ee erer ene eee ee Rr. 194(2. Blatt). Donnerstag, 20. Auguſt 1936 Im Zeichen der Sparſamkeit Die Perſonalkoſten der Gemeinden. Die finanzielle Entwicklung der Gemeinden erfordert die ſtärkſte Aufmerkſamkeit. Die Perſonalkoſten machen natur⸗ gemäß den größten Beſtandteil ihrer Ausgaben aus. Zu den perſönlichen Ausgaben rechnet die Statiſtik die Gehäl⸗ ter, Wartegelder, Ruheſtands- und Hinterbliebenenfürſorge der kommunalen Beamten und Angeſtellten, während die Arbeiterlöhne zu den„ſachlichen“ Ausgaben gezählt werden. Daß die Begrenzung nicht immer ein klares Bild geben kann, verſteht ſich von ſelbſt. Nach dem ſtatiſtiſchen Jahrbuch deutſcher Städte iſt an⸗ unehmen, daß man im Durchſchnitt ein Drittel aller usgaben in den Gemeinden als Per ſonalkoſten in Anſatz bringen muß. In den Städten über 50 000 Einwoh⸗ nern, alſo in den Mittel⸗ und Großſtädten, betrugen dieſe Summen in den Jahren 1930 und 31 insgeſamt rund eine Milliarde Reichsmark. Dem Grundſatz der Sparſamkeit iſt in der Syſtemzeit nicht Rechnung getragen worden, trotz ſchöner Worte, die man darüber hörte. Die Entwicklung der Perſonalausgaben iſt vielmehr überall ſo verlaufen daß infolge Vermehrung der Stellen und Erhöhung des Aufwandes für Beſoldung durch Höhergruppierung in der Beſoldungsordnung und im Tarif bis 1929 eine erhebliche Steigerung der Perſonal⸗ koſten ſtattgefunden hat, die überall mindeſtens 25 v. H., in Einzelfällen ſogar eine Verdoppelung gegenüber 1925 betragen hat. Insbeſondere hat bei der Ueberleitung der Gemeindebeamten in die Gruppen der neuen Beſoldungs⸗ ordnung von 1927 regelmäßig eine ſtarke Verſchiebung nach oben ſtattgefunden. Seit 1929 ſetzt unter dem Druck der wirtſchaftlichen Notlage der Abbau ein, der durch die Reichs⸗ und ſtaatlichen Notverordnungen gefördert wird. Der Nationalſozialismus trat in den Gemeinden ein ſchweres Erbe an. Das Geſetz vom 30. 6. 33 verlangt die ſcharfe Angleichung der Bezüge der Gemeindebeamten an die der Reichsbeamten und ſtellt neue Vorausſetzungen für die Schaffung von Beamtenſtellen auf, die gleichfalls den Beſoldungsaufwand verringern. Durch miniſterielle Vor⸗ ſchriften wird ebenfalls die Aenderung der Lohntarife nach unten und oben verboten und damit eine Lohnſteigerung verhindert. Durch das Geſetz zur Wiederherſtellung des Be⸗ rufsbeamteniums vom 7. 4. 33 werden zahlreiche Beamten⸗ ſtellen freigemacht, die vielfach nicht wieder beſetzt, ſondern eingeſpart werden. Den Abſchluß dieſer Entwicklung ſtellt bis etzt das Reichsgeſetz vom 13. 12 35 und das preußiſche Geſetz über die Angleichung der Beſoldung der unmittel⸗ baren Staatsbeamten an die Beſoldung der Reichsbeamten vom 17. 1. 36 dar. Durch alle dieſe Maßnahmen ſeit 1929 wurde eine Verminderung des Perſonalaufwandes in den Städten über 50000 Einwohnern erzielt. Während 1930 auf den Kopf des Einwohners noch 52 Mark gemeindlicher Perſonalaufwand entfiel, betrug dieſer Satz 1933 noch 36.60 Mark. Der Rückgang betrug alſo 30 v. H. Die Perſonalkoſten der Mittel⸗ und Großſtädte ſind alſo in dieſen drei Jahren um rund eine Viertel Milliarde gesunken. Wie Oberbürgermeiſter Dr. Deltus in der Zeitſchrift des Deutſchen Gemeindetages ausführt, ſcheint aber der Tiefſtand des Jahres 1933 wieder verlaſſen zu ſein. Geſamt⸗ zahlen liegen in der Gemeindeſtatiſtik zurzeit allerdings noch nicht vor, jedoch zeigt ein Einblick in die Haushaltspläne einzelner Städte ſowie die Feſtſtellung in einzelnen Revi⸗ ſionsberichten, daß die Perſonalausgaben der Gemeinden wieder zu ſteigen beginnen Daher hat der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter in vier Erlaſſen die lebhafte Beſorgnis über dieſe Entwicklung zum Ausdruck gebracht und die Erwartung ausgeſprochen, daß bezüglich der Per⸗ ſonalausgaben der Maßſtab ſtrengſter Sparſamkeit von den Gemeinden und ihren Aufſichtsbehörden angelegt wird. Der Miniſterialerlaß vom 30. 1. 36 verweiſt insbeſon⸗ dere darauf, daß trotz des Rückgangs der Erwerbsloſigkeit in der Perſonalbeſetzung der Wohlfahrtsämter nicht ge⸗ nügend abgebaut worden ſei und verlangt eine Anpaſſung des Perſonalbeſtandes der Wohlfahrtsverwaltungen an den zurückgegangenen Arbeitsbedarf. Andererſeits weiſt der er⸗ wähnte Aufſatz im Gemeindetag darauf hin, daß den Ge⸗ meinden auch in den letzten Jahren Zwangsläufigkeiten und neue Aufgaben auferlegt worden ſind. Dabei ſind zu unter⸗ ſcheiden allgemeine Steigerungen, die bei allen Verwal, tungszweigen eintreten, und beſondere Steigerungen, die ſich auf einzelne Verwaltungszweige beſchränken. Eine nicht vermeidbare Steigerung der Perſonalaus⸗ gaben muß ſchon eintreten durch das Syſtem der Alters⸗ zulagen. Die„Vergreiſung“ des deutſchen Volkes wirkt ſich naturgemäß auch im Sinne einer Hochhaltung der Per⸗ ſonalkoſten aus, da bei den jetzt erreichten Lebensaltern 8 Ruhegehaltsempfänger den Etat der Gemeinde länger elaſten.. Wenn es trotzdem vielen Gemeinden gelungen iſt, die Zunahme der Perſonalkoſten in einem beſcheidenen Rahmen zu halten oder ganz zu vermeiden, ſo war das nur dadurch möglich, daß durch neuzeitliche Aenderung des Aufbaus und der Organiſation der Verwaltung ſowie der Geſchäftsver⸗ teilung ein teilweiſer Ausgleich für die entſtandene Mehr⸗ arbeit gefunden wurde. Zugegeben iſt auch, daß auf dieſem Gebiet die Möglichkeiten noch keineswegs er ⸗ ſchöpft ſind. Die Gemeindeverwaltungen wiſſen, daß die Sanierung der Gemeindefinanzen noch keineswegs durch⸗ Rane und daher nach wie vor die größte Sparſam⸗ eit am Platze iſt. tf. Bäuerliche Siedlungsbewerber in Preußen. Im „Erbarzt“ berichtet K. Pohlen über die Ergebniſſe der amtsärztlichen Unterſuchungen von Siedlungsbewerbern in Preußen im Jahre 1934. 57065 Perſonen wurden auf ihre Tauglichkeit geprüft(15 776 Bewerber, 41 289 Fami⸗ lienangehörige). 27 v. H. der Bewerber Preußens ſtellte Pommern(3674). Es folgten die Provinzen Hannover mit 2133, Niederſchleſien mit 1717 und Oſtpreußen mit 1697 Bewerbern. Zwei Drittel aller preußiſchen Sied⸗ lungsbewerber ſtammten aus dieſen vier Provinzen. Die niedrigſten Zahlen, bezogen auf die Einwohnerzahlen, hatten Weſtfalen, Sachſen, die Rheinprovinz und Heſſen. 