen und Denkendorf zwei Schnitterinnen angefah⸗ ren hatte. Die beiden Mädchen ſchoben ihre Fahrräder und gingen vorſchriftsmäßig hintereinander. Das Auto kam we⸗ gen der hohen Geſchwindigkeit ins Schleudern und ſtreifte die Mädchen, die an' einen Gittermaſt geworfen wurden. Eine von ihnen mußte ſchwerverletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Obwohl der Autolenker und die beiden Inſaſſen den Anfall bemerkt hatten, fuhren ſie rückſichtslos weiter. Nur der Tatſache, daß ein Hitlerjunge angab, es könne ſich nach dem Motorenger nur um einen D W⸗Wagen handeln, iſt es zu verdanken, daß der Autobeſitzer, der wirk⸗ lich einen ſolchen 2 t werden konnte. Es feſtgeſtellt handelt ſich um einen Denkendorfer der die Schuld eingeſtand. Raubmord in Darmſtadt Schuhmacher auf der Straße erſtochen und beraubt. Darmſtadt. In den ſpäten Abendſtunden wurde der S0⸗ jährige Schuhmacher Philipp Arnold aus Darmſtadt auf dem Baugelände des Roſenhöh⸗ und Seitersweges ermordet aufgefunden. Die Leiche wies zahlreiche Stich⸗ und Hiebwun⸗ den auf. Eine ältere braune Geldbörſe mit Inhalt und einige Schlüſſel wurden geraubt. Nach den Ermittlungen der Polizei hatte Arnold Tags vorher gegen 21 Uhr ſeine Wohnung verlaſſen, um reparierte Schuhe bei ſeiner Kundſchaft abzuliefern. Er wurde in der Erbacher Straße geſehen. Aller Wahrſcheinlichkeit nach 1 er von hier aus ſeinen Weg durch die Aeußere Ringſtraße, Seiters⸗ und Roſenhöhweg, um nach dem Gutshof„Karls⸗ hof“ zu gelangen. Die Polizei richtet an die Bevölkerung die dringende Aufforderung, an der Aufklärung der Straf⸗ tat mitzuwirken. Auch eine noch ſo gering erſcheinende Wahr⸗ nehmung könne für die Aufklärung von größter Bedeutung ſein. Sachdienliche Mitteilungen ſind an das Landeskrimi⸗ nal⸗Polizeiamt Darmſtadt, Zimmer 8, zu richten. Ein Baum ſtand mitten im Auto Enkſetzlicher Kraftwagenunfall bei Raunheim.— Zwei Schwerverletzte. Raunheim a. M., 10. Aug. Auf der Landſtraße zwiſchen Raunheim und Kelſterbach ereignete ſich in der Nacht ein entſetzlicher Kraftwagenunfall. Bei einem mit zwei Perſo⸗ nen beſetzten Kraftwagen muß anſcheinend die Steuerung verſagt haben, denn der Wagen fuhr, wie die Radſpuren zeigten, mit voller Geſchwindigkeit gegen einen Baum. Man konnte noch deutlich feſtſtellen, wie das Fahrzeug zuvor von der einen auf die andere Seite geraten war. Der Kraftwa⸗ gen fuhr nun von der Seite mit ſolcher Wucht gegen den Baum, daß dieſer buchſtäblich inmitten des Wagens ſtand. Dadurch wurde die neben dem Fahrer ſitzende Frau in dem Fahrzeug eingeklemmt und ſchwer verletzt. Auch der Führer des Wagens, Karl Thon aus Mainz⸗Ginsheim, trug er⸗ hebliche Verletzungen davon. Die beiden Verunglückten wur⸗ den in bewußtloſem Zuſtand in ein Mainzer Krankenh⸗us eingeliefert. Eiſenbahnunglück— 2 Tote, 2 Schwer berletzte Schwandorf, 10. Aug. Auf der Eiſenbahnſtrecke Schwan⸗ dorf— Amberg in der Nähe von Freihöls ereignete ſich früh 4 Uhr ein Eiſenbahnunglück, das zwei Menſchenleben for⸗ derte, während zwei weitere gefährdet ſind. In einer Kurve ſtieß eine Leerlokomotive mit einem einwagigen Spezial⸗ güterzug zuſammen. Beide Maſchinen ſowie der Güterwagen wurden ſchwer demoliert. Ein Lokomotivführer wurde auf der Stelle getötet, ſein Heizer, der andere Lokomotivführer und deſſen Heizer wurden ſchwer verletzt vom Platze getragen. Der eine Heizer iſt inzwiſchen ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Der Zuſtand der beiden anderen Schwerverletzten iſt bedenklich. Im„Gläſernen Zug“ durch die Weſtmark Trier, 10. Aug. Der neue Ausſichtstriebwagen der Reichsbahn, der bereits unter dem Namen„Gläſerner Zug bekannt geworden iſt, machte nunmehr eine„Fahrt ins Grüne“. Die Fahrt des Triebwagens, von dem aus man wie in Reiſeomnibuſſen einen freien Ausblick auf die Land⸗ ſchaft hat, führte von Trier nach Saarbrücken, über St. Ingbert durch die ſchöne Pfalz nach Homburg und Kaiſers⸗ lautern und durch das grünmattige Alſenztal nach Bad Kreuznach, Idar⸗Oberſtein, Türkismühle und dann über den Hunsrück und das Ruwertal nach Trier zurück. Die Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis, denn hier rar die Mög⸗ lichkeit gegeben, die Schönheiten der Landſchaft links und rechts des Schienenſtrangs mit Ruhe und Genuß in ſich aufzunehmen. Lolccile ſeuudocliau Der Ausklang des großen NS⸗Volksfeſtes. Standen die erſten Tage mehr unter künſtleriſchem bezw. ſportlichem Geſichtspunkt, ſo blieb der geſtrige Abend ganz dem gemütlichen Teil offen. Nachmittags ſchon ſtellte ſich die Jugend ein, um dann in den früheſten Abendſtunden durch die ältere Generation ergänzt zu werden. Und ſo entfaltete ſich auf dem Feſtplatz ein buntes, bewegtes Leben und freudiger Jubel. Anſere Jugend kam zuerſt zu ihrem Recht und vergnügte ſich bei dem ſo beliebten Wurſtſchnappen, Eierlaufen und ähnlichen feinen Sachen, die ſowohl bei der Jugend wie auch bei den Erwachſenen gern geſehen werden. Auch durch ſportliche Uebungen wie Weltlaufen, Sack⸗ ſpringen und dergl. erkämpften ſich die Jungens ihre kleinen Anerkennungen in Form von Schokolade, oder ſonſtigen Süßigkeiten. Der Abend gehörte naturgemäß der älteren Gene⸗ ration und die wußte auch, wie man ſich auf dem Feſt⸗ platz geben muß, um, aller Sorgen entledigt, das Feſt ſo zu feiern, wie es demſelben gebührt. Beſondere Auf⸗ merkſamkeit wurde der Ringerabteilung des Tbd.„Jahn“ zuteil, die erſtmals an die Oeffentlichkeit traten. Der Orcheſterverein in der Reithalle und der Hand⸗ harmonikaklub im Saale der Schulturnhalle zeigten, was ſie können und erfreuten uns immer wieder durch ihre ſchönen und aufmunternden Weiſen; ob ſie zum Tanz aufſpielten oder Volkslieder zum Vortrag brachten, immer wieder brauſte der Jubel auf, um kurz bei der Ver⸗ Preis⸗ kündigung der Sieger beim Preisſchießen und kegeln abzubrechen. Die Sieger waren im Preisſchießen: 1. Mich. Treiber, eine Leſelampe; 2. Sch. Steinlein, eine Herren⸗ armbanduhr; 3. Hugo Mögele, ein Bügeleiſen. Im Preiskegeln: 1. Erwin Seitz, ein Herrenfahrrad: 2. Fritz Holzwarth, ein Oelgemälde(Seckenheim); 3. H. Stein, eine Schwarzwalduhr. Insbeſondere dem glück⸗ lichen Gewinner des Haupttreffers, der geſtern abend gezogen wurde, Herrn Gg. Hermann, gratulieren wir recht herzlich zu ſeiner„Kraft durch Freude“ ⸗Fahrt in den herrlichen Allgäu. Lautere Freude und Jubel herrſchte bis faſt zum Morgengrauen und wir können nur das eine wünſchen, daß alle Seckenheimer, ſo wie an dieſen Feſttagen, immer zuſammenhalten möchten, um die wahre Volksgemeinſchaft zu pflegen. 