Nr. 192(2. Blatt). Neckar Bote Dienstag, 18. Auguſt 1936 Flamme, die nie verlöſcht Zum Abſchluß der 11. Olympiſchen Spiele. NS. Die Spannung, die für 16 Tage die ganze Welt in Atem hielt, löſte ſich auf in einer großen, feierlichen Schlußapotheoſe. Die 11. Olympiſchen Spiele, die größten, die bisher der Erdball geſehen, ſind vorüber. Noch einmal finden ſich die Kämpfer und Gäſte aus aller Welt zur Schlußfeier zuſammen, noch einmal waren im Olympiſchen Stadion alle Plätze bis hinauf zu dem oberſten Ring ge⸗ füllt, und über 100 000 Menſchen erlebten einen unvergeß⸗ lichen Schlußakkord, wie man ihn ſich kaum gewaltiger den⸗ ken kann. Hunderttauſende ſtrömten aus der ganzen Welt nach Deutſchland, um das gewaltige Kampfgeſchehen der Welt⸗ ſpiele mitzuerleben. Alle kamen mit den gleichen Hoffnun⸗ gen, wurden erfüllt von der gleichen ehrlichen Bewunde⸗ rung für Deutſchland, dem Gaſtgeber und Organiſator mit ſeiner Großzügigkeit und geiſtigen Durchdringung des herr⸗ lichen Geſchehens. Manche kamen mit Vorurteilen, Bedenken und Zweifeln, die von Feinden des Völkerfriedens und Freunden der Verleumdung geſchürt waren, aber als ſie die deutſchen Grenzen überſchritten hatten, da bot ſich ihnen mit dem Erlebnis der Wahrheit ein ganz anderes Bild. Und als ſie erſt die Kampfſtätten ſelbſt ſahen, da mußten ſie zu⸗ geben, daß ſelbſt ihre kühnſten Erwartungen übertroffen wurden, das Olympiſche Feuer löſchte Haß und Lüge. Deutſchland hatte dank des großen Einſatzes des Füh⸗ rers mehr für die Durchführung der Spiele getan als all⸗ gemein angenommen werden konnte. „Wohl noch nie haben Mannſchaften aus dem Auslande von einer Nation einen derart gaſtfreundlichen Empfang und Aufenthalt erhalten wie er ihnen durch Deutſchland zuteil wurde“, ſagten uns die verſchiedenſten Berichkerſtakter der Welt. Kein Mißklang ſtörte dann den gleichmäßig anſteigenden ſportlichen und geiſtigen Rhythmus der Spiele; es gab eigentlich nur Höhepunkte in dieſen zwei Wochen; immer wieder bot der tägliche Ablauf etwas Beſonderes, immer wieder war es nicht Senſation, ſondern irgendein großes, ſtolzes, herrliches Gechehen, das alles andere überſtrahlte. Nun, da die Kämpfe vorüber, die Siegernamen bereits in die ſteinernen Tafeln am Marathontor für alle Zeiten ein⸗ gemeißelt ſind, da verlohnt es ſich einmal, die Urteile zu⸗ ſammenzufaſſen. die ausländiſche Sportler und Gäſte über den Verlauf der Spiele und über dieſen und jenen perſön⸗ lichen Eindruck fällten, denn ſo mancher dieſer Ausſprüche iſt mehr als nur ein Wort, es iſt ein ehrliches Bekenntnis zu dieſem Deutſchland, das ſich in den Zeiten größter Not durch den Mann, der täglich an dem Wettſtreit der Jugend der Welt als erſter Zuſchauer teilnahm, wieder ſtark wurde. Groß und ehrlich iſt die Bewunderung für alles, was etan wurde, um den Aufenthalt und Ablauf des Geſchehens 0 angenehm wie möglich zu machen, groß und ehrlich die Achtung für den Führer und Kanzler des deutſchen Volkes, Adolf Hitler. Wo er ſich auch zeigt, überall ſtrecken ſich ihm die Hände zum Gruß entgegen, und wer die Sprache des deutſchen Volkes nicht verſtand, der fühlt doch, daß hier eine