71 v. H. aller Bewerber ſtammten aus rein ländlichen dreiſen ohne Mittelſtädte oder größere Städte. Als erb⸗ biologiſch ungeeignet mußten 4,7 v. H. abgewieſen werden. Von Bewerbungen für Eheſtandsdarlehen wurden 2,8 v. H. abgeſchlagen. Doch liegt bei den Siedlern eine un⸗ gleich ſchüärfere Ausleſe vor.( Sportliches. Schauinslandtennen wie noch nie! Großer Bergpreis von Deutſchland 1936: am 30. Auguſt! „Jeder ſein eigener Caracciola!“ Das iſt zurzeit wieder die Loſung der Freiburger Buben, die auf ihren ſelbſtver⸗ fertigten Rennwagen, Marke Holzklaſſe, durch die Straßen der Stadt brauſen. Sie ſind immer die erſten Vorboten des Schauinslandrennens. Wenn ſie ihre„Kärre“ aus der Garage geholt haben, iſts nicht mehr weit bis zum Großen Tag. Und wenn ſie einmal vor lauter Rennfieber nicht mehr beim häuslichen Mittagstiſch erſcheinen, ſteht das„ſportliche Ereignis erſten Ranges“ dicht bevor. In dieſem Jahr kommt das Schauinslandrennen am 30. Auguſt, am letzten Sonn⸗ tag dieſes Monats, zum Austrag. in 5 zwanzig Fragen, dreißig Antworten— das große ſportliche Ereignis Am Ta g dor dem Rennen machen viele Frei⸗ burger Geſchäfte gute Geſchäfte. Alles, was Fußgänger heißt, flattert im gewaltigen Straßenbetrieb noch raſch von einem Gehweg zum andern und kauft Lebensmittel ein; denn wenn man morgen ſtundenlang auf dem Berg des Schickſals ſitzt, will man ſich ſchließlich nicht nur mit Begeiſterung ſättigen. In der Nacht zum Sonntag, wenn die Letzten aus dem Rennbüro heimwärts wandern, marſchieren ſchon die erſten Freiburger mit Kind und Kegel, Ruckſack, Zelt, Sprechappa⸗ rat und ſonſtiger Wohnungseinrichtung dem Schauins⸗ land enlgegen. Die Straßenbahn ſauſt vollbepackt durch die erſte Morgenfrühe. Fußgängergruppen bekommen aus je⸗ der Straße Zuwachs; die Kraftwagen, Omnibuſſe, Kraft⸗ räder mit Beiwagen, die„Brautomobile“ und die Fahrräder mit ſorgſam aufgeſchnalltem Kindergarten, ſie alle wollen zur Großſtadt hinaus. Je weiter der Morgen vorrückt, umſo dichter wird das Gedränge. An der idealen zwölf Kilometer langen und ſehr kurvenreichen Rennſtrecke, im Grün der Matten und im Dunkel des Waldes haben ſich ſchon Tauſende und Abertauſende niedergelaſſen. Hier ſchläft einer auf dem Regen⸗ mantel, da wird gefrühſtückt, dort ſpielt ein Mädelchen mit der Freundin Ringtennis; hier wird geplaudert, da wird ſchweigend philoſophiert, dort betätigt ſich einer als Komiker für die Amliegenden. Auf der Holzſchlägermatte: Kopf an Kopf. Dichtgefüllt iſt die große Tribüne, die wie ein Schiff am Waldrand ruht, hoch über der flutenden Menſchenmenge. Man hat eine wundervolle Sicht von hier oben, und es pflegt eine gute Weile zu dauern, bis Fremde, die zum erſten Male hier ſind, das Landſchaftsbild in ſeiner ganzen Weite, Pracht und Herrlichkeit in ſich aufgenommen und wieder für irdiſches Geſchehen ein Augenmerk haben. Dann erdröhnt bald darauf der Schuß, der den An⸗ fang des Rennens ankündigt. So iſt es nun ſeit 1925 Jahr um Jahr: In feſtlich gehobener Stimmung,„bekümmernisledig“, verſammelt man ſich auf dem Freiburger Hausberg, und je weiter der Sonn⸗ tagmorgen vorſchreitet, je mehr man ſich eingewöhnt hat, umſo behaglicher fühlt man ſich da oben. Von dem Augenblick an, da der erſte Fahrer vorbeijagt, mit Beifall und Heilrufen begrüßt, kommt dann noch das Rennfieber dazu, eine ſelbſt den kühlſten Beobach⸗ ter ergreifende und auch ihn nicht mehr loslaſſende ſportliche Begeiſterung, die ſich dauernd ſteigert. Doch wenn dann erſt die Sieger herabfahren vom Ziel mit dem mächtigen Eichenlaubkranz am Fahrzeug— welche Huldigung für ſie bei der Rückkehr! Jener Platz, der als„das Herz der Stadt Freiburg“ bezeichnet wird, der Münſterplatz, iſt zur Preisverkün⸗ dung und Preisverteilung auserſehen. Am Abend des Renn⸗ tages finden ſich hier Tauſende und Abertauſende zu dem großen, feierlichen Akt ein. Man hat das Rennen nur un⸗ vollkommen erlebt, wenn man dieſe weihevolle Abendſtunde auf dem Münſterplatz nicht auch noch erlebt hat— das wiſſen die Freiburger. Und das wird auch den Fremden ſofort ver⸗ ſtändlich, wenn ſie nur einmal mitten in der begeiſterten und ſo herzlich dankbaren Menſchenmenge ſtehen. Und nun noch ein paar Angaben zum Schauins⸗ landrennen 1936: Immer ſchon waren es große, weltbe⸗ kannte Namen, die in die Nennungsliſte des Freiburger Rennens eingetragen waren. In dieſem Jahr gibt es beſte europäiſche Namen in erweiterter Anzahl, ſo daß mit Fug und Recht behauptet werden kann, daß uns ein Schauins⸗ landrennen wie noch nie bevorſteht. Die Ergebniſſe der Rennen werden gewertet: 1. für die Deutſche Meiſterſchaft 1936 für Solokrafträder, 2. für die Deutſche Meiſterſchaft 1936 für Krafträder mit Seitenwagen; 3. für die Deutſche Berameiſterſchaft 1936 für Kraftwagen. Im Rahmen des Großen Bergpreiſes don Deutſchland 1936 findet ein Sonderlauf für Kraftrad⸗Ausweis⸗ fahrer ſtatt, der als nationale Veranſtaltung durchgeführt wird.— Teilnahmeberechtigt ſind die Inhaber eines nationa⸗ len Motorrad⸗Fahrerausweiſes für das Jahr 1936. Schauinslandrennen wie noch nie: Das wird ſich— im Olympia⸗Jahr!— auch in einer entſprechend ſtarken Anteil⸗ nahme aus Nah und Fern, in einer Beſucherzahl wie noch nie ausdrücken. Gharkey ohne Chance Joe Louis ſchlägt den Exweltmeiſter k. o. Nach ſeiner ſchweren Niederlage durch Max Schmeling ging der amerikaniſche Neger Joe Louis im Newyorker Jankee- Stadion gegen den früheren Weltmeiſter Jack Shar⸗ key wieder einmal in den Ring. Der„braune Bomber“ be⸗ ſtätigte ſeinen Ruf als k. o.⸗Schläger und zwang vor 35 000 Juſchauern Sharkey in der dritlen Runde für die Zeit auf die Bretter. Sharkey begann recht vielverſprechend, beging aber den Fehler, von ſeinem ureigenen Kampfſtil abzuweichen und Schmeling zu kopieren. Die Folge war, daß er ſchon gegen Ende der erſten Runde viele ſchwere rechte und linke Haken einſtecken mußte. Gegenüber ſeinem Kampf mit Schmeling achtete der Neger ſtark auf ſeine Deckung. Sharkey ging zweimal bis„neun“ zu Boden, dann rettete ihn der Gong. In der dritten Runde kam ſchon das Ende. Nachdem der Exweltmeiſter noch einmal die Bretter aufgeſucht hatte, wurde er nach einer Serie ſchwerer Schläge ausgezählt. Joe Louis hat in dieſem Kampf erneut bewieſen, daß er neben Max Schmeling der ernſteſte Anwärter auf den Welt⸗ meiſtertitel iſt. Er ſetzte ſeine in der zweiten Hälfte des Jah⸗ res 1934 begonnene und nur durch die k. o.