4 Arbeitsdienſt der weiblichen Jugend. Für den Arbeitsdienſt der weiblichen Jugend, Be⸗ zirk 12, können zum 1. Oltober 1936 noch Aufnahmen erfolgen. Es können auch Meldungen für die Bezirke Oſtpreußen und Pommern Berückſichtigung finden; in dieſen Fällen ſind 50% der Reiſekoſten ſelbſt zu tragen. Die Meldungen ſind zu richten an den Reichsarbeits⸗ dienſt, Bezirk 12 des Arbeits dienſtes für die weibliche Jugend, Stuttgart⸗S., Hohenſtaufenerſtraße 11. Die Bewerbungen zur Einberufung auf den 1. Okt. 1936 ſind bis 15. Auguſt 1936 unter Vorlage folgender Papiere einzureichen: 1. Geburtsſchein 2. handſchriftlicher Lebenslauf mit Bild 3. Leumundszeugnis 4. polizeiliche Anmeldebeſcheinigung 5, eidesſtattliche Erklärung der ariſchen Abſtammung 6. Einwilligungserklärung des geſetzlichen Vertreters(bei Minderjährigen). Aus den Papieren muß die genaue Anſchrift, der Name der Eltern und der Geburtsname der Mutter hervorgehen. In den Arbeitsdienſt für die weibliche Jugend werden grundſätzlich alle Mädel zwiſchen 17 und 25 Jahren aufgenommen, die ſich freiwillig melden und den Anforderungen genügen. Die Arbeit des Arheitsdienſtes der weiblichen Jugend umfaßt Sozial⸗ und Bauern⸗ hilfe und dient in erſter Linie der Unterſtützung der ſchwer überlaſteten Mütter des deutſchen Volkes. * N 123 Verkehrsfünder. Wegen Nichtbeachtung der Ver⸗ kehrsvorſchriften wurden bei Verkehrskontrollen 123 Ver⸗ kehrsteilnehmer angezeigt bezw. gebührenpflichtig verwarnt. Ferner wurden 19 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener tech⸗ niſcher Mängel beanſtandet. Fahrläſſige Tötung. Mit 7080 km Geſchwindig⸗ keit überrannte der 41jährige Kraftfahrer Rudolf Zimmer⸗ mann aus Ochſenbach am 8. Juli abends gegen 7 Uhr auf der Sandhoferſtraße am Altrhein die Radfahrerin Anna Häuslein von hier. Sie flog mit dem Kopf durch die Windſchutzſcheibe, wurde noch eine Strecke von der Motor⸗ haube mitgeſchleppt und fiel dann leblos auf die Straße. Z. hatte einen von Sandhofen kommenden Traktor mit ſei⸗ nem beſetzten Auto in dem Augenblicke überholt, als das Mädchen links über die Sandhoferſtraße in die Altrheinſtraße einbiegen wollte, ohne auch welter Rücksicht zu iehmen auf einen Motorradfahrer, der aus der entgegengeſetzten Richtung kam. Das Gericht hielt wohl eine Mitſchuld des Mädchens für gegeben, das wohl das vorgeſchriebene Zeichen mit der Hand gab, aber nicht ſeitlich rückwärts ſchaute. Es ſah aber die Hauptſchuld bei dem Angeklagten, der jede Sorgfalt außer acht ließ und verurteilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von vier Monaten. I Kraftfahrer wegen fahrläſſiger Tötung feſtgenommen. Wegen dringenden Verdachts der fahrläſſigen Tötung wurde hier ein auswärtiger Fahrer eines Laſtzuges ermittelt und feſtgenommen. Es handelt ſich um einen Verkehrsunfall, der ſich in der Nacht auf der Strecke Baden⸗Baden— Sinz⸗ heim ereignete, wobei ein 64jähriger Radfahrer von einem Laſtkraftwagen überfahren und getötet wurde. Den polizei⸗ lichen Nachforſchungen iſt es im Laufe des Tages gelungen, das in Frage kommende Fahrzeug hier zu ermitteln. — Sonnktagsrückfahrkarten nach Baden-Baden und If⸗ fezheim. In der Zeit vom 19. bis 30 Auguſt finden in Ba⸗ den⸗Baden und Iffezheim internationale Sportwettkämpfe (Tennis, Golf und Pferderennen) ſtatt, Aus dieſem Anlaß geben alle Bahnhöfe im Umkreis von 200 Kilometer Sonn⸗ tagsrückfahrkarten nach Baden⸗Baden oder Iffezheim aus. ie Karten gelten: 1. vom 22. Auguſt, 0 Uhr, bis 24. Auguſt, 24 Uhr, 2. vom 29. Auguſt, 0 Uhr, bis 31. Auguſt 12 Uhr, 3. mit eintägiger Geltungsdauer(von 0 bis 24 Uhr) am 19., 20., 21., 25., 26., 27. und 28. Auguſt 1936. 1 Größter Erfolg der Arbeitsſchlacht Weniger Arbeitsloſe als im bisher günſtigſten Jahr der Nachkriegszeit. Wie erfolgreich Deutſchland die Arbeitsſchlacht bisher durchgeführt hat, zeigt ſo recht der Bericht der Reichs anſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſiche⸗ rung über den Arbeitseinſatz im Juli. Danach hat ſich die Zahl der Arbeitsloſen nochmals erheblich vermindert, und zwar um 144 000 auf 1 170 000. Damit iſt jetzt ſogar der Stand der Arbeitsloſigkeit des wirtſchaftlich günſtigen Jahres 1929(1 251 000) unter⸗ ſchritten. Viele ländliche Bezirke und auch ein Teil der induſtriellen Bezirke ſind arbeitsloſenfrei. Die an ſich ſchon niedrige Zahl von 1170 000 Arbeitsloſen umſchließt nämlich auch diejenigen Arbeitsloſen, welche durch die ſtarke Bewegung im Arbeitseinſatz, die mit der günſtigen Beſchäftigungslage zwangsläufig verbunden iſt, gerade am Stichtag arbeitslos waren und deshalb bei der Zäh⸗ lung mit erfaßt wurden. Eine gewiſſe Anzahl ſolcher„vorübergehend“ Ar⸗ beitsloſer wird in einer dynamiſchen Wirtſchaft ſtets vor⸗ handen ſein, um den notwendigen Kräfteausgleich inner⸗ halb der Wirtſchaft durchführen zu können. Es handelt ſich hierbei aber nicht um ſozialbedürftige Arbeitsloſe im üblichen Sinne. Dazu umfaßt die Arbeitsloſenzahl u. a. auch Perſonen. die aus irgendwelchen Gründen nicht voll verwendungsfähig ſind und auch bei der jetzigen gunſti⸗ gen Beſchäftigungslage nur ſchwer vermittelt werden kön⸗ nen, obgleich die Betriebsführer ihre Anforderungen im allgemeinen ſtark eingeſchränkt haben und auch Kräfte einſtellen, auf die ſie in früheren Jahren nicht zurückge⸗ griffen hätten. Zu dem günſtigen Bild des Arbeitseinſatzes im Juli hat neben dem ſtarken Kräftebedarf der Landwirtſchaft für die Einbringung der Ernte beſonders die ſtarke Auf⸗ nahmefähigkeit des Baugewerbes und der Metallinduſtrie beigetragen. Es war in vielen Bezirken nicht möglich, den geſtie⸗ genen Anforderungen dieſer Gruppen in jeder Hinſicht ge⸗ recht zu werden. Deshalb mußte zur Behebung des Fach⸗ arbeitermangels der Ausgleichsverkehr weitgehend in An⸗ ſpruch genommen werden, der unter dieſen Verhältniſſen von Monat zu Monat an Bedeutung zunimmt. „Beſchränkte Auskunft“ Muß der Arbeitſuchende Vorſtrafen angeben? Das Reichsarbeitsgericht hatte zu prüfen, ob ein Arbeitſuchender auf Befragen gerichtlich gegen ihn er⸗ kannte Strafen angeben müſſe. Es ſtellt feſt, daß im vor⸗ liegenden Falle die Strafen erſt 1931 und 1932 ausgeſpro⸗ chen waren, ſo daß die fünfjährige Friſt noch nicht ab⸗ gelaufen war, nach deren Ablauf die ſogenannte beſchränkte Auskunft zu erteilen iſt. Das Berufungsgericht hatte den hier klagenden Arbeitſuchenden aber auch deswegen als zu Recht entlaſſen betrachtet, weil er wegen Betruges und Urkundenfälſchung vorbeſtraft war und dieſe Vorſtrafen ihn für den Bank⸗ betrieb, bei dem er weiter beſchäftigt werden wollte, an ſich ſchon ungeeignet machten. Ob die Sache anders zu be⸗ Urteilen geweſen wäre, wenn der Arbeitſuchende ſich mehrere Jahre nach ſeiner letzten Verurteilung im Bank⸗ betriebe als zuverläſſig bewährt hätte, ſei hier nicht zu unterſuchen geweſen.(RAG. 228/35.) . 