ſchickſalhafte Kraft iſt, die alles in den Bann ihrer Größe zwingt. Wir trafen einen nunmehr rund 25 Jahre im Auslande lebenden, früher bekannten deutſchen Sportsmann,„Mäcke“ Ritter, der heute zu den Schwimmgewaltigen jenſeits des Ozeans gehört. Er war zum letzten Male vor 14 Jahren in der Heimat, und was er jetzt vorfand, das überwältigte auch ihn. Gewiß hatte er ſchon vieles von der Aufbauarbeit des neuen Reiches gehört und geleſen, hatte ſo manchen ge⸗ ſprochen, der ſich ſelbſt an Ort und Stelle überzeugen konnte, aber der eigene Eindruck iſt immer der ſtärkſte. Als wir von ihm wiſſen wollen, welche Meinung die nach Deutſchlaud ekommene amerikaniſche Mannſchaft gewonnen habe, da ann er nur anerkennende Worte finden, die ſich nicht in dem üblichen Rahmen bewegten, ſondern ganz klar bekun⸗ deten, daß man Deutſchland heute nur in ſeiner imponieren⸗ den Schaffenskraft, in ſeinem unermüdlichen Arbeiten an ſich ſelbſt, um aus eigenem Antrieb wieder ſtärker zu wer⸗ den, bewundern könne. „Unſere Jungen und Mädel ſind eigentlich ſchon vor dem Erreichen der deutſchen Grenze von großer Bewunderung für das neue Deutſchland erfüllt geweſen, und als ſie dann ihre Reiſe zu den Kampfſtätten antraten und durch die deut⸗ ichen Lande fuhren, da ſchlugen die Wogen der Begeiſterung immer höher. Die deutſchen Athleten haben ſich dann jeder⸗ zeit als faire Kameraden gezeigt, die nicht nur Wettkämpfer ſchlechthin waren, ſondern zugleich durch ihre ganze Haltung einen glänzenden Eindruck hinterließen.“ Profeſſor Dr. Jaeck als Leiter des Internationalen Sportſtudentenlagers und Dr. Keſtner, der das Internatio⸗ nale Jugendzeltlager betreut, können uns von ihren Er⸗ fahrungen das Erfreulichſte berichten. Deutſchlands Jugend genießt in der Welt heute ſchon einen Ruf, der vielleicht mit am ſtärkſten die neue Haltung offenbart. „All die Freundſchaftsbande, die hier während der 11. Olympiſchen Spiele zwiſchen den einzelnen Mannſchaften eknüpft wurden, gelten nicht nur für die kurze Zeit des W eneine⸗ Wenn ſie wieder in ihre Heimat zurück⸗ gekehrt ſein werden“, ſagte uns„Mäcke“ Ritter,„dann wird ſich ja eigentlich erſt ſo recht die Auswirkung all der Eindrücke und Begegnungen, die jeder hier in ſo reichem Maße ſammeln konnte, zeigen“ Exzellenz Profeſſor Igoro Kano⸗Japan, der den Ruf eines vorbildlichen Sportsmannes genießt, äußerte in einem Geſpräch, daß die Japaner ja mit großen Hoffnungen nach Deutſchland gekommen wären, daß ſie aber von allem ſtark gepackt wurden. Sie hätten für ſich als gaſtgebende Nation bei den 12. Olympiſchen Spielen 1940 an Erfahrung viel gewonnen.„Es war hier ſchon alles ſo herrlich“, ſagte Exz. Kano,„daß es praktiſch nicht mehr zu überbieten iſt. Aber auch wir werden mit einem heiligen Fanatismus an die Ausrichtung des Welttreffens gehen.