⸗Niederlage von Max Schmeling unterbrochene Siegesſerie mit einem neuen entſcheidenden Siege fort. Die Rekordliſte des Negers weiſt ſeit Juli 1934 bis heute 25 k. o.⸗Siege, 4 Punktſiege und nur eine entſcheidende Niederlage(durch Schmeling) bei 30 als Berufsboxer ausgetragenen Kämpfen auf. Der deutſche Titelanwärter Schmeling, der dem Treffen als Zuſchauer beiwohnte, wurde bei ſeiner Vorſtellung im Ring vor der Menge ſtürmiſch begrüßt. Die Einnahmen betrugen etwa 150 000 Dollar, von denen Sharkey ein Vier⸗ tel und Louis ein Drittel erhielten Verlegung des Weltmeiſterſchaftskampfes Es verlautet, daß der amerikaniſche Weltmeiſter im Bo⸗ xen, James Jimmy Braddock, eine Verlegung des Titel⸗ kampfes mit Max Schmeling auf 1937 wünſcht. Angeblich ſollen die Folgen einer Handverletzung ſo ſchwerwiegender Art ſein, daß Braddock nicht früher an eine Austragung des Kampfes denken kann. Dieſe Meldung muß allgemein überraſchen, und man will in der gewünſchten Verlegung eine jener Methoden ſehen, die gewiſſe Hintermänner des amerikaniſchen Boxſports gerne anwenden. Italieniſcher Gegelſieg Iweile Internationale Marine-Pokal-Segel⸗Weilfahrk. Kiel, 19. Auguſt. Die Zweite Internationale Marine⸗Pokal⸗Segel⸗Wett⸗ fahrt fand am Mittwochnachmittag mit der Entſcheidungs⸗ wettfahrt ihr Ende. Deutſchland, Schweden und Italien hatten je einmal geſiegt und mußten nun zu einer vierten Wettfahrt antreten, um den Endſieger festzustellen Nach einem ſehr ſchönen und ſpannenden Rennen gewann die italieniſche Mannſchaft(Leutnant z. S. Dario Salato und Kapitänleutnant Adalberti Giovannini) den Wanderpreis des Führers und Reichskanzlers, den„Hindenburg⸗Erin⸗ nerungspokal“. Bei der Erſten Internationalen Marine⸗Pokal⸗Segel⸗ gefallen im vorigen Jahr war der Pokal an Deutſchland gefallen. Das franzöſiſche 8⸗m⸗R⸗Boot E. A. II gewann das Jahresanrecht auf den Preis des Reichsminiſters für Volks⸗ aufklärung und Propaganda. tf. Zehn Jahre Hunderennen in England. Vor genau zehn Jahren, am 25. Juli 1926, wurden in Großbritau⸗ nien die erſten Hunderennen veranſtaltet. Der neue Sport erfreute ſich von Anfang an einer großen Beliebtheit, wäh⸗ rend auf dem Kontinent und namentlich in Deutſchland das Intereſſe für Hunderennen gering blieb. In Groß⸗ britannien war der Aufſchwung geradezu meteorhaft. Im vorigen Jahr wurden Hunderennen von nicht weniger als 22 Millionen Briten beſucht. Jeder zweite Brite oder über⸗ haupt jeder erwachſene Brite iſt alſo mindeſtens einmal auf einem Hunderennen geweſen. Ungeheuer groß ſind auch die Wetten auf dieſen Rennen. Durch die Totaliſa⸗ toren der offiziell zugelaſſenen Rennen gehen im Jahres⸗ durchſchnitt etwa 400 Millionen Mark. Im Durchſchnitt gibt jeder Brite im Jahr ein Pfund für Hundewetten aus Auf dem größten Rennplatz in White Eity beträgt der Umſatz an einem einzigen Renntag oft mehr als eine Million Mark. . Deutſ engli e ee 5 in Kiel. Der Kapitän des engli⸗ ſchen Kreuzers„Nep⸗ tune“, Captain Bed⸗ ford, übergibt dem Oberbefehlshaber der deutſchen Kriegs⸗ marine, Generaladmi⸗ ral Raeder, die Schiffs⸗ glocke des von Vize⸗ admiral Reuter bei Scapa Flow verſenkten deutſchen Schlachtkreu⸗ zers„Hindenburg“. Weltbild(M) Weltgeſchichte der Hundstage Nach einem alten Volksglauben faſt aller Völker der Erde ſind die„Hundstage“, die um die Julimitte begin⸗ nen und bis Ende Auguſt dauern, eine Zeit drohender Gefahren. Darum erſcheint es verſtändlich, daß das Volk ſich mit der Frage beſchäftigt hat, ob die„heißen Wochen“ im Ablauf des Kalenderjahres ſich auch mit den heißen Zeiten im Verlaufe der Geſchichte in Verbindung bringen laſſen. Prüft man dieſe Frage an Hand der Geſchichts⸗ zahlen, ſo kommt man zu dem überraſchenden Ergebnis, daß in der Tat keine andere Zeit des Jahres durch ſo viele blutige Ereigniſſe ausgezeichnet iſt wie der Zeit⸗ raum, der ſchon ſeit dem Altertum eine Periode menſch⸗ licher Furcht vor großen Schickſalsentſcheidungen ge⸗ weſen iſt. Könnte man die Hundstage ſchon mit einem gewiſſen Recht als die„Periode der Revolutionen“ bezeichnen, ſo verdienen ſie in viel höherem Grade den Namen der„Zeit der Kriege und Schlachten“. Von den großen Entſchei⸗ dungsſchlachten der Weltgeſchichte ſind kaum mehr in einer anderen Zeit des Jahres geſchlagen worden als in den Hundstagen. Die Schlacht an der Allia am 18. Juli 390 v. Chr. führt beinahe den Untergang Roms herbei. Die Schlacht bei Tiberias am 3. Juli 1187 bringt das König⸗ reich Jeruſalem durch die Niederlage der Kreuzfahrer in die Hand der Ungläubigen. Die Schlacht von Ourique am 25. Juli 1139 vertreibt die Mauren aus Portugal und erhebt Alfons J. wieder zum Herrſcher ſeines Reiches. Die Schlacht bei Poltawa am 8. Juli 1709 vernichtete die Macht Karls XII. und legt den Grund zu Peters des Großen Herrſchaft. Am 2. Juli 1798 nimmt Napoleon Bonaparte Alexandrien im Sturm; am 5. und 6. Juli 1809 wird die folgenſchwere Schlacht von Wagram geſchlagen, am 25. Juli 1799 die große Landſchlacht von Abukir. Iſt ſo ſchon der Juli ein Monat der Entſcheidungs⸗ ſchlachten, ſo hat der Aug uſt unter allen Monaten des Jahres überhaupt die meiſten bedeutenden Schlachten der Weltgeſchichte aufzuweiſen. Nimmt man zunächſt die Schlachten des Jahres 1870 und der vier Auguſtmonate des Weltkrieges aus, ſo ergeben ſich folgende Daten: 1. Auguſt 1798 Seeſchlacht von Abukir, 2. Auguſt 316 9. Chr. Cannae, 11. Auguſt 1081 erſte Schlacht bei Höch⸗ ſtaedt, 12. Auguſt 1759 Kunersdorf, 13. Auguſt 1704 zweite Schlacht bei Höchſtgedt, 15. Auguſt 1760 Liegnitz, 16. Auguſt 1717 Belgrad, 17. Auguſt 1812 Borodino, 19. Auguſt 1813 Goldberg, 21. Auguſt 1813 Trebbin, 22. Auguſt 1485 Bos⸗ worth, 22. Auguſt 1813 Heinersdorf⸗Wittſtock, 23. Auguſt 1268 Tagliacozzo, 23. Auguſt 1388 Döffingen, 23. Auguſt 1813 Großbeeren, 25. Auguſt 1758 Zorndorf, 26. Auguſt 1278 Marchfeld, 26. Auguſt 1346 Erécy, 26. Auguſt 1444 St. Jakob an der Bios, 26. Auguſt 1813 Katzbach, Dres⸗ den, Gadebuſch, 27. Auguſt 1626 Lutter am Barenberg, 