8 i 5 Was will der Landdienſt der HJ? Gruppeneinſatz der Jugend zur Landarbeit. Der Landdienſt der Hitlerjugend hat das Erbe der Artamanenbewegung überzommen; dort hatten ſich ſchon lange Jahre vor der Machtübernahme junge Na⸗ tionalſoztalfſſten zuſammengefunden, die ſich die Rückgewin⸗ nung geſunder ſtädtiſcher Jugend auf das Land zur Auf⸗ gabe geſtellt hatten. Die Artamanen wurden 1934 in die H eingegliedert und ſtellten dem Landdienſt einen erprob⸗ ten Stamm von Führern. Auf eine Anregung des Leiters des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung, Obergebietsführer Axmann, hat die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen⸗ verſicherung dieſen neuen Dienſt der Jugend auf dem Lande in die Landhilfeförderung miteinbezogen. Nach der Beendi⸗ gung der Landhilfe im Jahre 1935 wird nunmehr als ein⸗ zigſte Umſchulungsmaßnahme für männliche Jugendliche für das Land der Gruppeneinſatz des Landdienſtes wie bisher gefördert. Waren im Jahre 1934 im Reiche 20 Gruppen mit etwa 500 Mann tätig, ſo ſchaffen bereits heute 6000 Mann in etwa 500 Gruppen am deutſchen Boden. Konnten im Win⸗ ter 34⸗35 auf ganzjährigen Arbeitsſtellen nur 100 Mann der Landdienſt⸗Arbeit erhalten bleiben, ſo war eine Ueberwinterung 35⸗36 bereits für 1500 Mann mög⸗ lich. Der Einſatz erſtreckt ſich über ganz Nord⸗ und Mittel⸗ deutſchland; die Landdienſtgruppen in der Stärke von 10 bis 30 Mann arbeiten entweder in landwirtſchaftlichen Großbetrieben oder in den Dörfern auf den einzelnen Bauernhöfen. Das kameradſchaftliche Beiſammenſein in der Gruppe unter einem bewährten Führer, der für ſtrenge Diſziplin ſorgt, das Bewußtſein, einer großen Gemeinſchaft anzuge⸗ hören, gibt dem Einzelnen die Kraft, manche Härte und manche Entbehrungen, die die Arbeit und das Leben auf dem Lande mit ſich bringen, zu ertragen und zu überwin⸗ den, um dann allmählich in der neuen Umgebung zu ver⸗ wurzeln. Die verachtete Landarbeit wurde zum Ehrendienſt für die Jugend. Erfüllt von Leiſtungswillen und Idealismus geht der Landdienſt der Ausreifung ſeiner Arbeit in den Bauerndörfern entgegen, Hier erſt vollzieht ſich die reſtloſe Umſtellung, die vollkommene Bindung zum neuen Lebens⸗ kreis, zum Bauerntum Reichsfeſtſpiele Heidelberg. Wochenſpie lplan der Reichsfeſtſpiele Sonntag, den 9. Auguſt bis Sonntag, den 16. Auguſt. „Götz von Berlichingen“ 11. Auguſt, 20.30 Uhr, Erſtaufführung: „Pantalon und ſeine Söhne“ Mittwoch, 12. Auguſt, 20.30 Uhr: „Pantalon und ſeine Söhne“ Donnerstag, 13. Auguſt, 20.30 Uhr: „Agnes Bernauer“ Freitag, 14. Auguſt, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen“ Samstag, 15. Auguſt, 20.30 Uhr: „Pantalon und ſeine Söhne“ Dienstag, Das flüſſige Obſt 38 Millionen Liter Süßmoſt. wurden 1935 hergeſtellt. Süßmoſt iſt in den letzten Jahren zum begehrten und weitverbreiteten Getränk geworden. Die gewerbliche Her⸗ ſtellung und der Verbrauch hat ſich bei uns von 2,5 Mil⸗ lionen Liter im Jahre 1926 auf über 8 Millionen im Jahre 1929, 16 Millionen im Jahre 1933, mehr als 30 Millionen Liter im Jahre 1934 und endlich etwa 38 Millionen Liter in dem ſchlechten Obſtjahr 1935 gehoben. Dieſe Herſtellung von 38 Millionen Liter entſpricht einem Verkaufswert von rund 28 Millionen Mark und einer Rohwarenmenge von etwa 600 000 Doppelzentnern. Dovon waren eine halbe Mil⸗ lion Doppelzentner Aepfel, d. h. rund 20 v. H. der im Vorjahr verfügbaren Menge von Wirtſchaftsäpfeln; ferner wurden etwa 4 v. H. unſerer vorjährigen Trauben⸗ ernte zu Süßmoſt verarbeitet. Nicht eingerechnet ſind die Millionen von Litern, die von den ſogenannten Lohn⸗ ſüßmoſtereien für bäuerliche und ſtädtiſche Haushal⸗ tungen oder in dieſen ſelbſt hergeſtellt wurden. Für den Bauer und den Gärtner beſonders erfreulich iſt es, daß ge⸗ rade die kleineren Lagen herbes Obſt und herbe Trauben, die beſten Süßmoſte ergeben. Süßmoſt iſt der auf kaltem Wege gepreßte, auf natür⸗ liche Weiſe haltbar gemachte Friſchſaft vollreifen Obſtes. Er enthält faſt alle die hohen Geſundheitswerte des Friſch⸗ obſtes, vor allem deſſen reichen Gehalt an nährendem Fruchtzucker, reinigenden Fruchtſäuren und das Leben an⸗ regenden„Nährſalzen“. Die eigentlichen Volksſüßmoſte aus Aepfeln und Trauben, auch die Birnenſäfte enthalten kei⸗ nerlei Zuſätze, auch nicht von Zucker oder Waſſer. Die Süß⸗ moſte aus Kirſchen oder aus Beeren ſind, um ſie zum Aus⸗ gleich für die ſcharfe Säure und den ſchwächeren Zucker⸗ gehalt angenehm trinkbar zu machen, mit geringen Mengen von Waſſer und Zucker verſetzt. Die Verwendung chemi⸗ ſcher Konſervierungsmittel iſt für die gewerb⸗ liche Süßmoſtherſtellung verboten. Weitaus am meiſten verbreitet iſt der Süßmoſt oder Saft aus Aepfeln, der harmoniſchſten und auf die Dauer zuträglichſten unſerer Obſtarten. Er iſt vor allem der Trank der Jugend und wegen ſeiner nachhaltig erfriſchen⸗ den und entſpannenden Wirkung hoch geſchätzt als Genuß zwiſchen den Mahlzeiten für viele Tauſende. Daneben hat gerade der letzte Herbſt uns große Mengen von köſtlichem Traubenſüß moſt beſchert, ſo gut wie kaum ein Jahr vorher; vollſüß mundet der Pfälzep, auch der Badener. ſüß⸗ſäuerlich der aus dem Rhein⸗ gau, aus Württemberg, fein⸗ſäuerlich bis herbe der von den Hängen der Moſel und der Saar. Iſt der Apfelſaft als Alltagsgetränk unübertrefflich, ſo iſt Trau⸗ benſaft neben edlem Wein der ſchönſte Feſttrank. Nament⸗ lich ſollte er auf Jugendfeſten niemals fehlen. Bekanntlich geht der friſchgepreßte Naturſaft des Obſtes raſch in Gärung über. Seine Haltbarmachung, d. h. die Vernichtung oder die Ausſcheidung der Gär⸗ und Schim⸗ melkeime, erfolgt entweder durch blitzſchnelle Erwärmung unter Luft⸗ und Lichtabſchluß oder auf kaltem Wege durch Entkeimung mittels feinſporiger Bakterienfilter. Die für beide Verfahren von Deutſchen erſonnenen und gebauten Apparate haben ſich bereits die Welt erobert. Jedes hat ſeine beſondere Vorzüge, gibt dem Süßmoſt eine beſtimmte geſchmackliche Eigenart. Die heiß entkeimten Süß molſt e ſind voller, reicher im Duft, die kalt entkeim⸗ ten herzhafter, mehr weinähnlich und zeigen, wenn ſcho⸗ nend behandelt, eine feine Blume. Geſchmack, Zuträglichkeit und Adel eines Süßmoſtes hängen aber viel weniger von dem gewählten Verfahren ab, als man glaubt. Es kommt weit mehr an auf richtige Wahl des Obſtes, auf Sorgfalt, Können und Liebe des Herſtellers. Süßmoſt wird heute bereits in 1850 deutſchen Betrieben hergeſtellt. Weit überwiegend ſind dies Mit⸗ tel⸗ und Kleinbetriebe, die Mehrzahl der letzteren Lohnſüß⸗ moſtereien, in denen beſonders der Bauer und der Klein⸗ gärtner ihr Obſt für den eigenen Hausbedarf zu Süßmaſt verarbeiten laſſen. Gering iſt die Zahl der Großbetriebe. Auch ſie haben ſich durch Tüchtigkeit und ehrliche Leiſtung aus kleinen Anfängen emporgekämpft. Im Süßmoſtgewerbe ſind gute alte Ueberlieferungen lebendig, Leitſtern der weit⸗ aus meiſten Betriebe war und iſt die Naturreinhejt ganz im Sinne der vom Gewerbe unabhängigen Süßmoſt⸗ bewegung. Programm für beide iſt, unſerem Volke ein wahres flüſſiges Obſt zu verſchaffen, den natur⸗ reinen, möglichſt unveränderten Saft geſunder deutſcher Früchte. Die hauptſächlichſte Ausbildungsſtätte für Be⸗ triebsleiter iſt die auf der ganzen Erde bisher einzige S pe⸗ zialanſtalt für dieſen aufſtrebenden Verwertungszweig: die ſtaatlich anerkannte Lehr⸗ und Verſuchsanſtalt für gä⸗ rungsloſe Früchteverwertung Obererlenbach. Es gibt freilich auch in dieſem Gewerbe allerlei Pfuſcher. Die Hauptvereinigung der deutſchen Garten⸗ 9 rtüber⸗ ind verfolgt ſomit iſt durchaus will⸗ zmoſten zädlinge itarbeiten. Wir ler die Hauptkennzeichen von ge⸗ er ſchlechten Süßmoſten: Süß⸗ he im warmen Zimmer in offener Flaſche nach zen, in kühlem Keller nach 6 bis 8 Tagen noch nicht zu gären beginnen, ſind höchſtwahrſcheinlich chemiſch kon⸗ jerviert; Süßmoſte, die ſtark kratzigen Geſchmack im Halſe hinterlaſſen, ſind in der Regel gefälſcht; Süßmoſte, die aus- geſprochen bitteren Nachgeſchmack zeigen, ſind mindeſtens unſauber und unſachgemäß hergeſtellt. Der Reichsnährſtand und die Hauptvereinigung erken⸗ nen voll die Bedeutung der Süßmoſte und fördern bewußt, was hier geſund und verheißungsvoll heranwächſt. Dient es doch nicht nur unſerer Volkswirtſchaft, ſondern auch einer beſſeren Volksgeſundheit und beſſeren Volksernährung. Einige Wahrheiten, die jedem nützen, ſeien zum Schluß noch geſagt: Täglich Obſt eſſen, erhält geſund. Erde un Sonne ſchenken jedem Volke das Obſt, das es zu ſeiner Ge⸗ ſundheit braucht. Obſt kann man nicht nur eſſen, man kann es auch trinken. Naturreine Obſt⸗ und Traubenſüßmoſte ſind unverdünnt und hochwertige Nahrung und Labung. verdünnt die beſte Erfriſchung. Wer Süßmoſt trinkt, hilft dem Bauern und nützt ſich ſelbſt. Für alles Jungvolk iſt Süßmoſt neben der Milch das beſte Getränk. Die Zwiebel Die Zwiebel gehört zu den vielgeſchmähten, oft ver⸗ kannten und dabei kreueſten und wertvollſten Küchenfreunden der Hausfrau. Sie iſt namentlich im rohen Zuſtand ſehr vitaminreich, und wenn wir z. B. ein mit Butter beſtrichenes Roggenbrot mit fein gehackten Zwiebeln beſtreuen, ſo haben wir gerade in der an Friſchgemüſen armen Zeit ein ſehr wertvolles, ſchmackhaftes und zugleich wohlfeiles Gericht ge⸗ ſchaffen. Vielen Menſchen iſt allerdings der Zwiebelgeruch läſtig, und ſie ziehen die Zwiebel im gekochten oder gebra⸗ tenen Zuſtand vor. Da die Zwiebel nur kurze Zeit braucht, um gar zu werden, ſo gehen auch bei dem Koch⸗ bezw. Brat⸗ prozeß ihre wichtigen Beſtandteile an Vitaminen nur zum Teil verloren, und hierauf iſt ihre große Bekömmlichkeit zurüch⸗ zuführen. Im rohen Zuſtand genoſſen, wirkt die Zwiebel darmdesinfizierend und iſt deshalb ein wertvolles Hausmit⸗ tel bei Magen⸗ und Darmſtörungen; auch für Lungenkranke iſt ſie ſehr wertvoll. Weniger bekannt iſt die Tatſache, daß Zwie⸗ belſaft mit Zucker ein vorzügliches Mittel gegen hartnäckigen Huſten iſt. Man ſchneidet die Zwiebel in feine Scheiben ordnet ſie ſchichtweiſe mit Zucker in einem feſtverſchloſſenen Gefäß und läßt das Ganze mindeſtens 12 Stunden ziehen; den ſich bildenden Saft nimmt man eßlöffelweiſe alle zwef Stunden. i Handelsteil Mannheimer Großviehmarkt vom 10. Auguſt. Auf⸗ trieb: 35 Bullen, 26 Ochſen, 193 Rinder, 93 Kühe, zuſammen 341 Stück Großvieh. Gegenüber der Vorwoche war dies ein Mehrauftrieb von 127 Stück. Die Tiere wurden entſprechend der Kontingente an die einzelnen Verbraucher zugewieſen.— Es ergaben ſich folgende Höchſtnotizen: Bullen 43, Ochſen 45, Rinder 43 und Kühe 41 Pfennig.— Einen ſehr reichlichen Auftrieb hakte der Kälbermarkt zu verzeichnen. Der Markt war mit 1154 Tieren beſchickt. Es ergab ſich ein Höchſt⸗ preis von 69 Pfennig.— Am Schweinemarkt ſtanden 741 Tiere. Enkſprechend der Kontingente wurde die Zuwei⸗ ſung durch die Marktkommiſſion bei einer Höchſtnotiz von 57 Pfennigen vorgenommen. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 10. Auguſt. No⸗ tierungen unverändert. Wieſenheu loſe neu 4.25 bis 4.50, Lu⸗ zernekleeheu neu 5.25 bis 5.50. Entlaſtung der Reichsbank In der erſten Auguſtwoche ſind nach dem Ausweis der Reichsbank vom 3. Auguſt von der Ultimo⸗Juli⸗Beanſpru⸗ chung, die ſich auf 544,2 Mill. Mark ſtellte, wieder 22,7 Mill. Mark zurückgefloſſen, wodurch ſich die geſamte Kapital⸗ anlage auf 50887/,3 Mill. Mark verringert hat. Der Ent⸗ laſtungsprozeß beträgt 41 gegen 46,4 in der erſten Juliwoche und 43,2 in der entſprechenden Vorjahrswoche. Die Abdek⸗ kung der Ultimobeanſpruchung hielt ſich alſo in normalen Grenzen. Auf der anderen Seite ſind an Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen 179,4 Mill. aus dem Verkehr zurückgefloſ⸗ ſen. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf zeigte eine Ab⸗ nahme auf 6251 Mill. Mark gegen 6448 Mill. Mark in der Vorwoche, 6149 Mill. Mark zur gleichen Vormonats⸗ zeit und 5763 Mill. Mark zum entſprechenden Zeitpunkt des Vorjahres. Die Deckungsbeſtände weiſen eine Abnahme um 28 000 Mark auf 77,3 Mill. Mark auf. Morgen Mittwoch früh werden auf Station Friedrichsfeld⸗Rord Briketts ausgeladen. Donnerstag kommen Rußkohlen III Beſtellungen hierzu nimmt entgegen Frau Kunzelmann Ww. 2 Iimmer- Wohnung mit Küche per 1. September zu vermieten. 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In Anweſenheit des Führers und vieler Herren des Internationalen Olympiſchen Komitees konnte Dr. Biſchoff auf dem deutſchen Boot „Wannſee“ ſeinen bereits am Vortage feſtſtehenden Olym⸗ piaſieg durch eine erfolgreiche Schlußwettfehrt bei den Star⸗ boten unterſtreichen Mit großem Abſtand nahmen Schwe⸗ den und Holland die nächſten Plätze ein. Bei den Olympiaſollen wurde der Olympiaſieger in dem Holländer Kagchelland feſtgeſtellt, der auch die Goldmedaille erhielt. Der Hamburger Krogmann ſegelte für Deutſchland die Silbermedaille heraus, während der Engländer Scott mit Abſtand Dritter wurde. In dre 6 Meter⸗R⸗Klaſſe liegen drei Boote gemeinſam auf dem erſten Platz, ſo daß hier noch einige Ausſcheidungs⸗ fahrten notwendig ſind, während in der 8 Meter⸗R⸗Klaſſe die Entſcheidung erſt nach Erledigung der zahlreichen Pro⸗ teſte fallen kann. Bei herrlichem Wetter wehte ein leichter Südoſt von 2 bis 4 Sekundenmeter. Die 25 Olympiajollen hatten wohl den ſchönſten Start aller Wektfahrktage. Holland, England und Deutſchland gingen mit der Spitz: ab, aber ſpäter übernahm Chile die Führung und behaup⸗ tete dieſe bis ins Ziel. Oeſterreich kam vor Frankreich und Holland ein, während Deutſchland Siebter wurde. Damit war die Entſcheidung gefallen. Holland war Olympioſieger vor Deutſchland und Großbritannien. Bei den Starbooten gab es noch einmal einen überlege— nen deutſchen Sieg. Dr. Biſchoff hatte ſchon an der erſken Tonne eine Minute Vorſprung. Er baute ſeinen Vorſprung immer mehr aus und beſtätigte damit eindrucksvoll ſeinen Sieg in dieſer Klaſſe. Frankreichs ſchöner zweiter Platz hatte aber für die Geſamtwertung keine Bedeutung mehr. In der 6 Meler⸗R⸗Klaſſe liegen drei Boote gemeinſam britannien und der Schroeiz einen Sieg heraus, ſo daß in der Geſamtwertung Schweiz, Großbritannien und Norwegen zuſammen an der Spitze liegen und eine Ausſcheidungsfahrt am Dienstag beſtreiten müſſen. In der 8 Meter⸗R⸗Klaſſe ſiegte Schweden vor Italien und Norwegen. Deutſchland dürfte ſich durch ſeinen ſechſten Platz die Ausſichten auf den Olympiaſieg verdorben haben, der wohl auch nach Erledi⸗ gung der vielen Proteſte noch an Italien fallen wird. Um den zweiten Platz wird wahrſcheinlich eine Ausſcheidungs⸗ fahrt notwendig werden. Hoher deulſcher Waſſerbalſſeg Die letzte Vorrunde im Waſſerball wurde mit drei Be⸗ gegnungen in Angriff genommen. Dabei holte die deutſche Mannſchaft das bisher zahlenmäßig höchſte Ergebnis des ganzen Turniers heraus. Japan war der Gegner unſerer nicht einmal in ſtärkſter Aufſtellung ſpielenden Mannſchaft, mit 1351(5:1) mußten die Söhne Nippons eine zweiſtellige Niederlage einſtecken, die ein deutliches Bild von dem Klaſ⸗ ſenunterſchied gab. Mit vier Toren war Schwenn der erfolg⸗ reichſte Spieler, Hauſer, Schulze und Schneider beſorgten den Reſt. Die Spiele in der Gruppe 1 wurden gleichfalls erledigt. Belgien und Holland haben ſich nach dieſen Kämp⸗ fen für die Zwiſchenrunde qualifiziert. Holland