“ Finnlands großer Meiſterläufer, vielleicht der größte aller Zeiten, Paovo Nurmi, der an dem diesjährigen Tref⸗ fen der Jugend als Ehrengaſt teilnahm, hat mit ſeinen und den deutſchen Kameraden Stunden der ſchönſten Gemein⸗ ſchaft verlebt, ſo daß auch ſein Urteil nur ein einziges Lob darſtellt. Das kann auch nichts daran ändern, daß Finnland, das im letzten Wettbewerb mit Japan um die Durchfüh⸗ rung der 12. Olympiſchen Spiele ſtand, dieſe nicht übertra⸗ gen erhielt. Aus dieſen wenigen Worten, wahllos aus der Fülle der Urteile und Bekundungen der Bewunderuna und Hochach⸗ Deutſche Spitzenweine Bei aller Bedeutung, die dem e Ver⸗ brauch der Konſumweine als Rückgrat für die wirt⸗ ſchaftliche Exiſtenz von Hunderttauſenden von Winzer⸗ familien zukommt, darf die Bedeutung deutſcher Spit⸗ zenweine nicht verkannt werden, die den Ruf deutſcher Winzerarbeit im Inland und im Ausland begründet haben und die beſten Bahnbrecher dafür ſind, daß auch die ſogenannten kleineren Weine geyügend Abſaßz fin⸗ den. 5 55 55 Aus dem vergangenen Jahrhundert ſind uns ſechs be⸗ ſonders gute Weinjahre überliefert, nämlich: 1811, 1834, 1846, 1857, 1865 und 1874. Den erſten dieſer Jahrgänge nannte man den„Kometenwein“, weil er im Kometen⸗ jahr gewachſen war. Die Jahre 1834 und 1846 waren durch beſonders ſtrahlenden Sommer, aber durch unruhige politiſche Zeiten ausgezeichnet. 1857 war wieder ein Kometenjahr, während der letzte beſonders geſegnete Jahrgang des 19. Jahrhunderts, der 1874er, in einem Jahr wuchs, das durch die Schwindelepoche der ſogenannten Gründerjahre in beſonde⸗ rer Erinnerung ſteht. Auch die bisher bekannteſten Weinjahre dieſes Jahrhunderts, 1911 und 1921, waren durch beſondere Ereigniſſe gekennzeichnet. 1911 war ebenfalls ein Kome⸗ tenjahr und brachte die politiſchen Hochſpannungen der Marokko⸗Kriſe, während 1921 durch den Beginn der ſtärkeren Inflationserſcheinungen in beſonders unangenehmer Erinne⸗ rung iſt. Laſſen ſich dieſe Weinjahre nur ganz allgemein kenn⸗ zeichnen, ſo laſſen ſich über beſtimmte Weine mehr Ein⸗ zelheiten ſagen. Das Weinmuſeum zu Speyer iſt be⸗ ſonders reich an Weinüberlieferungen. Hier finden ſich hiſtori⸗ ſche Flaſchen von Pfalzgewächſen aus den Jahren von 1540, 1631, 1687, 1700, 1728 und 1765. Von einer Londoner Weinhandlung iſt bekannt, daß ſie noch vor mehreren Jahren einen Würzburger„Steinwein“ vom Jahre 1540, einen Marienberger„Leiſten“ vom Jahre 1631 ſowie einen„Rüdesheimer“ und einen„Deidesheimer“ faſt gleichen Alters beſaß. Dieſe Reſtflaſchen ſollen aus einer Lieferung von 100 000 Flaſchen alten Weins ſtammen, die der kranke König Ludwig II. von Bayern eines Tages ver⸗ äußern ließ. Einen bekannten alten Weinkeller beſitzt das Weinhaus Wilhelmy in Hattenheim im Rheingau. Das„Frank⸗ furter Journal“ vom 18. 1. 1862 nannte dieſen Keller ein„Muſeum germaniſcher Edelweine“. Dort befanden ſich damals ein 1728er Rüdesheimer, ein 1738er Rüdesheimer Berg Orleans ſowie ein 1783er Markobrunner, deren Preis mit 188, 150 und 125 Mark für die Falſche verzeichnet ſind. An alten Kabinettweinen werden angeführt: ein 1811er Rüdesheimer Berg Oleans, ein 1822er Markobrunner und ein 1846er Steinberger feinſte Ausleſe„Herzog Adolf“ mit Preiſen von 100, 125 und 157 Mark pro Flaſche. Dieſe Weine werden charakteriſiert als „nur für Kenner, edelfirn, weinig ohne Süße“. Die Samm⸗ lung feinſter Hochgewächſe aus dem 19. Jahrhun⸗ dert umfaßk: einen 1862er Rüdesheimer Berg Orleans Aus⸗ leſe; einen 1865er Forſter