27. Auguſt 1813 Hagelberg, 29. Auguſt 1526 Mohacs, 29. Auguſt 1813 Culm, 30. Auguſt 1813 Nollendorf. In die Hundstage 1870 fällt die Schlachtenfolge, die mit der Kapitulation Sedans und der Gefangennahme Napoleons III. abſchließt: 14. Auguſt Colombey-⸗Nouilly, 16. Auguſt Vionville-⸗Mars la Tour, 18. Auguſt Gravelotte⸗ St. Privat, 29. Auguſt Nouart und Voucg, 30. Auguſt Beaumont, 31. Anguſt Noiſſeville. Ebenſo fällt die Zu⸗ ſpitzung der Entwicklung, die zum Weltkrieg führte, und die Folge der erſten Kämpfe des Jahres 1914 mit den Hundstagen zuſammen. Am 23. Juli ſtellt Oeſterreich der ſerbiſchen Regierung ſein Ultimatum, am 25. Juli erfolgt die ſerbiſche Mobilmachung, am gleichen Abend Oeſter⸗ reichs Teilmobilmachung gegen Serbien. Am 28. Juli er⸗ klärt Oeſterreich⸗Ungarn an Serbien den Krieg, am 29. beginnen die Feindſeligkeiten mit der Beſchießung von Belgrad. Am 30. Juli mobiliſiert Rußland ſeine geſamte Wehrmacht, am 31. Oeſterreich-Ungarn, und Deutſchland verhängt den„Zuſtand drohender Kriegsgefahr“. Der 1. Auguſt bringt die Mobilmachung Frankreichs und Deutſchlands und die Kriegserklärung Deutſchlands an Rußland; am 2. Auguſt macht England ſeine Flotte mobil, 2 55 1 Olympia ⸗Ausklang. Teilausſchnitt vom Olympiaſtadion während der Schluß⸗ feier, wenige Minuten 28 dem Erlöſchen des olympiſchen euers. am 3. ſein Landheer; am gleichen Tage erklärt Deutſch⸗ land an Frankreich, am 4. Auguſt England an Deutſchland den Krieg. Mit dem zweiten Teil der Hundstage beginnen die erſten kriegeriſchen Ereigniſſe: 9. und 10. Auguſt Mül⸗ hauſen, 11. Auguſt Lagarde, 17. Auguſt Stallupönen, 18. Auguſt Weiler und Perwetz. Die letzten Auguſttage bringen die erſte Entſcheidungsſchlacht des Krieges, die Schlacht bei Tannenberg. Die Hundstage 1916 fallen noch zuſammen mit den heißen Kämpfen der erſten Wochen der Sommeſchlacht, und die große Wende des Krieges im Jahre 1918 beginnt mit der letzten deutſchen Offenſive des Weltkrieges vom 15. Juli, der unmittelbar anſchließend am 18. die Gegenoffenſive Marſchall Fochs folgt. Der 8. Auguſt 1918 iſt nach Ludendorffs Worten der„ſchwarze Tag in der Geſchichte des Weltkrieges“. Der nüchterne Verſtand wird verſuchen, die Erſchei⸗ nung auf einfache Weiſe zu erklären, nämlich entweder mit dem ſo gern berufenen„Zufall“ oder damit, daß die Zeit des beſten und regelmäßigſten Wetters des Jahres auch„die für die Kriegführung bei weitem günſtigſte“ ſei. Und dieſe letztere Anſchauung iſt gewiß nicht falſch. Aber auch wenn ſie die zutreffende Erklärung des Phä⸗ nomens ganz enthalten ſollte, ſo wird damit doch wieder, ſozuſagen„andersherum“, dem Volksglauben beſtätigt, daß die Hundstage die Zeiten großen Schickſals ſind. Die nüchternen und ſachlichen Tatſachen ſind es, die das Schick⸗ ſal geſtalten. Gage mir, was du—— ißt Vernunft auch beim Eſſen. Die„Ernährung“ iſt für die Erhaltung der Volks⸗ geſundheit und Volkskraft von lebenswichtiger Bedeutung. Die Art und Weiſe, in der ein Volk gewohnt iſt, ſich zu ernähren, entſcheidet nicht nur über ſein körperliches Wohlbefinden, ſondern ſie muß naturgemäß auch weſent⸗ lich auf ſeine geiſtige Geſundheit einwirken. Man kann getroſt ſagen, daß es Hunderttauſende von Menſchen gibt, die keine Ahnung davon haben, daß es ihre empfind⸗ ſamen Magennerven ſind, denen ſie ein fortdauerndes Gefühl des Unbehagens und die daraus folgende peſſi⸗ miſtiſche Grundſtimmung zu verdanken haben. Daß ſich unſere Küchenordnung ſeit Jahrhunderten kaum geändert hat, weiſt allein ſchon auf eine Hilfloſigkeit, wenn nicht Gedankenloſigkeit hin, deren bedenkliche Folgen erſt heute eingeſehen werden. Die inſtinktive Sicherheit, mit der der Wilde oder Bauer nach den richtigen Nah⸗ rungsmitteln greift, iſt vor allem den Bewohnern der großen Städte verlorengegangen. Seit die Wiſſenſchaft erkannt hat, daß wir uns mit der althergebrachten Er⸗ nährungsmethode eine Reihe von Krankheiten angezüchtet haben, die unſere Vorfahren nicht kannten, iſt auch der Kampf um die Erkenntnis der dem menſchlichen Körper natürlichen Nahrungsbedingungen entbrannt. Die exakte Forſchung will den ſtark geſchwächten Inſtinkt erſetzen. Die Ernährung muß von Grund auf erneuert wer⸗ den! Unſere heutige Zeit ahnt noch nicht, welche Bedeu⸗ tung der Ernährung zukommt. Die meiſten überfüttern ſich mit Fleiſch mit Erſatz von Nahrungsmitteln, die er⸗ müdeten Körper werden mit Koffein, Nikotin, Alkohol auf⸗ gepeitſcht, die Nerven von morgens bis abends durch Sor⸗ gen und Arbeit belaſtet. Man wundert ſich dann, daß die Menſchen mit 50 Jahren oder noch früher, alſo auf der Höhe ihres Lebens, vielfach wie Greiſe ausſehen, daß die Krankenhäuſer gefüllt ſind, daß Krebs⸗ Gallen⸗ und Leberkrankheiten, Darmtätigheit zu wahren Volksſeuchen geworden ſind. Unſere Nachkommen werden einſt er⸗ ſchauern, wenn man ihnen von dieſer, unſerer heutigen Lebensweiſe erzählt. Wer ſchwere körperliche Arbeit zu leiſten hat, dem wird Fleiſch durchaus bekömlich ſein. Der geiſtige Arbeit und der Gefangene der Büroräume aber müſſen den Fleiſchgenuß einſchränken, weil ſonſt ihr Körper durch überflüſſiges Eiweiß verſchlackt wird. Vor allem aber müſſen Schwerarbeiter und Kopfarbeiter Gemüſe, Früchte Salate zu ſich nehmen, um Blut und Drüſen, um dem ganzen Körperhaushalt die erforder⸗ lichen Vitamine, Mineralien und Salze zuzuführen, die in der Fleiſchnahrung nicht enthalten ſind, und deren Ausfall ſchwere körperliche Schädigungen im Gefolge hat. Bei voller Avitaminoſe, wie der Fachausdruck lautet, werden die Verbrennungen in den Körperzellen vermin⸗ dert, und gleichzeitig ſinkt ſelbßverſtändlich die Wärme⸗ bildung im Geſamtkörper. Die Nahrung wird nur un⸗ vollſtändig verbrannt, der Körper mit Schlacken, die nicht ausgeſchieden werden, überlaſtet. Um die mangelnde Ver⸗ brennnungstätigkeit auszugleichen, greift der Körper ſeine Vorräte an. Die ſeltſamſte Erſcheinung, die bei dem Mangel ſämtlicher Vitamine in der Nahrung hervorge⸗ rufen wird, iſt eine fortſchreitende Abmagerung trotz reichlichſter Nahrungszufuhr. Man hat Verſuche mit Hun⸗ den gemacht, indem man ihnen täglich das genau ab⸗ gewogene Nahrungsquantum reichte, das für ihre Er⸗ nährung