mußte ſich in einem hartnäckig durchgeführten Kampf gegen Uruguay mit einem 1:1(170) begnügen. Das zweite Spiel konnte Belgien knapp mit 4:3(3:0) gegen USA gewinnen. Die Belgier zeigten ein überlegenes Spiel. Rie Maſtenbroek Qlympiaſiegerin Giſela Arendt in Rekordzeit Drikte. Ein großartiges Rennen um den Olympiaſieg im 100 Meter⸗Freiſtilſchwimmen lieferten ſich die ſieben beſten Frauen der Welt. In einem fabelhaften Endſpurt holte ſich die Holländerinnen den Duden und Wagner, ſowie die Rekordzeit von 105,9 Minuten den Sieg und die Gold- medaille vor der Argentinlerin Campbell und unſerer Mei. ſterin Giſela Arendt, die in der neuen deutſchen Rekordzeit von 1:05,6 Minuten die Bronzemedaille erhielt und dabei die Holländerin Rie Maſtenbroek in der neuen olympiſchen Amerikanerinnen MeKean und Rawls ſicher hinter ſich ließ. Bei ſchönſtem Sommerwetter ſtieg die Unruhe, je näher der Uhrzeiger auf 15 Uhr zurückte. Die letzten Sprechchöre wurden eingeprobt und dann plötzlich bat der Lautſprecher die ſieben Endlaufteilnehmerinnen an die Startplätze Einige knappe Worte, dann ſchickte der deutſche Starter Gaedicke das Feld auf die Bahn. Nach einem glänzenden Start hatte Giſela Arendt bei 15 Meter die Führung erkämpft. Hinter ihr lagen die Argentinjerin Campbell und die Holländerin⸗ nen Maſtenbroek und den Juden. Mit 29,8 Sekunden wen⸗ dete De Deutſche zuerſt, 40 Zentimeter zurück lag Campbell. Bei 80 Meter ſchob ſich die Südamerikanerin in Front. Plötzlich griff Rie Maſtenbroek an, die holländiſche Kolonie feuerte Rie mächtig an und es gelang ihr auch katſächlich noch, an der führenden Campbell vorbei in der neuen olym⸗ piſchen Rekordzeit von 1:05,9 Minuten das Ziel als Erſte zu erreichen. Mit 106,4 und 1:06,6 blieben auch Campbell und Giſela Arendt unter der bisherigen olympiſchen Rekord⸗ zeit von 106,8, die Helen Madiſon geſchwommen hatte. Giſela Arendts Zeit bedeutet außerdem eine neue deutſche Höchſtleiſtung. Das Endergebnis lautete: 1. Rie Maſtenbroek(Holland), Olymp. Rekord, 2. Jeanette M. Campbell(Argentinien) 1206,4 Min., 3. Giſela Arendt(Deutſchland) 106,6 Min., Deutſch. Rekord, 4. Willy den Juden(Holland) 107,6 Min., 5. Tinf Wagner(Holland) 108,1 Min., 6. Olive Mary Me⸗ Kean(USA) 1208, 4 Min., 7. Catherine Rawls(USA) 1708, 7 inuten. 3 N I 3 Charpentier Otympiaſieger Scheller Vierter.— Maſſenankunft im 100-Kilomeker⸗ Skraßenrennen. Der letzte Wellbewerb der Olympiſchen Radſporkkämpfe wurde mit dem Skraßenrennen über 100 Kilomeker entſchie⸗ den. Olympiaſieger wurde der Franzoſe Robert Charpen⸗ tier, der im Endſpurt aus einer 40 Mann ſtarken Spitzen⸗ gruppe ſeinen Landsmann Guy Lapebie, den Schweizer Ernſt Nievergelt und den deutſchen Skraßenmeiſter Fritz Scheller in 2:33:05 Skunden knapp auf die Plätze verwies. Pünktlich zur feſtgeſetzten Stunde wurde bei ſtrah⸗ lendem Sonnenſchein das Olympiſche Straßenrennen ge⸗ ſtartet. Alle Meldungen wurden erfüllt. Geſchloſſen paſ⸗ ſierte das Feld die Einfahrt in die Nordſchleife der Avus. Charpentier⸗Frankreich lag vor ſeinem Landsmann Goujon an der Spitze. Die deutſchen Vertreter Meurer, Ruland, Scheller und Schöpflin hielten ſich geſchloſſen im Mittel⸗ felde auf. Auf der Havelchauſſee fiel der Ehilene Riquelne zu den Braſilionern nen Der Deutſche Schöpflin hatte we⸗ nig ſpäter einen bedauerlichen Reifenſchaden, der ihn 600 Meter zurückwarf. Bis Schildhorn blieb das Feld zuſam⸗ men. Durch das ſcharfe Tempo fielen bald auch der Lette Vitols und Weber⸗Schweiz zurück. Aus dem Rudel hinter den Spitzenreitern unternahm der Holländer Vethaak einen Vorſtoß, der ihn beim Flughafen Staaken 50 Meter vom Felde wegbrachte. In der zweiten Gruppe fuhren auch die deutſchen Fahrer. Beim Olympiſchen Dorf machten ſich die erſten Müldigkeitserſcheinungen be⸗ merkbar, der Kanadier Peden und der Oeſterreicher Schna⸗ lek ließen das Feld ziehen. Dauernde Vorſtöße, die aber keine entſcheidende Bedeutung hatten, zogen das Feld wei⸗ ter auseinander, Der Auſtralier Wheeler hatte Kettenſcha⸗ den und Vitols⸗Lettland gab nach einem Sturz auf. Nach etwa 70 Kilometer ſchied auch der Finne Lindgren aus. Auf dem Rückwege lichtete ſch das Feld beim Kaiſer⸗Wilhelm⸗ Turm. Der Deutſche Ruland wurde auf den letzten vier Kilometern von einem Reifenſchaden betroffen. Bei den Po⸗ ſitionskämpfen des 60 Mann ſtarken Feldes ereignete ſich drei Kilometer vor dem Ziel ein Maſſenſturz, in den elf Fahrer verwickelt wurden. Zum Glück lief er glimpflich ab. Auch Meurer konnte als weiterer Deutſcher durch Sturz nicht an dem eigentlichen Endkampf teilnehmen. Unter koſendem Beifall fuhr Charpentier in 2:33:05 Stun⸗ den als Olympiaſieger durchs Ziel. Der Pariſer gewann da⸗ mit ſchon die zweite goldene Medaille. In der Geſamtwertung wurde Frankreich auf den erſten Platz geſetzt. Das Ergebnis lautete: 100⸗Kilometer⸗Straßen⸗ rennen: Einzel: 1. Robert Charpentier⸗Frankreich 2:33.05 Stunden, 2. Guy Lapebie⸗Frankreich, 3. Ernſt Nievergelt⸗ Schweiz, 4. Fritz Scheller⸗Deutſchland. Die Turner im Wettbewerb Finnland führt vor Jugoflawien. Ein prachtvoller Sommertag zog über Berlin herauf, als am Montag morgen ſchon um 7 Uhr die Turner zu ihren erſten e auf der Dietrich⸗Eckart⸗Freiluftbühne antraten. 14 Nationen bewerben ſich im Turnen der Män⸗ ner um die verſchiedenen Medaillen im Zwölfkampf, der aus zehn Gerät⸗ und zwei Freiübungen beſteht. Das Programm ſieht vor, daß die erſte Gruppe, beſtehend aus den Ver⸗ tretern von ſieben Nationen, ihre Pflichtübungen(beim Pferdſprung Pflicht und Kür!) am Montag vormittag ab 7 Uhr zu erledigen hat, während die zweite Gruppe erſt um 14 Uhr anzutreten braucht Die erſte Gruppe beſtand aus Ungarn, Finnland, USA, Japan, Jugoflawien. Oeſterreich und Bulgarien. Das gleichzeitige Turnen an allen Geräten erſchwerte die Ueberſicht, aber trotzdem waren die 15 000. Zuſchauer, die dem ganzen Geſchehen einen prächtigen Rahmen gaben, mit großer Hingabe bei der Sache. Nach den beiden erſten Uebungen führte Finnland mit 137,901 Punkten vor Jugoslawien(130,964), Japan (126,266), Oeſterreich(121,134), Ungarn(119,032), USA und Bulgarien. Goldmedaille für Schwarzmann Die erſte Entſcheidung im Turnen. Bei den Turnwetbewerben auf der Dietrich⸗Eckark⸗ Bühne fiel bereits am erſten Tag eine Entſcheidung, und zwar wurde der beſte Turner am Längspferd ermikkelt, da zugleich mit den Pflichtübungen an dieſem Gerät auch der Kürſprung durchgeführt wurde. Der Wettbewerb endete mit einem großen deutſchen Erfolg, ſicherte ſich doch Unkeroffi⸗ zier Alfred Schwarzmann Wünsdorf vor dem ſchwei⸗ zeriſchen Weltmeiſter Eugen Mack den erſten Rang und da⸗ mik die Goldene Medaille. Hinter Mack belegte ein zweiter Deutſcher, Makthias Bol z. Schwabach, den drikten Platz und gewann damit die bronzene Medaille. Alfred Schwarzmann, der in ſeiner Laufbahn bisher als ſtolzeſte Erfolge einen Sieg auf den Deutſchen Kampfſpielen in Nürnberg und den Gewinn der deutſchen Gerätmeiſter⸗ ſchaft verzeichnete, ſtellte ſich auf der Dietrich⸗Eckart⸗Bühne in beſter Form vor. Seine Stärke war ja ſchon immer der Pferdſprung und hier enttäuſchte er dann auch nicht. Ins⸗ geſamt kam er auf 