Jeſuitengarten, feinſte Trockenbeer⸗ Ausleſe. Königswein, der von der Rheinpfalz für die Hochzeitsfeier König Ludwigs II. von Bay⸗ ern(mit ſeiner Baſe Herzogin Sophie, die Verlobung wurde jedoch aufgehoben), beſtimmt war; einen 1858er ſowie 1859er Rauenthaler Berg, feinſte Trockenbeer⸗Ausleſe; einen 1861er Rauthaler Berg Geheu, feinſte Trockenbeer⸗Ausleſe und einen 1868er Rüdesheimer Berg, feinſte Trockenbeer⸗Ausleſe„König Wilhelm“, der als Ehrentrunk bei der Reichstagswein⸗ probe im Jahre 1876 geboten wurde. Die Preiſe dieſer Kreſzenzen ſind in der genannten Reihenfolge mit 188, 225, 235, 250, 3413 und 375 Mark für die Flaſche angegeben. Sie werden in ihrem Geſchmack als„hochedle, houigſüße, fruchtige, runde und ſaftige Weine mit allen Feinheiten“ analyſiert. Auch andere Keller verfügen über ähnliche Spitzenweine. Für die heutige Zeit haben dieſe aller⸗ dings mehr hiſtoriſchen als praktiſchen Wert. Bei Spitzenweinen, die auch heute noch allgemein be⸗ kannt ſind, müſſen wir ſchon auf erheblich ſpätere Jahrgänge zurückgreifen. Von den 1911er Weinen ſind bekannt: Hochheimer Domechaney⸗Trockenbeerausleſe, Hattenheimer En⸗ gelmannsberl⸗Trockenausleſe, Schloß Vollradſer Trockenbeer⸗ ausleſe, Eltviller Taubenberg⸗Trockenbeerausleſe. Auch 1915 und 1917 waren ſehr gute Weinjahre. Die 1915er waren edelſüß auch in der mittleren Preislage, die 1917er von ſehr feiner Frucht und großer Eleganz. Vom 1920er haben der Rüdesheimer Schloßberg⸗Trockenbeerausleſe und der Rauenthaler Baiken beſonderen Ruf erlangt, vom 1921er der Marcobrunner Trockenbeerausleſe. Auch vom 1929er waren die Spitzenweine beſonders gut. Die Weine der Jahre 1933 und 1934 zeichnen ſich durchweg durch aute Eigen⸗ chaften aus. Die Spitzenweine dieſer Jahre ruhen noch unter ſorgſamſter Obhut, ſie werden nicht vorzeitig auf Flaſchen gefüllt, damit ſie zur vollen Reife gelangen können. Unter den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen können Preiſe, wie für die obengenannten Sorten, die wie der Steinberger feinſte Trockenbeerausleſe im Stück bis zu 275000 Goldmark erzielten und bei den anderen Sorten häufig um die Hunderttauſend Goldmark herumlagen, nicht mehr gezahlt werden. Immerhin erreichte auch vor einiger Zeit noch ein Stück 1933er Schloß Johannisberger Beerenaus⸗ leſe einen Preis von 17420 Goldmark, während das bis jetzt beſte Faß 1934er nahezu den gleichen Erlös brachte. Die hier genannten Sorten ſind Rheingauer Weine, demjenigen Weinbaugebiet, das mit den e Sorten beſonders hohe Preiſe erzielte. Auch die anderen Weinbaugebiete verfügen über Spitzenweine, die im Preiſe die normalen Verbrauchsweine weit übertreffen. Für den Weinverbrauch im Großen können dieſe Sorten niemals aus⸗ ſchlaggebend ſein, ſie können aber bei der Geſamtbewertung der deutſchen Wein wirkſchaft nicht außer acht bleiben. eee tung herausgegriffen, läßt ſich übereinſtimmend feſtſtellen, daß die Aktiven und die Gäſte, die aus dem Auslande zu uns nach Deutſchland kamen, mehr als nur ein gaſtfreund⸗ liches Volk und einen vorbildlichen Auftragserfüller des ge⸗ waltigen Geſchehens vorgefunden haben; ſie haben ein neues Deutſchland geſehen. Das wohre Deutſchland! Mö⸗ gen ſie es in ſich bewahren zum Segen der höchſten Güter aller Völker: des Friedens! Die e eee Flamme im Stadion verlöſcht; ihre Glut und ihr Vermächtnis aber wird in allen Herzen brennen, weiterbrennen als Mahnung und Erinnerung. 