nötig war. Ihr Körpergewicht konnte ſo be⸗ liebig lange Zeit in unveränderlicher Höhe gehalten wer⸗ den. Nun zerſtörte man plötzlich alle Vitamine in der Nahrung. Zwar wurde die Nahrung verdaut und durch die Blutbahn der Körperzellen zugeführt, aber trotzdem magerten die Tiere bis auf das Skelett ab und ſtarben ſchließlich. Nichts veranſchaulicht beſſer, als dieſe Ver⸗ ſuche, welche wichtige Rolle die geringen Mengen der Vitamine bei der Lebenserhaltung der tieriſchen Körper ſpielen. Es dürfte heute allgemein bekannt ſein, daß es die Pflanzenkoſt iſt, welche in reichem Maße die Vitamine enthält, während die tieriſche Nahrung nur ſo viel liefert, wie das Tier von den Pflanzen erhalten hat. Wohl iſt ſchon viel damit getan, wenn die Speiſekarte ſo zuſammengeſetzt iſt, daß der Tiſch vorwiegend mit vitaminreicher Nahrung beſetzt wird. Aber auch die Art der Zubereitung und Darreichung muß mithelfen, daß die Nahrung von dem Körper bereitwillig ausgewertet wird. Die durch Jahre hindurch geübte Gewohnheit des Großſtadtmenſchen, der ſich noch nicht einmal für ſeine Mahlzeiten Zeit läßt, ſein Eſſen haſtig und unaufmerk⸗ ſam zu ſich zu nehmen, genügt allein, daß eines Tages ein Verſagen der Magennerven und der damit verbun⸗ denen Magenabſonderung eintritt. Verſuche haben er⸗ geben, daß eine freudige Stimmung den Magenſaftfluß ſteigert, während ſchlechte und nervöſe Stimmungen ihn verlangſamen, wenn nicht ſogar zum Verſiegen bringen. Trotz des modernen Arbeitstempos und gehetzten Daſeins müſſen wir uns daran gewöhnen, unſeren Mahlzeiten mehr Zeit und Ruhe zu widmen. Es iſt ferner durchaus nicht gleichgültig, an welchen Orten wir das Frühſtück oder Mittageſſen zu uns nehmen. Wenn wir ermüdet von der Arbeit an einem unfreundlichen und ungepflegten Ort gleigültig und freudlos unſere Nahrung zu uns neh⸗ men, ſchädigen wir uns nachweisbar. Selbſt im Alltag können wir eine Tiſchkultur nicht entbehren, und je mehr Pflege wir auf ſie verwenden deſto ſegensreicher wird ſich ihre Wirkung auf unſer Wohlbefinden auswirken. Auch im Jahrhundert der techniſchen Allmacht des Menſchen können wir nicht unge⸗ ſtraft gegen die Naturgeſetze handeln. Wenn wir von anderen Dingen ſo in Anſpruch genommen ſind, daß wit keine Zeit haben, auf die Naturpflege zu achten, und nach ihrer logiſchen Ordnung zu handeln, bleiben wir doch ihren Folgerungen unterworfen, und unſere Blind⸗ heit wird uns nicht vor Schaden ſchützen. Eines hat ſich ſeit Jahrtauſenden kaum geändert: Der Menſch iſt, was end wie er ißt. er Gaunertrick von ehrwürdigem Altar Wohl den meiſten Menſchen iſt die Geſchichte von dem romantiſchen Schatz in Spanien zu Ohren gekommen. Eines Tages flattert ein Brief vom Ausland ins Haus der angeblich von einem Gefangenen ſtammt, der irgendwo in einem Kerker ſchmachtet, aber das Geheimnis um einen vergrabenen Goldſchatz im Werte vieler Millionen kennt. Der Empfänger des Briefes wird meiſt aufgefordert, eine beſtimmte Summe einzuſchicken, um entweder Schweige⸗ gelder an die Gefängniswächter oder auch das Honorar für den Verteidiger bezahlen zu können. Dafür wird ihm ein Rieſenbetrag, manchmal auch die Hälfte von dem Mil⸗ lionenſchatz verſprochen. Natürlich ſehen die Dummen nie⸗ mals auch nur einen roten Pfennig wieder. Intereſſant iſt jedoch, daß dieſer Gaunertrick ſchon auf das wahrhaft ehrwürdige Alter von über 140 Jahren zu⸗ rückblickt. Im Jahre 1797 kamen Sträflinge des franzö⸗ ſiſchen Gefängniſſes Vicotre auf den Gedanken, ſelbſt aus der Haftzelle heraus noch Betrügereien zu verüben. Sie verfaßten einen Brief des Inhalts, daß der Diener eines Edelmannes, der wegen der Revolution auswandern mußte, eine mit Gold gefüllte Kaſſette in einem Verſteck zurückgelaſſen habe, nun aber in einem Gefängnis ſchmachte. Um ihn zu befreien, ſei ein gewiſſer Betrag nötig. Der edle Stifter dieſes Betrages werde die Hälfte des Goldes erhalten. Offenbar muß ſich das Gauner⸗ geſchäft gelohnt haben, denn immer wieder tauchten der⸗ artige Briefe im Laufe der Jahre auf. Sie erhielten ſogar einen Namen und ſind den Kriminaliſten als„Briefe aus Jeruſalem“ wohlbekannt. Natürlich wird der Brief im⸗ mer wieder den neuen Verhältniſſen angepaßt. In neue⸗ ſter Zeit beobachtete die internationale Polizei, daß ſolche Briefe aus angeblich ſpaniſchen Kerkern ſtammen, in denen den Einſendern des Geldes die Aushändigung beſtimmter Dokumente verſprochen wird, mit denen man den Anſpruch auf Millionenvermögen erheben kann. Wie der Negus lebt Es iſt ſtill geworden um den Negus von Abeſſinien, deſſen Name mehr als ein halbes Jahr lang im Mittelpunkt des Weltintereſſes ſtand. Dieſer Tage feierte der unglück⸗ liche Kaiſer ſeinen 45. Geburtstag in ſeinem Londoner Hotel. Ein Reporter, der den Negus an dieſem Tage beſuchte, war überraſcht, zu finden, daß der Negus ſeine Lebenshaltung pöllig verbürgerlicht hat. In der erſten Zeit nach dem Kriege, als der Negus offenbar noch daran glaubte, wieder den abeſſiniſchen Thron beſteigen zu können, hatte er näm⸗ lich einen zwar kleinen, aber immer noch offiziellen Hof⸗ ſtaat um ſich gehabt. Auch jetzt leben noch außer ſeiner Familie der bekannte Ras Kaſſa, ſein Arzt und einige Leib⸗ gardiſten bei ihm. Der Negus lebt ſo zurückgezogen, daß ſogar die Hotel⸗ angeſtellten ihn oder jemand aus ſeiner Umgebung zuweilen drei Tage lang nicht zu Geſicht bekommen. Wenn der Negus das Bedürfnis nach einem Spaziergang hat, ſo geht er nachts aus, um kein Aufſehen zu erregen. Trotzdem begleitet ihn auch dann unauffällig ein Beamter des Scotland-⸗Yard. Selten zeigen ſich auch die Kinder des Negus, die den Som⸗ mer in einem britiſchen Seebad verbringen. Laſſen ſie ſich einmal ſehen, ſo ſind ſie auch heute noch ſofort der Mittel⸗ punkt des Intereſſes. Märchen— ohne„Happy end“ Das Armenviertel von Budapeſt hat oder vielmehr hatte bis vor kurzem ſeine gute Fee. Die Aermſten der Armen erhielten eines Tages Pakete mit allerhand ſchönen Dingen zugeſchickt. Kein Abſender ſtand auf dem Palet, wohl aber fand man in dem Paket einen Zettel mit den Worten:„Forſchen Sie nicht nach, wer Ihnen dies ſchickt, ſondern freuen Sie ſich an dem kleinen Geſchenk!