19,200 Punkte. Als gefährlichſter Mitbe⸗ werber galt der ſchweizeriſche Weltmeiſter Eugen Mack, deſſen Uebungen dann auch genau verfolgt wurden. Mack kam aber nur auf 18,967 Punkte und würde Zweiter. Auf den dritten Platz kam erfreulicherweiſe wieder ein Deut⸗ ſcher. Matthias Volz, der mit 18,467 Punkte den Schwei⸗ zer Walter Bach mit 18,400 gerade noch„abfing“ und die⸗ ſem den undankbaren vierten Platz überließ. * Italien im Fußball⸗Endſpiel Norwegen nach Verlängerung 211 geſchlagen. Der erſte Vorſchlußrundenkampf im Olympiſchen Fuß⸗ ballturnier führte im faſt vollbeſetzten Olympiaſtadion die Mannſchaften von Nor we gen und Italien zuſam⸗ men. Die Italiener ſiegten in der verlängerten Spielzeit mit 2:1(1:0, 1:1) und erreichten damit das Endſpiel, in dem ſie am kommenden Samstag auf den Sieger des Tref⸗ fens Oeſterreich— Polen treffen werden. Norwegen wird mit dem Verlierer aus Oeſterreich—Polen den Kampf um den dritten Platz beſtreiten. Zaum erſten Vorſchlußrundenkampf wurden die gleichen Spieler aufgeboten, die ſchon in der Zwiſchenrunde erfolg⸗ reich mitwirkten; lediglich Italien hatte auf dem Links⸗ außenpoſten Negro anſtelle von Capelli. Das Spiel verlief überaus aufregend und ſpannend, wurde aber von den Italienern durchaus verdient gewon⸗ nen. Die ſiegreiche Elf ſtützte ſich auf eine ſehr gute Ab⸗ wehr, während der Sturm ſtets mit gefährlichen Angriffen aufwartete, aber viel Pech mit ſeinen Schüſſen hatte. Nor⸗ wegen war im Feld zeitweiſe überlegen, aber die Fünfer⸗ reihe konnte ſich kaum gegen die eiſerne italieniſche Abwehr zur Geltung bringen. Peru zum Wiederholungsſpiel nicht angetreten. Nach dem Zwiſchenrundenkampf Peru— Oeſterreich, den die Südamerikaner bekanntlich mit 4:2 Toren nach Verlängerung gewannen, wurde vom Oeſterreichiſchen Fuß⸗ ball⸗Verband beim Berufungsgericht des Fußballweltver⸗ bandes ein Einſpruch erhoben, und zwar mit der Begrün⸗ dung, das 2:2(Oeſterreich führte bekanntlich anfangs 2:0) in der regulären Spielzeit ſei nicht auf einwandfreie Weiſe zuſtande gekommen. Die Berufungsinſtanz gab dem Ein⸗ ſpruch ſtatt und verfügte eine Wiederholung des Spiels unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit. Aber Oeſterreichs Mann⸗ ſchaft und der italieniſche Schiedsrichter Barlaſſina warte⸗ ten vergeblich auf die Peruaner, die zum Wiederholungs⸗ ſpiel einfach nicht antraten. Nach der vorgeſchriebenen Wartezeit erklärte der Schiedsrichter Oeſterreich kampflos 72 zum Sieger. Ausſcheidungskämpfe der Boxer Von 16 Treffen nur eines durch k. o. entſchieden. In der Deutſchlandhalle nahm das Olympiſche Boyrtur⸗ nier ſeinen Anfang. 10 000 Zuſchauer hatten ſich bereits zu den erſten Kämpfen eingefunden. Gleich die erſten Treffen brachten harte und ſpannende Auseinanderſetzung. Der polniſche Meiſter im Fliegenge⸗ wicht, Sobkowiak, erwiſchte den Auſtralier Cooper mit einem genauen Haken und ſchon war das Ende in der zwei⸗ ten Runde da. Im großen und ganzen ſah man von faſt allen Teilnehmern ein ausgezeichnet techniſches Können, beſonders die Südafrikaner ſtachen hier hervor. Etwas un⸗ erwartet kam die Niederlage des Schweizers van Büren im Halbſchwergewicht, wo er von dem Auſtralier Harley glatt nach Punkten beſiegt wurde Im Weltergewicht mußte Co⸗ ſtanzo(Uruguay) nach mehreren Verwarnungen wegen Tiefſchlages disqualifiziert werden, ſo daß der Franzoſe Tritz hier in der zweiten Runde zum Sieger erklärt wurde. Von 16 Treffen wurde nur eines durch k. o. entſchieden. Hockey Gruppe A. Ungarn— As 3:1(3:0). Indien— Japan 2:0(4:0). Handball Endrunde. Deutſchland— Ungarn 19:6(11:3). Oeſterreich— Schweiz 11:6(6:3). Am den 5. Platz. Rumänien— USA 10:3(4:0). Fußball Vorſchlußrunde. Norwegen— Italien 1:2(01, 1:1) n. Verl. Basketball Troſtrunde. Lektland— Polen 23:28(12:14). China— Braſilien 16•32(5:16). Mexiko— Aegypten Tſchechoflom akei— Deutſchland Waſſerball Gruppe 1. 32.10(16:8). 209(11:5). Belgien— USA 4.3(31:0). Uruguay— Holland 1:1(1:0). Gruppe 2. Ungarn— Großbritannien 10:1(3:0). Jugoflawien— Malta 70 0). Gruppe 3. Deutſchland— Japan 13251(5:1). Frankreich.— Tſchechoflowakei 32(1:1) Gruppe 4. Schweden— Schweiz 6:0(4:0). Oeſterreich— Island 6˙0(3:0). Toni Merkens Olympiaſieger. Toni Merkens nach ſeinem Sieg im l⸗Kilometer⸗Mac⸗ fahren im Kreiſe ſeiner Sportfreunde. Merkens holte ſich die Goldmedaille im Endkampf der Flieger gegen den Holländer van Vliet. Zwiſchen Start und Ziel Hinter den Kuliſſen der Olympiſchen Spiele. „Auf die Plätze— fertig— los!“, das ſind die Kom⸗ mandoworte, mit denen jetzt draußen auf den verſchiedenen Kampfbahnen des Reichsſportfeldes die Geher, die Läu fer, die Schwimmer auf die Bahn geſchickt werden,— wo⸗ bei gleich hinzugefügt werden ſoll, daß an die Stelle des Wortes„los“ der Knall der Piſtole tritt, und daß an der Piſtole das elektriſche Kabel hängt, das die Zeitlupen⸗ Kinoaufnahme am Ziel in Bewegung ſetzt und ſo gegen über allen vorangegangenen Wettkämpfen den Vorteil einer untrüglichen Zeitfeſtlegung voraus hat. Wir haben darum nicht viel Fehlſtarts erlebt und von einem guten Start hängt— wie im Leben überhaupt— ſo bei dem Wettkampf viel ab. Selbſt bei den 100⸗Meter⸗Sprintern, deren Spannung ſich bei der kurzen Strecke übermäßig auf den Start konzentrieren muß, ging alles gut ab. Wir er⸗ lebten dagegen ſchon am erſten Kampftag das ſichere Ur⸗ teil der neuen Filmmethode bei einem der 100-Meter⸗ Vorläufe. Welch ein Stück Arbeit, welch eine Fülle von Ideen und eine Sammlung an Erfahrungen wurde in der großen Kampfbahn auf Sichtbarmachung der Entfernungen und der leichten Erkennbarkeit der Maße vereinigt! Bei den Hochſpringern verkündet eine weithin ſichtbare Tafel die erreichte Höhe. Beim Speer- und Diskusweitwurf leuch⸗ ten mitten im dicken grünen Raſen kleine weißbemalte Hocker auf, die jeweils die wichtigſten Entfernungen, beim Kugelſtoßen 14, 15 und 16 Meter, angeben. Im Halbkreis ziehen ſich rings um die mit einem breiten weißen Strich umrahmte braune Startfläche, die nicht übertreten werden darf, weiße Linien. Dasſelbe können wir beim Speer⸗ werfen und Diskuswerfen beobachten. Bis faſt auf den Zentimeter genau können 100000 Menſchen durch dieſe ſorgfältigen Vorbereitungen mit ſcharfem Auge oder mit dem Glas den einzelnen Wurf abmeſſen. Dadurch wird eine ungeheuer intenſive Anteilnahme jedes einzelnen Zu⸗ ſchauers bereits an den Vorkämpfen erzielt. Sie trägt nicht zuletzt mit dazu bei, das Erleben dieſer einzigarti⸗ gen Wettkämpfe ſo ſtark und unmittelbar zu geſtalten. Aber wir wollen inmitten dieſes bunten Treibens nicht die Kameramänner vergeſſen, die wie wackere Schützengrabenkämpfer mit ihren mächtigen Apparaten und den vor den Kameras gewichtig aufgeſteckten Tel⸗ Objektiven jeden Augenblick bereit ſind, buchſtäblich„in der Verſenkung zu verſchwinden“. An den Vierecken des Spielfeldes im Stadion beſitzen ſie ihre Schlupflöcher, zu denen immer wieder von neuem aus den geräumigen Zellen und Gängen dieſes Rieſenbaues neue Kampftrup⸗ pen, Boten mit neuen Filmen zu ihnen vorſtoßen. So iſt die Schar der 300 um Leni Riefenſtahl mit ihrem Park von Kraftwagen, Boten und Hilfsperſonal eine faſt