8 Abſchluß des Güdweſtma rklagers DAuſchiedskundgebung der 3000 Lagerteilnehmer 0) Offenburg, 17. Auguſt. In feierliche ziſe wurde das Südweſtmarklager abgeſchloſſen. Mit kliugeundem Spiel und Singen zog die Jugend durch die Straßen der Stadt zur abendlichen Kundgebung vor dem Bezirksamt. Der Offen⸗ burger Bevölkerung bot ſich ein maleriſches Bild, als die 3000 Hitlerjungen in Reih und Glied ausgerichtet im nächtlichen Fackelſchein angetreten waren. Die Kundgebung war um⸗ rahmt von Geſängen und Sinnſprüchen. Gebietsführer Kemper verabſchiedete ſich von ſeiner Jugend, mit der er die Tage des Gemeinſchaftslebens ver bringen konnte, wo die 3000 Hitlerjungen und Jungvolkpimpfe wie er in ſeinem Schlußwork ſelbſt ausführte, ausgerichteſ wurden nach einem Willen und einem Glauben. Er führte weiter aus: Wenn auch die Witterungsverhältniſſe ungün⸗ ſtig waren, ſo vermochten ſie jedoch nicht, die ausgezeichnete Stimmung aus den Jugendherzen herauszureißen. Die Ju⸗ gend bekannte ſich in dieſen 20 Tagen, in denen 2mal 3000 Hitlerjungen die Tage der Lagergemeinſchaft verleben dutf⸗ ten, mit Stolz zum Leben und zum Lachen, das die junge Generation belebt. In dieſen Tagen hat die Hitlerjugend erneut auf ihre Fahne geſchrieben jene Einſatzbereitſchaft für alle Zukunft. Vor einem Jahr noch war der Bode, auf dem das Südweſtmarklager abgehalten wurde, nicht frei. Heute aber beſchließen wir dieſes Lager mit dem Ge⸗ fühl, auf freiem deutſchen Boden die Tage der Gemeinſchaſt verlebt zu haben. So wollen wir uns in dieſer Abſchieds⸗ ſtunde bekennen zu unſerem Reich und ſeinem Füh⸗ rer. Die beiden Nationallieder beſchloſſen die feierliche Kund⸗ gebung. Am andern Morgen rückten die verſchiedenen Lager, nachdem ſie noch einmal durch den Gebietsführer beſichligt wurden, in ihre Standorte ab. Die Zelte auf dem Lager. platz wurden abgebaut und verſandt. * Die deutſche Küche vor 200 Jahren Ein intereſſankes Kapitel mag es für die deutſche Haus⸗ frau ſein, zu erfahren, was man denn vor 200 Jahren ſo ungefähr gegeſſen hat. Wir können in jene Zeit ſogar einen ſehr genauen Einblick kun, denn der Hofmedicus dez Kaiſers Maximilian II. verfaßte im Jahre 1739 ein gan⸗ zes Buch darüber,„Der Teutſchen Speiſekammer, das iſt Beſchreibung desjenigen, was bey den Teutſchen, die tägliche Nahrung betreffend, in gemeinſamen Gebrauch iſt.“ Es ſteht darin z. B. über die Fleiſchſorten, daß man Rind⸗, Schaf⸗, Ziegen⸗ und Schweinefleiſch verzehrte, daß man Schaf⸗ und Schweinefleiſch beſonders ſchätzte. Au Wild wurde viel gegeſſen. Das Fleiſch von Ottern, Dachſen und Eichhörnchen hat man in Jaägerkreiſen ebenfalls nicht beachtet. Einer beſonderen Wertſchätzung erfreuen ſich in dem Buche des Hofmedicus die Fiſche unſerer e Ge⸗ wäſſer. Die Blutwurſt ſcheint damals ſchon ebenſo beliebt geweſen zu ſein wie heute. Zu ihrer Bereitung wurde Schweinebluk verwendet, an manchen