“ Das wurde auch reichlich getan, zumal es nicht bei der einen Liebesgabe blieb, ſondern jede Woche ein neues Palet ſich einfand. Die Sache ſprach ſich natürlich ſchnell herum. Die Frauen auf den Straßen und auf dem Markt ſprachen von ihrer„guten Fee“, und das Rätſelraten war groß, wer der Abſender oder die Abſenderin ſein könnte. Vielleicht irgendein Prinz oder eine Prinzeſſin? meinten die einen, Vielleicht jemand mit einem ſchlechten Gewiſſen? rieten die anderen. Als die Zeitungen anfingen, ſich mit den geheimnisvollen Wohltaten zu befaſſen, wurde das Ge⸗ heimnis ein wenig gelüftet.„Ich habe“, ſchrieb die Ab⸗ ſenderin in einem der nächſten Pakete,„kürzlich eine große Summe in der Lotterie gewonnen— auf Nummer 207338 — und da ich es für eine Sünde halte, ſo leicht erworbe⸗ nes Geld für mich allein zu behalten, ſende ich an alle Armen Pakete. Aber forſchen Sie nicht nach, wer ich bin!“ Das Motiv der Liebesgaben war nun zwar nicht ſo romantiſch, wie man erwartet hatte, aber ſchließlich tat das dem Vergnügen keinen Abbruch. Eines Tages aber blieben die Pakete aus. Sollte die Abſenderin ihren Gewinn ſchon losgeworden ſein? Be⸗ greiflicherweiſe begann man jetzt nachzuforſchen, und der Erfolg war, daß ein paar Tage ſpäter ein gewiſſer Szan⸗ tos aus dem Armenviertel von ſeinen Nachbarn furcht⸗ bar verprügelt wurde. Szantos hatte ſich nicht an die Mahnung gehalten, irgendeine Art und Weiſe hatte er in Erfahrung ge⸗ bracht, wer die Wohltäterin war— eine Frau übrigens, die bis zu ihrem Lotteriegewinn ebenfalls mittellos ge⸗ weſen war— und er hatte ſich nicht geſcheut, ſich direkt an die Wohltäterin zu wenden und ihr auf geſchickte Weiſe beträchtliche Summen abzuſchwindeln. Die Dame mit dem Lotteriegewinn hatte daraufhin ihre Sendungen eingeſtellt, nicht, weil ſie alle ihre Schützlinge für die Ge⸗ meinheit des Herrn Szantos verantwortlich machen wollte, ſondern weil ihr nunmehr das Geld wirllich knapp geworden war. So fand ein modernes Großſtadtmärchen ein vor⸗ zeitiges Ende. i 0 1936 Nr. 34 % ß dem See, in dem wir ſchwammen, erſchien mir wie ein Plelbne efbenſeg gun usbeſed Zanpfeg gun nackgcp! e eue unuulre ru bunglod vu pnbemequn 45 eim quvn ein a0 ug eee nag eue ur pi gun nenen dh een e eee ee eee ent e ⸗Hampuun ur gun Jcpaaegeg a0 aq noa zva 1 Peshcp 489 aeg jozung apa pug me gun Acplloch uteufel uf espne sc zehn nen uoa»dupch aufe ueguvl vc „fuscpeackhh ne ueußgg mu Nungz use zean agen schu umbau oplunm“ :usbof nd mug Alva eig A hee ep; ne uouſef ug u den ech ee e e bee e e ne usgunpnane scp z sn an gen get dec sog A ag dun eee e en eee az oled gun „ udnecduv meg ne ae chu bigock pan agllocpe Uegueznegegun uteg ne jgoq eg aa uch anl foyvgz anu uudg dig ales duhonpg eue oi cz i! aun bonplunzz ueufel vB oda ueuuſbeq ueqeg Seen e bun ener eee eie ola uteg uv bo usg eillech un en golf ol uud aecpinnec Spa nvag aeg u een ee een ne spaiſe bzuecoſueqe il aeg uf eagge bur eg zen uup zes aeg gg ang act u sz zune ee ea o un cvag uupg aeqiz geh uegeea Megaepie anbauen mog eh gun onnaschgea e be eee n e e eee eee e ehe 4 une ob olhuge guck auzeg 8e ud an uu unis ab jugocgeb uesgeleg ne 400 uu ue: afaerbea apigz auge use zinagz uelleg u! ub us uuvp c use wan sog ojuucg uonejanzea Mueiqlvnng uin unngech scphunvz euse ug geuelc aeg agu piu aba sa Spvackl agen vg aeg olle aeg ann agen ann een ee ee enz eig ne eee „lol uspoacdc“ a0 iqvleg„ausgeht amn 0a ee umnavcn Auen a 7 seu eignes spaiſe ueuubgeg uebnzz duse g fab scan Ihle) ue„jegunach eus Jgd sd“ ugennc po dag Inv ogupc ue die; gun aao ae gent„,denn“ „ öpgun ueogeg pn an nb ci eig gun“ „iuebpemcplada uu eg es“ „ daunag) erh e een in ben e n eee eee e e eh uoqpoachh uoavg agen Ic ehen n“ zebol gun megbinbqpfeſg ane hi buvcne ueunmolne zva on oi old uegaem nd uohjon ns 00 usage gnueg moglctuuvag sohnun einp; uud anvaß uv anu en aof ac cu gupzieg ae ufo) Cuszoqaea ꝓnagqpozg) „ettpiu uueg ig ueſeinea: ußel chu uunz s“ udupaz ue en ec ee„ce e ee een nnen“ „leleheuuz usempas“ eee e eee„dee gent cu sun ac uus I gelleg use 8e negz“ ius use on eigenea Huvag eil u 4e aeg un ezönlech eic 8 ebene„eg“ ada uit ur go aufez aub! usnogß pu zn] ee„—— lem—— nog“ „udo usgeb au uca gef due ie neee e eie bo uuvg“ Acageg upnbeß on eigeack„uegueg qui udca svause ol inu eg useuugf eig“ davc usgoilos uc ada usb Bungei e usqusueig zeufel anu dn go nac uueg a0 diqnvid oc) gegoag) uv eſeheuunz ug gol ueponcplae „Und ennag pou uezlockaglope use sgh d qun— ueugg uoa jaogz sebieuse uch Bungecpinegz dig ueugg egeb i aeg“ Onjcpl icplloch use] gegn eheaunjg aufe qusagpc 440] Jene 40 aan„gent sun uelphhne queumeg aeg uegeb 8e uuvg quviſun ususe anzez zuecieu ne piu Igpjuvaea eie svn uvzeb spanſe qusb c ooch I upazeb og ep egoch“ epeacklgenec spin on gen ae 4e „ uUo lav no“ „Sud qob ed eq use ne jomufe ei og oog p ueq og juuenjeb sun auc gef agent aan ue unn er et 1 uegnvich zasguvura u nocgundag due aq uegench! unaom ch eie uhu l uuplupe gui eic“ usuugz nd usgagat uepoaqaegun ꝓuqueonzz usgel ade epa so a oppackl Bulvc „eunaogz zusbuvboß mum uda ol ee auf uinaogß“ oa piu qupch da qvb gun ad oem„ueqog gene aequvusenm gag uv ai oi uellebgea iu uegunzsg eig uupz cps“ udagq ne cpu ab oog dag ue uscplecisno pig uisufel n egal„zusage an so—— sog“ aubc dig ug eiplea 81 up blan va en ug uehnzz usnvig dufe] dpne gunzch ue pfejg ava 460 „Haeipicß uleimpa ene ehe echt eg t eg ueflabd ciahn gam se apm ꝙpanzvg aeqnung uso us u en bud audeugeuueunuolns mega on CHunge log) une e' uga uvulsozs eee ee een r c „oi apa 26 75. 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F Sahl gun onuenzea and uezun ug mu 0 vg pnjbun o i lei— snzaſg bunzcpemquz ane jp uszheſck aug — Uogleg ne joaupg dug gaelgz us pnlaegz uleg 1e ple aogechand sv Gnaglck uuvg sic bor og bigger . gun uno 8e bg uenctlaga gobunch za uuech ufs olnvc u anu sun usquvl gun ungah poaeqn bor uobup; use ueg sun aim use— e gun puch zel oaebunl dap jdeae guiel suv— lag ng solgvavgß ue en wee eee eee e eg e ee ed „Draußen wurden Stimmen laut. Ein eiliger Schritt näherte ſich der Tür. Robert Schmidt ſtand auf der Schwelle. Einen Augenblick ſchaute er verdutzt auf den fremden Mann, dann auf Annelieſe, eilte dann aber, dem Unbe⸗ kannten einen knappen Gruß zunickend, auf Annelieſe zu und ſchüttelte ihr die Hand. „Herrlich, daß ich Sie noch antreffe! Ich dachte ſchon, Sie ſeien fort. Ich bringe hier nämlich meine Berliner Zeugniſſe. Wenn Herr Pereira ſie ſieht, weiß er doch we⸗ nigſtens über mich Beſcheid. Wollen Sie?