nicht mehr wegzudenkende Begleiterſcheinung bei den großen Wettkämpfen geworden. Am tollſten natürlich konzentriert ſich die Aufmerkſamkeit der Kameraleute auf den feier⸗ lichen Akt der Siegerehrung, auf der ſo bedeutſamen kleinen Tribüne gegenüber der Führerloge. Sie ſind ſo im Eifer des Gefechtes, daß der eine oder andere bei einer Wurfleiſtung, einem Hochſprung uſw. ſich plötzlich auf die Knie wirft oder auf den Bauch, um ſo zu „ſchießen“. Oft in dem Augenblick, wenn die Kämpfer ſich anſchicken, alle körperlichen und ſeeliſchen Kräfte für die Beſtleiſtung in ſich zu ſammeln. Da ſtört der Unterwaſſer⸗Kameramann doch weſent⸗ lich weniger! Dem Schwimmer, auf deſſen Augen es weit⸗ aus weniger ankommt als auf ſeine Beine und Arme, die ihm zwiſchen den roten Gummiſchläuchen als Bahn⸗ abgrenzungen im Schwimmſtadion ſicher den Weg weiſen, kann das Glotzauge der Unterwaſſerkamera ziemlich gleich⸗ gültig ſein. Aber was für wundervolle ſeltene Aufnahmen haben wir in den Wochenſchauen bekeits mit Hilfe dieſer Kamera in allen Kinos der Welt ſehen können! Ein beſonderes Lob noch den unermüdlichen Spre⸗ chern an den Lautſprecheranlagen. Wie raſch haben ſie ſich daran gewöhnt, einen ſicheren und guten Kontakt mit den Hunderttauſenden herzuſtellen, die ihr gewaltiges Sprach⸗ organ bald zu donnerndem Jubelruf oder zu reſignieren⸗ der Stille zwingt. Unaufhörlich ſchallt dieſe Stimme an⸗ kündigend, meldend, korrigierend und hinweiſend über das Stadionrund. Immer objektiv, kühl, beherrſcht und ſachlich. Nur manchmal ſcheint es uns, als ob, wenn bei dem Verlauf das Wort Deutſchland hinter dem Namen des Kämpfers im Lautſprecher erklingt, die Stimme des Mannes am Mikrophon ſelbſt etwas von jener inneren Leidenſchaft verriete, mit der er um den Sieg ſeines Volks⸗ genoſſen da unten in der Kampfbahn bangt. Vergeſſen wir nicht, daß 20000 Menſchen nur damit beſchäftigt ſind, dieſen ungeheuren Organiſationsapparat in Ordnung zu halten. Welche Anforderung an das Pflicht⸗ gefühl und die Nerven einer kleinen Telegraphenbeamtin in der ſchmucken dunkelblau⸗weißen Tracht da oben, ohne zu zittern das Telegraphenformular weiter auszufüllen, während unter ihr— ſie brauchte nur 10 Meter weit zu laufen, um es mitzuerleben— hunderttauſend Menſchen wie ein Vulkan von Leidenſchaft, toben und ſich die Kehlen heiſon ſchreien. 8 2 4 2 Der erſte Flieger Zum 40. Todestag Otto Lilienthals. „Er wird einſt ſeinen erſten Flug nehmen, der große künſtliche Vogel vom Rücken eines Hügels aus. Er wird das ganze Univerſum mit Verblüffung und alle Schriften mit ſeinem Ruhm füllen. Und ewige Glorie wird ſein dem Neſt, wo der Vogel geboren war.“ Das Wort da Vin⸗ eis ſteht auf dem ſchönen Denkmal, das dem erſten Flieger, Otto Lilienthal, 1914 in Lichterfelde errichtet worden iſt. Ein ſtolzes Wort, aber mit voller Berechtigung auf Lilien⸗ thal angewandt, denn er iſt der erſte Flieger geweſen, der die urewige Sehnſucht der Menſchen durch die wiſſen⸗ ſchaftliche Erforſchung des Vogelfluges in wirklichen erſten Vogelflügen erfüllte. Dieſe theoretiſche Erſchließung des Menſchenfluges iſt das Ergebnis einer mühevollen jahre⸗ langen Arbeit, die oft durch häusliche Not gehemmt war, aber von ſeinem Willen zum Sieg bis zum Erfolg durch⸗ geführt wurde. Die Nachahmung des Vogelfluges ſollte zunächſt durch einen„Schlagflügler“ gelingen. Lilienthal jedoch kam bei ſeinen Studien zu einer genauen Berechnung des Segelfluges der Vögel, d. h. des Fluges beim Schweben ohne Flügelbewegung und erkannte, daß dieſer Flug nur durch aufwärts gerichtete Winde möglich ſein konnte. Das war die grundlegende Erkenntnis für die Verwirklichung des Menſchenfluges überhaupt, die Kolumbustat auf dem Gebiete des Flugweſens. Alle Verſuche vor Lilienthal waren lediglich Gleitflugverſuche nach dem Prinzip des Fallſchirmes. Otto Lilienthal aber ſegelte vieltauſend⸗ mal gegen den Wind und 1893 gelang es ihm, eine Flug⸗ ſtrecke von 300 Metern zurückzulegen, eine Kurve zu flie⸗ gen und zurückzuſchweben. Den Unermübdlichen brachte am 9. Auguſt 1896 ein plötzlicher Windſtoß zum Ab⸗ ſturz. Mit einer ſchweren Verletzung der Wirbelſäule wurde Lilienthal in ein Berliner Krankenhaus gebracht, wo er am nächſten Tag ſtarb. Seine letzten Worte waren: „Opfer müſſen gebracht werden.“ Mit genialem Blick verſtanden es die Gebrüder Wright, den großen Gedanken Lilienthals, deſſen Flug⸗ apparate ſie ſelbſt mit Erfolg geflogen hatten, mit der ebenfalls deutſchen Erfindung des Exploſionsmotors zu verknüpfen. Der gewaltige Aufſchwung des Motorfluges begann, der während des Krieges und nach dem Kriege zu unerhörten Triumphen geführt wurde. Das Werk Lilienthals trat dadurch etwas in den Hintergrund, bis im Jahre 1920 die überraſchende Kunde durch die Zeitun⸗ gen eilte, daß ein Flug von 1830 Metern Länge ohne Maſchine gelungen ſei. Das war die Geburtsſtunde des modernen Segelfluges in der Rhön, jenes idealen Sportes, der die eigentliche Erfüllung des Ikarustraumes bedeutete, und die Pionieriat Otto Lilienthals in ein neues Licht rückte. Der Segelflug knüpfte unmittelbar an die Er⸗ kenntniſſe dieſes Erfinders an. Der Segelflug als der urſprünglichſte, vogelähnlichſte Flug, wurde zur Grund⸗ ſchule der Fliegerei überhaupt und durch den Vogelflug⸗ ſport erzieht ſich Deutſchlands Jugend zu einem Volk von Fliegern. Ihr großes Vorbild iſt Otto Lilienthal, und heute zur 40. Wiederkehr ſeines Todestages ſtrahlt der Glanz ſeines Ruhmes heller denn je zuvor. Es iſt der Stolz der Deutſchen, daß der erſte wirkliche Flieger ein Deutſcher geweſen iſt, und jedem jungen Deutſchen ſchwe⸗ ben als unauslöſchliche Mahnung die letzten Worte Lilien⸗ thals vor:„Opfer müſſen gebracht werden.“ G. B. Auch Sterne ſind Wetterzeichen. Manchen dürfte es noch unbekannt ſein, daß auch die Sterne als Wetterzeichen eine Rolle ſpielen. Der ruhige Lichtſchein deutet auf ein ſchö⸗ nes Wetter, das lebendige Glitzern läßt Sturm erwarten, denn es rührt von ſtarker Bewegung in den oberen dünnen Luftſchichten her, die leichter ſind und viel mehr erregt wer⸗ den, was die Bergſteiger und Luftſchiffer am beſten wahr⸗ nehmen können. Erfahrungsgemäß keilen ſich aber die hef⸗ tigen Luftſtrömungen der oberen Schichten in ihrer Ausbrei⸗ tung mit den unteren, weshalb ein Kenner auch an der Wol⸗ kenbildung ſchon den ſich vorbereitenden Sturm erkennt. Achtet man dann noch auf die Windrichtung, ſo kann man auf Regen oder Trockenheit ſchließen. Glück im Schloß E„ Am Torweg des Schloſſes der Grafen und Fürſten zu Stolberg⸗Stolberg ſteht im mittelalterlichen Wams mit Hellebarde und mächtigen Stulpenhandſchuhen der Tor⸗ wart. Verträumt liegt der weite Schloßhof, im Viereck gruppieren ſich die Gebäude, beſchützt von dicken, fried⸗ lichen Türmen. Die Zeit ſcheint eingeſchlafen zu ſein. Hell klingen die Glockenſchläge der Turmuhr über den von der Mittagsſonne beſchienenen Platz. Zwölfmal ertönt die Glocke. Kurze Zeit ſpäter kommt ein junger, ſtattlicher Mann den Torweg herauf, neben ihm ein Förſter. Der Torwart ſalutiert, hell und freudig klingt der Ruf„Heil Hitler!