Orten aber auch Blut von jungen Hammeln und Kälbern, wogegen man Ochſen⸗ und Stierbluk als„giftig“ betrachtete. Von den armen Leuten, die nicht immer Fleiſch kaufen konnten, wird erzählt, daß ſie Gemüſe mit Schweine⸗ ſchmalz oder Speck als Hauptmahlzeit aßen, ja oft ſogar Kraut und Rüben ohne jedes Fett. Von Oelen ſtanden Nuß⸗, Leinſamen⸗ und Rübſamen⸗ öl in Gebrauch, bei den Reicheren auch ſchon Olivendl. Käſe gab es in Deutſchland damals ſehr viel; außer dem inländiſchen wurde ausländiſcher Käſe, wie Holländer und Parmeſan, gegeſſen. In dieſe Zeit fällt auch die allgemeinere Verwendung von Zucker für die Bereitung verſchiedener Speiſen und Getränke, womit der Hofmedicus nicht einver⸗ ſtanden war, wie er ſich in ſeinem Buche äußert. Das wich⸗ tigſte Nahrungsmittel, das Brot, war vor 200 Jahren das Roggenbrot, obgleich ſchon in mehreren Orken die Verwendung des„zarten“ Weizenmehls zum Brotbacken auf⸗ kam. Die ausgezeichneten deulſchen Weine finden in den eb des Hofmedicus eine beſonders rühmliche Hervor⸗ ebung.—— 8 Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 17. Auguſt. An Großviehmarkt waren aufgetrieben: 19 Bullen, 26 Ochlen, 47 Rinder, 111 Kühe und 20 Freſſer, zuſammen 223 Stil Großvieh. Dieſes Angebot an Großvieh war ungenügend und blieb 10 dem Auftrieb der Vorwoche zurück. Es er⸗ gaben ſich folgende Höchſtpreiſe: Bullen 43, Ochſen 45, Rin. der 44 und Kühe 43 Pfennig.— Der Kälbermarkt wat mit 1138 Tieren beſchickt, und hier war ein lebhaftes Ge⸗ ſchäft zuſtandegekommen, da durch den ungenügenden Auf⸗ trieb von Großvieh die Metzger ihren Erſatz durch Kälber kauf deckten. Es wurde eine Höchſtnotiz von 86 Pfennig notiert.— Am Schweinemarkt ſtanden 963 Tiere, ein Auf— trieb, der beſſer war als in der Vorwoche. Die 8 geſchah durch die Kommiſſion entſprechend den Kontingen⸗ ken bei einer Höchſtnotiz von 57 Pfennig. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 17. Auguſt. Amt lich notierten: Weizen Feſtpreiſe 16. 8. bis 31. 8. 1936 Preis- 95 W 14 19,40, W 15 19,50, W 16 19,60, Wü 17 10,70 19 20, W 20 20,20, plus 40 Pfg. Ausgl.; 180 10 ſchläge per 100 kg: Für 1 kg über Durchſchnitt 0,15, füt 2 kg 0,30, für 3 kg 0,40; Braugerſte inl. 20 bis 22; Indu⸗ ſtriegerſte, neue 19,50 bis 20; Futterhafer: Feſtpreiſe 105 6. bis 30, 9. 1936 Preisgeb. 5 11 15,30, H 14 15,80, 1. 16,10, plus 40 Pfg. Ausgl.; Qualitätszuſchläge per 100 15. Für jedes kg über Durchſchnitt 0,10; Nane 20j Raps inl. 32. Alle übrigen Notierungen unverändert. 5 Frankfurter Getreidebörſe vom 17. Auguſt. W0 Feſtpreisgeb. W 13 19,70, W 16 20, W 19 20,40, W. 20,60; Roggen Feſtpreisgeb. R 12 16, R 15 16,30, K 16 16,70, R 19 16,90; Weizenmehl, Type 790, 1 W'᷑ 13 28,75, W 16 29, W' 19 29, W' 20 29,35; Roggen mehl, Type 997, Feſtpreisgeb. R 12 22,45, R 15 22,80. R 18 23,30, R 19 23,50; Weizenfuktermehl 13,50; Wei kleie Feſtpreisgeb. W 13 10,85, W 16 10,80, W 19 1 W 20 11,10; Roggenkleie Feſtpreisgeb. R 12 9,95, R le 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50; Treber 15,25 bis 15,0 Heu, trocken 4,80 bis 5; Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgeßt, und geb. 2 Rm. 5. 5 8 5— — 1 „ EE