“ „Gern,“ nickte ſie, froh über die Unterbrechung.„Geben Sie ſie her. Das war ein guter Gedanke.“ „Heute abend komme ich zu Ihnen und frage nach, ja?“ Er ſolle nur kommen, ſagte Annelieſe, aber im Au⸗ genblick habe ſie für ihn leider keine Zeit. Er müſſe ſchon entſchuldigen. Nein, meinte Schmidt aufgeregt, er wolle auch gar nicht weiter ſtören. Er habe nur die Zeugniſſe bringen wollen. Er drückte ihr die Hand, lachte ſie hoffnungsfreudig an und ging, nachdem er noch einmal verſtohlen und doch neu⸗ gierig zu dem Mann in Livree hinüber geblinzelt hatte. Das Auftauchen eines unbekannten Landsmannes, der Annelieſe ſeit langer Zeit zu kennen ſchien und deſſen Be⸗ ſuche ſie ſogar mit einiger Regelmäßigkeit zu empfangen ſchien, bohrte ſich wie ein Stachel in Carſtens Herz. Daß er auch nicht ein einziges Mal daran gedacht hatte, daß ein Mann die„Gründe“ verkörpern konnte, über die Annelieſe ſich mit ſo ſeltſamer Hartnäckigkeit ausſchwieg! Das alſo war es! Das alſo! Bitterkeit befiel ihn, Zorn, raſende Eiferſucht. In ſeinem beherrſchten Geſicht zuckte kein Muskel, aber in ſeinem In⸗ nern tobte ein Sturm, ein Orkan. Ihr Herz war nicht mehr frei.. das alſo war der Grund! Sie liebte einen anderen. Mit ihm aber, dem Diener, hatte ſie nur geſpielt. So war es und nicht anders! Carſten war bleich geworden. Worte drängten ſich auf ſeine Lippen. Gar törichte, harte, leidenſchaftliche, unnütze Worte. Aber ſein Mund ſchwieg. „Bitte, Herr Carſten,“ ſagte Annelieſe, und wunderte ich ſelbſt über die Ruhe ihrer Stimme,„was iſt denn bei ereiras geſchehen? Warum ſoll ich hinkommen?“ Ihre Gelaſſenheit reizte ihn— „Sie ſcheinen beſſer darüber Beſcheid zu wiſſen, als ich,“ gab er mit erzwungener Kälte zurück,„denn wie ich ſoeben hörte, ſtanden Sie ja im Begriff, Herrn Pereira ſelbſt aufzuſuchen.“ 7 „Ja, aber in einer ganz anderen Angelegenheit!“ Er zuckte die Schultern und ſchwieg beharrlich. „Sie ſollen es mir alſo nicht ſagen...“ „Ich kann Ihnen nichts ſagen,“ verbeſſerte er. Die kühle Förmlichkeit, die er plötzlich an den Tag legte, ſchmerzte ſie, obwohl ſie ſich den Umſtänden nach dar⸗ über hätte freuen ſollen. Sie kaute unſchlüſſig auf der Unterlippe. „Herr Carſten,“ ſagte ſie,„Sie zürnen mir. Ich weiß es. Aber ich kann wirklich nicht anders ſprechen als ich es eben getan habe.“ „Gnädiges Fräulein haben gewünſcht, nicht mehr über dieſen Punkt zu ſprechen, und ich glaube, gnädiges Fräu⸗ lein haben damit vollkommen recht.“ So gekränkt war er alſo... ſo gekränkt! Annelieſe fühlte einen wehen Stich im Herzen. Aber dann warf ſie den Kopf zurück. Es mußte ſein. es mußte ſein. vielleicht war es ſogar gut, daß er Zorn gegen ſie hegte. Um ſo raſcher würde er dann über dieſe Stunde fortkommen! Die Tränen waren ihr nahe, aber ſie lächelte tapfer, als ſie ſagte:„Alſo gut, ich werde kommen.“ „Aber, bitte, ſofort. Ich habe ausdrücklich den Auftrag bekommen, Sie mitzubringen.“ Sie fügte ſich. Während der langen Fahrt ſprachen ſie kein Wort mit⸗ einander. Carſten ſaß am Steuer unbeweglich, den Blick ſtarr geradeaus gerichtet, ein Tempo anſchlagend, das Annelieſe mehr als einmal entſetzte. Aber es geſchah nicht der geringſte unangenehme Zwiſchenfall. l Erſt als Carſten in die Straße einbog, an derem Ende ſich die ſchloßartige Villa erhob, brach er zum erſtenmal das Schweigen: „Fräulein Pichler... ich...“ Aber da ſagte ſie, hochrot im Geſicht, doch in feſter Ent⸗ ſchloſſenheit:„Wir wollen wirklich nicht mehr davon ſpre⸗ chen, Herr Carſten!“ Seine blauen Augen ſchoſſen Blitze. Er gab Gas. Der Wagen fegte die Straße hinauf. „Herr Carſten!“ ſchrie ſie angſtvoll auf. Er nahm die Kurve am Parktor, ohne das Tempo zu mildern. Anelieſe ſchlug die Hände vor das Geſicht. Aber der fürchterliche Zuſammenſtoß mit der Mauer, den ſie er⸗ wartet hatte, blieb aus. Der Wagen ſtürmte auf die Villa zu, wo er hart am Fuße der Freitreppe mit kreiſchenden Bremſen hielt. „Bitte,“ ſagte Carſten und öffnete, die Mütze abneh⸗ mend, den Schlag. Als ihr Blick ſein Geſicht ſtreifte, ſah ſie, daß es fahl geworden war. Da preßte ſie ſeine Hand. „Ich darf doch nicht!“ ſtammelte ſie.„Großer Gott.. begreifen Sie mich denn gar nicht?“ Dann ſtürzte ſie fort... die Treppe hinauf. Hoben bereits erwarket von einem der Diener, der ſie augenblick⸗ lich ins Haus führte. 13. Kapitel. 9 Dora. Dora Pereira war kaum wiederzuerkennen. Ungeſchminkt, die Augen verweint, bot ſie einen An⸗ blick, der Annelieſe erſchreckte. Es war, als ſei plötzlich eine Maske gefallen, hinter der ſich ein ganz anderes, ganz fremdes Geſicht verbarg. „Dieſer Skandal!“ rief ſie.„O, dieſer unglaubliche Skan⸗ dal!“ Sie lachte vor Wut.. weinte. ſtanmpfte mit dem Fuße auf.. ſtand keinen Augenblick ſtill. Es war ſchreck⸗ lich anzuſehen. Ein ſcharfer Parfümgeruch erfüllte den Raum, die Vorhänge waren halb herabgelaſſen, es war nicht hell, nicht dunkel. i Annelieſe vergaß, was ſie ſelbſt im hohen Maße bewegte. „Frau Pereira!“ entfuhr es ihr.„Was——7“ Dora lachte ſchrill.„Er iſt wahnſinnig geworden!“ keuchte ſie. „Stellen Sie ſich das vor. Ich ſoll ihn mit Cadini be⸗ trogen haben! Mit Cadini!“ Ihr Lachen hallte mißtönend durchs Zimmer.„Haben Sie ſchon jemals einen ſolchen Un⸗ fug gehört? Aber er redet es ſich ein!“ Annelieſe ſtarrte die Erregte an. „Ihr—— Ihr Gatte?“ „Ja—— doch—— wenn ich nur wüßte, wer ihm das erzählt hat!“ ſich trat ſie plötzlich auf Annelieſe zu und preßte ſie an ſich. „Sie müſſen mit ihm ſprechen und ihm dieſen Wahn⸗ witz ausreden! Es iſt ja zum Lachen, wie ernſt er dieſen Klatſch nimmt!“ 1% verſuchte zu lächeln. Ihr war das alles ſehr peinlich. „Ihr Herr Gemahl wird ſeinen Irrtum gewiß raſch einſehen.“ „Einſehen?“ Dora fuhr zurück, gereizt wütend, Haß im Blick.„Trennen will er ſich von mir jawohl, mich vor die Tür ſetzen... mich hinausjagen.. das will er!