“ Die Zeiten klingen zuſammen: das mittelalterliche Schloß und der junge Gruß, Revierförſter Wegener, der da neben dem Schloßherrn in der ſchlichten SA.⸗Uniform geht, weiß, daß der junge Wolff Heinrich das Erbe ſeiner Väter gut zu verwalten verſteht. Jetzt treten ſie ins Haus. Im Arbeitszimmer des Fürſten häuft ſich die Mittagspoſt auf dem Schreibtiſch. Zwiſchen den Geſchäftsbriefen liegt ein Umſchlag mit den Zügen einer Frauenhand. Er iſt von Irma Erxfert, der jungen Braut des Fürſten. Er reißt den Umſchlag auf, und der Förſter beſieht reſpektvoll die Jagdtrophäen an der Wand. So manche Erinnerung kommt ihm bei den kapitalen Böcken, die in den weiten Harzwäldern der Stan⸗ desherrſchaft Stolberg geſchoſſen wurden. Er ſchrickt faſt zuſammen, als Wolff Heinrich übermütig vom Stuhl auf⸗ ſpringt und ihm auf die Schulter klopft. „Es iſt alles gut in Magdeburg. Und nüchſte Woche iſt die Hochzeit Finden Sie nicht auch, Wegener, daß es Zeit wird, daß hier eine Frau einzieht?“ „Das will ich wohl meinen.“ Der Förſter nickt. Irma Erfert aber, hochgewachſen und blond, macht Einkäufe. Sie ſchlendert mit einer Freundin die Haupt⸗ ſtraße in Magdeburg entlang, und dann ſitzen ſich die bei⸗ den jungen Mädel bei einer Taſſe Schokolade gegenüber. „Alſo, Irma, weißt du, wenn ich mir vorſtelle, daß du in einer Woche eine richtiggehende Fürſtin biſt!...“ Irma Erfert hält ſich die Ohren zu.„Hör auf, hör auf!“ Seit die Verlobung mit dem Fürſten wie eine Bombe in die Verwandtſchaft und in den Freundeskreis ſchlug, hat man ſie überſchüttet mit Fragen. Und immer wieder mußte ſie erzählen, erzählen. Mußte erzählen von dem Märchenſchloß mit den Sälen und den Prunkzimmern, von den Wäldern und Feldern— und mußte erzählen von ihm, dem jungen Sproß des uralten Geſchlechts. Und immer wieder konnte ſie nur das eine ſagen:„Wir haben uns eben lieb, und da gibt es keine Unterſchiede mehr zwiſchen Schloß und beſcheidener Vierzimmerwohnung.“ Begegnung im Bürgermeiſteramt Zwei Menſchen haben ſich in aller Stille gefunden. Eines Tages, als Wolff Heinrich den Bürgermeiſter von Stolberg aufſuchte, trat ihm im Hausflur ein junges, blondes Mädel in den Weg. Sie iſt kaum 17 Jahre alt. Er hatte ſie noch nie beim Bürgermeiſter geſehen. Als die Dienſtgeſchäfte erledigt ſind, fragt der Fürſt auf kleinen Umwegen nach dem hübſchen Mädel. Der Bürgermeiſter ſchmunzelt. Der junge Herr macht ihm einen ſehr inter⸗ eſſierten Eindruck. Das Mädel? Das iſt die Irma Erfert. Fürſt Wolf Heinrich zu Stolberg⸗ Stolberg und Frau, geb. Irma Erfert Sie iſt ſeit dem Erſten als Haustochter bei uns. Ein tüch⸗ tiger Kerl. Sie kommt aus Magdeburg. Ihr Vater iſt dort Beamter. Seit ſie im Haus iſt, iſt alles viel heller und fröhlicher. Wir haben ſie ſchon lieb wie eine eigene Tochter.“ Jetzt muß der Fürſt Heinrich ſchmunzeln. Sein Bürgermeiſter iſt ja Feuer und Flamme. Aber weiß Gott, er hat keinen ſchlechten Geſchmack. Die dienſtlichen Beſuche in der Bürgermeiſterei werden häufiger und häufiger. Der Fürſt bleibt zu einer Taſſe Kaffee, und während die Män⸗ ner über Forſtwirtſchaft und Feldbeſtellung debattieren, richtet Irma Erfert den Tiſch und bringt die dickbäuchige Kaffeekanne. Man ſitzt lange zuſammen. Es iſt ſehr gemüt⸗ lich im Zimmer. Langſam ſinkt die Dunkelheit über Stolberg, der Rauch der Zigarren legt ſich als blaue Schicht über das Zim⸗ mer, und alle fühlen ſich glück⸗ lich und geborgen. Als Wolff Heinrich dann auf⸗ bricht, fragt er ſo nebenbei: „Na, Fräulein Erfert, wenn Sie mal Luſt haben, ſich das Schloß zu beſehen, kommen Sie doch mit dem Herrn Bürgermeiſter einmal zu uns. Wir werden unſere Kaffeeſtunde dann wie⸗ derholen.“ Und wirklich: Eines Tages geht Irma Erfert durch die Säle und Zimmer des Schloſſes. Sie geht wie im Traum. Der junge, heitere Menſch an ihrer Seite könnte ein alter, lieber Jugend⸗ kamerad ſein. Er erzählt fröh⸗ lich von ſeinen Jugendſtreichen hier im Schloß; jedes Zimmer birgt eine Fülle großer, ſchöner Erinnerungen. Irma Erfert muß an die Romane denken, die 5 ſie als Backfiſch in Magdeburg 0 0 verſchlungen hatte. Auch da wandelten die Heldinnen durch Schloßhallen. Aber wie ganz anders war das hier! Der Mann an ihrer Seite hat nichts an ſich von Romangrafen. Er iſt ein ſchlichter Menſch wie der Förſter, wie der Bürgermeiſter. Als er ihr voll Stolz die alten, geſchwärzten Ahnenbilder zeigt, glänzt in ſeinen Augen die Freude über das Stück Hei⸗ materde, auf dem Generationen und Generationen das Erbe hochgehalten haben. Irma Erfert kann nicht genug hören; ſie fragt und fragt. Es iſt ein uraltes Geſchlecht, das der Fürſten und Grafen zu Stolberg⸗Stolberg. 1210 taucht zum erſten Male ihr Name auf. Heinrich von Hohenſtein wird von Kaiſer Philipp und Landgraf Hermann von Thüringen mit großen Ländereien belehnt; in der Mitte errichtet er die Burg Stolberg. Ein Hirſch iſt von dieſen Tagen an im Wappen des Grafen. An wichtiger Stelle haben die Grafen in der großen Politik mitgewirkt. Dann ſpaltete ſich das Geſchlecht in drei Linien, und Ende des vorigen Jahrhunderts nahmen die drei regierenden Grafen von Stolberg den Reichsfürſtentitel an. Dann ſtehen die beiden Menſchen vor dem Bild des Fürſten Albrecht. Es iſt der Vater Wolff Heinrichs. Er ſtarb 1903. Vier Tage nach ſeinem Tode wurde der Sohn geboren. Schwere und düſtere Zeit lag über Burg Stol⸗ Wolff Heinrich iſt allein. Aber er iſt ein Menſch, der nirgends allein iſt. Jeder liebt den friſchen, lebensluſtigen Mann, die Stolberger ſind ſtolz auf ihren jungen Herrn. Jetzt, wo dieſe Irma Erfert in Stolberg aufgetaucht iſt, erwacht in ihm erſt recht die volle, echte Lebensfreude. Vier Jahre vergehen. Es wird viel gemunkelt in dieſen vier Jahren. Eines Tages iſt hoher Beſuch auf Schloß Stolberg. Königin Wilhelmine von Holland, die mit ihrer Tochter Juliane zum Sommeraufenthalt in Schierke weilt, ſtattet dem Grafen ihren Beſuch ab. Prin⸗ zeſſin Juliane iſt die Nachfolgerin auf dem niederlän⸗ diſchen Thron. Die Vermutung liegt nicht weit, daß der junge deutſche Fürſt als Prinzgemahl in das Palais im Haag ſeinen Einzug halten könnte Aufnahme: Atlantik— M. Das Schloß von Wernigerode in feſtlicher Beleuchtung. Aber die Gerüchte zerplatzen. Wolff Heinrich verlobt ſich mit Irma Erfert, und wie ein Lauffeuer verbreitet ſich die Nachricht.. Die neue Zeit kennt keine Standesunterſchiede Dann kommt der Tag der Hochzeit. Das ſtille Harz⸗ ſtädtchen klingt wider vom Jubel der Menſchen, die das junge Paar umringen. Irma Erfert, die als die Haus⸗ tochter des Bürgermeiſters zum erſten Male ſchüchtern den Torweg betrat, hält Einzug als Fürſtin Irma zu Stolberg⸗Stolberg. Ein Jahr vergeht, und wieder herrſcht Jubel und Freude im Städtchen. In der Wiege, in der mehr als zehn Generationen Grafen zu Stolberg gelegen haben, ſtrampelt und ſchreit der jüngſte Sproß des Ge⸗ ſchlechts: Prinzeß Sixtine. 5 a Als man die kleine Prinzeß aus der Taufe hebt, als man um die Feſttafel verſammelt iſt, erklingt Muſik ian Schloßhof: die Schützengilde marſchiert auf. Wolff Heinrich drückt all den wackeren Männern die Hand. Irma winkt ihren Stolbergern vom Feuſter zu, und ſie alle wiſſen: Wir gehören zuſammen. Ein Märchen wurde Wirklichkeit.