“ Sie ballte die kleinen Hände zu Fäuſten und ſchrie:„Ein Lump iſt er, ein Egoiſt, wie er im Buche ſteht. Er denkt, er kann mich jetzt fortwerfen, weil ihm eine andere Frau in der Naſe ſteckt. Aber da ſoll er ſich irren... mit mir kann er ſolche Geſchichten nicht machen!“ Annelieſe erbleichte. „Frau Pereira,“ murmelte ſie tonlos,„Sie ſind ſehr erregt... Sie ſollten ſich mehr ſchonen. das Mißver⸗ ſtändnis wird ſich aufklären, muß ſich ja aufklären!“ „Muß.. muß!“ Dora lachte zornig.„Darum habe ich Sie ja hergebeten! Sie werden zu meinem Mann gehen und mit ihm ſprechen, ja? Heute noch ſofort! Ullrich wird Sie ins Büro zu ihm fahren.“ Fortſetzung fol.) Von Thes Rose Der junge Mann in dem Abteil machte den Eindruck eines Menſchen, der durchaus wußte, was er wollte. Er half Viktoria mit vollendeter Höflichkeit beim Einſteigen und verſtaute ihre Koffer ſo geſchickt im Gepäcknetz, daß ſie ſelbſt keinerlei Sorgen mit ihnen hatte und ſich alſobald in die bequemen Polſter zurücklehnen konnte. Sie betrachtete durch das Fenſter die Umgegend, ſah, eben der Großſtadt entronnen, Wieſen im herbſtlich fahlen Kleid, ſah Wälder, die in der Nachmittagsſonne wie mit goldenem Schimmer überpudert wirkten. Das war ſo ganz nach ihrem Herzen. Der junge Mann ſchien ſich zu langweilen, denn er machte den Verſuch, eine Unterhaltung anzuknüpfen. Sie fahren wohl auch nach Immenſtadt?“ fragte er. Viktoria, in ihrer der Stadt entrückten Stimmung, war freundlich und antwortete ſachlich: „Jawohl, ich fahre nach Immenſtadt.“ „Geſchäfte?“ i „Nein, ich habe Verwandte dort, die ich beſuche.“ Der junge Mann war ganz Ohr. 8 „Sehr ab le glauben gar nicht, wie ſehr ich Sie beneide, daß Sie auf Beſuch fahren können. Unſereinen hält das Joch der Pflicht.“ Viktoria ſah auf. „Joch der Pflicht? Das verſtehe ich nicht ganz. Mir war die Pflicht immer willkommen, ich habe ſie nie als Joch an⸗ geſehen.“ Der Reiſegenoſſe ſchwieg. Ein ſonderbarer Charakter, dachte Viktoria. Ihm gefällt ſeine Arbeit nicht, und er nimmt ſie eben als ſchwer zu tragendes Schickſal, anſtatt froh zu ſein, daß er überhaupt welche hat. Vielleicht aber war er auch nur ein Schwätzer, der um einen Anknüp⸗ fungspunkt verlegen war. Es intereſſierte ſie, die Wahrheit zu erfahren. „Warum ſind Sie denn eigentlich unzufrieden?“ fragte ſie. „Weil keine Arbeit ihren rechten Lohn findet. Ich meine das im übertragenen Sinne. Ich habe Ihre Koffer in das Abteil gebracht, und Sie haben mich nicht einmal belohnt. Viktoria packte der Schelm. „Verzeihung,“ ſagte ſie raſch,„darf ich Ihnen 50 Pfen⸗ nige für Ihre Bemühungen anbieten?“ Er wehrte erſchreckt ab.. „Nein, nein, ſo war es nicht gemeint. Ich wollte damit nur ausdrücken, daß keine Arbeit recht bezahlt wird.“ „Wie meinen Sie denn das?“ „Er lächelte, aber dieſes Lächeln, das an einen Don Juan gemahnen ſollte, war fad. „Ich habe Ihre Koffer in das Abteil gebracht, und Sie ſollten mit der Münze zahlen, die Sie am beſten entbehren können.“ „Sie drücken ſich in Rätſeln aus. Welche Münze mei⸗ nen Sie denn?“ Das Lächeln verſchwand nicht. „Sie ſind eine ſehr ſchöne Frau..“ i „Da meinte ich, könnten Sie mich ſchon durch einen Kuß belohnen.“ Sieh da, dachte Viktoria, der junge Mann wird deutlich. „Ihre Philoſophie iſt zumindeſt eigenartig,“ ſagte ſie. „Sie verlangen, daß jeder Ihre Arbeit mit der Münze be⸗ zahlt, die ihm am meiſten zur Verfügung ſteht, halten mich nach Ihren eigenen Worten für eine ſchöne Frau und wol⸗ len einen Kuß von mir haben. Es beliebt Ihnen, ſo vor⸗ auszuſetzen, daß ich Ihnen meine Schuld in dieſer Münze bezahle. Gut, Sie ſollen Ihren Lohn haben. Aber ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß ich eine bedeutendere Wäh⸗ rung zu meiner Verfügung habe, und vielleicht haben Sie die Liebenswürdigkeit, mich in der mir paſſenden Münze zahlen zu laſſen. 5 Viktoria ſtand auf und öffnete einen kleinen ſchmalen Koffer. Der junge Mann ſah darin eine Anzahl von Piſto⸗ len liegen. Viktoria entnahm dem Koffer zwei von ihnen und ſetzte ſich wieder in das Polſter. Der ſunge Mann wurde um eine Schattierung bleicher. „Was iſt denn das?“ fragte er. „Meine Münze. Sie halfen mir mit den Koffern und verlangen einen Lohn, der in mei⸗ ner Münze bezahlt werden ſoll. Ich werde mir erlauben, Ihnen eine Zigarette aus dem Munde 1 ſchießen. Bitte, zünden Sie ſich eine an. Ich in nämlich Kunſtſchützin und habe eine unfehl⸗ bare Hand.“ g f „Laſſen Sie doch den Unſinn.“ „Haben Sie 12 5 Hören Sie, es kommt mir durchaus nicht darauf an, einem tapferen und ehrlichen Manne einen Kuß zu geben, aber für Feiglinge habe ich gar nichts übrig.“ Damit packte ſie die Piſtolen wieder weg. Der junge Mann aber ſuchte ſich ein anderes Abteil. In Immenſtadt traf es ſich, daß der junge Mann dabei war, als Viktoria von einem äl⸗ teren Herrn abgeholt wurde. „Ich habe dir deine reparierten Piſtolen wieder mit⸗ gebracht, Onkel,“ ſagte ſie.„Beinahe hätte ich eine Provi⸗ ſion damit bezahlt.“ Dabei ſah ſie den jungen Mann an. Der aber blickte weg. Denn der Feige hält nie den An⸗ blick der Wahrheit aus, und ſchon gar nicht den der ver⸗ paßten Gelegenheiten. 5 1 Für's ganze eben Eine Erzählung. Wenn ich in den Zeitungen von Unglücksfällen leſe, die durch Kinder verurſacht wurden, muß ich immer wieder an einen Spielkameraden meiner eigenen Jugendzeit den⸗ ken. an Hans Weber, den großen blonden Jungen mit den einſt ſo fröhlich blitzenden blauen Augen denſel⸗ ben Hans Weber, der nun, ſeit er inzwiſchen zwanzig Jahre älter geworden iſt, längſt das Lachen verlernt hat und es auch nie wieder lernen wird. Eine einzige törichte Viertelſtunde hat ihn für's ganze Leben zu einem freud⸗ loſen Menſchen gemacht, der nicht vergeſſen kann, was er einſt als Kind verſchuldete l So traurig Hans Webers Geſchi te iſt, ſo einfach iſt ſie auch, und ich muß geſtehen, daß ich ähnliches in all den vergangenen Jahren immer wieder geleſen und gehört habe. Hans Webers Eltern beſaßen einen ſchönen Bauern⸗ hof und meine größte Ferienfreude war es, wenn ich auf einige Wochen zu ihnen reiſen durfte. Das ſchöne Anweſen mit ſeinen Viehſtällen, Scheunen und zahlreichen Neben⸗ gebäuden, mit ſeinen Weiden, Bäumen und Büſchen und ———